Ernährung der Kinder im ersten Lebensjahre und für die Pflege der Wöchnerinnen“ und „Ver hal— tungsmaßregeln bei Mafern, Scharlach und Diph⸗ iherie“ ausgearbeitet worden. Diesekben find kürzlich revi⸗ dirt worden, sodaß sie in ihrer gegenwärtigen Fassung eine empfehlenswerthe kurze gemeinverstandliche Zusammenstellung der für die angegebenen Zwecke zu beachtenden Vor⸗ schriften enthalten und geeignet erscheinen, ein wesent⸗ liches Hülfsmittel bei der Verhütung und Bekämpfung der hohen Kindersterblichkeit, der Erkrankungen im Wochenbett und der genannten Infektionskrankheiten zu bilden. Durch einen Erlaß des Ministers der geisilichen, Unterrichts- und Medizinal— Angelegenheiten sind die Ober⸗Präsidenten ersucht worden, auf eine möglichst weite Verbreitung dieser im Verlage von L. Schwann in Düsseldorf im Druck erschienenen, zum Preise von 1120 M bezw. 80 3 für je 100 Stück käuflichen Blätter hinzuwirken, wober vorzugsweise die Betheiligung der Heb— ammen, Standesbeamten, Frauen-⸗Vereine, L heer und Aerzte ins Auge zu fassen sein dürfte.
Der kommandirende General des Garde-Corps, General der Infanterie Freiberr von Meerscheidt-Hüllessem, Chef des Infanterie Regiments von Boyen (5. Onpreußisches) Nr. 41, hat e nen mehrwöchigen Urlaub angetreten.
Das Kreuzer-Geschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Leipzig“, „Sophie“ und „Alexandrine“, Ge— schwader-Chef Contre⸗-Admiral Valois, ist am 16. Jani in Acapulco (Mexiko) angekommen und beabsichtigt, am 17. Juni nach Callao in See zu gehen.
S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Hellhoff, beabsichtigt, m 17. Juni von Shanghai nach Hankow in See zu gehen.
Württemberg.
Stuttgart, 16. Juni. Seine Majestät der König hat sich, wie der „St. A. für W.“ meldet, heute Vormittag nach Bebenhausen begeben, um daselbst für einige Wochen Auf⸗ enthalt zu nehmen.
Hessen.
Darmstadt, 16. Juni. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer der Stände wurde nach der „Darmst. Ztg.“ der Gesetzentwurf, betreffend den Forstschutz, auf Wunsch des Staats-Ministers Finger zur nochmaligen Be— rathung an den Ausschuß zurückverwiesen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 16. Juni. Ihre Königliche Hoheit die Groß— herzogin ist nach der Th. C.“ aus den Niederlanden hier— her zurückgekehrt. Ihre Königlichen Hoheiten der Erb— großherzog und die Erbgroßherzogin, die einen mehr— tägigen Aufenthalt im Neustädter Kreise genommen hatten, sind von dort wieder auf Schloß Etersburg eingetroffen.
Sachsen⸗Meiningen.
Meiningen, 16. Jani. Der Landtag stimmte in seiner gestrigen Sitzung, wie Thüringer Blätter berichten, der Bildung eines Spezial-Reservefonds von zunächst 25 000 M für die Herzogliche Landes-Kreditanstalt zur Deckung etwaiger Verluste bei Veräußerungen von Werthpapieren, jedoch mit dem Vorbehalt zu, daß die vorgeschlagene, von den Schuldnern zu zahlende Provision abgelehnt werde, weiter der Erstreckung des Etats des Landgerichts Rudolstadt auf die Jahre 1891 bis 1893, und endlich der vorgeschlagenen Erhöhung des Dienst⸗ einkommens der Geistlichen nach dreißig Dienstjahren auf 3300 6
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 16. Juni. Seine Hoheit der Herzog ist, wie die „Cob. Zig.“ meldet, heute von Schloß Reinhardzbrunn in Schloß Callenberg eingetroffen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 16. Juni. Der Kaiserliche Statthalter Fürst n Hohenlohe hat sich der „Straßb. Post“ zufolge gestern zend nach Aussee begeben.
Oefsterreich⸗ Ungarn.
Wien, 17. Juni. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzberzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este ist dem „W. T. B.“ zufolge zu seiner Erholung auf zwei Wochen nach Konopischt in Böhmen abgereist.
Den beiden Häusern des Reichsraths ist die General— akte der Brüsseler Antisklaverei⸗Konferenz vom 12. Juli 1890 zugegangen. ;
In der gestern im Abgeordnetenhause begonnenen Generaldebatte über das Budget sprachen gegen datselbe die Abgg. Gregr, von Ciani, Kaltenegger und Hof⸗ mann von Wellen hof (deutschnational), für das Budget die Abgg. Jaworski, Schuklje und Menger. Unter heftigen Ausfällen gegen die Regierung und die Deutschlibe— ralen warnt Gregr die Polen vor dem Bündniß mit den Deutschen und erklärte, ohne Lösung desselben würde sich Böhmens der Pessimismus bemächtigen. Schuklie erklärte, die fernere Haltung der Regierung abwarten zu wollen. Jawors ki erklärte, die Polen hielten unerschütterlich an der Autonomie und an der Machtstelung des Reichs fest und seien mit den Forderungen der Thronrede vollkommen einverstanden. Die galizischen Abgeordneten würden die Regierung unterstützen und setzten voraus, daß die Regierung bestrebt sein werde, die die Entwickelung Galiziens fördernden wirthschaftlichen Wünsche zu realisiren. Am Schlusse der Sitzung legte der Handels-Minister Marquis Bacquehem einen Gesegentwurf, betreffend die Ein⸗ führung von Einrichtungen zur Förderung des Einvernehmens zwischen den gewerblichen Unter— nehmern und ihren Arbeitern, sowie einen Gesetz— entwurf, betreffend einen Nachtragskredit für einen Zu⸗ schuß an die Donau-Dampfschiffahrtsgesell—⸗ schaft, vor.
Der Kommunikationsausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses nahm gestern die Vorlage wegen Ablösung der
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ungarischen. Zinien der österreichisch-ungarischen Staatsbahngesellschaft an. Im Laufe der Debatte erklärte der Handels-Minister, es sei keine Rede davon, den Besitzern von Prioritäten die Basis ihrer Sicherstellung irgendwie zu entziehen; es solle vielmehr das Ablösungsrecht des Staats mit der Sicherung des Prioritätenbesizes in Einklang gebracht werden. Für die Prioritaten werde jedenfalls Sicherung ge⸗ boten werden, als Aequivalent für diejenige, die bisher be⸗ standen. Der Finanz⸗Minister hob hervor, daß die be⸗ treffenden Verfügungen volkommen den Ansprüchen der Billigkeit und der Achtung vor den erworbenen Rechten ent⸗ sprächen. Großbritannien und Irland.
Das Unterhaus hat die irische Bodenankaufs⸗ Bill und die russisch⸗holländische Anleihe⸗Vill in dritter Lesung angenommen. In der gestrigen Sitzung lenkte Harcourt die Aufmerksamkeit auf die Vorfälle in Manipur und beantragte die Vorlage weiterer Schriftstücke. Er fügte hinzu: Der Antrag sei durchaus kein Tadelswvotum, sondern bezwecke nur, die Ansichten der Regierung zu erfahren. Der Sekretär im Indischen Amt Sir John Gorst erklärte darauf: Die Regierung bekämpfe den Antrag Harcourt's nicht. Der Schrift⸗ wechsel werde periodisch vorgelegt werden, aber die Zeit zur völligen Aufklärung über die Verhältnisse in Manipur werde erst gekommen sein, wenn die Untersuchung beendet sei. Es frage sich, ob die Verhaftung des Senaputty in Durbar zweck⸗ mäßig gewesen sei; die indische Regierung habe jedoch gegen den Senaputty nur die traditionelle angelsächsische Politik be—⸗ folgt, die vor vierzig Jahren gegen den König der Maori und in jüngerer Zeit gegen Cetewayo, Arabi⸗Pascha und Zeber— Pascha angewandt worden sei. Nach siebenstündiger Dehatte wurde der Antrag Harcourt schließlich angenommen.
Das britische Kanalgeschwader hat, wie nach dem, W. T. B.“ verlautet, Besehl erhalten, vor der Ankunft des Deutschen Kaisers und der Kaiserin sich nach Sheer⸗ neß zu begeben, um an dem Empfange Ihrer Majestäten durch die britische Flotte Theil zu nehmen.
Frankreich.
Paris, 17. Juni. Der Ministerrath genehmigte, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner gestrigen Sitzung einen Gesetz— entwurf über den Arbeitslohn, welcher die Lohnzahlung min⸗ destens zweimal monatlich verlangt und drei Zehntel des Lohnes als den höchsten Betrag festsetzt, der vom Lohne zurückgehalten werden darf. Der Marine-Minister Barbey theilte im Ministerrath mit, daß das französische ö am 19. Juni nach Kronstadt abgehen werde. Der Präsident Carnot und der Marine-Minister haben den Komman⸗—⸗ danten dieses Geschwaders, Admiral Gervais, gestern Vor— mittag empfangen.
Die Deputirten kammer nahm gestern bei der weiteren Berathung der Zolltarifvorlage dieletzten Artikel, betreffend die Mahlprodukte, in den von der Kommission beschlossenen Sätzen, sowie einen Zoll auf Brot von 5 Fr. an.
Die Kom mission der Kammer über den Gesetzentwurf, welcher der Generalakte der Brüsseler Konferenz zustimmt, beschloß nach den Erklärungen des Ministers des Aeußern Ribot mit sieben Stimmen gegen eine, den Gesetz⸗ entwurf anzunehmen. Francis Charmes wurde zum Berichterstatter ernannt. Ribot zeigte der Kommission an, daß der König der Belgier der Einigung der Zonen und einem einzigen Ausgangszoll von 10 Prozent seine Zustimmung
egeben. ö. Der Unter-Staatssekretär für die Kolonien hat der „Köln. Ztg.“ zufolge dem Ober⸗Residenten in Tongking die größte Vorsicht bezüglich der Vorfälle empfohlen, welche sich an der chinesischen Grenze entwickeln könnten. Man fürchtet, daß die jüngsten Erxeignisse in der Provinz Shanghai dort einen Rückschlag erzeugen könnten.
Rußszland und Polen.
Zu dem Strafgesetzbuch ist, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, eine Ergänzung publi— zirt worden, welche bestimmt, daß die Beisetzung verstorbener Christen ohne Beobachtung der vorgeschriebenen kirchlichen Gebräuche mit Hast bis zu drei Monaten bestraft wird, es sei denn, daß die kirchliche Beisetzung durchaus unmöglich war.
Der Kriegs-Minister hat Maßnahmen zur Eatwicke— lung und Erganzung der Reglements für die Uebungs⸗ vemrsammlungen der Reserve⸗Fähnriche der Linien⸗Infan— terie und Linien-Kavallerie getroffen.
Italien.
Wie der „Agenzia Stefani“ aus Massovah gemeldet wird, hat der Minister⸗Präsident Marchese di Rudini dem Gouverneur der erythräischen Kolonie General Gandolfi telegraphisch mitgetheilt, daß das Kabinet geglaubt habe, auf sein Entlassungsgesuch nicht eingehen zu sollen.
Spanien.
Die Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung den Gesetz⸗ entwurf über die Verlängerung des Privilegs der Bant von Spanien, betreffend den von der Bank an den Staatsschatz ohne Zinsen zu leistenden Vorschuß und betreffend die Ver⸗ mehrung der Banknoten, genehmigt.
Schweiz.
Der Bundesrath hat dm Berner „Bund“ zufolge beantragt, den Untersuchungen, welche beim Bundesgericht in Folge der Beschlüsse der eidgenössischen Anklagekammer vom 6. April, betreffend die tessinische In surrektion vom 11. September 1890, und in Folge deren Beschlüsse vom 23. und 30. April 1891, betreffend ie Großrathswahlen vom 3. März 1889, anhängig sind, keine weitere Folge zu geben, dagegen der Untersuchung, betreffend die Ermordung des Staatsraths L. Rossi, als in dem Amnestiebeschluß nicht inbegriffen ihren Lauf zu lassen.
Im Nationalrath gedachte gestern der Präsident Lache nal des furchtbaren Eisenbahnunglücks bei Mönchenstein in gleicher Weise wie am Montag der Präsident des Ständeraths. — Die Dringlichkeit des Antrages Aeby auf Revision der Bundesverfassung im Sinne der Ver⸗ theilung der Zollerträgnisse zwischen dem Bunde und den Kantonen wurde in der gestrigen Sitzung vom Natio nalrath mit siebzig gegen achtzehn Stimmen abgelehnt.
Luxemburg.
Luxemburg, 15. Juni. Die Brüsseler Blätter melden, der Großherzog von Luxemburg werde wahrscheinlich in Begleitung des Erbgroßherzogs am nächsten Sonnabend,
20. Juni, zum Besuch des belgischen Hofes in Brüssel ein⸗ treffen und zwei oder drei Tage dort verbleiben. Wie die „Luxb. Zig.“ dazu bemerkt, sind definitive Bestimmungen über die Reise ger Großherzogs zur Zeit noch nicht getroffen.
Zu dem Banket, welches der Großherzog den Mit⸗ gliedern der Kammer am Schlusse der Session am letzten Sonnabend auf Schloß Walferdingen gab, waren sämmt—⸗ liche Deputirten, die nicht durch Krankheit verhindert waren, erschienen, Der Erbgroßherzog wohnte dem Essen bei; auch die Mitglieder der Regierung waren zugegen. Der Großherzog hielt am Schluß des Mahls eine herzliche Ansprache, worin er erklärte, daß er mit großer Auf— merksamkeit den Verhandlungen der Volksvertretung gefolgt sei, und daß er sich mit Freuden überzeugt habe, daß alle Parteien — ohne Parteien sei ja kein Fortschritt möglich — in den Debatten sich der größten Sachlichkeit befleißigen. Es beweise das, daß die Luxemburger der Rechte und Freiheiten, die ihnen die Verfassung zuerkenne, würdig seien; es werde denn auch sein fortwährendes Bestreben sein, das Land im Genusse dieser Freiheiten zu erhalten. Nach aufgehobener Tafel unter⸗ hielten sich der Großherzoz und der Erbgroßherzog auf das Leutseligste mit den anwesenden Herren. Die Stimmung war eine überaus gehobene. Um 9 Uhr verließen die Gäste das Palais, um mit dem ihnen zur Verfügung gestellten Extra⸗ zuge nach der Stadt zurückzukehren. Alle nahmen den besten Eindruck mit heim. Die Militärkapelle concertirte während der Mahlzeit.
Belgien.
Hauptmann Becker, welcher drei Expeditionen nach Afrika geführt hat, erklärte, dem „Hamb. Corr.“ zufolge, über den Werth der Beschuldigungen des Obersten Williams gegen die Congo⸗Verwaltung befragt, dieselben für völlig unglaubwürdig. Ferner verlautet, daß das auf Grund von Anschuldigungen des Lieutenants Valcke gegen Becker ein⸗ geleitete gerichtlich‘ Verfahren eingestellt werden würde, da sich die Unschuld Becker's völlig erwiesen habe; die Congo⸗ Regierung werde denselben demnächst mit einer wichtigen Mission betrauen.
Türkei.
Zur Erinnerung an die Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm in Konstantinopel sind laut Mel— dung des „W. T. B.“ Medaillen geprägt worden, von denen 4 große und 50 kleine goldene, 200 silberne und 500 bronzene demnächst dem Berliner Hofe und den Betheiligten übermittelt werden sollen.
Wie die „Agence de Constantinople“ meldet, ist an Stelle des greisen Veissel Pascha Marschal Mahmud Hamdi Pascha endgültig zum Corps⸗-Kommandanten des Armeebezirks Adrianopel ernannt worden, um das Räuberunwesen energisch zu bekämpfen. Diese Maßregel wird von der Diplomatie mit großer Befriedigung aufgenommen.
Der Aufstand in Jemen entbehrt nach einer weiteren Meldung desselben Bureaus jeder ernsteren Bedeutung und hatte nur lokalen Charakter. Die Ruhe ist seit fünf Tagen wieder hergestellt. Die Truppensendungen aus Syrien sind nur der Vorsorge halber erfolgt.
Rumänien.
Bukarest, 17. Juni. Der König, die Königin und der Thronfolger sind laut Meldung des „W. T. B.“ von ihrem Ausfluge nach Kimpolung, wo ihnen die wärmsten Ovationen gebracht wurden, zurückgekehrt.
Serbien.
Belgrad, 17. Juni. Die Waffenübungen der regulären Infanterie und der Reserven nehmen dem W. T. B.“ zufolge morgen ihren Anfang. Die technischen Truppen werden auf 2 Monate zu den Befestigungsarbeiten von Zaicar und Pirot verwendet werden.
Bulgarien.
So fia, 17. Juni. Die „Agence balcanique“ dementirt die Meldung der „Times“, daß 150 Personen, als in die Mordaffaire Beltschew verwickelt, sich in Präventivhaft be⸗ fänden, darunter Karawelow ohne irgend welchen gegen ihn vor— liegenden Beweis. Die Zahl der Verhafteten sei vielmehr eine ganz beschränkte, während Karawelow auf Grund eines Haftbefehls des kompetenten Untersuchungsrichters ver⸗ haftet sei. Ebenso entbehren die Nachrichten von zahlreichen im Lande verbreiteten Proklamationen, welche den Aufstand gegen die Regierung predigen, und von der Konfiskation solcher Proklamationen jeder thatsächlichen Unterlage.
Montenegro.
Cettinje, 16. Juni. Die Regierungen von Montenegro und Rumänien, trafen, wie „W. T. B.“ meldet, ein Uebereinkommen betreffend die Behandlung ihrer Flaggen in den montenegrinischen hezw. rumänischen Gewässern wie der Flaggen der meistbegünstigten Nationen.
Amerika.
Brasilien. Die brasilianischen Kammern haben nach einer Mittheilung des Wiener „Fiemdenblatts, durch Akkla⸗ mation beschlossen, daß dem ehemaligen Kaiser Dom Pedro, als einem um das Vaterland hochverdienten Bürger, auf Lebenszeit eine jährliche Pension von 800 O00 Fres. aus⸗ bezahlt werden soll. Mit Ermächtigung der Regierung ist eine Subskription eröffnet, an der sich Alle, Reich und Arm, betheiligen. Alles Privateigenthum des ehemaligen Souveräns wird vom Staate um den Betrag von 13000000 Fres. wieder angekauft.
Chile. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Santiago hat das Präsidenischafts Geschwader Pis agua am 8. d. M. drei Stunden lang bombardirt. Am folgenden Tage beschoß das Geschwader Iguigue und Tocopilla; letzteres wurde eingenommen. Am 19. d. M. wurde An⸗ tofagasta beschossen und Chanargl besetzt. In den im Besitz der Kongreßpartei befindlichen Städten sind die Lebens⸗ mittel knapp. ;
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (25.) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach, der Justiz-Minister Dr. von Schelling, der Finanz— Minister Dr. Miquel und der Minister für Landwirth⸗ schaft ꝛc. von Heyden beiwohnten, stand an erster Stelle auf der Tagesordnung die Berathung über den aus Anlaß eines
Antrages der Abgg. Korsch und Genossen von dem Hause der Abgeordneten beschlossenen Gesetzent wurf, betreffend das Verbot des Privathandels mit Staats— Lstterieloosen.
Die Kommission ke,, ⸗
Das Herrenhaus wolle beschließen: ; dem vorgenannten Gesetzentwur'e in der vom Haufe der Abgeord⸗ neten beschlossenen Fassung unverändert die verfassungsmäßige Zu⸗ stimmung zu ertheilen. ; . ö.
Der Berichterstatter Dr. Hinschius befürwortete die un⸗ veränderte Annahme des Gesetzentwurfs.
Ober⸗Bürgermeister Struckmann tadelte den Mangel an Einheitlichkeit, der darin liege, daß eine Minimalstrafe für den Handel mit fremden Lotterieloosen nicht festgesetzt sei, hier jedoch eine solche festgestellt werden solle.
Der Finanz-Minister Dr. Miquel erwiderte, daß ein Unterschied bestehe zwischen dem Handel mit fremden Loosen und dem gewerbsmäßigen Handel mit Staats-Lotterielosen.
Darauf wurde der Gesetzentwurf nach dem Antrage der Kommission angenommen.
Das Haus trat dann in die Berathung des Gesetz— entwurfs, betreffend die Erweiterung, Vervoll— ständigung und bessere Ausrüstung des Staats—⸗ Eisenbahnnetzes, ein.
Die Kommission beantragt:
Das Herrenhaus wolle beichließen:
1) dem vorgenannten Gesetzentwurf in Uebereinstimmung mit dem Hause der Abaeordneten unverändert die verfassungsmäßige Zu . zu ertheilen und zu J Pos. 7 folgende Resolution zu be— schließen:
Die Königliche Staatsregierung um eingehende Präfung der
Frage einer thunlichst direkten Vollbahnverbindung zwischen
Kassel und Köln zu ersuchen. .
2) die Petition der Landesversammlung der ostfriesischen Stände um Vervollständigung des Eisenbahnnetzes in Ostfriesland
der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen;
3) die Petition des Magistrats zu Richtenberg um den Bau einer Eisenbahn von Velgast nach Richtenberg
der Königlichen Staatsregierung als Material zu überweisen;
4) die übrigen Petitionen durch die Beschlußfassung zu 1 für erledigt zu erklären.
Der Berichterstatter Graf Frankenberg zollte dem aus dem Amte scheidenden Minister von Maybach volle Anerkennung für seinen thätigen Eifer, den er bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen und bei der Ausdehnung des Eisenbahnnetzes be— wiesen habe. Er bedauerte lebhaft, daß der Minister jetzt aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied nehme. Redner ver⸗ langte des Ferneren die Erweiterung und den Neubau mehrerer Linien, besonders in Schlesien, und wies auch auf den im ver— flossenen Winter hervorgetretenen Wagenmangel hin.
Graf von Pfeil (Hausdorf) lobte den Minister eben—⸗ falls für seine erfolgreiche Thätigkeit und empfahl den Ausbau einer schlesischen Bahn zur Beseitigung der Webernoth.
Bei Schluß des Blattes erhielt der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten von Maybach das Wort.
— In der heutigen (106.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats Ministeriums, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Minister des Innern Herrfurth, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden und der Minister für die geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedlitz-Trützschler beiwohnten, stand zunächst auf der Tagesordnung der Entwurf eines Wildschadengesetz es.
In namentlicher Abstimmung wurde der Entwurf im Ganzen mit 175 gegen 97 Stimmen angenommen.
Hierauf wurde eine Anzahl von Petitionen, dem An— trage verschiedener Kommissionen entsprechend, zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet, und zum Mitglied der Staatsschulden-Kommission an Stelle des Abg. Dr. Weber (Halberstadt) der Abg. Dr. Sattler gewählt.
Derselbe erklärte sich durch seinen auf die Verfassung geleisteten Eid auch für die ihm in dieser Stelle obliegenden Funktionen verpflichtet.
Der Gesetzentwurf, betreffend die außerordentliche Armenlast, wurde in der veränderten Fassung, in welcher er aus dem Herrenhause zurückgelangt war, auf den Antrag der Abgg. Im Walle und von Jagow en bloc ange— nommen. Es folgte die zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Verlegung der Landes— Buß- und Bettage.
Die Kommission beantragt durch ihren Berichterstatter Abg. von Bülow (Eckernförde):
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:
A. In Erwägung,
daß der Gesetzentwurf eine den beiden christlichen Konfessionen gemeinsame Feier eines Buß- und Bettages nicht sicher stellt, daß dagegen bei seiner Annahme voraussichtlich in verschiedenen Landestheilen zwei Tage der gewerblichen Thätigkeit entzogen werden müßten,
in fernerer Erwägung,
daß der in dem Gesetzentwurf in Vorschlag gebrachte Tag (Freitag) vielseitig als Feiertag nickt geeignet erscheint, daß aber andererseits das Bedürfniß nach Vereinigung der verschiedenen Buß⸗ und Bettage auf einen gemeinsam zu feiernden Tag anerkannt wird,
1) den Gesetzentwurf, betreffend die Verlegung der Landes Buß und Bettage, abzulehnen;
2) der Königlichen Staatsregierung anbheimzustellen, mit den betreffenden Landesregierungen und Kirchenbehörden beider Kon— fessionen erneut in Verhandlung zu treten und dabei eine Ver einigung zu gemeinsamer Feier auf einen Tag gegen Schtuß des Kirchenjahres, womöglich in der vorletzten Woche auf einen Mitt woch, in Aussicht zu nehmen.
B. Die zu dem Gesetzentwurfe eingegangenen Petitionen durch diese Beschlußfassung für erledigt zu erklären.
Der Abg. Schultz (Lupitz beantragte:
Im Kommißssionsantrage unter A2 die Worte:
gegen Schluß des Kirchenjahres, womöglich in der vorletzten
Woche auf einen Mittwoch“ zu streichen und durch die Worte zu ersetzen:
im Anfang der Fastenzeit, womöglich auf den Mittwoch nach dem Sonntage Invocavit“).
Der Minister für die geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedlitz-Trützschler glaubte, daß die Zustimmung der latholischen Kirchenbehörden zu der Feier eines Bußtages in der Fastenzeit nicht werde zu erreichen sein. Dagegen hätten sich neben sämmtlichen evangelischen Kirchenregierungen die katholischen Bischöfe ziemlich bedingungslos für die Zeit am Schluß des Jahres ausgesprochen. Diese Zeit sei auch deshalb unbedenklich, weil Ende November die Feldarbeiten meistens beendet seien.
Abg. Goldschmidt wünschte, in den Kommissionsantrag den Antrag Schultz alternativ aufzunehmen.
Abg. Schultz (Lupitz; änderte nunmehr feinen Antrag dahin ab, daß in dem Kommissionsantrage die Worte: „gegen
den Schluß des Kirchenjahres, womöglich in der letzten Woche auf einen Mittwoch“ gestrichen werden sollten.
Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz⸗Trützschler erklärte, daß die Verhandlungen mit den betheiligten Kirchenbehörden wenig Erfolg haben würden, wenn man sich nicht auf ein bestimmtes Votum des Hauses für einen bestimmten Tag 21 könnte.
Abg. Schultz (Lupitz zog hierauf den zweiten von ihm gestellten Antrag zurück.
Der Kommissionsantrag wurde schließlich angenommen.
Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die Berathung
von Petitionen.
— Gestern fand zu Ehren des Präsidenten des Abgeord— netenhauses, Wirklichen Geheimen Raths von Köller, aus Anlaß seines fünfundzwanzigjährigen Jubiläums als Ab⸗ geordneter im „Kaiserhof⸗ ein Festmahl statt, zu welchem alle Fraktionen fast vollzählig erschienen waren. Dem Bericht der „Nat. Ztg.“ über die Festlichkeit entnehmen wir Folgendes:
Punkt 3 Ubr wurde der Jubilar Hr. von Köller durch die beiden Vize⸗Präsidenten hereingeführt und an seinen Ehrensitz geleitet. Rechts neben Hrn. von Köller batte der Reichskanzler von Caprivi seinen Platz, neben diesem Hr. von Benda. Zur Linken saß Frei⸗ berr von Heereman; gegenüber dem Jubilar der Praͤsident des Herrenbauses Herzog von Ratibor, welchem zu beiden Seiten sich die Staats⸗Minister anschlossen, welche sämmtlich erschienen waren. Gleich nach der Suppe, „Kraftbrühe mit Rindermark“, erhob sich der Reichskanzler zu folgendem Trinkspruch:
„Wir stehen am Schluß einer langen und arbeitsreichen Session, in welcher mancher harte Kampf gekämpft wurde. Aber Alle haben wir gern und freudig gearbeitet und gekämpft, weil wir Alle dasselbe Ziel im Auge hatten, das gemeinsame Beste, das Wohl des gesammten Vaterlandes. Der Gedanke an das Vaterland führt uns aber immer unmittelbar zu unserem Kaiser, welcher uns Allen das leuchtendste Vorbild ist, welcher gar keinen anderen Gedanken kennt und von früh bis srät von dem Streben erfüllt ist, die Wohlfahrt Aller zu fördern, alle seine Unterthanen, das ganze Volk glücklich zu machen. Im Hinblick auf den geliebten Monarchen fühlen wir uns eins und einig, da sind alle unsere Kämpfe und Meinungsverschiedenheiten vergessen, indem wir ausrufen: ‚Kaiser Wilhelm, der Vater des Vaterlandes, er lebe hoch!“ ⸗
Brausend durchklang der Hochruf den Saal, und begeistert stimmte die parlamentarische Tafelrunde ein. Nach dem Fisch nahm der Erste Vize⸗Präsident Freiherr von Heereman das Wort, um den freundlichen Gesinnungen der Abgeordneten für ihren Ersten Prä , sidenten warmen Ausdruck zu leihen. Der Redner führte etwa Folgendes aus: ‚Nach einer sehr langen und mühevollen Session baben sich zu dem Jubelfest des verehrten Präsidenten die Männer aller Parteien zusammengefunden, Alle von dem Wunsche beseelt, ibm ihre Verehrung zu bejeigen. Vor 25 Jahren gewählt, ist Hr. von Köller diese ganze Zeit demselben Wahlkreise und der Wablkreis im treu geblieben. 1879 zum Ersten Präsidenten gewählt und seitdem immer wieder gewäblt, hat sich Hr. von Köller große Verdienste um das Abgeordnetenhaus erworben. Alle seine Kräfte bat er dem Wohle des Vaterlandes gewidmet, in treuer Pflicht- erfüllung gegen das Königöbaus und das Vaterland ging er steis Allen voran. Und die Anerkennung dafür ist ihm auch geworden nicht nur von den Abgeordneten aller Parteien, sondern auch von Allerhöchster Stelle. Die Geschäfte des Hauses bat Hr. von Köller geführt mit großer Lebensweisheit, in einfacher ritter⸗ licher Gradheit, mit Wohlwollen gegen Alle, mit fester, sicherer, ruhiger Hand, mit klarem Blick, mit Energie und Gerechtigkeit. Das Wohl des Landes und des Hauses batte er stets im Auge. Dafür sei ihm heute unser Aller Dank ausgesprochen. Die Litbe und Ver— ehrung aller Mitglieder ist ibm immerdar gesichert. Als äußeres Zeichen unserer dankbaren Gesinnung bitten wir Sie, bochverehrter Herr Präsident, die Ehrengabe, welche vor Jonen steht, anzu— nehmen. Möge der liebe Gott es Ihnen gewähren, an der Seite Ihrer Frau Gemahlin, im Schoße Ihrer Familie fich noch lange an dieser EChrengabe zu erfreuen. Mögen Sie beim Anschauen derselben sich gern unser Aller erinnern.“
Lebhaftester Beifall folgte diesen Worten, auf welche alsbald Hr. von Köller erwiderte; .
„Meine Herren! Ich danke Ihnen bewegten Herjens für den Ehrentaz. den Sie mir bereiten, und für alle die Freundlichkeiten und Wohlwollensäußerungen, die mir heut von allen Seiten und zumeist in den Worten meines verehrten Kullegen, denen Sie zuzu— stimmen schienen, weit über Verdienst hing 3, zu Theil geworden sind. Ich danke Ihnen für die prachtvolle Ebrengabe, die Sie mir heute gewidmet haben, und bitte Sie, versichert zu sein, daß mir dieselbe für den Rest meines Lebens allezeit ein theueres Andenken sein wird an die 25 Jahre, die ich ge— meinsam mit Ihnen arbeiten durfte. Lange werde ich ia nach dem Laufe der Natur nicht mehr darauf rechnen können, diese gemeinsame Arbeit fortzusetzen, denn ich befinde mich wie so mancher der verehrten Kollegen bereits in einem Alter, in dem man nicht mehr erwarten darf, noch lange im öffentlichen Leben wirken zu können; aber so lange wir uns noch rühren können, wollen wir nicht müde werden im Dienste des Vaterlandes, wollen wir nicht aufhören, aus der Quelle zu schöpfen, aus der ein Jeder, der politisch thätig ift, seine Kraft entnehmen muß, aus der Liebe zum Vaterlande. Wohl sind über die Wege, die zum Heil des Landes führen, die Anschauangen der einzelnen Parteien häufig verschieden, aber darüber berrscht unter allen Parteien des preußischen Hauses der Abgeordneten nur eine Meinung, daß nächst der Treue und Ergeben beit gegen unsern König und Herrn der oberste Leitstern alles unseres Thuns und Treibens sein muß die Liebe zum Vaterlande. Darum hoch das Vaterland, unser preußisches Vaterland lebe hoch!“ .
Darauf ergriff der Vize⸗Präsident des Staats-Ministeriums Dr. von Boetticher das Wort zu folgendem Trinkspruch:
Heute gelte es einen Wettlauf zwischen der Staatsregierung und dem Abgeordnetenbause. Eine solche Konkurrenz könne nur ein gutes Ziel haben. Er in seiner Doppeleigenschaft als Mitglied der Staate⸗ regierung und des Abgeordnetenbauses sei auch der berufene Interpret der Wünsche, um die sich der Wettstreit drehe. Aus dem Auge des Präsidenten von Köller leuchte das Glück seines Hauses, und wir Alle profitiren von diesem Glück, das geschaffen werde durch das Walten der braven Hausfrau, der verehrten Gattin des Jubilarg. Darum gebühre auch ihr der Dank aller Anwesenden. und er hoffe auf Aller in,, und Einstimmung für seinen Ruf: „Frau von Köller ebe hoch!“
Nachdem diesem Toaste freudig Folge gegeben, war die Reihe der offiziellen Tischreden abgeschlossen. Doch noch lange blieben die Theilnehmer am Jubelfeste in fröhlicher Unterhaltung versammelt.
Die dem Präsidenten von dem Hause der Abgeordneten gewidmete Ehrengabe besteht aus einer in schwerem Silber gefertigten Tafel⸗ garnitur, welche sich aus einem Mittelstück und zwei dazu gehörigen Armleuchtern von 68 em Höhe , , In den reichbewegten Linien des Rococo gehalten, bilden die Gegenstände in ihrer künstlerischen Durchbil dung einen ebenso imposanten wie kostbaren Tafelschmuck. Auf einem mit getriebenem Ornament reich verzierten Plateau steht eine Jardiniere, welche sich durch die wirkungsvolle Behandlung der das ganze Stück schmückenden Treibarbeit auszeichnet. Auf der Vorderseite ist das in Emaille ausgeführte Wappen sichtbar, während die entgegengesetzte Seite den verschlungenen Namenszug des Empfängers trägt. Zwei Armleuchter, im Stil des Mittelaufsatzes gehalten, vervollständigen die Tafelgarnitur. Aus einem dreitheiligen Fuß windet sich in kräftiger und doch präßiser Form der Leuchterschaft, welcher die neun⸗ i i Krone trägt, deren Anordnung in zwei Lichtreihen die gesammte Wirkung noch auf das Vortheilhafteste erhöht. Die drei Schilder auf den Füßen der Armleuchter zeigen je das Wappen in Emaille und die Initialen des Empfängers sowie die Jahreszahlen 1866 — 91.
In der Mitte des Plateaus ist die Widmung eingegraben: „Dem hochverehrten Präsidenten, Sr. EGxeellenz Herrn George von Köller⸗Kanfreck, K. Wirkl. Geb. Ratb. Zur Feier der 25jährigen Mitgliedschaft Das Haus der Abgeordneten.“
Kunst und Wissenschaft.
F Vilma Parlaghy, eine Künstlerin, die dem Ber⸗ liner Publikum durch ihr geistreiches Porträt des Abgeordneten Windthorst auf der vorjährigen Kunstausstellung allgemein bekannt geworden, hat in Schulte's Kunstsalon Unter den Linden ein Porträt des Feldmarschalls Grafen Moltke ausgestellt. Das lebensgroße Bild zeigt den greisen Feldherrn, wie er zu behaglicher Ruhe in einem rothen Flüsch— lehnstuhl Platz genommen, doch aber sich der Ruhe nicht hin⸗ giebt, sondern mit etwas vorgebeugtem Oberkörper in lebendiger Haltung irgend einen ihn fesselnden Gegenstand scharf fixirt. Wie Lenbach, ihr Meister und Vorbild, legt auch V. Parlaghy den Nachdruck auf die Durchbildung des Kopfes, der hier, dem Beschauer gerade zugewandt, hell und leuchtend vom dunklen Grunde sich abhebt und nicht, wie bei der Mehrzahl Lenbach'scher Porträts, zum größeren Theil in Helldunkel gehüllt ist, aus dem dann allerdings um so wirkungsvoller die belichteten Partien hervorleuchten. Hier dagegen ist, wie in der Farbe, so auch in der Zeichnung Alles klar und scharf erfaßt; besonders gilt dies von den hellen, stahlhart durchdringenden Augen und von den festgeschlossenen, so fein bewegten Linie des Mundes; so ist in diesem Gemälde der große klare Charakter des genialen Schlachtendenkers treffend zum Ausdruck gebracht. In dem Bilde tritt die schon öfter behauptete Verwandtschaft der Züge Moltke's mit denen kö des Großen und des C. Julius Cäsar besonders
ervor.
ö Submissionen im Auslande.
Spanien.
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Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 16. Juni. (W. . T. B.) Norddeutscher Llovd.
Der Schnelldampfer Ems ist von New⸗Jork gestern 12 Uhr Nachmittags in Nordenham eingetroffen. Der Schnelldampfer Aller“ passirte auf der Fahrt nach New⸗Jork gestern Nachmittag Dover. Der Dampfer Sachsen ist auf der Fahrt nach Oft⸗Asien beute in Suez angekommen. Der Dampfer Kronprinz Friedrich Wilhelm“, auf der Heimreise von La Plata, ist heute von Vigo wieder abgefahren. Der Dampfer „Preußen“ hat beute Quessant passirt. Der Dampfer Köln! ist heute in Lissabon eingetroffen und auch wieder abgefabren. Der Schnelldampfer Havel, von New Jork kommend, passirte nach einer Fahrzeit von 6 Tagen 14 Stunden heute Seilly. 17. Juni. (W. T. B.) Vorddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Havel“, am 9. Juni von New⸗Vork abgegangen, ist am 16. Juni, 4 Uhr Nachmittags, in Southampton angekommen. Der Postdampfer Baltimore“ ist am 15. Juni von Bahia nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer Leipzig“ bat am 15. Juni, 5 Uhr Nachmittags, die Reise von Antwerpen nach Oporto fortgesetzt und hat am 16. Juni, 9 Uhr Vormittags, Dover passirt. Der Postdampfer Gera“, von Baltimore kommend, ist am 16. Juni, 11 Uhr Vormittags, auf der Weser angekommen.
Ham burg, 16. Juni. (W. T. B.) Hamburg- Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗ Aktien ⸗Gesellschaft. Der Post⸗ dampfer Suevig hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag Scilly passirt.
Theater und Musik.
Kroll's Theater.
Das gestrige erste Gastspiel des Frl. Lola Beeth als Frau Fluth in Nicolai's ‚Lustigen Weibern“ hatte den Tbeaterraum sehr ansehnlich gefüllt und legte Zeugniß von der Beliebtheit ab, deren sich das ehemalige Mitglied des Königlichen Opernhauses früher zu erfreuen hatte. Die Aufnahme, die sie gestern fand, war eine sehr warme und drückte sich in einer überraschend reichen Fülle von Blumenspenden sowie in fortwährenden lebhaften Beifallskundgebungen aus. Das, was sie an diesem Abend dem Publikum bot, wird Wenige unbefriedigt gelassen haben: Gesang, Spiel und äußere Erscheinung paßten gut zu einander. Frl. Beeth hat sich freilich in Wien etwas das Tremoliren an— gewöhnt; doch ihre Stimme erfreut sich der Frische und Jugendkraft und die Kunst des Vortrags hat sich seit früher wesentlich erböht. Die Dame wurde von Hrn. Riechm ann (Falstaff), Frl. Zinkenstein (Fr. Reich) und den Hrrn. Fricke (Hr. Fluth) und Miller (Hr. Reich) bestens unterstützt, so daß der Gesammt⸗ eindruck der Vorstellung ein vortrefflicher war.
Der 5. September d. J, der hundertste Geburtstag Meverbeer's, wird im Königlichen Opernhause zu Ehren des Komponisten durch einen Prolog und durch eine Aufführung von „Robert der Teufel“ ausgezeichnet werden Zugleich ist ein Cyklus von Auf⸗— führungen der Meyerberr'schen Opern (. Robert‘, „Hugenotten“, e fer, „Dinorah“, „Afrikanerin) in Aussicht genommen worden.
Im Friedrick⸗Wilbelmstädtischen Theater werden die Aufführungen des „Dunklen Geheimnisses“ nur noch an sieben Abenden in Scene gehen.
Marcella Sembrich tritt am Sonnabend im Kroll'schen Theater wiederum in einer von ihr in Berlin noch nicht gebörten Partie auf, nämlich als Margarethe“! in der gleichnamigen Oper von Gounod. Den Faust singt an diesem Abend Hr. Birrenkoven. Am Freitag setzt Lola Beeth ihr Gastspiel als Undine fort. Morgen findet die erfte Wiederholung der Flotow'schen Oper „Indra“ statt.
Im Adolph Ernst⸗Theater bleibt zunächst Anzengruber's Volksschauspiel .Der ledige Hof“, welches allabendlich mit gleich , . Erfolge von den, Münchenern“ gegeben wird, auf dem Spielplan.