1891 / 20 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

St. Petersburg, 21. Januar. (W. T B.) Nach einer Bekannt⸗

machung der Reichsbank im. Regierungsboten! findet in ersten Mal eine Amortifirung der Drientanl zwar erfolgt die Amortisirung bei der Drientanleihe bei der Orientanleihe 1. im Februar und bei der

im März d. J. Die Verzinsung der ausgeloosten Stücke bört für die ODrientanleihe III. am 1. Mai er auf, für die Drientanleihe J. 17757 3 07 2E 66. 25 637. 31 415. 55 124. 51 855. ork

am If Juni zr, und für die Drientanszhe gl. an ?. ch, e 56. sg 65. 75 455. Zz o36. S7 855. Hr 36.

Antwerpen, 21. Januar. (W. T. B.)

Angeboten wurden 1142 Ballen Buenos Aires, 391 Ballen Monte⸗ Verkauft wurden 704

Ballen Buenos Aires, 159 Ballen Montevideo und 361 Ballen austra⸗

video und 500 Ballen australische Wollen.

lische Wollen. Submissionen im Auslande.

Dänemark.

7. Februar. Kopenhagen. J J jörnsensgade. Ausführung von 34 Bahnwärterhäãuse

auf der seeländischen Südwest. und Südbahn. Näheres an Ort und

Stelle. Verkehrs⸗Anstalten. Hamburg, 22. Januar. W. T. B) Der

Gothia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Aftien-Gesellschaft hat, von New Jork kommen

Lizard pasfirt. Der Post dampfer Slavonig“ der k Packetfahrt Aktien ⸗Gesell⸗

schaft ist, von New⸗York kommend, gestern Abend getroffen.

Theater und Musik.

Berliner Theater. Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche

prinzcfsin von Sachsen- Meiningen beehrten am Mittwoch die Vor stellung von Hans Hopfens's Schaufpiel „In der Mark“ mit ihrem

Besuch. . Lessing⸗ Theater.

Der Kuß“, das vieraktige Lustspiel von Ludwig Doczy geht, vom

1

Direktor Anno neu einstudirk, am Sonnabend zum

Scene. Jofef Kainz wird in der Rolle des Königs Sever eine ahnliche fänstlerifche Aufgabe zu lösen haben, wie er sie zur Zeit in der Jüdin von Toledo“ mit so allseitiger Anerkennung bewãltigt hat. Der Dichter verfolgt die Wiedereinführung seines graziösen Werkes jn das Berliner Repertoire mit besonderem Interesse und hat für eine der späteren Aufführungen seinen Besuch in Aussicht gestellt.

Concerthaus.

Am 21. Januar waren es 40 Jahre, daß Albert Lortzing in Berlin gestorben ist. Zu Ehren des Meisters der deutschen komischen Dper veranstaltet Hr. Meyder morgen einen ‚Lortzing Abend“, dessen Programm nur aus Kompositionen des Meisters zusammengesetzt ist,

und zwar Ouverturen und Bruchstücken aus seinen We

Waibel und der Barytonist Hr. Federhof Möller haben i Die Erftere wird Arien aus „Undine“ und

Waffenschmied“, Hr. Möller das reizende Lied des Grafen aus dem

wirkung zugesagt. „Wildschütz“ und das berühmte Czarenlied“ singen.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse

183. König lich preußischer Klassenlotte der Nachmittagsziehung:

3 Gewinne von 5000 6 auf Nr. 22 113 695. 130 288. 174424. 186 835.

Wetterbericht vom 22. Januar, Morgens 8 Uhr.

825 325 22 326 Stationen. 32 Wind. Wetter. 5 l. 38 1 e e. Mullaghmore 49 WNW 5swolkig 1 Aberdeen... 739 W 2 halb bed. 0 Kopenhagen. I43 W 2 Nebel —4 Stockholm. 749 OSO 6 pedeckt . I61 OSO 4pedeckt f Peters. 761 OSO 3pedeckt —12 Moskau.. 168 O 2 bedeckt A8 Cork. Queens · ; tom 753 WNW 4wolkig 6 Cherbourg. 752 W 4 bedeckt 6 elder .. 747 SSO 2Nebel vlt. 745 WMW 2 wolkenlos amburg .. 747 W 1wolkenloz tz winemünde 745 WSW 4 bedeckt Neufahrwasser I45 S 3 Schnee —7 Memel. 143 OSO 3 Nebel 2 . 53 SSW 2 bedeckt 6 ünster. . 650 SSW 2 Nebel —5 Karlsruhe.. 753 SW 4 bedeckt —1 Wiesbaden 757 N bedeckt München. 751 SW 5 bedeckt —5 Chemnitz.. 750 SSW 2 Schnee Berlin.... 46 W 4 Schnee 0 k 752 NW. 1 bedeckt —8 Breslan. 147 W 3 bedekk = Ile d'Aix.. 759 NW 4 bedeckt Ning... , N 5 wolkenlos 1. k 151 NW 1Schne —1

Uebersicht der Witterulng. .

Das Minimum, welches geftern nördlich von Schottland lag, ist nur wenig ostwärts bis noch den Shetlands fortaeschritten, während die gestern erwähnte Theildepression nach dem westlichen Astsee⸗ gebiete sich verlegt hat. Auf den britischen Inseln wehen vielfach starke westliche und nordwestliche, in Central Guropa meist schwache südliche bis westliche Winde. In Deutschland, wo seit gestern meistens Schneefall, stattgefunden, dauert das trübe Frost⸗ wetter fort, indeffen ist es daselbst, außer in den nordwestlichen Gebietstheilen, meist wärmer gewor⸗ den; auch auf den britischen Inseln ist allenthalben Erwärmung eingetreten. Schneehöhe: Hamburg 16, Swinemünde 7, Berlin 23, Wiesbaden 15, Königs⸗

berg 42 em. Deutsche See warte. k

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: DOvern— baus. 20. Vorstellung. Der Prsöphet. Oper in 3 Akten von Meverbeer. Text nach dem Fran⸗ zösischen des Scribe, deutsch bearbeitet von 2. Rellstab.

Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: j Fahl. Änfang 7 uhr. rigent: Kapellmeister

Staatsbahn verwaltung.

diesem Jahre zum eihen statt, und III. im Januar,

5 488. 162 956. Drientanleihe II. 150 315. 186143 ö

182 861. 189 849. = 33 Gewinne von 1500

Juli er.

ttion. We lau hen, fo göz. did a2. 194 56.

112631. 130165. 132 335. 173 539. 176 752. 181 232.

11 Kolb⸗

ungznit rd ln. ils .Hoz. 118 363. Iss 33g. 196 39. 198 975. 139161. 131 641. 145 8265. 147 807. 159 621. 159 871. 168 254. 169 470. 174 993. 178410. 178681. 184437. 186438. 187121. 187 365.

Po st dampfer Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse

Packet fahrt ˖

d, heute Morgen mittagsziehung:

ih rn, üos 11s, ihs ots. 113 136.

74 557.

Hoheit die Erb⸗

143 447. 179 163. 179 565. 39 Gewinne von 1500

ersten Male in

98 029. 102 935. 112 446. 130 131. 138 426. 141 312. 166 722. 178 023. 179 194.

118 826. 121 494. 126 509.

184 557. 189932.

rken. 9 Betty re Mit⸗

gefahren, trafen des heftigen verspätet gegen / Uhr Alle“ und kurz nach

rie fielen in 129. 66 460.

Schauspielhaus. 21. Vorstellung. Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. Anfang 7 Uhr. .

Sonnabend: Opernhaus. 21. Vorstellung. Earmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Fenry Meilhae und Ludovic Halsvp, nach einer Ftovelle des Prosper Mörimse. Tanz von Paul Taglioni. Anfang 7 Uhr. . Schauspielhaus. 22. Vorstellung. Ter Kauf · mann von Venedig. Komödie in 3 Aufzügen von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Freitag! Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Die Kinder der Excellenz. Sonntag: Des Meeres und der Liebe Wellen.

Berliner Theater. Freitag: 20. Abonnements Vorstellung. Das Fräulein von Scudern.

Sonnabend: Kean. . .

Sonntag: Nachm. 23 Uhr: Die Jungfrau von Orleans. Abend 71 Uhr: Goldfische.

Tessing Theater. Freitag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Sonnabend: Zum ersten Male: Der Kuß. Lust⸗ spiel in 4 Akten von Ludwig Doczy.

Sonntag: Der Kuß.

Dictoria- Theater. Donnerstag: Zum 54 Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn—⸗ hardt. Balleteompositlionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur W. Hock. Anfang 71 6

Wallner - Theater. Freitag: Zum 62. Male: Die Sternschnuppe. Schwank in 4 Akten von G. von Moser und Otto Girndt. Anfang 75 Ubr.

Sonnabend; Die Stern schnup ye. .

Sonntag: Zum ersten Male: Adonis. Lustspiel in 4 Akten von A. Slottko.

Iriedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Direktion? Julius Fritzsche. Freitag! Zum 34. Male: Die Gondoliere. Burles ke Operette in 2 Alten von W. S. Gilbert. Deutsch von F. Zell und R. Gente. Mustk von A. Sullivan. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kavell⸗ meister Federmann. Anfang 7 Ubr.

Sonnabend: Die Gondoliere.

Nesiden · Theater. Direktion Sigmund Lauten. burg. Freitag: Zum 14 Male: Der selige Ton pinel (Fen Toupinel). Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg.

24 Gewinne von 3000 6 auf. Nr. 5414. 8514. 14 87. 15 522. 16937. 18 498. 20 900. 25 480. 47 952. 53 689. 53 781. 66 896. 114 626. 118 128. 134 179. 1465 794.

44 Gewinne von 500 M auf Nr. 7363. 20 052. 20 828.

153. Königlich preußischer Klassenlotterie ficlen in der Vor⸗ Gewinne von 10000 S auf Nr. 12 648. 49456. 4 Gewinne von 5000 M auf Nr. 37 386. 49037. 66767.

28 Gewinne von 3000 z riss 15 853. 242774. 24505. 26 831. 55 854. 35 259. 39272. des Siecle 44 764. 46 910. 53 844. 54 941. 62 331. 70 945. 74 535. 88 J35. 105 521. 112 740. . 115 896. 139318. 185 497.

20 291. 21 789. 22 801. 26173. 45 729. 45 892. 54 113. 55 037. 55 318. 56 683. 56 865. 70 313. 70 678. 6 768. S1 866. S9 041. 96 813. 96759.

32 Gewinne von 500 ½ auf Nr. 7173. 10 633. 18386. 20 268. 20 367. 26 928. 27573. 36 640. 39 824. 56 526. 60 991. 72 251. 76440. 81 248. S6 g97. 88 426. 91 631. 95436.

Jagd.

Offizieller Jagd-Rapport. Mit dem gestrigen Jagdausfluge Sr. Majestät des

an der Haltestelle „Kaiser⸗ 10 Uhr zu Jagdschlosse ein, begrüßten die dort zum Empfang aufgestellte

166 222. 174 866. 10812.

165 759. S auf Nr. 1258.

105396. 108 691. 110981. 142 374. 156 264. 163 804. 185 996. 187540. 44 groben und

Schaufler und

Jägerei und bestiegen sogleich mit dem Vize⸗Qber⸗Jä ermeister dom Dienst Freiherrn von Heintze und dem Oberförster Hesse den bereitstehenden Pürschschlitten.

Nach fünfviertelstündiger Pürschfahrt lagen 1 Hirsch von 12 Enden und 4 starke Schaufler zur Strecke, und das Sau⸗ jagen, eine abgestellte Suche mit der Findermeute im Forst⸗ Dierßen, wohin inzwischen auch die Herren des Ge⸗ folges durch den Sber⸗-Forstmeister Kraft und Forstmeister von Schlebrügge geführt waren, konnte um 11 Uhr an⸗ und gegen 1 Ühr mit einer Strecke von 1 Hirsch von 12 Enden,

120 geringen Sauen abgeblasen werden.

Se. Majestät der Kaiser und König hatten hiervon den 22 863. 29631. 32797. 35 534. 39 456. 52 990. 54312. Zwölfender, 28 grobe und 34 geringe Sauen, einschließlich 5 8585. 55 695. 65 G45. 65581. 6760562. Jo 615. 72125. des Pürschergebnisses also ? jagdbare Hirsche, 4 starke 5 195. 80 715. 89 222. 93 304. 109 560. 113 782. 115312.

562 Sauen erlegt. Um 2 Ühr Nachmittags

lief der Kaiserliche Sonderzug wieder in Hannover ein.

Rothe Erde,

auf Nr. J555. 12 080. 13 809.

W auf Nr. 1615. 14382. Das Kapital 52 7185. Francs 70 325. . 772.

1 a 666. 127386.

145 452. 157 407. 159 064.

187 844.

32 108. 32431. 33171. zugehen.

104989. 112506. 113196. 130 877. 168 834. 175945.

besteht darauf,

Schneetreibens halber etwas

Wagen am

Vorher zum 14. Male: Friquette. Schwank in 1 Akt von Benno Jacobson. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 73 Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Delle Alliance Theater. Freitag: Ensemble⸗ Gastspiel von Mitgliedern des Wallner⸗Theaters. Zum 7. Male: Die Nachbarinnen. Posse in IJ Akten nach dem Französischen von Hans Ritter. Anfang 74 Uhr. . Sonnabend u folg. Tage: Die Nachbarinnen.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zum 139. Male: Unsere Don JInans. Gesangsvosse in 4 Akten von Leon Treptow. Gouplets von Gustav Görß. Musik von Fran Roth und Adolyb Ferron. Anfang 76 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Freitag: Auftreten von Betty Damhofer. Zum 7. Male: Drei Paar Schuhe. Posse mit Gesang in 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Carl Görlitz. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt vom Director Thomas. .

Sonnabend: Zum 8. Male: Drei Paar Schuhe.

In Vorbereitung: Der Registrator auf Reisen.

Coneert⸗Anzeigen.

Concert Jaus. Freitag: Karl Meyder Concert. Lortzing-⸗Feier unter Mitw. der Concert-⸗ . Frau Waibel und des Herrn Federhof

öller.

Römischer Jof. Freitag, Abends 77 Uhr: Concert von Elfried Bornitz (Sopran), unter gef. Mitwirkung des Frl. Jauernik (PFianistin), Hrn. Kammermusikers Max Saljwedel (Violine), Hrn. Espenhahn (Cello).

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnbof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im i th chu Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

der Mozambique-Gesellschaft die Ausbeutung des Ost⸗Afrika vom Sabi

; 3 bestehen, von französischen Kapitalisten beigetragen worden seien. Das Gebiet der neuen Gesellschaft grenzt an das der eng⸗

essen die englische Gesellschaft bestimmen würden, definitiven Abgrenzung beider Territorien weniger schroff vor⸗

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Aachen, 22. Januar. (W. T. B.). Das Eisenbahn⸗ Betriebsamt giebt bekannt: Der durch Schnee verwehungen gestörte Betrieb auf diesseitigen Bahnstrecken ist schon gestern im Laufe des Tages mit Ausnahme der Strecke Aachen K

welche jedenfalls bis heute Abend fahrbar

wird, wieder vollständig aufgenommen werden. Paris, 22. Januar. (W. T. B) Nach einer Meldung

hat die portugiesische Regierung Verwaltung und gesammten portugiesischen Gebiets in bis zum Sambesi überlassen. der Gesellschaft werde aus 20 Millionen

welchem zwei Drittel von

lischen Sambesi⸗Compagnie. Der „Siecle“ hofft, daß die bei der portugiesischen Gesellschaft engagirten französischen Inter⸗

bei der

Rio de Janeiro, 22. Januar. (R. B.) Die De⸗ mission des Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten da Fonseca in Betreff eines

Gesammt⸗-Kabinets wurde durch herbeigeführt. Fonseca

Hafenprojekts für die Kosten dieses

daß die Zinsen

Unternehmens garantirt werden. Eine weitere Ursache der Krise ist die Ablehnung des Verfassungsartikels, durch welchen die Gesetzmäßigkeit aller . der proviso⸗ rischen Regierung Seitens des Kongresses ausgesprochen werden Kaifers und Königs nach dem Saupark bei Springe hat sollte. die heurige Hofjagd-Saison ihren Abschluß gefunden.

Se. Masestät waren mit acht Herren des engeren Gefolges Vormittags 9 Uhr mittelst Sonderzuges von Hannover fort⸗

Sansibar, 21. Januar. (W. T. B.). Am 13. d. M. hat Major von Wissmann mit vier Compagnien von Pangani aus nach Masinde und dem Kilima Ndscharo eine Ex⸗ pedition angetreten und wird Ende Februar zurückerwartet.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Beilage.)

2 la Richard. Auftreten der Künstler⸗Spezialitäten Mrs. J. F. Clarke und Rodgers. Miß Lillie Meers, Jockeyreiterin J. Ranges. Visier, geritten von Hrn. Gaberel. Der Czikos Mr. William mit seinen 4 dressirten Pferden. Auftreten der Parforcereiterin Mlle. Adele. Zum Schluß der Vorstellung: Leben und Treiben auf dem Eise. Großes Aus— stattungsstück in 4 Tableaux, neu arrangirt und inscenirt vom Direktor G. Renz.

Sonnabend: Vorstellung.

Sonntag: 2 Vorstellungen.

Verlobt: Frl. Meta Lan mit Hrn. Amtsrichter Peter Scheer (Memel Stallupönen). Frl. Helene Grosser mit Hrn. Ger. ⸗Assessor Dr. jur. Albert Heßler (Markersdorf Burgstädt). *. Wilhelmine Erler mit Hrn Pastor Gerhard Neu⸗ mann (Züllichau Wendhausen b. Hildesheim). Frl. Klara Ziegler mit Hrn. Edmund Cuntze (Köln Köln⸗Ehrenfeld) Frl. Elisabeth Ruffer mit Hrn. Major a. D. Hermann Kunz Liegnitz Berlin). Frl. Marie Wuthe mit Hrn. Lieut. Storch (Jauer).

Verehelicht: Hr. Arthur Tauscher mit Fltl. Helene Wagner (Chemnitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landgerichts Rath Muhl (Kiel) Hrn. Lieut., von Edartsberg (St. Avold). Hrn. Pfarrer Kaminski (Heiligen⸗ walde) Hrn. Prem. Lieut. Friedr. Erdmann (Frankfurt a. O). Hin. Oekonomie⸗Kommissar Merbach (Dresden). Hrn. Prediger Ruppel (Schippenbeil) Hrn. Rittmeister Fuchs (Inster⸗ burg. Eine Tochter: Hrn. Or, Karl! Bischoff (Berlin). Hrn. Gustav Wienstruck (Berlin) Hrn Johs. Baensch⸗Drugulin (Leipzig. Hrn. Stabarzt Dr. Lindemann Eieg⸗ nitz). Hrn. Dr. Heinrich Koerner (Breslau). Hrn. Rechtzanwalt Herzog (Quedlinburg). Hrn. Martin Färber (Sudenburg).

Gestorben: Hr. Kgl. Oberförster a D. Herm. Gierfe (Labiau) Frau verw. Prof. Wieck (Leipzig). Hr. Rentier Leop. Werning (Pill ˖ kallen Hr. Ingenieur Wilb., Lohner (Magde burg) Frau verw. Amtsgerichts / Rath Sarauw, geb. Sarauw (Kiel) Hrn. Lieutenant Adolf von Maltzan Frhrn. zu Wartenberg und Penzlin Tochter Irmgard (Hannover) Hr. Rentier Ferd. Demcker (Magdeburg). Hr. Druckerei besitzer Jul Brückner (Magdeburg). Hr. Kauf mann Wilh. Holste (Oldenburg).

Circus Renz. (Carlstraße) Freitag, Abends

7 Uhr: Komiker⸗Vorstellung. Auftreten der Clowns C. Godlewsky, Francois, Gebr. Dianta u. Warne, Herrmann, 3 Gebr. Briatore, Gebr. Walton, Paul und William, Misco ꝛc. in ihren höchst komischen Entrées und Intermejzos. Außerdem: Großes Hurdle⸗Rennen, geritten von den Vamen und Herren mit 24 Vollblut⸗Springpferden. Negro, Rapphengst,

geritten von Frl. Vidal. Mr. B. Fillis, Voltigeur

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: V Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen leinschließlich Börsen Beilage).

M 2O.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 22. Januar

1891.

—— 8

Königreich Preußen.

Bekanntmachung,

betreffend das Staats -⸗Anlehen der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 8 500 000 Fl. d. d. 9. April 1839.

Bei der am 10. d. M. stattgefundenen 39. Verloosung des 350 ;0igen Staats. Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt 4. M. vom 9. April 1839 wurden sür die zur Kapitaltilgung in 1891/92 vorgesehene Summe die nachverzeichneten Obligationen gezogen:

I) zur Rückzahlung auf den 1. April 1891.

23 Stück itt. B. à 1005 Fl. 1714 M 29 3 Nr. 4 120 219 265 317 365 417 433 606 673 677 700 735 792 842 894 924 929 1057 1066 1076 1085 1092 39 428 M 67 3.

22 Stück itt. B. à 500 Fl. S657 ½ 14 8 Nr. 1101 1143 1146 127 1300 1313 1342 13563 1391 1412 1466 1550 1655 1675 1771 1925 1931 2019 2025 2039 2072 2098 18857 M 8 4.

22 Stück Litt. B. à 300 Fl. 514 ½ 29 Nr. 2137 2215 2254 2336 2339 2398 2426 2466 2491 2601 2631 2632 2644 2820 2896 2908 2985 3011 3054 3069 3072 3082 11314 38 3.

20 Stück itt. B. à 150 Fl. 257 14 3 Nr. 3116 3129 3152 3194 3226 3235 3257 3274 3291 3403 3466 3608 3727 3742 3764 3765 3822 3903 3929 4065 5142 ½ 80 5.

17 Stück Litt. B à 100 Fl. 171 S 43 4 Nr. 4132 4202 4231 4251 4358 4376 4399 4435 4552 4584 45991 4594 4599 4644 4659 4688 4714 2914 S 31 4.

104 Stück über 77 657 M 24 4. 2) Zur Rückzahlung auf den 1. Juli 13891.

23 Stück Litt. CG. à 1000 Fl. 1714 29 * Nr. 40 45 88 99 196 208 234 291 359 434 520 550 626 670 677 702 751 755 899 1009 1068 1073 1077 39428 Æ 67 4.

23 Stück Litt C. à 500 FI. 857 ½̈ 14 5 Nr. 1120 1183 1226 1229 1313 1332 1336 1414 1453 1463 1476 1523 1531 1560 . 1774 1823 1833 1879 1899 1938 2042 2090 19714 6

3.

21 Stück Litt. C. à 300 Fl. 514 M 29 83 Nr. 2107 2231 2264 2425 2436 2452 2503 2575 2618 2670 2680 2723 2724 2734 2745 2821 2850 2944 2969 3037 3017 10 800 M 09 3.

21 Stück Litt. C. à 150 Fl. 257 M 14 Nr. 3102 3243 3255 3354 3372 3420 3461 3496 3523 3550 3561 3587 3629 3653 3711 3714 3760 3881 3992 4021 4090 5399 S 94 4.

14 Stück Litt. C. à 100 Fl. 171 46 43 3 Nr. 4115 4155 4291 4337 4409 4476 4481 4551 4655 4676 4680 4723 4762 4810 2400 M 02 4.

1027 Stück über 77 742 AM 94 5. 3) Zur Rückzahlung auf den 1. Oktober 1891.

23 Stück Litt D. à 1000 Fl. 1714 S 29 Nr. 53 79 124 156 202 318 323 337 378 516 523 687 730 856 869 921 940 958 997 1012 1032 1037 1061 39 428 S 67 3.

23 Stück Litt D. à 500 Fl. S857 Æ 14 3 Nr. 1143 1264 1306 1310 1351 1371 1520 1547 1575 1661 1695 1745 1790 1822 . 1871 1883 1932 1979 2001 2004 2060 2064 19714 0 22 4.

24 Stück Litt. D. à 300 Fl. 514 29 3 Nr. 2104 2132 2150 2335 2339 2344 2354 2398 2422 2427 2454 2549 2560 2577 2641 2842 2859 2865 2927 2965 2971 3008 3058 3094 = 12 342

96 .

17 Stück Litt. D. à 150 Fl. 2657 A 14 * Nr. 3133 3177 3259 3328 3374 3421 34731 3498 3543 3636 3681 3734 3859 3930 3960 3971 4071 4371 4A 38 5.

11 Stück Litt. D. A 100 Fl. 171 M 43 3 Nr. 4196 4210 4213 4264 4331 4333 4362 4374 4573 4682 4777 1885 ½ 73 8.

88 Stück über 77 742 M 96 3.

4 Zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1892. 22 Stück Litt. A. à 10065 Fl. 1714 ½ 29 3 Nr. 2 17 213 274 367 376 507 519 524 577 616 751 794 799 842 865 880 996 1019 1051 1096 37 714 M 38 4.

23 Stück Litt A. à 500 Fl. S657 4 14 3 Nr. 1122 1211 1246 1252 1256 1279 1301 13609 1336 1399 1506 1524 1549 1613 1. 1702 1707 1719 1734 1750 1942 1996 2076 19714 A

2 9.

22 Stück Litt A. à 300 Fl. 514 S 29 Nr. 2120 21590 2210 2286 2352 2472 2649 2655 2684 2687 2704 2747 2860 2875 2896 2398 2908 2957 2983 3005 3031 3096 11314 S 38 3.

23 Stück Litt A a 150 Fl. 257 M 14 3 Nr. 3101 3182 z259 3298 3374 3381 3428 3525 3559 3571 3603 3718 3735 3743 3754 3760 3785 3856 3860 3897 3904 4029 4097 5914 22 43.

18 Stäck Titt A à 100 Fl. 171 ½ 43 * Nr. 4123 4144 41202 4269 280 4335 4363 4459 4467 4523 4534 46535 4672 4681 4690 4701 4800 4822 3085 AM 74 4.

108 Stück über. 77 742 4 94 Hierzu:

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J . 117 Stuck über 310 8dß S 08 43

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken benachrichtigt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermin erfolgt, bei folgenden Stellen erheben werden können: bei der Königlichen Kreiskasse in , a. M, bei der Königlichen Staatsschulden⸗

ilgungskasse in Berlin und bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse.

Tie Auszahlung erfolgt bei pos 1, 2, 3 gegen Rückgabe der Obligationen mit den Zinsscheinen Reihe II. Nr. 7 bis 8 und Zins⸗ schein Anweisung, bei Pos. 4 gegen Rückgabe der Obligationen mit dem Zinsschein Reihe IJ Nr. 8 und Zinsschein⸗Anweisung.

Der Geldbetrag der unentgeltlich zurückzugebenden, aber fehlenden Zinsscheine wird am Kapitalbetrag der Obligationen zurückbehalten.

Soll die . von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kaffen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen einige Zeit vor der Auszahlung durch diese Kasse an den Unterzeichneten zur

Prüfung einzusenden.

Zurück stehen noch: aus der

42. Verloosung: Litt. B. 4025.

45. Verloosung: Litt. B. 145 2667 4337, Litt. D. 4180, Litt. A. 3740 3867 4116 4259 4501 4747.

45. Verloofung: Litt. B. 4032, Litt. 0. 3249 3699 3883, Litt. D. 1989, Litt. A. 2464 3153 4364.

47. Verloosung: Litt. B. 2335 2826 3044 4179 4302 4377. Litt. G. N75 4403 4671, Litt. D. 749 1291 15865 2928 4217 4677, Litt A. 364 668 1672 2471 4122 4356.

45. Verloosung: itt. B. 785 3725 3932 3938 4620 14527, Litt. G. 3594 398 4407 4715, Litt. D. 823 1660 2974 3991 4034, Litt. A. 736 1245 1379 1782 3318 3608 47209,

49. Verloosung: Litt. B. 3808 3849 3923 4249 4462 4518 4561, Litt. C. 2572 2881 3224 3696 3943 3955 4096 4182 4226 4304 4452 4633, Litt. D. 227 251 844 1366 1758 2375 2525

2848 3111 3902 4249 4328, Litt. A. 18 345 392 528 918 1070 1105 1163 1362 19510 1554 1606 1755 1805 1969 2059 2061 2083 2089 2169 2289 2421 2429 2629 2647 2723 2736 2751 2760 2959 3174 3262 3432 3435 3545 3586 3682 3703 3739 3810 3814 3357 3974 4109 4115 4166 4287 43383 4587 4613 4633 46983 4739 4844. Wiesbaden, den 14. Januar 1891. Der . Prãͤsident. von Tepper ⸗Laski.

Haus der Abgeordneten. 18. Sitzung vom 21. Januar 1891.

Der Sitzung wohnen bei: der Vize⸗Präsident des Staats— Ministeriums, Staats⸗Minister von Boetticher, der Minister der geistlichen 2ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler, der Finanz -Minister Dr. Mügquel und der Minister für Land⸗ wirthschaft 2c. von Heyden.

Präsident von Köller erbittet und erhält die Ermächtigung des Hauses, Namens desselben Sr. Majestät dem Kaiser und Könige zum Geburtstage die unterthänigsten Glück— wünsche darzubringen.

Der Nachweis über die Verwendung des in dem Etat der Eisenbahn-Verwaltung für 1. April 1889/99 unter Titel 47 der einmaligen und außererdentlichen Ausgaben vor— gesehenen Dispositionsfonds von 1509 000. M wird an die Budgetkommission verwiesen. Die allgemeine Rechnung über den Staatshaushalt des Jahres vom 1. April 1887/88 sowie die Rechnung über die Fonds des ehemaligen Staatsschatzes für 1. April 188788 und die Uebersicht von den Staats⸗ Einnahmen und Ausgaben des Jahres vom 1. April 1889 / 90 gehen ohne Debatte an die Rechnungskommission,

Es folgt die Berathung des Antrages Richter: Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Auskunft zu ertheilen: I) über die Zahl, den Geldwerth und das Areal der seit 1867 in den einzelnen Provinzen Preußens begründeten oder er— weiterten Fideikommißstiftungen; 2) über den Betrag der nach dem Stempelgesetz vom 7. März 1822 bei der Bestätigung der Fideikommißstiftungen aufgekommenen Stempelgebühren; 3) darüber, ob und in welchen einzelnen Fällen, sowie auf Grund welcher gesetzlichen Bestimmungen ein Erlaß der gesetzlich vorgeschriebenen Stempelgebühr von 3 Prozent des Werthes der Fideikommißstiftungen stattgefunden hat.

Abg. Richter: Das preußische Stempelsteuergesetz von 1822 enthalte die Bestimmung, daß bei Bildung von Fideikommissen 3 Y des Werthes derselben als Stempelsteuer an den Staat zu entrichten seien. Es habe in der Oeffentlichkeit verlautet, daß dem früheren Landwirthschafts⸗Minister Freiherrn v. Lucius, zur Zeit, als er noch amtirte, bei der Bildung von zwei Fideikommissen der gesetzliche Stempelbetrag im Gnadenwege erlassen worden sei. Ueber die Summe des Steuererlasses seien die Nachrichten verschieden ge⸗ wesen; dieselben sollten den Betrag von 100 000 „M, so nahm man ar, übersteigen. Er (Redner) habe bei der Berathung des Erb— schaftssteuergesetzes Veranlassung genommen, den Finanz-Minister nach der Angelegenheit zu fragen. Dieser habe am 25. November erklärt, daß er von der Sache keine Kenntniß habe, daß er deshalb keine Antwort ertheilen könne, daß er sich aber vorbehalte, bei Gelegenheit auf die Sache zurückzukommen. Allerdings sei jener Steuererlaß in die Zeit vor dem Amtsantritt des gegenwärtigen Finanz⸗Ministers gefallen. Seit seiner (Redners) früheren Erwähnung seien jetzt mehr als acht Wochen verflossen, eine Gelegenheit, auf die Sache zurückzukommen, habe sich nicht geboten, eine Berichtigung durch die amtliche Presse sei auch nicht erfolgt. Bei der grundsätzlichen Bedeutung der Frage, bei der Aufmerksamkeit, die sich in weiten Kreisen des Landes diesem Vorkommniß zuwende, halte er es für richtig, formell durch Einbringung eines Antrages Gelegenheit zu einer weiteren Erörterung zu geben. Er habe den Antrag generell gefaßt, nachdem verlautet habe, daß auch in vielen anderen Fällen der Fideikommißstempel erlassen worden sei. Er ver⸗ binde mit dem Antrage das Ersuchen an die Regierung, Mitthei— lungen über den Umfang von Fideikommißbildungen in den letzten 23 Jahren überhaupt zu geben. Der vorliegende Fall habe aber auch eine moralische Bedeutung, die in der Oeffentlichkeit mehr irritirt babe, als die konstitutionelle. Man begegne allerdings auch sonst in den Regierungsmaßnahmen Anschauungen, die ihre Wurzel im Ab solutismus hätten. Er leugne, daß es ein Recht der Regierung gebe, von einer allgemeinverbindlich, im Gesetz ausgesprechenen Steuerpflicht Einzelne zu dispensiren, es sei denn, daß im Gefetz selbst der Regierung eine solche Vollmacht gegeben sei. Die Gesetzgebung sei seit Erlaß der Verfassung nicht eine Prärogative der Krone allein, sondern werde gemeinschaftlich von dem Monarchen und dem Lande ausgeübt. Es sei ein Wider spruch, wenn ein allgemein verbindliches Gesetz vereinbart werde und nachher im Wege der Gnade Einzelne dispensirt würden, sodaß thatfächlich nur für eine Mehrheit, vielleicht aber auch nur für eine Minderheit das Gesetz Anwendung finde. Bei Vorlegung des Ober⸗Rechnungskammer-⸗Gesetzes im Jahre 1862 habe der Regierung ein Recht auf Dispensation zuerkannt werden sollen. Dieser Gesetz⸗ entwurf sei aber nicht zu Stande gekommen, und gerade jener Paragraph habe Widerspruch hervorgerufen, indem in der Kommission ein solcher Anspruch auf Diepensation abgelehnt worden sei. Aber auch wenn ein solches Recht im Gesetze aus— drücklich verliehen wäre, auch wenn ein Stempelsteuergesetz eine solche Vollmacht der Regierung gäbe, würde in der Hauptsache die Beurtheilung dieses Falles eine besondere sein müssen. In einem Organ der konservativen Partei babe er gefunden, daß Diejenigen, welche der Regierung ein solches Recht zusprächen, nicht anerkennen könnten, daß diese verpflichtet sei, über den Gebrauch eines solchen Rechts der Volksvertretung Rede zu stehen. Er könne dieses durch— aus nicht zugeben. Nichts würde verkehrter sein, als wenn die Regierung sich hier auf die Krone beriefe, ibre Verantwortlichkeit zu decken versuchte, indem sie sich hinter der Krone versteckte. Art. 45 sage ausdrücklich, daß die Minister verantwortlich seien, daß alle Regierungshandlungen des Königs zu ihrer Gültigkeit der Gegen zeichnung eines Ministers bedürften, der dadurch die Verantwortung übernehme. Die Verfassung unterscheide also nicht zwischen solchen Regierungshandlungen, bei denen die Minister sich zu verantworten hätten, und solchen, bei denen sie sich auf den Wunsch oder Willen der Krone berufen könnten. Formell sei eine solche Berufung unzuläfsig, materiell würde er sie für ein Unrecht halten. Bei der Fülle von Entscheidungen, die dem Monarchen täglich unterbreitet würden, sei es selbst bei der 2 Arbeitskraft dem lebhaftesten Gerechtigkeitsfinn nicht möglich, die Entscheidungen wesentlich anders als nach der Vorbereitung und dem Vortrage des Ministers zu treffen. In diesem Falle sei die Dispensation ertheilt zu Gunsten eines im Ämt befindlichen Ministers, der also selbst zu den obersten verantwortlichen Beamten gehört habe. Die Sache werde nicht ein- facher dadurch, daß der Ausschlag im Ministerium gegeben worden

sei von demjenigen Minister, zu dessen Privatvortheil früher ähnliche Dispensationen stattgefunden hätten, nicht bloß bei der Anlegung von Dotationsgeldern, sondern auch bei der späteren Erweiterung von Fideikommissen aus persönlichen Ersparnissen. Unter diesem Gesichts- punkt charakterisire sich der Vorgang als eine gegenseitige Zuwendung der Minister, als eine gegenseitige Befreiung von der gesetzlichen Steuerpflicht. Wenn das Parlament nicht berufen sein solle, eine Rechenschaft zu fordern, ein Kontrolrecht auszuüben, wozu wäre denn noch ein Parlament vorhanden, welches über die Gerechtigkeit zu wachen hätte bei der Handhabung namentlich der Steuern? Was die öffentliche Meinung in der Sache irritirt habe, sei in der Hauptsache dreierlei: daß ein Gebrauch gemacht sei von einem behaupteten Dispensationsrecht gerade gegenüber einer notorisch reichen Persönlichkeit, daß diese Dispensation erfolgt sei zur Er leichterung einer Rechtsbildung, welche an sich schon eine Ausnahme von dem gemeinen Recht herbeiführe, und daß man von befreundeter Seite in der Presse diese Dispensation zu beschönigen gesucht habe unter Berufung auf die Verleihung eines Freiherrntitels. Wenn Jemand z. B. von einer kontraktlichen Verbindlichkeit dem Staat gegenüber entbunden werde in dem Falle, daß die Voraussetzungen des Kontraktschlusses sich in das Gegentheil verkehrten, so möchte die Sache hingehen. Aber die öffentliche Meinung urtheile streng über die all gemeine Durchführung der Steuerpflicht, und man sollte sich freuen, daß eine solche strenge Beurtheilung noch vorhanden sei. Man empfinde es schon als ein Aergerniß, wenn Steuerbefreiungen, beispiels. weise der Reichsunmittelbaren, fortbeständen auf Grund älterer Titel und besonderer Ansprüche. Die Verfassungsurkunde sage, alle Preußen seien vor dem Gesetze gleich, Bevorzugungen in Bezug auf die Be— steuerung könnten nicht eingeführt werden, die bestehenden Bevor— zugungen sollten abgeschafft werden. Das sei keine demokratische An⸗ schauung, die sich erst 1848 in der Verfassung Geltung verschafft habe. Nein, in diesen Sätzen spiegele sich das Rechtsbewußtsein wider auch schon aus absolutistischer Zeit. In dem Edikt vom 27. Fe= bruar 1810 über die Aufbebung der Steuerexemtionen werde dieselbe gerechtfertigt als eine Forderung der natürlichen Gerechtigkeit. Man habe die bisher Eximirten befreien wollen von dem Vorwerf, daß sie sich auf Kosten ihrer Mitunterthanen öffentlichen Lasten entzögen. Und man sehe ja auch, daß in der That die Steuerbebörde in der Praxis diese allgemeine Steuerpflicht oft mit Härte und Rücksichts.« losigkeit zur Durchführung bringe. Direkte Steuern, selbst kleine Beträge, würden durch Pfändung eingetrieben. Zolldefraudationen würden hart bestraft. Es seien im letzten Jahre im Reich wegen Zolldefraudation von Branntwein, Brau⸗ und Tabacksteuer u. . w. im Ganzen 18 1656 Personen verurtheilt worden; die von diesen Per— sonen hinterzogenen Steuerbeträge machten im Ganzen nur 70 531 4 aus (hört, hört! links); und während deract 13156 Personen ver— urtheilt wurden, werde hier ein höherer Betrag als der Gesammt⸗ betrag dieser Beträge aus 18 000 Prozessen erlassen im Gnadenwege an eine Person, die notorisch zu den Millionären gehöre, in einem Augenblick, wo durch Erbschaft der Besitz eine erhebliche Erweiterung erfahren habe. Zum Anlaß diene die Bildung von Familienßidei⸗ kommissen, die ohnehin eine Ausnahme vom gemeinen bürgerlichen Recht machten. Der Gesetzgeber habe diese Bildung an die Erlegung eines Stempels von 3 0½è́ geknüpft, weil die Güter in dem Augenblick, wo sie Gegenstand von Familien⸗ fideikommissen würden, nicht mehr zur Veräußerung gelangten und weil der Fiskus in Zukunft keine Aussicht habe, einen Immobilienkauf stempel zu erhalten. Die Bildung der Fideikommisse sei aber nicht blos finanziell, sondern auch volkswirthschaftlich mit Nachtheilen ver- bunden. Es würden dadurch Vorrechte begründet, die der Erst⸗ geborene auf Kosten der Nachgeborenen genieße, es würden dadurch Komplexe der Veräußerung entzogen, sodaß es Bauern, Arbeitern in bestimmten Distrikten sehr schwer werde, selbst bei Fleiß und Spar— samkeit zu Grundbesitz zu gelangen. Er bedauere es lebhaft, daß die Bestimmung der Verfassung, welche die Bildung von Fideikommissen untersagt habe, nachher aufgehoben worden sei. Aber selbst wenn es zulässig sei, neue Fideikommisse zu bilden, so sollten darum nicht selbst diejenigen Schranken thatsächlich neutralisirt werden, welche selbst der Gesetzgeber von 1822 errichtet habe. Wenn es in diesem Falle gerechtfertigt gewesen sein solle, den Stempel zu erlassen, in welchen Fällen solle es denn überhaupt noch gerechtfertigt sein, einen Stempelbetrag zu erheben? Die Absicht des Gesetzgebers werde also durch eine solche Praxis in ihr gerades Gegentheil verkehrt. Dazu komme noch, daß in der Presse, welche den betbeiligten Personen besonders befreundet sei, die Sache zu begründen versucht worden sei unter Berufung auf die Verleihung des Freiherrntitels Nun, eine Namensveränderung, eine Titelsperänderung werde Niemand zu Theil, der derselben widerspreche; sie werde nur solchen zu Theil, deren Ge— schmacksrichtung das entspreche, die eine Ehre darin erblickten, denen es Freude mache. In großen Kreisen des Volkes blicke man nicht allzu günstig auf diese sogenannte Erhebung in den Adels, und Freiherrnstand. Man meine, wer seiner Eltern und Vorfahren gern gedenke, habe keine Ursache, eine Namensänderung zu wünschen. So lange es bei Aeußerlichkeiten verbleibe, wie es bei den Ordens verleihungen der Fall sei, denke sich Jeder das Seinige dabei, wie verschleden doch die Menschen organisirt seien und wie verschieden die Ideale seien, welche die Brust schwellten. Eine ernste Bedeutung bekomme aber die Sache in dem Augenblick, wo solche sogenannten Erhebungen sich verknüpften mit Prätentionen, mit Ansprüchen, wo man aus der Verleihung des Freiherrntitels nun eine wirkliche Freiherr ; lichkeit in Bezug auf die Steueipflicht herleite, wo der Freiherr glaube, eine größere Berechtigung zu haben darin, daß ihm bei der Verleihung diefes Titels noch etwas nachgelassen werde, was Andere zu bezahlen hätten. Einer solchen Anfchauungsweise habe man alle Ursache, entgegenzutreten. Sie widerspreche dem Grundsatze der Ver⸗ faffung, wonach alle Preußen vor dem Gesetze gleich seien und Standesrorrechfe nicht stattfinden sollten. Es liege in diesem Falle ein Mißbrauch der Regierungsgewalt vor, eine grobe Verletzung des öffentlichen Rechtsbewußtseins. (Lehhafter Widerspruch rechts; Zu stimmung links.) Und wenn die Regierung nicht im Stande sei, die Sache felbst in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen, so möchse er wenigstens die Hoffnung damit verbinden, Erklärungen zu hören, nach denen man erwarten dürfe, daß solche Vorkommnisse fich in Zukunft nicht wiederholten, weil sie nicht geeignet seien, bas Anschen der Regierung und die Autorität der Gesetzgebung zu erhöhen. (Lebhafter Beifall links. Wiederholtes Zischen rechts)

Finanz⸗Minister Dr. Miquel:

Meine Herren! Wenn die Behauptung aufgestellt wird, daß ein Mißbrauch der Regierungsgewalt im vorliegenden Falle den der Herr Antratzsteller wesentlich im Auge gehabt hat vorliege, so wird es vor Allem die erste Aufgabe sein, die rechtliche Lage der Sache klarzustellen.

Der Herr Antragsteller stellt die Behauptung auf, daß ein Recht der Regierung nicht bestehe, in einzelnen Fällen im Wege der König⸗ lichen Gnade Erlasse an Stempelabgaben eintreten zu lassen. Der Antrag selbst stellt an die Königliche Staatsregierung die Anfrage, auf welches Gesetz hin derartige Stempelerlasse oder Steuererlasse stattfinden. Es wird also meine Aufgabe sein, hierauf zuerst zu ant worten; denn die Frage nach dem Rechte ist natürlich die erste

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