nicht näher eingehen. Wir begnügen uns, hervorzuheben, daß die Handelskammern die berufensten Vertreterinnen der Ge⸗ fammtheit aller einzelnen Zweige der Gewerbethãtigkeit bilden, und daß man sich nach ihren Aeußerungen eher ein verläßliches Urtheil über die wahre Auffassung der deutschen Industrie wird bilden können, als nach jener ganz allgemein gehaltenen Erklärung des Centralverbandes und der ihm ver⸗ wandten Vereine.
Die Ergebnisse der im „Reichs- und Staats⸗Anzeiger vom 11. v. M. veröffentlichten, von der Haupt Buchhalter des Reichs-Schatzamts aufgestellten Nachweisung über die Pro⸗ duktion, Versteuerung und den Best and in ländischen Branntweins sind in den Interessentenkreisen auf Zweifel gestoßen. Es ist behauptet worden, daß entweder die nachgewiesene Produktionsmenge von 445 894 hl zu hoch oder der 'in den Tägern der Reinigungs anstalten verbliebene Bestand von 391 281 kHl zu niedrig angegeben sei. Hieraus ist Veranlassung genommen, eine Nachprüfung, der von den Steuerstellen' deklarirten bezüglichen Angaben in Anregung zu bringen, welche bis jetzt nur zu der Ermittelung geführt hat, daß die Menge des im Monat Januar hergestellten reinen Alkohols um 33 650 hl und der am Monatsschluß verblie⸗ bene Bestand an Branntwein um 3358 hl zu hoch angegeben worden ist. Die produzirte Menge würde sich hiernach auf 417243 il, der Bestand auf 387 923 hl ermäßigen.
Nach den Berichten der Tagesblätter haben in letzter Zeit Vertreter der Bergleute verschiedener Kohlenreviere Preußens eine Reihe von Forderungen aufgestellt, welche dem⸗ nächst in sämmtlichen deutschen Steinkohlenbezirken zur Durchführung gebracht werden sollen. Als die be— znerkenswerthesten dieser Forderungen erscheinen eines theils die achtstündige Schicht ein schließlich Ein- und Ausfahrt, anderntheils ein erhöhter Minimallohn für Hauer, Zimmer⸗ hauer und Schleppet. Beide Forderungen sind bereits im Frühjahre 1890 in Bergarbeiter-Versammlungen auch des Saarbrücker Bezirks erhoben und der dortigen König—⸗ lichen Bergwerks⸗-Direktion vorgetragen worden. Die damals Seitens der betheiligten staatlichen Behörden stattgefundenen eingehenden Erörterungen haben dazu geführt, daß durch Erlaß des Ministers für Handel und Gewerbe vom 13. Juli 1890 die fraglichen Forderungen mit Bestimmtheit abgelehnt wurden. Dieser Entscheidung lagen folgende Er— waägungen zu Grunde. . 3 ;
Hinsichtlich der Schichtdauer hat auf den Saarbrücker Gruben bereits nach dem Ausstande eine Reduktion der früheren elf⸗ und zehnstündigen Schicht auf acht Stunden aus schließlich Ein⸗ und Ausfahrt stattgefunden. Als un⸗ mittelbare Folge ist ein erheblicher Rückgang der Arbeiter— leistung eingetreten, indem die auf eine eigentliche Gruben⸗ arbeiter⸗Schicht sich berechnende Kohlenförderung von 1072 t des Etatsjahres 1885/89 sofort im Etatsjahre 1889/90 auf 919 t, also um reichlich 10 Proz. (und seitdem bis jetzt noch um weitere 5 Proz) gesunken ist. Bei der eforderten Einbeziehung der Zeit der Ein- und Aus⸗ hn in die achtstuͤndige Schicht würde die Arbeitszeit eine nochmalige Verminderung um Ddurchschnittlich etwa 1 Stunde, demgemäß auch die Arbeiterleistung einen abermaligen Rückgang um etwa 10—12 Proz. erfahren. Der letztere würde, wenn überhaupt der nöthige Kohlenbedarf geliefert werden soll, eine weitere Vermehrung der Arbeiterzahl um einige Tausend Mann bedingen. Es ist aber klar, daß eine solche nur durch Heranziehung ungeübter Leute möglich ist, also eine bedenkliche Vermehrung der Unglücksfälle nach sich ziehen wird, und daß sie auch insofern nicht im Interess der Belegschaft liegt, als bei eintretenden schlechtern Absatz verhältnissen dann wieder erhebliche Lohn⸗ ruͤckgange sowie Feierschichten und zahlreiche Arbeiter ⸗Ent⸗ lassungen unabweislich sein würden. Aber auch abgesehen hiervon, hat ein besonderes Bedürfniß zur geforderten weiteren Verkürzung der Schichtdauer der Bergarbeiter nicht anerkannt werden können, und es hat daher diese Forderung auch im Hinblick auf die Arbeitszeit in den übrigen Berufsklassen sowie auf die aus der weiteren Ver⸗ theuerung der Kohlenproduktion und der. Kohlenprodukte drohende Gefährdung der Konkurrenzfähigkeit der heimischen Industrie als licht berechtigt abgelehnt werden mussen.
Bezüglich des geforderten Minimallohnes liegt es auf der Hand, daß ein solcher beim Steinkohlen⸗ bergbau nicht gewährt werden kann. Soll der sässige Arbeiter denselben Lohn erhalten wie der fleißige, soll auch der ungenügendsten Arbeit eine ihren Werth weit übersteigende Belohnung gesichert sein, so wird auf Trägheit und Unzuverlässigkeit geradezu eine Prämie gesetzt. Außerdem hängt die LTohnhöhe auch wesentlich von der allge⸗ meinen Geschäftslage und den Absatzverhältnissen ab. Wenn die Bergleute von den guten Konjunkturen möglichsten Nutzen ziehen, andererseits aber vor den schlechten durch einen Minimallohn geschützt sein wollen, so könnte dies hinsichtlich der staatlichen Gruben offenbar nur auf Kosten der Steuerzahler des Staats geschehen. Im Uebrigen haben thatsächlich die Löhne auf den Saarbrücker Gruben seit dem Äusstande nach und nach eine solche Er— höhnng erfahren, daß die Bergleute damit zufrieden Jein müssen. Während der mittlere Lohn der im Gedinge arbeitenden Hauer im April 1859, also unmittelbar vor dim Ausftande, noch 353 6 auf die Schicht betrug, hat sich der selbe, ungeachtet der stattgehabten Verkürzung der Arbeitszeit und des starken Rückganges der Arbeiterleistung, bis zum Juli 1890 auf 481 S gehoben und ist inzwischen noch bis 4,91 S (Oktober 1899) gestiegen. *.
In einer öffentlichen Erklärung des Vorstandes des Saar⸗ brücker Rechtsschutz Vereins vom 2. Dezember 1889 wurde be⸗ reits ausgesprochen, daß bezüglich der Schichtdauer die Wünsche der Belegschaften größtentheils erfüllt, sowie daß die Löhne — die damals sich für die Hauerschicht durchschnittlich auf „22 , Giovember 185) berechneten — „gewiß befriedigend, ja theilweise beängstigend hoch“ seien. .
Seit dem gedachten Erlaß des Ministers für Handel und Gewerbe vom J3. Juli v. J. haben die Verhaltnisse sich keines⸗ wegs zu Gunsten der jetzigen ,, , der Bergleute ver⸗ andert. Es liegt daher kein Grund vor, von der Ablehnung der in Rede stehenden beiden Forderungen abzugehen. Die staatliche Bergwerksverwaltung wird daher auf diesem Stand⸗ punkt beharren.
Heure trat der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr zu einer Sitzung zusammen.
Nach hier eingegangenen Meldungen haben chilenische Schiffe — offenbar von der Kongreßpartei — am 28. v. M. den Hafenplatz Arica in Blokadezustand erklärt.
Der Vize-A Admiral und kommandirende Admiral der Marine Freiherr von der Goltz veröffentlicht in den Blättern im Namen des Seeoffiziercorps folgenden Nachruf:
Am 27. Februar verstarb zu Weimar am Herzschlag der Kaiserliche Vize Admiral z. D. à la suite des Seeoffiziercorps und Staats sekretär a. D. Eduard Heusner, nachdem derselbe vor kaum Jahresfrist durch ein schweres Herzleiden, welches er sich in seiner aufopfernden Hingabe an den Allerhöchsten Dienst zu⸗ gezogen, gezwungen worden ist, seine umfangreiche und ver⸗ antwortungsvolle Stellung als Staatssekretär des Reichs⸗ Marineamts niederzulegen. Das Seeoffiziercorps verliert in
dem Verstorbenen eines seiner fähigsten Mitglieder, ein leuch⸗ tendes Vorbild aller seemännischen und militärischen Tugenden. Das ehrenvollste Andenken in Aller Herzen ist ihm sicher.
Der Kaiser Wilhelm-Stiftung für die Angehörigen der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung ist von der Lebens-Versicherungs-Gesellschaft zu Leipzig nach Maßgabe der im Jahre 1899 auf Grund des Vertrages von 13871 bei der genannten Gesellschaft durch 207 Beamte der Post- und Telegraphenverwaltung abgeschlossenen Versicherun⸗ gen über zusammen 640 500 6 der Betrag von „Sechs⸗ hundertvierzig Mark 50 “ überwiesen worden. Dieser Betrag ist dem Stiftungsvermögen zugeführt worden.
Die allgemeinen Vorschristen über die Behandlung der im Bereich der Staats-Eisenbahn verwaltung zurückgelassenen oder aufgefundenen Gegenstände sind mit Rücksicht auf die Erörterungen in der Staatsbahn-Konferenz vom 17. und 18. Oktober v. J. einer Umarbeitung unterzogen worden und werden in neuer Fassung in Nr. 4 des „Eisenbahn-Verord— nungsblatts“ veröffentlicht. Die neuen Bestimmungen werden zum 1. April d. J. in Geltung gesetzt.
Der General der Infanterie von Hahnke, vaortragender General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Ehef des Militärkabinets, hat sich nach Alt-Jeßnitz bei Dessau zur Beerdigung des verstorbenen Herzoglich anhaltischen Schloß— Hauptmanns und Majoratsherrn Freiherrn von Ende begeben.
Der kommandirende General, des VI. Armee Corps, General der Artillerie von Lewinski hat Berlin wieder verlassen.
Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Aller—⸗ höchsten Hofe Graf Schuwalow hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts— Rath Graf Murawiew als Geschäftsträger.
Der Königlich belgische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Baron Greindl hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations Rath Graf du Chastel als Geschäfts— träger.
Freiherr von Soden wird sich mit dem am 19. d. M. Neapel verlassenden Reichspostdampfer der Deutschen Ost⸗ Afrika-⸗Linie nach Dar⸗es-Salaam begeben. Mit ihm treten die Ausreise nach Ost-Afrika an der Geheimsckretär Wegener und die Civil-Supernumerare Lüddecke und Kuno.
Mit der kommissarischen Verwaltung, des Kaiserlichen Kommissariats für Togo ist der Kaiserliche Kanzler Graf Pfeil beauftragt worden. Herrn von Puttkamer, welcher bisher die Verwaltung des Kommissariats leitete, ist ein sechs monatlicher Urlaub ertheilt worden.
Zum Kommissar für die Deutsche Kolonialgesell schaft für Südwest-Afrika ist an Stelle des Wirklichen Legations-Raths Hr. Rettich der Wirkliche Legations-Rath Freiherr von Nordenflycht, zum Kommissar für die Deutsch Ostafrikanische Gesellschaft an Stelle des Wirklichen Legations Raths Frei⸗ herrn von Nordenflycht der Wirkliche Legations Rath Dr. Rettich bestellt worden.
Die neuernannten Regierungs-Assessoren Freiherr von Dalwigk-Lichtenfels und Br. Schottelius sind der Königlichen Regierung zu Stettin bezw. Arnsberg überwiesen worden.
Württemberg.
Stuttgart, 2. März. Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, heute Nachmittag hier eingetroffen und im Königlichen Residenzschlosse abgestiegen.
Oldenburg.
(E) Oldenburg, 1. März. Der Landtag ist gestern durch den Minister Fansen mit folgender Rede geschlossen worden: ;
Meine bochgeehrten Herren!
Nachdem Sie nach einer ungewöhnlich langen und mühevollen Session beute Ibre Arbeiten beendet baben, bin ich von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Großherzog beauftragt, den Landtag des Groß— herzogthums zu schließen. Ihrer angestrengten Thätigkeit ist es ge lungen, neben der Feststellung des Staatsbaushalts sür die neue Finansperiode eine Reihe von Gegenständen von besonderer Wichtigkeit zu erledigen, welche theils dem Gebiete der Gesetzgebung, theils der Förderung der Wohlfabrt des Landes angehören. Se. Königliche Hoheit der Großherzog lassen Ihnen für Ihre Mitwirkung und das von Ihnen den Wünschen der Staatsregierung bezeigte Entgegen—⸗ kommen den freundlichsten Dank aussprechen und zugleich dem herz— lichen Wunsch Ausdruck geben, daß das Ergebniß Ihrer Arbeiten zum Segen des Landes gereichen möge. Im Namen Sr. Könialichen Hoheit des Großherzogs erkläre ich nunmehr den Landtag des Groß herzogthums für geschlossen!
Der Landtag hat in seiner letzten Sitzung neben der Er⸗ ledigung anderer Vorlagen dem Entwurf eines Gesetzes, be⸗— treffend die Heranziehung der inländischen Altiengesellschaften,
Forensen ꝛc. zu den Gemeinde⸗ und Schullasten, in zweiter Lesung zugestimmt. Der Landtagsausschuß hatte in seinem zu dem Enkwurf erstatteten Bericht u. A. hervorgehoben, daß derfelbe von dem preußischen Kommunalsteuergesetz darin ab⸗ weiche, daß er den Staat mit seinen Eisenbahnen, Forsten und Domänen nicht mit befasse, der Ausschuß aber der Anficht sei, daß eine solche Freilassung des Staats den An⸗ schauungen der Jetztzeit nicht mehr entspreche und daß auch die Fideikommißgüter des Großherzoglichen Hauses mit in das Gesetz aufzunehmen seien. Dem gegenüber hatte die Staats⸗ regierung sich dahin ausgesprochen, daß sie Bedenken trage, ihrerseits jetzt die Initiative zur . der Reinerträge aus der Stäatseisenbahn, den Domänen und Forsten, wie auch den Hausfideikommißgütern des Großherzoglichen Hauses zu den persönlichen Kommunallasten zu ergreifen, da es sich hierbei um die Auflegung einer ganz neuen Steuerpflicht handele, gegen eine solche, den Boden der hestehenden Gesetzgebung völlig verlassende neue Pflichtigkeitserklärung aber sich nicht nur ganz allgemeine grundsätzliche Bedenken erheben ließen, fondern auch dabei staatsgrundgesetzliche Vorschriften und Absichten in Frage kämen und die gesammten bestehenden gesetzlichen Bestimmungen über die Kommunalsteuerpflicht einer eingehenden Prüfung und vielleicht Aenderung zu unter⸗ ziehen sein würden, ferner auch die erhebliche finanzielle Trag⸗ weite der in Rede stehenden Belastung der Landeskasse nicht außer Acht gelassen werden könne. Im Uebrigen werde, wenn der Landiag die Frage weiter sollte verfolgen wollen, die Staatsregierung bereit sein, dieselbe ihrerseits einer weiteren eingehenden Prüfung zu unterziehen und über deren Ergebniß dem nächsten Landtage — eventuell unter Vorlegung eines Gesetzentwurfs — Mittheilung zu machen. — In Abweichung von diesem Vorschlage hat der Landtag den Antrag des Ausschusses, die Staatsregierung zu ersuchen, dem nächsten Landtage einen die fragliche Ausdehnung der Kom⸗ munalsteuerpflicht bezweckenden Gesetzentwurf vorzulegen, an⸗ genommen.
Anhalt.
Dessau, 2. März. Ihre Hoheiten der Herzog, die Herzogin und Ihre Durchlaucht die Prinzessin Alexandra sind nach dem „A. St. A.“ gestern Abend von hier nach Meran abgereist. Ihre Königliche Hoheit die Erbprinz essin von Hohenzollern ist gestern nach Potsdam zurücgekehrt.
Waldeck und Pyrmont.
* Arolsen, 3. März. Se. Durchlaucht der regierende Fürst Georg Victor zu Waldeck und Pyrmont hat ich im Schlosse zu Bückeburg mit Ihrer Hoheit der Prin⸗ zessin Luise zu Schleswig-Hsolstein-Sonderburg⸗ Glücksburg verlobt. Ihre Hoheit, geboren zu Kiel am 6. Januar 1858, ist die Schwester Sr. Hoheit des Herzogs Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Son⸗ derburg-Glücksburg und die Nichte Sr. Majestät des Königs von Dänemark.
Deutsche Kolonien.
Von der deutschen Schutztruppe für Sü d west⸗ Af rika berichtet das „Deutsche Colonial⸗Blatt“ in Folgendem: Hauptmann von Frangois ist am 1. Dezember v J. mit Lieutenant von Fran ois, 17 Reitern und 3 Wagen von Windhoek aufgebrochen und am 14. Dezember in Otivzondyupa (Waterberg) eingetroffen. Von hier aus beabsichtigte Hauptmann von Frargois mit 9 Reitern
und 2 Wagen die nördlicheren Gegenden des Schutzgebiets zu
bereisen. Ber Rest der Mannschaft brach am 15. Dezember unter Lieutenant von Frangois über Omburo, Omaruru, Okombahe, Ubib nach Tsaobis (Wilhelmsfeste) auf und traf daselbst am 6. Ja⸗ nuar d. J. ein.
Der Weg war durchgängig gut. Schwierigkeiten bereitete er nur dem Ochsenwagen bei Ueberschreitung des Omaruru⸗Flusses, welcher von den Omatoko. Bergen an den Weg begleitet und in Folge starken Regenfalles mit Wasser angefüllt war. .
Der Weg führt bis Omaruru über ebenes Gelände, welches in einer Entfernung von etwa drei deuischen Meilen durch 20) bis 300 m hohe Randgebirge eingefaßt wird. .
Von Omaruru ab ist die Terraingestaltung von welliger und in der Nähe des Tsoachaub von bergiger Natur.
Der Bodenuntergrund ist von Waterberg bis Omaruru von lehmiger und von letzterem Orte an von sandiger Beschaffenheit. Bis Omaruru ist die Bedeckung vorherrschend Wald. Von hier ab passitt man hauptsächlich mehr oder weniger dichtes Buschfeld, welches in den Tiefenlinien durch Wald unterbrochen wird.
Die Weidegründe sind auf dem ganzen Wege vorzügliche und ernähren Tausende von Rindern und Kleinvieh.
Die meift seitwärts der Straße zerstreut wohnende Bevölkerung ist als eine mittelstarke zu bezeichnen. Zusammenbängende Ditschaften befinden sich nur in Omburo, Omaruru und Okombahe.
Dmburo zählt etwa 10 Lehmhäuser und 30 Pontocs, Omaruru 40 Lehmhäuser und 500 Pontocs und Okombahe 20 Lebmhäuser und 150 Pontocs. In letzterem Orte bestehen zwei Drittel der Be⸗ völkelung aus Bergdamaras, die durch Gartenbau und Viebzucht zu einer gewissen Wohlhabenbeit gelangt sind. Leider hat der in diesem k früh abkomme. de Fluß einen großen Theil der Ernte vernichtet.
Die Truppe wurde überall von den Hereros auf das Freundlichste aufgenommen. Fast an allen Orten wurde ihr zum Schlachten eig Ochse oder Hammel als Geschenk überreicht.
Viele der Hereros so auch der Häuptling von Okombabe ver— sicherten, daß es sie ungemein gefreut habe. Theile der Truppe zu sehen. Die kurze Zeit des Zusammenseins hätte vollkommen genügt, sie von Vorurtheilen abzubringen, die sie bis dahin gegen die Truppe gehabt hätten.
Die Station Wilbelmsfeste wurde in guter Ordnung vorge⸗ funden. Die Ernte im Garten hat alle Erwartungen übertroffen. Mais, dessen Kolben 600 bis 709 Körner zählten, und die verschie⸗ densten Kobl⸗ und Melonenarten standen vorzüglich. Dagegen waren die angepflanzten Wein⸗ und Feigenableger des salzigen Bodens wegen eingegangen.
Der Gesundheitszustand der Mannschaft war, trotzdem augen⸗ blicklich im Lande die Influenja stark auftritt, ein vorzüglicher.
Am 9. Januat d. J gedachte Lieutenant von Fran Kois über Otjimbingue und Okahandja nach Windboek aufzubrechen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wie die „Presse“ meldet, sollen die österreichisch⸗ deutschen Handelsvertragsverhandlungen in aller— nächster Zeit wieder aufgenommen werden, der Abschluß der meritorischen Verhandlungen stehe unmittelbar bevor; wenn die Seitens der deutschen Regierung ertheilten Instruktionen bezüglich der Holz- und Getreidezölle befriedigender Natur seien, könnte die endgültige Redaktion des Vertrages zu den Osterfeiertagen beendet sein. ; ö.
Das „Fremdenblatt“ hebt hervor, der frühere serbische Minister-⸗Präsident Gruic habe für nothwendig erachtet, die an Serbien mahnend herantretenden Nothwendigkeiten zu berück=
sichtigen. Wenn nun auch Minister Präsident Pasic erklärt habe, sich von diesen Grundsätzen leiten lassen zu wollen, so sei immerhin zu berücksichtigen, daß seine politische Ver— gangenheit nicht geeignet sei ein festes Vertrauen in seine korrekt lautenden Worte antstehen zu lassen. Man werde die Thaten abwarten, um sich vor Allem zu überzeugen, ob er neben dem Willen auch die Kraft besitze, sein löbliches Programm nöthigenfalls auch gegen den radikalen Klub durch⸗ zuführen, welcher eine Macht sei, mit der man rechnen müsse, die aber unberechenbar sei. Man könne dem neuen serbischen Kabinet nur reservirt und abwaxrtend gegenüberstehen, so lange Pasic seine Kraft nicht thatsächlich bewährt habe. Es sei ein großes Hinderniß zu überwinden, darin bestehend, daß der unverantwortliche Führer des radikalen Klubs dem ver— antwortlichen Ministerium die politische Richtung zwingend vorzeichne.
Bei den gestrigen Reichsrathswahlen in den Land— gemeinden Niederösterreichs wurden unter zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung sieben Antisemiten und ein Klerikaler gewählt. Die Deutsch Liberalen verloren mithin in den niederösterreichischen Landgemeinden vier Sitze. In sechs Stadtbezirken wurden die bisherigen deutsch⸗liberalen Ver— treter wiedergewählt.
Die Landgemeinden von Salzburg wählten den deutschkonservativen Abgeordneten Lienbacher und den katholisch⸗ konservativen Abgeordnelen Fuchs; in den Landgemeinden der Bukowina wurden zwei Rumänen und ein Ruthene gewählt. In den zehn mährischen Land⸗— gemeinden wurden zwei Deutsche, ein Deutschnationaler, sechs Altczechen und ein Vertreter der Bauernpartei gewählt. Die Altczechen verloren einen Sitz an die Bauern⸗ partei, die Deutschen einen Sitz an die Deutschnationalen. In einem Bezirk ist das Resultat noch nicht ermittelt; unter den Gewählten befindet sich auch der Minister Prazak. In 25 Landgemeinden Galiziens wurden 18 Polen, 7 Jung⸗ ruthenen gewählt, von einem Bezirk steht das Wahlresultat noch aus, eine Stichwahl ist erforderlich. Die Polen verloren drei Sitze; unter den Gewählten befindet sich der Führer der Jung— ruthenen Romanczuck. In 17 czechischen Landgemeinden wurden 18 Jungczechen und 10 Deutsche gewählt. Die Deutschen behaupteten die bisherigen Bezirke und gewan⸗ nen den Bezirk Leitomischl, welchen bisher Heinrich (wild) vertreten hatte. Die Alteczechen verloren 13 Mandate. Der zweite und dritte Wahlkörper in Triest wählte Burgstaller (Coroniniklub) wieder.
Im ungarischen Unterhause legte der Minister für Landesvertheidigung Freiherr von Fejervary ein Gesetz vor, welches die Regierung ermächtigt, 35 000 Repetirgewehre bei der ungarischen Waffenfabrik zu bestellen, welche den Reservevorrath der ungarischen Landwehr ergänzen sollen. Die 4 beginnt mit Oktober 1892 und läuft Ende
895 ahb.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Unter haussitzung erklärte der Unter— Staatssekretär Fergusson auf eine bezügliche Anfrage: es werde die Bezeichnung „Sudan“ auf ausgedehnte Gegenden in Afrika angewendet, von denen sicher nicht alle zu Egypten gehörten; England habe nicht die Verpflichtung übernommen, die Grenzen der egyptischen Souveränetät im Sudan zu definiren; eine Vermehrung der egyptischen Armee sei nicht beabsichtigt.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Sydney vom 2. d. gemeldet wird, ist die nationale australische Föderations-Konvention gestern dort eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde der Premier von Neu⸗Süd-Wales Sir Henri Parkes, zum ersten Vize⸗Präsidenten Sir Samuel Dreffith, der Premier von Queensland, gewählt.
Ueber die Expedition in Birma meldet ein Telegramm des „R. B.“ aus Rangun vom 1. März:
Brigade⸗General Wolseley, welcher jetzt die Operationen im Wuntho-⸗-Distrikt leitet, ist nach Pinlebu abgerückt, wohin sich der Tksawbwa, wie es beißt, geflüchtet hat. Das Katha -⸗Detachement ist in Kpurgan eingetroffen, nachdem es nur auf geringen Wider stand gestoßen war. Gestern rückte das Detachement auf das be— festigte Banm auh.
Frankreich.
Ea ris, 3. März. Von unterrichteter Seite wird, wie W. T. B.“ meldet, gegenüber den Unterstellungen einzelner Blätter mitgetheilt, es sei nunmehr konstatirt, daß die fran⸗ zösische Regierung die Besichtigung des Schlosses zu Versailles Seitens Ihrer Majestät der Kaiserxin Friedrich erwartet und Vorbereitungen zu einer Zeit getroffen habe, als in der Umgebung der Kaiserin von einer Absicht Allerhöchstderselben, Versailles zu besuchen, noch Nichts bekannt gewesen sei.
Die „Liberté“ beleuchtet die Ursachen der jüngsten Agitationen und fragt, wie die formell aufgelöste Patrioten— liga eine solche in den letzten Tagen zu Tage getretene Rolle habe spielen können; von der ihr bewiesenen Toleranz er⸗ muthigt, würde sie eines Tages einen furchtbaren Zwischenfall dervorrufen, welchen gut zu machen es zu spät sein werde. Bestern habe man den Schreiern anläßlich der Aufführung des Thermidor“ nachgegeben, heute schweige man Angesichts der Demonstrationen sogenannter Patrioten. Das Blatt wirft die Frage auf, ob das Regieren und Ordnung und Gesetz ver— theidigen heiße.
Der Minister des Innern Constans hat die Renn— vereine der Departements Seine und Seine et Qise von dem Beschluß in Kenntniß gesetzt, durch welchen das Wetten auf Rennplätzen in Zukunft untersagt ist und jede Art von Spiel vom 8. März d. J. ab überhaupt verboten wird. Eine ähnliche Mittheilung wird demnächst auch den Renn⸗ vereinen in der Provinz zugehen.
In der Deputirtenkammer xrichtete gestern der Abg. Graf Douville-Maillefeu an die Regierung eine An⸗ frage, welche Maßregeln dieselbe zu ergreifen gedenke, um dem Skandal der öffentlichen Spiele in Monaco ein Ende zu machen. (Lärm.) Der Minister bes Aeußern Ribot verlangte die unmittelbare Berathung über diese Anfrage. Graf Douville⸗Maillefeu führte aus, die Regierung habe unbeschadet der einem y, und schwachen Nachbar geschuldeten Rücksichten, das Recht, demselben gute Rath— schläge zu ertheilen. Der Minister Ribot antwortete, Mo— naco sei ein ungbhängiges Fürstenthum, über welches Frank— reich keinerlei Protektorat ausübe. Eine diplomatische Ver— handlung, wie sie der Fragesteller wünsche, sei nicht zu empfehlen. Der Vertrag der Gesellschaft, welche die Spiele leite, sei noch nicht abgelaufen. Der Minister gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, die Kammer werde nicht verlangen, daß
er bezügliche Verhandlungen einleite (Beifall). Graf Dou⸗ ville⸗Maillefen zog hierauf seine Anfrage zurück. — Der Abgeordnete Méline brachte einen Antrag ein, wonach alle im März neu besäten Felder im Jahre 1891 von der Grundsteuer befreit sein sollen, und verlangte die Dring⸗ lichkeit für diesen Antrag. Der Ackerbau⸗Minister Develle sprach sich für den Antrag aus, wofern sich derselbe nur auf die kleinen Landwirthe erstrecken solle, denen dadurch eine Ermuthigung zu Theil würde. Hierauf wurde mit 355 gegen 137 Stimmen die Dringlichkeit angenommen und auf Antrag des Finanz-Ministers Rouvier der Antrag mit 343 gegen 118 Stimmen an die Budgetkommission verwiesen.
Nach einer den gestrigen Abendblättern zugegangenen Mittheilung begiebt sich König Milan heute Abend mit dem Drient⸗Expreßzug nach Belgrad, um seinem Sohne König Alexander zur bevorstehenden Feier des Vational⸗ festtages am 6. d. M. einen Besuch abzustatten. Die Reise habe keinerlei politischen Zweck, der König werde nichts in der Haltung ändern, die er sich selbst auferlegt het
Rußland und Polen.
Der Kaiser empfing gestern den neu ernannten chine—⸗ sischen Gesandten in Audienz und nahm dessen Beglaubi— gungsschreiben entgegen.
Italien.
In der Deputirten kammer legte gestern der Schatz⸗ Minister Luzzatti die Abänderungen des Voran⸗ schlags pro 1891,92 vor und gab eine Darstellung der finanziellen Lage, deren Hauptpunkte einem Bericht des „W. T. B.“ zufolge nachstehende sind:
Das im Dezember des vorigen Jabres vorbereitete Budget, das mit einem Ueberschuß von 606 000 Lire abschloß, würde nach den letzten Vorkehrungen ein Gesammtdefizit von 383 Millionen er— geben, welches größtentheils von dem beträchtlichen Aus⸗ fall der veranschlagten Einnahmen berrühre. Luz;atti er— klärte, daß er im Wesentlichen die Voranschläge seines Vorgängers Grimaldi und die von demselben in Autsicht genommenen Ersparungen von 9 Millionen annehme, wodurch das Defizit auf 293 Millionen ermäßigt werde; er überreiche nur Ab— änderungen zum Voranschlage, wodurch sofort weitere 36 Millionen erspart würden; von diesen kommen 19 800 000 auf das Kriegs. und 63 Millionen auf das Marinebudget. Durch diese Ersparungen werde das Versprechen, welches der Minister⸗Präsident Rudini in der Sitzung vom 14. v. M. gegeben, indem er eine Verminderung des Defizits mit Einschluß der außerordentlichen Heerekauslagen um 18 Millionen zu— sagte, noch übertroffen. Mit den 36 Millionen werde nicht nur das ganze auf 29 Millionen festgestellte Defizit gedeckt, sondern es bleibe noch ein Ueberschuß von 7 Millionen, welche er in Verbindung mit weiteren 3 Millionen, die aus der Reorganisirung von Emissions⸗ Instituten resultiren, verwenden wolle, um den möglichen Ausfall von 10 Millionen bei der Einnahme aus der Konsumstener und den Geschäftstaxen zu decken. Durch die oben erwähnte Reorganisation werde man die Privilegien der Bankinstitute erneuern und den Kredit derart regeln, daß die Konkurrenz, welche sich die Emissionsbanken gegenwärtig macken, aufhöre. Gleichzeitig werde eine wirk— samecre Üeberwachung ihrer Operationen Platz greifen. Vor Allem müsse das Budget ⸗Gleichgewicht daju beitragen, die Einnahmen zu steigern und ihnen die verlorene Elastizität wiederzugeben. Dazu würde auch eine energische Initiative zu Er⸗ sparnissen bei den Eisenbahn⸗Tarifen und den überseeischen Export- sowie den Transit ⸗Tarifen beitragen, ferner die Unterhandlung zur Erzielung guter Handelsverträge, welcher die gegenwärtig in Europa herrschende Strömung förderlich zu sein scheine — zur großen Ehre für die Civilisation —, eine Reorganisation des Geldumlaufs, die allgemeine Entwickelung der ländlichen Kredit ⸗Institute, welche die Regierung ins Auge gefaßt habe, endlich Gesetze zu Gunsten der In validen und Veteranen der Arbeit. Luzzatti sprach als— dann von der Lage des Staatsschatzes. Zur Herabminderung der Schuld beantragte er gewisse Ersparungen und Erhöhungen der Ein— nahmen, die von dem früheren Kabinet vorgeschlagen worden seien, sowie eine Reform des Lotteriewesens, wodurch er einen Mehrertrag von 2 Millionen erhoffe. Ein neuer Gesetzentwurf werde die Abzüge der Beamtengehälter regelt. Die Mehreinnabmen bieraus würden jofort sich auf zwei Millionen, nach und nach auf vier Millionen belaufen. Ein weiterer Gesetzentwurf werde die Reorganisation der Eisenbahn⸗ und der Patrimonialkassen ohne Mehrbelastung der Steuerzahler bezwecken. Da der Arbeits⸗Minister die Eisenbahnbau Ausgaben pro 1891/92 um 19 Millionen berabmindere, so würden auch durch die Ausgabe einer geringeren Anzabl von Eisenbahn ⸗ Obligationen Budget und Staats—⸗ kredit eine erhebliche Erleichterung erfahren. Uebrigens würden nur reichlich erwogene Eisenbahnvrojekte zur Ausführung kommen. Auf diese Art sei es dem Kabinet innerhalb weniger Tage gelungen, in den effektiven Ausgaben 386 Millionen ohne Schwächung des öffent⸗ lichen Dienstes und der Kraft von Armee und Marine, welche die Vertbeidigunß des Landes und dessen Stolz bildeten, zu schwächen. Rechne man dazu die Erhöhung der Einnahmen um mehr als 10 Millionen, die Herabminderung der Eisen— bahnbau Ausgaben um 19 Millionen und die bereits eingeführten Ersparungen von 9 Millionen, so ergebe sich eine Besserung der Finanzlage um zusam men 74 Millionen. So werde das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben sowie die Be— wegung der Kapitalien gesichert. Sollten die Einnahmen weiter, als man eiwarte, herabgehen, so werde man für andere Ersparungen organischer Natur sorgen; darauf abzielende Studien hätten in allen Dienstzweigen bereits begonnen. Man müsse entschieden decentralisiren. Er werde der Kammer dankbar sein, wenn sie noch weitere Ersxarnißquellen angeben wolle. . .
Ueber den Verlauf der Debatte, die sich an die Rede Luzzatti's knüpfte, meldet „W. T. B.“:
Imhbriani nahm auf die Erklärungen Betreffs der Gehalte der kleinen Beamten Bezug und meinte: man habe keine Ersparungen in der Civilliste beantragt. (Lärm) Der Minister⸗Präsident di Rudini antwortete, die Erklärungen Luzzatti's betiäfen nicht die kleinen Beamten. Betreffs der Civilliste brauche man an höchster Stelle weder die Rathschläge Imbriani's, noch jene der Regierung, um die Bedürfnisse des Landes zu verstehen. Italien sehe und wisse es, wie der König jeine hohe Aufgabe erfülle. (Lang anhal⸗ tender Beifall) Der Präsident der Kammer bemerkte gegenüber Imbriani: er hatte auch sagen sollen, welche Verminderung die Civilliste durch die unversiegbare Mildthätigkeit des Königs er fahre. (Großer Beifall, anhaltende Rufe: Es lebe der Königh Lucifero kündigte eine Interpellation an über die Absichten der Re— gierung rücksichtlich der internationalen Beziehungen Italiens, ias besondere derjenigen zu den allürten Mächten. San Giuliano kündigte gleichfalls eine Interpellation an: ob es wahr sei, daß die russische Mission durch französische Besitzungen nach Abessynien gehe, und welchen thatsächlichen Zweck die . verfolge.
Vor Eintritt in die Tagesordnung war angezeigt worden, daß der Präsident der Depunirtenkammer Biancheri seinen Posten niederlegen wolle. Der Minister⸗Präsident di Rudini ersuchte das Haus, die Demission nicht anzunehmen, auch Zanardelli, Ercolo, Imbriani, Cavalotti und. Bovio be⸗ antragten, den Rücktritt nicht zu genehmigen. Die Kammer be— schloß schließlich fast einstimmig, die Demission des Präsidenten nicht anzunehmen. . r
Der Papst empfing gestern die Kardinäle, welche ihm zu dem heutigen Jahrestage der Krönung eine Adresse überreichten, und beantwortete dieselbe mit einer längeren Kundgebung, in welcher er dem „W. T. B.“ zufolge
ausführte: Er habe abermals ein kummervolles Jahr verlebt. Die gegenwärtigen Verhältnisse glichen denen zur Zeit Gregor's des Großen; wie dieser, so kämpfe auch er gegen äußere und innere Feinde. Er hege die besten Wünsche fur die Kirche im Orient und blicke mit Trost auf die Glaubensfortschritte in England; er höre nicht auf zu wiederholen, daß die Päpste die besten Wohlthäter und Freunde Italiens seien. Schließlich lobte der Papst die Regierungen, welche die Missionare als Pioniere der Civilisation beschützten, und kündigte an, Falls ihm vergönnt sein sollte, sein Bischofsjubiläum zu erleben, so werde er einen Theil der Gaben der Gläubigen zu demselben für die Bestrebungen der Anti-Sklaverei verwenden.
Epanien.
Die Cortes sind heute mit einer Botschaft der Königin-Regentin eröffnet worden. In der Botschaft wird, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Amnestie für politische Vergehen angekündigt. Die e n e, Spaniens zu allen Staaten werden als freundschaftliche bezeichnet. Es wird mit⸗ getheilt, daß die neue Regierung von Brasilien anerkannt worden ist und daß die Unterhandlungen mit Frankreich wegen der Abgrenzung der Gebiete in Guinea in herzlicher freundschaftlicher Weise fortgesetzt würden. Die Beziehungen zu dem Heiligen Stuhle seien sehr innige, wie dies auch den Gefühlen der Katholiken Spaniens entspreche. Die an den Kaiser von Marokko gerichteten Reklamationen hätten einen vollständigen Erfolg gehabt. Was die Handelzsverträge angehe, so habe die Regierung dieselben kündigen müssen, um auf neuen Grundlagen Zollabkommen mit den anderen großen Ländern zu treffen. Die Interessen des Handels, der Produktion und sonstige legitime Wünsche würden in Betracht gezogen werden. Die Botschaft kündigt sodann eine Reform des Strafgesetz— buchs, die Einführung eines obligatorischen Militär— unterrichts sowie die Verbesserung der Vertheidigungsarbeiten an. Hinsichtlich der finanziellen Angelegenheiten Spaniens wird hervorgehoben, daß es nothwendig sei, das Defizit zu beseitigen und die Ausgaben herabzumindern. Die Höhe der schwebenden Schuld erheische Konsolidirung in kürzerer oder längerer Zeit. Die Regierung sei mit der Arbeiterfrage be—⸗ schäftigt und werde sich auch fernerhin die Prüfung der sozialen Dinge angelegen sein lassen.
Rumänien.
Bukarest, 3. März. Der rumänische Gesandte in Brüssel Vacaresco ist dem „W. T. B.“ zufolge an Stelle des nach London versetzten Gesandten Plagino zum Gesandten in Rom und der Legations-Rath bei der rumänischen Gesandt— schaft in Paris Bengesco zum Gesandten in Brüssel er— nannt worden, der Legations-Sekretär bei der Gesandtschaft in Brüssel Nano ist zum Legations Sekretär bei der Gesandt⸗ schaft in Paris ernannt. Der Legations-Sekretär bei der Ge⸗ sandtschaft in Wien wird nach Brüssel versetzt und durch den gegenwärtigen zweiten Legations-Sekretär bei der Gesandt⸗ schaft in Berlin Mavrodi ersetzt.
Serbien.
Belgrad, 2. März. Die Meldung auswärtiger Blätter, nach St. Petersburg sei nicht die das Regierungs⸗ programm enthaltende Cirkularnote des serbischen Ministers des Auswärtigen, sondern eine Spezialnote gerichtet worden, wird hier als auf Erfindung beruhend be— zeichnet.
Schweden und Norwegen.
Christiania, 2. März. Das neue Ministerium Steen wird, wie ‚W. T. B.“ meldet, während der jetzigen Storthing-Session sich nur mit Erledigung der laufenden Geschäfte befassen. Nach den im Laufe dieses Jahres stattfindenden Neuwahlen will sich das Ministerium vorbehalten, Betreffs der auf die Union zwischen Schweden und Norwegen bezüglichen Angelegenheiten Anträge zu stellen und die übrigen großen Reformvorlagen zu fördern.
Dänemark.
(E) Kopenhagen, 28. Februar. Der Folkethings⸗ aus schuß, dem der Gesetzentwurf, betreffend die Fabri— kation und den Handel mit Margarine c., zur Vor—⸗ berathung überwiesen war, hat seinen Bericht erstattet. Der Ausschuß beantragt, die Dauer des Gesetzes auf fünf Jahre zu beschränken, da die Meinungen bezüglich dieser Frage noch sehr getheilt seien; eine Minderheit vermeint . daß die mit dem vorläufigen Gesetz gemachten Erfahrungen genügen, um zu einer schließlichen Ordnung der Frage schreilen zu können.
Mit dem in diesen Tagen von Island zurückgekehrten Postdampfschiff „Laura“ sind die ersten diesjährigen Nach⸗ richten von jener fernen Insel eingetroffen. Wie aus Reyk— javik vom 30. Januar geschrieben wird, ist der Winter dort ungewöhnlich mild gewesen. Im November und Dezember wurde nur dann und wann auf den niedrigeren Gebirgszügen etwas Schnee gesehen, und um Weihnachten und Anfangs Januar zeigte sich sogar in den Gärten und auf den Weiden junges Grün. Erst am 19. Januar kam ein ordentlicher Schneesturm, der einige Tage dauerte, dann trat aber wieder Thauwetter ein und am Ende des Monats war aller Schnee verschwunden. Für die Landwirthe war der Winter sehr günstig, da die Schafe meistens ihr Futter im Freien suchen konnten. Bei der Volkszählung am 1. November 1899 hatte die Stadt Reyklavik 3711 Einwohner, wovon 1706 männlichen und 2005 weiblichen Geschlechts waren.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Nachdem der zum Land⸗ kommissar auf Samoa ernannte Henry Hatherton Die Uebernahme dieses Postens abgelehnt hat, ist, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, nunmehr Henry Ide zum Land⸗ kommissar ernannt worden.
Der Kongreß hat mit 140 gegen 120 Stimmen die Post-Subventionsbill als Ersatz für die Schiffs-Sub⸗ ventionsbill des Senats angenommen. Die Vorlage weicht von der Post⸗-Subventionsbill des Senats nur in einem Punkte ab, in welchem sie die den Postdampfern zu gewährende Subvention um 33 Proz. reduzirt. Die Bill theilt die Postdampfer in vier Klassen, in deren erste nur Schiffe von 8000 Tons mit einer Fahrgeschwin— digkeit von 20 Knoten in der Stunde kommen. Die den Post— dampfern zu gemährende Subvention soll nach der Bill für die Schiffe erster Klasse 4 Dollars per Meile, für die zweiter 2 Dollars, für die dritter 1 Dollar und die vierter Klasse 60 Cents betragen. Zur Annahme dieser Amendements ist