1891 / 125 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 May 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Sisenach Hobeit, Pr. Lt. im Drag. Regt. Königin Olga Nr 25, A la suite 9 Regts. gestellt und alf Adjut. zur 27. Kav. Brig. (2. Königl. Württemberg.) kommandirt. ;

Abfchiedsbewisllügungen. Im aktiven Hegre. 25. Mai. v. Faber du Faur, Sec. Lt im 2. Drag. Regt. Rr. 26. Bebufs Uebertritts in die Königlich baverische Armee, der Abschied bewilligt.

Aichtamtliches.

Deuntsches Reich.

Prenßen. Berlin, 20. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König fuhren gestern Vormittag mittels Sonderzuges von Potsdam nach Berlin, wo Allerhöchstdieselben die Frühjahrs⸗Parade über die Berliner Garnison abhielten. dach Entgegennahme militärtischer Meldungen begaben Sich Seine Maj stãt gegen 1 Uhr in das hiesige Schloß. Um 5 Uhr gewährten Seine Majestät dem neu ernannten chilenischen Gesandten die nach⸗ gesuchte Audienz und empfingen im Anschluß daran den Staatssekretär Freiherrn von Marschall zu kurzem Vortrag. Abends um 9 Ühr 40 Minuten kehrten Seine Majestät nach dem Neuen Palais zurück. w

Heute um 10 Uhr hielten Seine Majestãt die Frühjahrs⸗ Parade über die Potsdamer Garnison im Lustgarten zu Potsdam ab und nahmen im Anschluß daran militärische Meldungen, sowie im Potsdamer Stadtschloß die Vorträge des Staatssekretärs des Reichs-Marineamts, des Kriegs⸗ Ministers und des Chefs des Generalstabes entgegen.

Ueber die heutige Parade in Potsdam liegt folgende Mittheilung des W. T. B.“ vor: . .

Die Parade ist bei prachtvollem Wetter glänzend verlaufen. Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelcher die Uniform der Gardes du Corps mit dem Bande des Schwarzen Adler— Ordens trug, war vom Neuen Palais zu Pferde eingetroffen. Bei der Parade führte Seine Majestät der Kaiser das Regiment der Gardes du Corps Ihrer Majestät der Kaiserin, Aller⸗ höchstwelche mit den Kaiserlichen Prinzen, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht, Seiner Hoheit dem Erb⸗ prinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Exbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen und der Erbprinzessin Reuß j. S. vom Fenster des Stadtschlosses zusah, zweimal vor. Nach zweimaligem Vorbeimarsch der in. Parade stehenden Truppen vor Seiner Majestät. dem Kaiser hielt Allerhöchstderselbe die Kritik ab und besichtigte sodann die Kriegsschule, worauf das Frühstück im Stadtschlosse ein⸗ genommen wurde. Nachmittags um 3 Uhr werden sich die Kaiserlichen Herrschaften nach Wannsee begeben.

Heute Mittag hielt der Bundesrath eine Plenar⸗ sitzung ab. Vorher waren die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Elsaß Lothringen zu einer Sitzung versammelt.

Der Reichskanzler hat beim Bundesrath beantragt, sich damit einverstanden erklären zu wollen, daß etwa 7 Millionen Mark in Fünfmarkstücken, etwa 7 Millionen Mark in Zweimarkstücken und etwa 6 Millionen Mark in Ein⸗ markstücken geprägt werden. Bis Ende April 1891 waren insgesammt, abzüglich der wieder ein— gezogenen Stücke, 452 237 347,10 s6 in Reichssilber⸗ münzen ausgeprägt. (Hiervon entfielen 74 096390 6 auf Fünsmarkstücke, 104 955 898 660 auf Zweimarkstücke, 178 982 228 6 auf Einmarkstüde, 71 483 284,50 d auf Fünfzig pfennigstücke und 22 714 546,60 M auf Zwanzigpfennigstücke.) Die Bevölkerung beträgt nach der letzten Volkszählung 49 422928; bei Zugrundelegung des nach Artikel 40 Absatz 1 des Münzgesetzes zulässigen Betrags von 10 6 für den Kopf würde eine weitere Prägung von 41 996932, 99 6 statthaft sein. Indeß soll zunächst nur mit der Prägung von 20 Milllonen Mark in Reichssilbermünzen in den genannten Sorten vorgegangen werden; einer weiteren Ausprägung von Fünfzig und Zwanzigpfennigstücken (in Silber) bedarf es aber nicht.

Das „Justiz-Ministerialblatt“ schreibt zum hundertjährigen Bestehen der Justiz-Offizianten— Wittwen kasse:

„Am 1. Juni 1891 sind einhundert Jahre seit der Begründung der Justiz⸗Offizianten⸗Wittwenkasse vergangen.

Durch Patent vom 20. März 1791 wurde das „Allgemeine Ge⸗ setzbuch für die preußischen Staaten“ publizirt, welches nach erfolgter Revision im Jahre 1784 als „Allgemeines Landrecht! in Kraft trat. Nachdem der Großkanzler von Carmer im Jahre 1791 von diesem Gesetzbuch mehrere tausend Exemplare auf Kosten der General: Salarienkasse batte drucken lassen, beantragte er in dem am 30. Mai 1791 erstatteten Immediatberichte, die aus dem Verkauf dieser Exemplare sich ergebenden Ueberscküsse ju einem beständigen Pensiont fonds für die hülfe bedürftigen Wittwen und Waisen rechtschaffener Justizbedienten zu bestimmen, da ein solcher Fonds bei der Justiz bisher gänzlich gefehlt habe und die Salarien⸗Kassen, welche bei der Abnahme der Projesse die kurrenten Besoldungen der witk⸗ lichen Arbeiter nicht mehr bestreiten könnten, schlechterdings unver⸗ mögend seien, etwas für die Wittwen und Kinder derselben zu thun.“

Die Allerböchste, diesen Plan billigende Ordre vom 1. Juni 1791 bat folgenden Wortlaut:

Mein lieber Groß Cantzler von Carmer Guer ehegestriger Antrag, aus denen Ueberschüssen des, von Euch, mit so vieler Menage, veranstalteten Drucks und Verkaufs des neuen Gesetz⸗ duchs, einen Pensions-Fonds für Wittwen und Kinder wohl verdienter und ohne Vermögen, versterbender Justitz-Bedienten, zu errichten, findet Meinen gantzen Bevfall; und es hat Mir solcher viel Vergnügen, sowie Eurer Derckungs⸗Arth, Ehre gemacht. Ich sehe daher auch, dem darüber versprochenen detaillirterem Fundations Plan, zu seiner Zeit, mit Verlargen, entgegen, und wünsche, daß deßen Ausführung, denen hinterlaßenden Familien armer aber redlicher und geschickter Justitz-Bedienten, zur Erleichterung ihrer traurigen Umstände, eine unversiegliche Quelle zu ihrer Versorgung, bleiben möge. Ich bleibe, für diese n,. Eures Diensteifers, unveränderlich, Cuer Wohla ffectionir - er König.

Potsdam den 1. Junii 1791.

gez. Friedrich Wilhelm.

Durch Allerhöchste Ordre vom 10. Juli 1793 wurde dem Pen

sionesonds auch der Debit der Prozeßordnung zugewendet. Der Debit

der im Jabre 1794 veraastalteten Ausgaben des Allgemeinen Land rechts und der Allgemeinen Gerichtsordnung wurde zwei Berliner Buchbändlern überlassen gegen Entrichtung einer für jedes Exemplar bestimmten Abgabe, welche für die Zwecke des Pensionsfonds zur Kammergerichte · Deposttalkasse gejahlt wurde,. .

Die demgemäß feit 1791 bei den Proviniial ⸗Justizbebörden auf gesammelten Bestände wurden im Jahte 17989 zu einer allgemeinen Juftiz ⸗Offizianten. Wittwenkasse zusammengezogen, welche seit dieser Zeit bei dem Justiz.Ministerium verwaltet wird. ;

Neue Einnahmequellen wurden der Justiz· Offiianten . Wittwen ˖ kasse durch die Ueberweisung der bei den Landetjustizkollegien bestehen den Armen. und Vorschußkassen und des Erlöses aus dem Verkaufe unbrauchbarer Akten der Gerichte eröffnet Durch die Allerbõchsten Erlaffe vom 14. April 1800, 13 März 1830 und 7. Sevtember 1836 wurden auch die Judizial und Pupillen⸗Deposita der Gerichte, sofern die Cigentkümer unbekannt waren, der Justiz-Offizianten Wittwen ˖ kasse bis zur Ausmittelung der Eigenthümer zur Benutzung überwiesen.

Anderweite Einnahmen erhielt die JustizOffizianien . Wittwenkasse aus Geschenken und Vermächtnissen., aus dem Vebit rerschiedener Bücher und Zeitschriften, z. B. des Amelang schen Neuen Archivs der Gefetz gebung, der von Kamptz schen Jahrbücher, der Rabe'schen und der Gräff 'schen Sammlung. Auch wurde durch Allerböchste Ordre vom 23. Dejember 1838 genebmigt, daß etwaige bei der Seraus· gabe des .JuftizMinisterial. Blatts“ sich ergebende Ueberschüsse zur Justiz ·Offizianten. Wittwenkasse fließen sollten. 3. .

In neuerer Zeit haben sich die Einnabmen der Justiz-Offizianten Wittwenkasse erheblich verringert. Nach 8. 198 der Hinterlegungs. ordnung vom 14. März 1875 werden Depositalmassen an diesel be nicht mehr, abgeliefert. Die regelmäßigen Einnahmen der Kasse bestehen zur Zeit in den Zinsen ihres eigenen Vermögens und der ihr vor dem J. Dktober 1875 zur Verwahrung und Verwaltung über wiesenen Depositalmassen, aus dem bei dem Verkauf vnbrauchbarer Akten der Justizbehörden erzielten Erlös und aus den bei der Hergus. gabe des Justiz Ministerial Blattes sich ergebenden Ueberschüssen. Aus den Einnahmen, welche sich nach dem Staatsbaus halte Etat für das Jahr 1891592 auf 235 000 M belaufen, werden an hülfsbedürftige Wittwen und Kinder von etwa 800 Justizbeamten einmalige oder laufende Unterstützungen gezahlt. 1 ; . .

Seit ihrer Begründung hat die Justiz Offizianten. Wit wen kasse zur Linderung der Noth bei vielen Tausenden von Hinterbliebenen von Justübeamten beigetragen. Möge ihr auch in Zukunft eine segensreiche Thätigkeit beschieden sein!“

Die Besichtigung der Garde-Kavallerie⸗Regi⸗ menter der Berliner und Potsdamer Garni son findet wie folgt statt: —ͤ 3.

am 4. Juni: 1. Garde⸗Dragoner Regiment Königin von Großbritannien und Irland und 2. Garde ⸗Dragoner⸗ Regiment, und

am 6. Juni: Garde-Kürassier⸗Regiment und 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regiment auf dem Exerzirplatz hinter der Hasenhaide,

am 9. Juni: Regiment der Gardes du Corps und Leib⸗ Garde⸗Husaren⸗Regiment und

am 10. Juni: 1. und 3. Garde⸗Ulanen⸗Regiment auf dem Bornstedter Felde.

Der Königliche Gesandte in Weimar von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Der General⸗Inspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, General der Infanterie von Keßler, ist von Besichtigungsreisen hierher zurückgekehrt.

Kiel, 29. Mai. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich ist nach der „Kiel. Ztg.“ heute mit dem Prinzen Waldemar von Homburg hierher zurückgekehrt.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Mai. Die Besserung im Befinden Seiner Majestät des Königs hält dem „St.-⸗A. f. W.“ zu— felge in erfreulicher Weise an. Das Fieber ist verschwunden.

Die Kammer der Abgeordneten ist in wiederholter Berathung des Gesetzes, betreffend die Ortsschulbehörden, mit 45 gegen 37 Stimmen dem Beschlusse des Hauses der Standesherren beigetreten, wonach es auch in größeren Städten unmöglich sein soll, die Aufsicht über die Volksschulen Nicht⸗ geistlichen anzuvertrauen. Der genehmigte zweijährige Staat s⸗ haushalt balancirt mit 131 Millionen Mark. Die Land— tagssession wird morgen geschlossen werden.

Mecklenburg⸗ Schwerin.

Schwerin, 29. Mai. Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird sich, wie die „Meckl. Nachr.“ aus Cannes erfahren, nach einigen Exkursionen zu Wasser längs der west⸗ lichen und östlichen Riviera, wahrscheinlich am 7. Juni auf einem Bremer Dampfer in Genua einschiffen. Das Schiff läuft auf seiner Reise nach Bremen noch zwei Zwischenhäfen an. Die Ankunft in Ludwigslust wird etwa am 23. oder 24 Juni stattfinden. Das Be⸗ finden Seiner Königlichen Hoheit war zufriedenstellend. Das viele Leben auf dem Wasser und regelmäßige Seebäder haben kräftigend gewirkt. Ihre Königliche Hoheit die Groß— herzogin-⸗Mutter gedenkt am 1. Juni von Meran die Reise nach Baden⸗Baden einzutreten, wo die Ankunft am 3. Juni erfolgen soll. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit ist zufriedenstellend.

Oldenburg.

(HE) Oldenburg, 29. Mai. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist heute von seiner Reise zurückgekehrt und hat sich nach seiner Sommer⸗-Residenz Rastede begeben, wo⸗ selbst auch Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Ihre Durchlaucht die Prinzessin Therese von Sachsen⸗ Altenburg seit gestern weilen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 30. Mai. Die Gesetzsammlung für das Herzogthum veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach in Folge getroffener Vereinbarung die von den wissenschaft⸗ lichen Prüfungskommissionen in Karlsruhe, Rostock, Braunschweig und Straßburg augsgestellten Zeugnisse bis auf Weiteres innerhalb der Großherzog⸗ lich und Herzoglich sächsischen Staaten dieselbe Geltung haben, wie die von der Großherzoglich und 8. sächsischen Prüfungskommission in Jena ausgestellten Zeugnisse.

Bremen.

Bremen, 29. Mai. Der „Norddeutsche Lloyd“ hat seine Agenten in Europa angewiesen, den körperlichen und moralischen Zustand aller nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika reisenden Personen

eingehend zu untersuchen. Die Agenten des „Lloyd“ J. künftig für jeden von Amerika zurückgewiesenen Aus⸗ wanderer einen Betrag von 21 Dollars zu zahlen haben.

Samburg.

Hamburg, 28. Mai. Der Senat hat nach der „Wes.⸗ Zig.“ der Bürgerschaftssitzung die Mittheilung zugehen lassen, daß die vorläufige Abrechnung des Staatshaushalts für 1890 einen Ueberschuß von ca. 61½ Millionen Mark ergeben würde.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Wien, 30. Mai. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand ist, wie W. T. B.“ meldet, unter mäßigen Fiebererscheinungen leicht an den Masern erkrankt.

Das Herrenhaus trat gestern, nachdem es die Re⸗ gierungsvorlage über die Konsulargerichtsbarke it ohne Debatte angenommen hatte, in die Berathung des Kommissions⸗ berichts, betreffend die Reform der rechtswissen schaft⸗ lichen Studien, ein. Der Unterrichts-Minister von Gautsch vertrat die Ansicht, daß eine Studienzeit von sieben Semestern zur Bewältigung des Lehrstoffes, welcher für die Prüfungen erforderlich sei, ausreiche, erklärte sich indeß schließ⸗ lich mit den Anträgen der Kommission, welche die Bedingung eines Studiums von acht Semestern auf⸗ recht erhielt, einverstanden. Die Spezialdebatte wurde auf Montag vertagt. Das Abgeordnetenhaus überwies einen auf Herabsetzung der Zölle für Kaffee und Petroleum eingebrachten Initiativantrag an den volks— wirthschaftlichen Ausschuß. Die Abgg. Gasser, Kathrein und Genossen brachten eine Interpellation bezüglich der Erschwerungen der Vieheinfuhr Seitens der Schweiz ein.

Das „Prager Abendbl.“ meldet, daß Betreffs der angeb⸗ lichen Reibungen zwischen Deutschen und Ezechen in der Landes-Ausstellung (siehe Nr. 121 d Bl. vom 26. d. M.) trotz der eifrigen Nachforschungen der Behörden nichts habe erunt werden können. ;

Im ungarischen Unterhause betonte gestern im weiteren Verlaufe der Berathung über die Verwaltungs⸗ reform der Minister⸗Präsident Graf Szapary die Noth⸗ wendigkeit, daß die Organe der Exekutive durch den Staat ernannt und nicht gewählt würden. Die Verwaltung dürfe nicht als ein Nebenberuf betrachtet werden. Ungarn, welches stets die Schutzbastei der Civilisation des Westens war, werde diesen Beruf nach der Reform der Verwaltung noch besser erfüllen können. Die Regierung wünsche der ungarischen Staatsidee Anhänger nicht durch Gewaltmaßregeln, sondern durch eine gute Verwaltung zuzu⸗ führen. Die Auslassungen des Minister⸗Präsidenten wurden von der Mehrheit beifällig aufgenommen; die äußerste Linke unterbrach die Rede vielfach durch Lärm und Zurufe.

Im kroatischen Landtage stellte bei der Berathung über die Frage des Grundentlastungszuschlages der Banus Graf Khuen⸗Hedervary die Einbringung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Konversion des Grund⸗ entlastungsfonds und die Verwendung der Ueberschüsse, in Aussicht.

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus hat in seiner gestrigen Sitzung die erste Lesung der Bill, betreffend den Robbenfang im Behringsmeer, angenommen.

Die amtliche „London Gazette“ meldet die Ernennung des Gouverneurs der Bank von England William Lidderdale zum Mitglied des Geheimen Raths (Privy Council). -

Wie der Londoner Korrespondent des „Manchester Guar⸗ dian“ versichert, sind die beiden in London eingetroffenen südafrikanischen Häuptlinge Ueberbringer eines. Briefes von ihrem Ober-Häuptling Gungunhama an die Königin Victoria. In dem Schreiben werden ausführlich die verschiedenen Versuche aufgezählt, welche Gungunhama und sein Vater Umzila in den letzten zwanzig Jahren unternahmen, um die Regierung von Natal zu bewegen, über Gazaland das britische Pro⸗ tektorat zu erklären. Schließlich wird gegenüber den Be⸗ mühungen der Portugiesen um die Obergewalt über das Land f e nich ausgedrückt, den Schutz der „weißen Königin“ zu erhalten.

Der Premier-Minister von Canada Sir J. A. Macdonald ist, wie dem „R. B.“ aus Ottawa telegraphirt wird, am Donnerstag von einem Schlaganfall betroffen worden. Die Aerzte hegen keine Hoffnung auf seine Wieder⸗ genesung. ; k

Aus den Schwarzen Bergen in Indien wird über Calcutta vom 27. Mai berichtet: .

Sämmtliche Häupninge der Hassanzai und Akazai⸗ Stämme sind bereit, sich zu unterwerfen. Es gilt als wahrschein« lich, daß sie die ihnen angebotenen Bedingungen annehmen werden In diesem Falle dürfte der Bestand des dort befindlichen britischen. Militärs beträchtlich vermindert und dieses selbst bis zur Ausführung des Friedengvertrages in dem Khankhel⸗Distrikt concentrirt werden. Inzwischen wird der Bau der Hütten und Baracken nach Kräften beschleunigt, um die zurückbleibenden Regimenter vor dem Mensun zu schützen.

Frankreich.

Paris, 30. Mai. Der Kaiser von Rußland hat, wie „W. T. B.“ meldet, bezüglich der streitigen Grenze wischen Niederländisch- und , olgenden Schiedsspruch gefällt: Der Fluß Ava soll die ragliche Grenze bilden derart, daß das Gebiet oberhalb des Zusammenflusses des Tapomahoin und des Ava fortan den Niederlanden gehört. (Vgl; Riederlande. D. R)

Der portugiesische Finanz Minister Mariano Carvalho stattete vorgestern Nachmittag auch dem Finanz⸗Minister ö 82 und dem Minister des Innern Constans Be⸗ uche ab.

Der Prinz Victor Napoleon hat nach einer Mit⸗ theilung der „Köln. Ztg.“, an seine Anhänger Weisungen er⸗ gehen lassen, eine äußerst rührige Thätigkeit zu entfalten. Der Prinz will die öffeniliche Aufmerksamkeit auf die bona⸗ partistische Partei hinlenken. In der nächsten Zeit sind daher eine größere Anzahl von Kundgebungen der sogenannten Partei der 6 an das Volk“ zu erwarten. Als erste ie, am nächsten Sonntag ein großes Bankett statt. General

arrail und 6 werden sprechen und ein Schreiben des Prinzen verlesen. Am Montag, dem Todestage des Kaiser⸗

lichen Prinzen, wird der übliche Jahrestrauergottes dienst in der Kirche St. Augustin abgehalten, zu welchem sich alle bean if Notabilitäten einfinden werden.

Rußland und Polen.

Der Kaiser und die Kaiserin sind mit der Groß⸗— fürstin Zenia gestern Abend Ser. 8 Uhr in Moskau ein⸗ getroffen. Der Großfürst Sergius war dem Herrscher⸗ paar bis zur Station Klin entgegengefahren. Auf dem Bahnhofe in Moskau wurden die Majestäten von der Groß fürstin Sergius und den Spitzen der militärischen und Civil⸗ behörden empfangen. Auf der Fahrt nach dem Kreml begrüßte das Volk den Kaiser und die Naiserin mit lebhaftem Jubel. Die Stadt ist ö geschmückt.

Der „Polit. Corr.“ wird aus St. Petersburg ge— meldet, daß sämmtlichen Geuverneuren ein Ministeria!⸗ erlaß zugegangen ist, welcher sie anweist, Verzeichnisse der in den Städten wohnenden Juden herzustellen, das Aufenthaltsrecht der Juden genau zu prüfen und gegen die zum Aufenthalt nicht berechtigten entsprechend vorzugehen. Demnächst soll eine Verordnung erscheinen, welche die Führung von Handelsgeschäften unter fremdem Namen streng verbietet, wodurch in erster Linie den Juden dieses Auskunftsmittel entzogen wird. Ferner wird ein Gesetz vorbereitet, wonach die Juden ihre Geschäfte am Sonnabend offen, dagegen am Sonntag und an orthodoxen Feiertagen geschlossen halten müssen.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte auf eine Anfrage wegen des Gerüchts, Ras Alula hätte eine Zusammenkunft mit der Königlichen Unter— suchungs kommission vorgeschlagen, der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini: die Regierung habe im Einvernehmen mit dem Gouverneur der erythräischen Kolonie die Kommission instruirt, einer Zusammenkunft nicht zuzustimmen. Im Laufe des Abends noch erhielt der Minister⸗Präsident die telegraphische Meldung, daß die Untersuchungs⸗Kommission die von Ras Alula vorgeschlagene Unterredung demgemäß ab⸗ gelehnt habe.

Portugal.

Das englisch-portugiesische Abkommen ist laut Meldung des „W. T. B.“ aus Lissabon am 28. d. M. unterzeichnet worden. Das Vertrags dokument werde am Montag oder Dienstag in Lissabon eintreffen und vom Minister

des Aeußern Grafen Val bom unverweilt den Cor tes vor⸗ gelegt werden.

Niederlande.

Die Königin und die Königin⸗Regentin machten in Amsterdam gestern noch eine Spazierfahrt in offenem Wagen und reisten dann um 2 Uhr Nachmittags nach dem Haag zurück. Vor der Abreise sprach Ihre Majestät die Königin⸗ Regentin dem auf dem Bahnhof anwesenden Bürgermeister von Tienhoven ihren herzlichen Dank für den ihr zu Theil ge⸗ wordenen Empfang aus und gab, wie „W. T. B.“ meldet, der Hoffnung Ausdruck, anläßlich des Empfanges Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm und Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Victoria am 1. Juli in Amsterdam anwesend sein zu können. Ihre Majestät die junge Königin sprach gegenüber dem Bürger⸗ meister ebenfalls ihren Dank für die ihr Seitens der Stadt erwiesene Aufnahme aus.

In der Zweiten Kammer erklärte gestern der Min ister des Aeußern, daß er von dem . Sesandten in St,. Petersburg eine Depesche erhalten habe, in welcher dieser den für die Niederlande günstigen Schiedsspruch des Czaren in der Surinam-Grenz— streitigkeit mittheilt.

Luxemburg.

Luxemburg, 28. Mai. Der Großherzog ist vor— gestern Abend von Dessau wieder in Frankfurt am Main eingetroffen. Wie die Luxb. Ztg.“ vernimmt, wird Seine Königliche Hoheit am nächsten Sonnabend hier eintreffen und direkt nach Walferdingen fahren, hat sich aber jeden feierlichen Empfang dort verbeten.

Türkei.

Dem gestrigen Empfange des Großfürsten Georg von Rußland bei dem Sultan wohnten der russische Boi— schafter Nel idow sowie der Minister des Aeußern Said Pascha bei. Der Sultan überreichte, wie ‚W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, dem Großfürsten den Osmanis— Orden in Diamanten. Hierauf folgte ein Dejeuner, zu welchem der Großvezir Kiamil Pascha, der Minister des Aeußern, Würdenträger des türkischen Hofes, der russische Botschafter und das Gefolge des Großfürhen geladen waren. . Abreise Seiner Kaiserlichen Hoheit sollte heute Mittag erfolgen.

; Dänemark.

(E) Kopenhagen, 28. Mai.

von Kommunen wegen Hinausschiebung der Frist für das

Inkrafttreten des Altersversorgungsgesetzes sind, wie

Randers Amtsavis“ berichtet, von dem Ministẽrium mit dem

Bemerken abgelehnt worden, daß eine Rücksichtnahme auf die

dies jährigen Etats der Kommunen oder deren weniger gute ökonomische Verhältnisse nicht angängig sei.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der Staatssekretär Blaine unternahm, wie „R. B.“ aus New-⸗York meldet, am 28. d. wieder eine Spazierfahrt; zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit wird er fich am nächsten Montag nach Bar Har⸗ bour begeben. ĩ

Aus Washington wird berichtet: Das Schatzamt hat das Landen eines unlängst aus Europa in New-⸗Nork ange⸗ langten schwedischen Ehepaares mit der Begründung ver⸗ boten, daß dasfelbe, weil zu der Reormonen-Sekte ge⸗ hörig, unter die Klasse der von Amerika ausgeschloffenen Enn wanderer falle. Die betreffende Dampfergesellschaft hat Befebl empfangen, dag schwedische Paar fostenfrel nach Europa zurkck⸗ zubefördern, Es ist dies der erste Fall, in weichem Poly= gamisten nicht die Vereinigten Staaten betreten durften.

Afrika.

; Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Capetowmn vom 29. Mai; Eine aus Manica vom 13. d. M. datir te Depesche des Obersten , Kommandanten der Streit macht der engzlischen Süd RFrikanischen. Gefell fchaft, be— jagt, di, Portugiesen hätten die englischen Truppen unter Kapitän Hayman bei der sechs englische Meilen

Verschiedene Anträge

westlich von Massikessi belegenen 3 Chua ange⸗ griffen und nach zweistündigem Kampfe den Rückzug angetreten. Die Verluste der Portugiesen seien unbekannt, die Engländer hätten keine Verluste erlitten. Der Befehls⸗ haber der Portugiesen, Oberst Reina, habe über Massikesse den ', , , e, verhängt und angeordnet, daß die Angehörigen aller Nationalitäten mit Ausnahme der Portugiesen das Land verlassen sollen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (91.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel bei⸗ wohnten, wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staats-Eisenbahnnetzes, in zweiter Lesung berathen.

Berichterstatter war Abg. Hartmann (Lübben).

§. 1 Ja lautet:

zum Bau einer Eisenbahn: 1) von Fordon nach Schönsee die Summe von 12347 000 S, 2) von Lissa i. P. nach Wollstein die Summe von 3 240 000 „, 3) von Meseritz nach Landsberg a. W. oder einem in der Nähe belegenen Punkte der Bahnlinie Küstrin— Kreuz die Summe von 4300060 , 4) von Sorau nach Christianstadt die Summe von 1 640 000 S, 5) von Lauban nach Marklissa die Summe von 920 000 S, 6 von Walsrode nach Soltau die Summe von 2400 000 Æ, 7) von Kassel oder einem in der Nähe belegenen Punkte der Linie Kassel— Warburg nach Volkmarsen die Summe von 5 920 000

Die Kommission beantragt die Nr. Ibis 6 unverändert an⸗ zunehmen. Bezüglich der hierzu eingegangenen Petitionen stellt sie den Antrag:

Die Petitionen 1) des Magistrats und der Stadtverordneten versammlung in Gollub, 2) der Schmidt'schen Erben in Richnau und Anderer, 3) des Königlichen Wirthschaftsdirektors Goedecke in Rynsk und Genossen der Königlichen Staatsregierung als Material zu überweisen; zu §. 1 Ia. Nr. 6 (Linie Walsrode Soltau): a. Die Petitionen 1) des Gemeindevorstehers J. Krözer und Ge- nossen in Tostedt, 2 des Fabrikanten Ferd. Epven in Winsen, 3) des Gutgpächters Gade in Lübberstedt und Genossen, ) des Hofbesitzers Rose in Behringen und Genossen, 5) des Lehrers Läübrs und Genossen in Olsen und anderen Orten der Königlichen Staatsregierung, als Material zu überweisen; 65. die Petitionen 1) des Magistrats und Bürgervorsteher-Kollegiums zu Visselhövede, ) des Gemeinde⸗ vorstandd von Wittorf, 3) des Gemeindevorstands von Bothel, 4) des Magistrats zu Rotenburg, 5) von Grütter und Genossen in Walsrode für erledigt zu erklären.

Nach unwesentlicher Debatte beschloß das Haus diesen Anträgen gemäß.

Betreffs der Linie von Kassel oder einem in der Nähe belegenen Punkte der Linie Kassel Warburg nach Volk marsen schlägt die Kommission vor: 1) die geforderte Summe von 5 920 00016 zu bewilligen, 2 die Königliche Staatsregierung um eingehende Prüfung der Frage einer thunlichst direkten Vollbahnverbindung zwischen Kassel und Köln zu ersuchen und ö. die Petition der Bauinteressenten der Stadt Kassel der Königlichen Staatsregierung als Material zu überweisen, die übrigen zu dieser Bahnlinie eingegangenen Petitionen durch die Beschlüsse ad 1 und 2 für erledigt zu erklären.

Abg. Hr. En neçcerus ersuchte das Haus, die Forderung für diese Linie, die dem Ausbau der hochwichtigen direkten Linie Köln Kassel präjudizire, abzulehnen und eine Resolution anzunehmen, in der die Regierung zu eingehender Prüfung der Frage einer thunlichst direkten Vollbahnverbindung zwischen Kassel und Köln aufgefordert wird.

Die Abgg. Althaus und Knebel traten für die Be— willigung der Summe ein, empfahlen aber zugleich die An— nahme der Resolution.

J bg Pleß und Simon (Waldenburg) sprachen sich in dem Sinne des Abg. Enneccerus aus.

Abg. Graf zu Limburg-⸗Stirum begründete und befür— wortete den Kommissionsbeschluß.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Micke wies darauf hin, daß der Bau der verlangten Vollbahn über 90 Millionen kosten würde. Diese Äuf⸗ wendung werde durch die zu erwartenden Vortheile nicht gerechtfertigt; mit einer solchen Summe würde man andere in diesen und anderen Landestheilen sich geltend machende Bedürfnisse befriedigen können. Außerdem herrsche Uneinigkeit über die Trace der direkten Linie. Die Fahrt auf der direkten Linie zwischen Köln und Kassel würde auch noch 12 Minuten länger dauern als auf der vorhandenen Linie über Arnsberg; es komme aber nicht darauf an, welches die kürzeste Strecks einer Bahnlinie, sondern welches ihre virtuelle Länge sei. Den Bau der Vollbahn einer Privatgesellschast zu überlassen, sei nicht angängig; die Bahn würde sich auch nicht rentiren. Aus diesen Gründen sei es nicht angezeigt, aus Rücksicht auf die Vollbahn die geforderte Linie jetzt nicht zu bewilligen.

Abg. Rickert hielt die Verhältnisse für noch nicht genügend aufgeklärt, wünschte deshalb die Beschlußfassung über diese Bahnlinie auszusetzen und erklärte, deshalb heute gegen die Position stimmen zu wollen.

Bei Schluß des Blattes sprach der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten von Maybach.

Theater und Musik.

In der Vorstellung des Oberon am Montag im König lichen Opernhause sind die Damen Pierson. Herzog, Weitz und Staudigl, die Hrn Rothmübl, Lieban, Oberhauser und Stammer beschäftigt. Am Dienstag gelangt nach langer Unterbrechung Verdi's DOtbello“ mit den Damen Sucher, Rothauser und den Hrrn. Sylva, Oberhauser zu erneuter Darstellung. Am 7, 8, 11. und 13. Juni wird die Tetralogie Der Ring des Nibelungen“, von Richard Wagner in Scene gehen,. w

Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 30. Mai bis 7. Juni: Sonntag: Mignon“ (Pbiline: Frl. Dietrich, als Gast). Montag: „Oberon?. Dienstag: „Othello“. Mittwoch: Flick und Flock (Anfang? Uhr). Donnerstag: ‚Hiarne“. Freitag: Tannhäuser . Sonnabend: „Der Trompeter von Säkkingen“. Sonntag: „Der Ring des Nibelungen. Vorabend: „Das Rheingold“.

Für das Königliche Schauspiel: Sonntag: „Der neue Herr!. Montag: „Das Käthchen von Heilbronn'. Dienstag: Zum ersten Mal wiederbolt: „Die Kronprätendenten!. Mittwoch: Der neue Her“. Donnerstag: ‚Die Kronprätendenten'. Freitag: „Der 6. Herr. Sonnabend: „Der Bibliothekar. Sonntag: ‚Don

arlos“.

Im Deutschen Theater wird morgen, Senntag, Der Weg zum Herzen und am Montag „Des Meeres und der Liebe Wellen“

gegeben. Das weitere Repertoire der neuen Woche ist folgendermaßen

festgestellt: Dienstag, 2., Die Kinder der Excellenz; Mittwoch, 3, Faust. J. Theil; Donnerstag, 4., Der Weg zum Herzen; Freitag, 5., König Heinrich der Vierte; Sonnabend, 6, „Die Welt, in der man sich langweilt; Sonntag, 7, Die Haubenlerche .

Im Berliner Theater stebt nach der böchst beifälligen Auf. nahme, die Ohnet 8 Hüttenbesitzer‘ gefunden hat. dieses Schauspiel im Vordergrund des Revertolres. Der „Hüttenbesitzer! wird am morgigen Sonntage in der Abendvorstellung, ferner am Montag, Mittwoch, Donnerstag und nächsten Sonntag Abend wiederholt. JInjwischen wird fleißig an der Einstudirung von Shakespeare's König Richard III.. gearbeitet, der mit Friedrich Mitterwurjer in der Titelrolle am nächsten Sonnabend zum ersten Male in Scene gebt. Am morgigen Sonntag wird als Nachmittagsvorstellung ‚Der Veilchenfresser. aufgeführt, der auch am Dienstag gegeben wird. Am Freitag (als 39. Abonnementtvorstellung) findet eine Wiederholung des Lustspiels Goldfisches, am nächsten Sonntag Nachn ittag eine solche von Othello“ statt.

Das Lessing-Theagter beschließt am morgigen Sonntag seine Spielzeit mit einer Auffübrung von Otcar Blumenthal's Lust⸗ spiel Der Probepfeil'. Die Wiedereröffnung des Theaters soll am 1. August stattfinden und zwar mit P. K. Rosegger's Volksschauspiel „Am Tage des Gerichts,, welchem sich als zweite Novität das vier⸗ aktige Schauspiel Gleiches Recht! von Reinhold Ling, das seinen Stoff aus den bewegten Kämpfen der Gegenwart schöpft, anschließen wird. Der liebevollen seenischen Vorbereitung dieser zwei figuren— reichen Werke werden die Schauspieler und Regisseure des Lessing⸗ Theaters einen großen Theil ibrer Ferienmuße zu widmen haben.

Daß angekündigte neue Sensalionsstück des Friedrich⸗Wil—⸗ belmstädtischen Theaters „Ein dunkles Geheimniß“, in welchem durch die Verwercthung von großen Wassereffekten zum ersten Male von einer seenischen Neuerung originellster Art Gebrauch gemacht wird, erfordert, wie bereits erwäbnt, zur Darstellung ein sehr um— fassendes Personal. und mit Rücksicht auf. den ernsteren Theil des Schauspiels hat Direktor Fritzsche daher eine Besetzung der Rollen mit neuen Kräften getroffen. Dieser Selte des neuen Stückes entsprechend wurden en zagirt die Damen Frls. Clara Markwart, Komorowska, Albine Pernier und die Hrrn. Emil Norini, Alfred Schmasow, Max Engelsdorf. Waldemar Zielsdorff, Max Christof und Ernst Saro. In den heiteren Partien sind be⸗ schäftigt: die Damen Jenny Stubel, Elise Schmidt, Lind, Hastert und Wagner, die Hrrn. Link, Hanno, Steinberger, Schulz. Hr. Epstein, der die Inscenirung besorgt, spielt ebenfalls eine der Haupt⸗ partien. Morgen findet die letzte Sonntags⸗Aufführung der Operette Nanon ! statt.

Das Residenz-⸗Theater schließt morgen ebenfalls seine

Pforten zu, einer kurzen Sommerruhe mitten in dem lärmenden Er— folge des viel verlästerten und vielbelachten, übermüthigen Dr. Jojo“ Direktor Lautenburg hätte, wie er uns mittbeilt, das zugkräftige Stück sicherlich noch den Juni hindurch gegeben, wenn ihn nicht vor Monaten abgeschlossene bindende Verpflichtungen zwängen, am 6. Juni sein Gastspiel im Carl Schultze Theater in Hamburg zu beginnen. So nimmt denn „Dr. Jojo“ morgen Abschied, um mit Beginn der nächsten Saison zusammen mit dem Einakter „de 1 . ù 3 h.“ von Abraham Dreyfuß wieder in Scene zu gehen. Morgen Mittag 12 Uhr findet, wie schon gemeldet, als Abschiedsvorstellung für Martha Zipser eine einmalige Aufführung der „Wildente statt. . der Neuaufführung von Delibe's Oper Lakme“ am Dienstag im Kroll'schen Theater mit Marcella Sembrich in der Titel partie wirken als Vertreter der anderen Hauptrollen mit: Frl. Finkenstein als Mallika“, sowie die Orrn. Bissenkoven (Gerald), Fricke (Friedrich) und Lurgenstein (Nilakantha). Morgen verabschiedet sich Hr. Anton Erl als . Postillon von Lonjumeau*; der . Schwarse Domino“ geht in Folge Repertoire Aenderung heute mit dem trefflichen Gaft zum zweiten Male in Scene.

Auch das Thoma s-Thegter beschließt morgen, Sonntag, seine erste Saison. Die letzten beiden Stücke, welche dem Repertoire eingefügt wurden, der heitere Schwank „Der liebe Onkel! und das Cbaraktergemälde „Der Zigeuner“, gehen als letzte Vorstellung in Scene. Da beide Stücke sich einer überaus beifälligen Aufnahme er⸗ freuten, so dürften sie im Verlaufe der nächsten Saison wieder auf dem Repertoire erscheinen.

Da durch das am Mittwoch im Adolph Ernst-Theater beginnende Gastspiel der Münchener“ mancherlei seenische Vorberei⸗ tungen bedingt werden, hat Direktor Ernst den Schluß der Saison auf Montag, den 1. Juni, festgesetzt; es finden demnach nur noch drei Aufführungen von Unsere Don Juans“ statt.

Mannigfaltiges.

Die erste geschäftliche Sitzung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger bat gestern hierselbst in dem festlich geschmückten Büärgersaale des Rathhauses unter Vorsitz des Konsuls H. H. Meier Bremen stattgefunden. Nach Eröffnung der Verhand⸗ lungen nahm als Vertreter der Stadt Berlin der Ober⸗Bürgermeister

Dr. von Forckenbeck das Wort zur Begrüßung der Versammlung, der

er die Sympathien der Residenz aussprach und deren Verhand— lungen er guten Erfolg wünschte. Die Versammlung schritt sodann zur Konstituirung. Vertreten sind 23 Bezirksvereine und 2 Ver treterschaft en. Nach dem vorgelegten Jahresbericht hat die Gesell⸗ schaft in ihrem 25. Geschäftsjahre eine sebr gesegnete Thätigkeit ent falten können. Zwanzig Mal haben die Rettungsstationen mit Erfolg eingreifen können und 120 gefährdete Menschenleben sind dabei den Wellen entrissen worden. I8 Personen sind durch Rettungsboote, sechs durch Ratetenappargte gereitet. Außerdem konnte durch einen vom Verein entsandten Dampfer sechzehn bedrängten Personen Hülfe gebracht werden. Die Gesammtzahl der seit Bestehen der Gesell⸗ schaft geretteten Personen ist, damit auf 1892 gestiegen. Leider baben im letzten Jahre zwei Mitglieder der Mannschaft der Station Amrun ihr Leben verloren. Die Zabl der Rettungsstationen ist um zwei gewachsen und beträgt nunmehr 113. Neu binzugekommen sind die beiden Stationen auf Helgoland. Von den Stationen befinden sich 66 an der Ostsee, 47 an der Nordsee, 45 sind Doppelstationen, is nur Raketen⸗, 50 nur Bootsstationen. Unter den Bezirksvereinen ist der für Buxtebude eingegangen, der für Kappeln neu begründet, einer für Helgoland ist gesichert. Die Zahl der Bezirksvereine wächst damit auf 58. Die Zahl der Vertreterschaften ist von 255 auf 263 gestiegen, die Zahl der ordentlichen Mit- glieder hat sich von 148 979 mit 145 298 Jabregbeiträgen auf 49 865 mit 148 228 66 Jahresbeiträgen erhöht. An außerordentlichen Beiträgen sind der Gesellschaft 86 281 66 gegen 69 467 ½ im Vor jahr zugeflossen. Die Sammelbüchsen sind hieran mit 27 306 be⸗ theiligt. Die Gesammteinnahmen beliefen sich auf 3 703 60 gegen 262 993 in 1889,90; die Ausgaben betrugen dagegen 196 521 gegen 178776 A im Vorjahre. Davon entfallen auf Verwendungen für die Begründung neuer und die Vervollständigung bereits be— stehender Stationen 69 032 4. Die Ehrengabe des Jahres erhielt der Kapitän A. Schulz vom Flensburger Dampfer, Glücksburg“. Mit den Rettungsgesellschaften fremder Länder ist auch im letzten Jahre ein lebhafter freundschaftlicher Verkehr aufrecht erbalten worden. Die vorgelegte Bilanz vom 31. März 1891 schließt in Activen und Passiven mit 1 330 767 M ab. Anschließend an die Berichterstattung beauf tragte die Versammlung den Vorstand, darüber zu berathen und der nächsten Ausschußsitzung Bericht zu erstatten, o sich eine Vervoll⸗ ständigung der Bestimmungen der Satzungen über die Aufnahme neuer Bezirksvereine empfiehlt, bezw. Vorschläge für solche Abände⸗ derungen zu machen, bis dahin aber neue Vereine nicht auf— zunebmen. Die Versammlung trat sodann in die Berathung der vom Vorstand gestellten Anträge ein. Diese betrafen die An' stellung eines Assistenten des Inspektors, ferner die Beschlußfassung darüber, daß die Jahresversammlungen des Gesellschaftsausschusfes war der Regel nach abwechselnd in einer Nordsee⸗, einer Sfffee⸗ und einer Binnenstadt abzuhalten sind, daß aber ein Abweichen von dieser Regel aus besonderen Gründen dem Ausschuß jederzeit freisteben foll, und endlich wurde vom Vorstand beantragt, an geeigneten Orten im Ein verständniß mit der zuständigen BezirkEkverwaltung Cieboote zu statio⸗

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