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Bataillon des Kaiser Alexander-Garde-Grenadier⸗Regiments Nr. 1 und das 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment passirten die Friedrichstraße, das Hallesche Thor und die Belle⸗Alliance⸗ straße.
K um 51½“ Uhr findet im Weißen Saale des Königlichen Schlosses die übliche Parade⸗Tafel statt. Die Tafelmusik wird hierbei von der Regimentsmusik des Garde⸗ Füsilier Regiments und dem Trompeler Corps des 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regiments ausgeführt.
Dem Bundesrath ist der Entwurf zu einer Verordnung, betreffend die Abänderung und Ergänzung der Bestimmungen über die Tagegelder und Fuhrkosten von Beamten der Reichs⸗Post- und Telegraphenverwaltung, zu⸗ gegangen. Es soll zunächst dadurch die jetzt bestehende Un⸗ gleichheit beseitigt werden, daß bei Reisen zur Beauf—⸗ sichtigung des Dienstbetriebes in den Bahnposten die Vor⸗ steher von Postämtern III — Postverwalter — auf Grund der Verordnung vom 21. Juni 1875 eine höhere Entschädigung für Zu⸗ und Abgänge beziehen, als die Vorsteher der Postämter und 11. Die Zutheilung von Bahnstrecken mit geringerem Postverkehr zu Postämtern III ist erst nach Erlaß der Ver⸗ ordnung vom 29. Juni 1877 in Felge der namentlich durch den Bau von Bahnen untergeordneter Bedeutung entstandenen immer größeren Verdichtung des Reichs— Eisenbahnnetzes eingeführt worden. Die Bezeichnung „Post— ämter I, II und III“ entspricht der jetzigen amtlichen Benennung der verschiedenen Klassen von Postämtern. Eine weitere Aenderung der Verordnung vom 29. Juni 1877 ist lediglich formeller Art und bezweckt, die der bezüglichen Be— stimmung unverkennbar zu Grunde liegende Absicht, bei einer Vertretung der in den 8§§. 1 und 2 a. a. O. bezeichneten Beamten die Zahlung ermäßigter Vergütungssätze erst vom zweiten Monat ab eintreten zu lassen, in einer jeden Zweifel ausschließenden Fassung zum Ausdruck zu bringen. Weiter werden in dem Entwurf die Reisekosten⸗Entschädigungen der Telegraphen-Bauführer und Leitunas-Revisoren sowie der Telegraphenleitungs-Aufseher in der Weise neu geregelt, daß bei Dienstreisen innerhalb des Amtsbezirks für die Zu⸗ und Abgänge bei Reisen auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen, sowie für die mittels Personenposten oder regelmäßiger Privat-Personenfuhrwerke oder zu Fuß ausgeführten Reisen ermäßigte Vergütungssätze, und in Stelle der Fuhrkosten sür die Dienstgänge auf der Arbeitsstrecke und die zwischen dem Orte des Dienstgeschäfts beziehungsweise Nachtquartier und der Arbeitsstrecke zurückgeleglen Wege Bauschvergütungen gewährt werden sollen; die Bausch— vergütungen betragen bei Telegraphen⸗Bauführern und Leitungs⸗Revisoren 1 bis 2 (s6, bei Leitungs-Aufsehern 50 bis 15 für jeden Arbeitstag; innerhalb Berlins für Pferdebahn⸗, Droschken- u. s. w. Fahrten für die Ober⸗ Sekretäre und Sekretäre 4,50 MS½, für die Ober-AUssistenten und Assistenten 3,50 (s6, für Leitungs-Aufseher 1,20 S6 für jeden Arbeitstag.
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat im April d. J. ebenso wie in den beiden Vor⸗ jahren eine Proklamation erlassen, durch welche Jedermann davor gewarnt wird, sich in die Gewässer des Beringe meeres innerhalb des Herrschaftsgebiets der Vereinigten Staaten zu dem Zwecke zu begeben, um dort den Fang von Seehunden und Robben zu betreiben.
. Der Direktor des Departements für das Invalidenwesen im Kriegs-Ministerium, General-Lieutenant von Spitz hat eine Dienstreise angetreten.
Der General Lieutenant Kraehe von der Armee ist zur Abstattung persönlicher Meldung hier angekommen.
Der Geheime Ober-Regierungs-Raih und Spinola, Verwaltungs-Direktor der Charité und technischer Kurator des Augusta⸗Hospitals, ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat seine Dienstgeschäfte wieder übernommen.
Der 2ber⸗Regierungs-Rath Groebenschütz zu Oppeln ist an die Königliche Regierung zu Liegnitz versetzt und es ist ihm daselbst die Stelle des Dirigenten der Finanz⸗Abtheilung übertragen worden.
Der Regierungs-Assessor Degner zu Arnsberg ist an die Königliche Regierung zu Posen versetzt worden. Der neuernannte Regierungs-Assessor von Ravenstein ist der Königlichen Regierung zu Schleswig überwiesen worden.
Sachsen. Dresden, 28. Mai. Seine Majestät der König ist, wie das „Dr. J.“ meldet, heute früh von Sibyllenort in der Königlichen Villa zu Strehlen eingetroffen.
Württemberg.
Stuttgart, 28. Mai. Das Befinden Seiner Majestät des Königs ist dem „St⸗A. f. W.“ zufolge nach ärztlichem Ausspruch zufriedenstellend; insbesondere haben sich die Fieber⸗ erscheinungen vermindert.
Die Kammer der Standesherren lehnte in ihrer gestrigen Sitzung den Absatz 2 des Ärtikel 1 des Gesetzes, be— treffend die Ortsschulbe hörden, wonach in größeren Städten mit mehreren Volksschulen die Ortsschulaussicht einem oder mehreren Ortsschulaufsehern ohne die Verwaltung eines Pfarramtes übertragen werden kann, nach längerer Debatte mit 25 gegen 3 Stimmen ab.
Baden.
Karlsruhe, 28. Mai. Ihre Großherzogliche Hoheit die Herzogin von Sach sen⸗dð Tura irh ö. 9 3 „Karlsr. Zig,“ meldet, estern hier eingetroffen.
Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen befindet sich seit einigen Tagen in Mailand, wo aber ein so kaltes, regnerisches Wetter herrscht, daß der Plan, an irgend einem Ort bei den oberitalienischen Seen Aufenthalt zu nehmen, definitiv aufgegeben werden mußte. Der Aufenthalt in Mailand ist der Gesundhemt der Kronprinzessin nicht entsprechend und wegen kalter Wohnung geradezu nach— theilig, sodaß auf ärztlichen Rath beschlossen wurde, heute
Abend diese Stadt zu verlassen und obne Aufenthalt hierher zu reisen. Ihre Königliche Hoheit beabsichtigt daher, Freitag, den 29. Mai, Mittags hier einzutreffen.
Schwarzburg⸗Sondershausen.
Sondershausen, 28. Mai. Ihre Durchlaucht die Fürstin hat sich wie das „Reg. u. Nachr.Bl“ mittheilt, gestern zu mehrwöchigem Aufenthalt nach dem Taunus be⸗ geben.
Reuß j. L.
Gera, 28. Mai. Der Geburtstag Seiner Durchlaucht des Fürsten wurde der Ger. Ztg.“ zufolge in den ver⸗ schiedensten Kreisen heute festlich begangen. Das hiesige Rath⸗ haus war festlich geschmückt und die Hauptsiraßen prangten im Flaggenschmuck.
Dentsche Kolonien.
Ueber den Stand des Wissmann'schen Dampfer⸗ Unternehmens werden von der „Deutschen Kolonial-Ge⸗ sellschaft“ folgende Mittheilungen verbreitet:
Während der letzten Zeit seiner Anwesenheit in Ost -Afrika bat Hr. Major von Wissmann noch alle Berhandlungen für den Trans xort getroffen, und es dürfte jetzt bereits Hr. de la Frémoire mit einer Expedition und jwei zusammensetzbaren Stablbooten unterwegs sein. Diese zwei Boote gehen zunächst nach dem Südende des Victoria ⸗Nyanza ⸗ Sees und werden dort zusammengesetzt, so daß der Stations Chef von Bukoba, welches als Auslaufe⸗ hafen für den Dampfer in Aussicht genommen ist, roraussichtlich innerhalb drei Monaten schon zei gute Fabrzeuge zur Verfügung haben wird. Diese zwei Boote sollen die Schiffslasten des Steamers vom südlichsten Punkte des Sees später nach Bukoba bringen, wo⸗ durch die ganze Strecke um die südwestliche Ecke des Sees ju Lande erspart wird. Der Dampfer selbst ist bekanntlich unterwegs und muß Mitte Juni in Bagamovo eintreffen. Er wird dort gelagert von Hin. von Eltz, der ebenfalls in die Dienste der Seen ⸗ Expedition ge⸗ nommen ist. Hr. Major von Wissmann hat ferner mit dem bekannten Inder Seewa⸗Hadji einen Kontrakt über Lieferung von Trägern ab geschlofsen, wonach dieser Inder bis zu einem bestimmten Termin für jeden fehlenden Träger eine Entschädigung zu zablen bat. Der Kapitän des Schiffes, Hr. Prager, die Arbeiter, welche für den Bau einer Werft zum Zusammensetzen des Dampfers an See nötbig sind, und einige Keffelschmiede werden mit der ersten größeren Karawane von Hrn don Eltz binaufgebracht werden. Diese Expedition nimmt zunächst die Theile des Schiff srumpfes mit sich, sodaß möalichst bald mit der Zusammensetzung des Dampfers begonnen werden kann. In einer besonderen kleinen Karawane geben die schwersten, zum Theil auf Rädern bewegten Lasten, solche, die nicht weiter zerlegt werden könnten, unter der Führung des als besonders praktisch bekannten Hrn. Illich nach dem See. Bis Hr. Major ron Wissmann wieder an der Küste sein wird, um mit den Maschinentbeilen und allen den Lasten, die eine besondere Sorgfalt und Ueberwachung benöthigen, sowie mit den ihm vom Gouverneur gestellten 3 Compagnien der Kaiserlichen Schutztruppe nachzufolgen, werden die vorber erwähnten Karawanen schon alle unterwegs sein. Es ist — wie man sieht — Alles recht erwogen und kein Punkt außer Acht gelassen, um den Er folg des Unternehmens zu gewährleisten. Möge nun auch das deutsche Volk die zur Durchführung tiner großen Idee nothwendige Opfer willigkeit weiter bethätigen! Beiträge für den Wissmann-Dampfer werden sowohl von der Deutschen Kolonialges ellschaft, Berlin, Link. straße 25, wie von der Norddeutschen Bank in Hamburg entgegen genommen.
Großbritannien und Irland.
Die Königin hat, wie die „A. C.“ meldet, dem Lieute— nant Grant vom indischen Stabs-Corps wegen der hervor⸗ ragenden Tapferkeit und Pflichttreue, welche er nach der Katastrophe von Manipur bei dem Bemühen, die britischen Gefangenen zu retten, bewiesen, das Victoria⸗Kreuz verliehen.
Im Unterhause stand gestern die Neuf undland— Bill auf der Tagesordnung. Der erste Lord des Schatzes, Smith eröffnete dem Hause: er werde demnächst eine Bill beantragen, durch weiche die Königin ermächtigt wird, mittelst Kabinetsordre den britischen Unterthanen den Robbensang im Beringsmeere während eines in der Kabinetsordre festzusetzenden Zeitraums zu untersagen. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklarte er sodann: er habe mit den Delegirten von Neufundland vereinbart, daß die zweite Lesung der Neufundland-Bill erfolgen solle. Die Delegirten hatten zugesagt, daß die Legislatur von Neufundland eine Bill annehmen werde, die die Aus. führung des modus vivendi und des Schiedsspruches, sowie der Verträge mit Frankreich bis Ende 1893 sichere. Die britische Regierung werde nach der zweiten Lesung die weitere Verhandlung der Bill um drei Wochen vertagen und dieselbe ganz zurückziehen, Falls die Legislatur von Neufundland die von den Delegirten zugesagte Bill angenommen habe. Smith beantragte hierauf die zweite Lesung der Neu⸗ fundland⸗Bill. Har court erklärte: nach dem erfolgten Ein⸗ vernehmen mit den Neufundländer Delegirten sei das Ver⸗ fahren der Regierung beleidigend für Neufundland. Ein An⸗ trag Picton's auf Vertagung der Debatte wurde von der Regierung energisch bekämpft und vom Hause mit 195 gegen 127 Stimmen abgelehnt. Im ferneren Verlauf der Debatte bemerkte der Deputirte Bryce: es sei jetzt bekannt, daß die Legislatur von Neufundland eine befriedigende Bill definitiv angenommen habe; er beantrage daher ein Amen de⸗ ment, dahin lautend: „das Haus nehme Notiz von der That⸗ sache, daß die Legislatur von Neufundland jetzt ein befriedi⸗ gendes Gesetz angenommen habe, und sei bereit, die Regierung in allen zur Durchführung der Vertragsverpflichtung und des mit Frankreich vereinbarten schiedsrichterlichen Arrangements er⸗ forderlichen Maßregeln zu unterstützen, gehe jetzt aber nicht mit der zweiten Lesung vor.“ Die Regierung acceptirte den Antrag mit der Abänderung, daß die Worte „das Haus nehme Notiz“ durch die Worte „das Haus sei benachrichtigt“ ersetzt werden. Der so abgeänderte Antrag wurde sodann vom Hause einstimmig angenommen. — In derselben Sitzung gab ferner der Unter- Staatssekretar Stuart Wortley die Erklärung ab: die Regierung könne in Betreff der Konzession Mutassa's noch keine endgültige Ansicht äußern; die britisch⸗ südafrikanische Gesellschaft übe in jedem innerhalb der britischen Schutzsphäre gelegenen Theile des Manicalandes ihre Autoritäts⸗ rechte aus. Der Unter ⸗Staatssekretär Gorst theilte mit: die Regierung warte ein Rundschreiben der ameri⸗ an is chen Regierung ab, bevor sie Schritte hinsichtlich des
Ge etzes über das Autorenrecht in Erwägung ziehe. — Der erste Lord des Schatzes, Smith erklärte in Bezug auf die Einwanderung mittelloser Ausländer: die Re— gierung habe dieser Frage ihre ernste Aufmerksamkeit ge—⸗ widmet; indessen habe die Einwanderung diejenige Höhe nicht wesentlich überschritten, welche sie erreicht hatte, als
die Frage zum letzten Male von einer Kommission unter⸗ sucht wurde, welche nicht sofortige Maßregeln empfohlen habe. Die Frage sei von erheblichen Schwierigkeiten umgeben. England halte jedenfalls das Asylrecht für politische Flücht⸗ linge aufrecht. Eine Beschränkung der Einwanderung von Armen involvire einen Akt der Gesetzgebung, welcher sorgfältig abgegrenzt sein müsse, um zu verhindern, daß nicht noch größere Uebel entständen als diejenigen, gegen welche diese Gesetzgebung sich richte. Uebrigens wanderten auch viele Eng⸗ länder nach dem Festlande aus, wo sie gewinnbringende Be⸗ schäftigung fänden. Die Frage sei ernst und verdiene die sorgfältigste Prüfung.
In der Nachtsitzung nahm das Unterhaus die zweite Lesung der Budgetbill an.
Ein Telegramm des „R. B.“ aus St. Johns (Neu⸗ fundland) berichtet, daß dort in Folge des Vorgehens des französischen Admirals, welcher den englischen Fischern verbietet, in der Bai von St. Georges zu fischen, lebhafte Erregung herrsche. Zwei französische Scha⸗ luppen patroulliren im Hafen von St. Georges, um dem Befehle des Admirals Achtung zu verschaffen.
Frankreich.
Paris, 29. Mai. Der Minister der öffentlichen Ar⸗ beiten, ves Guyot, gab gestern, wie W. T. B.“ berichtet, im Ministerrath das Proögramm für die im Jahre 1892 auszuführenden Eisenbahnbauten bekannt, nach welchem 692 km neue Linien dem Verkehr übergeben werden sollen. Im Nordbahn- und Ostbahnnetz sollen im nächsten Jahre keine neuen Linien gebaut werden. Der Minister des Innern Constans wird morgen die Bewilligung eines Kredits. von 1500000 Fr. zur Bekämpfung der Heuschrecken⸗ plage in Algerien beantragen.
In der Deputirtenkammer wurde gestern von einer Anzahl Deputirten ein Gesetzent wurf vorgelegt, demzufolge jeder Arbeiter oder sonstiger Angestellter eines staatlichen Industrie-Unternehmens nach drei⸗ jähriger Dienstzeit an dem Gewinn theilnehmen soll. Bei der Debatte über die Zölle auf frisches Fleisch brachte der Deputirte Villebois-Mareuil ein Amendement ein, wonach die Einführung geschlachteter Hammel nur dann gestattet sein solle, wenn der Rumpf in vier Theile zerlegt und das Geschlinge mit einem Vorderviertel verbunden sei. Dies sei das einzige Mittel, um zu erkennen, ob das Thier gesund sei oder nicht. Der Minister für Ackerbau Develle hielt das Amendement für zwecklos: es werde die Einfuhr geschlachteten Viehs verhindern. Schließlich wurde das Amendement, nachdem der Be⸗ richterstatter Viger dasselbe befürwortet hatte, mit 370 gegen 154 Stimmen angenommen. Ebenso nahm die Kammer die von der Kommission vorgeschlagenen Zölle für frisches Fleisch an und zwar für Hammel 32 Fr., für Schweine 12 Fr. und für Rindfleisch 25 Fr. Außerdem wurden die von der Kommission beantragten Zölle für gesalzenes Fleisch, Schweinefleischwaaren, todte s Geflügel, todtes Wildpret, Fleischkonserven, Wildpretpasteten, Gänseleberpasteten und Fleisch⸗ extrakt angenommen.
Rußland und Polen.
Eine Revision aller Gesetzbestimmungen bezüglich der Handelsschiffahrt und der Hafenverwaltungen, sowie die Ausarbeitung eines Gesetzes zum Schutze der russi⸗ schen Handelsflotte ist, wie die „Now. Wr.“ berichtet, Seitens des Finanz-Ministeriums beschlossen worden.
Die Einführung der Institution der Landhaupt— leute in den Gouvernements St. Petersburg, Wologda, Twer, Jarosslaw, Orel, Woronesh, Pensa, Tambow, Wjatka, Kasan, Ssaratow und Ssimbirsk, die auf den 1. Mai (a. St.) anberaumt war und dann bis zum 1. Juni verschoben wurde, soll nunmehr bis zum 1. Juli vertagt worden sein.
Italien.
Der Senat hat seine Sitzun zen bis zu dem Zeitpunkte ausgesetzt, wo die Kammer das provisorische Budget für 1891/92 erledigt haben wird, um dieses dann seinerseits zu überprüfen. Die Kammer ist nun schon seit vierzehn Tagen daran, diese Arbeit zu verrichten. Sie ist über das Budget des Auswärtigen und des Innern bereits hinaus und behandelt eben die Ansätze für den öffentlichen Unterricht; die Berichte über die weiteren Theile des Staatsvoranschlages sind nahezu alle sertiggestellt, und die Kammer lann und wird mit der Erledigung dieser Posten rasch vorgehen, um dann mehrere ebenso dringliche als nütz⸗ liche Gesetze in Behandlung zu nehmen. Das Kabinet seinerseits streht, wie man der „Pol. Corr.“ aus Rom melbet, angielegentlich die Erreichung zweier Ziele an, die es sich vom sinanziellen Gesichtspunkte aus gestellt hat: die Herstellung des Gleichgewichts im Staatsvoranschlag und das Einstellen der für das Ausland berechneten Anleihen. „Jenes Ziel ist so ziemlich erreicht; das Kabinet ist für den Fall, das die Steuereinnahmen sich verringern sollten, fest entschlossen, während der Parlamentsferien weitere Ersparungen einzuführen, um auf diese Weise den Ausfall zu decken. Was die Anleihen anbelangt, so beabsichtigt die Regierung, die jährlichen Ausgaben für Eisenbahnbauten von 100 Millionen auf die Hälste herab— zumindern. Zur Erlangung dieser 50 Millionen würde man sich an die Ersparniß des eigenen Landes wenden, was nicht schwer durchzuführen ist. Ein Gesetzesvorschlag liegt der Kammer bereits vor und. dürfte in wenigen Tagen ange— nommen werden. Es ist übrigens wahrscheinlich, daß bie Regierung während der Parlamentsferien an die Eisenbahn⸗ gesellschaften herantreten und mit ihnen einen Vertrag fest—⸗ stellen wird, wonach diese die Kosten sür die neuen Linien zu übernehmen hätten; in solchem Fall würde selbst an den heimischen Geldmarkt keinerlei Anforderung gestellt werden.“
Aus Catania wird dem „W. T. B.“ Über Nom ge— meldet, daß in der Gemeinde Migterbianco (Provinz; Catania) die Bevölkerung, durch die Lokalsteuer erregt, gestern in das dortige Munizipalgebäude eingedrungen ist und dasselbe in Brand gesteckt hat. Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Nach weiteren Nielhungen wurde die Ruhe schon wieder hergestellt; die Behörbe hat bie Unter⸗ suchung eingeleitet und viele Verhaftungen vorgenommen.
Schweiz.
„Die spanische Regierung hat, wie in ber letzten Sitzung des Bundesraths mitgetheilt wurhe, ihren Beitritt
zu der Phylloxera⸗Uebereinkunft vom 3. November
1881 erklärt.
Niederlande.
In Amsterdam fand gestern die feierliche Grund⸗ steinlegung für das neue Krankenhaus durch die Königin statt. Trotz des veränderlichen, vielfach regnerischen und stürmischen Werters wohnte der Feierlichkeit eine nach Tausenden zählende Menschenmenge bei, welche die Königin sowie die Königin-Regentin mit enthusiastischen Kund⸗ gebungen begrüßte. ; . .
Der Empfang der beiden Königinnen in Amster— dam bildete, wie man der „Mgdb. Ztg.“ schreibt, eine neue Probe für die ,, wn. des niederländischen Volkes an seine nationale Dynagstie. In Folge der noch herrschenden Hoftrauer lehnte die Königin-Regentin Emma jeden rauschenden Empfang ab. Trotzdem konnte die Vollsmenge, die sich vor dem Central⸗Eisenbahnhof angesammelt hatte und wohl über 50000 Köpfe betrug, die Begeisterung nicht bemeistern. Die Fahrt der beiden Königinnen vom Bahnhof zum Palast glich einem Triumphzuge. Die Königin⸗Regentin sprach den Wunsch aus, man möge alle für die Veranstaltung kostspieliger Fest⸗ lichkeiten gesammelten Gelder unter die Armen verthellen. Der Wunsch der Königin ist denn auch in großartigem Maß— stabe erfüllt worden. Am Einzugstage (26. Mai) wurden in Amsterdam an nicht weniger als 30000 arme Männer, Frauen und Kinder Lebensmittel und Geld vertheilt und am Mittwoch gab die Königin 35 900 Schulkindern ein Frühstück, bei dem unter den Kindern das Bildniß der Königin Wilhelmine vertheilt wurde.
Die Zweite Kammer hat gestern mit 82 gegen 3 Stimmen das Gesetz angenommen, durch welches die ver— fassungsmäßig erforderliche Genehmigung der Brüsseler Anti sklaverei⸗Akte ausgesprochen wird.
Die öffentliche Meinung in den Niederlanden befaßt sich gegenwärtig, wie der „Pol. Corr.“ gemeldet wird, lebhaft mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die, wie schon gemeldet, in der letzten Kammersession nach langen De— batten (es waren während der Berathung nicht weniger denn achtzig Abänderungsanträge gestellt worden) endlich an⸗
enommen worden ist. Anfangs bestand die Absicht, die Vor age noch einmal vor die im Juni zusammen—⸗ tretende neu . Kammer zu bringen; der Ge— danke wurde jedoch fallen gelassen und der Kriegs⸗-Minister mit der unmittelbaren Durchführung des Gesetzes betraut. Dem Gesetz zufolge beginnt die allgemeine Wehrpflicht mit dem erreichten 19. Lebensjahre, erstreckt sich aber nicht auf den Dienst in den Kolonien, für welchen nach wie vor das Werbe⸗ system mit Handgeldern und Pensionen (nach sechs Dienstjahren) in Kraft bleibt. Durch das neue Wehrgesetz wird der Stand der holländischen Armee nicht unwesentlich vermehit.
Türkei.
Der Großfürst Georg von Rußland ist gestern früh in Konstantinopel eingetroffen und im Namen des Sultans von dem Minister des Aeußern Said Pascha und dem Qberst: Ceremonienmeister Munir Pascha begrüßt worden. Der Großfürst besuchte nur die rusfische Botschaft. Heute wird Seine Kaiserliche Hoheit laut Meldung des „W. T. B.“ dem Selamlik beiwohnen und sodann vom Sultan empfangen werden, worauf der Sultan den Besuch erwidern wird. ÜUn⸗ mittelbar vor der Abreise nach der Krim wird ein Dejeuner im Galetkiosk stattfinden. Das Befinden des Großfürsten ist besser; immerhin bedarf er noch der Schonung.
Rumänien.
Bukarest, 28. Mai. Der Kriegs-Minister Oberst La⸗ hovary brachte laut Meldung des „W. T. B.“ in der Kammer einen Gesetzentwurf ein, betreffend die Reorgani⸗ sation der Territorial-Infanterie und die Um— gestaltung eines Theils der Territorial-Kavallerie in stehende Kavallerie. — Der Arbeits-Minister Olanes co fordert einen Kredit von 8 Millionen Francs zur Erhöhung des Eisenbahnbetriebsfonds.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Der Schatz mts-Sekretär hat, wie R. B.“ aus Washington vom 27. d. M. meldet, die Zollkutter „Rush“ und „Bear“ sofort in das Beh—⸗ ringsmeer beordert. Die den beiden Schiffen ertheilten Anweisungen sollen im Wesentlichen nicht von den in früheren Jahren ge ebenen abweichen.
Die Großjury von Los Angeles hat den Ladungs— aufseher und den Kapitän des Schooners „Robert und Minnie“, welcher Waffen an Bord der „Itata“ schaffte, in Anklagezustand versetzt. Auch fünf Seeleute des Schiffes sind mitangeklagt worden. Die chilenischen Deserteure der „Itata“ werden während der Untersuchung in Gewahrsam gehalten.
Chile. Nach einer in Paris eingetroffenen Meldung des W. T. B.“ aus Iqui que hat die Kongreß⸗Junta in Folge der Absicht des Präsidenten Balmaceda, auf die in der chilenischen Münze als Deckung für das eirkulirende Papiergeld deponirten Silberbarren Geld aufzunehmen, ein Dekret veröffentlicht, welches alle auf diese Silberbarren basirenden Transaktionen für null und nichtig erklärt und die Ausschiffung der Silberbarren verbietet.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (90.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ 8 welcher der Vize ⸗Präsident des Staats⸗ inisteriums, Staatz⸗Minister Dr. von Boetticher, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach, der Minister des Innern e fe nern der Justiz⸗Minister Pr. von Schelling und der Finanz-WMinister Br. Riqu el bei⸗ wohnten, wurde die dritte Berathung des Gesetz— entwurfs, betreffend die Feststellung des Staats— , für das Jahr vom 1. April 1891,92, ortgesetzt und zwar bei dem Etat der Just izverwaltung.
Abg. Graf 9 Limburg-Stirum zog seinen Antrag
auf Wiedereinstellung der in' zweiter Lefung gestrichenen orderung für eine neue Senats⸗Präsidentenstelle beim Ober⸗
, in Breslau mit Rücksicht auf die Geschäftslage rück.
Auf Anfragen des Abg. Rickert erklärte der Justiz= Minister Dr. von Schelling, daß die Mittheilung in der Presse über einen angeblichen Erlaß an die Gerichte, wonach Beleidigungen von Religionsgesellschaften und Geist⸗ lichen strengstens zu bestrafen seien, auf einem Mißverständniß beruhe, und der Regierungs- Kommissar, Geheime Justiz⸗Rath Lucas, daß der Ober-Landesgerichts-Präsident von Breslau
die Vꝛrordnung J, Beschränkung der Zulassung der Juden 9 Geschworenendienst sofort nach ihrer Bemängelung durch en k zurückgezogen habe. ie Abgg. Bödiker, Graf zu Limburg-Stirum und Nadbyl sprachen über die im Etat vorgeschlagene Senats⸗ Präsidentenstelle am Breslauer Ober⸗Landesgericht.
Die Abgg. Cremer (Teltow) und Richter kamen auf eine in zweiter Lesung erörterte Nede des Abg. Richter auf Tivoli zurück.
Abg. Branden burg ,, die Waisenräthe in engere Verbindung mit dem Vormundschaftsgerichte zu bringen.
In Uebereinstimmung mit dem Abg. Jürgensen er— lannte der Regierungs⸗Kommissar, Geheime Ober⸗Justizrath Starke die Nothwendigkeit des Umbaues des Gefängnisses in Flensburg an.
Beim Etat des Ministeriums des Innern be— mängelte Abg. Dr. Friedberg die Beschlagnahme der „National-Zeikung“ vom 16. Mai, auf welcher der Drucker und Verleger nicht angegeben war.
Der Minister des Innern Herrfurth wies das Ver— fahren des Berliner Poltzei⸗Präsidenten als durchaus gesetz⸗ mäßig und gerechtfertigt nach. .
Abg. Rickert brachte ein Rundschreiben des Berliner Polizei⸗Präsidenten zur Sprache, wonach Personen, die sich als reichsfeindlich erwiesen, von den Kriegervereinen aus— geschlossen werden möchten. .
Der Minister des Innern Herrfurth rechtfertigte das ginn aus der Natur der Kriegervereine. (Schluß des
attes.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Stand der Saaten. In Bessarabien wird, Nachrichten vom 22. d. M. zufolge, bisher im Ganzen etwa eine mittlere Ernte erwartet. Nach der in hen, 3h herrschenden trocknen und kühlen Witterung thut baldiger egen noth.
Im Regierungsbezirk Köslin hat der Weizen den Winter besser überstanden als der Roggen und steht im Allgemeinen gut. Die besten Aussichten geben Klee⸗ und Futterschläge, die sich fast durch weg gut entwickeln. Wenn dies anhält, wird der Ausfall in Roggen sich einigermaßen abmildern.
In Kartoffeln hat im Monat April im Regierungsbezirk Köslin ein bedeutendes Exportgeschäft nach Süddeutschland, den Niederlanden und Belgien stattgefunden, wobei sehr gute Preise erzielt worden sind.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch des Milzbrandes ist, wie die ‚Nat-Ztg.“ meldet, unter den Kühen der städtischen Rieselgüärter Warten burg und Blankenfelde Seitens des Kreis—⸗ Thierarztes Professors Eggeling konstatirt. Eine eingehende Unter⸗ suchung der dortigen Viehbestände ergab ferner die Behaftung der Hälfte der Kühe mit Maul- und Kläuenseuche. Zur Verhütung einer Weiterverbreitung der beiden Seuchen, über deren Entstehung bis jetzt noch nichts ermittelt, sind die gesetzlichen Maßregeln an— geordnet und über sämmtliches Rindvieh genannter Güter ist die Ge—⸗ höftssperre verhängt.
London, 27. Mai. Die .A. C.‘ schreibt: Wenngleich die meisten der an der Influenza erkrankten englischen Parlaments- Abgeordneten jetzt wieder genesen sind, so ist die Epidemie doch keines⸗ wegs aus der Metropole verschwunden, wie aus dem Bericht des Ge⸗ sundheitsamtes hervorgeht. Danach sind in letzter Woche in London nicht weniger als 319 Todesfälle in Folge von Influenza vorgekommen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Zusammenstellung der wesentlichsten Aenderungen des am 1. Juni d. J. in Kraft tretenden Sommer-⸗Fahrplanes der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion Erfurt gegen den Winter ⸗Fahrplan 1890,91.
Der bisher durch Zug 4 (ab Berlin 8 Uhr 36 Vorm.) ver— mittelte Anschluß in Halle an den Zug 56 der Strecke Halle — Nord⸗ bausen ist durch Früberlegung des Letzteren aufgegeben, dafür erhält der 8 Ubr 14 Vorm. von Berlin abgehende Zug 32 unmittelbaren Anschluß. Letzterer Zug erhält wie im vorigen Sommer durch den Schnellzug 4a in Weißenfels Fortsetzung bis Bebra.
Für den Verkebr nach Thuͤringen ist ein neuer Schnellzug 4b ab Berlin 8 Uhr 47 Vorm. bis Neudietendorf (an 2 Uhr 19) vorgesehen, durch welchen auch die Verbindung nach Würzburg, Heidelberg und Stuttgart verbessert ist.
Bei den Tagesschnellzügen Nr. 3 und 4 zwischen Frankfurt a. M. . n. ö. die Mittagsaufenthalte in Eisenach bezw. Neudieten⸗
orf beseitigt. Für den Verkehr von Berlin nach Halle und darüber hinaus ist eine neue Abendverbindung durch die Züge 20 (ab Berlin 10 Uhr 37 Nachm. und den von Bitterfeld aus verkehrenden Zug 8 (an Halle 1ñ Uhr 13 Vorm) geschaffen.
Durch Einlegung neuer Züge ab Wittenberg 5 Uhr 29 Vorm. an, Jüterbog 6 Uhr 26 und ab Jüterbog 9 Übr 15 Nachm. an Wittenberg 9 Uhr 55 im Anschluß an die Züge 45 und 50 nach und von Berlin ist geeignete Früh ⸗ und Abendverbindung von Dessau nach Berlin und umgekehrt mit 3. und 4. Wagenklasse hergestellt.
Die Verschiebung der Züge 22 ab Berlin 5 Uhr 45 Vorm. und b20 ab Jüterbog 7 Uhr 12 Vorm. gewährt eine weitere Frübverbin⸗ dung von Berlin nach den Stationen zwischen Jüterbog und Falken—⸗
berg.
Der zur Zeit in Halle endende Zug 7 wird mit Aufenthalt auf allen Zwischenstationen bis Bitterfeld weitergeführt (ab Halle 8 Uhr 365 Nachm. an Bitterfeld 9 Uhr 28 Nachm.).
Die Ueberholung des Zuges 9 (ab Halle 7 Uhr 25 Vorm.) in Trebbin wird beseitigt, Ankunft in Berlin erfolgt bereits 11 Uhr 265 Vorm.
Zwischen Berlin und Groß Lichterfelde werden zwei neue Zug pasre verkehren ab Berlin 7 Uhr 35 Vorm. und 7 Uhr Nachm., an Berlin 8 Uhr 41 Vorm. und 7 Uhr 45 Nachm.; ebenso zwischen Berlin und Marienfelde und zwar ab Berlin 2 Uhr 15 Nachm. und 5 Uhr 57 Nachm. und an Berlin 3 Uhr 8 und 7 Uhr 12 Nachm.
Der Zug 64 (6 Uhr Vorm. ab Berlin) erhält 4. Wagenklasse jedoch nur bis Elsterwerda. .
Zwischen Falkenberg und Hoverswerda ist der gemischte Zug 947 später gelegt, sodaß der Anschluß vor dem Zuge 403 (ab Bessau
Uhr 40) gewonnen wird. . ;
Zwischen Cöthen und Aken verkehren zwei neue Züge ab Cöthen 6 Uhr und an Cöthen? Uhr 50 Vorm. ; q
Zwischen Kotthus und Sorau werden die Züge 169 und 160, welche jetzt nur bis Forst verkehren, bis Sorgu durchgeführt; Jug 159 trifft 11 Uhr 55 Vorm in Sorau ein und hat Anschluß an Schnell zug 3 nach Breslau, Zug 160 geht 4 Uhr 2.3 von Sorau ab (An⸗ schluß von Guben her).
eim Schnellzuge 4 von Guben nach Halle bezw. Leipzig ist die Fahrzeit um 26 bezw. 28 Minuten verkürzt. Der Vormittagszug ab Magdeburg 8 Übr 40 nach Dessau wird aufgegeben, dagegen ein Zug 10 Uhr Abends von Magdeburg nach Dessau (an 11 Uhr 41) eingelegt.
Auf der Strecke Torgau — Wittenberg verkehren in jeder Richtung 2 Personenmjüge und J gemischter Zug. Der Frühzug von Torgau
findet in Wittenberg Anschluß nach Halle, Leirnig. Berlin und Kobl⸗ furt, der Frühzug ab Wittenberg hat in Torgau Anschluß nach Halle und Leipzig, ebenso der Abendzug von Torgau in Wittenberg Anschluß nach Berlin und der Abendzug von Wittenberg Anschluß von Berlin und Kohlfurt in Wittenberg und von Halle und Leipzig in Pratau.
Wegen aller übrigen Aenderungen wird auf den Fahrplan selbst verwiesen.
Erfurt, im Mai 1891.
Königliche Eisenbahn-Direktion.
Bremen, 28. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher E loud. Der Schnelldampfer „Havel“ ist gestern Nachmittag 6 Uhr nach New York, der Schnellidampfer Traber heute Morgen 6 Uhr nach Bremen mit 365 Passagleren von Southampton abgegangen. Der Schnelldampfer Werra“ hat gestern Morgen 9 Uhr die Peimreise von New York nach Bremen angetreten. Der Schnelldampfer Elbe“ hat heute Mittag 12 Uhr Dover passirt. Der Schnelldampfer »Tulda“ hat heute Morgen 9 Uhr Seilly passirt. Der Dampfer Weser!/; hat heute St. Vincent passirt. Der Schnelldampfer Lahn“ ist gestern Nachmittag 7 Uhr in New⸗Pork eingetroffen.
— 29. Mai. (W. T. B.) Nord deutscher Lloyd: Der Schnelldampfer Trave r ist am 28. d. 63 Uhr. Abends von New-⸗Jork auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer Havel“ passirte auf der Reise nach New⸗Jork am 28. d. 3 Uhr Nachmittags Lizard. Der Postdampfer „Ohio setzte am 28. d. 4 Uhr Nachmlttags die Reise von Antwerpen nach Bremen fort.
Hamburg, 28. Mai. (W. T. B) Hamburg-⸗Amerika⸗ nijche Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Der Postdampfrer „Bohemia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen 3 Uhr in New-Nork eingetroffen.
— 28. Mal. (W. T. B.) Hamburg Amerikanische Packetfahrt- Aktien ˖ Gesellschaft. Der Postdampfer Fürst Bismarck“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen 4 Uhr auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer Hungaria“ ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.
London, 28. Mai. (W. T. B) Der Union⸗Dampfer »Anglian“ ist beute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Union⸗ Dampfer „Athenian“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Die gestrige erste Aufführung des Oh net ' schen Schauspiels führte Der Hüättenbesitz er“ gestaltete sich für das Berliner Theater zu einem großen schönen Erfolge. Obgleich das effektvolle Werk als Rexertoirestück des Deutschen Theaters dem Berliner Publikum wohlbekannt war, batte der gestrige Abend ganz den Charakter einer glänsenden Premiere. Hatte man doch Gelegenheit zu interessanten Vergleichen zwischen der Auffassung, die einst bei der hiesigen Kreirung der Rolle des „Philippe Derblay“ der jetzige Leiter der Bühne neben der nicht minder originellen Clatre' der Fr. Riemann gezeigt hatte, mit den jetzt von Hrn. Friedrich Mitterwurzer und Frl. Nuscha Butze dargebotenen Leistungen. Daß diese Ver= gleiche nicht zu Ungunsten der Letzteren ausfielen, bewies der reiche Beifall, der Beiden zu Theil wurde und sich nach manchem Aktschluffe zu viermaligem Hervorruf steigerte. Hr. Ludwig Barnay war zwar nicht persönlich sichtbar, aber seine Hand in der Inseenirung um fo deutlicher zu erkennen, die eine ganz vorzügliche zu nennen ist. In dieser geschmackvollen Einrichtung sowie mik der ausgezeichneten Be—⸗ sezung der Hauptrollen und dem wohleingespielten Ensemble dürfte „Der Hüttenbesitzer' auch für das „Berliner Theater“ zu einem dauernden Repertoirestück werden.
Kroll's Theater.
Fr. Maxcella Sembrich setzte gestern ihr Gastspiel als Amina in Bellini's ‚Nachtwandlerin fort. Bei der alsseitigen Anerkennung ihrer großartigen Gesangsleistungen ist es schwer, etwas Neues daruber zu sagen. Auch inf Partie beherrscht sie technisch vollkommen; dabei war die Darstellung so anmuthig, daß sie auch nach dieser Richtung allen Ansprüchen in hohem Maße gerecht wurde. Mit ihren perlenden Tönen und ihrer meisterhaften Koloratur versetzte sie auch gestern wieder das bis auf den letzten Platz besetzte Haus in wahre Begeisterung, die ihren Ausdruck in den lebhaftesten Beifalls⸗ bezeugungen fand. Zum Schluß trug sie wieder den Parla.Walzer von Arditi vor, der auf das Beste geeignet ist, alle Vorzüge ihrer Gesangskunst vereint in das bellste Licht zu stellen. — Die Partie des Elvin sang Hr. Alma, der sichtlich bemüht war, neben der großen Gesangsmeisterin mit Ehren zu bestehen. Wenn es ihm ge— länge, seinen Ton etwas edler zu gestalten, würde er sein ausgiebiges Stimm material besser zur Geltung bringen können. Auch die übrigen Mitwirkenden — Hr. Demuth, Frl. Schacko und Frl. Rothe — entledigten sich ihrer Aufgabe nach Kräften.
Der Spielplan des Königlichen Opernbauses hat eine Aenderung erfahren müssen. Am Sonntag wird anstatt der bereits angekündigten Vorstellung ‚Die Hochzeit des Figaro“ die Oper Mignon“ zur Darstellung gelangen. Frl. Dietrich vom Hoftheater in Stuttgart setzt ibr Gastspiel in der Partie der Philine fort.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater hat Hr. Regisseur Julius Epstein seine Thätigkeit als Inscenator des Sen— sationsstücks: „Ein dunkles Geheimniß“ begonnen. Nach einem bei der Direktion eingetroffenen Telegramm sind die für die Darstellung des mit, dem Wassersport in eigenartiger Form verbundenen Stücks erforderlichen Dampfschiffe, Regattaboote, wie alles technische Material in Wien bereits aufgegeben und nach Berlin abgegangen. . sind in vollem Gange, um die Aufführung der Überraschenden Novität für Mitte Juni zu ermöglichen.
Am Sonntag beendet Hr. Anton Erl im Kroll'schen Theater sein erfolgreiches Gastspiel mit einer nochmaligen Dar— stellung des Horatio im Schwarzen Domino“.
Im Thomas -Theagter hat Hr. Reinhold Wellhof gestern mit der Darstellung des ‚Zigeuner- einen starken Erfolg erzielt; be sonders zündete der Vortrag der Nationallieder, deren schwermüthig innige Art einen tiefen Eindruck hervorrief. „Der Zigeuner“ bleibt mit dem wirkungsvellen Schwank. Der liebe Onkel“ guch für morgen und Sonntag, d. h. den Rest der Saison, auf dem Spielplan.
Anton Rubinstein reist, wie die Pet. Gas. erfährt, dem nächst nach Dresden auf Urlaub, um dort in stiller Zurückgezogenbeit mehrere Arbeiten zu Ende zu führen. So wird er sein Oratorium Moses“ beendigen und eine neue russische Oper zu Ende schreiben, deren Namen noch unbekannt ist. Außerdem gedenkt er, ein kürzlich begonnenes literarisches Werk „Ueber Musik‘ zu Ende zu bringen.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurden die Vorlagen, betreffend die Bewilligung eines weiteren Beitrages für das in Berlin zu errichtende Luther ⸗ Denkmal und betreffend das Projekt zum Neubau der Volks⸗Badeanstalt, Stralauerplatz 28, sowie der folgende Antrag Singer und Genossen: „Die Stadt“ verordneten Visvammlung wolle beschließen: 1) den Herrn Reichs. kanzler und Präsidenten des Königlich preußischen Staats. Ministe⸗ riums zu ersuchen, in Rücksicht auf den hohen Stand der Getreide preise und in Anbetracht der ungünstigen Aussichten für die nächste Ernte die sofortige Suspension und demnächstige Aufhebung er Getreide zölle zu veranlassen; 2) den Magistrat aufzufordern, sich dem an den Herrn Reichskanzler gerichteten Eifuchen anzuschließen! an⸗ genommen.
An der Humboldt- Akademie, deren Frequenz im laufende Quartal sich gegen die früheren Jahre nahezu verdoppelt . ir
Or. Dozent Barboro di San Giorgio auf vielfachen Wunsch seiner Hörer einen zweiten Halberyklat über italienische Literatur