In der Eisten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden durch eine amtliche Bekanntmachung die Namen der während des Prüfungsjahres 1889/90 von den zuständigen Centralbehörden approbirten Aerzte (A), Zahnärzte (B), Thierärzte (C) und Apo— theker (D) veröffentlicht.
Frankfurt a. M., 11. Januar. Heute Mittag erfolgte laut Meldung des „W. T. B.“ im Saale der Stadvenordneten⸗ Versammlung durch den Regierungs-Präsidenten von Tepper⸗ Laski die Einführung und Verpflichtung des neuen Ober— Bürgermeisters Adickes. Dieser dankte für die freundlichen Worte, mit welchen der Regierungs-Präsident von Tepper⸗ Laski ihn in sein neues Amt eingeführt habe und wandte die Stadtverordneten, aussprach, zunächst damit beginnen
sich darauf
Begrüßung könne, im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestat des Kaisers, der in gnädigster Weise über die sen Frankfurts sich geäußert habe und eine große Theil⸗ nahme an allen Unternehmungen der Stadt an der einen Gruß an Frankfurt ausrichten zu können. Aber Bürgermeister dankte sodann den Stadtverordneten, daß sie ihn in erster Linie präsentirt hätten, möglich geworden sei.
Tag lege, Der Ober⸗
wodurch seine Ernennung Es werde die Aufgabe und die Arbeit seines Lebens sein, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.
ö * * 6 3 / . ö
83
. i e
Die Verhandlungen der gemeinsame ndtagẽes anläßlich
München, beiden Parteien Schritte zu einer etwaigen Einberufung des La des 76. Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗ er „Köln. Ztg.“ Außerdem wird dem genannten Blatte Schreiben des Prinz⸗
Landtages
Regenten zu keinem Resultat geführt. mitgetheilt, ein vom 9. Dezember datirtes Schr Regenten an den Minister des Auswärtigen besage, der Regent habe von der Bildung eines Fest-Ausschusses zur Feier seines 70. Geburtstages mit
genommen, hege beschränkte Landesfeier Gratulationen fremder Regierungen und Körperschaften Der Berliner Vertreter ayerns fei angewiesen worden, diesen Wunsch vertraulich zur Kenniniß des Kaiserlichen Hof alaubigten Gesandten zu bringen.
zen hätten entsprechende Weisungen erhalten.
Württemberg. Stuttgart, 11. Januar.
Spezial vertretern genommen
in Berlin be⸗ Auch die übrigen bayerischen
Wie der „Schw. Meik. hört, ist in den letzten Tagen von dem Hofmarschall Ihrer Kaiser— lichen Hoheit der Herzogin Wera den Rektoren der hiesigen Gymnasien „als Beitrag zur Förderung der Kenntniß vater⸗ ländischer Geschichte auch im Sinne der geplanten Schulreform für die Bibliothek der unterstellten Anftalten ein Werk zugesandt worden, eitung die Schlacht bei Villiers, der und die Schlacht bei Cham— ) rhebung der württembergischen ren und ihrer Thaten poetisch verherrlicht sind, und welches saiserliche Hoheit selbf
nach einer kurzen Einleiti Reiterangriff am Mont Meslr namentl cher
Verfasserin hat. ie Württemberger vor Paris, ein vater⸗ t zum zwanzigjährigen Gedächtniß g 30 November und 2. Dezember
Herzogin von Württemberg“ ist das iglichen Hofbuchdruckerei von Karl Liebich und in einer des edlen Inhalts
* 00636
S
w rᷣ . 1
5 uch W
37 c — 242
ordneten setzte heute nach gänzungswahlen die Be⸗ Zunächst nahm der sich für Eintritt ing des Entwurfs und gegen die Lebens⸗
*
123 88
form fort. n Wöllwarth,
23 * 38
. * *
ö D. G G .
2 * 8
2
w 944 1 r
gegen die Lebens änglichkeit, Es sprachen so⸗
69 co M
.
m
urf eintrat. ts⸗Mir des Innern von Schmid, Brotbeck, C. Haußmann, Gröber, ent von Göz, worauf das Eintreten fs mit sehr großer Majorität
XD —
— — — — X —
8
*
Königliche Hoheit
im Namen der gerichtete Beileids⸗ iderung ertheilt: Berlin, Palais.
a, ,,, 2 — — — 28
5
en Sie mir Namens berübrt mich als ein ernster
. *
Gr
* 1
* 161 — 22 — * .
8. 20 , 2 .
1 — *
guüriges wohlwollendes Mit⸗ ̃ on Baden.
Kronprinz und die
; zesfsin von Schweden und Norwegen sind
Januar von Mena House in Gizeh abgereist und haben
. rojektirte Nil reise unternommen.
8 d 3
——
*
cr”)
—
*
Dem Landtage ist
Berggesetz die preußischen Staaten
daß jedoch das letztere formell aufgehoben sei. Dieser Zu⸗ stand dauere bis auf den heutigen Tag fort; während in Frankreich selbst die alten aesetzlichen Bestimmungen und Ver⸗ ordnungen durch neuere Gesetze aus den Jahren 1838, 1866 und 1850 ergänzt und umgestaltet seien und dieselben in der benachbarten Rheinpropin; mehrfache Aenderungen erlitten, bis mit dem Erlaß des allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 die bergrechtlichen Bestim lungen auch für die linksrheinischen Gebietstheile eine vollständige Neuregelung erfahren, und während in fast sämmtlichen deutschen Staaten in den letzten Jahrzehnten neue Berggesetze erlassen worden, bilden im Fürstenthum Birkenfeld die nunmehr veralteten Gesetze ꝛc. die einzigen Quellen des Berg⸗ rechts. Daß die Gesetzgebung auf diesem Gebiete zurückgeblieben, dem heutigen Stande der Wissenschaft, Theorie und Praxis nicht mehr entspreche und deshalb einer Abänderung bezw. Neuregelung dringend bedürfe, werre einer weiteren Aus⸗ führung nicht bedürfen, und daß sich ein Bedürfniß hiernach nicht schon früher und stärker geltend gemacht und zum Erlaß neuer Bestimmungen gedrängt habe, lasse sich nur dadurch erklären, daß der Bergwerksbetrieb im Fürstenthum bisher nur eine verhältnißmäßig geringe Ausdehnung gefunden und sich bisher in einfachen Formen bewent habe, während gerade in den letzten Jahren seit dem Auf⸗ schwung der Industrie sich ein lebhafteres Verlangen nach dem Erwerbe von Bergwerkskonzessio en geltend mache und früher verlassene Bergwerke von neuen Unternehmern in Betrieb gefetzt werden sollen. Es werde deshalb nunmehr mit dem Erlaß eines neuen Berggesetzes vorzugehen sein, da eine Rege⸗ lung der ganzen Materie durch die Reichsgesetzgebung höchst zweifelhaft sei und dieselbe jedenfalls noch in weiter Ferne stehe. Die Slaataregierung habe sich bei Abfassung des vorgelegten Gesetz'ntwurfes eng an das allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865, was sich nach allge⸗ meinem Urtheil sehr bewährt habe, angeschlossen; dies sei auch von den meisten deutschen Staaten bei Abfassung der neuen Berggesetze geschehen, so in Braunschweig, Sachsen⸗Miei⸗ ningen, Sachsen⸗Gotha, Bayern, Sachsen⸗Altenburg, Reuß j. L., Württemberg, Elsaß-Lothringen und Anhalt.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Sondershausen, 11. Januar. Aus dem vorläufigen Ergebniß der Volkezählung vom 1. Dezember v. J, theilt das „Reg. u. Nachr. Bl.“ mit, daß die orts anwesende Bevölkerung der Unterherrschaft sich auf 37 912, 90 weniger als bei der Zählung von 1885, die der Oberherrschaft auf 37 618, 1953 mehr als in 1885, belief.
Civpe.
(w) Detmold, 19. Januar. Nachdem der Landtag in dieser Woche wieder zusammengetreten war, begann zunächst die dritte Lesung des Etats. Bei der Position Gewerbe— steuer wird von Seiten der Linken das Bedauern ausgedrückt, daß die Regierung noch immer nicht an die Revision der Gewerbesteuer herangetreten sei, die große Ungerechtigkeiten für alle Klassen enthalte. Von Seiten der Regierung wurde geantwortet, es sei doch selbstverständlich, daß die Regierung erst die Reform in Preußen ab⸗ warten müsse, von wo das Besteuerungssystem entlehnt sei. Die Abgg. Schnitger und Asemissen wollten dagegen, daß man in Lippe sofort selbständig vorgehe. Schließlich ge⸗ longte diesbezüglich ein Antrag Asemissen zur Annahme, die Regierung möge in Erwägung ziehen, wie weit eine Erleichterung der unteren Klassen zu erreichen sei. Ein fernerer Antrag auf Erlaß der Klassensteuer für die Steuerzahler, die 2 M im Simplum bezahlen, um die Hälfte, — was einen Ausfall für die Staatskasse von gõ 000 6 repräsentirt — wurde abgelehnt. In einer späteren Sitzung nahm Abg. Klingenberg Ge— legenheit, das unverantwortliche Gebahren der Linken, die durch Herbeiführung der Beschlußunfähigkeit des Hauses ihre Wünsche auf Vorlage einer neuen Landgemeinzeordnung er— zwingen wolle, und durch hetzerische Reden die Arbeiter gegen die. Arbeitgeber aufzuwiegeln suche, öffentlich vor dem Lande zu brandmarten. Die Linke antwortete, was sie geihan, habe sie aus Pflichtge fühl gethan. In dem weiteren Verlaufe der Verhandlungen äußerte Abg. Wasserfall (kons., es erwecke den Anschein, als wolle man im Lande eine gewisse Zufriedenheit durchaus nicht aufkommen lassen. Das bezeichne die Handlungs⸗ weise der Linken sehr richtig. Bei der Pofition Wegebau wurde die Regierung ersucht, die Chausseegelderheber dahin zu instruiren, daß vom Schlitten überall nur der halbe Betrag zu entrichten sei. Vor endgültiger Abstimmung des Landtages über den Etat gelangte sodann eine Erklärung der acht Abgeordneten der Linken zur Verlesung, worin es heißt: Sie bedauerten, daß es der Regierung Sr. Durchlaucht des Fürsten noch immer nicht gelungen sei, die im Lande vorhandenen Mißstände zu heben, sie würden aber für dies mal noch den Etat für 1891 bewilligen, behielten sich jedoch für 1892 alle weiteren Schritte vor, wenn bis dahin keine Abhülfe der Be—⸗ schwerden erfolgt sei. Darauf wurde der Etat ge⸗ nehmigt. — Aus den weiteren Verhandlungen ist bemerkens⸗ werth eine Eingabe, betreffend Einführung des gleichen direkten Wahlrechts und Abichaffung des Dreiklassenwahlsystems bei Landtags- und städtischen Wahlen. — In erster und zweiter Lesung wurde sodann verhandelt über die Proposition wegen Außerhebungsetzung eines Theils des (Volks⸗) Schulg'eldes für 1391 und 1892, und über die Proposition, das bisherige Gesetz, betreffend die Entschädigung der geistlichen und Kirchendiener für den Ausfall an Stolgebühren, in Folge Einführung der Standesämter aufzuheben. Schließlich stand das nach preußischem Müster entworfene Vereinsgesetz zur Berathung. Die Linke hielt bei dem biederen Sinn der Lipper ein solches für gänzlich unnöthig. Der Kabinets-Minister von Wolæf⸗ gramm erklärte, dasselbe sei vorgelegt zur Bekämpfung der unruhigen Elemente im Lande. Doch, gesetzt, kein einziger Lipper gäbe Veranlassung zur Handhabung des Gesetzes, wer bürge dafür, daß die Sozialdemokraten anderer Staaten nicht über die Grenze treten und bei uns Versammlungen abhalten würben. Für biesen Fall fehlten gesetzliche Mittel zur Ueber⸗ wachung derselben gänzlich. Hätte man Aussicht, daß von Neichzwegen kas Vereinswesen geregelt würde, dann könnte man sich abwartend verhalten. Da dies aber nicht der Fall, müßse man selbständig vorgehen. Auch vom Präsidenten von Lengerke wurde betont, daß von Seiten der Reichs⸗ regierung im Jahre 1389 dem Reichstags⸗Abgeordneten von Reuß . L. auf eine diesbezügliche Anregung hin ausweichend geantwortet sei.
*
Elsaß⸗⸗ Lothringen.
Straßburg, 10. Januar. Nach dem vom Bund esrath genehmigten Entwurf des Landeshaushalts-Etats für Elsaß⸗ Tothringen für 1891/92 werden in dem Etat des Innern: 181460 S für die neu errichtete Landes ⸗Versicherungsanstalt und 6600 46 zu Funktione zulagen für Sekretariatebeamte an den Kreis- direktionen; in dem der Justizverwaltung: S300 S zur Schaffung iweier Amtsrnichter⸗ und Amtegerichtssekretär⸗Stellen ge⸗ sordert. Der Etat der Land wirthschaft enthält einen neuen Ansatz von 5000 Æ zur Unterhaltung der bereits ausgeräumten und regu⸗— lirten Strecke der schiffbaren Ill. Unter den einmaligen Ausgaben sind in dem Etat des Landesausschusses 85 000 * eingestellt, damit die innere Ausschmückung des Landesaunschußgebäudes der Be⸗ deutung des Gebäudes und der Würde und monumentalen Durch⸗ führung der äußeren Architektur vollständig entsprechend ausgeführt werden kann. Ter Etat der Unterrichtsverwaltung verlangt 200 000 4 für den Neubau des zoologisc en Instituts, 20 900 ½ für das Bau. Bureau und Bauaufsicht, 9150 n für Aucsstattung der Universitäts Institute mit Lehrmitteln, 3750 M für Arbeiten am Universitäts⸗Kollegien Gebäude, 14 000 S für Errichtung eines zweiten Stockwerks auf den östlichen Flügel des phyñologischen Instituts, 14 900 * für Katalossarbeiten, 5000 ιν½ zum außerordentlichen Ankauf von Büchern, 2060 000 Æν (3. Rate) für den Bau des Bibliothekgebäudes, 10090 S zur Errichtung einer meteorologischen Station auf dem Münster in Sttaßburg, 100000 MS. zur Gewährung von Beihülfen an Gemeinden zu Shulhbausbauten, 20 009 ½ zur Gewährung einer Beibülfe an die evangelische Taubstummen-Anstalt zu Straßburg für den Erwerb und Ausbau eines Anwesens und 160 600 * als 1. Rate für die Verlegung des Lehrer⸗Seminars in Straßburg. Für die Förderung der Errichtung und Weiterentwickelung von Darlebns-— kassenvereinen und Sparkassen sind im Etat der Verwal- tung des Innern 10 000 „ vorgeseben. Ebendaselbst findet sich ein Arsaz von 8000 „6 zur Vervollständigung der Bibliotheken der Kreisdirektionen, von 37566 6 zur Ausstaltung der Gendarmerie mit neuen Schußwaffen, von 50 000 416 zur einmaligen Unterstützung von Wohlthätigkeitsanstalten und von 20 (00 46 zur Förderung des Kunst⸗ gewerbes, der Handwerls'chulen und der Zwede der Gewerbevereine. Für Bauten an Flüssen und Kanälen sind 255 690 M in An⸗ satz gebracht und für Wegebauten 373 000 M. Für Beihülfen zu den Kosten der Reparatur und des Neubaues von Kirchen sind 222 500 4 vorgesehen Dabon entfallen auf die Restautationsarbeiten an dem Do m zu Metz 40000 an der St. Thoba dskirche zu Thann 30 900 an der St. Fideskirche zu Schlettstadt 20 000 , an der Pfarrkirche zu Mörchingen 18 500 S und an der St. Martinekirche zu Colmar 20 009 M½ Der außerordentliche Etat weist Ausgaben in einem Gesammt⸗ betrage von 2721 627 0 nach Von denselben entfallen auf den Bau normalspariger Eisenbabnen 1410427 M und jwar für eine Bahn von Saatrburg nach Alberschweiler und Vallerpsthal (3. und letzte Rate) 261 509 „é, von Selz über Walburg nach Merzweiler 12. Rate) 1090 600 Ætñ,, von Hagenau über Sufflenheim nach Röschaoog (2. Rate) 1060 000 M, von Muünster nach Metzeal ¶ J. Rate) 160 000 S6, von Mommenheim nach Sagralben und Saargemünd ¶ J. Rate) 848 827 M Für Rhein Neubauten sind eingestellt 100 060 Æν, für die Fort⸗ setzung der Katastererneuerungs arbeiten 372 00 „Æ, für den Bau von Waldeisenbahnen 190 000 S6 und für Meliorationen 649 290 Von den für Meliorationsarbeiten bestimmten 649 200 M entfallen 120 000 S, (10. Rate) auf die Räumung und Regulirung der schiffbaren Ill, 290 9000 „ auf einen Zaschuß zu Ill regulirungs arbeiten im V. Ill⸗Syndikat, 40 000 auf vie Herstellung von Reservoirs im Fechtthal als 7. und lezte Rate, 200 0090 4 4. Rate) auf die Herstellung eines Reservoirs im Lauchthal 20 000 A (6. Rate) auf die Regulirung der Breusch, 76 00990 M auf den Zuschuß für die Korrektion der Nied als 5. und letzte Rate 50 000 6 2. Rate) auf den Zuschuß zur Verbesserung des Andlaurieds. Neue und einmalige Zuschüsse sind bestimmt, und zwar 14 000 t für die Moderregulirungsarbeiten, 57 000 „S für Regulixung der Rose, 760 6s für die Korrektion des Hargartenbachs, 4509 4 zur Anjertigung eines Projekts für die Verbesserung der Abflußverhält⸗ nie der französischen Nied und Bisten, 15 C00 Æ für Vorarbeiten zur Ermittelung der Ausfährbarkeit von Stauweihern im oberen Breuschibal und 10 000 66 für ein Projekt zur Verbesserung der Abflußvder hãltaisfe der Thur von Thann bis zur Einmündung in die Ill.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 12. Januar. Zu dem Diner, welches vorgestern bei Sr. Majestäl dem Kaiser und König und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stattfand, hatten, wie „W. T. B.“ meldet, der ottonanische Botschafter Sadulla— Pascha, der italienische Botschafter Graf Nigra und der fran⸗ zbsische Botschafter Decrais mit Gemahlin, ferner mehrere Gesandte, darunter diejenigen der Schweiz, der Niederlande und Dänemarks, Einladungen erhalten.
Der griechische Gesandte Dragumis überreichte am Sonnabend Se. Majestä— dem Kaiser und König sein Abberufun gsschreiben. Der Legationssekretär Manos hat dessen Funktionen als Geschäftsträger übernommen.
Der Sektionschef Papay empfing vorgestern im Namen des Kaisers eine Deputation von Damen aus den Vororten Wiens, welche anläßlich der Vereinigung der Vororte mit der Hauptstadt eine Huldigungsadresse an den Kaiser mit etwa 50090 Unterschriften überreichten.
Zu Beginn der vorgestrigen Sitzung des böhmischen Landtages ergriff der Statthalter Graf Thun das Wort, um die in der gestrigen Sitzung vom Abg. Treybal er⸗ hobene Befchuldigung, daß einzelne Steuerämter von den auszubezahlenden Hülfsgeldern schuldige Steuergelder zurück⸗ behalten hätten, zurückzuweisen. Der Statthalter habe sofort an die betreffende Bezirkshauptmannschaft in Klattau um einen Bericht telegraphirt, und die eingelaufene telegraphische Antwort gehe dahin, daß der Be⸗ zirkshauptmann persönlich alle Hülfsgelder voll ausgezahlt habe und die erhobene Beschuldigung gänzlich unwahr sei. Der Statthalter gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß, wie hier, so auch in dem anderen Falle die Beschuldigung eine un⸗ gerechtfertigte sei. Er überlasse es dem hohen Hause, zu be⸗ urtheilen, ob der , . des Abg. Treybal oder der amtlichen Erklärung des Bezirkshauptmanns mehr Gewicht bei⸗ zulegen sei. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingegangen und die Debatte über die Landeskulturrahts⸗Vorlage bei §. 24 fortgesetzt. Im Verlaufe der Debatte warf der Jungezeche RKrumbholz den Bewohnern des deutschen Sprach⸗ gebiets in Böhmen Illoyalität gegenüber der Dynastie vor. Deutsche Abgeordnete unterbrachen den edner stürmisch mit den Rufen; „Lüge!“ und „Denunziation!“ und der Oberst⸗Landmarschall ermahnte den Redner, bei der Sache zu bleiben. Die deutschen Abgeordneten Dr. von Plener und Schmeyka!l begaben sich hierauf zum Oberst⸗ Landmarschall, welcher Beiden den czechischen Text der Krumbholzschen Rede übersetzte. nzwischen führte der
Berichterstatter der Majorität, Prinz Lobkowitz, aus, daß die Politik der Jungczechen für die Nation schlimme Früchte
tragen werde. Sein Herz schlage treu für die Nation, des⸗ halb warne er vor einer Fortsetzung dieser Politik.
.
Großbritannien und Irland.
Der Erbgroßherzog von Luxem burg ist, von Ost— ende kommend, am Freitag in London eingetroffen und in Claridge's Hotel abgestiegen. Bei der Landung in Dover wurde der Erbgroßherzog von dem General Sir Christopher Teesdale Namens der Königin und vom Grafen Metternich Seitens der deutschen Botschaft begrüßt und nach London ge⸗ leitet. Heute gedachte Se. Königliche Hoheit sich zum Besuch der Königin nach Osborne zu begeben.
Wie die „Times“ schreibt, hat schon seit einiger Zeit das Verhältniß der en glischen Regierung zu den großen konzessionirten Gesellschaften in Afrika, der britischen südafrikanischen, der britischen ostafrikanischen und der Königlichen Niger ⸗Gesellschaft, den Gegenstand ein—
ehender Berarhungen des Ministeriums ge—⸗ ildet. Bei der eigenthümlichen Lage der Dinge in Afrika hätten die britischen Konsular-Agenten in den mittelafrikanischen Besitzungen Portugals und Deutsch⸗ lands eine schwierige und heikle Aufgabe. Fortwährend stießen sie naturgemäß auf den zwischen den Interessen der Mächte, bei denen sie beglaubigt sind, und den britischen Interessen bestehenden Widerstreit. Unter diesen Umständen sei es wünschenswerth, daß der britische Vertreter so zu sagen beide Zügel in der Hand habe. Wie die Times“ glaubt, habe Lord Salisbury die bestehende Schwierigkeit erfolgreich gelöst. In einigen Wochen werde Konsul H. H. Johnston, welcher in Mozambique so treffliche Dienste geleistet, auf seinen Posten zurückkehren und zwar in der Eigenschaft als General⸗Konsul für die portugiesischen ostafrikanischen Besitzungen und zugleich als britischer Kommissar in Nyassaland. Auf diese Weise werde die Reichsregierung in direkte Beziehungen mit Nord⸗Zambesia treten. Denn die Jurisdiktion Mr. Johnston's werde die ganze Gegend nördlich des Flusses, welche nach dem nicht zur vollendeten Tha sache ge— wordenen englisch⸗portugiesischen Abkommen und dem ratifizirten englisch-⸗deutschen Ablommen zur britischen Sphäre geschlagen wurde, in sich begreifen. Die Schwerfälligkeit der afrikanischen Seengesellschaft habe viel Grund zur Klage gegeben. Unter Mr. Johnsion könne vielleicht die Entwicklung der Hülfs— quellen des Landes ohne die Beihülfe der Gesellschaft geschehen. Mr. Johnston werde nicht in Mozambique oder Quilimane seinen festen Wohnsitz aufschlagen, sondern sich dorthin begeben, wohin die Pflicht ihn rufe. Ein analoger Vertreter der Reichsinteressen dürfte demnächst für das Gebiet südlich des Zambesi ernannt werden. Der Gouver⸗ neur des Kaps Sir Henry Loch sei Kommissar für das ganze britische Süd⸗Afrika, für die Gebiete der südafrikanischen Gesellschaft sei jedoch eine besondere Anordnung nöthig. Für Ost-Afrika werde Sir Charles Euan-Smith Resident in Sansibar sein, mit Funktionen, welche denen der Resi— denten der indischen Feudalstaaten gleichkommen. Außer— dem werde aber ein besonderer Posten geschaffen werden, welcher dem Vernehmen nach dem General Mathews, der zwölf Jahre lang das Heer des Sultans be⸗ fehligte, übertragen werden solle. General Mathews werde General⸗Konsul für Deutsch-Ost-Afrika und Kom missar für Britisch-Ost-Afrika werden und wahrscheinlich in Taveta, am Fuße des Kilimandscharo, wohnen. Die Er— nennung des Majors Macdonald zum General-Konsul für Kamerun und zum Kommissar für die Oelflüsse und das Nigergebiet sei schon früher gemeldet. Er habe einen heiklen Posten, werde aber jedenfalls jeden berechtigten Versuch der Nigergesellschaft, die britische Einflußsphäre auszudehnen, unter— stützen. Auch Major Macdonald habe keinen festen Wohnsitz.
Gladstone hat ein Schreiben an Furneß, den Kandidaten der Gladstonianer für die Wahl in Hartle— pool, gerichtet, worin er erklärt, daß er die von ihm be— züglich Irlands befolgte Politik aufrecht erhalte; seine Partei wünsche lebhaft die Regelung der irischen Frage, um Wahl— reformen in Großbritannien einführen zu können.
Justin Me Carthy hatte sich, begleitet von den Ab gg. Sex⸗ ton und Condon, am Donnerstag Abend nach Boulogne begeben, um mit William O'Brien weitere Berathungen zu pflegen. Dem Vernehmen nach weigert sich Ersterer entschieden die
ührerschaft zu Gunsten O Brien's niederzulegen. Dillon egelte am Freitag Abend von Amerika nach Frankreich ab, um an den auf französischem Boden gepflogenen Verhandlungen per⸗ sönlich theilzunehmen. Wie der Dubliner Telegraph“ vernimmt, wurde Dillon von den Führern der Antiparnelliten zurück— berufen, um durch seinen Einfluß eine Aussöhnung zwischen O'Brien und Parnell zu verhindern. Das Ende aller dieser Verhandlungen und Konferenzen läßt sich noch nicht absehen, um so weniger, da noch immer keine zuverlässigen Berichte darüber vorliegen, um was es sich eigentlich handelt. Die von Parnell eingefädelten Unterhandlungen scheinen nur den Zweck zu haben, Zeit zu gewinnen. Die französische Re⸗ gierung läßt das Treiben der irischen Nationalisten in Boulogne und Paris polizeilich überwachen. Wie „W. T. B.“ meldet, sind die irischen Deputirten Sexton, Me Earthy und Condon am Sonnabend von Boulogne wieder abgereist. J Auch in England wird die Frage zur Zeit lebhaft ventilirt, ob das Griechische einen Theil des Lehrplanes der Colleges bilden soll. Es erheben sich auch unter den englischen Professoren viele gewichtige Stimmen, welche dafür sind, das Gaiechische für gewisse Studien nur fakultaliv zu machen und Deutsch und Franzbsisch an Stelle des Griechischen treten zu lassen. Ist doch außerdem die Zahl derjenigen Studenten in England groß, welche nach Absolbirung eines Colleges sich dem praktischen Geschäftsleben widmen. Leopold von Rothfchild brachte neulich Abend auf dem Festmahl, zu welchem sich alle Universitätsstudenten vereinigten, diesen Gesichtspunkt zur Sprache. Er erklärte, seine Firma müsse leider die Mehrzahl ihrer Commis aus dem Ausland beziehen, weil die englischen jungen Leute meistens keine Sprach⸗ kenntnisse besaßen. Es sei dies nicht sowohl Schuld der jungen Englaͤnder selbst, als in einem Mangel des englischen Unterrichtswesens begründet. . ⸗
Die Zeitungen veröffentlichen jetzt die öfter erwähnte, von dem Guildhall-⸗Meeting bjeschlossene Petition an den Kaiser von Rußland zu Gunsten der Ju den. Der Lord⸗ Mayor hat sie dem General⸗Lieutenant Richter übersandt. In dem Begleitschreiben hebt der Lord⸗Mayor hervor, daß den Bittschriftstellern jedes politische Motiv fernliege.
Frankreich.
Paris, 12. Januar. Der Fürst von Montenegro wurde vorgestern Nachmittag vom Präsidenten Carnot em⸗ fangen und stattete auch der Gemahlin des Präsidenten owie später den Ministern Freycinet und Ribot einen Bes uch
ab. Der Präsident Carnot erwiderte den Besuch im Laufe des Nachmittags.
Das Begräbniß des Herzogs von Leuchtenberg hat am Sonnabend mit großer Feierlichkeit stattgefunden. Vier Regimenter Infanterie, ein Regiment Artillerie und ein Regiment Kavallerie erwiesen die militärischen Ehren. Unmittelbar hinter dem Leichenwagen gingen Offiziere aus dem Militärstaat des Präsidenten Carnot. Es folgten dann die beiden Brüder des Verstorbenen, die Mitglieder der russischen Botschaft, der Minister Ribot und der Kammer-⸗Präsident Floquet sowie Mitglieder des diplomatischen Corps, Senatoren und Deputirte. Der Sarg wurde zeitweilig in den Gewölben der russischen Kirche bei⸗ gesetzt. Unter den Kränzen auf dem Leichenwagen befand sich ein solcher von Stiefmütterchen und Rosen mit Bändern in den französischen und russischen Farben. Derselbe war von dem Präsidenten Carnot und der französischen Re— gierung gewidmet. Der Herzog Eugen von Leuchtenberg verließ, wie „W. T. B.“ meldet, noch am nämlichen Abend Paris, während die Prinzessin Wilhelm von Baden gestern Abend die Rückreise nach Karlsruhe antrat.
Der „Gaulois“ versichert auf Grund autorisirter Mit— theilungen, der Herzog von Orleans habe seit seiner Haft in Clairvaux weder selbst noch durch Andere ein . chen gestellt, in die russische Armee eintreten zu ürfen.
Die Z3ollko mmission der Deputirtenkammer be— schäftigte sich am Sonnabend wieder mit der Frage, betreffend die Kündigung der Handelsverträge und nahm einen Antrag an, welcher von den Erklärungen der Regierung Kenntniß nimmt. Ein von mehreren Mitgliedern der Kom⸗ mission eingebrachter Antrag, welcher eine allgemeine Kün⸗ digung sämmtlicher Handelsverträge bezweckt, wurde abge⸗ wiesen.
Die Blätter veröffentlichen ein Schreiben des Ministers des Auswärtigen Ribot an den Deputirten La Chambre, in welchem er auf dessen Anfragen in Betreff der nächsten Fischereicampagne bei Neufundland erklärt, die franz ostschen Fischer könnten wie immer auf den Schutz der französischen Marine-Offiziere rechnen. In Betreff der Ver— handlungen über einen Modus vivendi spricht der Minister die Hoffnung aus, dieselben würden baldigst zum Ziele führen.
Der Marine⸗Minister hat eine gemischte Kommission von Deputirten, Beamten und Offizieren zur Prüfung der Berichte der Handelskammern über die Errichtung von ko m— merziellen Seeschulen eingesetzt.
Die republikanischen Blätter verzeichnen mit großer Genugthuung die mehr als sechs zehnfache Ueberzeichnung der Änleihe. Der „Temps“ meint, es sei schwer, sich eine glänzendere Manifestation des Kredits und der finanziellen Macht Frankreichs vorzustellen.
Einer hier eingegangenen Depesche vom Senegal zu— folge hat Oberst Archinard die Armee des Scheik Ahmadu neuerdings bei Jo uri, 30 km südwestlich von Nioro, ge⸗ schlagen. Zu dieser Nachricht bemerkt der „Temps“, es gehe daraus hervor, daß die Truppen des Scheik Ahmadu auf dem Rückzuge zum Senegal geschlagen worden seien.
Italien.
Der König und die Königin hatten, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, gestern die Mitglieder des diplomatischen Corps zum Diner geladen. Bei der Tafel saß zur Rechten des Königs die Gemahlin des österreichischungarischen Bot— schafters, zur Linken des Königs die Gemahlin des britischen Botschafters, neben ö der deutsche Botschafter und so— dann der Minister-Präsident Crispi.
Die „Italie“ bezeichnet die Nachricht des „Daily⸗ Chronicle“, daß der italienische Finanz-Minister für ein neues Anlehen Maßnahmen treffe, als durchaus un⸗ begründet.
„Esercito Italiano“ meldet: Eine aus sämmtlichen Generalen der Armee zusammengesetzte Kommission habe sich für Verlängerung der Militärdienstpflicht bis mindestens zum 42. Lebensjahre, ferner für die Beibehaltung der gegenwärtigen Dauer der Dienstleistung im aktiven Heere sowie Aufrechterhaltung des jetzigen Rekrutirungssystems im Gegensatz zum territorialen ausge⸗sprochen.
Das neue Gesetz, betreffend die frommen Stif⸗ tungen (opere pie) soll, wie man dem Berner Bund“ meldet, am J7. d. in Anwendung gebracht werden. Die Re⸗ gierung habe bereits telegraphische Instruktionen an die Prä—
*
fekten erlassen.
Portugal.
Der bisherige Legationssekretär bei der ortugiesischen Gesandtschaft in London So veral ist zum Gesandten und . Minister Portugals in London ernannt worden.
Schweiz.
Im Kanton Tessin haben gestern die Wahlen für den Verfassungsrath stattgefunden. Soweit Nachrichten bis jetzt vorliegen, sind sie vollständig a verlaufen. Die Klerikalen haben gestimmt, während die Liberalen sich der Wahl enthielten. Das Resultat wird voraussichtlich erst in einigen Tagen bekannt gemacht werden.
Belgien.
Prinz Albert und Prinjessin Henriette, Kinder des Grafen von Flandern, find an Bronchitis erkrankt. In dem Befinden der Prinzessin ist, wie ‚W. T. B.“ aus Brüssel meldet, seit gestern eine Besserung eingetreten.
Türkei.
Die Pforte hat, wie dem „R. B.“ aus Athen gemeldet wird, dem griechischen Patriarchen mitgetheilt, daß alle Differenzpunkte durch eine gemischte Kommission erledigt werden sollen.
Serbien.
Belgrad, 11. Januar. Bei dem gestrigen Empfange des diptomatischen Corps erhoben laut Meldung des W. T. B.“ die Vertreter der auswärtigen Mächte Vor⸗ stellungen wegen der Vertragswidrigkeit einzelner Tarifsätze der neuen Verzehrungssteuer. Wie versichert wird, hätte der Minister-⸗Präsident die Richtigkeit der erhobenen Einwände anerkannt.
Die Nachricht, daß die Regentschaft den Eltern des Königs Vorschläge für ein Arrangement unterbreitet hätte, welche von diesen im Prinzip angenommen worden seien, wird als vollständig unbegründet bezeichnet.
Dänemark.
Die Regierung brachte am 10. d. M. im Folkething eine Vorlage ein, nach welcher die Zahl der Wahlkreise für das Folkething von 102 auf 137 vermehrt werden soll, in Gemäßheit der Bestimmung des Grundgesetzes, wonach auf je 16090 Einwohner ein Reichstags-Abgeordneter zu wählen ist. Die Stadt Kopenhagen, welche bisher 9 Deputirte wählte, wird demnach in Zukunst durch 20 Deputirte ver— treten sein.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Nach in New-⸗York ein⸗ getroffenen Telegrammen aus Rushville dürfte es in dem Gebiet des Indianeraufstandes in allernächster Zeit zu einem entscheidenden Kampf kommen. Die Frauen und Familien der Offiziere von Pine Ridge wurden am 9. d. M. Abende nach dem Osten in Sicherheit gebracht.
Afien.
Japan. Die Throntede, mit welcher am 29 No— vember das erste japanische Parlament vom Mikado eröffnet wurde, lautet:
Den Mitgliedern des Herrenhauses und des Hauses der Ab—
geordneten kündigen wir hiermit an, daß die leitenden Grundzüge der verschiedenen Zweige der Regierung und Verwaltung, welche wir während der zwanzig Jahre seit unserer Thronkbesteigung gefördert haben, nunmehr fast vollendet sind. Ernstlich flehen wir, daß wir, geleitet durch die Weisheit (Tugend), welche wir von dem Kaiser— lichen Gründer unseres Hauses und von unseren anderen Kaiserlichen Vorfahren ererbt haben, und mit Ihrer Mitwirkung, die Vergangenheit einheitlich vollenden, die Zukunft hell und licht gestalten, die trefflichen Früchte, welche die Verfassung zeitigen wird, treu bewahren und somit sortfahtren mögen, den Ruhm unseres Reiches zu mehren und, zu Haus und in der Fremde, den bewundernswürdigen edlen und lovalen Charakter unseres Volkes zu bethätigen. Von früh an ist es unser Bestreben gewesen, Freundschaft mit allen Nationen zu pflegen, unsern Handel auszudehnen, des Vaterlandes Macht und Ansehen zu stärken. Wir sind so glücklich gewesen, unsern Verkehr und unsere Freundschaft mit den Vertrage mächten stetig wachsen zu sehen. — Das Heer und die Flotte betreffend, ist es unser Wille, ihnen die Vollkommenheit im Laufe der Jahre zu sichern. Das Budget und die verschiedenen Gesetzentwürfe für das 24. Jahr Meiji (Zahl der Regierungsjabre des Mikado) anlangend, ordnen wir an, daß die Staats ⸗Minister sie dem Reichstage zur Berathung vorlegen sollen. Wir leben der Zuversicht, daß Sie diese Vorschläge weise und unparteiisch prüfen und ihnen Ihre Unterstützung leihen und so der Zukunft ein würdiges Beispiel geben werden. . ) Der Landessitte gemäß nahm die Versammlung diese Rede schweigend und nach ihrem Schlusse mit einer tiefen Ver⸗ beugung hin. Beide Häuser des Parlaments beschlossen hierauf eren,
Die Adresse des Oberhauses lautet:
Ew. Majestät wollen gnädigst geruhen, das Folgende buldreich entgegen zu nehmen Wir, Ew. Majestät loyale und treu ergebene Diener, die Mitglieder des Oberhauses, bitten unterthänigst und ebrerbietigst, Ew. erhabenen und erleuchteten Majestät eine Adresse überreichen zu dürfen. Der Ruhm Ew. Allergnadigsten Majestät Tugenden mehrt sich täglich. Ew. Majestät haben geruht, eine Verfassungsurkunde zu erlassen und den Reichstag zu berufen, um die Ansichten Vieler zu sammeln und in gemeinsamer Arbeit mit dem Volke den Fortschritt des Landes zu fördern. Und nun haben Ew. Allergnädigste Majestät weiter geruht, die Mitglieder beider Häuser zusammenzuberufen und das Oberhaus mit Ew. Majestät Gegenwart zu beehren zu der feier⸗ lichen Eröffnung. Ew. Masestät haben überdies die Gnade gehabt, uns mit Dero wohlwollender Ansprache zu beehren. Wir, Ew. Allergnädigsten Majestät Diener, von den aufrichtigsten Wünschen für die Wohlfahrt des Reiches beseelt und das Woblergehen Ew. Majestät Unterthanen erflehend, bitten aller unterthänigst um die Erlaubniß, unseren Rath Ew. Majestät weiser Erwägung leihen und unseren unterthänigen Meinungen, in strenger Beobachtung der Verfassungsurkunde, Ausdruck geben zu dürfen. Also in tiefster Ehrfurcht ersterbend, haben wir gewagt, an Ew. Aller gnädigste Majestät eine Adresse in Erwiderung auf Ew. Majestät gnädige und wohlwollende Ansprache zu richten.
Die Adresse des Hauses der Abgeordneten lautet:
Allerunterthänigst gestatten wir uns, unserer unbegrenzten Dankbar⸗ keit und Genugthuung darüber Ausdruck zu geben, daß Ew Majestät die Gnade gehabt haben, den Kaiserlichen Reichstag zu eröffnen und eine gnädige Ansprache an uns, Ew. Majestät Unterthanen zu halten. Wir versichern Ew. Majestät unterthänigst, daß wir unsererseits es an keiner Änstrengung werden fehlen lassen, unsere Verantwortlich⸗ keiten als Gesetzgeber vollauf zu erfüllen und uns des Vertrauens würdig zu zeigen, welches unser Herrscher und das Volk Seines Reiches in uns gesetzt haben.
Parlamentarische Nachrichten.
Im 5. Arnsberger Reichstags-Wahlbezirk Bochum: Gelsenlirchen· Hattingen) ist bei der engeren Wahl Fabrikbesitzer Hermann Müllensiefen in Krengeldanz nat. lib.) mit 7 304 Stimmen zum Mitglied des Reichstages gewählt worden. Bürgermeister Vattmann in Gelsenkirchen (Centrum) hat nur 25 641 Stimmen erhalten.
In der heutigen (16.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Justiz-Minister Dr; von Schelling, der Minister des Innern Herrfurth, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, der Finanz⸗-Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden beiwohnten, theilte der Präsident von Köller zunächst mit; daß 1 der Nachweis über die Verwendung des Dis⸗ positions fonds der Eisenbahn verwaltung für 1889 90, 7 der Bericht über die Ergebnisse des Be⸗ triebs der für Rechnung des Staats verwalteten Eisenbahnen für 1889,90, und 3) der Bericht über die Bauausführungen und Beschaffun gen der Staats⸗ eifenbahn-Verwaltung im Jahre 1. Oktober 1889/90 eingegangen seien. .
Der Rechenschaftsbericht über die weitere Aus⸗ führung des k vom 19. Dezember 1869, be⸗ treffend die Konsolidation preußischer Staats⸗ anleihen, wurde ohne Debatte erledigt.
Der Finanz. Minister Dr. Miquel nahm hierauf das Wort, um folgende Vorlagen einzubringen;
Ii) Die allgemeine Rechnung für den Staats— haushalts⸗Etat vom 1. April 1887/88.
2) Die Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben für 1. Apxzil 1889/90.
3) Den Gesetz-Entwurf, betreffend die Fest⸗ stellung des Staatshaushalts-Etats für 1. April 1891392. (Vgl. eine kurze Darlegung des Etats in der Dritten Beilage zur heutigen Nummer. D. Red.)
ee e. e — —
..
1
ö —
——