1891 / 69 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Mar 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Trave Kanals billige Frachten an sich zu ziehen. Hier handle es sich aber auch um die Förderung des Verkehrs mit dem Hinterlande und nach dieser Richtung liege die Errichtung des Kanals auch im preu—⸗ ßischen Interesse. Auch in Bezug auf die Frage der Rentabilität er scheine das Projekt vortheilhaft, denn dasselbe eröffne dem Export- verkehr nach dem Norden die allergünstigsten Chancen. Nach⸗ dem der Vortragende bei einer Berechnung der Traneportkosten auf dem Wege Lauenburg-Hamburg-⸗Nordostsee Kanal, sowie derjenigen zwischen Lauenburg und Lübeck zu dem Resultat gelangt, daß sich der Transport auf letzterem Wege für 160 Tons um 68 „6 billiger ge⸗ stalten würde, als auf ersterem schildert er unter Beibringung aug giebigen Zahlenmaterials die Bedeutung des Handelsverkehrs Lübecks mit dem Norden und betont zum Schlusse nochmals unter Hinweis auf den ju erwartenden Güterzufluß aus Westdeusschland das Interesse, welches auch Preußen an der Herstellung des Kanals habe. Einem in der sich anknüpfenden Diskussion geäußerten Zweifel gegenüber, ob in Bezug auf genügende Rückfracht die nach Lübeck gehenden Schiffe auch mit den iin den Ostseehäfen verkehrenden würden konkurriren können, sprach sich ein anwesender Vertreter Lübecks in hoffnungsvollem Sinne aus.

Den zweiten Vortrag des Abends bielt Hr. Rechtsanwalt und Notar Dr., Baumert⸗Nauen über die Schiffbarmachung des Havelländischen Hauptkanals. Derselbe wies darauf hin, daß sär die in Rede stehende Wasserstraße Seitens des Staats im Verlauf von 13 Jahrhunderten nichts geschehen sei und daß man sich denken konne, in welchem Zustande sich der Kanal befinden müsse, der während jenes Zeitraums von den Interessenten lediglich zur Gewinnung der Vorfluth gereinigt worden sei. Nur während einer ganz vorüber gehend kurzen Zeit im Jahre sei die Passirung des Kanals für Schiffe möglich, dann aber beweise der lebhafte Verkehr die Noth—⸗ wendigkeit eines derartig verkürzten Wasserweges gegenüber den viel⸗ fachen Krümmungen im Laufe der Havel. Zweimal, zu Beginn dieses Jahrhunderts und unter dem Ministerium Friedenthal, seien Projekte zur Schiffbarmachung des Kanals in Angriff genommen worden, ohne daß die Angelegenheit eine praktische Förderung, erfahren habe. Redner glaubt im Hinblick auf die staatsseitig in Schlesien, in Schleswig n Holstein und in Ostfriesland vorgenommenen Meliorationen sowie auf die geringe Leistungsfähigkeit der Interessenten auch eine Regulirung des 65 Meilen großen Havelluchs als nothwendig be zeichnen zu dürfen, welche sich auch im allgemeinen Interesse durch Nutzbarmachung der gegenwärtig werthlos daliegenden Torf⸗ und Thonlager empfehlen würde; ohne die Schiff barmachung des Kanals werde allerdings eine solche Melioration nicht möglich sein. Während im Verfolg der Diskussion über dieses Referat Abg. von Bredow-⸗Senski die Schiffbarmachung des Kanals als eine Lebens frage für die Interessenten des Havelluchs bezeichnete, wurde aus der Mitte der Versammlung heraus den Interessenten anheimgegeben, eine Förderung der Angelegenheit auf dem Wege landwirthschaftlicher Genossenschaften unter eventueller Engagirung der Provinz anzustreben.

Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands.

In einer gestern zu Frankfurt o. M. abgehaltenen außer⸗ ordentlichen Vorstands⸗Sitzung des Vereins zur Wahrung der Inter essen der chemischen Industrle Deutschlands wurde folgende Reso⸗ lution einstimmig angenommen: .

„In Erwägung, daß nicht die geringsten Anzeichen vorliegen, welche zu dem Schlusse berechtigen, daß die Reichsregierung etwa geneigt sei, die Interessen der Land wirthschaft weniger energisch als bisher zu vertreten, vielmehr das Gegentheil noch kürzlich amtlich versichert hat, spricht der Verein seine Ueberzeugung dahin aus, daß für die deutsche Industrie zur Zit kein Bedürfniß vorliegt, für die unbedingte Aufrechterhaltung“ der bestehenden landwirthschaftlichen Zölle einzutreten, Falls es die Regiexung mit den Interessen der Landwirthschaft für vereinbar und im Interesse der Industrie für geboten halten sollte, eine Hexabsetzung der land⸗ wirthschaftlichen Zölle zum Zweck des Zustandekommens des deutsch⸗ österreichischen Handelsvertrages eintreten zu lassen.“ .

Ferner wurde in dieser Sitzung die Frage der Betheiligung an der für 1893 geplanten Weltausstellung in Chieggo erörtert und Seitens des Vorstandes die Erwartung ausgesprochen, daß ein entschledenes Eintreten der Regierung für die Betheiligung eine leb⸗ hafte Theilnahme der meisten Industriezweige zur Folge haben werde; bezüglich der chemischen Industrie wurde der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß mit Rücksicht auf das Interesse, welches diese In dustrie an dem Export nach Amerika habe, eine große Anzahl chemischer Industrieller an der Ausstellung sich betheiligen werde.

Zur Arbeiterbewegung.

Die „Hag. Ztg. bringt in ihrem Inseratentheil einen Aufruf des Comités der Belegschaft der Zeche ver. Trappe, in welchem um Unterstützung gebeten wird. Es sei den, Ausständischen erklärt worden, daß nur solche Bergleute wieder angelegt werden können, die bedingungslos sich bei der Gruben⸗ verwaltung um Wiederanstellung bewerben würden. Von dem Ausfall einer genauen Prüfung solle es abhängen, welche von den sich Meldenden dem Grubenvorstande zur An⸗ nahme empfohlen werden. Das Comité erkläre öffentlich, daß es einer solchen Aufforderung nicht Folge leisten könne, und glaube damit in Uebereinstimmung mit den Kameraden zu handeln. —, Inzwischen wird aber auch der .Rh.« W. Ztg.“ (Vgl. die Notiz aus der „Köln. Ztg.“ in der gestrigen Nr. 68 8 Bl.) aus Sil shede unter dem 18. d. M. geschrieben: Auf Zeche ver Trappe“ sind gestern angefahren unter Tage 85 und über Tage 73. In Summa haben die Arbeit bereit, wieder aufgenommen 296 Mann; auch, liegen weitere Gesuche um Wiederanlegung zur Arbeit vor. Voraus sichtlich werden bis Ende diefer Woche die meisten Ausständischen die Wieder anlegung zur Arbeit nachgesucht haben.

Auß Witten wird der . Elb. Ztg. berichtet, daß die Beleg⸗ schaft von Zeche Helene Nachtigall? am Dienstag dem Grubenvorsftkande die bekannten Forderungen überreichte, aber keine Antwort erhielt. Die Belegschaft zeigte große Neigung zum Ausstand und fuhr erst nach etwa zweistündigem Warten bei der 3 ein. Am Mittwoch ist ebenfalls Alles wieder ein⸗ gefahren.

In Duisburg ist bezüglich des Hafenarbeiter“ (Getr eide⸗ träger⸗ Ausstandes noch Alles beim Alten. Die Versuche, von anderen Hafenplätzen an der Ostsee zc. Hülfekräfte zu erlangen, sind der „Frkf. Zig.“ zufolge mißglückt. Ob er⸗Bürgermeister Lehr hat die Vermittelung zwischen beiden Parteien in die Hand genommen. .

Der ‚„Hamb. Corr.‘ bringt die Mittheilung, der kaum beendete Ausstand der Cigarrenarbeiter in Hamburg drohe von Neuem auszubrechen. Von Seiten der Arbeiter ist die Parole aus⸗ gegeben, daß kein Tabackarbeiter bei denjenigen Haus⸗ indu striellen in Arbeit treten darf, welche während det Strikes für die Cigarrenfabrikanten gearbeitet haben. Da die Cigarren⸗ fabrikanten verpflichtet sein dürften, ihrerseits diesen Haus⸗ industriellen, welche während des Strike zu ihnen gestanden haben, zu Hülfe zu kommen, so sei eine sofortige Entlassung sämmtlicher Arbeiter zu erwarten.

Aus Rehme schreibt; man der ‚Rh.W. Ztg.“: Nachdem der Hamburger Cigarren Arbeiterstrike beendet ist, haben nun auch die Cigarrenarbeiter der hiesigen Hamburger Filial'e von Langhaus u. Jürgens, welche zu Gunsten der Hamburger Kollegen vor zwei bis drei Wochen die Arbeit einstellten, die Arbeit wieder auf— genommen. Doch hat die genanate Firma etwa 25 Arbeitern die Wiederaufnahme verweigert. .

In Frankfurt a. M. beschloß, wie die „Frkff. Ztg. mittheilt, eine sozialdemokratische Versammlung, sich dem Beschluß der . die demonstrative Feier für den Achtstundentag nicht am J., sondern am darauffolgenden Sonntag, den 3. Mai, zu be— gehen, anzuschließen.

In Leipzig verpflichteten sich die Besucher einer Versammlung der Parkettfußboden⸗ Arbeiter am Mittwoch nach An⸗ hörung eines Vortrags über „Organisation!ꝰ zum Eintritt in den allgemeinen Holjarbeiter⸗Verein und ernannten zwei Vertrauensmänner zur Wahrung der besonderen Interessen der Parkett fußboden⸗ Arbeiter innerhalb dieses Vereins. Eine von den Werkstellen⸗Delegirten einberufene Tischlerversamm⸗ lung beschäftigte sich der Lyz. Ztg. zufolge mit dem in Mainz ausgebrochenen Strike der Tischlergehülfen und beschloß die Unterstützung der Strikenden. Es soll zu diesem Zweck eine Extra steuer in jeder Werkstatt erhoben werden. Die in einer Leipziger Werkstelle zwischen Meister und Gehülfen entstandenen Streitig keiten sollen der Kommission der Tischlergehülfen zur Beilegung empfohlen werden.

In Zeitz fand, wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, am 13. d. M eine gut besuchte öffentliche Volks versammlung statt, in welcher August Siegel aus Dorstfeld über „Die gewerkschaftliche Bewegung und die Strikes“ sprach. Er warnte vor Strikes und for derte alle Arbeiter auf, der Organisation beizusreten

Die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet: Die Bergarbeiter⸗ föderation von Großbritannien übersandte gestern allen Parlaments Abgeordneten ein Cirkular, in welchem sie sich über das Verhalten der Minenbesitzer in der Achtstundenfrage ausließ. Das Schriftstück ist ziemlich weitschweifig verfaßt und führt zur Begründung für den achtstündigen Arbeitstag an, daß die Bergleute mehr freie Zeit zu ihrer Erholung und Fortbildung für sich haben wollten. Die Versiche⸗ rungen der Minenbesitzer, daß die Gewährung ihrer Forderungen den Handel ruiniren und' den Preis der Kohlen in die Höhe treiben würde, wären unwahr. Zum Schluß weist das Cirkular auf die un⸗ gesunden Zustände und die Sterblichkeit in den Bergwerken hin.

Literatur.

Mlr. Gesetz betreffend die Kommanditgesellschaften

auf Aktien und die Aktiengesellschaften vom 18. Juli 1884. Mit Erläuterungen von Br. Paul Kayser, Geheimem Legations⸗Rath und Dirigenten der Kolonial⸗Abtheilung des Auswär— tigen Amts. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin 1891, Verlag von H. W. Mueller. (Preis cart. 4,50 6). Trotz an⸗ strengender anderweitiger Berufsgeschäfte hat sich der Verfasser bereit- willig einer erneuten Bearbeitung seines längst vergriffenen Kom mentars zu dem Aktiengesetz unterzogen. Die Würdigung der jetzt vorliegenden zweiten Auflage giebt uns zunächst zu einigen allgemeinen Bemerkungen Anlaß. Es kann als eine unbestrittene Thatsache bezeichnet werden, daß die meisten der in den letzten zehn Jahren im Reich wie in Preußen auf rein juristischem Gebtet ergangenen Gesetze zu den schwierigsten gehören, die das Publikum zu beobachten, der Richter anzuwenden berufen ist. Zu diesen harten Nüssen“ der Gesetzgebung zählt neben dem preußifchen Immobiliar-⸗Zwangsvollstreckungsgesetz vom 13. Juli 1883 besonders das uns hier interessirende Aktiengesetz vom 18. Juli 1884. Die wie nicht geleugnet werden kann bei aller Tiefe manchmal etwas dunkele Sprache derselben bietet, zumal in dem zuletzt genannten Gesetz, nicht die Hauptschwiecigkeit für das Verständniß. Diese ist u. E. darin zu finden, daß in den neueren Gesetzen die Bedeutung, der Wirkungsbereich der einzelnen Vorschrift mehr, als dies in älteren Kodifikationen der Fall ist, erst aus dem Zusammenhange mit einer Reihe anderer, in dem Gesetz hunt zerstreuter Bestimmungen klar wird. Dieser Zusammenhang kann naturgemäß nicht im Gesetz selbst durch stete Verweisung auf die ein⸗ schlagenden Paragraphen dargelegt werden; ihn durch eifriges Studium des Gesetzestextes herauszufinden, muß dem Publikum und den Ge— richten überlassen bleiben. Da nun Ersterem nicht stets die Fähigkeit, Letzteren nicht immer die Zeit für die Bewältigung dieser umständ—⸗ lichen Thätigkeit zu Gebote steht, so setzt hier recht eigentlich die Aufgabe des Kommentators ein. Er muß das kunstvolle Gewebe des Gesctzeth entwirren und die versteckte innere Zusammengehörigkeit räumlich getrennter Bestimmungen aufdecken. Mit einem Wort, der Kommentator muß in erster Linie Systematiker sein. Ohne hier irgendwie polemisch werden zu wollen, glauben wir doch darauf hinweisen zu dürfen, daß in verschiedenen anerkannten Werken zu Gunsten einer überreichen Darstellung von zum Theil durch die Rechtsprechung bereits erledigten Streitfragen dieser Gesichtspunkt etwas in den Hintergrund gestellt wird. Um soö freudiger stehen wir nicht an, der vorliegenden Arbeit das warme Lob zuzuerkennen, daß sie der hervor gehobenen schwierigen Aufgabe meisterhaft gerecht geworden ist. Welche Artikel man aufschlagen möge, überall zeigt sich in den Anmerkungen zu denselben die gleiche durchdringende, fein gegliederte Systematik, die für die Erläuterung jeder Bestimmung alle übrigen in Frage kommenden Vorschriften heranzieht und so zugleich die Struktur des Gesetzes und die für den Gesetzgeber leitend gewesenen Gesichts⸗ punkte erkennen läßt. Die Redaktion der Anmerkungen ist eine vortreffliche. Es er⸗ scheint nicht möglich, in knappster Form noch mehr und so erschöpfend zu behandeln. Insbesondere sind die grundlegenden Unterschiede der Novelle von dem bisherigen Recht in präzisen, dem Gedächtniß sich leicht einprägenden Sätzen veranschaulicht. Wir nennen hier nur die Nolen zu Artikel 209 4 über die Simultan und die Successivgründung. Die Rechtsprechung des Reichsgerichts ist überall berücksichtigt. Auch die Meinungen der Rechtslehrer sind reichlich angezogen, sodaß Dem- jenigen, der sich in eine Ginzelfrage vertiefen möchte, der Weg hierzu geebnet ist. in ausführliches, zweckmäßig angelegtes Sachregister vollendet die praktische Brauchbarkeit des Werks, dem ein nachhaltiger Erfolg beschieden sein dürfte.

Knnst und Wissenschaft.

In der letzten Sitzung der Medizinischen Gesellschaft am Mittwoch Abend theilte Direktor Dr. Paul Guttmann, wie wir der ‚Natä-Itg.“ entnehmen, vom Krankenhause Moabit mit, daß er das kantharidinsaure Kali nach Vorschrist des Professors Liebreich in neun Fällen von Tuberkulose angewendet und dabei dreimal Nierenreizungen beobachtet habe, die sich bis zu Erscheinungen echter Nierenentzündung steigerten. Redner mahnte daher zur äußersten Vorsicht bei dem Gebrauche dieses Mittels, bemerkte in dessen, daß bei einem der Kranken, welcher in Folge des vor geschrittenen Leidens bald gestorben ist, sich bei der Sektion trotz der im Leben vorhandenen Beschwerden kein Zeichen einer Nierenent⸗ zündung gefunden habe. Erhebliche Besserungen habe er in keinem Falle beobachtet. Dagegen konnte Dr. Lublinski, welcher bereits 23 Patienten mit dem Liebreich'schen Mittel behandelt hat, über weit günstigere Resultate berichten. In einem Falle von Kehlkopfs⸗ Tuberkulose ist bereits dauernde Heilung erzielt, ein anderer ebenfalls als geheilt zu betrachten, während die übrigen deutliche Besserungen zeigen. Nennenswerthe Störungen der Nieren hat er nur in einem ö (, . die indessen auf Opiumgaben bald wieder ver—

wanden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Nach einer im „Journal officiel“ unter dem 12. d. M. veröffentlichten Verordnung des französischen Ackerbau⸗— Min isters vom 10. 8. M. werden die französischen Zollstellen an der schweizerischen Grenze für die Ein⸗ und Durchfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen bis auf Weiteres

geschlossen.

Portugal.

Durch eine im „Diario del Governo“ vom 4. März 1891 veröffent- lichte Verordnung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die zwischen dem Flusse Benin und der Bai von Corisco gelegenen Häfen der Küste von Guinea für seit dem 15. Februar von Gelbfieber verseucht“ erklärt worden.

(E) Kopenhagen. Ansteckende Krankbeiten unter den Haus thieren wurden im Januar amtlich gemeldet: 10 Fälle von Milzbrand, 5 Fälle von Rückenmarktyphus, 35 Fälle von milzbrandartiger Rose und 1 Fall von kaseöser Darmentzündung oder chronischer Schweine diphtheritis; gleichzeitig wurde die veterinärpolizeiliche Aufsicht auf gehoben in 12 Fällen von Milzbrand, 2 Fällen von Rückenmark syphus, 42 Fällen von milzbrandartiger Rose und in 2 Fällen von kafeöser Darmentzündung oder chronischer Schweinediphtheritis.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 19. März gestellt 11 011, nicht rechtzeitig gestellt 12 Wagen. In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 4541, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Frankfurt a. M., 19. März. (W. T. B.). Wie der Frankf. Ztg.“ aus London gemeldet wird, macht die Firma Baring bekannt, daß sie ein Kabeltelegramm erhalten habe, nach welchem die Regierung der Provinz Buenos⸗Aires sich für unfähig erklärt, die am 1. April fälligen Zinsen für die 60 Anleihe vom Jahre 1882 sowie diejenigen für die Anleihe von 1886 zu bezahlen. Die Rimessen für die Zinsen der Anleihe von 1883 wären schon vor den jüngsten Ereignissen abgesandt.

Köln, 19. März. (W. T. B.) Die ‚Köln. Ztg.“ meldet, daß die heute abgehaltene Haupt versammlung der rheinisch⸗ westfälischen Roheisen⸗Ver bände Angesichts des Wettbewerbs des Auslandes beschlossen hat, die Preise herabzusetzen, und zwar von Gießerei⸗Roheisen Nr 1 auf 71, Gießerei⸗Roheisen Nr. 3 99. 9. Hämatiteisen auf 71, Thomaseisen auf 48 und Bessemereisen auf 63

Hamburg, 19. März. (W. T. B) Die Hamburger Straßeneisenbahn ⸗Gesellschaft, die Große Hamburg“ Altonaer Straßenbahn-⸗Gesellschaftz und die Hochbahn⸗ Gesellschaft werden mit einander verschmolzen, indem die Straßen eisenbahn⸗Gesellschaft die Hochbahn ankauft. Der Vertrag ist bereits abgeschlossen; es fehlt nur noch die behördliche Genehmigung. Die Hochbahn erhält für 5000 6 jLe 4000 S Aktien der Straßeneisenbahn—⸗ Gesellschaft, also für 1 Million Aktienkapital 8 0 000 66 Für die 1200 000 M betragende schwebende Schuld der Hochbahn werden für 1 Million Aktien der Straßeneisenbahn Gesellschaft ausgegeben.

Leipzig, 18. März. (W. T. B.) Kammzug -⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. März 4,323 „, pr. April 4,323 A, pr. Mat 4,359 , pr. Juni 4,375 A, pr. Juli 4,379 b, pr. August 440 M, pr. September 4,423 , pr. Oktober 4,423 , pr. November 4423 A, pr. Dezember 4,423 4ι, pr. Januar 4.423 M Umsatz 110 000 kg. Fest.

Wien, 198. März. (W. T. B.) Bei den 298 km langen Lokalbahnen der Oesterreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen für den Monat Februar 1891 139 337 Fl. und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Februar 1891 277 840 Fl., während die definitiven Ein⸗ nahmen in der gleichen Periode des Vorjahres 117 564 Fl. beziehangs⸗ weise 262751 Fl. betragen haben.

Die Bilanz der Anglo⸗Oesterreichischen Bank für das Jahr 1890 ergiebt einen Reingewinn von 2402471 Fl. respective nach Abrechnung der Tantisme für den Generalrath einen Gewinn von 2266 201 Fl. Der Generalrath beantragt, hiervon 700 000 Fl. dem Reservefonds zuzuführen, eine Dividende von 10 Fl. zu ver— theilen und den Rest von 56 201 Fl. vorzutragen. Die in dem Besitz der Bank befindlichen ca. 10 500 Aktien der nordböhmischen Kohlenwerks ⸗Gesellschaft in Brür sind zum Paricours eingesteht.

Pest, 15. März. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Ungarischen Kreditbank wurde der Bericht des Direktoriums vorgelegt. In demselben wird konsigtirt, daß die Erhöhung des Aktienkapitals um 4 Millionen durchgeführt, die Gin— lage der Kreditanstalt im Betrgfe, von 3 Millionen zurückgezahlt ist und die den Nominalwerth der Aktien übersteigende Mehreinzahlung im Nettobetrage von 1 767 621 Fl. zu Gunsten des Reservefonds gebucht ist, wodurch das statutengemäße Maximum von 20 9 des eingezahlten Kapitals erreicht wird. Eine weitere Dotirung des Reservefonds findet nicht statt. Es wird die Vertheilung einer Dividende von . Fl. beantragt. Die Versammlung ertheilte einstimmig Ent— astung.

London, 19. März. (W. T. B.) Das Bankhaus Murrietta soll, wie die Morgenhlätter berichten, in eine Aktien- gesellschaft umgewandelt werden. Ueber diese Umwandlung werden folgende Einzelheiten bekannt: Das rekonstruirte Haus wird die Firma führen: C. de Murrietta Co. Limited'. Der Geschäftskreis des Hausetz bleibt der bisherige. Das ganze Aktienkapital in der Höhe von 25 Millionen Pfund Sterling ist von den his herigen Theilhabern gezeichnet worden. Außerdem wird in Obli— gationen (deébentures) 1 Million Pfund Sterling durch ein Finanz— Konsortium untergebracht, welches den Namen führt: „Trustees executors and sécurities insurance corporation, limited. Es findet keine öffentliche Zeichnung statt. Die Obligationen werden fünfprozentig sein und in längstens 10 Jahren mit 1065 Pfund zurück— gezahlt werden. Das Arrangement wird in den hiesigen Finanzkreisen günstig beurtheilt.

An der Küste 1 Weizenladung angeboten.

. . 20. März. (BV. T. BJ Der „Times“ wird aus Philadelphia gemeldet: Die Bankfirma Georg Schwartz u. Co in Louisville (Kentucky) hat fallirt. Die Passiva werden auf 590 000 Dollars geschätzt.

Bradford, 19. März. (W. T. B.) Wolle fest, thätiger; Garne ruhig, angebotene Preise zu niedrig; einige neue Stoff m uster finden Beachtung.

Bern, 19. März (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Centralbahn tritt am Sonnabend in Olten zusammen, um über die Abtretung der in seinem Besitz befindlichen Aktien an den Band sich schlüssig zu machen.

Amsterdam, 19. März. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handesgesellschaft abgehaltenen Zinn⸗ auktion wurden 24 600 Blöcke Bancazinn zu 545 541, durch⸗ schnittlich 45, und 2319 Blöcke Billiton⸗Zinn zu 54 41 verkauft.

Verkehr dõ⸗ An stalten.

Königsberg i, Pr. 20. März,. (W. T. B) Der Da m pf . Pillau Königsberg ist wieder eröffnet. worden.

Hamburg, 19. März. (W. T. B.) Der Postdampfer Bohemia‘ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Rew⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

Hamburg, 20. März. (W. T. B.) Der Schnell dampfer ‚Augusta Vietoria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist gestern Abend 8 Uhr von Southampton ab gegangen. Ber Postdampfer Moravia“ derselben Gesellschaft ist, ., . kommend, gestern Abend 10 Uhr in NewYork ein—⸗ getroffen.

(F Kopenhagen. In der skandinavischen Postkonferenz in Hel⸗ singborg wurde beschlossen, daß mit Beginn der Fahrten der Dampf⸗ sähre zwischen Helsingör und Helsingborg die Post zwischen Schweden und dem Auslande während der sechs Winter monate über Helsingborg, Helsingör und die dänischen Inseln, während der übrigen Zeit des Jahretzz aber über Malmö dirigirt werden soll. Bisher wurde die Post zwischen Schweden und dem Auslande über Malmö befördert, ausgenommen, wenn ste wegen Eishindernisse über Helsingborg und Helsingör gehen mußte. In Gothenburg wird in diesen Tagen eine Versammlung von Delegirten der schwedischen Privatbahnen stattfinden, in welcher über die Bahnanschlüsse in Verbindung mit dem Dampffährbetrieb über den Sund nähere Bestimmungen getroffen werden sollen.

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Aichtamtliches. Schweden und Norwegen.

(F) Stockholm, 17. März. Das von der Regierung niedergesetzte Zoll comité hat seinen gedruckten Bericht nun⸗ mehr dem Finanz⸗Ministerium zugestellt Das Comitè bemerkt in der Einkeitung, daß es sein leitendes Prinzip gewesen sei, an dem Zwecke des Zollschutzes: Schutz der nationalen Arbedt festzuhalten, und daß der Reichstag im Jahre 188 die land wirthschaftlichen Zölle in der Absicht eingeführt habe, sobald als möglich, nach Aufhebung unserer Han dels⸗ verträge mit fremden Mächten auch den übrigen inländischen Erwerbszweigen den erforderlichen Schutz gegen die ausländische Konkurrenz zu bereiten. Bei seinen Erwägungen, welche Ver⸗ änderungen des Zolltarifs im Interesse der Industrie vor— zunehmen seien, ist das Comité von dem Grundsatze aus⸗ gegangen, daß eine Industrie nicht auf Kosten einer anderen ungehbrig geschützt werde, und daß Schutzzölle nur für Produkte bereits im' Lande bestehender Erwerbäzweige vorzuschlagen seien. Zu den einzelnen Tarifpositionen übergehend, wird unter der Gruppe „Metalle“ u. a., vorgeschlagen: Roheisen, Eisenschrot und Eisenbahnschienen, bisher zollfrei, resp. I Krone, 80 Oere und 2 Kronen per 100 kg; verzinntes Eisenblech, bisher zollfrei, G Kronen per 100 Eg; für Metalltuch und Metall⸗ laue wird der Zoll verdoppelt; kupferne Röhren, bisher zollfrei, 10 Dere per 1g; übersponnene Metalldrähte, außer mit Seide, Textilstoffen und Papier, sowie auch elektrische Leitungs— kabel 10 Proz. vom Werthe; Gold⸗ und Silberarbeiten, aus— genommen Draht, 15 Kronen per 1 kg. Für eine ganze Reihe einzelner Metallwaaren, wie Messer, Scheren, vergoldete, versilberte, vernickelte u. J. w. Zink- und Blei— wagren werden wefentliche Zollerhöhungen vorgeschlagen. Maschinen, Geräthschaften und Werkzeuge, physikalische, chemische u. s. w. Instrumente 10 Proz. vom Werthe. Unter der Gruppe Holzwaaren wird beantragt, den Zoll für Drechsler⸗ und Bildhauerwaaren von 59 Oere auf L Krone und für gewisse Böttcherwaaren von 4 auf Z Oere per 1 kg zu erhöhen. Der Zoll für Textilstoffe wird bedeutend erhöht: ganz seidene Gewebe 12 Kronen, halbseidene 4 Kronen per 1 Kg, der niedrigste Leinwandszoll wird von 19 auf 25 Oere per 1 kg erhöht und für baumwollenes Segeltuch von 14 auf 20 Oere. Fertige Kleidungsstücke und geslickte Arbeiten statt jetzt 20 Proz. künftig 50 Prgz. vom Zoll der Stoffe; Sonnen⸗ und Regenschirme von resp. 5 Oere auf 1,25 Kronen und von 25 auf 50 Oere per Stück; Hüte von 150 Kronen auf 2 Kronen per Stück, Papparbeiten, unlackirt, sollen künftig mit 50 Oere, jetzt 35 Bere, und lackirte mit 2 Kronen, jetzt 60 Oere, per 1 kg verzollt werden; entsprechende Zollerhöhungen werden für Tapeten, Borten, lithographijche AÄrbeiten (5 Oere per 1 kg) vorgeschlagen. Echtes Porzellan, weiß oder einfarbig, wird im Zoll von 24 auf 30 Oere und vergoldetes u. s. w. Por⸗ zellan von 47 auf 60 Oere per 1 kg erhöht. Unter Glas— waaren sind fast alle Positionen erhöht, ebenso für Gerber-, Schuhmacher⸗, Sattler⸗ 2c. Woaren. Für eine Reihe chemisch⸗ technis̃cher Produkte wird Zollfreiheit, für andere Ar— tikel, wie Lack, Pomade, parfümirte Seife u. s. w. ein höherer Zollsatz beantragt. Künstliche Blumen und Federn gehen im Zoll von 250 Kronen auf 15 Kronen, seidene Spitzen und Blonden von 2,80 Kronen auf 12 Kronen per 1ẽkR u. s. w. Zollherabsetzungen werden für Kakao, Ge— würze, lebende Pflanzen, Zucker und Syrup beantragt. Das Comité berechnet schließlich, daß die vorgeschlagenen Zoll⸗ erhöhungen eine jährliche Mehreinnahme von 56437169 Kronen ergeben, die Zollermäßigungen 2763 113 Kronen betragen werden, sodaß der Staatekasse 2 880 655 Kronen Mehreinnahmen zufließen würden.

In beiden Kammern des Reichstages kam heute der Marine-Etat zur Berathung. Die Erste Kammer be— willigte ohne Debatte die ordentlichen Ausgaben in Ueber— einstimmung mit den Anträgen des Staatsausschusses, die im Wesentlichen mit den Vorschlägen des Marine-Ministers über= einstimmen. Bei den außerordentlichen Ausgaben wies der Abg. Adelsköld darauf hin, daß in Schweden die Seevertheidigung sehr versäumt werde und gegenüber der Landvertheidigung weit zurückstehe. Redner ersucht die Regie⸗ rung, einen vollständigen Vertheidigungsplan, begründet auf die kombinirte See⸗ und Landvertheidigung, ausarbeiten zu lassen und dem Reichstage vorzulegen. Nach kurzer Debatte wurden dann auch fast alle außerordentlichen Ausgaben für die Marine in der vom Minister beantragten Höhe bewilligt. Schließlich nahm die Kammer noch den Vorschlag der Regierung, betreffend die Reorganisation des Königlichen Kommerzkollegiums, nach kurzen Verhandlungen ohne Abstimmung an. Von der Zweiten Kammer wurden die ordentlichen Ausgaben des Marine Departements gleichfalls nach den Anträgen des Staats ausschusses bewilligt. Vie außerordentlichen Ausgaben veranlaßten eine längere Diskussion. Vei der Forderung von 1250000 Kronen zur Fortsetzung des Baues des Panzerschiffes „Thule“ sprach sich der Abg. Mankell entschieden gegen die größeren Panzerschiffe aus, da Schweden nur kleinere Schiffe an seinen Küsten verwenden könne. Marine⸗-Minister Freiherr von Otter erklärte jedoch, daß er, wenn „Thule“ fertig und er dann noch im Amte sei, den ferneren Bau von größeren Panzerschiffen und Torpedos an⸗ rathen werde. Die Forderung wurde darauf bewilligt, da⸗ gegen mehrere andere nach den Anträgen des Staatsausschusses entweder beträchtlich herabgesetzt oder ganz gestrichen. Es 6 nun bezüglich dieser letzteren Forderungen gem ein—⸗

schaftliche Abstimm ungen beider Kammern stattzufinden.

(FP) Christiania, 18. März. Der bisherige Staate⸗ Minister Gram ist zum Mitglied des englisch-fran⸗

zösischen Schiedsgerichts bezüglich der Frage wegen

der Sommerfischerei bei Neufundland berufen worden.

Amerika. Vereinigte Staaten. Der „New-HYork Times“ zu⸗

folge hätte sich der Landwirthschafts Sekretär Ru sk, der sich

gegenwärtig in New-York aufhält, um sich über Emzel—

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 20. März

heiten für die Ausführung des neuen Fleischschau⸗— gesetzes zu informiren, dahin ausgesprochen, daß das neue Gesetz in Frankreich, Deutschland und England befriedigen und eine große Zunahme der Ausfuhr von Schweinefleisch— produkten nach diesen Ländern herbeiführen dürfte.

In New-Orleans fand am Montag das Begräbniß der bei dem am Tage vorher stattgehabten blutigen Lynchgericht geopferten Italiener stattgefunden. Die Bevölkerung hat sich wieder beruhigt. Die Mehrheit der Getödteten war seit über 20 Jahren in New-Orleans ansässig und verheirathet. Macheca, eines der Opfer, war Konsul der Republik Bolivig. Der Gefangene Patorno, welcher sich im Frauen⸗Gefängniß versteckt hatte und dem Lynchgericht glücklich entgangen war, hat durch die ausgestandene Furcht den Verstand verloren, Alle italienischen Schiffe im Hafen hatten die Flagge auf Halbmast gezogen. Seligmann, der Obmann der Jury in dem Prozeß gegen die stalienischen Gefangenen, wurde in Freiheit gesetzt und ist aus der Stadt verwiesen worden. Aus New-York, vom 17. d., wird der „A. C.“ dazu noch Folgendes berichtet:

Wie die Wahlbehörden in New⸗-Orleans mittheilen, waren die ermordeten Italiener ausnahmslos in den Wahllisten eingetragen, wenngleich einige von ihnen daz Wahlrecht durch Betrug erlangt baben müssen. Diese Thatsache steht dem Verlangen der italienischen Regierung nach Genugthuung sehr im Wege. Es ist jedoch möglich, daß die Familien der Gemordeten eine Entschädigung erhalten. Die Thatsache, daß einige der Gemordeten ein Armenbegräbniß empfingen, obne daß die 20 000 Köpfe starke italienische Kolonie daran Anstoß nahm, beweist zur Genüge, daß sie sich selbst bei ihren Landsleuten keiner besonderen Sympathie zu er freuen hatten. Der Bürgermeister von New-Orleans Shakespeare gesteht offen zu, daß Packerson und seine Genossen ganz richt gehandelt hätten. Wie er mittheilt, befand er sich zur Zeit des Aufruhrs in seinem Klub, ergriff jedoch keine Maßregeln, um den selben zu unterdrücken. Die Gefangenen hätten den Strick verdient. Wenn die Italiener die Vollstreckung der Fustiz in ihre eigene Hand nehmen wollten, so müßten die übrigen Bürger das Gleiche thun. Daß die Opfer schuldig oder die Jury ⸗Mitglieder bestochen gewesen waren, darüber herischt nicht der geringste Zweifel. In Bezug auf die Beschwerde des italienischen Konsuls, der Bürgermeister hätte ihn unhöflich behandelt, erklärte Hr. Shakespeare, daß er dem Konsul auf dessen Wunsch Polizeibedeckung beigegeben habe. Im Uebrigen würde er jederzeit für gesetzliebende Italiener einzutreten wissen.

Afrika.

Aus Durban und der Kapstadt wird über die neuen englisch⸗portugiesischen Streitfälle dem „R. B.“ unter dem 17. d. M. noch gemeldet:

ie Regierung von Natal bat der Jagdgesellschaft, deren zwei Boote und Vorräthe von den Portugiesen in Beira be⸗— schlagnahmt wurden, Hülfe geschickt. Mr. Copeland, einer der Jäger, erklärt, daß er und seine Gefährten jeder nur ein Gewehr und einen Revolver bei sich getragen hätten; außerdem hätten sie vier Reserve⸗ gewehre gehabt. Die Portugiesen hätten in den Jägern Send boten der britischen südafrikanischen Gesellschaft gesehen, da sie Kon zessionen von der letzteren bei sich gehabt hätten, um auf portu— giesischem Gebiet nach Erzen zu suchen. Dr. Jameson und die Hrrn. Doyle, Stephen und Moodie, welche sich auf der „Counteß of Carnarvon“ befanden, als das Schiff von den Portugiesen beschlagnahmt wurde, sind freigelassen worden und von der Delagoa⸗Bai nach der Kapstadt abgereist.

Australien.

Hawaii. Aus Honolulu vom 9. März wird gemeldet, daß die Nichte der Königin Liliuokalani (Mrs. Dominis) Prinzessin Victoria Kaiulani, die im Jahre 1875 ge— borene Tochter der verstorbenen Prinzessin Miriam Likelike (Mrs. CleghornR, am genannten Tage amtlich zur Thronerbin, von Hawaii ernannt worden ist. Das neue Kabinet ist folgendermaßen zusammengesetzt: Premier-⸗Minister und Minister des Auswärtigen Parker; Finanz⸗-Minister Widman; General-Anwalt Whiting; Minister des Innern (wie früher) Spencer.

Nr. 6 der Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Ver sicherungsamts veröffentlicht den Gefabrentarif der Rheinisch⸗ Westfälischen Baugewerke-Berufsgenossenschaft, den Gefahrentarif der Tiefbau ⸗Berufsgenossenschaft und den Gefahrentarif der Elbschiffahrts Berufsgenossenschast.

Rr. 6 der Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗-Ver⸗ sicherungsamts (Invaliditäts- und Altersversiche⸗ rung) hat folgenden Inhalt“ Geschäftsanweisung für die Vor— stände der auf Grund des Invaliditäts- und Altersversicherungs gesttzes errichteten Versicherungsanstalten, betreffend die Auszahlungen durch die Post. Vom 20. Oklober 1890. Rundschreiben an die Vor stände der auf Grund des Invaliditäts- und Altersversicherungs- gesetzes errichteten Versicherungzanstalten, betreffend die Auszahlungen durch die Pst. Vom 29. Oktober 1590. R. V. A. II. 1178.

Nr. II der Veröfsentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheitsamts vom 17. März hat folgenden Inhalt: Personal-⸗Nachricht. = Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera Nachrichten. Pocken in Neapel. DOeffentliches Gesundheitswesen des Reg. Bez. Düsseldorf 1886/88. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandeg. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Land⸗ bejirken. Infektionskrankheiten in Baden, Hamburg, Mailand, Moßkau. Sterblichkeit in deutschen Orten mit 15 060 und mehr Einwohnern 1890, 3. Vierteljahr. Desgl. in größeren Ver⸗ waltungsgebieten des In und Auslandes. Witterung. Zeit weilige Maßregeln gegen. Volkskrankheiten. Thierseuchen in Bulgarien 1890, 4. Vierteljahr. Veterinär polizeiliche Maßregeln. Redizinal-Gesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Aerztliche, zahnärzt-⸗ lich' und Apotbeker⸗Prüfungen. Vertrieb von Tuberculinum Kochii. (Rheinprovinz) Dampfdetinfektiontapparate. (Baden.) Aufnahme heilbarer Geisteskranker in Krankenanstalten. Kranken⸗ anstalten. Arzneitaxre. (NMeclenburg Schwerin.) Selbst versicherung der Hebammen. Influenza unter den Pferden. Zigeunerpferde. (Braunschweig). Apotheken. Italien.) Alkohol · derkauf durch Apotheker. Für den Verkauf frei gegebene Arznei⸗ mittel. (Rußland.) Preißelbeerblätter, Viehtransportwagen. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Viehquarantäne. Scharlach und Diphtherlse. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich) Zulassung der Frauen zum Studium der Medizin. Rechtsprechung. Kriminalstatistik für 138383. Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Tuberkulose. Apparate gegen Schwächezustände,. Homeriana⸗ Thee. (Württemberg. Stuttgart.) Chemisches Labo⸗

1891.

. 1889. (Mecklenburg⸗Schwerin). Saccharinzusatz zum zier. Nr. 5 des Archivs für Post und Telegraphie (Beiheft um „Amtsblatt des Reichs ⸗Postamts“, herausgegeben im Auftrage des Reichs ⸗Postamts), hat folgenden Inhalt: J. Aktenstücke und Auf⸗ sätze: Die Einführung von Eisenbahnhriefen in England. Der Entwurf eines Gesetzes über das Telegraphenwesen des Deutschen Reichs. Die Postserwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika im Rechnunasjahre 1888s / 8. Das Beamtenwesen in China. II. Kleine Mittheilungen: Dr. Nansen's geplante Nordpol ⸗Expedition. Das Postwesen Serbiens im Jahre 1888. Die schwedische Postsparkasse im Jahre 1888. III. Literatur des Verkehrswesens: Legislazione postale interna ed internazionale. Lezioni di E. Delmati. Napoli. Tipografia E. Pietrocola. 1890. S0. 452 Seiten. Nr. 111 des Gentrga!lblatts der Bauverwaltung“, berausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar— beiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Nachrufe. Personal— Nachrichten. Nichtamtliches: Karl Friedrich Endell 5. Evan— gelische Stadtkirche St, Katharinen in Schwedt a. O. Breitfuß⸗ schiene oder Stuhlschiene? Störungen des Eisenbahnbetriebes durch Schnee und Schutzmittel dagegen. Neuer Hafen bei Straß⸗ burg i. E. Brücke über die Viaur in Frankreich. Vermischtes: Enthüllung der Ehrendenkmäler für die Professoren H. Spielberg und E. Winkler. Ehrenbezeigung. Besuchsziffer der technischen Hochschulen des Deutschen Reichs im Winterhalbjahr 1890/91.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

F) Stockholm, 17. März. Die Königliche Landbau Akademie erwählte in ihrer gestrigen Sitzung u. A. den Vorsteher der land— wirthschaftlichen Versuchsanstalt in Möckern Dr. G. Kühn zu ihrem auswärtigen Mitgliede.

Theater und Mufik.

Wallner Theater.

Der am nächsten Sonnabend stattfindenden fünfzigsten Auf führung von „Miß Helyett“' geht in Paris in einigen Tagen die hundertundfünfzigste Vorstellung des Vaudevilles voran.

Belle Alliance Theater.

Das Gastspiel Ernesto Rossi's bringt morgen zum ersten Male das Drama Der Tod Jwan's des Schrecklichen vom Grafen A. Tolstoi. Das Stück ist für Deutschland neu und hat bei seiner Auf— führung in Wien einen großen Erfolg gehabt. Um dem Publikum das Verständniß des Dramas zu erleichtern, läßt die Direktion auf den Abends im Theater zur Ausgabe gelangenden Theaterzetteln einen vollstän⸗ digen Scenengang des Stücks in deutscher Sprache drucken. Die Kostüme für „Iwan“ sind in historischer Treue eigens in der Königlichen Kleider-Akademie zu Florenz angefertigt worden. Das Repertoire des italienischen Tragöden für die letzten drei Vorstellungen ist nun⸗ mehr folgendermaßen festgesetzt worden: Sonntag: „Macbeth“, Dienstag: Kaufmann von Venedig“, Mittwoch (letzte Gastspiel⸗ Vorstellung): „Othello“.

NMannigfaltiges.

Anläßlich der auf Allerhöchsten Befehl und in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin Sonntag, den 22. März, Nachmittags 3 Uhr, statt— findenden Grundsteinlegung der Kaiser Wilhelm-⸗Gedächtniß⸗— kirche, Hardenbergstraße (Ecke Kurfürstendamm), wird außer den behördlichen Tribünen eine solche für das Publikum errichtet. Billets A 5 Æ sind außer im Baubureau, Ansbacherstr. 56, zur Bequemlich⸗ keit auch im „Invalidendank“, Markgrafenstraße 5 a, schon jetzt zu haben.

Die Ferien für die höheren Lehranstalten der Provinz Brandenburg sind von dem Provinzial ⸗Schulkollegium für das Jahr 1891, wie folgt, festgesetzt: Osterferien vom 24. März bis ein schließlich 7. April; Pfingstferien vom 15. bis 20. Mai; Sommer⸗ ferien vom 4. Jult bis 2. Außust (für die Anstalten der Stadt Berlin und der Vororte Charlottenburg, Steglitz und Groß Lichter felde bis zum 9. August; Michaelisferien vom 26. September (für Berlin u. s. w. 3. Oktober) bis 11. Oktober; Weihnachtsferien vom 19. Dezember bis 3. Januar 1892.

Die Königliche Porzellan⸗Manufaktur hält zum bevorstehenden Osterfeste eine größere Anzahl künstlerisch komponirter und dekorirter Eier, welche theils als Flacons theils als Bonbonnieren oder Blumenhalter zu verwenden sind. zur Auswahl bereit. Finden sich auf den kleineren: Blumen, Vögel, Soldaten aus der Zeit Friedrich's des Großen (nach Menzel), u. A., so zieren die größeren die verschiedenartigsten Ornamente oder von Blumen eingefaßte Architektur und Landschaftsbilder. Als das Vorzüglichste auf diesem Spezialgebiete sind zwei figürliche Kompositionen von Schley hervorzuheben. Bei der einen fitzt eine reizende Putte auf einer großen Schildkröte und hält in den erhobenen Händen ein geöffnetes Ei, um welches plastische Blätter und Blüthen sich ranken. Bei der andern reitet die Putte auf einem stilisirten Delphin. Beide Gruppen sind bemalt und haben auf der Eierschale je eine äußerst feingestimmte Laadschaft.

Für den in diesen Tagen verstorbenen Großmeister der Großen National- Mutterloge „Zu den drei Weltkageln“ Professor Dr. Frederichs fand heute Vormittag im Logen⸗ gebäude der Splittgerberstraße ein feierlicher Trauerakt statt. In dem mit Blattpflanzen geschmückten großen Festsaal war der Sarg auf— gebahrt. Die große Landesloge war bei der Feier durch den zweiten Landes. Großmeister Oberst Zällner und durch den Ordensmeister Al rris Schmidt vertreten; Royal York hatte den Deputirten, Großmeister Professor Dr. Flohr und das Direktionsmitglied Ravens entsandt. Für das Dorotheenstädtische Realgymnasium, dessen Lehrerkollegium der Entschlafene seit 1858 angehört hatte, legte Direktor Dr. Schwalbe einen kostbaren Kranz nieder. Auch die ehemaligen Schüler überbrachten ein Zeichen achtungsvoller Erinnerung. Als Vertreter der trauernden Mutterloge war der zweite Großmeister, Landes syndikus Gerhardt u. A. erschienen. Die städtische Schuldeputation wurde durch den Geheimen Regierungs⸗Rath Schreiner vertreten. Wer Dom⸗ chor leitete die Feier mit dem Gesang des Gallus schen Liedes ein „Siehe, wie dahinftirbt der Gerechte“, Prediger Bahnsen spendete zen Trost der Kirche, der zweite Großmeister Gerhardt rief nach enem Zwischengesange dem todten Meister ein warmempfundenes Abschieds⸗· wort nach. Mit dem Gesang „Wenn ich einmal soll scheiden'“ schloß die Feier im Logengebäude. Die Beisetzung erfolgte alsdann auf dem Kirchhof der Inballdengemeinde in der Scharnhorststraße.

In der gestrigen öffentlichen Sitzung der Stadt ver ord- neten Verfam m lung wurde, wie wir der. N. A. 3. entnebmen, beschlossen, vom 1. April 1891 ab Wohnungen bei, einem Miethswerthe bis zu 206 S überbaupt von Zahlung der Mieths steuer frei zu lassen, für Wohnungen mit einem Miethswerihe von 201 bis 400 D o,, für Wohnungen mit einem Miethswerthe ven 401 bis 0 M, = Joo, für Wohnungen mit einem Miethswerthe

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