1890 / 289 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Kundgebung etwa ein Drittel der Theilnehmer aus griechischen Unterthanen bestanden habe. .

Parlamentarische Nachrichten.

beiterschutzkommission des Reichstages trat den nh I; Uhr zur zweiten Lesung jusammen. Die Mitglieder waren bis auf Bebel und Singer, welche auf einer Reise nach London zur Begrüßung Friedrich Engel g zu dessen 70. Geburtstage sich be— nden, vollzählig erschienen. Nachdem die antisozialdemokratischen ien sich für die jweite Lesung über eine Reihe von Kompromiß anträgen geeinigt haben, wollen die Sozialdemokraten für die zweite Kesung in der Kommission von neuen Anträgen absehen und erst im l ige stellen 3 ĩ . . 1 . beschloß zunächst, nicht wie in erster Lesung nach den Raterien, wie sie im Konstituirungs Protokoll geordnet sind, fondern nach der Reihe der Paragraphen zu verhandeln. Man ging zunächst zu dem Kompromißantrage über, vor Titel 1 Titel A. auf- zunchmen und hinter s 41 der Gewerbeordnung folgenden Paragraphen

K nach den Bestimmungen der §5§. 1956 bis 105. Ge— hülfen, Lebrlinge und. Arbeiter im Handelsgewerbe nicht beschäftigt werben dürfen, darf in offenen Verkaufestellen ein Gewerbetrieb an diefen Tagen nicht sattfiaden. Weitergehenden landesgesetzlichen Be, schränkungen des Gewerbebetriebes an Sonn und Festtagen steht biese Beslimmung nicht entgegen. Die fer S Ita wurde angenommen. Laut dem Kompromiß— antrage wurde ferner unter Titel B 5. a beschlossen; „An Sonn— und Festlagen C6. 106 a Absatz 2) ist, der Gewerbebetrieb im Um her⸗ ziehen, fowelt er unter 5. 55 Absatz 1, Ziffer 1 bis 3 fällt, verboten. Ausnahmen können von der unteren Verwaltungs— behörde zugelassen werden. Der Bundesrath ist ermächtigt, über die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen Ausnahmen zugelaffen werden dürfen, Bestimmungen zu erlafsen.‘ Die Kommission Fflimmte ferner dem 5. 105 in der Fassung der ersten Lesung, die sich mit der Regierunggvorlage und dem bestehenden Gesetze deckt, zu. F. 106 a. laukete in der Fassung erster Lesung im ursprünglichen Ji. Absatzn ‚Welche Tage als Festtage gelten, bestimmen in Be—⸗ rücksichtigung der örtlichen und konfessionellen Verhältnisse die Landes⸗ regierungen. Der Absatz 1 war in erster Lesung gestrichen worden. Danach konnten die Gewerbetreibenden zum Arbeiten an Sonn und Festtagen nur insoweit verpflichten, alt es sich um Arbeiten handelt, welche nach den Bestimmungen dieses Gesetzes auch an Sonn- und Festtagen vorgenommen werden dürfen. Nach Annahme eines Kom⸗ Promißantrags, eines Spezialantrags Hitze und eines Spezialantragt Gußfleisch gestaltete sich 5 19652. so: „Zum Arbeiten an Sonn und

Abg. Rickert bedauerte, daß man die Vorlage bedrohe durch die Forderung, die Autonomie der Gemeinden unter allen Umständen aufrecht zu erhalten und jede Aenderung der⸗ selben, jede Zusammenlegung zu verhindern. Ein Bedürfniß zur Reform der Landgemeindeordnung werde auch von den Bauern anerkannt. Redner hielt die Be⸗ denken gegen die Einführung der Gemeindevertretung für un⸗ begründet. Er trat schließlich für die geheime und e, ein und für die Ausgestaltung der Zweck—⸗ verbände.

Abg. von Tiedemann CLabischin) verwies darauf, daß

er aus seiner früheren amtlichen Thätigkeit die Provinzen Schleswig-Holstein und Rheinland, die klassischen Landestheile der Sammtgemeinden, kenne, aber er müsse erklären, daß diese Sammtgemeinden für den Osten nicht paßten, dagegen seien die Zweckverbände für die Armen⸗ und Wegelast sehr zweckmäßig, während leistungsunfähige Gemeinden und Guts⸗ bezirke mit einander verschmolzen werden müßten. Wie die Einführung der Provinzialordnung in . die nationalen Gegensätze gemildert habe, so werde die Landgemeindeordnung der Sozialdemokratie einen Damm entgegensetzen. (Schluß des Blattes.)

Zu Mitgliedern der X. Kommission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Entwurfs eines Einkommensteuergesetzes sind gewählt worden: Die Abgg. von Bismarck, Rittmeister a. D.; von Buch, Regierungs⸗ Rath, Rittergutsbesitzer, Rittmeister der Reserve, e g. führer; Freiherr von Hammerstein; Ho eppner, Ritter⸗ gutsbesitzer, Regierungs⸗Assessor a. D; von Jagow, Land⸗ rath; Graf zu Limburg⸗-Stirum, Wirklicher Geheimer Rath, Gesandter z. D.; Seyfarth (Rotenburg), Oekonom; sten, Rittmeister a. D.; Christophersen, Grund besitzer; Schlabitz, Stadrath, Rittmeister a. D.; Weyerbusch, Fabrikbesitzer, Rittmeister der Landwehr, Schriftführer; Freiherr von Zedlitz und Neukirch, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath, vortragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; von Benda, Ritter⸗ gutsbesitzer; Dr. Enneccerus, Professor; Peter s, Rechts anwalt, Notar, Schriftführer; Schmieding, Landgerichts⸗ Rath, Premier⸗Lieutenant a. D; Simon (Waldenburg), Geheimer Regierungs Rath a. D., Stellvertreter des Vorsitzenden; Tannen, Gutsbesitzer; Bachem (Mül⸗ heim), Rechtsanwalt; Fritz en (Borken), Landes⸗Rath a. D.;

.

räsident der Handelskammer; G leim, Fabrikbesitzer:; Dr a mmacher, Bergwerksbesitzer; vom Heede, Fabr kbesitze

r. Schultz (Bochum), Bergrath, Bergschuldirektor, S führer; Dr. Bachem (Krefeld), Rechtsanwalt, Schrift⸗ * er; Das bach, Aushülfspriester, Vexleger, Buchdruckerei⸗

esitzer; Metzner (Frankenstein), Maurer⸗ und Sch in⸗ fegermeister; Nels, Lederfabrikant; leß, Buchdruckerei⸗ besitzer; Cegiels ki, Maschinenfabrikbesitzer; Broemel, Schriftsteller, Generalsekretär.

Nach Schluß der Redattion eingegangene Depeschen.

Köln, 1. Dezember. (W. T. B.) Hier ist Thagu⸗ wetter eingetreten. Der Rhein ist seit gestern um 0,65 m gefallen.

Augsburg, 1. Dezember. (W. T. B.) In dem städtischen Krankenhause wurde bei vierzehn Kranken die Koch'sche Lymphe angewendet. Die nach der Einspritzung aufge⸗ tretenen Erscheinungen entsprachen den von Koch gemachten ,,

traßburg i. Els, 1. Dezember. (W. T. B.) Durch Verfügung des Unter⸗Staatssekretärs von Schraut und mit Genehmigung des Reichskanzlers wurde die Einfuhr von italienischem Rindvieh in die Schlachthäuser der größeren Städte des Reichslandes gestattet. Triest, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiset ist heute Morgen in Miramar angekommen und begab sich mittels Wagen nach dem Schloß. Da die Yacht „Miramar“, mit der Kaiserin an Bord, infolge einer heftigen Bora nicht vor dem Schloß Miramar, sondern in der Bucht von Muggia vor Anker gehen mußte, begab sich der Kaiser mittels Dampfbarkasse dorthin. Auf ihrer Fahrt durch die Stadt nach dem Schlosse wurden die Majeslaten von dem Publikum ehrerbietigst begrüßt. Wi en, 1. Dezember. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach beschloß der Oberste Sanitätsrath, eine ambulatorische Behandlung mit der Koch'schen Lymphe nur dann zu gestatten, wenn die fortgesetzte Beobachlung der Kranken nach der Impfung durch einen Arzt sichergestellt sei. Jede Impfung ist den Behörden anzuzeigen. Die offizielle Publikation der Beschlüsse des obersten Sanitäts- Raths soll morgen in der „Wiener Zeitung“, die ausführliche Begründung

Festiagen können die Gewerbtreibenden die Arbeiter nicht verpflichten. Welche Tage als Festtage gelten, bestimmen unter Berücksichtigung der ortlichen und konfessionellen Verhältnisse die Landesregierungen.“

In der heutigen (10.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minster des Innern Herrfurth beiwohnte, wurde die erste Berathung der Landge meinde⸗

ordnung fortgesetzt.

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa erklärte Namens der konservativen Partei, daß sie sich auf den Boden der Vorlage stelle, welche möglichst das historisch Gewordene das Bestehende nur be— wenn man etwas unzweifelhaft Besseres an die Stelle setzen könne. Redner ist damit einverstanden, daß das Stimmrecht auf die nicht Angesessenen ausgedehnt werde, und (,

weckverbäuden erleichtere. Aber bedenklich sei die Codifikation, weil dadurch die Schablone ein⸗ die für ländliche Verhältnisse nicht passe. lamentlich widersprach Redner dem Zusammenlegen von Ge—⸗

erhalten wolle. Man solle

seitigen daß man die . von eführt werde,

meinden und Gutsbezirken.

Wetterbericht vom 1. Dezember, Morgens 8 Uhr.

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10 *

Wind. Wetter.

Stationen.

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u. d. Meeressp.

red. in Millim Temperatur

bedeckt halb bed. Regen Nebel bedeckt Schnee Regen Schnee

NVtullaghmore 768 Aberdeen. Ghristiansund 1745 Kopenhagen. 770 Stockholm

aparanda. 748

t. Petersb. 765 Moskan ... 774

Gorf. Queeng⸗ tomn 762 Cherbourg 167 . le amburg.. 772 winemünde 772 Neufahrwasser 772 Memel. 770 art; 768 tünster. 770 Karlsruhe. 1.769 Wiesbaden 770 München. 17567 Chemnitz.. 773 . a Breslau.. 774 Ile d Aix. . 766 . wolkig m 164 bedeckt

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum liegt bei den Lofoten, seinen Wirkungskreis über das ganze Nord und Ostsee⸗ gebiet ausbreitend und an der norwegischen Küste stürmische, südliche und südwestliche Winde mit Regen wetter verursachend, das barometrische Maximum lagert über Süd⸗ Rußland sich westwärts über Deutschland hinaus etstreckend; in Deutschland herrscht ruhiges, vorwiegend trübes und vielfach nebliges Frostwetter, nur an der Küste liegt stellen⸗ weise die Temperatur etwas über dem Gefrierpunkt. Am Nordfuß der Alpen, sowie im nordwest. deut schen Binnenkäede herrscht ziemlich strenge Kälte.

Deutsche Seewarte.

1 Theater⸗Anzeigen.

Rönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern haus. 245. . Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Musik

2 S8 O—— Obe 50

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Regen Dunst wolkenlos wolkenlos wolkenlos halb bed. Nebel bedeckt

wolkenlos Nebel bedeckt bedeckt Dunst bedeckt Nebel wolkenlos Dunst

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88

von C. M. von Weber. Die Recitative von 8 Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In cene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaug. 254. Vorstellung Zum 100. Male: Die Quitzom' s. Vaterländisches Vrama in 4 Auf⸗ zügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Ubr. Mittwoch: Opernhaus. Keine Vorstellung. 7 . der Königlichen Kapelle. Anfang 068 2 Schauspielhaus 255. Vorstellung. Der Mar quis von Robillard. Lustspiel in 4 Aufzügen von Heinrich Münden. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Dienstag: Die Hauben⸗ lerche.

Mittwoch: Fanst's Tod.

Donnerstag: Der Sohn der Wildniß.

Berliner Theater. Dienstag: Die Jour-

nalisten. Mittwoch: Kean. Donnerstag: Zum ersten Male: Goldfische.

Tessing⸗ Theater. Dienstag: Raskolnikow.

Schauspiel in 4 Akten nach Dostojewski von E. Zabel und E. Koppel. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Die Ehre.

Donnerstag: Raskolnikow.

Die nächste Aufführung des Lustspiels Das zweite Gesicht findet am Sonnabend statt.

Wallner - Theater. Dienstag: Gastspiel von

Felix Schweighofer. Letzte Woche! Zum 6. Male: Pen sion Schöller. Posse in 3 Akten nach einer W. Jacoby'schen Idee von Carl Laufs. Vorher: Zum 3. Male: In HemdSsärme ln. Schwank in 1 Auf⸗ zug von A. Günther. Anfang 7 Uhr

Mittwoch u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Paha. Posse in 3 Akten von Vanlos und Setorier. Deutsch von Franz von Schönthan.

Victoria- Theater. Dienstag: Zum 3. Male: Mit vollstän dig neuer Ausstattung. Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehnhardt. Ballet⸗ compositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 74 Uhr.

Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Direktion: Julius ritzsche. Dienstag: Zum 25. Male: Der önigsgardist. Dperette in 2 Akten von W. S. Gilbert, umgearbeitet von F. Zell und R. Genee. Musik von Arthur Sullivan.

Freiherr von Huene, Rittergutsbesitzer, Major a. D., Vor⸗ sitzender; Dr. Ostrop, Fabrikbesitzer, Premier⸗-Lieutenant a. D.; Sperlich; Landgerichts⸗Rath, Schriftführer; Graf Strachwitz, Ritterqutsbesitzer; Wen ders, Bürgermeister a. D.; Schroeder, Privatmann; Rickert, Landes⸗Direktor a. D.; Dr. Seel ig, Professor.

Zu Mitgliedern der XI. Kommission des der Abgeordneten zur Vorberathung des Entwurfs eines Gewerbesteuergesetzes sind gewählt: die Abgg. Bartels, Geheimer Regierungs⸗Rath, vortragender Rath im Reichsamt des Innern, Stellvertreter des Vorsitzenden; Graf zu Dohna⸗Mallmitz, Kammerherr, Landesältester; Eberhard, Erster Staatsanwalt, Schrift⸗ Freiherr von Richthofen,

o bert⸗Tornow, Landrath; Schnatsmeier, Ritterguts⸗ besitzer; Schreiber, Hauptmann a. D., NRiiterguisbesitzer von Tiedemann (Bomst), Kammerherr, Major a. D., Ritterguts⸗ besitzer, Vorsitzender; Vopelius, Rittmeister der Landwehr, Hüttenbesitzer; Burghardt (Lauban), Kommerzien⸗Rath,

auses

Fideikommißbesitzer, daß

Rittergutsbesitzer; und bezeugt

In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr.

Kapellmeister Federmann. Hierauf: Mit durchaus neuer Ausstattung: Zum 25. Male; Sonne und Erde. Pantomimisches Ballet in 4 Bildern von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet Arrangement vom Balletmeister J. Gundlach. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Nachmittags ⸗Vorstellung bei bedeutend ermäßigten Preisen. Die Puppenfee. Hierauf: Die Jagd.

Nesidenz- Theater. Direktion: Sigmund Lauten . burg. Dienstag; Zum 11. Male! Der Kampf ums Dasein. (La lutte pour la vie)] Sittenbild in 5 Akten von Alphonse Daudet. Deutsch von Eugen Zabel. Anfang z Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Delle · Alliance Theater. Dienstag: Ensemble⸗

Gastspiel von Mitgliedern des Wallner ⸗Theaters.

Der Jongleur. Posse in 4 Abtheilungen von

i Pohl. Musik von A. Conradi. Anfang r

e woch und folgende Tage: Einer von uns're eutꝰ.

In Vorbereitung: Familie Knickmener. Schwank in 4 Akten von Fritz Berend.

Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag: Zum 87. Male: Unsere Don Jnans. Gesanggposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplet von Gustav Görß. Musik von Fran Roth und Adolph Ferron. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Bieselbe Vorstellung.

Thomas- Theater. Alte Jakobstraße 30. Der Sol⸗

Direftion: G. Thomas. Dienstag: datenfreund. Mittwoch und folgende Tage! Der Soldaten

freund.

Coneert⸗Anzeigen.

Concert haus. Dienstag: Carl. Meyder· Concert. Ouv. . Tell, Rossini. . Stradella“, Flotow. „Valse de Goncert? von Chopin. „Moto perpetuo“ für die Violine von Paganini, vorgetr. von Hrn. Concertmeister Wolff. „The lost Chord“ für Piston von Sullivan, vorgetragen, von Hrn, Richter. „Helgoländer Walzer (Novität) von Mellin.

Axrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs ˖⸗ Park (Lehrter Bahnhoh Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im n, , Theater. Näheres die Anschlag—⸗ zettel.

am Donnerstag „Oesterreichischen Sanitätswesen“, erfolgen.

Washington, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Kongreß hat heute seine Sitzungen eröffnet. Präsident Harrison richtete an denselben eine Botschaft, welche die freund⸗ schaftlichen Beziehungen der Union zu allen Nationen Europas und des Orientz erwähnt Wohlwollens und der Interessengemeinschaft, Vereinigten Staaten mit den übrigen amerikanischen Staaten verbänden, seien durch den in Washington panamerikanischen Präsident Harrison giebt ferner der Hoffnung Ausdruck, das von der internationalen Konferenz vorgeschlagene Schiffahrts⸗Reglement von allen Mächten angenommen werde, seine Sympathie der Antisklaverei⸗Konferenz, deren Beschlüsse dem Senat unterbreitet werden würden, so⸗ bald die Niederlande ihre Zustimmung gegeben haben.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten

in dem Organ des Sanitäts⸗Raths, dem

und besagt: die Bande des welche die

stattgehabten

Kongreß sichtlich verstärkt worden.

und Dritten Beilage.)

Circus Nenz. (Carlstraße) Dienstag: Abends

7 Uhr. Gesetzlich geschützt. Im dunklen Erd⸗ theil. (Einnahme von Bagamoyo) Große. equestrische Original Pantomime dem afrikanischen Leben entnommen, arrangirt und in Scene gesetzt vom Direktor G. Renz Der phänomenale Rest⸗ künstler J F. Clarke in seinen unübertrefflichen Flip ⸗flaps, Doppel Pirouetten und Vor⸗ und Rück⸗ wärts⸗ Saltomortales. 6 irländische Jagdpferde (Non plus ultra der Pferdedressur), zusammen dress. und vorgef. von Hrn. Franz Renz. Jen de la rose, geritten von Frl. Clot. Hager und Miß Lillie Meers. Schulpferd Negro, ger., von Mm. Vidal. 3 Athleten zu Pferde v d. Gebr. Briatore. Mr. Rodgers, berühmter Luftgymnastiker. Auftreten der Reit- künstlerin Miß Lillie Meers und Frl. Gierach. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns. Mittwoch: Abends 7 Uhr Vorstellung.

.

ö Familien Nachrichten.

Verlobt: Frl. Barbara Poppe mit Hrn. Prem. Lieut. Max v. Scheel (gittau). Frl. Wanda v. Schlieben mit Hrn. Rittergutsbesißer Konrad v. Poser (Liegnitz).

Verehelicht: Hr. Rittmeister Jochmus mit Frl. Jenny Schnirmann (Hannover) Hr. Diakonus Hugo Ch. Schwarzkopf mit Frl. Marie Streubel (Cöthen i. Anh.). Hr. Eduard Theod. Pearson mit Frl. Mania de Corvin⸗-Kroukowskoy (London —St. 6 Hr. Wilh. Reuther mit

Frl. Maria Richter (Brooklyn —New-York).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath von Hol⸗ leuffer (Löwenberg) Hrn. Rechtsanwalt A. Hoppe (Hannover. Hrn. Major v d. Marwitz (Berlin). Hrn. Paul Pawel (Neumarkt in Schles.). Hrn. Lehrer Alb Gleis (Breslau). Hrn. Herm. Riedel (Leipzig⸗Neustadt). Eine Toch ter: Hrn von Hüllesheim (Hohenfriedeberg). Hrn. Otto Eichholz jun. (Berlin).

Gestorben: Hr. Kgl. Stationskassen⸗Rendant Al⸗ bert Böttcher (Leipzig). Frl. Theone von Ponickau (auf Nehmitzi. Hr. Rentier Karl Wolters (Göttingen). Hr. Karl Friedr. Wilh. Seidel (Glogau). . verw. Amalia Loehr, geb. Steinicke (Berlin). Freiin Luilse von Vincke (Rathmannsdorf). Frau Lina Scheele, geb. Scheele (Sehlde).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagz⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).

(187309)

5 289.

Erfte Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Montag, den 1. Dezember

1890.

Der Grosze Kurfürst und die Kunst.

Die heutige Jubiläumsfeier läßt uns der großen, noch lange nicht allgemein genug gewürdigten, Verdienste des gewaltigen Ahnen aus dem Hohenzollernhause, welche er um Kunst und Wissenschast sich erworben, in Verehrung und Dank⸗ barkeit gedenken. Seine Jugenderlebnisse hatten ihn schon früh für die höheren Interessen der Menschheit empfänglich gemacht. Er, der vor der Leiche Gustav Adolph's als Knabe gestanden, der dann in den Niederlanden gelebt, auf der Universitäät zu Leyden studirt, dort die Künste und Wissenschaften neben dem Luxus der reichen Kaufleute und Rheder kennen gelernt und den Gegensatz zu seinem Heimaths⸗ lande hatte empfinden müssen er kam bei allen Kreuz— und Querzügen der Kriegsnoth immer wieder darauf zurück, die Kultur seines eigenen Volks zu heben und es zu Kunst und Gewerbethätigkeit zu erziehen. Hatte er doch selbst Vorliebe für Malerei, Baukunst, Naturwissenschaft, Geschichte und Gewerbe. Seinen Kindern ließ er von Malern Unterricht ertheilen die Zeichnungen befinden sich noch in der hiesigen Bibliothek —; er selbst sammelte nicht blos japanische Porzellane, weiche das Schloß seiner Gemahlin Luise Henriette in Oranienburg schmückten, sondern er berief Künstler wie Wilhelm Honthorst, Schüler des Sandrart, als Hof— maler nach Berlin, und ließ diesem aus Holland die Maler Elliger, Wieling und Roye nachfolgen. Ihre Gemälde, welche, außer Stillleben des Letzteren, meist die Porträts des Kurfürsten, seiner Gemahlin und Kinder darstellen, zieren noch heute die Räume des Königlichen Schlosses hierselbst neben den zwölf Marmorbildern branden— burgischer Fürsten von Eggers, welche dieser in Amsterdam für Friedrich Wilhelm anfertigte. Durch den vlämischen Maler Willeboirts hatte er seine Vermählung mit der Oranierin in einer großen Allegorie verherrlichen, seine spätere Wieder— verheirathung aber durch eine besondere Denkmünze, in gleicher Weise wie die Schlacht von Fehrbellin, feiern lassen. Sein verwahrlostes Schloß in Berlin mußten Nehring und Memhardt neu herrichten und holländische Maler ausschmücken, nachdem er die heimischen als untüchtig erkannt; der Lustgarten wurde durch den Kunstgärtner Hauff verschönt, mit Grotten und Statuen geziert, auch die Lindenpromenade nach dem Thier⸗ gorten angelegt. Er selbst aber trug sich elegant, geschmack— volle Spitzen schauten aus Aermeln, Brust und am Halse

hervor; sein Degen war aus der Werkstatt des berühmten

Elfenbeinfchneiders uud Graveurs Leygrebe; seine Whistmarken zeigten ornamentalen Schmuck, ebenso wie das Szepter. Sein Sinn für das Kunstgewerbe bethätigte sich überall; er legte eine der Brabanter ähnliche Fabrik für gewirkte Tapeten an, es mögen aus dieser die sechs im Hohenzollern-Museum befind⸗ lichen, einige Jahre nach seinem Tode angefertigten, großen, seine Kriegschaten verherrlichenden Gobelins herrühren; das Anfangs dieses Jahres durch die Munifizenz seiner Majestät ausgestellt gewesene große Frühstücksbuffet in Delfter Manier aus zinnglasirtem Thon mit blauem Dekor ist augenscheinlich zu jener Zeit in Berlin von holländischen Arbeitern ange⸗ sertigt worden. Des Kurfürsten Förderung der Naturwissen⸗ schaften verdanken wir die durch den aus Dresden berufenen Alchimisten Kunkel auf der Pfaueninsel hergestellten Rubingläser, deren leuchtende Schönheit nachzubilden erst in jüngster Zeit der Ehrenfelder Glashütte gelungen ist; mit diesen sog. „Kunkelgläsern hat der böhmischen Industrie ebenso wie durch Beschästigung ber aufgenommenen Protestanten den französischen Gewerben Konkurrenz gemacht werden sollen. Zur damaligen Heit war für den fernen Osten der deutschen Marken diese Thätigkeit des Kurfürsten geradezu staunen⸗

erregend; die Widmung der Sandrart'schen „teutschen Akademie“

an ihn spricht dies bereits 1678 aus. Kein Wunder, daß ihn, den Helden und Wohlthäter, seine Nachfolger bis zur heutigen Stunde in Werken der Kunst haben feiern lassen! Schlüter's Reiterstand⸗ bild, Eibel's „Schlacht bei Fehrbellin“, Camphausen's „Feld⸗ herrnbild“ im Schlosse, Nikutowski's „Schlittenfahrt über das frische Haff“ in der Ruhmeshalle, Kretschmer's „Uebergang nach Rügen“, Hugo Vogel's „Aufnahme der Refugiés“ sie legen ebenso Zeugniß ab von den Heldenthaten des Geseierten, wie die Legen de vom „Fehrbelliner Kinde“, welches der Kurfürst aus einem verlassenen Dorf auf sein Roß nimmt, und mit dem er, gl eichsam ein zweiter Christophorus, unverletzt aus der Schlacht zurückkehrt, Zeugniß giebt von der Liebe des Herrschers zu seinem eigenen, damals fast ebenso verlassenen Volke. G. Le.

Haus der Abgeordneten. 8. Sitzung vom 29. Novem ber 1890.

Der Sitzung wohnen bei: der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler von Capriri, der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Staats. Minister Dr. von Boetticher, der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler, der Minister des Innern Herrfurth, der Finanz⸗Minister Dr Miquel und der Minister für Landwirthbschaft ꝛc. von Heyden. Auf der Tagesordnung stebt jung t die Interpellation des Abg. Dr. Graf (Glberfeld) u. Gen.:

„Die Unterzeichneten erlauben sich an die Königliche Staats—⸗

regierung die Anfrage zu richten:

welche Schritte dieselbe zur Förderung und weiteren Nutzbar⸗

machung des Koch'schen Heilverfahrens in Aussicht genommen hat.“

Auf eine Anfrage des Präsidenten von Köller erklärt sich der Minister der geistlichen Angelegenheiten Dr. von Goßler Namens der Staatsregierung bereit, die Interpellation sofort zu beantworten.

Abg. Dr. Graf (Elberfeld): Es sei am 4. August dieses Jahres in der ersten allgemeinen Sitzung des internationalen medi- zinischen Kongresses gewesen, als in seinem Vortrage Robert Koch ge⸗ sagt habe, daß er ein Mittel gefunden hake, welches im Stande sei, Versuchstbiere unempfänglich gegen den Tuberkelbacillus zu machen und in schon erkrankten Theilen den Prozeß zum Stillstand zu bringen. Solche Worte aus solchem Munde hätten nicht verfeblen können, eine große Erregung unter den anwesenden Aerzten bervor⸗

zurufen. Diese Erregung sei in der medizinischen Welt gestiegen, als am 13. November die bekannte Publikation Koch's erfolgt sei, welche auch die erfolgreiche Anwendung des Mittels an erkrankten Menschen

nachgewiesen habe. Seit jenem Tage hätten, Dank dem liebens⸗

würdigen Entgegenkommen der Berliner klinischen Institute und Krankenhäuser, viele Hundert Aerzte Gelenenheit gehabt, sich über den Stand der Sache zu unterrichten und die Wiekungen der neuen Heilmethode zu beobachten und zu verfolgen. Sei nun auch die Zeit zu einem abschließenden Urtheil noch nicht gekommen und bedürfe es zunächst noch einer längeren Periode, um die Arbeiten fritisch zu sichten, so stehe doch heute schon fest, dath man hier ein Mittel habe, welches auf tuberkulöse Prozesse in den verschiedensten Organen in kurzer Frist eine sichere Wirkung autübe, daß man dadurch im Stande sei, die Diagnose solcher Prozesse zu sichern und in geeigneten Fällen die Heilung zu bewirken oder minbestenz zu begünstigen, daß man also in der Lage sei, gegen diele mörberische Krankheit auf direktem Wege vorzugehen, welche bitz cabin berall, wo sie nicht dem Messer des Chirurgen Angriff geboten habe, nur dem indirekten Heilverfahren zugänglich gewesen sei an dieser Stelle der hohen Freude Auszruck zu geben, der Unsrigen gewesen sei, dem dies⸗ er sch were lungen sei (Beifall), daß der

Kulturnationen unserem großen Land

eine Huldigung für die deutsche

sei. (Beifall. Es sei aber ang

den enormen Zudrang zahlreicher

verschiedensten Art entstanden seien, daß

Kranken und Aerzten, in den 2

zu kommen, Mißstimmung und .

bracht habe. Daß die überschwenglichen

an diese Mittheilung geknüpf nachdrück⸗licher gewarnt habe, als der Entdecke t, Enttäu schungen zur Folge haben mußten, sei unvermeidlich ese immerhin erfordere die Angelegenheit unsere ganze

samkeit. Es sei ferner einleuchtend, daß ein so mächtig

Mittel, welches Fieberzustände oft in sehr hohem herbeiführe, nur von berufener Hand, nur mit so

bei Patienten angewendet werden könne. Jeder Arzt, welcher das

Mittel anwende, werde sich seiner vollen Verantwortung bewußt theilungen des geeigneter

und ausgiebiger Weise die klinischen Institute zu schaffen, in welchen g . , . . zu beobachten, er in jeder Weise der dort herrschenden Thätigkeit

sein. Aus dieser Sachlage entsprängen der Staatsregierung besondere Verpflichtungen. Zunächst werde es ihre Pflicht sein, in

die Angelegenheit eine weitere Förderung erhalten könne. Es werde

ferner nothwendig sein, soweit es in ihrer Macht stehe, dafür zu sorgen, daß das Mittel in genügender Menge und in der gleichen untadelhaften

Ver ei An 8⸗ 9 . 4 Ce k 2 * ö 1 Vertheilung Vorversuche. Aber ich fühle mich verpflichtet, auch nach Rücksprache

hergestellt werde, daß ein geeigneter

Qualitãt . werde, bei welchem die natürlichen Central

modus gefunden

stellen, die Krankenhäuser und Heilanstalten im ganzen Lande in erster Linie zu berücksichtigen seien. Es werde ferner zu erwägen

sein, unter welchen Modalitäten das Mittel in die Hände der anderen

Aerzte gelangen, und in wie weit man schließlich den Pflichten gegen

das Ausland nachkommen könne. Später würden auch die thierärzt⸗

lichen Hochschulen und die landwirthschaftlichen Anstalten zu berück⸗

sichtigen sein, denn die Belämpfung der Tuberkulose sei auch von hohem Interesse für die Landwirthschaft, wirke so wieder auf die

menschliche Gesundheit zurück, sei überhaupt auch von hohem wirth⸗

schaftlichem Interesse. (Sehr richtig) Bei einem geregelten Ver⸗

theilungsmodus werde das Hasten und Drängen nach dem Mittel

aufhören, es würden berechtigte und unberechtigte Klagen verstummen. In welcher Weise die Regierung in der Lage set, dieser letzteren Forde⸗ rung gerecht zu werden, ob durch Uebernahme des Mittels auf den Staat, Monopolisirung oder auf andere Weise, darüber erlaube er sich kein Urtheil; über eines aber herrsche allgemeines Einverständniß,

losen Erfinders dem gewerbsmäßigen Betriebe und der gewerbsmäßigen Autzbeutung dauernd entzogen bleiben müsse. (Beifall.) Er sei der Ueberzeugung. daß die Staatsregierung allen diesen Verhältnissen ihre thatkräftige Fürsorge zu widmen habe; hierüber nicht nur vor der

Landesvertretung, sondern vor dem ganzen Lande Aufklärung und Ge⸗

wißheit zu verschaffen, sei der Zweck der Jaterpellation. Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler: Meine Herren! Ich bin dem Herrn Interpellanten und dem ganzen hohen Hause dankbar, die überaus wichtige, in ihren Folgen völlig unübersehbare Angelegenheit in aller Ruhe behandeln zu können. Ich bin dem Herrn Vorredner namentlich dafür dankbar, daß er mit der⸗

jenigen Nüchternheit und Objektivität an die Angelegenheit heran⸗

getreten ist, welcher sie meines Erachtens fähig, dann aber auch in jeder Beziehung fähig und würdig ist.

Ich knüpfe wie der Herr Vorredner an Thatsachen an, und aus der Fülle des thatsächlichen Materials will ich mir erlauben, einige Momente zu bezeichnen, welche Sie unmittelbar in die Lage versetzen, an die Beantwortung der gestellten Frage mit mir gemeinsam heranzutreten.

Ich erinnere gleichfalls an den 4. August und hebe aus dem Vor⸗ trage des Professors Robert Koch den Schluß hervor, der dahin ging,

er halte es für durchaus möglich und wahrscheinlich, daß die Ent⸗ deckung, die er auf dem Gebiete des Tuberkelbacillus gemacht habe, auch zu einer Verwerthung in der Heilkunst führen könnte. Und er setzte hinzu, es sei bisher vor Allem der Febler gemacht worden, daß ei man empirisch oder nur durch eine Intuition das Ziel babe erreichen di wollen, mit irgend welchen Mitteln direkt der Tuberkulose entgegen

Er halte sich fär berechtigt,

aufzusteigen.

hatten, vor welchen Niemand

auf Kosten des Staats seine in dem

welche die

daß ein solches Mittel entsprechend den Intentionen des großen, selbst-⸗ wärmste

Dies wirkte in der gesammten Welt wie ein Donnerschlag, und von dem Moment an war natürlich die Aufmerksamkeit auf die Person von Robert Koch gerichtet. Er entzog sich selbstverständlich un— mittelbar nach dem Vortrage allen weiteren Anfragen durch eine beschleunigte Reise, die er so lange aus dehnte, bis sich der Kongreß verlaufen hatte. Bald darauf trat er insgeheim in einen Versuch des Mittels ein, nun nicht mehr am Thier, sondern auch schon am Menschen.

Zunächst wandte er unter der Hand sein Mittel an, und zwar ohne seine persönliche Kontrole in der Charité. Sie haben in diese Anwendungen durch die Vorträge und Publikationen des ProfessorsFräntzel und des Ober⸗Stabtzarztes Köhler einen Einblick gewonnen. Dann machte er den berühmten Versuch an sich. Dieser Versuch an sich war ein so gewaltiger, daß nur ein so fest ent⸗ schlossener Charakter den Versuch machen konnte. Koch hatte eine Dosis genommen, die um fünf Zentigramm größer war als die größte, welche bis dahin einem Kranken in der Charité gegeben war; aber aus den schweren Wirkungen, welche er davon ver- spürte, hat er die Möglichkeit gewonnen, diejenigen Rathschläge zu er. theilen, welche für die Anwendung des Mittels in der Zukunft von

Anfang an einen sicheren Fingerzeig darboten und dahin gingen, zu⸗

nächst Minimaldosen zu geben und erst allmählich zu Maximaldosen Dann wandte er sich an Professor Brieger, welcher neben seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten auch die ärztliche Praxis als konsultirender Arzt betreibt und als ein hervorragend tüchtiger

. SForscher bekannt ist. Brieger arbeitete unten in dem hygienischen Institut, seine Arbeiten liegen übrigens s namentlich hat er sich einen bleibenden Ruhm durch die mit Fränkel Maße gemeinsam betriebene orgfãltigster

Auswahl der geeigneten Fälle und mit bestimmten Vorsichtsmaßregeln . . . . Privatklinik des in den Zeitungen in le

auf verwandten Gebieten;

Erforschung des Diphtheritisbacillus er⸗ Durch Brieger wurde Koch bekannt mit der chirurgischen

ter Zeit mehrfach genannten Dr. Levy. Ich halte mich verpflichtet, an der Hand der Mit— Professors Koch zu bemerken, daß, so lange Koch in der Lage gewesen ist, in dieser Klinik die Kranken

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86 und Interesselosigkeit seine Anerkennung gejollt hat. Seine persönliche Kenntniß erstreckt sich allerdings nur auf diese Zeit der

am gestrigen Tage noch mit Professor Koch, hier zu erwähnen, daß damals die dortigen Kranken 1,75 4 zahlten, denselben Satz, den wir in der Charits nehmen; daß damals in dieser Klinik ein lungen⸗ kranker früherer Student kostenfrei aufgenommen ist, obwohl Koch aus eigenen Mitteln das Krankengeld zahlen wollte.

Weiter ist auch Dr. Cornet, jetzt mehrfach in den Zeitungen ge⸗ nannt, in die praktischen Verfuche des Professors Koch hineingezogen worden. Dr. Cornet ist bekannt geworden durch epochemachende Arbeiten auf dem Gebiete der Lungenschwindsucht bei den kranken⸗ pflegenden Orden und Kongregationen. Ich habe im vorigen Jahre hiesigen s entstandenen Arbeiten verbreiten lassen,

Anerkennung und mehr noch als Anerkennung aller Sachverständigen erworben Cornet hat auf Koch's Anregung eine ausgedehnte Praxis entwickelt,

Institute

an anderer Stelle eine Mittheilung zu machen, welche mir soel gegangen ist. Schließlich ist noch zu nennen Dr. Dengel, Dr. Pfuhl, welcher eine angesehene Privatpraxis Versuche mit dem Mittel anstellte. Ich glaub sind die Akten als geschlossen zu betrachten u hinsichtlich des Dr. Dengel nicht.

Alle diese Versuche konnten nicht ganz unbel an allmählich einzelne Notizen, aus der ausländisch

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zutreten, während ein logischer Versuch einen anderen Weg einschlagen f

müßte. Als diesen Weg bezeichnete er erstens die Auffindung von Mitteln gegen die Tuberkelbacillen, delche ? halb eines lebendigen Körpers auf einem Nährboden worden wären, zweitens anschließend den Thierversuch

drittens in weiterer Folge den Menschenversuch. Er entwickelte gam

kurz und knapp, daß er zahlreiche Mittel gefunden habe, um in den sogenannten Reinkulturen den Tuberkelbaeillus zu vernichten. Die

Hoffnung, die sich bei jedem Zuhörer an diese Eröffnung knüpfte, schlug

er sofort zu Boden, indem er sagte, daß alle die gefundenen Mittel sich gänzlich wirkungslos beim Thierversuch erwiesen hätten; aber er schloß seinen grundlegenden und für alle Zeiten unvergeßlichen Vortrag mit dem boffnungsvollen Ausblick, indem er sagte, daß ihm gleichwohl auf anderem Wege gelungen sei, bei den Thierversuchen einen Stoff zu finden, welcher sowohl das Thier immun mache gegen die Ein⸗ impfung des Tuberkelbacillus, als auch die Krankheitserscheinungen in einem infizirtem Thier zurückbilde oder mindestens aufhalte.

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ind, wo sie die ganze Konzentration ibrer Kraft geb schließende Arbeiten zu machen, ich es immer für die Aufgabe den Staates gehalten babe, diesen Herren bierfür darch Garkindnag den ihren Lehrverpflichtungen die Muße nnd, wenn ich kam,. anch Mirtel zu gewähren. Es giebt immer mebrere berdorragende Ferfcher, welche von mir auf ein oder jwei Jabre naturlich nit NMerkchter Ermächtigung beurlaubt worden find. a ibeen Fer chern ffichten nachzugehen. Es war der 21 Dktober, als die z exlafen verde. welche die Beurlaubung des Dr. Koch a D D N Gem mit seiner Stellvertretung betraute Mir diefen Nagenblickk wan

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das Gebeimniß zerriffen, und alle Bemübangen, den Schleier einiger