1891 / 43 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Feb 1891 18:00:01 GMT) scan diff

scheinlicke Annahme trifft auch für die vorliegende kleine Stickprobe vollkommen ju. Die Veränderung der wirk— chen Belastung dagegen beeinflußten Erbgang und Kauf gam ver⸗ schleden Bei den Vererbungen nämlich ließen die neuen Ueber nebmer nut 12 584 M löschen, dagegen 72 015 S neu eintragen. sodaß die Verschuldung damit auf das 28,83 fache des Grundstaner— reinertrages, alfo annähernd um das Doppelte sticg. Bei den Ver käufen dagegen wurden 20 333 M gelöscht und 20 125 M eu ein⸗ getragen, fo daß die Belastung sich hier fast gleich blieb. Während mithin der Besitzwechsel unter Lebenden den ziemlich hoch verschuldeten Grundstücken ine nennenzwerthe Entlastung nicht brackte, ist durch Erbgang eine sehr beträchtliche Mehrverschuldung eingetreten, Dabei ist freilich zu berücksichtigen, daß durch Srbgang, namentlich durch Erbschaften der Frau, die Grurdbesitzer zu anderer Zeit auch wieder zu Löschungen von Hypotheken befäbigt werden, sodaß die Mehr⸗ belastung durch Erbgang im Ganzen nicht so groß fein wird, wie sie im Augentlicke des Besitzwechsels erscheint, . . Zur Vergleichung sel hier noch bemerkt, das nach den Ermitte⸗ lungen für das Landes Oekonomie⸗Kollegium im Jahre 1882 in 22 Amtsgerichtsbezirken des Staats die buchmäßige Verschuldung des Grundbeßitzes mit 1500 M und mebr Grundsteuerreinertrag 28.1 mal des Besitzes von 360 bis 15060 4 Reinertrag 18 mal, desjenigen von S6 bis 350 M 18,5 mal und endlich des noch geringeren Besitze s der Grundsteuerreinertrag eines Jahres landwirthschaftlicher Grundbesitzer s 196,2 ha mit

2 . er Werth der

haben im Berichts

1604 Grundsteuerreinertrag betheiligt waren. Der We der

Nachlaßgrundftücke war bei der Reguliruag im Ganzen auf 93 3126

dem 5h, 73fachen des Grundsteuerreinertrages angenommen, währen

ihre wirkliche Realverschuldung sich auf 42 616M, alio das 265, 57 fache

desfelben hezifferte. Da die Werthe bei Nachlaßreguliturgen meist

wohl als solche ‚unter Brüdern“ übliche anzuseben sein

den Kaufwerth der Grundstücke nicht ganz erreichen, so wird Re

veischuldung etwa auf 25 des Kaufwerthes gesch werden dürfen.

An beweglichem Vermögen hinterließen die Eckla 468 ½ , da ˖

gegen aber auch 120485,8 aa Personalschulden ;

fich auf mehr als ein Viertel der Realschulden beliefen.

Grundbesitze, als der Erhebungsbeiirk ibn bietet das

den Nachweisungen betheiligte Grundstück umfaßt 61.8

532.44 S Grundsteuerreinertrag wird eine verbälini

hohe Personalverschuldung, der leichteren Bef

kredits im Großgrundbesitz wegen, wohl nur .

können. Jedenfalls spricht auch unser Beispiel dafür, daß

schuldungsstatistik, die nur die reale Belastung in Betracht zieht,

für den kleineren Grundbesitz immer ein rerhältntßmäßig zu günstiges

Bild ergeben wird. So wenig diese

4 . *

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14 1

ͤ nisf die schon bemerkt, ohn irgend eine Verallgemeinerung gestatten, so zeigen sie immerhin, wie wenig Mühe das uns eingesandte Zifferwerk umfaßt kaum fünf geschriebene Seiten sich für einen einzelnen Amtẽgerichts bezirk umfaffende und zuverlässige Aufscklüsse über die Vermözenslage des ländlichen Grundbesitzes gewinnen lassen, und wie leicht sich eine Be⸗ reicherung unserer allzemeinen Kenntniß darüber erreichen ließe wenn der dankenswerthe Versuch, dessen Ergebnisse wir, nach der Statist. Forr.“, mitgeiheilt haben, möglichst zahlreiche Nachfolger fände. Lage der Landwirthschaft. ichen Ernte, verbunden mit zufriedenstellenden hohen Viehpreisen, befindet sich die Land—⸗ schaft in dem Aachener Bezirk in einer günstigen Lage Auch zeigen die dortigen Frucht⸗ und die Oelmühlen einen flotten Betrieb,

während die Brennereien über einen Rückgang des Konsums seit dem Inkrafttreten der neuen Branntweinsteuergesetze klagen.

Den hohen Viehpreisen entsprechend hat sich der Viehhandel reckt lebhaft gestaltet. Auch der Pferdehandel war bei guten Preisen belebt. Cin großer Pferdemarkt, der jüngst im Kreise Jülich abge⸗ halten wurde, war zum ersten Mal auch von Käufern aus Belgien befucht, welche auf bessere Pferde Käufe abschlossen.

Der Neubau des Oder Spree Kanals . ist soweit gefördert, daß der Bau der drei großen Schleusen bei Fürstenberg, sowie die Erdarbeiten auf der Strecke von Müllrose bis zur Oder bei Fürstenberg bis auf einige unbedeutende Nacharbeiten vollständig beendet sind, sodaß, nachdem bereits im Juli 1889 die erste Strecke vom Seddiner bis Fürstenwalde dem öffentlichen Verkehr übergeben werden konnte, im Royember 1890 die voll ständige Wasserverbindung von der Oder ei Fürstenberg über Müll röse und Fürstenwalde nach dem Seddiner⸗See beziebungs weise Köhenick und Berlin bergestellt war. Die amtliche Eröffnung der gesammten Kanalstrecke kann jedoch tbeils um die noch eiforderlichen t F obne Störung 1 den Schi sbetri⸗b. ausführen zu könne theils weil die Erbauung des zfwerks bei Neu⸗ haus, weiches für Sxeisung de 3 wasserarmen

en in Aussicht genommen ist, erst zu ͤ et sein wird. je Bauausführung selbst war in verscbi Beziehung nicht obne 1.

at es viele sacht

en verursach?,

z zu veis zer 83 * 10 sIVass * anfänglich einige vohr ch Quellwasser und

ingten bohen GSrundwasserstand mehr oder weniger ge—

g ist für den Handel

z dieser neuen Wasserrer bind —; 2 s durch die größeren

rn eine besonders wichtige, rc die großeren leusen : die größere Tiefe des Fahrzeugen bis 800 Cir. Tragfãbigkeit Breslau bejw. Oberschlesien nach der Mark

822

geringen der und Spree, dem

t möglich war. ferne ng aterspree von lin ki: Spandau urd die Verbreiterung und Vertiefung des row-Paretzer Kanals, die Stromregulirung der unteren zoß Plaue bie Havelberg fertig gestellt worden, sodaß auch die

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a gbwärts bis Magdeburg bejw. Hamburg

le Verbesserung erfahren bar. ö. cee Kanal wurden umfassende Versacke an—= möglich und jwtckwäßig seis würde, diz Fort- ffe auf Tanälen vom Lande aus durch Seil betrieb der durch Lokomoticzug zu bewirken. Die durch é fortgesetzten Versuche, welche in erster dini mit en in Ter Ausführung begr ffegen Dortmun? ERg-Kanal

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ü 1 . angestellt wurde r . zen Abicluse n i geführt, jedoch schoa so viel ergeben, daß die Zweck mãßig· kei: dieser mechanijchen Fortbewegung befor ders für großere Fanal⸗ strecken keinezwegs ausgeschlossen erscheint.! jür die Dasser tra en des Regierungsbenrkè Pots dam der örtlichen Verhältniffe wegen mit Vortheil aber richt anwendbar ist. Bei dieser Veranlafsung ist jedoch in An- regung gebracht, zurächst für Cen Finow ⸗Kanal einen Entwurf zu de arbeiten, bei welchem ie Fortbewegung vermittels elektrischer Kraft zur Anwendung kommen soll.

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eines

Zeit diejenigen Ke ö 1 1 bei Verletzungen schnelle Hülfe leisten zu können, it Bekör den die Aufmerksamkeit auch der übrigen Fabrikanten

baßen zwar zu einem endgültigen Abichluse noch

des Regierungsbejirks Frankfurt auf diese ebenso zweckmäßige als humane Einrichtung gelenkt worden.

Zur Volkszãblung. ö.

Im Regierungsbezirk Köln liegen zwar die endgültigen Ergeh⸗ nisse der am 1. Dezember 1890 ftattgebabten Volks äblung nach nicht vor; doch sind bereits die vorläufigen Ergebnisse für die Stadt Köln und' deren Vororte und den Krels Mälheim a Rbein bekannt ge— order. Die Zatl der ortSsanwesenden Bevölkerung betrug am Tage der Zählung jür gans Köln 280 206 Seelen, während sich am j. Dezember 1885 die Bevölkerungsziffer auf 339 337 belief Demnach betrug der Berslkerungszuwachs während der fünf Jabre rom 1. Dezember 18885 bis ebendabin 1890 10 769 Seelen oder 17, 03 οο der Anfangebe völkerung, während inner⸗ balb Ter Jahre rom 1. Dezember 1880 bis ebendabin 1835 nur eine Zunabme der Berslkerung um 11,18 0/9 stattgesunden batte.

Die Gesammtbevölkerung des Kreises Mülbeim a. Rhein beläuft sich arf Sa132 gegen 75718 bei der Volkezäblung am 1. Dejember 1835 Die Berölkerung hat also gegen das Jahr 1885 m Sil zugenommen, d. b. Im 1111569 Bei allen Gemeinden des

ises mit Ausnahme von Odenthal, Overath und Roesrath ist ein Zuwacks zu verzeichnen, der sich bei der gegenwärtig 31 005 Seelen

zaäblerden Stadtgemeinde Mülbeim auf 24,14 c beläuft.

Kongreß Deutscher Landwirthe. . Im weiteren Verlauf der gestrigen Stzunz nahm der Minister Tandwiribschaft, Domänen und Forsten von Heyden bei der batte über das Thema ie Sozialdemokratie und die ndliche Bevölkerung“ das Wort. um, wie die N. A 3. berichtet, etwa Folgendes auszuführen: „Durch mein Eischeinen habe bekunden wollen, daß ick Ihren Verhandlungen mit großem zntereffe folge. Ich habe allerdings nur einem Theile Ihrer Ver⸗ idlungen, jedenfalls aber demjenigen Theile derselben beigewohnt, m denen der Schwerpunkt Ihrer Berathungen beruht. Das, was n den Kreifen der deutschen Landwirthe gen änscht wird, darüber ist und aach in anderen Versammlungen kein Zweifel gelassen en. Daß diesen Acußerungen Werth beigelegt wird, kann ich ler, wie ich das bereits in einer anderen Versammlung gethan, echen ?. (Lebhaftes Bravo!) . . . weiterer Diskussion wurde die gestern mitzetheilte Reso

228K C 1

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folgenden Gegenstand bildeten die Eisenbahntarife“. Referent, Geheimer Regierungs-Rath, Erster Bürgermeister ck. (Bromberg) befürwortete in längerer Rede und an der Dand

3 reichen Zablen materials folgende Resolution: Die 22 Haupt = zersammlung des Kongresses Deutscher Landwirthe beschließt nach

2

nden Antrag den Staatseisen bahn. Verwaltungen zur Prüfung zu

Staatseisenbabn Verwaltung durch Ginrechnung der 1ẽEm ohne Rücsicht auf die

zanzen Beförderungssteecke nur mit

für die Abfertigung verstöst gegen

2 wirtkschaftlichen Werth der Zeit Eisenbahnoerwaltung, und dat

2

und wirtkschaftlich ungerechte

5 gede 58 gede

führung von Gltertarifen mit fallender Skala, d. h. mit Einbeits ätzen, die auf weitere Entfernungen für 1t und 1 Em niedriger sind als au! nahe, zu erreichen. 3) Die neue Bildung der Gütertarife mit fallender Skala ist aus den Gründen für 2 lofort im Wege einer allgemeinen Tarisreform einzuführen: im Interesse der Ertragsfähigkeit der Gisen— bahnen vorläufig aber auf Entfernungen über 460 km mit Rück- wirkung bis zu 300 zu beschränken.“

Schrifttleller Dr. Perrot (Mair) beantragte, den Thesen hinzu— zufügen: „Eine thunlichste Vereinfachung des Gütertarifs ist anzu⸗ streben. Nach langerer Tiskussion wurde der Antrag des Referenten mit diesem Zusatzantrage angenommen. Der Kongreß wurde hierauf mit einem Dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und die deutschen Bundesfürsten geschlossen.

Achte ordentliche Sitzung des CFentral-⸗Vorstandes deutscher ÄArbeiter⸗Kolonien.

In einem Sitzungszimmer des Herrenhauses begannen beute Vor mittag die Verbant lungen der achten ordentlichen Sitzung des Central- Vorstandes deutscher Arbeiter Kolonien . ;

Der Vorsitzende Graf von Zieten⸗Schwerin (Wustrau bei Neu⸗Ruppin) eröffnete die Versammlung mit einem drei fachen auf Se. Majestät den Kaiser und teilte mit, daß Vereine durch Delegirte vertreten seien. Im vergangenen Jahre seien keine nenen Kolonien gegründet worden, es sei jedoch eise neue Kolonie in Württemberg und eine weitere in West⸗

eußen in der Bildung be zriffen Von den aas den Kolonien Entlassenen zjaben im vergangenen Jahre 202 10 9 durch Vermittelung der Kolonien ztellung erhalten Eine rühmliche Ausnahme sei von der tolonie Maadeburg

zu berickten. Dieser sei es im vergangenen Jahre gelungen, 61* / io J der Kolonisten in Stellungen zu bringen. Im vergangenen Jahre sei dieser Kolonie der Vorwurf gemacht worden, daß sie städtische Ar⸗ beiter nicht unterstütze. Das geschehe aber deshalb, weil für letztere die stärtischen Bebörden Magdeburas Sorge trügen. Die Kolonie Magdeburg sei in der glücklichen Lage, Niemanden abweisen zu müßssen, da, wenn die Kolonie überfüllt sei, die fiädtischen Behörden für Unterbringung sorgen. Es sei das jedenfalls eine Einrichtung, die allseitige Nach abmung verdiene. einen Bruder ausbilden lassen der Kolonie zu beschäftigen. Centraloorstande aus freien

um sich mit der Trinkerheilssache in Der Minister des Innern gewäbrte dem Stücken 300 4 zur Förderung seiner Zwecke. Die Kaiser⸗Wilhelmsspende habe wiederum aus ihren Zinsüberschüssen den finanziell sebr bedrängten Kolonien Kästorf und Alt⸗Latzig Unterstützungen von je 3000 gewährt. Der Vorstand habe einem Gesuch der allgemeinen Konferenz der deatschen Sittlichkeitsvereine zu Berlin, eine Petition an den Reichstag Behufs Verschärfung der Strafbestimmungen, die sich gegen den Vertrieb unsittlicher Schriften und das Zuhälterwesen richten, zu unterzeichnen, bereitwilliast entsprochen Dester⸗ reich, Rußland, die Schweiz, Frankreich, Belgien, Holland, England und Amerika baben mehrfach Auskunft über die Arbeiter Rolonien er⸗ beten und erbalten. Der Vorsitzende schkloß mit der Bitte an die Kolonievorstände in ganz Deutschland: dem Wunsche des preußischen Kultus Minifters, demselben steits zwei Exemplare der Jahresberichte einzureichen, zu entsprechen.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Bochum schreibt man der Köln Ztg, der Verlauf der Bergarbeiter⸗Delegirten⸗Versamm lung rom letzten Sonn⸗ tag lasse in wenigen Monaten einen umfassenden Ausstand besorgen, wenn die Vernunft nicht bei der Mekrzabl der Bergleute die Oberhand bebalte Der Besuch der Versammlung war zwar ein recht zahlreicher, wie viel aber von den Anwesenden als wirklich Beauftragte der Belegschaiten der Zechen gelten konnten, das bat der Vorsißende der Versammlung verschwiegen. Nur an einzelnen Stellen ist die Wahl von Delegirten erfolgt. Hingegen

. waren alle Leute gekommen, welche aus der ersten Ausstandsbewegung bekannt geworden sind. Da waren Bunte und Siegel, Brodam, Schröder Steele, selbst der ebemalige Vorsitzende des Central ⸗Ausstande⸗Comitès, Jobann Weber feblie nicht Die aufgestellten Forderungen sind zum Theil, selbst wenn man von der geforderten Lohnerhöhung absieht, so scharfer Natur, daß sich wohl keine Zechenverwaltung darauf einlassen wird. . Es wird auf Seiten der Arbeit⸗

eber einer wohlerwogenen Nischung von Wohlwollen und Festigkeit edärfen, um von der Industrie wie von den Arbeitern die Schaden

1) Die gegenwärtige Bildung der (öütertarife der

Die Kolonie Seyda habe im vergangenen Jahre!

abzuwehren. mit denen der Uebermuth der Hetzer die wahren Inter effen der Arbeiter bedroht. .

In Barsingbausen fand, wie demselben Blatt berichtet wird, am letzten Sonntag eine von etwa 10900 Personen besuchte Bergarbeiter Ver sammlung statt, die über den vom Ober⸗ Bergrath v d. Decken kurz ror der letzten Reichs tagswabl erlassenen Wahlaufruf Ein letztes ernstes Wort“ verhandelte. Als Redner traten u. A. auf Ober Bergrath v. d. Decken und der west⸗ fälische so ialdemokratische Bergmann Schröder. In der einstimmig angenommenen Resolution sprach sich die Versammlung dahin aus, daß die Angabe, die Bergleute seien bei der Stimmenabgabe überwacht worden, zufolge der Aussagen der vom Wahlcomits vor- atschlagenen Zeugen unwabr sei, daß ferner die Bergleute in der Flugschrift des Hrn. v. d. Decken Ein letztes ernstes Wort nicht eine Waklbeeinflussung erblickt bätten und daß sie, als entschiedene Gegner der sozialdemokratischen Partei, die Be⸗ strebungen des Kaisers zur Besserung der Lage der Arbeiter aus vollem Herzen anerkennten.

Einer Mittheilung der Berliner Volks⸗Ztg.“ aus Silschede vom 15. d. M. zufolge hat der Grubenvorstand der Zeche Vereinigte Trappe“ durch Ylakat Anschlag bekannt gemacht, daß der Lo hnfatz der Belegschaft den heutigen Verhältnissen ent- spreche und daß Wänsche der Bergarbeiter jederzeit gern entgegen⸗ genommen würden. Wie die Rhein. Westfäl. Ztg.“ meldet, baben die strikenden Bergleute der Zeche Vereinigte Trappe“ in⸗ zwischen beschlossen, die Arbeit heute wieder aufzunehmen.

Aus Kirchhain i. d. Eausitz wird der Madbg. Ztg. be⸗ richtet, daß der Ausstand der dortigen Gerbergesellen nach einer Dauer von elf Monaien und einer Woche endlich beendet wurde. Die Gesellen sind mit ihren Forderungen nicht durchge⸗ drungen, sondern haben, soweit sie überhaupt Arbeit finden konnten, ihre Thätigkeit für die alten Lohnsätze wieder aufgenommen.

In Saarbrücken fand am Sonntag eine Versammlung evangelischer Bürger statt zur Begründung eines evangelischen Arbeitervereins; es wurde ein Statutenentwurf berathen; die konstituirende Versammlung findet der „Saarbr. Ztg.“ zufolge am 28. 8 M. statt.

In Braunschweig wollen die Zimmerleute, wie der „Mgsb. Zig“ mitgetheilt wird, demnächst mit der Forderung eines Minde stlohnes hervortreten.

Hier in Berlin fand an Montag eine Verbandsversammlung katholischer Arbeiter vereine statt. Neben den Berliner Ver⸗ einen St Pius“, „Hallesches Tbor', Norden“. St. Sebastian“, waren auch diejenigen von Weißensee. Köpenick, Charlottenburg und Spandan zahlreich vertreten. Der Proepst Dr. Jahnel übernahm den Vor⸗ sitz Reiche tags ⸗Abgeordneter Sraf Matuschka sprach eingehend über die Verbältnisse der Arbeiter und über Arbeiterschutz. Prof. Dr. Schädler wandte sich nach dem Bericht der Germania“ jehr entschieden gegen die Sozialdemokratie und ihre Lehren. Eine Schu hmacher⸗ versa mmlung fand am Montag statt BSehufs Stellungnahme zur Feier des ersten Mai. Es kam aber, wie der Vorwärts mit tbeilt, zu keiner Entscheidung; am ersten Tage nach Oftern soll in einer Massenbersammlung die Frage endgültig entschieden werden.

ur Wohnungsfrage. Stendal bat sich ein Gemeinnütziger Sauverein⸗ azene Genofsenschaft mit beschrän Haft, gebildet. Er besteht vor der Hand aus Mitgliedern mit einem gesicherten Betriebs kapital von 13 000 Genoss en schaft bezw von

an 1

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Jedermann, der sich zur Zahlung eines Eintrittsgelees

Und zur Entrichtung von wöchentlich mindesten, „M bis zur Gr⸗ werbung wenigftens eines Geschäftsantheils von 2090 1 veipflichtet, kann Mitglied werden.

(E) Die dänische Handelsflotte, . einschließlich aller unter dänischer Flagge segelnden faröischen, islän⸗ dischen und westindischen Schiffe, bestand am 1. Januar 1891 aus 3497 Schiffen von 301 307,5 t Netto Tragfähigkeit Davon waren 31657 Segelschiffe von 1883 439,5 t, und zwar 371 Schiffe von über 50 t mit 149 758 t und 2236 Schiffe von A bis 59 t mit 38 671655 t Nette⸗Tragfähigkeit. Die Anzabl der Dampfschiffe war 330 von 112 885 t, wovon 226 Dampfschiffe mit 110 878 t über 59 t und 104 Dampfschiffe mit 2009 t von 4 bis 50 t Netto Tragfähigkeit

hatten. Sämmtliche Dampfschiffe batten nominell 27 227 Pferdekräfte.

Knunsft 1nd Wissenschaft.

Im Rathhause sind die Gemälde, welche Professor Scheurenberg an den Wänden des die Nord⸗ mit der Westseite verbindenden Korridors auszuführen hatte, nunmehr vollendet. Es sind zwei größere Bilder mit historischen Darstellungen aus der Geschichte der Mark und drei Supraporten mit allegorischen Gestalten. Wer vom Haupteingang der Königstraße aus diesen Korridor betritt, muß sich an die linke Ecke des quadratischen Ver— bindungsraums stellen, um das Gemälde von der Verurtheilung des Bürgermeisters Thyle— Wartenberg“ gehörig betrachten zu können; denn die Wand, auf der es sich befindet, ist dem Lichte abgewendet. Trotzdem hat es der Künstler verstanden, durch möglichst helle Farbentöne den Vorgang deutlich erkennbar zu machen. Wir blicken in die, damals nach dem Molkenmarkt offene Gerichts— laube, vor der die mächtige Gestalt des Roland sichtbar ist, und gewahren gerade aus an dem Richterstuhl den Bürger⸗ meister Peter Blankenfelde, wie er mit erhobenen Armen das Urtel über den ungetreuen Thyle ausspricht. Dieser steht unmittel⸗ bar links im Vordergrunde, hinter ihm der Gerichtsdiener, welcher die eisernen Fesseln in der Hand hält. Wuth und Ent⸗ täuschung spiegeln sich im Anlitze des Verurtheilten wider, dessen scharlachrothes Gewand diesen Eindruck noch erhöht. Man sieht, er hat vergeblich auf den Beistand seiner Partei⸗ gänger gerechnet; denn, wenn sie auch unter der Halle mit heftigen Handbewegungen gegen den Richterspruch protestiren, dessen Ausführung, mag er auf Tod oder Verbannung gelautet haben, ist gewiß Das Dramatische der ganzen Scene sowie der Gegenfatz zwischen den beiden Hauptpersonen ist dem Künstler (benso vortrefflich gelungen, wie das helle Licht auf dem von hohen Giebelhäusern eingeschlossenen Markt und wie der Schatten auf den Bürgern unter der Gerichts halle. Der Beschauer muß nunmehr etwas rechts treten, um das andere Bild, welches „Die Niederwerfung des aufständischen Adels in der Mark“ darstellt, gerade vor sich zu haben. Hier sehen wir aus dem Thore einer brennenden Stadt der Künstler hat an Friesack gedacht einen jener trotzigen, der rechtmäßigen Gewalt des Markgrafen spoitenden Junker nebst seinen Ge⸗ treuen barhäuptig und gefesselt heraustreten; die bewaffnete Schaar der siegreichen Kriegsknechte geleitet sie; ihnen voraus gehen die schmerzerfüllten Frauen der Besiegten; der Trommler links schlägt triumphirend den Takt dazu. Im Hinter—⸗ grande erblickt man mitten in der Kriegerschaar den Kurfürsten mit seinem Fahnenjunker und dem Bischof von Magdeburg. Nicht bloß historische Treue hat der Künstler bei Wiedergabe der Waffen und Kostüme (Anfang des fünfzehnten Jahr⸗ hunderts) zu wahren gewußt, sondern vor Allem ein dem

kriegerischen Vorgange entsprechendes Stimmungsbild zu geben

verstanden. Der rauchgeschwärzte Himmel, zu dem die rothen Flammen aus den Gebäuden emporlodern, die braunen Ziegel des massigen Burgthores, Alles giebt einen so düsteren Hinter⸗ grund zu dem schneebedeckten, durchstampften Erdboden, daß die Gestalten, die sich auf demselben bewegen, um so ein⸗ druckgvoller wirken. Die allegorische Darstellung, welche beide Gemälde gewissermaßen verbindet, zeigt zwei weibliche Gestalten, welche Wapyenschilde halten und sich die Hände über zwei reizenden kleinen Genien reichen, die auf einer Quellenurne sitzen und sich gegenseitig liebkosen; auch ohne die Wappen würde Jeder sofort erkennen, daß hier die Vereinigung der Schwesterstädte: Berlin und Cölln geschildert werden soll. Die Supraporte links neben dem zweiten Bilde enthält eine Siegesgöttin, welche die Insignien der Kur⸗ würde: Hut, Schwert u. s. w. beschirmt. Daran schließt sich auf der dem erften Bilde gegenüberliegenden Wand, über der Bureguthür., die Gestalt des Merkur. .

Bei all diesen Darstellungen, welche in Kaseinfarben aus— geführt sind, muß es als ein besonderes Verdienst des Künst⸗ lers hervorgehoben werden, daß trotz der ungünstigen Be⸗ leuchtungsverhältnisse die Harmonie der Farbengebung und die deutliche Erkennbarkeit der Bilder nicht . haben.

Ueber eine neue Entdeckung des Professors O. Liebreich schreibt die Nat. Itg“: Professor Oekar Löiebreich hat im Verlaufe seiner Heilmittel⸗Untersuchungen gefunden, daß eine bekannte, nicht einmal nene Subftanz bei eigenartiger Anwendung die Kehlkopf⸗ schwindsucht heilen kann. Dieses Mittel ist bereits praktisch in der Klinik des Professors B. Fiänkel und des Dr. Paul Heymann erprobt worden und hat zu dem angegebenen günstigen Resultat ge⸗ führt. Wie das Koch'sche Tuberkulin, wird auch diese Substanz subkutan, d. . unter die Haut eingespritzt, ruft aber kein Fieber und keinerlei Gefabren für das Leben der Kranken hervor. Selbst die unbedeutenden Beschwerden, welche es im Gefolge bat, können bei richtiger Beobachtung Seitens des Arztes unter allen Umständen ver⸗ mieden werden. Die Meldung, daß man es bier mit einer Verbesse⸗ rung des Koch'scken Verfabrens zu thun habe, ist durchaus unzutreffend. Bei dem Liebreich'schen Mittel handelt es sich gar nicht um Bakterien oder Stoffwechselprodukte derselben wie bei dem Koch schen Tuberkulin, sondern um eine gan andere Substanz, die mit der Koch'schen gar nichts gemein bat. Nach Profeffor Licbreich's Ansicht dürften sogar beide Substarzen, gleichzeitig oder kurz nach einander angewendet, sich in ihren Wirkungen auf den menschlichen Körper gar nicht rertragen.

Die sceben erschienene Nr. 4 der Central ⸗Zeituns für

1 das Koch'sche Heilrerfabren (Verlag J. Gnadenfeld & Co., 1

Berlin) hat folgenden Inhalt: Ueber die Koch scke Injektions methode in der Halle'schen Klinik von Dr. med. Carl Scherk (Homburg

v. d. Höke). Bericht der vom Gemeinderatbe der Reichs ⸗Hauptstadt

und Residenistadt Wien zum Studium des Koch'schen Heilverfahrens entsendeten Delegiriek. (Schluß) Maßregeln zur Verhütung der Tuberkulose. (Schluß) Ueber die Wirkung des Koch'schen Mittels auf die inntten Organe Tuberkulöser. Anwendung des Koch'schen Mittels bei tuberkulösem Rindvieh. Die Erfahrungen mit der Koch'schen Heilmethode in Königsberg i. Dr. Mittheilungen aus Nah und Fern über das Koch'sche Heilverfahren.

Die Eastman Company zu Rochester (V. St. A) und London hat in der Kaiser Wilbelmstraße Nr. 47 eine Ausstellung ibrer mit dem Kodak“ hergestellten und einem Vergrößerungsapparate erzeugten Photograpbien veranstaltet, um vor allen Dingen die Künstlerschaft und Liebhaber⸗Photograpben mit ihren vatentirten Er⸗ findungen bekannt zu machen. Es verdienen der Kodak als der größte Fortschritt im Bau der photographischen Apparate und die zu seiner Füllung verwandten transparent films als nicht minder bedeutend be⸗ zeichnet zu werden. Denn dieser selbst im kleinsten Format nur 700 g wiegende und für hundert Aufnahmen in runden Bildern von 66 mm Durchmesser geeignete Apparat ist mit einer Spule innen versehen, auf welcher der. Film aufgerollt ist und durch drei Manipulationen so fort ein fertiges photographisches Bild von dem aufzunehmenden Gegenstand in einigen Sekunden liefert, obne daß es einer „Dunkel kammer“ oder sonst weiterer chemischer Operationen bedarf. ja ohne daß, wie der Augenschein lehrt, der Photographirende sich seine Finger irgend zu beschmutzen braucht. Man zieht nämlich zuerst an einer am Holikasten des Kodak befindlichen Schnur und bedeckt dadurch die Linse mit dem „shbutter“ so lange, bis man das Aufnahmeobjekt richtig erfaßt bat; alsdann drebt man an dem Schlüssel, drückt an einem an der Seite des Apparats befindlichen Knopf und läßt damit das Licht von dem Objekt, so lange als man will, in den Kasten des Kodak fallen. Mit diesen drei Operationen ist das Bild auf dem im Apparat befindlichen Film hergestellt. So oft man den Schlüssel drebt, schiebt sich von selbst ein neuer Theil des Film vor, um eine neue Aufnahme entgegenzunehmen, sodaß dieser Apparat mit einem geladenen Revolver verglichen werden kann, welcher durch jeden Druck auf den Knopf und mit jeder Umdrebung des Schlüssels ein neues Bild erzielt; das gebt bis 100 Aufnabmen! Die vorgelegten Probe—⸗ bilder lassen an Klarheit und Schärfe nichts zu wünschen übrig; der für den kleinften Apparat angesetzte Preis einschließlich des ihn zum Tragen geeignet machenden Lederkästens erscheint daber mit etwas über 5 Pfd. Sterl. nicht zu boch bemessen. Viel theurer sind die Apparate mit Linsen zur Herstellung größerer Bilder von viereckiger Form im Verbältniß ron 8: 107 em oder 10:12 em oder 13: 18 em Größe. Letztere sind bedeutend schwerer an Gewicht und gestatten nur 48 bis 54 Aufnahmen.

Bei dem Wettbewerb um den Ersatz der von Charlottenburg nach Potsdam geschafften Gardes du Corps - Figuren von Kiß hat, wie die N. A. 3. mittheilt, das Preisgericht dem Entwurf des Bildhauers Wenck den Vorzug gegeben. Die Entscheidung, ob der Entwurf Wencks zur Ausführung kommen soll, ruht bei Sr. Majestãt dem Kaiser.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hat kürzlich beschlofsen, füt seine Mitglieder, deren Mitarbeiter und in Berlin wohnende Fachgenossen Monats ⸗Konkurrenzen auszuschreiben. Zunächst sind für den 1. April und J. Mai folgende Aufgaben ge stellt: 1) Entwurf für die Decke eines einfenstrigen Damen zimmers, 2) Entwurf zu einem Regulatorgehãuse. Die näheren Bedingungen versendet der Schriftführer des Vereins, Professor Ad. M. Hilde⸗ brandt, W. Derfflingerstraße 20 a.

Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Athen rom 10. d. geschrieben wird, beabsichtigt Frau Sophie Schliemann das Werk ibres verstorbenen Gemahls in Troja zum Abschluß zu bringen, doch dürften diese Arbeiten eist im nächsten Jahre zur Ausführung gelangen. Gegenwärtig ist Frau Sckliemann mit der Herausgabe einer Bio⸗ graphie Heinrich Schlie mann's beschäftigt, die für die Freunde des Forschers bestimmt ist und im Buchhandel nicht erscheinen wird.

Literatur.

Politik.

ck. Von jwei hervorragenden evangelischen Theologen liegen Ver- öffentlichungen vor, welche im Interesse des konfessionellen ,. 2c. sich gegen eine Rückberufung der Jesuiten aus syrechen. 3 sind dieses: Hebören die Jesuiten ins Deutsche Reich? Ein Beitrag zur Tagesfrage. Von PD. Willibald Bev sch lag ord. Professor der Theologie an der Universität Valle · Wittenberg. Durch · n Sonderabdruck aus dem Deutschen Wochenblatt“ . uflage. Berlin 1891. Walther u. Apolant's Verlagsbuch handlung“, und Wider die Jefuiten. Bericht, erstattet bei der Volks versammlung im Kryslallpalast zu Leipzig am 98. Januar 1891 und in erweiterter Form in Druck gegeben von Georg Rietsche l, D. und ord. Professor der , erstem Universitäteprediger zu Leipzig.

Leipzig. Verlag von H. G. Wallmann. 1891.

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Pie evangelische Seelsorge in der Deutschen Krie as ⸗Mar iner ven Heltmuth Wiefener, Pastor primar. in Swinemünde und ehemaligem Marine · Pfarrer. Gotha. Sustav Schloeßmann. 13891. Zablrei igfalti i ĩ

, ö Zablreich und mannigfaltig sind die Publi⸗ kationen, theils fachmännischer, teils beletriftischer Art, welche das eigentbün liche Leben und Wesen unserer Kriegs macht zu Waffer, dieses Lieblinge kindes unserer Nation, schildern und in den weitesten Kreisen unseres Volkes mit großem Intereffe gelesen werden. Nur über eine Seite jenes eigenthümlichen Lebens und Wesens, über die religiöse Seite, die Seelsorge in der Kriegs Marine, ist bislang noch wenig bekannt geworden. Diese Lücke bestens auszufüllen, ist der Zweck vor= liegender Schrift. Dieselbe ist berufenster Feder entflofsen. Ihr Ber⸗ fasser hat ü er 5 Jahre das Amt eines evangeliscken Marine Pfarrers verwaltet 5z Jabr an Bord, ein Jahr an Land und war feiner Zeit vom Chef der Admiralität mit Ausarbeitung einer Inftruktion fber den gesammten Dienst der Marine Pfarrer an Bord betraut, welche jetzt eine Anlage zu der von Sr. Majestãät dem Kaiser genehmigten amtlichen Instruktion für die Kommandanten der dentschen Kriegs schiffe bildet. Aus der sorgfältigen Ergänzung und Ueberarbeitung der den Entwurf jener Instruktion begleitenden schriftlichen Erläute⸗ rungen, sowie aus Verwerthung solcher Aufzeichnungen des Verfassers, die unter dem frischen Eindrucke des Erlebten, mitten aus damaliger Amtẽ erfahrung beraus in Tagebüchern, Reisebriefen c. niedergeschrieben wurden, ist vorliegende Schrift mit folgendem Inhalt entstanden: J. Theil: Gottes dienst Ordnung an S. M. Schiffen: . An Sonn- und Festtagen, 11 Heiliges Abendmahl III. Begräbnis. II. Theil: Instruttion fur den Schiffs Pfarrer am Bord S. M. Schiffe: J. Dienstverbäͤltniß. IHA. Amtspflichten an Sonn- und Festtagen, III. Anderweite Amts- pflichten. III. Theil: Jastruktion für den Marine⸗Dber⸗ Pfarrer. Ditse Arbeit will dazu beitragen, daß der Grundsatz: „Ein guter Christ ein guter Seemann! in urserer deutschen See manns. bevölkerung immer mehr zur Wahrheit werde, und gleichtfeitig will dieselbe in weiteren Kreisen eine werktbätige Theilnahme wecken für einielne Zweige christlicher Liebesthätigteit, welche mit dem behandelten Gegenstande im Zusammenhang steben, namentlich für die evangelische Seelsorge an unseren deutschen Landsleuten in der Fremde, sowie an unseren deutschen Seeleuten auf der Handelsmarine, also für das Werk der Deutschen Seemanns⸗Mission“, für welche auch der Rein ertrag bestimmt ist. . = Sozialvolitik. ck Selbsthülfe des Schriftstellers. Von Franz

cherer (Mitglied des Deutschen Schriftsteller Verbandes). Wien, F. Scherer's Verlag. In dem vorliegenden Schriftchen unterbreitet

er Verfasser der Kenntnißnabme und Begutachtung der Schriftsteller⸗ welt seine Vorschläge und Entwürfe zur Begründung eines großen Pensions⸗-Institutes far deutsche Schriftfteller und zur Errichtung ent sprechender Darlebns⸗, Kranken., Wittwen⸗ und Waisen⸗Kassen für Angehörige des Schriftstellerstandes und eines deutschen Schriftsteller hauses, welche er bereits in früheren Jahren zum Theil in ver— schiedenen Zeitschriften veröffentlicht bat. Wirthschaftspolitisches. Ueber die Zuckersteuer Vorlage, ihre B ng und erste Berathung im Reichstage. Von er, Redacteur der vorm. Herbertz chen Zuckerindustrie n. Berlin Puttkammer und Müblbrecht, Buchhandlung für Staats und Rechtswissenschasten. (Preis 1 16 20 3) Die vorliegende Broschüre, in deren Anhang sich eine Zuckerstatistik es deutschen Zollgebiets über die 21 Betriebsjahre 1869/70 bis 1889, 90 mit—⸗ getheilt findet, verfolgt den Zweck, den Nachweis zu erbringen, daß die dertiche Zuckerindustrie ohne den Prämienschutz unter prämirten Konkurrenten erliegen müßte.

ck. Verzeichniß der Stärkefabriken im Deutschen Reich. Herausgegeben vom Verein der Stärke- Interessenten in Deutschland. Bearbeitet von Dr. OD. Saare. Berlin. Druck von Gebr. Unger, Schönebergerstraße 172. Diefes Ver⸗ zeißniß entbält in thunlichster Vollständigkeit und Genauigkeit die Stärke, Stärkezucker⸗ Syrup⸗, Dextrin⸗, Couleur⸗, Sago⸗, Puder⸗ und Nudel Fabriken staaten⸗ bezw. provinzweise geordnet, unter An⸗ gabe des Kreises, des Ortes der Fabrikanlage, des Postamts und der Eisenbahnstation, des Namens des Besitzers und der Art der Fabri⸗

kation. Musikalisches.

Das Heroenthum in der deutschen Musik⸗ von Dr. Heinrich Pudor, ehemaligem Direktor und Besitzer des König⸗ lichen Konservatoriums zu Dresden. Dresden N, Verlag von Oscar Damm, 1891. Der Verfasser legt dar, daß die einzelnen Perioden des Bildungsganges sich durch künstlerische Schöpfungen kennjeichnen, das Kunftleben stetig von der Baukunst zur Bildhauerei, von dieser zur Malerei und von dieser zur Mußk vorschreitet, daß das deutsche Volk, das kunstbꝛgabteste, an der Schwelle des Zeitalters der Kunst⸗ einheit stebt und die Musik die Kunst der Neuzeit ist. Rachgehend der Frage, wie es in der Gegenwart mit unserer Ton⸗ kunst stehe, wird auf die Wahrnebmung bin, daß zwar biel Virtuosen· und Professorenthum, Ueberfluß an musi⸗ kalischen Anstalten, an Personenkultus, Ausstattungsmanie, Dperettenkultus, Massenorchestern und musikalischen Handelshäusern, aber Mangel an Künstlerthum, an echten Musikern und wahrer Ton⸗ kunst vorhanden, das Urtheil gezogen, daß es mit unserer Musik heute sehr schlimm steht und das in Beherzigung der in Rembrandt als Erzieher aufgestellten Maxime: „Die Erziehung, welche ein Volk sich selbst durch seine großen Männer angedeihen läßt, ist die beste Volkserziehung‘ die gründliche Besserung durch die Erkenntniß bedingt ist: wir müffen uns an unseren Musikheroen erziehen.. Die Aufgabe der Musik mit Plato darin findend, „den Seelen der Menschen edle Grundsãtze einzuflößen', macht Verfasser echte Deutschheit als den Maßstab geltend, um herauszufinden, wo wir die Heroen der Musik zu suchen baben. Nachdem durch Erschließung der Charakterbilder unserer größten Männer herausgestellt worden, daß das Gemüth die Blüthe und die Schwer⸗ mrth und die Sehnsucht die tiefften, erkennbarsten Züge der deutschen Volksseele sind, wird überzeugend erwiesen, daß unter allen Meistern deutscher Tonkunst keiner wie Johann Sebastian Bach das Gemüth in seiner ganzen Unerschöpflichkeit, keiner wie Ludwig van Beethoven die deutsche Schwermuth und keiner wie Richard Wagner die deutsche Sehnsucht zum schönsten musikalischen Ausdruck gebracht hat, mithin Bach und das deutsche Gemüth, Beethoven und die deutsche Schwer muth, Wagner und die dentsche Sehnsucht das Heroentbum in der deutschen Musik bilden, durch welches wir uns erziehen lassen müssen.

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Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Ernte.

Aus dem Regierungsbezirk Frankfurt wird geschrieben: Roggen und Weizen haben beim Dreschen nur wenig Körner geliefert, in Hafer, Gerste und Erbsen dagegen ist die Ernte befriedigend ausgefallen. Die lange Regenperiode im Sommer hat die Ent wickelung der Kartoffel nachtheilig beeinflußt, sodaß ihre Ernte nach Menge und Güte gering ausgefallen ist; sie beträgt in einzelnen Kreisen nur fünf Zehntel bis sechs Zehntel einer Mittel ernte. Die Matktpreise sind indeß befriedigend; das ungünstige Ergebniß der Kartoffelernte wird hierdurch theilweise ausgeglichen. Die Zuckerrüben sind in genügender Menge gewonnen, befriedigen aber nicht in Bezug auf Zuckergehalt, weshalb der Ertrag der Zucker fabriken hinter dem des Vorjahres zurückbleiben wird. Die Stroh und Futterernte ist reichlich ausgefallen und begünstigt die Durch⸗ winterung des Viehes, dessen Preise befriedigend sind.

Vertehrõ⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Kempen (Rhein) ist die eng⸗ li sche Po st er Vlissingen vom 17. Februar, 8. Uhr Vm. ab London, ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) ist die erste englische Post über Ostende vom 17. d. M. ausgeblieben. Grund: Zugverspätung von drei Stunden in Folge des Zu⸗ sammenstoßes zweier Züge bei Nessonvaur 11 Uhr Abends.

Telegramm von Kaldenkirchen. Die eng lische Post über Vlissingen vom 17. Februar, 8 Uhr Nachm., ist ausgeblieben. Grund: Nebel.

Das Projekt einer direkten Eisenbahnoerbindung zwischen Köln und Kassel beschäftigt lebhaft die öffentliche Meinung. All⸗ gemein ist der Wunsch, daß es gelingen möge, der Schwierigkeiten, die sich dem Bau dieser Bahnlinie zur Zeit noch in den Weg stellen, baldigst Herr zu werden.

Der Verkehr auf dem Rhein war auch während der letzten Monate des verflossenen Jahres, begünstigt durch einen guten Wasser⸗ stand, ein sehr lebbafter. Die London⸗Boote kamen zwölf Mal mit 53 744 Ctr. in Köln an, die Bremer Boote fünf Mal mit 15112 Ctr.; die Hamburger Boote sieben Mal mit 14931 Ctr. Der Dienst von Bremen und Hamburg hat sich als lohnend er⸗ wiesen, sodaß derselbe mit Beginn der Schiffahrt von jedem dieser beiden Plätze aus mit jwei Bosten betrieben werden wird, weil ein Boot sich als unjureichend herausgestellt hat.

Zu den neubestebenden überseeischen Linien kommt, eben⸗ falls von der Gesellschaft Neptun“ in Bremen ins Leben gerufen, eine vierte: Köln Stettin, in welcher von Anfang an zwei Boote, sreziell für den Rbein gebaut, in Dienst gestellt werden, sodaß mit dem Frühjabr acht Seeboote regelmäßig Köln anlaufen werden.

Der Zollbafen in Köln hat sich für den großen Verkehr als völlig unzulänglich erwiesen, und nur durch Nachtarbeit, welche Seitens der Steuerbehörde in bereitwilligster Weise bewilligt wurde, und dadurch, daß einzelne Schiffe über andere Schiffe hinweg aus luden, ist es gelungen, Verzögerungen in der Entlöschung nach Möglichkeit zu vermeiden. Der Berkehr ist aber dermaßen im Wachsen begriffen, daß man nicht wird umhin können, die Löschung und Beladung der Seebote außerbalb des Zollhafens zu verlegen.

Der Hamb. Börsenh.“ zufolge ist zwischen den deutschen, bolländischen und belgischen Dampferlinien, welche den Personenverkehr nach Nord⸗Amerika vermitteln, gestern ein Uebereinkommen dahin getroffen worden, daß die Ham⸗ burger Packetfahrt ⸗Aktiengesellschaft und der Norddeutsche Lloyd in Bremen ihren süddeutschen Zwischendecks⸗Fahrpreis nach Baltimore um 10 ½ erhöhen, wogegen die Red⸗Star-⸗-Linie in Antwerpen und die nie derländisch⸗amerikanische in Rotterdam mit ihrem kürzlich um 15 46 redujzirten Zwischendecks⸗ Fabrvreis wieder auf ihren früheren Satz hinaufgehen und die auf de New ⸗Yorker Konferen; ausgesprochene Kündigung zurückziehen. Die genannten vier Linien vereinbarten ferner, die ent- standenen Differenzen wegen der Preise in Frankreich, Italien und der Schweiz durch gemeinsame Erhöhung der Zwischendecks⸗Netto⸗ preise ab Havre, Antwerpen und Boulogne zu beseitigen. Somit sind die zwischen den betheiligten Linien entstandenen Schwierigkeiten beseitigt.

Das Stationsamt in Kiel macht bekannt: Nach soeben eingegangenen Nachrichten nebmen die dänischen Po stdampf⸗ schiffe von heute ab die Nachtfahrten regelmäßig wieder auf. Dem entsprechend meldet W. T. B.“ aus Kopenhagen, daß die Nachtfahrten von Korsör nach Kiel gestern wieder aufgenommen worden sind.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer) New⸗JYork⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung. Bremen 11. Febr. von New⸗Jork. Bremen 16. Febr. von New ⸗Jork. New ⸗JVork 14. Febr. in New⸗Jork. New⸗JYort᷑ 10. Febr. Lizard passirt. New · Jork 12. Febr. von Southampton. New Jork 16. Febr. von Southampton. Bremen 15 Febr. Lizard wassirt. Bremen 14. Febr. von Baltimore. Baltimore 14. Febr. in Baltimore. Baltimore 7. Febr. Lizard passirt. München Baltimore 15. Febr. Lizard passirt. Brasil- und La Plata⸗Linien: Köln“ . Bremen Febr. Las Palmas passirt. ,, . Febr. Las Palmas passirt. Ohio“ Antwerv. Bremen Febr. St. Vincent passirt. . 71 ꝛö . , . k Febr. von Bahia. . Vigo, Bremen 0. Febr. von Buenos Aires. Frankfurt!. La Plata Febr. in Montevideo. Berlin“. Rio, La Plata Las Palmas passirt. Baltimore! Brasil ien St. Vincent pasfirt. a2. Nia Oldenburg ö . von Antwerpen. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: Bremen 13. Febr. von Genua. Bremen 14. Febr. in Hongkong. Ost⸗Asien 15. Febr. in Singapore. Sst · Asen 1I. Febr. von Southampton. Bremen 16. Febr. von Southampton. Bremen 4. Febr. von Adelaide. Australien 11. Febr. in Adelaide. Australien 14. Febr. in Aden. Bremen 15. Febr. in Bremerhaven.

Werra“ Hermann

Preußen Bavern! Neckar Sachsen ;. . Hohenzollern · Hobenstaufen Kaiser Wilh. II.“ Farlsrube

Hamburg, 17. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer Rugia“ der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗Gefellschaft kat, von New York kommend, heute Nacht Lizard passirt, ;

London. 17. Februar. (W. T. B.) Der Ca stle⸗ Dam pfer Norbam Castle“ ist gestern auf der Heimreise in Plymouth angekommen; der Castle Dampfer Grantully Castle hat gestern auf der Ausreise Lissahon passirt; der Ca stle⸗Dampfer „Eonwar Gastle“ ist am Sonntag auf der Ausreise in Cape- town angekommen; der Castle⸗ Dampfer Methven Castter hat am Sonnabend auf der Ausreise die Canarischen Inseln assirt.

6. Bregenz, 16. Februar. In Folge starker Vereisung der Bregenzer Bucht mußte, wie das H. T. B. meldet, der Schiffs⸗ verkehr ein gestellt werden.

(E) Kopenhagen, 16. Februar. Der Eisboottransport zwischen Falster und Seeland auf der Postroute Kopen⸗ hagen Gjedser Warnemünde ist, wie die Nat. -Tid. be⸗ richtet, in diesen Tagen sebr beschwerlich und es ist auch in der kächsten Zeit kaum eine Besserung zu erwarten, wenn nicht Sturm und Strömung helfend hinzutreten und das Eis hinwegfegen. Die Ueberfabrt dauert mebrere Stunden, da das Eis so stark zusammen⸗ epreßt ist; auf einzelnen Stellen erheben sich Gisberge von 265 Fuß 6 und auf anderen Stellen ist das Eis so dünn, 56 es von dem Kiel der Eisboote durchschnitten wird, wodurch der Mannschaft die ortbewegung der Boote sehr erschwert wird. Die Ankunft der eisenden und der Poften auf der Siedser⸗Route verspätet sich des- balb immer, und täglich müßsen Extrazüge abgelassen werden, um diese Verspätungen soviel als möglich auszugleichen.

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