1891 / 107 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

mnis bereitwilli für die Besserung der äußeren Lage der . del fer g. e fn Freude zu begrüßen. Unter . Minister von Goßler sei dafür schon recht viel geschehen, aber alle

ĩ i icht genügend geordnet. Berk i 3. , des Kaisers über die Aufgaben der

in der sozialen Frage verdiene mehr Beachtung als alle k . sollte er hier besprochen werden, und alle Parteien sollten versuchen, die Arbeit des Kultus⸗Ministers ju er⸗

leichtern. ; Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von itz ⸗Trü ler: ö . Die Bedeutung des Erlasses vom 1. Mai 1889 liegt nicht darin, daß man nun in unmittelbarer Anlehnung an den⸗ selben auf einem einzelnen Gebiet reformatorisch vorgeht, sondern sie liegt ganz wesentlich darin, daß mit dem Erlaß in das ganze Volk und in unser ganzes Verständniß für das Schulwesen ein neuer Sinn und ein neuer Anstoß hineingekommen ist. In dieser Auffafung hat die Unterrichtsverwaltung von Anfang an im Sinne des Allerhöchsten Unterzeichners des Erlasses zu wirken versucht, und in diesem Sinne wird sie weiter wirken. Das möchte ich mit Rücksicht auf die letzten Aeußerungen des Hrn. Abg. Lohren nochmals hervorheben ;

Im Uebrigen freue ich mich, aus seiner jetzigen Rede gehört zu haben, daß er viel milder denkt, als er. glaube ich, ge⸗ sprochen hat (sehr richtig), und daß es mir eine be⸗ sondere Freude ist, das jetzt noch konstatiren zu können, weil ich mich damit auch ihm viel näher stehend weiß, als ich vorhin geglaubt hatte. ö

Wenn ich dann trotz dieser späten Stunde noch mit einigen Worten auf die Ergebnisse der Diskussion des heutigen Tages zurück greife, so geschieht es zunächst in der Absicht, um Ihnen zwar herilich dafür zu danken, daß wiederholt meine Entlastung durch die Ab trennung einzelner Theile des Kultus —⸗Ministeriums so freundlich in Anregung gebracht ist. (Heiterkeit, Aber wenn ich trotz deffen bitte, sich zunächst noch mit diesen Fragen nicht zu eingehend zu beschäftigen, so liegt das darin, daß man doch erst das Ganze kennen muß, ehe man daran denken kann, etwas von demselben loszulösen. Und ich habe so sehr den Wunsch, auf dem Pferde, auf welches ich ja gesetzt worden bin, mich erst recht fest in den Sattel zu setzen, daß ich wirk— lich glaube: es ist zweckmäßiger, nicht jetzt schon die Frage zu erörtern, wie man das Pferd leichter und leistungsfähiger trainiren kann.

Meine Herren, die beiden Mitglieder der Schulkonferenz und des Siebenerausschusses, die heute gesprochen haben, die Hrrn. bag. Dr. Graf und Dr. Kropatscheck, haben mir einen wesentlichen Theil dessen fortgenommen, was ich zur Erklärung und Erläuterung meiner Rede vom Montag noch zu sagen beabsichtigte. Ich kann mich namentlich mit den Ausführungen des Hrn. Dr. Graf, insoweit er die Absichten und die Erfolge der Schulkonferenz erörtert und insoweit er diese als Basis des weiteren Vorgehens geschildert hat, fast in allen Punkten vollständig einverstanden erklären. Meine Herren, mehrfach habe ich sowohl bei einzelnen Reden hier im Hause, wie auch bei Gesprächen über diese Frage außerhalb dieses Hauses den Eindruck erhalten, als ob man doch wobl nicht überall genügend genau die Protokolle und sogar die Beschlüsse der Dezember Konferenz gelesen habe; es wäre sonst kaum möglich, daß so vielfach Widersprechendes über die Ergebnisse dieser Berathun gen in die Welt geschickt wird, uns daß man aus diesen Beschlüssen, die ich als Direktive für mich durchaus anerkenne, unzutreffende Fol⸗ gerungen zieht.

Ich will nur ein paar Punkte hervorheben.

Es ist von einem der Herren Vorredner darauf hingewiesen worden, daß die Konferenz in ihrer Zusammensetzung außerordentliche Mängel gezeigt habe. Ich gebe zu, daß, wenn man die sogenannte humanistische Richtung in Gegensatz zur realen Richtung stellt, die erstere in den Konturen eine größere Mitgliederzahl aufweist; aber das ist an sich ich bin ja gar nicht verantwortlich für die Auf— stellung der Liste doch wohl ein naturgemäßer Vorgang, wenn man sich die Entwickelung unseres Schulwesens in diesem Jahrhundert vergegenwärtigt, und wenn man die Zahl und die Bedeutung der An— stalten in Erwägung zieht, die jetzt thatsächlich im preußischen Staat auf humanistischer und auf realer Grundlage be— stehen. Aber außerdem kann doch bei einer wissenschaft lichen Konferenz niemals nach Zahlen und Majoritäͤten gerechnet werden, und es ist, glaube ich, einer der wesentlichsten Vor⸗ züge der Verhandlungen in der Konferenz gewesen, daß Letzteres beim Beginn ausgesprochen, und, wie ich mir babe sagen lassen, auch that sächlich von allen Seiten durchgeführt und anerkannt worden ist.

Dann ist gesagt worden, in der Konferenz sei namentlich das nichtfachliche Element nicht genügend vertreten gewesen. Auch das ist thatsächlich unrichtig. Von den 44 Mitgliedern der Konferenz baben 21, und wenn ich auch den Hrn. Abg. Dr. Virchow in diesem speziellen Fall als außerhalb der Fachkreise des Lehrerberufs stehend ansehen darf, sogar 22 Mitglieder theilgenommen, die eben nicht praktische Schulmänner sind. Das sind ho , und ich möchte glauben, daß das immerhin ein recht erheblicher Prozentsatz ist und dem Bedürfniß genügt. Aber, wie gesagt, es kann ja nicht auf diese ziffernmäßige Untersuchung in der Sache ankommen, sondern es kann nur darauf ankommen: welchen inneren Gehalt haben diese Beschlüsse, und wie haben sie dazu beigetragen, die Gedanken, die Jeder sich auf diesem Gebiet mehr oder weniger gemacht hat, zu klären? Und in dieser Beziehung hin ist das Ergebniß, glaube ich, ein sehr günstiges gewesen, wenigstens ist mir von Vertretern der entgegengesetztesten Richtungen, die an der Konferenz theilgenommen haben, dies als ein höchst dankeng⸗ werther Erfolg derselben geschildert worden.

Ich muß mich dann noch auf einige Punkte einlassen, die im Laufe der Diskussion über Volksschulangelegenheiten geäußert worden sind. Wenn der Hr. Abg. Dr. Langerhans die Vermehrung des Wissens als eine sittliche Macht und auch in ihrem Endergebniß zu einer religiösen Erziehung führend geschildert hat, so bedauere ich, ihm bier nicht folgen zu können. (Sehr gut! rechts und im Centrum.) Die Zuchthäuslerstatistik, welche ergiebt, daß unter den Verbrechern die Analphabeten einen sehr hohen Antheil haben, weist uns allerdings mit einem ernsten Menetekel darauf hin, wie nothwendig es ist, die Zahl derjenigen zu vermindern, die überhaupt nicht oder die nicht regelmäßig an unserm geordneten Volkss chulunterricht theilnehmen. Aber dieser Volksschulunterricht ist bisher eben nicht bloß ein lediglich auf das Wissen gerichteter gewesen. Außerdem aber müssen wir, wenn auch die Zuchthäuslerstatistik dagegen zu sprechen scheint, doch die Verbrecherstatistik im Allgemeinen berücksichtigen, und wir wissen es ja Alle, auch die Statistik, welche die Geschichte giebt, beweist uns

auf jeder Seite, daß Wissen und Bildung, und namentlich sittliche Bildung, nicht identisch ist. (Sehr richtig) Ich glaube also, wir werden in unserem Volksschulwesen bei den guten Traditionen bleiben müssen, die wir bisher in dieser Beziehung verfolgt haben.

Auch der Hr. Abg. Wuermeling hat einen Ausdruck ge⸗ braucht, den ich nicht acceptiren kann, indem er darauf hinwies, daß in dem Schulwesen eine sehr schwere und bedenkliche Imparität in der Berücksichtigung der beiden hauptsächlichsten Kon⸗ fessionen bestehe. Er hat das als Thatsache hingestellt. Meine Herren, es ist doch sehr bedenklich, einen so schweren Vorwurf zu machen, wenn er nicht stubanziirt wird. Die Absicht, imparitätisch zu verfahren, besteht jedenfalls nicht, und ich würde also dankbar sein, wenn künftig derartige Vorwürfe erhoben werden, sie mit Beweisen belegt zu sehen.

Was die von dem Herrn Abgeordneten citirte Verordnung in Münster betrifft, so ist auch mir erst gestern oder vorgestern der Ausschnitt der Germania“ vorgelegt worden. Ich habe Bericht⸗ erstattung Seitens der Regierung angeordnet, kann jedoch meinerseits schon jetzt aussprechen, daß ich ein so bestimmtes und rauhes Eingreifen in Gewohnheiten einer Bevölkerung und einer Konfession, welche an sich berechtigt sind, für nicht richtig und für nicht wünschenswerth ansehe. (Bravo! im Centrum.) Aber ich kann selbstverständlich über den speziellen Fall ein Urtheil nicht abgeben. Dagegen wollen Sie mir gestatten, darauf hinzuweisen, und zwar auch aus einer recht ein— gehenden, langjährigen Erfahrung, daß nach meiner Ansicht auf dem Grenzgebiete zwischen Kirche und Schule, wenn etwas Unrichtiges ge⸗ schieht, meist beide Theile Unrecht haben. Es ist fast immer Mangel an einem richtigen Geschick und an richtigem Takt, es sind kleine persönliche Dinge. Sie werden damit alle übereinstimmen, und der Hr. Abg. Wuermeling hat das zu meiner Freude bestimmt ausge⸗ sprochen: der Schule soll kein Schade geschehen. Jedermann wird damit einverstanden sein, daß auch einem berechtigten kirchlichen Bedürfniß Genüge gethan wird. Ich glaube, es giebt einen Weg, auf dem beides zu erlangen ist, wenn sie beide sich verständigen, (sehr wahr!), und daraufhin will ich sehr gern einwirken. (Bravo.)

imburg⸗Stirum: Die Bildung eines be⸗ toe, werde seine Partei stets ablehnen; wenn mehr Beamte nothwendig sein sollten, so werde sie das erforderliche Geld bewilligen, aber den Zusammenhang zwischen den kirchlichen und den Schulangelegenbeiten werde sie niemals aufheben. (Zustimmung rechts.) Wenn die Polen ihre historischen Erinnerungen pflegen wollten, so müsse daran erinnert werden, daß die Konsequenzen davon immer sehr eigenthümliche gewesen seien. Mit dem Spracherlaß des Ministers sei er einverstanden. Ob der Erlaß aber richtig wirken werde, werde von den Polen abhängen. Die Schulkonferenz scheine ihm nicht sehr geeignet zur Beschaffung der Gutachten, welche nothwendig gewesen seien zur Entscheidung des Ministeriums über die Schulreform. Eine solche Reform könne nur einheitlich vorgenommen werden, und wenn diese hohe Stelle sich informiren wolle, sei die parlamentarische Methode nicht die richtige. Es kämen in einer solchen Konferenz ungleichwerthige Elemente zusammen; es sei sehr viel Durchschnittswaare dabei. Der richtige Weg Türde die katechetische Form gewesen sein, man hätte jeden Einzelnen durch Sachverftändige im Zwiegespräch vernehmen lassen müssen. 8 möchte er fragen,

ob die Siebener⸗Kommission eine dauernde Ei

inrichtung bleiben solle, und aus welchem Fonds sie bezahlt werde. Seine Partei wünsche, daß

nistischen Gymnasien nicht gerüttelt werde. Man . . 9 16. der nn m n, zum Studium zulassen, aber wenn sie nachher beim Examen durchfielen, dann sei das nicht die Schuld der Unterrichtsverwaltung,. Er könne nur damit ein— verstanden sein, daß der Minister entschlossen sei, nicht sprungweise vorzugehen.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz-Trützschler:

Meine Herren! Ich beabsichtige nur eine kurze Erklärung abzu— geben bezüglich des Siebener-Ausschusses, über den mich der Hr. Abg. Graf zu Limburg interpellirte

Die Entstehung und die Aufgaben des Siebener ⸗Ausschusses sind publizirt durch die Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 17. Dezember 1890.

Die Frage, ob der Siebener ⸗Ausschuß eine organische Einrichtung unserer Schulverwalrung ist, kann ich verneinen.

Die Frage, ob er eine eigene Verantwortung trägt dem Land— tage gegenüber oder überhaupt nach außen hin kann ich ebenso verneinen. Die Verantwortung des Siebener ⸗Ausschusses wird ge⸗ deckt durch den Kultus⸗Minister resp. den Unterrichts⸗Minister. Der Siebener ⸗Ausschuß ist ein auf Allerhöchste Anordnung eingesetztes Organ, um in Gemeinsamkeit mit dem Kultus ⸗Minister diejenigen Fragen, die sich auf die Schulreform beniehen, zu berathen; die Ent schließung steht in der verantwortlichen Instanz des Ministers, und da

wird sie auch bleiben.

Persönlich kann ich die Mitwirkung des Siebener Ausschusses, soweit ich davon Kenntniß zu nebmen Gelegenheit gehabt habe, nur auf das Allerdankbarste anerkennen und ich glaube auch, als eine be⸗ sonders fruchtbringende bezeichnen.

Was die Kosten der Einrichtung betrifft, so werden sie aus Mitteln gedeckt, die dem sogenannten dispositiven Theil des Etats angehören.

Abg. Jürgensen billigt die Sprachverfügung des Ministers für Nordschleswig, die endlich eine gewisse Beruhigung gebracht habe.

Das Gehalt des Ministers wird darauf bewilligt, ebenso die übrigen Ausgaben für das Ministerium und für den evangelischen Ober⸗Kirchenrath. .

eim Kapitel 112: Evangelische Konsistorien, werden 16 800 „M mehr verlangt, um 4 nebengmtliche General⸗ Superintendenten von den pfarramtlichen Pflichten zu be⸗ freien, damit sie sich ganz ihren kirchenregimentlichen Auf— gaben widmen können.

Abg. Dr. Langerhans beantragt die Ablehnung der Mehr⸗ forderung, da es sich um beliebte Pfarrgeistliche handele und ein Zuviel an kirchenregimentlicher Aufsicht nicht im Interesse der Gemeinden

liege. ö Geheimer Regierungs Kath Hegel tritt für die Mehrforderung ein, da die betreffenden Geistlichen unter den gegenwärtigen Ver⸗

hältnissen überlastet seien. .

Der Antrag Langerhans wird abgelehnt. Der Titel wird bewilligt. . .

In Kap. 113: Evangelische Geistliche und Kirchen, werden 68 832 6 mehr gefordert für Besoldungen und Zu⸗ schüsse in den alten Provinzen. ;

Abg. von Stromheck bittet hierbei um entsprechend höhere Zuwendungen an die katholische Geistlichkeit. . ;

Geheimer Regierungs⸗Rath Hegel erwidert, daß die katholischen Bischöfe keine dahingehenden Anträge gestellt hätten.

Abg. Dr. Sattler erklärt, daß der Fraktionsgenosse des Abg. von Strombeck, Dr. Lieber, in der Kommission selbst anerkannt habe, daß aus dieser Forderung kein Rückschluß auf eine erhöhte Dotation der katholischen Kirche zu ziehen sei.

Abg. Im 2 . glaubt nicht, daß der Abg. Lieber eine solche eußerung gethan habe. h fe agg 3 ; . 14 seine Behauptung aufrecht und leugnet, r eine Imparität vorliege.

. ie en Gef giebt ö. daß eine Imparitäͤt in den vor⸗ liegenden . nicht gefunden werden könne; der Parität entspreche aber die Mehrforderung auch nicht. .

Der Titel wird unverändert nach dem Antrage der Kom⸗ mission . . . .

Beim Kapitel: Katholische Bisthüm er, beklagt

Abg. Dr. von Jazdzewski, 2 Geistlichen, welche die Cr theilung des Religionsunterrichts selbst übernähmen, besondere Be⸗

dingungen von Staatswegen auferlegt würden, namentlich in Bezug auf die Geschäftssprache, wahrend sie doch diese Funktion nicht über⸗ nähmen als Staatsdiener, sondern als Ortspfarrer, als Kirchendiener. Redner tadelt ferner, daß man den Geistlichen in Posen noch nicht den Vorsitz in den Gemeindekirchenräthen übertragen habe.

Angelegenheiten Graf

Minister der geistlichen rc. von Zedlitz⸗Trützschler:

Meine Herren! Im Avril des Jahres 1887 schrieb der Herr Erzbischof an den damaligen Ober⸗Präsidenten von Posen und regte bei demselben an, daß die in dem Artikel 14 des Gesetzes vom 21. Mai 1886 der Staatsregierung gegebene Befugniß, durch Allerhöchste Verordnung den Geistlichen der Erzdiözese Posen den Vorsitz im Kirchenvorstand zu übertragen, doch zur Ausführung gebracht werden möge. Der damalige Ober⸗-Präsident, der jetzt hier vor Ihnen steht, leitete die darauf hinzielenden Ver⸗ handlungen, und es kam dabei zu folgenden Auseinandersetzungen.

Der Herr Erzbischof erklärte sich bereit, durch eine Geschäfts⸗ anweisung, wie sie in 5. 42 des Gesetzes vom 20. Juni 1875 vor⸗ vorgesehen ist, den Kirchenvorständen die Verpflichtung aufzuerlegen, mit denjenigen Patronen, welche deutscher Nationalität wären und welche nicht selbst darauf verzichteten, in deutscher Sprache zu korrespondiren; er erklärte sich ferner bereit, den Kirchenvorständen die Verpflichtung aufzuerlegen, daß da, wo die Mehrheit innerhalb der Kirchenvorstände sich selbst als zur deutschen Nationalität gehörig be⸗ zeichne, auch die Sprache des Kirchenvorstandes in den Verhandlungen und in den Correspondenzen die deutsche sein solle.

Die Staatsregierung ihrerseits acceptirte dieses Entgegenkommen dankbarst und erklärte, daß sie gern bereit sei, den Pfarrern den Vorsitz im Kirchenvorstand zu übertragen; sie wünsche jedoch nicht daß sich die Bestimmung über die Anwendung der deutschen Sprache nach der Mehrheit der Mitglieder des Kirchenvorstandes, d. h. nach dem Wunsche der Mehrheit desselben richte; sie müsse vielmehr die Anwendung der deutschen Sprache auch in den Verhandlungen der Kirchenvorstände dort für erwänscht halten, wo die Verkehrssprache des Ortes in überwiegendem Maße die deutsche sei.

Dies wurde damals dem Herrn Erzbischof im November 1887 mitgetheilt. Eine Erwiderung hierauf ist an die Staatsregierung niemals ergangen.

Ich habe absichtlich an der Hand eines Auszuges aus den Akten in dieser völlig objektiven und langweiligen Weise hier zunächst referirt, um zu konstatiren, daß die Staatsregierung ihrerseits schon vor vier Jahren gegen die Uebertragung des Vorsitzes im Kirchen⸗ vorstande an die Pfarrer in der Erzdiöcese Posen⸗Gnesen nicht das Geringste einzuwenden hatte. Auch jetzt noch steht die Staats- regierung auf demselben Standpunkt. Sie wird aber die Genehmigung nur ertheilen, wenn sie andererseits die Gewißheit hat, daß dabei auch die Interessen des deutschen Staates und der deutschen Mino⸗ rität, soweit es sich um deutsche Katholiken handelt, gewahrt bleiben.

Die Auffassung des Hrn. Abg. von Jaidzewski, daß in diese Fragen die Staatsregierung gar nicht hineinzureden habe, sondern daß es lediglich Sache der bischöflichen Behörde sei, innerhalb ibrer Organe die Sprache ju regeln, wie sie wolle, kann ich nicht acceptiren. Wer die Provinz Posen und ihre Ver⸗ hältnisse kennt, weiß ganz genau, daß dort das Wort polnisch‘ und katholisch' identisch ist, und ebenso „deutsch! und „evangelisch'. Dieses Wort kann die Staatsregierung niemals anerkennen; sie muß also, soweit sie ihrerseits berufen ist, bei der Organisation derartiger Dinge mitzuwirken, darauf sehen, daß auch die deutsche Minorität zu ihrem vollen Rechte kommt.

Was zunächst die Bedingung betrifft, oder nicht einmal die Bedingung, sondern die Offerte an die deutschen Patrone auch deutsch zu schreiben, so wollen Sie berücksichtigen, daß dies, wie ich glaube, ganz selbstverständlich und durchaus berechtigt ist. Denn wo ein so bedeutender Theil des Großgrundbesitzes in der Hand von Deutschen ist und diese Deutschen die erheblichsten Leistungen gegenüber der Kirche als Patrone zu erfüllen haben, da wird man sie doch wohl in die Lage versetzen müssen, sich ihrerseits selbst aus den Akten und aus dem schriftlichen Verkehr über die Sachlage zu informiren.

Was ferner die Verkehrssprache in den Kirchenvors änden selbst betrifft, so ist es doch sicher nichts Unbilliges, daß dort, wo sonst im gewöhnlichen menschlichen Verkehr, im gewerblichen Verkehr, das Deutsche die überwiegende Umgangssprache ist, auch im Kirchen⸗ vorstande selbst diese Sprache gesprochen wird. Die Herren, die an solchen Orten in dem Kirchenvorstand sitzen, verstehen diese Sprache. Daß umgekehrt aber, wo das icht der Fall ist, vielfach das Deutsche in zweite Linie geschoben wird, dafür berufe ich mich nicht auf meine Kenntniß der Verhältnisse, sondern berufe mic auf die Kenntniß derjenigen deutschen Katholiken, die längere Zeit in der Provinz Posen gewohnt haben.

Hinsichtlich der Frage, betreffend die Leitung des Religionsunter⸗ richts durch den Ortsgeistlichen, erkläre ich zunächst, daß der Hr. Abg. von Jasdiewski das Schriftstück, welches er Ihnen vorgelesen hat, nicht richtig bezeichnet hat als eine. Bedingung“, unter der die Leitung genehmigt wäre. Der Hr. Abg. von Jasdzewski wird wissen er selbst hat es ebenso gemacht daß, wenn der betreffende Pfarrer den Antrag auf Uebertragung der Leitung stellt, ihm nicht vor—⸗ her oder nachher eine „Bedingung“ übergeben wird, sondern, daß in diesem Schriftstück lediglich das Vertrauen aus— gesprochen wird, daß er sich nach diesen Wünschen der Staatsregierung richten möge. Ich begreife nicht, wie es der Staats⸗ regierung zum Vorwurf gemacht werden kann, wenn sie das Ver⸗ trauen ausspricht, daß in einer Schule die eine Veranstaltung des Staats ist und zwar des deutschen Staats, also eine deutsche Schule, auch in dem amtlichen Verkehr zwischen denjenigen Personen, welche über die Schule verhandeln, die Sprache gebraucht werden soll, welche diejenige des deutschen Staats ist. (Sehr richtig! rechts) Daß der Geistliche nicht genöthigt ist, die deutsche Sprache im Religionsunterricht dort anzuwenden, wo der Religionsunterricht in der polnischen Sprache ertheilt wird, das ist ja zweifellos; etwas

Gegentheiliges ist auch nicht in diesen sogenannten Bedingungen in dieser Erwartung ausgesprochen.

Ich bemerke, daß der verstorbene Herr Erzbischof, mit dem ich über diese Frage vielfältig verhandelt habe, gar keinen Anstoß an der Regelung auf dieser Basis genommen hat, daß die Verordnung, die er erlassen hat, von ihm, wenn mich mein Gedachtniß nicht sehr täͤuschen sollte, in dem amtlichen Kirchenblatt der Ernsdiszese Pofen⸗Gnesen ausdrücklich publizirt worden ist, daß die Geistlichen angewiesen worden sind, nach dieser Verordnung zu handeln, und daß, wie ja bekannt, der Herr Erzbischof die Dekane angehalten hat, seine Geistlichen zur Nachsuchung der Uebertragung des Vorsitzes im Kirchenvorstand zu veranlassen. Ja, ich glaube, meine Herren, es ist kein Geheimniß, daß auch der gegenwärtige Herr Administra⸗ tor der Diözese Posen, der Hr. Weihbischof Likowski, noch im vorigen Jahre erneut die Geistlichen seiner Diszese darauf hingewiesen hat, daß sie die ihnen gebotene Hand der Staatsregierung ergreifen und die Bitte an dieselbe richten möchten, die Leitung des Religionsunterrichts übertragen zu bekommen. Ich glaube sogar weiter, daß der Herr Vorredner, der Hr. Abg. von Jasdzewski, auf Grund dieser Anregung selbst die Uebertragung der Leitung des Religiongunterrichts nachgesucht und die Leitung übertragen erhalten hat. Ich möchte ferner glauben, daß jetzt nur noch eine verschwindend geringe Zahl von Geistlichen in der Provinz Posen vorhanden ist, denen die Leitung des Religionsunterrichts nicht schon über⸗ tragen ist. Daß die Zahl dieser Geistlichen im Regierungs⸗ bezirk Bromberg größer ist, wie im Regierungsbezirk Posen, mag sein und seinen Grund darin haben, daß sich im großen Ganzen die Grenzen der Regierungsbezirke mit denen der beiden Diözesen decken und daß, so viel mir bekannt, in der Diszese Gnesen eine ähnliche dankenzwerthe Anregung, wie sie der Weihbischof Likowski im vergangenen Jahre bezüglich der ihm unterstellten Diõzese gegeben hat, in der Diözese Gnesen nicht erfolgt ist.

Abg. Dr. von Jazdzewski: Es gebe rein polnische Kirchen gemeinden, welche in gemischten politischen Gemeinden beständen, wo also die Umgangssprache die deutsche fel, während in der polnischen Kirchengemeinde sich kaum Jemand finden werde, der das Deutsche als Amtssprache beherrfche. Redner bestreitet, daß durch den Gebrauch der Polnischen Sprache die Deutschen, feien es nun Gemeinde- angehörige oder deutsche Geistliche, benachtheiligt würden.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von n te Ten gf fich .

Meine Herren! Ich glaube der Herr Abgeordnete hat gar keinen Grund gehabt, aus meinen Worten, die ich vorhin gesprochen, die Schluß⸗ folgerung zu ziehen, daß ich den Polen in der Provinz Posen, speziell den polnischen Geistlichen, bei der Behandlung ihrer deutschen Parochianen oder deutschen Konfratres bösen Willen untergeschoben hätte. Das liegt mir ganz fern. Wenn ein Wort gefallen sein sollte, was nach der Richtung gedeutet werden könnte, ich spreche es offen aus, so würde ich es lebhaft bedauern. Denn diese Auffassung vertrete ich nicht. Aber, meine Herren, wer lange unter Ihnen gelebt hat —, und Sie wissen, daß ich Ihnen persönlich nicht unsympathisch gegenüberstehe, daß ich kein sogenannter Polen⸗ fresser bin, der weiß und das ist ja vielleicht von Ihrem Stand punkt aus eine besonders anerkennenswerthe Eigenschaft mit welch völliger Durchdringung Ihres ganzen Wesens der nationale Gedanke alle anderen Dinge bei Ihnen beherrscht. (Sehr richtigö! Daß das nun auch innerhalb des Verkehrs in den Kirchengemeinden und im Verkehr des Geistlichen mit seinen Parochianen zum Ausdruck kommt, ist nur etwas ganz Menschliches und Naturgemäßes; und daß bei dem Umstand, daß Ihre Sprache und Ihre Nationalität und Ihre Eigenart sehr viel faseinirendes hat (Heiterkeit), die deutsche Bevölkerung in die Kategorie einer Bevölkerung zweiter Klasse gebracht wird, ist doch auch längst bekannt und kon⸗ statirt. (Sehr richtig Die Thatsache, daß ganze Gemeinden, deutschkatholische Gemeinden heute völlig polnisch sind, können wir doch nicht aus der Welt schaffen und die redet deutlich dafür, daß auf diesem von Ihrem Standpunkte aus ganz legitimen Wege gewisse Umwandlungen sich vollziehen, die staatlicherseits unerwünscht sind und vom Standpunkte der Staatsregierung nicht gebilligt werden können. Die Staatsregierung hat also meiner Auffassung nach die Verpflichtung dem, soweit sie gesetzlich dazu befugt ist, vor⸗ zubeugen, und diese Befugniß giebt ihr in Bezug auf den Kirchen vorstand einmal das Gesetz vom 20. Juni 1875, indem es die An— weisung über die Geschäftsverhandlungen in den Kirchenvorständen ausdrücklich nach Einvernehmen zwischen der geistlichen und Staats— behörde gestaltet wissen will, und zweitens das Gesetz vom 21. Mai 1886, welches für die Erzdiözese Gnesen⸗Posen, abweichend von den anderen Diözesen, die Regelung des Vorsitzes in dem Kirchenvorstande von einer Königlichen Verordnung, der doch selbstverständlich gewisse Voraussetzungen vorangehen müssen, abhängig macht. Meine Herren, ich habe die Gesetze nicht mitgemacht, sie sind aber da, und so lange sie da sind werden sie unter meiner Leitung ihrem Sinne nach so ausgeführt werden, wie alle anderen Gesetze, die ich zu ver treten habe.

Aber auch sachlich, meine Herren! Ist es wirklich so unerhört, was hier gefordert wird? In den Gegenden, in denen das Deutsche die Verkehrssprache ist, können die Männer, welche wenigstens mit Recht in den Kirchenvorstand gewäblt werden, ganz jweifellos auch deutsch. Daß also bei einer derartigen Bestimmung aus dem Grunde des mangelnden Verstaͤndnisses die Kirche Schaden leiden könnte, kann Niemand behaupten.

Es ist also auch, hier und dort das erkenne ich offen an eine politische Frage ohne jede kirchliche Bedeutung, und politischen Fragen werden eben entschieden nach dem Grunde des gegenseitigen Interesses.

Aber noch weiter! Meine Herren, die Verhandlungen, welche ich dermals mit dem Herrn Erzbischof Dinder führte, wurden nicht etwa hinter verschlossenen Thüren und im Geheimen geführt, sondern ganz offen; und bei dieser Gelegenheit ich erwähne das sehr ungern, und ich schicke voraus, daß ich mich unter keinen Umständen bewegen lassen würde, Namen zu nennen; Sie issen mir also Glauben schenken, und jedenfalls kann ich positiv versichern, daß bei dieser Gelegenheit ganz hervorragende und zweifelfreie Katholiken in meiner Gegenwart dem Herrn Erjbischof Dinder gesagt haben, sie begriffen nicht, weshalb er dieses weitgehende Entgegenkommen der Regierung nicht acceptire. (Hört! hört h

Meine Herren, daß das möglich ist, daß es auch ohne Schaden der Kirche in einer von polnischen Katholiken bewohnten Diözese möglich ist, beweist ja ganz einfach der Vorgang in Kulm. In der Diözese Kulm besteht die Verordnung, wonach den Geistlichen der

Vorsitz im Kirchenvorstande übertragen wird, seit diesem selben Jahre 1887, wo die eben hier so vielfach in Bezug genommenen Verhand⸗ lungen in Posen begannen. Und doch hat die Staatsregierung nicht einmal die eben von mir geschilderten Bedingungen gestellt; nein, die bischöfliche Bebörde hat selbst erklärt: nach der von ihr im Ein⸗ vernehmen mit dem Ober⸗Präsidenten erlassenen Geschãftsordnung ist die Geschäftssprache für den Kirchenvorstand ganz allgemein die deutsche. Also in der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Pro⸗ vinz, in der doch auch Polen wohnen und in der es doch auch Bezirke giebt, die den gleichen Prozentsatz polnischer Bevölkerung aufweisen, wie die Provinz Posen, geht die Sache ganz glatt und ohne Anstoß und ohne Schädigung der Kirche. Und in der Provinz Posen sollen diese viel mildern Bedingungen unmöglich sein?

Nun kommt ferner noch Folgendes hinzu. In den Forderungen der Königlichen Staatsregierung stand durchaus nicht, daß sie be⸗ stimmen wollte, welcher Ort die deutsche Sprache habe, fondern es war ausdrücklich vorbehalten, darüber eine Verstandigung zwischen der bischöflichen und staatlichen Behörde herbeizufübren. Das ist doch ein sehr weitgehendes Entgegenkommen; und ich bin heute noch bereit, dieses selbe Entgegenkommen zu zeigen; und ich bin der festen Neberzeugung, daß, wenn die bischöflichen Instanzen in der Provinz Posen von ihrem entgegengesetzten prinzipiellen Standpunkte abgehen sollten, wir an der Hand der speziellen Verhandlungen sofort zu einer Verständigung über die Sache kommen würden. Ich stelle mich meinerseits zu dieser speziellen Verhandlung auch jetzt bereitwillig zur Verfügung, und ich würde Hrn. von Jasdiewski dankbar sein, wenn er die ihm ja nahe⸗ stehenden Organe der beiden Erzdiözesen veranlassen wollte, nach dieser Richtung erneut mit mir in Verhandlung zu treten.

Ich erkenne auch meinerseits an, daß es dringend wünschenswerth ist, die Sache endlich zum Austrag zu bringen, und daß die Staats⸗ regierung auch nicht das geringste Bedenken hat, dem Pfarrer den Vorsitz im Kirchenvorstand zu übertragen. .

Wenn ich nun noch mit einem Wort dem Abg. von Jasdzewski berührte Schulfrage übergehe, so thue ich das, wie ich offen anerkenne, ungern. Ich glaube, Hr. von Jasdzewski hat wohl den Ausdruck, den er gebraucht hat, in der Bedeutung des Wortes nicht gemeint. Daß die Staats⸗ regierung die Lehrer angewiesen habe, gegen ihre Geistlichen zu denunziren, muß ich auf das Allerentschiedenste bestreiten, und ich würde Hrn. von Jasdzeweki bitten, dafür die Beweise beizubringen. (Bravo! rechts.)

Abg. Dr. von Jajzdzewski bemerkt, daß Kulm das Deutsche schon die Geschäftssprache sei.

Das Kapitel wird genehmigt.

Ueber das Kapitel 1162 (altkatholischer Bischof) findet eine besondere Abstimmung statt; bei der chwachen Besetzung des Hauses (noch nicht 105 Mitglieder sind anwesend) bilden Centrum und Polen die Mehrheit. Die Aus ählung ergiebt, daß 51 Mitglieder gegen die Position, und nur 3 dafür gestimmt haben. Das Haus ist also, da 217 Mitglieder zur Beschluß⸗ fähigkeit erforderlich sind, beschlußunfähig.

Schluß 41 / Uhr.

auf die von

in der Diszese

Sandel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlefien.

An der Ruhr sind am 6. Mal gestellt 9809, nicht recht zeitig gestellt keine Waagen.

In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 3677, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; arne 6. d. M. wurden gestell 3878, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastgtions-Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht J Berlin standen am s. Mai d. J. die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: LD Lehrterstraße angeblich 27 —, dem Kaufmann Otto Stutz gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 406 festgesetzt. Es bot der Kaufmann Max Knopf hier für seinen Machtgeber, den Kauf⸗— mann Max Priester hier, 509 3) Franfecki— straße 13, dem Zimmermeister Wilhelm Maiwald zu Berlin gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 401 4 kite, Ersteher wurde der Schneidermeister Hermann Goldwasser zu Berlin für das Meistgebot von 191 000 3 Pappel - Allee 112, dem Ofenfabrikanten Felix Bornemann gehörig. Nutzungswerth S950 ½ Das geringste Gebot wurde auf 805 M, festgesetzt. Ersteherin wurde die Handlung in Firma Gebrüder Häußler zu Berlin für das Meistgebot von 127 000 4

Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Tieckstraße 11, dem Architekten Friedrich Fischer gehörig, sowie Am Weidenweg 75, dem Tischlermeister Friedrich Wilhelm Kußin gehörig, und die Termine am 4. Mai bezw. 5. Mai d. J. Beim Königlichen Kmts— gericht L Berlin wurden das Verfabren der Zwangsversteigerung, betreffend die Grundstücke des Gärtners Wilhelm Bitterhof, ju Nieder Schönhausen belegen, und die Termine am 6. Mai bezw. 8. Mai d. J. aufgehoben.

Der „Zeitschr. f. Spir. Ind.“ entnehmen wir folgenden Bericht äber den Handel mit Stärke nach Mittheilungen der Ver— trauensmänner in der Zeit vom 29. April bis 5. Mai isgi: Im Laufe der Berichtswoche ist nur folgender Abschluß in Kartoffelfabri⸗ katen mitgetheilt worden. Es wurden verkauft an: Kartoffel stärke 3090 Sack prima zu 23.50 M netto Kaffe franko Lager Burg bei Magdeburg bei sofortiger Abnahme.

„In der ordentlichen Generalversammlung der Aktien— Gesellschaft für Glas⸗Industrie vorm. Friedrich Siemens vom 6. d. M. wurden sämmtliche Anträge der Ver⸗ waltung einstimmig genehmigt, die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 12 J sestgesetzt und dat autscheidende Mitglied des Aussichtsrathes wiedergewählt. Die Dividende gelangt von heute ab in Berlin bei der Berliner Handelsgesellschaft und' der Bank für Handel und Industrie zur Zablung. Rach den Berichten deg Vor— standes hat sich im Laufe des Jahres 1891 das Geschäft bisher zu— friedenstellend entwickelt.

Die nächste Börsen⸗ Ver samm lung zu Essen findet am 11. Mai 1891 im „Berliner Hof“ statt.

Bom oberschlesischen Steinkoblenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.; Nachdem fich in der letzten Zeit eine, wenn auch nur geringe Mattigkeit bemerklich gemacht halte, ist in Folge des westfaͤlischen Bergarbeiter Strikes wieder reges Leben ins oberschkesische Kohlengeschäft hineingekommen. Die Grubenverwaltungen sind mit neuen Aufträgen aus dem In und Auslande überhäuft worden, und die Verladungen waren außerordentlich stark. Mit der theilweifen Be⸗ endigung des Strikes hat auch wieder größere Regelmäßigkeit Platz gegriffen, und es sind binnen Kurzem wieder normale Verhältnisse zu erwarten. Der Frport nach Oesterreich und Rußland hat in der letzten Berichtsperiode ebenfalls eine Steigerung erfahren, und liegen Äb—= schlüsse auf dauernde und regelmäßige Bezüge vor. Vom östlichen Kohlenrevier wird seit Beginn des Frühjahrs auch wieder Kohle, hauptsächlich Stück. und Würfelkohle, auf der Przemsa nach Galizien verfrachtet. Im örtlichen Verkauf haben die Kohlenpreise

keine Aenderung erfahren. Bessere Marken notiren: Stück ⸗, Würfel⸗

und Nußkoble ! 42— 48 3. Nuß II 38 42 3, Förderkoble 38 bis 45 3, Klein und Erbstobfe B.- zo , Staubkoble 8— 14 4, Serunda Marken je nach Qualität 3- 5 3 pro Tentner billiger. Die Kokesanstalten halten die g duktion auf der bisherigen Höhe, ihr Fabrikat findet, zumal dasselbe fest an die Werke verschlossen, schlanken Absatz. Nennenswerthe Bestände find bier nirgends zu sehen— Die Zufuhr von Witkowitzer und Waldenburger Kokes zu den ober⸗ schlesischen Werken ist nur auf das für die einzelnen Betriebe erfor⸗ derliche Quantum beschränkt. Für Theer und Theerprodukte ist e . genügend Absatz vorhanden; die Läger sind zum Theil geräumt.

Das „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, bat in der Rr. 19 vom Mai 1891 folgenden Inhalt: Zur Nachricht. Patentgesetz. Die Gewerbeschuse zu Worms. Jur Geschichte des Uitramarinz. Aufklärungen über das abgeänderte Patentgesetz. Aus den Drtsgewerbvereinen. Nidda. Verschiedene Mittheilungen.

atente von im Großherzogthum Hessen wohnenden Erfindern. infuhr von Cigarren in Egypten. Literatur.

Köln, s. Mai. (W. T. B.) Bei der heutigen Verdingung ven 5240 t flußeiser ner Querschwellen für die recht sr'hei= nische. Eisenbabn waren Mindestfordernde: Die Bortmunder Union für 2305 t, Phönix für 1453 t das- rheinische Stahlwerk für 716 t, mit je 1245 , Gute Hoffnung für II83 t, westfälische Stahlwerke für 781 t, mit je 124 6 Für 8250 t Flußstahl⸗ schienen blieben Mindestfordernde: Krupp für 1008 t, Aachener Hütte für 682 t, westfälische Stahlwerke für 3350 t, mit je 126 M, rheinische Stahlwerke für 096 t, mit 1265 , Krupp für 1371 * mit 127 , das Osnabrücker Stahlwerk für 498 t, mit 1238 , und der Bochumer Verein für 346 t, mit 151

Leipzig, s. Mai. (W. T. B) Kammzug- Termin Handel, La. Plata. Grundmuster B. pr. Mai 43327 M, pr. Juni 4,40 M, pvr. Juli 4.46 M, pr. August 445 An, pr. Sep⸗ tember 445 A, vr. Oktober 447 Mñ, pr. November 4,47 A, z . 4477 M, pr. Januar 4.47 AUmsatz 45 000 kg.

uhig.

Wien, 6. Mai. (W. T. B) Der Verwaltungsrath der Nordwestbahn beantragt, den Juli⸗Coupon der Stammaktien mit 45 Fl. und denjenigen der Aktien Titt. B. mit 11 Fl. einzulösen.

Der Verwaltungsrath der Alpinen Monkangefel lfchaft beschloß, die Vertheilung einer Dividende von 54 ιο zu beantragen.

Txie st, 6. Mai. (W. T. B.) Der Rechenschastsbericht des Verwaltungsraths des Oesterreichisch⸗ungarifchen Lloyd theilt den Inhalt des mit der 5sterreichifchen Regierung ge⸗ schlossenen Vertrages mit und giebt der Hoffnung Ausdruck, daß der Vertrag eine rationelle Erweiterung seines Thätigkeits bereichs ermöglichen werde, weshalb der Vertrag in finanzieller Hinsicht als befriedigend bezeichnet werden kann. Vom Stand punkt, der Verwaltungsfrgge freilich sei der Vertrag minder günstig, indeß werde die Gesellschaft durch die Beschaffung größerer Dampfer für die indo⸗chinesischen Linien in den Stand gesetzt, dem Dienste im adriatischen und Mittelmeer tragfähigere und mit be⸗ quemeren Einrichtungen versebene Schiffe als bisher zuzuwenden, auch werde durch die Feststellung eines neuen Fahrplanes den Klagen der Handelswelt über den Umladedienst abgeholfen.

Die Generalversammlung des österreichischungarischen Lloyds genehmigte die vorgelegte Bilanz, ertheilte Decharge und nahm mit große Majorität den mit der 6 sterreichischen Regierung ab⸗ geschlossenen Vertrag an mit einem Zuosahantrage dahin, daß der auf die Deckung des Defizits bezügliche 8. A6 der Statuten mit Ge— nehmigung der Behörde abgeändert werde.

London, 6. Mai. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen“ ladungen angeboten.

7. Moi. (W. T. B) Die Bank von England hat heute den Diskont von 33 auf 40 erhöht. ĩ n

T. Mai. (W. T. B.) Der ‚Times“ zufolge ist der zwischen dem Dr. Plaza und dem englischen Vertreter der Wafferwerke zu Buenos AÄires zu Stande gekommene Vertrag über die Auf⸗ hebung der Konzessionen und Kontrakte von dem Letzteren gestern in London unterzeichnet worden. Der Vertrag bedarf noch der Ge— nebmigung der Aktionäre und des argentinischen Kongresses.

An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.

Bradford, J. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig; Exportgaxrne thätiger; Stoffe ruhig.

Heute ist eine Million

NewYork, 6. Mai. (W. T. B.) Dollars Gold für Europa bestellt. 7. Mai. (W. T. B.) Heute sind weitere 500 000 Dollars Gold zur Ausfuhr nach Europa bestellt worden. Die Summe . dieser Woche exportirten Goldes beträgt bis heute 4700 566 ollars.

Reunen zu Charlottenburg. Mittwoch, 6. Mai.

L. Ellen Douglas⸗Jagd⸗Rennen. In Erinnerung an dat vor zehn Jahren gelaufene Rennen des Vereins. Ehrenpreise dem siegenden Reiter und dem Reiter des zweiten Pferdes und 2600 dem ersten Pferde. Herren-Reiten. Distanz 3500 m. (34 Unter⸗ schriften; Hrn. Lorian's F. H. ‚Leire', Gr. v. en. 1., Rittm. v. Sydow's F. St. „Cara“, Bef. 2., Lieut. v. Waldow's F. H. Eventail“', Rittm. v Heyden ⸗Linden 3. Siegte mit drei Längen; ebensoweit zurück ‚Eventail! Dritter. Werth: Ehrenpreise und 2390 M dem ersten, 830 6 dem zweiten, 580 M dem dritten Pferde.

IL Fanta ea Jagd ⸗Rennen. Preis 1500 S Jockey⸗Rennen. Handicap. Distanz 3500 m. (6 Unterschr) Hrn. v. Tepper · Laski' s br. W. . Strelitze 1. Lieut. Baron Blome's br. St. Zauberin! 2. Mr. Blacks FH. „Alsdann? 3. Siegte mit anderthalb Längen; zwanzig Längen zwischen Zauberin? und „Alsdann. Werth I7öß 4 dem ersten, 5ö0 „M dem zweiten, 250 dem dritten Pferde.

III. Damen -Preis. Ehrenpreis, gegeben von Bamen Berlins, und 1500 4 dem ersten Pferde. Jagdrennen. Offizier⸗Reiten. Distanz 4900 m. Lieut. Frhrn. v. Kap-herr's II. br. St. „Lady Riles“ Bes. 1. Rittm. v. Heyden⸗Linden's br. W. Oreadian', Bes. 2. Rittm. v. Schmidt ⸗Pauli's br. W. „Cardinal Wolfey“, Lieutenant v. Schierstädt 3. Nach aufregendem Endgefecht um einen Kopf heraus geritten; um anderthalb Längen zurück Cardinal Wolfey“ Z. Zwölf Pferde liefen. Werth: Ehrenpreis und 2400 M dem ersten, 7650 M dem zweiten, 560 M dem dritten Pferde.

I§J. Preis von Falkenhagen. 1800 4 Jockey ⸗Hürden⸗ Rennen. Handicap. Distanz 3000 m. (10 Unterschr) Hrn. Albert'z br. H. Adam“ 1. Kapt. Jos's br. St. „Adele“ T. Hrn. R. Haniel's dbr. St. Desirse 3. Siegte mit drittehalb Längen; sechs Längen hinter Adele landete Desirse als dritte. Werth: 2160 60 dem ersten, 450 S dem zweiten, 250 dem dritten Pferde.

V. Grunewald. Jagbe Rennen. Preis 3050 M. Herren⸗ Reiten. Jagd Rennen 2 Kl. Distanz 4500 m. Kapt. Joss r. St. „Vivacious', Lieut, v. Willich J Lieut. Lucke's br. W. Oxford !, Lieut. v. Grävenitz 2 Hrn. J. Suhr's br. W. . Musketeer *, He. v. Dewitz 3. Vivaäcioas“ schlug 4 vor dem Ziel den bis dahin führenden , um anderthalb Längen; zwanzig Längen hinter diesen kam. Mugketeer - als Brilter ein. Werth: 3350 4 dem ersten, 7b0 6 dem zweiten, 359 dem dritten Pferde.

VI. Preis von Rixdorf. 1500 4 Jockey · Dandieap Jagd⸗ Rennen. Distanz 3000 m. (12 Unterschr.) Hrn. F. Knoke's br. 3 Tusall Silver 1. Hrn. H. Zimmermann 's br. St. Savings Bank, 6jähr, 2. Lieut. Meinckez br. W. Brackenberry 3. Mit vier Langen gewonnen; zehn Längen zurück Brackenberry Dritter. Werth: 1900 M dem ersten, 450 S dem zweiten, 250 M dem dritten

Pferde. VII. Hanseat Hürde n⸗Rennen. 1500 . Jockey Rennen. Hrn. Albert's schwbr. W. ‚Cos⸗

Distanz 3000 m. (14 , . k ö ap⸗herr br. H. „Atlantie“ 2.

mopolit“ 1. Lieut. Frhr. v. Hrn. Dimath's dbr. S. Mirambo. 3. Siegte mit anderthalb Längen; fünf Längen hinter „Atlantie' kam ‚Mirambo“ als Dritter ein.

Werth: 1840 M dem ersten, 546 dem zweiten, 240 MS dem

dritten Pferde.