Zwecke Dr. Stuhlmann mit der Expedition zu Lande süd⸗ westlich um den See herum, während er zu Wasser sich dorthin b. ; . ; 21 Er giebt leider keinen Grund zu diesem Zuge ant — ich hoffe, daß er nicht beabsichtigt, die uns erwünschte Station am See dort anzulegen, denn uns muß daran liegen, so weit südlich als möglich, also z. B. in Ukumhi eine Stgtion zu haben, wo wir unsere Fahrzeuge montiren können. Hiermit schließt der Bericht von Emin. — Ich komme nunmehr auf Usongo zurück, wo Mr. Stokes mit Lieutenant Sigl und einem Unter⸗ offizier am 4. Oktober eintraf und Lieutenant Langheld mit 20 Soldaten vorfand. Ein Theil der Watuta hatte sich unterdessen mit Eingeborenen nördlich von Usongo verbündet, um sich an Langheld 'für die bei Urombo erhaltene Schlappe zu rächen. Stokes sah sich. genöthigt, um, ein weiteres Anwachsen der Usongo bedrohenden Wangonihorden zu verhindern, Langheld und Sigl mit 50 Soldaten, herstärtt durch ca. 1006 befreundete Waniamwesi, gegen die Wangoni z se de z 12 2 . 6 e Len eiden Offiziere der Schutztruppe stürmten mit diesen Truppen eine Befestigung des Feindes und waren schon von ciner Stelle in diefelbe eingedrungen, als von allen Seiten zahlreiche Schwärme von Wangoni erschienen und die auf unserer Seite fechtenden Waniamwesi sch. eunigste Flucht er⸗ griffen. Nur mit knapper Noth gelang es Langheld. unter Zurücklassung von drei Todten und mehreren Vermundeten sich aus dem Hinterhalte herauszuschlagen und am näch Tage mit neun Verwundeten Usongo zu erreichen. Sigl war leicht n Kopfe verwundet. . 35 56 . wird unserem Ansehen im Innern erheb⸗ lichen Abbruch thun. Emin und Stokes sind, da keiner von beiden über eine den Verhältnissen gewachsene Macht verfügt, vollständig ohne Verbindung, und vor Allem Stokes, der, auf den Eindruck der von der Küste dorthin gedrungenen Nachrichten unserer Macht fußend, auf friedlichem Wege uns einen festen Anhang in Unigmwesi zu schaffen den Auftrag hatte, an der Ausführung desselben ein⸗ eschraͤnkt. elchm n , will zunächst versuchen, eine Verbindung mit Emin herzustellen, wenn derselbe, wie Stokes sich ausdrückt, unterdessen nicht in die Mondberge marschirt ist, Er hält eine Aufgabe für unbedingt nothwendig für die Sicherheit des Handels und Verkehrs, für den Schutz des friedlichen Theils der Bevölkerung, auf den wir allein später rechnen können, nämlich: die Vertreibung der Wangoni.
Ich lege einen der Berichte des Mr. Stokes, der zweifellos die Verhältnisse richtig beurtheilt, zu hochgeneig⸗ kesten Kennmnißnahme mit der Bitte um RückPMndung ganz gehorsamst bei. (Vgl. unten die Anlage 1) .
In Anlage beehre ich mich, Ew. Excellenz die Instruktion, welche ich durch Boten an Dr. Emin Pascha habe gehen lassen, in Abschrift zur hochgeneig'esten Einsicht ganz gehorsamst zu übersenden. (Vgl. unten die Anlage 2.)
gez. von Wissmann, Kaiserlicher Reichskommissar für Ost-Afrika.“ Sr. Excellenz dem Reichskanzler, General der Infanterie, Herrn von Caprivi.
Anlage 1. Uebersetzung. Deutsches Lager in Usongo, 29. Oktober 1890. An . den Kaiserlichen Reichs kommissar —1n San sibar. Mein Herr! .
Ich habe die Ehre Ihnen anzuzeigen, daß die unter meinem Be⸗ fehl slehende Expedition in Usongo eingetroffen ist. Bei meiner An⸗ kunft hier traf ich mit dem Lieutenant Langheld von der Expedition unter dem Befehl des Dr. Emin Pascha zusammen. Ich berichtete Ihnen schon ausführlich von Uvangwira über die Einzelheiten unserer Reife bis zu jenem Lager, und von ort bis nach Üsongo ist nichts Besonderes zu erzählen. Ich fand die deutsche Flagge im ersten unserer Lager im Wanyamwesi Gebiet, in Kabarata, wehen. Der Häuptling theilte mir mit, daß ihm die Flagge durch einige französische Priester, welche von Usukuma dorthin gezogen waren, übergeben worden sei, und bat mich um eine andere Flagge, da er über die von den Priestern ihm übergebene im Zweifel sei, dabei bemerkend, daß er eine Flagge von dem „Wadbutelinꝰ haben möchte. Va der Häuptling sich durchaus ehr⸗ erbietig gegen die Expedition benahin und uns mit Ochsen und Nah rung für die Soldaten versah, da ich ihn ferner sehr gut kenne und sicher bin, daß er ein treuer Verbündeter sein wird, so gab ich ihm eine Flagge und einen Brief in Ihrem Namen, in welchem ich alle Karawanen aufforderle, ihn zu respektiren. Der nächste Platz, an dem wir die deutsche Flagge fanden, war Ikungu, daß erste Dorf an unserer Straße, nachdem wir Mgunda.⸗Mfali passirt hatten. Der Häuptling kam hier eben—⸗ falls mit seiner Flagge und einem Schutzbriefe, welche ihm von Emin Pascha gegeben worden waren. Der Haͤuptling hatte sich seit dem Heissen dieser Flagge sehr krank befunden und fragte mich. als einen alten Freund, ob die Flagge ihm gegeben sei, um ihn zu tödten. Ich erklärte ihm die Bedeutung der Flagge, welche ihm vollständig fremd war, und er heißte sie darauf wieder. Zugleich gab ich ihm seinen Schutzbrief zurück und versah ihn mit einigen Arzneien für seine Krankheit. J ;
In Usongo hatte mein Häuptling Mtinginya die Flagge natür— lich wehen, die ich ihm vor langer Zeit als einen Beweis der Freund⸗ schaft für alle Europäer gesandt hatte.
Bei meiner Ankunft hier erfuhr ich von Lieutenant Langheld, daß Emin Pascha mit den Arabern von Unyanyembe im Namen Deutschlands einen Vertrag gemacht habe. Ich habe brieflich um eine Abschrift des letzteren gebeten, aber Emin hat dieselbe nicht ge—⸗ schickt und mir bedeutet, er habe keine Anzeige von meinem Vertrags- verhältniß mit Ihnen erhalten. Nach dem, was (ich aus den Mittheilungen des Lieutenant Langheld über die einzelnen Bestimmungen dieses Vertrags höre, würde ich diesem Ver⸗ trage niemalt meine Zustimmung gegeben oder erlaubt haben, daß die deutsche Flagge unter solchen Bedingungen geheißt werden würde. Emin Pascha hat es auch für angemessen erachtet, in Verbindung mit dem Häuptling von Urambo gegen die Wongoni feindlich aufzutreten. Ich würde meine. Zustim⸗ mung nicht dazu gegeben haben, so schnell kriegerische Unter⸗ nehmungen zu beginnen und abgewartet haben, wie andere Häuptlinge im Verein mit mir gehandelt haben würden.
Lieutenant Langheld griff die Wangoni an, besiegte sie im Ge—⸗ fecht und verbrannte ihre Dörfer. Indeß gelang es den Wangoni, vor der Ankunft der feindlichen Truppe all ihr Elfenbein und ihre Frauen zu verstecken und, da sie nicht fähig waren,
gegen geübte deutsche Truppen Widerstand zu leisten, zogen sie sich in den Busch zurück. Lieutenant Langheld kam dann hierher, griff ein Dorf, welches sich in Aufruhr gegen Mtinginya, den Häuptling der Usongo, befand, an und nahm es.
Als ich hier ankam, ergaben meine Erkundigungen, daß die Wangoni zurückgekommen und dabei beschäftigt waren, ihre Börfer wieder aufzubauen, auch daß sie mit unseren Nachbarn den Wongoye⸗
natürlich nicht versucht haben, unser Lager anzugreifen son · dern sich 336 beschränkt haben, die armen unbeschũtzten Stämme, welche uns mit Nahrung versehen, zu verjagen. Ich hielt es daher für nothwendig, einen Angriff auf Tindi, den gefährlichsten Platz, zu befehlen. Lieutenant Sigl in Verbindung mit Lieutenant Langbeld verließen das Lager am 11. d. M.. und griffen am 13. an. Ungefähr 16060 von Mtinginya Leuten begleiteten sie; außerdem wurden fie verstärkt durch die Leute von Samwe Kwa Massali. Die Angegriffenen waren vorbereitet und leisteten tapferen Widerstand. Die Waniamwesi Verbündeten mit Ausnahme von 30 oder 40 der Tapfersten liefen sämmtlich fort und brachten so die deutschen Truppen in eine kritische Lage, doppelt kritisch, da sie kurz an Mu nition waren. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Tindi⸗ leute eine sehr ernste Lektion bekommen, haben; da indessen die deutschen Soldaten nicht fähig waren, die Aktion gan; durchzuführen und sich schließlich zurückziehen mußten, so betrachten die Eingeborenen die Sache als eine Niederlage. Lieutenant Sigl erhielt einen Schuß durch seinen Helm und elne leichte Hautwunde oben auf dem Kopf. Ich war nicht selbst im Gefecht, glaube aber nach der Haltung unserer Truppen sagen zu können, daß der Rückzug ein wohlgeordneter und ehren⸗ voller war. Lieutenant Sigl sowohl als Lieutenant Langheld sprechen mit dem größten Lobe von der Tapferkeit der Truppen und ber Waniamwesi, welche mit ihnen aushielten. Ich kann nur fagen, daß Sie brabere Offiziere nicht in der Schutztruppe haben und ich würde dringend empfehlen, daß ihnen für ihre Tapferkeit eine Anerkennung zu Theil wird . 3 Position hier ist eine höchst peinliche. Ich bobe zwei Briefe an Sef Saad, den Wali von Unyanyembe geschrieben und ihn von Ihrem Wunsche unterrichtet, in Unyanyemhe, d.. h. Tabora, eine Station zu errichten. Ec hat von diesen Briefen keine Rotiz genommen. Gestern erhielt ich, ein Schreiben von ihm und vielen anderen Arabern, voll höflicher Komplimente für mich versönlich, aber ohne ein Wort mit Bezug auf, den geplanten Bau. Rach meinen Privat⸗Informationen ist Sef Saad völlig untauglich, die Würde der Kaiserlichen Flagge aufrecht zu erhalten. Ich halte es unter diesen Umständen und trotz des Vertrages des Paschas für unmöglich, den Lieutenant Sigl in eine Lage zu kr ngen, welche mir nicht ehrenvoll und außerdem gefährlich erscheint. Ich bin daher außer Stande, die von mir eingegangenen Verbindlichkeiten zu erfüllen, in Tabora eine Station zu errichten. Wenn Sie wünschen, daß Lieutenant Sigl Unyanyembe betritt, so müssen Sie ihm wenigstens 100 Soldaten und frische Zufuhr an Munition senden. Da wir nur wenige Ballen Kattun, seitdem wir die Küste ver⸗ lassen, verbraucht haben, so sind wir noch im Besitz von 145 Lasten mit verschledenen Gütern von den mitgenommenen 150. Sie brauchen daher nur Soldaten und Munition zu senden. Mein Urtheil über Lieutenant Sigl geht dahin, daß ich ihn angelegentlich als den besten Mann empfehle, den Sie für ÜUnyanyembe finden können. Er kann freundlich, gemessen und gerecht sowohl gegen Araber als gegen Ein⸗ eborene sein. w . Ir e en der Häuptlinge hier in der Gegend bin ich in Ver= bindung getreten. Da jedoch noch die Wongoni im Lande sind und die Wanyamwest die Wongoni sehr fürchten, sie auch nicht sicher sind, daß wir die Absicht haben zu bleiben, so betrachten sie die Deutschen mit Argwohn. Es ist mir daher unmöglich, solche bin⸗ denden Vereinbarungen zu treffen, wie ich bemüht bin, ie einzugehen. Andererseits bin ich völlig überzeugt, daß, wenn Sie Tabora in der Weise, wie ich meine,, wirklich okkupiren, sämmtliche Wanyamwesi Ihre Freunde und Diener für immer sein werden. Eins aber ist nothwendig, die Wongoni müssen aus— getrleben werden. Ich habe dethalb an. Emin Pascha ge⸗ schrieben, daß es absolut unumgänglich für ihn sei, sich unserer Expedition für den Augenblick anzuschließen und das zu vollenden, waß er begonnen habe. Ich glaube, wenn wir die Gesammtmacht von Soldaten hier hätten, würden wir hier Alles in Ordnung bringen können; aber, wie gesagt, Tabora muß dann okkupirt werden, um die Ruhe zu sichern. Der Pascha hat das Südende des Sees in der Richtung auf Korogwe verlassen, wir haben indessen Lieutenant Langbeld, der am 27. d. M. von hier abgegangen ist, ge—⸗ beten, den Versuch zu machen, ihn zu unseren Gunsten zu beeinflussen. Es hat keinen Zweck., durch das Land zu eilen, unsere Flagge der Gefahr der Beschimpfung auszusetzen und von Mpwapwa bis nach Korogwe Alles in einem Chaos zu lassen Treiben wir die Wongoni nicht aus, so wird an dem Tage, wo wir Usongo verlassen, der Distrikt angegriffen und Alles niedergebrannt werden, mit Aus⸗ nahme vielleicht des Häuptlingsdorfes, welches für die Einge— borenen nicht einnehmbar ist. Auch werden die Wongoni auf allen Karawanenrouten ausschwärmen. Ich habe auch den Chef von Bülow inständig gebeten, sich uns hier in Usongo anzuschließen zum Schutze Ihrer Vorräthe und Munition. .
Es liegt in meiner Absicht, nachdem ich mit den Wangoni fertig geworden bin, zum Nyanza zu marschiren und mit dem Pascha zu berathen, doch fürchte ich, daß ich ihn nie zu sehen bekommen werde, es sei denn, daß ich ihm bis zu den Mondbergen (Mountains of the Moon) folgte. Sie können mir indeß vertrauen, daß ich, obgleich mir dieser kleine Ausflug Spaß machen würde, ihm nicht so weit folgen werde, sondern daß, wenn ich ihn am Nyanza nicht treffe, ich nicht weiter vorwärts gehen werde. Es würde mir eine große Ehre gewesen sein, wenn ich meinen Ver⸗ trag in Gemäßheit meiner in Sansibar gemachten Vorschläge hätte ausführen können. Aber Emin Pascha, von dem ich geglaubt habe, daß ich niemals mit ihm in Konflikt kommen würde, zumal mir gesagt worden ist, daß seine Aufgabe nicht in Unyamwesi läge, hat meine friedlichen und, wie ich glaube, zur Schaffung dauernder Zustände geeigneteren Pläne vollständig über den Haufen geworfen. Ich bin daher gezwungen, Ihnen mit dieser Post meine Resignation ein usenden. Ich bin hierher gekommen nicht ohne, erhebliche Unannehmlichkesten für mich felbst, da ich erst in die Heimath hätte gehen sollen. Aber ich kam, um meinem lieben Freunde, dem Major von Wissmann, eine Gefälligkeit zu erweisen und aus aufrichtigem Interesse für meine armen Wanyamwest. Ich hoffe, daß das Wenige, was ich gethan oder zu thun versucht habe, Ihren Beifall findet, und dessen werden Sie sich erinnern, wenn Sie glauben, daß ich von Nutzen gewesen bin. Ich war willig, die deutschen Interessen innerhalb ihrer Machtsphäre in Central -Afrika zu fördern, aber ich kam nur bierher im Interesse des Deutschen Reichs und für die Wohlfahrt der Eingeborenen, nicht aber, um mit Arabern und Türken zu coquettiren.
Ich habe die Ehre zu sein .
Ihr ergebener Diener (gez) Charlie Stokes.
Anlage 2.
. San sibar, den 6. Dezember 1890.
Aus dem Schreiben Ew. Hochwohlgeboren vom 11. Oktober d. J. habe ich mit Bedauern ersehen, daß Sie den Zweck der Expedition wie meine eingehenden mündlichen Direktiven nicht in der vom Reichs kommissariat erwünschten Weise auglegen, ja letztere, die, wie Sie wußten, auf einer ziemlich genauen Kennlniß der dortigen Verhältnisse beruhten, mehrfach unbeachtet gelassen haben. Die keineswegs durch Nothwendigkeit bedingte Flaggenhissung
in Tabora war nur eine äußere Form, die nicht nur keinen Vortheil für uns hatte, sondern sogar einen gegentheiligen CGindruck erzielte, da es Ew Hochwohlgeboren an entsprechender Macht fehlte, das An⸗ sehen der Flagge aufrecht zu erhalten. . . Mit der Besetzung von Urambo und der Einmischung in die Kämpfe zwischen den Rivalen um die Machtstellung in den dortigen Ländern kann ich mich gleichfalls nicht einverstanden erklären, da Sie voraussehen mußten, daß dadurch eine Feindschaft mit, den Watuta oder Mangoni eingeleitet werden würde, die Ihren Arbeiten hinder⸗ lich, ja gefährlich werden mußte. . Ew. Hochwohlgeboren wußten ferner von der Annäherung des in meinen Diensten stehenden Mr Stokes, wußten, daß ich dessen Einfluß
emäßer gewesen, sich mit geganntem Herrn über zweckentsprechend ga e nen zu' einigen, bevor Ew. Hochwohlgeboren weiter . drangen. Die Folgen der Nichtbefolgung dieses Schrittes haben leider nicht lange auf sich warten lassen, wie Sie wissen werden. Lieutenant Langheld wurde von der Expedition abgeschnitten und die mit dem Gefecht von Urambo eingeleitete Befeindung der Wangoni hatte einen weiteren Kampf zur Folge der für uns in vieler Beziehung nach- theilig ausfiel. Vor Allem aber ist es durch das kriegerische Eingreifen in die dortigen politischen Verhältnisse Mr. Stokeg außerordentlich er— schwert, auf dem frierlichen Wege der Verhandlung für unsere In. tereffen vorzugehen. Ew. Hochwohlgeboren theilen nicht mit, aug welchem Grunde die Expedition Ukumbi verlassen hat und nach Ma— kongo marschitt ist. Ich, hoffe, daß dieses nur zum Zwecke der Rekognoszirung geschehen, nicht etwa Zwecks einer dor⸗ tigen Stationsanlage. Eine solche wird nöthig im Süden dis Seetz, und unsere Mittel erlauben durchaus nicht die Anlage mehrerer Stationen. Ew. Hochwoblgeboren bitte ich dringend, keine weiteren Wagrenaufnahmen im Innern zu machen auf Kosten des Reichskommissariats. Ich bin gezwungen, die äußerste Sparsamkeit eintreten zu lassen, um mit dem für dieses Jahr au? geworfenen Etat auszukommen und muß Ihnen erklären, daß für eine weitere Belastung des Reichekommissariats Sie persönlich haftbar sind. Gestatten mir Ew. Hochwohlgeboren, noch einmal die Punkte zu er— wähnen, die ich unter den obwaltenden Verhältnissen als eng be— grenzt einzuhaltende Aufgabe der Expedition zu betrachten bitte. 1) Errichtung einer Station am Nyanza, möglichst südlich, d. h. möglichst nahe unserer Anmarschroute gelegen, die gleichzeitig als Hafenstation für einen voraussichtlichen, im nächsten Jahre hinauf— gehenden Dampfer zu betrachten ist. . 2) Aufrechterhaltung einer guten Verbindung mit Mr. Stokes in Usongo und möglichstes Einverständniß mit demselben in allen Maß— nahmen. 3) Verhandlungen mit den in unser Gebiet gehörigen Häupt— lingen, die zum Zweck haben, daß die Eingeborenen mit den neuen politischen Verhästnissen, ich meine ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Flagge bekannt werden. 4) Sichern der Karawanenstraße. . Mr. Stokes bildet eine erwünschte Etappe für Ew Hochwohl⸗ geboren zwischen dem See und Mpywapwa. Dessen Instruktionen sind Ihnen bekannt, und können Sie daraus ersehen, daß sein Arbeitsfeld nur Uniamwesi ist, während die den See umgebenden Länder bis zum 1. Grad südlicher Breite zu Ihrem Distrikte gebören. Sobald Ew. Hochwohlgeboren die einzelnen Punkte der Instruktion als durchgeführt betrachten können, bitte ich Sie, so schnell als möglich zur Küste zu kommen, da eingreifende Aenderungen in der Verwaltung des Reichts⸗ kommissariats vorgesehen sind. ö . ; Die von Ihnen eingesandten geodätischen Arbeiten sende ich an das Auswärtige Amt, während die Sammlungen auf Befehl. des Herrn Reichskanzlers dem Königlichen Museum in Berlin über— wiesen werden. . (gez) von Wissmann,
Kaiserlicher Reichskommissar.“
An Seine Hochwohlgeboren Herrn Dr. Emin Pascha.
Der Reichskanzler (gez. i. V. von Boetticher) hat, wie die „Weimarische Ztg.“ mittheilt, auf die Vorstellung des Thü⸗ ringischen Städteverbandes, hetr. die Aufhebung der Vieh- und Fleischeinfuhrverbote, folgenden Erlaß unter dem Datum des 10. Dezember ergehen lassen:
„Dem Vorstande des Thüringischen Städteverbandes erwidere ich auf die gefällige Vorstellung vom 24. Oktober d. J ergebenst, daß i die Schwierigkeiten vollständig würdige, welche aus der Höhe der Fleischpreise seit einiger Zeit für die städtische Bevölkerung er wachsen sind. Ich kann aber nicht anerkennen, daß die be—⸗ stehende Theuerung in der Weise, wie dies in Ihrer Vor— stellung geschieht, auf die Einfuhrverbote für Vieh und Fleisch zurückzuführen ist, und halte es für bedenklich, die Wichtigkeit, welche ein strenger veterinärpolizeilicher Grenzschutz für unsere Landwirthschaft und damit doch auch für den gesammten Volks wohlstand besitzt, zu unterschätzen. Die Maßregeln, welche seit Eingang Ihrer Vorstellung getroffen worden sind, um den Bezug von Schlochtvieh aus dem Auslande zu erleichtern, werden in— zwischen auch die Gemeindevorstände Ihres Verbandes davon überzeugt haben, daß es nicht in der Absicht liegt, die Einfuhr verbote über das Maß des Nothwendigen hinaus aufrecht zu er— halten. Die vollständige Beseitigung derselben würde meines Er⸗ achtens mit einer unmittelbaren Gefährdung des inländischen Vieh⸗ bestandes gleichbedeutend sein. Wenn die für den Bezug österreichischen und italienischen Viehs bisher gewährten Erleichterungen nur zu Gunsten solcher Städte eingetreten sind, welche für die Schlachtung des Viehs in öffentlichen Schlachthäusern Gewähr bieten können, so liegt dem die Erwägung zu Grunde, daß auf andere Weije die Berührung des eingeführten Schlachtviehs mit inländischem Vieh nicht verhindert werden kann. Die Seuchenverhältnisse in den Nachbarländern lassen nach dem mir vorliegenden technischen Gutachten diese Berührung noch immer als gefährlich erscheinen. Ich vermag daher zu meinem Bedauern auch dem zweiten Vorschlag, welcher auf die Gleichstellung provisorischer, einer amtlichen Aufsicht unterstellter Schlachträume mit den öffentlichen Schlachthäusern hinausgeht, nicht Folge zu geben. Eine Erörterung dieses Vorschlages wird schon dadurch ausgeschlossen, daß er die Anforderungen, welchen derartige Schlachträume zu genügen haben würden, nach keiner Richtung er. kennen läßt. Nachdem gegenwärtig die Möglichkeit geschaffen ist, daß alle Städte, welche öffentliche Schlachthäuser besitzen, mit aus— ländischem Schlachtvieh sich versorgen, scheinen mir die Befürchtungen vor einem Nothstande, welche in der Vorstellung Ausdruck gefunden haben, nicht mehr berechtigt zu sein. Die Wirkungen der eingetretenen Verkehrterleichterungen werden, wie ich nicht zweifle, auch in dem Bereich der Ihrem Verbande angehörigen Gemeinden bemerklich werden.“
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten hat auf Grund der Ermächtigung des Bundesraths die Ein⸗ fuhr von lebendem Rindvieh aus Oesterreich⸗Ungarn in die Schlachthäuser der Städte Blomberg, Magdeburg, Zeitz, Erfurt, Hannover, Celle, Münster i. W., Frankfurt a. M., Wiesbaden und Köln a. Rh. widerruflich gestattet.
Das große Wecken am bevorstehenden Neujahrstage wird auf Allerhöchsten Befehl derart ausgeführt, daß die n. der hiesigen Regimenter der 2. Garde Fnfanterie⸗ Brigade mi den Hoboisten des 3. Garde- Reglments z. F. unter Führung eines Adjutanten vom inneren Schloßhofe bor Portal J aus durch diefes Portal über den Schloßplatz, die Schloßfreiheit und dann die Linden — Mittelweg . bis zum Brandenburger Thor und ebenso gur ü c marschißen Beim Wecken wird von der Kuppel der Schloßkapelle von . Trompeter Corps des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments mn, von Großbritannien und Irland ein Choral geblasen. litche 19 Uhr findet in der Harnison⸗ und St. Michaels ö 6 Gottesdienst statt, an welchem sich die Truppentheile der nison durch Abordnungen betheiligen. in Gegen⸗
Um 12 Uhr ist im Lichthofe des Zeughauses in e, wart Sr. Majestät des Kaisers ünd Königs fü
und Tindistämmen Vereinbarungen getroffen hatten zu dem Zwecke, um Usongo bezw. dessen Gebiet anzugreifen. Sie würden
und Kenntniß der dortigen Verhältnisse auf friedlichem Wege für unsere Interessen ausnutzen wollte. Es wäre zweifellos sach⸗
Generale und Offizier Corps Paroleausgabe.
Nach dem „Central⸗Bl. d. Bauv.“ wurde die Bau⸗ führer⸗Prüfung in den letzten zehn Jahren 1880/81 bis 1689/90 im Ganzen von 1998 Studirenden abgelegt und von 1347 oder 706 Proz. bestanden. Die größte Zahl mit zi Prüflingen entfällt auf das Jahr 1880s81. Dann ging die Zahl nach und nach herunter bis auf 92 im Jahre 1887/83. Das letzte Jahr 18839 90 zeigt mit 114 wieder eine geringe Zunahme, die sich indessen weitechin nicht unerheblich steigern dürfte. Nicht bestanden wurde die Prüfung im Durchschnitt dieser zehn Jahre von 29,4 Proz. aller Ge⸗— prüften; das ungünstigste Ergebniß weist in dieser Beziehung za Jahr 18815382 mit 3638 Proz, das günstigste das letzte Jahr 1839,90 mit 20,V Proz. auf. — Die Baumeister⸗ Prüfung legten in denselben zehn Jahren 2263 Bauführer ab, und zwar 1843 oder 81,4 Proz mit Erfolg. Am siürksten war der Zudrang mit 298. Prüflingen im Jahre 885 86; dann fallen die Zahlen bis auf 187 im letzten Jahre 1839/90, womit der niedriglle Stand der beiden ersten Jahre (1880 81: 161, 1881 82: 196) nahezu wieder erreicht ist. Im Durchschnitt der zehn Jahre haben 18,6 Proz. der Geprüften die Baumeister⸗Prüfung nicht bestanden; am ungünstigsten war das Jahr 1881/82, in welchem 24,5 Proz, am günstigsten das Jahr 1885.86, in dem 145 Proz. durch⸗ gefallen sind. Zur festen Anstellung im preußischen Staats⸗ dienst gelangen gegenwärtig in der Hochbau⸗Verwaltung die Negierungs⸗Baumeister aus dem Anfang des Jahrgangs 1883, in der Wasserbau⸗Verwaltung diejenigen aus dem Ende des Jahrgangs 1880 und in der Eisenbahn-Verwaltung die aus dem Anfang des Jahrgangs 1882, bezw. (im Maschinenbau) aus dem Anfang des Jahrgangs 1883.
Die im Reichs⸗-Eisenbahnamt aufagestellte, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs und Staats⸗-Anzeigers“ abgedruckte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat November d. J. ergiebt für die 56! Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ge⸗ zogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 36 3837,15 km, Folgendes: Im November d. J. war die Ein⸗ nahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 36 Bahnen mit zusammen 3621,08 km höher und bei 31 Bahnen mit zusammen 32 766,07 km (darunter 7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende No vem ber d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 51 Bahnen mit zusammen 32 886,6 km höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 3500,39 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebs— länge) geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende November d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 22 859 g00 M (15 405 000 6 Stammaktien, 2 454 900 6 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 5 000000 MS Prioritäts⸗ Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 18,83 km, sodaß auf je 1 km 192 375 (M entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat— bahnen betrug Ende November d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 504 868 829 S (253 997 500 M6 Stammaktien, 71 507 009 S, Prioritäts⸗Stammaktien und 179 364 329 „S Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 2904,50 km, sodaß auf je 1 km 173 823 Mς entfallen. Eröffnet wurden am 1. November die Strecke Reppen — Zielenzig 30,28 km (Königliche Eisenbahn-Direktion Berlin), am 3. No⸗ vember Horburg—Markolsheim 17,65 km (Reichseisenbahnen in Elsaß⸗-LLothringen), am 18. November Mügeln — Altenberg 36,10 m (Königlich sächsische Staatseisenbahnen), am 27. No⸗ vember Tuttlingen — Inzigkofen 37,08 km (Königlich württem⸗ bergische Staatseisenbahnen).
Der General-Lieutenant Ziegler, Commandeur der
6. Division, hat Berlin wieder verlassen.
Der Reichskommissar für Ost⸗Afrika, Major von Wiss⸗ mann ist am 30. v. M. vom Urlaub nach Sansibar zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte des Reichskommissariats wieder übernommen.
Der bisher beurlaubte Regierungs⸗Assessor Freise ist dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zu Berlin und der neu ernannte, bisher beurlaubte Regierungs-Assessor von Heinz der Königlichen Regierung zu Kassel überwiesen worden; ferner sind die neu ernannten Regierungs⸗A Assessoren Koch, Dr. Henry Meyer und Scharmer der Königlichen Regierung zu Danzig, Bromberg bezw. Breslau überwiesen worden.
Breslau, 30. Dezember. Als Grenzübergangsstationen sür die Einführung lebender Rinder aus Desterreich⸗ Ungarn in das Central⸗Schlachthaus zu Berlin hat nach der „Schles. Ztg.“ der Regierungs-Präsident zu Oppeln Oderberg und Dzieditz und als Einfuhrtag den Dienstag jeder Woche bestimmt. Die thierärztliche ÜUntersuchung der über Oderberg einzuführenden Rinder ist dem Grenz-Thierarzt zu Leobschütz, diejenige der über Dzieditz kommenden dem Grenz- Thierarzt in Pleß übertragen worden.
Krefeld, 29. Dezember. Der Präsident der hiesigen Handelskammer und Mitglied des preußischen Volkswirth— schaftsraths, Geheimer Kommerzien⸗Rath Alexander von Deimendahl ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute in Mentone gestorben.
Sachsen.
Dresden, 29. Dezember. Der Minister des Innern von Nostiz⸗Wallwitz hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge wegen eines nervösen Augenleidens sein Abschieds— gesuch eingereicht
Der Kampf zwischen den Ordnungsparteien und der Sozialdemokratie bei den Sta dtverordnetenwahlen it, so viel bisher zu ersehen gewesen, in allen Städten
achsens zu Gunsten der Ersteren ausgefallen, mit alleiniger usnahme der Stadt Wurzen, wo, wie die „Nat. Ztg.“ hervorhebt, die Sozialdemokraten drei ihrer Kandidaten (neben
ebenso vielen der Ordnungsparteien) in das Stadtverordneten— Kollegium gebracht haben.
Württemberg.
Stuttgart, 29. Dezember. Auf Befehl Sr. Majestät des Königs haben sich, wie der „St. A. f. W.“ mittheilt, der mit der Führung des XIII. Armee⸗Corps beauftragte General⸗ Lieutenant von Wölckern, sowie der Commandeur des In— fanterie⸗Regiments Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120 Oberst Krummacher heute nach Berlin begeben, um Sr. Majestät dem Kaiser zum neuen Jahre die Glück— 1 des Armee⸗Corps bezw. seines Regiments zu über— ringen.
Sessen.
Mainz, 29. Dezember. Der Bischof Dr. Haffner hat, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, durch ein Aus— schreiben die Geistlichkeit des Bisthums Mainz in eindringlichster Weise zur Mitwirkung beim Kampf gegen die gefahrdrohende soziale Bewegung aufgefordert. Im Ein⸗ klang mit den Ausführungen des bei der jungsten Bischofskonferenz zu Fulda erlassenen Hirtenbriefes empfiehlt der Bischof als Mittel gegen die lmsturzbestrebungen der Gegenwart besonders die Pflege echter Religiösität, der Eintracht und Zufriedenheit, sowie des christlichen Vereinslebens“. Namentlich räth er den Geist— lichen „Wachsamkeit“ über die Schule an „gegen antikirchliche oder ungläubige Richtungen“. Ferner erwartet er sehr viel von der Hebung und Weiterbildung des „christlichen Vereinslebens“. Die Geistlichen sollen Raiffeisen'sche Creditvereine, Bauernvereine, Lehrlings- und Gesellen⸗ vereine, christliche Arbeiter- und Männervereine, Bruder— schaften u. s. w. nach Kräften fördern, insbesondere aber dem unlängst gegründeten „Volksverein für das katholische Deutschland“ zur Bekämpfung der Irrthümer und Umstutz— bestrebungen der Sozialdemokratie ihre Unterstützung leihen. Die Frage, wie sich Geistliche und katholische Männer zu sozialdemokratischen Versammlungen in katholischen Ge— meinden verhalten sollen, könne nur nach den örtlichen Verhältnissen entschieden werden. „Am Besten ist es sicher— lich, wenn solche Versammlungen ganz verhindert werden können, und es ist Pflicht katholischer Männer, ihnen unter keinen Umständen ein Lokal zu überlassen. Wenn verständige und energische Männer an den Versammlungen theilnehmen wollen, um Unwahrheiten oder Aufreizungen entgegenzutreten, so ist dieses gewiß sehr lobenswerth, doch bedarf es großer Mäßigung, um Streitigkeiten zu vermeiden.“ Vor Allem komme es darauf an, den Arbeitern die Ueber⸗— zeugung beizubringen, daß „die religiös gesinnten und kon⸗ servativen Männer für ihre Interessen die wärmsten Sym— pathien haben“; dies sei insbesondere auch bei Wahlen im Auge zu behalten.
Deutsche Kolonien.
Man schreibt der „Nat.-Ztg.“:
Aus Tanga sind mit der letzten Sansibar Post sehr erfreuliche Nachrichten gekommen. Der Platz entwickelt sich mit Schnelligkeit. Die sämmtlichen verladungsfähigen Baustellen sind bereits von deutschen bezw. österreichischen Firmen erworben und der ehemalige Wirrwarr schmutziger Negerbütten weicht deutscher Ordnung und Sauberkeit, so daß die Stadt einem hübschen Badeorte gleicht. Auch aus dem Hinterlande, von der Pflanzung Amboni, kommen gute Nach— richten. Diese der deutschen Pflanzer⸗Gesellschaft gehörige Anlage hatte Anfangs mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, die nun mehr überwunden scheinen. Die Bauzest ist über standen, das Gehöft steht mit einem Steinholzhause auf massivem Unterbau, mit Trockenschuppen, Fermentirscheune und Stallungen fertig da, und die Rodung wächst kräftig über sich selbst hinaus. Was aber die Hauptsache ist: der erste Taback hängt in der Trockenscheune und verspricht nach Größe, Farbe und seidiger Weichbeit des Blattes eine vorzügliche Probe. Die Frage nach dem Werth des ostafrikanischen Tabacks, welche bisher noch immer eine offene war, dürfte also endlich ihre Beantwortung finden. Wie bekannt, hatte die Deutsche Ostafrikanische Plantagen ⸗Gesellschaft im Jahre 1888 eine Ernte auf Lewa fertig zum Versand liegen, als der Auf⸗ stand ausbrach. Die Vernichtung dieser Ernte war vielleicht der schwerste Schlag, welchen der Aufstand der deutschen Stellung versetzt hat. Denn wenn auch einige Sachkenner an Ort und Stelle sich von der Vorzüglichkeit des Lewa⸗Tabacks überzeugen konnten, so mußte es die Fernerstebenden naturgemäß entmuthigen, daß immer noch kein greisbares Ergebniß in Gestalt guter Tabacksblätter aus Ost— Afrika an den deutschen Markt gelangte. Das Mißtrauen war um so gerechtfertigter, als bedauerlicher Weise Sansibar-Tabacke den Ruf des ostafrikanischen Tabackbaues verdarben. Die Insel Sansibar eignet sich, wie jeder Fachmann weiß, mit ihrem auf Korallenkalk auf— gelagerten armen Sande durchaus nicht zum Tabackbau, während die tiefgründigen Urwaldböden von Usambara an die Verhältnisse von Sumatra erinnern. Erfreulicherweise machen auch auf Lewa nun die Arbeiten wieder gute Fortschritte und die Gesellschaft darf Ende 1891 ihrer ersten Ernte entgegensehen.“
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 30. Dezember. Die amtliche „Wiener Zeitung“ publizirt die mit Egypten am 16. August abgeschlossene Handels- und Schiffahrts-Konvention sowie die ministerielle Bekanntmachung Betreffs Aufnahme Egyptens unter die Zahl derjenigen Länder, welche bezüglich ihrer Waaren die Rechte der meistbegünstigten Nationen genießen.
Wien, 30. Dezember. Der bisherige Sektions-Chef im Ministerium des Aeußern, jetzige Minister am Kaiserlichen Hoflager von Szoegyenyi verabschiedete sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Mittag von den Beamten des Ministeriums des Aeußern. Freiherr von Pasetti beglückwünschte den Scheidenden zu der glänzenden und gerechlen Anerkennung, die ihm durch Berufung auf den Ministerposten zu Theil geworden sei. Minister von Szoegyenyi dankte den Beamten und betonte, daß er während feiner neunjährigen Amtsführung keinen Augenblick irgendwelche Unannehmlichkeiten im Verkehr mit ihnen gehabt habe. Später ließ sich der neue Minister die Beamten des ungarischen Ministeriums beim Kaiserlichen Hoflager vorstellen und gab diesen gegenüber der Hoffnung Ausdruck, daß er auch hier ebenso wie im Ministerium des Aeußern nur Pflichteifer und Fleiß finden werde, um so mehr, als das ungarische Ministerium a latere eine exponirte Stel⸗ lung einnehme, e Im Ministerium des Auswärtigen wurde die Leitung der bisher von dem Ersten Sektions⸗Chef wahrgenommenen Ge⸗ hefe provisorisch dem Sektions⸗Chef Freiherrn von Pasetti⸗Frieden burg übertragen, mit Ausnahme der handelspolitischen Angelegenheiten, welche in der Hand des Ministerial-⸗ Raths Freiherrn Glanz von GEicha vereint werden. Zur Führung der
sandte in Brasilien Graf Rudolf Welsersheimb in das Ministerium berufen worden. Außerdem ist die Be⸗ rufung des Obergespans des Stuhlweißenburger Komitats Grafen Bela CEziraky als Hof⸗Ministerial⸗Rath in Aus⸗ sicht genommen.
Am 26. d. M. hat, wie der „Presse“ berichtet wird, in Lemberg ein vom Verein „Narodna Rada“ einberufener jungruthenischer Parteitag stattgefunden, an welchem ungefähr 400 Personen, darunter auch Metropolit Sem⸗ bratowiez und der Stanislauer Bischof Pelesz, theil⸗ nahmen. Der Abg. Roman czuk führte aus, daß es durchaus nothwendig gewesen sei, das politische Programm der ruthe— nischen Nationalität genau zu formuliren und daß nunmehr in Folge dieser Klärung der Situation ein Umschwung in den politisch⸗nationalen Verhältnissen der Ruthenen eintreten müsse. Die Ruthenen sollten bestrebt sein, in der Entwickelung ihrer Nationalität es wenigstens soweit zu bringen, wie die Polen und Czechen.
Großbritannien und Irland.
Die mehrfach erwähnte, von einer Guildhallversammlung beschlossene Bittschrift an den Kaiser von Rußland, in welcher um Aufhebung der Ausnahmegesetze gegen die Juden petitionirt wird, sollte bekanntlich durch eine Deputation in St. Petersburg persönlich überreicht werden. Wie, W. T. B.“ meldet, ist in Folge von Vorstellungen aus St. Petersburg nunmehr von dieser Absicht Abstand genommen und die Bitt⸗ schrift durch den Lord⸗Mayor brieflich dorthin gesandt worden.
Parnell ist, dem „Journal des Dobats“ zufolge, gestern Abend in Paris eingetroffen; seine Unterredung mit O'Brien dürfte daher in Paris und nicht in Boulogne s. M. statt⸗ finden. Die Parn(lliten Clancy, Redmond und Kenny gehen, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, ebenfalls nach Paris, um am Mittwoch an einer Konferenz theilzunehmen; sie sind ent⸗ schlossen, kein Kompromiß, welches für Parnell demüthigend wäre, anzunehmen.
Zwischen William O'Brien und der „Times“ ist eine heftige Fehde entbrannt. Die „Times“ beschuldigte O'Brien vor wenigen Tagen, während seiner Anwesenheit in Amerika für das Dynamitardenblatt „Irisy World“ in New⸗York ge⸗ schrieben zu haben. O'Brien stellt dies entrüstet in Abrede und behauptet, er hätte nur Artikel für den ‚New⸗-Hork Herald“ geliefert, welche in die „Iriss World“ und andere Blätter übergegangen seien. Er fordert Zurückziehung der Anschuldigung und Abbitte, welche die „Times“ beharrlich verweigert.
Gladstone feierte gestern seinen 82. Geburtstag und wollte aus diesem Anlaß auf seinem Landsitz in Hawarden einen Trinkbrunnen enthüllen und dabei eine Rede halten.
* Frankreich.
Zu der in Nr. 311 d. Bl. erwähnten Aeußerung des Minister⸗Präsidenten de Freycinet in seiner Wahlrede, daß man noch nicht von einer dauernden Herrschaft des Friedens sprechen könne, bemerkt die „Nowoje Wremja“: die dritte Re— publik sei auf dem Wege sich immer mehr zu befestigen; Niemand könne aber eine Bürgschaft dafür übernehmen, daß nicht neue Kämpfe der Parteien im Innern ausbrächen, aus denen einer der Nachbarn Frankreichs Nutzen ziehen könnte. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet sei die Vollendung des Werkes der nationalen Vertheidigung eine Frage der Existenz der französischen Republik. ;
Rußland und Polen.
Wie man der „Köln. Ztg.“ meldet, verhandelt das russische Kriegs-Ministerium über den Bau einer neuen sehr wichtigen strategischen Eisenbahnlinie von Losowaja über Kon— stantinograb, Poltawa, Mirgorod, Lubny und Pirjatin nach Station. Browary der Kursk⸗-Kiewer Bahn. Besondere Schwierigkeiten sollen Brückenbauten im Kreise Perejaßlawl verursachen.
Wie die „Börsenztg.“ versichert, hat das Ministerium der Wege und Verkehrsanstalten bei dem Minister-Comité die sofortige Verstaatlichung der ganzen Kur sk-Charkow⸗ Azow⸗Eisenbahn nachgesucht. Nach Genehmigung des Antrages soll die Eisenbahn am 1. Januar 1891 in die Verwaltung der Krone übergehen. Dasselbe Blatt will ferner wissen, der Uebergang der Grel⸗Griasi⸗Eisenbahn an die Krone sei auf den 1. Oktober 1891 festgesetzt.
Wie dem „Rish. Westn.“ aus St. Petersburg mitgetheilt wird, hat das Minister⸗Comits einen Antrag bes Finanz⸗ Ministers und des Ministers der Volksaufklärung in Betreff der Frage über höhere, mittlere und niedere Handels⸗ schulen im russischen Reiche bestätigt. Nach diesem Projekt sollen eine oder zwei höhere Handelsinstitute begründet werden, in denen Lehrer für die Mittelschulen und Handelsagenten ausgebildet werden sollen. Ferner soll eine ganze Reihe niederer Kommerzschulen für Handlungskommis errichtet werden. Der ganze Plan wird im Laufe von einigen Jahren stufenweise ins Leben gerufen werden.
Der in New York beglaubigte russische General⸗Konsul Baron von Rosen ist zum russischen Gesandten bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Mexico ernannt worden.
Italien.
Das Amtsblatt vom 29. Dezember veröffentlicht die bereits gestern erwähnte Erklärung, wodurch die Kündigungs⸗ frist für den Handels vertrag mit Oesterreich⸗-Ungarn um ein Jahr verläeigert wird.
Die Gerüchte französischer Blätter über Absichten Italiens auf Tripolis und diesbezügliche Interpellationen an die italienische Regierung werden, wie man der „Frkf. Ztg.“ aus Rom telegraphirt, entschieden als grundlos bezeichnet. Von regierungsfreundlicher Seite wird hinzugefügt, die Haltung der italienischen Regierung rechtfertige durchaus nicht die Angriffe der französischen Presse gegen Hrn. Crispi, dessen Stellung im Innern dadurch nur gekräftigt werde. Gegenüber den damit zusammen⸗ hängenden Meldungen ausländischer Blätter über den Zweck einer Reise des Obersten Ponza di San Martino nach Tunis theilt die „Agenzia Stefani“ mit: Oberst Ponza habe nur eine Vergnügungsreise unternommen, sich in Tunis vier Tage aufgehalten und die Ruinen von Karthago be⸗ sichtigt; am 18. d. M. sei er alsdann direkt nach Italien zurückgekehrt.
Der Herzog Caetani von Sermoneta hat sich, der „Köln. Ztg.“ zufolge, bereit erklärt, die Wahl zum Bürger⸗ meister der Stadt Rom anzunehmen. Seine Ernennung sei gesichert.
Der „Mgdb. Ztg.“ zufolge hätte sich der Papst gegenüber mehreren Bischöfen über den erheblichen Rückgang des
Geschäfte des Zweiten Sektions⸗-Chefs ist der bisherige Ge⸗
Peterspfennigs beklagt, welcher im Jahre 1890 eine halbe
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