1890 / 260 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Dann kam der Rückschlag. Aus ben reduzirten Vieh snden konnte Schlachtvieh nicht mehr in dem bisherigen Maße ab⸗ gegehen werden, und machte sich dies 6 er Schweine⸗ usuhr um so' mehr bemerklich, als die Schweinebestände in den beiden letzten Jahren durch die Rothlausseuche in vielen Gegenden außerordentlich starke Verluste erlitten hatten. Als nun im laufenden Jahre die Ernte einen reichlichen Ertrag in Aussicht stellt' und auch brachte, suchten die Landmirthe ihre Viehbestände zur Verwerthung der in außergewöhnlichen Mengen gewonnenen Futtermittel zu erhalten und zu vermehren. Daraus erklärt sich der bieher zunehmende Mangel an An⸗ gebot von Schlachtwaare, wie andererseits daraus auch noth⸗ wendig gefolgert werden muß, daß das Angebot sich stark vermehren und einen Rückgang der Fleisch⸗ preise herbeiführen wird, sobald die aufgestellten Mast⸗ thiere, Rinder, Schweine und Schafe die Mastreife erreicht den. J . ö. Deutschland benachbarten Ländern haben übrigens ähnliche Verhältnisse im laufenden Jahre gleichfalls sehr erheb⸗ liche Preissteigerungen hervorgebracht und somit die Zufuhr von ausländischer Schlachtwaare und von. ausländischem Fleisch gerade in einer Zeit beeinträchtigt, wo ein größerer Theil der beutschen Bevölkerung in Folge des Prosperirens von Industrie und Gewerbe sowie der damit zusammenhängenden Erhöhung des Arbeitsverdienftes seinen Verbrauch an Fleisch steigern konnte und wahrscheinlich gesteigert hat. Um der zeitigen Fleischthen erung entgegen zu wirken, sind neuerlich, wie oben bemerkt, die bestehenden Vieheinfuhrverbote sehr wesentlich gemildert und weitere Erleichterungen der aus— ländischen Viehzufuhr in Aussicht genammen, soweit dies zu⸗ lässig erscheint, ohne den inländischen Viehbestand der sicheren Gefahr der Verseuchung auszusetzen. Zu dem Zwecke wird der Stand der Viehseuchen in den Nachbarländern aufs Neue geprüft und die dort gegen eine Seuchenverschleppung ge⸗ botenen veterinärpolizeilichen Garantien eingehend erwogen werden. Unmöglich können aber aus berechtigten veterinär⸗ polizeilichen Gründen seiner Zeit erlassene Einfuhr⸗ verbote und Beschränkungen Ländern gegenüber aufgehoben werden, wo derartige Garantien garnicht oder nicht in aus⸗ reichendem Maße vorhanden sind. Es würde durch ein solches Verfahren das Resultat der unter großen Opfern der Land⸗ wirthe durchgeführten veterinärpolizeilichen Maßregeln in Frage gestellt werden, welchen allein wir es zu verdanken haben, daß die Rinderpest seit 19 Jahren von unserer Landes⸗ grenze abgewehrt ist und die Schaspocken gänzlich getilgt sind, fowie daß die Lungenseuche des Rindviehs bis auf zwei Re⸗ gierungsbezirke der Provinz Sachsen unterdrückt ist und die in den östlichen Nachbarländern seit länger als Jahresfrist außerordentlich weit verbreitete Maul⸗ und Klauenseuche in Preußen eine verhältnißmäßig nur geringe örtliche Ausdehnung gewonnen hat.

Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat die Königlichen Provinzial-Schulkollegien beauftragt, durch aus⸗ drückliche Anordnung festzustellen, daß die an einer höheren Schule angestellten Lehrer, welche sich nebenbei als Privat⸗ do zenten zu habilitiren gedenken, durch Vermittelung ihres vorgesetzien Direktors vorher dazu die Genehmigung des Königlichen Provinzial⸗Schulkollegiums einzuholen haben.

Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten hat es im Interesse der Seelsorge als dringend erwünscht bezeichnet, daß die zuständigen Geistlichen von strafgerichtlichen Unter⸗ suchungen gegen Kinder im kon firmationspflich⸗ tigen Alter amtlich Kenntniß erhalten. In Folge dessen hat der Justiz-Minister verfügt, daß die Beamten der Staatsanwaltschaft von der Erhebung der öffentlichen Klage gegen Personen evangelischer oder katholischer Kon⸗ fession im Alter von dem vollendeten zwölften bis zum voll⸗ endeten sechszehnten Lebensjahre, sowie von der rechtskräftigen Verurtheilung solcher Personen dem ersten Pfarrgeistlichen des Ortes, bezw. der Gemeinde, zu welcher das Kind gehört, Mittheilung zu machen haben.

Die Königlichen Eisenbahn⸗-Direktionen sind veranlaßt worden, den Dienststellen bei der Abfertigung und Beförderung von Leichentransporten besondere Sorgfalt und Pünkt⸗ lichkeit sowie ein rücksichtsvolleds und entgegenkommendes Ver⸗ halten gegen die den Transport bestellenden oder begleitenden Personen einzuschärfen.

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs-⸗ und Staats⸗Anzeigers“ abgedruckte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat September d. J. ergiebt für die 57 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ge⸗ zogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 131,11 km, Folgendes: Im September d. J. war die Ein⸗ nahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 42 Bahnen mit zusammen 28 806,93 km höher und bei 25 Bahnen mit zusammen 7324,18 km (darunter s Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Sep tem ber d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 59 Bahnen mit zusammen 34234559 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 1896,52 Km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebs— länge) geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung steh enden Privat⸗ bahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende September d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapitgl 22 859 900 M (15 405 000 S Stammaktien, 2 454 900 S6 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 5 000 009 M Prioritäts- Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt it 116,83 km, sodaß auf je 1 Rm 195 668 MM entfallen.

ei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende September d. J. das gesammte ko nzessio⸗ nirte Anlagekapital 504 86s 829 S (253 997 500 MC Stammaktien, II 507 0909 9. Prioritäts⸗Stammaktien und 179364 329 S6. Prioritäts-Bhligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist,

904,50 km, sodaß auf je 1 Em 173 823 S entfallen. Eröffnet wurbe am 15, September die Strecke Großpostwitz— Cunewalde 8,41 km (Königlich sächsische Staatseisenbahnen).

Der General⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspektion, General⸗ Feldmarschall Graf von Blumenthal, Chef des Reitenden Feldjäger⸗Corps und des Magdeburgischen Füsilier⸗Regiments Nr. 36, hat sich nach Quellendorf bei Cöthen begeben.

Der General der Infanterie Freiherr von Losn, General⸗Adjutant weiland Sr. Naje lat des Kaisers und Königs Wilhelm J., ist wieder hier eingetroffen.

Der General der Kavallerie von der Armee von Alvens⸗ leben, bisher kommandirender General des XIII. (Königlich Württembergischen) Armee⸗Corps, ist für einige Tage hier angekommen.

Der kommandirende General des XVI. Armee-⸗Corps, General der Kavallerie Graf von Haeseler, und der kommandirende General des II. (Königlich Bayerischen) Armee⸗ Corps General⸗Lieutenant von Par seval, General⸗Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern, haben Berlin wieder verlassen.

Der Commandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, General⸗ Lieutenant Edler von der Planitz hat sich mit Urlaub nach Schlesien begeben.

Der General-Lieutenant von Köller, Commandeur der 9. Division, ist mit Urlaub hier angekommen.

Die Regierungs⸗-Referendare Leiter aus Schleswig, Dr. jur. Tull aus Aachen, von Meyeren und Lohmann aus Danzig und Hahn aus Potsdam haben am 25. d. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Potsdam, 28. Oktober. Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, heute Mittag kurz nach 1 Uhr auf der Station Wildpark eingetroffen und haben sich mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich alsbald nach dem Neuen Palais begeben.

Camenz, 27. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braun⸗ schweig, traf heute wieder hier ein.

Em den, 24. Oktober. Heute Morgen kehrten die der staatlich unterstützten Emdener Herings⸗Fischereigesellschaft gehörigen Logger „Vorwärts“, Schiffer Groenewold, und „Minister v. Scholz“, Schiffer Luiken, von der vierten Reise ohne Fang zurück. Sie waren, wie die „Wes.⸗Itg.“ meldet, zur Rückreise gezwungen, weil sie den größten Theil ihrer Netzfleeth nach ihrer Behauptung durch einen Ueberfall der englischen Trawlnetz⸗Fischerflotte eingebüßt haben. Der Herings⸗ fischerei⸗Gesellschaft sei dadurch ein direkter Verlust von ca. 15 000 S½V zugefügt worden.

Sigmaringen, 25. Oktober. Anläßlich der Denkmals⸗ enthüllung hat, dem „Schw. Merk.“ zufolge, Se. Hoheit der Fürst dem Hohenzollernschen Kriegerbund nachstehendes Schreiben zugehen lassen:

„Bei der heute stattfindenden feierlichen Enthüllung des Denk mals für Meinen Hochseligen Vater, den einstigen Protektor des Hohenzollernschen Kriegerbundes, finde Ich Mich bewogen, Meiner warmen Theilnahme an den lobenswerthen Bestrebungen dieses Vereins dadurch einen thatsächlichen Ausdruck zu verleihen, daß Ich demselben zu Händen des Vorstandes des Hobenzollernschen Kriegerbundes die Summe von 10600 4 überweise. Ich verbinde hiermit den Wunsch, daß die patriotischen, von Liebe und Treue zu Kaiser und Reich ge—⸗ tragenen Gesinnungen des Vereins in lebensvoller Blüthe fortdauern mögen. Sigmaringen, am 21. Oktober 1890. Leopold, Fürst von

Hohenzollern.“ Sachsen.

Dresden, 27. Oktober. Se. Majestät der König und Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg sind, nach dem „Dr. JI“, vorige Nacht von Berlin wieder hierher zurück— gekehrt. Württemberg.

Stuttgart, 26. Oktober. Der kommandirende General, General der Kavallerie von Alvensleben, hat, wie der „Schw. Merk.“ vernimmt, aus Anlaß der Enthebung von seinem Kommando folgendes Abschiedsschreiben durch Parolebefehl an die Mannschaften bekannt geben lassen:

„Se. Majestät der Kaiser und König und Se. Majestät der König Karl haben geruht, mich in Gnaden des Kommandos zu ent— heben. Ich scheide mit dem Gefühl des ehrfurchtsvollsten Dankes für beide Monarchen, welche mir durch mehr als 4 Jahre vergönnten, meine Kräfte dem Heil des Königlichen Armee⸗Corps zu widmen, eine Thätigkeit, in der ich nur Auszeichnungen und Genugthuungen erfahren hatte. Dem Armee⸗Corps aber, an dessen Wohl und Wehe ich auch in Zukunft den lebhastesten Antheil nehmen werde, rufe ich mit meinem herzlichen Lebewohl die treuesten Wünsche für Krieg und Frieden zu. Seine hohe und zuverlässige Tüchtigkeit verdient das beste Lob. Gott befohlen, Kameraden! Es lebe der Kaiser, es lebe der König!“

Eine am Sonntag in Ulm abgehaltene Versammlung von Vertrauens männern württembergischer Katho⸗ liken, welche von mehr als 1090 Personen aus allen Berufe— kreisen besucht war, beschloß, am 24. November einen württembergischen Katholikentag in Ulm abzuhalten.

Hessen. Darmstadt, 27. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist, nach der „Darmst. Ztg.“, heute Abend aus Berlin hier wieder eingetroffen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 27. Oktober. Telegraphisch hier eingegangenen Nachrichten zufolge wird, wie die „Meckl. Nachr.“ mittheilen, Se. Königliche Hoheit der Großherzog his zum 28. d. M. in Athen verweilen und dann die Reise über Korinth und Korfu fortsetzen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 28. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat sich zum Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg heute von Berlin nach Eutin begeben. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, welcher sich nach Schluß der Jagden in Blankenburg am vorigen Sonnabend zur Theilnahme an der Moltke⸗Feier nach Berlin begeben hatte, kehrte, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, heute hierher zurück.

Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 26. Oktober. Der Landtag hatz wie der „Magd. Ztg.“ geschrieben wird, gestern die Prüfung der Staatsrechnungen aufs Jahr 1888. beendet und ein⸗ stimmig deren Richtigkeit anerkannt. Weiter wurden Grund—

stück⸗An⸗ und Verkäufe Seitens des Domänenfiskus genehmigt. Der dem Landtage unterbreitete Gesetzentwurf über Be⸗ freiung von Gemeindesteuer bestimmt, daß diese für den Domänenfiskus und andere juristische Personen bisher eingeführte Befreiung aufgehoben wird und nur noch für Kirchen und Schulen fortbesteht.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 28. Oktober. Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfür st und die Großfürstin Wladimir von Ruß⸗ land sind, wie wir der „Cob. Ztg.“ entnehmen, gestern Abend wieder von hier abgereist.

Anhalt.

Des sau, 26. Oktober. Ihre Hoheit die Herzogin und Ihre Durchlauchten die Prinzessin Alexandra und der Prinz Eduard sind gestern Vormittag hier eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 28. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König besuchte nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern Nachmittag die Perlmutter Ausstellung und ließ sich über die ö der Perlmutter⸗Industrie eingehenden Bericht er⸗

atten.

Die Königin von Rumänien xeiste gestern Nach⸗ mittag nach Bukarest ab. Die Erzherzogin Marig Theresia hatte dieselbe nach dem Bahnhof begleitet, woselbst auch das gesammte Personal der rumänischen Gesandtschaft anwesend war.

Das „Militär-Verordnungsblatt“ veröffentlicht die Er⸗ nennung des Erzherzogs Otto zum Major im Dragoner⸗ Regiment Nr. 4, des Prinzen Josef Windischgrätz und des Barons Anton Szoelte no zu Generalen der Kavallerie und die Beförderung von 8 Generalen zu Feldmarschall⸗ Lieutenants und von 15 Obersten zu General-Majors. Graf Hartenau, bisher supernumerärer Oberst des 6. Draggner⸗ Regiments, ist zu dem in Graz stationirten Infanterie⸗ Regiment „König der Belgier“ versetzt.

Das Reichsgericht verhandelte am Sonnabend die Beschwer de wegen Aufl'lösung des Vereins „Pro Patria“. Die Beschwerdeführer waren bemüht, nachzuweisen, daß der Be⸗ schluß des Vereins „Dante Alighieri“, an den Verein Pro Patria“ einen Glückwunsch zu richten, keine staatsgefährlichen Tendenzen habe. Der Vertreter der Regierung führte aus den amtlichen Versammlungsberichten den Nachweis von dem un⸗ patriotischen Gebahren des Vereins „Pro Patria“, sowie von dem irredentistischen, österreichfeindlichen Charakter des italieni⸗ schen Vereins „Dante Alighieri“. Der Urtheilsspruch wird am kommenden Dienstag verkündet werden.

In einem zweiten am nämlichen Tage vor dem Reichs⸗ gericht verhandelten Prozeß wegen Nichtbewilli⸗ gung der Gründung des Schulvereins „Lega nazionale“ konstatirte der Regierungsvertreter gegen⸗ über der Ausführung des Beschwerdeführers, wonach der Verein kein politischer wäre, daß der Verein „Lega nazionale“ mit dem aufgelösten Verein „Pro Patria“ identisch sei, und führte aus, die Regierung verlange gewisse Kautelen, zumal der Verein „Lega nazionale“ vermöge seiner viel weiter gesteckten Ziele als politischer, aber nicht als Schulverein an⸗ zusehen sei.

In dem ungarischen Unterhause ist gestern, laut Meldung des „W. T. B.“, eine Regierungsvorlage, be⸗ treffend die dem Weinbau zu gewährenden staatlichen Begünstigungen eingebracht worden. Es wird darin eine sechsjährige Steuerfreiheit für Neuanpflanzung der durch die Phylloxera zerstörten Gärten und Steuennachlaß bei anderen Schäden in Vorschlag gebracht.

In der Organisation der Jäger, Genie und Train⸗ truppen sind nach der Wien. Itg.“ nachstehende Veränderungen angeordnet worden. Die Fägertruppe besteht nunmehr aus einem Jäger Regiment und aus 36 selbständigen Feld⸗Jäger Bataill onen. Das Tiroler Jäger- Regiment Kaiser Franz Joseph gliedert sich in den Regimentsstab, in 12 Feld Bataillone mit ben Nummern 1—12 und in 3 Ersatz⸗Bataillone mit den Nummern 1—3. Die Feld und Ersatz Bataillone bestehen aus je einem Bataillonsstabe und 4 Feld- beziehungsweise Ersatz · Com⸗ pagnien. Von den ErsatzBataillonen sind im Frieden nur Cadres vorhanden. Die Compagnien der Feld⸗Batgillone führen die Nummern von I bis 48, jene der Ersatz-Bataillone von 1 bis 12. Im Mobilisirungsfalle werden von den Ersatz-Bataillonen zwei Stabs- Compagnien mit den Nummern 1 und 2 aufgestellt. Sie Feldjäger Bataillone führen die Nummern von 1 bis 30; jedes Feldjäger⸗ Bataillon gliedert sich in den Bataillongstab, in 4 Feld⸗Compagnien mit den Nummern von 1 bis 4 und in eine Ersatz⸗ Compagnie, von welcher im Frieden nur ein Cadre besteht. Wird der Landsturm zur Ergänzung des Heeres in Anspruch genommen, so sind die dem Tiroler Jäger⸗Regiment und den Feld⸗ jäger⸗Bataillonen zugewiesenen Landsturmmänner bit zu ihrer Abgabe an die Feld⸗Abtheilungen in Ersatz⸗Compagnien zu formixren.

Die Genietruppe besteht aus zwei mit den Nummern 1 und bezeichneten Regimentern. Jedes Regiment gliedert sich in den Regimentsstab und in fünf Feld⸗Bataillone mit den Nummern von 1 bis 5 zu je vier Feld⸗Compapnien, dann in zwei Reserve⸗Compagnien und in ein Ersatz-Bataillon zu fünf Ersatz Compagnien. In jedem Regiment führen die Feld⸗Compagnien die Nummern von JI bis 20, die Reserve⸗ Compagnien die Nummern 1 und 2, die Ersatz⸗ Com pagnien die Nummein von 1 bis 5. Das Ersatz Bataillon ist im Frieden auf den Cadre gesetzt und in der Regimentsstab⸗Station diskozirt; bei jedem detachirten Feldbataillon ist ein Ersatzeompagnie⸗Cadre aufgestellt. Zum Verband der Genie Regimenter gehören ferner 15 Schanzzeug⸗Kolonnen und der Genie⸗Hauptpark Im Fall der Mo⸗ bilisirung der Landwehr, beziehungsweise der Einberufung des Land—⸗ sturms, werden aus den der Genietrurpe entstammenden, dem Heere zur Verfügung stehenden landwehnpflichtigen Landwehr Compagnien, dann aus den Landsturmpflichtigen, insolange diese nicht zum Ersatz benöthigt werden, Landsturm⸗Compagnien formirt.

Die Traintruppe besteht aus drei Train Regimentern, welche mit den Nummern von 1 bis 3 bezeichnet sind. Jedes Train⸗Regiment gliedert sich im Frieden in den Regimentsstab, in fünf Train— Vivisionen und den Ersatzdepoteadre des Regimenttz. Die Train⸗ BDivisionen sind administratsw selbständig und führen ohne Rücksicht auf den Regimentsverband die Nummern von 1 bis 18.

Großbritannien und Irland.

London, 27. Oktober. Der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, Bruder Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Victoria, ist heute Vormittag hier eingetroffen.

Dem „Jewish Chronicle“ zufolge ist im Ministerium des Innern eine Bill ausgearbeitet worden, welche in Er⸗ gänzung der Fabrikgesetze namentlich dem Uebel des „Schwitz systems“ zu steuern sucht. 2

Gladstone richtete heute in Edinburg an eine

Wählerversammlung eine Ansprache, in welcher er sich

mit den aus wärtigen Angelegenheiten beschäftigte und den Premier⸗Minister Lord Salisbury heftig angriff, weil derselbe eine kN an den Papst gesandt habe; es komme dies, erklärte er, fast einer Anerkennung der Forde⸗ rungen des Papstes gleich, welche sich auf eine neuerliche Unterwerfung italienischer Gebietstheile unter die Herrschaft der Geistlichkeit beziehen. Sodann kam Gladstone auf die Meldungen aus Rußland über strenge Maßregeln gegen die Juden zu sprechen und drückte die Hoffnung aus, die Thatsachen würden befriedigender sein als die ange⸗ kündigten Maßnahmen, die er entschieden mißbillige.

Zu der von Gladstone in West Calder gehaltenen Rede bemerkt die loyale „Irish Times“:

„Gladstone sagte etwas, was alle Nationalisten sehr inter⸗ essiren muß und womit sie äußerst unzufrieden sein werden. Er giebt zu, daß er die Unionsakte nicht aufheben, noch umgehen kann. Diese AÄbsicht hat er aufgegeben. Die Nationalisten müssen sich mit einem Parlament in Dublin begnügen, auf Grundlage der Unions—⸗ akte, d. h. einem irischen Parlament, welches in dem Sinne, wie man es in Irland meint, nicht national ist.“

Der Finanz⸗Sekretär des Schatzamts Jackson tritt heute seine dritte Reise nach Irland an, um sich von der Lage in der Grafschaft Donegal zu überzeugen. Der Schatzkanzler Goschen hat Mr. Jackson die Verwendung der großen Summen gänzlich anvertraut, welche das Parlament in der letzten Session für irische Sekundärbahnen be— willigt hat. Der irische Ober⸗Sekretär Balfour bereist zu demselben Zweck gegenwärtig West-Irland.

Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Regierung, im Hafen von Belfast einen Schiffsbau hof anzulegen.

Frankreich.

Paris, 28. Oktober. Der Minister-Präsident de Frey⸗ inet ist, wie W. T. B.“ meldet, von einem leichten Un— wohlsein heimgesucht.

Bei der weiteren Berathung des Budgets sprach sich in der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer Léon Say gegen den Entwurf der Budget⸗Kommission aus, welchen er für weniger empfehlenswerth hielt als die Vorlage des Finanz-Ministers Rouvier, bekämpfte den Grundsatz, sowohl neue Steuern als eine neue Anleihe zu verwerfen, und sprach sich für die Nothwendigkeit neuer Steuern und insbesondere eines Zuschlags für Alkohol aus. Nach einer Entgegnung des Deputirten Jamais (Gard), welcher den Zuschlag für Alkohol bekämpfte und die Einfüh⸗ rung . Börsensteuer forderte, wurde die Berathung vertagt.

Der radikale Deputirte Moreau brachte einen Gesetz⸗ entwurf ein, in welchem für adelige Wappen und 9 ö. Abgabe von 500 bis 250 000 Fr. festge⸗ etzt wird.

Dem „Journal des Dobats“ zufolge erachtet der Vorsitzende der Zolltarif⸗Kommission, Méline, den vorgelegten Ent⸗ wurf des General-Zolltarifs bezüglich der land⸗ wirthschaftlichen Zölle für unzureichend und wird eine Erhöhung der Zölle für landwirthschaftliche Produkte beantragen.

Der „Temps“ räth Behufs Vermeidung künftiger Diffe⸗ renzen, Frankreich möge die Frage betreffs des nörd⸗ lichen Gabon mit Spanien regeln. Wie Frankreich mit England und Portugal Vereinbarungen wegen deren Enklaven an der Westküste Afrikas getroffen habe, so sollte auch mit Spanien die Feststellung der Grenze bezüglich der Enklave am Muniflusse vereinbart werden.

Wegen der Theilnahme Garibaldi's an dem Kriege von 1870/7! beabsichtigt eine Anzahl von republikanischen Deputirten ihm in Dijon ein Denkmal zu errichten. Zu dem Comité gehören unter anderen Jules Simon, Brisson, Spuller, Lockroy und Clémenceau.

Gestern fand die Civiltrauung der Tochter des russischen Botschafters Baron Mohrenheim mit dem Lieutenant Déseze statt. Vor dem feierlichen Akte überreichte der ehemalige Deputirte des J. Arron⸗ dissements Frébault im Namen der Einwohner des⸗ selben der Braut ein Bouquet und richtete an den Botschafter eine An sprache, in welcher er hervorhob, diese Heirath sei ein hoher Beweis für die Freundschaft beider Länder und der Werthschätzung der fen n en Armee von Seiten des Botschafters. Der Botschafter dankte, indem er betonte, diese Theilnahme würde die Bande zwischen . und den Bewohnern des Arrondissements noch fester nüpfen.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 27. Oktober. Laut dem gestrigen Bulletin sind die lebensgefährlichen Erscheinungen bei dem Groß fürsten Nikolaus d. Ae. geschwunden; die Krankheit nimmt ihren gewöhnlichen Verlauf.

Wie die St. Petersburger Blätter melden, hat der Emir von Buchara beschlossen, die russische Sprache in den höheren Lehranstalten Bucharas einzuführen. .

Ueber neu projektirte Bestimmungen gegen die nichtorthodoxen Kirchen schreibt man der „Germania“ aus St. Petersburg:

Das Vepartement für geistliche Angelegenheiten fremder Kulte, welches beim Ministerium des Innern besteht, hat das Projekt eines wichtigen Gesetzes ausgearbeitet. Die Novelle soll noch im Laufe dieser Session an den Reichsrath ge⸗ langen. Es handelt sich um eine Verschärfung der Aufficht über die katholische und evgngelisch-luthe⸗ rische Kirche im russischen Reich. Die in Aussicht genommenen Aenderungen sollen sich vor allen Dingen richten auf eine Kompetenz erweiterung des Präsidenten des Kirchenraths sowie des Verwaltungs— rafhs, welchem die Aufsicht über die Kirchenkapitalien und die Kon⸗ trole der kirchlichen Einnahmen, von denen ein Theil für den Unter halt der Geistlichkeit, ein anderer zum Besten der Kirche ze, ver⸗ wendet wird, übertragen worden ist. Alle Maßnahmen der Kirchen⸗ räthe, sofern sie finanziellen Charakters sind, unterliegen, der Konttole der Regierung. Unter keinen Umständen dürfen irgend welche Summen aus den Kirchengeldern für die Bedürfnisse aus⸗ ländischer geistlicher Missionen, Korporationen gↄder Gesellschaften verausgabt werden; auch müssen die finanziellen Rechenschaftsberichte nebst den erforderlichen Dokumenten alliährlich dem Departement für fremde Kulte zur Prüfung vorgestellt werden. Außerdem hat das Gesetzegprojekt des Departements eine Einschränkung der Zahl jener katholischen Klöster, die vom Staat Unterstützungen empfangen, ins Auge gefaßt. Solcher Klöster giebt es gegenwärtig 34 in Rußland.

Portugal.

Ein Mitarbeiter des ‚ESiscle“ hat, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, eine Unterredung mit dem portugiesischen Gesandten in Patris gehabt, wonach seit der Neubildung des Kahi⸗ netz eine Beruhigung in Lissabon eingetreten sei. Die

portugiesische Regierung wolle der englischen neue Vorschläge wegen des auf Afrika bezüglichen Abkommens machen. An neue Zugeständnisse betreffs des Landbesitzes Seitens Englands glaube man nicht, hoffe aber, hinsichtlich des Handels einige Vortheile für Portugal zu erzielen. Direkte Nachrichten aus Lissabon bestätigen, daß eine Beruhigung eingetreten ist; man hofft allgemein von England weitere Zugeständnisse zu erhalten. Lord Salisbury soll sich auch schon bereit erklärt haben, in neue Verhandlungen einzutreten.

Schweiz.

Die Neuwahlen zum Nation alrath haben, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Bern telegraphirt, das Parteiverhältniß nicht geändert; zwei Drittel sind radikal⸗liberal, ein Drittel konservativultramontan, woran die noch vorzunehmenden Stich⸗ wahlen nichts ändern werden.

Der eidgenössische Untersuchungsrichter hat gegen die Personen, die den freien Telegraphenverkehr anläßlich des letzten Aufstandes im Tessin hinderten, Strafunter⸗ suchung eingeleitet. Laut amtlicher Untersuchung trifft die Beamten selbst keine Schuld.

Heute wollte der Bundes rath über den gegen die Fest— stellung des Abstimmungs-Ergebnisses im Tessin am H., Oktober gerichteten Rekurs der Konservativen entscheiden. Hiernach tritt in Bern sofort die neue Verständigungs⸗ Konferenz zusammen Behufs Vorberathung der Wahl⸗ Reform. Vom 30. d. an wird der Kanton Tessin durch ein einziges Bataillon besetzt sein. Der Große Rath tritt end⸗ gültig am 30. d. zusammen.

Der „Berner Landbote“ veröffentlicht in einem Extrablatt eine Erklärung des Bundes-Kaths Droz, welche der Redaktion auf ihr Ersuchen um Aufschluß über einen im Kanton Ober-⸗-Aarg gu geplant gewesenen Putsch zugegangen ist. Der wesentliche Inhalt derselben ist, nach der „N. Zürch. Ztg.“, folgender:

Ein wohlangesehener Bürger aus dem Ober⸗Aargau, der sich als Mitglied des Cemités der „Volkspartei! bezeichnete, habe ihm (Hrn. Droz) Mittheilungen gemacht über die erregte Stimmung, welche im Ober⸗Aäargau in Folge der Tessiner Angelegenheit in den Kreisen der „Volkspartei? herrsche. Eine geheime Comitésitzung habe stattgefunden, ein Aufruf sei vorbereitet gewesen, und man habe nur auf das Losungswort gewartet, um drauf los zu schlagen“. Hr. Dro) sah sich veranlaßt, von diesen Mittheilungen den Bundes Präsidenten Ruchonnet, Herrn Bundes⸗Rath Hauser, Chef des schweizerischen Militärdepartements, sowie den Bernischen Polizei⸗ und Mllitär⸗Direktor, Regierungs⸗Rath Stockmar zu benachrichtigen.

Nach einer der „Polit. Corresp.“ aus Rom zugehenden Meldung steht es nunmehr fest, daß Kardinal Mermillod von dem Bisthum von Lausanne und Genf zurück⸗ treten und dauernden Aufenthalt in Rom nehmen wird. Wie versichert wird, ist bereits ein Nachfolger für ihn auf dem genannten Bischofssitz ausersehen.

Niederlande.

Das ärztliche Gutachten, welches dem niederländischen Staatsrath Behufs Einsetzung der Regentschaft vorgelegt wurde, giebt interessante Aufschlüsse über den Zustand König Wilhelms III. Es rührt von den beiden langjährigen Leibärzten des Monarchen, den DDr. Vynckhuyzen und van Vlaanderen sowie von Professor Dr. Rosenstein her. Danach ist, wie man der „Mgdb. Ztg.“ mittheilt, die körperliche Konstitution des hohen Kranken so kräftig, daß er, falls nicht etwa eine plötzliche Veränderung eintritt, nicht nur die gegenwärtige Krise überwinden, sondern sogar noch Jahre lang leben kann. Die Ernährung ist zwar keine regelmäßige, aber doch eine genügende. Dagegen be⸗ zeichnet das ärztliche Gutachten den Geisteszustand des Monarchen als unheilbar. Die Gehirnerweichung habe bereits einen derartigen Grad erreicht, daß König Wilhelm oft seine nächste Umgebung nicht kenne. Bei einer der letzten Unterzeichnungen von Staatsakten habe der König sogar vergessen, welchen Namen er führe. Ferner hahe der Monarch die größte Abneigung gegen Schreiben und Lesen. In Folge dessen erachten die Aerzte, daß die Einsetzung einer Regentschaft sich nicht länger verzögern lasse. Am Sonnabend hatte übrigens der Minister⸗Präsident Mackay, demselben Blatt zufolge, eine lange Berathung mit der Königin Emma, in welcher diese sich nach langem Zögern zur Uebernahme der Regentschaft bereit erklärte.

Belgien.

Belgiens Anregung, den lateinischen Münzbund auf 5 Jahre oder 19 Jahre zu verlängern, hat, wie man dem „Hamb. Corr.“ berichiet, bei Frankreich nicht den gewünschten AUnklang gefunden. Die Folge davon ist, daß Belgien an Frankreich 100 Millionen Francs silberner Fünsfranesstücke gegen Gold einzutauschen hat, was für Belgien 20 Millionen Francs Verlust bedeutet.

Die von dem internationalen Antwerpener Strafrechts⸗ Kongreß über den Schutz der Kinder gefaßten Beschlüsse werden zuerst in Belgien ins Leben treten. Der Ju stiz⸗ Minister hat bereits ein auf diesen Prinzipien beruhendes Gefetz der Deputirtenkammer überreicht; dasselbe soll noch in dieser Session zur Annahme kommen. Andererseits sind zur Ausführung der Antwerpener Kongreßbeschlüsse bereits die Ministerial-⸗Verordnungen ergangen. Es wird sich also zeigen, welchen praktischen Werth diese Beschlüsse besitzen.

Griechenland.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Buregus“ aus Athen hat die Opposition bei den Wahlen die große Mehrheit erhalten; der Regierungspartei sei kaum der dritte Theil der Sitze zugefallen.

Bulgarien.

Sofia, 28. Oktober. Der Prinz Ferdinand eröffnete gestern die Sobranje im eisein der Prinzessin Clementine, sowie der zur Synode versammelten Kirchenfürsten mit einer Thronrede, in welcher es heißt, der Prinz werde die Politik der letzten drei Jahre, welche sich segensreich erwiesen habe für die Wohlfahrt und den Fortschritt des bulgarischen Volkes, fortsetzen Als bisher erzielte Erfolge führt die Thronrede an; den Bau der Bahn Jamboli⸗Burgas, die Neuorganisation der Armee, die Ein⸗ führung einer vervollkommneten ,, die Vorstudien ür eine Bahnlinie Sofig⸗Tirnowa und den Abschluß von Han⸗ belsverträgen mit Deutschland, Oesterreich Ungarn, reich und der Schweiz. Ein besonderer Passus ist den Bergts des Sultans, betreffend die bulgarischen Bischöfe für Macedo⸗ nien gewidmet, durch welche der Sultan einen offen⸗

kundigen Beweis des Wohlwollens für das bulgarische Volk, sowie des Wunsches erbrachte, dasselbe den Weg der Entwickelung und des Fortschritts weiter verfolgen zu sehen. Die Ruhe des Landes während der Abwesenheit des Prinzen, die Sympathie, welche derselbe im Auslande für das tapfere Verhalten des bulgarischen Volkes bei der Regelung seiner Autonomie vorgefunden habe, gewährten ihm die Ueber⸗ zeugung, daß der Tag des endgültigen Triumphes der gerechten bulgarischen Sache nicht fern sei.

Sowohl beim Erscheinen wie beim Weggehen wurde der Prinz lebhaft begrüßt. .

In der darguf folgenden Sitzung der Sobranje wurde das bisherige Präfidium wiedergewählt.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Wie schon mitgetheilt, stützen

sich die gegen die verfassungsgemäße Rechtsgültigkeit der Mac Kinley-Bill geltend gemachten Einwände darauf, daß der Abschnitt 30 der Bill beim Kopiren des Gesetzes vergessen sei. Dem „New⸗Hork Herald“ zufolge hat nun eine genauere Untersuchung ergeben, daß die Auslassung des Ab⸗ schnitts 39 der Mac Kinley⸗Bill gar nicht beim Abschreiben der Bill nach deren Annahme erfolgt, sondern durch ein Versehen des Konferenzcomités selbst in seinem Bericht an den Kongreß verursacht worden sei. Der Präsident habe also die Bill genau so unterzeichnet, wie sie von beiden Häusern angenommen worden ist. Daß der Abschnitt 30 in einer Rachsession der gesetzgebenden Körperschaften in Form einer Gesetzesnovelle der Tarifbill einverleibt werden soll, wurde bereits gestern gemeldet. Auch „Reuter's Bureau“ erklärt die Bedeutung des Protestes der ameri⸗ kanischen Importeure gegen die Gesetzmäßigkeit der Mac Kinley⸗Bill, wie sie von einem Theil der Presse unterstützt wird, für übertrieben und weist darauf hin, daß der Kongreß der Omission noch abhelfen könne, bevor die Frage vor den obersten Gerichtshof gelange. Der Tarif sei in der unter⸗ zeichneten Fassung gesetzkräftig. Auch der Schatz sekretär Windom habe erklärt, der Tarif sei Gesetz, und er habe die Pflicht, dasselbe auszuführen. In der Grafschaft Coffee in Georgia waren jüngst Neger⸗-Unruhen ausgebrochen, welchen Landstreitigkeiten zu Grunde liegen. Die Ruhe wird jetzt allmählich wieder her⸗ gestellt. 5 Weiße erhielten Schußwunden; 2 von ihnen sollen gestorben sein.

Afsien.

PVostberichte aus Japan melden, daß der Premier⸗ Minister Graf Ito den Posten eines Präsidenten des Oberhauses in dem neuen Parlament angenommen hat.

Afrika.

Der „Times“ wird aus Sansibar vom 27. d. gemeldet: Am 25. d. segelten der Admiral Freemantle und der General-Konsul von Lamu nach Kipini, wo das ge⸗ sammte englische aus 10 Schiffen bestehende Expeditions⸗ Geschwader ankert. Admiral Freemantle rückte sodann am 26. d. früh mit einer Abtheilung von 1000 Mann auf Witu vor. Die Vorposten waren schon am Abend zuvor ange⸗ griffen worden, wobei 3 Matrosen verwundet wurden.

Moltke⸗ Feier.

Wir haben nur noch wenig über den Verlauf der Moltke⸗ Feier nachzutragen. Zunächst sei hier die Adresse mitgetheilt, welche Namens der Friedensklasse des Ordens pour 1 mérite für Wissenschaften und Künste der Kanzler der Friedensklasse Professor Adolf Menzel und der Vize⸗Kanzler, Professor Br. von Helmholtz dem Feldmarschall überreichten; sie lautet: ECuere Cxcellenz bitten an dem heutigen Festtage die unter⸗ zeichneten Mitglieder des Ordens pour le mérite für Wissenschaft ö Kunst ihre verehrungsvollen Glückwünsche entgegennehmen zu wollen . Wie die Millionen des deutschen Volkes, gedenken wir heute der ,. 6 , 1 sicherem Blick, ruhiger Hand und undufhaltsamer Kraft die deutschen Heere zu Si i aller bisherigen Geschichte geführt her . Zugleich aber nahen wir uns mit wärmstem Gefühl dem er— lauchten Ordensgenossen, der in den Nebenstunden seines mächtigen Wirkens durch eine Reihe wissenschaftlicher Schriften bon bedeutendem Gehalt und vollendeter Form sich ein bleibendes Ehrengedächtniß auch in der deutschen Literatur gesichert, und den als Mitglied zu besitzen der Orden stets als einen seiner besten Ruhmestitel be—⸗ trachtet hat.

Möge Gott Euere Excellenz noch lange in Frische und Rüstigkeit uns erhalten!

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Ad. Menzel H von Helmholtz. ndreas Achenbach. R. Begas. B. Johannes Brahms. Mt. von Brucke. 6g 7 ö C. Curtius. Gustav Freytag. B,. von Gebhard. R. von Gneist. A. W. von Hofmann. H. E Hähnel. E. Knaus. C. Ludwig. Th. Mommlen. M. Müller. F Neumann. F. Nöldeke. du Bois⸗ Revmond. W. von Siemens. Johannes Schilling. Freiherr von ö F. Schaper. H. von Sybel. W. Weber. C. Weierstraß.

9. Zeller

Die Abholung der Fahnen und Standarten sämmtlicher Regimenter des Garde⸗Corps aus dem Generalstabsgebäude vollzog sich am Montag Mittag um 12 Uhr in gleicher Weise wie die Hinbringung nach der Wohnung des General-Feld⸗ marschalls. Wahrend die Fahnen und Standarten der Pots⸗ damer Garnison unter Führung eines Infanterie⸗Hauptmanns und Bedeckung einer Abtheilung Garde⸗Infanterie vom Königs⸗ platz nach dem Potsdamer Bahnhof und diejenigen der Spandauer Garnison, ebenso geführt und bedeckt, nach dem Lehrter Bahnhof abschwenkten, wurden die Berliner mit klingendem Spiel nach dem Fahnenzimmer des Königlichen Schlosses gebracht. .

Gestern hatte Graf Moltke die hier zur Beglückwünschung eingetroffenen Abordnungen seines Kolbergischen Grenadier⸗ Regiments Graf Gneisenau Nr.) und seines 71. Ungarischen Infanterie⸗Regiments Graf Moltke nebst seinen Verwandten und denjenigen Offizieren, die an den Festordnungen der letzten Tage besonders betheiligt waren, zu sich zu Tisch ge⸗ beten. Während der Tafel, erhob sich der Feldmarschall und sprach, wie ‚W. T. B.“ mittheilt, etwa folgende Worte:

Meine Herren, ich bitte Sie, auf das Wohl der beiden hoben Monarchen, Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Sr. Maßsestät des Kaifers von Oesterreich, und Königs von Ungarn, anzustoßen. Eng verbündet, wie Sie Beide sind, dürfen wir auf Ihr Wohl ge⸗ meinsam trinken. Sie leben hoch und nochmals hoch und lange

hoch!

Später trank der Feldmarschall dem Commandeur seines II. Ungarischen Infanterie⸗Regiments Graf Moltke noch be⸗