1891 / 65 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Mannigfaltiges.

orat Ihrer Majestät der Kaiserin unter⸗

Das dem Protekt r stift feierte gestern im Dom sein Jahresfest.

stelllre Magdalenen Das Stift, zu dessen regung gegeben ward un konnte, zählt nach dem B pon denen 24 im hiesigen Mutterhause, 3 in Stettin, thätig sind.

4 in der Anstalt Siloah in in Magdeburg furt a. O. Zwei Schwestern in Plötzensee gegenwärtig zugeführt wer Jahres neu aufgenommen, 1 FDienst, ebensoviel gingen zu den Eltern, haus, ein anderer Thei Stettin und Magdebur der Gefallenen; in Fra vorgebildet.

106 wurden im Laufe des 39 entlassen, 39 von Letzteren traten in ein Theil kam ins Kranken— Uschlug die alten Wege w g wodmen sich die Schw

neuen Leben

estern der Fürsorge

. 3 ; ? ; ö.

Ins gesammt

anzunehmen. l viele der Zöglinge sind Das Stift verwaltet a und jährlich werden durchschnittlich 2000 tift für die Ausstattung ĩ t braucht jährlich Fabrikanten der Textilindustrie, gJeführten Neubauten ist die Kommifsions⸗Rath Protzen, Kommissions Rath Weigert u. A sah man in dem dicht gefüllten Raume. Sängerchor des Berliner Lehrervereins den Weiheakt mit Dregert's auptverein für Knabenhandarbeit, der unter dem Symne „Hör uns o Gott“ eingeleitet hatten, nahm Stadt⸗ edrich steht, hielt pr Bertram das Wort zur Weiherede, in der er ein Bild der Geschichte der Anstalt gab, die dem ältesten und für Berlin zugleich hervorragendsten Kunsthandwerk dienen soll. Der Aafang der Schule reicht zurück bis in das Ende des Jahres 1874; seit 1852 stebt die Anstalt unter der eum, Direktor Jessen von der Handwerker Verwaltung der Gewerbedeputation, seit 1836 führt sie den Namen Dem Bericht des Vor „Städtische Webeschule; seit dem 14. April v. J. befindet sie sich Verein z. Z. in den neuen Räumen, die erbaut und eingerichtet sind mit Unter und 1090 mehr stützung des Handels⸗Ministeriums, welches auch die Hälfte der Unter, belief sich auf haltungekosten tragen wird. Die Weibrede schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Der Direktor der Schule, Ingenieur chten die Jahresbeiträge und 6038 4 Speer, gab sodann ein Bild des gegenwärtigen Standes der von Schuüͤlerwerkstätten, die im Sommer im Vorjahre) und im Winter

befriedigende, mädchen geworden, seiner Pflegebefohlenen von den Summen zurü der in BSienst Gehenden aufwendet. durch die im Vorjahre au 23 000 ½ angewachsen.

ckgezahlt, welche das S Schuldenlast auf

Ihrer Majestät der Kaiserin Fri im Bürgersaal des Rathhauses A. auch der Geheime Ober— eichsamt des Innern,

Protektorat am Sonnabend versammlung ab, der u. Pr. Rösing aus dem R vom Kunstgewerbe⸗Mus le und zahlreiche Pädagogen beiwohnten. Schenckendorff 3483 Mitglieder,

13 148 M; 2000 4 gewährte die Stadt Berlin, 2422 „M bra das Ünterrichtsgeld aus den vier 36 Schülern (gegen 190

seine vierte Jahres-

der Direktor Grunow

im Vorjahr Gesammteinnahme, heli das Kultus ⸗Ministerium, 1800 4.

Semester von 2 Semester von 325 Schülern (gegen BVerausgabt wurden 19 808 46 T D228 M, für die Erweiterung der schon v in Charlottenburg wurden 689 au kosteten 275 6, die Verwaltung nah nehmer eines von 22 Herren bes den Vorerten von Berlin an.

Alumnen des Joachimtthal ichen Symnasi wurde Stadtrath a. D. Röstel gewählt. schaͤfte hielt Stadtrath organisirten Handfertigkeits . in Frankreich. Mit der der im Oberlichtsaal veranstalteten Schüler der Berliner Werkstätten un Die bis Donnerstag geö

fgewendet, s

Weigert einen Unterricht un bliche Versammlung fand zugleich die Eröffnung Ausstellung von Arbeiten der d der Görlitzer Dandfertigkeits Schüler ausgestellt waren. ffnete Ausstellung bezeugt die Werkstätten im letzten Jahre.

heute hierselbst im Anwesend sind die um Vorsitzenden wurde Direktor Hofbuchhändler Radetzky⸗Berlin

schwle statt. Die b erfreulichen Fortschritte der

Der 1. deutsche Kynologentag ist Gratweil'schen Restaurant Delegirten von 17 Vereinen. Pr. Heck ⸗Berlin, zu Beisitzer und Premier ˖ Lieutenant von g beschloß auf Antrag des t, einen Verband zu gründen, logischen Vereine umfassen soll. ordnung dieses München, Dr.

zusammengetreten.

der Aufstellung der Geschäfts—⸗ Caster (National · Doggenklub),

Wetterbericht vom 16. Mär, Morgens 8 Uhr.

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i Reif. ) Gestern Nachmittag Regen.

nebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern west ˖ lich von Schottland lag, ist s Scillvs fortgeschritten, währen welche gestern über der Neum der mittleren Ostsee fortgepflanzt hat. Der ift am höchsten über Südrußland. Bei füdöftlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland vielfach heiter,

üdostwärts nach den d die andere De⸗ ark lagerte,

durchschnittlich ohne

Waͤrmeverhältnisse. Stellenweise ist etwas Regen gefallen. Ueber Nord- west⸗Europa ist der Luftdruck fehr stark im südlichen DOstseegebiete mäßlg gestiegen, im Südwesten gefallen, so daß für unsere Gegenden Fortdauer der kontinen⸗ talen Winde mit vielfach heiterer Witterung dem— nächst wahrscheinlich ist.

Deutsche Stewarte.

betraut.

Regierungs · Rath

Ränigliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 567. Vorstellung. Fra Diavolo. Oper in 3 Akten von Auber. Text von Seribe, bearbeitet von C. Blum. Dirigent: Kapellmeister Wegener. (Lorenzo: Hr. Friß Rose, vom Großherzogl. Hof Theater in Schwerin, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schaufpielhaus. 73. Vorsiellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen gon Ernst von Wildenbrüch. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 68. Vorstellung. Tann häuser und der Sängerkrieg anf der Wart⸗ burg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wanner Ballet von C. Grgeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 74 Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nach Schlegel's Uebersetzung. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Romeo und Iulia.

Mittwoch: Die Kinder der Excellenz. Donnerstag: Das alte Lied.

Berliner Theater. Dienstag: Kean. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Zum ersten Male: König Richard II.

Donnerstag? Die Inngfrau von Orleans.

Tessing⸗ Theater. Dienstag: Thermidor.

Drama in 4 Akten von Victorien Sardou. Mittwoch und Donnerstag: Thermidor. Freitag: Der Probepfeil.

Victoria - Theater. Dienstag: Zum 108. Male: Die sieben Raben. Romantisches Zaubermãrchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ hardt. Balleteompositionen des 3. Aktes von C. Ji. Raida. Ballets von C. Severini. In Seene gesetzt von W. Hock Anfang 71 Uhr.

ittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Wallner - Theater. Dienstag: Zum 39. Male: Miß Helyett. Vaudeville in 3 Akten von RJiaxime Boucheron. Deutsch von Richard Gene. Mußit von C. Audran. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch und folg. Tage Miß Helyett.

Friedrich Wilhelmstãdtisches Theater. Dienstag: Mit neuer Ausstattung. Zum 26. Male; Der Vogelhäudler. Operette in 3 Aufzügen nach ciner Idee des Bisville von Held und West. Musik von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche.

Korthals⸗Biebesheim vom Griffonklub und Hallmever⸗ Stuttgart zeigen, steigt au der Anstalt. t in i n Die Städtische Webeschule, die erste völlig ausgebildete Grändung vor fünfzig Jahren die erste An. Fachschule Berlins, welche auf, dem bis zur Ifflandstraße sich aus⸗ d deffen' Weihe am Jo. März 1842 erfelgen dehnenden Fommunalgrundstück. Markutstraße 46,46 ericht des Vastors Mießner z. 3. 35 Schwestern, höheren Töchterschule, zwei Kommunalschulen und der Taubstummen— ; schule ein stattliches Heim erhalten hat, i und 3 in Frank⸗ eingeweiht worden. In dem mit Laub verlor das Stift geschmückten Bibliotheksaal batte si belegene Hauptanstalt fammlung vereinigt, Das Handels. U Mädchen, die einem Staatsfekretär, Wirklichen Geheimen Ober ⸗Regierungs⸗Rath Magdeburg und den Geheimen Ober ⸗Reglerungs⸗Rath Lüders, das Kultus · Ministerium durch den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schöne ver⸗ ; ĩ n. treten, das Polizei⸗präsidium hatte den Regierungs- Rath Dr. Christ, ieder ein. Auch in die Äeltesten, der Kaufmannschaft hatten, die Herren Kochbann und . ; ) Weigert entsandt; vom Kunstgewerbe⸗Museum war Prof. Lessing er⸗ itfurt 4. S. werden Unbefcholtene zum dienenden schienen. Von Mitgliedern beider städtischen Behörden srien der Stift seing Bürgermeister Geheime Regierungs⸗Rath Duncker, die beiden Stadt⸗ Königsee . ful rh ,, im . und 3. Stadt / 1 GHe⸗ verordneten rofessor Dr. walbe, Namslau und Plischke ge⸗— Im Allgemeinen sind die Erfolge des Stifts nannt. Die, Gewerbe- Deputation war mit . fleißige und sparsame Dienst. Stadtrath Eherty vollzählig llein 10 000 . Spargelder der Weber, Strumpfwirker Raschmacher Tuchmacher sowte die Rixdorfer Weber⸗ und Wirkerinnung hatten sich mit neuen Fahnen eingefunden, auch sonstige Interessenten und

st gestern Mittag feierlich ewinden und Blattpflanzen ch zur Weihe eine festliche Ver⸗ inisterium war durch den Unter⸗

ihrem Vorsitzenden

Posamentierer und

ch bei Schülern, Eltern und Chefs das Interesse an Von der Schulleitung wird es mit besonderem Dank

eine stetig wachsende Zahl von Prinzipalen der oft recht schwierigen Schülerkontrole ihre

Mithülfe leiht. Ebenso stehen die bedeutendsten kaufmännischen Vereine Berlins diesen Fortbildungs⸗ schulen sympathisch gegenüber und. fördern ihre Bestrebungen. Auch von Seiten des Herrn ö und der em f nn Be⸗

das nstitut nach wie vor ehrenvolle Aner⸗

kennung und Förderung. Das neue Semester beginnt am 1. April. Nutzkunft wird bereitwilligst, außer von dem Direktor der Schulen Henry Schmidt, Kleiststraße 46, vom Vorsitzenden des Kuratoriums Rechtsanwalt Dr. Haase, Alexanderstraße 16, und dem Schriftführer Karl Siegismund, Mauerstraße 68, ertheilt, woselbst auch Prospekte unentgeltlich zu haben sind.

Posen, 16. März. Die Warthe ist gestern auf 5, 99 m ge⸗ stiegen. Es scheint, daß das Wasser seinen höchsten Stand erreicht hat, da aus Pogorzelice Fallen der Wartbe gemeldet wird. Genern früb war der Stand des Wassers dort 493, heute früh 4,70 m. Die ÜUeberschwemmung breitete sich am 14. März in den Haupt⸗ straßen der tiefer gelegenen Stadttheile weiter aus, sodaß auch der Pferdebahnverkehr eingestellt werden mußte. Die Warthebrücken mußten gesichert werden.

wie Kommissions⸗Rath Spindler, Nachdem Mitglieder vom Schulrath Prof.

besuchten Anstalt und der Ein⸗ Flächenraum von 798 am deckt, mechanischel Webstühlen,

31 Tages. und 300 Abendschülern richtung des Gebäudes, das einen 287 im Vorjahre) besucht waren. Im Parterre, befindet sich Bie Unterrichts koften erforderten z. 3. sechzehn mechanischen orhandenen Schulwerkstatt triebe acht Pferdekräfte erforderlich sind; onstige Neueinrichtungen ist. die Handweberei mit 32

in 166 F in Anfxruch. Die Theil, Stock ist die Wirkerci, im vierten Lehrerkurfus gchörken sum Theil untergebracht. Der Keller beherbergt Neu eingerichtet ist ein Kursus für die ausgestattete Reparaturwerkstatt. ums. Neu in den Vorstand übrigen Unterrichtsräume, die Hör⸗ ssäle Nach Erledigung der Ge.· Bibliothek, in der Fachzeitschriften und fachwissenschaftliche Werke Vortrag über den staatlich austiegen und in der fich zugleich eine Mustersammlung befindet. N das gewerbliche Schulwesen Nachdem Beethoven's Hymne „Die Himmel rühmen“ den Akt ge⸗ schlossen hatte, erfolgte ein Rundgang durch die im vollen Betrieb befindliche Schule, in deren Sälen und Korridoren die Arbeiten der

ersten Stock

Posamentirerei Dampfkraft In zwei Flügelbauten liegen die und Zeichensäle

Webstühlen, endlich die

und die Ents

Die kaufmännischen Fortbildungsschulen im Cöll— nischen und im Friedrichs Werder schen Sy mnasium beenden am Schluß dieses Monats ein ganz Semester. Es wurden in diesem Halbjahre nahe an Tausend junger Kaufleute in 54 versckiedenen Klassen an vier Abenden in der Woche von 27 bewährten Fachlehrern unterrichtet. Die mannigfachen Ver Brunzlow⸗Görlitz ernannt. Die Ver— befferungen, welche das Oktober⸗Programm in Auesicht stellte (Ver⸗ Vereins der Hundefreunde zu doppelung der Sprachkurse, Aufnahme von Handelsgeographie und der fämmtliche deutschen kyno. Waarenkunde n. s. w. sind neben der Einrichtung einer umfassenden Scülerbibliothek durchgeführt worden und haben sich durchaus be— rdey die Hrrn. von Otto -Kräckwitz⸗ währt. In demselben Maße wie dieser, dem wahren Bedürfniß an⸗ Hartmann (Hektor), gemessene Unterricht anfängt, in der täglichen Praxis seine Früchte zu

besonders segensreiches Winter⸗

. Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang . Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten · burg. Dienstag! Zum 67 Male! Der selige Tou pinel (Feu Toupinel). Schwank in 3 Akten Deutsch von Gustav von Moser. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Die Schulreiterin. Lustspiel in 1 Akt Anfang 13 Uhr.

Mittwoch: Der selige Tonpinel. Die Schulreiterin.

von Alexandre Bisson.

von E. Pohl.

Belle Alliance Theater. 7. Male: Gavaut, Minard C Co. in 3 Akten von Edmond Gondinet. Anfang 75 Uhr.

Mittwoch; 11. Gastspiel von Ernesto Rossi mit seiner Gesellschaft.

Deutsch von

Maebeth.

Adolph Ernst-Theater. Adam und Eva. in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Elv. Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik von Adolph Ferron.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Diensttag: Gesangsposse

Anfang 75 Uhr.

Jakobstraße Der Millionen ˖

Thomas - Theater.

Zum ersten Male: Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer. Gesangstexte im 3. Akt von A. Schönfeld. Musik von G. Steffens. Anfang 77 Uhr

Mittwoch: Zum 2. Male: Der Millionenbauer.

Coneert⸗Anzeigen. Concert - Jaus.

Ouv. „‚Friedensfeuer“, nore II., Beethoven. tasie aus „Carmen“ von Bizet. arme Jonathan“ von Millöcker. Nocturne für Cello von Chopin (Hr. Detloff). sehenꝰ für Piston von Steward (Hr. Richter).

Ravmond“, Thomas. Fan⸗ Walzer aus „Der

Nur um sie wieder zu

Sing Akademie. Concert von Reinhold L. Herman, l. Adele Asmus, Hrn. Waldemar ritz Espenhahn.

Dienstag, Abends 8 Uhr: unter güti

Mitwirkung von . Meyer und Hrn.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

Königsberg i. Pr., 16. März. (W. T. B.) Bei Ge⸗

von dem Provinzial-Landtage gegebenen

Diners gab der „Allgemeinen Zeitung“ zufolge der Ober⸗ Präsident von er noch recht

wirken können. 16. März. (W. T. B.). Die zwanzigste Jahresausstellung des Künstlerhauses wurde heute un Beisein des Kaisers, des Erzherzogs Carl Ludwig, des Botschafters Prinzen Reuß und mehrerer Minister eröffnet. Petersburg, 16. März. (W. T. B.) Der Ad⸗ latus des Generalstabs-Chefs General⸗Lieutenant Mirko⸗ wit sch ist gestorben.

Wafhengton, 16. März. (W. T. B. Der Staats⸗ sekretaͤr des Auswärtigen Blaine telegraphirte an Nicholls, Gouverneur von Loui siana: Der italienische Gesandte be dem Präsidenten Harrison wegen des bedauerlichen lutbades in New-Orleans Vorstellungen gemacht. Die, Verträge mit dem befreundeten Italien gewährleisteten den in den Vereinigten Staaten ansässigen Staatsbürgern den Schutz des Lebens und des Eigenthums. Der Präsident bedauere lebhaft, daß die Bürger von New Orleans der Lauter⸗ keit und Befähigung der Gerichte kein Vertrauen geschenkt cheidung über eine gesetzlich geregelte Frage dem durch Leidenschaft getrübten Volksurtheil anheim gegeben Der Präsident hoffe, daß der Gouverneur ihn bei der Erfüllung der Pflichten der Regierung gegenüber den italienischen Unterthanen in der durch die herrschende Er⸗ regung hervorgerufenen Gefahr unterstützen und daß er die erforderlichen AÄnstalten treffen werde, damit weiteres Blut⸗ vergießen verhindert und alle Schuldigen dem Gericht über⸗ geben würden.

Schlieckmann der Hoffnung Ausdruck, daß lange für die Wohlfahrt Ostpreußens werde

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

1Alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes ⸗AusstellungsZs⸗ Park (Lehrter Bahnhof.

. Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gertrud Heise mit Hrn. Müblen= besitzer Otto Großkopf. (Königs⸗Wusterhgusen) Frl. Anna Denecke mit Hrn. Ingenieur August Geißler (Ackendorf —Hundisburg). Frl. Wally Brosig mit Hrn. Fabrikbesitzer Otto Vogel Adlershof). Frl. Paula Jacubeit mit Qrn. Amtsrichter Wilh. Mantey (Heinrichswalde, Ost⸗ preußenJ Frl. Else Nosl mit Hrn. Gerichts⸗ Assessor Kurt em (Berlin).

Verehelicht: Hr. Konrad Bartels mit Frl. Luise Rüdiger (Dameln). Hr. Karl Borchardt mit Frl. Else Moßhner (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem. Lieutenant Keßler (Magdeburg). Hrn. Hauptmann Wil helm von Massow (Posen). Hrn. Pr. Lieut. Nicolaus Grafen von Luckner (Kolberg). Fine Tochter: Hrn. Gymnasiallehrer Th. Mackensen (Hannover. Hrn. Grich Kübne (Wanzleben Hrn. Ober⸗Amtmann Brumme (Pötnitz b. Dessau).

Gest or ben: Hr. General Lieutenant z. D. Karl von Avemann (Erfurt) Hr. Rentier Aug. Dobberkan (Gardelegen) Frau verw. Rech nunge⸗Rath Dorothea Geiß, geb. Aminde (Berlin). Frau Generalkonsul Charlotte Gosling, gez. Towngend (Osnabrück! Frau Anna Matz geh. BSeydmann Friedenau) Hr. Rentier Jeh. Wischmann (Hohen⸗Wangelin). Frau Henriette Emilie Muth, geb. Stto (Berlin). Frau Antoinette Leue, geb. Barella (Berlin). Hrn. Ludwig von Schmitz Tochter Tony (Dannenberg) Hrn. Dr Kühne Tochter Helene (Wittstock, Mark) Hr. Frhr. Otto v. Uexküll (Rom). Frau Bürgermeiffer Helene Otto. geb. Bahr Drebkau. = Frau verw. Sanität · Rath Sydow, geb. Mendbeim (Frankfurt a. D) Frau Marie von Zehmen, geb. von Vieth (Montreux).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage), (4559) und das Verzeichniß der gekündigten

Neumärkischen Schuldverschreibungen.

Geöffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorstellung im

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1891.

M Gö.

Erfte Beilage

Berlin, Montag, den 16. März

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Deutscher Reichstag. 89. Sitzung vom Sonnabend, 14. März.

Am Tische des Bundesraths: Die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn, Freiherr von Marfchall und Hollmann, sowie der Kriegs-Minister von Kaältenborn-Stachau.

Die dritte Berathung des Reichshaushalts⸗ Etats wird beim Nilitär⸗Etat fortgesetzt.

Beim Kapitel, Militär⸗Justizverwaltung“ bemerkt:

Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg: Der Abg. Szmula habe gestern geäußert, daß man in Bayern allgemein die Beseitigung der Oeffentlichkeit des Militärstrafverfahrens wünsche, Nichts könne falscher sein als diese Behauptung. Die Oeffentlichkeit der Verband⸗ lungen der Militärgerichte habe man in Bayern nicht etwa einem Beschluß der gesetz gebenden Körperschaften zu verdanken, sondern in dem seinerjeitigen Gesetzentwurf des baxyerischen Kriegs⸗ Ministeriums felbst finde fich die unbeschränkte Oeffentlichkeit der Verhandlungen mit der allerdings felbstverständlichen Befugniß des Gerichtshofes, aus militärdienstlichen Rücksichten im einzelnen Falle die Oeffentlichkeit auszufschließen. Von dieser Befugniß sei bisher nur Zußerst felten Gebrauch gemacht worden. In jener Vorlage sei ferner die unbeschränkte Zulassung von Civilvertheidigern bei den Milstärgerichten bestimmt. Bei den Verhandlungen über Riese Vorlage habe gerade über diese Punkte nicht einmal eine Dis⸗ kuffion stattgefunden, weil man sie für so selbstverständlich an gesehen habe, daß zweifellos der Entwurf eines Militärstraf⸗ gesetzes ohne diese Bestimmungen von der Kammer einstimmig zurück · gewiesen wäre. Diese Bestimmungen beständen noch heute, und mehrfach sei der Kriegs⸗Minister in der bayerischen Kammer von allen Seiten darauf aufmerksam gemacht worden, daß an diesen Grundprinzipien der Militärstrafprozeßordnung nicht gerüttelt werden dürfe. Und man habe sich nicht nur daran gewöhnt, sondern auch die Erfahrung gemacht, daß eine wirkliche ordentliche Rechtspflege nur durch die Deffent⸗ lichkeit wesentlich garantirt werde. (Sehr richtig! links.) Die Oeffent⸗ lichkeit schließ ja nicht alle Schwächen und Mängel des Verfahrens auß, aber ein Gerichtsverfahren ohne Oeffentlichkeit trage den Stempel der Entartung von vorn herein an der Stirn. Was für das Civil⸗ verfahren gelte, müsse auch für das Militärverfahren gelten, denn bei allen militärischen Rücksichten müßten dieselben Grundlinien des Verfahrens dem Civil- wie dem Milijstärverfahren zu Grunde liegen. Allerdings sei das Militärstrafverfahren in Bayern beträchtlich theurer als die Kosten im Reichs ⸗Etat für das Militärstraf verfahren in den übrigen Staaten. Aber die Frage der Billigkeit des Ver⸗ fahrens werde beim Reichstag unzweifelhaft keine Rolle spielen, denn die Ueberzeugung dürfte allgemein sein, daß die billigste Justiz nicht die beste fei. Die wiederholt hier und in der Presse aus gesprochene Ansicht man habe sich auch sehr häufig in der bayerischen Kammer damit beschäftigt daß die Mißhandlungen von Soldaten in Bayern weitaus häufiger seien, als in anderen Staaten, müsse er absolut bestreiten. Nur weil in Bayern jede Mißhandlung, die zur Kenntniß des Obersten komme, auch in der Oeffentlichkeit bekannt werde, entstehe leicht der Schein, als ob die Zahl der Mißhandlungen größer sei. Auch der Ansicht, daß es gegen die militärische Rücksicht wäre, wenn diese Fälle alle in die Deffentlichkeit kämen, widerspreche er energisch. Weder in der Civil⸗ noch in der Militärbevölkerung habe er auch nur eine Stimme in diesem Sinne vernommen. Die Hauptsache sei, daß Mißhandlungen nicht vorkämen; aber wenn sie vorkämen, gehörten sie an die Oeffentlichkeit. Die Oeffentlichkeit habe das habe auch die Militärverwaltung in Bayern dank— bar empfunden übertriebene Berichterstattungen in der Presse über Mißhandlungen viel energischer berichtigt, als es durch eine amtliche Berichtigung geschehen könne Er sei überzeugt, daß man aus den Aeußerungen des Abg. Szmula, die er (Redner) glaube im Sinne aller seiner bayerischen Kollegen aus allen Fraktionen zu sprechen nicht der Stimme des bayerischen Volkes entsprächen, keine nach— theiligen Schlüffe ziehen könne, welche eine künftige Ver schlechterung des bayerischen Militärstrafverfahrens veranlassen könnten.

Abg. Dr. Orterer: Die Auslassungen des Abg. Szmula seien zwar unter dem Eindruck einer gewissen Provokation durch sehr outrirte Ausführungen einer anderen Seite des Hauses dahin, als ob das preußische Militärstrafverfahren den Anschein der Vehme hätte, gemacht worden, aber er muͤsse dem Abg. Szmula ebenfalls entgegen. treten. In Bayern wünsche Niemand die Abänderung des dortigen Militärstrafverfahrens. Kammer und Volk seien darin' einer Meinung, und auch die Militätverwaltung halte, daran fest. Eing auf Thatsachen beruhende. ver⸗ ständig urtheilende Kritik der Verhältnisse in der Oeffent— sichkeik könne einen Schaden nicht, herbeiführen. Es waͤre unzutreffend, wenn man meinte, daß solche Ausführungen ihre Spitze gegen die Disziplin der Armee richteten. Wo Aus— wüchse zum Vorschein kämen, müßten sie der öffentlichen Kritik unter⸗ liegen. Er verkenne nicht, daß der Umstand, daß die bayerische Armee bereits mehrfach Unteroffiziere habe, die nicht aus bayerischem Boden hervorgegangen seien, Mitursache hahe sein können, der Gewährung der Unteroffizierpramien zuzustimmen, weil man sich der Ueberzeugung hingebe, daß dadurch eine größere Zahl einheimischer Landsleute dauernd bei der Truppe erhalten würde. Sein Urtheil über den praktischen Werth des Beschwerderechts neige sich mehr der Auf— fassung des Abg. Hinze, als der des Abg. Szmula zu. Einfach und klar lägen die Verhälinisse nur auf dem Papier; in Wirklichkeit sei der Gebrauch des Beschwerderechts für die Mannschaften oft sehr schwierig und von mißlichen Folgen für die Beschwerdeführer begleitet. Das müsse auf dem Wege gebessert werden, den der Abg. Hinze gestern angedeutet habe. Diese Auffafsung von den Vorzügen der Deffentlichkelt und Mündlichkeit deg Verfahrens entspreche durch= aus der Meinung in seinem (des Redners) engeren Vaterlande. Die große Mehrheit seiner Fraktion betrachte das öffentliche und

mündliche Verfahren als vorzüglicher als ein anderes.

Abg. Dr. von Marquardsen: Er stimme völlig mit den Abgg. Dr. Freiherr von Stauffenberg und Dr. Orterer überein. Auf Grund der bestehenden Erfahrungen sei Unzufriedenheit mit dem bayerischen Mi⸗ sitärftrafverfahren nirgends hervorgetreten. Er wisse nicht, wie die bayerische Regierung heute über diese Frage denke, aber es sei cichtig, daß das Prinzip der Oeffentlichkeit des Verfahrens in dem da— maligen Regierungsentwurf enthalten gewesen sei und daß in der bayerischen Bevölkerung nicht der Wunsch bestehe, hier eine Aende⸗ rung eintreten zu laffen, ja er sei überzeugt, zu dem längst⸗ erfehnten einheitlichen Militärstrafverfahren für das ganze Deutsche Reich werde Bayern nur dann seine Zustimmung geben, wenn darin die Oeffentlichkeit eingeführt sei, die es schon seit 1360 wesentlich in Folge der Bemühungen des Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg und des verstorbenen Übg. Völk besitzt. Die Oeffentlichkeit im bayerischen Milttärstrafverfahren habe auch ihre durch die Natur der Sache gebotenen Einfchränkungen, denn im Gesetz sei aus— drücklich gescgt, daß außer den im bürgerlichen Verfahren den Aus. schluß der Oeffentlichkeit veranlaffenden Ursachen der Ausschluß auch dann erfolge, wenn milstärdienstliche Interefsen dies als nothwendig erscheinen ließen, und in den Ausführungsbestimmungen sei gesagt, daß dieser Fall auch dann vorliege, wenn die Beschaffenheit des Falles die Befürchtung zulaffe, daß durch die öffentliche Verhandlung die

militärische Standeswürde oder das Ansehen des Standes beeinträch⸗ tigt oder gefährdet werden könnte. Es freue ihn, daß ein früherer Angehöriger des Militärstandes, der Abg. Hinze, dem öffentlichen Müuttärstrafverfahren zugestimmt habe, und er (Redner) hoffe, daß der Abg. Szjmula bei genauerer Üeberlegung eine Korrektur seiner Auffassung werde eintreten lassen.

Abg. Szmula: Er habe bei seinen gestrigen Ausführungen unter dem Eindruck der maßlosen Angriffe von der Linken gestanden. Er habe nicht gesagt, daß in Bayern die Regierung zu einer Aenderung des jetzigen Zustandes von der Bevölkerung gedrängt werde, sondern er meine nur, daß die baverische Regierung diese Aenderung vornehmen würde, wenn sie in der Lage dazu wäre. In der Gegenwart, wo ein solcher Ansturm gegen die Armee durch eine gewisse Partei durchgeführt werde, sei es nothwendig, die Armee von diesen Einflüssen frei zu lassen mit allen vorhandenen Mitteln, und da sei es unthunlich, durch öffentliche Verhandlung uber immer noch vorkommende Brutalitäten das Ansehen der Vor- gesetzten in den Augen der Mannschaften zu beeinträchtigen, Die große Mehrzabl der Offiziere sei seiner Meinung. Die preußische Militär⸗ justiz sei nicht, wie der Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg meine, eine entartete; auch jetz; werde im Militärstrafverfahren nicht wie bei der Vehme berhandest, sondern die Sachen würden nach genauer Prü⸗ fung gerecht entschieden. Für die ganze soniale Bewegung sei es besser, wenn man' diefe Sachen nicht in die Oeffentlichkeit kommen lasse. Er (Redner) müsse dem Abg. Dr. von Marquardsen erklären, daß er durch die Debatte nicht bekehrt sei, sondern bei seiner Ansicht bleibe und bleiben werde. ö

Abg. Singer: Was der Vorredner als maßlose Angriffe be⸗

zeichnet habe, seien nur thatsächliche Vorkommnisse, die der Abg. Bebel nach öffentlichen Zeitungsberichten vorgetragen, habe. Die Richtigkeit der in der mehrerwähnten Broschüre von Abel mitgetheilten That— fachen sei öffentlich dargethan. Was der Abg. Sizmula sage, daß der größte Theil der Offiziere ihm zustimme, glaube er (Redner) ihm auf s Wort, aber der Abg. Szmula könne ihm glauben, daß vom Volke felbft dies Verfahren lebhaft verurtheilt werde. Im Volke sei man Überzeugt, daß die Brutalitäten der Unteroffiziere nicht vorkommen würden, wenn die Unteroffiziere nicht durch die Behandlung, die sie pon Seiten der Offiziere aushalten müßten, oft in solche Wuth versetzt würden, daß sie diese Wuth ihrerseits wieder an den Unter gebenen ausließen, sodaß also die Schuld für die von Unter öffizieren ausgehenden Mißhandlungen eigentlich auch di, Offiziere treffe. In Bezug auf die prinzipielle Auffassung der Sache befinde sich der Abg. Szmula noch auf dem Standpunkt von vor 100 Jahren. Damals sei die Stärkung der Militärautorität durch heimliches Ver⸗ fahren in Militärstrafsachen nöthig gewesen. Auch sei seine Schluß— folgerung falsch, wenn er meine, durch das geheime Verfahren die Armee gegen das Eindringen sozialdemokratischer Ideen zu sichern. Im Gegentheil, die Fälle von Brutalität, die vorkämen, gereichten dem Inftitut und der Disziplin zum Schaden, und durch die öffent⸗ liche Sühnung solcher Vorkommnisse werde gerade die Disziplin und die Autorität gehoben, darum müsse der Abg. Sijmula gerade im Interesse der Armee für das öffentliche Strafverfahren sein. Der Nothschrei, der in der Presse ertöne, sei nur der Ausdruck des Be⸗ dauerns über die Wehrlosigkeit der mißhandelten Soldaten. Der Beschwerdeweg, sage der Abg. Szmula, sei offen, aber Alle wüßten, daß jeder Soldat, der sich beschwere, nachher so schlecht behandelt werde, daß er die Beschwerde lebhaft bedauere. Das einzige Mittel zur Beseitigung der Soldatenmißhandlungen liege in der Herbei⸗ führung eines öffentlichen Militärstrafverfahrens. Das sei kein Schutz des Standesbewußtseins, wenn man Handlungen, die die Standesebre verletzten und die so beschaffen seien, daß der ganze Stand fich derselben schäme, mit dem Mantel des Geheimnisses und gleichsam der Anonymität decke. Die Armee thue besser, solche Elemente von sich zu stoßen, als sie zu schützen. Abg. Dr. Freiherr von Stauffenberg: Die Theorie des Abg. Szmula, daß die Autorität darunter leide, wenn man sie an das Licht der Oeffentlichkeit ziehe, sei nicht neu, aber im ganzen öffent⸗ lichen Leben verlassen. Wollte man ihr folgen, so wäre die Oeffent⸗ lichkeit parlamentarischer Verhandlungen, das ganze öffentliche Leben, wie es sich im Laufe der letzten vierzig Jahre entwickelt habe, nicht möglich und müßte auf den Standpunkt zurückgeschraubt werden, auf dem es Anno dazumal gestanden babe. Die Oeffentlichkeit der Ver⸗ handlungen bringe nicht nur die Dinge, die nicht sein sollten, ans Licht, sondern beseitige auch übertriebene und unrichtige Behauptungen, die in der Presse sich oft fortspännen. Nach seiner Erfahrung habe in den mefften Fällen die Militärverwaltung und die militärische Dis ziplin den Vortheil von der Deffentlichkeit der Verhandlung. Er habe die preußische Militärjustiz nicht eine entartete genannt; das fei ihm nicht eingefallen; das würde er schon nicht gesagt haben, weil ihm die nähere Kenntniß der Verhältnisse abgehe. Er habe nur den zweifellofen historischen Satz ausgesprochen, daß man in der ganzen Welt die Erfahrung gemacht habe, daß die Heimlichkeit der Ver⸗ handlungen eine Entartung der Justiz herbeigeführt habe und man deshalb überall zur Oeffentlichkeit übergegangen sei. Diese Thatsache werde ihm kein Mensch bestreiten können und wollen. In feinem früheren Berufsleben habe er Gelegenheit genug gehabt, in den Akten der früheren geheimen Justiz sich zu unterrichten und dies zu vergleichen mit dem, was unter der Herrschaft der Oeffentlich⸗ keit möglich sei und was nicht, um ein gut begründetes Urtheil abzugeben. So ständen die Dinge, und es sei nothwendig, daß diese allgemein getheilte Ansicht in diesem Hause auch für die Zukunft klar ausgesprochen werde. (Lebhafter Beifall.)

Kriegs-Minister von Kaltenborn-Stachau:

Meine Herren! Wenn ich in dieser die Armee auf das Lebhafteste berührenden Debatte das Wort bisher nicht genommen habe, so ge— schah es nur deshalb, weil nach dem Stadium, in dem sich die ganze Angelegenheit befindet, während der Vorbereitung dieser Militãar · gerichtsvorlage der Moment für mich nicht gekommen sein kann, mich nach der einen oder anderen Seite hin auszusprechen. Das möchte ich nur persönlich von meinem Standpunkt aus bemerken, daß ich glaube, die Versicherung geben zu können, daß die Armee unter keinen Um⸗ ständen die Oeffentlichkeit zu scheuen hat. (Bravo! rechts.)

Abg. Szmula erklärt, durch die maßlosen Angriffe des Abg. Bebel auf die Militärjustiz provozirt worden zu sein und hält ins⸗ befondere den Vergleich mit der Vehme für verfehlt. ;

Abg. Rickert: Der Ansicht, daß die Armee keine Ursache habe, die Oeffentlichkeit zu scheuen, trete seine Partei bei, ziehe aber daraus die Konfequenz, daß nunmehr die Arbeit endlich zu Stande ge⸗ bracht werbe, die der Reichstag seit 21 Jahren mit großer Majoritãt immer verlangt habe. Schon im März 1870 habe der Norddeutsche Reichstag eine Militär ⸗Strafprozeßordnung e, , die nach Analogie der bürgerlichen Strafprozeßordnung aufgebaut sein solle. BDiefer' Beschluß fei drel oder bier Male wiederholt. Dann seien die verschiedenen Kriegs ⸗Minister 1879, 1880, 1881 und 1883 immer wieder interpellirt worden. 18577 sei bereits eine Immediat⸗ kommission eingefetzt worden, welche seitdem arbeite, und troßdem komme die Sache nicht zu Ende. Es wäre zu wünschen, daß die Arbeit, die 1570 begonnen sei, 1882 endlich zum Abschluß lomme;

Abg. Bebel: Er solle maßlose Angriffe gegen die Militär⸗ Justijverwaltung gerichtet haben. Ueber den Ausdruck maßlos lasse

sich streiten. Wenn er aber maßlose Angriffe gemacht haben solle, so müßte der Abg. Szmula beweisen, daß Redner) vorgebrachten Thatsachen oder Zablen falsch gewesen sei. Das habe er nicht vermocht, weil die Zahlen fest begründet und zum großen Theil auch von dem Kriegs⸗Minister als richtig zugestanden seien. Der Vergleich mit der Vehme möge nicht ganz zutreffend sein; Aber die Thatsache, daß die Ver handlung eine geheime sei und daß der Soldat dabei jedes Rechtes beraubt fei, sei auch von dem Abg. Hinze gestern bestätigt worden.

Das Kapitel „Mi litär⸗-Justizver waltung“ wird

jeder Vergleich hinke ein wenig.

bewilligt.

Zum Kapitel „Ankauf der Remontepferde liegt ein Antrag Hahn vor, die Pferdegelder auch den Offizieren der fahrenden Artillerie zu gewähren. Dadurch erhöhen sich die Ausgaben für Preußen von 100680) 6 auf 1307 400 S½½, für Sachsen von 1 298 466 aut 109 698 , für Württemberg von 52 057 S auf 66 317 4

Abg. Hahn: Sein Abänderungsantrag stehe durchaus auf der

Grundlage der bisherigen Beschlüsse, deren Wortlaut aber nicht die Pferdegelder für die Offiziere der fahrenden Artillerie schließe. Die Ausführungen aller Redner in zweiter Lesung zu Gunsten des Kommissionsvorschlages seien davon ausgegangen, daß für die f reitenden Artillerie diefer Pferdegelder nicht in gleichem Maße für vorliegend erachtet worden fei als für die übrigen Offiziere. Entscheidung danach abmessen wollen, ob die Offiziere truppen angehörten oder nicht. die Grundlage, fo würden die Offiziere der fahrenden Feldartillerie Es liege hier eine Inkongruenz; vor,

Bei Vertretern verschiedener Frak⸗

Offiziere der Kavallerie

nicht wohl auszuschließen sein. die nicht bestehen bleiben könne. tionen habe sein Antrag wohlwollende Aufnahme gefunden, er zweifle nicht, daß auch der Reichstag ihm seine Zustimmung geben

werde. (Beifall rechts.)

Kriegs-Minister von Kaltenborn-Stachau:

Meine Herren! In dem eben verhandelten Antrag kann die Heeresverwaltung nur mit Dank das Bestreben anerkennen, eine von den harten Unzuträglichkeiten, auf die ich neulich bei der zweiten Lefung mir hinzuweisen erlaubte, zu beseitigen. Ich hätte allerdings gewünscht, daß gerade im Interesse des Ausgleichs noch weiterer Schwierig keiten vielleicht doch jetzt schon noch weiter gegangen und die Sache wenig⸗ stens auch auf den Train noch ausgedehnt wäre. Jedenfalls wird die Heeresverwaltung bei den verbündeten Regierungen gern dafür ein⸗ treten, daß dieser Antrag ihre Zustimmung findet, wenn er hier an⸗

genommen wird.

Der Antrag Hahn wird angenommen.

Bei dem Kapitel „Artillerie und Waffenwesen“ geht Abg. Ulrich auf die Zustände Die Lohndrückereien in diesen Anstalten seien beinahe In Spandau habe ein Meister die S heruntergedrückt.

als in den Privatwerkstätten

Löhne für Hülsen von 13,50 auf 8,50 ein Stück Arbeit, das durch 30, 40 Hände gehe, fehlerhaft au würden 12 bis 20 0, der Löhne der ganzen Kolonne der Arbeiter ab⸗ gezogen, auch wenn der Fehler dem Material anh Privatwerkstatt wäre ein solches Verfahren absolut u es müsse hier der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden. verdienten in der Spandauer Gewehrfabrik durchschni 4 (6, und er hoffe, die Regierung werde dafür sorgen, daß ihnen scht durch solche Abzüge geschmälert werde. Kaum glaublich sei aber, daß die Arbeiter auch noch die Kosten des Teuchtgäfes bezahlen müßten, welches sie bei ihrer Arb Das fei eine fonderbare Sozialpolitik! dafür forgen, daß in dieser Gewehrfabrik die Lohntermi eingehalten würden. Die Arbeiter könnten sonst den

Metzger nicht bezahlen. Die Arbeiterinnen beschwerten sich darüber, daß beim ersten Male 25, beim zweiten 50 und rden bei einem täglichen Verdienst

dieser geringe Verdienst n

ihnen wegen Zuspätkommens

beim dritten Male 75 3 abgezogen von 1ů75 6, wovon noch das Eisenbahnfahrgeld in Abzug komme! Und dabei nehme die Direktion gar keine Rücksicht auf die Verspätungen der Züge. Kämen die Mädchen zu spät, f bei Wind und Wetter vor der Thüre auf, Einlaß warten. Graufamkeiten seien mit Ordnung und Disziplin abso Neuerdings werde den Arbeiterinnen noch zugemuthet, die zu bezahlen, und die meisten t . schwarze Brett kämen. Sie durften nicht einmal die Röhren zum Dergleichen könne nur aufreizend wirken. die Arbeiter S Diese Ueberschüsse Groschen der Arbeiter her, Das sei also eine chts bezahlt. d in der hessischen die Verhältnisse der Minister erklärt, daß Arbeiter, welche einen dafür aus der Staatskasse be— dieses Beispiel den Herren von tstag des Kaisers habe das Fest Die Arbeiter seien also Zeit am nächsten Tage Meister habe

Der Arbeiter,

Kaffeewärmen 6. Bei den patriotis

welche sie bezahlen müßten sonderbare Großmuth. Am

seien, 1 M 50 abgezogen.

des Guten gethan hätte, rlei für seinen Patriotismus. Das sei ihm (dem ü Unter dem“ früheren Kriegs⸗Minister von Verdy habe es in der Gewehrfabrik Spandau den Anschein gewonnen, f Lohnerhöhungen gesprochen und den Arbeitern gesagt worden? Ihr dürft Euch jetzt direkt beim Kriegs ⸗Minister denn eine Beschwerde bei der Di⸗ t leicht aus Furcht vor Entlassung Diese direkte Beschwerde beim verboten worden. erhöhungen seien den Arbeiterinnen allerdings auch gegeben worden, die Mädchen unter 16 Jahren aber seien dabei leer ausgegangen. In der Gewehrfabrik von Amberg sehe es nicht viel besser aus, ja man fei da zum Theil noch preußischer als in Preußen. Es bestehe Komplottiren welch ein fürch— terliches Wort! Man sollte glauben, daß es sich um den Umsturz des Deutschen Reiches handele werde mit Strafentlassun Es handele sich hier um nichts weiter als um eine sy Beschränkung des Koalitionsrechts. etwa beschädigten, Ersatz leisten müßten, sei selbstverständlich. Unver⸗= ständlich sei aber, daß, wenn der Thäter nicht ermittelt werde, die in einer Branche beschäftigten oder den Schaden tragen sollten.

Gas bezahlen.

werden solle; es sei von

beschweren. Das sei sehr gut, rektion riskirten die Arbeiter nicht und mit Rücksicht auf die Familie.

Kriegs ⸗Minister sei später

da ein merkwürdiges Reglement.

Arbeiter das verbrauchte

eine der von ibm (dem

ausdrücklich ein⸗

das Bedürfniß Die Kommission habe die

diese Unterscheidung

in den Gewehrfabriken ein.

nmöglich, denn Die Arbeiter ttlich 3,50 bis

eit verbrauchten.

ne pünktlich Bäcker und

o müßten sie noch lange

lut unvereinbar, Strafe gleich

häten dies auch, damit sie nicht ans

en Feiertagen erhielten Ueberschüssen der Kantinenwirthschaft je rührten aber von den sauer erworbenen für die Getränke ꝛc. Sedantage werde so Vor einigen Tagen babe er denselben Kammer zur Sprache gebracht in Bezug au Main Nahe ⸗Vahn. Darauf habe der Fina er von nun an darauf sehen werde, patriotischen Feiertag halten sollten, zahlt würden. Er (Redner) empfehle der Regierung. Beim letzten Gebur der Arbeiter bis Morgens 5 Uhr kaum im Stande gewesen, Arbeit wieder zu beginnen.

Arbeitern, die am nächsten

nun denjenigen etwas zu viel Redner) ein Räthsel.

als ob es b

Daß Arbeiter, welche muthwillig

ar die sämmtlichen Arbeiter

in Amberg müßten verstehe nicht, wie man freien Arbeitern so etwas bieten könne. Damit reize man auf. Wenn einem Arbeiter 2 bis 4 monatlich abgezogen würden, so