1891 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Die Antragsteller

Auf Antrag des die Reichstagsverhandlungen die zunächst die Abst immung ü Einkommensteuergesetzes im Ganzen v

Für das Gesetz stimmten 305, gegen

begründeten ihre Anträge. . ( Abg. Rickert wurde mit Rücksicht auf Berathung unterbrochen und ber den Entwurf eines orgenommen.

datzselbe 36 Ab⸗ das Gesetz ist

geordnete, 3 enthielten sich der Abstimmung,

also angenommen. Darauf wurde

von Huene fortgesetzt. Abg. Sack bezeichnete es als

der steuerfreien Bürger mit einem

die Berathung über den Antrag

3 6 eine Verfassungsänderung sei.

Abg. Dr. von G werks, wie es hier vorge

neist befürwortete statt

des Wahlrechts. (Schluß des Blattes.)

Die Wahlprüfung s⸗Kommifss hat heute die Beschlußfassung ausgese Abgg. Adt (4. Pfalz) und Reichskanzler ersucht, über

sachen Erhebungen anstellen zu lassen.

Die Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei des 19. hannoverschen Reichstag B.“ meldet, den Fürst bevorstehende Ersatzwahl aufstellen.

wie „W. T.

didaten für die

zweifellos, daß die Ansetzung fingirten Steuersatze von

schlagen werde, eine gründliche Reform

ion des Reichstages tzt über die Wahlen der von Colmar Il. Bromberg) und den die in den Protesten behaupteten That

s⸗-Wahlkreises wollen, en Bismarck als Kan⸗

sein Mienenspiel

und der wahre Liebreiz fehlte.

solchen Flick⸗

und Anderen vortrug.

der Mangel

als auch die der Kompositionen. etwas befriedigender.

unsichere Art Im Laufe

geschulten Baritons.

Art des Ausdrucks erkennen. Beifall zu Theil.

am nächsten Sonntag

in der Bearbeitung von Franz ne bereits zum 26. Male (die erste Aufführung

fand am 1. November 1890 statt) im Opernhause in Scene. In dem Werke sind die Damen Pierson, Herzog,

Theater und Mufik.

Königliche Theater. Weber's „Oberon“

.

Sylva und Lieban beschäftigt.

Mit Allerböchster Genehmigung findet Sonntag, hlithätigem Zweck eine

Mittags 12 Uhr, . Mitglieder der

zu wo

im Dpernhaufe statt, zu welcher hervorragende

Königlichen Theater ihre Mitwirkung z

Im Schau spielh gehren „Der neue Herr“ tagen am Besuch des Th

ause wird am

Hören der vaterländischen Dichtung zu bieten.

Scene gehen.

Ernesto Roffi eröffnete gestern Abend mit seiner Gesellschaft Hr. ein Gastspiel in der Rolle des des Rufes, dessen sich der große italienis schwach besetzt; erfuhr

Scenen welcher

spendet wurde, einer Reihe von . hat der Darsteller an Körperfülle zugenommen, keit des Wesens und der Kraft der Bewegungen etwas deshalb muthet die ruhige gemessene Sprechweise in den was nüchtern und Erzählung des Liebeswerbens vor vermochte trotz 1 die Begeisterung aus ihren Fesseln zu lösen. d e gabe der anwachsenden Erregung der Eifersucht, mit dem fürchterlichen Ausbruch der Leidenschaft entfaltete Das Blitzen des Auges,

Aufzügen et

seines Könnens.

Wallner⸗ Theater.

Das Zugstück Miß Helyett! wird Wallner ⸗Theakers demnächst am Carl. Schul am Breslauer Lobe⸗Theater und am Magdeburger Thalia ⸗Theater in

in der

Selle Alliance Theater.

des

.

Einbuße. ersten

aber keine seinem

behaglich

fändeten das Aufbrausen des sturmbewegten Innern,

nichtender Wuth und blinder Raserei endet.

Wetterbericht vo

A

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp

Gtationen.

1 .

orgens 8 Uhr.

5 2 2

NMullaghmore Aberdeen. Christiansund Copenhagen. Stockholm. . ;

t. Petersb. Moskau...

758 750 737 748 744 739 782 739

Gork, Queens⸗

amburg .. winemünde Neufahrwasser Memel ...

764 768 760 751 756 753 7162 747

. . ünster. .. Karlsruhe.. Wiesbaden.

mie,, Breslau...

.

760 7169 767 7169 763 7568 7665 760

Ile d' Aix ..

. Creieft ...

771 772 772

Br o o , O e, o e o , = O e, , O Q , O e. 23 G , . = oo o , Q oo o = = de o , O do

3) Nachts Regen. Gestern Regen und Hagel⸗

schauer.

nebersicht der Witterung.

Ein neues tiefes barometrisches Minimum ist äber Nordwest · Europa erschienen und verursacht in Wechsel wirkung mit dem barometrischen Maximum üb er

Südwest⸗Europa stellenweise s Winde an der norddeutschen Küste,

stürmische westliche deren Ausbrei⸗

tung ostwärts wahrscheinlich ist. Das Wetter ist in Deutschland warm, unrubig und vorwiegend trübe;

vielfach ist Regen gefallen. Temperatur

land liegt die Mittelwerthe.

Im centralen Deutsch⸗ bis zu 8 Grad über dem

Gestern Abend meldete Breslau mag netische Störung und Skagen Nordlicht.

Deutsche See warte.

ranz Wüllner geht

Staudigl, die Hrrn.

ugesichert haben.

Sonntag auf vielseitiges Be⸗ gegeben, um allen Denen, die an den Wochen eaters verhindert sind, die Gelegenheit zum noch eine

Inscenirung des je⸗Theater in Hamburg,

Das Haus war trotz che Tragöde erfreut, nur die Intensität des Beifalls nach den großen bewegten

bierdurch dem Künstler bei ; ;

erinnect daran, daß Ernesto Rossi schon vor Jahren erfolgreich in Berlin gastirt hat. Inzwischen welche der Stattlich⸗ twas Abbruch thut;

Erscheinen

an; auch die dem Dogen

ausdrucksvollen Mienenspiels noch Erst mit der Wieder

der Darsteller das volle Maß ein dumpfes Grollen ver⸗ welches in ver⸗ Neben Rossi erschienen

„Die Zigeunerin von Donizetti,

bringt „Klänge aus Schlesien“,

Eine junge leider den 15. März,

Matinée

währten. T gebildet, verfügt über

zu wünschen. Im größere verstãndnißvolle

nichts

war die urchweg zu loben.

aufgenommen

Der Beifall,

ge! am. kommenden. Montag,

ersten

von Venedig bund zur Ausführung bringt.

nicht

der Feier

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Orern— haus. 58. Vorstellung. Der Trompeter von Säkkingen. Oper in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel von Vietor E. Neßler. Text mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Driginal⸗ Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung von R. Bunge. Ballet von Charles Guillemin. Dirigent: Mußsikdirektor Wegener. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus 64. Vorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opern zaus. 659. Vorstellung. Oberon, gönig der Elfen. Homantische Oper in 3 Auf⸗ zügen. Mussk von C. M. von Weber, Die Reci⸗ talibe von F. Wüglner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielbau:. 65. Vorstellung. Der nene Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Zeutsches Theater. Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Sonntag: Das alte Lied.

Montag: Die Kinder der Excellenz.

Donnerstag: Zum 1060. Male: Fauft I. Theil.

Freitag: Faust's Tod.

Berliner Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Arbeit. Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Nachm. 27 Uhr: Wehe den Befiegten. Abends 7 Uhr: Arbeit.

Montag: Goldfische.

Tessing- Theater. Sonnabend: Der Probe . pfeil. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Sonntag: Der Probepfeil.

Victoria Theater. Sonnabend: Zum 98. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen jn 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ bardt. Balleteompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets von C. Severini. In Scene gesetzt von W. Hock. Anfang 71 Uhr.

Wallner Theater. Sonnabend: Zum 29. Male: Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée. Musik von C. Audran. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folg. Tage: Miß Helyett.

die übrigen Mitglieder der Truppe weniger bedeutend, als sie sonst wohl find; wenigftens genügen konnte Sgr. Borelli als Jago; ist ausdrucks voll, sein Vortrag der Rolle entsprechend unheimlich, aber gewinnend; zu⸗ weilen hatten die Bewegungen in ihrer Lebhaftigkeit etwas Störendes. Vie Desdemona der Sgra. Seraffini verfügte anstatt der einfachen warmen Fmpfindung zumeist nur über oberflächliche Schmeicheltöne,

Der Beifall des Abends, welcher erst nach dem dritten Akt kräftige Gestalt und Wärme annahm, galt fast ausschließlich Ernesto Rosst, welcher auch noch zum Schlusse wiederholt gerufen wurde.

Das morgige Gastsplel des italienischen Tragöden wird ihn uns in einer hier von ihm noch nicht gespielten Rolle zeigen, „Richelieu! in Bulwer Lytton's gleichnamigem Drama.

Sing Akademie. .

Der Kulenkampff'sche Frauen Chor, der sich von Zeit zu Zeit hierselbst hören läßt, gab vorgestern ein Concert, in welchem derfeibe unter Leitung des Hrn. Gustav Kulen Chorgesänge von Hasse, Schubert, von Herzogenberg, Brahms, Bargiel Bereits in dem Hasse'schen „Hostias et preces tibi wie in Schubert's ‚Gott in der Natur“ eines schöänen Stimmenklangs (besonders im Sopran)

des Abends wurde das Ensemble Für den plötzlich erkrankten Professor Schmidt trat der Concertfänger Hr. Carl Diezel aus Würzburg als Solist ein. Der Künstler ist im Besitz eines angenehm klingenden und wohl In dem Vortrage mehrerer Lieder von Schu sie bert, Schumann und Kulenkampff ließ er zugleich eine fein schattirende Dem Sänger wurde ein wohlverdienter Coneerthaus. Die Concert⸗Sängerin Frl. Mercanti wird morgen, Sonnabend, Isolina“, bon Stigelli, und Widmung“ von Franz singen. Walzer von Bilse, Potpourri aus der Dperette Der alte Dessauer“ ; symphonische Sichtung von Liszt . zur Aufführung. Römischer Hof. erblindete Dieterich (Mezzo⸗Sopran) gab vorgestern in Gemeinschast mit der Fereiis wohlbekannten Pianistin Frl. Hedwig Holtz ein Concert, in welchem sich die künstlerischen Leisungen beider Damen vortrefflich be⸗ Die Sängerin, unter Leitung des Frl. J. Me ver aus eine sehr wohlklingende, wenn auch nicht sehr kräftige Stimme. Intongtion und Deutlichkeit der Aussprache lassen Binden Beberrschung Auffassung der Mit tief rührendem Ausdruck sang Frl. D. das schöne Gebet von EC. E. Taubert, wurde, der auch den Liedern von Moszkowski, Rubin= stein, W. Taubert u. A. zu Theil wurde. . durch den fehr gelungenen Vortrag mehrerer Kompositionen von bis Beeiboben, Bach, Rubinstein U. A. Der Königliche Kammermusiker S. Lüdemann (Celle) unterstützte das Concert durch sein virtuoses und ausdrucksrolles Spiel, Boccherini ganz vortrefflich zur Geltung kam.

Mit Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers findet am Sterbetage Wilhelm T, in der biefigen SGarnisonkirche um 7 Uhr Abends eine religiös ⸗-musikalische Gedächtnißfeier statt. Diesel be wird von dem bekannten, unter Leitung des Königlichen Kammer- musikers J. Kosleck stehenden „Bläserbunde“ ausgeführt und durch das „Heilig ist der Herr“ eingeleitet; es folgt ein „geistliches Abend⸗ lied und „Friede den Entschlafenen‘, drei Pie cen, welche der Blãͤser⸗ Diesem musikalischen Theile schließt sich eine Ansprache des Hofpredigers Frommel an; darauf folgt eine „Sinfonia seria“, der Reigen seliger Geister“ durch den Bläserbund, welchen sich ein „Lergo“, gesungen von sanger ö. und begleitet von den Bläsern, anschließt. ildet der achtstimmige Chor 6

Spohr. Der Eintritt zur Kirche ist frei.

Sprache deutlich und

seine

nämlich als

leicht verletzt.

kam pff mehrere

beeinträchtigte sowohl chen

standen,

Wirkung c nicht

beim Einsetzen die

italienisches Tarzlied Das Orchester

von Findeisen, „Prometheus“,

Sängerin Frl. Hildegard

Parlament.

wäre vielleicht Im Uebrigen Lieder

der Töne zu erreichen. gewählten k m mah sehgeften Heiß „Au gust a Die Pianistin erfreute früh Montag Wetter ist

heute

das in Piècen von Molique und

des Kaisers

worden. zessionen

dem Königlichen Kammer⸗ Den Schluß

Selig sind die Todten' von zuwirken.

Then

Triedrich Wilhelmstãdtisches Sonnabend: Mit neuer Ausstattung. Zum 16. Male:

Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bisville von Held und West, Musik von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. 2 Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang r. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz - Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Sonnabend: Zum 57. Malen Der selige Tou⸗ piuel (Fen Tonnpinel). Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Frignette. Schwank in 1 Akt von Benno Jacobson. In Seene gesetzt von Sigmund Lautenberg. Anfang 74 Ubr.

Sonntag: Der selige Toupinel. Vorher: Friquette.

Belle Alliance Theater. Sonnabend: 3. Gast⸗ spiel von Ernesto Rossi mit seiner Gesellschaft. Zum ersten Male: Richelien. Dramma in 5. atti di Bulwer Lytton. Anfang 71 Uhr.

Sonntag: 4. Gastspiel von Ernesto Rossi mit seiner Gefellschaft. Auf vielseitiges Verlangen: Othello.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 22. Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30.

Sonnabend: Zum 33. Male: Der Registrator auf Reisen. Posse mit Gesang von A. LArronge, G; von Moser. Musik von R. Bial und G. Steffens. Die neuen Couplets von A. Bender. Cäsar Wichtig: Emil Thomas. Anfang 73 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Der Regifstrator auf Reisen.

Concert⸗Anzeigen.

Contert- Jaus. Sonnabend: Carl Meyder⸗

Concert unter Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Mercanti.

Wien, 6. März. bei dem deutschen Botschafter Prinzen Reuß wohnte auch der Erzherzog Albrecht bei.

Amstetten, Stationen Weißenbach und Groß-Reifling der Kron⸗ prinz⸗Rudolf⸗Bahn Nacht in Folge eines Felssturzes, Unwetter herbeigesührt hatte, wagen und' drei Wagen des Personenzuges St. Michael Amstetten und stüczten in das Flußbett der Enns. Reifender, der Lokomotivführer und zwei Condukteure sind Der Heizer wird vermißt.

London, bei den Verhandlungen Lord Salisbury's mit dem Gouverneur und Ober⸗Kommissar Loch und dem Premier— Minister des Kaplandes Rhodes über die südafrikani— Angelegenheiten Portugal einmal, Portugal verlangten Landstreifen nördlich von Tete abzutreten, da solche Konzessionen nur zu Verwickelungen führen würden. Die Stipulationen ständen daher fast genau noch ebenso, wie in dem nicht zu Stande gekommenen Vertrage vom 20. August. vereinbart gewesen seien, mit der einzigen Aus⸗ nahme, daß, den Landstrich von Massikassi ausgenommen, jetzt der 35. Grad die Grenze auf der Seite von Manica bilde. Zu einer Abmachung auf dieser Grundlage hat das portu⸗ giesische Ministerium seine Zustimmung versagt. meint, daß bessere Bedingungen nicht hätten angeboten werden können, und daß nichts geschehen werde, um den Ablauf des bis zum 26. Mai cr. vereinbarten Modus vivendi zu verhindern.

London, 6. März. (W. T. B.) Nach den gus Ottawa (Canada) vorliegenden Meldungen bezfffert sich die Ma⸗ jo rität, welch: dem Bundesparlament erhalten hat, auf 25 Stimmen; die Majorität ist also fast um die Hälfte geringer, als im letzten

Paris, 6. März. Buenos⸗Aires vom 5. d. M. meldet gerüchtweise, die Polizei⸗ behörde in Cordoba habe dreißig mit Explosivstoffen ge— füllte Bomben mit Beschlag belegt.

Victorig“ der Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft ist

schön, peratur von 10 Grad R. im Schatten. zustand an Bord ist durchweg ein vortrefflicher. Nachrichten aus Deutschland lauten vom Sonntag. Sansibar, 5. März. Britifh East-Africa- Company, Mackenzie, welcher am Montag hier eintraf, ist für die von ihm vertretene Gesell⸗ schaft vom Sultan die Konzession zur Erhebung von Finanzzöllen in Sansibar erner erlangte Mackenzie eine Abänderung der Kon⸗ ezüglich des Territorialbesitzes der Gesellschaft, deren Lage somit sich materiell verbessert hat. Compagnie übernimmt die Verwaltung von Witu, wohin Mackenzie sich morgen begeben wird, um auf die vollständige Freilafsung der Sklaven auf dem Gebiete von Witu hin—

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B.) Der gestrigen Soiree

z. März. (W. T. B.) Zwischen den entgleisten in vergangener den das herrschende die Maschine, der Kohlen⸗

Ein

6. März. (W. T. B.) Die „Times“ erfährt,

habe Rhodes darauf be⸗ Konzessionen zu machen, beabsichtigt, den von

keinerlei wie früher

Die „Times“

die Regierung bei den Neuwahlen in

(W. T. B.) Ein Telegramm aus

6. März. W. T. B.) Der Schnell dampfer Hamburg ⸗Amerikanischen mit seinen Passagieren 8 Uhr hier eingetroffen und wird Abend hier vor Anker bleiben. Das der Wind mäßig bei einer Tem⸗ Der Gesundheits⸗ Die letzten

(R. B.) Dem Direktor der

und Pemba ertheilt

Die englische

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und

Dritten Beilage.)

Sing Akademie. Sonnabend. Abends 76 Uhr: Concert von Caroline Moll (Sopr.) und Alfred Sormann.

er.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkundt. Am Landes ⸗Ausstellungs⸗ Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorstellung im e, . Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Käthe Kittler mit Hrn. Alfred Ritter (Berlin) Frl. Emma Dorsch mit Hrn. Gutsbesitzer Max von Hertzberg (Jedwabno Farienens. Frl. Marie Matthes mit Hrn. Ober · Ingenienr Georg Greifelt (Magdeburg). Freifräulein Elisabeth Blick von Rottenburg mit Hrn. Rudolf Bergmann (Dresden == Berlin). Frl. Maria Mustafa mit Hrn. Aristides⸗Lambro Leipzig - Salonichi) Frl. Alwine Goetze mit Hrn. Ot kar Hoennscke (Deutzen). Frl. Toris Witthinrich mit Hrn. Otto Möller (Achterwebr). Verehelicht: Hr. Dtto Weinoldt mit Frl. Ottilie Keitlitz (Leipzig Dresden). Hr. Walther Schönfeld mit Frl. Helene Heidel (Leipzig). Geboren: Ein Sohn: Hrn. G. Tietz (Kiel). Hrn. Ober Ingenieur G. Germershausen (Charlottenburg). Hrn. v. Wedell ⸗Parlow (Polßen). Hen. O. Ritter (Kleve). Eine Toch ter: Hrn. Otto Koch (Volkmarsdorf). Hrn. C Befecke (Altenhausen) Hrn, Paul Leske (Berlin). Hrn. Oekar Gambke (Leipzig- Volkmarksdorf). = Hrn. Ewald Fricke (Magdeburg). Gestorben: Hr. Friedr. Wilh. Brambeer (Para, Brasilieny. Frau Titia Adelaide Herrmann, geb. de Pottere (Oldersum). Frl. Marie Enig⸗ borst (Schwerin). Hr. Rittergutsbesitzer Georg Müller (auf Gollgowißz). Frau verw. Kanzlei= Rath Pauline Hoff, geb. Urban (Berlin). Hr. Hermann Kraffert (Berlin),! Frau verw. Karoline Saust, geb. Gneist (Halle a. S..

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 6. März

M 57.

Deu tscher Reichstag. 81. Sitzung vom Donnerstag, 5. März, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: der Reichskanzler von Caprivi, der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Br. von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Marine⸗ amts, Vize⸗Admiral Hollmann, der Präsident des Reichs—

Eisenbahnamts Dr. Schulz.. ĩ

Von dem Extraordinarium des Etats der Reichs⸗

Eisenbahnen in Elsaß-Lothring en sind noch rückständig: die erste Rate von 2 Millionen Mark für die Herstellung einer normalspurigen Eisenbahn von Mommenheim über Obermodern nach Saargemünd, erste Rate zur Weiterführung der Eisenbahn Colmar-Münster bis Metzeral, 80 000 S6 zur Erweiterung der Geleise auf dem Bahnhof Esch und 83 (00 MS zur Erweite— rung der Reparatur-Werkstätte auf dem Bahnhof Luxemburg. . Die Budgetkommission empfiehlt die Bewilligung sämmt⸗ licher Forderungen. Die Bahn Mommenheim —Saargemünd mit Abzweigung nach Saaralben kostet 25 961 9000 6, wovon 23 205 fö0 M aus Reichsfonds, 3 755 250 M als Zuschuß fonds perdu von Elsaß⸗-Lothringen gewährt werden sollen. Die Rentabilitãt der vom Reich aufzubringenden Summe ist auf 2,60 Proz. veranschlagt.

Referent Abg. Hammacher: Die Eisenbahn Mommenheim Saargemünd entspreche den wirthschaftlichen Bedürfnissen eines er— heblichen Theils von Elsaß- Lothringen und helfe den Transport- schwierigkeiten zwischen Saarbrücken und Straßburg ab. Die relativ hohen Kosten, zu denen das Reichsland selbst einen Beitrag von bei— nahe vier Millionen stelle, seien durch Terrainschwierigkeiten veranlaßt und würden noch erheblich größer sein, wenn eine andere Trace, welche über Buchsweiler gehe, und für welche sich eine Anzahl Petenten aussprächen, vorgezogen würde. Nach wiederholter genauer Prüfung empfehle die Kommission das Regierungsprojekt zur Annahme.

Abg. Höffel: Für den Bau der Bahn spreche zuerst ihre Ren⸗ tabilität, da selbst nach Abzug der Verluste, die die schon bestehenden Bahnen erleiden würden, eine Verzinsung des Kapitals mit 2, (/o sich ergeben werde. Das von der Eisenbahn zu durchschneidende Gebiet habe jetzt noch so gut wie gar keine Eisenbahnverbindung, während Steinbrüche, eine Glasfabrik, Hopfenanlagen und Vieh. wirthschaft dort vorhanden seien; die Bewohner der Reichslande hofften, daß sich an die projektirte bald weitere Bahnen nach dem Osten anschließen würden, und das könne nur mit Freuden begrüßt werden, nachdem sie große Verluste durch die theilweise Sperre der Westgrenze erlitten hätten. Die Elsaß Lothringer hätten in der letzten Zeit gehofft, diese Sperre bald beseitigt und normale Verhältnisse zwischen den beiden benachbarten großen Staaten eintreten zu sehen, aber leider seien in den letzten Tagen ihre Hoffaungen ge— schwunden; allen Erleichterungen der letzten Monate sei mit einem Schlage ein Ende gemacht durch das unpatriotische Ver⸗ halten eines Haufens von Leuten, die für sich das Monopol des Patriotismus in Anspruch nähmen, die unter Vaterlandsliebe und Treue nur die mißfällige Beurtheilung der Anderen verständen, die den Patriotismus darin sähen, daß man mit den großen Scklag— wörtern Vaterland, Ehre, Elsaß Lothringen um sich werfe, die als Generalpächter der öffentlichen Meinung auftreten zu sollen glaubten, handwerksmäßig Andere verurtheilten, die das Diplom des Patriotis⸗ mus heute gaͤben und morgen zurücknéhmen und den Chauvinismus als Patriotismus ansähen. Die Elsaß-Lothringer hätten nie etwas gemeinsam gehatt- mit diesen Leuten (Beifall), sie hätten auch heute nichts gemein mit ihnen; er protestire und habe dabei die ganze Be⸗ völkerung von Elsaß⸗Lothringen hinter sich, er protestire gegen den Mißbrauch, den man dort in den letzten Tagen mit dem Namen Elsaß ⸗Lothringen getrieben habe. (Lebhafter Beifall.) Aber nicht Frankreich sei in Elsaß Lothringen getroffen, das deutsche Reichsland und seine Bewohner müßten büßen für die Unarten eines immer⸗ hin nur geringen Theils der Pariser Beyölkerung, dessen Handeln selbst dort in weiten Schichten Verachtung und Verurtheilung Finde. Deshalb sei es höchst erfreulich, wenn dafür nach, Osten neue Verkehrswege eröffnet, würden. Leider lasse die prozektirte Trace die bedeutenden Orte Saargemünd, Hochfelden und Buchsweiler unberührt, weil angeblich bei Berüh— rung dieser Ortschaften eine ganz erhebliche Steigung und damit große Mehrlosten eintreten müßten; in der That wurde die Stei⸗ gungsedifferen; nur 6 m betragen, da der ohnehin schlecht gelegene jetzige Buchs weiler Bahnhof keine Verwendung finden könnte, und da diese Linie kürzer sei, als die projektirte, so würzen die durch die Stei gung veranlaßten Mehrkosten ausgeglichen. Die über Buchsweiler führende Linie sei seit Jahren in Aussicht genommen; frühere Bahn⸗ linien seien ausdrücklich als Theilstrecken derselben bezeichnet worden, für welche sich noch in jüngster Zeit der Landesausschuß, viele Inter⸗ essenten und Volktversammlungen ausgesprochen hätten. Da. der elsaß / lothringische Landesausschuß zu der Bahnlinie vier Millionen beisteuern solle, wäre es wohl nicht unbillig, die Wünsche des Landes ein wenig mehr zu berücksichtigen. Er (Redner) könne nicht erwarten, daß der Beschluß der Kommission hier geändert werden würde, sondern nur hoffen, daß die Regierung nach nochmaliger Prüfung der Ver— hältnisse dem Lande etwas mehr Entgegenkommen zeigen werde.

Bundesraths⸗Kommissar, . Wirklicher Geheimer Ober ⸗Regierungs⸗ Rath Kinel: Die Linie über Buchsweiler sei zu einer Zeit ins Auge gefaßt worden, als man die in Rede stehende Bahn als Sekundärbahn. projektirt hatte. Bei Errichtung einer Vollbahn würden die doch sehr erheblichen Steigungen und anderen Terrainschwierigkeiten große Mehrkosten verursachen. Auch seien die genannten Orte nicht so bedeutend, daß ihre Be— rührung diese Mehrkosten lohnen würde. Der Ort Buchsweiler speziell könne schon darum keine besondere Berücksichtigung beanspruchen, weil er ohnehin an drei Bahnlinien gelegen sei.

Der Titel wird bewilligt, desgleichen ohne Debatte der Rest des Extraordinariums und die Einnahmen des Etats der Reich s⸗-Eisenbahnverwaltung.

Es folgt der Etat des Reichs-Eisenbahnamts. Bei den Ausgaben bemerkt

Abg. Graf Udo zu Stolberg: Er richte an den Präsidenten des Reichs Eisenbahnamts die Frage, in welchem Stadium sich die Erörterungen über die Einführung, der sogenannten Einheitszeit be⸗ fänden. Ber Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen, welcher die deutfchen und Fsterreichifchen Bahnen umfasse, babe am 1. August v. J. beschlossen, für den nãchsten Sommerfahrplan die mitteleuropäische

eit als Einheitszeit einzuführen. Dagegen bätten Vertreter der Wissen⸗ chaft mehrfach gegen die Einführung einer folchen Zonenzeit Wider- pruch erhoben, namentlich der Direktor der Berliner Sternwarte Here . Wilhelm Förster in einer Broschüre Weltzeit und

rtszeit“', aus welcher ju erfehen sei, daß für die Wissenschaft die Erhaltung der Ortszeit und der Weltzeit notbwendig, seien. Er (Redner) wolle das nicht bestreiten, aber im Eisenbahninteresse und auch im militärischen Intereffe fei die Einfübrung einer Zonenzeit dringend zu wänschen, Im Gisenbahndienst bestehe der Dualismus,

daß für den inneren Dienst eine Einheitszeit, für den äußeren im Verkehr mit dem Publikum die Ortszeit gelte. Das gehe wohl auf größeren Bahnhöfen, wo ein Theil des Bahnbofs— personals den inneren Dienst versehe und ein anderer mit dem Publikum verkebre, aber nicht auf kleinen Stationen, wo der Vor— steher oder dessen Stellvertreter, also ein Weichensteller erster Klasse, die doppelte Funktion habe. Er versehe den inneren Dienst nach Berliner Zeit und verkebre mit dem Publikum nach der Orts—⸗ eit. Das könne leicht den Anlaß zu Unglücksfällen geben, nament- lich in solchen Zeiten, wie im letzten Winter, wo kein Zug ohne Verspätung angekommen sei und die Kreuzungen immer auf anderen Stationen stattgefunden hätten, als der Fahrplan vorsah. Dieser Nachtheil habe sich am Meisten in Amerika füblbar gemacht, weil dort bei der Ausdehnung des Landes die Zeindifferen; größer sei, nämlich von Grenze zu Grenze vier bis fünf Stunden. Deshalb habe man jetzt Amerika in fünf Zonen getheilt und die Zonenzeit eingeführt, was sich auch so bewährt habe, daß fast alle Städte die Zonenzeit auch für das bürgerliche Leben angenommen hätten, Von militärischer Seite sei der Vorschlag gemacht worden, im Fall einer Mobilmachung die Einheitszeit einzuführen. Dieser Vorschlag, so. plötzlich bei der Mobilmachung alle nach der Ortszeit getroffenen Einrichtungen umzuwerfen und nach der Einheitszeit zu fahren, lasse sich theoretisch konstruiren, sei aber in der Praxis undurchführbar. Darum sollte man überhaupt von vornherein die Einheitszeit ein führen und zwar möge die Wissenschaft die Weltzeit und die Eisen bahn die Zonenzeit anstreben.

Präsident des Reichs ⸗Eisenbahnamts Dr. Schulz: Der Beschluß der Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen vom vorigen Sommer beziehe sich lediglich auf den inneren Dienst der Eisenbahnen, für welche die sogenannte mitteleuropäische Zeit im nächsten Sommerfahrplan eingeführt werde. Auf den Verkehr der Eisenbahnen mit dem Publikum bleibe dies gänzlich ohne Einfluß. Die Frage, ob später die für das Publikum bestimmten Pläne gleichfalls nach der Einheitszeit aufgestellt werden würden, hänge mit der Frage zusammen, ob es sich empfehle, eine Einbeitszeit im bürgerlichen Leben einzuführen. Ueber diese Frage schwebten zur Zeit Erörterungen zwischen der Reichs⸗ und den Bundesregierungen, ins⸗ besondere denen, welche größere Eisenbahnnetze verwalten. Er (Redner) sei nicht in der Lage, zur Zeit über diese Verhandlungen Mittheilungen zu machen.

Abg. Freiherr von Stumm: Fär den inneren Dienst eine Einheitszeit einzuführen, könne man den Eisenbahnen ruhig über⸗ lassen, aber bei der Frage, oh für die ganze bürgerliche Gerellschaft eine Einheitszeit angebracht wäre, hätten nicht nur die Interessen der Wissenschaft und der Eisenbahnen, sondern die Interessen aller Völker mitzusprechen. Mit derselben Entschiedenheit wie Förster habe sich auch der Direktor der Breslauer Sternwarte Galle gegen diese Idee ausgesprochen. Bei einer Mobilmachung plötzlich alle Uhren umzu⸗ stellen, wäre allerdings nicht möglich. Prof. Foͤrster habe nach gewiesen, daß alle Beobachtung wissenschaften, Astronomie, Meteorologie ꝛc., die Ortszeit nicht entbehren könnten. Die Frage sei auf sämmtliche Geschäfte von Landwirthschaft und Industrie von Einfluß; der Lanz— wirth müsse aus dem Kalender richtig ersehen können, wann die Sonne aufgeht, um seine Arbeiten danach einzurichten. Auch für die Fabriken sei es wichtig, da sie je nach der Jahreszeit verschieden mit der Arbeit begännen. Bei Einführung der Zonenzeit müßten 200 verschiedene Kalender für Deutschland aufgestellt werden, in welche Auf“ und Untergang der Sonne und was damit zusammenhängt, aufzunehmen wäre, um für jeden Ort annähernd die nöthigen Dar legungen zu machen. Am Stärksten würde der Einfluß für den Grenz⸗ verkehr sein. Der Verkehr von Elsaß-⸗-Lothringen mit Luxemburg, Frankreich und der Schweiz werde sehr schwierig, wenn die Uhren um eine Stunde differirten. Die luxemburgischen Eisenbahnen würden von der Reichs⸗Eisenbahnverwaltung verwaltet. Solle sich Luxemburg etwa dem Stargarder Meridian anschließen? Der Pariser Meridian läge ihm doch näher, und wenn es Luxemburg thäte, so entständen dieselben Schwierigkeiten zwischen Luxemburg und Belgien. Daß die Reform sich in Amerika bewährt habe, liege an den besonderen dortigen Eisenbahnverwaltungen. Die Schwierig keit für die Reisenden, an jedem Ort ihre Uhr anders zu stellen, sei nicht so groß, wie die aus der Einheitszeit entstehenden. Für die Eisenbahnen liege die Schwierigkeit nicht in den großen Stationen, sondern in den kleinen. Dort seien genügend Beamte vorbanden, welche die Umrechnungen machen könnten, Wenn die Unglücksfälle sich ohne die Einheitszeit erheblich vermehrt hätten, wäre Preußen doch längst von der Ortszeit abgegangen. Militärische Gesichtspunkte allein könnten ihn (Redner) bestimmen, alle diese Bedenken zurück⸗ treten zu lassen, weil die Sicherheit des Vaterlandes in allererster dinie stehe. Kompetente Perfonen des Heeres und der Marine hätten ihm aber gesagt, daß sie gar keinen Werth auf die Einheitszeit legten, fondern nur auf eine gemeinschaftliche Normalzeit für die Staaten, welche sich unter Umständen zu einer gemeinschaftlichen Aktion vereinigen. Die Interessen der Eisenbahnverwaltung seien nicht so zwingend bei dieser Frage, wie die der seßhaften Bevölkerung. Diese habe das wohlerworbene Recht, das sie seit Jahrtausenden ausübe, ihre Tagesarbeit auf Grund des Standes der Sonne ein— zurichten. ö

Abg. Graf Udo zu Stolberg behält sich vor, bei der dritten Lesung auf die Angelegenheit zurückzukommen.

. Abg. Rösicke: Mehrere deutsche Eisenbahnverwaltungen nähmen für sich das Recht in Anspruch, Wagenstrafgelder vom Empfänger zu erheben, auch wenn diesen die Schuld der Verzögerung nicht treffe, sondern die Zoll- oder Steuerbehörde, die der Aufforde⸗ rung zur Lösung der Wagen nicht rechtzeitig nachgekommen sei. Eine Beschwerde hierüber bei der Hessischen Ludwigsbahn sei zurück— gewiesen worden mit dem Bemerken, daß ein derartiges Verfahren ganz allgemein und unzweifelhaft gerechtfertigt sei. Seiner (Redners) Meinung nach widerspreche es der Rechtsanschauung und auch der Würde des Staats. Er erlaube sich die Anfrage, ob alle deutschen Eifenbahnen dieselbe Praxis übten und wie sich das Reichs ⸗Eisen⸗ bahnamt dazu stelle.

Präͤsident des Reichs-Eisenbahnamts Dr. Schulz: Ueber die Rechtsfrage des Verhaltens mehrerer Eisenbahnverwaltungen könne man vielleicht verschiedener Meinung sein. Er (Redner) neige der Ansicht zu, daß es der Billigkeit entspreche, den Empfänger nicht verantwortlich zu machen für die verspätete Zollabfertigung. Das Reichs⸗Eisenbabnamt habe vor Kurzem Anlaß genommen, in diesem Sinne sich mit der preußischen Eisenbahnverwaltung in Verbindung zu setzen, und nachdem die Angelegenheit kürzlich in der General⸗ konferenz der deutschen Eisenbahnverwaltungen ohne befriedigenden Verlauf erörtert worden sei, habe der Minister der off entlichen Ärbeiten in einem Sinne an die Staats ⸗Cisenbahndirektionen Verfügung getroffen, den auch er (Redner) als der Billigkeit entsprechend be—⸗ zeichnen könne. Das Reichs ⸗Eisenbahnamt werde die Sache auch weiter verfolgen. .

Abg. Richter möchte die Aufmerksamkeit des Sauses auf die Frage der Kohlenausfuhr ins Ausland lenken, die in diesem Augen⸗ blick ein akutes öffentliches Interesse durch das bekannte Reskript des Handels. Ministers an die Handelskammern erhalten habe; Er (Redner) sei kein Freund solcher Einmischungen ministerieller Reskripte in die Frage der Erfüllung privatrechtlicher Verbindlichkeiten. Die Erörterungen im Abgeordnetenhause im Anschluß an das Reskript hätten dahin geführt, festzustellen, daß jedenfalls Einrichtungen der

1891.

Eisenbahnverwaltung beständen, die namentlich in solchen Zeiten, wie in diesem Januar, die Ausfuhr von Kohlen ins Ausland auf Kosten der inländifchen Konsumenten begünstigten. Die „Kölnische Zeitung“ habe kürzlich einen interessanten Bericht über eine Verhandlung des bergbaulichen Vereins des Ober-Bergamtsbezirks Dortmund gebracht, in der der General-Direktor Kirdorf der Gelsenkirchener Bergwerks⸗ gesellschaft sich ausführlich über die dem Reskript zu Grunde liegenden Vorkommnisse geäußert habe. Es sei allerdings richtig: die Kohlen verbraucher des Inlandes hätten beladene Sonderzüge nach dem Auslande gehen sehen, während aus den verstopften Sammelbahnhöfen teine Wagen zu ihnen gekommen seien; daraus könne man sich ein gewisses Mißtrauen unter den Kohleninteressenten erklären. Der be— treffende General n Direktor habe mehrere Verfügungen der Bahn⸗ verwaltung an sein Bergwerk mitgetheilt, aus denen hervorgehe, daß gerade in der Zeit der Kohlennoth, der Ausfubr von Kohlen Vor= schub geleistet sei. Der General-Direktor habe weiter ausgesagt, daß geschlossene Sonderzüge für Kohlenausfuhr nach kontraktlichen Bestimmungen der Staatsbahnverwaltung hätten abgehen müssen. Er (Redner) sei weit entfernt, der Eisenbahnverwaltung einen Vor⸗ wurf zu machen, aber es sei entschieden etwas geschehen, was den in⸗ ländischen Konsum benachtheiligt habe. Im Abgeordnetenhause sei durch den Regierungskommissar konstatirt worden, daß die Eisenbahn⸗ verwaltung den Zechen gegenüber verpflichtet sei, bis vier und mehr Züge aus je 20 Wagen bei Vermeidung von Konventionalstrafen abzufertigen; dies geschehe deshalb, um der Konkurrenz der englischen Kohle in Holland zu begegnen, weil, wenn man die Holländer nicht verpflichtete, Winter und Sommer die westfälische Kohle zu be⸗ ziehen, sie allein im Winter Kohlen aus Westfalen, im Sommer dagegen solche aus England beziehen würden. Das Ganze sei ein künstliches System der Kohlenausfuhrbeförderung. Wenn ein— mal Extrazüge in Frage kämen, müsse allerdings die Eisenbahn— verwaltung darauf dringen, daß im Interesse des internationalen Ver⸗ kehrs keine Stockung eintrete, weil sich diese dann im ganzen Rayon sortpflanze. Was aber entständen für Situationen, wenn solche Einrichtungen ausgeführt würden in dem Augenblick, wo es im höchsten Maße wünschenswerth sei, die inländische Kohle zu behalten? Es seien das die Konsequenzen der seit Jahren betriebenen Begünstigung der Kohlenausfuhr ins Ausland, namentlich auch durch billigere Tarife. Es seien u. A. billige Tarife eingeführt, um von der Ruhr aus die Pariser Gaswerke mit Kohlen zu versorgen, und Extrazüge von Paris seien es auch wesentlich gewesen, die die Ver⸗ spätungen herbeigeführt und die inländischen Abnehmer ins Hinter treffen gebracht hätten. Oberschlesische Kohlen würden von Berlin nach Swinemünde billiger befördert, als englische von Swinemünde nach Berlin; böbmische Braunkohlen kämen aus Böhmen billiger als die sächsischen. Früher habe man gesagt, daß die englische Kohle im Preise zu hoch stände, als daß sie mit anderen Kohlen auch bei gleichen Tarifen konkurriren könnte. Jetzt höre man, daß die Eisenbahn⸗ verwaltung selbst dazu habe übergehen müssen, für ihren eigenen Be⸗ darf englische Kohle zu bestellen. So habe sich die Konjunktur ver andert. Die Firma Krupp, die selbst Kohlengruben besitze, habe sich Kohlen aus England nach Essen, also mitten ins Ruhrrevier, kommen lassen. Bei den Anschaffungen der staatlichen Eisenbahn— verwaltungen habe die Frachtverrechnung nur eine kalkulatorische Bedeutung; anders stelle sich die Sache bei Privaten, die unter solchen Situationen zu leiden hätten. Die amtliche Statistik der Kohlen ausfuhr und Einfuhr von 1890 mit der von 1889 verglichen zeige, daß die Einfuhr ausländischer Kohlen um 3 Millionen Doppeleentner abgenommen, daß die Ausfuhr dagegen um 3 Nillionen zugenommen habe; das mache also einen Unterschied von 6 Millionen zu Ungunsten der deutschen Konsumenten gegen das Vorjahr. Das sei ein wesent— liches Moment, die Kohlen zu vertheuern. Bei Koks ergebe sich gleichfalls eine Verschlechterung der Lage des inländischen Kon⸗— sumenten um 3 Millionen Doppelcentner. Gegen den früheren An— trag seiner Partei, eine gleichmäßige Gestaltung der Kohlentarife durchzuführen, habe man formelle Bedenken erhoben und Zweifel aus der Reichsverfassung hergeleitet. Der Antrag sei in der Kommission wie im Hause abgelehnt worden. Vielleicht würde dieser Antrag heute bei den veränderten Verhältnissen ein besseres Schicksal haben, er wolle ihn aber trotzdem nicht einbringen. Redner und seine Partei könnten aber nicht darauf verzichten, von dem Reichs -Eisenbahnamt nähere Auskunft zu erbitten, und er stelle deshalb den Antrag:

Dem Reichstage baldmöglichst die Uebersicht vorzulegen derjenigen Aus nahmetarife deutscher Eisenbahnverwaltungen, welche dazu bestimmt sind, die Ausfuhr deutscher Kohlen ins Ausland und die Konkurrenz inländischer Kohlen mit ausländischen Kohlen zu begünstigen.

Aus dem Material des preußischen nur sehr mühsam Auskunft zu gewinnen. Es fehle auch das analoge Material in Bezug auf Eisenbahnverwaltungen anderer deutscher Staaten. Es bandele sich um eine sehr wichtige Frage des inter— nationalen deutschen Kohlenverkehrs.

Abg. Hammacher: Gegen den Antrag Richter babe wohl kaum ein Mitglied des Hauses etwas einzuwenden; er werde zur In⸗ formation dienen und zeigen, daß es mit den Exporttarifen durchaus nicht schlimm stehe. Hr. Richter habe geglaubt, die Thatsache, daß in neuerer Zeit die preußische Eisenbahnverwaltung und einer der größten Industriellen Deutschlands sich veranlaßt gesehen haben, englische Steinkohlen zu beziehen, damit in Zusammenhang bringen zu können, daß durch di- Tarife die deutschen Kohlen vertheuert seien. Es sei ein öffentliches Geheimniß, daß die Staats -Eisenhahnverwaltung nur deshalb ibre Kohlenvortäthe mit englischen Kohlen verstärkt habe, weil in Folge des lang dauernden Winters und der bekannten Verkehrsstockungen die Vorräthe nicht in dem vom öffentlichen Interesse bestimmten Umfang hätten erhalten werden können, und weil die Verkehrsverhältnisse im oberschlesischen Becken eine recht- zeitige Erlangung der Kohlen noch nicht gewährleisteten. Aehnlich liege die Sache bei der Firma Krupp. Nach seiner (Redners) Ueberzeugung habe sie nur deshalb englische Kohlen bezogen, weil sie den Ausbruch eines neuen Strikes im Kohlenreviere befürchtete und sich vorher in den Besitz der nötbigen Vorräthe habe setzen wollen, um ihre eigenen Arbeiter später beschäftigen zu können. Daß die Ein⸗ fuhr englischer Kohlen im Vorjabre abgenommen habe, beweise nichts weiter, als daß die Preise der englischen Kohle noch höher geworden seien, als die der deutschen. Sogar der Versand der westfälischen Kohle nach Hamburg habe zugenommen, obgleich Hamburg auf dem billigsten Wege englische Kohlen beziehen könnte. Wie waͤre das anders zu erklären, als aus einer Preiserhöhung der englischen Kohle gegenüber der deutschen? Er könne sich sehr wohl denken, daß die Rücksicht auf die vertragsmäßige Verabredung, auf die größere Leichtigkeit, geschlossene Züge aus dem einmal entstan— denen Wirrwarr der Wagen und Lokomotiven herauszuführen, die Re⸗ gelung der internationalen Verpflichtungen leichter gemacht habe. Mit der Steigerung der Kohlenpreise aber habe diese Sache Nichts zu thun. Was die Regelung der Steinkohlentarife im Verkehr West⸗ falens mit Holland betreffe, so sei dabei auch die Konkurrenz der Schiffahrt auf dem Rheinstrom entscheidend gewesen. Daß Kohlen billiger befördert würden als andere Güter, beruhe auf dem Grund⸗ 6 der deutschen Reichsverfassung, daß Rohmaterialien besonders billig befördert werden sollen. Produzent und Konsument hätten sich auch bisher recht gut gestanden. Holland, Luxemburg und ein . Theil von Lothringen gehörten heute bereits zu dem natärlichen Ab

Landeseisenbahnraths sei