1891 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

emacht ist, und ob Beklagter jene Stelle erhalten

nicht an.“ Hätte das Gericht eine Fest= stellung des Sachverhalts für erforderlich erachtet, so wäre auf Grund der Akten des Auswärtigen Amtes konstatirt worden, daß der Kläger Dr. Fischer in der Personalien-Abtheilung des Auswärtigen Amtes unbekannt ist und daselbst keine Schritte zu Gunsten des Dr Gerschel gethan hat. Richtig ist nur, daß der Verklagte, Assessor Gerschel nach Ausweis der Akten sich in einer an den Herrn Reichskanzler gerichteten Eingabe vom 11. September v. J. um Beschäftigung als Hülfsarbeiter im Auswärtigen Amt beworben hat. Er ist demnächst, wie dies häufig geschieht, zur mündlichen Belehrung über die Bedingungen des auswärtigen Dienstes auf das Auswärtige Amt citirt worden und hat hier dem Vertreter des beurlaubten Personalien⸗-Referenten erklärt, zunächst ein neues Gesuch um Verwendung im Konsulats— dienste, sowie einen seine Sprachkenntnisse nachweisenden Lebens⸗ lauf in französischer und englischer Sprache einreichen zu wollen. Aber auch für diesen Fall ist ihm durch den Referenten ausdrücklich bemerklich gemacht worden, daß ihm irg end⸗ eine Zusicherung bezuglich seiner eventuellen Notirung nicht gemacht werden könne. . .

Eine auf diese Unterredung bezügliche Aktennotiz des stellvertretenden Personalien⸗Referenten vom 17. 9. 90 ist als Anlage nachstehend abgedruckt. J .

ÄAus dieser aktenmäßigen Darstellung erhellt, daß irgend ein Kausal⸗Zusammenhang zwischen den streitigen Abmachungen der Parteien einerseits und den dem Dr. Gerschel durch den Referenten im Auswärtigen Amt gemachten Mittheilungen andererseits nicht vorhanden ist, daß dem Dr. Gerschel weder eine Konsulatsstelle angeboten wurde, noch er in die Lage kam, solche abzulehnen, daß ihm im Gegentheil eröffnet wurde, wie irgend welche Zusicherungen ihm nicht ertheilt werden könnten. .

In entsprechendem Sinne hat der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts Freiherr von Marschall sich bereits auf die Anfrage des Hrn. Abg. Dr. Hammacher in der Reichs tags— sitzung vom 3. Februar d. J. ausgesprochen mit dem Hinzu— fügen, daß die ganze Klage auf Schwindel und Mystifikation beruhen müsse. K . .

Beim hiesigen Landgericht List eine Untersuchung gegen den Dr. Fischer eingeleitet, welche zur Zeit noch nicht voll— ständig abgeschlossen ist.

Notiz.

Assessor Gerschel ist heut im Amt gewesen und erklärte, daß es seine Äbsicht sei, sich für den Konsulatsdienst zur Verfügung zu stellen. Er will in einiger Zeit ein anderes, dementsprechind gefaßtes Gesuch nebst Lebenslauf in franzésischer und enzglischer Sprache einreichen. Kenntnifse in der engslischen Sprache scheint er vorläufig nicht zu besitzen, beabsichtigt aber, sich dieselben vor Stellung eines neuen Gesuches anzueignen. Es ift ihm aus drücklich mitgetheilt worden, daß ibm auch für den letzteren Fall irgend eine Zusicherung bezüglich seiner crentuellen Notirnng nicht gemacht werden könne.

Berlin, den 17. September 1890.

(gez) von Eichhorn.

Das „Justiz-Ministerial⸗Blatt“ veröffent licht eine Allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 3. April 1891, betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über die Invaliditäts— und Altersversicherung vom 22. Juni 1889, welche nähere Bestimmungen über die Ausführung der den Justiz— behörden als Arbeitgebern obliegenden Geschäfte bei Leistung der Beiträge zur Invaliditäts- und Altersversicherung enthält.

Ein Artikel des „Militär-Wochenblatts“ erinnert daran, daß gestern 10. April hundertundfünfzig Jahre seit der Schlacht von Mollwitz vergangen waren, mit welcher Friedrich der Große seine Siegeslaufbahn begann.

Der Herzoglich hraunschweigische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirkliche Geheime Ralh Freiherr von Cramm-Burgdorf ist von Braunschweig nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Burchard ist von Berlin wieder abgereist.

Der Königlich belgische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Baron Greind! ist vom Urlaub nach Berlin zurück— gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.

Das Uebungs⸗Geschwader, bestehend aus S. M. Panzerschiffen „Kaiser“ (Flaggschiff, „Deutschland“, „Friedrich Carl“, „Preußen“, Geschwader⸗-Chef Contre⸗ Admiral Schröder, ist am 9. April, sowie S. M. Aviso „Pfeil“ am 10. April in Plymouth eingetroffen.

Hannover, 10. April. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht ist, wie der „Hann. Court.“ meldet, gestern Nachmittag um 6 Uhr 15 Min. mit Gefolge und Dienerschaft von hier nach Braunschweig abgereist.

Helgoland, 10. April. Das „Helgol. Wochenbl.“ ver⸗ öffentlicht in seinem amtlichen Theile nachstehende Bekannt—⸗ machung:

Es wird hierdurch zur Kenntniß der Bevölkerung gebracht, daß an dem heutigen Tage die Verwaltung der JIrsel Helgoland nebst Zubehör Seitens des Deutschen Reichs, bertreten durch den bis berigen Reichskommissar, Kaiserlichen Regierungs- Rath Dr. Kelch, an die Königlich preußische Staatsregierung, vertreten durch den unter— zeichneten Kommissar, übergeben worden ist. ;

Die Insel Helgoland untersteht von beute an, als Tbeil des Kreises Suüderdithmarschen, der Verwaltung des Königlichen Land ratbs Jürgensen in Meldorf, Regierungsbezirk Schleswig; als Hülis⸗ beamter des Königlichen Landraths hat der Königliche Oberst z. D. Leo mit dem heutigen Tage die Lokalverwaltung übernommen.

Helgoland, den 1 April 1891.

Der Königlich preußische Kommissarius. von Bischoffshausen, Ober⸗Regierungs⸗Rath.

Ueber die Uebergabe der Verwaltung der Insel an die preußischen Behörden berichtet das genannte Blatt ferner: Am 31. März trafen der Ober⸗Regierungs⸗Rath von Bischoffs⸗ hausen aus Schleswig, der Landrath des Kreises Süder⸗ dithmarschen Jürgensen, der Hülfsbeamte des Letzteren, Oberst z. D. Leo, sowie der Amtsrichter Waitz von dem Amis⸗ gericht zu Altona auf Helgoland ein. Am 1 April hat alsdann von Seiten des bisherigen Kasserlichen Kommissars, Regierungs⸗Raths Hr. jur. Kelch aus dem Reichs amt des Innern, die Ueber⸗ gabe der Verwaltung an den Ober⸗Rgierungs⸗-Rath von Bischoffshausen als Kommissar der Königlich preußischen Staataregierung und im Anschluß daran die Uebernahme der Rechtepflege durch den mit Auftrag des Königlich preußischen Jäastiz Ministers versehenen Amtsrichter Waitz stattgefunden. Letzterer wird hinfort die von Zeit zu Zeit an Ort und Stelle stattfindenden Gerichtstage abhalten, die nach erfolgter Feststellung demnächst bekannt gemacht werden. Bekanntlich wird auf Grund der Kaiserlichen Ver⸗ ordnung vom 22. März 1891, betreffend die Einführung von Reichsgesetzen in Helgoland, für den Bezirk der Insel auch ein selbständiges Schöffengericht mit dem Sitze Daselbft gebildet. Jedoch findet die Mitwirkung von Schöffen erst vom 1. Januar 1892 an statt. Von diesem Termin an werden auch Einwohner von Helgoland als Geschworene zu den Schwurgerichtssitzungen in Altona herangezogen werden. Die Verwaltung der Insel ruht seit dem 1. April in den Händen des Obersten 3 D. Leo, welcher am genannten Tage durch den Ober⸗ Regierungs-Rath von Bischoffshausen in sein Amt eingeführt wurde und seinen Wohnsitz auf Helgoland nehmen wird. Die anderen Beamten haben, nachdem sie sich über die dienstlichen Verhältnisse auf der Insel eingehend informirt hatten, am 4. d. M. Helgoland wieder verlassen.

Münster, 10. April. Heute Mittag überreichte, wie „W. T. B.“ meldet, General-Lieutenant von Westernhagen in Anwesenheit der Offiziere des VII. Armee Corps dem General von Albedyll im Königlichen Schlosse mit einer Ansprache einen Tafelaufsatz. General von Albedyll dankte bewegt für dieses Geschenk der Offiziere seines Corps. Das darauf folgende Festdiner im Militärkafino nahm Anen glänzenden Verlauf. General von Albedyll brachte den Toast auf Seine Majestät den Kaiser und Köng, General von Westernhagen den auf den kommandirenden General aus. Letzterer trank wiederum auf das Armee⸗Corps und die Provinz Westfalen.

? ffen.

Darmstadt, 9. April. Wie nach der „Darmst. 3a nunmehr feststeht, wird eine Majestät der Kaiser am 20. J. M. zum Besuch des Grafen von Schlitz genannt von Görtz in Schlitz eintreffen, um in den Frünstunden des 21., T2. und 23. d. in den Gräflichen Waldungen die Auerhabnjagd auszuüben. Seine Majestät wird über Fulda und Salzschlirf reisen und auf letzterer Station von dem Grafen empfangen und hierher geleitet werden. Die Abreise Seiner Mojestät wird am 23. d. erfolgen.

Oldenburg.

(H) Oldenburg, 10. April. Seine Königliche Hoheit

der Erbgroßherzog ist aus England zurückgekehrt.

⸗4.

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Wien, 11. April. Auf Einladung des Minister— Präsidenten Grafen Ta affe versammelten sich, wie, W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag die Vertreter der vereinigten deutschen Linken, des Klubs der Konservativen und des liberalen Centrums, sowie des Polenklubs im

sinister-Präsidium zur Besprechung über die Wahl, des

Präsidiums der Abgeordneten, die Vertheilung der Ausschuß— Mandate an die verschiedenen Klubs und über einige formelle Fragen. Der Berathung wohnten sämmtliche Minister bei. Ueber die Behandlung der angeregten Fragen wurde eine Einigung erzielt. . .

In einer gestern abgehaltenen Sitzung der vereinigten deutfschen Linken wurde eine Zuschrift der deutschen Nationalpartei verlesen, in welcher sich dieselbe bereit er⸗ klärt, in nationalen und anderen wichtigen Fragen ein einheitliches Vorgehen mit der Linken einzu— halten. Der Klub ermächtigte den Obmann, in einem Schreiben der deutschen Nationalpartei mitzutheilen, daß die ver⸗ einigte deutsche Linke bereit sei, von Fall zu Fall bezüglich solcher Fragen, wie sie bezeichnet worden, über ein herbeizu⸗ führendes Einvernehmen mit der Nationalpartei in Verhand⸗ lungen zu treten; daß sich aber ein solcher Verkehr namentlich in politischen Fragen nur dann gedeihlich und wirksam ge⸗ stalten lasse, wenn die Nationalpartei vermeide, von vorn⸗ herein eine von der Linken grundsätzlich abweichende politische Haltung für sich in Aussicht zu nehmen. 3

Die Prager „Narodni Lisly“ meldet: Die dem Präsidium des , ., überreichte Rechts verwa hrung der Czechen aus Böhmen, welche von sämmtlichen Jung⸗ czechen unterschrieben war, wurde auch der Vexeinigung des konservativen Großgrundobesitzes Böhmens und den mährischen Czechen mitgetheilt. Smolka bengchrich⸗ tigte den Abgeordneten Dr. Herold, er werde die Rechts⸗ verwahrung nach der Verlesung der Thronrede zur Vorlesung hringen. .

Der galizische Landesausschuß hat eine Enquete über die Modalitäten zum Schutze der forst-⸗ und land⸗ wirthschaftlichen Produktionen Galiziens anläßlich

der Erneuerung der Zoll- und Handelsverträge beschlossen.

Der rumänische Gesandte Vacarescu ist mit Familie nach Bukarest abgereist.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Unterhaus-Sitzung verkündete der Erste Lord des Schatzes Smith die Namen der 27 Mitglieder der mehrerwähnten Arbeitskommission und erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, die Kommission sei beauftragt, die Fragen über die Arbeingeber und Arbeiter, die Vereinigungen von Arbeitgebern und Arbeitern, sowie die während der jüngsten Arbeitsstreitigkeiten im Vereinigten Königreiche aufgetretenen Arbeiterverhaltnisse zu untersuchen und zu berichten, ob die Gesetzgebung mit Vortheil zur Abhülfe irgend⸗ welcher entdeckter Uebel anwendbar und in diesem Falle zu erwägen, auf welche Weise sie anwendbar seien. Der Kom⸗ mission gehören u. A. an: der Marquis of Hartington als

Präsident, Graf Derby, Hicks Beach und Gorst (isämmtlich

konservatiy). Mundella, Henry Fowler und Collings (Glad⸗ stonianer), jerner Harland, Großrheder in Belfast, Burt und Abraham, Deputirte der Arbeiter im Unterhause, die Pro⸗ fessoren Pollock und Marshall von den Universitäten Oxford und Cambridge, der Verwalter der Gas⸗ anstalten von London Livesey, der Präsident der Ver⸗ einigung der in den Docks Angestellten Tom, Mann und Mundley, Vertreter der Baumwollenweber, Trow und Tait, Vertreter der Gießerei⸗ resp. Eisenbahnarbeiter. Das Unterhaus nahm im weiteren Verlauf der Sitzung mit 160 gegen 130 Stimmen einen von der Regierung bekämpften Antrag Pease's an, daß das gegenwärtige System, in Ost⸗ indien Staatseinkünfte aus dem Opium zu ziehen, aufgehoben werde. In der Spezialdebatte über die irische Bodenankaufsbil! wurde ein Amendement Labouchére's abgelehnt und die Staatsgarantie für die zu verwendenden Gelder mit 232 gegen 138 Stimmen verworfen.

Dem „Daily Chronicle“ zufolge beabsichtigt der Vize⸗ König von Indien Marquis von Lansdowne aus Gesund⸗ heitsrücksichten sein Amt schon in kurzer Frist niederzulegen; er hat dementsprechend die Regierung von seinem Entschluß verständigt.

Bekanntlich hat sich ie irische Nationalliga von Parnell losgesagt. Dieser beabsichtigt nun, an seine An⸗ hänger in England ein Schreiben zu versenden und sie darin aufzufordern, die demnächst stattfindende Versammlung der Nationalliga nicht zu besuchen, sondern vielmehr Vor⸗ kehrungen zur Gründung einer neuen Organisation zu treffen.

Die Reichsföderations⸗-Liga“ hat bisher keine großen Erfolge zu verzeichnen geßzabt. Lord Rosebery will daber auf der Versammlung der Liga am 13. April bean⸗ tragen, den Namen derselben abzuändern. Der Abg. Henniker⸗ Heaten gedenkt noch weiter zu gehen und vorzuschlagen, die Liga ganz aufzulösen, da sie in keiner Weise die Zwöcke, um derentwillen sie gegründet worden, gefördert habe.

Aus St. John's in Neufundland wird gemeldet, daß das Abgeordnetenhaus eine Adresse an die Königin zu richten beschlossen habe, in welcher Ihre Majestat gebeten wird, den zwischen Neufundland und den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Vertrag zu genehmigen. Der Abgeordnete Bond erklärte dabei, daß die Vereinigten Staaten geneigt wären, dem Wunsche Neufundlands ent⸗ sprechend, auch grünen Stockfischen zollfreie Einfuhr zu ge⸗ währen. . .

Wie „R. B.“ erfährt, würde der Entwurf zu einem neuen Uebereinkommen mit Portugal demnächst nach Lissabon abgehen. Der Entwurf sei in Bezug auf die Grenzen von Maniean den britischen Interessen günstiger als das Uebereinkommen vom Auagust vorigen Jahres. Darin dürfte auch die (gestern unter „Afrika“ erwähnte) Streitfrage bezüg⸗ lich der Schiffahrt auf dem Flusse Pungwe ihre Erledigung finden. Britischerseits ist man nämlich darauf bedacht, sich den Wasserweg vom Indischen Ocean nach dem Maschona-Lande weftlich von Manica-Land, also durch dieses letztere, offen zu halten. Der Unterlauf des Flusses aber ist in der Gewalt der Pertugiesen, und diese wollen die Engländer nur passiren lassen, wenn letztere ihnen das im Innern, südlich vom oberen Pungwe am oberen Reye-Fluß gelegene Massi⸗ kesse, d. h. überhaupt das von der englisch-suͤdafrikanischen Gesellschaft annektirte Binnenland von Manica wieder aus⸗ liefern.

Frankreich.

Paris, 11. April. In Marseille eingetroffene Blätter aus Tongking berichten von Kämpfen der französischen Truppen mit Piratenbanden. Nach dem „Avenir de Tonkin“ wären einige Dörfer in der Provinz Ton-⸗Tay von den Piraten geplündert worden. Bei dem ziemlich heftigen Zusammentreffen in Banhyenyen hatte die

städtische Miliz einen Verlust von mehreren Todten und Ver-

wundeten und mußten zwei Compagnien aus Bachning zur Unterstützung dor hin gesandt werden. ;

In Monteynard ist, wie telegraphisch aus Grenoble gemeldet wird, ein Theil der Bevölkerung, weil das Konsisto— rium einen bei der Gemeinde beliebten Pfarrer abgesetzt hat, zum Protestantismus übergetreten.

Nnüiland und Polen.

Nach einer Meldang der „Pol. Corr.“ aus St. Peters⸗ burg hat der Finanz⸗Minister dem Minister⸗Comité einen Plan auf Verstaatlichung der Gruppe der südlichen Eisenbahnlinien unterbreitet, wodurch der Staat in den Besitz einer direkten Verbindung der Ostsee mit dem Schwarzen Meere gelangen würde. .

Die Sibirische Eisenbahn wird, wie der „Sswjet“ berechnet, den Weg von London via Suez nach Shanghai um 24 Tage abkürzen. Der See veg verlangt nämlich 44 Tage. Die Reise von London via Wirballen, Moskau, Wladiwostock nach Shanghai aber wird sich mit der Eisenbahn in 20 Tagen zurücklegen lassen. Die Route London New York —Pacifie— Bahn Shanghai beansprucht ebenfalls 34 Tage. Die Sibirische Bahn werde daher einen großen Theil des See— verkehrs übernehmen.

Ein neues Statut für die Freiwillige Flotte ist in diesen Tagen dem Reichsrath zur Prüfung zugegangen. Wie die „Mok. Ztg.“ meldet, petitionirt die Verwaltung der Frei⸗ willigen Flotte um jährliche Subfsidien im Betrage von 600 000 Rbl. für die Dauer von zehn Jahren und macht sich dagegen verbindlich, im Laufe dieser Zeit weitere vier schnell⸗ fahrende Kreuzer zu erwerben.

Italien.

Die „Gazzetta ufficiale“ vom 19. April veröffentlicht ein Rundschreiben des Ministers des Innern Nicotera an die Präfekten, welches diese anweist, in ihren Amts⸗ bezirken aus Gründen der öffentlichen Ordnung alle Umzüge anläßlich von Arbeiterkundgebungen, seies am 1. Mai oder zu einer anderen Zeit, zu untersagen. Nothfall hätten sie mit Energie und Besonnenheit einzuschreiten.

Der „Italie“ zufolge wird der bekannte französische National Oekonom LEon Say in einigen Tagen in Nom Erwartet. Obgleich derselbe mit einer offiziellen Mission nicht betraut sei, so glaube man doch, di⸗ Reise werde einen merk⸗ lichen Einfluß auf die Moglichkeit der Besserung der französisch⸗-italienischen Hande lsbeziehungen haben, umsomehr als Léon Say und der Schatz ⸗Minister Luzzatti alte Freunde und über mehrere wirthschaftliche Fragen voll⸗ kommen einig seien.

In Florenz tagt gegenwärtig die internationale evangelische Allianz. Der König begrüßte den Kongreß mit einem Telegramm, in dem er den 16mischen Blättern zu—

folge die treue Anhänglichkeit der Evangelischen in Italien für das Haus Savoyen hervorhob und dem Wunsche Ausdruck ab, daß die fremden Gäste Gefühle der Sympathie für talien mit in ihre Heimaih nehmen möchten. Zugleich wird darin das herzlichste Wohlwollen für den Kongreß an den Tag gelegt. Auf dem Kongreß sind bereits die verschiedenen Richtungen durch eine Reihe hervorragender Redner zu Worte gekommen. Die Sitzung vom 8 d. M war besonders zahl— reich besucht; den Vorsitz in derselben führte Graf Lüttichau. Der vormalige Hofprediger Stöcker aus Berlin sprach über den Sozialismus und seine Beziehungen zur christlichen Religion. Spanien.

Nach einer Meldung des „Temps“ aus Madrid hat die Regierung beschlossen, den Cortes Gesetzentwürfe, betref— fend die Regelung der Frauen- und Kinderarbeit, vorzulegen.

Portugal.

In Oporto haben, laut einem Telegramm der „Mgob. Ztg.“, gestern anläßlich der Verhaftung mehrerer Personen republikanische Kundgebungen stattgefunden. Die Volksmenge wollte die Verhafteten befreien, und es mußte durch Militär die Ruhe hergestellt werden.

Schweiz.

Der Nationalrath hat den Zolltarif in der Generalabstimmung mit 75 gegen 15 Stimmen angenommen. Gegenüber dem Beschluß des Nationalraths, Bern zum Sitz des Landesmuseums zu bestimmen, hat der Ständerath mit 36 gegen 6 Stimmen an Zürich festgehalten. Der Ständerath ratifizirte ferner einstimmig das internationale Uebereinkommen, betreffend den Eisenbahnfrachtverkehr.

Niederlande.

Die Erste Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung die Vereinbarung mit Deutschland, betreffend das Ver— kuppelungsgesetz, sowie die Ausführung der Bestimmungen der internationalen Konvention, betreffend das Verbot den Verkauf von Spirituosen unter den Fischern in der Nordsee, genehmigt. Der Gesetzentwurf, betreffend die Einführung von Wahlen nach Wahlbezirken in den großen Städten für die gesetzgebenden Körperschaften, wurde dagegen mit 32 gegen 14 Stimmen ab zelehnt.

Luxemburg.

Die Deputirtenkammer ist auf nächsten Dienstag, 14. April, zusammenberufen.

Rumänien.

Bukarest, 10. April. Das bisher bekannte Resultat der Wahlmännerwahlen im dritten Wahlkörper für die Kammerwahlen zeigt laut Meldung des „W. T. B.“ eine große Mehrheit für die Regierungspartei.

Die russische Regierung hat bei dem König Karl anfragen lassen, ob ihm die Ernennung Fonton's zum Ge— sandten in Bukarest genehm sei.

Serbien.

Belgrad, 10. April. Einer Meldung des, W. T. B.“ zufolge verlautet von gut unterrichteter Seite, daß die Zurück— ziehung der Vorlage, betreffend die Konversion der serbischen Staatsschuld, keineswegs ein Fallen— lassen des Konversionsgedankens Seitens der serbi⸗ schen Regierung bedeute, sondern nur einen Verzicht auf die beabsichtigt gewesene, aber verfassungsmäßig nicht erforder— liche vorgängige Ermächtigung durch die Skupschting. In der nächsten Session würden der Letzteren die inzwischen durch den Finanz⸗-Minister einzuleitenden Unterhandlungen zur Ratifizirung vorgelegt werden.

Bulgarien.

Sofia, 10. April. Die „Agence Balcanique“ erklärt die Nachrichten auswärtiger Blätter über angebliche Rüstungen Bulgariens und Sendung von Truppen nach Zaribrod für unbegründet. Es handele sich um die Entsendung eines Bataillons Pioniere nach Slivnitza Behufs Ausführung gewisser vor längerer Zeit beabsichtigter Be⸗ festigungen, fuͤr welche die Sobranje im letzten Jahre einen Kredit bewilligt habe. Auch die Bestellung bei den Krupp'schen Werken sei einfach die Ausführung eines alten Projekts zur Kompletirung der Cadres der Armee. Uebrigens wäre es nichts Erstaunliches, wenn Bulgarien nach dem Beispiel anderer Staaten Maßregeln zu seiner eigenen Vertheidigung ergriffe.

Amerika.

Chile. Der Hamburger Dampfer „Romulus“, von Iquique mit 4000 t Salpeter heimwärts bestimmt, war in Coronel, südlich von Valparaiso, wo das Schiff seinen Kohlen— vorrath ergänzen wollte, von der chilenischen Regierung mit Beschlag belegt worden. Die Regierung verlangte 200 000 S6 Zoll, welchen der „Romulus“ nach der „Weser-Zeitung“ aber schon den Insurgenten vor der Abfahrt von Iquique geren? hatte. Wie die „Hamb. Börsenhalle“ erfährt, hat der deutsche Gesandte in Chile es erreicht, daß der Dampfer geen Bürgschaft freigegeben wurde und seine Reise fortsetzen konnte.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (96.) Sitzung des Reichstages, wele er die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Dr. von Stephan beiwohnten, wurden ohne Debatte in dritter Berathung der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetzbuchs auf Grund der in zweiter Berathung unverändert angenommenen Kommissions— beschlüsse, sowie in erfter und zweiter Berathung der zwischen dem Reich und Dänemark abgeschlossene Vertrag, betreffend die Aufhebung des Abfchoffes und Ab⸗ fahrtsgeldes, angenommen.

Zum Schriftführer an Stelle des aus diesem Amte geschiedenen eichstagsmitgliedes Dr. Hermes (Jauer) wurde auf Antrag des Abg. Grafen von Ballestrem der Abg. Dr. Krause durch Akklamation gewählt.

Es folgten Wahlprüfungen.

Ohne Debatte wurde a gf dem Antrage der Wahl⸗ prüfungskommission beschlossen, die Entscheidung über die . des Abg. von Meyer (Arnswalde) im 1. Wahlkreis des Regierungsbezirks Frankfurt a. . auszusetzen und den

Reichskanzler unter Vorlegung der Akten zu ersuchen, durch! Vermittelung der Königlich preußischen Regierung über sammt⸗ liche Beschwerdepunkte der Wahlanfechtung Beweis zu erheben.

Die Wahlen der Abgg. von Gerlach im 3. Wahlkreise des Regierungsbezirks Köslin und von der Osten im 3. Wahlkreise des Regierungsbezirks Stettin wurden für gültig erklärt und bezüglich der letzteren Wahl noch folgende Resolution beschlossen:

den Herrn Reichskaniler zu ersuchen:

a die Königlich preußische Staatsre ierung zu veranlassen über die in der Beilage zu dem Proteste zu Punkt ? bis 6 aufgestellten Behauptungen durch uneidliche Vernebmang des Bürgermeisters von Fiddichow und des Polizisten Wolter, sowie durch eidliche Verneb⸗ mung der daselbst aufgefübrten Zeugen Wilbelm Gampert von Bredow, Tischler Josepb Jöbr, z. 3. in Berlin und Arbeiter Krum— bauer in Fiddichow Beweis zu erbeben;

b von dem Ergebniß der Beweikaufnabme dem Reichstage Mittbeilung zu machen.

Die Entscheidung über die Gültigkeit der Wahl des Abg. Lucius im 4. Wahlkreise des Regierungsbezirks Erfurt wurde ausgesetzt und beschlossen, den Reichekanzler unter Vorlegung der Akten zu ersuchen, durch Vermittelung der Königlich preußischen Regierung über verschiedene Beschwerde— punkte der Wahlanfechtung Beweis zu erheben.

Bezüglich der Wahl des Abg. Günther im 8. Wabl— kreise des Regierungsbezirks Merseburg beantragte die Wahl- prüfungskommission: die Wahl des Abg. Günther für gültig zu erklären.

Nach kurzer Debatte zwischen den Abgg. Rickert, Singer,

Schmieder und von Hellmann wurde dieser Antrag an?)?

genommen.

Ohne Debatte erledigte ferner das Haus die Wahlen der Abgg. GOechel häuser, Hosang, Poll und Rarkowski.

De Abstimmung aber die Anträge der Wablprüfungs— kommission bezüglich der Wahl des Abg. Grumbt wurde von der Tagesordnung abgesetzt.

Bezüglich der Wahl des Abg. Möller wurden die von der Wablprüfungskommission beantragten Erhebungen auf Antrag des Abg. Spahn noch um einige weitere Punkte ver⸗ mehrt. Die Entscheidung über die Wahl selbst wurde ausgesetzt.

Schluß A /L Uhr.

Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. Tagesordnung: 1) Inter—⸗ pellation der Abgg. Hacke und von Hülst, betr. den Bildungs— stand der ostfriesischen Rekruten; 2 Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Abänderung der Gewerbeordnung. ö

Gültigkeit der

In der heutigen (66.) Sitzung des Hauses der Ab- geordneten, welcher der Präsident des Staats-Ministeriums, Reichskanzler von Caprivi und der Minister des Innern Herrfurth beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Entwurfs einer Landgemeindeordnung fortgesetzt, und zwar wurde die gestern abgebrochene Erörterung über 5 423 wie er aufgenommen.

Abg. Freiherr von Huene erklärte sich für den Kom— missionsantrag und gegen die Streichung der Worte „und berangezogen“, weil denen, die keine Steuern zahlten, auch kein Stimmrecht zukomme.

Der Minister des Innern Herrfurth führte aus, daß die Absicht der Regierung dahin gegangen sei, das Stimm— recht in der Gemeinde auf Alle, die zu den Gemeindelasten beitrügen, auszudehnen. Das sei keine Depossedirung oder Demokratisirung des Bauernstandes. Die gleiche Einrichtung bestehe seit langer Zeit in den westlichen Provinzen, deren Bauernstand so selbständig und standesbewußt sei wie kein anderer. Wenn die Gemeindeangehörigen nur dann stimm— berechtigt sein sollten, wenn sie zur Steuer herangezogen seien, so würden Willkür und Unficherheit bei Aufstellung der Listen eintreten.

Abg. Rickert war der Meinuug, daß man nicht schnell genug damit vorgehen könne, den Kreis derer zu erweitern, welche in der Gemeinde mitarbeiteten. Die Ausdehnung des Stimmrechts sei unbedenklich; das Dreiklassenwahlrecht und die Bestimmung, daß zwei Drittel der Gemeindevertreter Grundbesitzer sein müßten, böten genügende Kautelen.

Abg. von Rauchhaupt empfahl den Kommissions— vorschlag.

Das Bedenken dieses Redners, daß die neuen Gemeinde— vertretungen nicht zur rechten Zeit würden in Wirkksamkeit treten können, wies der Minister des Innern Herrfurth als hinfällig nach.

Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Freiherr von Huene und Dr. von Heydebrand und der Lasa wurde §. 42 in der Fassung der Kommission angenommen, ebenso ohne Debatte die sS5. 43 und 44. Nach §. 45 soll das Gemeinde— recht u. A. ruhen, wenn ein Gemeindemitglied die Gemeinde— abgaben nicht gezahlt hat, bis zur Entrichtung derselben. Diese Bestimmung wurde nach einem Antrag des Abg. Schmidt (Warburg), für den sich Minister Herrfurth erklärte, dahin geändert, daß das Ruhen des Gemeinderechts erst nach erfolgter Vermahnung eintritt. Im Uebrigen wurde §. 45 angenommen, ebenso §. 46.

§. 47 lautet:

In der Ausübung des Stimmrechts, zu welchem der Grund—

besitz befähigt, werden vertreten:

1) Minderjährige durch ibren Vater, Stiefvater oder Vor— mund, andere Bevormundete durch ibren Vormund,

2) Ehefrauen durch ihren Ehemann,

3) großjährige Besitzer vor vollendetem 24. Lebensjahre, un verbeirathete Besitzerinnen (abgeseben von den Fällen unter Nr. I, Wittwen und Personen, welche auswärts ihren Wohnsitz baben, durch Gemeindeglieder,

4) juristische Personen einschließlich des Staatefiskus, sewie die übrigen, im 2. Absatz des 5. 46 bezeichneten Personengesammt - heiten durch ihre verfassungsmäßigen Organe, Revräsentanten oder Generalbevollmächtigten, sowie durch Pächter oder Nießbraucher der zur Theilnabme am Stimmrecht besäbigenden Grundstücke, oder durch Gemeindeglieder.

. Der Stiefvater ist vor dem Vormunde zur Vertretung be⸗ rufen.

Selbständige unverbeiratbete Besitzerinnen, Witt wen und aus— wärts wohnende Personen sind zur eigenen Ausübung ibres Stimm rechts befugt.

Die Abgg. von Schalscha, von Meyer (Arnswalde), von Rauchhaupt, Schmidt (Warburg), Frhr. von Huene und der Minister Herrfurth erklärten sich gegen die Aus— übung des Stimmrechts weiblicher Personen, während die Abgg. Graf Kanitz, Rickert uns Eberty dafür eintraten. Das Stimmrecht der Frauen wurde gestrichen, im Uebrigen §. 47 angenommen.

s 47a gelangte ohne Debatte zur Annahme. (Schluß

des Blattes.)

baften Charakter der Dichtung durchaus Rechnu

Herr“.

ijwar sind es:

sein“ von Hans Hopfen. Vom landwirtbschaftlichen Ball! von Emil

wiederholt werden. Schauspiel Schuldig! im Verdergrunde des Rexertoires und kommt am Sonntag, Dienstag und Donnerstag zur Aufführung, ebenso am

Das Erbschaftssteuergesetz ist gestern von der mit der Vorberatbung beauftragten Kom mission des Herrenbauses ein—⸗ stimmig in der vom Abgeordnetenbause beschlossenen Fassung ange⸗ nommen worden. Zum Berichterstatter wurde Herr von Ppfuel ernannt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Waslbington, 10. April. (W. T. B.) Einem Bericht des Ackerbau⸗Bureaus zufolge ist der Stand des Winterweizens I68 1 des Roggens 851 1. Der allgemeine Durchschnit esftand ist der böchste seit dem Jabre 1882 und ist um 18 höher als im Vor⸗ jabre und 10 böber als im Jabre 1889.

Theater und Munsik.

Königliche Theater.

In der Vorstellung der Hugenotten‘ am Sonntag im Dpern⸗ baufe sind die Damen Pierson, Leisinger, Herzog, sowie die Hrrn. Rothmübl, Betz, Bulß und Stammer. beschäftigt. Am Montag geht der Trompeter von Säkkingenꝰ mit den Damen Piedler, Lammert sowie mit den Hrrn. Oberbauser, Krolop, Lieban und Mödlinger in Scene. In der Dienstagevorstellung der Meistersinger“' treten die Damen Leisinger, Staudigl, die Hrrn. Betz, Gudebus, Krolop, Stammer und Lieban auf.

Im Schauspielbause gelangt morgen, S von Heilbronn“ neu einstudirt zur Darstellung. Ob n d

onntag, Käthchen wohl dem märchen⸗ g getragen worden es Dramas ändern

hat die Regie doch nicht den Originaltitel

Spielvlan der Oper für die Zeit vom 12. bis April lautet: Sonntag: Die Hugenotten. Montag: „Der Trompeter von Säkkingen“. Dienstag: „Die Meistersinger von Nürn— erg!“ Anfang 64 Uhr. Mittwoch: Carmen‘. Donnerstag: Neu einstudirt: Der Widerspänstigen Zäbmung“‘. Freitag: ‚Lobengrin“. Sonnabend: ‚Ein Maskenball“.

Für das Schanspiel: Sonntag: Neu einstudirt: Das Kätbchen von Heilbronn. Montag: Der neue Herr‘. Dienstag: „Das Kätbchen von Heilbronn“. Mittwoch: Maria Stuart“. Donnerstag: ‚Das Käthchen von Heilbronn. Freitag: „Der neue Sonnabend: Nathan der Weise“.

Deutsches Theater.

Die Direktion bringt im Srielplan der neuen Weche eine

Wiederaufnabme des Götz von Berlichingen“, welche auf Sonnabend,

18. d. M., angesetzt ist. Außerdem findet auch wieder eine Aufführung der beiden Theile des Fauft' statt und zwar geht am Montag Faust“

L Theil und am Donnerstag „Faust's Tod“ in Scene. Morgen,

Sonntag, sowie am Mittwoch und Freitag werden „Die Kinder der

Excellent“ gegeben. Dienstag kommt „Das alte Lied‘ zur Auffübrung. Berliner Theater.

Die Direktion bat einen Einakter Abend vorbereltet, der am nächsten Mittwoch zum ersten Male dem Publikum dargeboten werden soll. Er bestebt fast durchweg aus Werken des heiteren Genres, und Verschollen von Andrs Tbeuriet, „Es bat so sollen

Vobl und Die

Freitag wird dieser

Liebes vrobe! von Oscar Justinus; am Einakter-Abend dann jum ersten Male Im Uebrigen stebt nach wie vor das Voß'sche

nächstfolgenden Sontag, an welchem Tage es sowobl die Nach⸗ mittags. als die Abendvorstellung bilden wird. Am Montag und Sonnabend gebt Kean“ in Scene, und morgen Nachmittag wird König Richard II. gegeben

Lessing ⸗· Theater.

Das neue Wochen ⸗Repertoire lautet, wie folgt: Sonntag: Ultimo“. Montag: Der Probepfeil,. Dienstag: Ultimo“. Mittwoch: ‚Thermidor“. Donnerstag und Freitag: Ultimo‘. Sonn⸗ abend: Zum ersten Male: „Die alten Junggesellen“, Lustspiel in 8 Akten von Victorien Sardou. (Mortemer: Friedrich Haase als erste Gastrolle) Sonntag, zweites Gasispiel Friedrich Haafe's: ‚Die alten Junggesellen“.

. Vallner Tdeater. gestrige Novität, das pbantastische Singspiel Des Teufels t bei dem Publikum eine sebr freundliche Aufnahme ge— funden von welcher die fröbliche Stimmung der Zuschauer und Zu börer, der laute Beifall und bäufige Hervorrufe Zeugniß ablegten.

Das Singspiel, dessen Text von Henri Meilbac und A. Mortier berrübrt und von Th. Herzl bearbeitet wurde, stellt sich eigentlich dar als eine Posse mit Gesang, in welcher man nicht weiß, ob etwas mehr gesunzen oder etwas mebr gesprochen wird. Jedenfalls ist der musikalische Theil künstlerisch bedeutsamer als die Poffenarbeit; obne gerade auf große Originalität Anspruch erheben zu können, enthalten die Melodieen, die bier auf ganz eigenthümliche, zuweilen byperpikante Vorgänge berechnet sind. manchen komischen Einfall rbyͤtbmsscher und barmonischer Natur. Diese Musik, welche Adolf Müller ge— schrieben bat, in Verbindung mit der sehr wirkungsvollen Darstellung waren die Träger des Erfolges.

Was das Singspiel seinem Inbalt nach anbetrifft, so ist zu be= dauern, daß die Sucht, in dem, was die Leute geröbnlich pikant nennen, bis ans Ende des Erlaubten zu geben, den wahren Humor erstickk. Was dann für Humor ausgegeben wird, ist jumeist eine derb realistische Komik, die Überbaupt nur erträglich erscheint, weil sie durch eine möglichst decente Darstellung gemildert wird. Dabei soll nicht verschwiegen werden, daß in einigen Couplets der feinere Witz wirksame Gestalt gewinnt, und daß bin und wieder auch die Situationskomik einen ansprechenden Cbarakter trãgt.

In einem Vorspiel soll der Zuschauer sich in die Hölle versetzt denken wo der Minister des Satans mit seiner Ehegenossin ein fried⸗ liches Leben führt, big sein Herr findet, daß der Minister seine Pflicht versäume, weil auf Erden nicht genug Schlimmes passire. Es wird festgestellt, daß in der weltfernen Stadt Upsala die Menschen ganz besonders treu und ehrbar leben, und um den Zorn seines Herrn und Meisters zu besänftigen, wird der Minifter Nick sich selbst nach Upsala. begeben, um die Sittsamkeit der guten Stadt in seinem teuflischen Sinne umzugestalten. Aber seine Teufelin wird borchend Mitwisserin der Verhandlungen, macht die Fahrt nach Upsala im Reisekoffer ibres Gatten mit und sorgt dafür, daß wenig stens ibr Gatte die ebeliche Treue bewahren muß. Alle übrigen Vorgänge in Uvsala sind nur dekoratives Beiwerk für die komis He Idee, daß der Teufel zur Ebrbarkeit verdammt ist.

Von den Darstellern sind in eister Linie das teuflische Ehepaar ju nennen, welches von Hrn. Alexander und Frl. Glöckner vor- trefflich zur Geltung gebracht wurde. Hr. Altxander nabm jeden Moment wahr, um sich so recht als komischen Teufel auf— zuspielen, und erzielte damit starke Wirkungen. Frl. Glöckner war als Teufelin eigentlich etwas zu zart, zu anmuthig und detent und ließ das VDiabolische ibrer Rolle binter der Empfindung der irdischen Frau wohl absichtlich zurücktreten; in Spiel und Gesang gleichmäßig anbeimelnd, fand auch sie reichen und wohlverdienten Beifall. Von den übrigen Darstellern gab Hr. Gutherv den Bürgermeister von Upsala, der zugleich ein großer Erfinder sein soll, mit seiner gewohnten Trockenbeit des Ton, aber voll guter Laune; auch Hr. Meißner, der Notar von Upfala, und Frl. Branden griffen wirkungs soll ein. Mit den Darstellern erschien der Komponist auf wiederbolte Hervorrufe mehr⸗ mals vor dem Publikum

Der Vorstellung wohnte Seine Hoheit der Herzog Ernst Güntber zu Schleswig ⸗Holstein bei.

ö Victoria Theater.

Die Aufführung der „Sieben Raben“ findet nur noch etwa vierzehn Tage lang statt, da das Victoria ⸗Theater bekanntlich zum