1890 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Nachdem die Gemeinde den Vers: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“ c. gesungen, hielt der Könsistorial—= Rath Dryander folgende Traurede, welcher er den Text 1. Mosis 12 V. 2: „Und ich will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein“ zu

Grunde legte: . ,

! auchtigstes Brautpaar! as aus Gottes Mund dem . ward, wag diese Stätte, geweiht durch so viele Erinnerungen des Königlichen Hauses, ohne Worte verkündigt, empfängt Sie als Gruß und Verheißung am Traualtar: Ich will dich seg nen und du sollst ein Segen sein“ spricht der Herr.

Wie ein vieltönendes CEche klingt das Wort wieder aut dem Herzen theurer Menschen, die Sie, umgeben. Es leiht der Fünbitte Worte, mit der die Fürstliche Mutter die ihrem. Herzen innig ver- bundene Tochter vertrauend, dem Sohne zuführt, und in welcher dieselbe die treue segnende Liebe des früh vollendeten Vaters mit ein⸗ geschlossen weiß. Es giebt den Segensgrüßen Ausdruck, welche mit Dem Allerdurchlauchtigsten Bruder, der die Stelle des heimgegangenen Kaiserlichen Vaters vertritt, mit der Königlichen Großmut ter in der Ferne, die Durchlauchtigsten Eltern des hohen Bräutigams, die Kaiser⸗ liche Schwägerin, der vollzählig um Sie versammelte Kreis der Fürst⸗ lichen Geschwister und hohen Anverwandten, eine innig theil nehmende Bevölkerung fürbittend am Altare niederlegen. ö

Ich will dich segnen! Kindlich, gläubig, als wäre es für Sie geschrieben, nehmen Sie das Wort an als unerschütterliche Ver⸗ heißung Einen Bund des Segens gehen Sie ein, nichts Anderes. Was die Schrift zu sagen weiß von hhristlichem, geweihtem Ehestand, über den schützend der. Sohn Gottes seine Hand ausstreckt: „Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden !“ dessen Reichthum und Tiefe, dessen Lauterkeit und Innerlichkeit der Apostel nur zu vergleichen weiß mit dem Verhältniß EChristi zu seiner Gemeinde: es ist die immer neu bestätigte Verheißung: Ich will dich segnen! . .

Sie hat ihre Bestätigung bereits gefunden in Ihrer Erfahrung. Es liegt immer ein Stück Geheimniß in der Art, wie zwei Herzen zu einander sich neigen etwas, das nicht gemacht werden kann, sondern gegeben wird und wodurch Sie einander betrachten lernen sollen als von Gott für einander bestimmt, damit Einer den Andern aus Gottes Hand nebme als die kostbarste Gabe feines Lebens, die er treulich hüten und pflegen soll. Eben dies Etwas ist genau der Punkt, an dem die Verheißung sich verwirklicht: Ich will dich segnen! Sie geht auch ferner mit Ihnen. Viel Wünsche geleiten Sie, Einen Erbsegen nehmen Sie als Vorsatz und Gelübde ins eigene Haus mit in der Anschauung des reinen und geweihten Familienglück, das Sie in den hohen Elternhäusern haben erleben dürfen. Größer als beides ist die Gewißhelt, daß göttliche Hirten treue Sie führt und leitet, und daß über Ihrer Ehe diefelbe Ver⸗ heißung leuchtet, die, gnädigster Prinz, über Ihrem Ko nfirmations⸗ Altar einst stand; Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hin⸗ fallen, aber der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.

Was die Menschen Glück nennen, geht vorüber, Segen bleibt auch im Kreuz. In Tagen tiefsten Dunkels, schwerster Spfer haben Sie, Durchlauchtigste Braut, erfahren, daß der Glanz des Lebens nicht vor Thränen schützt. Aber Sie haben auch erlebt, daß Thränen und Trübsal nicht den Segen hindern können. Er ist die Kraft, die leiden lehrt, ohne zu klagen, dem Kreuze stillhalten, das der Herr auflegt, er verklärt die Zeiten des Ernstes zu Zeiten festeren Zusammenwachsens, innerlichen Verstehens und Reifens. Wie Sie in Ihrer neuen Heimath manchmal die dichten Nebel auf dem Rheinstrom werden liegen sehen, während die sieben Bergkuppen darüber im Morgenglanze leuchten, fo leuchtet doppelt die Verheißung des Segenz, wenn * das Leber dunkel wird. In der Handbibel Kaiser Friedrich's sind zwei nebeneinander⸗ stehende Sprüche roth unterstrichen der eine; Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten“, der andere: Der Herr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich!“ Auch das sei ein Segen seinetz unvergeßlichen Gedächt⸗ nisseß = und die Bibel, die altem Brauch zufolge die Domgemeinde alt dochzeitsgabe darbringt, mahne daran: auch in dem Kreuze, das 9. je tragen werden, steht unerschütterlich fest: Ich will dich egnen!

Wer des Lichtes voll wird, leuchtet. Wer gesegnet ist, wird zum 2 9 z 261 * z * . 1 Segen. Nur einer kann den Reichthum göttlichen Segens verschränken, Sie selbst, wenn Sie die Mahnung vergessen: Du sollst ein Segen sein!“ Es ist der höchste Beruf, den ein Mensch für den andern empfangen, die innerlichfte Gabe, die Einer dem Andern bieten kann, daß Einer des Andern Segen werde. Werden Sie es im Sinne der Konfirmationslofung, die Sie, Durchlauchtigste Prinzeß, einst empfingen: Einer trage des Andern“ Last! St birgt as tiesste Geheimniß des Lebens, die Liebe, die nicht das Ihre sucht, sondern das, was des Anderen ist, die in den Anderen sich versetzenddt, im Kleinen und Großen Kleines und Großes mit ihm tragen, mit ihm sich freuen kann, die das Größeste, volle Hingabe, ungetheiltes Vertrauen, als eine heilige Pflicht zu fordern vermag, weil sie das Größeste giebt, sich selbst, die nicht nur den außeren, vergänglichen, sondern den innersten Menschen liebt als Genossen der Ewigkeit, die mit der Wahrheit auch ju strafen, zu erziehen, zu vergeben, zu heiligen vermag. Mit dem Schild solcher Liebe wehren Sie, gnädigster Prinz, allen argen Geistern des Miß— trauenz und der Selbstfucht den Eingang. In dieser Liebe schmücken Sie, Durchlauchtigste Prinzessin, den verborgenen Menschen des Herzens, der mit fanftem und stillem Geist köstlich auch Gott ohne Wort überredet, In solcher Liebe einander aufnehmend, in solcher Auf⸗ richtigkeit nichts vor einander verbergend, in solcher Treue unverbrüch⸗ lich einander tragend, werden Sie Einer des Anderen Segen!

Je höher ein Haus steht, um so reicher der Segen, für den es gesetzt ist. Werden Sie ein Segen den hohen Elternhäusern, Ihr Glück ein helles Licht für den Gedenktag, der übermorgen unser Königshaus eint; ein Segen für die Kreise unseres Volkes, mit dessen Geschick das Ihrige unauflöslich verflochten ist, und das ge— wohnt ist, zu dem Thun seiner Fürstlichen Frauen als zu einem vor⸗ bildlichen aufzublicken. Wie es Ihre Pflicht ist, gnädigster Prinz, ö. Schwert zu ziehen zur, Vertheidigung des Vaterlandes, so fällt a e Zeit, Durchlauchtigste Prinzessin, Ihnen der Segensberuf zu, zu lindern, zu heilen, zu verbinden, wo Schwert, Jammer und Noth irgend Wunden schlagen. Und je weiter das Leben feine Pforten öffnet, um so weiter thun auch die Pforten dieses Segens sich auf, der von Ihnen ausgehen soll, der aber auch wieder in Ihr Haus zurückströmt.

Der Aucblick in die Zukunft lenkt nochmals den Blick zurück: an dieser Staͤtte kniete an jenem Junitage vor elf Jahren das s Jubelpaar, dem Gottes wunderbare Gnade zur Krone des

ecches und der Ehrenkrone des Älters noch den güldenen Kranz ehelicher Treue gewährt hat unter dem Bekenntniß: Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diefe drei; aber die Liebe ist die größeste unter ihnen!“

Wie lange dag Leben währt, liegt in Gottes Hand, aber welch' l hade wenn unverändert zu jeder Zeit, um so dankbarer, je näher ie Berge der Ewigkeit winken, Ihr Bekenntniß laut werden kann:

Er hat uns gesegnet und wir ö . . sind Einer dem Anderen jum Segen

Alsdann vollzog der Geistliche den Trauakt; bei dem

Durchlauchtigsten Eltern des Prinzen Adolf zu Schaumbura— Lippe traten darauf an das Hohe Paar in . durch Kuß und Handschlag Ihre Segenswünsche auszudrücken. Alsdann begaben Sich die Allerhöchsten und Höchsten

Herrschaften in der vorgeschriebenen Ordnung wieder in bas Kurfürstenzimmer zurück, wo das Hohe Paar die Glück— und Segenswünsche der Höchsten Herrschaften entgegennahm. Bald darauf nahm im Weißen Saale die Galatafel für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften ihren Anfang. Die Tafel war in Hufeisenform gedeckt und mit den Schätzen der Silberkammer und mit Blumen reich geschmückt. Unter dem Thronhimmel, welcher jetzt an der Fenster⸗ seite errichtet ist, während ihm gegenüber dort, wo früher der Thronhimmel angebracht war. A. von Werner's Gemälde „Die Kaiserproklamation in Verfailles“ die Wand bedeckt, nahm das Durchlauchtigste Braut- paar zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und König, Aller⸗ höchstwelcher rechts von der Hohen Braut saß, und Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich Platz; Ihre Majestät die Kaiserin und Königin nahm an der Tafel nicht Theil. Rechts von Sr. Majestät, Allerhöchstwelcher den rothen Vock der Gardes du Corps trug, saßen Ihre Durchlaucht die Fürstin zu Schaumburg Lippe, Se,. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Griechenland, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht, Se. Königliche Hoheit der Herzog von Clarence, Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Connaught, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Rumänien, Ihre Königliche Hoheit. die Prinzessin Christian zu Schleswig⸗ Holstein, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Hessen, Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗ Schwerin und Se. Hoheit der Fürst zu Hohenzollern. Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich zur Linken hatten Ihren Platz Se. Durchlaucht der Fürst zu Schaumburg⸗Lippe, Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Griechenland, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Margarethe von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Herzog von Connaught, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander von Preußen, Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von Edinburg, Se. Königliche Hoheit der Erbgroß⸗ herzog von Oldenburg, Ihre Durchlaucht die Fürstin Reuß ältere Linie, Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗ Holstein und Ihre Durchlaucht die Erbprinzessin zu Schaumburg⸗ Lippe. Dem Hohen Paare gegenüber saß der Fürst zu Stol⸗ berg⸗Wernigerode, neben welchem zur Linken der sster— reichische und ungarische Botschafter Graf Széchényi, die Gräfin Schuwalow, der englische Botschafter Sir Edw. Malet, Frau von Boetticher, der französische Botschafter Herbette, der spanische Botschafter Graf Bauuelos, der General⸗Feld⸗ marschall Graf Moltke, der General-Oberst von Pape, die Herzoge von Ujest und von Ratibor, der General Graf von Brandenburg und der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums von Boetticher ihre Plätze hatten, während dem Fürsten zu Stol⸗ berg Wernigerode zur Réchten saßen: der italienische Botschafter Graf Launay, Lady Malet, der russische Botschafter Graf Schuwalow, die Fürstin Pleß, der türkische Botschafter Teyfik⸗ Pascha, die Fürstin von Hatzfeldt⸗Trachenberg, der Reichs⸗ kanzler von Caprivi, der General⸗Feldmarschall Graf Blumen⸗ thal, der Fürst Pleß, der Fürst von Hatzfeldt⸗Trachenberg, der Fürst Radolin und Staats-Ministẽer von Maybach. Es schlossen sich zu beiden Seiten der Längstafel die anderen geladenen Fürstlichkeiten, Staats⸗Minister, Generale und Wirklichen Geheimen Räthe an. Nach der Suppe erhob Sich Se. Majestät der Kaiser zu einem Trinkspruch auf die Neuvermählten. Allerhöchst⸗ derselbe gedachte des Hochseligen Kaisers Friedrich, dem es nicht vergönnt gewesen sei, dem Hohen Paare an diesem Tage zur Seite zu stehen. „Möge der Segen des Verklärten —uso etwa schloß Se. Majestät und der Segen Unserer geliebten Mutter und (zu dem Bräutigam gewendet) Deiner Eltern auf Euch ruhen! Möget Ihr auf Meine väterliche Freundschaft als neue Mitglieder des Königlichen Hauses vertrauen! Ich trinke auf das Wohl des Braut— pgares und wünsche Ihm Gottes Segen und glückliche Fahrt!“ Das Trompetercorps des Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments blies den Tusch dazu. Außer der Königlichen Galatafel fanden für die übrigen Geladenen Tafeln im Marine-Saale und in der angrenzenden Altdeutschen Kammer, im Elisabeth⸗, im Apollo⸗Saal und in der Neuen Galerie statt. Nach Aufhebung der Tafel begaben Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wieder in die Bildergalerie, um dort die Glückwünsche der eingeladenen Gesellschaft entgegen⸗ zunehmen. Nachdem diese entlassen, wurde in dem Kurfürsten— zimmer die Königliche Krone den Beamten des Hausschatzes wieder überliefert, und von der als Ober ⸗Hofmeisterin fungirenden Freifrau von Reischach die Vertheilung des Strumpfbandes vorgenommen. Hiermit fand die Hochzeits⸗ feierlichkeit altpreußischer Tradition gemäß ihren Abschluß. Das neuvermählte Paar reiste noch am Abend mit Sonderzug nach Potsdam, wo die Ankunft um 9 Uhr 59 Minuten erfolgte. Am Bahnhofe, welcher festlich ge⸗ schmückt war, hatten die Eisenbahnarbeiter mit Magnesium⸗ fackeln Aufstellung genommen; die Havelufer, der Brauhaus— berg und die Kirchen waren bengalisch beleuchtet. Die Hohen Neuvermählten begaben sich unter lebhaften Kundgebungen der die Straßen e hendel Bevölkerung alsbald nach dem Stadt-Schlosse und nahmen in den russischen Kammern Wohnung.

Heute Nachmittag fand eine Plenarsitzung des Bundes—

Ringwechsel ertönen vom Lustgarten her drei Mal zwölf Janonen schuffe Nach dem gef, de Domchors: n . Deine Lust am Herrn, er wird Dir geben, was Dein Herze wünschet“ sprach der Geistliche ein kurzes Gebet und? das Jaterunser und egrtheilte dem Hohen Paare den Segen. Nachdem noch die Gemeinde den Vers: „Ordne unsern Gang, M. . angestimmt . schloß der Gesang des omchors mit Mendelssohnzs Motette: „Herr, durch die ganze Welt ist Deine Macht verkündet ꝛc.“ die kirchliche Feier. Ihre Majestäten der Kaiser und König, die Kaiserin und

raths statt. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für das Seewesen und für Handel und Verkehr und der Ausschuß für Rechnungswesen.

Im Anschluß an amtliche Veröffentlichungen wird neuer— dings vielfach darauf hingewiesen, daß die nach dem In va⸗ liditäts⸗ und Altersversicherungsgesetze versicherungs⸗

Königin und die Kaiserin und Königin Friedrich, sowie die

pflichtigen Personen ein erhebliches Interesfe baran haben,

*

Bescheinigungen über ihre Beschäfti ung während der Jahre 1886 bis 1890 zu beschaffen. lan er eff haben auch die ö rungspflichtigen Dien stboten wohlwollend gesinnten Arbeit⸗ geber Dienstherrschaften) ein nteresse daran, den Dienst⸗ boten erartige Bescheinigungen in die Hand zu geben um ihnen den künftigen Anspruch auf die Wohlthaten des Gesetzes zu sichern. Wenn indessen in der Presse darüber geklagt worden ist, daß in der Ausstellung dieser Be— scheinigungen eine nicht geringe Unbequemlichkeit für die Dienstherrschaften liege, so dürfte es angemessen sein hervor⸗ zuheben, daß es nicht nöthig und auch nicht wohlgethan ist diese angeblich mit dem Inkrafttreten des Gesetzes verknüpften Unbeguemlichkeiten lästiger darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind. Unter diesem Gesichts punkt mag darauf hingewiesen (werden, daß Dienstboten in ihren nach preußischem Recht vorgeschriebenen Die nst büchern regelmäßig ohne Weiteres eine den Anforderungen des In⸗

validitäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes entsprech polizeilich beglaubigte Bescheinigung gi ihre te gung besitzen, sodaß es einer anderweiten Beschaffung solcher Bescheinigungen regelmäßig nicht bedürfen wird Wenn für mehr als 60 Jahre alte Dienstboten zu den üblichen Angaben noch der Betrag des während der letzten drei Jahre vor dem Inkrafttreten des Gesetzes bezogenen Lohnes hinzu⸗ gefügt wird, so ergiebt das Dienstbuch Alles, was zur Be⸗ gründung eines Rentenanspruches während der Uebergangszeit und zur Bemessung des Jahresbetrages der Rente er⸗ forderlich ist.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich italienisch Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf zu n n fen walde ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Rom zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Lloyddampfer Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist mit den abgelösten Besatzungen S M. Kreuzer „Habicht“ und S. M. Kanonenboot „Hyäne“ am 19. November“ Vormit⸗ tags, in Wilhelmshaven eingetroffen. ö

a. Danzig, 19. November. Die zweite westpreußische Pro vinzial-Synode ist gestern nach Beendigung ihrer

Arbeiten geschlossen worden.

Sachsen. „In Sigmar bei Chemnitz und ebenso in Wilkau bei Zwickau sind, wie der „Voss. Ztg.“ geschrieben wird, bei den unlängst statigehabten Gemeinderathswahlen sämmtliche sozialdemokrati schen Kandidaten mit großer Stimmen⸗ mehrheit zum Siege gelangt. Mecklenburg.

Malchin, 20. November. Der Landtag beider Großherzogihümer ist, wie „W. T. V.“ meldet, gestern Nachmittag hier eröffnet worden.

Oldenburg.

(HE) Oldenburg, 19. November. Ein Seitens der Großherzoglichen Staatsregierung dem Landtage vorgelegter Gesetzentwurf bezweckt die Uebernahme der Wittwen kassenbeiträge der Beamten auf die Staats kasse vom 1. Januar 1891 an. Die Leistungen des oldenburgi⸗ schen Staats für die Wittwen seiner Beamten be⸗ standen bisher in einem Zuschuß zu den Administra⸗ tionskosten der Wittwen-, Waisen⸗ und Leibrenten— kasse und zu den Rabattvergüutungen, welcher durch Gesetz auf jährlich 50 000 M beschränkt ist. Schon bei früheren Ver— handlungen war von der Staatsregierung mehrfach darauf hin⸗ gewiesen worden, daß die Einrichtungen anderer deutscher Staaten nicht nur überall eine bei uns gänzlich fehlende gesetz⸗ liche Fürsorge für die Waisen, sondern auch hinsichtlich der Wittwenversorgung theilweise erheblich günstigere Be⸗ dingungen für die Beamten enthielten. Nachdem sowohl das Reich als der größte Bundesstaat Preußen in den letzten Jahren dahin gelangt seien, die Beiträge der Staatsdiener zur Versorgung ihrer Hinterbliebenen ganz auf öffentliche Mittel zu übernehmen, hahe die Staatsregierung nicht umhin gekonnt, auch für das Großherzogthum einer abermaligen Ecwägung der Frage näher zu treien, inwieweit im Vergleich zu diesen Leistungen mit dem hiesigen Zuschuß der anerkannte Pflicht des Staats genügt sei, den Unterhalt der nachgelassenen Beamtenfamilien in angemessener Weise sicher zu stellen.

Wie verschieden die äußeren Verhältnisse der Beamten in den einzelnen Bundesstaaten auch gestaltet sein möchten, be— merkt die Vorlage, so werde doch in der Frage der Relikten— versorgung die im Reich und in Preußen verfügte Auf⸗— hebung der Beamtenbeiträge mit Nothwendigkeit das Ziel bilden, dem früher oder später auch die übrigen Staaten würden Rechnung zu tragen haben. Nach dieser, für den größten Theil des Deutschen Reichs jetzt prak⸗ tisch gewordenen Auffassung bilde die Wittwen. und Waisen⸗ versorgung nur einen integrirenden Theil derjenigen Emolu⸗ mente, welche der Staatsdiener zu seinem und der Seinigen standesgemäßen Unterhalt vom Staat beanspruchen könne. Wenn nun Werth darauf gelegt werden müsse, die äußere Lage der Angehörigen eines verstorbenen Beamten auch fur das Großherzogthum sicher zu stellen, so könne zunächst die Versorgung der Waisen neben derjenigen der? Wittwen in Frage kommen. Eine solche würde der Staat ganz zu, übernehmen und seinen Zuschuß entsprechend zu verstärken haben, weil die Interessenten bei ihren jetzigen Gehaltsverhältnissen ein Mehr zu leisten nicht im Stande seien. Wie hoch sich die jährlich auf Waisenpensionen ä verwendende Summe belaufen werbe, könne bei! dem Mangel statistischen Materials nicht angegeben werden, noch biete die Verwaltung der übrigens seither von den Staats⸗ beamten nur in geringem Maße benutzten Waisenkasse Anhalts⸗ punkte für eine solche Berechnung. Da ferner für größere Gruppen der Interessenten nehen der Wüttwenkasse eigen? Unterstützungs⸗ lassen existirten, auch die Staatsregierung im Falle besonderen Bedürfnisses aus den Extraordinarien Beihülfen für Waisen zu bewilligen berechtigt sei, so werbe einstweilen diese Seite der Angelegenheit weniger dringlich erscheinen und es zunächst für räthlicher zu erachten sein, den Beamten eine Erleichterung dahin zu Theil werden zu lassen, daß die öffent⸗ lichen Kassen für sie die Zahlung auf die als Pflichtquantum

zu versichernden Portionen übernehmen. Wenn die Beamten

rge für ihre Wittwen enthoben seien, dürfe ver⸗ n der , a sie häufiger als seither die Mittel fänden, durch freiwillige 6 auch ihren Kindern eine Waisen⸗ 1 U verschassen. ; ö ,,, des vorgelegten Gesetzes sind für den Staat in der Finanzperiode 1331/93 erforderlich jährlich Ih00 Me für die Centralkasse, 13 2909 46 für das Herzogthum, 10 100 M für das Fürstenthum Lübeck und 9400 M für das Fürstenthum Birkenfeld. Schmwarzburg⸗Sondershausen.

Sondershausen, 19. November. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Anhalt sowie Ihre Durch⸗ lauchten der Prinz Edu ars und die Prinzessin Alexan— dra'sind nach dem „Reg. u. Anz. Bl.“ gestern hier eingetroffen.

Bremen.

Bremen, 18. November. Dem allgemeinen Feldzugs⸗

plan der Sozialdemokratie, auch in den Stadtverordneten⸗ wahlen ihr Heil zu versuchen, folgen, wie der „Voss. Ztg.“ ge⸗ schrieben wird, auch unsere Sozialdemokraten in den Bürgerschaftswahlen. Zwar hahen sie es schon his zu fünf Vertretern in dieser zugleich als Staats⸗ wie als Stadt⸗ parlament fungirenden Körperschaft gebracht. Aber sie haben die jetzige Neuwahl der Hälfte der Bürgerschaft zur Ver⸗ anlassung genommen, um einen größeren und allgemeineren Versuch zu machen. Die Wahl findet hier nach Klassen statt. Die ersten drei Klassen bestehen aus den Gelehrten, den Kauf— leuten (J. h. den Mitgliedern des Kaufmannskonvents) und den Mitgliedern des Gewerbekonvents, welch letztere ein Aus⸗ schuß aus der großen Zahl der Gewerbetreibenden sind. Alle diese Klassen wählen nach Listen; jeder Wahlberechtigte giebt soviel Stimmen ab, wie Kandidaten zu wählen sind. Älle nicht zu diesen drei Klassen gehörigen Bürger der Stadt Bremen bilden die vierte Klasse und haben die meisten Abgeordneten zu wählen. Hier herrscht also allgemeines Wahlrecht, und hier versuchen die Sozialdemokraten, ihren Haken einzuschlagen. Hier giebt es keine Listenwahl, sondern Eintheilung in Wahl— bezirke, Soweit die Wahlen bis jetzt statigefunden haben, ergiebt sich aber eher eine Zurückdrängung der Partei; denn eben durch ihre größeren Anstrengungen ist auch das Bürgerthum aus seiner Unthätigkeit aufgerüttelt und viel zahlreicher an der Wahlurne erschienen, als sonst.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die „Prager Zeitung“ schreibt: Die Berathungen, welche dte österreichisch⸗ungarische Zollkon ferenz in den letzten Tagen in Wien abgehalten hat, sind, von mancher Seite irriger Weise so aufgefaßt worden, als wäre die Zoll⸗ konferenz zu dem Zwecke einberufen worden, um die Handels— vertrags⸗-Verhandlun gen mit Deutschland einzuleiten. In Wirklichkeit hat der Zusammentritt der Zollkonferenz aber der Berathung einer ganzen Reihe von Fragen gegolten, wie z. B. den Vorfragen, betreffend die österreichisch-⸗serbischen Handels⸗ vertrags-Verhandlungen, deren baldige Einleitung, wie bekannt, von serbischer Seite gewünscht wird. Ferner hatte sich die Zollkonfe⸗ renz mit der Frage der Abänderung der österreichisch-schweizerischen Veterinärkonvention zu befassen, aus welchem Grunde an diefen Berathungen auch Vertreter des österreichischen und ungarischen Ackerbau⸗Ministeriums theilgenommen haben. Daß die Be⸗ rathung der Zollkonferenz sich in diesem Augenblick auch auf die österreichisch-⸗deutsche Handelsvertragsfrage erstreckt hat, ver— steht sich von selbst. Doch können die bezüglichen Erörterungen nur allgemeiner Natur gewesen sein und sich nur auf grund— sätzliche Fragen, betreffend die Stellung und das Vorgehen bei den in Aussicht genommenen Vertragsverhandlungen, über⸗ haupt bezogen haben, da für meritorische Berathungen eine Grundlage erst nach dem Eintreffen der deutschen Vorschläge, die bisher nicht eingelangt sind, gewonnen werden kann. Eine Berichterstattung über die Handelsvertragsverhandlungen wird auch nach dem Einlangen der deutschen Vorschläge nicht möglich sein, denn es versteht sich von selbst, daß über der⸗ artige Verhandlungen, so lange sie im Zuge sind, Mit— theilungen nicht möglich sind, und die Natur solcher Ver⸗ handlungen schließt es aus, daß der Inhalt derselben der publizistischen Diskussion zugeführt werde.“ .

„Wien, 20. November. Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz, und Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden, welche gestern Vormittag hier ein⸗ getroffen waren, haben sich dem „W. T. B.“ zufolge zum . des erkrankten Herzogs von Leuchtenberg nach Abbazia begeben. Der hiesige Hofhalt Sr Hoheit des Herzogs von Nassau wird der „Presse“ zufolge endgiltig aufgelöst. Der Herzog wird den Winter in Königstein verbringen. .

Der ungarische Finanz-Minister hat, wie „W. T. 3 meldet, an das Munizipium der Hauptstadt Bubapest einen Erlaß gerichtet, in welchem eröffnet wird, daß Se. Majestät der Kaiser und König seine Genehmigung zur Äuf— lassung der Eitadelse auf dem Blocksberge eitheilt habe. Die bezüglichen Verhandlungen mit dem Munizipium werden am 24. d. M. beginnen.

Großbritannien und Irland.

Der irische Ober-Sekretär Balfour fand am Mon⸗

tag in Liverpool bei den Delegirten der Nationalen Union der konservativen Vereine eine begeisterte Aufnahme. Die ihm überreichte Adresse pries die Kraft, Weisheit und den Erfolg seiner irischen Politik. In seiner Erwiderung drückte Hr. Balfour die Hoffnung aus, daß die Iren hoffentlich einsehen würden, daß ihrer materiellen Wohlfahrt am besten damit gedient sei, wenn, die gegenwärtigen Slaätzeinrichtungen aufrechterhalten würden, Ihre, berechtigten nationglen Bestrebungen könnten sehr wohl erfüllt werden, wenn Irland ein integrkrender The. des britischen Reiches bleibe. Der „Standard, erfährt, daß Parnell endgültig be— schlossen habe;, Führer der irischen Partei zu bleiben.“ Die irischen Bischöfe wörden sich aber nicht damit zufrieden geben, sondern ohne Zweifel dagegen einschreiten. Bei dem Stabt' rath von Edinburng ist der Antrag eingebracht worden, Parnell aus der Reihe der Ehrenbürger der Stadt zu streichen. Den Antrag wurde an einen Ausschuß verwiesen. Der flüchtige Abgeordnete Dillon erklärte in Amerika,

daß die irische Partei Parnell nicht enthehren könne und ihn daher ersuchen würde, auch ferner die Führerschaft beizu⸗ behalten. Der Gerichtshof von Clonmel hat Dillon sowie den gleichfalls geflüchteten O'Brien nebst 10 anderen Müi—

Wie die „Birmingham Post“ erfährt, wird der erste Lord der Admiralität in der bevorstehenden Parlamentssession den Antrag einbringen, die Zahl der Matrosen und Lieütenants der Flotte zu vermehren. Die Bedingungen des Eintritts der Seeleute in die Marine sollen günstiger ge⸗ macht werden, während wahrscheinlich eine Anzahl der zur Disposition gestellten Lieutenants wieder in aktiven Dienst treten wird. Dem Vernehmen der „A. C.“ nach hat das britische Kriegs⸗Ministerium beschlossen, eine neue Patrone für das Magazingewehr anfertigen zu lassen. Namentlich soll die Kugel Abänderungen erfahren, da anscheinend das alte schwarze Pulver noch weiter gebraucht werden soll. Die bisherige Kugel ging häufig beim Abfeuern durch die Hülse und beschädigte den Lauf; bei der neuen Kugel soll diefe Möglichkeit vermieden werden. Der Marine-Minister, Lord George Hamilton, drückte in einer Rede in Bedford die Hoffnung aus, daß die Abmiralität alle Wittwen der verunglückten Besatzung der „Serpent“ würde pensioniren können Eine Zeit lang würde die Admiralität den ihrer Ernährer beraubten Familien die bisher gesandten Geldbeträge zukommen lassen. Der Admiral Herzog von Edinburg, Befehlshaber von Devon— port, hat eine Sammlung zum Besten der Hinterbliebenen veranstaltet und selbst 100 Pfd. Sterl. gezeichnet. Der Herzog von Westminster läßt die jüngste Zeitungsmeldung dementiren, daß eine neue große Gesellschaft mit einem Kapital von 19 Millionen Pfd. Sterl. zur Ent⸗ wicklung der Hülfsquellen West-Afrikas in der Gründung. begriffen sei.

Frankreich. Paris, 20. November. Im weiteren Verlauf der vorgestrigen Sitzung genehmigte die Deputirtenkammer das Budget der öffentlichen Arbeiten. Die Armeekommission hat den Gesetzentwurf, betreffend die Verproviantirung der bürgerlichen Bevölkerung der festen Plätze, angenommen, ebenso den Gesetzentwurf, nach welchem hül fsbedürftigen Soldaten—⸗ familien im Falle einer Mobilmachung Beistand geleistet werden soll. In dem neuen Gesetzentwurf des Marine⸗-Ministers wurden die Cadres der Marine⸗Offiziere folgender⸗ maßen festgesetzt: Admirale in Friedenszeiten 2, in Kriegs— zeiten 3. Vize⸗Admirale 15, Contre-Admirale 30, Kapitäns zur See 120, Fregatten Kapitäns 200, mit festem Wohnsitz 7, Schiff⸗Lieufenants (erster Klasse) 360, (zweiter Klasfe) 360, ö mit festem Wohnsitz 30, Schiffsfähnriche 100, Seekadetten erster Klasse 200, Seekadetten zweiter Klasse je nach Bedürfniß.

Der Minister des Aeußern Ribot versprach einer Delegation von dramatischen Autoren, Schritte zu thun, um ihren Werken im Auslande berechtigten Schutz zu verschaffen.

Wie der „Matin“ berichtet, hatte, in Folge einer Aeuße⸗ rung des Feldmarschalls Grafen von Moltke in der Reichs⸗ tagssitzung vom 15. Mai d. J. über die Beschlagnahme der Gelder der Hamburger Bank durch den Marschall Davoust im Jahre 1813, die Marquise de Blocgqueville, die einzige noch lebende Tochter des Marschalls, nachstehenden Brief an den Grafen Moltke gerichtet:

Herr Marschall!

Ew. Excellenz werden begreifen, daß Ihre vor einer großen öffentlichen Körperschaft ausgesprochenen Worte in dem Herzen der einzigen noch lebenden Tochter des Marschalls Davoust einen schmerzen⸗ den Widerhall gefunden haben. Es giebt ein Verdienft, welches seltener und würdiger für große Geister ist, als der auf dem Schlachtfelde errungene schreckliche Ruhm, und dieses große Verdienst besteht darin, seinen Feinden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen Die Denkschrist von Hamburg“, im Jahre 1818 vom Prinjen Eckmühl veröffentlicht, widerlegt im Voraus die Worte Ew. Excellenz und beweist unwiderleglich, daß der Kommandant von Hamburg nur genau so viel Uebel zufügte, als ihm seine Pflicht als Chef gebot. Ich erlaube mir Ew. Excellenz diese Denkschrift, welche derselben gewiß unbekannt war, zu übersenden, und bitte den Ausdruck meiner Gefühle von Hochachtung genehmigen zu wollen.

Paris, 31. Mai 1890.

A. L. Eckmühl,

Mar quise von Blocqueville. Hierauf hat nun dem genannten Blatt zufolge der Feld⸗

marschall Graf von Moltke der Marquise Folgendes erwidert: An Frau Marquise de Bloequeville, geb. Prinzesfin von Eckmühl, Paris.

Frau Marquise!

Erst heute empfange ich Ihren Brief, ich beeile mich darauf zu antworten. In meiner Rede im Reichstage habe ich die Beschlag— nahme der Bank von Hamburg, welche ein historisches Faktum ist, erwähnt. Es liegt auf der Hand, daß der französische General bei dieser Gelegenheit nur auf einen Befehl der Regierung, der er ge— horchen mußte, gehandelt hat. Wenn dennoch der Kusdruck, deffen ich mich bedient habe, dahin hat ausgelegt werden können, als habe der Marschall Davoust in seinem perfönlichen Interesse gehandelt, so bedauere ich, meinen Ausdruck schlecht gewählt zu haben. Ich schulde Ihnen diese Erklärung, Frau Marquise, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie dieseslbe gnädigst annehmen werden. Das Wert, welches Sie die Güte hatten, mir zu senden, werde ich mit lebhaftestem Interesse durchstudiren. Ich bitie Sie, den Ausdruck meiner Gefühle von Hochachtung zu genekmigen, mit denen ich die Ehre habe zu zeichnen, Frau Marquise, Ihr sehr geborsamer Diener

Graf Molt ke, Feldmarschall.

Cudowa, 5. Juni 1890.

Syanien.

Aus Madrid vom 19. November meldet „W. T. B.“: „Gelegentlich des Jahrestages der Unruhen an der hiesigen Üniversität im Jahre, 1884 weigerten sich heute die Studenten, in die Universität einzutreten. Eine große Anzahl derselben vergnstaltete einefe ind liche demonstration vor dem Justiz-Ministerium und entwaffnete die Polizei⸗ diener, welche die Demonstrauten mit der Waffe aufhalten wollten. Schließlich gingen die Studenten nach einem ver—

zu bewegen, auseinander.“ Niederlande.

einige Zeit dauern. Die Nahrung, die Sr. Majestät ver. abreicht werde, sei genügend. Die Königin

geblichen Versuch, die Studirenden der Medizin zum Anschluß

Den „Nieuws van den Dag.“ wird aus Apeldoorn gemeldet, daß der König sich während der ersten vier Tage der vergangenen Woche in fortwährend aufgeregtem Zustande befunden habe, während die Nächte schlaflos gewesen seien. In den letzten Tagen sei einige Beruhigung eingetreten. Wiewohl die Kräfte stets abnähmen, könne der bisherige Zustand doch noch

1 pflege den Kranken mit außerordentlicher Hingebung und verlasse den

nicht mehr in der Kirche in Apeldoorn, sondern lasse alle 14 Tage Gottesdienst in der Hofkapelle halten. . Am heutigen Donnerstag wollte, wie bereits mitgetheilt, die Königin in einer feierlichen gemeinschaftlichen Sitzung der beiden Kammern der Generalstaaten den Eid als Regentin des Königreichs ablegen. Um 115 Uhr trifft Ihre Majestät mit dem Gefolge mittels Sonderzuges im Haag ein und ver⸗ läßt Nachmittags um 3e Uhr die Stadt wieder. Das dabei zur Anwendung gebrachte Ceremoniell wird der „Köln. Ztg. zufolge dasselbe sein, wie bei der gewöhnlichen durch den König vorgenommenen Eröffnung der Kammern, nur mit dem Unterschied, daß die Königin sich nicht des gebräuchlichen Glaswagens, sondern eines mit sechs Pferden bespannten Galawagens bedienen wird, während die Palastdamen die

Königin begleiten werden.

Belgien. Ueber die Sitzung der Brüsseler Congo⸗Kommission am Vienstag wird ber „Köln. Ztg.“ gemeldet: „Die meisten Regierungen billigen den Plan zweier gemeinsamer Uolltarife für den Osten und den Westen Mittel Afrikas. Der Tarif für den Osten soll bereits im Entwurfe vorliegen; da jedoch die französischen Vertreter jedem Staat die Festsetzung des Tarifs über- lassen wellten, entsteht ein abermaliger Aufschub, während dessen die französischen Vertreter ihrer Regierung die Einwände anderer Ver⸗ treter gegen dieses Verfahren unterbreiten werden“ ö Anläßlich des, wie schon telegraphisch gemeldet, vorgestern von Jan son in der Kammer eingehrachten Antrages auf Revision der Verfassung, speziell der Bestimmungen über das Wahlrecht, wird dem „Hamb. Corr.“ aus Brüsfel unter dem 18. d. geschrieben: . Zum vierten Male, seitdem Belgien ein selbständiger Staat geworden, wird der Antrag gestellt, die Verfassung Behufs Er⸗ weiterung des Wahlrechts abzuändern. Die liberalen Brüsseler Deputirten Janson und Buls übergeben heute diesen neuen An⸗ trag dem Kammer- Präsidenten, der ihn nach der Geschäfts⸗ ordnung den Abtheilüngen überweist, welche seine ‚Lesung‘ zu ge⸗ statten haben. Alsdann erst wird in der Kammer selbst darüber ver— handelt. Am 25. d. M, am Tage nach der Brüsseler Deputirten⸗ wahl, wird Hr. Janson Namens der Linken diesen Antrag begründen, und die Kammer hat sodann zu beschließen, ob sie ihn in Erwägung ziehen will“. Die früheren drei Anträge auf Verfassungs änderung sind von den Kammern nicht zur Erwägung zugelassen worden; diesmal wird im Hinblick auf die Stimmung im Lande „die Erwägung“ des Antrages beschlossen werden. Einen weiteren praktischen Erfolg hat der Antrag nicht zu erwarten, weil, wenn auch die ganze Linke ibn an— nimmt, die von dem allen Reformen feindlichen Devutirten Woeste geführte Mehrheit der klerikalen Rechten ihn abzulehnen entschlossen ist. Uebrigens können die jetzigen Kammern überhaupt die Verfassung nicht ändern. Nach der Verfassung sind sofort beide Kammern, sobgld sie sich über die zu ändernden Punkte geeinigt haben, aufzulösen. Erst die neugewählten Kammern entscheiden über die Verfassungsanderung, welche, wenn zwei Drittel der Mitglieder beider Kammern ihr zu⸗ stimmen, als angenommen ailt. . Die Wahl eines Abgeordneten für Namur an Stelle des bisherigen Abg. Melot, der zum Minister des Innern ernannt wurde, ist auf den 2. Dezember festgesetzt.

Griechenland. Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist gestern von Athen nach Egypten abgereist.

Serbien.

Belgrad, 20. November. Der gestrigen feierlichen Er⸗ öffnung der Skupschtina wohnte das gesammte diploma⸗ tische Corps bei. Die von dem Regenten Risticg verlesene Thronrede weist dem „W. T. B. * zufolge auf die gün⸗ stigen Ergebnisse der neuen Heeresorganisation und auf die gebesserte Finanzlage hin. Die Beziehungen Serbiens zu allen Staaten seien befriedigend und freundschaftlich. Vielfache Beweise freundschaftlichen Wohlwollens bestärkten die Regierung in der Ueberzeugung, daß der nationalen Politik Serbiens auf der eingeschlagenen Bahn der Mäßigung im selbständigen Vorgehen das Vertrauen der europanchen Mächte gesichert sei. Hierauf berührt die Thronrede das handels⸗ politische Verhältniß zu Oesterreich Ungarn und die von dem unga⸗ rischen Kabinet erfolgte Einladung zur Eröffnung der Arbeiten am eisernen Thor und hebt hervor, daß durch gegenseitige loyale Aufklärung der Vertragszustand mit Oesterreich⸗ Ungarn wiederhergestellt und der freundschaftliche Charakter in den Beziehungen Serbiens zu der Nachbarmonarchie ge⸗ wahrt worden sei. Ueber die Beziehungen zur Porte wird bemerkt, die Regierung habe getrachtet, meuchlerische Ermordung des Vize-Konsuls von Pristit in gutem Einvernehmen mit der Pforte auszutragen, da sie auf möglichst gute Beziehungen schen Reiche großen Werth lege der Angelegenheit in würdiger und befriedigen Die serbische Regierung habe es bei ihren Bezi Balkanstaaten niemals unterlassen, ihr richten, durch solidarische U stimn Interessen aller

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Verhältnisse zu erleichter

Amerika.

Vereinigte die Sioux⸗Indianer die Weißen zu dem „R. B.“ fürchten sei. Die Indianer seien freilich! sich durch Kriegstänze auf und warteten e die Weißen ausrotten solle Ihre Ihrige, um die Aufregung zu schüren; an dem angekündigten Tage nicht erschienen etwas an Ansehen eingebüßt. Jetzt prophezeihten Messias im nächsten Wonat kommen werde. General meint, im Frühjahr könne es allerdings zu Unruhen kor und möchte es dann nöthig sein, Truppen nach den bedroht Gegenden abzuschicken. 1 ö. ;

In Brooklyn fand am 17. d. M der Stapellauf des neuen gepanzerten Kreuzers Maine“, des größten Fahrzeuges der amerikanischen Kriegsmarine, in Gegenwart des Marine⸗Ministers, sowie einer großen Anzahl von Kongreß⸗ mitgliedern und Marine⸗Offizieren statt.

Honduras. Wie schon telegraphisch gemeldet, hat die Revolution in Honduras mit der Erschießung des Insurgentenführers Sanchez und seiner Genossen ihr Ende gefunden. Die „A. C. berichtet über den letzten Akt des Aufstandes folgendes Nähere:

General Bogran, der Präsident von Dondurag, war am Donnerstag aus Tamaia ausgerückt und in Gilmärschen und unter zablreichen Kämpfen auf die Hauptstadt Teguctgalpa marfchirt, Im Sonnabend Morten eröffnete er das Feuer auf die Kaserne. in wel her sich die Aufständischen verschanzt batten. Da Sanchez und ae

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angeklagten zu je 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. n n

Palast höchstens für eine Stunde.

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Deshalb erscheine sie auch

Kameraden wußten, was ihnen bevorstebe, fochten sie dermwen lt;