1891 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Anhalt. Dessau, 3. Januar. Se. Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Hessen ist dem „A. StA.“ zufolge gestern wieder von hier abgereist.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Rudolstadt, 2. Januar. Se. Durchlaucht der Fürst hat sich, wie die „Schwzb. Rud. Lds.⸗Zig.“ berichtet, am 31. Dezember nach Altenburg begeben, um daselbst das Neujahrsfest im Kreise der Familie der Prinzessin⸗Braut zuzu⸗ bringen. Wie das genannte Blatt von dort erfährt, fand am Bahnbofe feierlicher Empfang des Fürsten statt, und am 5. d. M. wird am Herzoglichen Hofe eine große Cour, ver— bunden mit Hofconcert abgehalten werden.

Deutsche Kolonien.

Die Erwägungen wegen Auswahl eines für den Sitz des Gouvernements in Ost-Afrika geeigneten Ortes haben, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, zur Wahl von Dar-es-Salaam geführt. Mit der Herstellung von Regie— tungsbauten in Dar es-Salaam ist begonnen worden. Risse und Anschläge sind für ein Gouvernementsgebäude, sowie zu Gebäuden für Unteroffiziere, Verwaltunge beamte und Schreiber angefertigt worden. Das Erdgeschoß der Gebäude wird aus einheimischem Material (Steinen und Kalk) aufgemauert, während das erste Stockwerk aus Holz und Eisenträgern in Deutschland konstruirt wird, um demnächst an Ort und Stelle aufgestellt und mit dazwischen gestampftem Beton ausgefüllt zu werden. . .

Der bisher im Auswärtigen Amt beschäftigte Gerichte—⸗ Assessor Viktor Esch ke wird dem Reichskommissar für Ost— Afrika als juristischer Beistand beigegeben werden. .

Der stellvertretende Reichs kommissar Chef Dr. Schmidt ist vom 4. Dezember 1390 auf 6 Monate nach der Heimath beurlaubt. .

Der Ingenieur Proksch aus München ist am Neujahretage

in Bagamoyo eingetroffen, um im Auftrage der Münchener Lokalbahn-Aktiengesellschaft mit der Absteckung der projektirten Bahnlinie Bagamoyo⸗Dar-es-Salaam zu beginnen. Das Terrain zwischen Bagamoyo und Dar-es-Salaam ist durch einen Offizier kartographisch aufgenommen, und es hat sich dabei gezeigt, daß irgend welche nennenswerthen Terrain— schwierigkeiten nicht zu überwinden sind; abgesehen von einigen Dammaufwürfen in Sümpfen und ein Paar Ueberbrückungen tiefer auch mit Wasser gefüllter Einschnitte, zieht sich die Trace in ebenem oder schwach hügeligem Gelände dahin. Die Länge derselben beträgt etwa 68 km. Der Premier Lieutenant im 1. Garde⸗Regiment z. F. von Bülow ist zum Auswärtigen Amt kom mandirt und zunächst der Schutztruppe für Südwest-Afrika zugetheilt worden. Der Oberhäuptling der Hereros Maharero ist am J. Oktober v. J. verstorben. Er war etwa zehn Tage vorher an einer Art Ruhr erkrankt, welche in so ungewöhn— licher Schärfe auftrat, daß schon nach einigen Tagen alle Kräfte geschwunden waren. Die Häuptlingschaft wird wahr— scheinlich auf den Sohn des Verstorbenen, Samuel, übertragen werden. .

Der Vize⸗Feldwebel der Landwehr und Wirthschafts—⸗ Inspektor Paul Späte ist für das Kaiserliche Gouvernement in Kamerun engagirt worden. Derselbe wird zunächst die Funktionen eines Materialienverwalters übernehmen. Dem Volizeimeister Maurer in Kamerun, welcher gleichzeitig als Amtsdiener und Gärtner fungirte, ist die nachgesuchte Dienst— entlassung ertheilt worden. An seine Stelle wird der Kunst— gärtner Hermann Voigt treten.

DOesterreich⸗Ungarn. .

Wien, 5. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König hat sich nach der „Wien. Ztg.“ am 2. d. M. zu Hoch— wildjagden nach Steiermark begeben. In der Begleitung Sr. Majestät befinden sich der Großherzog von Toskana, Prinz Leopold von Bayern, Erzherzog Franz Salvator und mehrere Hofwürdenträger.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin— Wittwe Erzherzogin Stephanie ist am 2. d. M. in Be— gleitung ihres Hofstaates aus Wien in Abbazia eingetroffen und verbleibt dort eine Woche.

Vor Wiederaufnahme der Verhandlungen über den deutsch-österreichischen Handelsvertrag wird dem „Fremden⸗Bl.“ zufolge die österreichisch- ungarische Zollkonferenz unter Vorsitz des Ministers von Szögyeny zusammentreten, um über einige für die Fort— setzung der in Rede stehenden Verhandlungen mit Deutschland nothwendige Fragen zu berathen und zu beschließen. Zu diesem Zweck ist auch der ungarische Finanz Minister Weckerte hier eingetroffen.

Das zwischen der italienischen und der österreichisch—⸗ ungarischen Regierung abgeschlossene Uebereinkommen, durch welches der im Handel svertrag mit Italien vom J. Dezember 1887 festgesetzte Kündigungstermin um ein Jahr, also bis 31. Dezember 1891, verlängert wird, erfordert die Zustimmung der legislativen Körperschaften. Zu diesem Zwecke wird denselben eine Gesetzesvorlage unterbreitet werden und 1. bei Wiederaufnahme der Sitzungen zugehen.

In der vorgestrigen Sitzung des böhmischen Land— tages beantragten, wie die Wiener Blätter melden, die Jungezechen bei der Berathung der Vorlage über den Landeskulturrath, daß für den die Ernennung der Be— amten betreffenden Paragraphen entgegen dem Majoritäts— antrage eine Zweidrittel⸗-Majorität erforderlich sein solle. Der Landmarschall hielt eine gualifizirte Majorität nicht für nothwendig. Der Majoritäts antrag wurde mit 104 gegen 44 Stimmen angenomnien. Die Jungczechen brachten einen Protest hiergegen ein und beantragten am Schluß der Sitzung, der Landtag möge darauf hinwirken, daß eine Zählung nach Nationalitaten im ganzen Reich vorgenommen werde.

Das Aktions-Comité fur die böhmische Landes— ausstellung versendet ein Comm uniqus, in welchem es, um irrigen Anschauungen wirksam zu begegnen, freudigst und dankbar konstatirt, daß die Regierung an ihrem, vom Beginne an eingenommenen Standpunkt, die Ausftellung moglichst zu förde n, stets festhalte und dies be Rändig dokumentire. Die Regierung wünsche zweifellos die Theilnahme des ganzen Landes an dem Friedenswerke; viel⸗ leicht gelingt es noch, dies zu erreichen. Dies ware haupt⸗ jachlich ein Glück für beide Nationen, weil die gemeinsame

Friedensarbeit zu einer ruhigen Auseinandersetzung über die bestehenden Differenzen und zur Eintracht der beiden Stämme des Landes führen würde. . ̃ Die ungarisch⸗kroatische Regnikolardeputation hat in ihrer am Sonnabend abgehaltenen konstituirenden Sitzung Koloman Szell zum Präsidenten und Max Falk zum Referenten gewählt. Die Regierung, durch den Minister⸗ Präsidenten Grafen Szäpäry und Finanz⸗Minister Weckerle vertreten, unterbreitete eine Vorlage, betreffend die Modifizirung des 5. 21 des Gesetzartikels 30 vom Jahre 1868 über die Neuregelung des Grundentlastungszuschlages. Die meritorische Berathung hierüber wurde auf den 17. Januar vertagt.

Großbritannien und Irland.

Die Zeitungen veröffentlichen einen vom Vizekönig von Irland und von seinem General⸗-Sekretär erlassenen Aufruf, in welchem zur Unterstützung der noth— leidenden irischen Bevölkerung, insbesondere auch der Kinder, welche wegen Mangels an Kleidern und Lebensmitteln die Schulen nicht besuchen können, aufgefordert wird. Die irische Regierung werde die Verwaltung und Vertheilung aller Spenden an Geld, Kleidern und Lebensmitteln über⸗ nehmen.

Der in den Pairsstand erhobene Sir Francis Sand— ford war von 1870 bis 1885 Sekretär im Unterrichts— Ministerium, worauf er anläßlich der Bildang eines abgeson⸗ derten schottischen Departements zum Unter Sekretär für Schott⸗ land ernannt wurde, welchen Posten er vor zwei Jahren niederlegte. Sir Edward Cecil Guinneß verdankt die ihm verliehene Pairswürde wohl hauptsächlich dem Umstande, daß er im November 1889 in hochherziger Weise dem Staate 250000 Pfd. Sterl. für die Errichtung von Arbeiterwohnungen in London und Dublin überwies. Er war früher Mitglied der großen Dubliner Brauerfirma, die nunmehr in eine Aktiengesellschaft umgewandelt ist.

Die Urheber des Kanal-Tunnelprojekts sind vom Handelsamt verständigt worden, daß es wiederum die Pflicht der Regierung sein werde, die in Hause eingebrachte Bill zu Gunsten der Fortsetzung der Versuchsarbeiten zu beanstanden.

Zweihundert Beamte der dem Ministerium der Posten unterstellten Sparkasse sind, dem „W. T. B.“ zufolge, entlassen, weil sie sich weigerten, zwei Stunden über ihre vor— geschriebene Dienstzeit hinaus im Dienst zu bleiben.

Frankreich.

Paris, 5. Januar. In dem am 3. d. M. abgehaltenen Ministerrath unterzeichnete der Prasident Carnot dem „Journal des Debats“ zufolge ein Dekret, durch welches die Organisation des Generalstab es entsprechend dem Ge— setze vom Jahre 1890 abgeändert und die Zahl der General— stabs-Offiziere verdoppelt wird.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat nach dem „Temps“ Verhandlungen mit den Eisenbahngesellschaften über die Herabminderung der Stempelsteuer für Eil— güter, welche der Finanz-Minister im Budgetentwurfe für 1892 vorzuschlagen beabsichtigt, begonnen.

Bei den gestrigen Wahlen zum Senat wurben, wie „W. T. B.“ meldet, in 32 Departements im Ganzen 75 Re— publikaner und 6 Konservative gewählt. Die Republikaner haben 10 Sitze gewonnen. Außer Freycinet wurden im Seine⸗Departement Tolain, Rane und Lefépre gewählt. In Rouen siegte Richard Waddington mit 785 Stimmen über Pouyer Quertier, welcher nur 702 Stimmen erhielt. Der Gesandte in Bern Arago wurde im Departement der Ost-⸗Pyrenäen wiedergewählt. Im Departement der Vogesen wurde Jules Ferry mit 723 von 997 abgegebenen Stimmen gewählt. Die ehemaligen Botschafter Foucher de Careil und Teisserenc de Bort sind wiedergewählt worden. Unter den übrigen Gewählten befinden sich der Marine⸗Minister Barbey, ferner Dautresme, Casimir Périer, Dauphin und Camescasse.

Die gemäßigten republikanischen Blätter besprechen mit großer Genugthuung den AusfallUl der gestrigen Wahlen, welche den Senat zu einer Festung der Republik gestalteten. Das „Journal des Debats“ meint, die Tendenz der Wahlen weise auf eine gewisse relative Befriedigung in der Bevölkerung und auf das Bedürfniß der Stabilität hin. Die Wahlen Freycinet's und Ferry's werden von den Blättern aller Parteirichtungen besonders hervorgehoben. Die mon— archistischen Journale trösten sich über den der monarchistischen Sache nicht günstigen Ausgang der Wahlen damit, daß der Senat ohnehin nur geringe Bedeutung habe.

Der Polizei-Präfekt erklärt eine Meldung des Gaulois“, wonach die Polizei gelegentlich der Verfolgung Padlewski's die Entdeckung gemacht hätte, daß alle sozia⸗ listischen, nihilistischen und sonstigen revolutionären Vereinigungen zu einer Internationale verbunden seien, deren Centralsitz sich in Deutschland befinde, für unbegründet.

Die Gruppe der boulangistischen Blanauisten ver— anstaltete gestern an den Graͤbern von Eudes und Blanqui auf dem Pere Lachaise eine Demonstration.

Am 19. November fand, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, die Uebergabe der Arbeiten des Hafens Port Arthur an die chinesischen Behörden durch den Vertreter des franzö— sischen Syndikats, Ingenieur Griffon, statt. Der Vize-König Li⸗ Hung-⸗-Tschang hatte der vorgerückten Jahreszeit wegen die Reise nach Port Arthur aufgegeben und sich durch einen Admiral und einen Richter vertreten lassen. Frankreich war durch den Leiter des Konsulats von Tientsin und den Haupt—⸗ mann d'Admode, Militär-Attachs in Peking, bei der Felerlich⸗ keit vertreten.

Italien.

Dem „Capitan Fracassa“ zufolge hat der König Hum— bert, welchem bereits beim Jahreswechsel ein herzlicher telegraphischer Glückwunsch des Kaisers Wilhelm zu—⸗ gegangen war, jetzt auch einen eigenhändigen Brief des Kaisers mit den besten Wünschen für die Wohlfahrt Italiens und für das Wohlergehen des Königs und der Königin erhalten.

Durch eine Reduzirung der Präfekturen von 69 auf 5) und eine verhältnißmäßige Beschränkung der Unter— prafekturen, Gerichtshoöfe u. s. w. hofft die Regierung Er⸗ sparungen von ungefähr vier Millionen zu erzielen. Im nächsten Ministerrath soll der „Frkf. Ztg.“ zufolge ein Ent⸗ wurf, betreffend die Besserung der Kreditverhaältnisse, vor⸗ gelegt werden. In dem Entwurf werde der Notenumlauf der Zettelbanken auf rationellerer Grundlage ausgedehnt.

Spanien.

Das liberal⸗republikanische Wahlbündniß gilt als gescheitert. Wie man der „Mgdb. Ztg.“ meldet, hatte Sagasta eine lange Unterredung mit den republikanischen Führern Castelar, Salmeron und Pi y Margall in Angelegen⸗ heit der bevorstehenden Cortes-Wahlen. Er habe das Wahl⸗ bündniß mit den gemäßigten Republikanern angenommen, jedoch ein Zusammengehen mit den Zorrillisten zurückgewiesen. Der Sieg des Ministeriums Canovas scheine somit gewiß.

Portugal.

Die Cortes sind am Sonnabend durch Königliches Dekret bis zum 2. April vertagt worden.

xEchweiz

Die Bevölkerung des Kantons Luzern hat sich bei der gestrigen Abstimmung mit 13 396 gegen 19246 Stimmen zu Gunsten der Festsetzung neuer Wahlkreise für die Wahlen zum Großen Rath ausgesprochen.

Türkei.

In Belgrad eingetroffenen Nachrichten des, W. T. B.“ aus Macedonien zufolge ist der Wali von Uesküb, Ejub Pascha, seines Postens enthoben und nach Monastir gesandt worden, um dort weitere Befehle abzuwarten.

Griechenland.

In Athen hat gestern das Leichenbegängniß Schlie⸗ mann's unter großem Gepränge stattgefunden. Der König und der Kronprinz waren bei der Trauerfeierlichkeit im Hause Schliemann's, wo der Leichnam aufgebahrt war, an⸗ wesend, ebenso sämmtliche Minister und Gesandte und zahl⸗ reiche Vertreter der archaologischen Vereine und Anstalten.

Die Deputirtenkammer hat sich gestern bis nach den Weihnachtsfeiertagen vertagt.

Schweden und Norwegen.

(E) Christiania, 2. Januar. Nach der Uebersicht über die Staatseinnahmen und - ⸗-Ausgaben im Finanz⸗ jahre vom 1. Juli 1889 bis 30. Juni 18990 betrugen die Einnahmen in runder Summe 50 332 000 Kronen gegen 45 970 00900 Kronen des Voranschlags oder 5 262000 Kronen mehr. Von dieser Mehreinnahme entfallen auf die Zölle 3 054 000 Kronen, Staatseisenbahnen 938 000 Kronen, Post⸗ wesen 111000 Kronen, Malzsteuer 304000 Kronen u. s. w, während die Branntweinsteuer 158 000 Kronen weniger als der Voranschlag ergab. Die Staats—⸗ ausgaben, zu 44 770 00090 Kronen veranschlagt, belaufen sich auf 45 537 000 Kronen. Die Einnahmen haben mithin die Ausgaben um 1 795 000 Kronen überstiegen. Der

Bestand der Staatskasse, der zu Beginn des Finanzjahres auf

16797900 Kronen sich belief, war am Schlusse desselben auf 21 592 000 Kronen gestiegen; da von dieser Summe aber außerordentlich Bewilligungen für Armee und Flotte, für Eisenbahnanlagen und für Dr. Nansen's Nordpol-⸗-Expedition mit zusammen 3 870 0090 Kronen abzusetzen sind, so ist der Bestand der Staatskasse mit 17722 000 Kronen anzugeben. Die Staateschulden verminderten sich im Laufe des Finanzjahres um 357 009 Kronen, in der letzten Hälfte des Voljahres noch um 205 3922 Kronen, sodaß dieselben sich am Schlusse des Jahres 1890 auf 115 152 100 Kronen beliefen.

Die Königliche Schul kommission hat sich jetzt, wie „Morgenbl.“ berichtet, bezüglich der Knabenschulen über folgende Reformen geeinigt. In der Mittelschule soll der Handarbeitsunterricht eingeführt werden. Die Schulzeit muß um L Stunde täglich verkürzt werden, sodaß sie täglich /e Stunden dauert; davon wind immer eine Stunde für den Turn⸗ oder den Handarbeitsunterricht verwendet. Mitten in der Unterrichtszeit wird eine Pause von 20 Minuten gemacht Um eine Ueberanstrengung der Schüler in den oberen Klassen der Mittelschule zu verhüten, werden die Examens⸗ forderungen beschränkt. Bezüglich des Sprachunterrichts will man sich auf die Muttersprache und eine fremde Sprache (wahrscheinlich deutsch) beschränken; letztere soll dann aber fo gründlich als möglich grammatikalisch und praktisch⸗schriftlich und sprachlich gelehrt werden, wogegen die übrigen Sprachen leichter genommen werden sollen. Der Religionsunterricht foll in der bisherigen Ausdehnung beibehalten werden, aber das Examen in der Religion soll in der Mittelschule und im Gymnasium fortfallen.

Dänemark.

(E) Kopenhagen, 2. Januar. Nach den im Jahre 1890 dem Ministerium für das Kirchen- und Unterrichtswefen übersandten Berichten über den Zustand und den Fortschritt des Turnunterrichts in den Bürger- und Volks⸗ schulen Dänemarks im Jahre 1889 sind im Ganzen 3129 Schulen solcher Art vorhanden, und außerdem noch 59 Neben⸗, Winter- und Kleinkinderschulen. In 89 Schulen war der Turnunterricht durch ministerielle Verfügung vor— läufig suspendirt, und in 33 Schulen konnte wegen Mangels an Apparaten oder Platz, Erkrankung des Lehrers u. s. w. kein Turnunterricht ertheilt werden. In den übrigen 2948 Schulen davon 458 Schulen in Kopenhagen, 100 Schulen in den Kaufstädten und 2800 Schulen auf dem Lande mit resp. 16847, 18333 und 97681 Schülern wurde geturnt, und zwar in 767 Schulen im vollständigen Umfange und in 2178 Schulen im minder vollständigen Umfange. Von

den an diesen Schulen angestellten Lehrern haben 2911 selbst

Turnunterricht erhalten und sind 2760 für „taugliche“ Turn⸗ lehrer erklärt worden. In 2653 Schulen war der Fortschritt im Turnen gut“, in 182 Schulen „gering“ oder „mäßig“ und bezüglich 113 Schulen fehlen die Angaben. 369 Schulen haben geschlossene Turnlokale oder benutzen die Schulzimmer,

in 188 Schulen wird Schwimmunterricht ertheilt, und in 535

Schulen ist das Baden eingeführt.

Der Ausschuß des Landsthings, dem der von der Re— gierung vorgelegte Gesetzentwurf, betreffend die Vivi⸗ sektionen, zur Vorberathung überwiesen war, hat seinen Bericht erstattet. Der Ausschuß ist mit dem Prinzip der Vor⸗ lage einverstanden, wonach zur Vornahme von Vivisektionen eine Autorijation erforderlich sein soll, um zu verhüten, daß die Versuche von nicht qualifizirten Personen vorgenommen werden. Zur Ertheilung solcher Autorisation will der Ausschuß in gewissen Fällen den Justiz Minister bevollmächtigt wissen, und zwar auf den Antrag der medizinischen Fakultät oder des Unterrichts rathes der Landbau⸗-Hochschule, wenn solche Fälle vorliegen, die außerhalb der natürlichen Kompe⸗ tenz dieser Autoritäten fallen. Außerdem soll zu der Be⸗ nutzung von Affistenten bei der Vornahme der Versuche die Erlaubniß derselben Behörde erforderlich sein, welche die Autorisation ertheilt hat. Ferner will der Ausschuß die

Regeln des Gesetzes auf alle „warmblütigen Thiere“ be— schränken, während die Vorlage alle „Wicbelthiere“ miteinbe— grisfen hat; der Ausschuß glaubt, daß man purch solch= Beschränkung mit den Forderungen der Wissenschaft, dem allgemeinen Bewußtsein sowie der Anwendung der Gesetzes—⸗ bestimmung, betreffend die Thierquälerei, in Urbereinstimmung kommen werde.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Das Schicksal der Bill über das Urheberrecht an Schriftwerken ist wieder ungewiß geworden. Nachdem das Reyräsentantenhaus sie genehmigt hat, wollen einige Senatoren Amendements stellen. Sollte sie nochmals an das Haus kommen, so ist geringe Aussicht auf abermalige Genehmigung vorhanden.

Einem Washingtoner Telegramm der „Times“ zufolge trifft das Schatzamt Anstalten zur Verstärkung der Zoll— kutterflotte im Behringsmeer um weitere 7 Schiffe. Die neuen Kutter sollen nach dem Vorbilde englischer Kanonen— boote armirt werden. .

General Spinner, der unter Lincoln und Grant Schatz meister der Vereinigten Staaten war, ist in Jacksonville, Flo— rida, 89 Jahre alt, gestorben; Spinner war deutscher Abk unft.

Gerüͤchtweise verlautet von einem weiteren Gefecht zwischen den Indian ern und den Unionstruppen unter General Cair. Der Verlust soll auf beiden Seiten be—⸗ trächtlich sein. In New⸗Hork ging das Gerücht, General Brooke, welcher den Befehl in Pine Ridge führt, sei seines Kommandos enthoben und nach Washington zurückbeordert worden; General Miles werde fortan persönlich die Truppen an der Front führen und die Operationen leiten.

Pastor M. Harvey in St. Johns, Neufundland, berechnet die Zahl der Indianer in den Vereinigten Staaten auf 500 000. Hiervon sind 150 0090 jetzt unter der Obhut der Regierung. In den alten Provinzen Canadas be— finden sich 30 000 Indianer. Ein eigenes Departement des Staats ist mit der Verwaltung ihrer Angelegenbeiten betraut, und sie geben thatsächlich wenig zu schaffen. Alles in Allem wohnen in ganz Canada einschließlich Britisch⸗Columbiens und Labradors 132 000 Indianer und Eskimos. Da der indianische Volksstamm immer mehr ausstirbt, io werden in hundert Jahren nach der Meinung Harvey's kaum viele mehr übrig sein.

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Sansibar vom 3 Januar soll ein Haufen Eingeborener von Witu einen Angriff auf Mtondoni auf der Insel Lam u gemacht und zwei Soldaten getödtet haben.

Kunsft und Wissenschaft.

Der Schulte 'sche Kunstsalon bietet augenblicklich Gelegenheit, durch die zu Ehren Carl Becker's veranstaltete Sonderausstellung die Entwickelung und Malweise dieses Meisters näher kennen zu lernen. Aus seiner Jugendzeit finden wir ein größeres „Apollo und die Musen“ vorfüͤhrendes Gemälde, welches sich in Komposition und Auffassung noch ganz an Klöber anlehnt. Eine selbst⸗ ständigere Art bekundet dagegen bereits der kräftig in Farbe und Vortrag gemalte Studienkopf eines „Italieners im Profil“. Nunmehr solgen die seinen Ruhm begründenden bekannten Bilder venetianischen Lebens: „Die willkommenen Gäste“, „Albrecht Dürer bei Tizian“, „Karl N. bei demselben“, „Die Gerichtsscene“ vor dem Dogen, sowie die Scene aus „Figaro's Hochzeit“, die Dame „Auf Visite“ u. A. Wie leicht und genial der Künstler seine Bilder entwirft, ersehen wir aus einer ganzen Reihe von Farbenskizzen, von denen wir das bekannte „Bittgesuch“ hervorheben wollen. Daß derselbe auch heute noch freudig und mit jugendlicher Hingebung zu schaffen ver⸗ mag, zeigen uns die beiden neuesten Bilder: eine Dame mit . Hut und ein Mädchen, welches von ihrem Gebetbuch in der Kirche nach oben blickt. . Mit, dieser Vereinigung Becker'scher Kompositionen hat sich die Schulte 'sche Handlung ein um so größeres Verdienst erworben, als es nicht leicht war, diese so vielfach verstreuten Werke von ihren Besitzern zu erlangen. Sie hat indeß noch Raum gefunden, in ihrem mittleren Saale auch einige neuere Bilder anderer Künstler aufzustellen. . 3 Vor Allem sei hier auf einen Kowalski hingewiesen, welcher von seiner bisherigen Darstellungsweise völlig ab— weicht. Wir sehen auf einer mit hohem Grase bewachsenen, von einem trägen, schmalen Wasser durchzogenen Herbstland⸗ schaft, die sich weit in den Horizont vertieft, und von einem lichtgrauen Himmel überspannt ist, im Vordergrunde fünf äger mit zwei Hunden lagern, während jenseits des assers im Mittelgrunde noch zwei Waidmänner stehen. Der Gesammtton des kleinen Bildes ist harmonisch in der Farbe und bei aller Durchführung doch flott gemalt. Sodann hat ein Kostümbild des Münchener Czachors ki durch seinen eleganten Vortrag etwas besonders a . Wir werden zwar durch diese, leicht auf einem Stuhle sitzende blonde Dame in heller Seide an die Vorwürfe des Berliner KLiesel erinnert, jedoch ist die Wirkung, welche das durch ein Fenster einfallende Licht auf den bor mit seinem Tep⸗ piche und auf die linke Seite der Figur sel bst sowie auf die vor ihr auf einem Tische stehenden Blumen, ausübt, eine so einschmeichelnd poetische, daß sie den Beschauer die Gedanken weiter spinnen läßt, in welche die Dame beim Be— trachten der in ihrer Hand zurückgebliebenen Rose versunken u sein n. Von Buchbinder ist eines jener kleinen iniaturbildchen ausgestellt, die durch ihre unglaubliche Fein⸗ . überraschen; das bayerische „Diandl“ von Hugo aufmann versucht mit dieser Malweise zu rivalisi⸗ ren. Andreas Achenbach giebt in seiner kleinen Marine wieder eine wildbewegte See, auf der ein Wwotsenboot dem nur durch seinen Rauch erkennbaren Dampfer zur Hülfe eilt; hier kommt der Gegensatz zwischen den dunklen Wellenbergen, mit denen die Boote ringen müssen, und dem zur Rechten hellaufleuchtenden Himmel, an dem links das Unwetter tobt, dramatisch zur Geltung. Zum Schluß wollen wir noch auf ein von Troyon mit kecken, oft allzu⸗ derben Strichen behandeltes Thierstück aufmerksam machen, das mehr frappirt, als anzieht. G. L Z.

Wie . W. T. B. aus Madrid meldet, hat sich das Befinden don jwei der im dortigen St. Johannes-Hospital mit Koch'scher Lymphe behandelten Lupus Kranken merklich gebessert; bei einem dritten Kranken haben sich in Zwischenräumen von sechs bis acht Stunden heftige Fiebererscheinungen gezeigt.

Geĩỹundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Egypten. Der internationale Gesundbeitsrath zu Alexandrien bat am 10. Dezember 1890 beschlofsen, die gegen Ankünfte aus Spanien angeordneten Quarantäne maßregeln außer Kraft zu setzen.

(E) Stockholm. 2. Januar. Die seit einiger Zeit hier herrschende Masern⸗Epidem ie ist in schnellem Steigen begriffen; von dem Johannis- Kirchspiel, wo die Epidemie zuerst auftrat, hat fie sich nach den umliegenden Starttheilen verbreitet und nimmt jetzt ihren Weg nach Süden. In der Woche vom 21. bis zum 77. De— zember wurden von den Distriktsärzten nicht weniger als 35 Sr— krankungsfälle an Masern angemeldet.

Vera Cruz (Mexiko) Nachrichten des W. T. B.“ zufolge ist in letzter Zeit das gelbe Fieber wieder aufgetreten und hat größere Ausdehnung gewonnen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Rubr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 3. Januar d. J. gestellt 8837, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 2. d. M gestellt 3520, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 3. d. M sind gestellt 3575, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Su b hastgtions Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundbuch von Niederbarnim Band 85 Nr. 3536 in der Pfrinzen⸗Allee 10, dem Maurermeister Franz Passow gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 699 festgesetzz. Etsteßer wurde der Kauf⸗ mann Josef Munck, Darotheenstraße 5ß, für das Meist⸗ gebot von 180 0900 6 Grundbuch wie vorher Band 43 Nr. 2107, in der Feinickendorferstraße, dem Kaufmann Ernst Hattenbach gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 93237 4 festgesetzt. Ersteher wurde der Töpfermeister C. Salomon und der Kaufmann Curt Alexander zu Berlin für das Meistgebot von 214090 M Grundbuch von der Hasenhaide und den Weinbergen Band 28 Nr. 1000, in der Blücherstraße, dem Architekten Emil Grosser gebörig. Das geringste Gebot wurde auf 1400 1 festgesetzt. Ersteher wurde der Kaufmann David Krotoschvner, Raupachstraße 13, für das Meistgebot von 285 000 Königsberg i. Pr., 3. Januar. (W. T. B.) Die Betriebs einnahmen der Ostpreußischen Südbahn pr. Dejember 1890 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 53 449 , im Güterverkehr 355 187 „, an Extraordinarien 12 351 46, zusam⸗ men 443 987 „, darunter auf der Strecke Fischhausen— Palmnicken 4331 , im Dezember 1889 provisorisch 250 819 , mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 163 138 A, im Ganzen vom 1. Januar bis 31. Dezember 1890 4181 383 6 sproviforische Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen pre⸗ visorisch 4 681 544 ½ im Vorjahre, mithin gegen den entfprechenden Zeitraum des Vorjahres weniger 500 161 66, gegen definitiv 4987731 1 im Vorjahre, mithin weniger 806 348

Leipzig, 3. Januar. (W. C. B) Kamm zug⸗-Termin⸗ bandel. La Plata. GSrundmuster B. pr. Januar 135 AK, rr. Februar 4. 373 6, pr. März 4,37? Æ, vr April 4,40 Æ, pr. Mai 140 4, pr. Juni 4.40 M, pr. Juli 440 Æ, pr. August 4. 40 M, pr. September 440 668, pr. Oktober 440 M6, pr. November 440 * Umsatz 60 000 kg Fest.

Wien, 2. Januar. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Kaiser Ferdinand⸗Nordbabn beschloß, dem Grafen von Larisch⸗Mönnich auf dessen Kaufanerbieten in Betreff der der Gesellschaft gehörigen Koblenwerke zu erwidern, daß dasselbe nicht die Grundlage eines Rechtsgeschäfts bilden könne, da es von der irrigen Voraussetzung ausgebe, als bestehe ein hierauf bezüglicher, bereits abgeschlofsener Kauf⸗ resp. Verkaufsvertrag mit der Kredit“ anstalt. Das Anerb eten berufe sich, abgesehen von dem darin be zeichneten Kgufpreise, in allen anderen Beziehungen auf einen nicht bestehenden Vertrag und sei somit ein völlig unbestimmtes. Die auf den gleichen Gegenstand bezüglichen Verhandlungen mit der Kredit anstalt ergaben in letzter Zeit Schwierigkeiten, welche das Zustande⸗ kommen des Geschäfts verhindern; dagegen wurde ein Vertrag, welcher der Kreditanstalt den Kohlenver kauf zum größeren Theile überträgt, von dem Verwaltungsrathe der Nordbahn genehmigt. Dieses Uebereinkommen tritt mit dem 1. Mai er. in Kraft.

3. Januar. (W. T. B) Ausweis der 5sterreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 24. bis 30. De⸗ zember 772 758 Fl., Mehreinnahme 3043 Fl. Die Einnahmen am 31. Dezember betrugen 110 901 Fl., Mehreinnahme 922 Fl.

Ausweis der Karl-Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 2. bis 31. Dejember 244 077 Fl, Mehreinnahme 9348 Fl., die Eianahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 191 141 Fl., Mehreinnahme 5242 Fl. ;

Der Ausweis der Südbabn erscheint erst nächsten Montag.

New-⸗NVork, 3. Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 6 634 998 Doll., gegen 6 201 242 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 1499 926 Doll. gegen 2 082 343 Doll. in der Votwoche.

Submissionen im Auslande.

Desterreich⸗ Ungarn.

7. Januar, Mittags 12 Uhr.

Wien, Einreichungsprotokoll der K. K. privilegirten Kaiser Ferdinands Nordbahn am Nordbabnhof. Bedarf der Bahn⸗ gesellschaft an:

a. Nägeln, Nieten und Schrauben, b. Stabeisen und Blechen,

c. rohem Eisenguß und d. Oberbau Werkzeugen.

Für die Zeit vom 1. Februar 1891 bis Ende Januar 1892. Die Offerten sind getrennt nach den bezeichneten Gruppen einzureichen. Nähereß im Bureau der Material ⸗Verwaltung in Wien, II. Cirkusgasse 47.

Dänemark.

16 1) Nächstens. Kopenbagen. Ober Ingenieur für die Staat?bahn⸗ nlagen. Für die Eisenbahn. Anlage von Aalestrup nach Viborg: 56 0900 Stück Schwellen und 567, Weichenhoölzer. 2) Nächstens. Dieselbe Behörde. Für die Eisenbabn ⸗Anlage von Aalestrup nach Viborg: 850 Tonnen 45pfuͤnd. Schienen von Stahl, 50 Stück Vollzungenschienen von Stabl, 10 099 Paar Winkellaschen, 16 Tonnen Laschenbolzen, 67 Tonnen Nagel. 3) Nächsteng. Dieselbe Behörde. J Für die Eisenbabn⸗Anlage von Hobro nach Lögstör: 101 900 Stück Schwellen und 2142 Stuck Weichenhölzer. 4 Nächstens, Die elbe Behörde. Für die Eisenbahn Anlage von Hobro nach Lögstör: 3 Tonnen 45 pfünd. Schienen von Stabl, 164 Stück Vollzungenschienen von Stahl, 18 509 Paar Winkellaschen, 31 Tonnen Laschenbolzen, 123 Tonnen Nägel. Nähere Bedingungen bei der Abministration der Staatsbahn Anlagen Kopenhagen, Frederiksberg Allee 6B, sowie beim Reiche

Anzeiger.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der durch die Post vermittelte Neu jahrsbriefverkehr ist in diesem Jahre in Berlin von einem Umfange gewesen, der denjenigen früherer Jahre wesentlich überragt. Während des Zeitraums vom 31. Dezember 1890 5 Uhr früh bis ein— schließlich 1. Januar 1891 11 Uhr Abends find über 2163 Millionen Stadt kriefsendungen, d. h. solche Briefschaften, welche bei hiesigen Postämtern aufgeliefert und für Ein⸗ wohner Berlins bestimmt waren, zu bearbeiten gewesen. Be⸗ a man, daß zugleich mit den Ortssendungen Briefe von außerhalb in noch erheblich größerer Zahl an die Ein⸗ wohner Berlins eingehen, und daß diese Fluth von Briefen in dem kurzen Zeitraum von zwei Tagen ansteigt und abfließt, so gewinnt man eine Vorstellung von der Aufgabe, welche während der letzten Neujahrszeit die Berliner Postanstalten zu lösen hatten. ,

Laut Telegramm von Venloo ist die erste en glische Post vom 3. Januar über Vlissingen ausgeblieben. Grund: Nebel auf Ses.

Die Société française des teéleégraphes sous-marins hat eine Kabelverbindung zwischen Fort de France auf Martinique und Paramaribo in Niederländisch Guyana hergestellt. Die Eröffnung des Betriebes auf dieser Linie steht in nächster Zeit zu erwarten.

Vom Königlichen Eisenbabn-⸗Betriebsamt Berlin (Direk⸗ tionsbezirk Erfurt) Anhalter Bahnhof, erhalten wir heute, den 5. d. M., nachstehende Mittheilung:

Vorn 15. Januar d. J. wird der Personenzug Nr. 12, welcher bis dahin um 11 Uhr 20 Minuten Abends von hier nach Leipzig abfährt, schon 15 Minuten früher also um 11 Uhr 5 Minuten Abends abgelassen werden. Die Fahrzeit des Zuges wird von dem Tage ab außerdem etwas beschleunigt, sodaß derselbe schon um 3 Uhr 39 Minuten früh auf dem Berliner Bahnhof in Leipzig und um 4 Uhr 2 Minuten früh auf dem Baperischen Babnbofe eintreffen wird. Auch in dem Verkehr zwischen Berlin und Groß-Lichterfelde tritt mit dem 15. d. M. eine Aenderung zweier Nachtzuͤge ein, indem der Vorort-Zug Nr. Z88 erst um 11 Uhr 15 Minuten Abends vom hiesigen Anhalter Bahnbof und der Zug Nr. 387 erst um 11 Uhr 40 Miguten von Groß ⸗Lichterfelde beide also 10 Minuten später als bisher abfahren würden. Wenngleich diese Aenderungen des Fabtplans auf den Bahnhofsaushängen demnächst bekaant gemacht werden, dürfte der vorstehende Hinweis bei der Wichtigkeit der Neuerung für das reisende Publikum von Werth sein.

Einer Mittheilung des „Berl. Akt.“ zufolge bat der Eisen⸗ bahn Direkter Mackensen in Dirschau einen fünfmonatlichen Ur⸗= laub von der Eisenbahn-Direktion Bromberg erhalten, um nach Argentinien zur Abnahme einer dort gebauten Eisenbabn sich be⸗ geben zu können. Die Gesellschaft, welche diese Eisenbahn hat bauen lassen, hatte sich mit der Bitte um MUeberlassung einer geeigneten Persönlichkeit zu dem erwähnten Zwecke an den Hrn. Minister für öffentliche Arbeiten gewandt. Eisenbahn⸗Direktor Mackensen wird nunmebr mit fürf Eisenbahn⸗Ingenieurer, die er engagirt bat, die Reise nach Argentinien antreten.

Kiel, 3. Januar. (W. T. B.) Das Betriebsamt Kiel giebt bekannt: Die dänischen Post⸗Dampfschiffe haben Eises halber ihre Fabrten zwischen Korsör und Kiel eingestellt. Das heute Nacht von hier abzulassende Post.Dampfschiff verkehrt demnach nicht

4. Januar. (W. T. B.) Das Dampfschiff Aurora“ hat Eises halber seine Fabrten jwischen Kiel und Kopenhagen vorläufig eingestellt

Speyer, 4. Januar. (W. T. B.) In Folge des eingetretenen Thauwetters urd Regens ist der Sberrhein eisfrei geworden. Morgen wird die Schiffbrücke wieder eingefahren und die Babn—⸗ 1. Speyer Heidelberg Würzburg dem Verkehr über⸗ geben.

Ham burg, 3. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer Helvetia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packtfahrt⸗ Aktien⸗-Gesellschaft bat, von New-⸗Jork kommend, heute Nachmittag Lizard passirt.

4. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer Flandria“ der Ham burg⸗Amerikanischken Packetfahrt ⸗Aktiengesell⸗ sellschaft ist, von Hamburg kommend, in St. Thomas eingetroffen.

5. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Scandia“ der Hamburg Ameritanischen Packetfabrt⸗ Aktien⸗ gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New⸗ Vork eingetroffen.

Triest, 4 Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Ettore ist heute Morgen hier eingetroffen. ;

London, 3. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Trojan ist heute auf der Heimreise in Southampton ange⸗ kommen. Der Castle⸗ Dampfer „Roslin CGastle ist gestern von Darthmonuth auf der Auzreise abgegangen. Der Castle⸗ Dampfer Dunbar Castle“ bat gestern auf der Aus⸗ reise Madeira passirt. .

Kopenbagen, 3. Januar. Die Leuchtschiffe „Drongden“ und „Flinterenden“ sind, nach einer Meldung des W. T. B.“, des Eises wegen eingezogen worden. Die Fahrten des Nachtschiffs zwischen Korsör und Fiel sind eingestellt.

Theater und Mufik.

Gerliner Theater. . Neben den Proben zu Hans Hopfen's historischem Schauspiel In der Mark“ wird Richard Voß Wehe den Besiegten“ und die Wildenbruch'sche Bearbeitung von Otto Ludwiz's „Fräulein von Scudeéry“ vorbereitet. Für den Geburtstag Lessing's am 22. d. M. wird „Minna von Barnhelm“ neu einstudirt. Lessing Tbeater. . Ohne Ideale“, so betitelt sich ein neues vieraktiges Schauspiel von Richard Jaffé, das als nächste Novität Mittwoch, den 14 8. M., zur ersten Aufführung gelangen wird. Der Dickter, der mit seinem Bild des Signorelli' einen so ehrenvollen Erfolg gewonnen hat, be⸗ bandelt auch in seinem neuen Werke einen Stoff aus dem modernen

Leben.

Friedrich ⸗Wilbelmstädtisches Theater. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl sowie Se. Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Hessen und Se. Durchlaucht der Prinz Aribert von Anhalt beehrten am Sonntag die Vorstellung der - Gondoliere“ mit ibrem Besuch und verweilten bis zum Schluß

der Operette. Residenz · Theater.

Von Daudet's Kampf ums Dasein‘ finden nur noch vier Vor stellungen statt, da für Sonnabend die Premiere des seligen Tou⸗ pinel' und von Benno Jacobson's Einakter „Friquette' angesetzt ist. Bei dieser Gelegenheit sel erwähnt, daß nicht nur der Name Alexandre Bisson's, des Berfassers der Madame Bonivard?‘ den Zettel des seligen Toupinel‘ zieren wird, sondern auch der Hustav von Moser's, der den tollen Schwank übersetzt und bearbeitet hat.

Belle Alliance Thegter. Die bisherigen Aufführungen von Mein Freund Lehmann“ fanden stets vor gut besuchten Häusern statt und die Zuhörer wurden durch die vielen drastischen Situationen des Schwankes in die heiterste

Stimmung versetzt.

Adolph Ernst Theater. Unsere Don Juans? haben den außergewöhnlichen Erfolg, welchen sie bei der Erstaufführung sowie in der langen Reihenfolge der weiteren Aufführungen erzielt haben, auch in das neue Jahr über⸗ tragen. In einigen Tagen begeht das Adolph Ernst⸗Theater bereits

das Jubiläum der 125. Wiederholung der unterhaltenden Ge⸗ sangsposse.

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