1891 / 109 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

zeigten sich in Elberfeld. Karlsrube, Amsterdam, Glasgow, Liperpool, London, Paris, Wien, Rom (Februar) häußger, in Steckbolm seltener. Grkrankungen kamen noch immer aus Breslau, München, Wien, Budapest, Edinburg. Kopenbagen, Stockbolm sowie aug den Regierungsbeꝛirken Arnsberg, Büssefd orf, Denabrück, Stettin u. a. S. in großer Zabl zur Anzeige. Das ScharlaHfieber bat in Breslau, Chemnitz, Budapest, Warschau,. Wien, Mes kau (Februar) und in den größeren Orischaften Nord · Amerikas zablreiche Opfer gefordert, während es in London, Liverpool., Paris, St. Petersburg. Ddessa, Stockholm an Heftigkeit abnahm. Die Ster lichkeit an Dir h tberie und Crouv zeigte vielfach eine Abnahme, wie in Berlin, Köln, Lüdenscheid, Chemnitz, Dresden, Christiania, Krakau. London, Lvon, Paris. St. Petersburg, Watschau; in Frankfurt a. M. Rürnberg, Stutt ˖ gart, Bremen, Amsterdam,. Prag blieb die Zabl der Gestorbenen fast die

leich große, während in Breslau, Danzig, Duisburg, Greifswald, w Linden (bei Hannover), Magdeburg. München, Leipzig, Kanstatt, Mainz, Hamburg, Budapest, Stockbolm, Venedig Wien, fowie im Februar in Rom, Moskau die Zahl der Todesfälle eine größere wurde. Auch in den größeren Städten Nord · Amerikas erlagen im Februar der Diphtherie zahlreiche Personen. Etwas Häufiger als im Vormonat kamen Erkrankungen und Todesfälle an Unter leibstyphus zum Bericht, namentlich stieg in Altona und Essen, aber auch in Gelfenkirchen, London, Prag und im Februar in Moskau, Rom, Turin, Chicago die Zahl der durch Unterleibstypbus bedingten Sterbefälle. An Flecktyß bus wurden aus dem Regierungsbezirk Bromberg und aus Amsterdam je 1, aus Altendorf und Alexandrien je 2, aus Petersburg 5, aus Moskau und San Francisco (aus beiden Städten aus dem Februar) 38 bezw. 6 Sterbefälle gemeldet. Erkran⸗ kungen kamen nur aus St. Petersburg in größerer Zabl, sowie ein vereinzelt gebliebener Fall aus dem Regierungsbezirk Königsberg zur Mittbeilung. Rücfallsfieber zeigten sich gleichfalls nur in St. Petersburg in größerer Zahl und endeten in 26 Fällen tõdtlich. us einer größeren Zabl von Orten wurden, wenn auch meist ver⸗ einzelt, Erkrankungen an Genickstarre zur Kenntniß gebracht, wie aus Berlin, Nürnberg, sowie aus den Regierungsbezirken Düsfeldorf, Erfurt, Marienwerder. Minden. Mebrfache Erkrankungen wurden aus den Regierungsbezirken Lüneburg und Schleswig (e ) und Müunster (7) berichtet. Vereinzelte Todesfälle wurden aus Berlin, Kiel, Meß. Moskau, den Regierungsbezirken Düsseldorf, Schleswig, Münster (2), St. Louis (7, Cincinnati (G), Brooklyn (4), New Vork (6). Chicago (18) gemeldet. Der Keuch⸗ husten hat in Berlin, Köln weniger, in Amsterdam. Edinburg, Glasgow, Liverpool, London, Paris mehr Todesfälle veranlaßt. Er= krankungen waren in München, Hamburg, Kovenbagen, Wien nicht selten. An Trichinosis kamen aus dem Regierungsbezitk Pesen mehrere (5), an Tollwuth ebendaher 1 Erkrankung zur Mittbei⸗ lung. Aus Nürnberg, Kovenbagen, London und mehreren größeren englischen Städten wird das Etscheinen zahlreicher Erkrankungen an Grippe gemeldet. die jedoch meist günstig verliefen. Die Pocken zeigten sich im Ganzen müder als im Vormonat. Vereinzelte Todesfälle wurden aus Berlin, Bremen, Hof, London, Lyon, Odessa, Alexandrien berichtet, mebrfache aus Brünn, Venedig und dem Reg.⸗ Bezirk Trier (je ), aus Kairo (4). aus Prag und Motkau (je 5), aus Paris (8), aus Bombav (10), aus Warschau (11), aus St. Peter. burg (17, aus Cberson (2), aus Brüfsel (25), aus Rio de Janeiro (Dezember 32), aus Wien (67), aus Liffabon (Januar 73); Erkran ⸗˖ kungen aus Berlin, Kopenbagen und dem Reg Bezirk Trier je 1, aus Breslau, Budapest und dem Reg. -Bezirk Düffeldorf je 2, aus St. Petersburg 51, aus Wien 336. In Rio de Janeiro erlagen im Dezember 10 Personen dem Gelbfieber.

Sandel und Gewerbe.

Durch ein vom 1. April d. J. datirendes dänisches Gesetz ist bestimmt, daß mit dem J. Oktober d. J. folgende Aenderungen in den bestehenden dänischen Eingangszöllen ein⸗ treten sollen: Der Zoll für Zucker und Syrup der Positionen 227, 228 und 229 des Zolltarift jedoch mit Ausnahme des Trauben- und Stärkezuckers und des Trauben⸗ und Stärke⸗Syrups wird herabgesetzt und zwar Position 227

2 Oere per Pfund. Ferner findet eine Herabseßung des Zolles für Melasse und gemeinen braunen Syrnz (Positien 230) dergl. auf 10/9 Oere, und des Zolles für Steinöl auf 2 Dere Durch ein weiteres dänisches Gesetz vom 1. April d. 3 andererseits eine . des Eingangs zolles für Bier, auf 10 Oere per Pfund brutto, und für diese Getränke in sonstigen Umschließungen auf 4 Oere ver Pfund brutto ver⸗ Bekanntmachung des Gesetzesz in Kraft getreten. Vom 1. April 1895 ab soll eine weitere Erhöhung der bezeichneten Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Dberschlesien. nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 8. d. M. gestellt In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 3s, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. Stärke fgbrikate und Hülsenfrücte von Max Sabers kv) Ia. Kartoffelmehl 244 25 , La. Kartoffelstärke 244 25 , stärke loco u. Parität Berlin kein Handel, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 14,50 M, gelber Soru 284 30 A, Kartoffelzucker Capillair 304 31 6, do. gelber 281— 6 4, Rum ⸗Couleur 36-— 37 M6, Bier Couleur 36—- 37 Derxtrin, Weizenstärke (kleinst.) 43— 44 6, Welzenstärke (großst.) 48— 498 A, allesche und Schlesische 48 0. ½, Schabe⸗Stärke 35 36 K, Maig⸗ 45. —=46 S,. Victoria-⸗Erbsen 191 17 „M, Kocherbsen 18 21 ä. Erbsen 183 21 , Futtererbsen 17 —1775 4, 53 gelb. Senf x= 33 6, Flümmel 356 = 41.6, Buchwel en iz —= 26.1, Maß loco 165 - 173 4, gi nen 16 —16 A, inländische Fi. Bohnen 223 4, galizische und russische Bohnen 18 20 6, Wicken 13— 14 A, Hanftörner A] = 23 0, Leinluchen 15. = 173M, Welienfchale 114 12A, 60 == 4, do. blauer 48- 54 , Hirse, weiße 20-23 M Alles per 100 kg ab Babn bei Partien von mindesteng 10 000 Kg. x reichischen Silber Couponz ist 172,75 M für 100 Fl. oͤsterr. Silber herabgesetzt ien, . ö, ö. ö Spanisch: Deutsche Bank) vom 8. d. M. genehmigte, wie . W. T. B. meldet, die Bilanz für 1880 und beschloß die Vertheilung einer der Heriog von Veragua. Anwesend war in Vertretung der deutschen Aktionäre der Direltor Wall ich von der Deutfchen . in Berlin. berichtet die Schles. Itg. : Die Lage deg oberschlesischen Cifen“ marktes ist gegen die Vorwoche unverändert . Ein ober

auf 6 Oere, Position 228 auf 3 Oere, Position 229 auf auf 1 Oer, des Zolles für Chokolade in Kuchen, Blöcken und pro Pfund statt. [. Meth und Malzextrakt in Glasballons, Ralchen oder Krügen fügt worden. Die gedachte Erhöhung ist am Tage nach der Zollsätze auf 15 bezw. 6 Oere eintreten. An der Ruhr sind am 9. Mai gestellt 10137,

rechtzeitig gestellt keine Wagen. 1 Berlin, 9. Mai. (Wochenbericht für Stärke,

Ha. Kartoffelmehl und ⸗-Stärke 22 23 *, feuchte Kartoffel⸗ Capillair Export 31 32 „, Capillair⸗ Syruy 304 315 , gelb und weiß, Ia. 34— 35 S6, do. sekunda 27 —29 4, tärk zz = 33 „, Reisstärke (Sirghlen) 1 —=8 , do. (Sfäcken) 8 t, Linsen, große 34 –= 44, do. mittel 4 - 34, do. kleine 20 - 24 , 21—23 , weiße Flachbohnen 23— 235 ½, ungarische Bohnen 20— Roggenkleie 12-13 6, Rapgkuchen 131 14 *, Mohn, weißer Der Einlösungtseourt für die hier zablbaren Oe ster⸗ Die Generalverfammlung des Banco Hispano Aleman Dividende von 6 o. In den Verwaltungtzrath wurde wiedergewählt W Vem ohen schlesis ken Gifen. und Merallmarkt Absatz an Roheisen als bisher hat sich noch nicht eingestellt, und

die Produktion ist auf derselben Höhe geblseben wie in den Vor—

wochen. Vortbeilhafter gestaltet sich nur die Lage derjenigen Hoch ofenwerke, welche, wie Donnergmard hütte und Tarnowißer Hütte, ibr Produkt zu beffimmten Preisen verschlossen baben und daber auch t eine schlanke Abfuhr des frisch erblasenen Roheisens erzielen. Walzeifen⸗ und Blechwalliwerke sind in vollem Betriebe, haben Finreichende Aufträge auf Handels und Baukonstruktionseisen sowie Gisen, und Stablbleche, und dies ist nicht allein bei den größeren, jondern auch bei den kleineren Werken der Fall. Es bleiben daber nur noch höhere Preise für die Blechwaljfabrikate zu erwünschen, da bei den' gegenwärtigen Preisen ein Gewinn kaum zu ernelen ist. Auch die Eisengießereien, Maschinen und Kesselfabriken sowie die Eisenkenstruktions ⸗Werkstätten befinden sämmtlich in flottem Betriebe; nur wäre hier in Rücksicht auf die zablreich vorliegenden Bestellungen aus dem In und Auslande ein stärkerer Zuzug von Arbeitskräften nöthig. Der Zinkmarkt ist in Tieser Berichtswoche wiederum ein matter geblieben, und es ist keine Aenderung der Preise zu verzeichnen gewesen. Heute (8. wurden einige Tausend Centner Schles. Vereinsmarke à 45 106 Eg gebandelt. In London bat sich indeß seit einigen Tagen in Felge mebrseitiger Nachfrage für nicht mehr länger aufzuschieben · den Bedarf die Stimmung wesentlich gebessert, und es haben daselbst größere Umsaͤtze zu Preisen von 23 Psd. Sterl. bis 23 Pfd. Sterl. 3 Sb. 6 P. stattgefunden. Es ist anzunehmen, daß diese Thatsache auch auf den biestgen Markt befestigend einwirken wird. Die Nach= frage nach Blei und Bleifabrikaten war in letzter Zeit eine beffere, doch sind die Preise noch unverändert geblieben.

Nach den Angaben des britischen Handel samts, welche die Londoner. Allg. C. mittheilt, betrug die GFinfubr im vorigen Monat 3 362255 Pfd. Sterl. und die Ausfuhr 574 699 Pfd. Sterl. mehr, als in demselben Monat des Vorjabres. Die Einfuhr der letzten vier Monate übertraf die in der gleichen 3 des Vor⸗ jabres um 202 931 Pfd. Sterl,, wogegen die Ausfuhr um 184 9889 Pfd. Sterl. nachgelassen bat. 9

Aus Lifsabon meldete ein Wolff'sches Telegramm vom 9. d. M.: Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Königliches Dekret, durch welckes die Ermächtigung zur Ausprägung von Silbermünzen bis zum Betrage von 2000 Contos Reis verfügt wird. Der Bank von Portugal wird gestattet, während dreier Monate Noten und Gold gegen Silber umzuwechseln, auch soll die elbe den Kredit, welchen sie dem Staatsschatz einräumt, auf 4000 Contos Reis erkökben. Wäbrend diefer drei Monate wird die Re⸗ gierung der Bank von Portugal diejenigen Summen, welche sie 6 in laufender Rechnung schuldet, in Gold zur Verfügung ftellen.

Vom gestrigen Tage wird aus Lissabon weiter gemeldet: Die Bank von Portugal fuhr gestern fort, Roten und Gold gegen Silbermünzen einzuwechseln. ne befürchtete Zurückziehung don Depositen aus den Banken und Sparkassen trat nur in sehr ge⸗ ringem Umfange ein und blieb obne weitere Rückwirkung. Die Banken sind mit ausreichenden Baargeld. Vorräthen verseben.

Auch aus Oporto lauten die Nachrichten über die finanzielle Lage befriedigend. Der Banco Lusitano bat ein Moratorium nach- gesucht, das Handelsgericht wird die dem entsprechenden Verfügungen treffen. Der Ministerrath, welcher gesftern zu einer Sitzung zusammen ˖ trat, war der Ansicht, daß weitere finanzielle Maßregeln nicht er⸗ forderlich seien. ;

Die New - Norker Hdls.- Ztg.“ bemerkt in ibrem vom 1. 8d. M. datirten Wochenbericht, daß die allgemeine Ge schäftslage seit vierzehn Tagen eine allmäbliche Besserung babe erkennen lassen. Zwar sei der Fortschritt kein gleichmäßiger zu nennen, denn in manchen Branchen laffe das Geschäft noch immer zu wünschen übrig, doch sei ein nicht zu unterschätzendes Faktum, daß die Lage der Eisenindustrie, die man mit Vorliebe und auch mit Recht als symptomatisch für die ganze Geschäftslage betrachte, entschieden auf dem Wege der Besserung sei. Dem Aufschwung der Geschäfte kam das berrliche Früblingswetter in NewYork wie in fast allen Staaten der Union wäbrend der letzten Zeit sehr zu Statten, indem dasselbe nicht nur zur Belebung des Defailgeschäftes beitrug, sondern auch die Aussichten der wachsenden Ernte besonders günstig erscheinen ließ. Dabei sei Geld, obwobl in guter Nachfrage und Dieses letztere ist weiter ein gutes Zeichen ziemlich flüssig, wie ferner fer ne Storungen augenblicklich nicht zu befürchten seien. Das Geschäft am Waaren⸗ und Preduktenmarkt sei zwar in rubiger Weise verlaufen, eine weitere stetige Befferung habe sich jedoch in den meisten Departements eingestellt, sodaß das Gesammtresultat als ein be—⸗ friedigendes bezeichnet werden könne.

Leivjzig, 8. Mai. (W. T. S.) Kammjug⸗ Termin handel. La Plata. Grundmuster B. vt. Mai 4325 A, pr. Juni 435 , pr. Juli 4377 AÆ, rr. August 40 R, pr. Sep- tember 4425 AÆ, vr. Oktoder 448 Æ, pr. November 445 A, dr. Dejember 445 Æ, pr. Jannar 4485 Æ Umsas S0 0e *g.

Rabig

ien, 38. Mai. (W. T. B.) Die Verhandlungen des Ver⸗ waltrngsraths der Dur⸗-Bodenkacher Eisenbabn mit der Regierung über den Bedarf für die Investitionen, baben, wie die Wiener Abendpost. erfäbrt, zu vollständiger Ciniguag geführt. Der Bedarf ist einschließlich der Kosten für das zweite Geleise in beider seitigem Einverständniß mit dem Pauschalbetrage von 3 7590 00 Fl. festgesetzt worden, welchen die r , . dem Staat für Bau⸗ und Augrüstungszwecke zur Verfügung stellt. Das die Geldbeschaffun regelnde Uebereinkommen ist, vorbebaltlich der Genehmigung dur den Ressort⸗Minister bezw. den Verwaltungsrath, beute unterzeichnet worden.

Pest, 9. Mai. (W. T. B.) Nach dem Staats kassen⸗ Ausweis für das erste Quartal 1891 stellen sich die Einnabmen um 7351 0385 Fl, die Ausgaben um 15 221 394 Fl. böber als in der gleichen Periode des Vorjahres. Mithin ist die Bilanz um 7876 268 Fl. ungünstiger.

London, 9. Mai. (W. T. B.) An der Küste 2 Weijen⸗ ladungen angeboten.

New⸗Pork, 9. Mai. (W. T. B) Der Werth der in der vergangenen Woche eingefübrten Waaren betrug 11 536 892 Dollars gegen 9632410 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 16083135 Dollars gegen 15698 141 Dollars in der Vorwoche.

Rennen zu Charlottenburg. Sonnabend, 9. Mai.

I. Westend⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1500 ½ Jogey-⸗Rennen. i 4jäbr. und altere Pferde, welche für 3000 käuflich sind. istanj 3000 m. Kapt. Jos's br. St. Adele Wbeeler 1, Hrn. C. G. Schilling's br. W. „Scholar“ 2. Siegte mit zwanzig Längen. Werth: 1870 der Siegerin, die nicht gefordert wurde, 450 Æ dem zweiten Pferde.

H. Kilbarrv⸗Fagd- Rennen. CEhrenpreiß und 1209 4 dem ersten Pferde. Herren Reiten. Für h jährige und ältere Pferde. Distanz 3060 m. Lient., Graf Bredew's br. W. „Crusos“ Lieut. Graf Solms 1. Lieut. v. Willich's br. St. Lyra. Bes. 2. Lieut. Dulon's (IJ. Ul.) br. W. „Bacchus 3. Lieut. Erbprinz Salm⸗ Horstmar's br. St. Viper Bes. 4. Nach harter Gegenwehr mit einer halben Länge gewonnen; acht Längen jurück Ba echus“ Dritter. Werth: 1688 4 dem ersten, 460 M dem zweiten, 260 M dem dritten, 160 6 dem vierten Pferde. ;

III. Spreethal-Jagd⸗ Rennen. Preis 1800 M6 Jockey Rennen. Handieap. Für 4jähr. und ältere Pferde, welche für 10 000 S käuflich sind. Distanz 3009 m. rn. Lorian 3 F. H. Leire⸗ 1., Lieut. Lehmann's F. W. „Baffa“ 2, Rittm. b. Schmidt Pauli's br. W. Tancoins * 3, Lieut. Rolle's schwbr. St. Economy“ 4. Siegte mit fünf Längen; sieben Langen zwischen Baffa“ und Sancoins '. Werth: 2150 46 dem Sieger, der nicht gefordert wurde, Ib0 S dem zweiten, 360M dem dritten, 150 M dem vierten Pferde.

IV7. Großes Berliner , e n Preis 5000 4 Dandicap. Jockey Rennen. ür 4 jährige und aͤltere Pferde. Distanʒ 3609 m. Hrn. L. Meyer's F. H. „‚Vignier' 1., Hrn. J. Saloschin's dbr. W. „Teviot‘ 2., Hrn. Albert's br. H. Adam“ 3.

Mit zwei Längen gewonnen, fünf Längen zurück Adam dritter. Werth: 4850 6 dem ersten, 1050 M dem zweiten, 450 Æ dem dritten Pferde. ö

V. St. Mark Jagd Rennen. Preis 1500 66 Herren- Reiten. Jagd Rennen 4. Kl. Für jähr. und ältere inländ., und öfter ungar. Pferde. Distan 3500 m. Hrn. v. Tepper. Laski s br. W. Strelitze' Bes. 1. Räittm. v. Schmidt Paulis F. W. Wild dieb Lieut v. Schlierstädt 2, Lieut. Graf. Schulenburg's br. 9. Schwalbenfänger' Lieut. v. Grävenitz 3, Rittm. v. Sydow's Few. Tarasp“ Bes. 4. Werth: 1590 6 dem Sieger, 480 M dem zweiten, 180 * dem dritten, 809 6 dem vierten Pferde.

VI. Cbarlottenburger Fagd⸗Rennen. Preis 3000 4 Jockey · Rennen. Für 4 jähr. und ältere Pferde. Distanz 3000 m. Tieut. v. Waldow s F. H. . Eventail' 1, Hrn Herbert's br. W. St. Pierre 2, Rittm. v. e, , . br. W. Orcadian Hall! 3., Lieut. Schluüter's br. St. . Modell! 4. Sieben Pferde liefen. Werth: 3540 M dem ersten, 850 Æ dem zweiten, 450 6 dem dritten, 200 6 dem vierten Pferde. ;

VII. Preis von Köpenick. Preis 1000 6 Herren -Reiten. Für 4jäbr. und ältere Pferde. Distanz 1400 m. Lieut. v. Goßler s br. St. . Tit Bit Besj 1. Lieut. Graf Sierstorpff g schwbr. H. Jochen“ Lieut. Frhr. v. Senden J. 2. Lieut. v. Loebell's . „Garola“ Lieut. v. Grävenitz 3. Siegte mit einer halben Länge; dieselbe Distanz zwischen Jochen! und Carola“. Werth: 1640 dem ersten, 460 * dem zweiten, 260 M dem dritten Pferde.

Mannigfaltiges.

Zur Beobachtung des Merkur-Durchgangs batte sich gestern lange vor Sonnenaufgang gegen 14 Uhr bereits eine große Zahl Wißbegieriger auf dem Dache der Urantg eingefunden. Den Merkur sah man in der angekündigten Weise seine schwarze Scheibe gan langsam dem Sonnenrande näher rücken. Unglücklicherweise entwickelten sich jedoch gegen das Ende des Pbänomens, als der wichtigste und merkwüͤrdigste Moment des Kontakts des Planeten mit der Sonnenscheibe berannabte, immer dichter werdende Wolken schleier, welche endlich die Beobachtung des Austritts mit dem großen Refraktor verhinderten. Glücklicher war ein junger Astronom der Urania, Hr. Witt, welcher mit dem zweitgrößten Fernrohr in der Dstkuppel beobachtete. Er bat, eine für seinen Standpunkt gunstiger liegende Wolkenlücke benußend, die eigentbümliche Erscheinung des sogenannten Tropfens während des Kontaktes deutlich wahr- eme, Tie leuchtende Sonnenscheibe sprang, als Merkur sich brem Rande nabe befand, deutlich gegen die dunkle Scheibe zurück; es bildete sich die wohlbekannte, die Beobachter ebemals so sehr irre⸗ leitende dunkle Brücke, welche den eigentlichen Kontakt angiebt. elgoland, 11. Mai. Die Probefahrt des neuen Schnell- dampfers der Ballin'schen Rbederei Gesellschaft Cobra! welcher für den Verkebr zwischen Hamburg und Helgoland bestimmt ist, ist gestern laut Meldung des W. T. B. ausgezeichnet verlaufen. Die Cobra“, mit den Staatssekretären Dr. von Boetticher. Freiherrn von Matschall und Hollmann, dem Staats . Minister Herrfurtb, dem Reichstags ⸗Präsidenten von Levetzow. dem Ober⸗Präsidenten der Provinz Schleswig - Holstein von Steinmann, dem Ge— beimen Legations Rath Dr. Lindau sowie vielen anderen bohen Staatsbeamten, den Spitzen der Hamburgischen Behörden und xielen Rbedern Hamburgs, im Ganzen 20 eingeladenen Gästen an Bord, traf um J Ubr Nachmittags in Helgoland ein. Der Dampfer, auf welchem die fröblichste Stimmung berrschte, batte auf der Elbe den Ariso Griller, an dessen Bord sich Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich befindet, passirt und mit Flaggensalut, Spielen der Nationalbvmne und einem begeisterten Dudted begrüßt. Abends fand ein Festdiner statt, bei welchem der Staatssekretär Dr. von Boetticher einen Toast auf Seine Mazestät den Kaiser aus brachte, welcher unter den Klängen der Nationalbymne jubelnd auf— genommen wurde. Der Regierungs Rath Dr. Kelch theilte den Gruß Seiner Majestät des Kaisers an die Ballin'sche Rbederei und die Helgoländer mit. Der Reichstags ⸗Präsident von Levetzow trank auf die Rhederei. Noch andere Toaste, darunter auch der Dank der Insel Helgoland, wurden ausgebracht. Um 10 Uhr wurde an Bord der Cobra“ ein Feuerwerk abgebrannt, worauf ein Ball die Festtbeil⸗ nebmer vereinte. Die Rückkehr nach Hamburg findet heute um 12 Ubr statt.

London, 9. Mai. Die deutsche Ausstellung wurde nach einem Bericht des W. T. B. beute um 3 Ubr Nachmittags durch den Lordmaynor eröffnet. Bei dem Festakte wies der General Direktor der Ausstellung Wbitlev in einer Ansprache an den Lord⸗ mayor darauf bin, daß der Ehren -Präsident der Ausstellung, Seine Hoheit der Herzog von Sachsen ⸗Coburg⸗Gotha den 11. Juli als Tag der BPreisvertbeilung bestimmt habe, und gab so⸗ dann einen Rückblick über die vorangegangenen drei fremden Ausstellungen in London. Der Redner sprach die Ueber⸗ zeugung aus daß die deutschen Aussteller die Aus= stellung im Oktober vollständig 36 verlassen würden, und erinnerte an die Erfolge, die die amerikanischen, italienischen und französischen Aussteller in London erzielt bätten. Wbitley hob be⸗ sonders bervor, daß Seine Majestät der Deutsche Kaiser eines der werthvollsten Gemälde der Berliner National Galerie der Ausstellung geliehen babe, und daß Ibre Majestät die Königin Victoria das berübmte Gemölde Professor . von Werner's Die deutsche Kaiserfamilie', das Jubiläumsgeschenk der Deutschen Eng⸗ lands, bat auestellen lassen. Hierauf bielt Fürst Blücher eine An sprache, in welcher er die Hoffnung ausdrückte, daß die Ausstellung zu einem noch freundschaftlicheren und herzlicheren Verkehr der beiden großen Nationen fübren möge, welche von ihren sächsischen Vorfahren ber so Vieles gemein hätten. Nachdem der Lordmapor die Ausstellung für eröffnet erklärt batte, ergriff der Praͤsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industriellen und Vize⸗Präsident des deutschen Ebrenvorstandes Vogts das Wort und dankte dem Lordmavor für dessen Anwesenbeit bei der Eröffnungsfeier; darin liege eine Anerkennung dez Gedankens, welcher sowohl in Eng⸗ land wie in Deutschland eine zeitgemäße Annäherung der beiden stammverwandten und befreundeten Nationen. be⸗ deute. Die Unternehmer beabsichtigten durch die Ausstellung die wirthschaftlichen Bentehungen der beiden Länder zu erweitern und die deutschen Produkte dem weitverjweigten Kommissionsbandel Eng⸗ lands zuzuführen. Obgleich die Produkte deutscher Kunst durch die Berliner Jubiläumsausstellung und die Münchener Ausstellung be⸗ deutend abgelenkt seien, so bilde doch der Kunsttheil der Ausstellung eine werthrolle Sammlung, Auch in der industriellen Abtheilung n . die Unternehmer Vieles zur Schau bringen können, was die

nstrengungen eines ernsten, strebsamen und fortschreitenden Volkes bezeichne. Vogts dankte sodann für die, den Deutschen in der englischen Metropole erwiesene Gastfreund⸗ chaft und sprach die Hoffnung aus, daß der Lordmapor die Ausstellung unter seinen e, nehme und daß die ausgestellten In⸗ dustriegegenstände den deutsch⸗englischen Handelsbeziehungen einen weiteren Impuls geben würden, Nach der Eröffnungsfeier gab der General⸗Direktor Whitley zu Ehren des deutschen Empfange comites ein Banket von achtzig Gedecken. Den Toast auf das Comité be antwortete der Vize ⸗Präsident des deutschen Ehrenvorstgndes, Vogts mit der Uebermittelung der Wünsche des Herzogs von Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha für den Erfolg der Ausstellung.

Rom, 10. Mai. ein Steigen der Etsch gemeldet. Dort fällt jepoch das n en wieder, während es bei Rovigo noch steigt. Auch der Po ist bei Polsella noch im Steigen, doch ist keinerlei Grund zu Befürch⸗ tungen. In der Umgebung von Pavia ist durch bas Autztreten der Wässer ein Schaden von über 100 000 Fr, angerichtet.

Aus Verona wurde gestern dem 6 T. B.“

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs⸗A1nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

199.

Deutscher Reichstag. II9. Sitzung vom Sonnabend, 9. Mai.

Am Bundesrathstische die Staatssekretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn und Freiherr von Marschall sowie der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗ 1 ;

as Haus beräth in dritter Lesung den Nachtrags⸗

Etat für 1891/92. z

Bei der rr für Kamerun bemerkt

Abg. Dr Bamberger: Er hoffe nicht, die Mebrbeit des Hauses beute zu einem andern Beschluß zu bringen, als gestern; er konstatire nur, daß seine Voraussage, die erste Lesung werde die einzige Gelegenbeit zur eingehenden Berathung der Sache bieten, nach den gestrigen Verbandlungen um 12 Ubr habe keine eingehendere Dis kussion erwartet werden können sich als richtig erwiesen babe. Er konstatire ferner, daß seine Fraktion in der Kommission sich nicht völlig ablehnend verbalten babe, sondern so viel an Ausgaben babe bewilligen wollen, wie die Ueberschüsse aus Kamerun betragen würden. Wenn sein Urtheil, daß der Reichstag jede Kolonial- forderung bewilligen würde, diet mal noch zugetroffen sei, so babe doch ein Tbeil des Centrums gegen diese Vor—⸗ lage gestimmt, und das ganze Centrum würde wobl, wie nach den Verhandlungen der Kommission anzunehmen sei, dagegen gewesen sein. wenn es sich bier nicht um eine Frage des kaufmännischen Kredits gebandelt bätte. Das Centrum sei also nicht mehr geneigt, die Missionsftage als Vorspann für diese Angelegenheiten zu benutzen. Aus der Kongogkte könne man doch nicht solgern, daß man für Die Missienen neue Wege bauen müsse. Also die Ausführungen der Nationalliberalen und des Regierungevertreters hätten auf die Mehrheit des Hauses keinen Eindruck gemacht, troßz der bunten Gemälde, die von den dortigen Verbältnissen, von den Buallas u. s. w. entworfen worden seien.

Abg Graf Ballestrem:; Der Bemerkung, daß ein Theil seiner Fraktion gegen die Etatsposition gestimmt habe, könne er nicht widersprechen, denn er habe die Abstimmung nicht kontrollirt. Aber er konstatire, daß in der Vorbesprechung feiner Partei ohne jeden Wider spruch festgestellt worden sei, daß sie für die Etateposition stinmen wolle. Die Gründe lägen sowohl auf dem kolonialen Gebiet, als auch in der Frage der Missionen.

Abg. Dr. Bamberger: Seine Bebauptung werde nicht bloß durch seine eigenen Wahrnehmungen, sondern auch durch die Berichte der Zeitungen unterstützt. Nach der Mittbeilung des Abg. Grafen Ballestrem könne er nur glauben, daß der betreffende erhebliche Theil des Centrum gestern Abend durch die wenn auch nur kurze Debatte eines Besseren belehrt worden sei. (Heiterkeit)

In der Abstimmung wird die ö. bewilligt.

Bei der Mehrforderung für das Reichs-Versicherungs⸗ amt bemerkt Abg. Rogsicke; Seine Befürchtung, es würde schwer fallen, die für das Reichs · Vieocyicĩᷣcherungdamt nöthigen technischen Beamten zu finden, habe früher der Staatssekretair als unbegründet bezeichnet, in der That aber fehle es an solchen Personen, denn es sei dort nur ein einziger technischer Beamter vorhanden und der sei seit Mo—⸗ naten krank und obne Ersatz geblieben. Es sei im Hause und in der Presse der einstimmige Wunsch vorhanden, dem Reichs⸗Versiche—⸗ rungsamt eine andere, selbständigere Stellung und Organisation zu geben. Der jetzige Zustand sei unbaltbar. Außerdem sei in den rf isen der Berufsgenossenschaften die Meinung verbreitet, die Reichsregierung bringe ihnen jetzt nicht mebr das frühere Wohl wollen entgegen, namentlich sei dasß in den Verhandlungen über die Gewerbeordnungsnovelle hervorgetreten, wo ein Regterungskemmissar erklärt habe, man dürfe den Koloß des Reichs ⸗Versicherungsamtes nicht zu sehr anwacksen lassen. Das stehe in direktem Wider spruch zu der Bemerkung des Hrn. Bosse auf dem letzten Berufs- genossenschaftstage; daß die Regierung mit den Berufsgenossen⸗ scaften ein Experiment gemacht habe, und daß dieses Experiment gelungen sei, sei zum großen Theil den Berufsgenossenschaften selber zu danken, deren Wirksamkeit die Regierung voll anerkenne. Er wünschte, daß die Thaten mit diesen Worten nicht in Widerspruch gesetzt würden.

Abg. Richter: Nicht alle Parteien des Haufes hätten sich für die Höberstellung des Reichs Versicherungsamts ausgesprochen, eben sewenig die ganze deuische Piesse. Es seien nur einzelne Herren, welche sich beharrlich für diese Höherstellung interefsirten. Liege ein Bedůrfniß vor, dann babe die Regierung die Initiative zu ergreifen. Die Schwierigkeiten der Verwaltung im Reichs- Versicherungsamt lägen in den sozialpolitischen Gesetzen selbst, durch Vermehrung der Reichsämter schaffe man sie nicht aus dem Wege.

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich bin allerdings auch etwas überrascht worden durch die Ausführungen des Hrn. Abg. Roesicke (sehr richtig!), und zwar um deswillen, weil in diesen Ausfübrungen Thatsachen vorge⸗ bracht waren, von denen meine Seele bisher nicht das Mindeste ge— ahnt hat. (Hört, hört) Es mag ja sein, daß in den Kreisen der Berufsgenossenschaften irgend welche Mißstimmung besteht. Mir ist sie aber bisher amtlich und außeramtlich nicht bekannt geworden, und vor allen Dingen ist mir nicht bekannt geworden, daß von Seiten der Regierung irgend etwas geschehen wäre, was dieser Mißstimmung einen handlichen Untergrund gäbe.

Von einer Veränderung der Politik der Regierung, wenn ich so sagen darf, gegenüber den Berufsgenossenschaften ist nicht das Geringste zu meiner Kenntniß gekommen.

Der Herr Abgeordnete hat daran erinnert, daß bei Berathung der Gewerbeordnungsnovelle die Berufsgenossenschaften nicht das freund⸗ liche Entgegenkommen vom Bundesrathstische aus gefunden haben, auf welches sie gerechnet haben. Ja, meine Herren, da fragt es sich doch immer: waren die Wünsche, die die Berufsgenossenschaften durch den Mund des Hrn. Abg. Roesicke geäußert haben, sachlich gerecht⸗ fertigt, und waren die Anträge nothwendig oder nicht? Darüber, ob dies der Fall, kann man ja verschiedener Meinung sein.

- Wenn nun von Seiten det Bundesrathstisches die Meinung geäußert wird, daß diese Anträge sich entweder zur Zeit oder über bauyt nicht zur Annahme empfehlen, so folgt daraus doch unmöglich ein Mißtrauen oder ein Uebelwollen gegen die Berufegenossenschaften. Die einzige Frage, um die es sich handelt, ist die: Ist der Grund, weshalb man beim Aufbau unserer Unfallversicherungs⸗Gesetzgebung zur Bildung von Berufsgenossenschaften übergegangen ist, hinfällig geworden? Sind die verbündeten Regierungen zu der Meinung ge⸗ kommen, daß sie einen Mißgriff gethan haben? Haben die ver— bündeten Regierungen irgend welchen Anlaß, mit der Organisation,

Berlin, Montag, den 11. Mai

die Frage so gestellt wird, wie sie allein meines Erachtens gestellt werden darf, so antworte ich dem Herrn Vorredner positiv: In den Kreisen der verbündeten Regierungen ist bis jetzt noch nicht die leiseste Anregung dahin gegeben, daß an der bewährten Organisation irgend etwas ge— ändert werden solle. Ich boffe damit, ohne daß ich es noch nöthig hätte aber die Herren hören es vielleicht gern (Heiterkeit und deshalb will ich es sagen —, der Zuftiedenbeit der Regierung mit der Durchführung der Unfallversicherung durch die Berufẽs— genossenschaften besonderen Ausdruck zu geben —, ich hoffe, sage ich, damit jeden Grund zur Mißstimmung innerhalb der Berufsgenossen⸗ schaften beseitigt zu haben.

Weiter bat der Herr Vorredner bemerkt, die Regierungen ständen der Entwickelung des Reichs ⸗Versicherungsamts feindlich oder doch unfreundlich gegenüber. Es hätte ein Regierungsvertreter neulich in der Kommission gesagt, man dürfe den Koloß des Reichs ⸗Ver— sicherungsamts nicht weiter anwachsen lassen. Ich möchte wobl die Pbotograpbie des Vertreters der verbündeten Regierungen seben (Heiterkeit), der dies gesagt hat. Der Hr. Abg. Roesicke ist, sofern er nicht etwa selbst dabei gewesen sein sollte, offenbar mwstifizirt worden, wenn er bier irgend einem Regierungskommissar eine solche Aeußerung unterschiebt. Mit meiner Bewilligung ist eine solche Aeußerung jedenfalls nicht gethan worden.

Gestern ist in der Budget⸗Kommisston auch von der Belastung des Reichs ⸗Versicherungsamts die Rede gewesen, und da habe ich allerdings den dem bohen Hause aus meinen früheren Ausführungen ja schon bekannten Satz wiederbolt, man müsse bei einer Reform unserer sozialpolitischen Gesetzgebung dahin streben, daß das Reichs Versicherungsamt entlastet wird. Das ist eine Korrektur, die ʒweck⸗ mäßig ist und auch in finanziellem und sachlichem Interesse anzustreben ist. Wenn aber unsere Gesetzgebung darauf hinweist, dem Reichs— Versicherunsgamt weitere Kräfte zuzuführen, es zu vergrößern, so werden sich die verbündeten Regierungen einer solchen Kräftezuführung und einer solchen Vergrößerung nimmer widersetzen. Alles, was das Reichs ⸗Versicherungs amt an Kräften braucht, ist ihm bisher geworden und wird ihm auch weiter werden.

Nun hat der Herr Vorredner gemeint, er hätte doch gewünscht, daß jetzt wegen der Placirung der Techniker im Reichs ⸗Versicherungs— amt andere Grundsätze zur Geltung gebracht worden wären, als wie das in diesem Nachtrags ⸗Etat geschehen sei. Ja, meine Herren, in diesem Nachtrags-Etat ist überhaupt von Technikern nicht die Rede, ebensowenig wie im Etat des Reichs. Versicherungtzamts von echnischen oder nicht technischen Beamten überhaupt die Rede ist, sondern es ist hier just so, wie bei der Königlich preußischen Regierung und anderen Behörden, die aus einem gemischten Personal, einem administrativen und einem technischen Personal bestehen. Man hat ganz einfach, hier wie dort, für die ganze Kategorie der Beamten, ohne Sonderung in Techniker und administrative Beamte, bestimmte Gehaltssätze festgesetzt. Daß diese Gehaltssätze vielleicht hier und da den Wünschen der betreffenden Beamten nicht genügen, das begreife ich vollständig,; aber daß bisher mit diesen Gehaltssätzen nicht autzukommen gewesen sei, das bestreite ich positiv. Es hat uns nicht gefeblt an Technikern und es wird uns nicht fehlen an Technikern. Für die Techniker, die sich für den Ein tritt in den Reichsdtenst interessiren, wird ja jetzt durch die von Ibönen beschlossene Organisation des Patentamts ein weites Feld eröffnet, wo sie ein Unterkommen sowie eine lobnende und, so Gott will, angenehme Thätigkeit finden werden. Wenn für das Reichs. Versiche⸗

1891.

Abg. Schmidt: Während der ganzen Unterhaltungen habe das Zimmer nicht verlassen und glaube, keine Aeußerung unbeachtet gelassen zu haben Ob es richtig sei eine solche vertrauliche Aeußerung, wenn sie wirklich gefallen wäre,

in das Plenum zu bringen, müsse er dem Urtheil des Abg. Roesick⸗ überlassen.

Auch der Abg. Hitze kann sich nicht darauf besinnen, daß der Ausdruck Koloß“ wirklich gefallen sei; er bedauere r daß eine solche Aeußerung bier vor dem Reichstage verwerthet werde.

Die Forderung wird bewilligt.

Bei der Forderung von 12600 000 M6 für die weitere . des Reichstags gebäudes beantragt der Abg. Goldschmidt, sie um S800 000 6 zu erhöhen zur Aus⸗ schmüͤckung der großen Empfangshalle mit echtem Material (istrischem Kalkstein).

Der Abg. Prinz Carolath beantragt, in einer Reso⸗ sution den Reichskanzler zu ersuchen, zu bewirken, daß die große Halle des neuen Reichstagsgebäudes in echtem Material hergestellt werde.

Abg. Goldschmidt; Es handele sich bier um einen Bau, der nach Außen hin die Würde des Bauherrn, des Reiches. bekunden solle. Die Empfangshalle solle Allen, die darin weilten, Erinnerungen an die große Zeit des Aufschwungs wachrufen und lebendig er⸗ halten. Man möge diesem Raum nicht trügerischen Glanz geben, der in kurzer Zeit verblasse. In der Kommisston habe ein Mitglied daran erinnert, daß Berlin in Bezug auf seine Bauten lange Zeit als die Stadt des falschen Scheins gegolten habe. Man möge vermeiden daß man diesen Vorwurf, der zur allgemeinen Freude für Berlin vielfach nicht mehr gerechtfertigt sei, mit Recht dem größten Banberrn machen dürfe. Seiner Ansicht nach sollte gar kein Streit darüber herrschen, ob man den hervorragenden Raum des neuen Ge— bãndes mit angestrichenem Gips oder mit wirklichem Stein ausstatte. , . e. 3 ö. ö, hindurch den gesetzgeberischen

beiten des deutschen Volks dienen solle, nicht eine falsche S keit walten zu lassen. (Beifall.) ö .

Staatssekretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Ich muß Sie im Gegensatz zu dem Herrn Vor— redner dringend bitten, nicht nur den Antrag, sondern auch die Re— solution abzulehnen, die der Hr. Abg. Prinz Carolath rorschlägt.

Meine Herren, es ist schon an sich ein nicht ganz gewöhnliches Vorgehen, daß man, nachdem Bundesrath und Reichstag die Fragen, die bei der Ausführung des Reichstagsbaues in Betracht kommen, in die Hände einer Kommission gelegt haben, welche gemeinsam in ernster Arbeit erwägt, wie diese Fragen zu erledigen sein möchten, nun plötzlich, ohne einen dringenden Anlaß und ohne daß die Kom— mission bisher irgend welchen Anlaß geboten hätte, ihr nicht mit Ver— trauen entgegenzukommen, der Kommission eine Direktive geben will, welche mit den von der Kommission gefaßten Beschlüssen nicht im Ein— klang steht. Meine Herren, ich kann versichern, daß die Frage, ob soge— nanntes echtes oder unechtes Material ich will hier gleich einschalten, ich gebrauche diese Bezeichnung auch, ohne damit zugeben zu wollen, daß das eine Material echter ist wie das andere (sehr richtig! rechts); die Bezeichnung „unechtes Material‘ hat überhaupt gar keinen Sinn und ist eigentlich zum Augenverblenden, um mit Onkel Bräͤsig zu sprechen, erfunden ich sage, ich brauche diese beiden Bezeichnungen echtes und unechtes Material“, und ich sage ferner, die Kommission bat sich aus guten Gründen nach sehr eingehenden Berathungen dafür entschieden, daß die große Halle in sogenanntem Stuck hergestellt

werden soll. Die Motive für diese Entscheidung beruhen einmal in dem Kostenpunkt, zweitens beruhen sie in der Zeitersparniß und drittens hat man sich gegenüber allen Ausstellungen, die vom künstlerischen Standvunkte aus erhoben worden sind, auf das Gutachten der sehr sach⸗

rungsamt der Anspruch erhoben wird, es sollen seine Techniker be—⸗ sonders ausgezeichnet werden, so würde das ganz einfache Bedenken zu erheben sein: weshalb sollen denn die Techniker des Reichs ⸗Versiche⸗ rungsamts so ganz anders gestellt werden, als die Techniker des Vatentamts? Beide sind Menschen, Beide haben dieselbe Ausbildung; also wenn man in dieser Beziehung irgend etwas machen will, muß man generell verfahren. Dazu ist aber augenblicklich der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Also ich kann den Herrn Vorredner, um mich kurz zu resümiren, dahin beruhigen, daß wir mit den Berufsgenossenschaften durchaus zufrieden sind. Wir haben bis jetzt von keiner Seite die Anregung

erhalten, irgendwie daran zu rütteln. Es ist Alles Legende, was in

dieser Beziehung durch die Zeitungen geht oder von Leuten, die sich

dafür interessiren, gesprochen wird. Wir haben weiter keinen Mangel

an Technikern, die beim Reichs ⸗Versicherungsamt verwendet werden

könnten, und wir können die Frage einer Sonderstellung der Techniker

nicht bei dieser Gelegenheit erledigen, sondern wir müssen sie in

Gemeinschaft mit der allgemeinen Frage der Stellung der Techniker

erörtern. Hiernach sehe ich nicht ein, wie die Bemerkungen des Herrn

Vorredners irgendwie dazu führen könnten, diesen Etat nicht zu

bewilligen. Ich bitte vielmehr um die Bewilligung des Etats.

Abg. Roesicke: Es müsse doch nicht leicht sein, die nötbigen technischen Kräfte zu finden. Denn es sei nur ein einziger technischer Beamter zur Zeit vorhanden, und dieser sei seit lange krank. Er babe nicht von einer sofortigen Höherschraubung des Amts gesprochen, sondern babe nur gemeint, daß eine solche sich mit der Zeit als nothwendig erweisen würde. Die gewünschte Photographie könne er dem Staatssekretär nicht geben, weil er sie selbst nicht besitze. Aber der Gebeime Ober ⸗Regierungs Rath Lohmann stehe ihn wohl so nahe, daß er ihm selbst eine werde geben können. Jene LAeußerung müßten andere Mitglieder der Kommission, . B. die Abgg.

Schmidt ⸗Elberfeld und Hitze auch gehört haben. Auf sie berufe

sich.

Abg. Gamp: Er müsse auch der Auffassung des Abg. Roesicke entgegentreten, daß die Nothwendigkeit der Verändecung der Organi⸗ sation des Reichs ⸗Versicherungsamts auf allen Seiten des Hauses an . worden sei. Die Reichs parle gebe diese Nothwendigkeit nicht zu. Abg. Schmidt (Elberfeld); Nachdem der Abg. Roesicke ihn als Kronzeuge angeführt habe, müsse er bemerken, daß er eine solche

Aeußerung vom Geheimen Ober ⸗Regierungs⸗Rath Lohmann nicht ver—

nommen habe.

des mit

wie sie geschaffen worden ist durch vie Gesetzgebung, unzufrieden zu sein, und wollen sie etwas Anderes an die Stelle setzen? Und wenn

. 4 des Abgeordnetenhauses so müsse er zu der Zeit das Zimmer verlassen haben.

liches Heim

verständigen und in der Kunstwelt in großer Geltung stehenden Beiräthe der Parlaments · Baukommission gestůtzt. Die Hrrn Geheimen Räthe Adler und Persius haben vor versammelter Kommission erklärt, daß, was die Monumentalität anlange, die Ausführung, wie sie beschlossen worden ist, durchaus nicht zurückstehe hinter einer Ausführung in echtem Steinmaterial. Auch dieser Stuck und dafür haben sie hingewiesen auf das Alterthum, haben hingewiesen auf das Mittel“ alter und haben hingewiesen auf die Neuzeit eigne sich zur Ver wendung, obne daß die Monumentalität des Baues, bei dem er in Verwendung kommt, in Frage gestellt werde. Ich brauche Sie ja bloß, damit Hr. Goldschmidt nicht wieder den Einwand erhebt: ja, bei den alten Griechen wurde nicht geheizt, hier auf das Berliner Schloß zu verweisen, auf diesen hervorragenden Schlüter 'schen Bau. Da ist Alles von Stuck, und an der Monumentalität dieses Schloßbaues hat noch Niemand gezweifelt. Ich möchte es eigentlich geradezu als ein eiwas kühnes Wagniß ansehen, daß man sagt: ja, in dem Schloßbau ist das möglich, aber der Reichstagsbau muß anderes Material haben. Was soll das heißen? Die Sachverständigen sagen uns und der Hr. Abg. Goldschmidt hat das gestern in gewissem Umfange anerkannt —, die Wärme, die Tönung der Farben läßt sich viel wirksamer geben, wenn wir Stuck verwenden; und gleichwohl wird

nun auch hier auf diesem Gebiet ähnlich, wie bei dem vorigen Fall,

den wir eben besprochen haben, eine lebhafte Agitation in Scene

; ö gesetzt, um der Welt klar zu machen, es sei des Deutschen Reichs—

tages unwürdig, in einem solchen Hause zu tagen, dessen Wandelhalle von Stuck hergestellt ist! Meine Herren, wenn der Deutsche Reichstag nur gute Gesetze macht; der Stuck ihuts wahrhaftig nicht. Bleiben Sie bei dem Stuck, er ist erspart Zit, und er wird dem Deutschen Reichstage nicht allein ein würdiges, sondern auch ein wohn⸗ chaffen. (LLebhaftes Bravo!)

Übg. Prinz Garolath Es sei mißlich, in der Ferienstimmung

59 8 billiger, er

cine so wichlige Frage zur Entscheidung zu bringen. Was das König⸗

liche Schloß in Berlin aglange, so sei es bedauerlich, daß Schlüter durch die damaligen Verhältnisse gezwungen worden sei, diesen schönen

Bau in unechtem Material herzustellenz das sei aber kein Anlaß, auch

das Reichstagsgebäude aus solchem Material herzustellen. Während man soust ich immer den Technikern beuge, solle man hier auf einmal der Ansicht des Technikers Wallot, der doch kein Querulant sei, entgegentreten. Wie der Staatssekrelär von der Bezeichnung unechtes Material habe sagen können, sie habe keinen Sinn, sei ihm (dem Redner) anber stäöndlich; Goethe z. B. habe in seiner italienischen Reise! den Ausdenck „unechtes Material“ mehrfach gebraucht, er babe allo einen bestimmten Sinn. Es sei durchaus zuläffig, von jeder Kommissien au das Plenum zu appelliren, auch von der Reichstags