1891 / 59 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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den Berlinern, aber auch von der mustergültigen Auf⸗ fübrung überzeugen. Im Zwischenakt nahm Hr. Held die Ge⸗ legenbeit wahr, den einzelnen Darstellern, den Hrra. Klein, Hanno und Steiner, den Damen Offener, Lejo und Schmidt, sowie dem Inscenator Direktor Fritzsche und Kapellmeister Federmann seinen Dank auszusprechen.

Selle · Alliance · Theater.

Am Sonnabend trat Ernesto Rossi als Richelieu in dem gleichnamigen Drama von Bulwer Lytteon auf. Das unbedeutende und oberflächlich gearbeitete Stück ist wenig bekannt, denn es wird in der Regel nur aus der Vergessenheit bervorgeholt, wenn virtuose Darsteller erften Ranges, wie etwa Friedrich Haase und Saldini, oder jetzt Rossi in der Titelrolle ibre schauspielerische Kraft effektvoll zeigen wollen. Diesen Zweck hat E. Rossi am Sonnabend in vollem Maße erreicht; er brachte als Richelieu warme väterliche Gefühle für sein geliebtes Mündel Giulia mit Naturtreue zum Ausdruck und zeichnete nicht minder wahr den Mann von starkem Gerechtigkeitsgefühl und glühender Vaterlandsliebe; der galante Hofmann und listige Ränke⸗ schmied trat dagegen nur andentungsweise in die Erscheinung. In den tragischen Momenten steigerte Rossi den Charakter zu bezwingender Größe, vor welcher die Macht seiner Feinde sich widerstandslos beugt. Im Ganzen ist der Richelieu, seinen klassischen Helden gegenüber, eine ruhige, aber äußerst fein abschattirte Charakterstudie, der sogar der warmherzige Ton des Humors nicht fehlt. Der reiche Beifall, welchen E. Rossi's Leistung fand, war durchaus wohlverdient. Auch die übrigen Darsteller fügten sich diesmal dem Gesammtspiel besser ein, als an den vorhergehenden Abenden. Sgra. Seraffini fand als Giulia di Montemar manchmal wirklich herzliche und leidenschaftliche Töne. Auch Sgr. Cappelli als Mauprat konnte im Allgemeinen zufriedenstellen. Den eigentlichen Intriganten des Stücks Baradas gab Sgr. Borelli mit ziemlich erfolgreichem Bemühen.

Das Theater war wieder nur schwach besetzt; es wäre zu wünschen, daß dem mit Recht hochgeschätzten Künstler ein zahlreicheres Publikum seine Anerkennung bewiese.

Um Ernesto Rossi einen Rubetag zu ermöglichen, geht morgen das Repertoirestück ‚„Gavaut, Minard u. Co.“ von Gondinet in Scene. Alsdann wird das Gastspiel Rossi's fortgesetzt. Der italienische Meister wiederholt am Mittwoch auf vielseitiges Ver— langen den „Lear“, welche Rolle er an diesem Tage in Berlin zum eltzten Mal spielt.

Adolph⸗Ernst⸗Theater.

Morgen findet das Jubiläum der 25. Auffübrung der Gesangs⸗

rosse „Adam und Era“ statt. Sing Akademie.

Die Sopranistin Frl. Caroline Moll gab rorgestern in Gemeinschaft mit dem Hofpianisten Alfred Sormann ein Concert, in welchem die Sängerin außer der Concert-Arie „Ab. perfido“ von Beethoven noch mehrere Lieder von Schumann, Sormann, Marchesi, Brahms, Schubert, Lindblad, W. Taubert und die Coloratur Variationen von Proch (ehemals ein Bravourstäück der Frau Peschka⸗Leutner) vortrug. Wir bedauern hierüber nicht viel Erfreuliches berichten zu können. Die Stimme spricht jwar in den bohen Tönen leicht an, ist aber im Ganjen von geringem Wohlklang; außerdem fehlt der Sängerin eine tiefer ein— gehende Vortragsweise, wie sie in der genannten Arie und in den Schumann'schen Liedern erforderlich ist. Besser gelangen ihr Taubert's „Vogel im Walde“ und Proch's Variationen, in denen eine lobens— werthe Gewandtheit in Ausführung schneller Passagen und

Triller zu erkennen war. Freilich ist auch hier noch größere

Klarheit im Phrasiren der Tongruppen zu wünschen. Hr. Sor— mann, welcher unter den in der Königlichen Hochschule ausgebildeten Künstlern für einen der bervorragendsten gilt, hat sich

bereits früher durch sein sehr geditgenes und ausdrucksvolles Spiel vortheilhaft bekannt gemacht, und bewies auch an diesem Abend von

Neuem, daß er den Vortrag Beethoven'scher und Mendelssohn'scher Werke ebenso sicher zu beherrschen weiß, wie den der neueren Kom⸗— positionen von Brahms und Liszt. Allgemeiner und wohl verdienter Beifall folgte seinen Leistungen. Die Klavierbegleitung der Gesänge befand sich wieder in den geschickten Händen des Hrn. Bake.

Mannigfaltiges.

Pastor Schultz, der zweite Seelsorger an der Dreifaltig⸗ keitskirche, feierte gestern das Jubiläum seiner 25 jährigen Amts⸗ tbätigkeit in der Dreifaltigkeit gemeinde. Der Altarplatz des Gottes⸗ hauses war mit Blattpflanzen, die Kanzel mit Guirlanden und Kränzen geschmückt. Die Kirche war zum Hauptgottes dienst dicht besetzt. Vor dem Altar hatten die Amtsbrüder und die Mitglieder beider Gemeindekirchen⸗ bebörden Platz genommen. Auch der Staats⸗Minister Dr. von Boetticher war erschienen. Die Festpredigt knüpfte der Jubilar an denselben Text aus Römer 15, 29 und 335 an, den er seiner ersten Predigt an dieser Stätte zu Grunde gelegt hatte. Mit herzlichen Worten dankte der Jubilar der Gemeinde für die ihm bewiesene Theilnahme in guten und schweren Tagen. Nach dem Gottesdienst wurde ihm im Konfirmandensaal durch Ober ⸗Konsistorial⸗ Rath Dryander eine Adresse überreicht, in der die Gemeinde ihren Dank für die gesegnete Wirksamkeit des Jubilars niedergelegt hatte. Die Adresse lag in einer kostbaren Decke aus blauem Sammt.

Zum Vorstand des Architektenvereins in Berlin für das Fahr 1891 sind folgende Herren gewählt bezw. wiedergewählt worden: Gebeimer Ober⸗Baurath Voigtel, Vorsitzender; Geheimer Ober Baurath Jungnickel, Stell vertreter des Vorsitzenden; Eisenbahn⸗ Bauinspektor G. Mever, Säckelmeister; ferner die Hrrn. Geheimer Baurath Appelius, Stadt ⸗Baurath Blankenstein, Regierungs und Baurath Eggert, Professor Goering, Geheimer Ober⸗Baurath Hagen, Baurath Hoßfeld, Gebeimer Bautath Keller, Geheimer Baurath Sarrazin, Baurath Wallot.

don, 9. März. In Nord-⸗England war, wie das

= mitthbeilt, gestern starker Schneefall. In verschie⸗

r enden von Northumberland, Nord und Süd-⸗-Shields, Ost⸗ jorkshire und Nord-Wales liegt der Schnee bis sechs Zoll hoch.

anrog. Der P Zta.“ wird mitgetheilt: Die Stadt

im südlichen Rußland war länger als drei Wochen roll

Schnee begraben und von allem Verkehr mit der

ußenwelt abgeschlossen. Zebntausend Arbeiter mußten sich Tag und

Nacht mühen, um nur die Hauptstraßen der Stadt wieder zugänglich

zu machen. Die Schneestürme des vorigen Monats hatten besonders

auf den Bahnstrecken eine Schneemauer aufgethürmt, die an einzelnen

Punkten eine Höhe von 60 Fuß erreichte. Unter solchen Umständen

konnte natürlich der Landstraßen⸗ und Bahnverkehr noch nicht wieder auf⸗

genommen werden, und wenn es nicht gelungen wäre, der Stadt einen

Zugang zu dem gefrorenen Asowschen Meere zu öffnen und eine aller—⸗

dings sebr beschwerliche und umständliche Schlittenverbindung mit

der Stadt Rostow am Don berzustellen, so wäre der größte Theil

der Einwobner von Tagantog rettungflos dem Hungertore ver—

fallen, da die in der Stadt vorhanden gewesenen Lebensmittel nur

für einige Tage ausreichten und nur den wenigen bemittelten Bürgern

zu Gate kamen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Breslau, 9g. März. (W. T. B.) Gestern Mittag passirte das Eis von Oberschlesien Breslau, ohne Schaden zu ver— ursachen. Die Oder ist nunmehr ober⸗ und unterhalb Bres aus eisfrei. Bei Ratibor hatte die Oder 2,50 m über der Ausuferungshöhe erreich und Wege und Brücken

unter Wasser gesetzt;, bei Eworkau hat der Fluß den Damm durchbrochen und ergießt fich nunmehr gegen den

Bahndamm der Ratibor-Oderberger Strecke. Bei Brieg steigt die Oder fortwährend; die Oderaue und die

Feldmarken bei Garbendorf sowie mehrere Niederungen

sind unter Wasser. ; Hamburg, 9. März. (W. T. B.). In der vergangenen Nacht entstand in der zweiten Elbstraße Nr. 36 durch eine

Wetterbericht vom 9. März, Morgens 8 Ubr.

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Etationen.

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red. in Milli 5 2 in O Gelsius

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Thermidor. Sardou.

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Rickard Wagner. * a 16 gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: 7 Uh Kapellmeister Sucher. Anfang 73 Uhr. Schau spielhaugz. t Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Scene geseßzt vom Ober⸗Regisseur burg. Dienstag; Zum 60 Male: Ter selige Ton— . * 1 * 4 *

; ö k inel (Fenn Lonpinel). Schwank in 3 Akten Mittwoch: Opernhaus. 61. Be stellung. ,. . sehe,. Biffon ö. , , e,

3 ? 9 5 8 . 8 Dper in 2. Alten von JZznas Rioser. In Scche gesetzt von Sigmund Tautenburg.

Max Grube. Anfang 7 Ubr.

genre ,,, . ?! 3 Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. v. ; 1 ie. ö ; ö . Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. (Gentran: w Lustsriel in 1 Att Verlobt: Frl. Margarethe Herold mit Hrn Hr. 2 Erl, . ,, 9 36 r . National-Theater in Mannheim, als Gast. um 1 . Jahreszeiten. Tanz⸗Pesm in Die 32 2 Akten und 4 Bildern von E. Taubert und Emil IL balb bed. 8 Graeb. Musik von Hertel. Anfang? Uhr. Schauspielbaus. 67. Vorstellung. Ein Schritt Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst Wichert. Anfang 7 Uhr. Bes l ttz af ee, erg . 2 .

Derliner Theater. Dienstag: Arbeit. Anfang

Mittwoch: Maria Stuart. Donrerstag: Graf Waldemar.

Tessing⸗-Theater. Dienstag: Zum ersten Male: l Drama in 4 Akten von Victorien Dienstag: Zum 36. Male; Der Regiftrator auf Reisen. Pesse mit Gesang von A, & Arronge,ů burg). = Hr. Kgl. Kressgerichts. Direktor a. D.

Petroleum-Explosion ein Ladenbrand. Es gelang, elf Personen aus den Etagen zu retten. Ein Mädchen, welches der ,, , erlitten hatte, mußte ins Krankenhaus gebracht werden.

Prag, 9. März. (W. T. B.) Wegen des Steigens der Moldau ist der Verkehr von Groß-Wossek nach Kolin eingestellt. In Folge des Einsturzes von Eisenhahnbrücken ist der Verkehr von Groß⸗Wossek nach Königgrätz bis jetzt nicht wieder aufgenommen worden.

Lemberg, 9. März. (W. T. B.) Gegenüber den Ge—⸗ rüchten von Judenverfolgungen in Galizien, insbeson⸗ dere in Kolomea, wird von authentischer Seite festgestellt, daß die Ruhe nur in den Ortschaften Sloboda und Rungorska, wo große Naphthagruben sind, in Folge von Arbeiterexcessen in der Nacht von Sonnabend bis Sonntag gestört wurde, wobei drei Israeliten und ein Gendarm getödtet wurden.

Paris, 9g. März. (W. T. B.) Graf d'Haussonville, welcher an Stelle Bocher's die Leitung der royalistischen Partei übernehmen soll, begiebt sich heute zum Grafen von Paris nach Spanien.

Das „Journal des Debats“ kündigt die Schließung weiterer Spiritusbrennereien als unmittelbar bevor— stehend an und bemerkt: diese ersten Resultate des Schutz— zollsystems gestatteten einen Blick in die Zukunft. Der Ruin der französischen Spiritusindustrie sei nur das Vorspiel zur Vernichtung mehrerer Hundert anderer Industrien und des Elends einer Million von Arbeitern. Das Blatt schließt seine Ausführungen mit der Frage, ob die Herren Méline und Genossen wohl den traurigen Muth haben würden, bis zum Ende zu gehen.

Nach Meldungen aus Commentry hat der gestern dort abgehaltene Bergarbeiter-Kongreß Resolutionen zu Gunsten des Achtstunden-Arbeitstages, der Errichtung einer Arbeiter-Pensionskasse durch den Staat und einer dreißigprozentigen Lohnerhöhung beschlossen und dem Prinzip der Organisirung von Generalstrikes zu⸗ gestimmt.

St. Petersburg, g Mir , oe „Nowoje Wremja“ ist der Verkauf von Einzelnummern verboten worden.

Rom, 9g. März. (W. T. B.) Die Schwester des Prinzen Napoleon, Prinzessin Mathilde, ist heute früh hier angekommen. Prinz Napoleon verbrachte die letzte Nacht schlecht.

Ravenna, 9. März. (W. T. B.) Bei der gestern hier stattgehabten Nachwahl von drei Deputirten wurden zwei Konstitutionelle und ein Radikaler gewählt. Die Radikalen haben zwei Sitze verloren. .

New-York, 9. März. (W. T. B.) Nach hier einge⸗ gangenen Nachrichten ist auf der SEisenbahnstrecke Atchison Topeka in der Nähe von Havanna (Illinois) ein Schnellzug entgleist. Die Wag— gons wurden theilweise zertrümmert; ein Reisender verlor dabei das Leben, acht Personen wurden verwundet, darunter drei schwer. Die Trümmer der Wagen geriethen in Brand, wodurch mehrere Reisende schwere Brandwunden davontrugen. Die unverletzten Reisenden mußten zu Fuß auf einem mit Eis bedeckten Wege über eine Meile zurücklegen, bevor sie einen bewohnten Ort erreichten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wartburg. Romantische Dyer in 3 Akten von von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. / Arania, Anstalt für volksthüämliche Naturkunde.

5 JJ irigem : . ; , ,, k 2 Ballet von C. Graeb. In Scene Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang Am Landes. Ausstellungs. Park (Lehrer Bahnboh.

66. Vorstellung. Der nene

Belle Alliance Theater.

zr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Sigmund Lauten⸗

Residenz- Theater. Direktion:

Mittwoch: Der selige Toupinel. Vorher:

Dienstag: Zum 5. Male: Gavant, Minard K Co. Scwank Verehelicht: i eli . ; . helicht: Hr. Lieut. lir von Loeper mit in 3 Akten von Edmond Gondinet. ö. 5 Sen p

Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im 1 Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Familien⸗Nachrichten.

Paul Eggebrecht (Berlin). Frl. Gertrud von Wedemeyer mit Hrn. Hauptmann Grafen Anatol von Bredow (Schönrade). Frl. Lili Bebm mit Hrn. Königl. Reg. Baumeister Otto Stromever (Gotha). Frl. Magdalene Repenning mit Hrn. Friedrich Hammer (Kiel).

Deutsch von Frl. Marle von Tiedemann (Bromberg).

Geboren: Ein Sohn: Orn. Paul Kreitling

ö Mittwoch; 6. Gastspiel von Ernesto Rossi mit (Berlin). Hrn. Cisenbahn? Bau. Faspektor

Deutsches Theater. Dienstag: Das alte Lied. seiner Gesellschatt. Re Lear (Rönig Lear).

Mittwoch: Die Kinder der Exxcellenz. Donnerstag: Zum 1060. Male: Faust J. Theil. Freitag: Fauft's Tod.

Donnerstag: Kean.

Adolph Ernst-Theater.

Thomas - Theater. Alte

Dienstag: Zum 25. Male: Adam und Eva. in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Jakobstraße 30.

Häbner (Königsberg) Hrn Königl. KReg⸗Ban⸗ meister Friedrich Maillard (Rathenow). Eine Tochter: Hrn. Alfred von Gasnar (Berlin). Hrn. Oberförster H. von Nathusius (Rheinsberg). Hrn. Georg Lueder (Breslau). Hrn. Reg.“ Assessor Hoffmann (Wiesbaden). Hrn. Georg Thbomas (Magdeburg ⸗Neustadt) Hrn. B. Schneider (Fredeburg).

Gestorben: Hr. Referendar Franz Sellentin (Helmstedt) Frau Dr. med. Gertrud Brock= müller, geb. Hobenschur; (Mülbeim a. Rb.). Hr. Alwin von Amelunxen (3Zerbst). Frau verw. Prediger Hanow, geb. Kieckhäfer (Berlin). Frau Amelie Bock, geb. Münchmeyer (Magde⸗

Gesangsposse

Ne dA .. Nizza

) Gest. anhalt. Schnee und Regen. ) Nachts Schnee und Regen. 9) Nachts starker Schneefall. Uebersicht der Witterung. ; Flache Depressionen liegen über Nordwest · Deutsch⸗ land und an der Odermündung, in Deutschland fast überall Niederschläge bervorrufend, während das barometrische Maximum im Nordwesten sich wenig verändert hat. Die Temperatur ist in Deutschland bei schwacher, meist südlicher bis westlicher Luft⸗ strömung fast überall geftiegen und liegt allenthalben außer im Nordseegebiete äber dem Mittelwerthe, im Binnenlande 2 bis 8 Grad. In Nord und Dst⸗ Gurora ist meistens Abkühlung eingetreten. Deutsche Seewarte.

—ᷣ— ᷣᷣ—Q—Kͤ x6. Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Dienstag: Overn—

bang. I 50. Vorftellung. Arf. Allerhöchsten Befehl: Tannhäuser und der Sängerkrieg anf der

SW 2 bedeckt

Mittwoch, Donnerstag und Freitag: Thermidor.

Victoria-⸗Theater. Dienstag: Zum 101. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lebn⸗ hardt. Balleteompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets von C. Severini. In Scene gesetzt von W. Hock. Anfang 71 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 32. Male: Miß Helyett. Vandeville in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée. Musik von G. Audran. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch und folg. Tage: Miß Helyett.

Triedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Dien stag: Mit neuer Ausstattung. Zum 19. Male: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bieville von Held und West. Mußt

G von Moser. Musik von R. Bial und G. Steffens. Die neuen Couplets von A. Bender. Cäsar Wichtig: Emil. Thomas. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Der Regiftrator auf Reisen.

Coneert⸗Anzeigen.

Concert-Jaus. Dienstag: Carl Meyder⸗ Concert. Ouv. „Nachklänge an Ossian', Gade. Rienzi“ Wagner. . Si zetais roi', Adam. Fantasie aus der Oper Die Hugenotten von Meyerbeer. Ferpetuum mobile für die Violine von Paganini Sr. Kramer) In der Fremden für Piston von Farkas (Hr. Richter). Rhapsodie J. von Liszt.

Sing-Akademie. Dienfstag, Abends 75 Uhr, Letzter Lieder ⸗Abend. Alice Barbi.

Friedrich Kolbenach (Breslau). Frau Sophie Bollmever, geb. Dresen (Nienburg a4. d. Weser). Frau Agneta Hilbert, geb. Finkler (Kiel) Frau Marie Körting, geb. von Zobeltitz. Frau r eff Röbr, geb. Schröder (Meitzendorf). Hr. Hugo Kühl (Berlin). Hr. Geh Rechnungs⸗ rath a. D. Dr. phil. Karl Lehmann (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Exxedition (Scholy.

Duck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagz⸗ Anfstalt, Berlin 8Ww., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen

leinschließlich Börsen Beilage). (4079) und ein BVerzeichnis der von der Königlich Preunßischen Landes⸗Aufnahme herausgegebe⸗

nen und von deren Plankammer verwalteten . Karten.

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Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 59.

Berlin, Montag, den 9. März

1891.

der in den deutschen Münzstätten bis Ende Februar 1891 stattgehabten Ausprägungen

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von Reichsmünzen.

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L044 935050 9586

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) Vergl. den „Reichs Anzeiger vom 10. Februar 1891 Nr. 36.

Berlin, den 7. März 1891.

46 915 362,45 11456 717,01 6

Deutscher Reichstag. 83. Sitzung vom Sonnabend, 7. März.

Am Tische des Bundesraths: der Reichskanzler von Caprivi und die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, .

Freiherr von Maltzahn und Hollmann.

Die Berathung des Extraordinariums des Marine— Etats wird fortgesetzt. Die Verhandlung über die Frage der Bewilligung der ersten Raten für drei neue Panzerfahr— zeuge war gestern nicht zu Ende geführt worden. Die Kom— mission beantragt bekanntlich die Ablehnung aller drei Neu⸗ bauten für dieses Jahr, Abg. Freiherr von Manteuffel die Bewilligung von zwei Panzerfahrzeugen.

4 Abg. Freiherr von Manteuffel beantragt heute, die Titel 15—17 des Extraordinariums und seinen Antrag an die Budgetkommission zu verweisen.

. Abg. v. Keudell: Der Bau von Panzerschiffen habe von 1880—89 mit Ausnahme der gepanzerten Kanonenboote gerubt und zwar aus guten Gründen. Einmal sei die umfassende Herstellung von Torpedos als das dringendere Bedürfniß erschienen und fodann sei die Kontroverse über das richtige Modell für Panzerschiffe noch nicht abgeschloffen gewesen. Später seien 12 Panzerkanonenboote, dann 4 große Panzerschiffe und noch 12 Panzerkanonenboote be— willigt worden. Davon seien zwei der letzteren auf dem Wasser, der Siegfried“ und der Beowulf“, beide nach kompetentem Urtheil Musterfahrzeuge. Im Etat für 1891 92 würden fünf neue Fahrzeuge gefordert, darunter drei Panzerkanonenboote. Diese Fahrzeuge hätten in der Kommission kein freundliches Intgegenkommen gefunden, sie habe die Ablehnung beantragt. Er werde mit seinen politischen Freun⸗ den für den Antrag Manteuffel stimmen, erentuell für dessen Ver— weisung an die Kommission. Die Kommission habe sich in diesem Jahre ungewöhnlich ablehnend verhalten, nicht aus finanziellen Be—⸗ denken. Seien doch Hunderte von Millionen für die Landes vertheidigung obne Bedenken bewilligt worden, als die finan⸗ ziellen Verbältnisse nicht besser gewesen seien als jetzt. Aber die Kommission habe bei ihrer Äblebnung unter der Herrschaft der Ansicht gestanden, daß die geforderten Schiffe für die! Landes vertheidigung nicht unmittelbar nützlich oder gar nothwendig seien. Die Gegner der Vorlage meinten, daß die Küsten wesentlich durch Torpedos vertheidigt würden, aber in allen Denkschriften fei von autoritativer Seite nachgewiesen, daß die Defensive nur möglich sei in Verbindung mit einer kräftigen Offensive, die auf schnell fahren den Schlachtschiffen berube; die bier geforderten Schiffe sollten nur zur Vertheidigung der Küsten dienen. Die deutsche Kolonialentwicke⸗ lung sei zu einem gewissen Abschluß gelangt, die für die einzelnen Stationen nöthigen Schiffe seien durch den Etat bewilligt, böchstens dürfte noch hier und da zum Ersatz eines abgängigen Schiffes ein neues gefordert werden. Aber die hier geforderten Kanonenboote brauche die deutsche Marine zur Vertheidigung in den beimischen Meeren. 15870 seien keine Schlachtschiffe zur Kästenvertbeidigung nötbig gewesen, denn damals hatten die Franzosen keine Landungs— truppen disponibel gehabt; sie bätten sogar ihre Marinetruppen auf dem Lande verwenden müssen. Man müsse aber für einen künfti⸗ gen Krieg mit der Wabrscheinlichkeit rechnen, daß der Gegner Lan— dungstruppen zur Verfügung babe. Namentlich in der Ost— see gebe es Hunderte don Punkten, wo eine Landung sebt leicht sei. Durch den vieljäbrigen Verkehr feien sie dem Feinde so bekannt, wie der deutschen Marine. Torpedoboote würden da keinen ausreichenden Schutz gewähren. Einzig wirksamer Schutz sei ein Schlachtschiff, das den Gegner auf offener See angreife. Dadurch würden auch die Landtruppen, welche jetzt zur Verteidigung gebraucht würden, entlastet. Mit dem Schutze des Nord- Ostsee⸗Kanals, sage man, fei es nicht fo eilig, denn 1895 könne er nicht fertig sein; aber der Reichskanzler sage das Gegentbeil, und selbst wenn durch Umstände der Kanal 18595 nicht fertig sein jolte, so sei das doch gerade ein Grund mehr, den Bau dieser Boote zu beschleunigen: wenn der Kanal nicht fertig sei, brauche Deutschland, wenn ein Krieg ausbräche, die Schiffe um fo nothwendiger, und kein Mensch könne die Bürgschaft übernehmen, daß in den nächsten fünf Jahren ein Krieg nicht ausbreche. Er (Redner) hoffe, daß die Forde⸗ rung bewilligt resp. in der Kommission eine Verständigung zu Stande gebracht werde auf dem Boden, den der Reichskanzler an— gedeutet habe. Er (Redner) gebe dem Abg. Rickert zu, daß er lange Jahre ein lebbaftes Interesse für die Marine bewiesen babe und er (Redner) sei ihm dafür dankbar, hoffe aber, daß er es auch diesmal; bethätigen werde. Nun sei gestern gesagt worden, Fürst Bismarck habe der Marine nur ein geringes Interesse entgegengebracht, aber er (Redner), der 1863—72 stets in des Fursten Bismarck persönlicher Umgebung thätig gewesen sei, könne bezeugen, daß er hundert. und tausendfach mit immer gleicher Wärme für die Marine eingetreten sei. Alle deutschen Panzerschiffe, die gebaut worden, seien mit seiner Genehmigung gebaut. Auch die Flottenpläne, die bekannt geworden, seien mit seiner Einwilligung ju Stande gekommen. Man müsse doch einen Staatsmann nach seinen amtlichen Handlungen beurtheilen, nicht nach gelegentlichen Aeußerungen. Der Marine, die in der Durch- führung der Koloniaspolitik brav das Ihrige geleistet und sich überall die böchste Anerkennung erworben habe, müsse man auch die beste Ausrüstung geben. Was aber für den Landsoldaten das gute

Gewebr, sei für die Marine der Panzer; wie sich freilich die deutsche Landwehr auch mit den veralteten Gewehren bervorgethan habe, so würden auch diejenigen Seeleute, die auf alten ungepanzerten Schiffen kämpfen müßten, allen Anforderungen genügen; aber so— weit man den Uebelständen abbelfen könne, solle man es thun. Er empfeble den Antrag von Manteuffel zur Annahme.

Abg. Dr. von Bennigsen: Der Abg. Dr. Windthorst wolle die Entscheidung vertraulichen Konferenzen zwischen der zweiten und dritten Lesung uͤberlasen. Gewiß könnte das gesche Besser aber verweise man nach dem Antrage von Manteuffel betreffenden Titel in die Kommission zurück, damit hier in Verhandlungen mit der Regierung festgestellt werde, an welchen ellen die zwei Millionen erspvart werden könnten. Er setze aber voraus, daß der Abg. Dr. Windthorst bei diesen Berathungen mitwirke; zwar sei er im Augenblick nicht Mitglied der Budgetkommission, es würde jedoch nach Hunderten von Vorkommnissen, bei denen für einen bestimmten Ver— waltungszweig ein neues Mitglied in die Kommission entsendet worden sei, kein Hinderniß für seinen Eintritt bestehen. Er (Redner) gebe dem Abg. Dr. Windthorst zu, daß man alle Ursache habe, bei den wachsenden Ausgaben für die Landarmee, durch welche die Haupt— entscheidung werde gegeben werden müssen, mit den Bewilligungen für die Marine sich in angemessenen Grenzen zu balten, die möglichste Sparsamkeit walten zu lassen. Sowohl die Kommission als das Haus sei dieser Anforderung gerecht geworden. Man habe gestern bei den ein⸗ maligen Ausgaben bereits 4 Millionen Mark gestrichen. Werde der Antrag von Manteuffel angenommen, so werde doch eine Ersparung von /, Millionen Mark gegenüber der Regierungsvorlage eintreten. Bei den folgenden Nummern habe die Kommission weitere 112 Millionen gestrichen und für artilleristische Ausrüstungen noch über zwei Millionen, im Ganzen nahezu 19 Millionen. Wenn der Antrag der Kommission, die in Frage stebenden Fahrzeuge zu streichen, Gesetz werde, so falle in diesem Jahre der Bau dieser Kategorie von Schiffen gänzlich aus, was in keinem der vorangegangenen Jahre geschehen sei. Welches Moment sei dafür sachlich anzuführen? Der Abg. Dr. Windthorst habe Zweifel geltend gemacht kinsicktlich der Größe der Schiffe. Er habe die Beschaffenbeit der Werftanlagen, Häfen Und Flußmündungen irrthümlich in Beziehung gebracht auch mit den Siffen, um die es sich bier handele. Der Reichskanzler habe ihm schon bestimmt ent— gegnet, daß hinsichtlich dieser Schiffe derartige Bedenken nicht vor. banden sein könnten, da die Anlagen vollständig ausreichten. Die Besorgnisse, die in Folge der Verhandlungen der Kommission entstanden seien und sich auch auf die Mitglieder des Hauses fortgexflanzt hätten, hätten sehr ungünstig auf die Beurtheilung des Marine⸗Etats eingewirkt. Der Reichskanzler babe aber gestern alle diese Besorgnisse auf das Unumwundenste und Entschiedenfte zurückgewiesen und zerstöct, indem er wiederbolt er klärt habe, daß über den Flottengründungsplan von 1888.89 und den von 1889590 nicht hinausgegangen werden solle, daß die ver— bündeten Regierungen, speziell der Reichskanzler, weit davon entfernt seien, dem Reichstage zuzumuthen, eine Flotte ersten Ranges zu gründen. Alle Einwendungen seien damit aus der Welt geschafft. Die Erklärungen seien ihm (dem Redner) auch erwünscht in Hinsicht der Anregung des Abg. Rickect, die dahin gegangen sei, einen be— stimmten neuen Plan vorzulegen. Ein solcher würde auf neue be— stimmte Forderungen hinauslaufen. Wenn es nun unbestritten sei, daß die Panzerfahrzeuge einen wesentlichen, nothwendigen und nützlichen Bestandtheil der Flotte bildeten, wes balb solle man dann den Bau dieser Schiffe ein oder zwei Jahre zurückstellen? Weder hinsichtlich der Art der Konstruktion noch hinsichtlich des Baues der Schiffe überbaurpt seien Bedenken zu Tage getreten; man habe auch in anderen Ländern in der letzten Zeit keine bedeutenden Fortschritte in der Technik kennen gelernt. Soweit solche Schiffe bisher fertiggestellt worden seien, hätten sie sich seines Wissens voller Zustimmung zu erfreuen gehabt, und man könne allo jetzt keinen Grund für die Verzögerung des Baues angeben. Nun babe seine Partei auch Rücksicht genommen auf die Fertigstellung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals. Ob derselbe 1895 fertiggestellt werde, könne man nur mit Wabrscheinlichkeit annehmen, da die Ausführung des Baues sehr leistungsfäbigen und zuverlässigen Unternehmern anvertraut sei, die ihre Fristen bisber vollständig inne⸗ gebalten hätten. Aber wenn auch der Kanal ein oder zwei Jabre später fertiggestellt werde, sei doch zu bedenken, daß die Schiffe keineswegs zum Schutze des Nord⸗Ostsee⸗Kanals gebaut werden sollten. Der Nord-⸗Ostsee⸗Kanal babe das Bedürfniß nur verstärkt, hervor- gerufen sei es durch die Nothwendigkeit des Schutzes der deutschen Küsten überhaupt. Auch aus diesem Grunde würde eine Verzögerung bedauerlich sein. Der Abg. Dr. Windtborst habe auch keineswegs die Absicht ausgedrückt, die Schiffe überhaupt nicht be—⸗ willigen zu wollen, sondern nur gewünscht, aus Räcksichten der Sparsamkeit in diesem Etatsjahre die Schiffe abzu— setzen. Weil aber die Schiffe gebaut werden müßten, da sie einen integritenden Bestandtheil der Flotte bildeten, so würde es zweck mäßig sein, bei anderen Stellen, bei den Raten für die großen Panzerschiffe, Ersparungen von zwei Millionen zu machen. Zwar werde die Summe damit definitiv nicht erspart, sondern nur in diesem Jahre. Aber auch der Abg. Dr. Windthorst wolle die Schiffe nicht definitiv ablehnen, sondern nur für dieses Jahr, es handele sich also lediglich um die Zweckmäßigkeitsfrage: Was werde in diesem Jahre mit zwei Millionen besser beschafft, eine größere Rate für die großen Panzerschiffe oder die Bewilligung für diese Panzer fahrzeuge? Er (Redner) möchte die Frage jeder patriotischen Bei⸗ mischung entkleiden und sie als das, was sie sei, als eine reine

Zweckmäßigkeitsfrage behandelt wissen. Dann werde es daß die Kommission den Beschluß, der, in einem Augen aßt, kommen begründet ei nicht Aufe des Rei issions verhandlungen ein wichtiges Interesse Marine berührten. eine nochmalige Prüfung in Kommission ehm zu en gegen einen solchen Antrag fach aus Grund⸗

t nicht erhoben worden. (Beifall.)

c 15ssa 94

in der Kommission Vor in 39 3* ane entwickel

nunmehr veranla den Herren A Stellen vorzulesen, aus denen Sie

können, daß ich mich nicht im Widerspruch mit den verbündeten Re

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gierungen befunden habe, als ich meine Aeußerungen abgab. um Verzeihung, wenn ich Ihnen dies nochmals verlese. Präsidenten) Ich habe zunächst gesagt:

Wo und wie wir auch im nächsten Krieze mit unserer Flo auftreten, mit Sicherheit dürfen wir darauf rechnen, der Minderzahl sein werden. Darum gilt denn der von Leitern der Marine bisher hochgebaltene Spruck, daß wir Qualität ersetzen müssen, was uns an Quantität mangelt, ebens für das Perfonal, wie für das Material. Um in der Minderheit zu fechten, bedarf es eines in Disziplin und Waffenübung geschul Personals sowie eines bochwerthigen Schiffsmaterials als für die numerische Ueberlegenheit des Gegners. Je eber Reichstag den Willen kundgiebt, das ihm vorgelegte Programm 1889 90 als eine durch die bestehenden Verhältniss botene Forderung anzuerkennen, desto bestimmter darf das V land der Hoffnung Raum geben, wie es die Flotte für die ihm zufallenden Aufgaben gerüstet finden wird, wenn die Stunde der Entscheidung schlägt.

Das ist das Erste nun. Das Zweite ich batte der hoben Kommission Tabellen vorgelegt, aus welchen sie Vergleiche jiebe konnte zwischen den Stärken der verschiedenen Flotten —:

Sie ersehen daraus, daß es uns mit den bisher bewilligten Mitieln noch gelungen ist, mit einer Ostmacht ziemlich gleichen Schritt ju halten, wenn die Machtfrage lediglich für die die Küsten beider Länder bespülende Ostsee aufgeworfen wird. Es wird sich auch in den nächsten Jahren kein bedrohlicher Wandel zu unseren Ungunsten darin vollziehen, vorausgesetzt, daß Sie uns keine Ein— schränkungen im Schiffbau auferlegen innerhalb der Forderungen, welche in dem Ihnen ebenfalls vorgelegten Schiff bau⸗Programm aus dem Jahre 1889/90 rekapitulirt sind.

Das war das Zweite. Nunmehr das Dritte:

Geht andererseits aber der Beschluß dahin, daß wir nicht nur Herr unseres Landes, sondern auch Herr unserer Meere bleiben wollen, dann dürfen wir auch an unserem Schiffbau Programm nicht rütteln, vor allen Dingen dürfen wir nicht den Bau von Schlachtschiffen aufgeben. Und zu Schlachtschiffen sind lediglich die Panzerschife und Panzerfahrzeuge zu rechnen, unter Letzteren auch diejenigen, welche bier in Frage kommen.

Endlich das Vierte:

Aber, meine Herren, nun bleibt es Bedingung, daß das Reich bereit ist, diejenigen Forderungen der Marine— verwaltung als berechtigt und von der Nothwendigkeit diktirt anzu⸗ erkennen, welche dieselbe zum Zwecke ihrer Wehrbarmachung stellen muß. Der ganze Zweck meiner Auseinandersetzung läuft darauf hinaus, Ihnen klar zu machen, wie nicht Willkür und Launen dabei vorherrschen, sondern lediglich das Bewußtsein der Verantwortung, die Marine auf die Höhe ihrer Aufgaben zu stellen. Ohne Ausbau der Flotte ist das nicht möglich; die geforderte Vermehrung ist nur ein Glied in der Kette, sie knüpft an Erreichtes an als Uebergang zu dem Erstrebten, welches Ihnen durch den Flottenxlan ron 1888 bekannt geworden ist.

Meine Herren, dies sind die Aeußerungen, welche ich der Kom mifsion des hohen Hauses gegenüber wörtlich tbat. Ich glaube nicht daß es nun noch möglich ist, mir entgegenzuhalten oder meine Rede in der Art zu interpretiren, daß ich die hohe Kommission babe bin reißen wollen zu anderen Flottenplänen. Ich habe fest und klar auf

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