ahlzeiten zu gewähren. Die Schulvorstände in den Noth= . 2 zur Vertheilung an ihre Schüler 4590 Anzüge, zusammen 13509 vperschiedene Kleidungsstücke, erhalten. Der Vorrath ist jedoch bereits erschöpft und mußten in Folge dessen weitere 4000 Anzüge bestellt werden. Ueber 14009 verheirathete Männer werden im Westen an öffentlichen Arbeiten beschäftigt und empfangen, mit ihren etwa 710 9000 Köpfe starken Familien, Unterstützung aus dem Hülfsfonds. Rechnet man zu dieser Zahl die oben erwähnten IVo6s Personen, welche regelmäßig Mahlzeiten, sowie die S500 Kinder, welche sowohl Mahlzeiten wie Kleider empfingen, so ergiebt sich ein Gesammtresultat von nahezu 90 000 Personen, welche aus dem Nothstandsfonds unterstützt werden.
Das fast vollständige Ergebniß der canadischen Wahlen ist, einem Reuter'schen Telegramm au? Dttawa zufolge, daß 123 ministerielle Abgeordnete und 90 Liberale gewählt worden sind. Die zwei Wahlkreise, über welche die Nachrichten noch fehlen, werden wahrscheinlich der Regierung ufallen. . . ; ö russische Thronfolger ist am 8. d. M. in Batavia auf der Insel Java eingetroffen und gedachte am 14. d. seine Reise nach Saigon fortzusetzen.
Frankreich.
Paris, 11. März. Das englisch-französische Ab—⸗ kommen betreffend Neu⸗Fundland soll heute im Aus— wärtigen Amt in London unterzeichnet werden. Wie ver— lautet, wird durch dieses Abkommen der status quo aufrecht⸗ erhalten bis dahin, wo die Angelegenheit durch einen Schieds—⸗ spruch ,,, ist, der durch zu ernennende Schiedsrichter efällt werden soll. ⸗
ö Der diesseitige Botschafter in Berlin Herbette ersuchte, wie „W. T. B.“ meldet, den Minister des Auswärtigen Ribot, die Nachricht, daß er mit irgendwelchen Bericht⸗ erstattern eines Journals bezüglich der Betheiligung der französischen Maler an der internationalen Berliner Kunstausstellung eine Unterredung gehabt habe, als falsch zu bezeichnen. .
. 8er , fe Vertreter in Kairo Graf d' Aubigny richtete ein Schreiben an den Minister Ribot, in welchem er alle ihm in Bezug auf die Reorganisation der egyp— ti schen Eingeborenen-Gerichte von Journalen zuge—⸗ schriebenen Erklärungen und Auffassungen für rein erfunden erklärt. — ) .
Nach Bissago in Guinea, wo sich nur eine kleine portugiesische Garnison befindet und wo jüngst ein Beamter des französischen Vize-Konsulats bei einem Aufstand getödtet wurde, ist ein französisches Kriegs schiff be⸗ ordert worden, um die Interessen der französischen Unter— thanen zu schützen. (S. a. „Portugal“ ) .
Der Dampfer „Cecil“ ist von Toulon nach Algier abgegangen, um während der Anwesenheit des Großfürsten Georg von Rußland dort zu stationiren.
Italien.
Der Herzog von Aosta erlitt, wie dem „W. T. B.“ aus . wird, gestern bei der Rückkehr vom Schieß⸗ übungsplatz bei Nettung durch das Scheuwerden seines Pferdes eine leichte Verletzung der linken Schulter, konnte aber, nach Rom zurückgekehrt, schon wieder an der Königlichen Tafel Theil nehmen. .
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister-⸗Präsident Marchese di Rudini in Beant— wortung einer Interpellation Barzilai's, er habe keine Kenntniß von angeblichen für Italien beleidigenden Akten der österreichischen Behörden. Auch die öster— reichische Regierung wisse nichts davon. Die Regierung lege einen so großen Werth auf eine dauernde Erhaltung der Freundschaft mit Oesterreich⸗Ungarn, daß sie dieselbe mit Verlust der Regierungs⸗ gewalt bezahlen würde. Barzilai, der seine Informationen aus offizibsen österreichischen Blättern geschöpft zu haben be⸗ hauptete, forderte den Minister⸗Präsidenten auf, Genugthuung zu verlangen. Rudini erwiderte, er werde sich informiren und nöthigen Falls Genugthuung verlangen. — Im Fortgang der Sitzung begründeten die Deputirten Brinetti und Cavalotti ihre Interpellation in Be— treff der Vorgänge in Massovah und be— fürworteten die Einleitung einer hierauf bezüglichen parlamentarischen Untersuchung. Minister⸗Präsident Rudini erklärte: Gegen Livraghi sei wegen Verleumdung, Diebstahls und Todtschlags Anklage erhoben. Mit einer Untersuchung seien der General-Prokurator Armo, der General Drignet und die Deputirten Bianchi, Cambray⸗Digny, Ferrari und Martini betraut. Ueber die Kosten für diese Untersuchung lege er hier— mit einen Gesetzentwurf vor. Die angeordnete Untersuchung werde den Fortgang des Prozesses nicht behindern, sich viel⸗ mehr über alle Handlungen der Regierungsbeamten jeden Ranges und jeder Stellung erstrecken, die Untersuchung werde zeigen, ob die Angelegenheit vor die ordentlichen Gerichte zu bringen fei. Nach diesen Maßnahmen der Regierung halte er den Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Unter—⸗ suchung für verspätet. Brinetti und Cavalotti erklärten
sich durch die Antwort des Ministers befriedigt. Colaianni brachte darauf aber den Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Unter—
suchung ein. Rudini sprach sich gegen die Inbetracht⸗ nahme des Antrages aus. Exispi erklärte, er zolle der von der Regierung beschlossenen Untersuchung Beifall und würde auch einer parlamentarischen Untersuchung zugestimmt haben, wenn diese von der Regierung und der Kgmmer angenommen worden wäre. Was seine auswärtige Politik anlange, so erwarte er Gerechtigkeit von der Zeit und werde sich darauf beschränken, die Thatsachen richtig zu stellen. Colaianni zog darauf seinen Antrag zurück. —
Der bereits erwähnte Antrag Plebano, betreffend die Ertheilung eines Vertrauensvotums für die Regierung, soll heute zur Verhandlung kommen.
Portugal.
Eine in Lissabon am 11. d. M. eingegangene Depesche
aus Guinea berichtet; Die gegen die Eingeborenen ab⸗ gesandten Truppen seien bei Bissago zurückgeworfen worden; ein Offizier solle getödtet sein. Der Ministerrath hat sich dem „W. T. B.“ zufolge am Dienstag Abend mit der , beschäftigt. . Die Budgetkommission der Deputirtenkammer hat den Gesetzentwurf des Finanz⸗Ministers bezüglich der Konsolidirung der schwebenden Schuld und des Tabackmonopols bis zum Artikel 8s, welcher einige
Echweiz.
Im Bundesrath ist, wie der „Köln. Zig.“ aus Bern berichtet wird, das Auslief erungsbegehren der italien i⸗ schen Regierung bezüglich des in Lugano verhafteten Lieutenants Livraghi noch nicht verhandelt, jedoch ist die er⸗ folgte Verhaftung angezeigt worden. Livraghi habe den Rechtsanwalt Rusca in Lugano mit seiner Vertheidigung be⸗ auftragt. Begründe sich das Ausweisungsbegehren auf „Dieb⸗ stahl und Erpressung ohne Anwendung von Gewalt“, wie der Verhaftsbefehl, so würde muthmaßlich das Begehren abgewiesen werden.
Niederlande. Die Zweite Kammer hat mit 52 gegen 37 Stimmen den Gesetzentwurf genehmigt, durch welchen bis zum Erlaß eines neuen Zuckersteuergesetzes die Fabrikanten von Rübenzucker verpflichtet werden, das sich während der Jahre 1892 und 1893 bei der Zuckersteuer ergebende eventuelle Defizit aus ihren Mitteln zu decken. Der Ertrag der Zuckersteuer ist auf is,. Millionen Gulden jährlich ver⸗ anschlagt. Die Rübenzucker⸗ Fabrikanten find von dieser eventuellen Ergänzung des anschlagsmäßigen Zuckersteuer⸗ ertrages befreit, wenn das Ergebniß der Zuckerfabrikation per Jahr weniger als 32 Millionen Kilogramm beträgt. Vor einigen Tagen hat die Kammer den mit Deutsch⸗ land abgeschlossenen Vertrag hinsichtlich der von den beider⸗ seitigen Regierungen gegen den sogenannten Mädchen- und Frauenhandel zu treffenden Maßregeln berathen und den— selben mit allen gegen sieben Stimmen angenommen.
Belgien. In der gestrigen zweiten Sitzung der Centralsektion der Kammer erklärte der Führer der progressistischen Linken Jan son: Er sei im Prinzip ein Anhänger des allgemeinen Stimmrechts, stimme aber den Vorschlägen der Regierung zu. Buls von der Linken war ebenfalls für die Vorschläge der Regierung, jedoch mit Ausnahme der proportionalen Ver⸗ tretung der Parteien in der Kammer. Fräre-Orban von der gemäßigten Linken war der Ansicht, daß man sich zunächst über eine bestimmte Form der Revision ins Einvernehmen setzen müsse und schlug vor, für die Kommunal- und Provinzial⸗ wahlen sofort 9 Prinzip des Besitzes eines Grundstücks zur
nwendung zu bringen. .
ö Eine 24 . Brüssel abgehaltene Versammlung der liberalen Abgeordneten hat der „Magd. Ztg.“ zufolge die Ablehnung des Programms der Regierung für die Ver⸗ fassungsänderung und insbesondere der Errichtung einer staat— lichen Polizei⸗Präfektur in Brüssel beschlossen. Türkei.
Die Ratifikationen zu dem deutsch-türkischen Han—⸗ delsvertrage vom 26. August v. J. sind dem We T. B.“ zufolge am Montag in Konstantinopel ausgetauscht worden. Dem Vernehmen nach werden die in dem Vertragstarif vor⸗ gesehenen Echöhungen der türkischen Eingangszölle nicht so— gleich in Kraft gesetzt werden.
Serbien.
Belgrad, 11. März. Der „Nawotni newnik“ meldet, der König Alexander würde sich Ende Oktober d. J. in Be⸗ gleitung des Regenten Ristie und des Minister-Präsidenten Pasic nach Petersburg begeben, um der silbernen Hochzeit des Kaisers und der Kaiserin beizuwohnen, und dort mit dem Fürsten von Montenegro zusammen⸗ treffen.
nee Skupschtina hat mit 86 gegen 12 Stimmen das Budget endgültig angenommen. Der Deputirte Kibarak lliberal) beantragte die Aufhebung der Gesandt— schaften in Bukarest und Athen, verlangte dagegen die Er⸗ richtung neuer Konsulate in Alt-⸗Serbien und Macedonien.
Bulgarien. Sofia, 11. März. Prinz August von Sachsen⸗ Coburg ist mit seinem ältesten Sohne zum Besuch des Prinzen Ferdinand hier eingetroffen.
Schweden und Norwegen.
(E) Stockholm, 9. März. Der General à la suite des Kaisers Wilhelm, General Graf von Wedel, ist heute früh hier angekommen und auf der Centralstation von Mitgliedern der hiesigen deutschen Gesandtschaft empfangen worden. Zu Ehren des Generals von Wedel findet bei den Königlichen Majestäten im Schlosse ein Diner statt, zu welchem außer dem Prinzen Eugen auch der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Graf Lewenhaupt, der Reichsmarschall Freiherr von Bildt, der hiesige Gesandte des Deutschen Reichs Dr. Busch nebst den übrigen Mitgliedern der deutschen Gesandtschaft, der General Graf Lagerberg und mehrere höhere Hofbeamte ge⸗ laden worden sind. ; J ö
Bezüglich der entgegengesetzten Beschlüsse beider Kammern in der Frage wegen Herabsetzung der 5611 auf gewisse Lebensmittel weist die „Post- och Inr. Tidn. auf das Stimmenverhältniß in beiden Kammern hin, nach welchem anzunehmen sei, daß die gemeinschaftlichen Ab⸗ stimmungen beider Kammern keine Veränderung der jetzt bestehenden Zollsätze herbeiführen würden.
— II. März. Die zweite Kammer hat heute Abend die Grundgesetz-Vorlage genehmigt, durch welche die
ahl der Mitglieder der ersten Kammer auf 150 und die
34 der Mitglieder der zweiten Kammer auf 225 festgesetzt
wird. Von den Deputirten der zweiten Kammer werden 15
von den Städten und 150 von den Provinzen gewählt. Der
Beschluß der zweiten Kammer entspricht dem bereits vor
einigen Tagen gefaßten gleichen Beschluß der ersten Kammer. Dänemark.
(FE) Kopenhagen, 10. März. Das Landsthing begann heute die erste Lesung des vom Folkething übersandten Finanzgesetzentwurfes für das Finanzjahr 1891.92. Der Finanz⸗-Minister beschrankte sich auf die Bemerkung, daß das Folkething wesentliche Aenderungen an dem ursprüng— lichen Entwurfe vorgenommen habe. Der Marine⸗Minister machte dagegen darauf aufmerksam, daß er genöthigt sein werde, verschiedene Aenderungs-⸗Anträge zu stellen, da eine Erhöhung der Mittel zur Unterhaltung der Marinewerft und des Materials sowie zur Forisetzung begonnener Arbeiten erforderlich sei. Auch der Kriegs⸗ Minister war mit dem Finanzgesetz in der vorliegenden Form nicht zufrieden, weil auch ihm Bewilligungen zu ver⸗ schiedenen Zwecken verweigert worden seien. Der Kultus⸗
ar sein Ministerium zu machen habe. Abg. Steffensen fear, sich ; sehr über die langsame Behandlung des Finanzgesetzentwurfes durch das Folkething. Das Landsihing habe aber selbst Schuld, weil es bei. Be⸗ ginn des konstitutionellen Konflikts sein en n,, HRiecht nicht gewahrt habe. Die Folge sei, daß der Reichstag seinen Einfluß verloren und dieser auf die Regierung übergegangen sei. Redner hofft jedoch, daß bald ruhige Zeiten mit sach⸗ licheren Verhandlungen kommen würden. Nachdem Abg. Nielsen darauf hingewiesen, daß der entscheidende Einfluß des Folkethings auf das Finanzgesetz dem Geiste der Ver⸗ fassung entspreche, und dann die verschiedenen Etats näher beleuchtet hatte, wurde der Finanzgesetzentwurf zur zweiten Lesung zugelassen und an einen aus 15 Mitgliedern bestehen⸗ den Ausschuß Üüberwiesen.
Amerika.
Vereinigte Staaten Einem Telegramm der „Tribune“ aus Washington zufolge ist das Marine-⸗Ministerium bereits eifrig mit den Vorarbeiten zu dem geplanten neuen Kabel zwischen San Francisco und Damaii beschäftigt. Wahrscheinlich wird das Kriegsschiff „Thetis“ mit der Aus⸗ führung des Werkes betraut werden. . . . Der Senat des Staats Californien hat, wie „R. B. meldet, eine Bill angenommen, welche den Aus schluß der Chinesen aus Californien verfügt.
Chile. Eine über Mexiko eingegangene Depesche des. „R. B.“ aus Iqui que vom 11. d. M. meldet, die chilenische Regierung hätte von einem der leitenden Insurgenten⸗ führer Friedensvorschläge erhalten.
Afrika.
aypten. Der Herzog von Cambridge hat am 10. . Kairo d Rückreise nach England angetreten. Marocco. Die Leiche des britischen Gesandten Sir W. Kirby Green wurde am 8. d. M. in Tanger ge⸗ landet und mit militärischen Ehren empfangen. Der Beer⸗ digung wohnten die Offiziere des britischen Kriegsschiffes „Rodney“, das diplomatische Corps und die europäische Kolonie
in Tanger bei.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen 157. Sitzung des Reichstages, wel er die Staatssekretäre r. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn und Hollmann beiwohnten, stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs haushalts-Etats für das Etatsjahr is9l / 2. Die Berathung wurde fortgesetzt im Etat der Verwaltung der Kaiserlichen Marine bei den an die Kommission für den Reichs haushalts-Etat zurück⸗ gewiesenen , . ö. und 26 des Kapitels 6 des Extra—
inariums, welche lauten:
. Titel 15. . Bau des Panzerfahrzeuas 8, 1. Rate 1000 000 4, Titel 17. Zum Bau des Panzerfahrzeugs U, 1. Rate 16000090 „, Titel 26. Zur artilleristischen Armirung der Panzerfahrzeuge 8, T und F, 1. Rafe d 65 σσί-· ö
Die Kommission (Berichterstatter Abg. von Koscielski)
ntragt:
. 3 15. Zum Bau des Panzerfahrzeugs 8, erste Rate 1000000 M unverändert zu bewilligen. Titel 17. Zum Bau des Panzerfahrzeugs U, erste Rate 1 000 009 S unverändert zu bewilligen. Titel 2.z. „Zur artilleristischen Armirung der Panzer fahrzeuge 8. FT und U, erste Rate 16009 9000 „ zu streichen. Kapitel 13. b. Außerordentlicher Etat. Titel 13. Zuschuß zu den einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat! vorbehaltlich der kalkulatorischen Feststellung der Ziffern unverändert zu bewilligen.
II. Dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststellung
eines vierten Nachtrags 2 kö für das Etats⸗ j 1890/91, folgenden F inzuzufügen: . 8. lei 2 . Rr er ie lte. Cta für das Stats jahr 1890/91 Kapitel 6 Titel 13 der einmaligen Ausgaben zum Bau der Kreuzer -⸗Korvette K als erste Rate bewilligten 2390 0090 4 kommen in Wegfall, und sind in der Rechnung für das Etatsjahr 1890/91 als erspart nachzuweisen ;
III. Den Abänderungs-Antrag Freiherr von Manteuffel durch die gefaßten Beschlüsse für erledigt zu erkläcen = .
Staatssekretär Dr. von Boetticher erklärte, daß sich die verbündeten Regierungen mit diesem Beschlusse der Kom— mission noch nicht beschäftigt hätten, wohl aber die Königlich preußische Regierung, und diese stimme dem Beschlusse zu und werde auch im Bundezrath auf die Annahme desselben hin⸗ wirken. Es sei begründete Aussicht, daß auch die verbündeten Regierungen dem Beschlusse zustimmen würden. Der Nord⸗Ostseekanal, bis zu dessen Fertigstellung die ge⸗ forderten Panzerfahrzeuge ebenfalls gebaut sein sollten, werde, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse eintreten, bestimmt bis zum Frühjahr 1895 vollendet sein. ‚ —
Abg. Sperlich erklärte im Namen der überwiegenden Mehrheit der Centrumspartei die Zustimmung zu dem in der Kommission beschlossenen Kompromiß.
der Titel nach dem Kommissionsantrage. (Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (55.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel bei⸗
Gewerbesteuergesetzes fortgesetzt, und zwar bei §. 81. Derselbe lautet in der Fassung der Kommission: Uebersteigt das Veranlagungssoll des Jahres 1893 94 ein schließlich der Betriebssteuer den Betrag von 19814 309 4 um mehr als 5. Oo, so findet in dem Verhältniß des ganzen Mehrbetrages zu der genannten Summe eine Herabsetzung sowohl des Prozentsatzes für Klasse L1 (8. 9) als auch der Mittelsätze für die Rlafsen II Il und 17 (8. 14) sowie der höchsten und — mit Ausschluß der Klasse IV — der niedrigsten Steuersätze statt. Diese Herabsetzung wird in angemessener Abrundung durch Königliche Verordnung fest ⸗ gestellt. Die in letzterer bestimmten Säße sind für die Veran= lagung für das Steuerjahr 1894,95 und die folgenden Jahre maß ebend. ; Bleibt das Veranlagungssoll des Jahres 1893,94 hinter dem oben bezeichneten Betrage um mehr als 5 0 zurück, so findet in gleicher Weise nach Maßgabe des Vorstehenden eine ent⸗ sprechende Erhöhung des Projentsatzes für die Klasse JL und der Mittelsätze sowie der höchsten und der riedrigsten Steuer⸗ sätze statt. Diese Erböhung ist durch Königliche Verordnung * die Folgezeit wieder außer Kraft zu setzen, sobald dag unter Anwendung der Prozent.! und Mittelsätze der S5. 9 und 14 berechnete Veranlagungssoll der Gewerbesteuer einschließlich der Betriebssteuer den Betrag von 19 811 359 M — zuzüglich einer
Aenderungen einführt, einzeln durchberathen und schließlich die Finanzvorlage in erster Lesung genehmigt.
Minister kündigte gleichfalls an, daß er Mehrforderungen
Steuerjahr — erreicht.
Abg. Rickert erklärte sich gleichfalls für die Bewilligung
wohnte, wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines
Steigerung von 200 dieses Betrages für jedes auf 1893/94 folgende
Abg. Bachem beantragte den Erlaß von Monatsraten im Fall eines Ueberschusses. i
Abg. Sten gel bekämpfte das Prinzip der Kontingen⸗ tirung und bat deshalb den §. S1 abzulehnen; noch weniger 2 sei der Antrag Bachem. ö
bg. von Rauchhaupt empfahl die unveränderte Annahme der Kommissionsbeschlüsse.
Abg. vom Heede beantragte die Streichung des §. 81, damit nicht für den Fall des Zurückbleibens des Steuer— ertrages hinter der kontingentirten Summe, was namentlich in ungünstigen Zeiten der Fall sein werde, die größeren Industriellen um so mehr belastet würden. .
Finanz Minister Miguel erklärte sich mit dem Kom⸗ missionsvorschlage einverstanden. Die Regierung wolle keine Mehr-, aber auch keine Mindererträge aus der Gewerbhesteuer. Die stattgehabte Probeveranlagung gäbe keine Sicherheit für das wirkliche Veranlagungsergebniß. Es empfehle sich deshalb die Kontingentirung und die Zulassung der Veränderlichkeit der Steuersätze. Den Antrag Bachem bat der Minister abzulehnen, da die Ausgaben des Staats nicht noch mehr auf schwankende Betriebseinnahmen gestellt werden dürften.
Abg. Bachem begründete seinen Antrag, dessen Un⸗ zweckmäßigkeit von dem Finanz⸗Minister Miquel noch einmal eingehend dargelegt wurde.
Nachdem noch Abg. Broemel für, General-Steuer— Direktor Burghart gegen den Antrag Bachem gesprochen, wurde 5. 81 nach dem Kommissionsvorschlage angenommen, ebenso der Rest der Vorlage.
Ohne Debatte wurde darauf in dritter Berathung der Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des Erbschafts steuer⸗ gesetzes, angenommen. .
Die nächste Sitzung findet morgen 12 Uhr statt, wo die weite Berathung des Staatshaushalts-Etats — 5 werden soll.
Schluß 2 Uhr.
— Die XVI. Kommission des Reichstages zur Vorberathung I) des Entwurfs eines Gesetz es über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs, 2) des zwischen dem Deutschen Reich, Belgien, Frankreich, Italien, Luxem⸗ burg, den Niederlanden, Oesterreich-Ungarn — zugleich für Liechtenstein — Rußland und der Schweiz am 14. Oktober v. J. in Bern abgeschlossenen internationalen Ueber— einkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr be— steht aus folgenden Mitgliedern: Adt, Graf von Arnim, Dr. von Bar, Beckmann, Bödiker, Freiherr von Buol⸗ Berenberg, Friedländer, Schriftführer; Baron von Gustedt-Lablacken, Dr. Ham macher, Kurtz, Vor—⸗ sitzender; Lucius, Dr. Graf von Matuschka, Schrift— führer; von Moszezeüski, Reichsgraf von Pückler, Schmidt (Frankfurt), Schrader, Stellvertreter des Vorsitzen denz Dr. Siemens, Stadthagen, Schrift— führer; von Steinau-Steinrück, Szmula, Wenzel.
Die Budgetkommissiondes Reichstag es berieth gestern die ihr zur erneuten Prüfung überwiesenen Tit. 15. 17 des Extra— ordinariums der Marineverwaltung Es handelt sich bekanntlich um die Bewilligung der ersten Raten für den Bau der Panzerfahr⸗ ijeuge 8 und U, welcher bei der jweiten Berathung der Budget— kommission abgelehnt war. Der Nat. Ztg.“ entnebmen wir dar⸗ über Folgendes: Auf Grund einer Vorbesprechung mit den , mehrerer Parteien stellten Graf Ballestrem und Rickert den Antrag, Tie fraglichen ersten Raten in Höbe von je ö0 900 460 und außerdem für die artilleristische Ausrüstung do0 000 ις zu bewilligen, — gleichzeitig aber die in dem Etat 1890 91 bewilligten 2 300 600 für den Bau der Kreuserkorvette E. in gesetzlicher Form zurückzuziehen. Der Staatssekretär Hollmann befürwortete, anstatt durch den Verzicht auf die Kreuzerkorvette Er sparnisse hei dem Neubau der im Etat 1891/92 vorgesehenen Schfffe herbeizuführen. Auf seinen Wunsch änderten die Herren Antrag—⸗ steller ihren Antrag dahin, daß die ersten Raten für die Panzerfahr⸗ leuge 8 und Nin Höhe von je 1000 000 4 präliminirt und von einer Bewilligung für die artilleristische Ausrüstung zur Zeit abgefehen werde. Staatssekretä- Hollmann erklärte, daß es in der Absicht der Verwaltung liege, für den Fall der Bewilligung jedenfalls eins der Panzerfahrzeuge auf einer Kaiserlichen Werft (Wilhelmshafen) bauen zu lassen. Bezüglich der Herstellung des zweiten Schiffes müsse in Betracht gezogen werden, daß die Privat-Schiffswerft, welcher der Bau des Korvettenkreuzers K zugedacht fei, Berücksichti= gung im Interesse ihrer Arbeiter verdiene, falls diefer jetzt unter- bleibe. Der Typ der Siegfried Klasse, nach welchem die Fahr. zeuge 8 und U gebaut werden sollen, stehe als ein guter fest. Hinsichtlich der etatsmäßigen Behandlung des Verzichts auf die erste Rate der Kreuzerkorvette K herrschte in der Kommission Cin. verständniß, daß der Bundetraih spätestens bei der dritten Lefung des Etats seine Zustimmung erkläre. Die Diskussion erstreckte sich auf die Bedeutung der Panzeifahrzeuge für den Küstenschutz und der Kreuzer für die Handelsmarine, — auf den etatsmäßigen erth der von der Marineverwaltung dem Reichstage in verschiedenen Perioden mitgetheilten Flottenbaupläne, — und auf den finanziellen Werth des vorliegenden Antrages. Dieser wurde angenommen. Gegen die Annahme des Kredits für das Fabrzeug 8 stimmten die ÄAbag. Richter und Stolle, — gegen den Kredit für das Fahrzeug U außer diesen die Abgg. Haerle und Hermes.
— Die Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vor— berathung der Sperrgeldervorlage setzte Mittwoch Abend die Berathungen bei Art. 3 fort und nahm, wie die N. Pr. Itg.“ mit⸗ theilt, auf Antrag des Abg. von Kar dorff den Art 3 in folgender Fassung an: Ueber die Bewilligung (der Beträge nach Art. Y) be—⸗ schließt innerhalb einer jeden Diözese eine aus fünf Mitaliedern bestehende Kom mission. Die Mitglieder werden von dem Minister der geistlichen Ange⸗ legen heiten im Einvernehmen mit den Diözesan⸗Oberen ernannt. Die Kom- mission ist bei der Anwesenheit dreier Mitglieder beschlußfähig. Der Vorsitzende wird von dem Minister der geistlichen Angelegenheiten bestimmt und öffentlich bekannt gemacht. Art. IV wurde in folgen⸗ der Fassung angenommen: „Die Anträge auf Bewilligung sind von den in Art. IL bezeichneten Instituten und Personen bezw. deren Rechtsnachfolgern binnen einer Präklusivfrist von drei Monaten nach Bekanntmachung bei dem Vorsitzenden der Kommission anzumelden. Ob und zu welchem Betrage die Anträge innerhalb der Grenzen der für die einzelnen Diözesen verfügbaren Mittel zu berücsichtigen sind, beschließt die Kommission endgültig nach freiem Ermessen unker Aus. schluß des Rechtsweges. Die Zahlung der bewilligten Beträge erfolgt an die Empfangsberechtigten durch die Staatskasse auf Grund des von der Kommission ergangenen Beschlusses, welcher dem Antragsteller zujustellen ist. Der Beschluß ist dem Minister der geisilichen Angelegenheiten, sowie den betreffenden Diözesan⸗Oberen mitzutheilen.“
— Der Abg. Dr. Windthorst ist, wie die Blätter melden, an einer Lungenentzündung erkrankt. Nach der „Germania“ hat er die Stärkung durch die heilige Kommunion verlangt und gestern Nachmittag erhalten. Heute früh hat sich in dem Befinden eine kleine Besserung bemerklich gemacht.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Hat ein Gläubiger sich unter der Vor spiegelung einer falschen Thatsache aus dem Vermögen seines zablungs unfähigen, wenn auch nicht im Konkurse befindlichen Schuldners Befriedigung verschafft und dadurch die übrigen Gläubiger, welche demzufolge keine volle Befriedigung erlangen, benachthbeiligt, so ist er, nach einem Urtheil des Reichsgerichts 17. Strafsenats, vom 26. November / 5. Dezember 1890 wegen Betruges zu bestrafen. Selbst ein Wechselgläubi ger, welcher wegen seiner noch nicht fälligen Wechselforderung durch Täuschung aus dem Ver— mögen des zahlungsunfähigen Acceptanten sich Befriedigung verschafft und so die übrigen Gläubiger benachtheiligt hat, ist wegen Betruges zu bestrafen, obgleich er in rechtmäßiger Weise, also obne jede Täuschung, gemäß Art. 29 der Wechselordnung Sicherheit wegen der noch nicht fälligen Wechselforderung bätte fordern und in dieser Weise eventuell zur Befriedigung hätte gelangen können.
— Die in öffentlichen Versammlungen veranstalteten, obrigkeitlich nicht genehmigten Tellersammlungen, wozu jeder Theilnehmer der Versammlung nach seinem Belieben beisteuern kann oder nicht, fallen, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 4. Dezember 1890, unter den Begriff des in Preußen durch Polizeiverordnung verbotenen und mit Strafe bedrohten Kollektirens. Die öffentliche Aufforderung in der Versamm— lung zu solchem Kollektiren ist aus s. 111 Str-G.-B. wegen Auf— forderung zur Begehung einer fstrafbaren Handlung zu bestrafen.
Knuft und Wissenschaft.
Die „Nat. Ztg. schreibt: Professor Robert Koch, welcher gegenwärtig auf einer Erholungsreife im Orient weilt, bat es ver standen, sich während derselben der Oeffentlichkeit vollständig zu entziehen. Man wußte nur, daß er über Wien und Konstantinopel nach Esvpten gereist sei; von da ab verschwand aber jede Spur von ihm. Wir erfahren nunmehr, daß derselbe sich nach Ober Eagvpten begeben und in Luksor längere Station gemacht hat, wo er mittelbarer Augenzeuge der interessanten Ausgrabungen in der alten Todtenstadt Theben war, durch welche die hier schon erwähnten Gräber der Ammonspriester aufgedeckt wurden. Ende dieses Monats oder Anfang April wird Professor Koch nach Berlin zurückkehren, um Lie Leitung des im Bau schon sehr geförderten neuen Instituts für Infektionskrankheiten zu übernehmen. In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses wurde der geforderte Staatszuschuß für dasselbe in Höhe von 165 000 „ bewilligt.
ck. Die Professuren für Hygiene an den Universitäten des Deutschen Reichs sind nach dem „Centralblatt für all“ gemeine Gesundbeitspflege“ zur Zeit in folgender Weise be— setzt: In Berlin wirkt Koch, in Bonn Finkelnburg, in Breslau Flügge, in Göttingen Wolffbügel, in Greifswald Löffler, in Halle Renk, in Kiel Bockendahl und Tischer, in Königsberg Fränkel, in Marburg Ruhner, in Freiburg Schottelius, in Heidelberg Knauff, in Erlangen Rosenthal, in Mänchen von Pettenkofer, in Würzburg Lehmann, in Gießen Gaffky, in Rostock Uffelmann, in Leipzig Hof— mann, in Jena Gärtner, in Tübingen und in Straßburg bestehen keine besonderen Professuren für Hygiene.
— Den letzten Einzelvortrng des Wissenschaftlichen Centralvereins in diesem Winter hält Hr. Licentiat Dr. Fr. Kirchner Sonnabend, 14. März, Abends 8 Uhr, Dorotheen straße 41 (Französisches Gymnasium), über: Das jüngste Deutschland n. Karten für Nichtmitglieder im Bureau, Central⸗ hotel, Laden 14.
— Der Jahresbericht für das Jahr 1889 über die Beobachtungs— ergebnisse der von den forstlichen Versuchsanstalten des Königreichs Preußen, des Herjogthums Braunschweig, der thüringischen Staaten, der Reickslande und dem Landes direktorium der Provinz Hannover eingerichteten forftlich⸗meteorologischen Stationen (herausgegeben von Dr. A. Müttrich, Professor an der Königlichen Forstakademie zu Ebers⸗ walde und Dirigenten des forstlichen Versuchswesens in Preußen, Verlag von Julius Springer) bringt die Ergebnisse der während des Jahres 1389 angestellten Beobachtungen bezüglich des Luftdrucks, der Lufttemperatur der Erdbodentemperatur, der atmosphärischen Feuchtigkeit, der Ver⸗ dunstungsgröße einer freien Wasserfläche und der Niederfchläge, der Bewölkung, der Winde, der Frost. und Regengrenzen, sowie der Anzabl der Eistage, Frosttage und Sommertage und die an Registrir⸗ thermometern von Richard Freres beobachteten zweistündlichen Werthe der Lufttemperatur zu Eberswalde. Forstlich · meteorologische Stationen, deren es 16 giebt, sind in Frigen, Kurwien, Karlsberg, Eberswalde, Schmiedefeld, Friedrichsrode, Sonnenberg, Marienthal, Lützel Hadersleben, Schoo, Lahnhof, Hollerath, Hagenau, Neumath und Melkerei.
— Auf dem Grundstück des Oekonomen List zu Kluden bei Kalvörde wurde, wie die Nat. Ztg. erfährt, vor Kurzem beim Aus— graben einer Kalkgrube ein intereffanter Münzenfund gemacht. Dle gefundenen Silbermünzen, etwa 1590 an der Zahl, waren sämmtsich Brakteaten., Sie waren mit Edelrost überzogen, doch meist noch gat erhalten. Die älteren Stücke werden von Münzkennern der Zeit von 600 - 1100 nach Christi Geburt zugerechnet; die neueren Stücke gehören dem 13. und 14. Jahrhundert an. Unter den letzteren sind die mark— gräflich ⸗brandenburgischen Münzen und die Magdeburger Mauritius pfennige am Meisten vertreten. Die Vergrabung erfolgte also wahr⸗ scheinlich zur Zeit des Faustrechts, da Münzen mit Jahreszahlen, wie sie im 15. Jahrhundert zuerst geprägt sind, nicht darunter sind. Hr. List, welcher dem Funde keinen hohen Werth beimaß, hat einen großen Theil desselben verschenkt oder gegen eigen geringen Preis abgegeben. Der Rest des Münzenfundes ist vor einigen Tagen vom Königlichen Museum in Berlin für einen anfehnlichen Preis erworben worden.
— Am 5. März fand in Mannheim nach einer Mittheilung der ‚Köln. Z. eine Sitzung des weiteren Ausschusses für Errichtung des dortigen KaiserWilhelm-Denkmals statt. Professor Eberlein in Berlin, dem die Ausführung des Denkmals übertragen ist, hat ein neues Hülfsmodell angefertigt, von welchem einige Pboto— 66 dort eingetroffen waren und dessen endgültige Ausfuhrung
eschlossen wurde. Hr. Eberlein hat vertragsmäßig bis zum Jahre 1894 das Denkmal fertig zu stellen.
— Nach einer Mittheilung in der ‚Deutschen Baueitung“ aus Rom ist es dem Cbef⸗Ingenieur der römischen Kanalisation Pietro Narducci, der schon seit Jahren den aus dem Alterthum siammen—« den Kloakengnlagen volle Aufmerksamkeit zugewendet bat, nach aus— dauernden Untersuchungen gelungen, einen neuen Zweig der Cloaca maxima in besonders wohl erhaltenem Zustande aufju⸗ decken. Angeblich unter den Targuiniern zur Entwäfferung des Forumz angelegt, doch wohl auch als Sammelkanal für die von den Hügeln der Stadt berabkommenden Waßffer benutzt, war von . Kloake bisher hbauptsächlich der vom Forumsthal nach dem Tiber ziehende Strang, wie die Zuleitung aus den oberen Stadtibeilen an den Diokletiansthermen bekannt; erstere hat eine . von 2, 0 m bei einer Breite von 212 m, welche Maße bis jur Ausmündung bis auf 330 m und 4,50 m steigen, und hat eine Länge von über 531 m. Er ist aus mächtigen Keilsteinen von lapis Gsbinus (bei Gabit ge— brochen) obne Mörtelverwendung, und ein Theil, etwa 1791 m an der Basilics ginlia, ist wegen der Nachgiebigkeit des sumpfigen Untergrundes in Calcestruzzo bergestellt. Der neue Theil nun geht von der Via Fenili (Seitenstraße von S. Teodoro) etwa gegen die Subura, ist in demselben Material des lapis gabinus gebaut, nimmt aber größere Abmessungen an — bis 5m Höhe und einer Breite von 4 m, liegt 11m unter dem Straßenpflaster und ist vorzüglich erhalten. Bis jetzt ist er auf etwa 200 m Länge gereinigt worden, und man hat, da die Kloake an verschiedenen Punkten durch Häuserfundamente ge— schlofssen war, mit nicht unbeträchtlichen Schwierigkeiten bei den
Land⸗ und Torstwirthschaft.
Zur Tuberkulose beim Rindviebh.
ck Ngch dem letzterschienenen Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeindeangelegenbeiten der Stadt Dortmund“ wurden im dortigen staäͤdtischen Schlacht- und Viebhofe während der Rechnungejjabre 1859 30 7268 Rinder ge⸗ schlachtet. Von diesen wurden 281 (273 Kühe, 6 Ochfen und 2 Bullen) oder 387 ,½9 als an Tubetkulose erkrankt befunden. Auch bei 7 Schweinen war das der Fall. Die Tuberkulose kam 101mal in der Brusthöhle allein, 24mal in der Bauchhöhle allein, 9s mal in Brust⸗ und Bauchböble, 56 mal als Lungentuberkulose und 9mal als generelle Tuberkulofe vor; in drei Fällen wurde Miterkrankung der Knochen konstatirt. Auch diefe Daten sprechen dafür, in wie hohem Grade die Landwirthschaft und Viehzucht durch die Tuberkulose geschädigt wird. Schließlich noch die Bemerkung, daß diese Krankheit ungleich häufiger bei Küben als bei Stieren und Ochsen vorkommt und bei Schweinen verhaäͤltniß— mäßig häufig die Knochen befällt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Türkei.
Für die Provenienzen des Küstenstrichs zwischen Alexandrette und Beirut ist an Stelle der bisherigen fünftägigen Quarantäne ein ein— facher ärztlicher Besuch getreten. Somit ist die ganze cilicisch ⸗sprische Küste dem freien Verkehr wieder eröffnet.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlefien. An der Ruhr sind am 11. März gestellt 10714, nicht rechtzeitig gestellt 7 Wagen. In, Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 4739, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
; Subbastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand das im Grundbuch von der Dorotheenstadt Band 10 Nr. 5I6 auf den Namen des Eisenbahnbauunternehmers Richard Damm eingetragene, in der Friedrichstraße 101 belegene Grundstuck zur Versteigernng' Das geringste Gebot wurde auf 4600 M festgesetzt. Ersteher wurde der Baumeister Georg Reimanus zu Charlottenburg für das Meist. gebot von 930 000
Leipzig, 11. März. (W. T. B.) Kammzug Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. März 4.75 M6, pr. April- 427 , pr. Mai 4,273 6, pr, Juni 4,30 M, pr. Juli 4,3275 , pr. August 4.323 , pr. September 4,35 S6, vr. Offober 4,37 6j, pr. November 4373 66, pr. Dezember 4,37 , pr. Jankar 4,378 6 Umsatz 25 000 kg. Behauptet
ien, 11. März. Im Handels⸗Ministerium begannen heute die Verhandlangen mit der Prag⸗Duxer und der Dur Bode n“ bacher Bahn wegen Feststellung der Modalitäten der Frior i täten⸗Konversion und des Investitions⸗Bedarfs. Die Verhand— lungen werden morgen fortgesetzt.
Antwerpen, 11. März. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 12135 Ballen Buenos Aires und 622 Ballen Monte⸗ video. Wollen; verkauft wurden 647 Ballen Buenos Aires und 445 Ballen Montevideo Wollen. Buenos ⸗Aires- Wollen gegen gestern unverändert, schöne Monterideo Wollen 15 Centimes niedriger als auf der Januar⸗Auktion.
Submissionen im Auslande.
Niederlande.
15. März. Het Bestunur van den Polder zu Papendrecht (Pro⸗ pinz Zuid⸗Holland): Lieferung und Aufstellung zweier neuer Dampf⸗ kessel. Bedingungen käuflich für 50 Cents bei dem Buchhändker 8. ö in Gouda. — Auskunft ertheilt Ingenieur H. Paul in
ouda.
Vertehrs⸗Anftalten.
Meißen, 12. März. (W. T. B.) Die Elbschiffahrt ist bergwärts zwischen Magdeburg und Aussig wieder eröffnet; die Eröffnung des Gesammtverkehrs wird für Sonnabend erwartet.
London, 12. März. (W. T. B.) Der Castle . Dampfer Norham Castle“ ist gestern auf der Ausreise von London ab—Q gangen; der Castle⸗ Dampfer . Mel rose“ ist am Dienstag auf der Ausreise in Durban (Natal) und der Castle⸗ Dampfer „Dunbar Castle“ am Dienstag auf der Heimreise in London angekommen.
Wasbing ton, 11. März. (W. T. B.) Das Auswärtige Amt wurde benachrichtigt, daß die Regierung in Guatemala mit der Dampfergesellschaft Kosmos“ einen Vertrag zur Grün dung einer Dampferlinie zwischen den Häfen von Guate— mala und Hamburg abgeschlossen habe. Die Abfahrten sollen monatlich stattfinden.
Theater und Musik.
Thomas ⸗ Theater. Frl. Grete Gallus, welche die Jette bei dem ‚Registrator“ giebt, bat das plötzlich an Heiserkeit erkrankte Frl. Körnig, welche die Madame! spielt, in der gestrigen Vorstellung vertreten und in dieser Rolle großen Beifall errungen.
Mannigfaltiges.
Zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin stehenden Paul Gerhardt-Stifts ist beute in den Räumen des Kriegs Ministeriums ein Bazar eröffnet worden. Reiche Gaben sind unter der bewährten Leitung der Frau von Kotze aufgestellt. In dem großen Salon führen die Gräfin F. Eulenburg und Fr. von dem Knesebeck über ein mit den auserlesensten Delikatessen besetztes Buffet, am benachbarten Theebuffet Fr. Minister von Kaltenborn Stachau und Fr. Minister von Boetticher die Aufsicht. Auf der rechten Seite des Saales steht der Tisch der Schwestern des Stifts, links der Verkaufsstand der Frls. von Werdeck und von Rochow und der Gräfin Zieten⸗ Schwerin; es folgen sodann Gabentische der Fr. von Wallenberg, der Gräfin Lehndorff und Fr. General-Konsul Gilka, sowie der Fürflin Stolberg. An der Wand des Wintergartens ist der Blumentisch aufgestellt, an dem unter der Obhut der Fr. von Solemacher jugendliche Damen Blumen feilbieten. Hier haben auch die Hofdamen der bohen Protektorin einen Verkauf von Ostereiern eingerichtet. Gräfin Eulenburg. die Gattin des Ober ⸗Ceremonien= meisters, hat den Verkauf am Spielwaarentisch übernommen; Gräfin Pückler ist Verkäuferin am Tisch der Armensachen; am reich befetzten Gabentisch der Gräfin Hohenthal fallen kostbare japanische Malereien ins Auge. Fr. Bankier Walther verkauft an einem Tisch, beladen mit Kunstschätzen aller Art, Fr. Minister von Wedell bietet ,,. und Holzbrandarbeiten an, und auf dem Tisch der
r. Piper endlich stehen eine Reihe plastischer Werke, Schöpfungen des talentvollen Sohnes, des Bildhauers Karl Piper. Im hinteren Nebensaal ist die 50 g⸗Bude aufgestellt, in der die Kinder des Hauses und die Kinder des Grafen Eulenburg das Verkaufsamt übernommen haben. Kostümirte Kinder sind mit dem Verkauf von Ostereiern be— traut. Ihre Majestät die Kaiserin besuchte heute kurz nach zwölf den Bazar und machte größere Einkäufe. Der Bazar bleibt bis morgen geöffnet.
Arbeiten zu kämpfen gehabt.