1890 / 259 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

bei den Wahlen in einem Theile des Peloponnes und guf den Cyeladischen Inseln die Dpposition gesiegt; aus den übrigen Distrikten fehlen die Wahlresultate noch gänzlich, das Gesammit-Wahlergebniß läßt sich daher noch nicht über⸗ sehen. Die Stadt Athen wählte ministerielle und 8 oppo⸗ sitionelle Kandidaten.

; Serbien.

Belgrad, 26. Oktober. Der König Milan, welcher sich . ins Ausland begiebt, empfing heute den Minister bes Auswärtigen und erklärte demselben gegenüber, daß viele seiner Aeußerungen entstellt und übertrieben wieder⸗ gegeben seien; er sei mit dem Zu stande des Landes und der Regierung zufrieden. Morgen werden sich die Minister von König Milan verabschieden. .

In Folge der jüngsten Ein fälle der Arnauten über— schritten Bauern aus dem Dorfe Truovica die türkische Grenze, geriethen mit den Arnauten ins Handgemenge und nahmen denselben 50 Stück Kleinvieh weg. Die Regierung mißbilligte die stattgehabte Selbsthülfe und ordnete eine strenge Untersuchung sowie die Aufstellung eines Grenz⸗ kordons an.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Gerüchtweise wurde in diesen Tagen die Anfechtung der Mac Kinley⸗Tarifbill ge⸗ meldet. Dieses Gerücht bestätigt sich, dem „Hamb. Corr.“ zufolge, insofern, als die „New York World“ behauptet, man könne noch für viele Millionen Dollars Waaren einführen, ohne von Zollerhöhungen betroffen zu werden, da zahlreiche Importeure thatsächlich den gerichtlichen Weg beschritten, um die Gültigkeit der Bill anzufechten. Auch der New. Hork— Herald“ meldet, daß mehrere große amerilanische Handlungs⸗ häufer die Gültigkeit der Mac Kinley Bill wegen Form fehlers anfechten und gerichtliche Klagen auf Rück⸗ gabe der bisher auf Grund der Bill eingezogenen

ollgebühren einbringen. . ͤ

telle die Aussichtslosigkeit solchen Beginnens mit aller Entschiedenheit betont. So wird aus Washington berichtet, der Schatzsekretär habe dahin entschieden, daß das ganze neue Tarifgesetz durchaus gültig sei, obgleich sich heraus⸗ stellte, daß einige Kopisten irrig denjenigen Theil des Gesetzes, welcher den Tabackrabatt regelt, in dem vom Präsidenten unterschriebenen Exemplare ausließen. Der Schatzsekretär behauptet, es sei zwar der betreffende Theil des Tarif⸗ gesetzes ungültig, aber keineswegs das ganze Gesetz. Der Kongreß wird im Dezember vermuthlich ein Extragesetz an— nehmen, um den Fehler zu berichtigen.

Afrika.

Egypten. Kairo, 23. Oktober. Der Khedive ist nach einer ö Rundreise durch Unter⸗Egypten hierher zurückgehrt. Bei seiner Ankunft in Kairo wurde der Khedive begeistert vom Volke begrüßt. Die letzten egyptischen Mekka-Pilger sind in Suez angekommen.

Die von der britischen südafrikanischen Gesell⸗ schaft ausgesandte Expedition ist, laut Meldung des „R. B.“ aus der Kapstadt, in Mount Hampden, ihrem Bestimmungsort, angelangt. An die Mitglieder des Zuges werden in Gemäßheit des abgeschlossenen Kontrakts Schürf⸗ rechte vergeben.

Kunst und Wissenschaft.

Zur Ausführung photogrammetrischer Aufnahmen der Insel Helgoland traf am vergangenen Dienstag der Regierungs⸗ und Baurath Br. Meydenbauer aus Berlin dort ein.

Von den Meisterwerken der Holzschneidekunst“, welche die Verlagsanstalt von J. J. Weber in Leipzig herausgiebt, liegen uns die Lieferungen 139 144 vor. Sie bringen den 12. Band der Publikation zum Äbschluß und enthalten wieder eine Auswahl der nach Inhalt und technischer Ausführung hervorragend und bleibend werthvollen Tylographien aus der von der Firma verlegten „Illustrirten Zeitung“. Die Letztere bietet bekanntlich, wie sie allen bedeutenderen Tageßereignissen durch wörtliche und bildliche Schil⸗ derung folgt, auch stets eine Revue der besten und originellsten Werke der Malerei und Skulptur aus den jährlichen Kunstausstellungen. Diese nach getreuen Photographien von Meistern der Holzschneidekunst mit allen Mitteln hochvervollkommneter Technik ausgeführten Tafeln würden einer unverdienten Vergessenheit anheimfallen, wenn sie nicht in dieser Sonderpublikation gesammelt erschienen. Die Abzüge sind mit großer Sorgfalt auf Kupferdruckpapier hergestellt und übertreffen durch die Weichheit der Linien des Holzschnitts an Wirkung sogar manchen Kupferstich in der älteren harten Strichelmanier. Unter den Reproduklionen von Werken der Malerei finden sich hervorragende Namen aug älterer und neuerer Zeit. Andrea del Sarto ist vertreten durch die Madonna mit Heiligen in der Berliner Galerie, welche erst in neuester Zeit von den Schäden wieder befreit worden ist, die ihr eine ungeschickle U'bermalung zugefügt hatte, Carlo Dolce durch eine schöne Madonna aus einer römischen Privatgalerie. Von neueren Nünstlern finden wir Böcklin's „Pietâ“, eine Madonna von Theodor Grosse, eine heilige Cäcilie von Friedrich August Kaulbach; ferner an profanen Werken u. A.: Charlotte Wolter als Messalina von Makart, Luther auf dem Reichstage von Worms von Anton von Werner und Luther als Chorknabe bei Frau Cotta von Gustav Spangenberg. Unter den vielen Genrebildern verdient Anton von Werner's ‚Kriegs⸗ gefangen“ alg eines der anziehendsten besondere Hervorhebung. Aus dem Gebiet der Thiermalerei sei Otto Reckaagel's „Auerhahnbalz in Ober ⸗Steiermark' genannt. Die Landschaft ist in den vorliegenden Heften nur durch Zeichnung und Photographie vertreten; mittels letzterer sehen wir den Buarhrä bei Odde am Sörfsord, eine wilde, großartige Gebirge ⸗Landschaft aus Norwegen, vorzüglich wieder gegeben. Eine Reihe von Tafeln veranschaulicht bedeutendere neuere Werke der Skulptur, darunter das Landesdenkmal für die gefallenen Bayern in Wörth⸗Fröschweiler, von Prof. Rümann und Rudolf Wagner's Hochreliefs vom Grillparzer⸗ Denkmal in Wien. Auch der Architektur sind einzelne Blätter gewidmet; eines davon zeigt das prachtvolle Treppenhaus aus dem neuen Hofburg⸗Thegter in Wien. Selbst das Kunstgewerbe fehlt nicht; wenigstens ließe sich das präch— tige Boudoir der Königin von Rumänien im Karpathenschlosse Sinaja am Besten in diese Rubrik einordnen. Wir haben aus dem mannig⸗ faltigen und reichen Inhalt der letzten Lieferungen nur einiges be— sonders Bemerkengwerthe herausgegriffen, was geeignet ist, die Auf⸗ merksamkeit kunstliebender Kreise wiederholt auf diese sehr preiswerthe Publikation hinzulenken. Dieselbe erscheint in monatlichen Folioheften mit je 8. Bilderseiten und erklärendem Text zum Preise von 1 Zwölf Lieferungen nebst Titel und Inhalfeverzeichniß bilden einen Band, zu welchem eine künstlerisch ausgeführte Einbanddecke auf Ver langen zum Preise von 4 4 nachgeliefert wird.

Gleichzestig erschien in demselben Verlage eine 4. Auflage von der 1. Sammlung der. Meisterwerke der christlichen Kunst“, ebenso vollendete xrylographische Nachbildungen einer Reihe der be⸗ rübmtesten Gemälde älterer italien ischer, spanischer, niederländischer und deutscher Meister enthaltend. Wir nennen nur Rafael's sixtinische und die Madonna della Sedia sowie seine heilige Cäcilie, Lionardo da Vinei's Abendmahl, Tizian's Zinegroschen und Anbetung der

Dagegen wird an amtlicher

Engel, „Die heilige Nacht! von Corregio, das „Eece homo“ von Gulßo Reni, die Himmelfahrt Mariae von Murillo, die Kreujabnahme von Rubens und die büßende Magdalena von Battoni, Ferner sind vertreten Fra Bartolommeo, Annibale Carracei, Hans Holbein, Theodor Mintrop, Gabriel Max und Bern⸗ hard Plockhorst. Rembrandt's berühmte Radirung mit der Dar— stellung Christi als Krankenheiler (bekannter unter dem Titel als „Hundertguldenblatt“) ist in so überraschend wohlgelungener Weise faesimilirt, wie man es mittels der Holzschnitt Technik kaum für möglich gehalten hätte. Auch ein edles Skulpturwerk, die „Kreuz⸗ abnahme“ von Achtermann, ist vortrefflich wiedergegeben. Die schöne Sammlung kostet in Umschlag nur 2 t, in Carton⸗Mappe 3 M, in Leinwand⸗Mappe 5 .

Theater und Musik.

Königliche Theater.

In der morgigen Vorstellung des ‚Othello' im Königlichen Opernhguse sind die Damen Leisinger und Rothauser, die Hrrn. Sylva, Bultz und Stammer beschäftigt. In der Vorstellung der „Meistersinger! am Mittwoch setzt Frl. Malten ihr Gastspiel als Eva fort. Den Walther singt Hr. Gudehus, den Hans Sachs Hr. Betz. Die Vorstellung beginnt um 65 Uhr.

Ein Billetverkauf u der für Donnerstag auf Allerhöchsten Befehl 6 Fest⸗Vorstellung des Ballets „Der Seeräuber“ findet ni att. ö

Im Königlichen Schauspielhause geht am Mittwoch „Minna von Barnhelm“ in theilweiser Neubesetzung in Seene. Frl. Abich giebt die Franziska, den Just Hr. Kähle, den Wirth Hr. Eichholz, den Wachtmeister Hr. Pfeil, den Riccaut Hr. Grube.

Deutsches Theater.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗Weimar be⸗ suchte am Sonnabend die Vorstellung der „Haubenlerche“ und folgte ihr mit dem lebhaftesten Interesse. Während des Abends gab der Großherzog. Hrn. Direktor LArronge wiederholt seine außer ordentliche Befriedigung über die Darstellung kund und beauftragte ihn zum Schluß, auch den Mitgliedern seine Anerkennung auszu—

sprechen. Berliner Theater.

Theodor Herzl's „Bernhardiner“, dessen Erstaufführung in Folge der Erkrankung Frl. Butze s verschoben werden mußte, geht nunmehr nach der Genesung der Künstlerin bestimmt Donnerstag, den 30. d. M., am Berliner Theater in Scene. Inzwischen haben die Proben zu Gustav Freytag's Journalisten' begonnen und werden so gefördert, daß die Erstaufführung voraussichtlich noch vor „Kabale und Liebe“ stattfindet.

Belle ⸗Alliance⸗ Theater.

Es war keine Rovität, mit welcher die Mitglieder des Wallner Theaters die Besucher des BelleAlliance⸗Theaters am Sonnabend unterhielten, denn die Gesangsposse „Im neuen Berlin“, von Franz Guthery und Wilhelm von Hoxar nach den Schreyer Hirschel'schen Hamburger Fahrten“ für die Berliner Bühne be arbeitet, war bereits vor einigen Jahren im Wallner Theater zur Aufführung gelangt und hatte dort, wenn auch keine besonders bei⸗ fällige, so doch immer freundliche Aufnahme gefunden. Eine solche bereitete ihr das gut gefüllte Haus auch am Sonn— abend, und auf die Mehrzahl, der Zuhörer wirkte sie wie eine Novität. Weniger ihr etwaiger literarischer Werth, auf den sie wohl so gut wie gar keinen Anspruch erhebt, als das flotte Spiel der Darsteller war es, welches einen Heiterkeitserfolg erzielte, und da muß in erster Linie Hr. Guthery genannt werden, der sich die red⸗ lichste Mühe gab, den vergnügungssüchtigen Rentier Ribbecke lustig und ausgelassen zu spielen, und dafür auch die Anerkennung des Hauses fand. Frl. Biedermann Lversuchte, die Ur Berlinerin als Adele Stolle mit großem Nachdruck zu spielen; wenn ihr das auch nicht gelang, so war doch ihre routinirte Dar stellung eine solche, daß sie ihr alle Ehre machte. Am Besten war Frl. Seemann, welche sich Frl. Bäckers zum Vorbild genommen zu haben scheint und ihr in manchen Dingen völlig gleichsteht. Sie war ein echtes Berliner Kind als Fritz, den ja auch Frl. Bäckers im Wallner⸗Theater so drastisch darstellte. Frl. Schmidt wußte den Frankfurter Dialekt recht geschickt wiederzugeben, Hr. Worlitzsch war ein lustiger Fremdenführer im neuen Berlin“, das wohl noch manche Wiederholung im Belle ˖⸗Alliance⸗Theater erleben dürfte.

Adolph Ernst⸗Theater.

Das Adolph Ernst⸗Theagter beging am Sonnabend unter freudig ster Antheilnahme eines zahlreichen Publikums die 50. Vorstellung der Treptow'schen Gesangsposse Unsere Don Juans‘. Die Dar⸗ steller, welche mit demselben Eifer wie am ersten Abend spielten, wurden durch lebhaften Beifall ausgezeichnet, und die Träger der Hauptrollen durften auch zahlreiche kostbare und geschmackvolle Blumen spenden in Empfang nehmen.

Thomas⸗ Theater.

„Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern“, welches im Verein mit dem lustigen Schwanke . Defizit' am Sonntag wieder die ungebun⸗ denste Heiterkeit des bis auf den letzten Platz ausverkauften Hauses erregte, geht mit „Defizit! zunächst noch Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in (Szene. Am Freitag folgt eine ein— malige Aufführung vom „Raub der Sabinerinnen', worauf am Sonnabend die Premisre der mit großer Sorgfalt vorbereiteten ersten neuen Posse mit Gesang stattfindet Diese wird den Titel „Der Wetterfrosch führen und hat die Hrrn. Kneisel und Hirschel zu Verfassern, während Gustav Steffens die Gesänge komponirt hat.

Jagd.

Mittwoch, den 29. d. M., findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Stelldichein: Mittags U, Uhr am Forst⸗ haus Plantagenhaus.

Mannigfaltiges.

Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Verein zur Beförderung der Klein Kinder-Bewahranstalten beging gestern in der Dreifaltigkeits⸗ kirche sein 56. Jahresfest, dem General von Bülow und viele Freunde und Gönner des Vereins beiwohnten. Festprediger war Superintendent Döblin. Der Verein bewahrt zur Zeit in 16 Anstalten 12 1400 kleine Kinder, deren Eltern das tägliche Brod außerhalb des Hauses verdienen müssen. Im letzten Frühjahr besuchte Ihre Majestät die Kaiserin mehrere der Anstalten persönlich. Der Verein hatte im letzten Jahre ein Budget von 36 000 „; die Kollekte ergab über 2000 M Einnahme.

Im hiesigen Königlichen Wilhelm s⸗Gymnasium ver- band fich die Vorfeier für den 8ojährigen Geburtstag des General Feldmarschalls Grafen von Moltke mit der 2jährigen Erinnerung an die Einweihung des Schul⸗ hauses, welche weiland Se. Majestät Kaiser Wilhelm als König am 24. Oktober 1865 Allerhöchst perssnlich unter Theilnahme des General⸗Feldmarschalls Grafen bon Wrangel, des Generals der Kaval⸗ lerie Grafen von Waldersee, des Generals von Alvensleben, der Staats · Minister von Bodelschwingh und von Selchow, des Ober- Präsidenten von Jagow u. A. durch den Unterrichts Minister Dr. von Mühler huldreich volliog. Der Direktor gedachte dankbar jener ersten großen Aus⸗ zeichnung der Anstalt und brachte ein warm und lebhaft gerufenes dreifache; Hoch auf Se. Majestat den regierenden Kaiser aus. Die Festrede hielt Oberlehrer Pr. Rethwisch zu Ehren des Grafen Moltke, und der Schüserchor fang ein in gleicher Absicht von dem Gymnasial⸗ lehrer Dr. Braheim gedichtetes LZied. Die unteren und Vorschul · klaͤssen wurden durch eine Ansprache des Schulamtskandidaten Pfeifer und des Direktors über bie Bedeutung des Tages belehrt. Der Feier

erwiesen die Geheimen Regierungs⸗Räthe Dr. Höpfner aus dem Unterrichts⸗Ministerium und Dr. Klix aus dem Schulkollegium die Ehre ihrer persönlichen Theilnahme.

Die Erweiterungsbauten an der Potsdamer Bahn haben seit Sonnabend, laut Mittheilung der B. B. Ztg.“, einen neuen Fortschritt gemacht. Zum ersten Mal wurden die nach Potsdam fahrenden Züge bei Zehlendorf über die neue Brücke und auf das neue Geleife der Wannseebahn geführt. Da dieser Betrieb eröffnet ist, können nunmehr auf der anderen Seite die Unter⸗ führungsarbeiten in Zehlendorf begonnen werden. Auch auf den anderen Stationen werden die Arbeiten auf das Eifrigste gefördert und sollen bis in den Winter hinein, so lange es die Witterung nur irgend zuläßt, mit unvermindertem Arbeitepersonal fortgesetzt werden.

Ueber die Stiftung zu Gunsten hülfsbedürftiger Töchter verstorbener Reichs-Post⸗ und Telegraphen— beamten bringt, in Richtigstellung von Reportermeldungen, die „Deutsche Verkehrszeitung‘ folgende Angaben: „Es sind bis jetzt über 106009 S bei dem vorbereitenden Ausschuß ein— gegangen. Ez, zeigt sich in Beamten und Unterbeamten— kreisen eine Betheiligung, die in solchem Umfang bisher in keinem früheren ähnlichen Falle erreicht wurde. An die Exrich— tung auch nur eines Versorgungs hauseg wird vorläufig überhaupt nicht gedacht; dazu würden nach Lage der Verhältnisse Millionen er⸗ forderlich sein. Dagegen werden die vorhandenen Mittel und die bereits angemeldeten, nicht unerheblichen fortlaufenden Beiträge gestatten, der Absicht gemäß, mit der Gewährung von Prämien— zuschüssen für Rentenversicherungen u. s. w, sowie, mit baaren Unterstützungen in naher Zeit zu, beginnen. Die Grundsätze für solche Bewilligungen statutenmaͤßig festzustellen, wird Sache der berufenen Organe sein, d. i. der aus geordneten Wahlen hervorge enden Ausschüsse. Wahlberechtigt und wählbar ist jeder Beamte und Unter⸗ beamte der Reichs Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltunz, welcher bis um 20. Ok ober einschl. einen Beitrag geleistet hat.“

Zum Bau des Spindler-⸗Brunnens und der Umgestal⸗ tung es Spittelmarkts in einen Schmuckplatz sind, dem B. Fr. Bl.‘ zufolge, am Donnerstag die Absteckungen und am Freitag. bereits die ersten Spatenstiche geschehen. Im kommenden Frühjahr wird die feierliche Uebergabe des Brunnens an die Stadt und die Freigabe des Schmuckplatzes für den Verkehr erfolgen.

Die neue Brücke, welche die Friedrich⸗Wilhelmstraße mit dem Lützowplatz verbindet, ist, wie das . D. Tagebl. mittheilt, jetzt vollendet und dürfte demnächst dem Verkehr übergeben werden. Die Stadt Berlin hat mit, diesem Bauwerk eine zweite Herkulesbrücke erbalten; nur daß die neue die alte an grandioser Wirkung über— trifft, weil die Spannung viel weiter und die Lage eine frelere ist. Auf den Brückenwangen sind je zwei Sphinxe gelagert, und in der Mitte erhebt sich die gewaltige Herkulesgruppe aus weißem Sandstein. Sobald der Lützowplatz freigelegt ist, wird durch die neue Brücke die Friedrich !⸗Wilhelmstraße in gerader Linie mit der Maaßenstraße verbunden. Von der Höhe der Brücke aus wird man dann nach beiden Seiten hin Ausblicke von besonderer architektonischer Schönheit genießen. Während an der Nordseite der Blick die Corneliusstraße und Friedrich Wilhelmstraße bis in die Tiefe der Thiergarten⸗Allee hinein umfassen kann, öffnet sich an der Südseite die breite Maaßenstraße, und über die Villen weg schweift der Blick zu den hochgelegenen Bauten von Schöneberg. Ist erst der Lätzowplatz mit Gartenanlagen geschmückt, so wird die neue Brücke mit ihrer Umgebung zu den schönsten Theilen Berlins gehören.

Merseburg. Der „‚Nat.-Itg.“ schreibt man: Das lebende Wahrzeichen von Merseburg, der in einem großen Käfig auf dem Schloßhof untergebrachte historische Rabe, ein wahres Prachtexemplar, schwebte dieser Tage in Lebensgefahr. Von ruchloser Hand war er mit Phosphor von Streichholzköpfchen ver giftet worden, doch war das Gift nicht stark genug, um den kräftigen Vogel aus der Welt zu schaffen. Er wurde nur krank davon, und um ihn sorgsamer behandeln zu können, entfernte man ihn auß dem Bauer. Dieser Umstand gab zu dem Gerücht Anlaß, daß das bistorische Thier gestorben sei, doch hat sich dies nicht bewahrheitet Der Rabe ist ein Erinnerungszeichen an den Bischof Thilo von Trotha, zu dessen Erhaltung Geld und Getreidezinsen vom Rittergute Skopau, daz vom Bischof dem Stifte geschenkt worden war, bestimmt sind.

St. Gallen Die beiden beim Besteigen des Säntis verun— glückten Bergsteiger Paganini und Leuch wergl. Nr. 264 8. Bl) find, laut Meldung der Schweiger Blätter, am Dehrli, t o di aufgefun⸗ ben worden. Sie haben sich also nicht nach der Thierwies gewendet, wie bisher angenommen wurde, sondern stiegen über die Pottersalp. Man hatte Alles gethan, um die Verunglückten aufzusuchen. Unter großen Strapazen machten sich die Knechte von Schwendi auf, den Weg, mußten aber wegen Unmassen von Schnee unverrichteter Dinge zurlick. Auch, von St. Gallen, aus waren zwel im Säntisgebiet vorzüglich bewanderte Mitglieder des Alpenklubs abgereist, um womöglich Spuren der beiden Vermißten ju finden. Es ist schwer erklärlich, wie die jungen Leute von der Pottersalp, auf der sich mehrere Hütten befinden, trotz dringenden Abrathens in dem Unwetter in völlig unbekannter Gegend die Richtung gegen das Oehrli zu, wohin gar kein Weg führt, ein⸗ schlagen konnten, statt auf Pottersalp zu bleiben oder zurückzukehren. Ihr Tod war, durch den Schneesturm veranlaßt, jedenfalls schmerz sofer, als wein er sie in der Thierwies hütte, von allem Proviant entblößt, ereilt hätte.

New⸗JYJork, 25. Oktober. Einzelheiten über den Sturm, der die ganze Ostküste Amerikas vorgestern und gestern heim suchte, ergeben, daß er fürchterlich gewüthet und großen Schaden angerichtet hat, doch ist bisher kein Verlust an Menschenleben ge— meldet worden. Ein Dampfer soll auf Long Beach gescheitert sein, boch ist die telegraphische Verbindung mit dem Platze zerstört. Einige glauben, es sei der niederländische Postdampfer ‚Obdam“.

NewYork, 27. Oktober. Nach Meldungen des . W. T. B.“ aus Mobile (Alabama) brach dort gestein Abend eine große Feuersbrunst aus, welche ein Baumwollenmagazin und andere Häuser am Quai sowie mehrere Oelmühlen und auf dem Flusse ankernde Fahrzeuge in Asche legte. Bei Abgang der Meldungen war man des Feuer noch nicht vollständig Herr geworden.

San Franeisco, 24. Oktober. Durch eine Feuershrunst in der Flottenwerft der Marieninsel wurden heute, der „A. GC.“ zufolge, viele werthvolle Zeichnungen und Landkarten zerstört. ‚.

Mexiko. Aus Mexiko wird unter dem 25. Oktober gemeldet, daß durch heftige Regenstürme in Colima viCcle kleine Städte überfluthet find und der Eisenbahn⸗ und Telegraphen - verkehr unterbrochen wurde. Der Stgat von Vera Cruz und andere Distrikte sind auch von schweren Stürmen heimgesucht worden.

Osaka (Japan). Am 5. September entstand, der A. C. zufolge, in Osaka eine fürchterliche Feuertbrunst, welche ca. 3000 Häuser zerstörte und Schaben im Betrage von ea. 1090 990 Pfd. Sterl. an richtete. Die Zahl der Obdachlosen wird auf 18 000 angegeben, Die zerstörten Stadttheile sind die, welche die berühmtesten Theehäuser her Stadt enthalten. Ber Feuergbrunst wurde nur durch den Fluß, der die Stadt durchschneidet, Einhalt gethan.

2Z59.

Dritte Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Berlin, Montag, den 27. Oktoher

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der „‚Voss. Ztg.“ wird aus Schlesien unter dem 24. d. M. geschrieben: Vie Besorgnisse wegen der Außerbetriebsetzung der plüsch⸗ und Chenillenfabrik von Weigert u. Co, in Schmiedeberg haben sich als unbegründet erwiesen. Nach Ent lassung von nur sechs Arbeitern haben sämmtliche Arbeiter unter den von der Fabrik gestellten Bedingungen die Arbeit am Donnerstag wire der aufgenommen. (Vgl. Nr. 255 d. Bl.)

In München fand am 253. d. M. eine öffentliche Ver—⸗ samm lung statt, in welcher, der. Volkt-Itg. zufolge, der Reichs tags⸗ Abgeordnete von Vollmar und die übrigen Delegirten zum so—⸗ zialdemokratischen Parteitag in Halle Bericht erstatteten. Vollmar wiederholte unter äußerst heftigen Angriffen die in Halle beschlossene formelle Kriegserklärung gegen die Centrumspartei und forderte zum Kampf mit allen Mitteln gegen die ultramontanen Gegner auf. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in welcher sie sich mit den Ausführungen der Delegirten und der Ausübung ihrer Mandate in Halle einverstanden erklärte, sie wünscht eine heftige Agitation vor Allem auf dem platten Lande.

Hier in Berlin trat in einer Versammlung sozial—- demokratischer Wäbler des viert en Reichstags⸗Wahlkreises am Freitag der Reichstags Abgeordnete Singer als Redner auf. Er be— merkte, nach dem Bericht des „Berl. Volksbl.“ u. A.: In der sozial⸗ demokratischen Partei habe Jeder das Recht der freien Kritik, allein der Einzelne müsse sich der Gesammtheit unterordnen. Wer das nicht vermöge, der könne nicht zur Partei gehören. Er sei der Meinung, daß die Genossen in Berlin nun endlich die Streitaxt begraben und lediglich dem gemeinsamen Ziele zustreben sollen, unbekümmert darum, ob der Eine oder der Andere „bweichender Meinung sei. Tischler Berndt vertheidigte sich gegen Angriffe, welche er auf Grund seines Verhaltens auf dem Parteitage erfahren. Die Vebatte, an der sich zahlreiche Redner betheiligten, nahm, wie aus dem Bericht des ‚Volksbl.“ ersichtlich, sebr lärmenden Charakter an. Nach dem Schluß derselben wurde auf Beschluß der Versammlung dem Reichstags Abgeordneten Singer noch einmal das Wort zu etwa folgenden Ausführungen ertheilt: Die heutige Versammlung wird nicht dazu beitragen, die etwa vorhandene Voreingenommenheit gegen die Berliner zu beseitigen. Ich habe allerdings auf dem Kongreß eine solche Voreingenommenheit nicht wahrgenommen, allein wenn dieselbe bestanden haben sollte, dann war dies lediglich Schuld

derjenigen Berliner Genossen, welche monatelang vor dem Parteitag.

in verwerflichster Weife gegen die Fraktion gehetzt haben. Es ist sehr bedauerlich, daß die Genossen heut, anstatt über (das glänzende Resultat des Parteitages in Halle erfreut zu sein, sich hier derartig persönlich anfeinden. Alle Redner haben einstimmig erklärt, es existiren keine sachlichen Differenzen in der Partei und waß wir, abgesehen von den Ausführungen der Referenten, von den Genossen des vierten Wahlkreises beut gehört haben, muß ich als kleinliches persönliches Gezänk bezeichnen. Ich weiß, die Berliner Genossen in ihrer gewaltigen Mehrzahl werden unbekümmert um einzelne Störenfriede das Banner der Partei hoch halten. Wir kennen nur die eine alte Parole: Eine Partei wie die unfrige marschirt vorwärts, vorwärts und immer vorwärttz. Persönlich bemerkte noch Buchdruckereibesitzer Werner: Er wolle die Streitaxt begraben, die Abgeordneten mögen aber auch dafür sorgen, daß das Berliner Volksblatt ebenfalls die Streitart begrabe und ihn nicht fortwährend beleidige. Dem Tischler Berndt wurde gegen eine starke Minorität ein Bertrauensvotum ertheilt und einstimmig folgender Resolution zugestimmt: Die Versammlung ist mit den Beschlüssen des Parteitages einverstanden, verspricht, alle persönlichen Gehäfsigkeiten bei Seite zu lassen und dafür zu wirien, daß das Banner und die Prinzipien der Sozialdemokratie in immer weitere Kreise getragen werden. Der Ausstand der Berliner Töpfergeselten (ygl. Nr. 55 d. Bl) nimmt, wie der Vertrauens mann der Töpfer Thieme in einer Versammlung am Donnerstag mittbeilte, einen befriedigenden Verlauf. Da in den meisten Fällen / die Bauherren von dem Beschlusse der Gesellen durch die Meister nicht in Kenntniß gesetzt worden waren, so waren Anfangs nach ungefährer Schätzung 4065 Gesellen zur Arbeitseinstellung genöthigt, In den meisten Fällen haben nun die Gesellen bereitwilligste Berücksichtigung ihrer Wänsche gefunden, und da die Gesellen sich ebenso entgegen kommend erwiesen, so konnte schon nach Verlauf von wenigen Tagen die Arbeit wieder aufgenommen werden. Die Zahl der Strikenden belief sich am 24 d. M. auf 80. Die ersten Unterstützungen find bereits am Sonnabend Nachmittag gejahlt worden. Auch die Maurer haben, wie die „Volks- Ztg.“ berichtet, einen Aufruf zur Unterstützung der Töpfer ergehen lassen. Die „Fensterfrage“ soll mit Energie zum Auttrag gebracht werden, und man hofft, daß auch andere Bauhandwerker, wie Maler und Stuckateure, die unter den selben Mißständen leiden, sich den Töpfern anschließen werden. ; Nach einem vorgestrigen Telegramm des Reuter'schen Bureaus aus Sydney ist der allgemeine Strike als beendet zu betrachten. Eine große Anzahl Seeleute suchen um ihre Wie deraufnahme nach. Die vereinigten Bergleute in Neweastle richteten ein Schreiben an die Besitzer der Kohlenbergwerke und bitten um Wieder aufnahme der Arbeit ohne Bedingung. Die Grubengrbeiter der anderen Bergwerke sind in der gleichen Weise thätig. Die Gruben von Wallgend werden die Arbeit am Mittwoch wieder auf nehmen, und man nimmt an, daß auch die Anderen am Dienstag folgen werden.

Statistische Nachrichten über das Großherzog“ thum Oldenburg. Herausgegeben von dem Großherzoglichen statistischen Bureau. Zweinndzwanzigstes Heft. Die Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1871 bis 1887 mit Rückblicken auf die ältere Zeit, nebst drei karthographischen Tafeln und einer graphi⸗ schen Darstellung. Preis 8 6 Oldenburg. Druck und Verlag von Ad. Listmann. Die vorliegende Darstellung der Bevßl kerungẽ⸗ bewegung im Großherzogthum Sldenburg veranschaulicht dieses ebenso um fassende wie lehrreiche Gebiet der Statistik in thunlichster Ausführ · lichkeit. Sie umfaßt in der Hauptsache einen siebzehnjährigen Ab⸗ schnitt (571-1887), greift aber, um den, Entweckelungsgang der EGrscheinungen gehörig nachzuweisen, in der Regel bis auf viel entlegenere, theilwesse bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts reichende Zeiten zurück. Dabei knüpft die Bearbeitung an die früheren Veröffentfichungen desselben Gegenstandeg, die das Material bis zum Jahre 1876 beigebracht haben, auch insofern an, als sie gleich ihnen die Ursachen der Erscheinungen, ihre Beziehungen zu anderen Größen wie ihr Verhältniß zu ähnlichen Vorgängen fremder Beobachtungs- gebiete zu untersuchen unternimmt und zu dem Ende die erforderlichen Pilfsberechnungen in ausgiebigem Maße gewährt. Dahingegen ist, entsprechend der ganzen, vorwiegend praktischen Zwecken dienenden Aufgabe der „Slatistischen Nachrichten?, von einer mathematisch⸗ theoretischen Begründung der vorgenommenen Ermittelungen ins⸗ besondere auch in Ansehung der aufgestellten Sterbetafeln abge⸗

sehen worden.

Literatur.

Der Lebende oder der Todte? Von Amélie Rives. Ins Deutsche übertragen von Henny Koch. Mit Porträt der Ver— fasserin. Frankfurt a. M. C Könitzer's Verlag, 1890. (Pr. 1,50 46) Die Verfasserin, eine junge Amerikanerin, deren anziehendes Bild den Titel ziert, hat sich, ohne offenbar noch je selbst bas Glück der Ehe genossen zu baben, den interessanten Fall ausgemalt, in welchem einer leidenschaftlich liebenden jungen Frau ihr junger Gatte früh durch den Tod geraubt wird und ihr dann in dessen Vetter sein Ebenbild entgegentritt, mit dem sie eine Zeit lang kändelnd verkehrt,. um sich dann enttäuscht von dem „Lebenden“ wieder los zu sagen und gänzlich der Erinnerung an den „Todten“ zu widmen. Das Ganze ist mit seiner detaillirten Schilderung einer launenhaft zwischen kalter Apathie und sinnlich glühender Leidenschaft⸗ lichkeit hin- und herschwankenden Stimmung das Produkt einer krank haften hysterischen Anlage und mehr von pathologischem als literari⸗ schem Interesse. Demjenigen, der das Buch gelesen, wird das Auf sehen, das es in Amerita erregt hat, ebenso begreiflich erscheinen wie

die verschiedenartige Beurtheilung, die ihm zu Theil geworden ist.

Von dem bereits angekündigten Werk Dr. Fridtjof Nansen's: „Auf Schneeschuhen durch Grönland“, autorisirte deutsche Uebersetzung, ist nunmehr die erste Lieferung erschienen (Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei A.-G., vormals J. F. Richter). Der kühne norwegische Reisende erzählt in der Einleitung, wie ihm die erste Idee zu seiner Expedition gekommen, wie er dann in dem dänischen Etats ⸗Rath Augustin Gamel einen Gönner fand, der ihm die nöthigen Mittel bot, und sofort mit allem Eifer und, ohne sich durch spöttische Einreden beirren zu lassen, an die Ausführung seines Planes ging. Mit Behagen verweilt er bei einigen jener Vorträge und Zeitungsartikel, die dem jungen Zoologen (er war damals Kon—⸗ servator am Museum in Bergen) das Unmögliche, ja Unsinnige seinegs Vorhabens darzulegen suchten. Er hatte die Genug—2 tbuung, daß ihm trotzdem über 40 Gesuche von Männern der ver schiedensten Stellungen zur Betheiligung an dem Unternehmen zugingen. Da er aber zu seinem Zweck nur Leute gebrauchen konnte, die mit dem Schneeschuhlaufen vertraut und als energische, aus dauernde Menschen bekannt waren, so wählte er die Norweger Otto Swerdrup, früher Schiffskapitän, Oluf Dietrichson, damals Premier Lieutenant, jetzt Kapitän bei der norwegischen Infanterie, und Kristian Kristiansen Trana, einen norwegischen Bauernburschen. Zwei Berglappen aus Finnmarken vervollständigten die Expedition. Wir werden mit allen Theilnehmern durch ihre Biographien und Porträts bekannt gemacht, auch daz Bildniß feines hochherzigen Gönners ist Allen vorangestellt, nur die näheren Lebengumstände Nansen's selbst und seine eigenen Züge vermissen wir: ein Zeichen von Bescheidenheit, welches für ihn sehr einnimmt. In seiner Art zu schreiben, erweist sich derselbe übrigens als ein sehr gewandter Erzähler, dem man gern lauscht und folgt. Selbst die Schilderung des Reise Apparats und der AÄusrüstung weiß er interessant zu gestalten. Beruhte diese doch auch zum Theil auf seiner eigenen Erfindung und wurde, wie die Schlitten und das transportable Boot, erst, nach Angaben Nansen angefertigt. Das letztere war sehr zweckmäßig gebaut, stark und doch elastisch, um dem Druck der Eisschollen nachzugeben, und leicht über das Eis gejogen werden zu können; die beiden Schlitten waren gan ohne Nägel gebaut. Auch die verschiedenartigen Schneeschuhe, welche die Expedition mitnahm, die „Ski“, die indianischen Schneeschuhe und die norwegischen Truger“, werden genau beschrieben und abgebildet. Den „Skin, dem Hauptbeförderungsmittel der Expedition, die danach ihren Namen erhalten hat, wird ein ganz besonderes Kapitel der 2. Lieferung gewidmet sein mit dem Titel; ‚Schneeschuh und Schneeschuhlauf sfowie die Geschichte und Entwickelung des Schneeschuhes“, auf das wir wohl noch zurückkommen. Driginell und praktisch waren auch die gleichfalls nach Nansen's Angabe hergestellten Schlafsäcke aus Rennthierfell, wovon zwei mitgeführt wurden. Einer dieser Sãcke, die halbe Expedition, also 3 Theilnehmer, in sich enthaltend, ist im Text abgebildet und gewährt mit dieser lebendigen Füllung einen böchst komischen Anblick. Die erste Lieferung erweckt nach alledem für den Fortgang des Werks die günstigsten Erwartungen. Das tyvographisch sehr sorgfältig hergestellte Buch soll, wie wir wiederholt bemerken, mit über 146 Abbildungen, einer Generalkarte von Grönland, sowie mit 2 kleineren Karten ausgestattet werden und im Ganzen 20 Lieferungen zum Preise von je 1 S umfassen. .

HPichterworte für bäusliche und öffentliche Festen, ausgewählt von Heinrich Mirug, Breslau, Verlag von Wilhelm Koebner, 1890. Was die edelsten Dichter und Denker unfereg Volkes gesagt und gesungen haben, das ist dem Verfasser vorliegenden Werkes eine reiche Fundgrube gewesen, aus welcher er das Schönste und Beste“ gehoben und zur Belebung und Ver schönerung häuslicher und öffentlicher Feste hier, in 14 Gruppen einge⸗ ordnet, darbietet. Der Verfasser hat die Auswahl mit feinem Takt getroffen. Es ist eine schöne Gabe, welche Allen willkommen sein wird, welche die *. i her und öffentlicher Feste mit dichte rischem Glanz umgeben wollen. .

ö. Ein 6 durch die moderne Belletristik von Max Vorberg. Gotha, Verlag von Friedrich Andreas Perthes. Bieser Streifzug durch das Gebiet der Tagesliteratur beansprucht weder Vollständigkeit noch Gründlichkeit. Es kommt dem Verfasser nur darauf an, die bekanntesten und am meisten genannten Werke älterer und jüngerer Zeitgenofsen von einem Gesichtspunkte. welchen er für den entscheidenden hält, dem christlichen, zu beurtheilen. Bestimmend war für ihn dabei die Rücksicht auf die Familie, zu deren täglichem Brot in unserer Zeit nun einmal die Literatur gehört. Die Urtheile, welche der Verfasser fallt, sind zwar sehr scharf, aber nicht ungerecht, in einzelnen. Fällen sogar wohlwollender als nöthig. Weniger angenehm, weil nicht dahin gehörig, berühren indeß die Stellen, in welchen die Aeußerungen katholischer Schrift⸗ steller über unsere Klassiker scharf kritisirt werden. Der vom Ver⸗ fasser besonders betonte n, , , ,, . überhaupt

in christlichen untergeordnet wen ssen. ;

2 . . „br. Emin Pascha, gin Porkämpfer der Kultur im Innern Afrikas. besindet sich für den Verlag von Otio Spamer in Leipzig eine, der Feder des Afrikareisenden Paul Reichard entstammende Neuigkeit unter der Presse, auf deren EGrscheinen wir unfere Leser aufmerksam zu machen nicht versäumen möchten. Gegenüber. den anderweitigen Publikationen ist das (nur 6 kostende) Buch, dessen Aushängebogen ung vor— liegen, das Werk eines deutschen Forschers. Paul Reichard ern, ung, hier eine auf. eingehenden er nung und Studien sowie persönlichen Mittheilungen beruhende ausführliche ind sebenbige Darstellung der gesammten Thätigkeit Emin s, seines Kämpfens und Ringens im Innern sowie mit den Anhängern des Mahdi bis zu dem Zusammentreffen mit Stanley dar, welche die Würdigung des wackeren deutschen Forschers fördern helfen wird, zu—

. die Fülle der darin mitgetheilten eigenen Be⸗ leich aber auch durch die n, . und Erfahrungen des Verfassers, der selbst 5 Jahre im schwarzen Erdtbeil verweilte, durch die anschauliche Schilderung von Käme lund Bblkern, deren Namen heut täglich genannt werden, auf allgemeinesz Interesse rechnen darf, Die dem Text einverleibten JIllustrationen rühren von R. Hell ⸗Grewe her.

Georg Ebers bringt in diesem Herbst keinen Roman und auch nichts, das er aus seinem dieblingẽland Egypten oder dem Alter⸗ shum schöpfte, sondern „Drei Märchen“, die zum großen Theil auf

heimischem Boden spielen. ‚Das Glixir' und „Die graue Loge“ geben ernsten Lebensproblemen dichterischen Ausdruck; ‚Die Nüsse“, ein Weihnachtsmärchen, wird den Eltern als fesselndes und herz erwärmendes Geschenk für die Kinder besonders willkommen sein. Die geschmackvollst? Ausstattung, die dem Buch zweifellos durch die Deutfche Verlags-⸗Anstalt in Stuttgart gegeben werden wird, dürfte das Buch für den diesjährigen Weihnachtstisch zu einer in erster Linie in Betracht kommenden Gabe machen. ;

Das neueste Heft. 20, 17. Jahrgangs 1890 der „Il lustrirten Frauen Zeitung? (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W. Potsdamerstr., 33; Wien 1, Operngasse 3), besteht aus einer Unter haltungs⸗Nummer, Beiblatt und Mode Nummer nebst Schnittmuster⸗ und Muster⸗Vorzeichnungs Beilage sowie zwei farbigen Modebildern. Die Ünterhaltungs⸗Nummer hat folgenden Inhalt; Text: Die Alte, Novelle von Frida Schanz (Schluß); Charlotte, Prinzessin Wilhelm von Württemberg, von Karl Wilke: Sinnspruch, von Albert Roderich; Die Reise um die Welt, von H. Lobedan; „‚Aschenputtel! in Schott land, von Karl Blind; Berschiedenes: In der Klosterküche, Bereift Fürs Haus: Etwas von der Lampe, von Fanny Hartmann ze, Brief⸗ mappe, Die Mode, Handarbeiten, Aus der Frauenwelt, Literarisches. Redaklions⸗Post. Illustrationen: In der Klosterküche. von Ernst Nowak; Charlotte, Prinzessin von Württemberg; Bereift, von Hugo Darnaut; Altdentsches Waschschränkchen, von J. A. Eyssert; Moderne Herren Toiletten; Die Mode, 15 Abbildungen; Handarbeiten, 3 Abbildungen. Die „Illustrirte Frauenzeitung' erscheint in Heften monatlich zweimal mit je 2 bis 3 Doppelbogen: jährlich 24 Unterhaltungs und 24 Mode⸗ nummern mit Beiblättern, 14 Schnittmusterbeilagen, 12 große farbige Modenbilder, 8 Musterblätter für künstlerische Handarbeiten und 8 Extrablätter, also außer den Schnittmusterbeilagen und Beiblättern jährlich 28 besondere Beigaben. Vierteljährlicher Abonnementspreis 2 „6 50 , einzelne Hefte 50 3. Die große Ausgabe mit allen Kupfern bringt außerdem jährlich noch 386 große farbige Modebilder, also jährlich 64 besondere Beigaben, und kostet vierteljährlich 4 4 25 5. Alle Buchhandlungen und Postanstalten nebmen jederzeit Be⸗ stellungen an.

Sanitäts⸗, Beterinär⸗ und Quarantänewesen.

Marokko.

Der Gesundheitsrath zu Tanger hat beschlosfen, die 6 stündige Beobachtungsquarantäne für Probenienzen aus Gibraltar aufzu⸗ heben, hingegen von den Passagieren ein Zeugniß des Inhalts zu ver langen, daß dieselben während der letzten zehn Tage nicht an einem von der Cholera verseuchten Platze sich aufgehalten haben.

Japan. Die japanische Regierung hat die Quarantänevorschriften für die aus dem Hafen von Nagasaki kommenden Schiffe außer Kraft effet, Demgemäß hat der Kaiserliche Konsul zu Hiogo die Polizei- Verordnungen vom 3. Juli 1382 und 8. September 1885 wieder auf gehoben. (Vergl. . Reichs Anzeiger Nr. 215 vom 6. September 1890).

Handel und Gewerbe.

Warschauer Hopfenmarkt. Der diesjährige War⸗ schauer Hopfenmarkt hat, wie im vorigen Jahre, in der Zeit vom 25. September bis zum 4. Oktoher stattgefunden.

Die Zufuhr, welche sich ausschließlich auf Hopfen aus Polen beschränkte, betrug in diesem Jahre 1369 Pud I36 Pfund, also um 286 Pud 18 Pfund weniger als im vorigen Jahre. Verkauft wurden 360 Pud. Die Verkaufs⸗ preise stellten sich für Hopfen guter Qualität, und zwar:

für gereinigten Hopfen auf.. 39 Rbl., für ungereinigten Hopfen auf. 28 31 Rbl., für Hopfen mittlerer Qualität . 25 Rbl., für Hopfen geringer Qualität au 12 Rbl.

Von Ausländern sind auch auf dem diesjährigen Hopfen⸗

markte keine Ankäufe gemacht worden.

In dem Konkurse der Firma Bertha Hausen zu Helsingfors ist, wie uns von dort berichtet wird, der ge⸗ richtliche Prüfungstermin, welcher vor dem Rathh aus⸗ gerichte zu Helsingfors stattfindet, auf Montag, den 22. De⸗ zember d. J. 11 Uhr, Vormittags, festgesetzt worden.

Berlin, 25. Oltoder. (Wochenbericht für Stärke, Stärke sfahrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky. Ia. Kartoffelmehl 22— 23 66, La. Kartoffelstärke 22 23 6, Na. Kartoffelmehl und Stärke 194 21 46, feuchte Kartoffel stärke loco und Parität Berlin 13,10 „M, Frankfurter Syrup⸗= fabriken notiren frei Fabrik. Frankfurt a. O. 11575 4. gelber Syrup 243 266 4, Capillair Export 274 - 28 4, Capillair Sprup 265 = 266 M, Kartoffelzucker Capillair 263 27 M, do. gelber Ai = 264 4A, Rum ⸗Couleur 34 - 385 66, Bier- Couleur 36- 35 ,. Dextrin, gelb und weiß, la, 304—– 31 S6, do. sekunda 266 283 4, Weizen ftãrke (kleinst.) J9— 40 M, Weizenstärke (großst.) 42— 43 K, Fallefche u. Schlestsche 42 - 43 ½, Schabe⸗Stärke 335— 33 , Reis stärke (Strahlen) 6. 4 M, do; (Stücken) 43 44 06, Mais. Staͤr e 35 = 31 ½, Victoria Erbsen 20-23 6, Kocherbsen 1 22 4, Futtererbsen 15—16 6, grüne Erbsen 19— 22 0 eLeinsaat 3 = 24 M, Linsen, große 32 = 44, do. mittel 29 32, do. kleine 14 20, gelb. Senf 8 Ib M. Kümmel 6.40 S6, Buchweizen 15 16 Mals loco IJ == 14 1½ν., Pferdebohnen 15 16, inländische weiße Bohnen 23 —= 26 4, breite Flachbohnen 2 = 30 46, ungarische Bohnen 20 23 , galtzifche und russische Bohnen 18 21 . Wicken 14-15 ,

anfkörner 17 19 , Leinkuchen 16— 17 S, Weizenschale 10 „, ,, 1 105 S6, Rapskuchen 124413 6, Mohn, weißer 66 53 „, do. blauer 44 –- 48 M, Hirse, weiße 29 = 23 Alles per 100 Kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

= Bie vorgestrige Generalversammlung der Posener Sprit- Aktiengesellschaft wurde wegen eines Formfehlers auf den 26. No⸗ vember verlegt. ö ;

. Generalversammlung der Kröllwitzer Papier⸗ fabrik-Äktiengefellschaft beschloß die Vertheilung einer Dividende von acht Prozent und ertheilte dem Verwaltungsrath De.

arge. ö gzip ig, 265. Oktober. (W. T. B.) Kamm zug-Termin⸗ handel. * La“ Plata. Grundmuster B. pr. November 4,72 M, per Dejember 427 6, per Januar 4,6 „d, per Februar 4,574 , per Mär 465 M, pr. April 460 46, pr. Mai 4.50 , pr, Jun 1477 „6, pr. Juli 447 M, pr. August 447 M, pr. September 4,476 66 Umsotz 35 000 kg Behauptet.

Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 15. bis 21. Oktober 895 0845 Fl., Mehreinnabme 12 6415 Fl. .

Ausweis der österreichisch- unggrischen Staats bahn in 3 vom 165. bis 21. Oktober 938 049 Fl, Mehreinnahme 3 Fl. s.

London, 25. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen ladung en angeboten.

New-⸗York, 25. Oktober. (W. T. B) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 463 755