1891 / 37 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Feb 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Theil der Welt kennen zu lernen. Dem durch ein wüstes Leben und die Trunksucht verlotteren Lovborg gelingt es endlich, sich durch die Hülfe einer Frau, Thea Elvsted, deren Stiefkinder er unterrichtet, zu erbeben; sie schreiben gemeinsam ein Buch, welches Lövborg in der Stadt drucken lassen will; Thea, von der Angst getrieben, daß Lörborg, wenn er allein sei, wieder in seinen alten Fehler zurück fallen könnte, läßt Mann und Kinder im Stich, um über den Freund zu wachen. Hedda findet ein teuflisches Vergnügen daran, dorherg 8 Entfagung auf die Probe zu stellen; trotz Thea's inständigen Bitten verleitet fie ihn, da fie auch einmal Gewalt äber ein Menschen⸗ schicksal haben win, in eine lustige Herrengesellschaft zu gehen; der Stein kommt fo ins Rollen und Lövborg beschließt die Nacht mit einer wüsten Srgie in einem schlecht beleumdeten ause; er verliert fein werthvolles Manustript, welches 2 findet und vorläufig mit heimnimmt und in Hedda 's Obhut läßt. Als Löpborg ihr feinen unersctzlichen Verlust und den fiefen Fall klagt, drückt sie ihm eine von ihres Vaters Pistolen in die Hand; und mit dieser erschoffen wird Löbßorg an einem berüchtig · ten Srt gefunden. Hedda hat neidisch das Manuskript verbrannt, da Lövborg es sein und Thea's Kind nannte; als sie nun von seinem Tode hört jubelt sie über die edle That der Befreiung, welche Löp⸗ bor's Leben in Schönbeit ein Ende machte; da sie aber erfährt, daß er vielleicht nur durch Zufall und nicht freiwillig starb, widert sie dieses Ende an. Der ceynische Gerichts Rath Brack bietet ihr dafür, daß er dem Gericht verschweigt, wem das bei Löv⸗ borg gefundene Pistol gehört, noch einmal seine Freund⸗ schaft an; aber sie will nicht unfrei sein und erschießt ssch, nachdem sie gesehen, daß ihr Mann und Thea eifrig beschäftigt sind, aus kleinen verstreuten Zetteln Lövborg's Buch noch einmal auf— en. . ö i 2 Ibsen weist in dem Stück seine alt bewährten Vorzüge als Sramaftker von Neuem auf. Die Handlung ist geschickt und lebendig aufgebaut und durchgeführt; viele fein beobachtete Züge aus dem wirklichen Leben erwecken unsere Theilnahme, aber den Charakteren fehlt, wie erwähnt, zumeist die Natürlichkeit. Die Titelheldin Hedda Gabler bleibt in ihrem Wesen und Benehmen ganz unverständlich; sie ist ein Weib ohne eine einzige warme Regung des Herzens, ohne einen einzigen klaren oder reinen Gedanken; nur ein Trieb beseelt sie, die fanatifche Sucht, alles Edle und Gute in ihrer Nähe zu verspotten und zu vernichten. Man könnte auch die Generalstechter, welche sich müde getanzt hat und dann den einzigen Mann heirathet, welcher geneigt ist, sie zu versorgen, und sich endlich von ibrer Umgebung angeekelt und gelangweilt fühlt, für ein verzerrtes Spiegelbild der fogenannten höheren Tochter halten; sie kann nichts, sie fühlt nichts, sie wartet auf außergewöhnliche aufregende Ereignisse, wenn sie aus ihrer Langenweile herausgerissen werden soll. Daneben ist sie feige, denn sie vermeidet das, was sie thun möchte, nur aus Furcht vor dem Skandal; man begreift nicht, weshalb sie sich erschießt, da das bei Lövborg gefundene Pistol für sie keine böfen Folgen haben kann, er hat es eben aus ihrem Hause mit fort⸗ genommen; man begreift nicht, daß sie, um nicht unfrei zu sein, in den Tod geht, da fie ihre Freiheit doch gegen eine Versorgung dem Tesman verkauft hat. Der verlumpte Lövborg ist einheitlicher und klarer gezeichnet; sein Rückfall in das alte Laster entbehrt sogar nicht der psychologischen Wahrheit; aber auch er erweckt keine Theilnahme, sowenig wie die von ihrem Mann fortgelaufene reine Seele Thea und der beschränkte Schwachkopf Tesman, Es schauen uns nicht Menschen, sondern Zerrbilder menschlicher Schwäche, welche oft bis zur Riedrigkeit und Gemeinheit gesteigert ist, aus dem Schausxpiel an. Die einzige herzliches Mitgefühl erweckende Person ist die lieben s würdige, gute alte Tante Jule, und ziese ist auch einfach und natürlich gezeichnet. Tante Jule in ihrer milden Frömmigkeit ist die Einzige, welche eine unver orbene warme Empfindung und ein einfaches natürliches Verständ aiß für das, was sie umgiebt, besitzt. Das Ge— schick alker übrigen Personen läßt uns völlig gleichgültig, da sie nicht

einen Funken des Mitleids mit ibrer hohlen Anmaßung und wider— wärtigen Unnatur zu erwecken vermögen. .

Als Hedda Gabler trat Frl. Haverlan d auf; ihre üppige Fülle machte die Überreizte Heldin schwer glaubhaft. so sehr die treff⸗ liche Künstlerin auch durch die seelischen Feinbeiten des Spiels der Gestalt Leben einzuhauchen versuchte. Außerdem steht der Ausdruck warmer klarer Empfindung der Darstellerin viel näher, als die dämorische Bijarrerie und lauernde Zerstörungssucht, welche Hedda Gabler's eigenstes Element sind. Fr. Petri als Thea Elvsted entwickelte in ihrem Spiel eine angenehme natürliche Zurückhaltung; vortrefflich war die liebe Tante Jule der Fr. von Pöllnitz. Den in seinem Fach aufgehenden Privatdozenten Tegman gab Hr. Stägemann zur Zufriedenbeit, und ebenso konnte die Leistung des Hrn. Waldow als Herichts⸗Rath Brack genügen. Das verbummelte Genie Löpoborg fand in Hrn. Klein einen tüchtigen Darsteller; die innere Zerfahren— heit des Charakters kam in Maske und Spiel überraschend zum Ausdruck.

Die Darsteller wurden nach jedem Akt gerufen; auch der Dichter mußte dem stüärmischen Beifall seiner Anhänger Folge leisten und nach jedem Aufzug erscheinen; zu bemerken ist jedoch, daß die heftige Opposition augenscheinlich nur aus Achtung vor dem immerhin ver— dienten Schriftsteller und Dichter nicht geräuschvoller her vorrat.

Henrik Ibsen wird morgen im Lessing Theater der Aufführung seines Schauspiels „Ein Volksfeindꝰ (mit Adolf Klein in der Titel⸗ rolle) beiwohnen. .

Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Die Proben zu Zeller's vielgenannter neuer Operette. . Der Vogelhändler“ nehmen den rührigsten Fortgang, sodaß schen in nächster Woche Direktor Fritzsche hat zum Freitag, 20. Februar, die Erstaufführung angesetzt das Berliner Publikum die Bekannt⸗ schaft diefer jüngsten Wiener erfolgreichen QSperetten⸗Neuheit wird machen können.

Belle Alliance Theater. -

Nachdem Carl Laufs' „‚Penston Schöller‘ vom Wallner Thegter aus die Runde über fast sammtliche deutsche Bühnen gemacht hat, zieht der übermüthige Schwank wieder in Berlin, und zwar in das Belle Alliance Theater ein, wo er morgen mit dem Ensemble des Wallner⸗Theaters zum ersten Mal in Scene geht.

Adolph Ernst Theater. .

Am Sonnabend geht die bereits angelündigte Novität Adam und Eva“ von Jacobson und Ely in Scene. Die Damen Bäckers, Dora, Helmer, Tid, Reichardt, Richter und Roger, sowie die Hrrn. Görß, Hambrock, Haßkerl, Herz, Löber, Schmasow, Tielscher, Wal. demar, Weiß und Direktor Ernst sind in den Hauptrollen beschäftigt; die Musik ist von Adolph Ferron komponirt.

Thomas Theater. . .

Zur 20. Abonnementsvorstellung geht morgen. Der Registrator auf Reisen“ in Scene. Da bisher der Andrang zu der Abendkasse bei den Vorstellungen dieser Posse ein ganz bedeutender war und morgen von dem Billetsatz ohnehin die Abonnementsplätze in Abgang kommen, so

bittet die Direktion, daß das Publikum sich möglichst die Billets am Vormittag besorgen möchte. Sing Akademie. .

Zwei junge Künstlerinnen, Frl. Alice Reinshagen aus Moskau (Klavier) und Frl. Ida Rosenm und (Gesang) hatten sich gestern zu einem Concert vereinigt, welches ziemlich zahlreich besucht war. Die Pianistin, die wir bier zum ersten , ,, eine bereits weit entwickelte technische Fertigkeit, und eine verständniß— volle, feinsinnige Art des Vortrags, die besonders in Stücken zu er— kennen ist, die eine zarte Behandlung der Melodie erfordern, wie es in dem Schlummerlied von Schumann und dem Trauermarsch aus der B-moll-Sonate von Chopin der Fall ist; doch ist eine weitere Ausbildung des schönen Talents noch zu empfehlen. Die Künstlerin brachte die Vorzüge ihres Spiels noch in mehreren neueren Compositionen von Hollaender, Reinecke,

Godard, Rubinstein und Weber⸗Tausig zur Geltung. Lebhafter Beifall folgte jedem ihrer Vorträge. Die Sängerin, die wir schon öfter zu hören Gelegenheit hatten, besitzt eine recht wohlklingende Mejzosopranstimme, die auch in den höheren Tönen leicht anspricht. Nur laffen die Reinheit der Intonation und die Deutlichkeit der Aus⸗ sprache mitunter zu wünschen. Ihre Vortragsweise zeugt von richtigem Verständniß, wie dies besonders in den Liedern „An die Leier. von Schubert, Wonne der Wehmuth' von Beethoven und zwei Liedern von Brahms zu erkennen war. Auch Frl. Rosenmund erntete reiche Beifallsbezeugungen. Die Klavierbegleitung hatte Hr. W. Nießen

übernommen. Gonecerthaus.

Am Freitag werden es acht Jahre, daß Richard Wagner im Palazzo Vendramin zu Venedig die Augen jum ewigen Schlummer schloß. Im Concerthause wird der Erinnerungstag durch einen Wagner ⸗Abend“ feierlich begangen werden, der durch ein gewãhltes Programm allen Freunden dis großen Meisters sein charakteristisches Bild aufs Neue lebendig wachrufen wird.

Das „Journal des Debats“ schreibt: Hr. Lam oureux hat den Parisern das sehr lebhafte Vergnügen bereitet, Frau Lilli eh⸗ mann begrüßen zu können Diese ausgezeichnete Künstlerin, welche in allen Hauptstädten Deutschlands, in Oesterreich, England und den Ver⸗ einigten Staaten gefeiert worden ist, trug eine Arie aus „Fidelio. von Beethoven, eine andere aus Oberon“ von Weber und ein Lied von Wagner vor: in allen drei Stücken war sie gleich vollkommen und wurde ihr von dem Publikum, welches ihrem bewundern werthen Talente volle Gerechtigkeit widerfahren lassen mußte, eine enthu2— siastische Aufnahme bereitet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. Dublin, 11. Februar. (W. T. B.) Das Organ Parnell's, „Freeman 's Journal“, meldet, Me. Carthy habe von Parnell eine briefliche Mittheilung des Inhalts erhalten, daß Letzterer gegenwärtig jede Hoffnung auf einen Ausgleich a . beiden Gruppen der nationalistischen Partei aufgegeben habe. ö St. ,, 11. Februar. (W. T. B) Der russischen „St. Petersburger Zeitung“ zufolge ist, nun— mehr entschieden, daß der Bau der sibirischen Eisenbahn in, diesem, Frühling beginnen soll. Zunächst werden gleichzeitig die Strecken Wladiwostock = Chaba⸗ rowka und Tomek Irkutsk gebaut, sodann sollen Chaba⸗ rowka. und Irkutsk mit einander verbunden werden. Inzwischen soll der Ausbau des, russischen Eisenbahn⸗ netzes von Slatoust bis Tscheljabinst, an, dem schon jeßt gearbeitet wird, fertiggestellt sein. Dann wird schließlich die Strecke Tscheljabinsk Tomsk hergestellt. Die sibirische Eisenbahn soll im Jahre 1894 ganz fertig sein; ihre Kosten sollen 75 Millionen Rubel betragen. . . Bern, 11. Februar. (W. T. B.) . Bei der Kündigung des Handelsvertrages mit Italien erklärte sich der Bundesrath bereit, über den Abschluß eines neuen Ver— . ö. . 3 ö der wechselseitigen andelsbeziehungen zu unterhandeln. . ; 3 k 11. Februar. (W. T. B.). Professor Dr. Koch ist heute hier eingetroffen und beabsichtigt, sich morgen nach Oberegypten zu begeben. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 11. Februar, Morgens 8 Uhr.

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Stationen. Wind. Wetter.

in O Celsius (C. 40R.

7

Bar. auf O Gr u. d. Meeressp. red. in Millim.

.

Mullaghmore I63 bedeckt Aberdeen. 75 4 wolkig Cbristiansund 748 N 2 bedeckt Kopenhagen. I63 4 Dunst Stockholm. 749 b bedeckt

aparanda . 7141 2 bedegty) gere . 1ẽ wolkenlos

Cork, Queens⸗ 1

Gherbourg . 1.68

772

763

767 winemünde 1.67

Neufahrwasser I.66

764

774

771

.

Wiesbaden. 773

München. 772

Chemnitz.. 773

Gealn.... [69

77

Bres lan. 71 still Nebel

Ie d Ax .. 75 NO 2 Nebel

2 ... 70 QWMo 3 heiter

1 w 1'woltig

e = = X C0 c,

) Nordlicht. ) Neblig. ) Dunst, Reif. ) Nebel. I) Reif. 5) Reif.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum, südostwärts fortschreitend, liegt über dem nördlichen Schweden, über der mitt leren Ostsee stürmische südwesiliche Winde hervor · rufend, deren Ausbreitung über die ostdeutsche ste wabrfcheinlich ist. Eine Depession naht auf dem Deran, west lich von Schottland, sodaß für Deutsch⸗ land demnächst unruhiges Wetter mit Erwarmung zu erwarten ist. Bei an der Küste frischen südwest⸗ lichen, im Binnenlande schwachen umlaufenden Winden ist das Wetter vorwiegend trübe und meist wärmer, ohne meßbare Niederschläge, nur in den südöstlichen deutschen Gebietstheilen herrscht beitere Witterung. Am Kältesten ist es in München und Hermannftadt, beziehungsweise 13 und 15 Grad

unter Null. Deutsche See warte. ——

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Doönnerstag: Opern; baus. 35. Vorstellung. Mignon. DOper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung

des Goethe'schen Romans: „Wilhelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carrs und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul i mi Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang

Ihr.

Schauspielhaus. 41. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 36. Vorstellung. Lohen grin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. —.

Schauspielhaus. 42. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in? Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Donnerstag: Die Kinder der Exeellenz.

Freitag: Das verlorene Paradies.

Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

Die nächste Aufführung von Des Meeres und der Liebe Wellen findet am Sonntag statt.

Berliner Theater. Donnerstag: Kean. . Freitag: 23. Abonnements ⸗Vorstellung. Graf

Waldemar. Sonnabend: Ein Freund

der Frauen.

Zum ersten Male:

Tessing⸗-Theagter. Donnerstagz: Der Volks— feind.

Freitag: Hedda Gabler.

Sonnabend: Der Traum, ein Leben. Auftreten von Josef Kainz.)

Sonntag: Hedda Gabler.

Victoria - Theater. Donnerstag: Zum 74. Male: Die steben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn hardt. Balleteompositionen des 3. Aktes von G. . Raida. Ballet unter Leitung des Halletmeisters G. Severini. In 6 vom Ober · Regisseur W. Hock. Anfang 71 Uhr.

Wallner - Theater. Donnerstag: Zum 6. Male: Mi elyett. Vaudeville in 3 Akten von Hin d Boucheron. Deutsch von Richard Gene. Mufik von F. Audran. Anfang 7 Ubr.

Freitag und folg. Tage: Miß Helyett.

Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater.

Donnerstag: Mit neuer Ausstattung: Zum 14. Flle tai Porzellan. Pant. Ballet in J Akt neßst einem Vorspiel von Golinelli. Musik von Helmesberger jun. Dirigent: Kapellmeister Wolfheim. Ballet Arrangement von der Ballet ⸗· meisterin Frl. Lils und Hrn. L. Gundlach. Hierauf: Die Fledermaus. Komische Operette in J Akften nach Meilhae und Halevy, bearbeitet von C. Haffner und R. Gene. Musik von Johann

Strauß. Regie: Hr. Binder.

Fapell meister Federmann. Anfang 7 Uhr.

ö (detztes Adolph Ernst-Theater. Vorletzte Aufführung.

Fledermaus.

neuer Ausstattung: Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten von Held und West. Zeller.

pinel (Fen Eoupinel).

Gouplets von Gustav Sörß. Musik von Franz Roth

Freitag: Meißner Porzellan. Hierauf: Die

Freitag, den 20. Februar: Zum ersten Male mit Mäsik von C.

RNesidenz- Theater. Direktion: Sigmund Lauten burg. Donnerstag: Zum 34 Male Der selige Tou⸗ Schwank in 3 Atten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Verber zum 34. Male: Friquette. Schwank in 1 Akt von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Der selige Toupinel. Vorher: Friquette.

Velle-⸗ Alliance Theater. Donnerstag: Vorletztes Gastspiel der Lufttänzerin Preciosa Grigolatis und Ensemble⸗Gastspiel von Mitgliedern deg Wallner⸗ Theaters. Zum vorletzten Male: Schelm Cupido. Dramatischer Scherz in 1 Att. Cupido: Préciosa Grigolatis a. G. Vorher: Zum ersten Male: Pension Schöller. Posse in 3 Akten nach einer 5 Idee von Carl Laufs. Anfang

r.

Freitag: Letztes Gastspiel von Preciosa Grigolatis.

Vorher: Pen sion Schöller.

Donnerstag! Zum 169. Male: Unsere Don Inans. Gesangspofse in 4 Akten von Leon Treptow.

und Adolph Ferron. Anfang 75 Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend: Zum ersten Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron.

Thomas- Theater. Alte Jakobstraße 30.

Donnerstag: Zum 106. Male: Der Registrator auf Reisen. Posse mit Gesang von A. LArronge, G. von Moser und G. Steffens. Musik von Bial. In Scene gesetzt von A. Kurz. Die neuen Couplets von Alfred Bender. Cäsar Wichtig: Emil Thomas. Anfang 73 Uhr.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Coneert⸗Anzeigen Concert Jaus. Donnerstag: Karl Meyder⸗ Concert. Gesellschafts⸗Abend.

Sing- Akademie. Donnerstag, Abends 73 Uhr:

Concert mit eigenen Kompositionen von Ole Olsen änter Mitwirkung des Hrn. Prof. Felix Schmidt,

Dirigent: Hr. sowie des Philharmonischen Srchesters.

Nömischer Jof. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Concert der Altistin Herta Brämer unter gütiger Mitwirkung des Violinvirtuosen Hrn. Carl Markees.

lrania, Anstalt für vellsthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗Ausstellung,⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —11 Ühr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Oßwald mit Hrn. Gute besitzer Bernhard Oßwald (Gr. Rosenberg) Frl. Paula Weitzel mit Hrn. Prem. Lieut. Her⸗ mann von Arnstedt (Paderborn —Posen). Frl. Carla Fricke mit Hrn. Königl. Reg. Baumeister Oswald Blenkinsop (Kiel). Frl. Jeanne von der Burg mit Hrn. Rittmeister Kurt von Arnim (Stettin -Pasewalk). Frl. Anna Froehlich mit Drn. Rechtsanwalt Lothar Gallwitz (Ober ⸗Langen⸗ bielau Reichenbach i. Schl.). Frl. Anna Patpke mit Hrn. Maurermeister Hugo Woldt (Oschersleben) Freiin Margarethe von Fircks mit Hrn. Egon Freiherrn von Korff (Lesten, Kurland).

Verehelicht: Hr. Dr. phil. Walter Hartmann mit Frl. Elisabeth Audrich (Leipzig). Hr. Lieut. Klose mit Frl. Elfriede Froeblich (Ober Langenbielau). Hr. Dr. von Boltenstern mit Frl. Anna von Böhn (Stolp). Hr. Karl Konnecke mit Frl. Emilie Hupp (Düsseldorf).

Geboren Ein Sohn: Hrn. Rittergutsbesitzer Plehn (Summin). Hrn. Hauptmann Auer von Herrenkirchen (Bernburg). Hrn. Rich. Heyne (Sülldorf). Hrn. P. C. Alnor (Gaarden). Hrn. Ritimeister Hans von Arnim (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Reg⸗Assessor Hermann von Gehring (Potsdam). Hrn. Landrath Berg (Itzehoe). Hrn. Amtsrichter Peters (Jerichow). Hrn. F. J. de Weldige Cremer (Dorsten). Hrn. Baumeister Paul Köster (Le pzig). Hrn. Richard Schurich (Berlin).

Gestorben: Hr. Bergwerks⸗Direktor a. D. Theodor Albrecht (Bochum). Frau verw. Pastor Scheller, geb. Renner (Landeshut) Hr. Frhr. Achim von Arnim (auf Wiepersdorf). Hr. K. K. Major a. D. Angelo Ritter von Piechioni (Laibach). Hin. Prem. Lieut. Gerhard Müller Sohn Ernst (Posen). Frau Dr. Elise Rackwitz, geb. Mangelsdorf (Bochum). Hr. Major a. D. F. Elbrand (Liegnitz ). Hr. Fabrikbesitzer Her⸗ mann Caspar (Breslau).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagz⸗ Anstalt, Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 33.

Sechs Beilagen

leinschließlich Börsen · Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

3 37.

Berlin, Mittwoch, den II. Februar

1891.

x ·¶äᷣ—: a: / /

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛe. Ernennungen, Beförderungen und Verfetzungen. Im aktiven Heere— Berlin, 29. Januar. Schmidt, Hauptm. a. D. zuletzt Tomp. Chef im Inf. Regt. Graf Bülow von Bennewitz (6. Westfäl) Nr. 55, k nr Hauptmannsstelle beim Invalidenhause zu Carlshafen

erliehen.

Berlin, 7. Februar. Graf v. Schlieffen II., Gen. Lt. und Ober ⸗Quartiermeister, zum Chef des Generalstabes der Armee ernannt. v. Flatow, Majer rom Generalstabe des T. Armee⸗-Forps, zum Großen Generalstabe, Liebert, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe des X. Armee Corps, v. Rosenberg⸗ Grusezynski II. Major vom Generalstabe des Gouvernements von Mainz, zum Großen Generalstahe, versetzt. Zahn, Major à la suite des Generalstabes, unter Entbindung von der Stellung als Erster Adjutant des Chefs des Generalstabes der Armee und unter Ueber— weisung zum Generalstabe des Gouvernements von Mainz, in den Generalstab der Armee wiedereinrangirt. Net he, Major vom Generalstabe des J. Armee Corps, zum Generalstabe der Komman—⸗ dantur von Königsberg i. Pr, Gädke, Major vom Großen General⸗ stabe, zum Generalstabe des J. Armer -Corps, v. Garnier, Pr. Lt. vom Großen Generalstabe, unter Beförderung zum Haupim, vor— läufig ohne Patent, zum Generalstabe des XIV. Armee-Corps, versetzt. v. Hagen, Major vom 2. Nassau. Inf. Regt. Nr. S8, dem Regt. aggregitt. Ant hes, Major aggreg. demselben Regt, in das Regt. wiedereinrangirt. Pelzer, Sec. Lt. von der Res. des 6. Pomm. Inf. Regts. Nr. 49, früher in diesem Regt., kommandirt zur Dienst⸗ leistung bei dem 3. Niederschle. Inf. Regt Nr. 50, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit Patent vom 11. Juli 1864 bei dem genannten Regt, wiederangestellt. Graf . erg Frhr. zu Fürstenste in I., Sec. Lt. vom Regt. der Gardes du Corps, à la zuite des Regts. gestellt.

Berlin, 98. Februar. v. Treskow, Gen. Major und Abtheil. Chef im Kriegs Ministerium, kommandirt zur Vertrelung des Com— mandeurs der 38. Inf. Brig, zum Commandeur dieser Brig. er— nannt. v. Funck, Gen. NMiajor und Commandeur der 55. Inf. Brig;, unter Belassung in seinem Kommando zur Vertretung des Direktors des Militär ⸗Oekonomie Departemente im Kriegs. Ministerium, zu den Offizieren von der Armee versetzt Paulus, Oherst und Ab— theil Chef im Kriegs ⸗˖Ministerium, der Rang als Brig. Commandeur verliehen. v. Lindeguist, Major à la suite des Kaiser Alexander Barde Gren. Regts. Nr. J und Ädjut. bei dem Gen. Kommando des Garde Corps, kommandirt zur Dien sileistung bei dem Kriegs ⸗Minister, unter Ernennung zum Abtheil. Chef, in das Kriegs-Miniftertum ver— setzt, v. Plessen, Oberst und Flügel⸗Abjut. Sr. Majestaͤt des Kaisers und Königs, Commandeur des 1. Garde Regts. z. F, unter Beförderung zum General. Major, zum Commandeur der 55. Inf. Brig. ernannt. v. Suckow, Hauptm. und Comp. Chef dom 1. Garde, Regt. zu Fuß, à la suite des Regts. gestellt. v. Hell⸗ dorff, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 2. Februar. v. R heinbaben, Gen. Major und Tommandeur der 35. Inf. Brig., in Genehmigung seines Abschiedsgefuches, als Gen. Lt. mit Pension zur Disp. gestellt.

Beamte der Militär Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs ⸗Ministeriums. 30. Januar. Schmarling, Zahlmstr. Aspir. zum Zahlmstr. beim XVI. Armee- Corps, Hayn, charakteris. Fortißkkations⸗ Sekretär in Magdeburg zum Fortifikations· Sekretãr, Groß, Wallmeister in Grauden;, zum Forti⸗ fikations Bureau · Assistenten, ernannt.

31 Januar. Wesenberg,“ Zahlmstr. von der Ober⸗Feuer⸗ werkerschule, auf seinen Antrag zum 1. April d. J. mit Penston in den Ruhestand versetzt.

Durch Verfügang der General-⸗Inspektion des Ingenieur und Pionier Corps und der Festungen. Groß, Fortifikat ons⸗Bureau— Assist. von Graudenz, nach Posen versetzt.

Deutscher Reichstag. 62. Sitzung vom 10. Februar, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Die Staatssekretäre Freiherr von Maltzahn und Freiherr von Marschall. Ohne. Debatte wird zunächst in erster und zweiter Be— rathung die Ergänzung des Et ats für 1891,92 genehmigt, in welchem 28 500 S für die Vertretung des Reichs in Luxemburg verlangt werden, und zwar 24 000 S für den Minister⸗Residenten und 1500 S für einen Legations⸗ Kanzlisten. Sodann wird die Spezialberathung des Etats fort—⸗ gesetzt, und zwar des Etats für Zölle G4 620 000 S), Verbrauchssteuern (Tabacksteuer 10535 000 , Zuckersteuer, und zwar Rübensteuer 65 827006) (6, davon ab 54 Sg 000 M an Ausfuhrvergütungen, bleiben für die Reichskasse netto 8 343 9260 t, . Verbrauchs⸗ abgabe von Zucker 52 152 000 S , sodaß vom Zucker im Ganzen 61 095 g29 M an die Reichs⸗ kasse abgeführt werden, Salzsteuer 40 9865 009 S6, Branntweinsteuer 129 046 0090 S, Brau steuer und Uebergangsahgabe von Bier 22 709 006 S6). Averfa für die außerhalb der Zollgrenze liegenden Gebietstheile bes Deutschen Reichs (bei deren schließlicher Berechnung die Gesammt⸗ summe der aufgezählten Einnahmen mit 458 165 260 66 und die Bevölkerungsziffer von 1890 zu Grunde gelegt wird), vor— , auf 38 640 M veranschlagt. eferent Abg. Dr. Hartmann; Der in den Titel 1 eingestellte Zollansatz von 314 Millionen (23 Millionen mehr als im Vor⸗ jahre) stütze sich auf die Durchschnittsberechnung der letzten drei Jahre. s sei dabei auch der Zollanschluß von Hamburg und Bremen und die neuere Steuergesetzgebung berücsichtigt worden. Diese Berechnung nach dem dreijährlgen Durchschnitt sei in der Kommission angegriffen und beantragt worden, 3650 Millionen statt 31d Millionen in den Etat einzustellen auf Grund der stetigen Zu⸗ nahme der Einnahmen aus den Zöllen, namentlich den Korn— zöllen, speziell im Jahre 1890/91, und der Zunahme der Be— völkerung. Dem gegenüber sei geltend gemacht worden, daß eine Zollschätzung auf Grund der Zunahme der Bevölkerung ganz unsicher sei. Auch auf das laufende Ctatsjahr könne man nicht mit Sicherheit bauen; der neue Ctat werde bereits im Juni und in den folgenden Monaten festgestellt, und zu diefer Zeit lage das Er— gutt von höchstens einem Viertel des laufenden Etatsjahres vor. m Weniesten seien die Kornzölle dazu geeignet, die Unterlage einer solchen Berechnung zu eben, denn die Ernteergebnisse, ein sehr wichtiger aktor, würden erst spät bekannt. Sie Mehrhelt der Kommfffton ei der Ansicht gewesen, daß es wichtiger fei, die Cinnahmen etwas i r anzusetzen und den Einzelstaaten höhere Zuschüsse nach= träglich zu gewähren, als die Einnahmen zu hoch zu veranschlagen, sodaß man nachher höhere Nachschüffe von den Cinzelstaaten der

langen müßte. Die Kommission habe deshalb jenen Antrag mit . gehen sechs St meg 6 bg. Brozmel: Auf die Zollfrage näher einzugehen, werde si

noch in dieser Session Gelegenheit genug . * ur de . darauf hinweisen, daß die finanzielle Üinzuverläͤfsigkeit der Getreidezölte auch von seiner Partei als eines derjenigen Momente hingestellt worden sei, welche dagegen sprächen, die Kornzölle mit zum Funda⸗ ment der Reichsfinanzen zu machen. Er begrüße die Kaiferliche Ver— ardnung., betreffend die Ausdehnung der Zollermäßigungen des Handelsvertrages mit Italien und Spanien auf Marokko, mit 36 als eine weitere Erfüllung des schon 1883 bei dem spanischen andels vertrag ausgesprochenen Wunsches, daß das System ver Differenzialzölle möglichst vermieden werde. In formeller Beziehung könne man vielleicht bemängeln, daß die Kaiserliche Ver⸗ ordnung erst kürzlich dem Reichstage zugegangen sei, während sie bereits am 5. Juli v. J. ergangen sei und nach dem Gesetz vom 19. September 1883 dem Reichstage bei seinem Zusammentreten hätte vorgelegt werden müssen. Die Verzögerung erkläre sich wohl daraus, daß auch ein besonderer Handelsvertrag mit Marokko zum Abschluß gekommen sei, der demnächst dem Haufe zugehen werde. So viel ihm bekannt sei, seien die Verträge mit Spanien und Italien zur Kündigung gekommen. Er möchte sich deshalb die Frage erlauben, ob in Aussicht stebe, daß mit den beiden Staaten über den Abschluß neuer Handelsverträge in Unter— handlung getreten werde. j

Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:

Ich erkenne an, daß die in Bezug auf die Ausdehnung der Meist⸗ begünstigung für den Verkehr mit Marokko erlassene Verordnung dem Reichstage bei seinem nächsten Zusammentritt bestimmungsmäßig vorgelegt werden mußte. Zu der Zeit, als diese Verordnung erlassen wurde, war der Reichstag vertagt. Wenn die Vorlegung nicht am ersten Tage des Wiederzusammentritts des Reichstages erfolgt ist, so batte dies, wie bereits neulich erwähnt ist und auch der Herr Vorredner heute erwähnt hat, seinen Grund darin, daß Ver— ragsverhandlungen mit Marokko schwebten, und daß man es für möglich und in diesem Falle für zweckmäßig hielt, diese Verordnung eventuell zugleich mit dem Handelsvertrage mit Marokko vorzulegen. Da sich der formelle Abschluß des letzteren Geschäfts verzögert hat, so haben wir jetzt die Verordnung vorgelegt, und ich glaube, der Herr Vorredner hat anerkannt, daß den verbündeten Regierungen aus dieser aus sachlichen Gründen eingetretenen Verzögerung ein berechtigter Vorwurf nicht zu machen ist. Die weitere Frage des Herrn Abgeordneten, ob mit einzelnen außerdeutschen Staaten in neue Handelsvertragsverhandlungen eingetreten werden solle, zu beant- worten, bin ich zur Zeit nicht im Stande.

Bei Titel 2 (Tabacksteuer) fragt

Abg. Dr. Buhl, ob und wann von Seiten der verbündeten

Regierungen eine Antwort auf die Resolutionen des Reichstages, betr. eine Reihe von Tabacksteuererleichterungen, zu erwarten sei.

Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:

Ich möchte dem Herrn Vorredner erwidern, daß die Antwort bereits ertheilt ist, daß es aber leider erst vor so kurzer Zeit möglich gewesen ist, die Sache zum Abschlusse zu bringen, daß Nummer 250 der Drucksachen, welche diese Antwort enthält, wohl erst heute Morgen vertheilt worden sein wird und vielleicht noch nicht in die Hände aller Abgeordneten gelangt ist. In dieser Nummer 250 der Druck— sachen sind die sämmtlichen zur Sprache gebrachten einzelnen Punkte eingehend erörtert, und ich darf daher auf dies Denkschrift (vgl. die gestrige Nummer des R. u. St. A.“ D. R.) Bezug nehmen. Ich möchte nur bei dieser Gelegenheit sofort einen Druckfehler in derselben berichtigen. Es heißt auf der ersten Seite der Denkschrift in einer der letzten Zeilen, daß der Bundesrath beschlossen habe, in Bezug auf den unter Nummer 1 behandelten Fall der Resolution des Reichstages bis zu einem gewissen Grade zu entsprechen, eine weitere Folge aber der Reichstagsresolution vom 8. Februar 1889 nicht zu geben. Dies ist ein unrichtiges Datum. Die Resolution war gefaßt am 24. Januar 1889. und aus Versehen ist statt dieses Tages in die Vorlage ein— gerückt das Datum des Schreibens des Herrn Reichstags ˖ Präsidenten, durch welches sie den verbündeten Regierungen mitgetheilt wurde.

—ᷓ n gn. wird genehmigt.

ie Abgg. Menzer, Graf Douglas, von Winter— ö u. ö beantragen - er Reichstag wolle beschließen: „die verbündeten Regierunge

n ersuchen, dem Reichstage möglichst noch in diefer Ger ngen,

Vorlage zu unterbreiten, wonach der Zollsatz für Tabackblãätter,

unbearbeitete und Stengel, von 85 66 pro 100 kg auf 125 S

zu erhöhen und die bestehende Tabacksteuer von 45 S auf 24 ,

zu ermäßigen ist.“

Abg. Menzer Ihm gehe es mit seinem Antrage, wie nd Mädchen aus der Fremde, er komme alle Jabre der und * fürchte, der Antrag werde nicht sobald von der Bildfläche verschwinden. Die Hauptbeschwerde der Tabackbauer richte sich gegen den Unterschied zwischen dem Eingangs zoll auf, ausländischen Taback und der Steuer des inländischen Tabacks. Seit 1879 habe sich die Steuer in höchst ungünstiger Weise für den Inlandstaback verrückt. Vor dem neuen Zolltarif habe die Tabacksteuer 4 M pro 160 kg und der Zoll auf ausländischen Taback 246 1 betragen; jetzt betrage die Steuer 45, eigent⸗ lich 55 , und der Zoll nur S5 0060 Das sei ein ganz unangemessenes Ver⸗ hältniß, das unbedingt geändert werden müsse. Sehr unangenehm würden zuch empfunden die vexatorischen Maßnahmen der Steuerbehörden. Die Denkschrift, welche er bisher noch nicht habe eingehend studiren können, enthalte wohl Begünstigungen des Handels, nicht aber der Fabrilation. Es liege dem Reichstage wiederum eine große Reihe von Petitionen aus Baden und Gifaß,-Lothringen vor, welche fich über diese Mißstände beklagten. Er hoffe, daß die badische Regierung, welche sich neulich so warm der kleinen Brenner angenommen habe, sich auch dazu verstehen werde, die Intereffen der Tabackbauer wahr⸗ zunehmen. In Baden und in Elfaß⸗Lotbringen fei der Tabackbau da, wo er bereits bestände, ganz erheblich zurückgegangen. Der Durchschnitteꝑreis des Tabacks sei in der Benkschrift viel zu boch angegeben. Sehr charakteristisch für die Wirkung der unrichtigen Zoll. und Sten en, sei, daß die minderwerthigen Sandblätter viel tbeurer bezahlt würden, als die werthvollen Blätter der Tabackstaude, weil der minderwerthige Takack eine Kon—⸗ kurrenz Seitens des Auslandes habe. (Hört! rechts Er gebe zu, daß sein Antrag beunruhigend auf den . ein · wirken 26. Die Fabrikation stehe aber in erster Reihe. Heute seien die abackbauern bereits mit für das Monopol. Man könne das beklagen, aber es sei eine Thatsache. Die Bauern seien eigentlich

schon monopolisirt; denn der Bauer müsse den Bedingungen folgen,

die ihm der Händler mache. Hier zeige sich für den Reichs eine echt nationale Aufgabe. Der Bauer wisse ganz genau, J unbarmherzig zehnte und belaste, härter als es unter der Leibeigen, schaft gewesen sei. Wenn die Linke es ernst mit ihren Doktrinen meine, so müsse sie den Antrag unterstützen: sie habe hier eine Entlastung der Armen in der Ermäßigung der Tabhacksteuer und eine Belastung der Reichen in der Erhöhung des Tabackzolls vor fich. Seine Partei sei allenfalls bereit, auf die Erhöhung des Tabackzolls zu verzichten. (Beifall rechts)

Abg Dr. Höffel: Als Elsaß Lothringer sei er ein Freund des An— trags Menzer. Wenn in Frankreich pro Kopf der Bevölkerung So0 g Taback, in Deutschland 1500 g konsumirt wurden, so würde ein Tabackmonovol in Deutschland nach viel mehr an Einnahmen ergeben als in Frankreich. Die Frage des Monopols sei inteffen für längere Zeit beseitigt. Den Klagen der Tabackbauern müffe man aber abhelfen. In Elsaß-Lothringen fei der Tabackbau ebenfo zurück- gegangen, wie in Baden. Manche Tabackbauern. welche früher wohl= haben d, gewesen feien, pflanzten nicht ein Blatt mehr. In der Denkschrift werde als Abhälfe die Verbefferung der Daalität empfohlen. Man sei im Reichslande seit längeren Jahren demüht, die Qualität zu verbessern, aber dieses Mittel allein fähre nicht um Ziel. Der Zoll für ausländischen Taback müsse erhöht werden. Im letzten Berichtsjahre seien 26 358 t Taback im Inlande gebaut, dagegen 44 818 t vom Auslande eingeführt worden. Das sei ein schreiendes Mißverhältniß. Dann müsse auch der Steuersatz des inländischen Tabacks ermäßigt werden, wenigstens für die Abfälle, für welche jetzt kein Unterschied in der Steuer gemacht werde. In Baden und der Pfalz leide der Tabackbau ebenfalls. Der zu⸗ nehmenden Entvölkerung des flachen Landes und dem Zuzug nach der Stadt sollte mit allen Mitteln entgegengearbeinset werden. Das sicherste Mittel sei eine wohlwollende Unterstützung der Landwirth— schaft. (Beifall rechts.)

Abg. Förster: Die Erhöhung des Zolls für ausländischen Taback habe seine Partei stets abgelehnt. Der 6. sei n, einseitig vertreten worden; er wirke nicht nur auf den Tabackbau, sondern auf, die gesammte Tabackindustrie. Er sei Tabackmensch von der Wiege auf und kenne die Sache. Die Zollerhöhung für ausländischen Taback werde den Tabackbauern nicht einmal nützen. Der Abg. Menzer habe bereits gesagt, daß die Tabeckbauern den Händlern auf Gnade und Ungnade ergeben seien. Werde der Zoll erhöht, so werde die Konsumtion eingeschränkt, und dann machten die Händler den Tabackbauern erst recht die Preise, ebenso wie beim Monopol. Die Verbesserung der Qualität des inländischen Tabacks sei ein erfolgloses Bemühen, denn das hänge von den klimatischen Verhältniffen ab. Die Erhöhung des Tabackzolls habe für die Tabacksbauern auch keinen so großen Vortheil gehabt, wie erwartet worden sei. Das inlän— dische Produkt sei zu wenig blatthaltig und liefere zu viel Abfälle, und dagegen sei nichts zu machen. Durch eine abermalige Zoll⸗ erhöhung würde das Produkt sehr theuer und in Folge dessen entweder der Konsum eingeschränkt werden oder man würde inländisches Produkt rauchen. Die Gesetzgebung sollte doch den Konsumenten nicht vor— schreiben, welches Produkt sie konsumiren sollten. Oder glaube man, daß, die Konsumenten aus reiner Vaterlandsliebe sich daran gewöhnen sollen, mit größerem Wohlgefallen das Zeug ju rauchen, das einem die Zunge wund beiße? Der Antrag Menzer würde abermals die Lage der in der Tabackindustrie Beschaäͤftigten verschlechtern. Durch die Zollerhöhung von 1879 sei bereits der Konsum zurückgegangen und die Tabackindustrie sei heute nicht mehr wie früher als blühend zu bezeichnen. Die Zahl der Tabackbauern sei gering im Verhältniß zu der Produktion, die von dem Ausland hereinkomme. Die Gesetzgebung dürfe nicht zu Gunsten einer kleinen Gruppe Erleichterungen gewähren, wenn sie dadurch größeren Massen der Bevölkerung Schaden zufüge. Für die Herabsetzung der Steuer für inländischen Taback werde seine Partei stimmen, dagegen die Zollerhöhung des ausländischen ablehnen.

Abg. von Winterfeldt: Man möze ihm das Wort im Inter

esse der Uckermark gestatten. Er setze als bekannt voraus, daß in der Uckermark auch Taback gebaut werde. (Ruf links: Leider Der uckermärkische Taback sei nicht so schlecht wie sein Ruf. (Heiterkeit links.. Das Verhältniß der inländischen Steuer sei sehr ungünstig gegenüber dem Zoll für ausländischen Taback, und seine Partei habe wiederholt versucht, dieses Verhältniß zu ändern. Sie werde auch nicht eher ruhen, als bis das Verhältniß zwischen Zoll und Steuer für die Verhältnisse der Uckermark angemessen sei. Er vertrete dabei kein agrarisches Interesse, denn hier handele es sich nicht um den Großgrundbesitz, sondern gerade um die kleinen Tabackbauern. In Folge der neuen Steuerverhältnisse sei der Tabackbau in der Uckermark zurückgegangen. Früher seien die dortigen Tabackbauern wohlhabend gewesen und die Arbeiter hätten reichen Lohn ge abt. Jetzt zahlten die Händler nur 16 4. für den Centner, der Tabackbauer könne aber nicht bestehen, wenn er nicht wenigstens 18 S erziele. Die Händler hielten den Taback bauern immer vor, die Steuer sei zu hoch, als daß das Produkt sie tragen könne. Die Händler hätten ein vollständiges onovol auf den Ankauf des Tabacks. Er bitte den Antrag anzunehmen. (Beifall rechts.)

Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:

Meine Herren! Den gehörten Ausführungen gegenüber kann ich als Vertreter der verbündeten Regierungen mich auf den Inhalt der Ihnen vorgelegten Denkschrift über diese Angelegenheit beziehen. So⸗

weit ich der Diskussion habe folgen können, sind in derselben keine Wünsche hervorgetreten, welche in den Verhandlungen zwischen den verbündeten Regierungen nicht erörtert und welche in der Ihnen vor⸗ gelegten Denkschrift nicht behandelt wären.

In einer Beziehung möchte ich auf die Ausführung eines der Herren Vorredner mit wenigen Worten eingehen: Es bat der Hr. Abg. Höffel, anknüpfend an einen Satz auf Seite 4 der Denkschrift, her⸗ vorheben zu müssen geglaubt, daß es allerdings zutreffend sei, wenn man eine Verbesserung der Verhältnisse des elsässer Tabackbaus auch davon erwarte, daß die auf Verbesserung des Tabackbaus gerichteten Bestrebungen der dortigen Landesregierung von Erfolg begleitet seien; indessen müsse er doch betonen, daß es sich eigentlich um eine Ver⸗ besserung nicht handeln könne, da auch früher der dortige Tabackbau auf einer hohen Stufe gestanden habe, und das erzeugte Produkt ein gutes gewesen sei. Ich glaube, daß man in letzterer Beziehung dem Herrn Abgeordneten voll ständig zustimmen kann. Es handelt sich im Elsaß, soweit ich von hier aus die Dinge zu übersehen im Stande bin, weniger um eine Verbesserung des dortigen Tabackbaus als darum, daß der elsässische Tabackbau sich in der Zwangslage befindet, in Bezug auf sein Produkt sich veränderten Absatzz⸗ verbältnissen anbequemen zu müssen. In früherer Zeit wurde der schwere elsässer Taback willig genommen, weil er für Schnupf⸗ und Rauchtabackjzwecke verwendet wurde. Der deutsche Markt fordert mehr Cigarrentaback und überhaupt bat sich in neuerer

Zeit der Geschmack der Raucher mehr von der Pfeife abgewendet und