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erttages mit Deutschland bezeichnet werden kann. Als . ar, ö abgeschlossene und bis 1. Februar 18982 gültige Vertrag mit der Schweiz in Verbandlung stand, mußten wir der Schweiz für den erleichterten Import ihrer mannigfachen Er · zeugnisse vielfache Konzessionen gewähren, weil die Schweiz damals unser einziges Ausfallthor für unsere agrarischen Produkte rach dem Westen und dem Deutschen Reiche bildete. Heute nach Abschluß des Vertrages mit Deutschland, welcker diesen Produkten den deutschen Matki wieder öffnet, liegt die Sünation etwas ander und für uns günstiger. Wohl hat der neue schweier Zolltarif vom 15. Ayril 1891 in einer Anzahl wesentlicher Posten recht bedeutende Zollerbö— hungen stipulirt, dieselben dürften aber als Negozictionezölle angesehen werden, wie sie vor Eingehen in Vertrags erbandlungen aller Orten gebräuchlich sind. Die vitalen Interessen der Schweiz an geregelten Verkehrsverhälnissen mit Staaten wie Oesterreich⸗ Ungarn und Deutsch⸗ land werden in den Verhandlungen zur Geltung gelangen und hoffent⸗ lich zu einem für beide Theile günstigen Resultate fübren.
Zu Ehren der Mitglieder des Welt-Post⸗Kongresses fand gestern bei dem Handels-Minister Marquis de Bacque- hem ein glänzendes Banket statt, an welchem die Minister Graf Kälnoky, von Kallay, von Szögyenyni, Freiherr von Gautsch, Dr. Steinbach, mehrere Sektionschefs und Deputirte, sowie der Statthalter und der Bürgermeister Dr. Prix Theil nahmen. Der Staats sekretãr Dr. von Stephan sprach während der Tafel seinen Dank für den den fremden Theilnehmern an dem Kongresse bereiteten gastlichen Empfang aus und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser von ODesterreich. Der Handels- Minister Marquis de Baeqguehem erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Herrscher und Staats-Oberhäupter der auf dem Konareß vertretenen Staaten. ö
Zu den Aufgaben des Kongresses gehört nach der „Köln. Ztg.“ zunächst die Erweiterung des Post— anweisungsverkehrs. Statt der Geldbriefe sind die An— weisungen immer mehr in Aufnahme gekommen, deren Höchstbetrag jedoch bisher im internationalen Verkehr auf 5M Fr. beschränkt war. Diese Summe soll auf 1000 Fr. erhöht werden unter besonderen Vorkehrungen gegen etwaige Fälschungen der Postanweisungen. Ferner soll die Versicherung von Werthsendungen künftig nicht mehr an eine Werthgrenze (bisher 19 009 Fr.) gebunden sein. Post— karten mit bezahlter Antwort, wie sie schon im öster⸗ reichisch-deutschen Verkehr zulässig waren, sollen künftig im ganzen Wellpostverein eingeführt werden. Ebenso soll das Gewicht für Postpackete, welches bisher im Weltpostverkehr nur 3 kg bettug, auf die in OesterreichDeutschland schon er= probten 5 kg erhöht werden. Einen Hauptberathungspunkt bildet auch die Regelung der Bezugsbedingungen im inter— nationalen Zeitungzverkehr. ;
In der heutigen Sitzung des Welt-Post-Kongresses wird über den Eintritt der australischen Kolonien in den Weltpost verein berathen und beschlossen werden. Die Kommission schlägt im Einvernehmen mit den Vertretern Australiens vor, die australischen Kolonien sollten dem Welt⸗ postverein mit dem Anspruch auf eine Stimme für sie als Gesammtheit, einschließlich Neuseelands, und unter der Be— dingung beitreten, daß bis zum nächsten Kongreß keine Aende⸗ rung in den See-Transitgebühren sowie in dem Einheits— Poriosatze für Briefe vorgenommen wird. .
Ihre Majestät die Königin von Dänemark hat sich mit dem Herzog und der Herzogin von Cumberland am Freitag Abend nach Gmunden begeben. .
Dem Hofdiner am Sonnabend wohnten der türkische Botschafter Zig Bey, der chinesische Gesandte Hsü⸗Ching—⸗ Cheng, der deutsche Militär-Attaché, Oberst⸗ Lieutenant und Flügel⸗Adjutant von Deines, sowie die zu den Manövern eingetroffene preußische Militär⸗Deputation bei.
Die österreichischen und russischen Mitglieder der inter—⸗ nationalen Weichselregulirung s⸗-Kommission haben, wie aus Lemherg gemeldet wird, auf einem russischen Dampfer eine Rundfahrt auf der Weichsel angetreten; nach Beendigung derselben im Juni wird die Kommission in Warschau zu einer gemeinsamen Konferenz zusammentreten.
Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses erledigte am Sonnabend das Unterrichtsbudget. Der Unterrichts-Minister bemerkte gegenüber dem Abg. Herold, es sei Pflicht der Unterrichts-Verwaltung, die sogenannten Militär-Volksschulen möglichst zu unterstützen. Die Unter⸗ stellung, daß diese Schulen zu Germanisirungszwecken dienen, könne er nicht zugeben, dieselben bezweckten nur die Vorsorge für die Angehörigen der Armee in solchen Orten, in denen deutsche Schulen fehlen.
Der Major von Wissmann und Dr. Bumiller sind am Sonnabend hier eingetroffen.
Großbritannien und Irland.
Der Großherzog von Hessen ist, der Köln Ztg.“ zu— folge, mit den Prinzessinnen Alix von Hessen und Caf von Battenberg am Sonnabend zum Besuch der Königin in Schloß Balmoral eingetroffen.
Der an der Influenza erkrankte Unter⸗-Staatssekretär des
Auswärtigen Sir James Fergus son hat eine Reise nach Gibraltar unternommen, um die letzten Spuren des Uebels los zu werden. Er gedenkt am 31. d. M. zurückzukommen und seine Amtsgeschäfte wieder übernehmen zu Ffönnen. Gladstone ist am 21. d. M, begleitet von seiner Gemahlin und . Sohne Henry, auf seinen Landsiñß Hawarden ab⸗ gereist. Der Rädelsführer bei der Metzelei in Manipur ist, wie NR. B. aus Kalkuttg meldet, am Sonnabend durch die englijchen Truppen unter Führung des Majors Maxwell gefangen genommen worden. —
Aus Sydney in Australien berichtet ein vom 22. 8. M. datirtes Telegramm des „Bureau Reuter“: „Nach dreitägiger Debatte hat das Parlament die Adresse an den Gou— Dern eur als Antwort auf seine Rede, in welcher er den
oder ationsplan empfahl, endgültig angenommen. Das
eid'sche Amendement, daß der von dem National⸗Foderationsz⸗ Konvent angenommene Verfassungsentwurf für den ‚Common— wealth von Australien“ in mehreren wichtigen Punkten nicht auf dem Prinzip des gleichen Rechts für alle Kolonien be— ruhe, wurde mit 67 gegen 35 Stimmen abgelehnt.“
J Frankreich.
Paris, 25. Mai. Der Präsident Carnot traf am Sonnabend in Bayvonne ein, wo derseibe von der Vewvölte— Tung begeistert begrüßt wurde. Gestern ersoigte die Ankunst in Dar. Bei dem ihm von der städtischen Kid e. angebotenen Frühstück hob der Präsident in einer Rede hervor, daß der
olitik der Regierung eine glänzende Anerkennung durch das allgemeine Stimmrecht zu Theil geworden sei⸗ und daß dieselbe dem Lande eine Aera friedlicher Arbeit gesichert habe; die
Regierung werde das Werk der Beruhigung und der Reformen — das zweifache Ziel, der Größe des Vater⸗ landes und der sozialen Gerechtigkeit, habe.
Dem Minister⸗Präsidenten de Freycinet und dem Minister des Aeußeren Ribot ist vom Kaiser von Rußland der Alexander⸗Newsky⸗Orden verliehen worden.
In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer gelangte der Antrag Viger auf Herabsetzung der Zölle auf Getreide und Roggenmehl zur Berathung. Der Deputirte Miloch au a wie der „Köln. Ztg.“ be⸗ richtet wird, gegen den Antrag, der ungerechtfertigt sei, weil der Preis nur 30,59 Fr. e . Der Deputirte Vig er vertheidigte seinen Antrag und suchte nach— zuweisen, daß die Verhältnisse die Annahme erforderten. Der Ackerbau-Minister sprach sich für den Vorschlag aus. Mit 313 gegen 180 Stimmen wurde darauf die Dringlichkeit der Einzelberathung angenommen. Alle Abänderungsanträge wurden darauf verworfen und die beiden Paragraphen des Artikels 1 angenommen, welcher den Getreidezoll auf 3 Fr. den Mehlzoll auf 6 Fr. festsetzt. Der Deputirte Thom son bat um Verweisung des Gesetzes an eine Kommission zur Festsetzu sg des Zeitpunktes, bis zu welchem die verminderten Zölle gelten sollten. Mél ine unterstützte diesen Vorschlag, der darauf angenommen wurde. Peytral beantragte ein jofortiges Zusammentreten der Kommission zur Berathung. Dies wurde angenommen und die Sitzung deshaib sogleich aufgehoben. Die Kammer nahm später die Sitzung wieder auf. Auf Vorschlag der Kommission wurde der Antrag Thomson, das Gesetz vom 1. August 1891 bis zum 1. Juni 1892 dauern zu lassen, und darauf das ganze Gesetz ange⸗ nommen. ö. . ö
In parlamentarischen Kreisen wird, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, die Kammerberathung über den Artikel 1 der Zolltarifvorlage lebhaft besprochen. Die Frei⸗ händler glauben, wenn es nach Annahme der Tarife nöthig sein werde, Bestimmungen zum Artikel 1 zu treffen, so würden mehrere Aenderungsanträge eingebracht werden, so vor Allem ein bereits vom Abgeordneten Deloncle angekündigtes Amendement, welches sich auf die Erklärung der Regierung stützt und verlangt, daß der 5. 2 des Artikels als verfassungs— widrig gestrichen werde. Der 5. 2 hat folgenden Wort⸗ laut: „Der Minimaltarif wird auf Wagaren aus denjenigen Ländern anzuwenden sein, welche französischen Produkten ent⸗ sprechende Vergünstigungen einräumen und ermäßigte Tarife für dieselben gewähren.“ Sollte die Kammer die Streichung dieses Paragraphen ablehnen, so wird Deloncle die Einfügung der Worte „mittels Dekretes? verlangen. Auf Grund dieser Abänderung würde der Artikel J nicht mehr eine Beschränkung des Rechts der Regierung, bei Verträgen noch unter die Sätze des Ninimaltarifs herunterzugehen, enthalten.
Der, Abgeordnete für Marseille Roux empfing den Maire dieser Stadt, welcher sich dahin aussprach, daß die Lage des Mehl⸗ und Produktenhandels in Marseille eine sehr schwierige und gefahrvolle sei. Der Maire meinte, es läge für die Deputirten des Departements die dringende Nothwendigkeit vor, ohne Verzug bei der Regierung und der Kammer für die gefährdeten Interessen Marseilles einzutreten.
Abgeordnete des Syndikats der französischen Spritfabrikanten richteten an den Handels-Minister Jules Roche die Bitte, Bestimmungen vorzuschlagen, durch welche ihnen die zeitweilige Zulassung von auslän⸗ dischem Mais und fremder Melasse Behufs deren Verarbeitung in Frankreich zugestanden werde. Eine solche Maßregel werde nicht nur das fremde Fabrikat vom fran— ösischen Markt ausschließen, sondern die französische Sprit⸗ er elo werde auch auf dem Auslandsmarkt mit einem aus fremden Rohstoffen hergestellten Fabrikat gegen die deutsche Industrie den Kampf erfolgreich aufnehmen können. ;
Der Erfinder des Melinits Namens Turpin ver— öffeersDaufe der vergangenen Woche eine Broschüre, in welcher er die Art der Bereitung dieses Sprengmittels mittheilt und einen gewissen Triponnet deschuldigt, ihm das Geheimniß der Erfindung entwendet zu haben, während er mit dem Kriegs-Minister wegen Veräußerung desselben in Unterhandlung stand. Die Broschüre behauptet, Triponnet habe nachher eine Stellung im Kriegs-Ministerium er— halten, die derselbe mißoraucht habe. Das Gericht verfügte die Beschlagnahme der Broschüre, ließ Triponnet verhaften und veranlaßte bei Turpin eine Haussuchung. Vorgesteen, wurde auch Turpin auf Requisitisn der Staatsanwaltschaft verhaftet. Dieser hatte am Freitag seine Broschüre mit den Photo— graphien der Pläne, welche Triponnet dem Hause Armstrong mitgetheilt hatte, an den Minister-Präsidenten de Ereycinet gesandt. Die Photographien sind in London ge— ertigt, die Pläne betreffen Sprengmimen, Melinitbomben und gewisse Berichte über artilleristische Gegenstände. Die Staats⸗ anwaltschaft wurde sofort angewiesen, gegen Turpin und Triponnet strenge einzuschreiten. Beide werden auf Grund des Gesetzes vom 18. April 1886 wegen Veröffentlichung einer für die Landesvertheidigung wichtigen. Urkunde verfolzt werden. Ein Schwager Triponner's soll dessen Mitschuldiger sein. Auch ein Offizier der Neserve wurde in dieser Angelegenheit verhaftet. — Der Direktor der Firma Armstrong hat sich einem Redacteur des „Temps gegenüber dahin agusgesprochen, daß die Versuche Turpius nur mit gewöhnlicher Schießbaumwolle ausgeführt worden seien und daß er den Zündkolben der französischen Kriegs— verwaltung gar nicht kenne. Alle Zeichnungen und Apparate seien durch Turpin selbst ohne Vermittlung Triponnet's an Armstrong ausgeliefert worden. ö
Anläßlich des Jahrestages der Kämpfe auf dem Pre Lachaise im Jahre 1871 fanden gestern daselbst mehrere Kundgebungen siatt. Einige Reden wurden gehalten. Ein Zwischenfall ist nicht vorgekommen.
Rußland und Polen.
Laut in St. Petersburg eingetroffener offizieller Mit⸗ theilung hat der geen nr. n erer seine Seereise beendet und ist nach einer vorzüglichen Ueberfahrt am 23. . M, Morgens 109 Uhr, in Wladiwostok eingetroffen. Der Groß⸗ fürst-⸗Thronfolger befindet sich vollkommen wohl und nahm an Bord den Besuch des General⸗Gouverneurs Baron von Korff und der Spitzen der Behörden entgegen. Gestern gedachte Seine Kaiserliche Hoheit sich an's Land zu begeben. — Anläßlich der Ankunft des Großfürsten⸗-Thronfolgers in Sibirien wurde gestern ein Kaiserlicher Ukas an den Senat veröffentlicht, welcher den Verurtheilten erhebliche Straf⸗
milderungen und Begnadigungen bewilligt. So wird solchen zu Zwangsarbeit Verurtheilten, welche der Gnade
schiebung herbeigeführt worden; nur in
Souveräns über das gereinigte, ewig untrennbare
windig sind, ein Nachlaß von zwei Dritteln der Strafe ge⸗ 22 um ebensoviel wird den Verschickten die Zeit, während welcher sie sich bei den sibirischen Lanxbewohnern einschreiben lassen müssen, herabgemindert; nach zehn weiteren Jahren wird ihnen die freie Wahl ihres Aufenthalts außer in den Haupt⸗ städten verstattet und nach demselben 6 werden ihnen die durch das Urtheil abgesprochenen besonderen Rechte zurück⸗ gewährt. Die Internirten endlich treten nach fünfzehn Jahren in den Vollbesitz ihrer Rechte zurück. Die Auswahl der dieser Gnadenbezeugung würdigen Personen soll den Gouverneuren zustehen. — Zugleich wird ein Kaiserlicher Erlaß an den Thronfolger veröffentlicht, durch welchen dieser bevollmäch⸗ tiat wird, den Bewohnern Sibiriens den Kaiserlichen Willen kundzugeben, das Land mit Rußland durch eine Eisenbahn zu verbinden und persönlich in Ufsuri den ersten Spaten⸗ stich zu thun. Schließlich wird der Thronfolger zum Chef des 1. Ostsihirischen Jäger⸗Bataillons ernannt. .
Sämmtliche heutigen Petersburger Blätter heben, wie W. T. B.“ von dort meldet, die humane Bedeutung der Kaiserlichen Erlasse anläßlich der glücklichen Rückkehr des Großfürsten Thronfolgers auf russischen Boden hervor. Die „Nowoje Wremja“ bemerkt, solche allerhöchsten Gnadenbeweise wie die Milderung der Strafe von Verbrechern pflegten nur einige ganz besonders wichtige Ereignisse zu begleiten. Mit der . einer Eisenbahn in Sibirien trete dort eine Aera kultureller Wiedergeburt ein.
In der gestrigen Versammlung des sslavischen Wohlthätigkeits-Vereins hielt General ⸗ Lieutenant Kirejew eine Rede, in welcher er sich eingehend über die slavische Idee äußerte und hervorhob: die Grundformel der Javophilen Lehre könne in drei Worten ausgedrückt werden: Orthodoxie, Autokratie und Nationalität. Der griechische Gesandte Paparigopulo wohnte der Sitzung bei.
Italien.
Der Arbeits⸗Minister und der Schatz-Minister haben in der Deputirtenkammer eine Vorlage eingebracht, welche den jährlichen Aufwand für Eisenbahnbauten auf fünfzig Millionen beschränkt. Dies bedeutet eine Herah⸗ stzung der betreffenden Posten des Staatshaushalts um die Hälfte. Der Bericht, welcher dem Gesetzentwurf beigegeben ist, betont, daß, da der Betrag so herabgesetzt sei, die für die Aufbringung desselben erforderliche Emission der Höhe der nationalen Ersparnisse entspreche. Da zudem der italienische Staatsschatz voraussichtlich keine andere Emission nothwendig habe, so höre das Bedürfniß auf, sich mit einer solchen an das Ausland zu wenden. Die Kammer bewilligte für die Vorlage die Dringlichkeit.
Der Papst empfing, wie dem „W. T. B.“ aus Rom ge⸗ meldet wird, gestern die Kronprinzessin von Schweden. Wie verlautet, wird der Papst, obwohl Seine Heiligkeit sich vollkommen wohl befindet, nach Abhaltung des Konsistoriums am 4 Juni, die außerordentlichen Empfänge während der Dauer der heißen Saison einstellen. ᷣ
Portugal.
Der Minister des Aeußeren Graf Valbom wollte, wie W. T. B.“ aus Lissab on meldet, heute das diplomatische Corps empfangen. In der finanziellen Lage ist eine weitere Besserung eingetreten. Die Münzverhältnisse sind unverändert. 3 ;
Wie „W. T. B. aus Paris erfährt, ist der portugie⸗ sische Gesandte in Berlin Marquis von Penafiel zu einer Konferenz mit dem Finanz-Minister Carvalho von seiner Regierung dorthin berufen worden.
Schweiz.
Der Staatsrath des Kantons Tessin hat die Volks— abst immung über die von den beiden Parteien gestellten Anträge, betreffend Revision der Verfassung auf den 14. Juli angesetzt.
Niederlande.
In Am ster dam fand, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern eine Versammlung zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts statt, in welcher mehrere sozialdemokratische Führer, darunter Do mela Nieuwenhuis und Fortuyn, Ansprachen hielten. Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.
Luxemburg.
Luxemburg, 23. Mai. Gestern traf der Hofmarschall des Großherzogs, Baron Syberg hier ein und juhr sofort nach Schloß Walferdingen. Die Arbeiten im Schlosse ollen nach der „Luxb. Ztg.“ nunmehr so weit fortgeschritten ele daß die Räume bewohnbar sind. Seine önigliche Hoheit wird, dem Vernehmen nach im Laufe der nächsten Woche hier eintreffen.
Belgien.
Gestern haben mehrere Provinzialwahlen stattge⸗ funden; durch deren Ausfall ist jedoch in dem numerischen Verhältniß der Parteien zu einander keine merkliche Ver—⸗ ; Leuze wurde an Stelle eines Liberalen ein Katholik gewählt.
Griechenland.
Der Großfürst Georg von Rußland ist gestern früh an Bord des Dampfers „Kornilofft in Athen ein⸗ getroffen und im Piräus von der Königlichen Familie empfangen worden. Der Kronprinz und die Kron prinzessin sind, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern über
Patras und Venedig nach Berlin abgereist.
Rumänien.
Bukarest, 24. Mai. Bei dem vorgestern stattgehabten Empfange durch den König hielt der räsident der ö eine Ansprache, in der es dem W. T. B.“ zufolge eißt: Als die Nationalrersammlung vor 25 Jahren Eure Majeftät Zuf dem Throne begrüßte, erfüllte sie den beißesten Wunsch aller Rumänen auf Einfetzung einer Dynastie unter einem augländischen Prinzen. Vor zehn Jahren haben die Vertreter des Landes dle Dynastie gekräftigt und den Herzen der Nation mäher gebracht, indem sie Eure Majestät die Stahlkrone mit dem doppelten Symbole der Unabhängigkeit und des Königthumg anboten. Mit dem heutigen Tage sind 25 Jahre der Ee, . des umänien ver⸗ strichen. Indem die Kammer mit dem ganzen Lande das großartige Freigniß feiert, hat sie die Empfindung, daß dies die einzige Insti· tution sei, die es vermocht hat und noch vermag, die Kont inuitãt der nationalen Politik des Landes zu sickern, ohne welche die beständigen nationalen Lebensinteressen Nachtheil erleiden würden. Ich füble mich glücklich, daß es mir vergönnt ist, Eurer Majestät den Ausdruck des Gefühls tiefer Erzebenheit zu überbringen, wovon die Kammer,
owie ihr Präsident für die durch 25 Jahre so glänzend verherrlichte nastie und für Eure Majestät beseest sind.“ Gestern empfingen der 6561 und die Königin eine Deputation der ru mä nischen olonie in Wien, sowie mehrere Oesterreich er, die zu den in Wien lebenden Rumänen in Beziehungen stehen. Die Deputation über⸗ reichte eine kunstvoll ausgeführte Adresse. Der Em⸗ pfang war sehr huldvoll. Der König wünschte der Kolonie weiteres Gedeihen. Heute empfing der König die Mitglieder der auswärtigen Kolonien, die Offi— ziere und die Bür germeister des Landes, welche ihre Glückwünsche anläßli ch des Regierungsjubiläums darbrachten. Der König nahm . an dem Bankett zu Ehren der Bürgermeister Theil. Abends fand ein Galadiner zu 2 Gedecken, sowie die zweite G alavorstellung im Theater statt. Dem Minister des Auswärtigen Esarco ist das Großkreuz der Krone von Rumänien verliehen worden.
Serbien.
Belgrad, 25. Mai. Die liberale Partei und die Fortschrittspart ei protestirten, wie „W. T. B.“ meldet, dagegen, daß der Beschluß der Skupschtina, be—⸗ treffend die Königin Natalie, zum Gesetz erhoben werde. — Der Stadt-Präfekt und der Polize i⸗Präfekt von Belgrad sind, wie das amtliche Blatt heuté meldet, wegen ihres Verhaltens bei der Ausweisung der Königin Natalie pensionirt und der Gendarmerie⸗Major Markovic zur Disposition gestellt worden.
Bulgarien.
Sofia, 24. Mai. Anläßlich der gestrigen Kyrill- und Methodiusfeier veranstalteten nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Studirenden einen Fackelzug und brachten Stambuloff und den übrigen Ministern leb— hafte Ovationen dar.
Der britische diplomatische Agent O'Connor empfing heute, an dem Geburtstage der Königin Victoria, den Befuch des Ministers des Auswärtigen Grekoff, das diplo— matische Corps sowie hervorragende Mitglieder der britischen Kolonie, welche ihre Glückwunsche aussprachen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Wie aus New-Hork tele— graphirt wird, widmen die dortigen Zeitungen der in Ein— einnati beschloßsenen Bildung einer Volkspartei (vꝑl. Nr. 119 d. Bl.) lange Artikel. Da jedoch von den 1418 Delegirlsen, durch welche die neue Partei zu Stande kam, 924 allen auf die beiden Staaten Kansas und Ohio fallen, während sich der Rest auf die sämmtlichen übrigen Staaten verthellt, so glaubt man nicht, daß die Bewegung irgend welchen hervorragenden Einfluß auf die Politik dis Landes ausüben werde.
Brasil ien. Aus Ris de Janeiro vom 23. d. wird über Paris gemeldet, daß das Ministerium nunmehr definitiv, wie folgzt, verändert worden ist: Alfonso Carvalho
ustiz, Braziliense Finanzen, Maripe Inneres, Curaleanti ost und Telegraphen.
Nach einem in Lissa hon eingegangenen Privat⸗ Telegramm aus Rio hat die 3 Regierung das Dekret, wonach die Erhebung der Zölle in Gold verfügt wird, zurückgenom— men, jedoch eine Zu schlagsteuer von 5. Prozent auf die gegenwärtigen Zölle festgesetzt. Sämmtliche Zölle werden in Papier gezahlt werden können.
Argentinien. In der Provinz Cordoba sind, wie „R. B.“ erfährt, während des elfstündigen Kampfes bei den jetzt beendeten Unruhen (vgl. Nr. 119 d. Bl.)
25 Personen getödtet worden. Rätzere Ei ̃ heute noch. ähere Einzelheiten fehlen auch
Afrika.
Aus Capetown vom 24. Mai meldet R. B.“: Nach den dort aus Beira eingelaufenen zachrichten feien 250 Portugiesen mit 590 Eingeborenen am 11. d. M. in Massikesse eingetroffen und hätten, da sie die Stadt verlassen vorfanden, den Marsch nach dem Fort Salisbury weiter fartgesetzt Auf dem Wege dahin feien sie mit einer aus 60 Mann beste henden Abtheilung der Wachmannschaften der englischen süda frikan ischen Gesellschaft zu⸗ sammengestoßen, wobei die Portugiesen mit einem Verlust von sieben Todten und mehreren Verwundeten zurück— geschlagen worden seien. Der Weg nach dem Pun gwe 6 von den portugiesischen Behörden immer noch besetzt gehalten.
Nr. 21 bes „Centralblatts der Bauverwaltun 3 ber ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, hat folgenden Inhalt: Kochsches Institut für Infektisnt— krankheiten in Be rlin. — Bau des Nord⸗Ostfee⸗Kanals Fortsetzung). — Bisherige Kosten des Panamg⸗ Kanals. — Königliche Sbservatorien bei Potsdam. — Ve rmischtes: Innere Ausgestaltung des Reichstags hauses — Bau des Domes für Kerlin. — Errichtung eines Friedrich Schmidt ⸗Denkma ls in Köln. — Preisertheilung in dem Wettbewerbe für Entwürfe zu Häusern mit billigen Familienwohnungen in Stutt-
art. — Preisertheil ung in dem Preisausschreiben der Firma Rud. bach u. Sohn in Bar men⸗Köln zur Erlangung von Entwürfen zu
Pianinogehãäusen. — Pre igausschreiben um Pläne zur Erbauung einer
evangelisch⸗lutherischen Kirche in Plauen i. V. — Eröffnung der
internationalen elektrot echnischen . in Frankfurt a. M. —
Breitfußschiene oder Stuhsschiene. — Brandprobe mit Mackz
9 — Monier⸗Bauweise in England. — Profeffor von aben J.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ist in einer von einer Bebörde oder einem Geschäftsbause aus— gebenden Off erte bestimmt, daß die Annabmectklätungen bis zu einem bestim mten Tage einschließlich abzugeben feien, fo ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, JV. Civilfenats, vom 5. Mãrz 1861, regelmäßig darunter zu derstehen, daß die Annähmeerklärungen in nerhalb der gewöhnlichen Geschäftsstunden, über welche die Annehmenden sich zu unterrichten haben, abgegeben werden müssen.
Kunst und Wissenschaft.
t Die Feier seines fünfzigiährigen Bestehens hat dem Verein Berliner Künstker Veranlassung zu einer Festschrift geboten, in welcher Ludwig Pietsch die Schicksale der im Kunstleben Berlins eine so bedeutsame Rolle spielenden Vereinigung seit dem Tage ihrer Gründung zu schildern unkernimmt. Der im Verlag von Amsler und Ruthart erschlenene stattliche Quartband von Jö Seiten
ist mit einer Fülle vorzüglich gelungener Heliogravüren und Zink ätzungen sehr reich ausgeftattet, welche in buntem Wechfel bald die Bildnisse der Leiter des Vereins, bald die künftlerisch entworfenen Programme seiner zahlreichen Fefte, bald einzelne Leistungen seiner Mitglieder verewigen. — Der Gedanke zur Gründung eines Vereins jüngerer Berliner Künstler wurde gelegentlcch eines dem Ält= meister Cornelius im Jahre 1841 dargebrachten Fackelzuges angeregt. In anspruchsloser Harmlosigkeit verliefen die ersten Jahre der boff nungs vollen Künstlerverbindung, die ein ziemliches Nomadenleben führte und bald hier, bald dort ihr Zelt aufschlug. Von noch heute bekannten Namen zäblte der Verein den Bildhauer Guftad Bläser, den n, Akademiedireltor in Königsberg Rosenfelder und den Thiermaler R Steffeck, der ebenfalls später die Stadt der reinen Vernunft zum Ort seines künftlerischen Wirkens wählte, fowie den Zeichner des Kladderadatsch Wilhelm Scholz zu seinen fräbeften Mitgliedern. Das mehr und mehr erstarkende Selbstbewußtsein der in heiteren wie in trüben Tagen einmüthig zusammenbaltenden froh— launigen Künstlerschaar, der es auch an musskalischen und dichterischen Kräften nicht mangelte, bekundete sich in dem Hervortreten an die Oeffentlichkeit mit seinen Festen und Veranstaltungen, unter denen die in dem im Jahre 1869 endlich gefundenen Heim des Industrie⸗ gekäudes in der Kommandantenstraße eingerschtete „Permanente Kunstausstellung' besonders durch die Teilnahme des Berliner Publikums ausgezeichnet wurde. Erst 1886 vertauschte der Verein, der seit 1867 öffentliche Koryorationsrechte erworben hatte, und urter dessen Angebörigen Künstler, wie Menzel, A. von Werner, Becker, Gustav Richter. Paul Meyerheim, besonders thatkräftig für die beitere Ausgestaltung feiner Festlich. keiten wirkten, seine Wohnstätte, deren Loge bei dem immer mehr sich geltend machenden Zuge nach dem Westen' Nabequemlich⸗ keiten bot, mit dem Architektenhause in der Wilhelmstraße. Seine kier sich entfaltende reiche Wirksamkeit mit ihren Aus stellungen, Kostümfeften 24. stebt noch zu frisch in Aller Erinnerung, als daß wir an der Hand der flottgeschriebenen Chronik Ludwig Pieisch's dies hier besonders zu erwähnen brauchten.
— Der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin hält Mittwoch, den 27. Mai, Abends Sz Uhr, im Saale des Architektenhauses, Wilhelmstraße 982 / g3, seine 97. jwanglose Sitzung ab. Auf der Tagesordnung stehen u. A.: Ausstellung der für die Monatskonkurrenz für Mai eingegangenen Arbeiten (ntwürfe zu einem Regulatorgehäuse); Berichterstatter Hr. Paul Schirmer; Hr. Ciseleur A. Thomas, Vorlegung von getriebenen und 'iselirten Arbeiten; Hr. F. Langhein, Vorlegung eines reich verzierten Photo— , Fortsetzung der Besprechung über das Projekt einer
usstellung in Berlin 1895/86.
6 Die am 3. Juni im Kunstauktionsbause von Rudolph Lepke zur öffentlichen Versteigerung kommende Kunsts ammlung des Bamberger Verlegers Buchner erfreut sich besonders in Bezug auf ihre keramische Abtheilung eines vorzüglichen Rufs. Aber auch die Abtheilungen der Möbel, Schnitzereien, Tabatièren, Miniaturen und Metallarbeiten, welche größtentheils aus dem achtzehnten Jahrhundert stammen, scheinen nach den Abbildungen des reich ausgestatteten Kataloges von Berlepsch und Weisfer manches rect werthvosle Stück zu enthalten. Unter der kleinen Anzahl der Gemälde feien ein be— zeichneter Schäuffelein, zwei Porträts von Cranach und einige andere Bilder der altdeutschen Schule hervorgehoben, während die anderen Schulen trotz der im Katalog genannten ftolzen Ramen minder gut rertreten zu sein scheinen.
— Der Philologentag in München ist, wie . W. T. B. meldet, am Sonnabend geschloffen worden; der nächfte soss im Jahre 1893 in Wien stattfinden; Hofrath Hartl (Wien) wurde zum ersten und Rektor Ecker (Wien) zum zweiten Prässdenten des nächsten Kon⸗ gresses gewahlt.
Theater und Mufik.
Säkularfeier der Sing-Akademie.
. Gestern beging die Sing-Akademie das Fest ihres hundert⸗ jährigen Bestehens durch eine große Aufführung, für welche nur Werke der fünf auf einander folgenden Birektoren des Instituts ö. waren. Der Begründer der Sing⸗Akademie war C. F. Fasch (geb. 1736); diesem folgten sein Schüler C. 3 , der Freund Goethe's (geb. 1758), dann C. F. Rungenhagen (1778), A. E. Grell, (geb. 1800) und diesem der zeitige Direktor Martin Blumner. Bei. der Verschiedenheit der persönlichen und künst= lerischen Eigenthümlichteiten war es doch Allen gelungen, durch gewissenhafte und einsichts volle Pflege der Werke der klassischen Meister das Interesse der gebildeten Mußtkwelt in jortwährender Steigerung zu erhalten. Unter Fasch's milder
ührung, der zuerst in sehr bescheidenen Räumen seine eigenen
ompositionen abwechselnd mit Bach'schen und Händel'schen Chorgesängen einübte, war die Zahl der Mitglieder bald auf 147 gestiegen. Erwähnenswerth ist, daß auch Beethoven (¶ 196) zweien dieser musikalischen Abende seine lebhafte Theil nahme schenkte. F. dirigirte ohne bemerkbares Taktschlagen durch Unierstützen des Fhythmischen und Har⸗ monischen an einem klangarmen Silbermannschen ß Zelter, der vielseitige, in drei Künsten heimische Führer der Sing⸗Akademie, brachte durch seine kräftige, oft derbe Art und seine große künstlerische Bedeutung einen neuen und groß— artigen Aufschwung in das Leben des Instituts. Außer Bach 's, Mozarts und Händels Werken kamen unter ihm auch Haydns „Schöpfung“ und „die Jahreszeiten“ zur Aufführung. Auch lenkte Jelter hier züerst die Aufinerkfamkeit des Publikums auf den damals zwölssahrigen Me erbeer und den elfjährigen Mendeissohn. Ihm 'ist auch 34 Bau⸗ plan der Sing ⸗ Akademie zu verdanken. Die Mitgliederzahl vermehrte sich unter ihm sehr bedeutend. Unter Rungen⸗ hagen, seinem Nachfolger, der bei bescheidenen künstlerischen Gaben zugleich ein nicht sehr entschiedenes Auftreten als Dirigent zeigte, wäre leicht eine rückgängige Bewegung der Theilnahme . finden gewesen, wenn nicht sein edles und wohlwollendes
esen eine besondere Anziehungskraft ausgeübt hätte. Neuere Tondichter, wie Löwe, Marx, Schumann und Hiller, leiteten auf seine Veranlassung ihre Werke felbst. Ihm folgte der unter uns noch in frischem Andenken stehende Ed. Grell, der Komponist zahlreicher und sehr werthvoller geist⸗ licher Chorwerke. Er war neuen Werken weni er zugethan, und es hatte daher der damals auftauchende Stern sche Gesangverein eine günstige Zeit für sein rasches Emporkommen. Sent 15876 ist Blumner der Führer des Instituts. Seine feurige und Uumsichtige Art des Dirigirens, wie die den Ansprüchen der Neuzeit entsprechende Wahl der Kompositionen hat die Sing⸗ Akademie auf den ehrenvollen Höhepunkt gebracht, der sie vor allen anderen Gesangsinstituten auszeichnet. Die gestern unter seiner Leitung ausgeführten Werke; ein Choral (sechs stimmig) von Fasch, ein „Gloria“ und ein Psalm desselben Meisters, eine Motett?⸗ von Zelter, ein Arioso mit Cher und Orgel von Rungenhagen: „ich harrte des Herrn“ sowie das „Sanctus“ und „Agnus dei s aus der sechzehnstimmigen Messe von Grell sind wohlbekannte Perlen in dem musikalischen Schatze der Sing-Akademie. Neu war die für die eier des Tages eigens komponirte Fest⸗ Cantate für Chor, Solo immen, Orchester und Orgel von Blumner, die, nach Worten der heiligen Schrift komponirt, in durchweg klassischer Kunstform gehalten, zugleich eine reiche und inter⸗
essante Abwechselung zwischen Chor-, Sologesängen, Duetten
und Quartetten darbot und der ganzen sehr erhebenden Feier einen würdigen Abschluß verlieh. Die Ausführung, die bei der reichen Zahl der Mitwirkenden einen mächtigen Eindruck machte, war, wie sich erwarten ließ, so⸗ wohl von Seiten des Chors als auch der Solisten, unter denen sich die Damen: QOberbeck, Seeling, H. Müller uns die Hrrn. Hauptstein und Rolle be⸗ fanden, eine in jeder Beziehung vollendete zu nennen. Auch das Philharmonische Orchester löste seine Aufgabe unter der energischen Leitung Blumner's ganz vortrefflich. Zu Anfang des Concerts hielk der Direktor eine Ansprache, in welcher er in herzlichen und pietätvollen Worten der Gründer der Akademie gedachte und die glückliche von allen 5 der Zeit unberührte Weiterentwicke— lung der unst hervorhob, die unter dem Schutz unseres Herrscherhauses, wie unter dem ihrer zahlreichen ein- flußreichen Kunstfreunde und Künstler auch ein ferneres Empor⸗ blühen erhoffen läßt. In würdigster Weise war schon in y Morgenstunde des Sonntags die Enthüllung des Denk⸗ mals für Fasch durch Gesang und Ansprache gefelert worden. Der dazu bestimmte Platz vor der Sing-Akademie sowie der Saal waren aufs Geschmackvollste dekorlrt. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin beehrte die Feier mit Ihrer Gegenwart.
. Kroll's Theater.
Vor einem bis in alle Winkel dicht gefüllten Saale sang Fr. Marcella Sem brich gestern Abend die Violetta in Verdi's Traviata m. Die gesanglich und mimisch gleich vollendete Darstellung dieser Relle durch die begnadete Künstlerin ist längst wohlbekannt und gebührend gewürdigt worden. Immer wieder aber fordert ihre geradezu einzige Kunst in der Verschmelzung von Ton, Wort und Geste, ihre von aller äußerlich virtuofen Effekthascherei weiß entfernte Art, des Vortrages Bewunderung beraus. Wie frappirend wahr wirkten nicht die beiden langen Triller, in denen sich im letzten Akt die bei der Todtkranken noch einmal aufflackernde Liebes- und Lebens- lust äußert, wie köstlich klang die Pianiffimo⸗Stesse der Vision beim Eintritt der Agonie und wie erschütternd verdeutlichte sie in Gesang und Spiel den Schmerz über die ihr angetbane Kränkung! Den Höbe⸗ punkt erreichte ihre Leistung in der Sterbescene, die das Pablikum, welches schon das Finale des ersten Akts stüärmisch da capo verlangt hatte, zu enthusiastischen Beifallsbezeu zungen hintiß. In den dramatisch bewegten Scenen jwischen Violetta und Alfredo und mit dem alten Germont wurde Fr. Sembrich von den Hrrn. Alma und Demuth nach Kräften unterstützt. Der Letztere erntete für feinen wohlgelungenen Vortrag der bekannten Arie lauten Beifall. Die Ensembles waren unter Leitung des Kapellmeisters Sille gut einstudirt und gingen wirksam von Statten.
Die heutige Aufführung der Ober Martha“ im Königlichen Opernhause ist di bunderkfüänfzigfte des Werkes, das am J. März 1848 zum ersten Male daselbst in Scene ging. Die Dauer der Darstellung des neueinstudirten ungekürzten Lohengrin“ hat sich in der zweiten Aufführung der Sper am Sonntag um eine halbe Stunde bei punktlichem Anfang und Fürzeren Zwischenpausen verringert. In der Vorstellung des „Barbier don Sevilla? am Mittwoch singen Fri. Dietrich vom Hof⸗ Tbegter in Stuttgart die Rosine, Hr. Anton Erl vom Stadt. Theater in Dresden den Almaviva als Gäste. Die Dper wird von Hrn. Kapellmeister Weingartner geleitet.
In Obnet's Schauspiel . Der Hüttenbesitzer', das im Berliner Theater am Donnerstag zum ersten Male in Scene geht, sind neben Friedrich Mitterwurzer, der den Derblay, und Nuscha Butze, welche die Claire spielt, noch Martha Baumgart, Wilhelmine Schlüter, Anna Walther, ferner Paul Rollet, Ludwig Stahl und Theodor Weiß in den größeren Rollen beschäftigt.
Helene Odilon, die bekanntlich ihre biesige Thätigkeit am Wallner⸗Thegter begonnen hat, kehrt vor Antritt ihres neuen Engagements in Wien vorübergebend an das Wallner ⸗Theater zurück, um in der Titelrolle der in Vorbereitung befindlichen Rovität Der verlorene Sohn“ ihr reiches Talent nochmals zu entfalten.
Frl. Martha Zipser, welche mit Schluß diefer Saison aus dem Verbande des Residenz⸗Theaters scheidet, wird am Sonnabend Gelegenheit erhalten, noch einmal in einer ibrer hervorragendsten deistungen und zwar als Hedwig in Ibsen's ‚Wildenten, die ibren künstlerischen Ruf begründet batfe, ausjutreten. Der Vorverkauf für diese Vorstellung hat bereits beute begonnen.
„Der Schwarze Domino“ von AÄuber, in welcher Oper Anton Erl sein nur noch drei Abende umfassendes Gaftfpiei im Kroll? schen Theater fortsetzt, gebt am Freitag in Scene, während der Donnerstag Bellini's Nachtwandlerin⸗ mit Marcella Sembrich als Amina“ bringt. Inzwischen sind bereits die Proben zur Oper Laems“ von Velibes in vollem Gange.
Die morgen im Adolph Ernst Theater stattfindende Jubilãumẽs · VorDstellung von „Adam und Eoa“ ist gleichzeitig die 2. Wiederkehr einer solchen Feier unter der Leitung des Direktors Ernst. Für den Rest der Salson, deren Schluß am 7. Junĩ erfolgt, gebt neu einstudirt die seiner Zeit in vollster Anziehungskraft vom Repertoire abgesetzte Gesangspoffe Unsere Don Juangs“ in Scene Im Thoma s- Theater erreicht die Saison am nächsten Sonntag ihr Ende. Die zugkräftigsten Repertoirestücke werden vor dem Schluß noch einmal wiederholt. So geht morgen Der Registrator auf Reisen“ in Scene, am Mittwoch wird der Millignenbauer! wieder⸗ holt und am Donnerstag wird noch einmal der so beifällig aufgenom⸗ mene Schwank „Der liebe Onkel! und danach „Der Herr Graf aufgeführt. Für die kommende Saison hat Sirektor Thomas die bereits von Berliner Theater bekannte viel versprechende Künstlerin . Schneider für das Fach der erften Soubrette ver= pflichtet.
Mannigfaltiges.
Der Verein für Kindarheilstätten an den deutschen Seeküsten, der in Ihrer Maje stät der Kaiserin Friedrich seine Protettorin verehrt, bielt am Sonnabend im Herrenhause hier? selbst unter Vorsitz des Vize ⸗ Admirals Freiherrn von Reibnitz seine elfte Generalversammlung ab, der auch Delegirte aus Danzig und anderen Orten beiwohnten. Der Vorsitzende erstattete persönlich den Jahres bericht, demzufolge der Verein im letzten Fahre 1665 Kindern (gegen 885 im Vorjahre) ol 910 Tage lang heilenden und staͤrkenden Aufenthalt an, der Seeküͤste hat gewähren können, und zwar befanden sich im FKtgiserin Friedrich- Hopi zu Rorderney ss Kinder, darunter 118 aus Berlin und 82 in Winterkur; im Hospiz au Wyk 141, darunter 41 aus Berlin; im Friedrich Franz; Hospiz zu roß· Mũritz 190 Kinder, darunter 55 aus Berlin, und im Hospiz zu Zoppot 87 Kinder. Von den 1928 Kindern zablien nur 78) oder J de Ten e. böhten Satz von 18 Æ für die Woche. Vom Dresdener Zweig verein wurden 48, auf Kosten des Frauen ⸗Hülfsvereing, der under der Fr. Geheimrath Leyden Vorsitz fteht, 155 Kinder den Hospizen über= wiesen. Der letztgenannte Verein gewährte außerdem 505 M0 zum Bau einer gedeckten Veranda in Norderney. Seit dem Bestehen des Gesammtvereins sind bisher 5169 Kinder in den Hospizen unter= gebracht worden, und zwar 3044 in Norderney, 9399 in Wyk, 824 in Groß · Müritz und 311 in Zoppot. Auf die zehn Jahre der Vereins⸗ thätigkeit vertheilt sich die Kinderzahl wie folgt: S4, 134, 220, 300, 357, oz, 698, g03, 885 und 1968. In den w. fünf Jahren konnte somit 1065, in den zweiten fünf. Jahren 4114 Kindern die Wohlthat des Aufenthalts an der See gewährt werden. Die Gefammteinnahme betrug in diesen zehn Jahren 1642549 ½ ; 250 005 M verdankt der Verein der Huld des hochseligen Kaisers Wilhelm, 100 000 4 einem
ungengnnten Deutschen, 41 556 4 den mecklenburgischen Landständen, 215 000 10 brachte eine Lotterie. Verausgabt sind in den zehn Jahren
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