1891 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

der Sitzung gelangten dann die Vorlagen, betreffend die Ver— einigung der Landgemeinden List, Vahrenwald, Hain⸗ holz und Herrenhausen mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Hannover, und die Abänderung der Provinzialgrenze zwischen Hannover und Hessen⸗ Nassau zur Annahme.

Bayern.

Die liberale Partei hat, wie dem, Wien. Frdbl.“ gemeldet wird, den Beschluß gefaßt, die Abhaltung einer außer⸗ ordentlichen Landtagssession anzuregen, in welcher eine Huldigung anläßlich des 70. Geburtstages des Prinz⸗ Regenten sowie eine Landesspende für den Wittelsbach⸗ Stiftungsfonds votirt werden soll. J

In einem von den Spitzen der Civil- und Militär— behörden des schwäbischen Kreises erlassenen Aufruf wird dem „W. T. B.“ zufolge zu einer Sammlung aus gefordert, um den Geburtstag des Prinz-Regenten durch Gründung einer schwäbischen Zweigstiftung zur Wittelsbach⸗ stiftung zu Gunsten des Handwerks zu feiern.

Baden.

Karlsruhe, 7. Januar. Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind nach der „Karlsr. Itg.“ gestern Abend von Stuttgart hier wieder eingetroffen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. ö

Coburg, 7. Januar. Se. Hoheit der Herzog hat sich, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, heute nach Gotha begeben.

Anhalt.

7. Januar. Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Schwarzburg-Sondershausen sind dem „A. St. A.“ zufolge gestern Nachmittag von hier nach ehrt.

Elsatz⸗Lothringen. Der vom Bundesrath ge—

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zweckt der „Stra sp. schriften verschiedener aus rührenden Gesetze, wong x Handlungen zur Anzeige bringen, Anspruch auf einen T Geldstrafe zusteht, welche in Folge dessen gerichtlich aus⸗ gefprochen und dann zur Kasse gebracht wird. Dicje Einrich- fung, welche in erster Linie bezweckte, den Diensteifer der Beamten anzuregen, steht mit der Auffassung der deutschen Ver⸗ waltung über die Ausübung der Beamtenpflichten in Wider⸗ spruch und wurde für die wichtigsten Fälle, sobald sich hierzu Gelegenheit bot, theils durch Verwaltungsanordnungen, theils bei der Reuregelung der Strafbestimmungen, so in Forst⸗ und Jagdpolizeisachen, beseitigt. ; . . jedoch der Anspruch der Beamten auf Antheile an den ein⸗ gehenden Strafen noch zu Recht. Auch hier soll derselbe durch den vorliegenden Gesetzentwurf beseitigt werden. Durch die Aufhebung des Anspruchs ist die Gewährung von Remu⸗ nerationen für besondere Verdienste in wichtigeren oder schwierigeren Fällen selbstverständlich keineswegs aus⸗ geschlossen.

Großbritannien und Irland. ge ließ das wärtige nach schon in Nr. 5 unter enen Depeschen er⸗

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1.

ei den Vereinigten Staaten Seitens Iyrer Majestat Regierung ist über diesen Gegenstand der Rie⸗ gierung der Vereinigten Staaten während des erwahnten Zeitraums keinerlei Mittheilung gemacht worden.“ Durch porstehende Erklärung wird die Washingtoner Meldung des „New Yorck Herald“ über die von dem britischen Ge— sandien in Washington Sir Julian Pauncefote abtzegebene Erklärung, daß die britische Regierung die Beschlagnahme britischer Robbenfänger außerhalb der Dreimeilenzone nicht dulden würde, hinfällig. Einer New-Yorker Drahtmeldung des „Standard“ zufolge hielt der Senat in Washington am 5. d. M. eine geheime Sitzung, wodurch, dem genannten Blatt zufolge, die Ueberzeugung bestärkt werde, daß die Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem Behringsmeerstreit ernste Schritte zu ergreifen beabsichtige. Gleichzeitig verlautet, daß die britische Regierung die Ver⸗ stärkung ihrez Pacific-Geschwaders um etliche schnellsegelnde, mächtige Kreuzer angeordnet habe. (Vgl. „Amerika“ )]

Das Auswärtige Amt hat soeben den amtlichen Schrift— wechsel in Betreff der Strafexpedition gegen Witu im November vorigen Jahres veröffentlicht. Die mitgetheilten Akftenftücke enthalten gegenüber der dem Deutschen Reichstage unter dem 25. November vorgelegten Sammlung von Akten⸗ stücken über dieselbe Angelegenheit, worüber in Nr. 295 des R- und St. A.“ vom 38. Dezember berichtet wurde, nichts Neues. ;

Die in Boulogne J. M. abgehaltene Konferenz

zwischén Parnell und O'Brien ist gestern zum Abschluß gekommen. Beide Parteien beschlossen. we „W. T. B. ver⸗ nimmt, die Verhandlungen als durchaus vertraulich zu be— trachten. Man nimmt an, daß der Ausgang der Zusammen⸗ kunft bei den Theilnehmern die Hoffnung bestehen lasse, daß es zu einer friedlichen Regelung der Meinungsver⸗ schiedenheiten kommen werde. O Brien, der noch einige Tage in Boulogne bleiben wird, hat sich mit Justin MeCarthy in Verbindung gesetzt. Parnell und seine Begleiter sind nach London zurückgekehrt. Sir Edward Guinneß wird anläßlich seiner Erhebung in den Pairsstand den Titel Lord Farnleigh annehmen. Der andere neue Pair, Sir Francis Sandford, hat den Titel Lord Sandford angenommen.

Es geht das Gerücht, daß Gladstone daran denke, sich allernächstens aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Gestern melbete der Londoner Berichterstatter des loyalen Dublin „Expreß“ seinem Blatte: Gladstone habe jüngst einem

K N eingegangen.

Für einzelne Fälle besteht

hevorragenden sozialen Resormer gegenüber brieflich geäußert, daß, was öffentliche Wirksamkeit und Politik anbelange, sein Ende thatsächlich gekommen sei. 3 .

Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist laut Telegramm des „R. B.“ am 5. 8. M. von Jodhpore in Ajmere eingetroffen. In Jodhpore besuchte er den Maharadbschah, welcher zu Ehren seines Gastes eine Eberjagd veranstaltete. Der Prinz erlegte dabei selbst zwei Eber.

Frankreich.

Paris, 8. Januar. Der Präsident Carnot und der Minister⸗Prädent de Freycin et ließen, wie W. T. B. berichtet, anläßlich des Todes des Herzogs Nicolaus von Leuchtenberg bei dem Prinzen Eugen von Leuchtenberg, dem Bruder des verstorbenen Herzoas, zum Zeichen der Theil⸗ nahme ihre Namen einschreiben. Präsident Carnot sandte außerdem in seinem Namen und im Namen der fran⸗ z5sischen Regierung ein Beileidstelegramm an den Kaiser von Rußland.

Der heute stattfindenden ersten Sitzung der Rio— Monny-Kommission werden der Minister des Aeußern Ribot und der spanische Botschafter Herzog von Manda beiwohnen.

Italien.

Ras Makonnen, der Führer der im Jahre 1339 vom König von Schoah nach Rom entsandten Mission, hat an den König und die Königin sowie an den Minister— Präsidenten Crispi Schreiben gerichtet, in welchen er seiner Entrüstung darüber Ausdruck giebt, daß französische Blätter die jeder Begründung entbehrende Nachricht von angeblichen Zerwürfnissen zwischen ihm und dem italienischen Minister-Praäsidenten Crispi verbreitet hätten.

Der Deputirte Imbriani will bei der Eröffnung der Kammer über die Ausweisung des Anarchisten Gregoire interpelliren.

Puriugal.

Der „Times“ wird aus Lissabon gemeldet, daß die Unterhandlungen zwischen Portugal und England in Betreff der Abgrenzung der beiderseitigen Inter— essensphären in Afrika weit vorgerückt und befrie⸗ digend seien. Die Grundzüge des Vertrages würden vor der Unterzeichnung den Cortez vorgelegt werden. Das Lissaboner Journal „Opiniago“ bezeichnet als wahr⸗ scheinlich, daß die Cortes aufgelöst werden würden, damit sich bei den Neuwahlen eine Majorität für die gegenwärtige Regierung bilden könne.

Nach einer Mittheilung des „Hamb. Corr.“ sollte gestern der erste Theil der Schutztruppen für Mozambigue unter der Führung des Obersten Azevedo Coutinho abgehen; die zweite Abtheilung folgt Anfang Februar. Der Bruder des Königs, der Herzog von Sporto, tritt eine In— speklionsreise durch sammtliche vortugiesischen Kolonien an. Der Vize⸗Präsident der Republik Transvaal, General Joubert, welcher in Lissabon eingetroffen ist, soll ein Schutz, und Trutz⸗ bündniß mit Portugal vorschlagen.

Schweiz

Im Kanton Tessin sind bezüglich der Stimmberechti⸗ gung für die Verfassungsrathswahlen, welche am nächsten Sonntag stattfinden sollen, von konservativer Seite Schwierig—⸗ keiten erhoben worden. Der Bundesrath hat in Folge dessen beschlossen, die Regierung von Tessin aufzufordern, streng nach Recht und Gesetz vorzugehen, indem er sich zu gleicher Zeit das Recht vorbehalten hat, über Rekurse selbst zu entscheiden und eventuell Wahlen zu kassiren.

Luxemburg.

Der Großherzog ist am Mittwoch Nachmittag in Luxemburg angekommen; ein Empfang war auf seinen eigenen Wunsch unterblieben.

Belgien.

Das Centralbureau des Verbandes der konservativen Vereine hat an alle konservativen Vereine des Verbandes ein Rundschreiben gerichtet, in welchem diese aufgefordert werden, sich über die Opportunität einer Revision der Verfassung zu äußern. Im Fall sich die Vereine für die Revision äußerten, verlangt das Rundschreiben eine Angabe, mit welchen praktischen Müteln diese Reform zu erreichen sei, und durch welche Bestimmungen die aufzuhebenden Ver⸗ fassungsartikel zu ersetzen sein würben. Der allgemeine Aus— schuß des Verbandes der gemäßigten Liberalen (Ligue jibérale) sprach sich in einer gestern abgehaltenen Versamm— lung im Prinzip für die Revision der Verfassung aus, erklärte jedoch die bedingungelose Annahme des allgemeinen Stimm— rechts als unheilvoll für die liberale Partei.

Bulgarien.

Sofia, 7. Januar. Nach den Abänderungen, welche die Sobranje an dem Budget bheschlossen hat, beträgt laut Meldung des „W. T. B.“ der Ueberschuß nunmehr 270 457 Tei, anstatt 1110278 Lei. In dem Kriegsbudget sind 3 Millionen durch Abkürzung der Präsenzdienstzeit, Ver⸗ ringerung der Forderungen für Anstellungen und Versetzungen von Offizieren und durch Herabsetzung der Kosten für die Ausruͤstung erspart worden; dasselbe beträgt jetzt 20617435 Lei.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der zwischen der britischen und der anerikanischen Regierung über die Behrings— meer-Frage geführte Schriftwechsel ist jetzt dem Kon⸗ greß vorgelegt worden. In demselben ist ein vom 2. Oltober v. J. datirtes Schreiben Lord Salisbury's an Sir Julian Pauncefote und ein vom 17. Dezember v. J. datirtes Schreiben Mr. Blaine's an Sir Julian Pauncefote aufgenommen worden. Beiden Schriftstücken sind zahlreiche frühere Depeschen beigefügt. Lord Salisbury's Schreiben beschränkt sich auf eine Erörte⸗ rung des Ukases des Zaren Paul vom Jahre 1799, in welchem er gewissen sibirischen Kaufleuten Fischerei⸗ rechte an der amerikanischen Küste des Stillen Oceans bis zum 55. Breitengrade verlieh, und auf eine Prüfung des zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland 1825 abgeschlossenen Ver— trages, worin Rußland jeine Ansprüche modifizirte, obgleich es seine Rechte auf das sogenannte Kamschatka⸗Meer wahrte. Lord Salisbury sucht zu beweisen, daß Mr. Blaine die Haltung Tes Präfidenten Adams falsch gedeutet habe. Er sagt, die Geschichte des Falles beweise, daß Großbritannien niemals die Ansprüche Rußlands auf maritime Jurisdiktion im Behringsmeer zugestanden und sich auch gesträubt habe, zuzugeben, daß der Vertrag von 1825 einen Verzicht auf jene

Ansprüche involvire. Das Behringsmeer war zu der Zeit

unter diesem Namen unbekannt und wurde als Theil des Stillen Ozeans betrachtet. Bleibe dessenungeachtet eine Meinungeverschiedenheit bestehen, so sei die britische Regie⸗ rung bereit, die Angelegenheit einem Schiedsgericht zu unter⸗ breiten. Mr. Blaine bestand in seiner Erwiderung auf der Richtigkeit seines Standpunktes. Nach seiner Ansicht dreht sich der Streit darum, ob unter dem Ausdruck „Stiller Ozean“, wie er in den Verträgen von 1824 und 1825 vorkomme, das Behringsmeer, wie Großbritannien behaupte, einbegriffen sei oder nicht. Könnten die Vereinigten Staaten das Gegentheil beweisen, so sei ihre Stellung unangreifbar. Mr. Blaine ver⸗ sucht nun zu beweisen, daß Präsident Adams und dessen Zeitgenossen in dem Namen „Stiller Ozean“ das Behrings⸗ meer nicht einbegriffen betrachteten. Das Behringsmeer habe damals „See von Kamschatka“ geheißen. Daß so lange keine amerikanischen und britischen Robbenfänger in jenem Meere gefischt hatten, beweise, daß dieselben kein Recht dazu gehabt hätten. Mr. Blaine citirt ferner die Protokolle des Vertrages von 1824, um zu zeigen, daß die Abtretung der russischön Jurisdiktion sich nur auf den Meerestheil vom 50 bis 60 Grade bezöge. Er zieht auch eine erkiärende Note der russischen Regierung an den Präsidenten Adams vom Jahre 1824 heran, worin eigens die Aleuten und das Land, nördlich vom 590 3 von der an die Vereinigten Staaten er— theilten Erlaubniß der Fischerei und des Handels ausgeschlossen werden. Großbritannien habe allen Schiffen die Annäherung an St. Helena bis auf 8 Meilen verboten, als der erste Napoleon dort gefangen war, und die Perlenfischerei an der Küste von Ceylon durch ähnliche Miaßnahmen geschützt. Die Vereinigten⸗ Staaten-Regierung wolle nur das Gleiche bezüglich des Schutzes des Robbenfanges thun. Die britischen Schiffe hätten der Fischerei der Vereinigten Staaten unermeßlichen Schaden zugefügt. Großbritannien möge einsichtige Kommissäre nach den Robben⸗ inseln schicken. Ein Schiedsgericht werde nur dann greifbare Resultate haben, wenn Großbritannien die wirklichen Streit— punkte durch dasselbe zur Entscheidung bringen wolle, nämlich die Fragen: Welche Rechte übte Rußland im Behrings⸗ Meer aus? Wie weit gab Großbritannien dieselben zu? Ge⸗ hörte das Behrings-Meer jum Stillen Ozean? Sind nicht die Vereinigten Staaten im ganzen Umfange Rußlands Nachfol er geworden? Worin bestehen die gegenwärtigen Rechte der Vereinigten Staaten? Ist das Zuͤsammenwirken mit Großbritannien nöthig, wie weit soll die Schutzgrenze gehen, und wann im Jahre soll der Fischfang geschlossen bleiben? Die Vereinigten Staaten hätten niemals behauptet, das Behringsmeer sei ein mare clausum. Der die Schriftstücke begleitende Brief des Präsidenten Harrison ist lediglich formell. Auch vom Staatssekretär Blaine ist eig Einkeitungsschreiben beigefügt. (Vgl. auch „Großbritannien und Irland.“)

Vom Schauplatz des Indianer⸗Aufstandes wird be richtet: General Shofield hat ein Telegramm von General Miles erhalten, welches meldet, daß am 4. d. M. keine Kämpfe mit den Indianern stattgefunden haben. Der Kriegs-Minister Proctor hat dem Gouverneur von Nebraska auf dessen Ansuchen, Lebensmittel und Waffen unter die vor den Indianern geflohene Landbevölkerung zur Vertheilung zu bringen, geantwortet, daß Waffen und Munition von Fort Robinson bezogen werden könnten, soweit sie dort entbehrlich wären. Im Nordwesten von Nebraska fliehen die Landleute in die Städte. Die Miliz des Staats ist an der Grenze auf— gestellt. Ein Telegramm aus Pine Ridge meldet, daß Ka— pitän Taylor's Späher und eine starke Abtheilung freund⸗ lich gesinnter Indianer nach dem feindlichen Lager abmarschirt sind. Es sei im Plane, daß das 9. Kavallerie⸗Regiment und General Brooke's Streitkräfte eine Diversion nach Westen unternähmen, in dem sie die Indianer⸗Piquets angreifen, während die Späher und freundlich gefinnten Indianer sich bestreben würden, die In⸗ dianer, welche Frieden wünschen, zu schützen. Man wolle möglichst einen allgemeinen Kampf zu vermeiden suchen und habe auf den Anhöhen in der Umrunde der Agentur Brust— wehren errichtet. Die Indianer ihrerseits sind inzwischen eben⸗ falls an einem Punkte, zwölf Meilen westlich von der Agentur, mit der Herstellung von Schanzen beschäftigt. Neueren (schon gestern nach Schluß mitgetheilten) Nachrichten zufolge haben fünf der bedeutendsten Indianer⸗Siämme in Pine Ridge ihre Unter⸗ werfung angeboten. Oberst Forsythe ist in der That seines Kommandos enthoben worden und zwar vorbehaltlich einer Untersuchung über die Berichte, wonach Indianer⸗ frauen und Kinder am Wounded Knee-Creek von Offizieren der Armee getödtet worden seien.

Afrika.

Egypten. Die Kustenwache in Sugkim hat eine Dhow mit 60 Sklaven an Bord, die nach Jeddah fahren wollte, gefangen. Die Sklaven sind freigelassen und nach Suakim eingebracht worden.

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Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (15.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten machte der Präsident von Köller zunächst Mit⸗ iheilung von dem Eingang einer Denkschrift über die in der Zeit vom 1. April 1889 bis zum 31. März 1899 er— folgten Bauausführungen an denjenigen Wasser⸗ straßen, über deren Regulirung dem Landtage be⸗ sondere Vorlagen gemacht sind, und eines Antrages des Abg. Richter, betreffend die Errichtung bezw. Erweiterung von Fideikommissen und die Stempel⸗ gebühr für dieselben.

Aus Anlaß der Geburt eines Königlichen Prinzen hat der Präsident Sr. Majestät dem Kaiser und König die Glückwünsche des Hauses der Abgeordneten dargebracht. Darauf ist folgendes Dankschreiben eingegangen:

„Für die Mir aus Anlaß der Geburt Meines sechsten Sohnes Namens des Hauses der Abgeordneten am 19. d. M zum Ausdruck gebrachten Glückwünsche spreche Ich Ihnen Meinen herzlichen Dank aus.

Berlin, den 24. Dezember 1890.

Wilhelm.“

Der Abg. Frickenhaus hat sein Mandat niedergelegt.

Auf Grund des mündlichen Berichts der Geschäfts⸗ ordnungs⸗Kommission (Referent Abg. Westerkamp) wurde be⸗ schlossen, daß das Mandat des Abg. Herwig durch die Verleihung des Titels eines Piäsidenten nicht erloschen ist.

Auf der Tagesordnung stand ferner die zweite Berathung des Antrages Conrad, betr. den Entwurf eines Wild⸗

schadengesetzes, zu welchem eine ganze Reihe von Anträgen vorliegt. ; .

Abg. Rickert beantragte mit Rüdsi bt auf diese vor⸗ liegenden Anträge eine kommissarische Berathung, wofür sich auch die Abgg. Rintelen, Dr. Freiherr von Heereman, von Rauchhaupt und der Antragsteller Conrad er⸗ klärten, während der Abg. Francke (Tondern) sich dafür aussprach, daß sofort in die zweite Berathung des Antrages eingetreten werde. ö

Das Haus beschloß die kommissarische Berathung.

Schluß 121, Uhr. Nächste Sißung Montag 1 Uhr. Auf der Tagesordnung steht eine Rechnungsvorlage und Entgegennahme von Vorlagen der Königlichen Staatsregierung.

Die Kommission des Reickstages zur Berathung des Tbänderungsgesetzes zum Patentgesetz hat heute ihre Be- rathungen begonnen. Der Abg Freiherr ven Buol brachte zu 5 3 eine ganze Reibe Abänderungsanträge ein, ebenso die Abga. Gold- schmidt, Kauffmann und Münch.

Kunst und Wissenschaft.

Den bisherigen Berichten über das Heilverfabrten Koch's gegen die Tuberkulose folgen in der beute erschienenen Nummer der Deutschen Medizinischen Wochenschrift?„: Aus der medizinischen Universitäts⸗-Klinik in Freiburg i. B. Beobachtungen bei Anwendung des Koch'schen Heilverfahrens. Von Professor Pr. Ch. Bäumler. Aus dem Jsraelitischen Krankenhause in Hamburg: I. Ueber die mit dem Koch'schen Heilmittel auf der medizinischen Abtheilung erzielten Resultate. Von Dr. Korach. II. Bericht über 18 auf der chirurgischen Abtheilung mit dem Koch'schen Verfahren behandelte Fälle. Von Dr. Alsberg. Erfahrungen über die Anwendung des Koch'schen Mittels bei Keblkopf . Tuberkulose. Von Dr. J. Michael in Hamburg. Aus Dr. Königsböfer's Augenheilanstalten in Stuttgart: Beob— achtungen über die Wirkung des Koch'schen Heilmittels bei Augen erkrankungen. Von Dr. O. Königshöfer und Dr. E. Maschke. Ueber das Verhalten der Körpertemperatur bei Anwendurg des Koch'schen Verfahrens. Von Prof. Dr. O. Rosenbach in Breslau.

Zur Errichtung von Sanatorien für Lungenschwind— süchtige der är meren Klassen in Berlin batte sich im vorigen Jahre ein Comitè gebildet, dessen Arbeiten durch die neueste Entdeckung Koch's bis auf Weiteres sistirt worden waren. Nachdem nunmebr die erste Behandlung der Lungenschwinssucht auf Grund der mit dem Koch'schen Mittel gewonnenen Erfahrungen vor nehmlich eine Anstaltsbebandlung sein muß, berief der Vor sitzende des gewählten Ausschusses Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Leyden eine Sitzung, in welcher beschlossen worden ist. die von den verschiedenen medizinischen Vereinen Berlins gwäölten Delegirten jusammenzuberufen, um in der Angelegenheit der Sanatorien nunmehr weitere Schritte zu thun.

In dem Herzoglichen Krankenhause zu Sraunschweig werden seit dem 9 Dezember 27 Kranke mit Koch scher Lymphe be—⸗ handelt. Bei drei Kranken wurde von der Weiterbehandlung Ab⸗ stand genommen wegen zu weit vorgeschrittener Erkrankung. Bei vierzehn Kranken zeigte sich eine Gewichtszunabme von fünf bis sechs Pfund innerhalb weniger Wochen, wozu indeß auch die gute Kost des Krankenhauses beigetragen baben mag. Durchweg traten die bekannten Reaktionserscheinungen ein. Bei einzelnen Kranken zeigte sich entschiedene Besserung, Abnahme der Lungenaffektionen, reineres Athmungsgeräusch ꝛc. Um mehr Kranke aufnehmen zu können, wird der Bau zweier Baracken für Lungen— kranke beim Krankenhause geplant.

Auch das städtische Krankenhaus in Holjminden hat jetzt Koch'sche Lymphe erhalten.

In Mülbaufen i. Els. bat nach einer Mittheilung der Köln. Ztg. der dort kürzlich gegründete Aerzteverein die Errichtung einer Heilanstalt beschlofsen, in welcher die Koch'sche Lymphe jur Verwendung kommen soll. Das für diese Zwecke erworbene Haus am Vaubanplatze wird entsprechend eingerichtet; die Eröffnung der Anstalt soll schon Mitte des Monats erfolgen.

Aus Madrid wird dem ‚Temps“ gemeldet: die spanischen Aerzte haben das Koch'sche Mittel bei Aussätzigen angewandt. Die ersten Versuche fanden in einem ausschließlich für Hautkrank— heiten bestimmten Krankenhaus in Madrid mit drei Aussäsigen statt. An den beiden ersten wurden je fünf Einspritzungen von 1 bis 5 mg vorgenommen. Bei jeder Einspritzung erlangte man bei beiden Aussätzigen dieselben örtlichen und allgemeinen Reaktionen wie bei den Lupus, und Tuberkelkranken. Eine merkbare Besserung wurde nicht festgestellt, nur verschwanden bei einem Kranken die schrecklichen Nervenschmerzen, an denen er seit langer Zeit litt. Bei einem dritten Aussätzigen, der nur einmal mit 1 mg geimpft wurde, beobachtete man örtliche und allgemeine Reaktionen, die sich seit der einen Impfung in Zeitrãumen von 24 Stunden wiederholt baben, Unter dem 7. Januar berichtet W. T. B. ferner aus Madrid z In dem hiefigen allgemeinen Krankenhause und in dem Hospital St. Jean— Dien befinden sich 26 Kranke in Beobachtung, welche nach der Koch'schen Methode bebandelt werden; davon sind 22 Tuberku⸗ lofe, drei Aussätziz? und ein mit einem Fleischgewächs Bebafteter. Morgen sollen bei einigen derselben erneute Injektionen vorgenommen werden. Ein auffallendes Symptom bei den Aussätzigen besteht in einer bemerkenswerthen Zunahme des Appetits während des durch die Inoculation hervorgerufenen Fiebers. Auch in Bukarest sind bei Aussätzigen. Verfuche mit Koch'scher Lompbe gemacht worden; Professor Babesch hat dabei gefunden, daß die Impfung mit Koch'scher Lymphe nicht bloß bei tuberkulssem Aussatz, sondern auch bei anäͤsthetischer, nervöser oder glatter Lepra erstlich sehr bestimmte, allerdings bei den einzelnen Kranken verschie dene Reaktionserscheinungen, sodann aber auch bemerkenswerthe Heilungserscheinungen he rvorzu⸗ bringen vermag.

Das Gebäude für das Antiken ⸗Museum, in welchem, wie wir in Nr. 5 des „R. u. St.- A. mittheilten, die Sam m⸗ lungen Heinrich Schliemann's ihre dauernde Unterkunft er— halten, soll, wie die „‚Voff. Ztg.“ mittheilt, nach einem Ent wurfe des Professors Wolff errichtet werden. Dieses Ge—⸗ bäude soll seinen Standort zwischen dem von Stüler er bauten Neuen Museum und dem Viadukt der Stadtbahn auf der Museums⸗Insel finden. Seinen Inhalt werden antike Original- Sktalpturen, unter ihnen in besonders bevorzugter Auf- stellung der pergamenische Gigantenfries und die übrigen Funde von Pergamon, sowie auch Schliemann 5 Sammlungen bilden. Durch Aufnabme dieser letzteren in den Neubau wird das Museum für Völkerkunde, dem es bekanntlich schon jetzt an Platz gebricht, in wünschenswerther Weise entlastet werden. . rt

= In der ordentlichen Hauxtversammlung des Vereins Berliner Künstler am 6. d. M. war satzungsmäßig die Neuwahl des Vorstandes vorzunehmen. Das Ergebniß war der Boss. Ztg.“ zufolge die einstimmige Wieder wabl, der Hern. Direktor Ant on von Werner zum Vorfitzenden, Architekt C. Heoffacker zum ersten und Maler Hans Hartmann, zum zweiten Schriftführer, Maler E. Körner zum ersten und Bildbauer R. Schweinitz zum zweiten Säckel meister, endlich Maler H. Schnars Alquist zum Archivar.

Derndyentsmefen, Thicrtranthenfen und Vbsperrungs- Maßregeln.

Niederlande. . Nach einer in dem „Nederlandsehe Staats courant verõffentlichten Verfügung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 25. Dejember 1396 sst die Verfügung vom 20. Juni desselben Jahres,

wonach Spanien für von der asiatischen Cholera verseucht erklärt war, aufgehoben worden. (Bergl. R. A.“ Nr. 155 vom 28. Juni 1890)

Griechenland.

Die Königlich griechische . hat die Quarantäne, welche sie über die Provenienzen der am Rothen Meere belegenen arabischen Küsten und über die aus dem Hafen von Beirut kommenden Provenienzen verhängt batte, außer Kraft gesetzt.

Die über die Provenienzen der Küftenstrecke von Selefks bis zum Hafen von Beirnt, letzteren ausgeschlofsen, verbängte Quarantäne bleibt dagegen noch bestehen. (Vergl. RA.“ Nr. 217, 296 und 307 vom 9. September, 93. und 22. Dezember 1890.)

. Cy pern.

Die gegen Ankünfte aus Spanien und den Baleaxrischen Inseln seiner Zeit verhängte Quarantäne ift vom 15. Dezember e. ab aufgehoben und durch eine ärztliche Untersuchung ersetzt worden.

Die gegen Ankünfte aus dem Rothen Meere bestebende Quarantäne ist aufgeboben worden (Nr. 239 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 4. Oktober 1830).

Brasilien.

Durch Verordnung des brasilianischen Ministers des Innern vom 298 November 1890 sind die spanischen Häfen, einschließlich der Häfen auf den spanischen Inseln, die afrikanischen Mittel⸗ meer Häfen und der Hafen von Tanger als rein von Cholera erklärt worden. (Vergl. Reicht ⸗Anzeiger Nr 176, 224 und 241 vom 23. Juli, 17. September und 7. Oktober 1890.)

Handel und Gewerbe.

Durch eine am 27. v. M. zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien geschloßssene Uebereinkunft ist der Italienisch⸗ Oesterreichische Handels- und Schiffahrtsvertrag vom J. Dezember 1887 um ein Jahr nämlich bis zum 31. Dezember 1892 mit der Maßgabe verlängert worden, daß derselbe noch weiterhin bis zum 31. Dezember 1897 in Gel— tung bleiben soll, Falls eine Kündigung nicht zwölf Monate vor dem 31. Dezember 1892 erfolgen sollte.

Der Senat für Finland hat am 17. Dezember v. J. angeordnet, daß, sofern in Zukunft nicht anderweit bestimmt wird, während des Jahres 1891 der bei der Einfuhr nach Fin land zu erhebende Zoll auf baumwollenes Segeltuch in derselben Höhe erlegt werden soll, wie für leinenes Segeltuch, nämlich mit F. M. 70,609 pro 100 Eg, sowie ferner, daß während derselben Zeit für sertige Segel nebst daran be— festigtem Zubehör derselbe Zoll wie für das Rohmaterial, n bst einem Zuschlag von 10 Prozent, erhoben werden soll.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Rubr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 6. Januar (katholischer Feiertag) gestellt 2649, nicht rechtzeitig gestellt keine (Wagen zu 10 t). An der Ruhr sind am 7. Januar gestellt 9467, nicht recht⸗ zeitig gestellt 39 Wagen zu 10 Tonnen.

Die näckste Börsenversammlung zu Essen findet am Montag, den 12. Januar, Nachmittags von 4 bis 55 Uhr, im Berliner Hof“ statt.

Die New ⸗YPorker Hdls. Ztg.“ schreibt in ibrem vom 26. Dezember datirten Wochenbericht: Die all gemeine Ge⸗ schäftslage bat sich seit den letzten acht Tagen kaum verändert. Die Festtage haben wie gewöhnlich dem Detail⸗Geschäft reges Leben gebracht, aber sonst ist es in allen Zweigen des Handels und der Industrie überaus rubig geblieben. Mit dieser Geschäftslosigkeit bat man um diese Jahreszeit immer zu rechnen; diesmal ist sie indessen durch die gestörten finanziellen Verbältnisse besonders stark gewesen. Wie sich die nächste Zukunft gestalten wird, ist schwer zu sagen; es läßt sich indeffen annehmen, daß wir einer langsamen Besserung entgegengehen. Der Konsum, der bisber auf das bescheidenste Maß reduzirt gewesen, kann auf die Dauer nicht unterdrückt werden, und mit dem Hervor— treten desselben wird sich das Geschäft naturgemäß wieder heben.

Frankfurt a. M., 7. Januar. (W. T. B) Die Fusiions⸗ verbandlungen der italienisch en Da mpfschiffabrts G e sell⸗ schaft ‚La Veloce“ mit der Firma Lavarello sind nunmehr abgeschlossen. Der Kaufpreis der Schiffe wird von „La Veloce“ in Obligationen berichtigt, deren Uebernahme in der Hauptsache durch die Interessenten der Firma Lavarello gesichert ist.

Leipjig, 7. Januar. (W. Fx. B.) Kammzug⸗-Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. vr. Januar 4,40 AK, vr. Februar 440 M, pr. März 4,428 „6, vr. April 4 42 AÆ, pr. Mai 142 A, pr. Juni 4,423 AÆ, pr Juli 4,423 A, pr. August 4,423 , pr. September 442 AK, pr. Oktober 4422 AÆ, pr. November 4423 „* Umsatz 185 000 kg. Ruhig.

Wien, 7. Januar. Der Generalrath der österreichisch⸗ ungarischen Bank wird, wie die Presse“ meldet, morgen den Zinsfuß um 1 00 herabsetzen.

London, 7. Januar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weijen⸗ ladung angeboten.

8. Fanuar. (W. T. B) Die Bank von England hat heute den Diskont von 5 auf 49 herabgesetzt.

Verkehr s⸗Anftalten.

Die Post von dem am 2. Dezember aus Adelaide ab⸗ gegangenen Reichs ⸗Postdampfer „Habsburg ist nach einer Nach= richt des W. T. B.“ in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 9. d. M. Vormittags zur Ausgabe.

Hamburg, 7. Januar. (W. T. B) Der Postdampfer Pol vnesia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗-Gesellschaft bat, von New⸗JYJork kommend, beute Morgens Prawle Point passirt.

S8. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer Russia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt / Attiengesell⸗ schaft bat, von New⸗Jork kommend, gestern Abend Lizard passirt.

Bozen, J. Januar. (W. T. B.) Die Eröffnung der Lokalbabn Mori Arco Riva ist für die ganje Line zum 28. d. M. in Aussicht genommen.

London, 7. Januar. (W. T. B.) Der Castle ˖ Dampfer

Roslin Castle‘ bat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Castle⸗ Dampfer „Pembroke Castle ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Castle⸗- Dampfer „Garth Castle“ ist beute auf der Heimreise in London an— gekommen. S. Januar. W. T. B) Der Union Da mpfer Pretoria' ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Union⸗Dampfer ‚Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Reval, 8. Januar. Die biesige Rhede ist, wie das W. T. B.“ mittheilt, in Folge der starken Fröste mit einstweilen noch schwachem Eis bedeckt. In Baltischport ist der Hafen eisfrei.

Theater und Mufik.

Königliche Theater.

In der am Sonnabend im Opernbause statt findenden Oberon“ Vorstellung wird die Rolle des Oberon durch Frl. Weitz, die der Rezia durch Frl. Hiedler und die Rolle des Hüon durch Hrn. Krauß vertreten sein. Die Tannhäuser'⸗ Aufführung am Sonntag findet in der ersten Besetzung statt, sodaß also die Hauptrollen in den Händen der Damen Leisinger und Sucher und der Hrrn. Betz, Krolop, Splva und Mödlinger ruhen.

Deutsches Theater.

Die nächste Auffübrung von Maria Stuart“ findet am Dienstag statt. Am Donnerstag, 135, kommt zur Erinnerung an den 100 jährigen Geburtstag Srillparzer's: Des Meeres und der Liebe Wellen‘ mit Hrn. Barthel als Leander, neu einstudirt zur Aufführung.

Wallner Theater.

In der morgen zum ersten Mal in Scene gehenden Novität „Talmi“, Volksstück in 4 Akten von M. Schlesinger und L. Her⸗ mann, befinden sich die Hauptrollen in den Händen der Damen Leopoldine Augustin, Hedwig Pallatschek, Nina Sandew, Alma See mann, Jobanna Walther⸗Trost, sowie der Hern. Richard Alexander, William Büller, Leopold Deutsch, Franz Gutbery, Carl Meißner, Julius Ries u. A. m.

Residenz Theater.

Morgen gebt zum letzten Male der Kampf ums Dasein“ in Scene; Sonnabend ziehf mit Alexandre Bisson's ‚Der selige Toupinel“! und Benno Jacobson's „Friquette! wieder die heitere Muse in das Theater in der Blumenftraße ein. In Bisson's Schwank wirken in hervorragenden Rollen außer den schon genannten Hrrn. Pagay und Pansa die Damen Rosa Bertens, Kathi Fischer und Helene Schüle und die Hirn Emanuel Reicher. Herbert Paul⸗ müller und Richard Georg mit. Der Anfang der Premiere ist auf

7 Uhr angesetzt. ö Adolryh Ernst⸗ Theater.

Trotzdem die lustige Gesangsposse ‚Unsere Don Juanz“ noch immer ibre Anziebungskraft bewährt, muß sie doch vertraglichen Be ftimmungen gemäß demnächst der zweiten Novität der Saison, einer vieraktigen Gesangsposse von Eduard Jacobson und Leopold Elv, Platz machen. Die sehr zahlreichen Gesangs nummern sind gemein- schastlich von Jacobson und Gustar Görß verfaßt. Die Musik bat der Kapellmeister des Adolph Ernst⸗Theaters, Adolph Ferron, ge— schrieben.

Thomas⸗Tbeater.

Gustav von Moser, der bisher durch Krankheit verhindert war, einer Vorstellung des erfolgreichen Schwankes „Der Soldatenfreund“, den er im Verein mit Otto Girndt verfaßt bat, anzuwobnen, kommt beute nach Berlin, um morgen bei der 50. Aufführung seines Stückes anwesend zu sein.

Concerthaus.

Der vierte ‚Wagner ⸗Abend“ beginnt am Freitag zur Feier der hundertsten Wiederkehr der Aufführung des „Fliegenden Holländer“ in Berlin mit der Duxerture dazu, an welche sich die berühmtesten Bruchstücke aus ‚Lobengrin', ‚Tannbäuser“, ‚Tristan und Isolde“, Rbeingold', „Walküre“ u. s. w. anschließen. Walther's Preislied wird von den zwölf Solo ⸗Violinen ausgeführt werden, die Träume“ von Violine, Orgel und Streichquartett. Als neu wird in dieses reiche Programm noch eingefügt: Klingsor's Zaubergarten und die Blum enmaͤdchen' aus dem „Parsifal“.

Mannigfaltiges.

Der evangeliscken Kirchengemeinde zu Grabow (Posern) ist, wie die „Staatsb.⸗Itg.“ erfäbrt, auf das Immediatgesuch des Pastors Loida an Se. Rajestät den Kaiser ein Gnadengeschenk von vierzebntaufend Mark zut Deckung der Kosten des bereits auf · gefübrten Baues der dortigen evangelischen Kirche bewilligt worden.

Ihre Majestät die Kaiserin bat aus Anlaß des Gederk⸗ tages der Hochseligen Kaiserin Augusta der Stiftung „Frauen⸗ dank“ die Summe von tausend Mark überwiesen.

Dem Vorstande des Vereins der Berliner Volks küchen von 18665 sind, wie die N. A. Z. mittheilt, von seiner Protektorin, Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Vietoria 509 4 zur unentgeltlichen Verabfolgung von Mittag portionen an arme Leute überfandt worden, und zugleich erbielt der VolksküchenVorstand von Frau Friederike Meyer bierselbst zu demselben Zweck 590 ** Diefe hochberzigen Gaben kamen der Unterstützungskasse für hülfs bedürftige Perfonen“, welche von einem Damencomits des Volksküchen⸗ vereins befonders geführt wird, doppelt zu statten, da die Noth bei der Kalte sehr groß ist und unzählige Gesuche um Gratisspeisen aus den Volksküchen bei den Vorständen eingegangen sind.

Im Augusta⸗Hospital fand gestern aus Anlaß des Gexenk⸗ tages der Hochseligen Kaiserin Augu sta eine Trauerfeier statt, welcher auch Ibre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden beiwobnte.

Etwa 9000 Arbeiter sind hiesigen Blättern zufolge gegen⸗ wärtig in den Straßen Berlins mit der Beseitigung der Schneemassen beschäftigt, von welchen 5000 Mann von der städtischen Straßenreinigungs Deputation und Parkverwaltung, der Rest von den Pferdebahn ⸗Gesellschaften engagirt ist. Ueber 1000 Last⸗ wagen befördern täglich 6000 Fuhren Schnee nach den städtischen Abladeplätzen, und bierfür sowohl wie für die angestellten Arbeiter hat die Stadt jeden Tag ungefähr 24 000 Æ ju Der letzte größere Schneefall vor Weibnachten bat der Stadt 160 000 4 gekostet.

Das Schlittschubsegeln wird in diesem Jahre auf dem Rummelsburger See fleißig geübt. Der Sclittschubsegelsport ift für Berlin noch ziemlich neu; er ist durch Norweger hier einge⸗ führt, wurde bisher aber nur vereinzelt auf der Müggel gepflegt. Die Herren, welche man jetzt auf dem Rummelsburger See schlitt⸗ schuhfegeln sieht, sind mit Segeln nach dänischer Art ausgerüstet.

Die dritte allgemeine Geflügel⸗Ausstellung der ‚For⸗ tung“, welche morgen in den Prachträumen der ersten Etage des Haufes Spandauer Brücke 4/5 eröffnet wird, ist wabr haft großartig beschickt, und namentlich die Abtheilung der Tauben mit ibren 500 Nummern giebt ein fchönes Übersichtliches Bild von den erfolg— reichen Zuchtergebnissen der Vereinsmitglieder und der Freunde des Vereins. Intgesammt baben 77 Aussteller die Schau beschickt, und jwar außer Berliner Züchtern auch, solche aus Köln, Magdeburg, Hamburg, Thüringen, Sachsen, Westfalen, Scklesien, Pommern, Sstrreußen, Holstein und Mecklenburg. In der Taubenabtheilung sind alle Arten und Rassen vertreten; durch be— sonders großartige Sammlungen zeichnen sich die Fliegetauben, Kröpfer, Römer und Indianer aus. Unter den englischen Kröpfern zeichnen sich namentlich die blaubeberzten des Hrn. Kavser-⸗Berlin aus, schõne Brünner Kröpfer sind u. A. von Adler -Fichelswerder ausgestellt. Einen Amsterdamer Ballonbläher, eine für Berlin seltene Kröpferart, hat Sieß⸗ Magdeburg geschickt. Das Paar dieser Thiere wird auf 120 M ge⸗ schätt. Unter den Perrücken sind wohl die kostbarsten die weiß nn englischen des Hrn. Fricke Magdeburg, scöne gelbgemönchte hat Langlotz Weimar zur Schau gebracht. Mit anglischen Perrücken eigener Zucht glänzt Plön⸗Hamburg; als Züchter schöner Pfautauben fei vor Ällem Schreiber-⸗Prenzlau erwähnt. Deutsche Möbchen sind dort besonders schön von Lademann -Berlin, die seltenen italieniscken Mönchen von Borchardt-⸗Berlin, Orientalen von Fricke ausgestellt. Gute Modeneser brachte Koppe Berlin, Italiener besonders Fricke, Römer Dunger⸗Berlin. Zahlreich sind die Tümmler vertreten, und zwar in allen ihren Abarten, da gerade die Tümmler in Berlin mit Vorliebe gezüchtet werden. Die langen blaubunten Berliner der Schau sind Pracht⸗ tbiere. Köchel, Schäffer, Erbe, Meder, Grunow und Schwabe seien hier als Züchter erwähnt: Feld und Farbentauben sind weniger zahlreich, aber gut vertreten, auch einige Brieftauben sind ausgestellt. Die Abtheilung der Hübner umfaßt 93 Nummern, worunter sich 49 Preis stämme befinden. Unter den Rassen überwiegen die Italiener; schöne Kochins und Bantams hat Koppe⸗Berlin ausgestellt, Stüdemann⸗ Schwerin brachte schöne Langshan und Hamburger Silbersprenkel. Enten und Gänse führt in stattlichen Exemplaren Christovh⸗Berlin vor.