1891 / 101 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Apr 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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Läufen öfter über das dreigestrichene O hinaus. Der virtuosen Aus— bildung ihres Gesanges entsprechend war ibr Programm ge⸗ wählt, welches eine Arie aus Semiramis“ von Rossini, eine Arie aus Mignon“ von Thomas und eine dritte aus Bellini's AL Puritani' enthielt. In zwei Liedern von Schubert und von Glaesz trat außerdem eine gewisse Begabung für tiefer empfindende Ausdrucksweise hervor, welche jedoch bei dem Mangel an Stimm⸗ mitteln nur wenig zur Geltung kam. Unterstützt wurde das Concert durch den hier bereits bekannten Pianisten Hrn. Martin Fuß, welcher mehrere Kompositionen von Schumann, Mogikowzki, Nikolaus Rubinstein, Brassin und Paganini⸗Lost vortrug und in seinem Spiel eine sehr große technische Fertigkeit und feurig belebte Ausdrucks weise erkennen ließ. Das nicht sehr zahlreich erschienene Publikum spendete beiden Vortragenden reichlichen Beifall. Die Klavierbegleitung befand fich wiederum in den geschickten Händen des Hrn. O. Bake. Philharmonie. J.

In dem gestrigen „Abschieds Concert“, in welchem das Orchester außer beliebten Werken von Weber und Wagner die grohe Sinfonie von Beethoven (Nr. 5) mit gewohnter Meisterschaft ausfübrte, trug auch der Concertmeister Hr. Bleuer das Mendelssohn'sche Violin. concert unter großem Beifall des zahlreich erschienenen Publikums vor. Ihm sowohl wie Hrn. Koges wurden die glänzendsien Owa— tionen dargebracht. Nachfolger Kogel's wird Hr. Kapellmeister Her⸗ furth aus Lausanne.

Margarethe Tondeur, die mit Beginn der neuen Spielzeit in den Verband des Königlichen Schauspielhauses übertritt, verabfchiedet sich morgen vom Zerliner Theater in der Rolle der Frau von Wildenheim in Moser'z Lustspiel Der Veilchenfresser..

Im Lessing-Theater wird Friedrich Haase am Sonn. abend und Sonntag dem Lustspiel Der Königslieutenant“ auf vielfachen Wunsch noch Eine Partie Piquet“ folgen lassen.

Im Wallner ⸗Theater treten von morgen ab die Sommer preise in Kraft: Parguet 3 M und 2 , II. Rang 1,50 0 und 1 4

Die Sommersaison des Belle ⸗Alliance⸗Theaters in dem neu geschmückten und durch 0 000 Flammen glänzend beleuchteten Garten nimmt morgen ihren Anfang. Täglich finden von jetzt ab große Militär ⸗Doppel⸗Concerte und das Auftreten von Vokal- und

Instrumental⸗Spezialitäten ftatt. Der Eintrittspreis für Garten

und Theater beträgt nur 1 „. . Die morgige 75. Aufführung der Repertoireposse des Adolph GErnst- Theaters Adam und Eva“ findet zum Benefiz für

Hrn. Gustav Görß ftatt.

Mannigfaltiges.

Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin stebende Verein der Berliner Volksküchen, welcher am 3. Juni d. J. sein 25 jähriges Besteben feiert, hielt geftern Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine Jahresversammlung ab. Der Verein kann nach dem Geschäftsbericht auf eine recht erfreuliche Ent⸗ wickelung seiner Anstalten blicken, da im letzten Jahre der bis her höchste Konsum erreicht ist, nämlich 21877603 Mittagsportionen, 424 578 Abendportionen und 112138 Portionen in den Frauenküchen, zusammen also 2 724 419 Portionen. Verbraucht wurden u. A. 540 Ctr. Rindfleisch, 81 Ctr. Poökelfleisch, 340 Ctr. Schweinefleisch, 32 Ctr, ge⸗ hacktes Fleisch und Bratwurst, 74 Ctr. Speck. 55 44 Paar Würstchen, 1112 Pid. Hammel und Kalbfleisch, 493 Pfd. Leber, 3400 Pfd. See⸗ sische, 134 Tonnen Heringe, 295 Ctr. Fett, z24 Ctr. Mehl, 13446 Ctr, Kartoffeln, 35 Ctr. weiße Bohnen, 1588 Ctr. gelbe Erbsen, 554 Ctr. grüne Erbsen, 317 Ctr. Reis, 109 Ctr. Nudeln, 3914 Pfd. gedörrte Gemüse, 477 Ctr. Roth und Weißkobl, 175 Ctr. Wirsingkobl, 384 Schock Kohlrabi, 320 Ctr. Kohlrüben, 363 Ctr. Mohrruͤben, 590 Ctr., Sauerkohl, og4 Scheffel Spinat und Grünkohl, 142 Ctr. Zwiebeln, 100 Ctr. Backobst, 233 Anker Essig, z3l0 Sac Salz, 150 Ctr. Zucker und 393 Ctr. Kaffee. Vereinnahmt wurden für die Speisen 362 151 , außerdem 2240 M für Küchenabgänge. Verausgabt wurden für, die Zubereitung der Speisen 246 338i H, die Unkosten der 16 Küchen beliefen sich auf 81460 Æ Bauliche Einrichtungen und Abschreibungen beanspruchten 9349 M und die Generalunkosten des Vereins beliefen sich auf 10 0500 46 Insgesammt balanciren Einnahmen und Ausgaben mit 364 511 * und der Gewinn aus dem Betrieb der Küchen belief sich auf 6775 6 Der Verein verfũgt z. 3. über ein Vermögen von 85 280 MS; der Pensionsfonds besitzt

Wetterbericht vom 30. April, Morgens 8 Uhr.

siug

40R.

Stationen.

Bar. auf 06r. u. d. Meeressp red. in Millim. Temperatur in oO Cel

Mullaghmore 749

berdeen. 747 Christiansund 746 Kopenhagen. 748 Stockholm. 749 Haparanda . 743 St. Petersb. 751 Moskau . .. 7561

Cork Queenz⸗

Anfang 7 Uhr.

2 - 0 Oc 506

Regen 2Regen 2 woltenles

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750 3 Regen 758 5 bedeckt 63 1 Regen 749 4 bedeckt) 753 4 Regen ; 7654 4 Regen Neufahrwasser 757 bedeckt) Memel... 756 3 heiter ei,, . ünster.,. . 755 Karlsruhe. 762 Wies baden. 760

Excellenz.

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760 Vorstellung. 757 77 Uhr

1 Breslau.. 761

765 764 still wol kig

Sonnabend:

) Nachts Regen. ) Thau.

Uebersicht der Witterung.

Ein ziemlich tiefes Minimum, von Kesten kom · Piquet. mend, liegt äber Südjütland, an der westdeutschen Küste auffrischende südliche bis westliche Winde mit Regenwetter bervorrufend; ein neues Minimum

scheint nordwestlich von Schottland heranzunahen. Des Teufels Weib. einem Vorspiel von Meil

Im deutschen Binnenlande ift bei meist schwacher 3 Akten und

Temperatur den Durchschnittswerth vielfach über⸗

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. baus 1107. Vorstellung. 2 Akten und 3 Bildern von Paul Tagliont. Musik von P. Hertel. Zum Schluß: W . ö. ö. . . . gestellt von Joseph Bayer. Anfang r. ; ] ;

Schauspielhaus. II3. Vorftellung. Der Biblio. In Scene gesetzt von Julius * thekar. Schwank in 4 Aufzügen von G. von Mofer. Hr. Kapellmeister Federmann. An

Sonnabend: Opernhaus. Widerspänstigen Zähmung. in 4 Akten von Herrmang Götz. Shakespeare's gleichnamigem Lustspiele frei bearbeitet von Joseph Victor Widmann. Anfang 7 Ubr.

Schauspiel haus. 108. Vorstellung. Das gtäthchen von Heilbronn, oder: Die Feuerprobe. Großes bistorisches Ritterschauspiel in 5 Aufzügen von Heinrich von Kleist. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Das Wintermärchen. Sonntag; Krieg im Frieden. Die nächste Aufführung von Fanst 1. Theil Schlesinger. Anfang 77 Ühr

findet am Montag statt. Sonnabend und folg. Tage: Dieselbe Vorstellun g.

6 bei Berliner Theater. Freitag: 34. Abonnements z Der Veilchenfresser.

Sonnabend: Uriel Acosta. B Sonntag, Nachm. 21 Uhr: Schuldig. Abends 755 557 76 Uhr: Der Veilchenfresser.

Tessing - Theater. Freitag: ultimo. Vorletzte“ Gaftspiel von Friedrich 12. Male: Ter Giftmischer. Schwank in 4 Akten! Gest orbe n; Hr. BOberst. tent. 1. B. Rudolf von nach dem Französischen von Fritz Brentano unc

Der Königssient 8i : Ei Daase goͤlientenaut. Hierauf: Eine In Scene gefetzöt vom Dirertoꝝ

Partie Piquet. Sonntag: Letztes Gastspiel von Friedrich Haase. Sternheim. Der Königslientenant. Hierauf: Eine Partie

Wallner · Theater. Freitag: Zum 21. Male:

389 16 , außerdem sind noch Stiftungen im Betrage von 14745 A vorhanden.

Die unter dem Protektorat des Staats Ministers Dr. von Goßler stehende Berliner Spielplatz⸗Gefellschaft“ hielt gestern unter Vorsitz des Prof. Dr. Guttstadt im Burggrafen ihre Generalversammlung ab. Die stets steigende Zahl der Mitalieder beträgt 168. Finanziell arbeitet die Gesellschaft jetzt in der Zeit der Ausgestaltung des Platzes freilich noch mit einem erheblichen Fehlbetrag. Während des Winters ist der Platz als Eisbahn benutzt und allein an Mitglieder sind während der Eis laufsaison 760 Dauerkarten ausgegeben worden. Für diesen Sommer ist eine genaue Platzordnung aufgestellt; ihr zufolge sind die erforderlichen Geräthe und Einrichtungen vorhanden für 25 Lauf- und FJangspiele, 13 Friecht, Hupf⸗ und Sprungspiele, 9 Kampfspiele, 19 Ballspiele und 8 Kugel⸗ Kegel⸗, Scheiben und andere Wurfspiele. Für Be⸗ nutzung der Lawn-⸗-Tennis Plätze, der Krockets sowie der Kegelbahn ist eine kleine Gebühr ju jablen. Außerdem werden Kinder. gartenspiele und Ordnungsübungen veranstaltet. Während de? Sommers will die Gesellschaft auch Spielfeste für Erwachsene veranstalten, und sollen dann unter Umstãnden auch Schießstande u. dgl. errichtet werden. In der Ferienzeit soll die Errichtung von Ferienkolonien für Bemitteltere nach Möglichkeit gefördert werden. Vom Staatg-Minister Dr. von Goßler lag ein Brief vor, in dem er dem Ausschuß den Dank für die bisher entfaltete Thãtigkeit aus sprach und interessante Anregungen zur Wiedereinführung alter Spiele gab, die durch Zeichnungen erläutert waren.

Die Zeichnung Anton von Werner's: Graf Moltke auf dem Todtenbette“ ist jetzt, durch Druck und Photographie ver vielfältigt, im Verlage von Paul Bette in Berlin erschienen. Der verewigte Feldmarschall hat die Hände über der Brust gefaltet, sein Kopf ruht erhöht auf dem Kopfkissen, ein stiller friedlicher Ausdruck liegt auf den von dem Künstler gut getroffenen Gesichtszügen. Die Zeichnung wird Bielen ein werthes Andenken sein.

Bei den jetzt stattfindenden Bgumpflanzungen in der Potsdamer Straße sucht man nach der, Voss. 3.“ durch besondere Vorrichtungen die jungen Bäume vor dem schlimmen Einfluß des den Erdboden durchziehenden Leuchtgases zu schützen. Es wird eine Grube bergestellt von E90 m Breite und 1,20 m Tiefe. Die Sohle der Grube wird mit einer C20 m bohen Lehmschicht bedeckt; auf diese kommt ein unten und oben offener Kasten, dessen Wände aus Faschinen von dichtem Flechtwerk bestehen und ringsum durch starke Lehmlagen von dem übrigen Erdreich getrennt werden. Der innere Raum wird durch guten Boden ausgefuͤllt, der die in Kübeln stehenden jungen Bäumchen aufnimmt. Allerdings soll die Anpflanzung jedes einzelnen Baumes nahe an 40 M kosten, aber Mühe und Kosten werden sich lohnen, wie die Erfahrung an anderen Orten gelehrt hat.

Das Aachener Zeitungs-Mu seum hatte, schon gelegent— lichder Feier des 91. Geburtstages des Grafen Moltke einen Aufruf erlassen, in welchem um Uebersendung der Zeitungen und Zeitschriften mit Artikeln über den Tag gebeten wurde. In Folge dessen waren über 600 Nummern in doppelten Exemplaren eingegangen. Auf die Anfrage des Museums, ob Graf Moltke ein Exemplar der Sammlung annehmen wolle, ging damals ein Schreiben ein, worin der Feldmarscha ll für die freundliche Ab⸗ sicht verbindlichst dankte und zusicherte, er werde die Sammlung, die für seine Familie von Interesse sei, gern entgegennebmen. Leider hat Sraf Moltke die auf seinen ausdrücklichen Wunsch nach Kreisau ge⸗ sandte Sammlung nicht mehr gesehen. Heute, wo die deutschen Lande von Trauer über den Heimgang Moltke's erfüllt sind, ergeht von Neuem die Bitte des Zeitungs Museums an alle Zeitungen und Zeit⸗ schriften, ihm sämmtliche Nummern, die sich in Wort und Bild mit dem großen Todten beschäftigen, zugehen zu lassen, damit zukünftige Forscher auch im Museum die beredten und untrüglichen Zeugnisse sinden, wie sehr das dutsche Volk und die Armee dens in feinen Thaten unsterblichen Helden betrauern. X.

—— P

Lübeck. Wie der . H. C. vernimmt, ist in Lübed ein Fomits ür die Sammlung eines Fonds zu einer Gedenktafel für den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt, General-Feldmarschall Grafen Moltke in der Bildung begriffen und zwar wird beabsichtigt, diese

Erinnerungstafel an dem Hause der Firma Rethwisch u. Borchert anzubringen, woselbst die Eltern Moltke'ß im Jahre 1806 wohnten 2 6 r Verstorbene einige seiner frübesten Lebensjahre zu⸗ gebracht hat.

Brem en, 28 April. Die Bürgerschaft hat in ibrer letzten Sitzung eine Senatsvorlage, betreffend die Einführung des eket⸗ trischen Betriebes auf den Babnstrecken der Bremen. Horner e engel ij chaft, mit erheblicher Mebrbeit genehmigt.

ei Einrichtung der neuen Anlage kommt das System Thomfson= Housten zur Anwendung.

Wien, 29. April. Der Gemeinderath beschloß in seiner heutizen Sitzung, den im Mail hier statifindenden Post⸗ und Tel egraphen-Kongreß im Namen der Stadt festlich zu begrüßen und den hierzu erforderlichen Kredit zu bewilligen.

Bern, 27. April. Am Pilatus (Luzern) rüstet man sich auf den Wiederbeginn der Saison. Sest vierzehn Tagen arbeitet eine Kolonne von vierzig Mann am Schneebruch auf der Bahnlinie; die letzten Tage des März haben auf dem Pilatus gewaltige Schnee⸗ mas ßen gebracht, und mächtige Lawinen, welche von den Hängen des Matthorns niedergingen, haben Alphüätten zerstört, die Tunnels zu⸗ gefüllt und Schneebarrikaden bis zu 10 m Höhe über der Bahnlinie aufgeworfen. Man hofft den Betrieb der Pilatusbahn Mitt? Mai eröffnen zu können. Die auf dem Jou xf ee (Waadt) zur Zeit noch liegende Eisdecke wird auf 450 000 ebm geschaͤtzt. Die Wasserflãche wird voraussichtlich vor Mitte Mai nicht eisfrei werden.

Chattanooga (Tennefsee, 25. April. Heute Vormittag 10 Uhr brach nach einer Meldung des W T. B.‘ ein Feu er auf der Station der Ost⸗Tennessee⸗Virginia und Georgia ˖ Eisenbabn aus, welches das Stationsgebäude, hundert Güterwagen und etwa fünfzehn in der Nähe gelegene Häuser vollftändig zerstõrte. Bei Abgang des Telegrammg war man des Feuers noch nicht voll ständig Kerr geworden. Der Schaden wird bis jetzt auf ungefähr 1 Million Dollars veranschlagt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Ei sen ach, 30. April. (W. T. B. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mit den Groß⸗ herzoglichen und den Erbgroßherzoglichen Herr⸗ schaften kurz vor 11, Uhr hier eingetroffen und von den städtischen Behörden am Bahnhof empfangen worden. Ebendaselbst 3 Ehrendamen Aufstellung genommen, welche Blumensträuße überreichten. In den Straßen bildeten die Schulen, Vereine und Innungen Spalier. Unter Glocken geläute und jubelnden Zurufen der dichtgedränaten Bewöl— kerung fuhren Ihre Majestäten alsdann nach der Wartburg.

Wien, 309. April. (W. T. B.) Zu Ehren der Dele—⸗ girten, welche an den Verhandlungen über den deut sch— osterreichischen Handels vertrag theilgenommen hatten, fand gestern bei dem Minister von Szoegyenyi eine Ab⸗

chied ssoirée statt, zu welcher auch der deutsche Botschafter

Prinz Reuß sowie die Gesandten Bayerns, Sachsens und Württembergs und die Minister, welche den Konferenzen bei⸗ wohnten, geladen waren.

Prag, 30. April. (W. T. B.) Das Wahlcomits des kon servativen Großgrundbesitzes hat eine Versamm— lung sämmtlicher konservativen Großgrundbesitzer Böhmens zur Besprechung der politischen Lage auf den 19. Mai nach Prag einberufen.

Bukarest, 30. April. (W. T. B.) Die letzten Stich⸗ wahlen zur Kammer im zweiten Wahlkörper ergaben zwölf Regierungsfreundliche und fünf Oppositionelle.

ortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Weib.

Opern⸗ Ballet in

Freitag: Militaria.

Sonnabend und folgende Tage: Des Teufels

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Benefiz für Gustav Görß. Zum 75. Male: Adam und Eva. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard

Friedrich Wilhelmstãdtisches Thenter. Jacobson unz Lexpold Glx. Couplets von Jacob son

und Gustav Gärß. Mustk von Adolph Ferron. Im

Dirigent: Musikdirektor Hertel. Freitag: Mit neuer Ausstattung, zun 165. Male: 4. Aft: Der unselige Toupinel. Parodistische

ie Musik zusammen⸗

Sonnabend: Saint Cyr. Komische Oper Täglich: Große Concerte.

Rroll's Theater.

als Gäste.) Anfang 7 Uhr.

Belle Alliance Theater.

Carl Tellheim.

ac und

Bei der gegenwärtigen Wetterlage dürfte für das 5 , J. Rangloge 4 M, J Rang Balkon 3 , Vorstellung 73 Ubr.

nördliche Deutschland Fortdauer der trüben Witterung J. Parguet 3 0, II. Parquei 2 46, If. Randbalcon 1. Reihe 1 Æ 50 9. II. Rangbalcon 2. bis 7 Reibe Abonnements. Billets 2 10 4 sowie Loge 1 , Gallerie 50 3.

mit Regenfall zu erwarten sein. ĩ Deutsche Seewarte.

( ö Saint Cyr. Operette in 3 Aufjügem (mit theil ieren, e gern , ern weiser Benutzung eines Stoffes von . Dum e?) don Oscar Walther. Musik von Rudols Dellinger. sche. Dirigent: ang 7 Ahr.

h Nestdenz Theater. Direktion: Sigmund Laull en · r ar nr hn Tien burg. itag: um 7. Male: Zeutsches Theater. Freitag: Die gtinder der i nr nnd n Kilkee Carre rg von Carl Lindau. Regie: Emil Lessing. Vorheg: Wer das Größere nicht ehrt, ist das Kleine tre nicht werith. Schwank in 1 Aufzug von Sigmund

Freitag:

Anfang (Donng Anna; Fr. Lilli Lehmann, Donna Elviren:

Frl. Marie Lehmann, Don Juan: Sgr. d'Andrarye 1

Sonnabend: Die Hochzeit des Figaro. )

Freitag: Zum

SGröffnung der Sommer⸗Saison. Im prachtvolle glänzenden Sommergarten svornehmstes und groß J artigstes Sommer · Ctablissement SYroßes Doppel Concert, ausgeführt von dem Musik stadt). Corps des 3 Garde ⸗Regiments z. F. (in Uniform hantaftisches Singspiel in unter perfönlicher Leitung des Königlichen Muß ädli ̃ J l Direktors Herrn Arnold und der Musik-Kapelle des südlicher bis westlicher Luftströmung das Wetter Mortier, bearbeitet von Tb. Heril. Musik von Adolf Belle⸗Alltance⸗ Theaters unter Leifung des Kapell wolkig und fast allenthalben wärmer, sodaß jetzt die Müller. Anfang 7 Upr.

6 ö Sommer Preise der Plätze: Orchefter⸗ u. Fremden⸗ 1chritten bat. Königsberg batte gestern Gewitter Loge 1. Reihe 6 A, desgleichen 2. und 7 Reihe Gaẽflammen.

meisters Herrn Joh. Doebber. Brillante Illumi⸗ nation des ganzen Garten ⸗Ctablissements durch 50 000 Anfang des Concerts 6 Uhr, der

Sonnabend und folg. Tage: Der Giftmischer. (Familien · Billets

à 7 4 50 ) sind an der Kasse zu haben.

Einlage. Anfang 78 Uhr. . Der Sommer ⸗Garten ist geöffnet. Thomas-Theater. Alte Zakobstraße 30.

Freitag: Zum 41. Male: Der Millionen bauer.

Volksstück in 4 Akten von Max Kretzer. Gesangstexte im

5 ö i 5 ) Parks. 108. Vorstellung. Der Am. 2. Mai Gröffnung ,,, 3. Akt von A. Schönfeld. Musit von G. Steffeng.

Gesangs⸗ und Instrumentalkünstler. Entrse für Park Anfang 73 Uhr. ö und Stebplatz im Theater, soweit der Raum reicht, 75 3. Saison⸗Billets, berechtigend zum Eintritt bauer. in den Park und Theater soweit der Raum reicht, zu 6 sind an der Kasse zu haben. z

Sonnabend und folgende Tage: Der Millionen

AHrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes Ausstellungs Park (Lehrter Bahnhof. Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

Dr. Joj 0.

Deut sch iettel

——— Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Eog Lutze mit Hrn. Predigtamts— kandidat Ferdinand Gründler (Robrlack—=-Dram

ö hurg). Frl. Martha Hennige mit Hrn. Prem.

Lieut. Wilhelm von Goerne (Magdeburg).

Don Juan. Vereheficht: Hr. Regierungs ⸗Assessor . D. Hugo von Rosenthal Brynnek mit Frl. Sophie von Bockelmann (Schweidnitzi. Hr. Reglerungs. Assessor Gerstberger mit Frl. Else Klopsch (Reiffe).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. E. U. von Bülow Trummer (Wamekom). Tine Tochter: Hrn. Premier-Lieut, von Lleres und Wilkau (Breslau). Hrn. Amtsrichter Dr Kruttge (Breslau)

Schmeling Diringshofen (Charlottenburg). Hr. Second Lieut. Constantin von Driembowskfi (Berlin) = Verw. Frau Clara von Malschitzti, geb. bon. Schröter (Schwerin i. M.). Hr. Pastor Wilhelm Gercke (Kenz). Verw. Frau Bürger«

der Residen) meister Sophie Bierwagen, geb. Sstydlo (Kon.

Redacteur: Dr. G. Klee, Direttor. Berlin: Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Neun Beilagen (einschließlich Bzrsen · Bellage).

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und König

6 101.

Deutscher Reichstag. 110. Sitzung vom Mittwoch, 29. April.

t n,, . der Staatssekretär Freiherr von altzahn. .

Die Berathung der Zuckersteuervorlage wird fortgesetzt mit 8. 67, wonach vom 1. August 1892 an auf drei Jahre zur Erleichterung des Ueberganges für die uckerindustrie eine Exportprämie von 1 M für den Doppel Centner Zucker gewährt werden soll.

Abg. Fürst Hatzfeldt beantragt, eine feste Ausfuhr⸗ Prämie von 1,25 M6 ohne zeitliche Begrenzung zu bewilligen; die Abgg. Dr. Orterer und Spahn wollen für fünf Jahre Zuschüsse aus dem Ertrage der Zuckersteuer gewähren und zwar für die ersten drei Jahre 1,25 4, für die darauf folgenden Jahre 1L 46 für den Doppel- Centner Zucker. Die Abgg. Graf Udo Stolberg und Hultzsch wollen für acht Jahre Prämien gewähren, und zwar für die ersten vier Jahre 1590 46, für die nächsten vier Jahre 116 Endlich wollen die Abgg. Dr. Witte, Dr. Barth, Schrader und Dr. Do hrn den ganzen §. 67 streichen, d. h. die Exportpraäͤmien sofort abschaffen.

Abg. Graf Stolberg: Die plötzliche Abschaffung der Prämien ohne Uebergangszeit würde die kleinen, ungünstiger gestellten Fabriken zu Grunde richten; nach Ueberwindung der Uebergangszeit würden nur die großen Fabriken bestehen bleiben. Viel konsequenter sei der Standpunkt der Sozialdemokraten; die Beseitigung jeder Zucker steuer könnte der Industrie nur angenehm fein. Bas' gebe aber einfach nicht, und auch die Sozialdemokraten würden in Verlegenheit sein, Vorschläge zu machen, wie der Ausfall für die Reichskaff gedeckt werden sollte. Er halte grundsätzlich den Antrag des Fürsten? Hatz. feldt für den richtigen; er würde ein Kom penfationsobjekt für die Unterandlungen mit Frankreich darbieten. Aber er habe den großen Nachtheil, daß er die Agitation gegen die offene, im Etat ersichtliche Prämie von Jahr zu Jahr verschärfen wärbe. Von den übrig bleibenden Anträgen Orterer und Stolberg scheine ibm der seinige praktischer, da er mehr Zeit gewähre, mit Frankreich auf dem Wege der Verhandlung zum Jlele zu gelangen. Seine Partei würde sehr bedauern, wenn überhaupt nichts zu Stande käme; damit rüäcke die Gefabr näber, daß einmal eine. Zuckersteuer ohne Uebergangs tadiurn 2ktroyirt werde. Er werde zunäcst für den Antrag Hatzfeldt, dann für den seinigen stimmen.

Abg. Fürst Hatzfel dt: Der Reichskanzler habe vorgestern ganz allgemein davor gewarnt, von Beunruhigung des Landes zu sprechen. Er (Redner) habe mit seinen Ausführungen durchaus nicht beun⸗ ruhigen wollen. Die Erfahrung beweise= daß die überraschende Entwickelung der Zuckerindustrie in Frankreich noch nicht an der Grenze ihrer Fähigkeit angelangt sei Entweder sei die Zucker industrie schon beute konkurrenzfähig, dann müßten die Prämien überbaupt abgeschafft werden, oder sie fei es noch nicht, dann müsse man die Prämien bis auf Weiteres beibehalten; nicht aber könne man sagen, wir behalten die Prämien auf fünf oder acht Jahre bei, und dann wird die Industrie auf jeden Fall konkurrenzfähig ge⸗ worden sein, und jzwar auch dann, wenn Frankreich seine Prämien beibehält. Die Furcht vor der Agitation könne ihn nicht in seiner Auffassung wankend machen. Stesse, man jetzt Prämsen auf be— stimmte Zeit fest, so werde Frankreich die seinigen zwei oder drei Jahre länger, nämlich so lange beibebalten, bis Deutschland vom Weltmarkt verdrängt sei. Die Situation fei dieselbe wie 1873 bei der Aufhebung der Eisenzölle; auch der damalige Beschluß des Reichs⸗ tages habe sich als ein verhängnißdoller erwiesen. Die Konkurrenz des Auslandes sei so groß, daß Deutschland ohne die Zölle nicht be⸗ stehen könne. Man möge alfo feinen Antrag annehmen! Seine Partei vertraue darauf, daß es den verbündeten Regierungen möglich sein werde, mit dem Auslande ein Abkommen zu treffen, wodurch die ganze Prämienwirthschaft überhaupt beseitigt werde. (Beifall rechts.)

Abg. Dr. Witte: Daß seine Partei von einer Abneigung gegen die Zuckerindustrie erfüllt wäre, daß sie gerade den schlechtergestellten 3 im Lande übel wolle, sei ganz unrichtig. Er sei in diesem

ause stets der entgegenkommendste Freund diefer Industrie, richtig verstanden, ge vesen. Er stimme auch darin mit dem Reichskanzler überein, daß, wenn jetzt nichts zu Stande komme, die Vertheidiger der heutigen falschen Position sich in viel ungünstigerer Lage befinden würden. Gerade die Folge der falschen Gesetzgebung sei es, daß sie eine zu lange, ungesunde Entwickelung diefer, Industrie hervorgerufen babe. Man mache dem Reichstage mit der Konkurrenz des Aus. landes viel mehr bange als thatsächlich gerechtfertigt sei; die drohende Konkurrenz Amerikas sei eine Fabel. Heute wie Früher gebe es in Amerika nur drei Rübenzuckerfabriken. Für die Geringfügigkeit der amerikanischen Konkurrenz lege auch der als zuverlässiger Volkswirth bekannte Professor Paasche Zeugniß ab. Dasfelbe zelte von den Rohrzucker ländern; die Verhältnifse dort machten es mehr als un⸗ wahrscheinlich, daß wirklich konkurrirende ungeheure Zuckermengen von dort auf, den eutopäischen Markt geworfen werden könnten. Seine Partei wolle das Gesetz schon! mit dem 1. Augufi 1891 in Kraft treten und mit demselben Termin dis Ex⸗ portprämien fortfallen lassen. Die Regierungsvorlage spreche von schonender Fürsorge für die Uebergangszeit. Bas solle aber nachher geschehen, wie solle sich die Industrle für diese Zwischenzeit ein- richten? Solle der Rübenbau eingeschränkt werden. ober was solle sonst geschehen. Er sei der Meinung, daß nach acht, fünf oder drei Jahren die Industrie gerade so beschaffen sein werde, wie sie beute sei. Für die ungünstiger gestellten Fabriken, welche sich mebr als reine Geschäftsunternehmungen charakterisirten, könne man keine Aus. nahmebestimmungen machen; diefe Unternehmungen müßten ihr Schick sal selbst tragen; um sie zu halten, mußte die Prämie noch viel höher sein, als sie sei, oder einstweilen bleiben solle. Die außer⸗ ordentliche Ausdehnung der Zuckerindustrie in Frankreich fei gar nicht in Vergleich zu stellen, denn bis 1885 feien dort Zuckerruüͤbenbau und Zuckerfabrikation sehr herabgegangen; erst durch die Einführung des von Deutschland übernommenen anderweitigen Systems und durch die zahlung ganz ungebeurer Prämien sei diefe Entwickelung in den letzten ünf Jahren erfolgt. Man möge doch die nächsten fünf Jahre ab warten, die würden ein ganz anderes Bild zeigen! Sobald Deutschland durch den Fortfall der n. gezwungen sei, seinen Zucker in London theurer zu verkaufen, werde der Preis auf dem Weltmarkt steigen, und zwar dauernd steigen. Gerade die Uebergangs⸗ zeit bringe ein ungesundes Element in die Eutwickelung der deutschen Zuckerindustrie hinein.

Abg. Dr. Orterer; Seine Partei stehe fast einstimmig ju dem Antrage, den der Abg. Spahn und er eingebracht hätten. Gegenüber dem Abg. Dr. Witte sei er der Meinung, daß eine schonende Ueber⸗ gangszeit der Industrie gewährt werden müffe; auf alle Weiße müffe außerdem darauf hingewirkt werden, daß der Reichstag die Vorlage in irgend einer auch der Regierung annehmbaren Weise ju Stande bringe. Der Abg. Dr. Witte frage, was denn Tie Industrie in der Uebergangszeit beginnen solle. Der Abg. Dr. Witte habe bei der früheren Vertretung seines Standpunkis der reinen Fabrikat ˖ steuer, der jetzt fast durch den ganzen Reichstag als der richtige an⸗ erkannt worden sei, stets zugegeben, daß ein Uebergangsstadium zur Einrichtung auf die neuen Verhältniffe erforderlich sei. Wollten die

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 30. April

Herren positive Arbeit machen und ohne Hintergedanken die Reform fördern, dann dürften sie sich darüber nicht unklar sein, daß die grundsätzlich richtige Forderung der sofortigen Aufhebung der Prämien weder heute noch in der nächften Zeit erreichbar fei. Er wisse aut, nicht einmal, ob die Anträge, welche der Abg. Br. Witte unter⸗ stũtze, von der ganzen freisinnigen Partei vertreten würden, wenigstens babe die „‚Freisinnige Zeitung“ sich mit diesen Anträgen nicht identi- fizirt. Im Jahre 188. habe der Abg. Dr. Witte felbst eine Prãmie mit sinkender Skala für eine Reihe von Jahren fuͤr den Fall des Ueberganges zur reinen Konsumsteuer zugestanden. Das Verdikt über die Materialsteuer sei gesprocken. Die Exvportprämien batten gerade für Bavern die Unmsaglichkeit geschaffen, Räbenzucker industrie zu treiben; gerade durch diese versteckte Prämie aber sei ein Zustand der Ueberproduktion hervorgerufen worden. der die Industrie einer Krisis nahe iu bringen gedrobt, habe. Die Aufrechterhaltung der Bedeutung der heimischen Zuckerindustrie babe von Jahr zu Jahr mit höheren Opfern erkauft werden müffen. Dagegen zeige die Gr fabrung mit dem Gesetz von 1887, daß die erhebliche Reduktion der Prämie den Export nicht geschädigt habe, und daß der Rüben= bau erheblich zugenommen habe. Die Provhezeiung, die auch damals aus gesprochen worden sei, daß der Untergang der Industrie unaus. bleiblich sei, babe sich nicht bewabrbeitet. Es sei nicht obne Weiteres berechtigt, die Interessen der Zuckerindustrie als identisch zu betrachten mit den Igteressen der Tandwirthfchaft. detztere solle in allen ibren Theilen geschüzt werden, darnber bestebe bei der Mehrheit kein Zweifel. Um so mehr babe er sich gewundert, daß don dem Abg. Fürsten don Hatzfeldt und dem Abg. Dr. von Bennissen ein so schärfer Ton angeschlagen worden sei, der sich auch gegen das schutzjõll nerischen Tendenzen stets freund lich gesinnte Centrum gerichtet babe. Freundlicher babe sich allerdings der Abg. Dr. Bukl zu der Vorlage gestellt; mit ibm und den n ibm stehenden Nationalliberalen würde fich vielleicht eine Verstäͤn. digung und mit einem Theile der konferpativen Parteien dann eine Mehrbeit erreichen lassen. Zunächst aber brauche man eine Erklãrung der verbündeten Regierungen. In einem Punke nur habe der Reichs lanzler sich deutlich ausgesprochen, nämlich daß die Aeternität der Prämien don den verbündeten Regierungen kaum bewilligt werden Fürde. Die Gründe dafür seien auch für das Centrum so aus- schlaggehend, daß es dem Antrage des Fürsten Hatzfeldt auf keinen Fall zustimmen könne. Es müsse auch in dieser Frage die Soli⸗ darität, der Interessen zum Austrag kommen, die Gegensätze müßten überbrückt, dem Gesetz müsse ein fester Boden im Hause geschaffen werden. Auf dem Boden seines Antrages werde dies am chesten möglich sein. Geschehe das nicht, so werde ein Theil seiner Partei auf die Regierungsvorlage zurückgreifen.

Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:

Meine Herren! Bindende Erklärungen über die Stellung der verbündeten Regierungen zu den vorliegenden Abänderungsantrãgen werden Sie heute von mir weder erhalten, noch erwarten. Die Stellung der verbündeten Regierungen ist niedergelegt in der von ihnen dem Reichstage gemachten Vorlage. Die verbündeten Regierungen sind den Kommissionsverhandlungen gegenüber, welche mit einem negativen Resultat abschlossen, nicht in der Lage gewesen, bisher über eine Abänderung ihrer Stellung schlüssig zu werden; sie sind selbstoer—⸗ ständlich ebenso wenig in der Lage, Stellung zu nehmen zu den Abänderungsanträgen einzelner Mitglieder oder einzelner Parteien dieses Hauses, bevor ein Beschluß des Reichstages vorliegt. Erst wenn der Reichstag in zweiter Berathung Beschlüsse gefaßt haben wird, werden die verbündeten Regierungen in der Lage sein, zu prüfen und zu entscheiden, ob und eventuell mit welchen Abände⸗ rungen die Beschlüsse des Reichstages zweiter Lesung ihnen annehmbar erscheinen, oder, wenn diese Beschlüsse in wesentlichen Punkten Lücken aufweisen sollten, ob und auf welcher Grundlage ihnen für die dritte Beratbung etwa eine Verständigung möglich scheint. Ich bitte also, dasjenige, was ich in Bezug auf Tie einzelnen Abänderungsanträge sage, wie es der Natur der Dinge nach nicht anders der Fall sein kann, heute nur als den Ausdruck meiner persönlichen Meinung auf⸗ zunehmen, meiner Meinung, die sich allerdings darauf gründet, daß die Ansichten der verbündeten Regierungen im Allgemeinen mir bekannt sind, daß ich also mit einem gewissen Grade von Wahr— scheinlichkeit mich darüber aussprechen kann, wie wohl die Entscheidung der verbündeten Regierungen ausfallen dürfte.

Nun verlangen die saͤmmtlichen zu 8. 57 gestellten Anträge eine wesentliche Abänderung der Vorlage. Ich babe aber bereits in der Kommission erklärt, daß ich Grund zu der Annahme habe, daß die verbündeten Regierungen, wenn im Uebrigen der Jahalt des Gesetzes ibnen annehmbar erscheint, aus einer Abänderung der Bestim— mungen des §. 67 einen Grund zur Ablebnung des Gesetzes nicht entnehmen würden. Das Maß der Wahrscheinligkeit für die An— nahme eines abändernden Beschlusses des Reichstages durch die ver⸗ bündeten Regierungen vermindert sich natürlich mit dem Grade, in welchem sich das Ergebniß dieses Antrages von dem Ergebniß der Vor— lage entfernen würde.

Ich bitte Sie nun, mir zu gestatten, in dieser Hinsicht die ge—⸗ stellten Anträge zunächst auf ihre finanzielle Wirkung einer kurzen Prũ⸗ fung zu unterziehen. Wir werden uns ja über die finanzielle Bedeu⸗ tung des Gesetzentwurfs, wie ich annehme, bei 8 2 eingehender zu unter⸗ halten haben; beim 5. 67 beschränke ich mich zunächst darauf, daran zu erinnern, daß unser Export zur Zeit rund gerechnet 8 Millionen Doppelcentner beträgt und daß, wenn man davon absieht, wie die Zahlen sich verschieben, je nachdem Rohzucker oder Raffinade erster oder solche zweiter Klasse exportirt wird, man ungefähr sagen kann: eine Mark Exportprämie bedeutet jährlich den Verzicht auf 8 Millionen Einnahme; 265 3 erhöhte Exportbonifikation bedeutet also einen Ver⸗ zicht auf rund 2 Millionen Einnahme für die Reichsfinanzen. Von diesem Standpunkte aus scheint mir nun der Antrag Spahn⸗Orterer sich von der Regierungsvorlage am Wenigsten weit zu entfernen.

Der Antrag Graf Stolberg ⸗Hultzsch schlägt vor, für vier Jahre eine Prämie von 150 S zu geben, für weitere vier Jahre eine Prämie von 1 Ich will beiläufig bemerken, daß bei einer längeren Ausdehnung des Uebergangsstadiums auch mir eine Ver—= minderung im Laufe der Zeit angezeigt erscheint. Gine Prämie von 1,50 , auf vier Jahre gewährt, würde bedeuten den Verzicht auf eine Einnahme von jährlich rund 12 Millionen zusammen 48 Millionen. Eine weitere Gewährung einer Prämie von 1 4 für vier Jahre würde bedeuten einen weiteren Verzicht auf eine Cin— nahme von 4 X 8 32 Millionen; beides zusammen bedeutet den Verzicht auf eine Einnahme von 80 Millionen.

lich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1891.

Der Antrag des Fürsten von Hatzfeldt will nur 1425 4 Prämie; das bedeutet jährlich den Verzicht auf eine Einnahme von rund 10 Millionen, aber er will diese Exportbonifikation gewãhren „bis auf Weiteres“. „Bis auf Weiteres“ heißt dauernd, wenn es nicht aufgeboben wird; es heißt aber allerdings auf der anderen Seite: auf tägliche Kündigung. Verstehe ich es im letzteren Sinne, so würde ja unter Umständen die Annahme dieses Antrages finanziell für die Reichskasse weniger bedenklich sein, als der Antrag Graf Stol⸗ berg ⸗Hultzsch. Aber ein derartiges Stellen der Verbältnisse der Zucker⸗ industrie auf tägliche Kündigung haben die verbündeten Regierungen bei Einbringung ihrer Vorlage nicht für zweckmäßig erachtet; sie haben mit voller Absicht Ihnen die Gewährung einer Uebergangszeit vor⸗ geschlagen und die zeitlich bestimmte Begrenzung dieser Uebergangszeit. Ich sebe mich also genöthigt und ich glaube, darin auch im Sinne des Hrn. Fürsten Hatzfeldt zu urtheilen den Antrag so zu versteben, daß diese Prämie bei gleichen Verhältnissen in unseren Konkurrenzländern selbst über acht Jahre hinaus weiter gewährt werden soll. Dann wird aber der finanzielle Effekt des Hatzfeldt'schen Antrages für die Reichskasse ungünstiger, als der Antrag Graf Stolberg.

Der Antrag Dr. Orterer⸗Spahn will für die drei Jahre, welche auch in der Regierungsvorlage als Uebergangeszeit vorgeschlagen waren, einen Zuschuß von 1,25 S6 gewähren. Das bedeutet also einen Verzicht auf eine Einnahme von jährlich rund 10 Millionen zusammen also 30 Millionen. Er will für zwei weitere Jahre 1 Ausfuhrbonifikation gewähren, macht 16 Millionen zusammen 46 Millionen, finanziell also unter diesen drei Anträgen die geringste Einbuße für die Reichskasse. Von diesem Gesichtspunkt glaube ich daber, daß im Sinne der verbündeten Regierungen diesem Antrag das geringste Maß von Bedenken entgegenstehen wird.

Ich komme nun zu dem finanziell allerdings günstigsten Antrag des Hrn. Abg. Dr. Witte, der weder überhaupt eine feste Exportprãmie wäbrend einer Uebergangszeit gewähren, noch ich darf das hier wohl gleich erwähnen das Gnadenjahr von 1891/92 der deutschen Zucker⸗ industrie zugestehen will. Der Antrag Witte entfernt sich meiner Meinung nach mit am Weitesten von den Grundlagen, von denen die verbündeten Regierungen ausgehen. Diese wollen die neuen Ver⸗ bältnisse nicht ohne Weiteres einführen. Sie halten sich zur Ge⸗ währung eines Uebergangszustandes im Interesse der deutschen Zucker⸗ produktion und der deutschen Landwirthschaft für verpflichtet. Nun fragt der Hr. Abg. Dr. Witte, und er hat diese Frage direkt an mich gerichtet: ja, was soll nun in der Uebergangsperiode eigentlich ge⸗ schehen? Ich scheide in der von der Regierung vorgeschlagenen vierjährigen Uebergangsperiode das erste Jahr, für das wir Ihnen vorgeschlagen haben, es einfach bei den jetzigen Bestim mungen zu be⸗ lassen, von den drei späteren. Während jenes ersten Jahres, also für die Campagne 1891,92, soll die deutsche Zuckerproduktion einfach in den Stand gesetzt werden und in den Stand gesetzt bleiben, die heute schon und auf Srund der bisherigen Zustände abgeschlossenen Vertrãge zu halten. Der Rübenbau für die nächste Campagne ist in vollem Gange, er beruht entweder auf bereits abgeschlossenen Verträgen oder auf that sächlichen Verhältnissen, die den Rübenbauer zu der sicheren Er— wartung berechtigen mußten, daß er für die von ihm in diesem Jahre gebauten Rüben unter den bisherigen Bedingungen Absatz finde. Mitten in einer solchen Periode die ganze Grundlage der Industrie iu verändern und das thun Sie doch durch die Entziehung der Exvortbonifikation —, das halten wir nicht für verantwortlich. Und auch wohl nicht der Hr. Abg. Witte; wenigstens hat er in der Kom mission selber sich nicht so scharf ausgesprochen, wie heute in seinem Antrage. Was nun aber die nächsten drei Jahre betrifft, so sagt der Herr Abgeordnete: was soll die Zuckerindustrie in diesen drei Jahren thun, wie soll sie sich auf die Veränderung einrichten? Da frage ich Sie zunächst: Handelt es sich etwa nicht um eine Veränderung, die auf die ganze Einrichtung des Betriebes Einfluß üben muß, ist es wirklich gleichgültig, ob ein Theil der Besteuerung des Zuckers wie bisher erhoben wird von der Fabrikation, oder ob in Zukunft die Fabrikation frei, ohne Steuer und ohne Betriebskontrole arbeiten soll, und ob wie bisher die von dem Material erhobene Steuer bei der Ausfuhr in einem erböhten Betrage zurückbezahlt wird, oder ob dieses Verfabren in Zukunft fortfällt und der Export ohne Prämie statifindet? Das bisherige System führte mit Noth⸗ wendigkeit dau, die Rübe so zuckerreich wie möglich zu ge⸗ stalten, in einem möglichst kleinen Rübenkörper möglichst viel Zucker zu korjentriren und den Betrieb, selbst unter erhöhten Kosten, so einzurichten, daß aus diesem zuckerreichen Körper das größtmögliche Quantum Zucker gewonnen würde. Glauben Sie, daß, wenn das Spstem der Räbenbesteuerung aufgegeben wird, unsere deutsche Zucker industrie unbedingt an diesem Fabrikationsbetriebe bis in die ãußersten Konsequenzen festbalten wird? Ich glaube und das ist der Stand⸗ punkt der verbündeten Regierungen daß unsere deutsche Zucker⸗ produktion sehr wohl die Mittel hat, auch auf andere Weise der Kon⸗ kurrenz des Auslandes zu begegnen; aber die Zeit müssen Sie ihr lassen, die dazu nothwendigen Veränderungen ihres Betriebes vor⸗ zunehmen.

Dann, meine Herren, wollen wir die, im Ganzen vierjährige Uebergangszeit auch um deswillen, weil wir der Meinung sind, daß in unseren Konkurrenzstaaten der Schritt, den wir jetzt vorgethan haben, nachgethan werden wird und nachgethan werden muß. Wir wollen eine Zeit lassen dafür, daß unsere Nachbarstaaten uns folgen können, und für diese Zeit wollen wir, wie ich mich in der ersten Lesung ausgedrückt babe, Ball und Stock in der Hand bebalten. Wenn Sie einen bestimmten Endtermin für die Prämie in das Gesetz hinein⸗ schreiben, in der Erwartung, daß die Konkurrenzlaͤnder ung folgen werden oder unsere inländische Industrie so gestellt sein wird, daß sie ohnedies der ausländischen Konkurrenz voll begegnen kann, und wenn sich nun in der Erfahrung wider Erwarten herausstellen sollte, daß einerseits das Ausland seine Prämien nicht herabsetzt, und daß andererseits die deutsche Zuckerindustrie wirklich nach Ablauf dieser vier Jahre wesentlich in Folge dieser Verhältnisse zurückgegangen