1891 / 55 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

5) Das Reichs ⸗Versicherungs amt hat sich aus Anlaß einer An⸗ frage, vorbebaltlich seiner instanzmäßigen Entscheidung, welche ins besondere im Revifiong verfahren erfolgen kann, unter dem 31 Januar 1891 dabin ausgefprochen, daß Lehrlinge, denen als Entgelt für ibre Beschäftigung an Stelle des freien Unterbalts Mer freien Kost und Wohnung) ein Baarbetrag gezahlt wird, der Versicherungepflicht nach Tem Indaliditäts. und Altersversicherungsgesetz unterliegen, da die Ausnabmebestimmung des §. 3 Absatz 2 a. a O. in diesem Falle nicht zutrifft.

6) Für die Berechnung derjenigen Invaliden und Altersrenten, welche nicht vom Beginn eines Monats ab zur Auszahlung gelangen, vder' welche vor dem Schluffe eines Monats in Wegfall kommen hat das Reichs ⸗Versicherungsamt mittels Verfügung vom 16. Dezember 18980 den Vorstaäͤnden der Invaliditäts⸗ und Alters versicherungẽ · anftalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen empfoblen, den Grundfatz festzuhalten, daß bei Theilbeträgen der Monatsrate einer Rente Bruchtheile unter 5 3 wegzulassen und Bruch⸗ theil?! von 4 3 und darüber auf volle Pfennige abzurunden eien. Die hinsichtlich der Berechnung folcher Theilbeträge für das Gebiet der Unfallversicherung getroffene Entscheidung kes Reiche⸗Verstcherungtamts vom 15. Juni 1386 in vergleichen Bescheid 191, Amtliche Nachrichten des R. V. A. 1886 Seite 160), wonach die wirkliche Zahl der Tage des betreffenden Monats, nicht aber Tie Durchschnittẽ abl 30, zu Grunde zu legen ist, wird auch auf die Invallden⸗ und Alters renten Anwendung ju finden haben.

7) Die Frage, auf wessen Kosten die Formulare für die gemäß

§. 1035 Absatz 2 des Invaliditäts und Alters versicherungẽ gesetzes aus zustellenden Bescheinigungen, betreffend die Endzablen aus der Auf⸗ rechnung der Quittungskarten, zu beschaffen seien, ist von dem Reichẽ⸗ Versicherungsamt in Uebereinstimmung mit den betheiligten Landes⸗ Fentralbeb orden unter dem 2. Februar 1891 dahin beantwortet worden, daß die Beschaffung der gedachten Formulare und die Ueber⸗ nahme der Kosten für dieselben nicht den Invaliditäts, und Alters— versicherungẽt anstalten, sondern den für die Ausstellung und den Um— tausch der Quittungekarten zuständigen Stellen obliege.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ist bei dem Verkauf eines Mietbshauses der Kaufpreis unter Zugrundelegung des zeitigen Miethsertrages vereinbart und ist hierbei Käufer vom Verkäufer über die Höbe des Mierths⸗ ertrages getäuscht worden, so kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Cirilsenats, vom 10. Dezember 1890, Käufer Schadenersatz beanspruchen, auch wenn der wirkliche Werth des Grundstücks der Kauffumme ent spricht. Bei Schätzung diefes Schadens darf der Richter dem auf unrichtiger thatsãch⸗ licher Grundlage berechneten Kaufpreise dieienige Summe gegenüber⸗ stellen, welche sich ergiebt, wenn der Kaufpreis nach den gleichen Grundsaͤtzen unter Zugrundelegung der richtigen Miethserträge be⸗ rechnet worden wäre.

Ein durch einen Anderen körperlich Verletzter hat, nach einem Urteil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 22. Dejember 1890, die Vornabme einer zu seiner vollständigen Heilung erforder⸗ lichen schmerzhaften Operation, wenn dieselbe noch vernünftigem Ermessen für den Verletzten besondere Gefahren nicht mit sich führt, geschehen zu laffen, widrigenfalls er einen Schadensersatz⸗ anspruch wegen der durch die nicht vollständige Heilung verursachten dauernden Verminderung feiner Erwerbefähigkeit gegen den Verletzten nicht geltend machen kann.

Aunft und Wiffenschaft.

Im Gurlitt'schen Salon sind gegenwärtig die Bilder einer Anzahl jüngerer Münchener Künstler ausgestellt. Von diesen erscheint der Sohn des verstorbenen Landschafters Morgenstern noch am Charakteristischsten; sein einsamer „Waldweiher“, an dem das gefällte Holz aufgesetzt steht und den melancho⸗ lischen Eindruck des Herbstes erhöhen hilft, vermag den' Beschauer noch zu fesseln; was aber die als vollendete Bilder in Goldrahmen auftretenden Studien Strehmel's, weiche abgemähte Felder mit Garben darstellen, künstlerisch Anziehendes haben sollen, erscheint um so zweifelhafter, als selbst der bloße Anblick der dick aufgetragenen, schattenwerfenden Selfarbe befremdend und störend wirkt. Von seinen Figuren ist weder die „Klöpplerin“ noch das in einem armseligen Materialwaarenladen sitzende Mädchen, welches ebenso blau

gekleidet ist, wie die Waare im Schaufenster, ansprechend; . 1 Uh! J lungen von Wetterzeichen, wie ja das Spstem des

dagegen bekunden die sich mit Lesen unterhaltenden „beiden Backfische“ eine tiefere Auffassung des Malers. letztere vorhanden, kann überhaupt diese Art der bloßen Naturnachahmung auf künstlerische Bedeutung An⸗ spruch machen. Dies tritt am Schlagendsten bei dem iin oberen Saale befindlichen Bilde von Uh des; „ein schwerer Gang“ zu Tage. Hier ist auch nur eine dürftige, von ent⸗ blätterten Weiden eingefaßte, vom Regen aufgeweichte Dorf⸗ straße zu sehen, welche sich in der Abenddämmerung des Herbst⸗ tages zu den ärmlichen Häusern verliert, aus deren Fenstern schon das Lampenlicht hervorschimmert; hierhin eine Frau zu geleiten, bemüht sich ein Arbeiter, welcher, nach seiner Säge und dein im Sack steckenden Beile zu urtheilen, als Zimmer— mann von der Arbeit heimkehrt. Die Frau ist schwach und krank geworden, fodaß sie von dem Manne am linken Arm' sestgehalten werden muß, um sie vor dem Hinfallen zu schützen; der rechte Arm hängt schlaff herunter und vermag kaum den Arbeitskorb zu halten. Obwohl man beider Perfonen Gesicht nicht voll zu sehen vermag, denn er blickt mitleidsvoll zu ihr herab und sucht sie mit tröstenden Worten aufzurichten, so ist doch durch die gesammte Haltung der Figuren zu einander die Innigkeit ihres Verhältnisses, das auf hülfespendender Liebe beruht, dergestalt klar und er⸗ greifend zum Ausdruck gebracht, daß Jeder, der dies Gemälde betrachtet, an diesem Vorgange selbst Theil nimmt und nur wünscht, daß es dem Manne gelingen möge, die kranke Frau auf der schmutzigen Straße und durch die schon aufsteigenden Nebel zur Statte gleichgesinnter Menschenfreunde zu retten! Neben diesem ernsten Gegenstand wirken die zwei sich rechts und links anschließenden Bilder heiteren Inhalts um so eindringlicher, als sie in Farbe wie Form gleich vollendet erscheinen. Der Pariser Kühl führt uns ein junges holländisches Mädchen vor, welches aus lauter unschuldiger Freude am Leben über das ganze Gesicht lacht“; sie hält ihre große Do ge mit der Linken am Halse und tragt in der Rechten einen Korb, über dem sie rothen Mohn ausgebreitet hält: das ist Alles so treu und wahr gemalt, daß Jeder mitlachen muß, welcher sich noch an Feldblumen und Dunden zu erfreuen vermag. Noch erheitern der weiß der Venetianer Zezzos in einer größeren Aquarelle das kleine weibliche „Modell“ zu schildern, welches der zu ihm kommende Maler diesmal nur mit Schwierigkeiten zum „Sitzen. dewegen kann; denn es dreht ihm, schalkhaft vor sich hinlächelnd, den Rücken? zu und bleikt jchmollend auf der Straße stehen. JZetzos ist ein würdiger Rivale Passinis gt⸗ worden; das beweist nicht nur dieses Bild, sondern

. 833401 m1 1 9 voraus (lagur 9

Nur wenn

auch jeder seiner Studienköpfe, von denen fich hier. zwei weibliche vorfinden. Zum Schlusse sei noch auf ein äußerst schwermüthiges „Herbststimmungsbild“ von Böcklin, eine Baumlandschaft von G. Gude in großem Format und eine Reihe Reisestudienblätter hingewiesen, welche E. Haus⸗ mann theils in Oel, theils in Aquarell in Sizilien auf⸗ genommen und recht flott behandelt hat.

Endlich sei noch eine Marmorbuste erwähnt, welche der Bildhauer A. von Volkmann, der Sohn des berühmten Chirurgen, ausgestellt hat; dieselbe ist ziemlich energisch ge⸗ tönt und macht mit ihren hellblauen Augen, dunklem Haar und lieblichen Wangen einen frischen und lebens wahren Eindruck. G. I- S.

4 In der gestrigen Sitzung des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorolggischen Gesellschaft stellte zu⸗ rächst der Vorsitzende Hr. Dircktor, Professor Dr. Schwalbe den von Hrn. Professor Dr. Hellmann erstatteten Jahresbericht für 1890 zur Erörterung; derselbe gab indessen zu weiteren Bemerkungen keinen Anlaß,. In dem Bericht werden die Veränderungen mitgetheilt, die während des Jahres 1890 im Netze der Regen⸗ stalionen vor sich gegangen, welche der Verein westlich von Berlin unterkält. Die Stätlon auf dem großen Gartengrundstück in der Ritterstraße 98 stellte ibre Funktionen im April ein, da das Terrain verkauft und kebaut wurde; an dieser Stelle batte der verstorbe ne Professor Arndt kereits im Jahre 1857 Niederscklagsmeffungen vorgenommen. Auch die Beobachtungen in Martinikenfelde mußten wegen Besitzwechsels eingestellt werden, wärend andererfeits für die zwischen Charlottenburg und Rubleben gelegene Villen Kolonie Westend ein neuer Beobachter, das Vereins⸗ mitglied Br. Freiberr von Danckel mann, gewonnen wurde, dessen Thätigkeit am 1. April ihren Anfang nahm. Nach Fest⸗ stellung der gemachten Beobachtungen ist das Jabr 1890 zu den trockenften Jahren zu zablen, welche seit 1848, in welchem Jabre die regelmäßigen Messungen begannen, wahr⸗ genommen worden sind. Besonders zeichneten sich die Monate Februar und September durch großen Mangel an Niederschlägen aus. Ücher den Umfland, daß in Folge der geringeren Zahl von Nieder⸗ schlagstagen bezw. Mengen, welche eine geringere Kompensation be⸗ dingt als bäufiger und Umfangreicher Regen, die einzelnen Stationen große Unterfchiede aufwiesen, gedenkt Professor Hellmann bei näͤchster Gelegenheit und im Zusam menhänge mit anderen Fragen zu berichten. Es folgte eine Reibe von Mittheilungen über die Beobachtungen, welche der Sert Berichterstatter bezuglich des Einflusses des Windes auf das Funktloniren von Regenmessern gemacht hat. Dabei gelangt Lerselbe zu dem Schluß, daß man einen Regenmesser auch hoch über dem Erdboden anfstellen könne, wenn man ihn nur gegen den störenden Einfluß des Windes sichert, und daß ferner nur gleichartig aufgestellte Regenmesser, d. b. solche, welche eeteris Faribus auch denselben WBindschutz genießen, vergleichbare Resultate liefern können. Schließlich bringt der Bericht eine Zufammenstellung von strengen Mittelwintern Berlins im 18 und 19. Jahrhundert, und zwar zählt Professor Hellmann 25 solcher Winter auf, in denen die Summe der Abweichungen der Temperatur von Desember und Januar zusammen mebr als 40 C. beträgt. Der Winter 1890/91 weist im Dezember eine weichung von 520 und im Januar eine solche von 2,50 auf. Ter strenge Mittelwinter 1880/81 begann am 25. Norember und endete am 23. Januar, hat also gerade 60 Tage angehalten. Er setzte sehr schnell und intensir ein, denn noch am 24. November betrug die Mitteltemperatur 3,0 und sank schon am 25. bis zu = 12,10 herab. In diefem bo tägigen Zeitraum hat sich das Minimum⸗ Thermometer nur einmal über Null Grad erboben (89. Dezember 0,20), dagegen ist das Maximum ⸗Thermometer nur an 38 Tagen unter Null Grad geblieben.

Den Vortrag des Abends hielt Professor Hellmann über Meteorologische Volksliteratur.“ Nach kurzer Erläuterung des Begriffes Volkeliteratur überbaupt wies der Vortragende darauf hin, daß die ersten Werke meteorologischen Inhalts sich lediglich mit dem Wetter insofern beschäͤftigen, als es sich um thatsächliche Beobachtung der Witterungsverhältnisse handelt, während die Wetter⸗ einer fräteren Periode angebört. Es seien in dieser Rich. 6

e T tung das Buch

32 z am w 2. x orf ass - 25 Rris ke 5.1 1 . näher unt gewordenen Verfasser geschrieben, sucht seine Leser in

der Form von Frage und Antwort über allerlei Naturvorgäng⸗ zu ahnlichen

belehren. ähren man es in solchen und

Werken nur m tLeoretischen Auslassungen zu

finden si bereitßz zu Ende des 15. Jahrhundert e

thun hat, 8 Samm⸗ 8 auf die Wikterung bezüglichen Aberglaubens scon bei den Alten, den Baby— sfoniern wie den Griechen und Römern eine große Rolle gespielt hat. Im Lauf der Zeit entstand eine ganze Literatur von Wetterregeln, die naturgemäß besonders auch den ländlichen Verhältnissen Rechnung trugen, daher auch die Titel vielfach „Bauernregeln? und Bauerrpractica lauteten. Allmählich kam man dann dahin, Wetterküker für kestimmte Zeitraume iusammen ustellen, die Calendaria perpetuag. Der Vortragende gab nun des Weiteren einen umfaffenden eberblick aber die Kalender Literatur und die Ent⸗ wickelurg des Kalenderwesens, um sich in eingehender Weise mit dem Knauer'schen hundertjährigen Kalender zu beschäftigen und schließlich unter Hinweis darauf, daß auf dem in Rede stebenden Gebiete doch schon fo Manches beffer geworden, der Zuversicht Ausdruck ju leihen, daß der auf ben Einfluß der Witterung gerichtete Aberglaube mehr und mehr schwinden werde. Allgemeiner Beifall belohnte den Vortragenden wie auch den folgenden Redner Hrn. Premier Lieutenant Groß von der Militãr⸗ Lustschiffer Abtheilung, deffen interefsartem Vortrage über eine am 24. Februar d. J. unternommene und besonders in meteorologischer Beziebung ausgiebige Aëffabrt wir aus räumlichen Gründen nicht mehr gerecht zu werden vermögen

In Königsberg i. Pr. wurde am Montag in der Sitzung

des Vereins für wissenfchaftliche Heilkunde die Besprechung des Kochsfchen Heilverfabrens fortgesetzt. Der Stabsarzt Dr. Arndt bericklete von Versuchen, welchs im Militär⸗Lazareth an 38 Personen vorgenommen wurden und zwar bei 25 Einsxrritzungen zu tberäpeutischen, bei 13 zu diagnostischen Zwecken. Der Vortragende sprach fodann speziell über zehn Kranke, von denen vier starben und zwar zwei an umfangreicher Tuberkulose, zwei an anderen Krankheiten, während zwei als gebeilt entlassen wurden, zwei andere einen unveränderten und jwei einen verschlechterten Zustand zeigten. Die diagnostische Wirkung des Mittels hält Dr. Arndt nicht für un⸗ feblbar, da auch an Gesunden bedeutende Temperatursteigerungen beobachtet seien. Dr. Petruschki berichtete über zwanzig Patienten, bei denen ein recht guter Erfolg zu verzeichnen sei, da nur zwei Todes⸗ fälle eingetreten feien. Den Werth des Mittels erblickt dieser Redner in der Immunisirung des Körpers der Patienten. In Schwerin i. M. ist, wie die „Nat. Ztg.“ mittheilt, ein Comiis zusammengetreten zur Errichtung eines Denkmals für Heinrick Sckliem ann. Die gute Sache ist unter dem Protektorat des Großberꝛoss welcher sofort einen Beitrag von 1000 zugesagt bat, ins Leben getreten und der Aufruf von ea. sechzig der angesehensten Männer in Deutschland unterzeichnet worden. Die Centralstelle für die Beiträge bat Herr Bankdirektor Steiner in Schwerin.

Von der Münchener Kunstgus stellung berichten die MNeuesten Nachr., daß die baverische Regierung zu Ankäufen des Staats in der diesjäbrigen Jabresausstellung einen Betrag bis zu So O00 10 bestimmt und gleichzeitig zur Deckung etwa hervortretenden größeren Bedarfs für die Einrichtung und den Betrieb der Ausstellung die E ö. 26 6. *. 4

* raunschweig hielt gestern in dem ärztlichen Verein Dr. Richard Schulji, Vorsteher der medinnischen Abtheilung des

er Naur von Conrad von Megenberg aus dem Jahre 1356 und der Elucidarius aus dem 12. Jahrhundert erwähnt. Jenes stellt sick als das erste deutscke Buch dar, in welchem von Natur die Rede 1st; dieses, in lateinische Sprache von einem sündeutschen, nicht

Logan zum Course von & erschienen,

Heroglichen Krankenbauses, einen Vortrag über die Behandlung Kranker mit Koch'fcher Lymphe im Herzoglichen Krankenhause. Rachdem er die eirzelnen Beobachtungen und Erfahrungen bei 55 Patienten geschildert, kam Schul; zu dem Ergebniß, daß er die Angaben Professor Kochs vom 13. November v. J., nach welchen die Fälle beginnender Schwindsucht böchstgradig gebessert event. ge. heilt, vorgeschrittenere Fälle auch noch gebessert werden können! voll und ganz bestätigt gefunden bat.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Kok an der Rubr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 3. März gestellt 9853, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschtesien sind am 2. d. M. gestellt 4812, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Sub hastations · Resulta te. ö

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand das im Grundbuch von der Königstadi Band 13 Nr. 784 Al auf den Iamen des Tifchlermeisters Hermann Kosch eingetragene, in der Weydingerstraße 3 belegene, mit 1730 16 Nutzungswerth ver⸗ anlagte Grundstück zur Verfteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 62, FI c feftgesetzt. Ersteberin wurde die Frau Gummiwaaren · fabrikanlin H. Bierlich zu Rirdorf für das Meistgebot von 35 000 4

Beim Röniglichen Amtsgericht I Berlin wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung des dem Gastwirth Paul Lucke gebörigen, im Srundbuche von Heinersdorf Band 1' Nr. 10 verzeich⸗ neten Grundstäcks, und die Termine am 10. und 12. März d. J, aufgehoben.

—— Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn pr. Februar 1851 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen⸗ derkebr 45 429 6, im Güterverkehr 314 631 66, an Extraordinarien 141953 46, zusammen 374 213 , darunter auf der Strecke Fisch⸗ bausen = Palmnicken 3950 4 im Februar 1899 provisorisch 257 449 , mithin gegen den entfprechenden Monat des Vorjahres mehr 121 764 , im Ganzen vom 1. Januar bis 28. Februar 1891 681 523 6 -épro- pviforlsch Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Styl), gegen provisorisch 527 2165 6 im Vorjahr, mithin gegen den ent sprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 154 307 gegen definitiv hs Saß , im Vorjahr, mithin mehr 152 8.37

Leipzig, 3. März. (W. E. B.) RKammjing⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. vr. März 4,27 A, pr. Avril rr. Moi 430 d, pr. Juni 326 A, pr. Juli 66, vr. Auaust 435 6. pr. September 135 AM, pr. Oktober 4375 A, pr. November 43775 Æ, vr Dezember 4,37 S, vr. Januar 4,357 66. Umsatz 35 099 kg Schwach.

Wien, 3. März. (W. T. B.). Ausweis der Karl⸗ Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 21. bis 28. Februar 223 1161. Mehreinnahmen 37 446 Fl. die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 172 365 Fl. Mebreinnabme 21217 Fl.

London, 3. März. (W T. B.) „Reuter's Bureau⸗ meldet aus Buenos Ares, der Praäͤsident der Republik habe die Direktoren der Privatbanken zu einer Unterredung berufen, um deren Unterstützung zur Ordnung der finanziellen Angelegenheiten u erlangen. Man nimmt an, daß die Steuer von 2 0o auf Depots abgeschafft werde.

Manchester, 3. März. (W. T. B.) 12 Water Tavlor 64, zor Water Tavlor Sz, 208 Water Leigh 7t, 30 Water Glavton S5. Z2r Mock Brooke 8t, 40r Mavoll st, 40er Medio Wilkinkon st, 32 Warpcops Lees St, 36r Warpcops Rowland 8X, r Double Weston df, Sor Double Courante Qualität 126, 334 fs vards 15 X 16 grev Printers aus 32r 16r 1635. Ruhig.

Am sterdam, 3. März. (W. T. B.). Die heute von der Niederländischen Handelsgefell schaft abgehaltene Au ktion äber A 390 Ballen Java,, 155 Ballen und 2238 Kisten Padang⸗Kaffee ist, wie folgt, abgelaufen. Es wurden angeboten: 1463 Ballen Java Preanger hochgelb, Taxe Cent bz à 66. Ablauf Cent 67 à 67*. 7s Ballen do. gelb und blank, Taxe Cent 61 à 64, Ablauf Tent 637 à 653, 457 Ballen do. blaßgrünlich, Taxe Cent 60 à 603. Ablauf Cent 67 2 623. 2808 Ballen do. Tiilatjap, Taxe Cent 60 7, Ablauf Cent Sat à 64. 153 Ballen u 288 Kisten Padang J. B., Taxe Cent 685 à 70, Ablauf Cent 70 à 704. 893 Ballen

F J. B., Taxe Cent 673 à 68, Ablauf Cent 633 à 65.

lien do Solo, Tare Cent 60k à 60, Ablauf Cent 52 à 62t.

351 Ballen do. Flaßgrünlich, Taxe Cent 59 à 60, Ablauf Cent 59; 2 6 2543 Ballen Pasoeroean, Taxe Cent 583 3 60, Ablauf Cent 1. 1892 Ballen do. Tenger blaß, Taxe Cent 66. Ablauf Cent

1855 Ballen do. Ordin air, Taxe 4 à 584, Ablauf Cent 55m

3. 552 Ballen do. Liberia, Taxe Cent 593, Ablauf Cent 61.

Ballen do. Ordinär u. Triage, Taxe Cent 43 —, Ablauf 443. 257 Ballen B. S. und Diverse, Taxe —, Ablauf

Fonstantinopel, 4 März. (W. T. B.) Nach der Agence de Conftantinople“ ist das rade wegen Kon version der Defence

New⸗RYork, 3. März. (W. T. B.) Weizen ⸗Ver⸗ sHiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 25 O00, do. nach Frantreich do. nach anderen Häfen des Kontinents 30 000, do. don Ralffornien und Oregon nach Großbritannien 42 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 22 000 Qrts.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 8 100048 Dollars gegen 4943 103 Dollars in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Ansialten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer). New -⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: . Bestimmung. Zulda! Bremen 3. März in Bremerhaven. Saale“ Bremen 25. 3 von New⸗Jork. Werra Bremen 28. Febr. von New York. K New⸗ Jork 27. Febr. in New ˖ Vork. ö New⸗JYork 2. März in New Jork. abn. ö New Jork 26. Febr. von Southampton. J New Jork 2. März von Southampton. Bremen 3. Mär; in Bremerhaven. Bremen 25. Febr. von Baltimore. Baltimore 1. März in Baltimore. Baltimore 21. . Lizard passirt. Baltimore 28. Febr. Lijard passirt. Brasil und La Plata ⸗Linien: GJ Bremen 3. März von Antwerpen.

Leipzig'. ö 28. Febr. Las Palmas passttt.

Bremen

. Bremen 3. März von Vigo. Frankfurt?. Vigo, Bremen 25. Febr. von Buenos Aires. Berlin.. Ta Plata 24. Febr. in Montevideo. Baltimore Brasilien 20. Febr. in Babia. Oldenburg“

Rio, La Plata 23. ebr. Las Palmas passirt.

Hannover . t 8 . 28. Febr. von Antwerpen.

Graf Bismarck“ l gl rar. 1. März von Antwerpen. Linien nach Oft ⸗Asien und Auftralien:

aner !⸗, Bremen Febr. in Colombo.

wenn,, Ost · Asien Febr. in Sbanghai.

Sachsen . Ost · Asien Febr. in Aden.

. . Bremen ebr. in Aden.

Hohenstaufen! Bremen ebr. von Sydney.

‚Kaifer Wilh. II. Auftralien 26. Febr. in Colombo. Braunschweig ! Australien 2. Märj in Genua.

Amerika! Nürnberg“. München. Stuttgart“. Hermann!

M 55.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

18891.

Berlin, Mittwoch, den 4. März

m t ——ᷣQu—iuQKiQ a ·¶ᷣ·QKuiKiNi᷑o‚e/„„„„ „„

2

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Anläßlich der im Januar hier stattgehabten Versamm⸗ lungen beschäftigungsloser Arbeiter hat der hiesige Polizei⸗ Präfident auf Anordnung des Ministers für Handel und Ge⸗ werbe nähere Erhebungen über den Umfang der Arbeits- lofigkeit in Berlin während dieses Winters angestellt. Es sind bei diesen Erhebungen außer den Organen der Polizei auch der hiesige Magistrat, der Innungsausschuß der ver⸗ einigten Innungen, die Direklion der städtischen Straßen⸗ reinigung, der Berliner Verein für Obdachlose, die Armen⸗ und Waisenverwaltung, die Verwaltungen des Arbeits hauses und des Obdachs, der Kranken- und Siechenhäuser, sowie die Schul- Steuer- und Sparkassen-Verwaltungen gehört worden.

So sehr von allen Seiten die Schwierigkeit, die Anzahl der Arbeitstosen auch nur annähernd richtig anzugeben, betont wird, so bestimmt wird doch auch von allen vorgenannten Be⸗ hörden die Ansicht vertreten, daß die in den „Versammlungen beschäftigungsloser Arbeiter“, die insbesondere am 135, . 26. 28. und 29. Januar d. J. hierselbst stattfanden, an⸗ gegebenen Zahlen ganz bedeutend übertrieben sind und die wirkliche Zahl der Akbeitslosen eine ganz er⸗ heblich niedrigere ist. Während nämlich in jenen Versamm⸗ lungen, die durch sozialdemokratische Agitatoren berufen und geleitet worden sind, die Zahl der Arbeitslosen auf 50 bis 6 659 und in der Seitens einer solchen Versamml ung an die Stadtrerordneten⸗Versammlung hierselbst gerichteten Pe⸗ ntion auf 2 00 angegeben wurde, kann jene Zahl aller⸗ höchstens auf 20 bis 25000 geschätzt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß zu dem Zeitpunkte, an welchem die polizeilichen Ermittelungen stattjanden, namentlich in Folge des inzwischen eingetretenen Witterungsumschlages, die Zahl der Arbeitslosen bereits stark im Abnehmen begriffen war; trotzdem ist, soweit dies möglich, die im Laufe der vorangegangenen Wochen erreichte höchste Zahl festgestellt worden. Die Zahlenangaben der S832 Polizeireviere dürfen zwar naturgemäß, da der Berechnung nicht überall die gleichen Gesichte punkte zu Grunde gelegt worden sind, auf absolute Zuverlässigkeit keinen Anspruch machen, genügen aber immerhin, um eine ungefähre Schätzung vorzunehmen.

Eine Zusammenstellung dieser Zahlenangaben ergiebt eine Gesammtzahl von etwa 20 000 als höchste erreichte Ziffer der Arbeitslosen.

Die ganz überwiegende Mehrheit dieser Anzahl besteht und bestand nun aber aus Bauhandwerkern oder solchen Arbeitern, deren Beschäftigung mit der Bauthätig⸗ keit in Zusammenhang steht und von ihr beeinflußt wird, und gerade bezüglich dieser damals vorübergehend be⸗ schäftigungslosen Personen ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sie in Folge des Eintritts wärmerer Witterung ihre Berufs⸗ arbeit wieder aufgenommen haben, also gegenwärtig nicht mehr arbeitslos sind.

Die auffallende Differen; zwischen dem Ergebnisse der zahlen⸗ mäßigen Ermittelungen und der oben erwähnten, in verschiedenen Verfaͤmmtungen leichthin ausgesprochenen Schätzung der Zahl der Arbeitslosen auf etwa 60 00 erklärt sich, abgesehen von der bewußten Uebertreibung auf Seiten der sozialdemokratischen Fuhrer der Bewegung, am Einfachsten dadurch, daß bei der letzteren Schätzung die nicht geringe Zahl der arbeitsscheuen Perfonen, Zuhälter u s. w. mitgerechnet worden ist.

Was das Verhältniß der Zahl der in diesem Winter Arbeitslosen zu derjenigen in früheren Jahren betrifft, so stimmen die um Auskunst ersuchten Organe in ihrer überwiegenden Mehrzahl darin überein, daß die Zahl der Arbeitslofen im gegenwärtigen Winter höher ist und zwar nach ungefährer Schätzung etwa um ein Drittel höher als in früheren Jahren in der entsprechenden Jahreszeit. Eine nähere zahlenmäßige Angabe Behufs, Anstellung eines Vergleichs mit dem Vorjahre ist nicht zu er⸗ möglichen gewesen, jedoch geht aus den voꝛliegen⸗ den Zusammenstellungen hervor, daß die gegen das Vorjahr bemerkbar gewordene Vermehrung der Arbeitslosigkeit sich fast ausschließlich auf dem Gebiete des Baugewerhes ge⸗ zeigt hat. Der Grund hierfür liegt in erster Linie in den diesjährigen Witterungsverhältnissen, insbesondere der früh⸗ zeitig eingetretenen und lange andauernden Kälte, die eine allgemeine Einstellung der Bauthätigkeit herbeiführte, während eine solche im Vorjahre nicht oder nur ganz vorübergehend stattgefunden hat.

Im Zusammenhang damit steht ein zweiter, vielfach an⸗ geführter und augenscheinlich besonders in den überwiegend von der Albeiterbe völkerung bewohnten Stadttheilen fühlbar gewordener Umstand, nämlich der im Laufe des letzten Jahres eingetretene starke Zuzug fremder Arbeiter nach Berlin. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein starker Prozentsatz der Arbeitslosen aus diesen fremden Arbeitern besteht, die, mit den hiesigen Verhältnissen weniger vertraut, sich nur schwer Arbeit verschaffen können, andererseits aber sich nicht entschließen, Berlin zu verlassen, weil fie oft durch Mieths verträge, Schuld⸗ verbindlichkeiten und dergleichen gebunden sind.

Alls dritter Grund der vermehrten Arbeits losigkeit, nament⸗ lich auf Seiten der industriellen Arbeiter, wird vielfach die in einzelnen Industriezweigen eingetretene bedeutende Ver⸗ minderung des Exports angeführt. Daneben erscheint aber noch als fernerer Grund der Mangel an Vertrauen auf Seiten der Arbeitgeber gegenüber den Arbeitern als Folge der zahlreichen im vorigen Jahre vorgekommenen Arbeits⸗ einstellungen, durch welche viele Arbeitgeber erheblich geschädigt worden sind.

Läßt sich aus den vorangeführten thatsächlichen Umständen die allerdings bedauerliche, nicht unerhebliche Zunahme der Zahl der Arbeitslosen wohl erklären, so liegt doch andererseits keine Veranlaffung vor, von einem außerge wöhnlichen Nothstande zu reden und dementsprechend besondere Maßnahmen für die * und Veschäftigung der Arbeitslosen in Erwägung

en.

Der hiesige Magistrat hat, wie auch der Verlauf der Sitzung der Stadtverordneten? Verfammlung vom 22. Ja⸗

nuar d. J, in welcher die oben erwähnte Petition zur Erörte⸗ rung gelangte, gezeigt hat, das Vorhandensein eines mit außerordentlichen Mitteln zu bekämpfenden Nothstandes mit Entschiedenheit bestritten und hat sich hierbei auf die übereinstim⸗ menden, sich ergänzenden Erscheinungen in der gesammten städtischen Verwaltung gestützt. Soweit Zahlenangaben zur Vergleichung der diesjährigen Zustände mit denen des Vor⸗ jahres zur Verfügung stehen, bestätigen dieselben zwar das Vorhandensein eines stärkeren Angebots von Arbeitskräften, be⸗ weisen aber auch gleichzeitig, daß diese Erscheinung wesentlich ihre Ursache in den abnormen Witterungsverhältnissen gehabt hat, und daß die Zahl der Arbeitsuchenden bei Eintritt der wär— meren Witterung sofort wieder gesunken ist.

So ergiebt z. B. der Bericht der Direktion der stãdtischen Straßenreinigung, daß sich bei dieser nach Eintritt des Witterungsumschlages (23. 4. Januar d. J.) nur noch ver— einzelte Arbeiter zur Verfügung gestellt haben, obwohl die Direktion in der Lage gewesen wäre, noch drei- bis vier— hundert Arbeiter aushülfsweise zu beschäftigen. Ein Ver⸗ gleich der von dem „Berliner Verein für Obdachlose“ angegebenen Zahl der in dessen Anstalten in den Winter— monaten des Jahres 1890 aufgenommenen Personen mit der entsprechenden Zahl des Jahres 1889 zeigt eine nur ganz unerhebliche Erhöhung im letzten Jahre, ein fernerer Beweis dafür, daß ein außerordentlicher Nothstand auch an dieser Stelle nicht bemerkbar gewesen ist.

Nach dem Gesammtergebniß der angestellten Ermittelungen ist die Zahl der Arbeitslosen in hiesiger Stadt während des jetzigen Winters von den sozialdemokratischen Versammlungen und Zeitungen ungemessen uͤbertrieben worden und die Noth— wendigkeit zu besonderen Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit bisher nicht hervorgetreten. Bemerkenswerth ist, daß in den letzten Wochen Klagen über großen Umfang der Arbeitslosigkeit auch nicht mehr laut geworden sind.

Unter den Versammlungen, welcke am Sonntag im rheinisch⸗ westfälischen Koblengebiet abgehalten wurden, war kie zu Gelsenkirchen besonders zahlreich besucht. Auf der Tagesordnung ftanden der „Fikf. Ztg.“ zufolge: 1) die neuen Forderungen und 2) Delegirtenwahl fuͤr den Pariser Kongreß. Zum ersten Gegen— ftand sprachen jahlreiche Redner, die Forderungen wurden nãher

beleuchtet, als berechtigte bezeichnet, weil die Lohnverhaͤltnisse zum Treil' noch febr schlechte seien, die achtstündige Nettoschicht ohne Schaden für die Verwaltungen eingeführt werden könn: e und diel⸗ leicht die Wiedereinstellung der Entlassenen ermöglichte. Bei dem zweiten Punkt wurde die bis dahin ruhige Stimmung eine etwas erregtere, lodaß der üÜüberwachende Polizeibeamte mit Auflösung drokte. Mit großer Majorität wurde Brodam. Gelsenkirchen zum Delegirten von Paris gewäblt. Derselbe bemerkte, daß er seiner Jeit auch in Belgien Jolimont) als Delegirter gewesen sei, und meinte, daß das Mandat zu einem internationalen Kongreß nichts Angenebmes sei; die rbeinisch-westfälischen Delegirten wären damals von der belgischen Polizei besonders aufs Korn genommen worden, weil man glaubte, sie wollten einen internatignalen Ausstand an⸗ zetteln. Dleser Antrag sei aber von englischer Seite gestellt und. von ihm im Hinblick auf die damalige Lage bekämpft worden Wie es diesmal Finge, könne man noch nicht sagen, aber wahrscheinlich sei es, daß ein solcher Antrag von irgend welcher Seite wieder gestellt würde.

Aus Bochum berichten die Blätter, daß die Geldert rãge

für die zum Pariser Kongreß bestimmten Delegirten nur spärlich

fließen. Die Zabl der Delegirten wird deshalb verringert werden.

In Sulzbach fand, wie der Rh.Westf Ztg. aus Saarbrücken gesckrieben wird, am Sonntag eine Versammlung sämmtlicher Mit ˖ glieder der Grubenausschüsse des Saarreviers statt. Den Voisitz führte Bergmann Thome. Einer Einladung des Vorsitzenden Folge leistend, batte sich auch Bergrath Münsch, der Direktor der Saarbrücker Knappschaft, eingefunden. Hr. Münsch wurde gebeten, ssch über das neue Knappschaftsstatut zu verbreiten und that dies in in ausführlicher Rede. Er legte den Versammelten die großen Vortbeile des veuen Statuts dar und bat sie, ibren großen Einfluß zur Berubigung der Belegschaften geltend zu machen. Die Versamm⸗ lung beschloß aber einstimmig, den Bergleuten die Fortsetzung ihres passiven Widerstandes gegen das neue Knappschaftsstafut zu empfehlen, fo lange nicht ihre „berechtigten“ Forderungen erfüllt seien. Des Weiteren wurde noch beschlossen, den internationalen Bergmannstag in Paris zu beschicken. Zu einer formellen Wabl kam es jedoch nicht. Die Versammlung wurde aufgelöst, da die Beratbungen imn eine Schlägerei auszuarten drohten.

In Barmen fand am Sonntag eine schwach besuchte Versamm⸗ lung von in der Schmiede rei und verwandten Berufen beschãftigten Ardeitern von Barmen und Umgegend statt, wobei ein Or. Tbeis aus Hamburg einen längeren Vortrag über: die Nothwendigkeit einer Organ ifation aller in der Schmiederei beschäftigten Arbeiter. hielt. In der nac kurzer Debatte angenommenen Resolution wurde der Elbf Z zufolge versprochen, der Drganisation der Schmiede beitreten und diestlbe fördern zu wollen. In Punkt? der Tagesordnung: Gründung einer Zablstelle der Central ⸗Organisation der Schmiede, wurden, dem Befucke der Versammlung entsprechend, nur wenige Beitritts erklärungen abgegeben

In Leipzig beschlossen die in der Texrtilind ust rie beschãftigten Arbeiter und Arbeiterinnen in einer öffentlichen Versammlung am letzten Sonnabend die Gründung eines Fach vereins sãmmtlicher in der Termilindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen.

Ferner wurde beschlossen, den zu Ostern d. J. in Pößneck statt⸗ findenden Kongreß der Textilarbeiter Deutfschlands durch jwei Vertreter zu beschicken. Eine Versammlung der Töpfer beschloß der Lpz. Ztg.“ jufolge am Montag, den von Samburg aus jestellten Antrag auf Abbaltung eines Kongresses, der die Gründung eine? Centralverbandes betreiben solle, abzulebnen und, dem Beschluffe des letzten Töpferkongresses entsprechend, nicht eber an die Gründung einer Organisation zu gehen, als bis der Generalausschuß der Töpfer Beutschlands darüber, ob die Einfübrung einer centralen oder lokalen Vereinigung zweckmäßiger. schklüssig geworden sei und Vorschläge gemacht habe. Hieran schloß sich eine Besprechung des in diesem Jahre ablaufenden Lohntarifs. In einer Versamm⸗ lung der Drechslergehülfen wurde ein Vertreter für die am 29. März in Halle a. S. stattfindende Generalversammlung der deutschen Drechsler ⸗Vereinigung gewählt und die durch diese General⸗ versammlung einzuführende Strike und Geschãftsordnung berathen. .

In Chemnitz wurde telegraphischer Meldung zufolge gestern in einer von etwa 600 beschäftigungslosen Arbeitern besuchten Verfammlung heschlossen, an den Stadtrath und die Amtshauptmann⸗ schaft eine , , zu fenden, welche um Ueberweisung lohnender Arbein bitten sell.

Wie der Berliner Volks⸗Ztg. aus beg berichtet wird, haben die Schneider und Schneider innen Lübecks am Sonn tag einen Strike behufs Erlangung höherer Löhne beschlossen.

Hier in Berlin wurde in der Generaloersammlung der Manrer Berlins und der Umgegend am Montag nach einem Referat über die OSrganisationsfrage mit allen gegen 1 Stimmen einer Refolution jugestimmt, in welcher die Generalversammlung ihre volle Zustimmung' der auf der Bau band werker: Kongterenj be⸗ fchloffenen Lokaken Or ganisation ertbeilt und jeden Maurer, der in Berlin seinen Broderwerb hat, verpflichtet, sich diesem Beschluß unterzuordnen. =

Aus London berichtet ein Wolff'sches Telegramm das der Sekretär des Seemanns-⸗ und Heizer-⸗ Vereins Wilson in einem Schreiben an die Föderatton der Rheder um beitimmte Auskunft ersucht habe, ob jeder Seemann eines Förerationsschiffes eine Föderationskarte haben müsse; er kündigte an, daß, wenn dies der Fall sein sollte, ein allgemeiner Strike aller zum Vereine gebörigen See⸗ leute und Heizer des Landes angeordnet werden würde, Das Exekutiv⸗ comité des Gewerkverei'ns der Dockarbeiter beschloß, sich in dem Streite der Vereinigung der Rheder mit dem Seemannsn und

, n en. leute.

des

Sämmtliche Arbeiter des bed . Baume im Nittelbecken stehen aus wegen abermaliger Lobnkürzung. Die Soialisten gründeten einen westolämischen Gauverband.

Maunigfaltiges.

Der Preußische Verein zur Pflege im Felde ver⸗ wundeter und erkrankter Krieger trat heute Mittag unter Vorfitz des Fürsten Otto zu Stolberg im Ministerium des Königlichen Hauses zur Generalversammlung zusammen. Der Ver⸗ sammlung wohnten u. A der dienstthuende Kammerherr der Kaiserin von dem Knesebeck und die Vertreter der Provinzial. und Zweig vereine bei. Außerdem waren vom Sächsschen Verein Geheimer Rath

von Kriegern, vom Bavrischen Verein Oberst von Haag, von Olden⸗

burg GSeheimer Rath Selkmann und von Bremen O. Mever er⸗ schlenen. Der Vorfitzende begrüßte die Anwesenden mit einer kurzen Anfvrache, fodann trat man in die Tagesordnung ein. Dem vom Re⸗ gierungs · Kath Haß erstatteten Berichte war zu entnehmen, daß der Verein, dessen Protektorat die Kaiserlichen Majestãten am 3. März v. J. übernommen haben, auch im letzten Jahre erjolgreich bestrebt gewesen ist, feinen Aufgaben gerecht zu werden. Mit Gifer und Umsicht haben sich die Zweigrereine den vorbereitenden Friedensarbꝛiten gewidmet, ohne welche eine wirksame Thätigkeit bei Eintritt eines Ernstfalles ausgeschlossen ist Wesentlich gefördert wurden die Frieden sarbeiten durch die von Ibrer Majestät der Kaiserin angeregte Thãtig⸗ keit des Vaterländischen Frauenvereins, welcher neben seinen sonstigen umfangreichen Berufearbeiten auch eine die Unterstüßzung der freiwilligen Krankenpflege im Kriege fördernde Friedens⸗ tätigkeit entfaltet hat. Die aus Anlaß des 25 jahrigen Beftehers des Preußischen Vereins ausgeschriebene Preisschrift über die Maßnabmen und Organisationen, welche anzustreben und ror⸗ zubereiten sind, um im Kriege die Unterkringung nicht transvportabler Verwundeter und Erkrankter in gesunden Räumen in möglichster Rähe des Kriegsfchauxlatzes sicker zu stellen, bat neun Bearbeitungen gefunden. Den Preis don 3000 M erbielt der Regiments ⸗Arzt des Fisenbahn⸗Regiments Ober -Stabsarzt Dr. Haase; eine ehrenvolle Erwäbnung wurde Stabe arzt Dr Rust vom Jäger ˖ Bataillon Nr. 7 zu Theil. Die Herren Dr. von Bergemann, Gurlt und Mehlhausen haben ein Verzeichniß derjenigen Verbandsmittel und dergl. ausgear⸗ beitet, deren Beschaffung der freiwilligen Krankenpflege schon im Frieden empfoblen wird. Die äußere Entwickelung des Vereins hat sich in erfreulicher Weise vollzogen. Die Zabl der Zweigvrereine hat sich im Berichtsjabre um 983 vermebrt, sodar sich der Gesammtverein zur Zeit aus 12 Provinzialvereinen, 4 Bezirks vereinen und 417 Zweig⸗ vereinen jufammensetzt. Neben den Leistungen, welche diese Vereine auf den verschiederen Gebieten der freiwilligen Krankenxflege aufzu⸗ bieten vermögen, ist das Central-⸗Comits in Folge von Abmachungen mit anderen? Vereinen und Korporationen in der Lage, über 1039 weibliche Pflegekräfte und über 178 Pfleger verfügen zu kõnnen. Sodann sind bierzu noch ju rechnen die 1300 ausgebildeten Mitglieder der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger. Auch bei einem anderen nicht minder wichtigen Zweige der persönlichen Hülfs⸗ leistung, den Sanitätskolonnen, ist im Berichtsjabre eine wesentliche Steigerung eingetreten. Die Gesammtzahl der Sanitä skolonnen im Königreich Preußen bezifferte sich am Schlusse des Jahres 1890 auf 166, 26 sind seit der letzten Berichterstattung neu hinzugetreten. Die Gesammtmitgliederzabl beträgt 4941, ron denen bei Eintritt eines Krieges zu den Fahnen einberufen werden 1693, sodaß zur Ver⸗ wendung in der freiwilligen Krankenpflege 3248 verfügbar sind. Außerhalb Preußens besteben 36 Kolonnen mit 1628 Mit- gliedern, welchen vom Preußischen Centralcomité das erforderliche Lebrmalerial überwiefen worden ist. Die Zabl Dieser Kolonnen hat sich im letzten Jahr um 6 vermehrt, 379 von den Mitgliedern sind militaͤrpflibtig. Zur Ausrüstung der Sanität kolonnen hat das Preußische Centralcomité im letzten Jahr 45 116 6 verwendet. Der Bericht gedachte zum Schluß noch der Angelegenheiten, welche das Preußische Centraleomits in Gemeinschaft mit den übrigen deutschen Landes vereinen bebandelt bat; es gehören dahin die Augusta · Stiftung, die Veröffentlichung des Berichts über den Preisbewerb, betreffend die beste innere Einrichtung eines transportablen Lazaretbs, die Frage der unentgeltlichen Ueberweisung transportabler Tazaretßbaracken an die Vereine des Rothen Kreuzes, sowie die Be⸗ sbeiligung an der Kölner Ausstellung für Kriegskunst und Armee⸗ bedarf des vorigen Jahres Der Kaffenbericht ergab eine Einnabme beim Centralcomité in Höbe von 26 139 , darunter befinden sich 13 654 S Zinsen und L207 c Zahlungen der Zweigvereine. Ver ausgabt würden 21 870 6, davog 483 6 zu direkten Unter⸗ stüßungen. Das Vermögen des Centralcomités beläuft sich zur Zeit auf 361 800 in Fffelten und baar. Nach der General- Dderfammlung traten das deutsche und das preußische Centralcomitè des Rothen Kreuzes zu Plenarversammlungen zusammen.

Breslau, 2. März. Der von Stettin kommende, fabhrplan⸗ mäßig um 11,50 Uhr Abends in Breslau eintreffende P.es, lc sonenzug Rr' Johl ist in der vorigen Nacht auf dem Freiburger Babnbofe dadurch verunglückt, daß die Maschine in einer in vorschrifts⸗ mäßiger Stellung vertiegelten Weiche mit den zunächst folgenden Wagen in das Seitengeleis einlenkte, während die übrigen Wagen dem Haupigleis folgten. Die Maschine fuhr einem sich in entgegen⸗ egsetzter Richtung auf dem benachbarten Geleis bewegenden Rangir⸗ zuge in die Flanke, entgleiste und stieß gegen einen Pfeiler der Ueber sfükrung der Verbindungsbahn. Der Packwagen, ein Gepäckbeiwagen und drei Personenwagen entgleisten ebenfalls, der Gexãck⸗ beiwagen wurde zertrümmert, ein Personenwagen stüůrzte um, die beiden anderen setzten sich quer über die benachbarten Geleise. Der Dackmeister, der Lokomotipfübrer, der Lokomotivbeizer und der Bremswärter haben Verletzungen anscheinend leichter Natur erlitten, von den Reisenden ist Niemand verletzt. In dem Rangirzug gerieth der mit Sxiritus beladene Wagen, mit welchem die Maschine

J . . .

de, d,, , .