1890 / 260 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Statistik und Volkswirthschaft.

nebersicht über die Ste in- und Braunkohlen⸗ Förderung Preußens in den ersten 3 Vierteliahren 1890, verglichen gegen die ersten s Vierteljahre 1889. (Nach vorläufigen Ermittelungen.) J M Ober⸗ Viertel xz? Förde Archer.

Bergamtsbezirk. jahr. terzahl, rung. steriahl.

A. Stein ko hlen.

Breslau 1 5 286 533 64 943 4778 639 58 9351

I 156489 2395 64 gig] 4035 453 56 637 Jr s 604 og 64 369 4 911 041 58 234 T F by ß ß VNV

3D TI 5488 137 7156 157

Di W d rij XV 132 9985 3275

Summe. 7 5727 134 11 4639 128 III. 6304 124 Summe. 16 670 1239 IJ. 1535 500 3352 i 151 237 3425 III. 159 457 3452 155 668 3 254 Summe. 464 244 3410 4043623 3253 J. 7 052 158 124 446 8 756 225 114 114 II. 8 26 636 127 049 6762 068 111 967 III. 8 977 021 126 683 8 g97 094 114148 Summe. 26 535 815 126 059 24 515 387 113 40 . 7 bd 565 I 35 681 2 100 354 33 766 . 1961068 36133 1766 650 33 526 III. 2132 078 36 617 2086613 34011 Summe. 56 147 707 36 144 5 953 617 33768 Der ganze Staat. 1. 16 5327 479 228 55615 756 913 210 195 II. 15 292 922 231 654 12 702 617 205 542 III. 16279 555 231 23816 157 542 209 784

I Gesammt · Summe 18 1094 956 230 483164 617 O72 208 508

B. Braun⸗ kohlen. Breslau

132 46 195 333 1 155 1065 833 114 is di i is Di b T , e e , mn 1537 4 3 zöß] 2 3 es 36 50h 3 Göd 30ß 3 G3 id d 283 2564 0 766 i d T d T Ts S8 i , 372 Ji 38 300 630 sa 386 S607 34 i538 BGG D e W id W di i , , , s 141 3533 1 535 144 55 1 Sas 183 653 1616 136 160 1 360 Di ü , i i s , , 475 335 25 Si 3 653 oa. 33 rg 81d 363 6 dis 8 dss Cie J 1666

M1 II8 793 26 057i ο5 836 24 045

135 306 13567 1342

98 (09 1194

Der ganze Staat.

Gesammt⸗ Summe.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeiter der fiskalischen Königin ⸗Luisengrube haben, wie dem „Berl. Volksbl.“ mitgetheilt wird, dem dort errichteten Arbeiteraußschuß eine Reihe von Punkten zur Berathung und Er⸗ ledigung in der nächsten Konferenz des Ausschusses vorgelegt. Es sind dies: 1) Dauer der Schicht (acht Stunden), 2) Schichtlohn und dessen Regelung für die einzelnen Klassen der Arbeiter, 3) Zahl der 1 fördernden Wagen, 4) Arbeitsordnung (Strafen, Entlassung), Ver⸗ äumniß von Schichten. (Keine Bestrafung des Arbeiters, wenn er drei Schichten wegen Krankheit oder anderer wichtiger Angelegenheiten versäumt hat. Befugnisse der Aufseher. (Die Aufseher sollen nur den Schleppern, den . dagegen nur die Oberhäuer und Steiger zu befehlen haben In der Arbeitzordnung soll festgestellt werden, daß die Grubenverwaltung für die Reparatur der Pulverbüchsen, das Schärfen der Aexte und Sägen, die Heranschaffung von Lehm zum Aus füttern der Schießlöcher, sowse dafür Sorge tragen solle, daß im Herbei⸗ schaffen des Pulvers Erleichterungen erfolgen und die Bohrer nicht mehr nach Hause mitgenommen zu werden brauchen. Endlich wünschen die Arbeiter, daß ihnen jährlich 2 rm Brennholz zugestanden würden. 5) Erhaltung der Kräfte und des Lebens der Arbeiter (Errichtung von Bade ⸗Anstalten, gute Wetterführung, Herbeischaffung von Wasser in Kannen) Schließlich wünschen sich die Arbeiter eine bessere Be⸗ handlung Seitens der Vorgesetzten.

In Magdeburg fand am Sonnabend eine ziemlich zahlreich besuchte öffentliche Fozialdemokratische Parteiverfamm⸗ ung, statt Behufs Berichterstattung über den in Halle abgehaltenen Parteitag. Von den Alten“ nahm der Privatmann Jul. Bremer das Wort, der sich, wie die ‚Mgdb. Ztg. berichtet, aus. führlich über den Parteitag erging, jedoch nichts Neues bot. Von den „Jungen“ erläuterte sodann der Zimmerer Ad. Schultze die Punkte, in denen er nicht mit seinen Mitabgeord⸗ neten übereinstimmte. Er wandte sich gegen das Eintreten der Parteigenossen für Abgeordnete anderer Parteien sowie gegen das Vertrauenszvotum, welches der Fraktion wegen der Feier des 1. Mai ausgesprochen werden sollte. Singer habe der Opposition gleich die Spitze abgebrochen, indem er erklärte, der Parlamentarismus müsse als Mittel zum Zweck gebraucht werden. Betreffs des offiziellen Parteiorgans habe die Opposition ihren Widerspruch aufgegeben, da sie doch ohnmächtig gewesen wäre, weil die Fraktion schon längst den Beschluß gefaßt gehabt hätte, daß das Berliner Volksblatt pas Parteiorgan werden solle. Auch selen Differenzen zwischen Cen- tral⸗ und GewerkschaftsOrganisation zu Tage getreten. Er bat die Genossen, für die letztere einzutreten. Er vertrat namentlich

von Werner in Berlin geleitete Opposition, die er in Schutz nahm und vertheidigte, wobei er verschiedentlich auf Widerspruch stieß. In einer Resolution erklärte sich die Versammlung schließlich mit den Beschlüssen des Parteitages wie mit den Ausführungen der Berichterstatter einverstanden, sie will mit allen Kräften für die Stärkung der sozialbemokratischen Partei wirken. Zur Durchführung des Organifationsentwurfs wurden für den Wahlkreis Magdeburg Abg. Schultze als Vertrauensmann mit zweifelhafter Mehrheit Und Lankau als Stellvertreter mit überwiegender Mehr— heit gewahlt.

In Dartmund wurde am Sonntag mit einem großen sozial— demokr ati schen Volksfest eine Parteiversammlung ver— bunden, in welcher, wie wir der Dtm Itg? entnehmen, Hr. Tölcke Bericht über den Halleschen Parfeitag erftattete, nach diesem Redner nahm ein Ludwig Schröder das Wort, welcher ebenfalls Dele— girter in Halle war, und, bemerkte u. A.: Es müsse auch die Frauenwelt mehr in die Agitation hineinzogen werden; so be⸗ ständen in Belgien sozialistische Frauenbereine. Mit den Erfolgen, die bis jetzt erzielt seien, wolle sich die Sozialdemokratie nicht etwa beruhigen, nein, sie wolle die ganze Welt erobern und nicht ruhen und rasten, bis auch der Letzte vom Bruck des Kapstals befreit sei. Die Ver⸗ sammlung erklärte sich in einer Resolution in gewohnter Weise mit den Be⸗

, . des Parteitages einverstanden und versprach für die Ver w

rklichung des Programm einzutreten. Als geeignetes Mittel er= achtete die Versammlung die Verbreit ang der Arbeiterpresse. : den Wahlkreis Dortmund sei das einzige Organ, das die Jateressen der Arbeiter vertrete, die Westfälische Freie Presse

Eine Versammlung der Vergolder und Vergolderinnen in Leipzig verhandelte am Sonnabend über die amustrebende Besse⸗ rung der dortigen Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse. Es wurde, der „‚Lpz. Itg.“ zufolge, zwar anerkannt, daß die Lage der Gehülfen sich durch die Thätigkeit des vor einiger Zeit gegründeten Fach vereins bereits gehoben habe, ohne daß das zwischen Arbeitern und Arbeitgebern bestehende gute Einvernehmen gestört wer⸗ den sei, gleichwohl beschloß man, die gerade jetzt in Folge der geschaffenen Organisation und der regen Betheiligung der weib⸗ lichen Arbeiter günstige Gelegenheit zu einer weiteren Aufbesserung auszunutzen. Die aufgestellten, durch den Fachverein den Arbeitgebern schriftlich zu unterbreitenden Forderungen waren folgende: 22 ½ Wochen⸗ lohn, Bezahlung aller in die Woche fallenden Feiertage wie Arbeitstage, Stundenlohn von 45 3 für Ueberstunden, von 50 3 für Sonntagsarbeit, gänzliche Abschaffung der Akkordarbeit Die Beschlüsse wurden nicht ohne lebhaften Widerspruch gefaßt, weil Viele die sofortige gänzliche Ab⸗ schaffung des Stücklohns für undurchführbar hielten und weil einzelne Gruppen der Gehülfenschaft ihren Arbeitgebern bereits mildere Forderungen gestellt und sich wegen derselben in Unter⸗ handlungen eingelassen hatten. Eine schwach besuchte Ver- sammlung der Kürschner und Zurichtergehülfen Leipzigs beschloß am Sonnabend, die durchreisenden Mitglieder des Verbandes der deutschen Kürschner u. s. w. mit 75 3 zu unterstützen und die Mittel hierzu durch eine monatliche Extrasteuer von 20 3 aufzu— bringen. Dem Fachorgan „Der Kürschner“ wurde der Rath ertheilt, sich weniger mit politischen und mehr mit fachgewerblichen Dingen zu befassen.

Hier in Berlin tagte Montag, den 20. Oktober, wie das „Berl. Volksbl. mittheilt, eine gut besuchte Versammlung des All— gemeinen Arbeiterinnenvereins, in welcher ein Vortrag über „Frauenbefreiung“ gehalten wurde. Zum Schluß forderte der Vortragende die anwesenden Frauen auf, sich dem „Allgemeinen Ar beiterinnenverein“ anzuschließen, denn nur dadurch, daß sie sich ver⸗ einigen, könnten sie ihre Lage verbessern. Weiterhin machte Fr. Scherzer bekannt, daß im Laufe dieser Woche eine öffentliche Versammlung betreffs der Zustände in der Velvetfabrik stattfinden würde. Hr. Petersdorf theilte mit, daß man die Arbeiterinnen der Velvetfabrik zwinge, auf ihre politischen Rechte zu verzichten, indem man durch Plakate in den Fabrikräumen den Arbeiterinnen untersage, Ver sammlungen zu besuchen; widrigenfalls sie sofort entlassen werden. Er forderte die Arbeiterinnen auf, durch solche Mittel sich nicht ein⸗ schüchtern zu lassen, sondern fest an der Sache zu halten.

Ein Wolff'sches Telegramm aus Paris vom heutigen Tage meldet, daß der Strike der Glasarbeiter von Bessages nach dreimonatlicher Dauer nunmehr beendet sei.

Die Enquete der Arbeitsverhältnisse in Frankreich.

Wie schon in Nr. 259 des „R. u. St. A.“ unter „Frankreich“ erwähnt, liegen jetzt 24 043 Antworten von Arbeiter und Syndikats⸗ kammern des Seinedepartements auf die von der parlamentarischen Arbeiterkommission versandten Fragen vor. Hiervon sind, wie dem „Hannov. Cour.“ mitgetheilt wird, 5115 jeder Reglementirung der Arbeit feindlich, 5738 für den Arbeitstag von 8 Stunden, 10 817 für den von 9, 10, 11 und mehr Stunden, der Rest verschieden und un⸗ bestimmt. Die Kommission hat zunächst die Antworten von 9116 Arbeitern des Metall⸗, Bau⸗, Möbel und Bekleidungsgewerbes herausgenommen. Davon sind:

2331 also 25,6 Proz. gegen die Reglementirung, ö ö Stunden ö Ueberstunden, ' . mi 2 . ö u. mehr Stunden . Ueberstunden, 1 * 21 2 . mi * arbeiten ö Stunden täglich, ö. ö ö ö. 12 * * auf Stundenlohn, Tagelohn. Monatslohn,

. Stücklohn,

verdienen weniger als 3 Fr. täglich, . Fr. täglich,

OCS S C O

& NRĩν —— 2 ——ᷣ— D 6 086 0 84 dr O do de w do de de o == , , , de ee.

910 '! mehr als 10 Fr. täglich, haben 1 Ruhetag wöchentlich,

S Se = R e e = .

de = O2

a 8 2 9 9 9 9 9 9 9 2 9 9 242 6

* 69 12 gar keinen Ruhetag.

Der Handel Norwegens im Jahre 1888.

Der von dem Direktor des Norwegischen statistischen Central⸗ bureaus Hrn. Kiär kürzlich herausgegebenen Statistit über den Handel Norwegens im Jahre 1889 entnehmen wir die folgenden Daten. Das Gesammtgewicht der zwischen Norwegen und dem Auslande um⸗ gesetzten Waaren ist zu 4002 Mill. kg berechnet, wovon 1827 Mill. kg auf die Einfuhr und 2180 kg auf. die Ausfuhr entfallen. Der Werth des Umsatzes ist zu 324,3 Mill. Kronen er— mittelt, davon entfallen 191,6 Mill. Kronen auf die Einfuhr und 132, Mill. Kronen (einschließlich 6,3 Mill. Kronen für wieder aus⸗ geführte fremde Prorutte) auf die Ausfuhr. Der Menge wie dem Werthe nach war dieser Umsatz der größte, den Norwegen bisher gehabt hat. Gegen das Jahr 1888 war das Gewicht um 527 Mill. kg oder 15 ο und der Werth um 43ů5 Mill. Kronen oder 15,5 oo größer. Die Handelsbilanz stellt sich ungünstig, denn der Werth der Einfuhr überstieg den der Ausfuhr um 59 Mill. Kronen; es ist indeffen anzunehmen, daß dieser Fehlbetrag durch den Rein⸗ verdienst der norwegischen Handelsflotte vollkommen gedeckt worden ist. Unter den eingeführten Waaren sind hervorzuheben; 4 362 900 hl Getreide im Werthe von 33 535 800 Kronen), 8 831 000 kg Manu— fakturwaaren (28 7 0 500 Kronen), 33 369 000 kg Kolonialwaaren (21 448 600 Kronen), 10 734 000 ig Speck und Fleisch (6 960 b00 Kronen), 15 278 860 kg Metallwaaren G 580 300 Kronen), 15 168 600 Eg Petroleum (2 Mill. Kronen), 10 24 900 hl Stein. kohlen (10 F656 500 Kronen) u. f. w. Der Verbrauch für jeden Ginwohner war? Kaffee 3,4858 kg, Zucker 6,3 kg, Sprup 321 Eg, Taback 0758 Eg und Branntwein L6 j. Der Ankauf von Schiffen im Auslande war beträchtlich, rämlich 3 Dampfschiffe von 25 813 Reg -Tons für 6919 000 Kronen und 171 Segelschiffe von 1092 147 Reg - Tons für 7762 009 Kronen. Von der Äutfuhr zeigen die höchsten Ziffern die Artikel Holz und Fischereiprodukte. Von ersterem wurden 480 700 Reg Tons (gegen 175 56 Reg. ⸗Tons in 1886 im Werthe von 37 194 090 Kronen aus- geführt. Bemerkenswerth ist die Zunahme der Ausfuhr von Holz⸗ stoff und Cellulose; während diese im Jahre 1875 nur S540 t be⸗ trug, stieg fie in 1885 auf 0 781 t, in den drei folgenden Jahren auf resp. 99 660, 131 651 und 162 455, im vorigen Jahre aber auf 178 149t im Werthe von 10738 660 Kronen. Zündhölzer wurden für 1 62 9090 Kronen und verarbeitete Holjwaaren für 133 500 Kronen ausgeführt Im Ganzen hatte die Ausfuhr an Holz und Holzwaaren aller Art einen Werth von 50, 28 Mill. Kronen. Fischereiprodukte sind für 44, 14 Mill. Kronen ausgeführt. Der Werth aller sonstigen norwegischen Ausfuhr waaren bellef sich auf 31,5 Mill. Kronen, wovon entfielen auf: Nägel 2956 o 00 Kronen, Wollwagren 2 g65 909 Kr. Felle 2557 006 Kr., Butter 461 000 Kr., Margarine 1 363 000 Kr, kon-

densirte Milch 1 812 000 Kr, Erz 1617 9909 Kr., Papier und Pappe 1245 000 Kr, Baumwollwaaren 1 179000 Kr. Maschinen 1008 000 Kr., Apatit 927 009 Kr, Pferde 877 000 Kr., Eis S7 5 000 Kr., Kupfer 705 000 Kr., Schafe 660 900 Kr., behauene Steine 647 000 Kr., Glaswaaren 606 000 Kr, Sohlenleder 5380 000 Kr.; auf einige andere Artikel wie: Rindvieb, Wild, Kon serven, Brod, Bier, Seilerwaaren u. s. w. entfallen nur geringe Summen.

Literatur.

Sozialistische Exkursionen mit besonderer Berücksichti⸗ gung des Heimstättenwesens von C. Neese. Berlin, Verlag von Hermann Brieger. In unserer Zeit der Entwickelung neuer gesell⸗ schaftlicher und wirthschaftlicher Verhältnisse gilt es hauptsächlich, sich zu orientiren nnd die erforderlichen neuen Standpunkte zu gewinnen. Hierzu behülflich zu sein, ist der Zweck der vorliegenden Schrift und dem entsprechend behandelt der Verfasser in objektiver Darstellung die aktuellen Zeitströmungen und vor allem die soziale. Auf die bestimmte Frage, welche der Verfasser sich stellt: Sind die heutigen gesellschaftlichen und wirthschaftlichen Zustände im Allgemeinen und. Besonderen so schlecht, daß man mit Fug und Recht von einer wirklichen Missre, die zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß giebt, reden kann?“, gelangt er, nach einer eingehenden Beleuchtung der extrem pessimistischen wie optimistischen Änsichten und einer gründlichen Untersuchung der Lage der Ackerbauer, der Handwerker und des Arbeiterstandes gegenüber dem spekulativen Großkapital, zu der Antwort, daß, so wenig befriedigend auch die heutigen gesellschaft. lichen und wirthschaftlichen Zustände sein mögen, sie doch nicht vor einem unvermeidlichen Untergange ständen, sich vielmehr, wenn auch nur langsam, zu einer reineren Entwickelung bewegten. Er spricht sich dann weiter namentlich für die Erhaltung und Kräfti⸗ gung des Mittelstandes aus und tritt für das Emporsteigen kleinerer Leute zu neuer und eigener Vermögensbildung mit Wärme ein. Das Mittel hierzu sieht er in dem Heimstättenwesen. Von Denen, welche diese Angelegenheit schon früher zum Gegenstande ihrer Betrach— tungen gemacht haben, dem Kammerherrn von Riepeghausen—⸗ Crangen und dem Freiherrn von Magnus, weicht der Verfasser in seinen Ansichten in so fern ab, als er, entgegen dem Erstgenannten für die Durchführbarkeit des Heimstättenwesens den Genossenschafts⸗ weg als den richtigen ansieht, wie dies auch Freiherr von Magnus ge an die Ausführung aber in anderer Weise wünscht, als dieser.

amentlich ist dies der Fall in Betreff derer, welchen die Heimstätte zu Gute kommen soll, wie hinsichtlich der Art des Erwerbes von Grund und Boden zur Errichtung der Heimstätten. Die sehr lesens werthe Schrift verdient die allgemeinste Beachtung.

Der Freiberger Alterthums⸗Verein hat das 26. Heft seiner Mittheilung en“ erscheinen lassen. Zweck des im Jahre 1860 gegründeten Vereins ist es, durch Forschen und Sammeln, durch Bild, Schrift und Wort die städtischen und vaterländischen Geschichtsquellen zu erschließen sowie die Zeugen denkwürdiger Ver gangenheit der alten sächsischen Berghauptstadt der Mit und Nach⸗= welt zu erhalten. Besonders ist der Vorstand des Vereins, Stadt⸗ rath Heinrich Geirlach unermüdlich in der Richtung auf diese Ziele bestrebt. Unter seiner Fürsorge hat sich das, jedem Besucher Freibergs bekannte Alterthümer⸗Museum in dem alten Kaufhause am Obermarkt durch Sammlung aller inter⸗ essanten Funde und Ueberreste von Kunstwerken aus der Vergangenheit stetig vergrößert und die Bibliothek durch werth— volle Handschriften, Druckschriften, Landkarten, Pläne und Kunst⸗ blätter immer reicher gestaltet. Auch die Herausgabe der Mit- theilungen' besorgt der Genannte. Sie bieten auch . hinaus vielerlei kulturgeschichtliche, allgemein interessante Beiträge. So finden wir in dem neuesten Heft, vom Lehrer Konrad Knebel

esammelt, eine Schilderung der alten Handwerksbräuche früherer in n ne (Fortsetzung aus früheren Heften), ferner die sitten⸗ geschichtlich sehr merkwürdige Beschreibung der Festlichkeiten bei der Einweisung eines Superintendenten in Freiberg im Jahre 166565, an welchen der Kurfürstliche Hof iheilnahm (mitgetheilt von dem Herausgeber). Als Bilder aus Freibergs Ber—⸗ gangenheit‘ Nr. R und 10 wird eine Schilderung der ehemaligen Thore der Stadt geboten und sind das einstige Erbische und das Peters . thor auf besonderen Blättern abgebildet. Das eine dieser Blätter, darftellend das Erbische Thor mit dem Stadtgraben, hat außer dem antiquarischen auch einen künstlerischen Werth, da es nach einer Radi rung Ludwig Richter's photographisch faksimilirt ist. Kleinere Mit theilungen des Hefts handeln von den Rundmarken und Längsrillen am Freiberger Domkreuzgang, über Kuone von Vribere, einen Freiberger Ritter, über die Reise eines Gelehrten nach Freiberg im Jahre 1756, ein altes Volkelied auf die Schlacht bei Freiberg, von anderen, Erinnerungen an diese u. s. w. Auch eine interessante literarische Erinnerung bietet sich in einem Stammbuchblatt und einem Brief aus Theodor Körner's Studien⸗ zeit (1810) in Freiberg und Leipzig. Die dann folgende Freiberger Fundchronik. gewährt dem Alterthumsfreunde vielerlei Anregen des und ist, gleichwie das „Freiberger Gedenkbuch“ und die Uebersicht der Literatur über Stadt und Umgegend von dem Herausgeber selbst ver⸗ saßt bezw. zusammengestellt. In der Fundchronik werden nicht nur bit dem Museum übergebenen neueren Fundstücke aus dem städtischen Bejirk, fondern auch die alterthümlichen Funde aus der weiteren Umgebung, wie alte Erzmühlsteine, eine steinerne Pochsoble, ein altes Steinkreuz ꝛE. ferner aufgefundene alte berg⸗ männische Schächte, alte verfallene Brunnen und die sogenannten ge⸗ heimen Gänge in sehr anziehender und kritisch belehrender Weise be⸗ sprochen und erklärt. Unter, den neueren Entdeckungen zeugen namentlich die vom Stadtrath Gerlach über die Abtragung der alten Jakobitirche aufgezeichneten Beobachtungen von musterhafter Sorgfalt Fel der Ueberwachung und schriftlichen Protokollirung derartiger Er— eigniffe. Auch Über die Aufdeckung eines alten Klosterkirchhofs mit dabei aufgefundenen Grabplatten wird gewissenhaft berichtet. Das neue Heft ist wie die früheren in der Offizin des Herausgebers sehr würdig und gut ausgestattet. .

Preußisches Verwaltungs⸗Blatt, Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen, herausgegeben von Dr. jur. Binseel. Carl Heymann's Verlag in Berlin W., Jahrg. XII. Nr. 1. . Inhalt: Personalnachrichten. Zum Ver⸗ ständniß der Invalidität und Altertversicherung. Verwen⸗ dungsjwecke der Ueberweisungen aus der lex Huene. Inan— spruchnahme eines Kreisverbandes zur Gewährung einer Bei⸗ hülfe für Schulbauten. Gewährung persönlicher Zulagen an Volksschullehrer. Anderweite Regelung der staatlichen Dienst⸗ alterszulagen für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volksfchulen. Die auf dem öffentlichen Recht beruhende Verpflich⸗ tung eines Ortsarmenverbandes und die durch Vertrag übernommene Verpflichtung zur Fürforge für denselben Armen. Können schon durch die Beschlüsse der städtischen Behörden dem Dritten Rechte entstehen? Ungültigkeit eines nur vom Bürgermeister unter schriebenen Reverfeß für die Stadtgemeinde. Haftung der juristischen Perfonen (Gemeinde 2c) jür den Schaden, welcher durch Nichterfüllung der im 5§. 367 Nr. 14 Strafgesetzhuchs dem Bauherrn auferlegten Verpflichtungen eiwachsen ist. Land⸗ und Fforstwirthfchaftliche Unfall versicherung. Straßenwärtige Anbringung von Ankündigungsmitteln det Gewerbebetrlebes, der Kunst und Industrie Wasser-Aufstauen über den Merkpfahl. Privatfluß oder Wasserlauft, Verbreiterung oder Verlegung. Jagen auf einem Grundstllck, beztglich dessen die Jagdrechtsaus übung ruht. Jagen ohne schriftlich erthellie Erlaubniß des Jagd⸗ berechtigten. Jagdautsbung bejm Theilnahme an einer Treib⸗ jagd. Alleinjagen (Hannover); bebroteter Jäger Wildschon · gesetz; Erlegen und Verkaufen von Rehkälbern.— fie r . Übertretung. Statut der nn, ,. Feuerwehrunfall⸗ kasse. Polizeiverordnung betr. Tellersammlungen und Eintrittsgeld bel öffentlichen Versammlungen. Beantwortung von Anfragen

Stellen vakanzen. gin . Inhalt: Personalnachrichten. Vergleichung der

Unfallversicherung in Deutschland, Oesterreich, Frankreich. Zur Außführung des Gesetzes, betr. die Gewerbegerichte. Kreistagt⸗ Abgeordneten Wahlen im Wahlverhande der größeren Grundbesitzer; Begriffe der größeren ländlichen Grundbesitzer' und des „größeren Guteß“. Kreis bezw. Gemeindebesteuerung der Beamten, wenn der Kreis die Beamten von den Kreisabgaben freigelassen, eine Stadt aber ihr Kreisabgabensoll auf ihren Haushalt übernommen hat. Wegebaupolizeiliche Anordnung und die Rechtskontrole. Einwand der rechtskräftig entschiedenen Sache in Wegebausachen. Begriff der ‚Landstraßen!· und der sog. kleinen Wege“ nach Maßgabe des A. . R. und des Westpreuß. Wegereglements. Polizei- siches Einschreiten zur Verbreiterung einetz gewöhnlichen Kom- munikationsweges im Bereiche des Westpreuß. Wegereglements. Keine Entschäͤdigung für die Einschränkungen beim Bauen, so wegen Baukonsensversagung im öffentlichen Interesse. Ver⸗ sammlung der Mitglieder der Kirchengemeindevertretung zur Er— örterung kirchlicher Angelegenheiten. Sonntagsheiligung; Brannt— weinschäͤnke. Verordnungsrecht der, Regierungen zur Ordnung des Elementarschulwesens. Schulverfäumniß; Haftung für dieselbe; Abwendung der Strafe durch Entbindung des Kindes von einem Theile des Unterrichts; sog. Industrieschule. Polizeiliche An und Abmeldungspflicht. Polijeiverordnung, betr. die Pflege von Gräbern. Anordnungen, betr. Organisation der Dienstleistungen der Feuer⸗ löschpflichtigen, so deren Pflicht zur Theilnahme an Spritzenproben. = Strafbare Errichtung von Versicherungsanstalten. Beantwortung von Anfragen. Stellenvakanzen.

Nr. 1 1V. Jahrg. der Wochenschrift Von Haus zu Haus“ hat folgenden Inhalt: Im Klosterhof, Roman von Anny Wothe. Die Prinzessin, Roman von Moritz von Reichenbach. Kleine Züge aus dem häuslichen Leben der Marlitt. Wendelstein, ein Reiseabenteuer von Hermine von Preuschen, und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts.

Die illustrirte Wochenschrift Der Bär', welche sich die da ankenswerthe a. gestellt hat, den Sinn für vaterländische Ge—⸗ schichte wach zu er alten, hat mit Anfang dieses Monats einen neuen Jahrgang begonnen. Die uns vorliegenden ersten drei Nummern siefern den Beweis, daß der „Bär, in seinem Streben, fern von dem Getriebe politischer und religiöser Parteikämpfe, durch die Pflege der vaterländischen Geschichte die Liebe zu Kaiser und Reich zu mehren, sich noch vervollkommnet. Die vorzüglichen Illustrationen und gediegenen Aufsätze belletristischen und kulturellen Inhaltz werden dazu beitragen, seinen Leserkreis zu erweitern. Nr. 1 dieser Zeitschrift hat folgenden Inhalt: Ein neues Geschlecht, Roman von H. v. Dedenroth; Vom Wappenthier der Stadt Berlin, von O. Schwebel; Anklageschrift aut einem Hexenprozesse des 7. Jahrhunderts, von Pr Otto Kurth. Kleine Mittheilungen: Die Huldigung Berlins und Köllns an Kurfürst Friedrich J. (mit Abbildung; Die Pfaueninsel (mit Ab— bildung); Leutseligkeit Friedrich Wilhelm IV.; Das Gespenst zu Cossenblatt; Ein Mittel gegen die Sonnenfinsterniß vor 250 Jahren; Wendisch. Unser Büchertisch Anjeigen.

Nr. 41 von ‚Schorer's Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Unverstanden. Roman von M. Bruhn. (1. Fortsetzung. Gin Besuch. Von Max Grube. Der erste Schultag. Von M. z. Megede. Mit Illustrationen von H. Lefler (Schluß) Künstlerblut. Roman von H. Schobert (I. Fortsetzung) Ge—⸗ schichte des deutschen Gemüths Von Franz Hirsch. Plauderecke: Thierschau. Zu dem gleichnamigen Bilde auf Seite 645. Werden die nächsten Jahre naß oder trocken sein? Ein Original Das Unterscheidungszeichen Auch ein Honorar. Der kürzeste Witz der Welt. Das Hospital in Sansibar. Kunsthlätter: Eine Thierschau in Dachau. Driginaljeichnung von Otto Strützel. Mama, es war schön in der Schule. Originalzeichaung von H. Lefler. Vorbereitungen. Nach dem Gemälde von Ed. Grützner. 2. Blatt: In der Wiener Lästerallee. Originalzeichnung von W. Gause. In der Lästerallee. Zu dem vorstehenden Bilde. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Mode von Mery Ney. Mit Abbildungen. 3. Blatt: Denkübungen. Humoristisches: Sehr begreiflich. Mit einer Originalzeichnung. = Auflösung der Denk—⸗ übungen. Polytechnischer Rathgeber. Briefkasten.

Das „Magazin für Literatur des In und Aus— landes“ ist nach Berlin verlegt und erscheint jetzt unter dem Titel: Magazin für Literatur“. Die erste nach der Uebersiedelung herausgegebene uns vorliegende Nummer (40) liefert den Beweis,

daß die Redaktion in dem Bestreben, sich hervorragende Kräfte als Mitarbeiter zu sichern, Erfolg gehaht, hat. Sie wird eröffnet durch den 1. Akt des Schauspiels von Wildenbruch „Die Haubenlerche“ und einer Erklärung Wildenbruch's über einige Irrthümer in der Auffassung seines Dramaß. Hermann Sudermann hat vier Gedichte beigesteuert. Rudolf Gense, bespricht. die Aufführung des Urgötz. im Königlichen Schauspielhause. Wilhelm Bölsche untersucht die Poesie der Großstadt“. Botho Schmidt be⸗ leuchtet Bellamy als Mystiker' und der geistvolle schwedische Dichter Ole Hansson bespricht in einem Aufsatz Ibsen, Strindberg und Deutschland“ die Beziehungen des „jungen Skandinaviens zum jungen Deutschland “.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Malta

Laut Verordnung der Lokalregierung vom 7. Oktober 1890 ist Schiffen, die aus Plätzen kommen, gegen welche Quarantäne Maßregeln verhängt sind, der Eingang in den Quarantänehafen zum Zweck der Kohleneinnahme mit eigenen Hülfsmitteln gestattet, vorausgesetzt, daß kein der Cholera ähnlicher Krankheitsfall an Bord vorgekommen ist. Schiffen, welche zwar aus reinen Häfen kommen, aber Fälle von Durchfall an Bord haben oder gehabt haben, steht dieselbe Befugniß zu, sofern nach dem Urtheil des Sanitätsbeamten die besagten Er— krankungen als Cholera nicht zu betrachten sind.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 12. bis 18. Oktober er. ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 184). Eine weitere Abnahme erfuhren Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, die immer noch in 54 Fällen (gegen 71 der Vorwoche) zum Tode führten. Auch der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit wurde ein kleinerer, von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 62 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe kamen in wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl zur ärztlichen Behandlung, auch die Zahl der durch sie bedingten Sterbe⸗ fälle blieb die gleiche. Dagegen zeigten von den Infektionskrank heiten Scharlach und Diphtherie eine größere Zunahme der Erkran— kungen und kamen besonders letztere aus der Tempelhofer und Rosenthaler Vorstadt, aus der jenseitigen Luisenstadt und dem Wedding in größerer Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Unterleibs, typhuö waren selten, auch Erkrankungen an Masern blieben beschränkt und zeigten sich in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl. Etwas häufiger kamen Erkrankungen an Kindbettfieber zur Kenntniß, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut nur in wenigen Fallen zur Beobachtung gelangten. Abgenommen haben. auch Er krankungen an Keuchhusten und sank die Zahl der durch dieselben be⸗ dingten Todesfälle auf . Rheumatische Beschwerden gller Art zeigten gegen die vorhergegangene Woche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.

Handel und Gewerbe.

in, 26 Oktober, (Wollbericht des „ECtrbl. f. d. ert slih) Das Geschäft war in den letzten acht Tagen ein ruhiges. Die Umsätze bewegten sich in engeren Grenzen, als vorher und dürften das Quantum von 1009 Centnern kaum erreichen; die Preife blieben unverändert. Bemerkenswerth ist die Zurückhaltung der inländifchen Fabrikanten, welche nur ganz vereinzelt als Käufer hierorg auftreten. Der schlechte Geschäftsgang, über den die, selben zu klagen haben, dauert noch an und zwingt viele zur Ein⸗ schränkung der Fabrikation. Für das hiesige Geschäft war es daher

von großem Vortheil, daß für Kammzwecke in letzter Zeit große Posten aus dem Marlte genommen wurden, wodurch die Beskände sich wesentlich verkleinerten und Eigner veranlaßt wurden, in ihren Angeboten zurückhaltender zu sein.

In der heutigen ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Vereinigten Königs“ und Laurahütte waren 23 Aktionäre mit einem Kapital von 9 625 200 und 16 042 Stimmen vertreten. Dieselben genehmigten die vorgelegte Bilanz und die beantragte Zahlung elner Dividende von 11 06–,, welche vom 30. Oktober er ab erhoben werden lann. In den Aufsichtsrath wurde Geheimer Rath G. von Bleichröder wieder, und an Stelle des Geheimen Ober— Regierungs Raths Dittmer, der eine Wiederwahl nicht wünschte, General- Direktor Behrens neu gewählt. In der an die Generalversammlung sich anschließenden Aufsichtsrathssitzung erfolgte dessen Konstituirung für die nächstjährige Amtsperiode durch Wieder⸗ wabl des Geheimen Raths Heimann zum Vorsitzenden und des Ober— Bürgermeisterz a. D. Weber zum stell vertretenden Vorsitzenden.

Die „New. Jorter Hdls Ztg. schreibt in ihrem vom 17 8. M. datirten Wochenbericht: Die allgemeine Geschästslage hat keine wichtigen Veränderungen erfahren; es ist nur von Reuem dargethan worden, daß mit dem Wegfall der Ungewißheit, die in Bejug auf die verschiedenen finanziellen Maßregeln unferer Volks vertretung geherrscht hatte, das Geschäft in fast allen Zweigen einen außerordentlichen Aufschwung genommen hat. Dabei ist zu bemerken, daß, wenn auch die Preise vieler importirter Artikel gestiegen sind, diese Steigerung doch noch nicht die ganze Er— höhung des Zolles repräsentirt, und daß andererseits unsere hauptsächlichsten Export ⸗Artikel von einer Steigerung bisher nicht, betroffen worden sind. Es sind im Gegentheil trotz der Silberbill und des Zolltgrifs z. B. Baumwolle und Provisionen niedriger als im Vorjahre. Dies erklärt auch, daß unser Export in den letzten Wochen nicht nur nicht nachgelassen, son⸗ dern sogar noch größere Dimensionen angenommen hat, und nament- lich scheint sich das vielgeschmähte amerikanische Schwein einer immer besseren Aufnahme zu erfreuen. Die Zunahme unseres Exports ist außerdem um so bemerkenswerther, als die Ausfuhr von Cerealien durch die schlechten Ernten und die dadurch bedingten höheren Preise dieses Jahr eine ganz bedeutende Abnahme erfährt. Aut Allem geht also hervor, daß sich der Schwerpunkt unseres Außenhandels immer mehr nach dem Export verschiebt.

Leipzig, 27. Oktober. (W. T. B.) Kamm zug⸗-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 4,75 M, per Dejember 4,7853 , per Januar 467; „, per Februar 4,623 „, per März 4,57 M, pr April 4,523 M, pr. Mai 4,50 A, pr. Juni 4.47 M, pr. Juli 4474 M, pr. August 4,474 4, pr. September 4,475 M Umsoatz 135 000 kg. Behauptet.

London, 27. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen ladung en angeboten.

Glasgow, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Vexschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6489 Tons gegen 83792 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 27. Ottober. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig, Garne ruhig, mitunter williger, Stoffe geschäftslos.

NewYork, 77. Oktober. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 19715 000 Bushels, do. an Mais 7206 000 Busphels.

Sub missionen im Auslande.

J. Süd⸗Australien. 22. November, Mittags. Generalagent für Süd ⸗AUustralien. London, 165 Victoria Street. 3000 geschmiedete Radnaben für die Staatsbahnen.

Näheres bei M. Oswald Brown, 32 Vietoria Street West⸗ minster.

II. Norwegen.

25. November. Christiania. Expeditionsbureau der Eisenbahn⸗ verwaltung. Lieferung von 4 Lokomotiven für Bahnen mit Normal⸗ Spurweite.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen.

(Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗YJork⸗ und Baltimore ⸗Linien: Bestimmung. Bremen 24. Bremen 18. Bremen 77 3 3 New⸗HYork 24. New⸗Nork 19. New⸗ York 23. Bremen 15. Bremen 87 von Baltimore. Baltimore 18. von Bremerhaven. Baltimore 23. Okt. von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: n. . 24. Okt. von Vigo. issabon, Ant⸗ . ͤ wn hen, Bram. 15. Okt. von Bahia. Bremen 25. Okt. von Antwerpen. La Plala 7. Okt. in Montevideo. La Plata 13. Okt. in Montevideo. La Plata 24. Okt. in Rio. Brasilien 19. Okt. in Bahia. Brasilien 19. Okt. in Rio. Rio, La Plata 17. Okt. Las Palmas pass. Rio, La Plata 24. Okt. Sta. Cruz pass. Coruna, Villagareia, Vigo, Rio, 24. Okt. von Antwerpen. Montevideo, Aires ; . ntwerpen, ö Baltimore Lissa bon, Brase 25. Okt. von Bremerhaven. Kronpr. Fr. W.“ Kamerun 17. Okt. Sta. Cruz pass. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: Bremen 24. Okt. in Genug. Bremen 25. Okt. in Hongkong. Ost ⸗Asien 25. Okt. von Singapore. Ost · Asien 20. Okt. von Southampton. Bremen 21. Okt. von Port Said. Bremen 15. Okt. von Adelaide. Australien 23. Okt. in Adelaide. Australien 24. Okt. in Aden. Karlsruhe“. Australien 10. Okt. von New⸗JNork.

Hamburg, 2. Vttober. (W. T. B.) Vie Postdampfer Rhaetia‘ und Salvonia“ der Hamburg · Amerikanischen Packetfabrt⸗Aktiengesellschaft sind, von Hamburg kommend, gestern 6 Uhr Morgens in New⸗ York eingetroffen. Der Postdampfer Ba varia der Hamburg⸗A Amerika⸗ nischen Packetfahrt-ÄAktiengesel! schaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thom as eingetroffen.

Theater und Musik.

Königliche Theater. Der gestrigen Vorstellung der „Quitzows. im Königlichen Schausfpielbause, wohnte Se. Majestät der, Kaiser mit Ihrer Königlichen Hoheit der, Prinzessin Christian zu Schleswig ⸗Holstein und deren Prinzessinnen⸗Töchtern in der kleinen Kafferlichen Loge bei; in der oberen kleinen Kaiserlichen Loge erschienen

in Bremerhaven. von New⸗PVork. von New⸗HYork.

in New - Nork. in New⸗NJork. von Southampton. von Southampton. von Baltimore.

Saale“. Ems“. Trave“. Spree“. Lahn. Eider“. , München“. America Hohenzollern“. Nürnberg“.

Vlamtva sonq 8

Leipzig“. Grf. Bismarck

Man „Hermann“. Kön, Frankfurt“. ,, Wee, Stuttgart“. Berlin“.

Hannover“.

Bayern“

Nenn, Braunschweig“ Sachsen“

Dresden .. Hohenstaufen“. , . Kaiser Wilh. II.“

Ihre Königliche Hoheiten die Prinzessin Friedrich Carl, der Herzog

3 . R

und die Herjogin von Connaught und der Prinz Christian zu Schles⸗ wiq⸗Holstein; in der Loge des General- Intendanten nahmen Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-⸗Meiningen, sowie Ihre Köligliche Hoheiten der Prinz Heinrich und die Prinzessinnen Vietorig und Margarethe Platz.

Nachdem Frl. Lindner vom Herzoglichen Hoftheater in Meiningen vor Kurzem in den Vorstellungen der Wallenstein Trilogie als Thekla auf der Bühne des Königlichen Schauspielhauses erschienen war, beantragte der General⸗Intendant Graf von Hochberg unter Verzichtleistung auf ein weiteres Gastspiel die sofortige Verpflichtung der Künstlerin für das Königliche Theater. Die Genehmigung des Vertrages durch Se. Majestät den Kaiser ist gestern ein- getroffen. Uls Mitglied des Schausoielhauses wird Frl. Lindner zum ersten Male in Heyse's Drama „Kolberg“ auftreten, welches auf Allerhöchsten Befehl, und zwar in neuer Einstudirung am nächsten Sonnabend in Szene geht.

Deutsches Theater.

Se. Königliche Hoheit der Pfrinz Leopold von Bayern be— suchte am Montag das Deutsche Theater und wohnte der Aufführung der Haubenlerche' von E. von Wildenbruch bis zum Schluß bei.

Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater

Die Suppe'sche Operette ‚Boecaccio“ wird am nächsten Sonn⸗ abend durch den „Armen Jonatkan“ abgelöst werden, der in ver⸗ jüngter Frische und in bester Besetzung durch die ersten Kräfte des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, die Damen Offeney, Stubel, Schmidt und die Hrrn. Hanno, Pagin, Binder, Spielmann vor dem Publikum erscheinen soll. Indessen dauern die Vorbereitungen und Proben zu den Novitäten „Der Königsgardist? und der Ballet Pantomime „Sonne und Erde“ fort. Die szenische Einrichtung liegt in der kundigen Hand des Direktors Fritzsche, sodaß man eine vollendete Aufführung erwarten darf.

Residenz Theater.

Während Sardou's Ferrsol sich zur fünfzigsten Vorstellung und damit zum Abschiede rüstet, ist die lustige Familie Moulinard“ Albin Valabrsgues nahezu zu ihrem Einzug in das Theater der Blumenstraße bereit. Sonnabend, den 1. November, wird die Premiere der Novität stattfinden, die mit großer Sorgfalt vorbereitet ist und in der Eugen Pansa die erste komische Rolle verkörpern wird.

Coneerthaus.

Morgen wird Kapellmeister Meyder Orchesterwerke von Nicolai, Wagner, Gounod. Mendelssohn, Liszt, Delibes, einen Walzer von Jvanpgick,. ‚Ave Maria“ (mit Orgel) von Bach⸗Gounod u. s. w. zur Aufführung, bringen. Außerdem wird der Cornet - Piston⸗ Virtuose Hr. Richter auf vielseitigen Wunsch das Lied „The lost chord“ von Sullivan vortragen.

Philharmonie.

Unter der bewährten Leitung von Hans von Bülow fand gestern das zweite philharmonische Concert statt, in welchem Frau Lilli Lehmann als Solistin mitwirkte. Als früherer Liebling des Publikums auf der Königlichen Opernbühne wurde sie bei ihrem Auftreten lebhaft begrüßt. Die Beifallskundgebungen verstärkten sich noch, als sie das Reeitativ und die große Arie aus dem . Don Juan“ mit großer Bravour gesungen hatte. Nach der vom Orchester vorgetragenen Ouverture zum Fidelio. sang sie noch die große Arie aus der selben Oper, und auch hierfür erntete sie warme Anertennung. In so schneller Aufeinanderfolge zwei so gewaltige Arien zu singen, ist schon an sich eine große Leistung, die auch im Einzelnen allen künstlerischen Anfor⸗ derungen gerecht wurde. Das Piano ihrer Stimme ist noch immer von bestrickender Wirkung; gleichwohl läßt sich nicht verkennen, daß die Stimme, der berühmten Sängerin an Schmelz und Süßigkeit eine kleine Einbuße erlitten hat. Im Uebrigen erscheint die Wahl so großer Bühnengrien für den Concertsaal verfehlt; der immer noch vorhandene Reiz ihrer Stimme würde gewiß in Liedern oder Concertarien besser zur Geltung gekommen sein. Immerhin darf man es der Concert⸗-Direktion Dank wissen, die Erneuerung der Bekanntschaft mit der seit langer Zeit fern gebliebenen Sängerin vermittelt zu haben. Das Orche ter spielte außer der schon er wähnten Fidelio Ouverture die D-dur-Sinfonie von Mozart und die Ouverture ‚Meeresstille und glückliche Fahrt? von Mendelssohn mit ganzer Hingabe und glänzendem Erfolge. Eine Serenade für Or⸗ chester von Rob. Kahn, bestehend aus vier Sätzen, war neu; die Komposition erzielte besonders in dem Andantins Wirkung. Unter Hans von Bülow's Leitung gestalten sich die philharmonischen Concert- abende zu musikalischen Ereignissen, denen das dauernde Interesse voll . . e ,

ur Feier des 0. Geburtstages Sr. Excellenz des General⸗ Feldmarschalls Grafen von Moltke wird am 30. Oktober er, Abends * Uhr ein Populäres Concert“ stattfinden. Mitwirkende sind das Musik Corps des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2 unter Leitung des Königlichen Stabshoboisten Hrn. John, und der Gesangchor des Mohr schen Konservatoriums, Dirigent Hr. Otto Schmidt. Neben anderen der Feier entsprechenden Stücken wird auch „Preziosa“ von C. M. von Weber, vollständige Musik. Deklamation, Chor und Orchester, zur Aufführung gelangen. Das Concert ist ver⸗ anstaltet vom Verein zur Veranstaltung von Muster⸗ Militär Congerten, und werden alle Mitglieder desselben, sowie Freunde der Musik hierdurch eingeladen, dem patriotischen Festeoncerte beizu⸗ . ,, . 3 9. 3 mit Plakaten belegten

andlungen auch im Bureau der Deutschen Militär⸗Mustker⸗Zei

SW., Dessauerstraße 32, zu haben. .

Der unter der trefflichen Leitung des Hrn. C. Mengewein stehende Orgtorien-Verein veranstaltete gestern in der Hof⸗ und Garnisonkirche eine wehlgelungene Aufführung des Mes⸗ siatz' von Händel nach der Mozart schen Bearbeitung. Die Soli wurden von den Damen Frl. Bertha Martini (Sopran) und Frl. Clara Schacht (Alt) sowie den Hrrn. Kirch ner (Tenor) und Rolle (Baß) gesungen. Von ihnen traten namentlich Frl. Martini in der herrlichen Eingangs ⸗Arie des 3. Tbeils „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“, und Hr. Rolle mit der uns heute ziemlich barock anmuthenden, aber böchst charakteristisch figurirten und ganz vorzüglich vorgetragenen Baß Ärse „Was entbrennen die Heiden“ vortheilhaft hervor; Frl Schacht brachte das düstere „Er ist verschmäht? zu gutem Ausdruck und mit Hrn. Kirchner auch das schwierige Duett O Grab, wo ist dein Sieg?“ Vie Quartette mit Chor, das berühmte Halleluja sowie der Auferstehungs⸗ und der Schlußchor gelangen unter dem Taktstock des Hrn. Mengewein mit Präzision und fein abgewogener dyna⸗ mischer Schattirung. Das Pöeyder'sche Orchester hielt sich gleichfalls wacker und spielte die kleine lieblich; „Hirtensymphonten zart und stimmungkvoll. Die Kirche war von Hörern dicht besetzt, sodaß der für die unter der Protektion Ihrer Königlichen Hoheiten der prinzefsin Friedrich Carl und. der Priniessin Luise von Preußen stehenden Goßner'schen Klein⸗Kinder - Bewahranstalten destimmte Ertrag des Concertz ein recht reichlicher gewesen sein dürfte.

Jagd.

Mittwoch, den 29. d. M. findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Stelldichein: Mittags lin Ühr am For ft⸗ haus Plantagenhaus.

Das Ergebniß der in Blankenburg abgehaltenen Jagden war nach der „Magd. Zig.“ folgendes:

Erlegt wurden am ersten Jagdtage im Blankenburger und Wienröder Revier 45 Stück Rothwild und 194 Stück Schwarzwild, ein Reh, ein Fuchs und ein Hase. Davon fielen auf Se. Majestät den Kaiser 15 Stück Rothwild, 49 Stück Schwarzwild, auf den. Herzog von Connaught 7 Stück Rothwild, 13 Stück Schwarzwild, auf den Prinzen Heinrich 1 Stück Rothwild, 31 Stück Schwarzwild, auf den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen

20 Stück Schwarzwild, auf den Erbgroßherzog von Sa 1 Stück Rothwild, 16 Stück Schwarzwild, ö den 66