1890 / 312 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

*

Million weniger ergeben habe als 1889. Das . Budget weise einen Fehlbetrag von 200 009 Fr.

Spanien. Durch ein gestern unterzeichnetes Dekret Cortes zum 2. März einberufen.

Schweiz.

Das Budget für 1891 weist bei 78 O37 500 Fr, Aus⸗ gaben 65 638 009 Fr. Einnahmen auf, was ein Defizit von ist zu bemerken, daß die

außerordentlichen Kredite für das Heer mit eingerechnet sind. Das Al kohol⸗Monopol hat im verflossenen Jahre höhere

Das verkaufte Quanium Trinksprit betrug 68 069 Meter⸗Centner oder 8000 Gegenüber der d Summe (10074 000 Fr.) ergiebt dies eine Mehreinnahme

12 399 500 Fr. darstellt. Indessen

Erträge geliefert als vorausgesehen worden. mehr, als budgetirt worden.

von eirca 1 400 000 Fr.

Nach Antrag des Bundesraths würde der Verfassungs⸗ Artikel, welcher das Banknoten⸗Monopol

soll, folgendermaßen lauten:

Das Recht zur Ausgabe von Banknoten oder anderen gleich artigen Werthzeichen steht ausschließlich dem Bunde zu.

Der Bund kann das ausschließliche Recht zur Ausgabe von Banknoten entweder auf eigene Rechnung durch eine unter gesonderter Verwaltung stehende Bank. ausüben oder gegen Betheiligung an dem Reingewinn und vorbehältlich des Rückkaufsrechts an eine auf Aftien zu errichtende Bank übertragen, welche unter Mitwirkung und Auf—

ficht des Bundes zu verwalten ist.

Die Bank und ihre Zweiganstalten dürfen in den Kantonen keiner Besteuerung unterzogen werden; dagegen sind die Kantone an

dem Reingewinn angemessen zu betheiligen.

In Kriegszeiten kann der Bund für die Annahme von Bank noten oder anderen von ihm ausgegebenen Geldzeichen die Rechts⸗

verbindlichkeit aussprechen.

Die Äusführung diefer Bestimmungen geschieht auf dem Wege

der Bundesgesetzgebung.“

Es foll noch ein Alinea hinzukommen, welches die Auf— Die enbgültige Redaktion desselben sollte in der heutigen Sitzung des Bundesraths festgestellt

gaben der Bank darlegt.

werden. . Nach einem Telegramm

Anarchisten⸗Versammlung

haben“.

Wetterbericht vom 30. Dezember, Morgens 8 Uhr.

osp.

Wetter.

Stationen.

ar. auf 0 Gr.

Temperatur in o Celsius

B red. in Millim. 2 0 150 C. 40 R.

*. u. d. Meere

heiter

Mullaghmore bedeckt

Aberdeen Christiansund Kopenhagen. Stockholm. . : Petersb. Moskau ... Cork, Queens⸗ ö Cherbourg elder.

bedeckt wolkig —4 wolkenlos 9 wolkenlos 144 bedeckt bedeckt —11

K K N M

bedeckt bedeckt halb bed. wolkig wolkenlos wolkenlos wolkenl. ) Nebel

wolkenlos wolkenlos wolkig wolkenlos Dunst halb bed. heiter bedeckt wolkenlos

amburg .. Swinemünde Neufahrwasser

Memel

.. ᷣJᷣ . Karlsruhe. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin.. Mien Breslau. J] Ie d Aix... 1264 Triest .... 768 SMO

1 N e

1) Rauhfrost.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum erstreckt sich mit einer Höhe von über 780 mm von dem norwegischen Meere südostwärts nach den russischen QOstsee⸗ provinzen, in Wechselwirkung mit dem Depressions⸗ gebiete im Südwesten in Centraleuropa ziemlich lebhafte östliche Winde hervorrufend, unter deren Einfluß fast allenthalben der Frost zugenommen hat. In Deutschland dauert das trockene und vorwiegend heitere Wetter fort, nur in den südlichen Gebiets⸗ theilen hat die Bewölkung etwas zugenommen. Am kaltesten, unter Minus 15 Grad, ist das Wetter in der Nordhälfte Deutschlands, in Galizien, Ungarn und im südwestlichen Rußland. Im nordwestlichen und Innern Rußlands hat die Kälte abgenommen, eine Aenderung des Wetters ist nach der gegen—⸗ wärtigen Wetterlage demnächst noch unwahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern— haus. 271. Vorstellung. Nen einstudirt: Doktor und Apotheker. Komische Oper in 2 Akten von Carl Dittern von Dittersdorf. Text nach dem Fran⸗ zösischen von Stephani. In Scene gesetzt vom Ober- Regisseur 5 Dirigent: Kapellmeister Kahl. Zum Schluß: Wiener Walzer. In 3 Bildern von L. Frappart und F. Gaul. Die Muftk zusammen⸗ gestellt von Joseph Bayer. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 282. Vorstellung. Neu einstudirt: Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von

auf.

des „Bund“ soll eine in Genf bei 25. d. M. abgehaltenen Banket in heftigen Reden den Bundes⸗ rath und dle dortige Polizeibehörde „zum Tode verurtheilt

Wie die „N. 3. Ztg.“ erfährt, soll am 11. Januar in Bellinzona ein Sozialisten-Kongreß stattfinden und demselben keinerlei Hinderniß in den Weg gelegi werden. Der dortige Polizeikommissar erhielt von der Regierung nur den Auftrag, dafür besorgt zu sein, daß keine Ruhestörungen stattfinden und daß eine von ihm bevollmächtigte Persönlichkeit

*

päpstliche dem Kongresse beiwohne.

werden die Wie die „Köln. Ztg.“

Minister Fröre⸗Orban,

gegen dasselbe aus.

budgetirten

einführen . füh den Schiedsspruch zu fällen.

system wieder hergestellt wird.

kontingent für 1891 an.

der Rumänen in Minister des Aeußeren Prinzip der kleineren Länder schädlich.

einem am

zu wahren.

Shakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. In Scene ie vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang . ö.

Donnerstag: Opernhaus. 1. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyer beer. Text nach dem Französischen des Seribe, übersetzt von Castelli. Tanz von Graeb. (Mar- garethe: Frl. Teleki, vom Stadt⸗Theater in Ham⸗ burg, als Gast. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 1. Vorstellung. Der Kauf⸗ mann von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel. Anfang 7 Uhr. .

Deutsches Theater. Mittwoch: Die Kinder

der Excellenz.

Donnerstag: Die Haubenlerche.

Freitag: Die Kinder der Excellenz.

Die nächste Auffübrung von Der Sshn der Wildniß findet am Sonnabend statt.

Berliner Theater. Mittwoch: Goldfische.

Donnerstag, Nachm. 23 Uhr: Die wilde Jagd. Abends 7 Uhr: Kean.

Freitag: 17. Abonnements ⸗Vorstellung. Der Kaufmann von Venedig.

Tessing Theater. Mittwoch: Zum ersten Male: Auf der Höhe des Jahrhunderts. Lustspiel in 4 Akten von Ernest Blum und Raoul Tochs.

Donnerstag: Auf der Höhe des Jahrhunderts.

Freitag: Sodoms Ende.

Victoria - Theater. Mittwoch: Zum 31. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ hardt. Balleteompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters G. Severini. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 64 Uhr.

Wallner Theater. Mittwoch: Gastsplel von Felix Schweighofer. Zum letzten Male: Lili. Vaudeville in 3 Akten von A. Hennequin und Th. Millaud. Musik von M. Hervs und Jul. Stern. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Gastspiel Felix Schweighofer's. s' Nullerl. Volksstück mit Gesang in 5 Akten von Carl Morré. Musik von Vincenz Pertl.

Friedrich ⸗Wilhelmstãdtisches Theater. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch; Zum 11. Male: Die Gondoliere. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Deutsch von F. Zell und R. Gene. Musik von A. Sullivan. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapell⸗ meister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Die Gondoliere.

Nesidenz Theater. Direltion Sigmund Lauten ˖ burg. Mittwoch! Zum 39. Maler Der Kampf ums Dasein. (La lutte pour la vie.) Sittenbild in 5 Akten von Alphonse Daudet. Deutsch von Eugen Zabel. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Um 12 Uhr Mittags, zu ermäßigten Preisen: Matinée. Die Wildente. Schauspiel in 5 Akten von Henrik Ibsen.

Abends: Der Kampf ums Dasein.

Der bekannte Anarchist Amilear Cipriani ist bereits dort eingetroffen, andere Sozialistenführer, wie Calso Cerretti und Andreas Costa werden erwartet.

Belgien. erfährt, arbeitet der frühere ein entschiedener Gegner des allgemeinen Wahlrechts, gegenwärtig eine große Rede Er will dleselbe, wenn möglich, sofort nach dem Zusammentritt der Kammern halten. Der kürzlich abgehalten Parteitag der Radikalen hat sich fast ein⸗ stimmig für die Vertretung der Minderheiten und mit großer Mehrheit für die Einführung des Referendums ausgesprochen. ö. Zwischen Frankreich und dem Congostaat soll nach dem „Hamb. Corr.“ jetzt ein vollständiges Einvernehmen hin⸗ der sichtlich der Congozoll-⸗Tarife erzielt worden sein. Zwischen Portugal und dem Congostaat sind hinsichtlich des streitigen Congogebiets des Muata Yamwo die Verhandlungen aufs Neue aufgenommen worden. Kommt abermals keine Emnigung zu Stande, so hat der Präsident des Schweizer Bundesraths

Griechenland.

Der Deputirtenkammer soll unter anderen Vorlagen auch eine solche zugehen, durch welche das frühere Wahl—

Die Regierung argwöhnt, daß eine größere Anzahl bewaffneter Flüchtlinge aus Kreta demnächst nach Kreta zurückzukehren beabsichtige, um dort Ruhestörungen zu erregen. Insolgedessen ist das zwischen dem Kap Sunion und dem Rap Matapan kreuzende Geschwader angewiesen worden, alle nach Kreta fahrenden Schiffe, welche Waffen oder Muniton an Bord führen, mit Beschlag zu belegen.

Rumänien.

Bukarest, 29. Dezember. nahm heute mit 46 gegen 16 Stimmen das Rekruten⸗ Die Im Senat brachte bei der Adreßdebatte ein Mitglied der Opposition einen Antrag ein, worin die Regierung aufgefordert wird, zu Gunsten in Ungarn zu Labovary Intervention als Die Regierun . loyal ihre internationalen Pflichten erfüllen. Dies sei die einzige Politik, welche Rumänien gestatte, seine Selbständigkeit Betreffs der zu befolgenden auswärtigen Politik gab der Minister dieselbe Erklärung ab wie in der Kammer. Hierauf wurde der oppositionelle Antrag abgelehnt und die Adresse mit 66 gegen 3 Stimmen angenommen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 5. Arnsberger Wahlkreise (Bochum⸗Gelsenkirchen) stattgehabten Rei Ersatzwahl erlangte dem „W. T. B.“ zufolge keiner der Kandidaten eine absolute Majorität. Es erhielten: Müllen= siefen (natlib) 16100, Vattmann (Centrum) 15 960 Lenzmann (Demokrat) 1900 und Lehmann (Soz) 8106 Stimmen. Zwischen den beiden ersten findet demnach eine Stichwahl statt.

Graf Theodor zu Solms⸗Sonnewalde, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist am 28. d. M. gestorben. Im vierten Hildesheimer Landtagswahlkreise (Zeller— feld⸗Ilfels) ist für den verstorbenen Professor Dr. Drechsler ber⸗Bergrath Engels zu Klaus thal, freikonservativ, mit 110 von 111 gültig abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

chstagt⸗

vorragende

Die Deputirten kammer Chalcedon

stand zu interveniren. Der bezeichnete das verwerflich und als für die werde treu und

Metropoliten von

begaben sich am des Sultans, um schildern und die denselben durch rungen des Patriarchats zu beendigen. schafter Nelidow unterstüͤtzte die Vorstellungen der Metro— politen, indem er durch den Ersten Dragoman der landes⸗ väterlichen Erwägung des Sultans anheim geben ließ, ob der Sultan nicht Angesichts der bevorstehenden Feiertage und des dringenden Bedürfnisses der Gläubigen / Patriarchat ermöglichen wolle, die Kirchen wieder zu öffnen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Nach Schluß der Redattion eingegangene

Depeschen.

Preßburg, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser traf Vormittags zur brücke hier ein und wurde von sämmtlichen Ministern und den Deputationen der angrenzenden Komitate am Bahn—⸗ hofe empfangen. widerte der Kaäser, die Besuche in Preßburg, für welches er aufrichtige Sympathien hege, und an welches sich her— historische Erinnerungen stets mit großer Freude erfüllt. Alsdann begab sich der Kaiser unter begeisterten Zurufen zur Einweihung der Donaubrücke. Die Stadt ist festlich geschmückt.

Konstantinopel, 30. Dezember. deutsche Botschafter von Radowitz ist gestern Abend nach Berlin abgereist.

Eröffnung der neuen Donau—⸗

Auf eine Ansprache des Bürgermeisters er—

knüpften, hätten ihn

(WB. T. B.) Der

Heraklean, Darkos und Freitag in das Palais kirchlichen Noth— Bitte auszusprechen, Bewilligung noch einiger weniger Forde⸗ Der russische Bot⸗

diesem den

es dem

Beilage.)

Belle Alliance Theater. Mittwoch: Ensemble⸗

Gastspiel von Mitgliedern des Wallner⸗Theaters

Zum letzten Male: Schlag auf Schlag. Posse mit

Besang in 4 Akten von L. Herrmann und Franz

4 Musik von Julius Stern. Anfang .

Donnerstag: Zum ersten Male: Mein Freund Lehmann. Schwank in 4 Aufzügen von O. Klaußmann u. F. Brentano.

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Unwiderruflich letzte Nachmittags ⸗Keinder ⸗Vorstellung bei bedeutend ermäßigten Preifen. Aschenbrödel. Weihnachts⸗ Märchen mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von C. A. Görner. Musik von Stiegmann.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum 116. Male: Unsere Don Inans. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Goupletg von Gustav Görß. Mustk von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas -Theater. Alte Jakobstraße 30. Mittwoch: Zum 39. Male: Der Suldatenfreund. Anfang 743 Ühr.

Donnerstag und folgende Tage: Der Soldaten⸗ freund.

Coneert⸗nzeigen.

Concert Jaus. Mittwoch: Subseriptions Ball. Billets à 3 im Bureau des Hauses.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Uhr. Täglich Vorstellung im n nn en Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Circus Renz. (Carlstraße) Mittwoch, Abends 7 Uhr: Extra ⸗Vorstellung: Mazeppa's Ver⸗ bannung, oder: Die Rache Graf Rottorf's. Große historische Pasntomime mit Ballet in 4 Ab⸗ theilungen. (In der 2. Abtheilung: Polnischer Nationaltanz) Neu arrangirt vom Direktor E. Renz. Die 4 Orientalen, dargestellt von 4 Herren mit arab. Vollblutpferden. 12 arab. Schimmel hengste, zusammen dresf. und vorgef. von Herrn Franz Renz. Ifagar, Blumenpferd, vorgef. von Frl. Oceana Renz (Enkelin). Großes Hurdle⸗Rennen, geritten von Damen und Herren mit 24 Vollblut Springpferden. Miß Zelia Zampa. Luftgymnastikerin J. Ranges. Auftreten der Reitkünstlerinnen Erls. Zephora, Natalie und Mm. Bradbury, der Reit⸗ künstler Herren Bradbury und Burnell Fillis, sowie komische Entrées und Intermezzos von sämmt⸗ lichen Clowns.

Donnerstag: 2 Vorstellungen. Um 4 Uhr (1 Kind freih: Bacchus. Abends 73 Uhr: Heidelberger.

ö // / / / „/// Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Olga Schubert mit Hrn. Reg. Assessor Friedr. Krancke (Magdeburg). Frl. Margarethe Chales de Beaulieu mit Hrn. Prem.“ Lieut. von Ingersleben (auf Kunterstein Berlin). Frl. Anna Haertel mit Hrn. Kgl. Reg -Bau⸗ meisser Wilh. Schliebs (Breslau Köln a. Rh). Frl. Victoria von Laffert ⸗Lehsen mit Hrn. Lieut.

Olof Frhrn von Paleske (Lehsen). Frl. Marie Dürschneidt mit Hrn Bürgermeister Paul Kurth (Markneukirchen i. V). Frl. Helene Hennig mit Hrn. Kammerger -Referendar Alex Fürst (Berlin). Frl. Marie Baucke mit Hrn. Dr phil Walther Gebensleben (Halle a S) Frl Lutse Snethlage mit Hrn. Lieut. Gerhard Snethlage (Koblenz Metz). Frl. Wally von Treitschke mit Hrn. Sec. Lieut. von Anderten (Dresden Oschatz! Frl. Therese Weickert mit Hrn. Landwirth Karl Sachße (Leipzig. Eutritzsch-Weingenseng b. Jena). Baronesse Lina von Korff mit Hrn. Louis Hogrefe (Wiesbaden). Frl Margarethe Schöning mit Hrn. Fabrikanten Heinrich Schönerstadt (Berlin). Frl. Helene Theym mit Hrn. Kaiserl. Korvetten Kapstän Alfred Gruner (Stettin Wilhelmshaven). Frl. Marie Schmidt zur Nedden mit Hrn. Reg.⸗Assessor Hugo Paetow (Schwerin i. M Stralsund) Frl. Carola von Detten mit Hrn. Walter Berghaus (Berlin Sansibar). Frl. Else Doering mit Hrn. Assistenz Arzt Dr. Rich. Magnus (Frankfurt a M. Königsberg i. Pr.). Frl. Sophie Düben mit Hrn cand theol. Friedr. Wagner (Junitz= Reeken i. A.). Fil. Marie Wirth mit Hrn. Fabrikbesitzer Oskar Fromme (Leipzig-⸗Gohlitz= Leipzig). = Frl. Hedwig Belger mit Hrn. Paul Keller (Chemnitz = Stollberg). Frl. Margarethe Schröder mit Hry. Gust Kemmer (Berlin). Verehelicht: Hr. Enno Goßmann mit Frl. Emmy Peters (Hannover New -⸗Jork). Hr, Emil Schulz mit Frl. Marie Wegeleben (Kändler— Ebersdorf, Reuß j. L). . . Geboren: Ein Sohn Hrn. Rittmeister Fries (Deutz). Hrn. Geh. Justizrath Lucas (Berlin) Hin. Major Grafen von der Goltz (Potsdam). Hrn. Staatsanwalt von Benzon (Verden). Hrn. Rittmeister Grafen Groeben (Thorn). Hrn. Reg. Äffessor Br. Dultz (Oppeln). Hrn. 66 Haan (Mölbis b. Böhlen Rötha). Hrn. arl Stierwaldt (Leipzig). Hrn. Max Grune⸗ berg (Berlin). Hin. Karl Beuster (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Hauptmann a. D. von Kauffberg (Steinbrücken b. Köstritz)⸗. Hrn. Schleuther ⸗Braßnicken (Königsberg i Pr.). . Reg. Rath Br. vos Voß (Koblenz). Hrn. aron Altxander von Rahden (Mitan, Kurland). Hrn. Major Pape (Berlin). Hrn. Dr. Kopfermann (Groß · Lichterfelde b. Berlin). M Hrn. Rittmeister von Skrbensky (Münsterii, W. Gestorben: Hr. Rittmeister a D. Cd, von Müller (Bonn). Hr. Gutsbesitzer Aug. Wagner (auf Ileder⸗Gimmels Verw. Frau Prof. Dr. Amalie Henriette Bülau, geb. Jäger CEeipzig; . Hr. Herzogl Bberförster Lucian Hoffmann (Run ten S- S). Frl. Anna von Wurmb ( Schwenz). Hr. Geh. Reg. Rath J Pabst (Gotha). = Hr. Prof. Dr. jur. Rich. Woldem. von Frege auf Ahtnandorfs Sr. Jönigs. Landschsste. Rath Bernh. von Borcke⸗Bonin (Bethanien Neu torney).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 33.

Sieben Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage),

öffent⸗ und die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des lichen Anzeigers e ee len, if d! Attien und AUttiengesellschaften) für d * 9

vom 22. bis 27. Dezember 1890.

8 Erste Beilage. zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

r 342.

Berlin, Dienstag, den 30. Dezember

*

1890.

Literatur.

Geschichte.

ck. Zur eigenen Lebensgeschichte von Leopold von Ran ke. Herausgegeben von Alfred Dope. Leipzig. Verlag von Duncker u. Humblot. (Preis 14 43). Das weitführende Unter nehmen der Weltgeschichte hat Ranke daran verhindert, Denkwürdig⸗ keiten des eigenen Lebens, in denen sich zugleich der allgemeine Gang der Begebenheiten det neunzehnten Jahrhunderts wiederspiegeln sollte, seinen darstellenden Arbeiten anzuschließen. Diesem Mangel hilft, soweit es aus dem Nachlasse zu ermöglichen war, das vorliegende Weik ab. Dasselhe zerfällt in vier Abtheilungen, von denen die erste Jufsätze zur eigenen Lebensbeschreibung, die zweite ausgewählte Briefe, die dritte Tagebuchblätter und die vierte eine kleine Nachlese verschiedenen Inhalts bringt. Die Aufsätze zur eigenen Lebensbeschreibung bestehen n vier Diktaten, welche aus verschiedenen Jahrgängen herstammen. Die beiden von 1863 und 1869, von denen das eine die Jahre der Kindheit, den Aufenthalt auf den Klosterschulen Donndorf und Schul pforta und die Universitätsjahre, das andere den Aufenthalt in Frank surt a. O. (1818 - 1825) umfaßt, gewähren einen ziemlich vollständigen Ueberblick über die jugendliche Entwickelung Ranke's bis zu dem Punkt, wo seine historische Thätigkeit beginnt. In den DBiktaten von 1375 und 1880, relche die Erzählung der persön lichen Lebensbegegnisse nur dürftig fortsetzen, wird im Grund— riß dargelegt, in welchen Beziehungen zu den Erscheinungen der Zeitgeschichte die Studien und literarischen Arbeiten des großen Historikers standen. Der Abriß des Lebenslaufs erhält eine sehr erfreuliche und werthvolle Ergänzung durch die 329 ausgewählten Briefe, welche sich in der zweiten Abtheilung finden. Von diesen sind 176. mehr als die Hälfte, an Familienmitglieder gerichtet: 73

den Bruder Heinri zer mnleres Ifschlüsse ü an den Bruder Heinrich, welche höchst interessante Aufschlüsse über die innere Entwickelung des Historikers enthalten, 65 an die Gattin, welche sich durch lebendige Schilderung äußerer Begegnisse auszeichnen, 25 an den Bruder Ernst, welche besonders bezüglich der letzten Lebensjahre merlwürdig sind, 2e. Von den anderen Briefen seien erwähnt: die an den Freund Heinrich Ritter, welche die Haupt—⸗ quelle für die große Studienreise sind, die an den König Max on Bayern, höchst anziehenden Inhalts, und die an Waitz, Giesebrecht und Hein rich von Sybel, von welchen Ranke in einem Brief sagt, daß sie seine ‚Gloire als Lehrer seien. Die Briefsammlung ist in sechs durch äußere Momente von einander getrennte Abschnitte eingetheilt: am Eymnasium zu Frankfurt a. O., an der Universität Berlin vor der Studienreise, auf der Studienreise in Wien und Italien, nach der Heimkehr bis zur Vermählung, von der Vermählung bis zum Tode der Gattin, in der Wittwerzeit bis ans Ende. In der Frank— furter Periode sehen wir aus dem Hintergrunde philosophischer Ideen und klassischer Studien den Verfasser der romanisch-germanischen Ge⸗ schichte hervortreten; die erste Berliner Zeit vergegenwärtigt neben dem Anfänger auf dem Katheder den Verfasser der Geschichte von Fürsten und Völkern; in Wien und Italien legt der Schilderer der serbischen Revolution den Grund zu künftigen Meisterwerken; zwischen Heimkehr und Hochzeir fällt außer der historisch , politischen Zeitschrift und den schulstiftenden historischen Uebungen die Schöpfung der „Päpste“ und der Reformations⸗ geschichte; der Zeit des Ehestandes gehören die Abfassung der preußischen, der englischen Geschichte und des Wallenstein, wie auch die Begründung der historischen Kommission in München an; den Wittwertagen sind die letzten Haupischriften, vom Ursprung des sieben⸗ jährigen Krieges bis zur Weltgeschichte, entsprun gen. Eine Veröffent⸗ lichung seiner Briefe hat Ranke selbst im Auge gehabt, wie aus folgender Briefstelle ersichtlich: „Zuletzt, obgleich erst nach meinem Tode, sollte wohl auch eine Auswahl von Briefen folgen: nur solche, welche des Aufbewahrens werth sind. Allgemeine Bemerkungen über die hiftorische Forschung., die Philosophie der Geschichte, Goethe ꝛe., welche aus den Jahren 1831—49 herrühren, gehen den Tagebuch— blättern voran. In diesen, von denen die bei Weitem meisten in die Zet von 1870 85 fallen, steht die politische Reflexion im Vorder grunde, was um so bedeutsamer ist, als die in anderen Bänden der Werke sich findenden Aeußerungen über die großen Vorgänge des neunzehnten Jahrhunderts nirgends bis zu jener Zeit reichen. Den Schluß bildet eine kleine Nachlese verschiedenen Inhalts: Erwiderung auf Heinrich Leo's Angriff. Gutachten über die politischen Testamente Friedrich's des Großen. Politische Denkschrift aus der Zeit des Krim⸗ kriegeßs. Entwurf zu einer Geschichte, der Wissenschast in Deutschland. Ueber ein Denkmal Friedrich Wilhelm's III.—=— Idee einer Akademie sür deutsche Geschichte und Sprache. Mit diesem Bande hat die Ausgabe der sämmtlichen Werke Leopold von Ranke's, in welche jedoch die Weltgeschichte nicht einbezogen ist, ihren Abschluß gefunden.

Sozialpolitik.

Die Sozialreform und der Kaufmannsstand, von Dr. Georg Adler, Professor der Nationalökonomie an der Univer“ sität Freiburg i. B. München und Leipzig, G. Hirth's Verlag. Bei der großen Bewegung, welche die soziale Frage in alle Schichten der Gesellschaft gebracht hat, konnte es nicht fehlen, daß auch unter den Handlungsgehülfen das Verlangen nach Verbesserung ihrer Lage laut wurde. Der Verfasser der vorliegenden Schrift, eines Separatabdrucks aus den „Annalen des Deutschen Reichs“, unterwirft nun die soziale Lage der Handlungsgehülfen einer näheren Prüfung und gelangt zu der Ueberzeugung, daß, in Folge der Ueberzahl vorhandener Hand lungsgehülfen und der großen Konkurrenz der Geschäfte unter ein⸗ ander, die Ausnutzung der Gehülfen eine übermäßige ist, ohne daß ihneg andererseits eine Entschädigung, dafür in hinreichendem Maße gewährt werde. Als Mittel zur Beseitigung dieses Uebelstandes empfiehlt der Verfasser den Handlungsgehülfen, sich zunächst auf ihre eigene Kraft zu verlassen und durch Bildung starker Standes ⸗Organisationen auf die Erringung höherer Ge— hälter, Verhiaderung einer Vermehrung der Frauenarbeit und Centralisirung der Stellenvermittelung hinzuwirken, außerdem aber stagtliche Gesetze anjustreben, durch welche die dring“ lichsten Reformen verwirklicht werden könnten. Zu den Auf— gaben, welche dem Staat aus der Lage der Handlungsgehülfen in erster Linie erwachsen, rechnet der Verfasser insbesondere eine der⸗ artige Regelung des Detailverkaufs, daß dieser nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums zugelassen würde, wobei zugleich das Verbot nachträglicher Beschäftigung und, wo ein Verbot der Sonntagsarbeit nicht möglich sei, wenigstens eine Ver kürzung dieser auf einige Vormittagsstunden. autgesprochen werden müßte. Zur Kontrolle eines derartigen Gehülfen—⸗ schutzes würden, nach Art der Fabrikinspektoren, Handel sinspek⸗ toren anzustellen sein. Ein weiteres gesetzliches Einschreiten des Staats hält der Verfasser gegen das vielfach eingerissene Uebel, die gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist durch Spezialkontrakte herab susetzen, für nöthig, wie er weiter die obligatorische Krankenversicherung für alle, Handlungsgehülfen befürwortet. Er geht bei seinem Ein treten für Staatshülfe in diesen Punkten von der Ueberzeugung aus, daß es dadurch noch möglich fein, würde, diese Klasse von Arbeitern 8 Parteien zu erhalten, welche eine stete und harmonische Ausbildung . Gemeinlebens auf ihre Fahne geschrieben haben und sich nicht dem

ahne hingeben, daß durch gewaltsame Umgestaltungen das soziale Problem gelöst werden könne. Kolonialpolitik. O . Tr, gs bilder aus dem Araberaufstand in Deutsch⸗ st⸗Afrika, von H. F. von Behr, Offizier in der Schutztruppe für

3 e nn,, , 5 .

Deutsch⸗Ost⸗Afrika. (Leipzig, F. A. Brockhaus, Preis geheftet 6 , gebunden 7 4) Das von den Malern Hellgrewe und Franke reich illustrirte Werk bietet nicht nur ein lebhaftes Bild der blutigen Kämpfe, welche in der Hinrichtung Buschiri's und der Unter— werfung Bana Heri's ausklingen, es berichtet auch von den bisher ganz unbekannt gebliebenen, höchst interessanten Vorbereitungen zum Kampfe. Das außer mit vielen andern Abbildungen mit einem noch nicht bekannten Porträt Wissmann's in Tropenuniform, sowie Bildnissen der Schutztruppen⸗-Chefs Freiherr von Gravenreuth und Dr. Schmidt geschmückte Werk, dem auch eine Karte von ganz Deutsch-Ost⸗Afrika beigegeben ist, wird gewiß in den weitesten Kreisen willkommen geheißen werden. Die beste Empfehlung des Werks ist wohl das Vorwort des Majors von Wissmann: „Hr. von Behr, der Verfasser der „Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch⸗-Ost -Afrika“, war während der Kämpfe zur völligen Wiederaufnahme der nördlichen Hälfte unserer Küste Offizier in meiner Truppe Seine mit Geschick bearbeiteten Erinnerungen entwerfen ein klares Bild von den Verhältnissen in Ost-Afrika und den Kämpfen der Schutztruppe. Die Kriegsbilder sind frisch und allgemein verständlich geschrieben und werden dem Leser das Salz zu dem in offiziellen Berichten nüchtern Gebotenen sein. Das Buch wird mancher unklaren Ansicht, welche noch über unsere Kolonien verbreitet ist, entgegentreten und gleichzeitig die Schwierig—⸗ keiten beleuchten, welche sich der Kriegführung, auch auf anderen Gebieten, bei einem in den Tropen geführten Feldzug entgegenstellen. Bis ich mich selber einer offiziellen Bearbeitung dieses ersten Kriegs unternehmens in den deutschen Kolonien widmen kann, begrüße ich dieses Werk eines meiner Offiziere, welches durch die Lebhaftigkeit seiner Schilderungen das Interesse an unserer Aufgabe fördern und das Verständniß mehren wird, als einen beachtenswerthen Beitrag zur Geschichte unserer deutschen Kolonien. Möge das Buch eine günstige Aufnahme finden.“

Kulturgeschichtliches.

CO Alltagsleben einer deutschen Frau zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, von Dr. Alwin Schultz, Professor der Kunstgeschichte an der K. K. deutschen Universität zu Prag. Mit 33 Abbildungen. Leipzig, 1830, Verlag von S. Hirzel. Der be⸗ kannte Kunst., und Kulturhistoriker, der sich durch sein großes Werk über das „Höfische Leben zur Zeit der Minnesinger“ (vor Kurzem in zweiter vermehrter und verbesserter Auflage erschienen) als ein sehr belesener und gründlicher Kenner des Mittelalters erwiesen hat, wendet sich in der vorliegenden Schrift einem uns weit näher liegenden Zeittaum ju. Da in der Kunst der Barock- und Rococostil heut zutage wieder in Mode gekommen ist, so hat auch eine Sitten schilderung aus jener Zeit die Anwartschaft auf ein allgemeineres Interesse, hbesonders wenn sie so anziehend, originell und charakteristisch verfaßt ist wie die vorliegende, Die Anregung dazu hat das merkwürdige „Frauenzimmer Lexikon von Amaranthes (Wilhelm Corvinus) geboten, welches 1715 in Leipzig erschien und den gebildeten Damen damaliger Zeit, oder wie es dort heißt: „dem⸗ jenigen schönen und edelen Geschlechte, so dem Männlichen entgegen gesetzet ist!“ eine Uebersicht über alles für Frauen Wissenswerthe geben wollte. Was in diesem ziemlich umfänglichen Lexikon (es umfaßt 1176 Spalten und enthält auch viele biographische Mittheilungen über berühmte Frauen des Alter— ihums und der neueren Zeit) über weibliche Siite, Tracht und Lebensweise alphabetisch verzeichnet ist, hat Alwin Schultz nach praktischen Gesichtspunkten übersichtlich gruppirt und mit Hülfe von Schriften anderer zeitgenössischer. Autoren ergänzt. Namentlich hat er die Predigten und Schriften des bekannten Augustinerpaters und Wiener Hospredigers Abraham a Sancta Clara, dann aber auch die satixrischen Komödien des Jesuiten Callenbach dazu mit Geschick benutzt. Auf diese Weise erhalten wir ein höchst leben diges Bild des alltäglichen Lebens und Treibens einer deutschen Frau jener Zeit, von der Jugend bis zum Grabe. Die Darstellung be— ginnt mit den beiden auptfaktoren im Frauenleben, der Liebe und der Nerlöhniß. 31 e j s men wit won V; R dem Verlöbniß, zugleich im Zusammenhang damit von Liebesorakeln, Gesellschaftsspielen, Ständchen, Liebesbriefen (deren ein paar höchst charakteristische im Wortlaut aus der in Nürnberg 1682 erschienenen Brief ⸗Verfassungskunst“ mitgetheilt sind). Geschenken, Tänzen, von der Mitgift 2c. handelnd. Sehr ergötzlich ist u. a. die Definition des Kusses'; sie lautet: „Kuß oder Mäulgen auch Schmätzgen und Heitzgen genannt, ist eine aus Liebe herrührende und entbrannte Zusammenstossung und Vereinigung derer Lippen, wo der Mund von zwey Personen so fest aneinander gedrücket wird, daß die Lippen bey dem Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeschmacks von sich geben. Im nächsten Kapitel wird dann Alles beschrieben, was in das Gebiet der Kleidung und des Schmucks einer Frau damaliger Zeit gehört, wobei der Reifrock, die modischen Frisuren und verschiedenartigen Coiffüren besonders ein—⸗ gehend berücksichtigt sind. Auch die Schminken und Mouchen sowie andere intime Toilettengegenstände sind nicht vergessen; ebensowenig der . P mit dem manche Schöne schlief. Amaranthes be—

gisirte Schilderung eines damaligen Hausballs in einer von franzö— sischen und italienischen Floskeln wimmelnden Ausdrucksweise. Sonn jagsfeier und Kirchgang, Geburt eines Kindes, Taufe, Erziehung, Tod und Begräbniß sind mit allen Einzelheiten der Zeitgebräuche in gleich anziehender, immer aus den le—

sonderer Exkurs ist dem Aberglauben gewidmet, der eben falls vieles Merkwürdige und. Grheiternde entbält. Sehr be⸗ merkenswerth sind die Klagen Abraham's in „Judas der Ertzschelm“ über die Verschwendungssucht der Frauen: „Die Frau kümmeit sich nicht um ihr Hauswesen, verbraucht mehr, als ihre Mitgift beträgt, für ihre Toiletten⸗Bedürfnisse. Badereisen, Gesellschaften; die Männer dürfen den Frauen nichts abschlagen, thun sie es, so haben sie von Stund an eine „todtkranke Frau. Ob er in Schulden versinkt, ob er Geld nimmt, wo er es findet, sich bestechen läßt, anvertraute Kassen angreift, das alles ist der Frau gleichgültig. Eine Scene auß der Komödie Kallenbach's „Quasi Vero“ muß als drastische Illustration zu diesem Klagelied dienen. Der beredte Sittenprediger sällt überhaupt ein unerbittlich strenges Urtheil über die Schlechtig⸗ keit der Zeit, er sagt!? Das siebenzehnte Jahrhundert könne nicht anders genannt werden, als voll der Falschheit und Gleißnerei, und führt das an einer anderen Stelle sehr detaillirt aus. Man muß diese gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit sich vergegenwärtigen, sagt Schultz, um die Bedeutung von dem rauhen und barschen Wirken des preußischen Königs Friedrich Wilhelm J. ganz und voll zu wür— digen. „Sein Verdienst ist es, der Verweichlichung, der Verschwen dungssucht, der Unredlichkeit und Unsittlichkeit in seinem Lande Ein halt gethan, das Gefühl für die strenge Pflichterfüllung um ihrer

selbst willen wieder erweckt zu haben. Er wußte wobl, daß es noth⸗ that, mit aller Kraft der Nachäffung französischer Sitten und fran— zösischer Leichtfertigkeit entgegen zu treten, deuische Zucht und Ehr barkeit in seinem Volke wieder zu beleben. Das Buch ist mit einer Reihe von Kostämbildern nach Originalen des Germanischen Museums in Nürnberg sowie aus anderen Pablikationen geziert. Fern von trockener Gelehrsamkeit, wendet es sich seiner originellen Form nach, welche die alten Autoren wieder lebendig werden und selbst zum Leser sprechen läßt, an den großen weiten Kreis aller Gebildeten, denen das Buch als eine ebenso belehrende wie amüsante Lektüre wohl empfohlen werden kann. Landeskunde.

OG Die österreichisch / ungarische Monarchie in Wort und Bild, jenes von dem verstorbenen Kronprinzen Rudolph ins Leben gerufene, vornehm und splendid ausgestattete Prachtwerk, an welchem die hecvorragendsten Schriftsteller und Künstler der Monarchie mitarbeiten, ist um fünf neue Lieferungen gefördert worden. Die die Länder Ungarn“ und „Kärnten und Krain“ behandelnden Bände werden darin weiter vervollständigt. Das 17. Heft II. Bandes Ungarn“ bringt die Fortsetzung und den Abschluß der Schilderung von Temesvar und die Beschreibung von Pancsova nebst Umgebungen. Im 18. Heft (121. Lieferung) wird eine eingehende Darstellung der Kolonisation Süd Ungarns durch Deutsche gegeben Diese Koloni⸗ sation vollzoz sich in drei Perioden: nach der Vertreibung der Türken, in den Jahren 1722 bis 1727, dann seit dem Erlaß des Kolonisatlons⸗Patents vom 25. Februar 1763, und endlich in größtem Maßstabe unter Kaiser Joseph II. Der Verfasser dieses Abschnitts Gugen Szentklaray schildert die heutigen Nachkommen jener Ansiedler als einen kräftigen, mittelgroßen Menschenschlag, arbeitsam und ernst, doch auch dem Frohsinn nicht abgeneigt. In ihren Sitten und Gebräuchen haben sie noch Vieles von ihren Vor⸗ fahren am Rhein und in Schwaben bewahrt, auch die alten deutschen Volkslieder singen sie noch. Die zahlreichen Illustrationen sind unter Leitung des Prof. Gustav Morelli in einer eigens für das Werk ins Leben gerufenen xylographischen Anstalt hergestellt und sind daher nicht nur treffliche Proben moderner ungarischer Kunst, sondern auch der Ausübung dieser Vervielfältigungs-Technik. Die drei anderen neuen Lieferungen gehören zu dem Bande „Kärnten und Krain‘. Das 11. Heft enthält den Schluß der römischen Vorgeschichte und dann die Landesgeschichte von Krain. Da es ein Grenzland war, ist diese sehr wechselvoll gewesen; namentlich hat Krain unter den Einfällen der Türken sehr gelitten, sodaß nur noch wenige bedeutendere Denkmale der Architektur und bildenden Kunst auf unsere Tage gekommen sind. Letztere sind im Bilde veranschaulicht. Das Volksleben, der Gewerb⸗ fleiß, die Festbräuche, Mythen, Sagen und Volkslieder der Slovenen werden in anziehender Weise geschildert und durch poetische Proben und Abbildungen illustcirt. Ein spezielles Kapitel ist den Typen der Burgen. Ortsanlagen und Bauernhäuser des Landes gewidmet und ebenfalls durch eine Reihe von Holzschnitten erläutert. Die Slovenen sind als ein musikalisch veranlagter Volksstamm wohl⸗ bekannt; dafür spricht auch der reiche Schatz von Volksliedern, den sie besitzen. Sie hatten, wie Regierungs⸗Rath Dr. Keesbacher nach— weist, schon im 16. Jahrhundert Musikschulen, im 17. Jahrhundert entstand eine Musikgesellschaft, und im Jahre 1702 wurde die Phil⸗ harmonische Gesellschaft in Laibach gegründet, die noch heute besteht und sich rühmen kann, die älteste ihrer Art in der ganz n Monarchie zu sein. Keine Geringeren als Joseph Haydn und Beethoven sind ihre Ehrenmitglieder gewesen; von dem Dankschreiben, welches der Letztere an die Gesellschaft (1819) gerichtet hat, ist der Schluß im Faesimile beigefügt. Wie auch die deutsche Dichtung in Krain seit den Zeiten des Minnesängers Ulrich von Lichtenstein bis zu Anastasius Grün gepflegt worden ist, zeigt Prof. Ed. Samhaber am Schluß der Lieferung, welche wie die anderen illustrativ reich geschmückt ist. Auch die vorliegenden Hefte bekunden nach Inhalt und Ausstattung den regen Eifer aller schriftstellerischen und künstlerischen Kräfte, welche an dem großen Werke betheiligt sind. Dasselbe verspricht in der That ein literarisches Denkmal von gediegenem inneren Werth und schöner äußerer Zierde zu werden.

. Kalender.

Deutscher Kolonial⸗Kalender für 1891. 3. Jahrgang Herausgegeben von Gustas Meinecke, Redacteur der „Deutschen Ko⸗ lonial⸗Zeitung!“ Mit drei Lichtdruckbildern nach Originalen der Maler Th. von Eckenbrecher und R. Franke. Preis elegant gebunden 241 Zu beziehen durch jede Buchhandlung, sowie vom Verleger H. L. von Trautvetter, Berlin, Körnerstr. 15. Der deutsche Kolonial⸗Kalender ist zu einem Bedürfniß geworden für alle Diejenigen, welche sich nur irgend mit kolonialen Angelegenheiten beschäftigen, da er über dassenige, was zu wissen nothwendig tst, vorzüglich orien⸗ tirt. Er bringt nach einer kurzen Jahresgeschichte der ein— zelnen Kolonien die Listen der Reichsbehörden in den Schutz- gebieten, deutschen Kolonialgesellschaften, Agitationsgesellschaften und Missionen. Dann werden aber auch die Postdampfschiffsverbindungen mit den Kolonien ausführlich mitgetheilt und wird manches statistische Material gegeben, wel hes für Agitationszwecke ganz gut zu verwenden ist. Das Büchlein präsentirt sich im schmucken Einband, mit dem Bildniß des Kaisers, wie er auf der Silbermünze der Ostafrikanischen Gesellschaft dargestellt ist, auf dem Deckel, während Vollbilder von den Malern Th. von Eckenbrecher und Rudolph Franke afrikanische Ansichten darstellen. Der Kalender wird sich auch diesmal wieder viele Freunde erwerben.

Aus der Schlesischen Buchdruckerei, Kunst-⸗ und Verlags⸗ anstalt, vormals S. Schottländer in Breslau, ist aunmehr zum vierten Mal hervorgegangen der von Dr. Erich Richter herausgegebene, dem „Förderer der deutschen wissenschaftlichen Ausbildung in der Zahn⸗ heilkunde', Staats ⸗Minister Dr. von Goßler gewidmete ‚Dental⸗ Kalender für Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn und die Schweiz“, 1891, in zwei Theilen. Der J. Theil enthält auf 182 Blättern ein für alle Tage des Jahres und alle Arbeitsstunden des Tages eingerichtetes Kalendarium. Der II. Theil bringt auf 340 Seiten

dendigen Duellen schöpfender Schilderung dargestellt. Ein be.! ein Personal ⸗Verzeichniß der im Deutschen Reiche, der Desterreichisch

ungarischen Monarchie, der Schweiz, den Königreichen Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen und Rumänien in selbständiger Praxis thätigen approbirten Zahnärzte, American Doctors of Dental Surgery, im sonstigen Auslande diplomirten Dentisten, Zahnkünstler und Zahntechniker, nach Ländern, Provinzen und Städten geordnet, nebst einem Anhang bezüglich der größeren Städte Ruß- lands, Serbiens, Italiens und des Orients. Ferner enthält dieser Theil Gesetze und Erlasse im Gebiete der zahnärztlichen Praxis und Studienordnung und ein Verjeichniß der im Jahre 1880 in deutscher, englischer und französischer Sprache erschienenen Bücher und Zeitschriften über Zahnheilkunde und die damit verbundenen Materien. Allgemeines Interesse dürften die „Statistischen Mittheilungen“ und Verzeichnisse sämmtlicher zahnärztlichen Lehranstalten der Welt (Seite 28— 32), das Verzeichniß der zahnärztlichen Gesellschaften und Fachvereine Guropas sowie die Statistik auf Seite 256 258 bean spruchen. Ein angeschlossenes Namensregister! mit nachfolgendem „DOrtsreyister' erleichtern die Auffindung der Einzelheiten. Schließlich bringt der Anhang‘ eine Fülle von Prüfungsaufgaben‘ aus allen Fächern der Zahnheilkunde. Preis für beide Bände: 3 M 50 5.

lao So b

Val 4l, 10h 20 506 60a l2I, 20 b) 6 10 hy

12,606

. 50bGkl. f.

o8 hob G 1

0. 50 bz;

13,40

O8, 50 bB

6.50 b; G

O2 50 bz

8, 50 bz

lscha ften.

6,15 B Gs Ho ch

. franco gi ur A pr.

——

angegeden )

3 40 *