Am 22. Dezember erhielt ich Briefe von Machemba, die mich veranlaßten, von dem direkten Wege nach Machemba nach Norden zu abjuschwerken und zu dem uns befreundeten Makonde Häuptling Fhikambo zu marschiren, der den Wunsch ausgesprochen hatte, die Erpedition gegen Machemba, seinen erbitterten Feind, mit 5 — 600 Leuten mitmachen zu dürfen. . ö.
Am 25. Dejember kam ich nach äußerst anstrengenden Märschen durch dichtesten Busch, auf durch den fortwährend strömenden Regen fafst grundlos gewordenen Wegen und bei sehr mangelhafter Ver⸗ pflegung der Leute bei ChikamEo an; hier hörte ich Folgendes:
Mächemba batte seln eigenes Dorf, das einen sebr starken Tage= marsch (io Stunden für einzelne Cute) von Chikam bo entfernt liegt, mit allen seinen Leuten verlassen, war mir entgegen gekommen, batte
1—2 Stunden von Chikambo ein Lager bezogen und beabsichtigte, mich, falls ich den Vormarsch nicht antreten würde, anzugreisen
Unter diesen Umstärden, d. b. bei der Näbe des Feindes, war natürlich von einer Unterstützung durch die Cbikambo Leute nicht mehr die Rede. Ich trat also am 26. Dezember früh allein den Vormarsch egen Machembg an. . . 4 J. Weg führte fortwährend durch ganz dichten Busch, der eine Führung der Karawane erschwert und eine Sicherung derselben durch Seiteꝝn ⸗ Patrouillen absolut ausschließt. Der Busch ist so ungebeuer groß und jusammenhängend, wie ich ibn in Afrika noch Tirgends. auch kur in annahernd ähnlicher Weise angetroffen habe. Der Busch ist so dicht, daß jede Uebersicht unmöglich ist und selbst einzelne Leute Hübe baben,“ durchzukommen. Der Marsch der über 600 Köpfe zählenden Karawane war deshalb außerordentlich an ätrengend. . wabie in, Stunde nach dem Äbmarsch erhielt ich in dichtestem Busch starkes Ferer von 150 —– 200 Gewehren aus einer Entfernung von hrs Schritt, durch welches acht Leute zum Theil sehr schwer ver— wundet wurden. ö . ;
Unter fortwährendem Feuer marschirte ich langsam vor, kald darauf wurden der Führer und ein Sudanesen Schausch, die sich an der Tate befanden, erschofsen, und ein anderer Seldat starb an den erkastenen Verwundungen — Gleich darauf warfen os Träger Cin Drittel der gesammten Träger) ihre Lasten fort und liefen fort. Da⸗ durch wurde ich gejwungen, die Reservepatronen zu vertbeilen, alles Faribrod und andere Lebensmittel an die Soldaten auszugeben und einen großen Theil einer Compagnie Lasten tragen zu lassen; auch mußten mehrere Verwundete getragen werden. ;
Alle diese Umftände erhöhten die Schwierigkeiten des Vormarsches um ein Bedeutendes. .
Um 53 Uhr Nachmittags gelangte ich an einen Bach, an dem sich die Machemba. Leute festgefetzt hatten; es entwickelte sich bier ein größeres Gefecht, an dem nach und nach die drei vorderen Fompagnien Theil nahmen und den Feind bald nach allen Seiten hin vertrieben. Bis Nachmittags um 4 Ubr ging ich vor und bezog dann in der Näbe dieses Flusses mit allen nur möglichen Sicherheitsmaßregeln ein Lager, da die Truypen durch das ganz langsame Vorrücken und das fortwährende Stocken der Karawane auf das Aeußerste angestrengt waren Die Machemba⸗ Vurte begleiteten die Karawane während des Marsches, neben dem Wege im Busch herlaufend, fortwährend schießend, die Kriegs ⸗ Goma schlagend und die Europäer beschim pfend.
Ich hatte an diesem Tage drei Todte und sieben Verwundete.
Am 27. Dezember früh trat ich den Vormarsch unter denselben Schwierigkeiten wieder an und sofort begannen in gleicher Weise wie am vorhergehenden Tage die Feindseligkeiten. . .
Jede Terrainschwierigkeit benutzten die Machemba ⸗Leute in außerst geschickter Weise. schossen sogar mit Salven auf uns, sodaß ich nur Schritt für Schritt borwärts kommen konnte. .
Gegen 2 Uhr Nachmittags erreichte ich eine große offene Wiese, wo ich zum ersten Mal die Leute selbst sehen und sowohl das Maximgun, das übrigens zum ersten Mal theilweise versagte, wie auch das Schnellfeuergeschütz in Thätigkeit setzen konnte. ö
Trotzdem wurde ich von allen Seiten angegriffen und beschossen, sodaß alle 4 Compagnien, bis auf eine Reserve, die Machemba · Leute angreifen und mit . Marsch Marsch, Hurrah“ aus ihren Stellungen verdrängen mußten. Die Machem ba-Leute wichen stets und überall zurück, um gleich darauf an einer anderen Stelle wieder zu erscheinen. Bis 3 Uhr Nachmittags ging ich ununterbrochen vor, ich hatte bis dabin 4 Todte und 11 Verwundete; unler letzteren befindet sich der Unteroffizier Loepki. .
Injwischen hatten sich die Comragnien derart verschossen, — von der C Compagnie hatten einzelne Leute nur noch 20 Patronen —, daß ich das eigentliche Dorf Machemba's wehl noch hätte nehmen konnen, dann aber ganz ohne Patronen gewesen ware. Das Dorf Machemba's bestebt! aus etwa 18 bis 20. Hütten, die auf iner größeren Lichtung gelegen sind. Letztere ist von einem eine Stunde breiten, ganz undurchdringlichen Busche um⸗ geben. Den schwierigsten Theil des Marsches hatte ich noch vor mir, ich beschloß daher um 3 Uhr Nachmittags, nicht weiter mehr vorzumärschiren, bauptsächlich aus Mangel an. Manition und an irgendwelchen Lebensbedürfnissen. Letztere aufzutreiben, muß ich als gan; unmöglich bezeichnen und möchte an dieser Stelle herdoꝛbeben, daß es für Expeditionen in dieses Terrain eine absolute Noth⸗ wendigkeit ist, den für den Lebentzunterhalt erforderlichen Proviant mitzuführen oder doch den Nachschub sicherzustellen. ;
Außerdem leiteten mich bei meinem Entschluß die Erwägungen, daß Machemba selbst zu fangen in diesem Terrain nahezu eine Un⸗ möglichkeit ist, daß der Werth der Erstũrmung seines Dorfs die vor— außfichtlichen Verluste nicht aufgewogen bätte und daß ich keinen Fübrer mehr hatte. — Ich bin darauf in äußerst anstrengenden Märfchen, theilweife Nacktmärscken, nach Lindi zurückmarschirt, wo ich, ohne weitere Verluste gebabt zu haben, trotz des fortwährenden Feuers während des 28. und 29. Dezembers, am 31. Dezember an— gekommen bin. — . ö.
Machemba wollte nun unseren Freund Chikambo angreifen und ihn aus seinem Gebiete vertreiben. Nachrichten darüber sind noch nicht eingetroffen. Am 28. Dezember passirte ich das Dorf von Machemba's Schwager, alle Leute liefen weg, als ich Lebensmittel für die Truppen verlangte. Abends wurde ich von den Leuten im Lager beschossen, sogar noch in der Nacht; in Folge dessen wurde das ganze Dorf verbrannt.
Besonders hervorheben muß ich zum Schluß die Ruhe und Be— sonnenheit der europäischen Offiziere und Unteroffiziere und die aus⸗ gejeichnete Haltung aller schwarzen Truppen während der Gefechts— sage und während der ganzen ungewöhnlich anstrengenden Expedition.
(gez) Ramsay, Cbef in der Schutztruppe.
An den Kaiserlichen Reichskommissar für Ost⸗Afrika, Herrn Major von Wissmann, Hochwohlgeboren, Sansibar.
Von einer Grubenverwaltung des Ruhrbezirks sind in Rundschreiben an ihre Kunden Mittheilungen gemacht worden, welche als ein Zweifel an der Glaubwürdigkeit der amt⸗ lichen Verbffentlichungen des Königlichen Wagen⸗ amts zu Essen über die Anzahl der täglich zur Beladung mit Kohlen und Koks gestellten und der nicht rechtzeitig gestellten Wagen aufgefaßt worden sind. Die Grubenverwaltung hat nämlich den Prozentsatz der ihren Zechen an einzelnen Tagen nicht rechtzeitig gestelltlen Wagen mit dem geringeren Prbzentsatz der allen Zechen des Ruhrbezirks an denselben Tagen nicht rechtzeitig gestellten Wagen verglichen, ohne auf diesen Unterschied in den Grundlagen der Vergleichung auf⸗ merkfam zu machen, sodaß bei den mit der wirklichen Sach⸗ lage nicht hinreichend Bekannten die Meinung entstehen mußte, daß die in Vergleich gezogenen Angaben der rubenverwaltung und die Veröffentlichungen des Wagenamts auf den gleichen Gegenstand Bezug hätten und Letztere als unrichtig bezeichnet
werden sollten. Zur Aufklärung über den wirklichen Sach⸗ verhalt hat die Königliche Eisenbahn-Direktion
(rechtsrheinische) zu Köln das folgende an die Gelsen⸗
kirchener Bergwerksgesellschaft gerichtete Schreiben veröffentlicht: Köln, den 26. Januar 1891. An . . die Gelsenkirchener Bergwerks Aktiengesellschaft, Verkaufsabt heilung Zeche Rbein ⸗ Elbe bei Gelsenkirchen. In dem an Ibre Abnehmer versandten Rundschreiben vom s vom Königli ken Sisen⸗
17. d. M. sagen Sie, daß die ö baön⸗Wagenamt in Essen veröffentlichten Wagengestell ungs zablen kein richtiges Bild über den bei vielen Zechen einge kreteren Ausfall * gehen vermöchten, da in diesen Ziffern auch die zu spät gestellten Wagen. welche nicht mebr beladen werden konnten, ein begriffen seien. Zum Beweise dieser Behauptung stellen Sie die Prezentsätze der Feblbeträge für die Zechen Rheinelbe und Alma am 14., 15. und 16. Januar denjenigen Prozentsätze gegenüber, welche dat Wagenamt angegeben habe, und kommen zu dem Schluß, daß, während das Wagenamt nur g oso. 185 60 und 30 00 Ausfall nachgewiesen babe, den genannten Zechen in der That 429, 56 oo und 47 0n gefeblt hätten.
Wir fönnen nur unser aufrichtiges Bedauern darũber aus⸗ sprechen, daß von einer so bedeutenden Verwaltung, wie von der Ihrigen, die im Rubrbezirk soast allgemein anerkannte Zuverlãssigkeit der ungaben des Wagenamts in Frage gestellt und letzteres dem großen Publikum gegenüber diskredikirt wird. Es ist bei den übrigen Zechenverwaltungen bekannt. daß das Wagena mt in die Gestellungs⸗ ziffern nur diejenigen Wagen aufnimmt. welche recht zeitig genug zu⸗ gefübrt sind, um innerhalb der betreffenden Förderfrist beladen zu werden, d. b. in der Regel alle Wagen, welche mindestens zwei bis drei Stunden vor Schluß der Schicht zur Verfügung der Zechen ftehen. Dies ist auch bezüglich der am 14. bis 16. d. M. Ihren Zechen Rbeinelbe und Alma gestellten Wagen gescheben.
Bel der Vergleichung der von Ihnen angegebenen und der aus den täglicken fummarischen Veröffentlichungen des Wagenamts sich ergebenden Prozentsätze, verschweigen Sie den für die Beurtheilung maßgebenden Umstand, daß die Zahlen, des Wagenamts die Gesammtgestellung des ganzen Ruhrbezirks umfassen und daher unmittelbar gar nicht zum Vergleich mit der Gestellung für einzelne Zechen geeignet sind. Am 14 bis 16. d. M. waren urch die auf dem Bahnbofe Frintrop andauernd vorhandenen Abfuhrschwieriakeiten die Stationen der Strecke Frintrox = Wanne mit beladenen Wagen derart überfüllt, daß auch die Zufübrung der leeren Wagen stockte. Um letztere wenigstens da zu verwenden, wo die Zuführung nicht behindert war, mußte von der gleich · mäßizen Vertheilung des Ausfall für jene Tage Abstand genommen werden; ein anderes Verfahren, wäre widersinnig gewesen Sobald die Betriebsverhältnisse die gleichmäßige Vertheilung des Ausfalls gestatten, wird dieselbe von dem Wagenamt vorgenommen, wie- dies die Tbatsache beweist, daß in der Zeit vom 1. bis 15. 8. M. die Zechen Rbeinelbe und Alma 95,6 v. der Verbaltnißzahl 797 Wagen) erhalten haben während auf die Gesammtheit der Zechen g4,5 Co (96537 von 10 120 Wagen) entfielen,
Daß die uagewöhnlicken Witterungsver hältnisse der letzten Monate auf den Betrieb und die Wagengestellung im Ruhrbezirk überaus un⸗ günstig eingewirkt haben, ist eine allgemein bekannte Thatsache. welche den Zechenberwaltungen entlastend zur Seite steht. Ob es unter diesen Umständen möglich war, die Abnehmer durch theils unrichtige, theils in ihrer Einseitigkeit schiefe Behauptungen noch mehr zu beun⸗ ruhigen, glauben wir mit Recht bezweifeln zu sollen.
Wir haben die Redaktion der „Koölnischen Zeitung“, welche Ihr Cirkular abgedruckt hat, ersucht, von dieser Richtigstellung Akt zu nehmen.“
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll— und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sitzung zusammen.
Das Reichsgericht hat in dem Erkenntniß vom 28. Oktober 1889 (abgedruckt in Nr. 1 der besonderen Beilagen zum „Reichs- und Staats-Anzeiger“ vom 21. Januar 1890 S. 69) entschieden, daß der Umtausch von Verschreibungen der in Tarifnummer 2 und 3 des Yieichs⸗Stempelgesetzes vom 3. Juni 1885 (R⸗G-Bl. 1885 S. 179) bezeichneten Art gegen neue, auf einen geringeren Zinsfuß lautende als ein Anschaf⸗ fungsgeschäft im Sinne der Tarifnummer 4A des ge⸗ dachten Gesetzes anzusehen sei und demgemäß dem dort vor— geschriebenen Reichsstempel 1/10 vom Tausend unterliege.
Nach dieser Entscheidung, welche auch mit der Vorschrift unter 6 P der vom Bundesrath am 25. September 1885 be— schlossenen allgemeinen Anweisung zur Anwendung des Reichs⸗ Stempelgesetzes (Centralblatt für Abgaben⸗Verwaltung 1885 S. 306) übereinstimmt, ist auch von den Verwaltungsbehörden zu verfahren. Die in entgegengesetztem Sinne getroffenen Be⸗ stimmungen sind ferner nicht mehr als maßgebend anzusehen.
Da es wünschenswerth erschienen ist, den Medizinal⸗ beamten einen größeren Schutz gegen Täuschung Seitens der Atteste verlangenden Privatpersonen und eine größere Freiheit in der Darstellung und Beurtheilung der festgestellten e nde zu gewähren, so hat der Justiz-Minister im Einver⸗ nehmen mit dem Minister der geistlichen c. Angelegenheiten die Bestimmung getroffen, daß wenn nach den bisherigen Vorschriften oder nach den Umständen des Falles in der Strafrechtspflege die Unterstützung eines Antrages durch ein Attest eines Medizinal⸗ beamten erforderlich erscheint, in der Regel Seitens der zu⸗ ständigen Justizbehörde dem Antragsteller die Beibringung eines solchen Attestes auf seine Kosten aufzugeben ist. Dem⸗ felben ist zugleich anheimzustellen, sich von dem ihm zu be⸗ zeichnenden Physikus unter Vorzeigung der Verfügung unter⸗ fuchen zu lassen und ihm dabei zu bemerken, daß der Physikus das Attest unmittelbar zu den Akten einsenden werde.
Demgemäß werden die Medizinalbeamten fortan, wenn sich derartige Personen unter Vorlegung einer solchen Ver⸗ fuͤgung einer Justizbehörde wegen ihrer Untersuchung und der Ausstellung eines Attestes an sie wenden, letzteres nicht an diese Personen auszuhändigen, sondern der betreffenden Justiz— behörde zu den Akten einzusenden haben. Die direkte Ein⸗ sendung des Attestes, infosern sich dieselbe ohne Schwierig⸗ keiten ermöglichen läßt, ist auch in denjenigen Fällen zu be⸗ wirken, in welchen Privatpersonen die Ausstellung eines Attestes verlangen, ohne bereits im Besitze einer darauf be— züglichen behördlichen Weisung zu sein.
Der Kaiserliche Botschafter am Königlich großbritannischen Hofe, Staats⸗Minister Graf von Hatzfeldt-⸗Wildenbur sst von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub na London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Burch ar d, ist hier eingetroffen.
Der Chef der Landesaufnahme, General ⸗ Lieutenant Schreiber ist von kurzem Urlaub nach Hannover hierher zurückgekehrt.
S. M. Kreuzer⸗Korvette „Carola“, Kommandant Korvelten⸗Kapitän Valette, ist am 30. Januar in Aden
eingetroffen und beabsichtigt, am 3. Februar die Heimreise fortzusetzen.
Danzig, 30. Januar. Der „Danziger Zeitung“ ist nach⸗ stehende Berichtigung zugegangen:
Marien werder, 38. Januar. Unwahr ist die in der Danziger Zeitung! vom 27. d. M. aus Thorn datirte Meldung, kaß bei der dortigen Masseneinfuhr russischer Schweine kein Seuchenfall vorgekommen sei, die „traurigen Erfahrungen“, von denen neulich im Parlament gesprochen wurde, in Thorn alio keine Beftätigung gefunden hätten.
Von den seit dem 19. Dezember v. J. bis zum 24. d. M. ins Thorner Schlachtbaus aus Rußland eingeführten Schweinen waren 65 Stück finnig, 4 Stück trichinenhaltig. Der Regierungs⸗Präsident. Freiherr von Massenbach.
Köln, 31. Januar. Die „Köln. Volksztg.“ veröffentlicht eine Einladung mit 1300 Unterschriften aus allen Theilen Deutschlands, in welcher aufgefordert wird, dem „Volks⸗ verein für das katholische Deutschland“ berzutreten. Der Zweck des Vereins ist, die Irrthümer und Umsturz⸗ bestrebungen auf sozialem Gebiet zu bekämpfen.
Bayern.
München, 31. Januar. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Krsnprinzessin-Wittwe Stephanie ist laut Meldung des ‚W. T. B.“ heute früh zu mehrtägigem Be— suche hier eingetroffen und wurde auf dem Bahnhofe von dem Prinzen Leopold und der Erzherzogin Gisela begrüßt.
. Württemberg. Stuttgart, 30. Januar. Die Kammer der Ab⸗ geordneten nahm in ihrer heutigen Sitzung das Gesetz, betreffend Abänderungen und Ergänzungen der Gefetze über die Verwaltung der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlichen Körper⸗ schaften, in der Endabstimmung mit 0 gegen 13 Stimmen an. Sodann wurde, wie der „St. A. f. W.“ meldet, ein König⸗ siches Reskript verlesen, wodurch die Stände in An— betracht des Standes der Geschäfte vertagt werden. Die Wiedereinberufung wird erfolgen, wenn die Vorherathungen durch die Kommissionen, insbesondere die Finanzkommission, entsprechend gefördert sein werden. Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 30. Januar. Das heute
Bulletin lautet: . ; U Obwohl Ihre Königliche Hobeit die Großherzogin; Mutter die letzte Nacht nur wenig schlafen konnte, ist doch in dem all gemeinen Zustand der bohen Patientin heute kein Rückschritt zu verzeichnen; die Eßlast hat sich sogar gegen die letzten Tage etwas gehoben. Schwerin, den 30. Januar 1891. Vormittags 8 Uhr. Dr. Mettenheimer. Dr. Müller.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 30. Januar. Se. Hoheit der Herzog hat den Staatsrath Fa cobi und den Justiz-Rath Strenge zu ver⸗ antwortlichen Departementsches im Herzoglichen Staats⸗ Ministerium ernannt.
ausgegebene
Reusßz ä. L. 4 Greiz, 30. Januar. Gestern Abend ist Se. Durch—
laucht der Fürst aus Berlin hier wieder eingetroffen. Elsaß⸗Lothringen.
Se. Majestät der Kaiser hat durch ein an den Statt⸗ halter Fürsten Hohenlohe gerichtetes Telegramm dem Gemeinderath von Metz für die treuen Segenswünsche zu Allerhöchstseinem Geburtstage in warmen Worten Allerhöchst⸗ seinen Dank aussprechen lassen.
Oefterreich⸗ Ungarn.
Wien, 31. Januar. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin-Witt we Stephanie begab sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern Abend ois Uhr in die Kapuzinergruft und verweilte längere Zeit in stiller Andacht am Sarge des Kronprinzen Rudolph. Am RNach— mittag überbrachte ein Mitglied der deutschen Botschaft den von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm gespendeten
ranz. ö l . . ö Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Kaiserliche Ver ordüung vom 29. d. M, durch welche die Einschrän⸗ kung der Gerichtsbarkeit der o sterreichungarischen Konsulargerichte in Egypten und deren theilweise Uebertragung an die daselbst errichteten neuen Gerichte vor⸗ läufig bis zum 1. Februar 18694 verlängert wird.
Der Handels-Minister erklärte dem Präsidenten des niederoösterreichischen Jewerbevereins, die Negierung beab⸗ sichtige die Reform des Frachtentarifs der Staats⸗ bahnen, und es seien die Porarbeiten zu einer solchen bereite ziemlich weit gediehen. Unter thunlichstem Entgegen⸗ kommen? für die Beduͤrfniffe der Industrie und des Handels solle namentlich die Wahrung der Konkurrenzfähigkeit berück⸗ sichtigt werden.
Großbritannien und Irland.
Prinz Aribert von Anhalt, der Bräutigam der Prinzessin Luise zu Schleswig⸗-Holstein, verließ am 29. d. M Gen fn n . in Windsor und trat die Rückreise nach Berlin an. ö ;
Dem, wie schon telegraphisch gemeldet, gestern früh nach längerer Kränklichkeit verstorbenen atheistisch⸗ radikalen Ab⸗ geordneten Bradlaugh hat das Unterhaus noch wenige Tage vor seinem Tode eine Genugthuung gewährt. In der Sitzung vom 27. d. M beantragte nämlich der Abg. Hunter, daß die Resolution des ö vom 22. Januar 1880, der zufolge Bradlaugh die Erlaubniß verweigert wurde, den parlamentarischen Eid zu leisten sder ein Gelöbniß an Eidesstatt abzugeben, aus dem Prolokoll des Hauses gestrichen werde, da dieselbe die Rechte sämmtlicher Wähler des Königreichs untergrabe!. Der Generalfiskal beanstandete den Antrag Namens der Re⸗
gierung aus dem Grunde, weil der damals vom Hause zum Schutz seiner Würde gethane Schritt seitdem von den höchsten Tribunalen des Landes gebilligt und bestätigt worden sei, und weil die Beseitigung der . eines michtigen Zwischenfalls in der Parteigeschichte aus dem Protokoll des Hauses keinem nützlichen Zweck dienen würde. Glad⸗ stonẽ (der zum ersten Male seit dem Wiederzusammentritt des Parlaments im Hause erschien) trat dagegen für den Antrag kräftig ein, wobei er behauptete, daß das Haus durch seine Aktion seine Kompetenz überschritten habe, ein Punkt, der vor den Gerichtshöfen niemals angeregt worden sei, und daß die Beibehaltung der Eintragung einen schlimmen und unheilvollen Präzedenzfall schaffen würde. Er hielt es jedoch zur Erzielung einer friedlichen Lösung der An⸗ gelegenheit für angezeigt, daß die Worte, welche erklären, daß die Aktion des Hauses dazu angethan sei, die Rechte der Wähler des Landes zu untergraben, aus der Resolution ge— strichen würden. Der Erste Lord des Schatzamts Smith, der wie die Vorredner sein Bedauern über die Krankheit Bradlaugh's ausdrückte und den von Letzterem als Mitglied des Hauses geleisteten werthvollen Diensten einen Tribut der Achtung zollte, führte aus, daß die Resolution von 1880 durch die damals dem Hause vorliegende Information fowie durch den damaligen Stand des Gesetzes völlig gerecht⸗ fertigt wäre. Gleichwohl wolle die Regierung, in Anbetracht der seitdem erfolgten Abänderung des Gesetzes und der That— fache, daß der Abgeordnete für Northampton sechs Jahre hin— durch ein nützliches Mitglied des Hauses gewesen sei, auf Bei⸗ behaltung der Resolution im Protokoll nicht bestehen und den Antrag genehmigen unter der Bedingung, daß die die Autorität des Haufes anfechtenden Worte gestrichen würden. Hunter änderte seinen Antrag in dieser Weise ab, und in dieser Fassung wurde derselbe vom Hause einstimmig angenommen. In Folge dessen hat der Sekretär des Unterhauses die obenerwähnte Re⸗ solution in dem Parlamentsbericht mit Tinte durchstrichen und die Randbemerkung hinzugefügt: „Ausgestrichen in Folge des Unterhausbeschlusses vom 27. Januar 1891“. Zugleich wurden an die Bibliothekare des Britiss Museums, der Bodleyian Library in Oxford, der Universitäts-Bibliotheken in Cambridge, Edinburg und Dublin Schreiben gerichtet, worin sie gebeten wurden, den letztgenannten Unterhausbeschluß in ihren Exem— plaren des Parlamentsberichts zu vermerken.
In der Donnerstagssitzung des Unterhauses fragte John Morley an, welchen Tag die Regierung der Oppoition zur Erörterung der Verwaltung Irlands zur Verfügung stellen könne. Smith antwortete, die Regierung gedenke erst die Zehnten vo riage durch alle übrigen Stadien zu fördern. Wenn dies bis Ende nächster Woche möglich sei, würde sie Montag, den g Februar, der Opposition zur Einbringung ihres die irische Verwaltung betreffenden Antrages zur Ver⸗ fügung stellen. Morley erklärte sich damit einverstanden.
Der „Dublin Evening Telegraph“ ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Angabe, Parnell wolle an Sonntagen keine Versammlungen mehr in Irland abhalten, unbegründet sei. Für das Meeting in Ennis, welches am nachsten Sonntag (morgen) programmmäßig stattfinden würde, seien schon die Vorbereitungen getroffen.
Die neuerdings aufgetauchten Gerüchte von einem bevor— stehenden Rücktrit: Gladstone's von der Parteileitung werden von. „Daily Chronicle“ und den „Daily News“ dementirt.
Der Gouverneur von Gibraltar, General-Lieutenant Sir Leicester Smith ist in London am Krebs gestorben.
Nach einem Telegramm der „Times“ aus Sansibar vom gestrigen Tage find die Bedingungen des Friedens⸗ vertrages zwischen England und Witu in Lamu ver— öffentlicht worden. Danach wird eine allgemeine Amnestie gewährt, von der nur diejenigen zwölf Personen ausgenommen sind, welche bei der Ermordung der Deutschen und den späteren Ausschreitungen als Rädelsführer thätig gewesen waren. Das gestohlene Eigenthum wird, so— weit es wieder zu erlangen ist, von den Behörden in Witu sofort zurückerstattet.
Frankreich.
Paris, 31. Januar. Da der Beschluß der hetreffenden Kammer-Kommission, den Vertrag mit Dahomey an die Regierung zurückzuverweisen. verschieden interpretirt wird, so veranlaßten, wie W. T. B. meldet, mehrere Mit⸗ alieder eine Zusammenberufung der Kommission, um jenen Beschluß genauer zu formuliren. Diese Mitglieder sind der Meinung, jener Beschluß habe nicht die Bedeutung, daß die Kommission den Vertrag für ungenügend halte, sondern daß derselbe nicht wichtig genug sei, um der Genehmigung durch das Parlament unterbreitet zu werden.
Die General-Zoll-Kommission nahm für wissen— schaftliche Apparate und Werkzeuge Zollfreiheit an, sowie auch die von der Regierung vorgeschlagenen Zollsãätze für Brillen, ferner für Kämme, Billardbälle, Klavier⸗ tasten, Cigarrentaschen ꝛc.; sie setzte den oll auf Pfeifen und Pfeifenrohre aus fremden oder einheimischen Hölzern, die mit Bernstein oder mit Bernstein-Imitation ausgestattet sind, mit oder ohne Garnitur, auf 100 resp. 150 Fr., für mit Horn, Kaut⸗ schuck, Elfenbein und Knochen garnirte Pfeifen auf 55 resp. 45 Fr., für ganz aus Holz hergestellte Pfeifen auf 30 resp. 20 Fr. fest. Ein Zoll von 150 resp. 1890 Fr. wurde ange— nommen für Erzeugnisse der Kunsttischlerei aus Bein, Horn, Elfenbein, Schildpatt und Celluloid. Für Fächer wurde die Tarifirung nach dem Gewicht und ein Zoll von 3 resp. 6 Fr. für solche von Holz und Stoff oder Federn, von 15 resp. 20 Fr. für nicht montirte Fächer von Elfenbein, Perlmutter oder Federn, von 25 resp. W Fr. für dergleichen montirte Fächer angenommen. Für Bürstenwaaren wurden die Sätze der Regierungsvorlage genehmigt.
Die Kommission des Obersten Kolonialrathes be— schloß in Fortsetzung der Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kolonialgesellschaften, daß die großen Gesell⸗ schaften von der Bevormundung der benachbarten kolonialen Behörden befreit und der Staatsgewalt des Mutterstaates, die dort durch einen Regierungs-Kommissar vertreten wird, direkt unterftellt werden sollen. Die Kommission beschleß ferner, daß die Gesellschaften zu ermächtigen wären, zum Schutze im Innern eine Polizeimacht zu unterhalten.
Auf die von der Staatsanwaltschaft eingelegte Berufung bestätigte heute der Appellhof das Urtheil des Zuchtpolizei⸗ gerichts, durch welches die Frau Ducgquerey und der Jour⸗ nalist Grégoire zu zwei bezw. vier Monaten Gefängniß gen Be nien der Flucht Padlewski's verurtheilt sind, da beide Angeklagten anerkannt hatten, daß der von ihnen den Behörden Entzogene in der That Padlewski sei.
Rußland und Polen.
Für den 6. Februar (25. Januar a. St.) ist ein Hof⸗ ball zu Ehren des in St. Petersburg erwarteten Erzherzogs Franz Ferdinand von Oe ste r reich ⸗ Este angesagt.
An der neuen Ausgabe des Civil-Gesetzbuchs arbeitet eine besondere Kommission schon seit längerer Zeit sehr eiftig. Dem Plan entsprechend, ist die Arbeit in fünf große Gruppen getheilt und, wie der „Grashdanin“ erfährt, werden in jeder einzelnen Gruppe die ein⸗ zelnen Abschnitte sozusagen monographisch, d. h. in ein⸗ zelnen Gesetzesprojekten bearbeitet, von denen viele schon fertiggestellt sind, wie denn auch von Zeit zu Zeit über diese Einzelprojekte Mittheilungen in die Presse gedrungen sind. Die fuͤnf Hauptabschnitte aber sind folgende; 1) Allgemeiner Theil; 2) Sachenrecht; 3) Obligationenrecht; 4) Familien und 5) Erbrecht. Für Abschnitt 2 sind schon drei, für Ab⸗ schnitt 4 schon zwölf Projekte ausgearbeitet u. s. w.
Die Entscheidung über den Bau der Sibirischen Bahn, die, wie verlautete, im Dezember vom Ministercomité erfolgen sollte, ist, wie der „Rev. Zig.“ aus St. Petersburg geschrieben wird, auf weiterhin verschoben worden. Die süd⸗ liche Richtung der Bahn scheint jetzt noch mehr gesichert zu sein. Es gewinnt außerordentlich an Wahrscheinlichkeit, daß nicht wie uürsprünglich in Aussicht genommen, an beiden Enden, d. h. von Slatoust einerseits und von Wladiwostok aus andererseits, die Bahn in Angriff genommen werden wird, sondern nur vom letztgenannten Punkt aus; es handelt sich also fürs Erste um eine Amur-Eisenbahn. Es steht jedoch zu hoffen, daß sehr bald auch von der eurspäischen Seite aus der gigantische Bau begonnen werden wird. — Der Bau der Ufsüri-Bahn von Wladiwostok nach Chabarowka soll, den „Nowosti“ zufolge, im kommenden Frühjahr in Angriff ge⸗ nommen werden.
Italien.
Ein aus Tripolis in Rom eingelaufenes Telegramm vom gestrigen Tage meldet: es seien mehrere Gruppen fran⸗ zöfischer Soldaten aus ihren Garnisonen in Tunis bis zu den türkischen Dörfern Nezen, Nelout, und Ethouamet vorgedrungen, hätten sich dort gelagert, die Ort⸗ schaften in Besitz genommen und erklärt, daß hier die Grenze sei zwischen der Regentschaft Tunis und dem Vilajet Tripolis. Der Abgeordnete Sant' Onofrio hat in der Deputirtenkammer eine Interpellation an den Minister⸗Präsidenten Crispi eingebracht, welche diese Gerüchte über Störungen des status quo in Tripolis zum Gegenstande hat. Die Begründung der Interpellation wurde auf heute vertagt.
Wie der „Eapitan Fracassa“ meldet, wird der Minister⸗ Präsident Erispi am Montag dem in Rom eingetroffenen Grafen Herbert Bismarck zu Ehren ein Diner geben, zu welchem fämmtliche Minister Einladungen erhalten haben.
Bei dem nächsten Konsistorium wird der Papst die Ernennung eines Weihbischofs zum lateinischen Patriarchen in Jerusalem ankündigen und einen Bischof für den Posten eines apostolischen Delegirten in Persien bestellen. — Der Kardinal Christofori ist gestorben.
Schweiz.
Mittheilungen der „N. Zürch. Ztg.“ aus Lugano zu— folge soll die vorberathende Kommission des Ver⸗ fassungsraths im Kanton Tessin mit großer Mehrheit beschlossen haben, in den von einer Unterkommission redaktionell noch festzustellenden Verfassungsentwurf wesentlich folgende Grundsätze aufzunehmen: 1) Wahl des Großen Rathes im Verhältniß von einem Deputirten auf jetau send niedergelassene Tessiner und Schweizer Bürger unter Ausschluß aller dauernd im Auslande wohnenden Tessiner und unter Anwendung des Proportionalwahlsystems. 2) Wahl der erstinstanzlichen Be— zirksrichter unmittelbar durch das Volk; wahrscheinlich mit be— schränkter Stimmabgabe. 3] Wahl des Regierungsraths wie bisher durch den Großen Rath, aber mit der Bestimmung, daß in demselben auch die Minderheit, d. h. die Oppositions⸗ partei vertreten sein muß. Man hält es allgemein für un⸗ zweifelhaft, daß diese Grundsätze sämmtlich auch von einer großen Mehrheit des Verfassungsraths werden angenommen werden, und zwar ohne längere Debatte, da selbst Respini denselben nicht abhold sein soll. Wie demselben Blatt dagegen aus Bellinzona gemeldet wird, erscheint es immer gewisser, daß die Verfassungsrevision, wenn sie mit den andern Wünschen auch die Frage des Stimmrechts der Ausgewanderten berühre, vom Volke werde verworfen werden. Die Mitglieder der Kommission schienen davon überzeugt zu sein, und es sei daher nicht ganz unwahr— , . daß fie ihre Anträge unter diesem Eindruck noch ab— ändern.
Die von der Tessiner Anklagekammer gegen den ehe—⸗ maligen Staatskassirer Scazziga jetzt formulirte An⸗ klage lautet nach der „Köln. Ztg.“ auf Diebstahl von 313 400 Fr. an Werthpapieren, Unterschlagung von 78062 Fr. mittels Nachschlüssel und von 36 000 Fr. aus der kleineren Kasse und auf Betrug zum Schaden der Tessiner Kantonalbank.
Türkei.
Die Leiche des Botschafters Saadullah Pascha traf gestern früh in Konstantinopel ein und wurde in feier— lichem Zuge unter militärischen Ehrenbezeugungen nach der Sofien⸗Moschee und sodann nach dem Mausoleum des Sultans Mahmud überführt, wo die Beisetzung erfolgte.
Serbien.
Belgrad, 30. Januar. Wie dem „W. T. B.“ zufolge verlautet, finden zwischen der Regentschaft und den Ministern Besprechungen statt Behufs Beseitigung der Meinungsverschiedenheiten, welche zu der Demission des Kabinets geführt haben.
Bulgarien.
Sofia, 309. Januar. Die „Agence Balcanique“ be⸗ zeichnet die Meldung mehrerer Blätter von einer Konzen⸗ trirung bulgarischer Truppen an der serbischen Grenze als durchaus erfunden. Es habe überhaupt keinerlei Truppenbewegung stattgefunden.
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 28. Januar. Der König hat in einem heute abgehaltenen kombinirten schwedisch⸗nor⸗ wegischen Staatsrath den Beschluß gefaßt, dem schwe⸗ dischen Reichstage und dem norwegischen Storthing Vor⸗ schläge betreffend gewisse Veränderungen der Reichsakt be⸗
züglich der Behandlung der diplomatischen Ange— legenheit en der vereinigten Reiche vorzulegen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Der QOberste Gerichtshof hat in Sachen des englisch-cangdischen Appells gegen die Beschlagnahme des canadischen Robbenfängers „W. P. Sayward“ nach Anhörung der Sachverwalter aller Parteien sich seine Entscheidung vorbehalten, die nicht vor März erfolgen dürfte.
Die Regierung läßt ein riesiges Fort bei Sandy Hook bauen, das in einem Jahre vollendet sein soll.
Einem Kabeltelegtamm aus New-⸗York vom 28. d. zufolge herrsche unter den Ansiedlern in St. Hilaire, Minnejota große Bestürzung, weil die Indianer in der Nachbarschaft die Kriegstänze wieder aufgenommen hätten. Die Weißen hätten sich zum gegenseitigen Schutz zusammengeschaart und die Regierung um Waffen, Munition und Truppen gebeten. Die Panik dehne sich längs der ganzen Grenze der Rothsee⸗ Reservation aus. Es sei bereits ein Offizier abgesandt, um sich über die dortigen Zustände zu informiren.
Chile. Ein in New⸗YJork eingetroffenes Telegramm des „W. T. B.“ aus Valparaiso vom 28. d. sagt, das auf— ständische Geschwader sei an allen Punkten, wo es an— gegriffen habe, geschlagen worden.
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Reichstage ist folgender Antrag der Abgg. Dr. Bamberger und Richter zur zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats fur das Etatsjahr 1891/1892 — Etat für das Auswärtige Amt — zugegangen:
Der Reichstag wolle beschließen: im ordentlichen Etat — malige Ausgaben
I) Kapitel 2 Titel 2. Beihülfe zur Förderung der auf schließung Central-Afrikas u. s. w. gerichteten wissenschaftlichen strebungen
für den Fall der Annahme zu setzen: statt: I150 00 M;
2) Titel 3. Zuschuß zur Bestreitung der V
im südwestafrikanischen Schutzgebiete für den Fall der Annahme zu setzen: 268 500 S*.
— Die Wahlprüfungs-Kommission des Reichs— tages beantragt, die Entscheidung über die Gültigkeit der Wahlen der bgg. Graf von Saldern-Ahlimb G. Pots⸗ dam) und Zange meister im 2. Wahlkreis des Herzogthums Sachsen⸗Coburg⸗Gotha auszusetzen.
— Der „Neumärkischen Zeitung“ zufolge find gestern von dem Reichstags-Wahlvorstande der Ortschaft Rohr⸗ beck (Wahlkreis Friedeberg-Arnswalde) vier Mitglieder
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wegen Wahlfälschung, begangen bei der letzten Reichstags— wahl, durch die Strafkammer in Landsberg a. W zu Ge⸗ fängnißstrafen verurtheilt worden und zwar von zwei Wochen bis zu drei Monaten.
— Die ‚Germania“ schreibt äber das Befinden des Abg. Windthorst: Die Wunden heilen nicht nur normal, sondern rasch, das Allgemeinbefinden ist gut, und Anfangs nächster Woche glaubt der Arjt die Wiederaufnahme der parlamentarischen Thätigkeit gestatten zu därfen.
— Die Volksschulgesetz⸗Kommission des Hauses der Abgeordneten berieth gestern zünächst die SS. 8 und 79 der Vorloge (Gefchäftskreis des Schulvorstandes), welche mit redaktionellen Aende⸗ tungen angenommen wurden. Die im 3. S0 ausgesprochenen Be— fugnisse des Schulvorstandes wurden auf Antrag der freien Ver⸗ einigung dahin erweitert, daß der Vorsitzende berechtigt sein solle, jederzeit die Schulen zu besuchen. Die §§. 81 und 82 blieben un⸗ verändert. Damit war der zweite Abschnitt erledigt. Zum dritten Abfchnitt (Schulpflicht und Bestrafung der Schul versäumnisse) machten die Vertreter des Centrums geltend: daß das Privatschul⸗ wefen im Gesetz ausgeschlossen sei, sei unangenehm empfunden worden. Ausländische Schulen zu besuchen müsse gestattet sein; es könne den Eltern nicht verdacht werden, wenn sie prüfen wollten, ob sie ibre Kinder den Volksschulen anvertrauen durften. Auch dagegen sei Verwahrung einzulegen, daß der Staat sich berechtigt halte, den Religionsunterrichkt zu erzwingen. Die S§. 8.ᷣ unz 8. passirten unver andert. Zu 5. 85 (Ende der Schulxpflickt) lag ein Antrag der schles wig⸗ bolsteinischen Mitzlieder Francke und Hansen vor, folgenden Absatz einzufügen: „In der Provinz Schleswig ⸗ Solstein kann, soweit bisher ein späteres Lebensjahr (als das 14) als Ende der Schulpflicht üblich war, auf Antrag des betreffenden Schulrorstandes es hierbei belgssen werden'“ Der Antrag wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag des Abg. Riedesel Freiherrn zu Eisenbach, dahin lautend, daß Kinder, welche vor Vollendung des sechsten Lebensjahres in die Schule auf⸗ genommen worden feien, gleichzeitig mit ihrer Altersklasse zur Entlafsung kommen sollten. Dagegen fanden die Anträge der freien Vereinigung und des Abg. Hr. Brüel Annahme. Der erstere giebt dem Absatz folgende Faffung: „Der Schulvorstand trifft daruber Bestimmang, ob die Entlassung aus der öffentlichen Volksschule einmal oder zwei⸗ mal im Jabre fiattfinden soll! Auf Antrag des Abg, Dr, Brü el wurde folgender Absatz 3 angefügt: Findet nur einmalige Entlassung statt, so müffen doch Rinder, welche im Laufe eines Schulhalbjahres das 14. Lebensjabr vollenden, mit Schlußtz dieses Halbjahres auf Antrag der Eltern oder deren Stellvertreter aus der Schule entlassen werden“.
— Die Einkommenstener-Kommission des Hauses der Abgeordneten beschloß vorgzestern Abend auf Antrag des Abg Freiberrn von Huene (Centrum), dem Gesetzentwurf folgenden §. 792 einzufügen: „Bis zu anderweiter, in Folge der Ueberweisung von Grund. und Gebäudesteuer an kommunale Verbände etwa erforderlich werdender Abänderung der Vorschriften über die Wablen zum Hause der Abgeordneten wird bestimmt: In Gemeinden, welche in mehrere Urwahlbezirke getheilt sind wird — unter Abänderung der betreff enden Bestimpsungen des s. 10 der Verordnung dom 30. Mai 1849 — für jeden Ürwahlbezirk eine besondere Abtheilungsliste gebildet. Die Frage, ob diese Faffung eine. Verfassungfänderung entbalte oder bedinge, wurde von der Kommission mit 16 gegen 16 Stimmen verneint. In ibrer gestrigen Sitzung berieth die Fommission den 3. 798 der Vorlage, welcher in erster Lesung folgende, Fassung er . halten hat: „Für die Feststellung der nach dem Maßstabe der Be= steuerung geregelten Wablstimme und sonstigen Berechtigungen in den öffentlichen Verbänden treten an die Stelle der bis berigen Klassen⸗ steuersätz? die in den §§. 17 und 77 vorgesebenen entsprechenden Steuersätze, Falls aber die Veranlagung in Gemäßbeit des 5 78 nicht stattgefunden bat, die den betreffenden Klassensteuerstufen entsprechenden Einkommensbejüge. Bebufs Bildung der Urwäbler abibeilungen für die Wahlen zum Hause der Abgeordneten, der Wäblerabtheilungen für Gemeindevertreterwahlen und in sonstigen Fällen, wo auf die Wablberechtigungen in öffentlichen Verbänden die Summe der veranlagten Beträge der Klassen⸗ und klafsifizirten Ein⸗ fommenfteuer einwirkt, tritt an deren Stelle die Summe der nach §z§. I7 und 77 veranlagten entsprechenden Steuerbeträge. Falls eine Veranlagung in Gemäßbeit des § 78 nicht stattgefunden hat,
ist für jede nicht veranlagte Person ein Steuerbetrag von 3 4 n Stelle der bisherigen Klassenstener zum Ansatz zu bringen.“ Abg.