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dirten türkischen Offiziere haben, wie dem „Hann. Cour.“ mitgetheilt wird, die Reise mit dem neulich ausgelaufenen Torpedoboot als Fahrgäste mitgemacht.
Köln, 25. November. Morgen nimmt hier eine Konferenz der preußischen Bischöfe im erzbischös⸗ lichen Palais ihren Anfang. Zu derselben sind, wie W. T. B.“ meldet, bisher eingettoffen: der Fürstbischof von Breslau, der Erzbischof von Freiburg, die Bischöfe von Trier, Hildes⸗ heim, Münster, Kulm und Fulda und die Generalvikare von Paderborn, Gnesen-Posen und Ermland.
Düsseldorf, 25. November. Eine Offizier s⸗Depu⸗ tation des 2. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 11, dessen Chef der König der Niederlande war, begiebt sich, dem „W. T. B.“ zufolge, zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach dem Haag.
Sachen. Dresden, 25. November Nach den hier eingegangenen . 8 . 3 Nachrichten werden, wie das „Dr. J.“ meldet, Ihre König⸗ lichen Majestäten Donnerstag, den 27. d. M., Nachmittags von Sibyllenort nach der Königlichen Villa in Strehlen zurückkehren. Baden.
Karlsruhe, 25. November. Das Bulletin über das Befinden Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Karl sagt: Die Nachtruhe war von häufigem Husten unterbrochen, der Auswurf günstiger, die Temperatur 37, der Kräftezustand und der Appetit befriedigend.
Sachsen⸗C oburg⸗ Gotha.
Gotha, 25. November. Se. Hoheit der Herzog ist nach der „Goth. Ztg.“ gestern Nachmittag von hier nach Coburg zurückgekehrt.
Lippe.
Detmold, 26. November. Morgen Vormittag 11 der Ad
Gleichzeitig wird der nburg, Graf von der Goltz, welcher Abends sindet
Fürstlichen Hofes hier preußische Gesandte in Olde t auch hier akkreditirt ist, zum Besuche erwartet.
große Galatafel statt.
Straßburg, 25. November. Der Staatsrath von Elsaß⸗Lothringen ist laut Meldung des „W. T. B.“ heute Nachmittag unter dem Vorsitz des Statthalters Fürsten Hohenlohe zur Berathung des nächstjährigen Etats und anderer Vorlagen für die nächste Tagung des Landes ausschusses zusammengetreten.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 26. November. Der Kardinal von Simor hat sich, wie der „Presse“ aus Budapest gemeldet wird, nach Wien be⸗ geben, um mit dem Nuntius in der Wegtaufungs— frage zu konferiren. In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unterhauses erklärte bei der weiteren Berathung des Kultus-Budgets laut Meldung des W. T. B.“ der Geistliche Kudlick im Namen der katholischen Geist— lichen, daß sie dem Februar-Erlaß nicht gehorchen würden, weil das ihren Seelsorgerpflichten widerspräche. Kudlick richttte im Fortgang seiner Rede so heftige Angriffe gen die Regierung, daß er zur Ordnung gerufen vurde.
Großbritannien und Irland.
Gestern ist das Parlament wieder eröffnet worden. Die Thronrede bezeichnet die Beziehungen zu den aus⸗ wärtigen Mächten als seit dem Schluß der letzten Session unverändert. Die Sicherheiten für den europäischen Frieden erschienen der Königin unvermindert. Mit Italien seien Verhandlungen eröffnet zur Absteckung der Grenze, welche das unter dem englischen Einfluß stehende Gebiet in Nordost⸗Afrika von dem Gebiete trenne, das zu dem unter Italiens Schutz stehenden abessinischen Reich gehöre. Alsdann wird der Abschluß eines modus vivendi mit Portugal erwähnt und die Hoffnung ausgesprochen, daß die Verhandlungen, be⸗ treffend die Fischereifrage auf Neufundland, einen für alle Parteien befriedigenden Abschluß finden würden. Bedauerlich sei, daß die schlechte Kartoffelernte einen Nothstand in den westlichen Grasschaften Irlands hervorzurufen drohe; die von der Regierung getroffenen Maßregeln würden jedoch hoffent— lich das Uebel lindern. Die Regierung werde einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Verbesserung des Verwaltungssystems in den Grafschaften von Irland im Sinne der in England bestehenden Gesetze, vorlegen. Die Thronrede kündigt ferner eine Vorlage betreffend die Herabminderung des Beitrags der ärmeren Bevölkerung zu den Kosten des öffentlichen Unter— richts, an.
Bei der Berathung der Adresse auf die Thronrede im Oberhause erklärte der Premier-⸗Minister Marquis von Salisbury: Die City schulde hinsichtlich der jüngsten Geldkrisis dem Gouverneur der Bank von England den größten Dank. Wenn die Regierung in der Angelegenheit irgend welche Schritte gethan hätte, so hätte allerdings der Schriftwechsel mit dem Gouverneur vorgelegt werden müssen; da dies aber nicht der Fall, so sei die Er⸗ örterung der Frage nicht erwünscht, indem zur Erklärung der Vorgänge rein vertrauliche Angelegenheiten enthüllt werden müßten. In Betreff der schrecklichen Enthüllungen von der Afrika⸗Expedition beabsichtige die Regierung, keine Untersuchung anzustellen, da es nicht feststehe, daß die Untersuchung die Wahrheit zu Tage bringe, während leicht eine Ungerechtigkeit begangen werden könnte. Der Haupt⸗ 6 der Expedition, der die Enthüllungen gemacht habe, ei kein britischer Unterthan, und die beiden Hauptbeschuldigten seien der menschlichen Jurisdiktion entrückt. Nach Annahme der Adresse vertagte sich das Oberhaus bis nächsten Dienstag.
Im Unterhaus appellirte bei der Adreßdebatte der Erste Lord des Schatzes Smith an die Opposition, der Re⸗ gierung beizustehen und die Vorlagen zu fördern, da diese nicht im Parteiinteresse, sondern im Interesse des Gemeinwohls ein⸗ gebracht seien. Parnell war im Hause anwesend. Das Unterhaus nahm die Adresse ohne Abstimmung an.
Gladstone richtete an ben irischen Deputirten John Morley ein Schreiben, welches Parnell mitgetheilt wurde.
Er spricht darin sein Bedauern darüber aus, daß Parnell nicht seine Demission als Parteiführer gegeben habe, und erklärt, wann Parnell Parteileiter bleibe, so wäre dies für die Sache Irlands verbderblich, bringe die Freunde Irlands in Verlegenheit und mache sogar die Leitung der liberalen Partei durch Glad— stone werthloz. Gladstone machte dem irischen Abgeordneten M'Carthy hiervon Mittheilung, indem er ihn bat, auch die anderen parnellitischen Deputirten in einer auf gestern Mittag angesagten Versammlung derselben im Unterhause davon in Kenntniß zu setzen. In dieser Bersammlung wurde nun Parn ell einstimmig zum Präsidenten der nationa? listischen Partei wiedergewählt und hat die Wahl an— genommen, obgleich Morley und Gladstone am Nachmittage noch eine Unterredung mit ihm hatten, in der sie ihn drängten, zurückzutreten. Da aber Parnell entschlossen war, diesem Rath nicht zu solgen, so theilte Gladstone der Presse das obenerwähnte Schreiben mit. In den Wandelgängen des Unterhauses herrschte gestern große Aufregung, unter den Liberalen sogar Bestürzung; denn in Folge des Verhaltens Parnell's soll Gladstone bejchlossen haben, ein Amendement zu der Adresse nicht zu unterstützen und nach Hawarden zurück— zukehren, woselbst er bis Neujahr verbleiben würde. Gestern Abend hielten, wie „W. T. B.“ meldet, die irischen Mitglieder des Varlaments in Abwesenheit Parnell's eine nochmalige Fraktionssitzung ab, in welcher jedoch kein Beschluß gefaßt wurde. Gladstone ist, wie bestätigt wurde, entschlossen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, Falls Parnell nicht einstweilen zurücktrete. Die liberalen Mitglieder billigen allgemein das Vorgehen Gladstone's. Die Iren scheinen jedoch Parnell nicht aufgeben zu wollen. Devonport wurde am Montag der neugebaute zer L. Klasse „Edgar“ vom Stapel gelassen. Das
f hat 350 t. Wassgzverdrängung und die Maschinen
indiciren 12 000 Pferdekräfle. Frankreich.
Paris, 26. November. Der Kronprinz und die Kron—
prinzessin von Dänemark statteten, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern dem Präsidenten Carnot einen Abschieds— besuch ab. ; Die Subkommission des Zollausschusses der Kammer erhöhte den Zoll auf geschlachtetes n nn nelflöslsch von 8 guf 37 Fr är 100 kg und beschloß 20 Fr. Zoll für verarbeitetes Schweinefleisch, 16 Fr. für eingepökeltes und geräuchertes Schweinefleisch, 50 Fr. für Fleisch⸗ pasteten, 27 Fr. für eingepöckeltes Rindfleisch. Die Zölle für Fleischkonserven in Büchsen, für Fleisch? extrakte und Bouillons wurden von 8 auf 15 Fr. erhöht. . Das „Journal des Debats“ bemerkt in Besprechung der italien ischen Wahlen, Crispi wisse, daß die Geschicke Italiens in seiner Hand ruhten; solche Verantwortlichkeit sei wohl geeignet, mäßigend zu wirken. Die französische Regierung 36 noch größere Wahlsiege errungen; seit 20 Jahren habe ie über keine solche Macht wie jetzt verfügt, ihr Sieg sei das Signal der inneren und äußeren Beruhigung gewesen. Warum solle dasselbe nicht in Italien der Fall sein.
Dem „Soir“ zufolge hat die parlamentarische Arte its kom mission gestern die Delegirten der Arbeite r von Tourcoing empfangen. Dieselben empfahlen für die Regelung der nationalen Arbeit den zehnstündigen und für die Regelung der internationalen Arbeit den achtstündigen Arbeitstag, falls andere Nationen, insbesondere Deutschland, der Festsetzung eines Normal-⸗Arbeitstages geneigt wären.
Rußland und Polen.
Die „Nowosti“ melden: das Krieg s-⸗Ministerium sei, da der Versuch mit der Infanterie-Unteroffizierschule in Riga gute Resultate aufweise, entschlossen, noch weitere derartige Anstalten zur Ausbildung der Unteroffiziere anderer Waffengattungen zu errichten.
Wie die „Petersburgskija Wjedomosti“ wissen will, sollen die beiden aus den bestehenden drei baltischen Gouvernements umzubildenden Gouvernements die Bezeichnung „Rigai'— sches“ und „Reval'sches“ erhalten. Tas kurländische Gouv ernement solle mithin zu cxistiren aufhören.
Italien.
Die „Riforma“ zählt 486 his gestern bekannte Wahl⸗ resulte auf; davon werden 395 als ministerielle, 41 als konstitutionell-oppositionelle, 36 als radikale und 9 als politisch zweifelhafte bezeichnet; ferner sind 5 Stichwahlen erforderlich.
Je mehr die Ergebnisse der Wahlen bekannt werden, desto unzweifelhafter — telegraphirt der Korrespondent der „Köln. Ztg.“ aus Rom — geht daraus hervor, daß es der Wille des Volkes ist, treu zum Programm der Regierung zu stehen. „Diese Thatsache ändert weder der Jubel der radikalen Blätter über die Wahl einzelner hart bekämpfter Kan⸗ didaten, noch die Behauptung der Klerikalen, daß Angesichts der vorgeschriebenen Wahlenthaltung der Päpstlichgesinnten die Regierung nur einen Scheinsieg erfochten habe. Die Radikalen und Irredentisten haben Niederlagen in ihren Hauptstützpunkten wie Mailand und Belluno erlitten und büßen zweifellos 15 Sitze ein. Die Urtheile des konservativen „Fanfulla“ und der regierungs— freundlichen „Opinion“ treffen den Nagel auf den Kopf; ersterer schreibt den Wahlsieg dem Italien der Ordnung, der wahrhaften Freiheit, der Vaterlandsliebe, dem gesunden Menschenverstande zu; die? letztere mahnt die Regierung, un⸗ verzüglich die versprochenen Neuerungen vorzunehmen, damit sie sich nicht trotz der errungenen Mehrheit den Lebensfaden unterbinde. Die „Tribuna“ muß ebenfalls die Niederlage der Radikalen zugeben und sucht ihren Trost darin, daß sie den Wahlsieg der Regierung als einen Rückschritt bezeichnet. Die erhaltene Lehre sei hart, aber verdient, weil, anstatt treu zum demokratischen Programm zu halten, die äußerste Linke den Kampf gegen das Regierungshaupt begann.“
Das gestrige „Amtsblatt“ veröffentlichte eine Verord⸗ nung, durch welche den aus Massovah kommenden Fahr⸗ zeugen der freie Verkehr mit den italienischen Häfen wieder gestattet wird, nachdem die Cholera in Massovah er⸗ loschen ist.
Schweiz.
Der Bundeskommissar Künzli meldet telegraphisch aus Bellinzona: Es habe auch im Großen Rath eine Eini⸗ gung stattgefunden; der Vorschlag des Kommissars Betreffs der Eintheilung der Wahlkreise im Tessin für die Wahlen zum Verfassungsrath sei mit einer einzigen Abänderung an⸗ genommen worden. Noch im Laufe dieser Woche werde das Dekret, betreffend die Wahl für den Verfassungsrath, berathen
werden. Dagegen erhält der Berner „Bund“ ein Telegramm aus Bellinzona vom 24 d. M, welches die Beruhigung der Parteien noch immer zweifelhaft Telegramm lautet:
In Brione (Verzasca) wurden zu wiederholten Malen Vetterli— schüse gegen die Haͤusgr, der Liberalen abgefeuert. Letzte Racht wurden durch einen solchen Schuß die Scheiben eines Fensters jertrümmert. In Sant Antonio bei Bellinzona wurde der Liberale Basso durch einen Vetterlischuß vörwundet, den der Kleri— kale Tognetti meuchlerisch auf ihn abgegeben hatte. Der Angreifer ift verhaftet worden. Ver Bundesrath bat wohl daran gethan, den Kanton keinen Augenblick ohne Trupzen zu lassen. Es sind Symptome rorhanden, welche wenig Vertrauen ein— flößen. Die Ultramontanen sind stets intransigent und sind auch jetzt mit der Berständigung nicht zufrieden. Sie thun Schritte um nachträglich Aenderungen im Projekt Künzli anzubringen. Es er hellt immer mehr, daß die Ultramontanen die Proportionalvertretung ö. in , angenommen haben, daß die Liberalen sie ab⸗ ehnen werden.
. Der Bundesrath hat den schweizerischen Telegraphen— Direktor Dr. Rothen zum Direktor des Internationalen Telegraphen-Bureaus in Bern ernannt.
Niederlande. Gestern Abend wurde im Schlosse Het Loo die Leiche des Königs eingesargi; die Königin wohnte der Einsargung nicht, bei. Die Anlegung der Siegel an den Sarg durch den Justiz-Minister ersolgt heute, die feierliche Bestattung ist auf den 4. Dezember festgesetzt. Die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar trifft am Freitag in Schloß Het Loo ein.
O z z 8 . s
In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer waren sämmtliche Minister anwesend. Nach Verlesung der den Dod ,des Königs anzeigenden Botschaft erhoben sich alle Mitglieder. Hierauf gab der Präsident Beelaerts van Ylokland dem tiefen Schmerz über das Hinscheiden des Königs . der in allen Lagen die Freiheiten und konstitutionellen Rechte aufrecht erhalten habe. Der Präsident schloß mit den Worten: „Ehren wir das Andenken des Königs, indem wir den beiden Königinnen unsere Anhänglichkeit bezeugen, die uns derselbe als ein kostbares Unterpfand dafür hinter⸗ lassen hat, daß sich die nationale Einigkeit durch gegenseitiges Entgegenkommen bethätigt. Die Volksvertretung wird sich bemühen, die Wege der beiden Königinnen zu ebnen und ihnen dje Lösung ihrer Aufgabe zu erleichtern.“ Hierauf wurde die Sitzung zum Zeichen der Trauer geschlossen. Heute soll die Beileidsadresfe berathen werden. ⸗
Luxemburg.
Der Gkößherzog Adolf beabsichtigt, wie ‚W. T. B.“ aus Luxemburg meldet, entgegen seiner früher ausgesprochenen Entschließung, bevor er nach Luxemburg kommt, den Bei— setzungs feierlichkeiten im Haag beizuwohnen. Die am Donnerstag zusammentretende Kammer wird eine Beileids— adresse votiren und sich dann vertagen. Der Finanz⸗ Minister Eyschen ist aus Frankfurt wieder in Luxemburg eingetroffen. ö. ö
Rumänien.
Bukarest, 25. November. Der Prinz Ferdinand von Rumänien ist von seiner Reise nach Berlin wieder hier eingetroffen und vom König und den Ministern am Bahn— hofe empfangen worden. Anläßlich des Ablebens des Königs der Niederlande ist eine Hoftrauer auf drei Wochen angeordnet worden.
Serbien.
Belgrad, 26. November. Wie dem „W. T. B.“ zu⸗ solge verlautet, gestattete der Kaiser von Rußland einer Anzahl serbischer Offiziere den Eintritt in russische Militärinstitute. Die serbische Regierung dankte dem Kaiser für diesen neuen Beweis seines Wohlwollens.
Die von der Majorität der Skupschtina in Beant— wortung der Thronrede beschlossene Adresse giebt der Genug⸗ thuung darüber Ausdruck, daß die Beziehungen Serbiens zu allen Staaten zufriedenstellende und freundschaftliche seien, so⸗ wie daß die nationale Politik Serbiens die Zustimmung aller Großmächte finde. Indem die Skupschtina diesen Mächten hierfür danke, fühle sie sich verpflichtet, dem erhabenen Kaiser des russischen Brudervolks den immer währenden tiefgefühlten Dank des serbischen Volks auszusprechen. Der Kaiser habe, wie immer, so auch in neuester Zeit Beweise seines Wohl⸗ wollens für Serbien und das serbische Volk gegeben.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die Presse ist voller Mel⸗ dungen über die Indianerpanik. Einige dieser Berichte erwiesen sich hinterher als unbegründet. Unter diese Kategorie gehört die Angabe der „World“, daß sieben Ansiedler in Süd Dakota von den Jadianern getödtet worden wären. Gleichwohl wird die Lage als ernst genug betrachtet, um die Absendung weiterer Bundestruppen nach den be⸗ drohten Distrikten zu fordern. Auch die Miliz von Nebraska hat Befehl erhalten, sich bereit zu halten, um ins Feld zu ziehen. „Buffalo Bill“ (Oberst Cody) ist aufgefordert worden, sich auf den Schauplatz der Unruhen zu begeben, und ist schon nach Nebraska abgereist. Die Indianer der Wenominee⸗Reservation in Wigconsin haben ein Holzfäller⸗-Lager zerstört. 12 Ansiedler flüchteten sich. In Dakota legt sich die Aufregung der Indianer an einigen Orten. Das Messiasmärchen hat sich auch zu den Cheyennes und Arayahnes im Indianerterritorium verbreitet. Diese Stämme nehmen jetzt auch eine drohende Haltung an.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (8. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. An⸗ gelegenheiten Dr. von Goßler, der Minister des Innern Herrfurth, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Finanz-Minister Dr. Miguel bei⸗ wohnten, wurde die erste Lesung des Entwurfs eines Gewerbe⸗ steuergesetzes eingeleitet vom Finanz⸗Minister Dr. Miquel, welcher zunächst auf den Zusammenhang der Gewerbe⸗ steuer mit der Einkommensteuer hinwies und ausführte, daß die Reform der ersten dringend nothwendig sei, um die kleinen Betriebe zu entlasten und für die großen die Besteue⸗ rung den Verhälinissen anzupassen. Durch die Probeveranla⸗ gungen seien die Grundzüge der Vorlage schon frühzeitig in die Oeffentlichkeit gedrungen, aber davor hahe er sich nicht gescheut, denn gezen den Willen der Betheiligten könne die Reform nicht durchgeführt werden. Eine einheitliche Gestaltung der Gewerbesteuer sei unmöglich, man müsse
erscheinen läßt. Das.
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neben dem Vetriebsertrag auch das Betriebskapital in Rechnung stellen. Die Betriebe stellten einen vererblichen Werth dar; aber je kleiner der Betrieb werde, desto mehr sei der Betriebs⸗ ertrag lediglich das Ergebniß der Arbeit des Betriebsinhabers. Danach habe man die Grenze gezogen; der Ausfall durch die Steuerbefreiung werde hoffentlich durch die stärkere Heranziehung der Großbetriebe gedeckt werden. Die Kommunalbetriebe, welche nicht Zwecken der öffentlichen Wohlfahrt dienten, sondern auch erheblichen Gewinn abwürfen, also z. B. die Gasanstalten, müßten der Steuer unterworfen werden, weil es nicht richtig sei, kom— munale Betriebe durch die Steusrfreiheit vor privaten Be⸗ trieben zu bevorzugen. Während sonst die Miltelsätze, weil sie eine bequemere Veranlagung böten, beibehalten seien, solle für die Großbetriebe die Gewerhesteuer individuell ermittelt werden; denn es habe keinen Werth, für einen Großbetrieb den Mittelsatz unverändert zu lassen, auch wenn der Betrieb sich noch so sehr vergrößere. Die Steuer auf die Schankwirthschaften sei ein Mittelweg. Ohne den vorgeschlagenen Zuschlag werde eine Reihe von Betrieben steuerfrei werden, während es gar nicht im öffent— lichen Interesse liege, den Zudrang zum Schankgewerbe zu fördern. Die Großbetriebe würden natürlich daneben noch eine Gewerbesteuer nach ihrem Betriebsumfange zu zahlen haben. Der Minister schloß mit dem Hinweise darauf, daß die Vor— lage eine Erleichterung bringe für diejenigen Bevölkerungs— klassen, deren Entlastung von allen Seiten als ein Werk der Gerechtigkeit betrachtet werde. (Beifall.) (Schluß des Blattes.)
Kunst und Wißssenschaft.
In der Angelegenheit, betreffend die Einsührung spyste— matisch geordneter Lehrsmm lungen vor- und frühgeschicht— licher Alterthümer bei den höheren Unterrichtsanstalten, ist in Frage gekommen, ob es sich nicht empfehlen möchte, an Stelle dieser Sammlungen, deren Zusammensetzung wegen der erforderlichen großen Anzahl derselben auf Schwierigkeiten stößt, Wandtafeln treten zu lassen, auf welchen die haupt— sächlichsten Frmen der Alterthümer der betreffenden Provinz unter Beigabe erläuternder Bemerkiangen farbig dargestellt sind.
Bei der Vertheilung der Zeichnungen auf die einzelnen Tafeln, von denen höchstens drei, und zwar zweckmäßig in hohem Format (65 em Breite und 75 em Höhe) anzufertigen sein würden, wäre darauf zu achten, daß auf der einen Tafel die Steinzeit (die hauptsächlichsten Formen der Begräbnisse, Steingeräthe und Gefäße), auf der zweiten die Gegenstände der älteren Metallzeit Bronzezeit“, Hallstätter- und La Lène— Zeit) und auf der dritten diejenigen der jüngeren Metallzeit (Römische Kaiser, Völkerwanderung s⸗ und Wendenzeit, resp. Merovingische und Karolingische Zeit) zur Abbildung kämen. Da indeß die genannten Perioden in den verschiedenen Landes— theilen sehr ungleichmäßig vertreten sind, so würde auch eine andere Vertheilung des Stoffes nicht ausgeschlossen sein.
Zur Darstellung wären die Haupttypen in ihren am Häufigsten vorkommenden Formen auszuwählen. Raritäten und Unica müßten, wenn sie nicht von hervorragender Be⸗ deutung sind, wegbleiben. Womöglich würden, wenn der Raum nicht eine andere Anordnung ersorderlich macht, die Gegenstände in bestimmter Reihenfolge in großen Kategorien abzubilden sein, als: Waffen, Werkzeuge, Geräthe, Schmuck (Kopf-, Hals-, Brust⸗ und Leib⸗, Arm⸗, Bein-, Finger⸗ und Zehenschmuch. Die Thongefäße müßten für jede Periode gesondert zusammengestellt werden. Der Unterrichts⸗Minister hat den Dircktor der archäo logischen Abtheilung des Provinzial— Museums der physikalischsökonomischen Gesellschaft in Königs⸗ berg Dr. Tischler ersuht, Entwürfe von drei solchen, den Verhältnissen der dortigen Provinz angepaßten Wandtafeln anfertigen zu lassen.
Im Kün stlerverein ö ist, wie bereits in Nr. 277 des „R.⸗ u. St. A,“ erwähnt, seit Kurzem ein Bild des Malers der „Flagellanten“ Karl Marr, der von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten von Bayern soeben mit dem Professortitel geehrt worden, ausgestellt, welches der Künst ler „1806 genannt hat. Schon beim bloßen Anblick dieser Zahl weicht jeder Vaterlandsfreund erschreckt zurück, wie die Germania, welche uns der Altmeister Menzel in den Vignetten zu den Werken Friedrich's des Großen so ergreifend dargestellt hat, als sie diese Zahl durch die finsteren Gewitter— wolken, welche über Deutschlands Fluren dahinjagen, blitzartig hervorbrechen sieht. Aehnlich ergeht es uns vor dem Marr'schen Gemälde. Düster ist das Dämmerungslicht, welches durch das halbverhangene Fenster in das Wohnzimmer jener kummer⸗ vollen Mutter fällt, die ihren Säugling auf dem Arm, uns verzweifelt anstarrt, indeß ihr älterer Knabe mit der Groß— mutter durch jenes Fenster blickt und das jüngere Kind zu ihren Füßen spielt. Wohl ist ihre Stimmung begründet; sitzen doch die einquartierten feindlichen Offiziere zu dreien um ihren Tisch vor ihrem Bett beim matten Kerzenlicht, welches das Kartenspiel der rauchenden Franzosen dürftig erhellt, während der Vierte auf der Bank am Bette seinen Gedanken sich sinnend überläßt. Die Eigarettenreste liegen auf dem Fußboden rücksichts los hingeworfen neben den Holzthierchen des spielenden Kindes; der Tabackqualm zieht über den Köpfen der Spieler fort nach dem Fenster, hinaus in die freie Luft aus dieser Gewitterschwüle. Unordnung herrscht auf der Bank am Osen, wo das Hausgeräth durcheinander liegt. — Alles das ist gemalt Farbe in Farbe, ohne Härten und ohne Aengstlichkeit, ohne übertriebene Bravour und ohne Fälschung der Natur. Hier sieht man die großen Erfolge der neueren Münchener Schule, die da nach jener Wahrheit strebt, welche uns rührt und in der Seele bewegt. Dies Bild gehört zu der Reihe jener Geschichtsbilder, welche mehr die soziale Seite der historischen Sreignisse schildern und damit uns solche weit näher bringen, als die größesten Schlachten⸗ gemälde es vermögen; es gesellt sich würdig zu dem „Spion“ Klaus Meyer's und dem „Abschied“ Haugk's, die auf der dies⸗ jährigen internationalen Ausstellung in München so berechtigtes Aufsehen erregt haben. Warum verschließen unsere Berliner Künstler sich biesem ergiebigen Felde, das bereits Menzel und Anton von Werner so bahnbrechend betreten? G. Lz.
Gemälde⸗Ausstellung von Schulte. Uu. d. Sinden. .
In den Räumen von Schulte befindet sich viel Neues. Zunächst ist der künstlerische Nachlaß des kürzlich ver⸗ slorbenen Münchener Malers C. Hell qvist, in einer Menge Studien nach der Natur und einigen ausgeführten Gemälden be—
stehend, zu nennen. Der Fleiß und die Gewissenhaftigkeit, welche der leider zu früh heimgegangene Künstler gelegentlich der Vorbereitung zu seinen Gemälden an den Tag legt, kann als Vorbild für jeden Künstler dienen. Gleichgültig in der Wahl des Gegenstandes, wenn es nur etwas „Malerisches an sich' hatte, übte sich dieser Maler unausgesetzt, um den Kern der Darstellung, um dasjenige, was das Gemälde zum Kunstwerk macht, niemals aus den Augen zu verlieren. Farbe und Technik ist überall durchaus gesund. Von den Gemälden ist besonders ein Genrebild zu erwähnen, welches voller Humor das Münchener Bier-Publikum prächtig schildert. Im Bier⸗ garten (dem sogenannten „Keller“ werden von einem herum⸗ ziehenden Jäallener die Gips-Statuetten von Moltke und Bismarck zum Kauf angeboten, und vortrefflich ist die Un— entschiedenheit des Käufers wiedergegeben, wen er bevor— zugen soll. Auf einer anderen Leinwand sehen wir einen Mönch auf einer Bank. Er hat wohl einst bessere Zeiten ge— habt, — Zeiten, in denen er eine Rolle in den Salons gesplelt hat; soviel verrathen wenigstens seine Züge,. Ob er jedoch alte Erinnerungen wachrufen, vielleicht alte Wunden wieder aufreißen soll, indem er mit dem hübschen, jungen Mädchen auf dem andern Ende der Bank — die nicht wenig Lust dazu zu haben scheint — ein Gespräch anknüpfen soll, ist ihm noch nicht klar geworden. Hervorragend ist unter den Studien ein Mönch, welcher mit der Miene des echten Tartuffe zur Seite sieht. — Guido von Maffey, eine der Spitzen und zwar „nicht nur der deutschen“ Jagdmalerei, hat zwei Bilder geschickt: „Flie— gende Schnepfen“, die zum Entzücken aller Waidmänner diese oft begehrten und noch öfter gefehlten Zugvögel im Fluge dargestellt sind. Das andere Gemälde stellt Schwarz— wild dar; mit jenem Humor, welcher dem Jagdliebhaber,
denn mit einem solchen haben wir es beim Künstler selbst zu thun, — zur Natur zu werden pflegt, sehen wir im Hinter⸗ grunde einen Treiber ausgeführt, der beinahe umgerannt wird. Aber nicht jeder Jagdmaler hat es so bequem wie G. von Maffey, welcher auf seinem schönen Waldgut in der Nähe des Starnberger Sees ein höchst geschmackvolles Schloß im Renaissancestyhl nach eigenen Angaben bauen ließ und von seinem Atelier⸗Fenster aus seinen Wildpark beobachten kann und nicht selten sein Modell von diesem Standpunkt aus durch einen wohlgezielten Büchsenschuß zum Stillehalten bringt. — G. Lampe schickte ein wohlge⸗ troffenes Porträt des Afrika⸗Reisenden Dr. Peters. Von L. Alvarez sehen wir einen mit Rokoke⸗Figuren reich be⸗ völkerten Salon. Mit großem Fleiß sind die Details des Hintergrundes und die kleinen Köpfchen gegeben. Leider ist jedoch die Wirkung des Ganzen etwas zu bunt, da von Licht⸗ und Schattenvertheilung ganz Abstand genommen ist. Ein Damenporträt von Vilma Parlaghi ist fein im Ton und wirkt sehr lebendig. Die Landschaft von G. Oeder ist sehr fein in der Stimmung gehalten; M. Volkhaxrt schickte ein Genre⸗ bild aus der vornehmen Welt, welches er „ein hoher Festtag“ bezeichnet. Zwei Damen sehen vom Fenster aus einer Prozession zu. Das Thema ist an sich unbedeutend, doch ist daraus gemacht worden, was irgend möglich war. Vor—⸗ refflich wirkt das Gewirr der Menschen auf der Straße und mit kluger Berechnung erhöht der Künstler die Feierlichkeit durch zweierlei Beleuchlung. Von A. Menzel finden wir drei kleine Gouachebilder. Wie lebendig wirken die kleinen Figuren, welche der Vorführung eines Kameels zuschauen. Menzel bleibt immer neu und immer interessant; oft scheint er gerade „das Schwierigste“ wissentlich auf— zusuchen, um es zu geben. A. Seel schickte das Innere der Alhambra (den Badesalon), — eine äußerst fleißig durchgeführte Arbeit. Von Ch. Kröner sehen wir einen Hirsch am Waldbach. O. Achenbach hat zwei große Ge— mälde zur diesmaligen Ausstellung beigesteuert. Das eine stellt den Ausbruch des Vesuv dar, im Vordergrunde die flüchtende oder zu dem Heiligen betende Volksmenge; das andere versetzt uns nach Ischia. In der Ferne sehen wir den stetz rauchenden Vesuvp. Die vielleicht im Ton etwas schweren Abendwolken erhöhen die Leuchtkraft der Lichtmassen, welche uns See und Landschaft im herrlichen Kolorit der südlichen Natur wiedergeben. Von Meisel finden wir zwei einfigurige Genrebilder, — junge Mädchen. Reizend wirkt auf dem einen das Köpfchen des mit einer Rose beschäftigten Mädchens. Nicht nur die Schwierigkeit, einen so kleinen Kopf im durchleuchteten Helldunkel zu geben, ist glänzend gelöst, sondern auch die Individualität höchst lebendig erhalten geblieben. Die Technik erinnert in einigen Theilen, aber be⸗ sonders im Fleisch, an Jan van der Meer van .
G. W. O.
Theater und Musik. Königliche Theater.
In der Freitags ⸗Vorstellung der Oper „Der fliegende Holländer“ im Opernhauste sind die Damen Pierson und Lammert, die Hrrn. Betz, Krolov und Ernst beschäftigt. An demselben Tage geht im Schauspielhause Shakespeare's Zauberkomödie „Der Sturm“ von Neuem in Scene.
Königliches Schauspielhaus.
Das Lustspiel ‚Der Marquis von Robillard' von Heinrich Münden gelangte gestern zur ersten Aufführung, ohne sich eines bemerkenswerthen Erfolges erfreuen zu können. Dem ungestümen Drängen der zeitgenössischen Dichter und Literaturfreunde gegenüber, welche auf der Schaubühne ein möglichst der Wirklichkeit ent sprechendes Spiegelbild, des Lebens der Gegenwart mit seinen brennenden sittlichen und ästhetischen Fragen anstreben, hat sich der Ver ⸗ fasser des „Marquis von Robillard! den Vorbildern aus der guten alten Zeit zu nähern gesucht; es ist nur zu bedauern, daß er seine Muster bei Weitem nicht erreicht hat. Das neue Stück gehört dem Wesen nach jener Gattung des historischen Intriguen ⸗Lustspiels an, in welcher Seribe's „Das Glas Wasser“ noch heut unerreicht da⸗— steht. Heinrich Münden versetzt uns in eine glorreiche Periode der Geschichte Preußens, in die Zeit des siebenjährigen Krieges zurück.
In das Haus der eitlen und ehrgeizigen Kammerherrin Fr. von Voß, welche sich als König Friedrich's Todfeindin bekennt, und in deren Hause der Prinz von Soubise sein Hauptquartier aufgeschlagen kat, schleicht sich der preußlsche Offizier Karl von Berndorff unter der Maske des von ihm getödteten französischen Abgesandten, des Marquis von Robillard, ein. Er will seinem König dadurch nützen, daß er seine Feinde zu einer Schlacht zwingt. Obwohl die Herrin des Schlosses den wagehalsigen Offizier erkennt, vermag dieser doch seine Pläne durchzuführen, indem er sich scheinbar ihren Wünschen fügt. Den Abschluß findet das Stück durch den Einzug der Sieger von Reßbach in das Haus der gedemüthigten Fr. von Voß. ;
Die Handlung wird ziemlich umständlich eingeleitet; es bedurfte erst langer Erklärungen, ehe man ihre einzelnen Fäden verfolgen konnte; auch in der weiteren Entwickelung des Stückes kommt die Handlung gegenüber der Erjählung zu kurz. Nicht un⸗ bemerkt mag der Umstand bleiben, daß der Dichter zwischen der ersten und zweiten Hälfte des letzten Aktes die siegreiche Schlacht bei Roß= bach durch kriegerische Musik und Kanonendonner hinter dem Ver
wandlungs vorhang andeutet. Die einzelnen Seenen waren viel häufiger ernster als heiterer Natur, und riefen ein lustspielgemäßes fröhliches Lachen fast nur beim Erscheinen des Hrn. von Voß hervor; wie dieser das Echo seiner Gemahlin bildete, wurde von Hrn. Grube mit köstlichem Humor wiedergegeben. Einen lebhaften Widerball fand die warme Vaterlandsliebe, welche Karl von Berndorff und seinen Diener zu gefährlichen Unter⸗ nehmungen antreibt und die auch sonst aus ihrem Wesen und ihren Worten erhellt. Im Uebrigen bewegt sich die Charakterzeichnung durchgängig in den engen Grenzen der Konvention; der Dichter zeigt hierin wie in dem ganzen Aufbau seines Stückes noch wenig Freiheit und Selbständigkeit des künstlerischen Schaffens.
Die Darsteller bemühten sich in anerkennenswerther Weise, in ihre Rollen so viel Lebenwahrheit und Empfindung hineinzulegen, als es in ihrer Macht stand. Den verkappten Marquis von Robillard spielte Hr. Keßler liebenswürdig und gewandt; am Frischesten und Er⸗ heiterndsten wirkte Hr. Grube, wie schon erwähnt, als Kammer⸗ herr von Voß; er stattete dieses wandelnde Echo seiner Frau, die naheliegende Karikatur sorgfältig vermeidend, mit welt⸗ männischen Formen und vornehmen Manieren aus. Hr. Purschian gab einen jugendlichen Liebhaber mit kräftigem Ungestüm und Offen— heit des Mesens. Aus einer sehr knappen Bedientenrolle vermochte auch Hrn. Vollmer's Talent keine wirkungsvolle Figur zu machen. Die Trägerin der weiblichen Hauptrolle, der intriguirenden Kammer⸗ herrin, war Fr. Kahle; in ihrer Darstellung vereinte sie Stolz und Würde mit kalter Berechnung und kam wohl so der Gestalt, welche dem Dichter vorschwebte, nahe. Die Damen Conrad und Kramm spielten ihre kleinen Partien mit Frische, Munterkeit und liebenswürdigem Anstand. Das Publikum klatschte nach jedem Aktschluß Beifall, in welchen sich jedoch nach dem letzten Aufzuge auch Widerspruch mischte. Die Darsteller erschienen wieder⸗ holt vor der Gardine.
Adolph Ernst⸗Theater.
Das Repertoirestück ‚ Unsere Don Juans; hat in Breslau einen glänzenden Erfolg erzielt, welcher der Noyität dort zahlreiche Wiederholungen sichert. Auch am Thalia⸗Theater in Hamburg wird die Gesangsposse zur Aufführung vorbereitet.
Thomas ⸗ Theater. -
Gustav von Moser hat auf die Kunde von dem großen Erfolge, den sein im Verein mit Otto Girndt verfaßter Schwank „Der Soldatenfreund“ erzielt hat, an Direktor Thomas ein Schreiben gerichtet, worin er diesem und allen Mitgliedern für die von der ge⸗ sammten Presse anerkannte vorzügliche Darstellung dankt, denn er . sehr wohl, wie viel die Darstellung zu dem Erfolge eines Stücks eitrage.
Mannigfaltiges.
Das Vietoria⸗ Haus für Krankenpflegerinnen, eine Schöpfung Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, an welcher auch der hochselige Kaiser Friedrich warmen und thätigen Antheil nabm, hatte, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, am 22. d. M. eine Nachfeier des Geburtstages seiner hohen Protektorin veranstaltet. Die schon
seit langer Zeit bei dem raschen Aufblühen der Anstalt völlig un
zureichenden Räume des Pflegerinnenhauses im Krankenhause am Friedrichshain waren bis auf den letzten Platz von Pflege—⸗ rinnen und geladenen Gästen, meist Mitgliedern des Vereins Victoria Haus für Krankenpflegerinnen, gefüllt. Man bemerkte u. A den Vorsitzenden des Vereins, Staats Minister Dr. Delbrück mit Gemahlin, die Vorsitzende des geschäftsführenden Ausschusses, Fr. von Helmholtz, den Schatzmeister Hrn. vom Rath mit Gemahlin, Fr. Mendelssohn« Bartholdy, den Stadtverordneten-Vorsteher Dr. Stryck, den Geheimen Medizinal Rath, Professor Dr. Virchow, den Geheimen Ober⸗Medizinal⸗Rath Dr. Mehlhausen, den Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Leyden nebst Gemahlin und viele andere in der Berliner Aerztewelt namhafte Persenen. Unter Leitung der Fr. Professor Schultzen von Asten, welche die Soli übernommen hatte, und unter Mitwirkung der Damen Frau von Barnekow, Frln. Müller ⸗Kannberg. Rommel und Schultzen wurde die Feier durch den Gesang: „Dies ist der Tag des Herrn“, von Mendelssohn, eingeleitet. Hiernächst erschien Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich in Begleitung Ihrer König lichen Hoheiten der Prinzessin Christian zu Schleswig ⸗Holstein, der Kronprinzessin von Griechenland und der Prinjessin Margarethe. Hr. Prediger Dr. Schmeidler, welcher dem Victoriahaus ebenfalls als Vereinsmitglied angehört, drückte in warmen Worten der hohen Protektorin den ehrerbietigen Dank der Versammelten für ihr Erscheinen und besonders für die rastlose, auch in leid⸗ voller Zeit nie unterbrochene Förderung der Veranstaltung aus, welche, losgelöst von jeder konfessionellen Rücksicht, dem Zwecke diene, Kranken innerhalb und außerhalb öffentlicher Krankenhäuser die erforderliche Pflege von geschulter und in jeder Hinsicht gebildeter Frauenhand darzureichen. Dem erstatteten Bericht zufolge sind 130 Schwestern zu diesem Zweck thätig; so hoch ist die Zahl seit der neuen Organi⸗ jation von 1883 gewachsen. In städtischen Krankenanstalten hierselbst wirken im Ganzen 97 Pflegerinnen, einschließlich 20 Schul⸗ schwestern; zwei Staatsanstalten (Königliche Klinik und Universitäts⸗ Frauenklinik) bedienen sich ihrer. In der Armenpflege inner⸗ und außer⸗ halb Berlins bestehen 5 Stationen, in San Remo ist eine Station begründet, das neue Kinderkrankenhaus verwendet sieben Schwestern. Ueberall aber, wo diese vortrefflich vorgebildeten, von der Oberin Frl. Louise Fuhrmann zunächst geleiteten Schwestern tbätig sind, er—⸗ weist sich ihre Wirksamkeit als überaus segensreich. 32 Schwestern, welche ihre Lehrzeit im Laufe des Jahres vollendet hatten, erhielten am Festabend aus den Händen der Kaiserin das Abzeichen ihres ent—⸗ sagungs vollen, schweren Berufs, ein Victoriakreuz. Nachdem der Schubert'sche Chorgesang: „Gott ist mein Hirt“ ausgeklungen, schloß sich hieran ein zwangloses Zusammensein der Versammelten.
In der Fürstengruft des Domes ist man, wie das B. Fra Bl.“ mittheilt, jetzt mit dem genauen Ausmessen der ein⸗ zelnen Särge beschäftigt, um die Größe der provisorischen Krypta fest stellen zu können. Die Arbeiten werden sehr beschleunigt. Auch für den Neubau des neuen Domes werden bereits gewisse Vorberei⸗ tungen getroffen. Mit der speziellen Ausführung sollen drei Bau meister betraut werden. Einem von ihnen soll die Predigt⸗, dem zweiten die Festkirche, dem dritten die Begräbnißkirche übertragen werden. Die Oberleitung behält der Schöpfer des Planes, Professor Raschdorf.
Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron prinjessin von Griechenland und die Prinzessin Marga⸗—
rethe sowie die Prinzessinnen zu Schleswig ⸗Kolstein beehrten gestern das Nordland ⸗Panorama“r in der Wilbelm ⸗ straße mit einem längeren Besuch.
Mittwoch, den 3. Dezember, Vormittags 19 Ubr, wird, wie die „Germania“ meldet, die feierliche Grundsteinlegung zur St.
Sebastiankirche auf dem biesigen Gartenplatz durch den Fürst⸗ bischof von Breslau, Dr. Georg Kopp, stattfinden.
Das bisherige Staats. Ministerial⸗Gebäude an der Ecke der
Behren⸗ und Wilhelmstraße wird einem durchgreifenden Um ban
V
unterzogen. Nachdem die unteren Stodwerke im Mauerwerk zum
Tbeil erneuert und die inneren Räume vielfach umgebaut worden
sind, ist jetzt ein neues Stockwerk aufgesetzt worden. Das ziemlich umfangreiche Gebäude soll der N. Pr. Itg.“ zufolge dem an⸗ stoßenden Kultus ⸗Ministerium zugetheilt werden. Bisber war in dem Hause bereits die Medizinalabtbeilung (schon als das Staats- Ministerlum noch darin war) untergebracht. Nach dem Umbau werden sämmtliche Abtheilungen des Kultus.Ministeriums in den musammen = bängenden Baulichkeiten Unter den Linden 4 sowie Behbrenstr. 71 und 72 vereinigt.