t) Eröffnet wurden 1890: am 15. Juli Freiberg — Halsbrücke C45 km) und Berthelsdorf - Großhartmannsdorf mit der Zweigbahn rand — Langenau (15,96 km); am 15. September Großvostwitz— Cunewalde (7,99 km); am 20. Oktober Kamenz — Elstra (8, 00 kin); am 18. November Mügeln — Geising Altenberg (36,10 km); am 3. Dezember Bautzen = Königswartha (17,87 km).
) Die Angabe bezieht sich auf 2436,38 km.
19) Eröffnet wurden am 20. Mai 1890 Weizen — Immendingen (44,56 km), Schopfheim — Säckingen (19,67 km) und Leopoldshöhe — Lörrach (6,34 km).
u) Die Angabe bezieht sich auf 1426, 265 km.
13 Die Angabe beziebt sich auf 313.57 km. ö .
13 Die hierfür in Betracht zu ziehende Bahnlänge beläuft sich
auf 683,19 km.
1) Die Angabe bezieht sich auf 198, 95 km.
1 Das Anlagekapital ist von der Gemeinde Löningen aufgebracht.
16 Am 1. Juli 1890 ist die Strecke Carolinensiel — Harle (2, 00 km)
für den Personen⸗ und Gepäckverkehr eröffnet. Vom 1. Oktober 1890 ab ist der Verkehr auf dieser Strecke wieder geschlossen. Un) Die Bahn ist für Rechnung des Bankhauses Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M. erbaut, nach Eröffnung des Betriebes ist das Eigenthumsrecht des Bankhauses an die Jever ⸗Carolinensieler Eisenbahn⸗Gesellschaft übergegangen. . 1 Am 15. September 1890 sind 0.53 km Betriebslänge in Zu⸗ gang gekommen.
15 Ausschließlich 87 400 M 37 Betriebsmittel und Werkstatts einrichtung, welche dem Betriebspächter gehören. . V) Vom 1. Januar 1890 ab findet auf der Strecke Eisern— Eiserfeld (5,090 km) auch Personenbeförderung statt.
2A) Die Bahn ist am 18. Mai 1890 erösffnet; am 15. Juli 1890 ist die Hafenbahn von Mirow bis zum Stichkanal (O, 95 km) eröffnet. Das Anlagekapital ist von der Stadt Osterwieck aufgebracht worden. 23) Die Bahn ist vom Hessischen Eisenbahn⸗Konsortium (Darm städter Bank und Hermann Bachstein) für eigene Rechnung erbaut.
*) Wie zu 23.
*) Wie zu 23.
3 36 , ist von der Stadt Perleberg aufgebracht. ie zu 25. ;
*) Die Bahn ist vom Mitteldeutschen Eisenbahn⸗Konsortiu
. Bank und Hermann Bachstein) für eigene Rechnung
erba
* Die Bahn ist am 1. September 1890 eröffnet.
w) Die Bahn ist bis zum 1. Juli 1890 für Rechnung des Bau- fonds betrieben worden.
2) Hiervon entfallen auf das Jahr 1889 5oso und als Nach- zahlung rückständiger Dividenden aus früheren Jahren 3 sue. ; 23 Die Bahnen sind Eigenthum der Firma H. Bachstein, Berlin. 23 Die Zinsen für die St. Att. Litt. K sind in Höhe von 3 v. H. von der Lokaleisenbabn⸗Betriebsgesellschaft in mburg garantirt, während für die Zinsen der Pr Stent die Emissionshäuser die Garantie bis zu 4 v. H. bis zum Jahre 1890 übernommen haben.
Aichtamtliches.
Rußland und Polen.
Der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch der Aeltere, Oheim des Kaisers, ist in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend zu Alupka in der Krim seinen langen Leiden erlegen. Der Verstorbene war der dritte Sohn des Kaisers Nicolaus J. und am 8. August 1831 zu Zarskoje⸗Sselo
eboren. Im Heere hatte Großfürst Nikolaus den Rang eines General-Adjutanten, General⸗Feldmarschalls und General⸗Inspecteurs des Genie⸗Corps und der gesammten Kavallerie; der preußischen Armee gehörte er als Chef des Kürassier-⸗Regiments Herzog Friedrich Eugen von Württem⸗ berg (Westpreußischen) Nr. 5 an. Der Großfürst war mit der Prinzessin Alexandra von Oldenburg vermählt; dieser Ehe entstammen zwei Söhne, die Großfürsten Nikolaus und Peter, von denen der Letztere mit Miliza, einer Tochter des Fürsten von Montenegro vermählt ist. Ein gestern veröffentlichtes Kaiserliches Manifest ordnet anläßlich des Ablebens des Großfürsten eine dreimonatliche Trauer für die Garde und die übrige Armee an. Die Leiche wird voraussichtlich am 6. Mai in St. Petersburg eintreffen und . Tage darauf in der Peter⸗Pauls⸗-Kathedrale beigesetzt werden.
Am Sonnabend Mittag hat in St. Petersburg in Gegen⸗ wart des Kaisers, der Kaiserin und sämmtlicher Mit⸗ glieder des Kaiserlichen Hauses der Uebertritt der Groß— fürstin Sergius zur orthodoxen Kirche stattgefunden. Die kirchliche Handlung vollzogen die Metropoliten von St. Peters⸗ burg und Moskau und der Kaiserliche Beichtvater Janischeff.
Der Reichsrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Be⸗ rathung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Versorgung der Arbeiter und ihrer Familien, in Fällen, wo Erstere bei der Arbeit verunglücken, begonnen.
Dänemark.
Einem Wolff'schen Telegramm aus Kopenhagen zufolge gedenkt sich der König am 4. Mai nach Wiesbaden zu
begeben. Amerika.
Vereinigte Staaten. Präsident Harrison traf am 22. d. M. in Indio im Staate Kalifornien ein. Unter der Menge, welche ihn begrüßte, befanden sich mehrere Indianer, u. A. der über 100 Jahre alte Häuptling des Indio Stamms Cabason. Die Indianer überreichten dem Präsidenten eine Adresse und baten um Recht und Hülfe. Der Präsident setzte nach kurzem Aufenthalt seine Reise nach Los Angeles sort.
Aus Portland (im Staate Oregon) wird unter dem 25. April dem „R. B.“ folgender Vorfall berichtet: 150 Soldaten erbrachen das Gefängniß in Wallawalla, im Staate Washington, und erschossen einen Gefangenen, welcher einen Kameraden von ihnen Namens Miller ermordet hatte. Es wird eiter gemeldet, daß die Gefängnißwärter auf die Soldaten feuerten und mehrere derselben tödteten.
Chile. Die „Hamb. Börsenhalle“ veröffentlicht das be— reits telegraphisch signalisirte Manifest der chilenischen Kongreßpartei, datirt aus Iqui que vom 21. d. M. Das Manifest lautet:
Unter Berücksichtigung: 1) daß die Seitens des Kongresses im Januar 1888 gewährte Autorisation, eine Anleihe bis zu 3 000 00 Pfd. Sterl. zu kontrahiren, mit dem in Deutschland abgeschlossenen Vertrag von 1500 000 Pfd. Sterl. erloschen ist, wie solches auch der chilenische Finanz ⸗Minister selbst in seinem Promemoria vom Juni 1889 erklärt hat, 2) daß der Kongreß das Erlöschen jener Autorisation anerkannt hat und daß er unter gewöhnlichen Ausgaben die für Eisen—⸗ bahnbauten benöthigten Summen als Erfatz jenes nicht kontrahirten Kredits von einer und einer halben Million Pfd. Sterl. votirt hat, 3) daß die Körperschaft, die heute in Santiago tagt und sich den Titel Nationgl-Kongreß anmaßt, nicht in Uebereinstimmung mit dem Gesetz und den Bedingungen (Vorschriften) der Konstitution des Landes gewählt worden ist, 4 daß es die Pflicht der provisorischen Regierung ist, die am 12. April in Iquique eingesetzt worden, und die diejenigen Provinzen besetzt hält, in denen die wichtigsten Industrien des ganzen Landes ihren Sitz haben, über dem Kredit des Landes zu wachen, erklärt die provisorische Regierung hiermit, daß sie keinerlei Schulden anerkennen wird, die durch die Agenten des Diktators Belmaceda kontrahirt wurden.
Die provisorische Regierung stützt sich darauf, daß einmal jene Autorisation vom 20. Januar 1888 erloschen ist, wie ferner darauf, daß die Beschlüsse der in Santiago tagenden unkonstitutionellen Körperschaft, die sich die Autorität eines Kongresses beilegt, null und nichtig sind, und wird als Mitschuldige an einem Betruge alle Die⸗ jenigen verfolgen, die sich in irgend einer Weise an dem Kredit des
Staats vergreifen sollten. Valdo Silva, Vize Praͤsident des Sencts. Ramon Barros Luco, Präsident der Deputittenkammer. Pedro Montt, Joaquin Walker ⸗ Martinez, Mitglieder des Kongresses.“
Der „Hamb. Corr.“ bestätigt nunmehr, daß der chilenische Regierungs- Kreuzer ‚Almirante Lynch“ bei Caldera das Panzerschiff‚ Blanco Encalada“ in den Grund gebohrt bat. Gegen 209 Personen sollen bei der Katastrophe, die in der Caldera-Bai erfolgte, ums Leben gekommen sein. Die Kongreßpartei soll jetzt Caldera und Carrizal besetzt halten.
Afsien.
Japan. Aus Japan in San . eingegangene enn melden, daß in Falße von Unruhen auf Korea
riegsschiffe nach Seoul abgesandt worden feien.
Eutscheidungen des Reichsgerichts. Haftet eine Hypothek oder Grundschuld ungetheilt auf
gläubiger auch nach der Konkurs eröffnung über das Vermögen des Eigenthümers der Grundstücke befugt, einer auf einem dieser rundstũcke nacheingetragenen Hypothek das Vorrecht vor seiner Hypothek einzuräumen, und wegen seines da— durch bewirkten Ausfalls Befriedigung aus den übrigen ihm verhafteten Grundstücken zu suchen, und es steht demnach den Realgläubigern der übrigen Grundstücke bezw. der Konkursmasse kein Widerspruch dagegen zu, daß der Gesammtgläubiger auf seine Be⸗ friedigung aus dem anderen Grundstücke unbedingt oder erst nach 6 einer durch Prioritätscession vortretenden Forderung verzichtet.
— Hat der Pfändungsgläubiger absichtlich eine solche Art des Verkaufs der gepfändeten Gegenstände herbeigeführt, daß ein dem Werth derselben entsprechendes Angebot nicht erfolgt, und er selbst in die Läge kommt, sich durch Ankauf der Pfandsachen unter ihrem Werth auf Kosten des Schuldners zu bereichern, so hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 19. Fe= bruar 1891, der Gläubiger dem Schuldner den ihm hierdurch ent⸗
standenen Schaden zu ersetz en.
Statistik und Volkswirthschaft.
Personenverkehr auf den Preußischen Staatsbahnen. Ueber die Entwickelung des Personenverkehrs auf den preußischen Staatsbahnen in den letzten fünf Jahren liegen
folgende Zahlen vor: Es sind befördert worden:
Personen in: 1885/86 1886,87 1887 / 8d 1888/89 1889 90 161 812 362 176 077 750
. söo 191 574 615 267 S5 396 255 34 714 Es bezifferten sich die Personen⸗Kilometer und die Ein⸗ nahmen:
pro er⸗ Personen⸗ Einnahme pro . km km nen olo t 6 *) 5 S 1885/86 5 033 067 141 243 954 164 249 667 8191 1886/87 5 347 861 475 6,2 254 0264 172 078 7844 8104 2,6 1887/8683 5 610 707 3745 256 7571 179 640 642 ‚ 8449 0,5 9
1888/89 5 950 709 7656 265 21833. 189 574 560 bas 37 !
1889/90 6 706 420 811113 290 od d 206 904 0849, 2106 gegen 1885/86 4 33 909 4 19 90 26 0ο (4 12, 40 o
„) einschließlich der Einnahme aus dem Gepäckverkehr.
Hiernach ist nicht nur die Gesammtfrequenz und die Gesammteinnahme, sondern auch trotz des steten Zuganges einer großen Anzahl wenig ertragreicher Nebenbahnen in den letzten fünf Jahren auch die kilometrische Frequenz und der kilometrische Ertrag von Jahr zu Jahr gestiegen.
Jahresversammlung des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke.
Im Bürgersagle des Rathhauses fand Freitag Abend die Jahres versammlung des Berliner Zweigvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke statt. Professor Br. Jolly, der die Versammlung leitete, eröffnete dieselbe mit der Mittheilung, daß der Verein leider im Rückgange begriffen sei. Die Zahl der Mitglieder sei von 212 im Jahre 1889 auf 155 zurückgegangen. Der Verein dürfe aber deshalb in dem Kampfe gegen das Laster der Trunksucht nicht erlahmen. Der Verein sei bestrebt, einmal durch Herbeiführung gesetzlicher Maß⸗ regeln, andererseits durch finanzielle Unterstützung aller Mäßigkeits⸗ bestrebungen die Trunksucht zu bekämpfen. Die Bemühungen des Vereins seien auch bereits insofern von Erfolg gekrönt, als ein Trunksuchtsgesetz in absehbarer Zeit erlaffen werden dürfte; andererseitz habe der Verein die Einrichtung der Volks Kaffee⸗ häuser und den BVerein des blauen Kreuzes finanziell unterstützt Allein es werde noch großer gemeinsamer Arbeit bedürfen. ehe es gelingen werde, das große Ziel, das sich der Verein gesteckt, zu erreichen. — Dem aledann erstatteten Geschäftsbericht zufolge hat der Verein den Volks-Kafferbäusern zugewendet 300 , dem Mäßig keitsverein zum blauen Kreuz 200 M; an Mitgliederbeiträgen gingen im verflossenen Jahre ein 845 A6 Der Verein hat gegenwartig einen Kassenbestand von 1602 M und außerdem eine Obligation von 10600 ½ — Professor Dr. Jolly theilte hierauf an der Hand von Aufzeichnungen des Oberarztes Dr. Siemerling mit, daß in den Jahren 1889, 90 und 91: 2260 Alkoholisten in die pyciatrische Abtbeilung der Charité eingeliefert worden seien. Von diesen waren 924 zumeist schon viel⸗ fach rückfällig. 1722 Altoholisten mußten in dem erwähnten Zeitraum wegen chronischen Alkoholismus der Irrenanstalt zu Dalldorf über⸗ wiesen werden, von diesen 129 nach der erstmaligen Aufnahme in die Charits. Es sei eine bekannte Thatsache, daß Gewobnheitstrinker sehr bald nach geschehener Entlassung aus der Charits dem Laster der Trunksucht wieder verfielen. Allein da nicht alle Deliranten oder Epileptiker, wenn auch gemeinschädlich, so doch nicht dauernd gemein ⸗ gefährlich seien, so liege kein gesetzliches Recht vor, sie, sobald sie in das Stadium der Rekonvaleszenz gekommen seien, in der Charits zurückzu⸗ halten. Es komme hierbei hinzu der Platzmangel und daß die Kranken oder ihre Angehörigen ihre Entlassung beantragen. Für derartige Rekon⸗ valeszenten würde sich die Unterbringung in Trinker ⸗-Asylen empfehlen, zumal es statistisch nachgewiesen sei, daß K bis 3 in diesen Asylen von dem Laster der Trunksucht geheilt worden seien.
Geheimer Sanitäts-Rath Dr. Baer pflichtete dem Vorredner
in allen Punkten bei. Akute Delirenten könnten vielfach, wenn sie sofort in Trinker ⸗Asyle kämen, geheilt werden. In den acht großen
Trankenhäusern Berlins (Charits ausgeschlossen) waren im
Jahre 1886: 1033 Alkoholisten in Pflege. 1887 sank diese
Zabl, wohl in Folge der Branntweinsteuer, auf 854, 1888 auf 681.
1889 stieg die Zahl wieder auf 715 und 1890 auf 770. In den
letzten 12 Jahren hetrug die Zahl der in den 8 großen Berliner
Krankenhäufern aufgenommenen Alkoholisten 8109 Davon waren
7: 6—16 Jahre alt, 1370: 16— 30 Jahre, 6783: 31— 60 und
249: 61 Jahre und darüber alt. Wenn man erwäge, welch unendlicher
materielier und moralischer Schaden durch Gewohnheitstrinker ent⸗
Bettelstab gebracht würden, dann werde man ihm beipflichten, daß es fit der Stadt Berlin sei, alle Gewohnheitstrinker, die nicht im orensischen Sinne geisteskrank seien, in ein zu errichtendes städtisches Trinker ⸗Asyl zu bringen. In einem Trinker⸗Asyl zu New . Jork feien 43 9,ά%o,, in London 42 96ώä und in Lintorf 20 M aller Asylisten geheilt worden. Wenn man erwäge, daß die Gewohnheitstrinker nebst ihren Familien in den meisten Fällen der öffentlichen Armenpflege anheim⸗ fallen, dann werde man es nur billigen können, wenn man es als Pflicht des Staats und der Kommunen bezeichne, nicht geisteskranke Gewohnheitstrinker Behufs Heilung in Trinker ⸗Asyle zu verweifen. Selbstverständlich müßte gleichzeitig dafür gesorgt werden, daß die Angehörigen der Asplisten nicht Hunger leiden. — Ober⸗ Verwaltungsgerits⸗ Rath Dr von Strauß pflichtete den gemachten Vorschlägen bei und wies ganz besonders auf die ethischen Gefahren hin, die durch die Gewohnheits⸗ trinker entständen. Er betonte die Nothwendigkeit, Gewohnheitstrinker zu entmündigen und ihnen die väterliche Gewalt zu entziehen. — Redacteur Dr. Lam mers (Bremen) theilte hierauf mit, daß der Gesammtverein in eifrigster Weise für das Zustandekommen des Trunksuchtsgesetzes thätig sei. Das Bestreben des Gesammtvereins sei ganz besonderg darauf gerichtet, die Schankstätten und Schnaps-= läden zu beschränken. — Pastor Oldenberg regte noch die Abbal⸗ tung öffentlicher Vorträge an. Alsdann wurden die bureaumaͤßig ausscheidenden Vorstandsmitglieder Pastor Kirms, Stadtrath Friedek, Geheimer Sanitäts Rath Dr. Baer, Ober Verwaltungsgerichts⸗Rath Dr. von Strauß und Stadtsyndikus Dr. Eberty wieder in den Vor⸗ stand gewählt.
Die Lage der Handweber im Eulengebirge und der Grafschaft Glatz.
In der letzten Sitzung des Kreistages des Kreises Neurode wurde beschlossen, die durch den Ausbau einer Eisenbahn Neurode — Haus⸗ dorf — Steinkunzendorf — Peterswaldau — Langenbielau entstehenden Grunderwerbskosten im Kreise zur Hälfte, und zwar bis zum Maximal⸗ betrage von 50 000 , auf Kreisfonds zu übernehmen.
Als die Nachrichten von einer bedrängteren Lage der Handweber in der Oeffentlichkeit auftauchten, erklärten sich verschiedene mechanische Webereien ꝛc., u. A. die Aktiengesellschaft für Tuchfabrikation vorm. Friedr. Paulig in Grünberg i. Schleß. die Beerberger mechanische Weberei im Kreise Lauban, die Tuchfabrik in Melsungen, die Aktien gesellschaft sür schlesische Leinen Industrie in Bolkenhain bereit, Weber und Weberinnen bezw. Spulerinnen aus dem Culengebirge ꝛc. zu angemessenen Lohnsätzen in Beschäftigung zu nehmen. Es hat sich indeß auf diese Offerte bisher Niemand gemeldet.
Allgemeiner Fischertag.
Behufs Gründung eines Vereins der Berufösfischer des König reichs Preußen traten gestern Nachmittag im Bürgersaale des Rath⸗ hauses etwa 400 Fischer aus allen Theilen Preußens zu einem All gemeinen Fischertag zusammen. Der Einberufer, Fischereipächter Kraatz (Stralsund) eröffnete den Fischertag mit einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, in das die Anwesenden dreimal begeistert einstimmten. Fischereipächter Kraatz bemerkte als⸗ dann etwa Folgendes: Das zahlreiche Erscheinen von Berufsfischern aus allen Theilen Preußens liefere den Beweis, daß die Notbwendig⸗ keit, eine Besserung im Fischereigewerbe herbeizuführen, von den Fischern im Allgemeinen anerkannt werde. Nicht durch Aussetzung von kleinen Evelfischen, sondern durch Verbesserung des Fischerei⸗ und Strombaugesetzes könne eine Hebung der Fischerei bewirkt werden. Während die Industrie und Landwirthschaft durch hohe Schutzzölle geschützt seien, genieße das Fischereigewerbe nicht den geringsten Schutz. Es sei nothwendig, dafür zu wirken, daß die Berufsfischer in allen Fischerei⸗ Angelegenheiten, auch bei Vornahme von Strom und Wasserbauten sachkundig gehört und daß Fischergerichte gebildet werden, die über Vergehen im Fischereigewerbe abzuurtheilen haben. Diese Fischergerichte seien derartig einzurichten, daß Berufẽéfischer als Schöffen fungiren. Im Weiteren sei es nothwendig, dafür zu wirken, daß die vielfach bestehenden Fischberechtigungen. zur Tisches nothdurft' abgelöst und verschärfte Strafbestimmungen gegen unberechtigtes Fischen erlassen werden. Wenn man erwäge, welch hohe Strafen gegen unberechtigtes Jagen bestehen, dann würde man die Nothwendigkeit, schärfere Strafbestimmungen gegen unberechtigtes Fischen zu verlangen, gewiß nicht verkennen. Es sei aber auch nothwendig, dafür zu wirken, daß den Fischern gestattet werde, ihre Fanggeräthe nach Bedürfniß zu verbessern, ohne irgendwie hieran gesetzlich behindert zu sein. Die Fischer seien mit den gegenwärtigen Faͤnggeräthen nicht im Stande, in genügender Zahl Fische zu fangen. Vielfach gehen die Fische in das Meer hinaus und werden alsdann die Beute der Fischer anderer Nationen. Alle Berufe seien bestrebt, ihre Werkʒeuge möglichst zu ver⸗ bessern, den Fischern seien jedoch in dieser Beziehung gesetzliche Schranken gezogen. Dlefe und noch verschiedene andere Mißstände im Fischerei⸗ gewerbe machen die Begründung des Vereins nothwendig. Er ersuche: die Begründung des Vereins möglichst einstimmig zu beschließen. (Lebhafter Beifall) — Fischereipächter Holschen (Brandenburg a. S.):
r wolle nur noch darauf aufmerksam machen, daß die Industrie und Landwirthschaft vielfach auf Kosten des Fischereigewerbes begünstigt werden. Es werden bekanntlich vielfach Laichstellen durch die Ab⸗ wässer aus den Zuckerfabriken, durch Stromzuschüttung ꝛc. aufs Empfind⸗ lichste geschädigt Auch in dieser Beziehung müsse Abhülfe geschaffen werden. Nach kurzer Vebatte wurde einstimmig die Begründung des Vereins beschlossen. Laut §. 1 des chenfalls einstimmig angenommenen Sta⸗ tuts führt der Verein den Namen: „Verein der Berufsfischer des Königreichs Preußen.“, er besteht nur aus Berufsfischern, d. h. aus Leuten, welche die i n als Erwerbequelle praktisch ausüben, oder dies Handwerk früher ausgeübt haben und im Königreich Preußen wohnbaft sind. Laut §. 2 bezweckt der Verein die Hebung der Fischerei im Allgemeinen und macht es sich zur Aufgabe, als Central punkt für sämmtliche Vereine von Berufefischern zu dienen, die ein schlägige Thätigkeit der staatlichen Behörde bei Gesetzes« erlassen auf dem Fischereigebiet, einschließlich der Strom bauten in freier Vereinsthätigkeit sachkundiger Weise durch Hinzuziehung von Berxufsfischern zu unterstützen und die gesetzliche Ablösung der Fischerei⸗ Berechtigung zur Tischesnothdurft in geschlossenen und auf öffentlichen Gewässern rentenpflichtig herbei⸗ zufuͤhren; er bezweckt endlich gegenseitige Belehrung über künstliche Fischzucht und Teichwirthschaft, sowie über Herstellung und Anwen— dung praktischer Fanggeräthe und der Wege, welche einzuschlagen sind, um Fischerei ⸗Konkrapentionen möglichst wirksam entgegenzutreten.?.— Der Sitz des Vereins ist Berlin. Es wurden alsdann gewählt: ischereipächter Paul Kraatz (Stralsund) zum ersten, Fischereipächter olschen (Brgndenburg g. H) Pächter August Kraatz (Berlin) zum Kassirer und außerdem 12 Bei⸗ sitzer aus den verschiedensten Fischereibezirken.
mehreren Grund stücken, so ist, rach einem Urtheil des Reichs— gerichtg, V. Civilsenats, vom 18. Februar 1891, der Gefammt⸗
stehe, wie viele Familien durch das Laster der Trunksucht an den
zum zweiten Vorsitzenden, Fischerei⸗
ö Kohlenförderung. er „Köln. Ztg. zufolge betrug die Koblenförderung des Ober- Bergamtsbezirks Dortmund im ersten Gern gn . 8917356 t, gegen den gleichen Zeitraum im vorigen Jahre um 114772 t weniger der Bestand am Schluß des Quartals isf um 26 250 t mehr. Die Arbeiterzahl beträgt 154 647 gegen 1274 416 im vorigen Jahre.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Aus stands bewegung im Ruhrkohlengebiet ver— breitet sich allmählich und langsam über immer weitere Gebiete und Zechen, aber man darf nach den letzten Nachrichten doch hoffen, daß es zu einem allgemeinen Ausstand nicht kommen werde., Die gestrige allgemeine Delegirtenversammlung der Berg⸗ leute zu Bochum hat zwar einen dem Frieden nicht günstigen Verlauf genommen; es stehen aber dieser Thatsache andere erfreulichere Kundgebungen aus Arbeiterkreisen gegenüber, und die bis jetzt vorliegenden Meldungen vom heutigen Tage sind geeignet, die Besorgnisse wenigstens einigermaßen zu zerstreuen. Wir ergänzen die früheren thatsächlichen Mittheilungen wieder durch folgende vom General. Sekretariat des bergbaulicken Vereins der Rh. ⸗Westf. Ztg. mitgetheilte Tabelle, welche den Stand des Strikes am Freitag. Vormittag nachweist:
Unter Tage Ueber Tage
Name der Zeche ange⸗ ange⸗
fahren fahren
Lfde. Nr.
Centrum. Karolinenglück
Bonifacius
Maria Anna u. Steinbank . Eintracht Tiefbau 14. . . Fröhliche Morgensonne Hasenwinkel ... Friedlicher Nachbar. Holland, Schacht III.. Vollmond... Baaker Mulde.... D 110
JJ ,, . 271
General u. Erbstollen ... 0 1336 6935 27333 T5 Die Belegschaften der im Stadtkreise Essen belegenen Zechen sind am Sonnabend noch zur Morgenschicht angefahren. Von den Zechen des Landkreises Essen sind am Sonnabend vom Strike ergriffen Schacht Wilhelm“ von Zeche Königin Elisa⸗ beth n, wo von 321 nur 290 Mann unter Tage angefahren sind. Ueber Tage arbeitete dort noch Alles; ebenso auf Schacht. Fo ach im.. Auf Schacht Christian Lewin“ von „König Wilhelm“ wird eben“ falls gestrikt. Es sind von ca. 446 Mann der Morgen⸗ schicht nur 113 unter Tage angefahren. Im bisherigen Strike⸗ gebiet des Wattenscheider und Bochumer Reviers war die Lage folgende: Auf ‚Bonifacius“ bei Kray arbeiteten von 573 nur 239 in der Grube, über Tage nur einige weniger als gestern. Auf „Eintracht Tiefbau“ bei Steele fuhren an auf Schacht 1 110, auf Schacht 1 58; auf Zeche . Eiberg“ von 383 Mann J45. Auf Zeche Hannover Schacht 11 bei Bochum arbestete einige Mann weniger als gestern, die Belegfchaft von Schacht 1 arbeiteten ruhig weiter. Von Zeche Bgaker Mulde bei Dahlhaufen strikte der rößte Theil der Belegschaft. Auf den drei Schächten von Zeche Holland“ ei Wattenscheid sind im Ganzen 239 Mann angefahren. Ueber Tage arbeiten dort 179 von 188 Mann. Auf Zeche ver. Engelsburg? fuhren 53 Leute an. Ueber Tage arbeitet Älles. Auf Zeche Carolinenglück! bei Bochum find 58 unter und 45 Mann über Tage angefahren. Auf Zeche Centrum“ bei Wattenscheid sind Sonnabend fruͤh angefahren von 774 Mann unter Tage nur 63, über Tage von 454 nur 360. Es striken also 711 unter Tage und 94 über Tage. Auf Zeche Friedlicher Nachbar bei Dahl hausen sind Mor⸗ gens 20 Mann unter und 56 über Tage in Arbeit. Auf Zeche „ Fröh⸗ liche Morgensonne“ sind 30 unter und 66 Über Tage angefahren. Auf ‚Bruchstraße“ sind Morgens von 287 nur 56 angefahren. Auf »Dannenbagum“ sind auf Schacht J. 15 Mann nicht ange⸗ fahren; auf Schacht II. sowie auf Schacht III. und IV. (Friederifa) und Schacht V., (Prinz Regent) ist Alles vollzählig in Arbeit. Auf Zeche vereinigte Marianne und Steinbank“ sind von 476 nur 40 Mann unter Tage angefahren. Auf Zeche ver. General und Erbstollen“ bei Weitmar zwischen Bochum und Dahlhausen, der Dortmunder Bergbaugesellschaft ist Morgens Niemand angefahren. Am Sanabend Nachmittag war nach demfelben Blatte die Lage wie folgt: Auf Zeche Bonifazius“ sind von z51 Mann nur 5 unter und 58 von 60 Mann über Tage angefahren. Schacht J von Zeche „Hannover“ arbeitete vollzählig, auf Schacht 1j sind Wittags von 187 nur 7 Mann angefahren. Auf „Holland“ Schacht J und IL sind im Ganzen 45 unter und 12 über Tage angesahren. Auf Schacht UI unter Tage Nie— mand, über Tage 6. Auf Baaker Mulde“ war ss wie am Freitag. Auf Hasenwinkel ist Niemand angefahren. Auf Sieb enplaneten“ sind von 175 Mann nur h angefahren. Auf »Karolinenglück‘ sind Nachmittags angefahren 8 von 150. Auf „Dann enbaum- 1 und if, „ Frlederika“ III und 1 und Schacht V (Prinzregent) ist Nachmittags Alles an— gefahren. Auf Zeche „Friedlicher Rachbarn“ sind von nur, 7 angefahren. Zeche Fröhliche Morgenfonne“, Zeche Cin tracht Tlesb an* und Zeche Eid erg* haken borläͤueg nur Mor gen cih. Auf Vollmond“ ist Nachmittags Riemand angefahren, Auf Zeche Ver. Narianna - und „Stein bank sind, nur einige angefahren. Auf Ver General? und „ Erb⸗ stollen.- ist Niemand angefahren. Auf Schacht ‚Christian Lewin“ vom Essener Bergwerksverein König Wilhelm“ sind Nach— mittags von 410 Mann nur 16 angefahren. Ueber Tage sind von dsl Mann 23 angefahren. Auf Schacht „Wilhelm m' der Zeche Königin Elifabeth' bei Essen find von 148 Mann 108 unter Tage angefahren, auf Schacht Joachim ist Alles an der Arbeit. Auf Zeche „Helene Nachtigall bei Witten find Sonn⸗ abend, Morgen von 250 Mann nur' 5g unter Tage und 7 Rann von 121 über Tage angefahren; Rachmittags sind von 135 Mann nur 14 unter Tage angefahren. Auf Zeche! Centrum bei Wattenscheid sind Sonnabend Nachmittag von 410 Mann nur 31 unter und von d Mann nur 41 über Tage angefahren; es striken n ,,, ir nnch, ö. Meldung des W. T. B.“ za er Ausstä le. le be . ö oständigen am Sonnabend Nach In der gestrigen elegirtenversammlung der Berg— leute des niederrheinisch-west fättfchen , , r. in Bochum, in welcher 166 Schächte durch 274 Velegirte, darunter auch solche aus dem Saarbrückener und Wurm“ Revier, vertreten waren, wurde, wie die Rhein.! Westf. Ztg.“ meldet, beschlofsen, daß heute (Nontasß) die Arbeit Ankh wäe der aufgeng mm en werden soll. Vieh Frage des Vorsftzenden Bauer, ob die Delegirten gewisst sesen, daß mörgin wiede gearbeitet werde, wurde einstimmig mit „Nein“ beantworte Die Versammlung wählte soxann eine aus 21 Mitgliedern bestehende Lohnkommission, welche mit dem Vorstand des bergbaulichen Vereins über die nerkennung der Bochumer Forderungen, be⸗ treffend, die CGinführung der achtständ! gen Schicht ein⸗
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die internationale ¶ Vereinigung l Wolsf sches Telegramm vom heutigen Tage meldet, find von 26 Zechen im Stadt‘ und? Landkreis Efsen heut. rũ nur die Belegschaften von sieben theilweife aus⸗ ständig, nämlich Schacht. Wolftbank ' und Schacht Lewin“ vom ssener Bergwerkverein, wo im Ganjen nur 368 Mann von circa 800 unter Tage Ingefahren sind, Schacht Wilhelm“ von Zeche Königin Elisabethé, wo nur 96 unter Tage angefahren sind, während auf dem anderen Schachte der Zeche Alles arbeitet, ferner Zeche Ver. Hagenbeck‘ bei Allendorf, wo von 700 nur 209 Mann angefahren sind, Zechen Heisinger Tiefbau“ bei Kupferdach, Je hann bei Steele und. Bonifacius! bei Kray. Die Rheinisch⸗ Westfälische Zeitung“ bringt diese Thatsache mit den Befchlüssen in einer gestrigen Versammlung des Verbandes Glückauf“ in Verbindung. Ueber den Verlauf dieser Versammlung wird telegraphisch berichter: Der Centralvorstand des katholifchen Verbanbes für den Ober⸗ Bergamtsbezirk Dortmund, G flü ckauf', faßte der Rh. W. Ztg.“ zufolge nach mehr als dreistündiger Sitzung, welcher der Reichsktags« Abgeordnete Stößel und Redacteur Lensing beiwohnten, nachfolgenden Beschluß; Wir erklären uns gegen einen Strike und fordern dem— gemäß alle christlichen Bergleut des rheinisch⸗westfälischen Kohlen⸗ reviers auf, die Arbeit nicht niederzulegen. Nach wie vor stehen wir auf dem Standpunkt, welchen wir in der im Oktober vorigen Jahres an den Minister von Berlepsch gerichteten Dentfchrift niedergelegt haben. Wir glauben, daß unsere Forderungen berechtigt sind und durchgeführt werden können und müssen. Wir wissen auch, daß die heutige Bewegung hervorgerufen ist durch das nicht zu billigende Vorgehen der Zechenverwaltung Eintracht Tiefbau‘ und daß sie geschuͤrt ist durch sozialdem o⸗ kratische Agitatoren, obschon das Organ des alten Verbandes jetzt von einem Strike abräth, um Andere ins Feuer zu schicken. Wir bitten die Regierung dringend, bei der bevorstehenden Reform des Berggesetzes die berechtigten Wunsche der Berg⸗ leute durchzuführen. Endlich fordern wir alle christlich patriotischen Bergleute auf, dem Verbande „Glückauf“, der keine konfessionellen und Parteizwecke verfolgt, beizutreten und gegen die sozialdemokratischen Elemente in der Bergarbeiterbewegung mit aller Energie Front zu machen. — Dagzselbe Blatt veröffentlicht einen Protest des evangelischen Arbeitervereins in Witten gegen den neuesten Versuch, durch einen Bergarbeiter-Ausffand die ganze Industrie und das nationale Erwerbsleben zu schädigen. Der Vorstand des Vereins für die bergbaulichen Inter⸗ ess en im Ober. Bergamtsbezirk Dortmund hat ein von der Rh. W. Stg.“ mitgetheiltes zweites Rundschreiben an die Vereinszechen versandt, welches aus dem Statut des Allgemeinen Knapp⸗ schafts vereins zu Bochum vom 1. Juli 1890 die über den Verlust der Mitaliedschaft bandelnden S§. 24 und 25 anfuͤhrt und dann fortfährt: Es ergiebt sich aus vorstehenden Bestimmungen, daß die Mitglieder IJ Klasse (unständige Mitglieder) durch eine unter Kontraktbruch vollzogene Arbeitseinstellung, der Mitgliedschaft zur Knappschaft und sämmtlicher daraus Hergefeiteten Rechte, wie der' in die Knappschaftskasse gezahlten Beiträge, ohne Weiteres und für immer verlustig gehen. — Im Hinblick auf den mit Kontrakt⸗ bruch begonnenen Strike auf einer Reihe von Vereinszechen beschloß Ihr Vorstand, den verehrlichen Vereinszechen zu empfehlen: die Namen derjenigen strikenden Bergarbeiter, welche der III. Klasse der Knappschaft angehören und binnen der ihnen von der Werks berwaltung zur. Wiederaufnahme der Arbeit gestellten Frist die Arbeit nicht wieder aufgenommen haben,” sofort nach Ablauf dieser Frist dem Vorstande des Allgemeinen Rnappschaftspereins zu Bochum aufzugeben mit dem Ersuchen, gemaͤß S5. 24 und 25 der Statuten das Weitere zu veranlassen, insbesondere somit die gusständigen Bergarbeiter III. Klasse aus den Listen der Knappschaft zu streichen und fie dadurch der Vortheiie ihrer bis— herigen Beitragsjahre (68. 65 und S4 des Statuts, wonach Mitglieder III. Klasse nach fünfjehn Arbeitsjahren bei Arbeits unfähigkeit zum Invalidengeld berechligt sind) für verlustig zu erklären. ö Der Vor stand beschloß ferner, den Vereinszechen zu empfehlen: diejenigen strikenden Bergarbeiter, welche der JfJ. Klasse der Knappschast angehören und die Arbeit binnen der ihnen gestellten Frist nicht aufgenommen haben, zur Beförderung' in die II. Klasse nicht vorzuschlagen bezw. einen diesbezüglichen Vorschlag, Falls derselbe bereits gestellt ist, als gegenstandslos zurückzuziehen, da. die betreffenden Bergarbeiter der Knapp⸗ schaft überhaupt nicht mehr angehören. Sollte die Wiederannahme
geschlossen — Wie ein
jetzt entlassener Bergarbeiter III. Klaffe später in Frage kommen, so hat dieselbe nur nach Beibringung eines neuen C star fene mn, ö erfolgen. — Bezüglich der gegen die strikenden Knappschastsmit. glieder J, und II. Klasse zu treffenden Maßregeln werden wir Ihnen demnãchst unsere Beschlüsfe zur Kenntniß unterbreiten.“
Aus Duisburg theilt W. T. B. folgende Meldung der Köln. Ztg.“ mit: Hiesige größere Werke beschlossen, bei eintretendem Kohlenmangel den Betrieb einzustellen; die Rheinischen Stahlwerke zu Metderich haben ihre Arbeiter theilweise vor= läufig entlassen; der Phönix zu Laar beabsichtigt, ein Gleiches zu thun. Der Bochum er Verein hat in Folge des Ausstandes seiner Zechen sein Schienenwerk still gelegt, lohnt die Arbeiter aber 3 4
Wie der „Köln Ztg.“ aus Gelsenkirchen telegraphirt wird, hat die deutsche Delegation des internationalen Berg⸗ arbeiter kongresses zu Paris an den Bergbaulichen Ver ein folgendes Schreiben gesandt: In Betracht des weitgehenden Ein— flusses, den der Verein für bergbauliche Interessen nachweislich auf die rheinisch ⸗ westfälischen Bergwerksbesißer ausübt, unterbreiten wir demselben Folgendes: Der Verein für bergbauliche In— teressen wolle gefälligst seinen ganzen Einfluß dahin gel tend machen, die Zechenverwaltungen, Kohlenverkaufe bureaus und Kohlensyndikate zu veranlassen, bei einem etwa auß— brechenden Ausstand der belgischen Grubenarbeiter keine Kohlen nach dem ausständischen Gebiete (Belgien) zu verschicken. Der auf dem internationalen Bergarbeiterkongreß zu Paris an⸗ genommene Antrag der belgischen Delegation verpflichtet uns zur Stellung des borgenannten. Wir richten solches daher im Namen der Menschlichkeit und Solidarität an den einfluß—⸗ reichen Verein und machen ihn bezw. die Grubenverwaltungen auf die etwaigen traurigen Folgen einer Nichtbeachtung vorher aufmerksam! Im Anschluß hieran wiederholen wir nochmals die bereits im Monat März gestellten, aber bis heute ohne jedes Resultat gebliebenen For⸗ derungen der deutschen Bergleute. Auch hierbei ersuchen wir (unter Beifügung eines gedruckten Exemplars der Forderungen) den Verein um seine gefällige Vermittelung. Ergebenst die deutschen Kongreß⸗ Mitglieder (Folgen die Unterschriften.)
Aus Mannheim liegt folgendes Telegramm des . W. T. B. vor: Die für Sonntag, den 3. Mai, als Kundgebung für die Ein führung der achtstündigern Arbeitszeit geplanten Umzuͤge der Sozia—⸗ listen sind im Großherzogthum Baden verboten worden
Wie aus Pest telegraphisch berichtet wird, verbot in Folge der Ankündigung, daß ein Theil der Arbeiter am 1. Mai einen ge⸗ meinsamen Umzug und eine allgemeine Versammlung beabsichtige, der Ober⸗Stadthauptmann auf Grund einen allgemeinen Verordnung der Reglerung Arbeiterumzüge, Kund⸗ gebungen und Versammlungen. Die Verordnung des Ober- Stadthauptmanns fügt hinzu, daß die bekannten Arbeiterführer für jede Agitation gegen das Verbot sowie für jeden Versuch, der ein gewaltsames Einschreiten nöthig macht, zur Verantwortung ge⸗ zogen würden. — Die a und die Inhaber größerer Druckereien haben beschloffen, ihren Arbeitern die Einstellung der Arbeit am 1. Mat nicht zu gestatten und die Zu⸗ widerhandelnden als unrechtmaͤßig ausgetreten zu betrachten.
Einer Londoner Depesche des . W. T. B. zufolge wird aus Pitts burg gemeldet, der dortigen Polizei sei eine Mittheilung zugegangen, daß ein Komplot gegen das Leben des Be tzersz der Cokesfabriken, Frick, geplant werde. Mehrere ungarische Einge⸗
Aus Paris berichtet ein Wolff'sches Telegramm: Der Kon der Eisenbahnbediensteten lehnte nahezu einstimmig 6. Antrag, den 1. Mai zu feiern, ab.
In Lille wurde in einer von 4000 Personen besuchten Soztalistenversamm lung eine Tagesordnung angenommen, durch welche die Mitglieder der verschiedenen Vertretunge körper auf⸗ gefordert werden, sich zum Empfang von Delegirken auf der Präfektur einzufinden.
Aus Bordeaux wird telegraphirt: Das Sozialistencomits ladet in einem Manifest saͤmmtliche Einwohner ein, die De le⸗ fit am 1. Mai in ihren Schritten bei den Behörden zu unter⸗
ützen.
Nach einem Telegramm aus Arras hat der Sekretär des Grubenarbeiterverbandes von Pas de Calais Lamedun ein Rundschreihen an die Delegirten der Syndikate gesandt, in welchem die Grubenarbeiter aufgefordert werden, bei der Kund⸗ gebung am 1. Mai den friedlichen Charakter derselben zu be⸗ wahren. Am darauf folgenden Tage müßten Alle! die Arbeit wieder aufnehmen; sie dürften den Agents-provocateurs kein Gehör schenken, die versuchen würden, sie zur Arbeitzeinstellung oder zu Ge⸗ waltthätigkeiten aufzureizen — Aus Ungers wird gemeldet, aß der Strike der Schieferarbeiter in Trölazs * beendet ist.— Nach telegraphischer Mittheilung aus Mezieres gewinnt die Strikebewegung im Thale der Maas und ' in den Ardennen an Ausdehnung. Der Strike der Weber in Sedan, sowie in verschiedenen anderen Drtschaften scheint einen bedrohlichen Charakter anzunehmen.
Wie der römischen ‚Tribuna“ aus Neapel gemeldet wird, wurden gestern und heute dort 22 Verhaftungen wegen Auf reizung zu Ruhestörungen am 1. Mai vorgenom- men. Zahlreiche Aufrufe revolutionären Inhalfß an die Sol— daten wurden mit Beschlag belegt. — Die Schriftsetzer baben beschlossen, am 1. Mai nicht zu arbeiten. — Nach . Meldung der Tribuna“ aus Turin lasse Alles darauf schließen, daß der 1. Mai ohne Ru hestörungen vorübergehen werde.
ck. Zur württem bergischen Strafrechtspflege im ;. Jahre 1888. 3
Im Königreich Württemberg bestehen 64 Amtsgerichte, 8 Land⸗ gerichte und 1 Ober - Landesgericht; auf 1 Amtsgericht kommen im Durchschnitt 31 175 und, auf 1 Landgericht 249 598 Gerichtseinge⸗ sessene. Ende 1888 bezifferte sich nach dem Jabrgange 1889 des Stati ist ischen Jahrbuch für das Königreich Württem berg“ die Zahl der Richter auf 265, die Zahl der bei den Gerichten zugelassenen Nechts anwälte auf 61; auf je 100 000 Gerichtseingeseffene entfielen 153, Richter und 8, Rechtsanwälte. Rotariate bestehen 165, nämlich 70 Gerichts und 93 Amtsnotariate.
Durch Urtheile (nicht Strasbefehle) der Amtsgerichte und Schöõffengerichte wurden von den 14148 Angeklagten 11 1659 oder 78S, S7 ς. verurtheilt und 2989 oder 21, 13 6 freigesprochen. Die Schwurgerichte verurtheilten von 348 Angeklagten 277 der 78, 16 υG. die Straflammern in erster Instanz von 38,32 Angeklagten 3457 oder S8, 91 G o, dagegen wurden von den ersteren 76 oder 21,84 , und von den letzteren 425 oder 11,09 og freigesprochen. Berufungen in Straf⸗ sachen waren bei den Landgerichten 1II635 anhängig, von welchen 1076 beendigt wurden und 8) unersedigt blieben. Sestens des Ober-Landes' ö . 5 ,, 32 . in der Revisionsinstanz,
uf Aufhebung des vorinstanzlichen Urthei , , n, 6. . . k „Unter den wegen Verbrechen und Vergeben gegen Reichsgesetze 12757 verurtheilten Personen, hinsichtlich derer im ahne 18388 6 haupt gerichtliche Entscheidungen rechtskräftig wurden, befanden sich dem Geschlecht nach 84.19. 9, männliche und 16,81 Yo weibliche, dem Alter nach 8 97 Mo noch nicht achtzehnjährige und 5j, 03 bo achtzehn⸗ . nr gen ,, nach 67, 15 0υG evangelische, o katholische, 0, o son ristliche, 0, 5h o jüdi ö GJ . w uf O. über zwölf Jahre alte (strafmündige) Einwohne kamen von dem im Jahre 1888 wegen folgender , und ir gehen Verurtheilten in Württemberg bejw. im Deutschen Reich: wegen Gewalt und Drohungen gegen Beamte 3,8 bezw. 3.7, wegen Hausfriedensbruchs 1,6 bezw. 4,5, wegen Verletzung der Wehrpflicht t; beöw 6.5, wegen Meineides 0, 23 bezw. G 24, wegen Unzucht Nothzucht j,s1 bezw. O93, wegen Beleidigung 14,2 bezw. 129, wegen Mordes und Todischlags 0, 12 bezw. O, 6, wegen einfacher Körperverletzung 2,1 bezw. 5,5, wegen gefährlicher Körper ⸗ verletzung 13,7 bezw. 16,6, wegen Nöthigung und Bedrohung 2,5 bezw. 1,9, wegen Diebstahls 20,z bezw. S5, 4. wegen Unter⸗ schlagung 3.3 bezw. 44, wegen Raubes und räuberischer Erpressung 9,17 bezw. O 12, wegen Hehlerei 1,35 bejw. 2,1, wegen Betrugs 6,1 bezw. 4.5, wegen Urkundenfälschung 1,16 bezw. o, gz, wegen Sach⸗ beschädigung 23 bezw. 3, und wegen Brandstiftung G26 bezw. H, 15. Die Verurtheilungen wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze erreichten in dem Jahrsiebent 1837 —= 18588 den höchsten ö 6 [24 im Jahre 1884, den niedrigsten mit 12 757 im re .
ck Die Fläche der Acker und Gartenländereien, d Wiesen, Weiden und Weinberge in Württ . Erntejahres 1888. Hö
Nach dem Jahrgang 1889 des Statistischen Jahrb für das Königreich Württem berg“ . 8 der Acker- und Gartenlaͤndereien im Königreich Württemberg im Ernteiahr 1888 579 364,1 ha, während die Wiesen 288 707,7 ha, die Weiden 62 050, ha und die Weinberge (im Ertrag) 18 299, 1 ha umfaßten. Von der Fläche der Acker- und Gartenländereien waren 39,88 υO, mit Getreide (Weizen, Dinkel, Emer, Einkorn Roggen, Gerste, Hafer, Menggetreide und sonstiger Misch⸗ frucht), 2.30 o mit Hälsenfrüchten (Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken Lupinen, Buchweizen, Hirse und Mais), 13, 88 6g mit Hackfrũchten und. Gemüse, 2, 5s3 o mit Handelsgewächsen (Ravs und Rübsen Mohn, Leindotter, Senf, Flachs, Hanf, Taback, Hopfen, Cichorie, Weberkarden, Runkelrübensamen, Korbweiden 2c. und 13,24 S mit Futterpflanzen bestellt. Mithin waren im Ganzen von der Fläche der Ager. und Gartenländereien gl, 33 o mit Feldfrüchten bestellt; die i se, ß 9 i , h nir 6s , en Haasgärten' und gartenmäßig angebautes Feld, mit 1,110 erwei ĩ ö . . o auf Ackerweide und mit Die Wiesen na men eine Fläche von 288 707,ů7 ha ein, vo 13,64 9 oder zwischen einem Siebentel oder einem Achtel nr und 86.36 „ zweischnittige waren. Gegen 1887 hatte die Wiesen⸗ fläche um 10322 ha iugenammen. Die Zunahme erstreckte sich jedoch lediglich auf die zweischnittigen und zwar um 2033,4 ha, indessen die einschnittigen eine Verminderung von 1001.3 ha aufwiesen. . Die Weiden umfaßten 62 050,7 ha, von welchen 30,68 0½ oder ein Wenig über drei Zehntel reiche, d. h. solche, welche im Durch⸗ schnitt der Jahre 15 und mehr Voppel-Cir. Heu Weldewerth oder mindestens eine Kuhweide auf den Hektar ergeben, und 69, 32 00 oder fast sieben Zehntel geringere waren. Gegen 1887 zeigte die Weiden flãche eine Verringerung von 299, ha. Es hatte sich jedoch nur die ö. . 3 6 vermindert, und zwar um 2165.9 ba rend diejenige der geringeren eine Zu in die ö ö. r 9 Zunahme von 18665,7 ha in die ie Weinberge (im Ertrag) nahmen 18 299,4 ha ein m Ver⸗ gleich mit dem vorhergehenden Jahre d di e ĩ um die Kleinigkeit von 6,7 ha , rtr ,
. Kunst und Wissenschaft. Für die Eröffnungsfeier der Internationalen
schließlich der Cin! und Ausfahrt und betreffend bi ö erhandeln soll. Die Verhandlungen , . ku g
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wanderte hätten sich nach Pittsburg begeben, um dat Attentat aug zuführen.
Kunst-Ausstellung am J. Mai, Mittags 12 Uhr ist folgendes Programm festgeslellt worden: ; 3