ganz Griechenland üblich ist, dienten sie als Vorratbebebälter für Del, Wein, Wasser, Früchte und Getreide'. In den Krügen wurden mehrere Sorten Getreide und kleine Erbsen gefunden, ron letzteren in einem großen Kreuge alleis mehr als 200 kg. In der Schliemann⸗ fammlang des Berliner Völker ⸗Museums sieht man einige schöne Exemplare solcher Pitkboi. . .
Die vierte Anfiedelung von oben ist besonders merkwürdig wegen ibrer aus großen behauenen Blöcken bergeftellten Gebäude. Eines diefer Gebinde wurde unversebrt steben gelassen; ob dasselbe ein Wobnbaus oder Tempel war, ist bisber nicht festzustellen gewesen. Bas Gebäude ist auch intereffant wegen der darin gefundenen, mit parallelen Streifen bemalten Bügelkannen, deren Form die am Meisten vorkommende in Mykene und Tiryns ist. Die tiefer liegenden drei Schichten mit Hausmauern können nach den darin enthaltenen Topfwaaren der fünften, vierten und dritten Stadt im Jnrern der alten Pergamos entsprechen. Jene bemalten Tepfwaaren, Vasen und Gefãßfragmente, Idole 2c. bat Schliemann überbaupt mit besonders gründlicher Kennersckaft geprüft und für die ungefähre Zeit⸗ bestimmung der Ansiedelungen zu verwerthen gesucht. Die be⸗ züglichen Erörterungen in dem Bericht sind durch zwei beigegebene Tafeln mit Abbildungen erläutert. Auch über die sonft aufgefundenen Werkjeuge, wie Bronjemesser und Steingerätbe erstattet er Bericht. In der zweiten, der verbrannten Stadt fand er au bercits einen Klumpen Eisen, das damals, nach seiner Annahme, noch sebr viel seltener und tbeuerer als Gold gewesen sein müßse. In den vier oberen präbistorischen Ansiedelungen wurden in derselben Menge wie früher, Topfwaaren, Bürsten, Ham ner, Messer, Handmüblen, Gußformen, Thürpfannen ꝛc. gefunden; sie zeigen die schon aus den Abbildungen der Werke ‚Ilios' und Troja“ bekannten Formen.
In der Schicht der ersten Ansiedelung Trojas wurde diesmal nur febr wenig gearbeitet, da Grabungen dort unmöglich waren, wollte man nicht die darüber liegenden Ruinen der viel wichtigeren und interessanteren zweiten Stadt zerstören. An der Süd und Ost⸗ feite wurde die Burgmauer der dritten Pericde der zweiten Stadt mit ihren Thürmen fast in ganzer Länge aufgedeckt. Die Srabung an der Westfeite ferner legte die ganze westliche und südwefstliche Burgmauer der zweiten Stadt frei, deren aus Steinen erbauter, stark geböschter Unterbau in seiner ganzen Höbe von 8,30 m wohlerhalten ist. Zablreiche Ziegelsckuttmassen vor der Mauer bezeugen die einstige Existenz eines Oberbaues. An dieser Westseite wurden auch zwei Thürme aufgedeckt. Schliemann ver—⸗ anfchlagt nach der Analogie der Mauer von Tirvns, welcke oben noch eine? m wdohe Galerie hat, bei 6 m Höhe der Ziegelmaner, die Gefammiböhe der trojanischen Mauer auf 1650 m. Mit ibren riesigen Thürmen müsse sie an der Westseite ein böchst imposantes Anseben gewährt haben, sodaß es begreiflich erscheine, wenn ibr Bau nach Homer dem Poseidon und dem Apollo zugeschrieben wurde. An der Westseite wollte Schliemann auch einen großen Theil der zur Pergamos gehörigen Unterstadt ausgraben, batte aber dabei, wie er schreibt, mit riesigen Schwierigkeiten zu kämpfen, da die Schuttmassen dort mehr als 16 m hoch stehen und jede einzelne der unzähligen Hausmauern immer erst gereinigt werden mußte, ehe sie photographirt und abgebrochen werden konnte. Er konnte also in der verflossenen Campagne nur sehr wenig von dieser Unterstadt frei⸗ legen und gedachte am 1. März 1891 „mit aller Energie“ diese Arbeiten fortzusetzen und von der Mauer der Pergamos dann weiter nach Westen und Süden vorzudringen. Dann sollte gleichzeitig auch die ganze Agora des griechischen und römischen Ilion freigelegt werden, von der bereits viele korinthische Säulen ans Licht gebracht wurden.
Am Schluß des Berichts wird endlich noch mitgetheilt, daß außerhalb der römischen Ringmauer Gräber, theils Plattengräber, thells in den Felsen gehauene Schächte aufgedeckt wurden, die nach den gefundenen Beigaben den ersten Jahrhunderten n. Chr. angehören. Auch eine ganze Reihe byzantinischer Gräber wurde geöffnet. Im laufenden Jabre sollte weiter nach den Nekropolen der griechischen und urältesten Zeit Ilions geforscht werden. ö
Ein spezieller Abschnitt ist den aufgefundenen Inschriften ge⸗ widmet. Von diesen seien erwäbnt ein Spinnwirtel aus Terrakotta mit kryprischen Schriftzeichen aus der sechsten Ansiedelung (von unten gerechnet), ferner marmorne Stelen mit Inschriften, die aus der Diadochenzeit zu stammen scheinen. Besondergs interessant und wichtig ift eine in einer römischen Mauer verbaute Marmorplatte, welche wie die anderen Inschriften wörtlich mitgetheilt ift und eine lange Reihe ron Namen enthält. Es ist wahrscheinlich ein Theil des Verzeisnisses sämmtlicher Bürger der Stadt in hellenistischer Zeit mit Angabe
Es kommen darin viele homerische Ramen Memnon,
w
a Schliemann erwähnten,
n Sebäude und Festungẽ⸗
ert gegeben werden, wenn
terder ind. Mit Hülfe eines bei⸗ er namentlich die Veränderungen und en früberen Publikationen entworfene ie neuen Aufdeckangen erfahren g g ron Dörpfeld selbst gezeichneten Mauern der Gebäude jeder einzelnen zweitunterste Ruinenschicht ergab, durch ffirung kenntlich gemacht, sodaß das Auge ein von der Reihenfolge der einzelnen Ansiede⸗
8 * 1
lurgen erhält.
In der am 24. . M. stattgehabten Sitzung des Elektrotech⸗ nischen Vereins gab Hr. O von Miller, der technische Leiter der Internationglen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. in einem Vortrag ein allgemeines Bild der am 16. Mai beginnenden Ausstellung Auf dem sebr geräumigen, in unmittel⸗ barer Nähe des Central ⸗ Bahnhofs gelegenen Ausstellungs platz werden dem Besucher alle Erzeugnisse der elektrotechnischen Industrie in ihrem heutigen, weit vorgeschrittenen Stande zur Anschaunng gebracht. Die Ausstell ungsobjekte sind in 12 Abtheilungen systematisch gruppirt, wodurch sich das Unternehmen vor anderen elektrotechnischen Ausstellungen vortheilhaft unterscheidet. In der Abtheilung am Haupteingange würde die historische Entwickelung des Telegraphen⸗ und Fernsprechwesens zur Darstellung gelangen; Dank dem Entgegen⸗ kommen der Reichs⸗Telegraphenverwaltung, welche eine möglichst voll⸗ kommene Sammlung der betreffenden Apparate zur Verfügung stellt, wird auch Gelegenheit geboten sein, Orernübertragungen und Concert⸗ musit aus Frankfurt g. M. sowohl, wie auch aus Wiesbaden und München zu hören. In einer zweiten Abtheilung wird das elektrische Signalwesen vorgeführt werden in seiner Anwendung auf Eisenbahnen, Bergwerks“, Schiffe ⸗, See⸗ und Kriegswesen und Zeitübermittelung. Am Mainufer wird eine besondere Ausstellung errichtet werden, worin na. mentlich die auf die Marine bezüglichen Gegenstände enthalten sind. Zwei elektrische Bote, wovon eins über 200 Personen faßt, sollen den Ver— kehr stromauf⸗ und abwärts vermitteln. Ein Leuchtthurm, mit elek— trischen Scheinwerfern ausgerüstet, soll das längs des Mains sich hinziebende Häusermeer beleuchten. Einen feenhaften Effekt wird die Beleuchtung einer Grotte mit 40 m hohem Wasserfall bhervor⸗ zaubern. In der Abtheilung für Elektrometallurgie und Elek— trolyse werden die Reinmetallgewinnung in allen Phasen, insbe⸗ sondere auch die Ojonhereitung und die Fortschritte der Aluminium ˖ Industrie vor Augen geführt. Ein hervorragendes Interesse bietet die Abtheilung der elektromedizinischen und wissenschaftlichen Apparate. Unter den Letzteren befindet sich auch der Apparat des Professors g mit dem er die bekannten Versuche über das Wesen der Elektrizität gemacht hat. Den Mittelraum in der Ausstellung nimmt die Maschinenhalle ein, worin 60 Mo—⸗ toren ausgestellt sind, welche eine Kraft von 4600 HR entwickeln. Während in der Pariser Ausstellung im Jahre 1881 ein 100 pferd. Motor von Edison als Koloß galt, werden in Frankfurt a. M. Maschinen von 500-600 HP ausgestellt sein. Eine Hauptaufgabe
424
erblickt das Unternehmen darin, die elektrische Kraftübertragung und Vertbeilung zur Vorführung zu bringen. Mit Spannung erwarten die Kreise der Elektrotechniker die Versuche, von der Maschinenfabrik Oerlikon in Lauffen a. N. auf eine Entfernung von 178 Em eine Kraft von 300 HP nach Frankfurt a. M. zu übertragen, wo sie als elektrische Energie zur Erzeugung von Licht sowie zum Betriebe von Maschinen und Arparaten dienen wird. In einer großen Anzabl elektrischer Werkstätten, Schlosserei, Schreinerei, Schusterei, Melkerei u. s. w., wird gezeigt werden, wie mittels elektrischer Kraft bei gleicher Zeit und weniger Arbeit eine 1doppelte Leistung zu erzielen ist. Mebrere elektrische Straßenbahnen verschiedener Systeme führen vom Ausstellungplatze nach dem Main, dem Schiller und Opernplatze. Daß nebenbei die Elektrizitãt auch zur Unterbaltung des Publikums ihre auserlesensten Künste aufbieten wird, versteht sich von selbst Nach den mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Redners verspricht die Ausstellung in der schönen Mainstadt nicht nur auf das wissenschaftlich und technisch gebildete Publikum, sondern auch auf die breiteren Schichten des Volkes eine außerordentliche Anziehangekraft auszu—⸗ 6 der weiteren Entwickelung der Elektrizität neue Bahnen zu erschlie ßen.
Nach diesem Vortrage gab der Chef⸗Elektriker der Allgemeinen Elektrinitãts ˖ Gesellschaft Hr. von Dol ivo Dobrowols kv einige Erläuterungen über das im Prinzip von Professor Ferraris in Turin
erfundene und von der Allgemeinen Elektrizitãtz. Gesel schaft! bez. r
von Dobrowoleky zur technischen Reife ausgebildete Drebftromsysten? wobei er zugleich zwei derartige Motoren im Betrieb vorfübrte. Ditse Motoren lassen eine Einfachheit der Ausführung zu, welche von keinem anderen Motor jemals erreicht worden ist, und wie man mit absoluter Sicherbeit sagen kann, je erreicht werden wird. Denn von beweglichen Theilen enthält ein solcher Motor, abgesehen von der. Drebungsachse, nur einen massiven Eisencylinder, welcher durch die auf ibn einwirkenden elektrischen Kräfte in Drebung versetzt wird. Der Vortragende lieferte den Beweis, daß diese Motoren im Stande sind, die böchsten An prüche zu befriedigen.
Hr. Ingenieur Berg sprach sodann über den Magnetismus und die Elektrizität an Bord des Schiffes. Der Vor⸗ tragende erklärte die Wirkung des Scliffs⸗ und Erdmagnetismus auf den Kemraß und die Art und Weise, wie diese flörenden, die Devia⸗ tion des Kempasses erjeugenden Kräfte durch vermanente Magnete und weiches Eisen kompensirt werden. Sodann wies er auf die Ge⸗ fabren hin, die entsteben wenn das durch die Kompensation geschaffene Gleichgewicht zwischen Schiffs ⸗ und Kompaß⸗Polarität in veränderten geograrbischen Breiten und bei versckiedener Kurslage des Schiffs nicht allein unter dem Einfluß der magnetischen Kraftlinien der Erde, son⸗ dern auch unter dem der Trnamomaschine stebt. Der Vortragende zeigte an vbotograpbisch gewonnenen Kraftlinien einer Normal ⸗Kom⸗ paßtose die Einwirkungen des elektrischen Strames und des gestörten Kompensatiensfeldes und bob berror, daß elektrische Signal ˖ Apparate, wie dieselben an Bord des Schiffes Verwendung finden, nur dann zulässig sind, wenn sie den elektrischen Strom nur für die kurze Dauer des zu gebenden Signals erzeugen. — Die nächste Sitzung des Vereins findet am 28. April statt.
— Am 6. Arril beginnt das Antiquariat von Amsler u. Rut-⸗
bardt die Versteigerung einer umfangreichen Sammlung von Blättern in Schabkunst, Punktirmanier und Farbendruck' der bervor⸗ ragendsten Künstler des 17. und 18 Jabrbunderts, sowie eines fast voll⸗ ständigen Werkes D. Chodowiecki's, zu welchem dieser selbst die Abdrucke geliefert hat. Wir machen auf diese Sammlung desbald besonders aufmerksam, weil unter den 1142 Nummern des Katalogs sich farbige Blätter des Alix, Fr. Bartolo zzi, Des courtis, Debu⸗ court, Earlom, Morland und J. R. Smith befinden, welche von so tadelloser Frische der Farben und so vorzüglich erhalten sind, daß sie mit zu den seltensten Erscheinungen gejählt werden müssen. Außerdem kommen für den Kulturhistoriker höchst wichtige Kostüm⸗ blätter, Marine⸗ und Stadtbilder, sowie drei Blätter zur Ge⸗ schichte des Großen Kurfürsten, von Freidhof gestochen, und ein Stich des L. Schiavonetti nach dem die Königin Luise von Preußen und ihre Schwester Friederike in ganzer Figur darstellenden Gemälde Tischbein's zum Verkauf.
— Der Wettbewerb unserer Bildhauer um die Medaille, welche für ausgezeichnete Leistungen den Künftlern der diesjäbrigen internationalen Ausstellung verliehen werden soll, ist von Seiner Majestät dem Kaiser, welchem die eingegangenen Ent⸗ würfe vorgelegt wurden, wie die N. A. 3.“ meldet, in der Weise entschieden, daß die Bildhauer Prof. Ernst Herter und Otto Geyer dieselbe schaffen.
— Die belgischen Künstler, Maler wie Bildhauer, werdea auf der bevorstebenden Jubiläums-⸗Ausstellung in Berlin zahlreich und gut vertreten sein. Sie erstreben, wie es in dem amt lichen Schriftstücke heißt, für ihre Abtheilung une importance tres serieuse par le nom et la valeur des oeuyres.
— Ueber die Wiederherstellung des Marienburger Ordens sclosses schreibt die Elbinger Zeitung“: Die Herstellung des Hochschlosses zu Marienburg schreitet nunmehr rüstig vorwärts. Der Kapitelsaal ist in allen seinen baulichen Theilen wieder hergestellt. Der fachige Schmuck der Wände, die kunstvolle Ver⸗ glafung der Fenster, der Fußbodenteppich aus bunten Fliesen und das prächtig geschnitzte Wandzestühl sollen dem Raume die Vollendung geben. Die Ausstattung des Saales soll so sein, daß man schon beim Eintritt sich zurückversetzt fühlt in jene Zeit, wo nach ritterlichem Brauch das Ordenskapitel tagte. Dementsprechend sollen die Wände mit den Bildern der Hochmeister, für welche die Holzschnitte Henne—⸗ berg's, welche im Jahre 1594 in einer in Königsberg er⸗ sckienenen Beschreibung von Preußen enthalten sind, den Anhalt geben. Die Ausführung der Malereien ist dem Professor Schaper in Hannover für den Preis von 90 900 „6 übertragen worden. Die Fenster sollen mosaikartig nach mittelalterlichem Stil verglast werden. Da der Saal überaus reich verziert ist, so wird demgemäß auch die Verglasung sein müssen, doch soll sie wegen der Wand⸗ bemalung mögzlichst hell sein: einfache Grundformen, in den oberen Scheiben die farbigen Wappen der Hoch⸗ und Landmeistet des Ordens in Antikglas. Die Glasmalerei sell Professor Haselberger in Leipzig ausführen. Die Kosten dafür sind auf i5 000 6 angenommen. Ferner sollen 64 Rittersitze eingerichtet werden; der Hochmeistersitz soll durch Reichthum an Schnitzwerk besonders hervortreten. Für das Gestübl sollen 25 000 60 aufgewendet werden. Eine ziervolle Thür, verziertes Gitter an den Heizlöchern, Teppichbekleidung der Stühle sollen den Eindruck noch erhöhen. Die Beleuchtung erfolgt durch acht an den Hauptsteinen des Gewölbes hängende Kronleuchter. Ferner sollen kunstvolle Tische, Waffenschmuck, werthvolle Erinnerungẽitücke und als angemessenes Inventarienstück ein Statutencodex, welcher in alter Zeit in keinem Kapitelsaale fehlte, und wie solcher auch im Königsberger Archiv aus der Ordentzeit von Marienburg aufbewahrt wird, nachgebildet werden. Durch mühevolles Nachgraben in der nächsten Umgebung des Schlosses, durch Forträumen des Schuttes aus den Kellergeschossen sind kleine Theile von Fliesen gefunden worden, die keinen Zweifel darüber lassen, daß sie dem Kapitelsaale angehört haben. Die Fliesen sind etwa 4 em stark, von rothem Thon und enthalten reiche Verzierungen. Hiervon sollen getreue Nachbildungen mit größerem Abnutzungs-⸗ widerstand angefertigt werden. Die Kosten des Fußboden belages werden auf 15 000 ½ geschätzt, und die Schloß⸗ bauverwaltung steht mit zwei Fabriken wegen Anfertigung des Teppichs in Ünterhandlung. Nächst der Herstellung des Kapitelsaales handelt es sich in diesem Jahre auch noch um die Herstellung des Kreuzganges im Hochschlosse. Die äußeren Mauern sind fertig, und im Frühjahre bereits wird der Abschluß der Mauern, deren Ein wölbung und Bedachung erfolgen. Dann kommt der Schmuck an Bildwerk und Farben. Der Maßwerksschmuck, welchen die Licht öffnungen im , des Ganges erhalten sollen, bildet hier den wichtigsten Gegenstand der Ausschmückung. Spuren von alten Wandtheilen weisen auf durchgängige Färbung und Bemalung der Bauglieder hin. Die Konsolen, die Einfassungen an Nischen, i und Portalen zeigen in ihren Tiefen noch Reste lebhafter Farben. Dem Maler Grimmer in Berlin ist die Dekoration des Kreuzganges übertragen. Maßwerk, Kunstverglasung, Bildhauerarbeit
— des Kreuiganges sind auf 90 000 M veranschlagt worden.
— Der Frankfurter Dialektdichter Friedrich Stoltze, geboren 1816, ist am 28. März in Frankfurt a. M. gestorben.
— Gestern wurde ia Paris nach einer Meldurg des W. T. B.“ in der Aula der medizinischen Fakultãt der Chirurgische Kongreß eröffnet, welchem mehr als 300 Chirurgen aus dem Auslande und aus Frankreich beiwobnen. Dr. Guvon bielt die Eröffnungsrede, in welcher er auf die Fortschritte binwies, welche die Chirurgie gemacht babe, die bei vielen Krankbeiten an die Stelle der medizinischen Be⸗ bandlurg trete. Dr. Julirs Boekel aus Straßburg erstattete den Geschãfts bericht. ⸗
— (F) Die Akademie der freien Künste in Stockbolm er⸗ wäblte in ihrer letzten Sitzung unter Anderen den Architekten Pro fessor Raschdorff zu ibrem Ehrenmitgliede.
— Seit Jabren bestebt in Kopenhagen jwischen Malern und dem Ausftellungs Comité ein sebr gespanntes Verhältniß, das nament ⸗ lich durch Zurückweisung von Gemälden der modernen Richtung ent- standen und genäbrt worden ist. Jetzt ist nach berühmten Mastern ein Salon der Zurückgewiesenen“ gegründet und am Grün- donnerstag eröffnet worden. Unter den Ausstellern befinden sich jabl⸗ reiche Namen von Raf. .
Der gegenwärtige Leviathan unter den astronomischen Fernrohren, der 36j5llige Refraktor der Lick⸗ Sternwarte auf dem Meunt Hamilton (1280 m Seehöhe) in Kalifornien, wird, wie die N. A Zig. schreibt, in nicht mebr ferner Zeit vor einem noch größeren Fernrohr in den Hintergrund treten müssen. Mit diesem neuesten Instrument dürfte aber auch in der Herstellung großer Fernrobre auf lange Zeit binaus die äußerste Grenze erreicht sein. Die Universität zu Los Angelos in Süd Kalifornien batte vor einiger Zeit in der cptischen Anstat Clark in Cambridgexort, Mass. Ü. St., ein 40 zölliges (102 em) Obj ktiv für einen Refraktor bestellt, der für die neue Sternwarte auf dem Wilson Peak (1830 m Seeböbe) in der Sierra Madre bestimmt ist. Die Hauptschwierigkeit, welche sich der Herstellung so großer Objektirgläser entgegenstellt, nämlich der feblerlose Guß der Glasscheiben, ist für das genannte Fernrobr bereits glücklich ãber wunden, sodaß an das Schleifen der Linsen geschritten werden kann. Die Clarks sind aber noch unschlüssig. ob sie diese Arbeit in ibrer Werkstätte in Cambridgeport vornebmen oder ju diesem Zweck in der Räbe des Aufstellungẽortes am Wilson Peak eine eigene Werk stätte errichten werden, um auf diese Weise nit nur die Ge fahren des Trank ports dieses Kleineds zu vermeiden, sondern auch die großen Transportkost en zu ersparen. Der Transport des 3635Iligen Objeftiss der Lick⸗Sternwarte von Cambridgeport auf den Mount Hamilton koftete 3000 Doll. Die Herstellungskosten des neuen Objektips werden auf 65 000 Doll. zu steben kommen.
Literatur.
Geschichte.
ff. Der Krieg von 1806 und 1807. Bearbeitet von Os kar von Lettow⸗Vorbeck, Oberst a. D. 1. Band. Jena und Auer⸗ stedt. Berlin 1831, Minler u. Sohn. Wir haben dieses Buch bereit in Nr. 38 des ‚R. u. St. A. vom 12. Februar d. J. an⸗ gezeigt, glauben indeß auf dasselbe noch etwas ausfübrlicher eingeben za sollen. Da der Krieg von 1806,7 seit der jetzt, veralteten Darstellung von Höpfner keine umfassende Bearbeitung ge- funden bat, so bietet das vorliegende Werk eine willkommene Ergänzung unserer kriegsgeschichtlichen Literatur. Das umfangreiche gedruckte Quellenmaterial wird ausgiebig verwerthet, daneben ziebt der Verfaffer noch einige unbekannte gleichzeitige Berichte aus dem Kriegs archiv des Generalstabes zu Rathe. Er beginnt mit einer Dar legung der pelitischen Verbältnisse, welche den Krieg zwischen Frank— reich und Preußen berbeifübrten, und behandelt dabei genauer die Verhandlungen des Jabres 1806, während die früberen Jahre nur summarisch dargestellt werden. Wenn hierdurch die zum Verftändniß des Krieges unerläßliche Kenntniß der politischen Vorgeschichte ge— geben wird, so sucht eine Schilderung und Vergleichung des preußischen und französischen Heeres dem Leser die ebenso noth⸗ wendige Anschauung von den militärischen Kräften beider Staaten zu verschaffen. Zusammensetzung, Verpflegung. Taktik und Disziplin beider Armeen werden eingehend geschildert und ibre Vorzüge und Mängel bervorgehoben. Dhne zu übertreiben, macht er doch nach⸗ drücklich auf die Schattenseiten des damaligen preußischen Heerwesens aufmerksam, welches er weniger günstig beurtheilt als Colmar ron der Goltz. Die Verschiedenheit der Kriegführung Napoleon's und seiner Gegner beleuchtet; und, erläutert Lettow⸗Vorbeck durch die Besprechung mehrerer preußischer Operationspläne; mit Recht kommt er wiederholt auf diesen Punkt zurück, denn bei der fundamentalen Wichtigkeit des Problems für die Erklärung der folgenden kriegerischen Ereignisse ist eine klare Anschauung von dem Unkerschied in den Prinzipien der alten und modernen Strategie un entbehrlich. Der Vorwurf des Verfassers, daß die preußische Armee⸗ leitung nicht verstanden babe, den Forderungen der Zeit gerecht ju werden, erfcheint nicht unberechtigt, wenn wir auch seiner Ansicht, daß auch Scharnhorst noch im Bann seiner Zeit stand?“, d. h. noch den durch Napoleon veralteten Grundsätzen der Kriegführung bhuldigte, nicht beitreten können. Die Erzählung der Kriegsereignisse selbst ist eine sehr eingehende. Alle Stellungen und Bewegungen der beiden Heere werden genau dargestellt, die Operations⸗ pläne und Befehle der Feldherren gründlich besprochen und die Unentschlossenheit und Zerfahrenheit der preußischen Heerführung einer scharfen Kritik unterzogen. In seinen Ausführungen nimmt der Verfasser mehrfach auf die Ansichten und Urtheile früherer Bearbeiter diefer Epoche Bezug; so setzt er sich namentlich mit Clausewitz, Prinz Hohenlohe und Max Lehmann auseinander. Die Truppen⸗ verschiebungen werden wie die ebenfalls sehr detaillirten Schlacht⸗ beschreibungen durch zahlreiche Karten und Skizzen anschaulich ge⸗ macht, die allerdings, da die Truppenkörper der beiden Heere nicht durch die übliche rothe resp. blaue Farbe ausgezeichnet sind, wenig übersichtlich ausgefallen sind. Lettow⸗Vorbecks Schlachtenschilderungen weichen in einigen Punkten wesentlich von denen älterer Autoren ab; er berechnet z. B. die Stärke der französischen Armee bei Auerstedt niedriger und die der preußischen erheblich höher als Lehmann ebenso heurtheilt er die Haltung Kalckreuth's anders als der Biograyt Scharnhorst's. Mit der Darstellung der Schlachten von Jena und Auerstedt schließt der erste Band; die Schilderung des Rückzugs und der Verfolgung wird also den Beginn des folgenden Bandes, dessen Erscheinen wir mit Spannung erwarten, bilden.
Politik.
ck. Revanche oder Zoll⸗Liga (Revanche ou ligue douaniere)] von H. von Sam son⸗Himmel stjerna. Hrei⸗ burg i / B. Druck und Verlag von C. A. Wagner. — Die vorliegende Abhandlung ist in deutscher und französischer Sprache abgefaßt, denn sie war für eine französische Revue verlangt worden. Jedoch hat sie in Frankreich nicht veröffentlicht werden können. Selbst Redaktionen, welche im Wesentlichen mit ihren Anschauungen einverstanden waren, wagten es nicht, sie dem Publikum vorzuführen wegen des auf die Stimmung im Elsaß bezüglichen Passus, welcher u. a. besagt, daß die Bewohner der Reichslande, mit Ausnahme einiger in Pariser Gymnasien erzogener Patrizier, nichts Anderes wünschten, als von den Franzosen in Ruhe gelassen zu werden, um ihre Geschäfte betreiben zu tönnen, welche unter dem Regime geordneter hn gut gingen. Des Weitenn führt der Verfasser aus, daß einzig und allein die — irrige, weil von den Elsäffern perbocrescirte — Revancheidee der Franzosen es sei, welche mit dem Weltfrieden und der Idee einer Zoll Liga zwischen den mittel⸗ und westeuropäischen Staaten im Widerspruch stehe, — ein Widerspruch, welcher durch den gewählten Titel: „Revanche oder Zoll Liga“ hervorgehoben werden sollte,
Ein Katechismus der Moral und Politik für dat deutsche Volk. Leipzig, Verlag von C. L. Hirschfeld. — In der Form von Briefen eines Vaters an e, in das Getriebe der Welt tretenden Sohn hat der ungenannte Verfasser des vorliegenden Werketz seine den Anschauungen der Neuzeit allerdings in den meisten Punkten widersprechenden, immerhin aber für die Anhänger aller Parteien
lesens , und vielfach beberzigenswerthen und von einem hohen Adel der Gesinnung zeugenden Ansichten über Religion. Moral, FKunst, Rechts- pflege und innere Politik niedergelegt. Als die Triebfedern des heutigen Lebens erscheinen ibm das Jagen nach Genuß, Gewinnsucht, Eitelkeit, Reklame und das Streben, um jeden Preis Carrière ju machen, welche überall einen erschreckenden Mangel an moralischem Gefühl zur Folge baben, sedaß auter Name, Ehre und Gewissen dem persönlichen Interesse und Nutzen nachsteben müssen. Gegen diese Ausdehnung des FPrinzips des Utilitarismus auf alle Gebiete des menschlichen Dafeins, welche in ihrer äußersten Konsequenz unter der Form des Sozialismus die Zukunft mit einer vollständigen Vernichtung jeder Kultur bedroht, erblickt der Verfasser lein anderes Mittel, als die Zurückführung des Einzelnen von der Selbstsucht zur Selbstverleugnung, zu Gemeinsinn und aufoxfernder Menschenliebe, mit einem Worte zum Idealismus, und zwar allein mit Hülfe der Kirche, da nur diese im Stande sei, die Masse des Volks im Kreise derjenigen Anschauungen zu erhalten, welche unsere Civilisation auf dem Gebiete der Religion, der Sitte, des Rechts und der Kunst ausmacken. Ein solcher Rückschlag gegen Unglauben und Materialismus hat nach Ansicht des Verfassers auch bereits be⸗ gonnen; um ibm aber zum Sieg zu verhelfen und das Ziel zu er reichen, welches die Erhebung des Einielnen wie der Nitionen zu Bildung, Civilisation und Freibeit sowie das Glück eines Jeden ist, dazu bedürfe es aller Kraft des gesammten Volks, namentlich auf dem Felde werktbätigen Christentbums. Freilich verheblt sich der Verfasser dabei nicht, daß der Sieg ideeller Weltanschauung zwar zu einer Blütbezeit böchster Bildung führen würde, daß diese aber kei dem Bestreben der Menschen, ihren Empfindungen auch äußerlich sichibare Formen zu geben und diese dann an die Stelle des Inbalts zu setzen, wieder zu einem todten Formalismus ausarten und so cine Zeit eintreten würde, in welcher das Uebermaß dessen, was jetzt zu erstreben ist, wieder zu bekämpfen wäre, da der Pendel schlag des menschlichen Geistes, wie die Kulturgeschichte zeigt, nie in der rechten Mitte verweilt, sondern bald bier“, bald dortbin über das iel hinausschwingt. Das in vornehmem Ton gebaltene Werk, welches ich von allen perlönlichen Anspielungen fern hält, bietet eine Fülle heuer Ideen und Gesichtspunkte, nur stören die allzu zahlreich ein gestreuten Citate. Sozialpoliti .
ck Schriften des Vereins für Sozialpolitik. XILVIII. Die deutsche Hautiadustrie. Fünfter Band. Verlag von Duncker und Sumblot. — Der rorliegende Band enthält einen Bericht von Dr. Adolf Lebr über die Hausindustrie der Stadt Leipzig und ihrer Umgebung. Während die meisten der bis jetzt in den Schriften des Vereins für Sozialpolitik veröffentlichten Monographien über die Hausindustrie in Deutschland die Schilderung einer einzigen, in bestimmten Orten eines Bezirks konzentrirten Haus— industrie zum Gegenstand baben, neben welcher andere Zweige der⸗ selben nicht oder doch nur in geringem Umfang betrieben werden, hat Dr. Adolf Lehr eine ganze Reibe von Hausindustrien zu behandeln gebabt; denn in Leirzig und seiner Umgebung giebt es eine Reihe von Gewerben, welche in nambafterem Umfange hausindustriell betrieben werden, wie: die Fabrikation von Papierlaternen, die Korbmacherki, die Tapeziererei, die Fabrikation künstlicher Blumen, die Fabrifation von Gummiwaaren, die Fabrikation von Strohhüten, die Fabrikation ron Regen und Sonnenschirmen, die Fabrikation von Filzschuhen und Filivantoffeln, die Fabrikation von Handschuben, die Rüschen⸗Plisse⸗ fabrikation, die Stickerei, Häkelei, Filetarbeit, Strickerei, Wirkerei und Wollwaarenfabrikation, die Herstellung fertiger Kleider, die Her⸗ stellung fertiger Wäsche, die Rauchwaaren-Zurichterei und Kürschnerei, endlich die Cigarrenfabrikation. Wie in diesen Gewerbezweigen die allgemeinen Verhältnisse der Hausindustriellen Lohn, Lebenshaltung, Gesundbeit, Ehejchließung, Fleiß, Sparsinn, Moralität ꝛc., gestaltet sind, wird auf Grund einer sorgfältigen und eingehenden Enquete sowobl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern in diesem Bericht in voller Objektivität dargestellt, indem der Verfasser beflissen gewesen ist, die ihm Seitens der Arbeitnehmer vorgetragenen Klagen strengstens auf ibre Begründung hin zu prüfen.
ek. Die Invaliditäts- und Altersversicherung im Hamburgischen Staatsgehbiete. Handausgabe des Fer sgefetzes vom 22. Juni 1889 nebst sämmtlichen für das Reich und das Hamburgische Staatsgebiet ergangenen Aus fübrungs⸗ bestimmungen und einem ausführlichen Sachregister. In amtlichem Auftrage bearbeitet von Th. Petersen, Erstem Beamten der Behörde für Krankenversicherung. Hamburg, Verlag von Lacas Gräfe. — Die Durchführung des Gesetzes, betreffend die Invaliditäts, und Altersversicherung, wird dadurch sehr erschwert, daß eine ganze Reihe von Fragen der Regelung theils durch Kaiserliche Verordnung, theils durch Bestimmung des Bundesraths, des Reichs— Versicherungsamts, der Landescentralbehörden oder auf dem Wege statutarischer Anordnung vorbebalten ist, und daß diese Bestimmungen tbeils im Reichs Gesetzblatt, theils im Centralblatt für das Deutsche Reich, theils in den Gesetz⸗ 2c. Sammlungen der einzelnen Bundes- staaten zerstreut enthalten sind. Diesen Erschwernissen für das Ham- burgische Staatsgebiet zu begegnen, ist der Zweck des vorliegenden Buches. In dasselbe sind bei den einzelnen Paragraphen des Ge⸗ setzes die bezüglichen Ausführung bestimmungen und, wo es iweck⸗ mäßig erschien, auch die einschlägigen Ausführungen der Begründung zum Gesetzentwurf bezw. zum Kommissionsbericht, sowie ferner da. wo auf andere Gesetzesstellen verwtesen wird, zur Vermeidung des Nachschlagens derselben diese ihrem Wortlaut nach unter Quellen. angabe aufgenommen. Zur leichteren Orientirung ist dem Buche ein möglichst ausführliches Sachregister und im Anhang eine Zusammen⸗ stelkung der sämmtlichen Ausführungssorschriften in chronologischer Reihenfolge beigegeben.
Militäãrisches.
Das 3. Garde ⸗ Regiment zu Fuß, 1860 1890. Berlin 1881 G. S. Mittler und Sohn. Preis 14 M6 — Das 3. Garde⸗ Regiment zu Fuß gehört zu den jüngeren Regimentern des deutschen 4 zu den juͤngsten der preußischen Garde, da es erst bei Gelegen-
eit der Reorganisation durch den Hochseligen Kaiser Wilhelm J. als Prinz⸗Regent von Preußen im Jahre 1350 aus dem 1. Garde⸗ Regiment zu Fuß gebildet wurde. Nicht lange hat es sich be⸗ gnüren brauchen der Erbe der unvergleichlichen Ruhmesgeschichte seines Mutter-Regiments zu sein, mit berechtigtem Stolz kann es auf seine kurze Vergangenbeit und die darin erworbenen Lorbeeren zurück blicken. Büppel, Chlum, St. Privat und Le Bourget heißen die Ehrentage des Regiment, an denen es sich ebenbürtig den ältesten und tapfersten Regimentern aller Zeiten erwiesen hat. In dem vorliegenden Werke ist die Geschichte dieses Regiments würdig zur Darstellung gekommen. Nicht zu ihrem Nachtheil ist es, daß sich fünf verschiedene Verfasser in die Arbeit getheilt haben, indem der erste Theil von der Stiftung des Regiments bis zur Mobilmachung des Jahres 1866 vom Second Lieutenant Grafen von Schliß gen, von Görtz. und Wrigberg, der jweite Theil die Geschichte des Feldzuges 18366 vom Hauptmann von Eberhardt, der dritte Theil die Geschichte des Feldzuges von 1870.71 vom Hauptmann von Kathen, der vierte Thel die Friedentjahre seit 1871 vom
auptmann von Steinau Steinrück geschrieben und der fünfte
heil die saͤmmtlichen Anlagen vom Premier ⸗Lieutenant von Borcke zufammengestellt und gesichtet worden ist. Nicht nur, daß die Frti fte len det Wertetz durch die Theilung der Arbeit beschleunigt st, fondern die Darstellung hat auch durch die verschiedenartige Auf⸗ sassung ker Verfasser an Lebendigkeit gewonnen, ohne daß dadurch bit nothwendige Einheitlichkeit des Ganzen beeinträchtigt worden ist. Durch die Beigabe guter Karten wird das Verständniß der Geschichte erleichtert. Vie PBildnisse der drei ersten Kaiser, sämmtlicher Regimenttz Com mandeure, der gefallenen Vffiziere, die Abbildungen der Kafernen und die farbige Darstellung der verschiedenen Uniformen des Regiments bilden einen dern gd Schmuck des über⸗ haupt vortrefflich zn san rr. Werkes. Unter den Anlggen nd! alg besonders Interessant zu erwähnen die (ssten, n welchen sammtliche aktive, Reserve und Landwehr Dffiz lere des Regiments seit feiner Stiftung niit biographischen Notizen ber= zeichnet find, ferner verschledene Ranglisten und die Verlustlisten, welche die Gefallenen und Verwundelen, nach Gefechten georduet, utlt
Angabe der Compagnie, der Heimath und bei Verwundeten auch der Art der Verwundung enthalten, endlich die Nachweisung der Stiftungen des Regiments, darunter die aus dem Feldzuge von 1866 verrübrende von 1209 Dukaten für zwanzig in der Schlacht von Königgrätz er—⸗
beutete Geschütze, ein beredtes Zeugniß der Tapferkeit des Regiments. 4
— Geschichte des 1. Westfälischen Feld ⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 7, auf dienstliche Veranlassung bearbeitet von Hamm, Hauptmann und Batterie⸗Chef im Hessischen Feld ⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 11, und Moewes, Premier Lieutenant im 1. West⸗ fälischen Feld Artillerie Regiment Nr. 7. Berlin 1391. E. S. Mittler und Sobn. Preis 8 6 — Die gesammte Kriegsgeschichte des Regi⸗ ments ist durch den Hauptmann Hamm geschrieben, der die Voll— endung des Werks wegen Ueberhäufung mit Dienstgeschäften jedoch dem Lieutenant Moewes hat übertragen müssen. Die Ver⸗— fasser baben als Quellen dienstliche Akten, Tagebücher, Stammlisten und auch schriftliche und mündliche Mit theilungen von Kameraden benutzt und aus dem reichen ihnen zur Verfügung stebenden Material dem Regiment ein würdiges Denkmal gesetzt. Nur zwei Batterien des Regiments, die zweite und dritte, können ihre Entstehung aus der Zeit der Befreiungskriege her leiten, die übrigen dreizehn von den fünfzehn Stamm ⸗Comxagnien, welche zur Bildung dieses Regiments (damals Brigade genannt) im Jahr 1816 verwendet wurden, sind bei den verschiedenen Reorgani⸗ sationen und Vermehrungen, welche die Artillerie im Laufe der Jahre erfahren hat, zu Neubildungen verwendet worden. In Kürze wird zunächst die Vorgeschichte der fünfjehn Stamm Compagnien gegeben, von denen sich zehn rühmen können, an den glorreichen Kämpfen der Befreiungskriege einen recht erfolgreichen Antheil gebabt zu haben. Von den beiden Batterien, die aus dieser Zeit noch dem Re⸗ giment angehören, hat leider nichts berichtet werden können, weil von der zweiten Batterie (früher achte Fuß⸗Compagnie), die 1813 das Bombardement von Erfurt, 1815 die Belagerung verschiedener französischer Festungen mitgemacht hat, keine Einzelheiten ermittelt worden sind, und die dritte Batterie des Regiments (früher neunte Fuß · Compagnie) während der Befreiungekriege auf Friedengfuß geblieben ist. Danach ist in übersichtlicher Weise die Organisation, Bekleidung, Bewaffnnng und die Geschichte der Fahne des Regiments behandelt. Ein ganzes Kapitel ist dem Andenken des verstorbenen Chefs des Regiments, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Carl von Preußen, mit deren wohl“ . Bildniß das Buch geschmückt ist, gewidmet. In zwei Kabinets⸗
rdres vom 7. Dezember 1865 hat der Hochselige Kaiser Wilhelm J. an den Chef wie an das Regiment ausgesprochen, daß der ehrenvolle Name, den dieser Truppentheil durch seine ausgezeichnete Haltung vor Duüppel und auf Alsen errungen, den Allerhöchsten Kriegsherrn bewogen habe, dem Regiment diefe Auszeichnung zu er weisen. Der darin ausgedrückten Erwartung, daß das Negiment durch ferneres gutes Verhalten sich dieser Auszeichnung würdig zeigen und das Wohlwollen seines erbabenen Chefs erwerben werde, hat das Regiment im böchsten Maße sowohl in den Friedensjahren, wie auf den Schlachtfeldern von Langensalja, Königgrätz, Wiesenthal und Laufach, besonders aber an den Ruhmestagen von Spicheren, Colombey - Nouilly und Gravelotte -St. Privat ent- sprochen. Ueber elf Jahre hatte das Regiment sich des unver— änderten Wohlwollens seines Chefs zu erfreuen, das durch die letzt⸗ willige Verordnung der am 17. Januar 1877 verschiedenen Prinzessin zum deutlichen Ausdruck kam. Aus dem Nachlaß erhielt das Regi⸗ ment zwei Oelgemälde, die das Offizierkasino in Wesel zieren, und die gesammten Schmuckgegenstände Ihrer Königlichen Hoheit, welche später von dem Prinzen Friedrich Carl und den Landgräfinnen Luise und Anna von Hessen, den Kindern der hohen Frau, für den Preis von 83 540 S dem Regiment abgekauft wurden, eine Summe, die zu einer „Prinzeß Carl-⸗Stiftung‘ mit der Bestimmung zu wohlthätigen Jwecken für Offiziere und Mannschaften, sowie zur alljährlichen Feier des Geburtstages der . in zu dienen, verwendet wird und die den Namen des
ohen Chefs dem Regiment für alle Zeit in dankbare Erinnerung rufen wird. Die Schilderung der kriegerischen Thätigkeit des Regi⸗ ments ist sachlich und fesselnd, die Thaten des französischen Krieges sind mit besonderer Wärme beschrieben. Die in den ersten beiden Feldzügen ungern vermißte Hervorhebung rühmenswerther Züge von Tapferkeit und Heldenmuth einzelner Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften erhöhen hier das Interesse an der Kriegsgeschichte. Es ist bedauerlich, daß dem Werke keine Karten beigegeben sind, die für das Verständniß der Geschichte unentbehrlich und nicht jedem Leser gleich zur Hand sind. Die in den Anlagen gegebenen Nach— weisungen über die verschiedenen Namen des Regiments, die Organi- sations veränderungen, die Garnisonen und Bewaffnung, sowie die beigefügten Ranglisten, das Verzeichniß der Schlachten, Belagerungen u. s. w, die namentlichen Listen der Gefallenen, Verwundeten und Gestorbenen und endlich das Verzeibniß der dem Regiment währen der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870 71 verliebenen Auszeick tragen zur Vervollständigung dieses vortrefflichen Wer
ek. Aus dem Feldzuge 1866. Briefe aus und Predigten und Reden im Felde ren Leipjig, 1866 Feldpropst des Königlich sägsi Leirzig, Druck und Verlag von Fr. Richter. (Pre geb. K M) — Der Verfaffer, welcher im Jahre 1885 des Königlich sächsischen Armee ⸗Corrs den Krieg in De gemacht hat, reröffentlicht in dem vorliegenden Sn er damals an seine in Leipzig zurückgebliebene Fran sowie seine im Feldzuge gebeltenen Predigten un i. in deren so Manches, was sich lediglich auf innere Vorgänge im Familienleben beziebt, hätte fũnlicherweife bleiben können, weil von keinem weiteren Irterefe, e tereffante chter auf das wechselvolle Seben in Kriege und auf die Gestaltung der sozialen Beziebungen zwischen den damaligen Verbündeten, und den Oesterreichern. Die Predigten und Reden ermangeln bei aller Tiefe der Gedanken und allem Schwunge nicht einer anerkennens⸗ werthen Volkstbũmlichkeit.
— Freiherr Hans von Reitzen ste in, Oberst ⸗Lieutenant z. D.: Praktische Anleitung zur Ausbildung der Compagnie im Felddienst mit besonderer Berücksichtigung des Gefechts, wie dasselbe durch das Gewehr 88 bedingt wird. Nach den jetzigen Vor⸗ schriften und eigenen Erfabrungen neu bearbeitet. Fünfte Auflage. Mit Holjschnitten, Zeichnungen und einer Signaturentafel zum Croquiren. 1,50 S6. GE. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hof ⸗Buch⸗ handlung, Berlin 8. 12., Kochstr. 68 — 70. — Die Neubewaffnung unserer Armee, sowie die Einführung des rauchschwachen Pulvers sind für den heutigen Felddienst von so entscheidender Bedeutung, daß der Verfasser eines mit besonderem Beifall aufgenommenen und bereits in vier Auflagen verbreiteten Werkchens, Oberst ⸗Lieutenant Freiherr von Reitzenstein, sich enischlofssen bat, diese Praktische Anleitung“ in einet den heutigen Anforderungen entsprechenden Weise umzuarbeiten und neu herauszugeben. Der Verfasser behandelt alle Aufgaben des Felddienstes: den Wachtdienst, den Dienst auf Märschen, im Biwak und in Ortschaften.
Kun stangelegenbeiten. . .
46 Von dem zweiten Jahrgange Die Kunst unsrer Zeit“‘, red. v. H. C. von Berlepsch. (München, Fr. Hanfstängl, Kunft= verlag. A. G.) liegt die erste Lieferung vor. Dieselbe bringt eine zom Herausgeber durch zwei Federzeichnungen illustrirte Erzäblung: Aus dem Leben einer Geige‘ von Otto von Leitger; soedann eine Scl derung der Bendemann⸗Steffeck⸗Gentz chen Son deraus⸗ stellung, welche die hiesige Königl. National-Saleri⸗ ihrer schönen Sitte gemäß“ veranstaltet hatte; endlich die Biographie des zu früh verstorbenen Landschafters Otto Fröblicher, welche erst in der folgenden Lieferung zum Abschluß kommen wird. Der Biographie sind einige seiner Studlen im Tert beigegeben, während die fünf Vollblätter Photographien nach dem packenden Gemälde Gabriel Max; „Verurtheilte (Christen), nach Köpfen: Munksesp's zu „Ghrlstus vor Pilatus u. A, sowie kleinere Tertbilder nach Norden-⸗ berg enthalten. Bei dem Preise von 3 4 für die Lieferung dürfte diesem durch die Gediegenheit der Ausstattung, sowie den bewährten Ruf seiner Mitarbeiter ausgezeichneten Unternehmen der weitere Erfolg
gesichert sein.
Das 12. und 13. Heft der illustrirten Zeitschrist Moderne Kunst', V. Jahrgang (Berlin. Verl. v. R. Bong), liefert ihre Reproduktionen in Holzschnit́t von dem größten bis zum kleinsten Format und nach Werken des In⸗ und Auslandes, sodaß die Mannig⸗ saltigkeit der Bilder mit der des literarischen Inhaltes gleichen Schritt hält; hier wollen wir ‚die kämpfenden Faune“ nach Stuck und die lustige Jesellschaft nach Vinea, sowie die drolligen Karneval⸗ zeichnungen von Fr. Bergen hervorheben.
Bau⸗ und Kunstdenkmäler Thüringens. Im Auftrage der betreffenden Regierungen bearbeitet von Prof. Dr. Lebfeldt. Heft VIII. (Jena. Verl. v. Gustav Fischer, 13891.) Dasselbe umfaßt die im Amtsgerichtsbezirk Gotha befindlichen privaten und öffent⸗ lichen Gebäude nebst deren känstlerischem oder kunstgewerblichem Inhalt von Bedeutung. Als eines der bervorragendsten Werke des 16. Jahr⸗ hunderts erscheint die Kanzel der Dorfkirche zu Bittstädt und ein zu Ingersleben noch vorhandenes Wohnhaus, das in feinem Renaissancestil aus bestem Sandstein erbaut worden. In der Stadt Gotha selbst sind das Herzogliche Schloß Friedenstein aus dem 17. Jahrhundert mit seinem aus dem zerstörten Geimmenstein“ erhaltenen Bogen Portal, dem Thronfaal und Porzellankabinet, ferner das Rarhhaus und einige Wohnhäuser von besonderem Interesse; desgleichen das Herzogliche, früher dem Grafen von Gotter ge⸗ hörige Schloß zu Molsdorf, welches außen den Regentschaftstil, innen eft den zierlichsten Recoco zeigt. Die Kirchen der Stadt Gotha sind architektonisch unbedeutend, entbalten aber äußerst geschmackoolle Geräthschaften, wie: Kelche, Monstranzen, Kronleuchter, Tauf⸗ und Weinkannen; eine Thalerkanne“ vom Jahre 1636 und eine Tauf kanne ron 1687 sind wegen ihrer zierlichen Formen und ge— schmackvollen Ornamentirung durch Reproduktion in Lichtdruck wieder—⸗ gegeben. Noch bedeutender sind die Schätze des neuerdings errichteten Mu seums, von denen die Photographie eines in Temperafarbe aus geführten Heiligenbildes aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts beigefügt ist. Einen in Holzschnitzerei bergestellten, bemalten, Altar⸗ schrein aus dem 16. Jahrbundert besitzt die Dorffirche zu Molsch⸗ leben, dessen niederländischen Charakter die beigegebenen Repro— duktionen erkennen lassen.
Unterhaltung.
Die neuesten sechs Bändchen von ‚Engelhorn's allge⸗ meiner Romanbibliothek“ (Stuttgart, Verlag von J. Engel⸗ horn) bieten vier neue erzählende Werke aus ebenso vielen verschiedenen Sprachen. Ein zweibändiger russischer Roman, von dem Fürsten Galitzin, „Ohne Liebe“ betitelt, spielt in der modernen feinen Gesellschaft des Zarenreichs und schildert in scharf umrissenen Typen die Mißverständ⸗ nisse einer Ehe vornehmen Standes und deren tragischen Ausgang, Auch Die kühle Blonde (zwei Bände) von Ernst von Woljogen ist ein realistisch gezeichnetes modernes Sittenbild. Es spielt in den Gesell⸗ schaftskreisen der Reichshauptstadt, zeugt in den Hauptfiguren von richtiger Beobachtung und Menschenkenntniß und ist ron gesundem Humor durchtränkt, der durch diskrete Anwendung des Berliner Dialtkts wirksam gefördert wird. Kühn erfunden ist der in dem eng— lischen Roman „Die Erbin“, von W. GE. Norris, behandelte Vor— wurf, der das selbstbereitete Schicksal einer abenteuernden, interessant gezeichneten Erbschleicherin zum Gegenstand hat. Die moderne fran⸗ zösische Romanliteratur vertritt in der Serie eine kleine, reizvolle Erzählung von Jean de la Bréte Mein Pfarrer und mein Oagkel“, die durch die intime, humorreiche Kleinmalerei eines zwischen wenigen Personen sich abspielenden ländlichen Stilllebens hböchst ergötzliche und erheiternde Wirkungen erreicht und von einer Meisterschaft auf diesem Gebiet zeugt, wie sie nicht allju häufig anzutreffen ist. — Von dieser allen Freunden gewählter Unterhaltungslektüre wohlbekannten Sammlung interessanter moderner Romane in und anusländischer Autoren erscheint alle vierzehn Tage ein Band (Preis je 50 3, elegant in Leinwand gebunden 75 9). ö.
Zeitschriften.
) Von der Zeitschrift ‚Deutsche Jugend“, herausgegeben von Julius Lohmeyer, liegen uns eine Reihe neuer Hefte vor, deren mannigfaltiger Inhalt dem Zweck der belebrenden Unterhaltung für die Jugend beiderlei Geschlechts gemäß ausgewählt ist. Neben ein paar sinnigen Tiroler Sagen, welche Conradin Emanuel Lampadius sfesselnd vorzutragen weiß (dazu ein schöner Farbendruck), finden wir Erzählungen von Frida Schanz und J. H. O. Kern („Ein gefährlicher Ritt“, „Von Haifischen belagert“ ꝛe.). des großen erüeberischen Männer und Frauen als Vorbi Jagen die Redaktion in den nenesten Heften die Lebersbesch engliscken Ingerierrs George Stepbenj 8e f 3* .
er Indianer,
chil derung
in) 2c. Unter der Rubrik . Knack⸗
welt vielerlei den Geist anregende Auf
Geographie, Räthsel, Charaden 2c;
en sind gefällige, leicht auszuführende Vor⸗
utschen Jugend“ wird jetzt alle 14 Tage
in 8 che Abonnementspreis dieser
empfeblenswerthen Jugendieitschrift (Verlagsanstalt und Druckerei
z., vormals J. F. Richter in Hamburg) beträgt 1 Æ 50 5.
— Mit dem uns vorliegenden 12. Heft schließt das Winter⸗
Wiener Mode in würdiger Weise. Der geschmack—⸗
le farbige Umschlag zeigt einen Mädchenhut und eine Toilette für
junge Frauen. Auch das Innere des Hefts entspricht wieder allen
Anforderungen an eine gute Modezeitung; sowobl die Toiletten
Abbildungen als auch der der Handarbeit gewidmete Theil sind
künftlerisch vollendet und von einer slaunenerregenden Reichhaltigkeit.
Am 1. April beginnt ein neues Quartal. Jährlich erscheinen von der
„Wiener Roden 24 reichillustrirte Hefte, mit Unterbaltungs beilagen,
mit 48 kolorirten Modebildern und 12 Schnittmusterbogen. Schmtte
nach Maß werden gratis verabfolgt. Der vierteljäbrliche Abonne⸗
mentspreis beträgt 2 M 50 4. Probenummern liegen in allen Buch⸗ bandlungen ans.
Handel und Gewerbe.
In dem Verordnungsblatt der Königlich italienischen General-⸗Zolldirektion sind kürzlich diejenigen Bestim⸗ mungen veroffentlicht worden, welche in Italien hinsichtlich der Einfuhr und Ausfuhr, des Transits und des inne ren Transports von Waffen und Kriegs⸗ munition in Geltung stehen. Aus denselben ist namentlich Folgendes als beachtenswerth für die deutschen Exporteure bezw. für Personen, die nach Italien reisen, hervorzuheben.
Zur Einfuhr sog. hinterlistiger Waffen (armi insidiose) bedarf es einer von der Sicherheitsbehörde desjenigen Bezirks, wohin die Waffen bestimmt sind, auszustellenden Erlaubniß.
Eigentliche Waffen (armi proprie) dürfen, sosern sie das zum eigenen Gebrauch zulässige Quantum übersteigen, nicht eingeführt werden ohne vorgängige Anzeige an den Präfekten der Provinz, wohin die Waffen bestimmt sind.
Als hinterlistige Waffen werden angesehen:
1) Der kurze Dolch, das Stilet und der Dolch von jeder beliebigen Form, die zugespitzten Messer, deren Klinge fest ist oder mittels Feder oder anderer Einrichtung festgemacht werden kann; .
2) Feuerwaffen, deren Rohr innerlich gemessen, unter 171 mm ist, Bomben und jede andere explodirende Maschine oder Hülle;
3) Blanke oder Schußwaffen von jeglichem Maß, welche in Stöcke, Rohre oder Stäbe eingeschlossen sind.
Als eigentliche Waffen gelten alle anderen Waffen, deren