1891 / 81 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Mufik. Deutsches Theater.

Am Sonnabend gelangte Sbakespeare's König Heinrich der Vierte“ nach erneuter Einftudirung vor einem zahlreichen und Das Schauspiel ist in derseslben Gestalt schon vor einer Reihe von Jahren über die Bühne beide Theile König Heinrich des Blerten sind von geschickter Hand zu einem fünfaktigen Drama ver⸗

f sind die Heinrich '? und seiner Widersacher, besonders Deinrich Perey's, des Heißsvorns, auf⸗· einanderplatzen, die Derfchwörung der Rebellen zu Banger, dann in breitem Rabmen die luftigen Falftaffscenen, welche sich in der Schänke zum wilden Schweins kopf in Gastcheav, im Walde bꝛi Gadshill und bis in die Schlacht von Shrewsbury hinein abspielen, dem zweiten Theil die luftigen Scenen mit dem Friedensrichter Schaal, ferner

beifallsfreudigen Publikum zur Darstelluns. des Deutschen Theaters gegangen;

ersten Theil

schmolzen worden. Dem ö * Geister König

welcher die aufgeregten

dicsenigen, welche zumeist die Wandlung im Charakter des lustigen Prinzen Heinz kennzeichnen, entnommen; diesen Scenen schließt sich und die Krönung seines

dann

der Tod Heinrich's des Vierten Nachfolgers an. Die sehr

derben

beiten der engeren Geschichte Englands beziehen, Durch diese Bearbeitung gewinnt der größere

hall erweckt. ernsten Elemente bervor, beit der Sprache und des Gedankens bergen. setzten Aktes litt ewwas unter der häufig Seeneneintheilung und der Krönungsgang Heinri

durch seine dramatische Kraft.

Die Fülle lebensvoller und lebensfreudiger Gestalten, welche in markiger Natürlichkeit vor den Zuschauer hintreten, wirkte neu und überräafchend durch den poetischen und rhetorischen Gehalt des Dialogs, denn das wahre Kunstwerk bleibt ewig jung. So glich die Aufführung welcher nach den Füsteren und oft genug schmutzig trüben Bildern, wie sie die moder⸗ nen Naturalisten zu zeichnen belieben, doppelte und dreifache Er⸗

einem Labetrunk frischen, lebendigen Wassers,

quickung bot.

Die Darstellung konnte in jeder Beziehung selbst anspruchs volle Gemülher zufriedenstellen. Zwei bervorragende Rollen die Heinrich's es Vierten und Heinrich Heißsporns, sind noch in den Händen der ö welche in schon vor Jahren auftraten. Hr. Sommerstorff wirkt geradezu überraschend durch die kräftige und sichere Charakteristil, welche in der ungestümen Hast seines heiß Hr. Engels als Friedensrichter Schaal erweckte in seiner kleinen Rolle ebenfalls von Neuem wahre Lochstürme durch die wunderbare Komik, vermittelst welcher er die eigentlich unbedeutende Rolle des ländlichen Guts hesitzers und Friedens richters zu einer solchen von hervorragender Wirkang erhob. Neu war Hr. Barthel als Prinz Heinrich; der kecke Uebermuth des königlichen Janglings, in welchem doch schon der geniale Funke zukünf⸗

Hrrn. Pohl und. Sommerstorff verblieben, FPartien mit großem Erfolge

Fiätigen Percy zum Ausdruck kommt,

tiger Größe aufblitzen soll, gelangte noch nicht frei genug zur Entfal⸗ lustigen Taune eine Spur bedeutungsloser Nächternbeit an, welche der junge Künstler sicher abstreifen kann, wenn er will; vorzüglich erwies er sich in den ernsten leidenschaftlichen Scenen mit feinem Vater; hier trat die Größe des Geistes und des Den Falstaff spielte zum ersten Mal Hr.

tung; es haftete seiner

Herzens erkennbar hervor.

Pittfchau mit fröhlichem Gelingen; sein Humor war echt, sein Lachen ch das Deutsche Theater Glück wünschen, einen zwar noch jugendlichen aber sehr wirkungsvollen Fal⸗ staff als Ersatz, wenn wir nicht irren, für Friedmann zu , Zu erwähren sind noch der prächtige Owen Glendower des Hrn.

wirkte ansteckend, und so kann si

und der komische Bardolph des Orn. Merten

Das Publikum folgte der Aufführung mit lebhafter Theilnahme chen Beifall aus.

Adolf Sonnenthal, der seit einigen Tagen am Residenz ·

und zeichnete die Darsteller durch herzlichen und rei Berliner Theater.

Theater gastirt, wird sich im Berliner Theate

Falstaffscenen Theils und die kriegerischen Vorgänge, welche sich auf intime Einzel sind fortgefallen. Theil des zur Dar⸗ feflung gelangten Königsdramas den Cbarakter eines heiteren Lust⸗ spiels, welches in den Seelen der Zuschauer einen freundlichen Wider⸗ Je näher man dem Schluß kommt, je mehr treten die welche eine Fülle von dichterischer Schön⸗ Der Eindruck des unterbrochenen, ch's des Fünften TSirkte mehr drrch die blendende Pracht theatralischen Pomps als

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Wetterbericht vom 6. April, Morgens 8 Uhr.

Temperatur in oO Celsius

8 * .

Gtationen.

Nullagbmore Aberdeen. Fhristiansund Copenhagen. Stockholm. . .

6 bedeckt 1 Dunst 4 Schnee voltenlos 2 wolkenlos etersb. 4 bedeckt Nos J ; I wolkenlos Torf. Queens town... ; 2 wolkig Brest .... 3 wolkig K 1Nebel H 5 halb bed. mburg .. 2 bedeckt winemünde 3 heiter!) Neufahrwasser 3 bedeckt Nemel, 3 wolkenlos

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) Nachts Reif.

Nebersicht der Witterung.

Während das barometrische Maximum über Nord⸗ Europa sich ostwärts ausgebreitet hat, ist das Minimum im Westen füdwaͤrts nach der Gegend westlich von den Seillis fortgeschritten und entsendet einen Ausläufer nach Mitteldeutschland, welcher das Gebiet der südwestlichen Winde im Süden von dem⸗ jenigen der östlichen im Norden scheidet. In Deutsch⸗ land bat bei trüber Witterung weitere Erwärmung stattgefunden, indessen liegt daselbst die Temperatur fast allentbalben noch unter dem Mittelwerthe, er⸗ beblich in den nordwestlichen Gebietstbeilen, wo frische Ostwinde berrschen. Im deutschen Binnen⸗ lande ist fast überall Regen gefallen.

Deutsche Seewarte.

haus.

Serr. Max Grube.

hardt. C. A. Raida.

Scene, in

des zweiten

kurzen

diesen

i ssen

Publikum verabschieden. Am nächsten Sonnabend, 11. April, findet im Berliner Theater eine Aufführung des Wallenstein: mit Sonnenthal in der Titelrolle zum Besten des Pensions und Unter · stützunge fonds des Vereins Berliner Presse? statt. Hr. Direktor Barnay hat dem woblthätigen Zweck nicht bloß sein Haus, das Rünstlẽrperfonal und die, wie man weiß, so trefflich einstudirte und ausgestattete Wallenstein · Auff ũhrung, sondern auch die Billetkasse des Theaters zur Verfügung geftellt, an welcher die Billets in gewohnter Weise zu den vom Verein Berliner Presse! im Interesse des wohl⸗ thätigen Zweckes mäßig ungefähr auf die derzeitigen Gastspielpreise im Residenz Theater erhöhten Preisen verkauft werden sollen. Friedrich · Wil helm stã zt isches Theater.

Der Vogel hãndler geht am Donnerstag zum Benefiz des Tenoristen Sigmund Steiner in Scene. Hr. Steiner singt wie am ersten Abend die Partie des Stanislaus. Der melodiöse Walzer im zweiten Akt und der Briefchristel müfsen an jedem Abend da capo

gesungen werden. Residenz · Theater.

Das Rexertoire für diese Woche bat insofern eine Aenderung er⸗ fahren, als Fromont und Risler' nur noch einmal, und zwar morgen Abend gegeben wird, während hingegen Vater und Sohn“ mit Adolph Sonnenthal am Mittwoch, Donnerstag und Freitag zur Auffũbrung gelangt Selbstverständlich behalten die für diese Tage gelösten Billets ihre volle Gültigkeit. Sollte aber einem der Inhaber von Billets zu diesen Tagen diese Aenderung nicht willkommen sein, so steht es ibm frei, bis morgen Mittag 13 Uhr die Billets an die Kasse zurückzugeben und den Betrag dafür wieder in Empfang zu nehmen.

Thomas Theater.

Die Reihe der Auffürungen des Millionenbauer“, der am Sonntag wieder ein vollstãndig ausverkauftes Haus erzielte, muß in dieser Woche auf einen Tag unterbrochen werden Am Sonnabend findet nämlich das Beneftz für Hrn. Reinhold Wellhof statt. Der Künstler hat dazu den Julius von Nachtfalter in der Görlitz'schen Posse Drei Paar Schuhen gewäblt, eine Rolle, mit welcher er be⸗ kanntlich in diefer Salon im Thomas ⸗Theater, besonders durch das mit großer Verve vorgetragene Tanz-Couplet, einen großen Erfolg er. zielt bat. In dieser einmaligen Aufführung von Drei Paar Schuhe am Sonnabend wird die Leni, wie früher, Fr. Betty Thomas⸗ Damhofer spielen.

Aula des Königlichen Louisen GSymna siums. Der bewährte Pianist Or. Schu bet, Grün er und deiter eines viel besuchten Konservatoriums in Moabit, veranstaltete am Sonnabend ein Prüfungeconcert, das Zeugniß ablegte von den erfreulichen Fortschritten der meist noch in sehr . Alter befindlichen Eleven des Klavierspiels und des iolinunterrichts. Ganz besonder? lobenswerth waren zugleich die Leistungen der Ge— sangsschülerinnen, deren Ausbildung sich die fehr vortheilhaft bekannte Concertsängerin Frl. Toni Lie ber gewidmet hat. Gute Tonbildung, Reinheit der Intonation und Deutlichkeit der Aussprache ließen in allen Vorträgen die gründliche Methode erkennen. Das Programm bestand aus klassiichen und gut gewãhlten Werken neuer er Komponisten. Das Publikum, das sebr zahlreich erschienen war, spendete allen Vor⸗ trägen reichliche Beifallsbezeugungen. ; Philharmonie.

Der populäre Lieder ⸗Abend des Künstlerpaares Lillian und Seorg Henschel war zahlreich besucht. Duette von Gagliano (1590), Grotry (1741), Henschel und Donizetti wechselten ab mit einer reichen Zahl klafsischer und neuerer Sologesänge, unter denen wir Cimaroscks Arie aus „Don Calandrino‘, Loͤwe's . Douglas“ und Verfallene Mühle; sowie Schumann's „Grenadiere? und die noch freundlichst hinzugefügte Ballade „Heinrich der Vogler von Löwe als die hervorragendsten künstletrischen Leistungen des Sängers be⸗ zeichnen wollen. Fr. eat, brachte die seltene Vollendung ihrer Besangskunst, wie ihre stets anerkannte Vielseitigkeit in der Wiedergabe der Lieder verschiedenen Charakters von Haydn, Purcell (1689), Mendelssohn, Grieg, Brahms, Henschel und Auber wiederum auf das Wirksamste zur Geltung; auch erfreute die Künstlerin noch durch die Zugabe des Liedes Der Nußbaum“ von Schumann. Währerd wir schließlich nur noch konflatiren wollen, daß saämmtliche Solovorträge und Duette des

in Gesängen

vom hiesigen

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. 84. Vorstelluug. Akten mit Tanz von Mozart. Text von Davonte. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang? Uhr. Schauspiel haus. ; Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst, von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober ⸗Regisseur Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 885. Vorstellung. Tristan und Isolde in 3 Akten von Richard Wagner. An⸗ fang 63 Uhr. Schauspielhaus. mann von Venedig. von Shakespeare, bersetzt von A. W. von Schlegel. Anfang 7 Uhr. Letztes Auftre

Tesstng- Theater. pfeil. Lustspiel in Akten von Oscar Blumenthal.

Mittwoch und Donnerstag: Thermidor. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Victorien Sardon.

Victoria · Theater. Dienstag: Zum 128. Male: Die fieben Naben. in 5 Akten von Emil Pohl. Mustk don S. Lebn⸗ Balleteompositionen des 3. Altes von Ballets von C. Sererini. gesetzt von W. Hock Anfang 74 Uhr. Mittwoch und folg. Tage: Die sieben Raben. (Letzter Monat.)

Wallner · Theater.

um 59. Male: Miß Helyett. Vardeville in Maxime irn Gene. Musik von E. Audran. x. Mittwoch bis Freitag: Miß Helwett. i Zum ersten Male; Des Teufels . en, , . 2 in 3 6 3 Meilhae und Mortier, bearbeitet von ; Musik von Adolf Müller. ö

Akten von

Sonnabend:

ten des Frl. Clara Meyer vor ihrem Abgange von der Königlichen Bühne.

Zeutschts Theater. Dienstag: Der Pfarrer

von Kirchfeld. Mittwoch: König Heinrich NV. Donnerstag: Die Kinder der Exce llenz. w tes Das Wintermärchen.

Die naͤchste Aufführung von Der Sohn der Wilduniß findet am Sonnabend statt.

Zerliner Theater. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Schuldig. Donnerstag: Schuldig.

ausgezeichneten Künstlerpadres mit sehr lebhaften oft enthusiastischen

Don JInan. Oper in

90. Vorstellung. Der neue

7 Uhr.

In Vorbereitung: 3 Äkten von Walther.

91. Vorstellung. Der sauf⸗ Komödie in 5 Aufzügen burg. schauspiel ers dolf

Mittwoch: Gastspiel des K.

Dumas. Sonnabend: Tonpinel.

Belle Alliance Theater.

Dienstag: Goldfische. Weyl. Schwank in 1 Akt von O. Elsner.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Diensta: Adolph Ernst- Theater.

Der Probe 573. Male: Adam und Eva.

von Adolph Ferron. Tonpinel.

Romantisches, Zaubermärchen der Theater ⸗Kaffe abgeholt werden.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. In Scene

Thomas · Theater. Alte Dienstag: Zum 21. Male: baner.

Dienstag: (Letzte Woche.)

von G. Steffens. Anfang 74 Uhr

Deutsch von Anfang

Soucher on. bauer.

Friedrich Wilhelmstãdtisches Nit neuer Augstattung Zum 46 Male: Der Vogelhändler. Operette in 3 Aufzügen nach einer Idee des Bisville von Held und West. Musik von C. Zeller. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann.

Mittwoch: Ter Vogelhändler.

Donnerstag: Benefiz für Hrn. Sigmund Steiner. Zum 48. Male: Der Vogelhändler. Saint Cyr.

Musik von R. Dellinger.

Nesidenz · Theater. Direltion: Sigmund Lauten · Dienstag: Gastspiel des K. und K. Hofburg Sonnenthal. Fromont junior und Risler senior.

; und K. Hofburg⸗ schaufpielerß Adolf Sonnenthal. 9. Abend; Vater und Sohn. Schauspiel in 5 Akten von Alexandre 236

Zum 81. Male:

Dienstag: 17. Male: Gavant, Minard Co. in 3 Akten von Edmond Gondinet. Vorher zum 4. Male: Die Odaliske. Anfang 74 Uhr.

Dienstag:

Gesangsposse in . ; Akten von Eduard Jacobson und m . nn Marien waide) Hr. Lientenant Mar, Joachim Couplets von Jacobson und Gustav Görß. Musik Im 4. Alt: Der unselige Parodistische Einlage. Anfang 7 Ubr

Die zur Fest⸗Vorstellung G. April) Hestellten Bislets müssen bis Mittwoch Mittag 12 Uhr von

Jakobstraße

J Der Millionen Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer, Gesangsterte im 3. Akt von A. Schönfeld. Musik

Mittwoch und folgende Tage: Der Millionen ˖

Beifallsbeeugungen begleitet wurden, möchten wir nicht unterlassen, zu erwähnen, daß in diesem z3000 Personen fassenden Saal doch ein vom Flügel getrenntes Hervortreten des Sängers, zumal für das beffere Verstãndniß der Worte, sebr wunschenswerth erscheint. Wäre dies nicht von sämmtlichen Concertsãngern für zweckmãßiger befunden worden, so bätten wobl Viele schon den Versuch gemacht, bequemer am Flügel sitzend, dem Concert mehr den Anstrich einer gesellschaft⸗ lichen Unterhaltung zu verleihen.

Das geistliche Concert in der Dom kirche, bei dem der Elias zur Aufführung gelangt, wird besonderer Anordnung zufolge erst am 9. April, Abends 7 Uhr, stattfinden. An Sglisten werden mitwirken, nächst den Damen Frl. Adelina Herms und Fr. Müller⸗Ronneburger, der Königliche Hofopernsänger Oberhauser und der Concertsänger Hintzelmann. Ferner wirken mit das Streichorchester des Musk⸗ Toꝛys des 4. Garde Regiments z. F. unter Leitung des Königlichen Stabshoboisten Bergter, sowie der Gesangschor des Mohr'schen Konservatoriums (Dirigent Otto Schmidt).

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 5. April, (B. T. B.) Wie der „Politischen Correspondenz! / aus Sof ia gemeldet wird, hat eine Kom⸗ mission von Artillerie⸗Dffizieren festgestellt, daß eine kürzlich auf der Straße aufgefundene Bombe zur Herbeiführung einer Erplosfion nicht geeignet war; man nimmt daher an, daß nur eine Irreführung der Behörden beabsichtigt war, um deren Aufmerksamkeit von den Nach⸗ forschungen nach den Mördern des Ministers Beltschew abzulenken.

Teschen, 6. April. (W. T. B.) Eine trotz behördlichen Verbotes von etwa 1090 Bergleuten aus Ystrau unter Theilnahme fremder sozialistischer Wanderredner in Bartel s⸗ dorf abgehaltene Ver sammlung ist aufgelöst worden.

London, 5. April. (W. T. B.) Das Reuter 'sche Bureau“ meldet aus Rangun von heute: In dem Distrikt von Haka in Qberbirma wurde eine kleine Truppenabthei⸗ lung, welche einem englischen politischen Agenten auf der Reise als Schutzwache diente, von Eingeborenen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen. Ein englischer Offizier und fünf Gurkhas wurden getötet, elf Mann ver⸗ wundet. Verstärkungstruppen sind abgesandt, um den ver⸗ rätherischen Stamm zu züchtigen.

Cannes, 6. April. (W. T. B.) Großfürst Michael Michailowitsch von Rußland hat fich mit der ältesten Tochter des Prinzen Nicolaus von Nassau, der Gräfin Sophie Merenberg vermählt.

St. Petersburg, 6. April. (W. T. B.) Die Zahl der russischen Truppentheile, welche zum An⸗ denken an historische Heldenthaten die Namen ihrer betreffenden Führer tragen, werden jetzt um neunzehn vermehrt werden. Unter den Heerführern, deren Ge⸗ dächtniß gegenwärtig verewigt werden soll, befinden sich die Feldmarschãlle Grafen Boris Scheremetjew, Burchard Münnich, Peter Lacy und Peter Ssaltykow. Die Reserve⸗ truppentheile erhielten an Stelle der bisherigen Nummern geographisch⸗historische Bezeichnungen.

Ba fel, 6. April. (W. T. B.) In St. Gallen siegte bei der gestern zum ersten Mal stattgehabten Wahl der Ne⸗ gierung durch das Volk die konservativ⸗demokratische Liste; die Liberalen unterlagen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Rbein zur Donau“, Walzer von Köler⸗Béela. Phan

tate aus ‚Carmen. von Bizet. Phantasie aus Der

Troubadour‘ für Harfe von Oberthur (Frl. Lemböch.

ö für Piston von Supps (Hr. ichter).

Theater.

Anfang

Sing- Akademie. Dienstag, Abends 8 Uhr Concert des Komponisten und Pianisten Attila Horrämh, unter gütiger Mitwirkung der Violin⸗ virtuosin Frl. Gabriele Wietrowetz, der Sopranistin 6 Müller, sowie der Rezitatorin Frl. Erzsi Tordav.

DOperette in

rania, Anstali für vollstbümliche Naturkundt. Am Landes ⸗Ausstellungs Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 —= 11 Ubr. Täglich Vorstellung im ,, Theater. Näheres die 2 zettel.

8. Abend:

EcT— 1

Der selige 4 Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Miß Helen Barbey mit Hrn. Ritt⸗ meister a. D. Graf. Hermann von Pourtal es (Genf). Ir. Lucie Bumiller mit Hrn. Se⸗ cond⸗Lieut Kurt von Kronenfeldt k—— Frl. Hedwig von Voß mit Hrn. Premier ⸗Lieut. Karl von Harbou (Neu ⸗Untermhaus bei Gerd). Frl. Helene Wutbe mit Hrn. Second - Lieut. von Otto (Ober · Ottitz Ratibor).

Verehelicht: r. Premier · Lieut. Pappritz mit Frl. Barbara von

Zum

Schwank Deutsch von

Zum Rudolf von Rosenstiel von Hake mit Frl. Elisabeth Lichtenberg (Koblenz). Hr. Lieut. Alfred von Hülst mit Frl. Marie Lüttich (Halle a. S). Hr. Louis Hogrefe mit Frl. Ling Baronesse von Korff (Berlin). Hr. Lieut. Georg Weidner mit Frl. Helene Müller (Lauban).

Geboren:; Eine Tochter: Hin. Hauptmann Bodo von Ditfurth (Wesel). Hrn. Amtsrichter Daniels ( Krefeld).

30. Gestorben: Hr. Oberförster a D. Hermann

; Clausius (Ribnitzz Freiin Hedwig von Reitzen ·

stein (Colmar i. S) Or Rechnungs Rath a. D.

Moritz Clauss (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Concert Jaus. Dienstag:

Concert. Quv. Kreutzer. Freischütz' von. Weber. Mendelssohn.

Coneert⸗Anzeigen.

Karl Nachtlager von Granada. von

Jigennerständchen von Nebl. Vom

Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin s., Wil helmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

Meyder⸗ Ruy Blas“,

(587)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M SI.

.

Etatistik und Volkswirthschaft.

Deutsche Volks baugesellschaft.

Die Ziele und Bestrebungen der Deutschen Volksbaugesellschaft gewinnen derselben immer weitere Kreise. In der am 2. d. M. stattgekabten Sitzung des Comitèz, welche in den Räumen des Herrenbauses staitfand, wurde im Wesentlichen die Ausdebnung der Wir fsamkeit auf die lãndliche Bevölkerung diskutirt. Es wurde fest⸗ gestellt, daß es unter Berüdsichtigung der Bauerfahrungen des Aus · lands wobl möglich wäre, zu angemessenen Preisen solche Anwesen far die ländiichen. Arbeiter zu sckaffen. Dabei wurde auch auf die Wichtigkeit der Dbstbaumkultur, welche in Deuts land einer größeren Pflege bedürfe, bingewiesen, da man durch dieselbe den Änsterlern die Zahlung ihrer Zinfen wesentlich erleichtern warde Ueber Verbandlungen mit einem leitenden Staatsmann Preußens, welchem die Wetnungsftage stets warm am Herzen lag, wurde berichtet und dessen Erklärungen, die Deutsche Volks baugesell⸗ schaft möglichst fördern zu wollen, dankbar entgegengenommen. Da das Unternehmen der Deutschen Volksbaugesellschaft, mittelst der Lebensversicherung den kapitallosen Berõlkerunge klassen zu Stadt und Jand ein gesundes eigenes Heim zu verschaffen, bereits an zahlreichen Srten Deutschlandz Anklang gefunden hat, wurde die Bildung von Tokal-⸗Comités in den einzelnen Staaten und Provinzen und ein Reglement für dieselben beschloffen. Die Lokal · Comites baben sich zusammenzusetzen aus Genossen, Anwäãrtern auf Heimstätten and anderen Personen, die sich für die Ansiedelungen inter⸗ essiren. Zur Ertheilung weiterer Informationen für Ditjenigen, welche die Bedeutung des Unternebmens würdigen und ins besondere den Wunfch hegen, der Genossenschaft beizutreten, haben sich folgende . bereit erklart: Fürst zu Putbus, W., Königgrãtzerstraße 140, ebeimer Justiz · Rath, Professor Dernburg, W., Markgrafenstraße 30, Tandes⸗ Direktor von Levetzow, W., Matthäiktirchstraße 20 21, Direktor Haas, SW. teen fr 10 1, Rechtsanwalt Holz, W., Leipziger straße 164, Oberst . W, Luther straße 44. Rechtsanwalt Hoff⸗ mann, W, Kronenstraße 53, Freiherr von Magnus, W., von der Heydtstraße 13, Gerichts ⸗Sekretãr Drachholj, N. Artilleriestraße 5.

Die Berliner Baugenossenschaft . hielt am Sonnfag, den 5. April, ihre Genzralrersammlung ab, in welcher der Jahresbericht für 1899 erstattet wurde. Die Zahl der

litzlieder beträgt 8I3, die Geschäftsantheile betrugen 71 283, 55 66, und zwar haben mehr als die Hälfte der Mitglieder 437) bis zu 50 AM, weitere 157 bis zu 190 4, 71 bis 205 M eingezablt, nur 176 Mitglieder haben einen bezw. mehrere volle Geschäftzantbeile 2 206 * EGatgegen den vielfach aufgestellten Behauptungen, daß der Genossenschaft keine Arbeiter angehören, beweist die Statistik der Genoffen nach dem Berufe, daß mebr als die Hälfte der Genossen Fabrikarbeiter, Handwerkagesellen, Dienstboten und kleine Beamte find. Bon dem Gewinn, der sich auf 7830,37 6 beläuft, werden köez e als Dividende (— 3 960) vertheilt, 30009 6 dem Extra⸗ Reservefonds, welcher bereits 7509 M beträgt, zugeschrieben, der Rest für das nächste Jahr vorgetragen. Die Umwandlung der Genoffen. schaft in eine solcke mit besckränkter Haftpflicht ist beichlossen; das neue Statut bat aber noch nicht die richterliche Bestätigung gefunden, da noch einige wehr redaftionelle Aenderungen verlangt werden, äber welche eine am Dienstag bereits statifindende weitete General⸗ verfammlung beschließen soll. Für zwei ausscheidende Aussichtẽ· raths mitglieder wurden die Hern. Weißbach und Wille neugewäblt. Beschloffen wurde ferner, in Lichterfelde 156, in Adlershof 10, in Hermsdorf 16 Häuser ( 2 Wohnungen) zu bauen. Der Antrag, die Häuser in Lichterfelde nicht zur Verloosung sondern nur gegen Drittelanzahlung zu bauen, fand lebhaften Widerspruch, wurde ber och angenommen; in Adlershof werden A in Hermsdorf 4 Häãnser gegen Drittelanzahlung gebaut, sodaß im Ganzen 20 Hãuser zur Verloofung kommen, Der Vorstand und Aufsichtsrath wurden er mãcttigt, gegebenenfalls auch noch weitere 18 Häuser in Aussicht zu nehmen, ferner für die Erwerbung der Grundstücke 100 000 C, für den Bau weitere 400 000 Sypotheken aufzunehmen. Die Versammlung war ziemlich zahlreich besucht.

Die Lage der Landwirthschaft wird im Reg.-Bez. Königsberg gegenwärtig im Allgemeinen als eine nickt ungünstige bezeichnet; ob dies aber ungeachtet des starken Fallens der Viehpreise von Dauer sein werde, will man noch dahin gestellt sein lassen.

Schlachtbãuser. .

Unter den sanitätspolizeilichen Einrichtungen im Reg.: Bez. Köntgsberg hat diejenige der öffentlichen Schlachtbäuser insol ern eine Eiweiterung erfahren, als der Bau derartiger Anstalten in Tapiau, Seeburg und Osterode in Aussicht stebt. In letzterer Stadt ist ein zu diesem Zweck geeignetes Grundstuͤck bereits käuflich erworben worden. Mit den städtischen Bebörden zu Memel, Heilsberg und Pr. Eylau schweben gleichfalls derartige Verhandlungen, welche er hoffen lassen, daß auch dort die dem betreffenden Projekt noch ent gegenstehenden Hindernisse werden beseitigt werden können.

Volkszählung. .

Die starke überseelsche Auswanderang in Verbindung mit dem beständigen Abzug von Gesinde und Arbeitern nach den westlichen Provinzen bat wesentlich dazu beigetragen, daß die Bevölkerung des Regierungsbeꝛirks Marienwerder bei der letzten Volksjãblung eine let! geringer? Zunabme aufwies; als nach dem Ueber⸗ schuß der Geburten über die SterbefälJ ;. zu erwarten gran, Bib gunahme betrug nur 14 755 Selen S 153 Jo gegen Ten Stand von js8s85, während die durchschnittlicke Zunabme in der prenßischen Monarchte auf S, oso ermittelt ist. In mebreten Kreisen des Be⸗ firts ist fogar eine Bexöͤlkerungs a bug b me lonstatitt orden; iI Gem (dem Stuhmer) Freise betrug die Verminderung beinahe 4 86, 94) ao Kin auffallender Rückgang zeigt sich auch in der Jarl der die õffentlicken Volksschulen des Bezirks befuchenden Kinder, deren es im Jabre 1887 am 1. Juni noch 152334 gab, während am 1. Juni 1880 2 trotz Ter infäeischen eingeiretenen. Vermehrung der Schalen und Lehrer⸗ stellen, Abkürzung der Schulwege und sonstiger Förderung des Schul wefens ihrer nur 145 231, also 4153 weniger vorbanden waren.

Zur wirthschaftlichen Sage .

Wie aus dem Regierungsbenrk Düsseldorf berichtet wir?, ist

in der allgemeinen Lage der Industrie in dem letzten Viertel des vergangenen Jahres keine erhebliche Aenderung eingetreten, doch haben die ungünstigen Witterungsverhältnisse und die dadurch berbeigefũbrten Verzögerungen in der Kohl enbeförderung vielfach nicht unerbeb⸗ liche Störungen in den gewerblichen Betrleben, namentlich der Groß- industrle, zur Folge gehabt. Es ist jedoch, allerdings zum Theil mit feen Opfern für die einzelnen Werke, gelungen, Betrieb? einstellungen zu vermeiden. Eine weitergehende Einwirkung der neuen

aerifan fchen Zoligefetzzebung ist bigher nur für einzelne Artikel der

Textilindustrie ju erkennen gemesen. Die Ausfuhr aus dem Bezirk des ameriianischen Konfulatg in Barmen erreichte im dritten Vierteljabre 1895 einen Werth von 8 60 35476 Æ und Überstieg den Werth der Gesammtwaarenausfuhr im dritten Viertel des Jabres 1889 um 1321902357 4A

Berlin, Montag, den 6. April

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Zur Arbeiterbewegung.

Der internationale Bergarbeiter-Kongreß zu Paris bat vorgestern seine Verhandlungen beendet. In Bezug auf die in Ausficht genommene internationale Verbindung Der Bergarbeiter ist es bei einer zukünftige Beschlüsse vorbereitenden Kommission geblieben und der beabsichtigte allgemeine und gleichzeitige Ausstand der Berg⸗ arbeiter aller änder, wird, sowmeit die Verhandlungen des Pariser Kongresses ein Urtheil zulassen, in absehbarer Zeit sicherlich nicht zu Stande kommen. Was aber unsere deutschen Verbältnisse beltifft, so mehren sich die Anzeichen, daß die Pariser Delegirten der dentschen Bergarbeiter zu Unrecht bebaupten, die große Masse der dentschen Kameraden sei mit ihnen gleicher Meinung; vielmehr halten fehr viele deutsche Bergarbeiter die Beschickung des Kongresses überhaupt für ein tadelnswerthes Unternebmen. Wir haben an dieser Stelle früher jweier Ansprachen erwähnt, die von Bergleuten der Grube König“ berruühren und von der Beschickung des Kongresses abriethen. Einer dieser Bergleute wendet sich in einem an die .S. u, Bl. Ztg.“ gerichteten Briefe gegen einen Angriff der Neunkirchener Tagespost“ und schreibt: Die Tagespost befindet sich denn doch gewaltig im Irrtbum, wenn fie glaubt, es wären bloß einige Bergleute, welche diese Ansicht hätten; wir baben eine große Mafsse, die dieselbe Ansicht baben, hinter uns. Wären regelrechte Versammlungen und obne polizeiliche Auflösungen vorgenommen, dann hãtte sich ein ganz anderes Resultat ergeben. Eine große Anzahl Bergleute kätte gegen die Beschickung nach Paris gestimmt. Daß dort der internationale Ausstand erklärt wird, ist wahrscheinlich; daß iendeß unzweifelhaft der General- Aus stand in unserem Saar⸗ Revier nit zur Ausfübrung kommt, stebt unbedingt fest. Wir gehen keinen Zoll breit von unseren Behauptungen, die wir veröffentlicht haben, ab. Ein weiterer, von uns uaternom mener Ausstand wäre ein großer Unsinn dieser Unsinn würde mehr schaden, als nützen, und es wird solchem Thun mit aller Macht entgegen⸗ gearbeitet werden. Wir versichern den Ausstandslustigen, daß sich unter hundert Bergleuten keine zehn befinden, welche sich einem derzeitigen, auf solche Art und Weise zu Stande gebrachten Ausstandsbeschluß anschließen werden. Wir baben es bereits klargestellt. daß im ganzen Saar · Rerxier Betreffs der L5Shne und Arbeitszeit keine Klage zu führen ist. der Bergmann stebt jetzt besser, wie irgend ein anderer Geschäftsmann. Mit Gewalt läßt sich jetzt doch nichts mehr erreichen; bei unserm ersten Ausstand hatten wir eine große Sympathie bei den Mitbürgern. Jetzt hätten wir von keiner Seite auf Sympathie bei einer Arbeitseinstellung zu hoffen. Kameraden, bedenkt, wenn Seine Majestät der Faiser sagt, unerfüllbaren Forderungen müßse ein Nein entgegengestellt werden; bedenkt, wenn der 6 Minister fagt, über die jetzt eingefübrte Arbeitszeit hinaus werde er kein ZJota nachgeben daß ein jetziger Aus stand leicht zur völligen Riederlage für uns führen würde.“ In Dortmund fand gestern eine von ungefähr 400 Bergleuten besuchte Sergarbeiterversammlung statt, in welcher, wie ein Wolff sches Telegramm meldet, nach einer Rede des Redactenrs Lensing beschlossen wurde, gegen den Pariser Kongreß und gegen die deutschen Delegirten, die nicht im Namen der deutschen Bergleute gesprod en hätten, Stellung zu nehmen. Anwesende So⸗ zialdemokraten fübrten stürraische Scenen herbei, sodaß die Polizei einschreiten mußte. Wir schsleßen bieran die telegraphi⸗ Hen Nachtichfen, welche über des vorgestrigen letzten Sitzungstag des Pariser Kongreffes vorliegen. Bei der Berathung des Antrages der beigischen Delegirten, nach welchem die Bergarbeiter erklären follten, daß sie mit allen ibnen zu Gebote stehenden Mitteln die belgischen Bergarbeiter in der Voraussicht des nächsten allge⸗ m knen Ausstandes in Belgien unterstüten wärden, bat Defuifseaux den Kongreß, für den Antrag zu stimmen und se eine Internationale der Arbeiter zu begründen. Der Franjose Temeudin unterstützte den Antrag und versicherte die belgischen Berg⸗ arbeiter der Mithüälfe Seitens der franjösischen. Bunte erklärte, die Deutschen würden die Belgier mit allen Mitteln unterstützen. Der Delegirte der Bergarbeiter in Jorkfhire Parrot versicherte, die Belgier könnten auf eine ausgiebige Beihülfe Seitens der englischen Arbeiter recknen. Der Antrag wurde sodann mit Ein stim migkeit und unter den Rufen: ‚Es lebe Belgien' angenom im R. Hierauf wurde die Berathung des Entwurfes, betreffend die Satzungen einer allgemeinen Vereinigung aufgenommen; der Entwurf wurde j doch durch folgenden, von den Eng⸗ ländern vorgeschlagenen Anttag ersetzt: Der Kongreß ernennt neuerdings das Eomits, welches im September 18909 in Brüͤffel tagte, und räumt demselben Vollmacht ein, einen Ent⸗ wurf zur Errichtung einer internationalen Vereinigung der Bergarbeiter vorzubereiten und diesen Entwurf an die ver⸗ schiedenen Nationalitäten zu senden, rie denselben in Erwägung zieben

sollen. Der Entwurf foll alsdann in dem nächsten Kongresse, welcher von dem Comitè Nach

einberufen werden wird berathen werden. kurzer Debatte wurde dieser Antrag

einstimmiz angenemmen. Die Sitzung wurde alsdann, unter lebhaften Zurufen ge⸗ spiossen Der WVoss. Itg. wird über den, Kongreß unter dem 2. d. M. geschrieben, er verdiene die große Aufmerlsamkeit, die ihm 4lscitig zuzewendet werde. Er stelle einen böcft bedeutsamen Lböfchnitt in der Geschicht: des Kampfes dar, den die Arbeit gegen die Unternthmerschaft führe. Die Engländer, welche die Hälfte dieses merkwürdigen Arbeiter Parlamentes bilden, zeichnen sich durch ibre kräftigen Gestalten, gut genähbrten Gesichter und anständige Kleidung aus und machen mit ihrer kühlen Ruhe und der praktischen Art, wie sie die Geschäfte des Kongresses betreiben, einen sehr günstigen Findruck. Das Häuflein der Deutschen fällt durch Tie Sauberkeit der Erscheinung und durch die Lederkappen mit dem Grubenzeichen auf, Die Belgier sehen dürftig und gedrückt aus. Man merke es diesen eren Menfchen auf den ersten Blick an, daß sie von allen auf dem Kongreß vertretenen Bergleuten die am schlechtesten gestell ten seien. Die Franzosen spielen keine glänzende Rolle. Sie scheinen von Allen die an Wenigsten reifen. Sie bringen in dieses Parlament, das über ernste Tinge berathen und beschließen soll, die lãrmen · den und zuchtlosen Gewohnheiten der Pariser Soꝛialisten⸗ versammlungen mit, zum großen Unwillen der. Englän - der, welche von diefen Gewohnheiten sichtlich sebr abgestoßen werden. Der Temps bemerkt hinsichtlich des Kongresses, es wãre klüger und praktischer, auf die Chimäre einer universellen, sofortigen Lösung der die Grubenarbeiter betreffenden Fragen ju verzichten. Sicher würden die Arbeiter leichter und rascher ihre Krbeitz? und GSxistenzverhältnisse verbessern, wenn sie die hierauf bezũglichen Probleme allmählich und den zrilichen Bedurfnissen entsprechend losen und den Weg schrittweiser Eriwickelung anfstatt der revolutionäten Metbode gehen wollten. Wie endlich noch aus Paris gemeldet wird, legten die Delegirten der deu tfchen Bergarbeiler am Sonnabend. auf. dem dere Lachaise einen Kranz auf dem Grabe der 1871 er schossenen zöderirten nieder. Dabei wurden Reden gegen den nationalen Chauvinismus gehalten. ; . . .

Ueber den Belgigischen Arbeiter ⸗Kongreß, der gestern in Brüssel jur Besprechung der Frage über den allgemeinen Strike zufammentrat, berichtet das Wolff ' sche Bureau Folgendes: In Gegen⸗ wart von etwa 500 Delegirten bieß der Chef- Redacteur Volders des Journals „Le peuple* die Delegirten als provisorischer Prã⸗· sident willkommen; lodann wurde das Bureau gebildet und Lson Defuisseaur zum Präãsidenten ernannnt. Nach

E891.

Debatte vurde der Presse der Zu⸗ tritt gestattet Defuiffeaux gab einen lobenden Ueber- blick über den Pariser Kongreß und empfabl die dort gefaßten Beschlüse. In dem an den Kongreß gerichteten Bericht des Ratbs der Arbeiterpartei spricht sich dieser gegen den sofortigen allge⸗ minen Strike aug, da nach Erklärungen von Mitgliedern der Gentral⸗-Sektion der Kammer die Verfassungsrevision nahe bevorstebe. In der Nachmittaaẽsitzung sprach sich ein Delegirter des Lütticher Kohlenbeckens für elnen am 1. Mai zu beginnenden Aus stand as, Wäßrend Anf ee le (Gent) zu warten rietb, forderte Roger, der Delegirte ven Borinage, den sofortigen Ausstand. Volders fuchse in längerer Ausführung eine Vertagung des Strikes bis zur Entscheidung der Kammer, ohne jedoch bis an das Ende der Session zu warten, zu rechtfertigen. Er beantragte schließlich in ausführlich motivirter Tagesordnung, Tem Generalrath der Arbeiterpartei, für den Fall, daß die Kammern nach den Dfsterferten in die Berathbung der Verfassungsrevision nicht sosort zin. freten sollten, Vollmachten zu ertheilen, um den allgemeinen Strike bis nach Erledigung des Budgets hinauszuschieben und mit sntfchiedenbeit vorzugehen. Calle waert vom Kohlenbecken von Gharkernni und? Fanviegu ren Borinage. hefürmorteten den sofortigen Ausstand. Die für Vertagung. des Strikes eintretenden Redner erfuhren heftigen Wider spruch. Die Debatten verliefen äußerst stürmisch und häufig ganz. der⸗ Torren. Schließlich nabm jedoch der Kongreß nahezu einstimmig und durch Zuruf die Volders sche Tagesordnung ans gn Nach der Sitzunz machte Volders die Mittbeilung, das die Mehrzahl der in? ustrier len Etablissements am 1 Mai feiern wärden, und forderte die Delegirten auf, für die Feier Vorbereitungen zu treffen

Wie aus Dres den telegraphisch berichtet wird, wurde in einer dortigen fozialdemokratischen Versamm lung gestern be⸗ schleffen, wegen der ungänstigen wirthschaftlichen Verbaältnisse die Arbeit am 1. Mai nicht einzustellen, sondern die Aus flũge und andere Veranstaltungen auf den 3. Mai in verlegen. .

In Leipzig haben in der Luxuspapier⸗-Fabrik., von Wittfopf u. Co, Gohlis, am 2. April fãämmtliche Papierschläger, wie dem ‚Vorwärts“ geschrieben wird, wegen beabsichtigten Lo bn⸗ abzugs die Arbeit niedergelegt. ;

Aus Wien schreibt man der Voss. Ztg.“: Eine Versammlung der Bäcker meister beschloß einstimmig, saͤmmtliche Forderungen der Sehülfen abzulehnen und mit letzteren keinerlei Verhand⸗ lungen zu pflegen; der Vorsitzende befürwortete die Zulassung der Verhandlungen, was die Versammlung stũrmisch zurückwies. Ebenso blieb die gleiche Mahnung des anwesenden Vertreters der Ge⸗ werbe deb ösdrde unbeachlet. Die anwesenden Vertreter der Gehülfen konnten in Folge des Widerspruchs der Versammlung nicht zu Worte kommen. .

In Prag wurde, wie W T. B.“ meldet, die für den gestrigen Tag jur Besprechung der Feier des 1. Mai anberaumte Arbeiter verfammlung polizeilich verboten. . Ferdinand straße sammelten sich zahlreiche Arbeiter und zeigten sich gegen das Verbot der Anfammlung widerspenstig, wurden jedoch ron der Wache zerstreut. Es fanden funf Verhaftungen statt.

Nach in London eingegangenen Nachrickten aus Nord. Eng—⸗ land ist den dortigen Eisfenarbeitern ron den Hüttenbesitzern mitgetheilt worden, daß eine Reduktion des Lobnes in Aussicht genömmen sei. Es vird dies damit mativirt, daß die gegenwärtigen Produktions kosten den Marktpreis überstiegen und daß, Falls das Ge⸗ schäft sich nicht bessern sollte, mehrere Hochöfen außer Betrieb gesetzt werden würden. .

In Paris baben mebrere hundert Arbeiter von Lederfär⸗ berciten' die Arbeit niedergelegt, um eine Lohbnerhöbung durch2 zusetzen.

. Angers wird telegraphisch gemeldet, daß die Schiefer⸗ arbeiter die Arbeit theilweise wieder aufgenommen aben.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom X. Mär; bis inkl. 28. März er. zur Anmeldung gekommen: 462 Ebe schließungen, 1152 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 628 Sterbefãlle.

Funst und Wissenschaft.

In den herrlichen Räumen des ehemaligen Antiquarium in Müßcen stad die Geschenke ausgestellt. welche Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗-Regenten zu seinem juüngsten Ge⸗ burt'sfeste dargebracht wurden. Die ron Professor Manuel besorgte Anordnung des großen Materials kann als eine recht gelungene be⸗ zeichnet werden. Wir entnehmen über diese Ausstellung das Nach⸗ steßende einem Bericht der Münchener . A 3. : Ein großer Theil der Gaben geböct dem Gebiet der reinen Kunst an; daran reihen sich zahllose Gläckwunfchadressen und zuletzt jene Geschenke, welche dem Runstbandwerk und dem Nutz gewerbe entstammen. * Unter anderen Kunst⸗ gegenstãnden erregen die 1 Aquarelle u. . w. der hier lebenden Hollãnder . Baqkbupzen, Mesday, Klingenberg, Tber. Schwarze .. durch die flott? Bebandlung bolländischer Landschaftsstimmungen und Sitten⸗ bilder, sowie das visitenkartengroße Oclbildchen von Jos. Benlliure in Rom (vorn rechtsj das Entzücken der Kenner. Ganze Serien von Landschaftébildern find dann aus der Oberpfalz und dem Berchtes. Jadener Land gekommen; unter den ersteren lauter Aquarelle aus Starte und Land sallen durch ibre vortreffliche Darstellung auf u X. Schloß Thierlstein (von A. Brummer⸗München), einige Schnee landfchaften (die Walhalla: Gegend von Bauamtmann Ziegler, die Voitben Burg von Neuber) die letzteren vergegenwärtigen bis Ferrliche Gebirgsnatur in reizvollen Delbildchen von Waagen. Zar bohen Kunst gebören auch die Geschenke des baverischen Ge⸗ Derbe⸗Mufeums ein daselbst nach J. Hirth gegossener Centaur und des baverischen Kunstgewerbevereines an; letzteres konnte allerdings vorerst nur im Modell dargebracht werden, Noch ganz auf dem Boden der hohen Kunst steht die von Virektor F. A. Kaulbach bherrührende Adreffe der Akademie der bildenden Künste, welche eine herrlich ge⸗ malt. Gruppe der Malerei, Bildhauerei und Baukunst enthält; ihr zunächst stebt die Adresse der Stadt München von Professor Rud. Seitz in welcher die Uebergabe der Luitvold · Stiftung versinnbildlicht erscheint. Im Allgemeinen bilden die Adressen eine wahre Musterkarte verschiedener Stile und verschiedensten Könnens; in der Regel bildet ibre Um Fällung ein Kunstwerk für sich. Vorzüglich im Charakter mittel. alterlicher Mini turmalereien gehalten sind . B. die Adressen des Münchener Alterthumsvereins, der baverischen Logen, der Direktion der pfälzischen Gisenbahnen (alle drei von Fleschütz⸗ Munchen), des Kreises Nieder ⸗Bavern (Verfertiger unbekannt), des Germanischen Museums (von Eisberger⸗Nürnberg), des bayeri⸗ schen Episkopats; an gothische Architekturformen lehnen sich die Abressen der Stadt Passau (von Ferd. Wagner München) und die sehr reizende der Stadt Landsbuk (von Rud. Gering Landshut) Eine fein abgewogene Renaissance herrscht in den Adressen der Städte Traunftein (von Seltenhorn⸗ München? und Ansbach (von Freiherrn von Löffelholz dag Rococo findet in jenen der Kreise Dberpfalz (von J. Watier München) und Mittelfranken (zᷣon Direktor Sammer Nürnberg) würdige Durchbildung während sich eine ge= sunde moderne Richtung bei einigen Adressen kleineren Umfanges geltend macht: 1. B. bei jenen aus Weißenburg a. S. (von Hellmuth ·

längerer, lebhafter