J wirklichen Vertheilung betreffenden Klassen und ekturarbeit gebührend und
gemeine Norm beibehalten werden. des Unterricht ist auf die Frequ die mit Fach und Klasse verbund mehr als bisher Rücksicht zu Dr. Kropatscheck: K 3 . 1) Die Maximalfrequenz Fe unteren Klassen ist auf vierzig Schüler herab5misetzen. Für die mittleren und oberen Klassen kann die bie berige Mäaximalzahl — vierzig bezw. dreißig Schüler 3 unter Aufhebung der Eirkularverfügung von 28. Februar 1867 besteben bleiben. . J ] h Eine normale Anstalt muß neun Klassen mit je einjährigem
Kursus umfassen. . a gr bon 400 Schülern (ohne die etwaigen Vorschul⸗
klassen) sollte keine unter einem Dirigenten stehende Anstalt über⸗
schreiten. . . * Fkurs
3) Die durchgängige unterrichtliche Trennung der. Jahres kurse
der Tertia ist sowohl bei gymnasialen wie realen Anstalten noth⸗
. für die 86 ist heute die durchgängige Theilung ent⸗
as Normale. . .
. . allgemein gültige Normalzahl der Pflichtstunden läßt sich im Hinklich auf die Verschiedenheit der Verhaͤltnisse nicht fest · stellen. Doch dürfen bei mäßig besuchten Anstalten für den Direktor nicht mehr als 12 sür die Lehrer nicht mehr als 22 wöchentliche Lehrstunden angesetzt werden. Bei größeren Anstalten ist unter diese Maximaljahlen möglichst herunter zu gehen.
In der Diskussion sprachen Direktor Dr. Frick, Gym⸗ nasia] Direltor Dr. Hartwig, Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Germar, Geheimer Sber-Schulrath Dr. Schiller. Geheimer Regierungs Rath Dr. Kruse und Gymnasial-Direktor Dr. 'Baehler. k 6. Abstimmung über die Frage hatte folgendes Er⸗ gebniß: Die große Mehrheit der Versammlung stimmte, ent⸗ sprechend dem Vorschlage des Dr. Kropatscheck, dafür, daß die Maximalfreqzuenz auch für die unteren Klassen auf vierzig Schuler herabgesetzt werde Auch dessen Antrag, die Maximal⸗ zahl der Schüler für die Gesammtanstalt auf vierhundert fest⸗ zufetzen, fand die Mehrheit der Stimmen. Parallel Cöten sind nach Ansicht der Versammlung in den oberen Klassen möglichst zu vermeiden. Die Trennung der Jahres⸗ kurfe in Tertia und Sekunda wurde der Regel nach für wuünschenswerth erachtet. Die Zahl der Pflichtstunden für die Lehrer (ordentliche Lehrer wie Oberlehrer) soll nach Ansicht der Mehrheit die Höhe von 22 Stunden wöchentlich nicht überschreiten dürfen.
Schluß der Sitzung gegen / Uhr Nachmittags.
In der heute unter dem Vorsitz des Ministers von Goßler stattfinbenden, um 10 / Uhr eröffneten Sitzung stand die Frage zur Berathung:
Inwieweit ist es auch bei Verminderung der Gesammtzahl der Schulstunden möglich, durch intensiven methodischen Unterricht die , in die Schule zu verlegen, namentlich in den unteren Klassen? .
und als im Zusammenhang hiermit stehend die Frage Sr. Majestät des Kaisers und Königs:
Ist der Ueberbürdung für die Zukunft vorgebeugt?
Geheimer Ober⸗Schulrath Dr. Schiller aus Gießen als Berichterstatter erörterte folgende Thesen:
1) Die Schularbeit hat ihre Stelle, wo die Anregung und Leitung des Lehrers zum Kennen und Können erforderlich ist. Die Haugtarbeit soll den Schulunterricht nur ergänzen und seinen Erfolg sichern, jedoch stets in der Richtung, daß durch die Hausaufgaben die Erziehung des Schülers zur Selbsttätigkeit gefördert wird.
2) AÄus Rückstchten der Gesundheitspflege ist die Hausarbeit bis IV einfchließlich möglichst, und je mehr nach unten, desto stärker zu beschränken. .
3) Auf allen Stufen ist zum Zwecke der Bekämpfang der Schul myopie die häusliche Schreibarbeit erheblich zu beschränken. Die käuslichen fremdsprachlichen schriftlichen Uebungen (Exereitien und Aufsätze) sind entbehrlich, und die deutschen Auffätze können mit Vor⸗ theil theilweife durch kleine, freie Schularbeiten ersetzt werden.
4) Die Hausarbeit im sprachlichen Unterricht wird nur dann wirksam beschränkt werden können, wenn der Lesestoff in Wirklich⸗ keit wieder der Mittelpunkt des Unterrichts wird. Für die Ge⸗ schichte ift die Gedächtrißarbeit durch Verminderung detz Lerustoffes insbefondere in der alten und mittleren Geschichte herabzusetzen; in der Geographie ist das Kartenlesen und Zeichnen zum Mittelpunkt des Unterrichts zu machen; in der Naturbeschreibung sollte das Lernen aus Büchern untersagt werden.
5) Methodistisch ist a. extensiv der Lehrstoff überall auf die
Elemente zu beschränken und dadurch zu vereinfachen; b. intensiv unter den einzelnen Lehrgegenständen ein organischer, innerer Zu⸗ sammenhang herzustellen und dadurch der Unterricht einheitlich zu estalten. 1 6) Beides wird durch die allmähliche Umbildung des Fach lehrerwesens in das Klassenlehrersystem gefördert werden. Damit muß sich eine zweckmäßige pädagogische Vorbildung der Lehrer verbinden.
Redner legte dar, daß nach den besonderen Einrichtungen des Gießener ö eine Ueberbürdung der Schüler an demselben nicht bestehe und auch für die Zukunft als ausge⸗— schlossen gelten könne. . 5
Als Mitberichterstatter erhielten Geheimer Sanitäts⸗-Rath Dr. Graf (Elberfeld) und Dr. Göring das Wort:
Der Erstgenannte befürwortete nachstehende Thesen:
1) Beschränkte Schülerzahl der Klasse.
2) Beschränkte Schülerzahl der ganzen Anstalt.
3) Der Klassenunterricht muß in den Händen weniger Lehrer liegen (n nicht Fachlehrer sondern Klassenlehrer‘)
4) Bei der intensiven Thätigkeit, welche von dem Lehrer zu fordern ist, bleibt nothwendige Vorbedingung: mäßige Zahl der Ünterrichtsstunden, befriedigende Regelung der äußeren Verhältnisse.
5) Wo dies möglich, sollen die Vormittagsstunden dem eigent · lichen Unterricht, die Nachmittage den Turn- und Exerzierübungen, den Spielen, dem Eislauf ꝛc. gewidmet sein.
6) Die Pausen zwischen den Unterrichtestunden sollen nur dem freien Umhertummeln, Spielen, Laufen 2c. dienen.
7) Mit Ausnahme der Kranken und Krüppel ist der Turn⸗ unterricht und der Exerzierunterricht bei jedem Schüler obligatorisch.
8) Den Verhältnissen des Schullotals ist eine erhöhte Auf⸗ merksamkeit zu schenken.
89) Zur Sicherung von? und 8 ist an allen höheren Anstalten ein Schularzt anzustellen.
Im Anschluß hieran machten Ober-Stabsarzt Dr, Werner
85 Kommissar des Kriegs- Ministeriums) und Geheimer ber⸗Regierungs⸗Rath Dr. Wehrenpfennig (als Kommissar des Kultus-Ministeriumsz Mittheilungen über die Zahl der körperlich Untauglichen unter den zur Aushebung als Ein⸗ jährig⸗Freiwillige gelangenden jungen Leuten. . Im Uebrigen wurde die Diskussion über die zur Er⸗ örterung stehende Frage Behufs Verbindung mit der Dis— kussion über die weitere Frage vorbehalten:
Was hat zur weiteren Hebung des gegenwärtig meist in zwei Wochenstunden und vielfach an große Abtheil ungen ertheilten Turn⸗ unterrichtz zu geschehen, und welche sonstigen Einrichtungen zur körperlichen Ausbildung der Jugend sind zu pflegen? ;
Im Zusammenhang mit dieser Frage hat zugleich die von
Wa i nher dem rationell zu verwendenden Turnen für . hygiene geschehen? 3 Alg Berichterstatter zu diesen Fragen sprach Gymnasial⸗
Direktor Dr. Eitner, welcher eine Verdoppelung der für
körperliche Uebungen festgefetzten Stundenzahl befürwortete und neben dem Turnen namentlich die Pflege der Jugend⸗ spiele sowie auch anderer Leibesübungen empfahl.
Beim Schluß des Berichts nahm Dr. Güßfeldt als Mit⸗ berichterstatter das Wort.
Am 9. d. M. hat die zweite diesjährige Sitzung des Landes-Eisenbahnraths hierselbst stattgefunden. Den Hauptgegenstand der Verhandlungen bildete eine größere An⸗ zahl der von der ständigen Tarifkommission vorberathenen, für die Beschlußnahme der am 12. d. M. (heute) zu⸗ sammentretenden Generalkonferenz deutscher Eisenbahnen vorbereiteten Anträge zu den allgemeinen Tarif⸗ vorschriften und der Güterklassifikation des allgemeinen deutschen Gütertarifs. In der überwiegenden Mehr⸗ zahl der Fälle trat der Landes-Eisenbahnrath den Be⸗ schlüssen der Tarifkommission und des Ausschusses der Ver⸗ kehrsinteressenten bei, so u. A. neuen Vorschlägen über die Berechnung der Fracht für lebende Thiere in Wagen⸗ ladungen, über die Tarifirung von feuchter Stärke, deren Versetzung in Spezialtarif III. nicht befürwortet wurde. Ueber einen Antrag der ständigen Tariskommission, von Aufnahme der sämmtlichen Futterstoffe des Spezialtarifs L in den Spezialtarif ülJ abzusehen, entspann sich eine längere Ver⸗ handlung, in deren Verfolg der Landes-Eisenbahnrath die Auf⸗ klärung noch einiger Punkte für erforderlich hielt und daher um Zuͤrückverweifung der Angelegenheit in die sändige Tarif⸗ kommission ersuchte. Ein von mehreren Mitgliedern des Landes⸗-Eisenbahnraths gestellter Antrag, betreffend Aus— dehnung des von der Staats -Eisenbahnverwaltung am 1. Januar d. J. für verschiedene landwirthschaftliche Roh⸗ und Hülssstoffe eingeführten Rohproduktentarifs auf Artikel der Montan⸗-Industrie wurde in folgender, vom Aus⸗ schuß des Landes-Eisenbahnraths vorgeschlagenen Fassung einstimmig angenommen: „Der Landes⸗-Eisenbahnrath ist der Ansicht, daß der demnächstigen Einführung allgemeiner Aus⸗ nahmetarife für Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Brennholz, Torf, Erze aller Art und Kalksteine diejenigen wirthschaftlichen Bedenken nicht mehr entgegenstehen, welche in der Vorlage vom 17. September 1885 geltend gemacht sind, und sieht nach Abschluß der eingeleiteten Ermittelungen der weiteren Mittheilung Seitens der Staats-Eisenbahnverwaltung entgegen.“ Bei Berathung dieses Antrags nahm ein Mitglied des Landes⸗-Eisenbahnraths aus Rheinland⸗Westfalen Gelegenheit, den rheinisch⸗westfälischen Eisenbahnverwaltungen unter lebhafter Zustimmung aus der Versammlung die volle, uneingeschränkte Anerkennung auszu⸗ sprechen für die Umsicht und Energie, mit welcher die Be⸗— seitigung der durch die plötzlichen Hochfluthen der Ruhr, Wupper, Sieg und ihrer Nebenflüsse herbeigeführten ganz außerordentlichen Verkehrsstörungen in die Hand genommen und von allen betheiligten Behörden und Beamten ge— fördert sei.
Der japanische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Marquis Saronzi, ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Posen, 11. Dezember. Bei der heutigen Stadtverord⸗ neten-Stichwahl siegte, wie „W. T. B.“ meldet, in der dritten Abtheilung die Kartellpartei mit großer Mehrheit über die Polen.
Mer seburg, 12. Dezember. Der säch sische Provinzial⸗ Landtag hat nach der „Magd. Ztg.“ gestern den ihm von der Staatsregierung zur Begutachtung vorgelegten für andere Landestheile vorbildlich gedachten Entwurf einer Wege⸗ ordnung angenommen. Ferner bewilligte der Landtag außer Mitteln für den Melioratlons- und den Wegebaufonds auch 50 000 MS zur Unterstützung der Ueberschwemmungsgebiete. Der Vorsitzende Fürst zu Stolberg-Wernigerode gab sodann am Schluß der Sitzung die übliche Geschäfts⸗ übersicht und dankte seinem Stellvertreter und den Schrift— führern für ihre Hülfe und dem ganzen Landtage für sein liebenswürdiges Entgegenkommen. Der Landtags kommissarius, Ober Präsident von Pommer-⸗Esche sprach dem Landtage den Dank der Regierung für die schnelle und sachliche Erledigung der Geschäfte aus, versicherte, daß die gutachkliche Aʒeußerung, des Hauses über die Wege⸗ ordnung, die in der Kenntniß von den Bedürf⸗ nissen des praktischen Lebens wurzele, an maßgebender Stelle mit den vom Hause geäußerten Wünschen eine gebührende Be⸗ rücksichtigung finden würde, gab seiner Genugthuung darüber Ausdruck, daß der Landtag durch seinen Beschluß ber das Verbleiben in Merseburg und den Neubau eines Ge⸗ schäftshauses das Inkrafttreten des, großen sozialen Werks der Alters- und Invaliditätsversicherung kräftig ge⸗ fördert habe, dankte für die vom Landtage ich lessen? Be⸗ thätigung des Mitgefühls für die vom Hochwasser bedrängten Einwohner der Provinz und erklärte alsdann im Allerhöchsten Auftrage den zwölften Landtag der Provinz Sachsen für ge⸗ schlossen. Der Fürst zu Stolberg⸗Werni gerode brachte ein begeistert aufgenommenes dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, worauf die Sitzung geschlossen wurde.
Düsseldorf, 12. Dezember. Der Rheinische Pro⸗ vinzial⸗Landtag gesch e laut Meldung des „W. T. B.“ in seiner heutigen Sitzung, Sr. Majestät dem Kaiser und König die Entscheidung darüber anheimzustellen, wo das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Rheinprovinz zu errichten sei.
Mecklenburg⸗Schwerin.
w Schwerin, 11. Dezember. Der Landtag hat in seinen letzten Sitzungen beschlossen, bei der Regierung eine Ab⸗ änderung der Verordnung, betreffend den Bau von Neben⸗ Ehausseen, dahin zu erbitten, daß auch Theilstrecken von mindestenz 16060 m Länge bei kunstmäßigem Ausbau aus Landesmitteln subventionirt werden, Die Vorlage, betreffend den Bau einer Irrenanstalt zu Gehlstorf bei Rostock, ist abgelehnt worden. Für, den Neubau der Thorbrücke zu Dömitz sind 24 0909 6. bewilligt. Der Verordnungs⸗
Allerhöchster Seite gestellte Frage Beantwortung zu finden:
entwurf, betreffend die Unfallversicherung der Feuerwehrleute
in den Landstädten, ist mit geringen Aenderungen angenommen. n der heutigen Sitzung haben die Stände aus der Landes⸗ ezeptur⸗Kasse je 2 66 zur e,. . um in der chirurgischen, der medizinischen Klinik zu Rostock und im Stifte Bethlehem zu Ludwigslust unbemittelte Kranke nach Koch'schem Verfahren zu behandeln.
Der den Ständen zur Berathung vorliegende Etat der Allgemeinen Landes-Rezeptur⸗-Kasse pro 1. Juli 1891/92 schließt ab in Einnahme mit 10 795 103 ½, in Aus⸗ gabe mit 10 675171 6, sodaß ein Ueberschuß von 119 932 verbleibt.
Die Einnahme besteht aus nachstehenden Ansätzen: Landes steuern und zwar 7Sj0 der ediktmäßigen Kontribution, Wanderscheinsteuer, Rückstände, Papierstempelsteuer und Colla⸗ teral⸗Erbsteuer zusammen 1 693000 M, Reichssteuern und zwar Ueberschüsse aus den Zöllen und der Tabacksteuer, Reichs⸗ stempelabgabe für Werthpapiere 2c., Branntwein⸗Verbrauchs⸗ abgabe 2c. nach Abzug der Matrikularbeiträge von 3 850 172 S 217288 , landesherrliche Zuschüsse 791 500 S6, Gesammt⸗ einnahme der Eisenbahnverwaltung pro 1. April 18915392 6 838 9009 M6, Zinsen 160 000 6. Rückerstattungen aus dem k Rechnungsjahre 1 094 550 M6, Verschiedenes (60 2
Die Ausgabe setzt sich folgendermaßen zusammen: Ver⸗ waltungskosten der Allgemeinen Landes Rezeptur-Direktion und Kasse 53 20046, feststehende Zahlungen an die landesherrliche Kasse, die Seestädte Rostock und Wismar, den Landkasten (die ausschließlich ständische Kasse) 629 709 6, Jahresrate auf die Scheldezoll-⸗Ablösung 23 150 6, weiter an den Land⸗ kasten 350 000 S und für Rückzahlungen auf Steuern 6000 6, zur Verzinsung und Amortisation der Landesschulden 06 541 M, wobei jedoch die Veränderungen, welche diese Summe schon jetzt durch einzelne sändische Beschlüsse erfahren hat, nicht berücksichtigt worden sind, Polizeiverwaltung 209 517 4, Handel, Gewerbe und Industrie 47 045 S6, Landwirthschaft 33 50 6, Militär⸗Ersatzwesen, Standesämter, Landes vermessung 41 488 66, Verkehrswege 7772 000 6, einschließlich 6 838 009 6 für die Großherzoglichen Eisenbahnen, Zuschuß zu den landesherrlichen Kosten der Justizverwaltung 773 211 6, Medizinalverwaltung 50 700 6, Verwaltung für geistliche und Unterrichts⸗Ange⸗ legenheiten 36 160 SZ, für das Rettungshaus Gehlstorf
In der Polizeiverwaltung trägt die Landes-Rezeptur⸗Kasse die Kosten des Landarbeitshauses zu Güstrow, in welchem die auf Grund des §. 362 des Strafgesetzbhuchs erkannte Nachhaft und längere Haststrafen vollstreckt werden, und dessen Kasse die Kosten des Landarmenwesens trägt, sowie einen Beitrag zur Unterhaltung der Gendarmerie.
In Bezug auf Handel, Gewerbe und Industrie seistet sie u. AU. Zuschüsse zu den Kosten der städtischen Gewerbe— schulen und zu den Kosten der Großherzoglichen Gewerbe⸗ kommission. J
Die Landwirthschaft wird aus der Landes⸗Rezeptur⸗Kasse unterstützt durch eine Beihülfe von 180090 6 zur Hebung der Pferdezucht sowie weitere Beihülfen an die landwirthschaftliche Versuchsstation, den Rennverein zu Wittenburg, an den Mecklenburgischen Fischereiverein und für die Prüfungs— kommission für Hufschmiede.
Die Zahlung für das Rekrutirungswesen beträgt 41000 S Für die Erweiterung der trigonometrischen Netz punkte der Landesvermessung sind 70090 M6 etatisirt.
Die Hauptausgaben der Kasse beziehen sich auf Verkehrs— wege. Zur Unterhaltung der 1579 km Chausseen, welche in landesherrlicher Verwaltung stehen, sind 692 090 MS aus⸗ geworfen, und leistet die Kasse daneben einen Zuschuß von 2400 SY zu der Pensions- und Wittwenkasse der Chaussee⸗ wärter. Die Unterhaltung der Wasserwerke an der Elde, Stör und Havel erfordert zum Schwerinschen Antheil 66 243 66
Für die Großherzoglichen Friedrich-Franz⸗Eisenbahnen ist ein befonderer Etat vorgelegt und sind hier nur die in Ein— nahme gestellten 6 838 000 M wieder in Ausgabe gebracht. Nach den Vereinbarungen zwischen Regierung und Ständen soll die Eisenbahnverwaltung thunlichst keinerlei Einwirkung auf die Einnahmen und Ausgaben der Landes. Rezeptur⸗ Kasse haben.
Für die im Bau begriffene Chaussee von Grevesmühlen zur Wismar — Klützier Chaussee ist die Landeshülfe mit göö 247 M½ und zur Erneuerung der Thorbrücke bei Dömitz die Summe von 24000 M6 in Ansatz gebracht.
Die Medizinalverwaltung erfordert einen Aufwand von 50 7060 S, wie oben erwähnt, darin sind enthalten Zahlungen für die Hebammen-Lehranstalt, die Idioten⸗Anstalt, das Impf⸗ wesen, das Hebammenwesen 2c. An Unterrichtsanstalten, die aus der Kasse subventionirt werden, sind zu nennen das Taubstummen⸗Institut und das Blinden-Fastitut mit 13000 bezw. 22 000 .
Die nach Obigem aus dieser Kasse zu verzinsenden An⸗ leihen betragen Ende Juni bezw. Anfang August 1891 a. Salomon Heine'sche Anleihe von 1843 noch 2 981 250 , b. Chausseebauschulden 297 018 6, é. Eisenbahnbauschulden 5 290 956 MS, d. garantirte Anleihe der aufgelösten Elde⸗ Schiffbarmachungs⸗Sozietät 394 100 M6, e. Anleihe für die Flußbaukasse 348 000 ½, f. Anleihe für die Elbüberschwemmten von 1888 30000) S6, g. Anleihe für Erweiterung des Rostocker Stadt⸗Krankenhauses 120 000 6, h. An⸗ leihe zum Bau eines Ständehauses öd0 000 , Summa 10371 324 S6. Dazu kommen die zum Ankauf der Privatbahnen ausgefertigten Konsols zum Nominalwerthe von 38 500 000 Mt, sodaß die Totalsumme 48 871 324 M6 beträgt, wobei die als erste Zahlung für den Bau einer Irrenanstalt
u Gehlstorf etatisirten 450 000 S6 wegen der inzwischen er⸗ fag Ablehnung dieser Proposition Seitens der Stände außer Ansatz gelassen sind. ö
Bei den 'sup e, f, g, h ausgeführten Anleihen ist der bis zum Ende Juni 1891 amortisirte Betrag nicht in Abzug gebracht.
Elsasß⸗KLothringen.
Metz, 11. Dezember. Der Bezirks⸗Präsident macht hinsichtlich der diesjährigen Kavallerie⸗Manöver und Herbst⸗ übungen bekannt, nach Mittheilungen des kommandirenden Generals Grafen von Häseler seien die Truppen überg gut aufgenommen worden, insbesondere da, wo die Einquartierungsanlage erst unmittelbar vor Eintreffen der Truppen möglich gewesen sei.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 12. Dezember. Der Budgetausschuß be— willigte das Budget⸗Provisorium.
ung des Abgeordneten hauses er dem „W. T. B.“ zufolge auf
ne Betreffs der Regelung der Valuta, sein
noch
eien.
. Resorm der
bie hierauf bezüglich
bei dem Wiederzusammenttitt werden. In der heutigen Sitzung wurde Seitens der Regie⸗ rung ein Gesetzentwunf vorgelegt, in welchem die Ermãchtigung nachgesucht wird, die Meistbegünstigung der bulgarischen Wahren über den 31. 8. M. fortdauern zu lassen und ferner das gegenwärtige handel politische Provisor ium mit der Turkei noch auf ein Jahr zu verlängern. In den Motiven wird hervorgehoben, daß ber Zeitpunkt des Auschlusses der mit der Türkei schwebenden Verhandlungen sich schwer im Voraus bestimmen lasse. .
Die gestrige Fortsetzung der Debatte im ungarischen Unterhause Betreffs der Unggrischen Waffenfabrik war stellenweise sehr erregt. Die längeren Ausführungen des Landetzvertheidigun gs⸗Ministers Fejervary, in denen derselbe die Beschuldigungen der Opposition punktweise widerlegte, wurden von der Rechten mit lebhaftem Beifall, von der Opposition mit häufigen Zwischenrufen begleitet. Hierauf wurde die Debatte auf heute vertagt.
Die Führer der altruthenischen Partei erschienen, wie der „Allg. Ztg.“ mitgetheilt wird, bei dem Lemberger Erzbischof, um gegen den zwischen Polen und Jungruthenen abgeschlossenen Vergleich Verwahrung einzulegen. Auf die Einwendung des Erzbischofs, daß die Ruthenen künftig zehn Reichsrathsmandate erhalten würden, erwiderten die Alt⸗ ruthenen, „ein unabhängiger Ruthene vertrete die Rechte feines Volkes besser als zehn von der Gnade der Polen ernannte Abgeordnete.“
Großbritannien und Irland.
Parnell ist am Donnerstag Mittag von Dublin nach Cork weitergereist. An mehreren Orten hielt er während der Unterbrechung der Fahrt Ansprachen, wobei es verschiedene Male zu tumultuarischen Scenen kam. In Mallow griff die Volksmenge den Wagen Parnell's mit Stöcken und Schirmen an, doch gelang es Parnell, die Fahrt fortzusetzen. Bei seiner Ankunft in Cork wurde Parnell mit enthu⸗ siastischen Kundgebungen empfangen und hielt, Abends in einer dußerst zahlreich besuchten Versammlung eine Rede, in der er wiederholt versicherte, daß er entschlossen sei, seine Stellung als Führer der irischen Partei beizubehalten.
In Betreff der gewaltsamen Besitznahme der Bureaus des Blattes „United Ireland“ durch Anti-Parnelliten scheint sich, wie „W. T. B.“ meldet, trotz dem aus Dublin inzwischen erfolgten Dementi (. die gestern nach Schluß d. Bl. eingegangene Londoner Depesche) nachstehende Version zu bestätigen. Bodkin, der von Parnell vertriebene Redacteur der Zeitung, drang in der Nacht zum Donnerstag plötzlich mit zwanzig Mann in die Bureaus ein und ergriff davon Besitz. Donnerstag Mittag forderten Anhänger Parnell's unter Zu⸗ ziehung eines Gerichtsvollziehers Bodkin auf, die Buregux zu verlassen, und Bodkin that dies, ohne Widerstand zu leisten.
William O'Brien hat es für nöthig befunden, seinem an Parnell von New⸗Hork aus geschickten versöhnlichen Telegramm ein weiteres folgen zu lassen, in welchem er meint, Parnell's Antwort lasse wenig Hoffnung übrig, daß die Einig⸗ keit der Partei wieder hergestellt werde, Dennoch wünsche er aus Rücksicht auf die furchtbaren Folgen einer längeren Parteifehde für Irland eine Besprechung. Nach dem Telegramm zu schließen, will O'Brien, unbekümmert um die een, nach seiner Ankunft in Havre direkt nach Irland reisen.
Die in Amerika weilenden irischen Deputirten, mit Ausnahme von Harrington, haben ein Manifest erlassen, in welchem sie das neulich erwähnte, von anderen Depu⸗ tirten veröffentlichte Manifest vollständig zu dem ihrigen machen.
Frankreich.
Paris, 12. Dezember. Der luxemburgische Minister⸗ Präsident Dr. Eysch en ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend hier eingetroffen und wird heute Nachmittag als außer⸗ ordentlicher Abgesandter des Großherzogs von Luxemburg dessen Thronbesteigung in feierlicher Audienz dem Präsidenten Carnot notifiziren.
Der Minister-Präsident de Freyc inet ist zum Mitgliede der Akademie gewählt worden. Dem „Echo de Paris“ zu⸗ folge hat der Krieg s-Minister angeordnet, den Bau der Vefestigungswer ke des verschanzten Lagers von Toul zu beschleun igen. Die betreffenden Arheiten sollen bis zum Frühjahr beendigt sein.
Die Zollkommission nahm gestern die Vorschläge der
Regierung Betreffs der Zölle auf Eisenbarren, Weißblech und Schwarzblech sowie diejenigen auf Edelmetallwaaren gemäß dem Minimaltarif an. Im Maximaltarif wurde der Zoll von 600 auf 1000 Fr. erhöht. Für falsche Bijouteriewaaren 6 im Maximaltarif der Zoll auf 250 und 200 Fr. rhöht. Das Mittelmeer-Geschwader verläßt Toulon, um in offener See Schießübungen und Manöverbewegungen vor⸗ , dasselbe fährt sodann dem russischen Ge⸗ chwader entgegen, welches gegen den 20. d. M. nach Villafranca kommt. Dasselbe wird, wie es heißt, eingeladen werden, nach Toulon zu kommen.
Den Blättern ist ein offiziöses Communiqué zu⸗ gegangen, wonach die Verhandlungen bezüglich der Einfuhr⸗ zölle in den Congo⸗Staat eine günstige Wendung ge⸗ nommen hätten. Frankreich, welches bisher die Annahme eines gemeinsamen Zolltarifs gegenüber dem Congo⸗Staate ablehnte und vorbehaltlich einer Verständigung mit dem Congo⸗ Staate und Portugal seinen eigenen Tarif innerhalb der mit zehn Prozent von der Brüsseler Konferenz fixirten Grenze aufrecht erhielt, ist nunmehr den Anschauungen des Congo⸗Staates und Englands beigetreten. Der Congo⸗Staat wird st einer Revision der Patentsteuer und der Ausfuhr⸗ ölle schreiten. Da die holländifche Regierung sich den rüsseler Vereinbarungen angeschlossen habe, sel Frankreich ebenfalls der Konferenz- Akte beigetreten. ̃ Wie die „France“ meldet, wird eine Expeditions⸗ olonne vom oberen Senegal demnächst unter dem Oberst Archinard gegen, den König von. Segu marschiren. Archinard beabsichtigt nach der Einnahme von Nioro, wo
Asmadu sich besindet, biz Timbuktu vorzurücken.
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Rußland und Polen.
Dem Reichs rath ist ein Gesetzentwurf, betreffend Einführung
einer staatlichen Saaten⸗ und Viehversicherung, zugegangen. Wie die, Nowoje Wremia“ vernimmt, wird sich der Reichsrath ferner demnächst mit Maßnahmen beschäftigen, welche gegen die in Südwest⸗Rußland um sich greifende Be⸗ wegung der von der orthodoxen Kirche abgefallenen Sekte der Stundisten geplant sind.
Aus der Zahl der von den Nitterschaften und Konsistorien zu Mitgliedern des evangelisch⸗lutherischen General⸗ Konsistoriums für das Triennium 1890—1893 vor⸗ geschlagenen Kandidaten sind, wie die „St. Pet. Ztg. erfährt, Allerhöchst bestätigt worden: Graf Sievers und der Wirkliche Staatsrath von Schwanebach als iweltliche, Ober⸗-Konsistorial⸗ Rath Pastor Freifeldt und Konsistorial-Assessor Pastor von Everth als geistliche Mitglieder genannter geistlichen Behörde.
Eine am 11. d. M. in Hel singfors veröffentlichte Ver⸗ ordnung bestimmt dem „W. T. B.“ zufelge die Verabfolgung von Staatsstipendien an Beamte des Großfürstenthums Finland, welche in das Innere des Reichs entsendet werden, um sich in der russischen Sprache zu vervollkommnen. Die betreffenden Beamten erhalten für einen neunmonatlichen Auf⸗ enthalt 2000, für einen einjährigen 3000 M6
Italien.
Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe ist mit seiner Gemahlin dem „W. T. B.“ zufolge in voriger Nacht aus Florenz in Rom eingetroffen.
Der „Köln. Ztg.“ wird aus Rom telegraphirt: „Die Ministerkrisis hat mit einem glänzenden Siege für Crispi geendet. An der Abendversammlung der ministeriellen Mehrheit des Parlaments nahmen 280 Deputirte Theil, darunter Rudini und Luzzati. Crispi bestätigte die schon gemeldete Nachricht, daß Giolitti wegen nicht erfolgten Nachlasses von drei Millionen im Etat der öffentlichen Arbeiten seine Ent⸗ lassung nachgesucht und erhalten habe. Crispi wiederholte und Grimaldi bestätigte, daß der Personalwechsel keinerlei Aenderung des Programms bedeute. Der Sieg des Minister⸗ Präsidenten wird vervollständigt durch das geschlossene Auf⸗ treten der Piemontesen, für welche Villa das völlige Vertrauen zu Crispi ausdrückte.!“ — Der neue Finanz⸗ Minister ist inzwischen schon mit der Prüfung des Budgets eifrig beschäftigt und wird seinen Be— richt der Kammer noch vor Weihnachten unterbreiten. Wie verlautet, schließt die Aufstellung für 1891/92 mit einem Fehlbetrage von 16 Millionen, wobei jedoch sämmtliche Forde⸗ rungen des Bauten-Ministers voll berücksichtigt sind. Der Abschluß für 1889) 90 und der Voranschlag für 1890/91, welcher einen Fehlbetrag von 25 Millionen aufweist, sollen der Kammer schon heute zugehen. Das Ministerium hofft, diesen Fehlbetrag im nächsten Rechnungsjahre auf 7 Millionen zu vermindern.
Die Deputirten kammer wählte mit 364 von 410 Stimmen Biancheri wieder zum Präsidenten und die Abgeordneten Bacelli, Villa, Rudini und Tenani zu Vize⸗ Praͤsidenten.
Portugal. Wie die Lissaboner Zeitungen berichten, hat der Kriegs⸗ Minister mittels Cirkulars an Sergeanten und gemeine Soldaten, welche geneigt sind, in Afrika Dienst zu thun, eine Aufforderung ergehen lassen, sich zu melden. Schweiz.
Wie bereits telegraphisch mitgetheilt, hat das eidgenössische Finanz⸗Departement dem Bundesrath den Entwurf zu einer Revifsion des Art. 39 der Bundesverfassung nebst Bot⸗ schaftsentwurf vorgelegt. Das Departement schlägt eine Revision diefes Verfassungsartekels in dem Sinne vor, daß das Banknotenmonopol mit einer Bundesbank oder einer Aktienbank eingeführt und der Bundesversammlung in dieser Richtung vollständig freie Hand gelassen werde. Es wird bereits auch eine sachbezügliche Redaktion des neuen Artikels dem Bundesrath unterbreitet. Die Vorlage wird vom Bundes⸗ rath in einer der nächsten Sitzungen behandelt, jedoch erst in der Frühjahrssession von den eidgenössischen Räthen in Be— rathung gezogen werden können.
Das Programm für die nächstjährige Bundes-Jubel⸗ feier ist nunmehr festgesetzt. Der 1. und 2. August sind als Festtage in Austzsich genommen. Festort ist Schwyz. Am ersten Festtage findet Vormittags Gottesdienst, offizielle zatriotische Feier, Festspiel und Bankett statt. Für den zweiten
esttag sind in Aussicht genommen: Wiederholung des Fest⸗ i Bankett, Rütlifahrt und Feier in der Bundesschlucht.
n beiden Abenden sollen der Vierwaldstädter See und die
Berge beleuchtet werden.
Luxemburg.
Ein sechsgliedriger Kammer⸗Ausschuß überreichte am 9. d. M. dem Großherzog die votirte Adresse der Kammer. Der Großherzog antwortete darauf, der „Frkf. Ztg.“ zufolge: Er sei glücklich, nochmals konstatiren zu können, daß er sich im Einverständniß mit dem Lande und dessen Vertretern be⸗ nde. Er äußere seinen Dank darüber, daß die Kammer ihre Wünsche auch auf die Großherzogin und den Erbgroßherzog ausgedehnt habe. Seine Familie habe immer seine Freude und seinen Trost gebildet. Fortan sei dieselbe vergrößert. „Gestern schwur ich,“ fuhr der Großherzog fort, „wie ein guter Fürst zu regieren; man hätte sagen können: wie ein guter Familienvater; denn in dem Sinne verstehe ich meinen Eid.“ Die Ausschußmitglieder wurden darauf zum Diner ge⸗ laden, dem auch die Regierungsmitglieder beiwohnten.
Belgien.
Die Deputation des Kurmärkischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 14 aus Colmar i, E, dessen Chef König Leopold II. ist, wurde gestern Nachmittag von Sr. Majestät empfangen. Die Deputation besteht aus dem Regiments⸗Komman⸗ deur Oberst⸗ Lieutenant von Bachmayer, dem Rittmeister Rau, dem Premier-⸗Lieutenant Lagatz und dem Second⸗Lieutenant von Fritsche. Nachdem Oberst⸗Lieutenant von Bachmeyer, den der Köni von seiner letzten Anwesenheit in Potsdam aus dem Ehrendienst kannte, die Deputation vorgestellt hatte, gratulirte er dem König im Namen des Regiments, welches den Tag in Colmar festlich beging. Während der halbstündigen Audienz erkundigte iich der König dem „W. T. B.“ zufolge eingehend nach seinem Regiment und dankte für die dargebrachten Glück⸗ wünsche. Am Abend war Galadiner zu 80 Gedecken, zu welchem alle höheren Ofsiziere der Brüsseler Garnison geladen waren. Die gleichfalls zur Beglückwün⸗ schung des Königs aus Anlaß seines Regierungs⸗Jubiläums
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in Brüssel eingetroffen? 6 sterreichische Of fizi er⸗Depu⸗ tation war Vormittags pom Könige empfangen und durch den österreichischen Milltär ttachs Obersten Bach von Hans⸗ berg vorgestellt worden. dem Empfang 1 die De⸗ putation auch dem Gre Flandern einen Besuch.
2 Monter gro.
Cettin je, 11. Des mber. Bei einem neuerlichen An⸗ griff der Ralissorèn wurde nach einer Meldung des „W. T. B.“ an der Grenze ein Montenegriner schwer ver⸗ wundet. Bei der hierauf eingeleiteten Verfolgung nahmen die Montenegriner sieben Malissoren gefangen.
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Amerika.
Neuere in New⸗-NYork eingetroffene Meldungen der „A. C.“ aus Pine Ridge bestätigen, daß die Indig ner, nach Ab⸗ haltung einer Berathung sich dem Rath der Militärbehörden zuwider weiter in die Bad lands Cschlechten Ländereien!) hinein zurückgezogen haben. Die westlich von der Grenze von Sklahomga angeflebelten Blanket-Indianerstamme drohen sich zu erheben. Diefe Stämme umfassen Cheyenne Arapachoe⸗ und Comanche⸗Indianer. Alle Bürger von Oklahoma be⸗ waffnen sich und bilden Miliz Corps. Abgesandte der Sigux⸗ Indianer sind von Dakota angekommen und organisiren „Geistertänze“.
Fischsendungen.
Nach Berathung in einer Unterkommission, welche am 20.21. August d. J. in Bremen zusammengetreten war und die in Geestemünde und Bremen zum Fischversandt dienenden Einrichtungen in Augenschein genommen hatte, wurden von der ständigen Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen unter Mitwirkung des Ausschusses der Verkehrtz⸗ Interessenten in der am 4. Oktober d. J. zu Wiesbaden abge⸗ haltenen Sitzung die nachfolgenden Vorschriften beschlossen:
J. Die Zusatzbestimmung III d. zum 8. 47 des Betriebs⸗ Reglements, welche gegenwärtig lautet:
„Frische Fische in Eis werden nur in solcher Verpackung zur Beförderung angenommen, welche nach dem Ermessen der Güter expedition andere in denselben Wagen mitverladene Waaren gegen Beschädigung durch Nässe sicherstellt.“ erhält folgende Fassung:
„Die zur Aufnahme von frischen Fischen in Gisverpackung dienenden Körbe und sonstigen Verpackungsmittel sind zum Schutze der mitverladenen Güter innen (an Böden und Seitenwänden) durch Stroh, Sägemehl, Torfmoos oder dergleichen zu dichten.“
II. Die Tarifvorschriften des deutschen Eisenbahn⸗Güter⸗ tarifs Theil J erhalten unter B 1 4h folgende Fassung: h. Fisch e.
Lebende Fische in Kübeln und Fässern, kleine Fluß⸗ und Seethiere, welche für Aquarien bestimmt sind, und Fischbrut, sowie frische Fische werden bei Aufgabe mit weißem Frachtbriefe zu den einfachen Stückgutsätzen bejw. bei Wagenladungen zu den einfachen Sätzen der Allgemeinen Wagenladungsklaͤssen mit den zu diesem Zweck von der Verwaltung bestimmten und bekannt gemachten Personenzügen oder Eilgüterzügen befördert. Bei Aufgabe mit rothem Frachtbriefe findet die Beförderung mit Schnellzügen zu den
einfachen Frachtsätzen für Eilqut statt, soweit nicht etwa die Be—⸗ nutzung dieser Züge aus Betriebsrücksichten von den Verwaltungen ausgeschlossen wird.
Die Gewährung dieser Begünstigungen ist bei lebenden Fischen von der Erfüllung folgender Bedingungen abhängig:
3. Die Fische müssen in geaichten oder aichamtlich gestempelten Gefäßen verladen sein. Der durch den Aichstempel nachgewiefene Raumgehalt des Gefäßes wird der Frachtberechnung derart zu Grunde gelegt, daß für jedes angefangene Liter dieses Fassungg⸗ gehaltes, gleichviel ob der betreffende Raum ausgenutzt ist oder nicht, L kg in Rechnung zu ziehen ist. Ausnahmsweise werden jedoch auch Fische in nicht geaichten oder aichamtlich gestempelten Blechgefäßen zum Transport unter Berechnung der Fracht nach dem wirklichen Bruttogewicht zugelassen, sofern das letztere für jedes Gefäß nicht mehr als 25 kg beträgt.
b. Bei mit weißem Frachtbriefe aufgegebenen Sendungen darf der Raumgehalt der einzelnen Kübel und Fässer nicht mehr als 350 1, bei mit rothem Frachtbriefe aufgegebenen Sendungen nicht mehr als 150 1 betragen; im letzteren Falle müssen die Faßböden mit umlegbaren Handhaben versehen sein.
e. Die Kübel oder Fässer müssen Behufs thunlichster Ver- hütung des Ausspritzens von Wasser einen vassenden, durch Schloß oder Plombe gegen unbefugtes Oeffnen gesicherten Verschluß be⸗ sitzen. Letzterer ist entweder durch einen durchlochten Deckel oder durch einen in das Füllloch eingesetzten und im mittleren Theile mit einem durchlochten Deckel versehenen Trichter herzustellen
d. Auf Frachtbriefsendungen im Gewicht von mindestens 13090 kg oder bei Frachtzahlung für dieses Gewicht finden die Be⸗ schränkungen unter b und C keine Anwendung.
Diese Beschlüsse der ständigen Tarifkommission sind in der heute abgehaltenen Generalkonferenz der deutschen Eisenbahn en angenommen und werden bindend, wenn nicht binnen vier Wochen von einer Anzahl von Verwaltungen widersprochen wird, welche zusammen mehr als ein Fünftel sämmtlicher Stimmen führen. .
Die neuen Vorschriften gewähren für Fischsendungen wesentliche Erleichterungen. Sie tragen auch der vor einiger Zeit vom Reichs Eisenbahnamte gegebenen Anregung (vergl. Nr. 275, Erste Beilage) insofern Rechnung, als darin die Bekanntmachung der für die Fischbeförderung bestimmten Personen⸗ und Eilgutzüge ausdrücklich vorgeschrieben bezw. zugesichert ist.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (40) Sitzung des Reichstages, welcher am Tische des Bündesraths der Reichskanzler von Caprivi und die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn beiwohnten, stand auf der Tagesordnung zunächst die erste Berathung des am 265. Augu st d. J. wischen dem Reich und der Türkei abgeschlossenen
reundschafts-, Handels- und Schiffahrtsver⸗
trages. Der Abg. Dr. Siemens führte aus, es sei ein großer Vortheil dieses Vertrages, daß er mit dem System der
türkischen Durchgangsabgaben breche. Die sinanzielle Leistungs⸗ fähigkeit und damit auch die politische Machtstellung der Türkei werde aber doch durch den Vertrag erhöht werden. werde auch das deutsche Kapital, das in der letzten Zeit in organisirter Form sich nach der Türkei begeben habe, dort eine vermehrte Sicherheit erlangen.
Damit
Damit schloß die Generaldiskussion.