Großbritannien und Irland.
Der Herzog und die Herzogin von Teck gaben am Dienslag Abend zur Feier ihrer silbernen Hochzeit ein Garten⸗ fest, zu dem sich etwa 1090 Personen einsanden. Unter den Gästen befanden sich der k und die Prinzessin von Wales nebst Töchtern, Prinz und Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein und Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar.
Prin; Christian Viet or, der älteste Sohn des Prinzen Christian zu Schleswig⸗Holstein, langte am Montag von Indien in England an, um an den aus Anlaß der be⸗ vorstehenden Vermählung seiner Schwester stattfindenden Feierlichkeiten theilzunehmen. n
Die Regierung hat ihre ursprüngliche Absicht, das Parlament zu einer Herbst-Session einzuberufen, endgültig aufgegeben. Die beiden Häuser werden demgemäß nach Schiuß der jetzigen Session erst zu Anfang Januar nächsten Jahres wieder zusammentreten.
Im Oberhause thälte Lord Salisbury am Montag dem Farl de la Warr auf dessen Anfrage mit, daß der Tod Ab dul-Helmi Pascha's, eines der egyptischen Verbannten in Ceylon, nach den Angaben der Aerzte in Folge eines Gehirnleidens eingetreten sei. Die Temperatur Ceylons sei der Egyptens ähnlich, das Klima jedoch feuchter, und es sollten Echebungen darüber angestellt werden, ob sich nicht innerhalb der britischen Besitzungen ein trockenerer Aufenthaltsort für die Verbannten finden ließe.
Bei der Debatte über das Marinebudget in der gestrigen Unterhaussitzung erklärte der Erste Lord der Jomitalität Lord George Hamilton, zur Bemannung der durch die Marinevertheidigungsakte bewilligten neuen Schiffe würden 20900 Mann erforderlich sein; es werde daher beabsichtigt, die Zahl der Mannschaften um 12 500 Mann auf insgesammt 75 000 Mann zu erhöhen.
Das Unterhaus hat gestern die Budgetbill in dritter Lesung angenommen.
Glabstone war am Dienstag Abend zum ersten Mal nach feiner Krankheit im Unterhause anwesend und wurde von seinen Anhängern stürmisch begrüßt.
Die raͤikalen Parlamentsmitglieder werden, wie die „Times“ schreibt, keine weiteren Fragen bez. der Baccaraät-Affaire an bie Regierung richten. Man sei in diesen Kreisen allgemein der Ansicht, daß eine weitere Kritik des Verhaltens des Prinzen von Wales nach den vom Kriegs⸗ Minister am Montag abgegebenen Erklärungen nicht mehr nöthig sei. .
Sir Charles Dilke empfing eine von 10 000 Ein⸗ wohnern der Vorstadt Chelsea unterzeichnete Adresse, in der ihm zur Wiederaufnahme seiner politischen Thätigkeit Glück gewünscht wird. .
Die durch den Tod des Premier⸗Ministers Macdonald
entstandene politische Krisis in Kana da ist nun beendet. Ein Reuter'sches Telegramm aus Ottawa vom 15. Juni meldet: „Hr. Ehapleau hat unter der Bedingung, daß man ihm bei der Neukonstruktion des Kabinets gegen Ende der gegenwärtigen Session einen wichtigeren ¶ Posten einräume, eingewilligt, sein Portefeuille als Staats⸗ sekretär einstweilen zu behalten. Es wird Alles auf—⸗ geboten werden, um einen frühzeitigen Schluß des Parlaments zu erzielen. Die Regierung wird zu diesem Zweck die Mehr⸗ heit ihrer Vorlagen fallen lassen. Wesentliche Aenderungen des Zolltarifs dürften kaum eintreten und es bleibt nur die Erledigung des Budgets zurück. Die Vertagung könnte also in Zeit von vier Wochen erfolgen.“
Die eingeborenen Offiziere der kleinen Schaar, welche unter dem Kommando Major Grant's sich bei Thobal so heldenmüthig gegen eine zehnfache Uebermacht schlug, haben den' britisch-ndischen Orden zweiter Klasse und die Mann—⸗ schaften denselben Orden dritter Klasse empfangen.
Aus Manipur vom 15. Juni wird dem NM. . telegraphirt:
Der Gerichtshof trat heute wiederum zusammen, um die Aatwort des Regenten auf die wider ihn erhobenen Beschuldigungen zu vernehmen. Der Gefangene erklärte, daß er nie thatsächlich sür die Regierung des Staats verantwortlich gewesen sei oder die Maharajawürde für sich begehrt habe; diese wäre ihm vielmehr durch feinen jüngeren Bruder, den Senaputtv, aufgenöthigt worden. Während des Kampfes zwischen den Briten und den Manipuren sei seine Stellung al Regent eine rein rominelle gewesen und er habe aach nicht den geringsten Einfluß ausüben können. Er kätte sich bemüht, dem Schießen Einhalt zu gebieten, seine Befehle wären jedoch nicht befolgt worden und er hätte nur die Rolle eines hülf⸗ losen Zuschauers gespielt. Da er eingesehen. daß er nichts auszurichten vermochte, babe er sich zu Bett begeben Als Älles vorüber gewesen, habe ihm' die Macht geseblt, um die Mörder der bꝛitischen Offiziere zu bestrafen. Die von ihm an die indische Regierung gesandten falschen Berichte uber die Eteignisse in Manipur hätte er erst der Gewalt nachgebend geschrieben. Der Gefangene schloß, indem er an die Nachsicht des Gerichtshofes appellirte. .
Frankreich.
Paris, 18. Juni. Der Marine-Minister und wahr⸗ scheinlich auch der MHinister des Auswärtigen werden sich, wie „W. T. B.“ meldet, am 10. Juni nach Toulon begeben, um den Schlußmanöbern des Mittelmeergeschwaders beizuwohnen.
Die Deputirtenkammer ging gestern nach einer kurzen Debatte über die Interpellation des Deputirten Chichsè (Boulangist mit 394 gegen 96 Stimmen zur einfachen Tagesordnung über. Die Interpellation verlangte, daß gerichtlich gegen die Behörden vorgegangen werde, auf deren Befehl auf die Arbeiter in Fourmies gefeuert wurde ohne die gesetzliche vor⸗ herige Aufforderung auseinanderzugehen. Der Justiz⸗Minister Faklidres vertheidigte die Haltung und das Verfahren der Behörden.
Das Nordgeschwader wird am Freitag von Cherbourg absegeln und foll am 25. Juli in Kronstadt eintreffen. Der Botschafter Laboulaye, welcher die Offiziere des Geschwaders dem Kaiser von Rußland vorstellen wird, soll am 26. Juli sein Abberufungsschreiben überreichen.
Das Urtheil in dem Melinitprozesse ist gestern ge— sprochen worden. Die vier Angeklagten, Turpin, Triponèé, Fasseler und Feuprier wurden Jeder zu fünf Jahren Gefängniß verurtheilt. Außerdem ist Turpin zu einer Geldstraßze von 2006 Fr. und fünf Jahren Verlust, der bürgerlichen Ehrenrechte, Tripone zu 3000 Fr. Geldsrafe und. zehn Jahren Verlust der bürgerlichen Ehren⸗ rechte, sowie Aufenthaltsbeschränkung, Fasseler zu 10060 Fo Geldstrafe und 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Shrenrechte und Feuvrier zu 200 Fr. Geldstrafe und 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt worden.
. Italien. Die Herzogin Elisabeth von Genua, Mutter des erzogs von Genua, ist gestern Abend von Turin nach
wegen willkerlicher, schädigender
Durch
Madrid, 17. Juni. Aranjuez gemeldet wird, hat ei
wo die Königliche Familie geg Dolche getödtet. in Aranjuez auf.
Portug In der gestrigen Sitzung der hält zahlreiche
abzielen. Der
laufs von Metallgeld und die Gold⸗ und Silberwährung ins A
Der Bundes rath hat dem sessoren Ritter und Tetmajer vom beauftragt, eine Unter suchun
sowie ͤ versammlungen, einzutreten. Es
im Namen der Kommission den ber Vorlage, betreffend Er Corps.
Die Stichwahlen, die
entschei den werden, sind auf den
über die gerichtliche Unter beschloß den Diuck des Berichts.
Bürgermeister.
nöthig gewesen sei.
Wie man der „Pol. Corr.“
könnten. Durchaus sönlich von der
daß ganz normale Verhältniss dauert die fluchtartige in großem Maßstabe an.
geblieben feien. Aus Corfu
Flüchtlinge auf. Unter den Au
von Corfu.
Bukare st, 17. Juni. gann heute die Berathung de
auf 168 615 000 Lei, veranschlagt.
Cettinje, 17. Juni. überreichte heute Audienz dem Fürsten sein
sanktionirt worden.
Ordnung zu Stande gekommen ist; trüglichen oder unredlichen Ver
wenn der
stattgefunden hat; er angeht
Gläubigern, welche
und nicht wenigstens 50 9so des spätestens ein Jahr nach Bestätigur wenn der Akkord den Gläubigern
weigert werden darf.
Vereinigte Staaten.
resden abgereist.
gemeldet wird, Me. Kinley,
Der „Osservatore Ro ano“ meldet, daß der Pap st das Vermögen des Heiligen Stuhles Akte die Verwaltung des ganzen Ver⸗ mögens der Kurie einer besonderen Kardinal s-Kom⸗ mission anvertraut habe, welche auch die Rechnungen der bisherigen Verwaltung sorgfältig prüfen werde.
Schreiben des päpstlichen Staatssekretariats wurde
am 15. d. M. der Erzbischof Msgr. Persico zum Sekretär der Propaganda und der Erzbischof Ciasca zum Präfekten des vatikanischen Archivs ernannt. Spanien. Wie dem „W. T. B.“ aus
fähiges Individuum die Schild wache am dortigen Palais,
Ver Verbrecher hielt sich seit einigen Tagen
Minister Carvalho das Budgetge setz vor. Das Gesetz ent⸗ Reformvorschläge, Positionen erstrecken und auf Herabminderung der Ausgaben Entwurf hebt ferner eine Anzahl neu ge— schaffener Beamtenstellen auf und unterzieht die Verträge mit ber Bank von Portugal einer Durchsicht, wobei die Erleichte⸗ rung des Umlaufs von Papiergeld, die Abänderung des Um⸗
Schweiz.
Unglücks bei Mönchenstein anzustellen.
Der Ständerath beschloß in seiner gestrigen Sitzung mit 26 gegen 16 Stinimen, in die Berathung der Vorlage, betreffend den Ankauf von 50000 Centralbahn⸗Aktien die Abänderung des Stimmrechts in den General⸗
stellt worden, die ganze Centralbahn anzukaufen. Im Nationalrath beantragte der Divisionär Müller
Rach einer Rede des Vorstehers des Militärdeparte—⸗ ments, Bundesraths Frey, wurde einstimmig beschlossen, dem Antrage Folge zu geben, und darauf die ganze Vorlage mit allen gegen eine Stimme angenommen.
Niederlande.
23 Mandaten und endgüllig über die Kam mermehrheit
Belgien. In der Kamm er berichtete am 16. d. M. der Justiz⸗Minister
untreuung von Staats dokumenten. Die
interpellirte sodann die Regierung wegen des Verbotes von sfozialist ischen und progressistischen Versammlungen zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts Seitens einiger Der Minister vertheidigte die Handlungsweise der Bürgermeister, welche zur Aufrechterhaltung der Ordnung
Griechenland.
sich keine Anzeichen wahrnehmen, der Unruhen auf den Jonischen Inseln vermuthen lassen
zuverlässige Sachlage sich überzeugten,
Auswanderung der ganz verlassen; man behauptet, daß nur zwei Familien zurück⸗
Berechnungen 2500 von 7000 Juden, welche sich dort befanden, ausgewandert und jeder abgehende Postdampfer nimmt neue
wohlhabendsten und angesehensten Mitglieder der Gemeinde
Rumänien. Die Deputirtenkammer be⸗
Die Einnahmen sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Ausgaben auf 167 834 8366 Lei
Der sich ergebende Ueberschuß von 780 164 Lei wird für außerordentliche Kredite bestimmt.
Montenegro. Graf Amelot de Chaillou dem „W. T. B.“ zufolge in offizieller
Minister-Kesident Frankreichs, welches bisher nur durch einen Geschäftsträger vertreten war.
Schweden und Norwegen.
(P) Der Beschluß des Reichstages, durch welchen 5. 1094
des Konkursgesetzes abgeändert wird, Der Paragraph lautet jetzt: „Vom Gericht darf ein Akkord, selbst wenn er nickt bestritten wird, nicht bestätigt werden: Wenn der Beschluß nicht in gesetzlicher
verurtbeilt worden oder er dieserhalb unter Anklage gesetzt ist; wenn die Vermuthung vorliegt, daß der Schuldner einen anderen Gläubiger bei dem Akkord heimlich begünstigt eder andere Betrügerei dahei
zus drücklich mit dem Akkord zufrieden erklärt haben, gleiches Recht
Wenn der Akkord aus dem Grunde bestritten wird, daß keine Sicher⸗ bär sär seine Grfüllung vorbanden ist, dann hat das Gericht die Umstände zu erwägen, ob die Bestätigung aus solchem Grunde ver⸗
Amerika.
Staat Ohio hat, wie dem „W. T. B.“ aus Columbus
n anscheinend unzurechnungs⸗
enwärtig weilt, mit einem
al. Kammer legte der Finanz⸗
die sich auf fast alle
Einführung der doppelten uge gefaßt wird.
„Genevois“ zufolge die Pro⸗ eidgenössischen Polytechnikum g über die Ursachen des
ist ferner der Antrag ge⸗
Eintritt in die Berathung richtung von Armee⸗
über die Besetzung von
23. Juni angesetzt.
suchung wegen der Ver⸗ Kammer Der Abgeordnete Janson
aus Athen schreibt, lassen welche eine Wiederholung
welche per⸗ versichern, Dessenungeachtet Juden Juden
Personen, e bestehen. Zante ist von
sind nach übereinstimmenden
swandernden befinden sich die
s Budgets pro 189192.
Beglaubigungsschreiben als
ist vom König
wenn der Schuldner wegen be⸗ baltens gegen seine Gläubiger
denjenigen außerdem
Akkord nicht allen und die sich nicht
Forderungsbetrages gewährt, die
ag des Akkords zu bezahlen sind; zum offenbaren Schaden gereicht.
Die republikanische Partei im
Tarifbill, als Kandidaten für das Amt eines Gouverneurs des Staats aufgestellt. — Eine Rede des Sekretärs des Schatzes Foster, welche in der Versammlung der dortigen Staatskonvention verlesen wurde, erklärt, daß eine einheitlich, Gold⸗ oder Silber währung eine zu beschränkte Basis für den geschäftlichen Verkehr sei. Mit all' ihrem Silber metall und Papiergeld bestehe die eigentliche Basis der Währung der Vereinigten Staaten in Gold und die Regierung werde dieselbe aufrechterhalten. Unt 60 Millionen amerikanisches Gold zu erhalten, habe Groß⸗ britannien und das übrige Europa ein Agio bezahlt und somit ihr Papiergeld niedriger bewerthet als das amerikanische Gold. In England, einem Lande, welches nur die einheitliche Gold⸗ währung anerkenne, habe man somit ein Agio auf englisches Papiergeld geschaffen, während die Vereinigten Staaten ihr Silbermetall und Papiergeld auf Pari mit Gold hielten. Es sei jedoch immerhin die Gefahr vorhanden zu einem Agio auf Gold zu gelangen, und die Ausfuhr von Gold würde somit die Vereinigten Staaten zu einer Silberbasis führen. Foster hofft, daß ein internationales Uebereinkommen zu Stande kommen werde, um die Paritat der beiden Metalle aufrecht zu erhalten.
Chile. Das schon gestern erwähnte Telegramm, welches das . Reuter'sche Bureau“ von der chilenischen Regierung empfing, lautet ausführlich:
Das kleine dem Präfidenten ergebene Geschwader bom · bardirte Pisagua am 8. d. Am 9. wurde Iquique von dem „H äascar“‘ und dem „O'Higgins“ attakirt. Am 10. wurde Toc opilla eingenemmen und man erhob Zoll von einer Ladung Salpeter. Hierauf bombardirte das Geschwader Antofagasta, nahm Chauarel ein und mackte die am Lande befindlichen Kanonen untauglich. Alsdann setzte man eine Reihe politifcker Gefangener in Freiheit und nahm die Familien der politischen Freunde dez Präsidenten an Bord. In den im Besitz der Revolutionspartei efindlichen Städten herrscht großer Mangel an Nahrungk mitteln. Die der Kongreßpartei gebörenden Schiffe haben ihren Zufluchtsplatz nickt verlassen. Die ausländischen Handelshäuser sind des Streites uberdrüssig.“
Gugtemala. Das neue Ministerium ist laut Meldung des „R. B.“ aus Mexiko nunmehr theilweise ge⸗ bildet. Der Minister⸗Präsident übernimmt auch das Kriegs⸗ portefeuille, Enilio Leon das Auswärtige und die Arbeiten, Feliciano Aguilar die Finanzen und Francisco Villela das Innere. Haiti. Aus Paris meldet ‚W. T. B.“ daß der kürzlich in Port-au-Prince erschossene, dort ansässige Kaufmann Rigaud thatsächlich die Naturalisation in Frankreich nach⸗ gesucht habe, daß dieselbe ihm aber nicht gewährt worden sei, weil die gesktzliche Vorschrift bestehe, daß die Naturalisirten in Frankreich ansässig sein müßten.
Parlanaentarische Nachrichten.
In der heutigen (26. Sitzung des Herrenhauses, welcher der Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Reichskanzler von Caprivi, der Vize-⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats-Minister Pr. von Boetticher, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach, der Minister des Innern Herrfurth, der Justiz-Minister Dr. von Schelling, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlep sch und der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Graf von Zedlitz-Trütz schler beiwohnten, wurde zunächst der Bericht der WMatrikel-Kommission auf Antrag des Berxicht⸗ erstatters Herrn von Winterfeldt (Menkin) durch Kenntniß⸗ nahme für erledigt erklärt. .
Es folgte der Bericht der Kommission für den Staatshaushalts-Etat und für Finanz⸗Angelegen⸗ heiten über den Staatshaushalts⸗-Etat für das Jahr vom 1. April 1891,92 sowie über den die Fest⸗ stellung des selben betreffenden Gesetz⸗ E ntwurf (General Berichterstatter: Herr von Pfuel) in Verbindung mit 2. dem Bericht, betr. die Bauausführungen und Beschaffungen der Eisenbahnverwaltung während Des Zeitraums vom 1. Oktober 18589 bis hahin 1890 (GBerichterstatter: Herr Zweigert), b. dem Bericht, betreffend die Ergebnisse des Betriebes der für Rechnung des preußischen Staates ver⸗ walteten Eisenbahnen im Betriebe jahre 1880 / 90 (Bericht⸗ erstatter: Herr Zweigert). — Dazu: Anträge der Herren Braesicke und Genossen auf Annahme folgender Reso⸗ lutionen:
Das Herrenhaus wolle beschließen:
Der Königlichen Staalsregi rung zu empfeblen die im Staats⸗ Anzeiger‘ vom 5. März d, J. in Aussicht genommene Resorm der Perfonentarife nur mit folgenden Aenderungen einzuführen: ;
1) Die III. Wagenklasse hat aus einem Sitz und einem Steh⸗ platz zu bestehen; wer den letzteren wählt, hat das Recht, Traglasten frachtfrei mitzunehmen.
2) Die Fabrpreise der J. und II. Wagenklasse sind auf weitere Entfernungen nicht aus gleichen, sondern aus abgestuften Einheits sätzen für das Kiloaeter zu bilden und demgemäß auf 300 bis 400 km um 20 υά˖ und auf 500 bis 609 km um 30 90G zu er— mäßigen. .
3) Neben den gewöhnlichen Fahrkarten sind Rabattbillets zu ermäßigten Preisen einzuführen, die für die J. und II. Klasse min destens auf 400 bis 660 km und für die III Klasse mindestens auf 1000 bis 1200 km zu lauten haben und beliebige Fahr unterbrechungen gestatten, aber in bestimmter Zeit abgefahren wer den müssen. a. .
3) Die Gepädfracht ist der Eilgutfracht gleichzustellen; die Eilguifracht ist auf weitere Entfernungen ans gestuften Einheits-⸗ satzen für 1st und 1 km zu bilden.
Das Herrenhaus wolle beschließen:
der Königlichen Staatsregierung zu empfehlen: in Erwägung, daß die gegenwärtige Bildung der Gütertarife der preußischen Staatgeisenbahn Verwaltung auch die Emrechnung der gleicken Einbestssätze für 1st und 1 km obne Mäcksicht auf die größere oder geringere Länge der ganzen Beförderungs⸗⸗ strecke nur mit einmaligen Zuschlaͤgen für die Abfertigung für die weileren Er tfernungen viel zu hobe und wirthschaftlich ungerechte Tarife ergeben hat und gegen das thalsächliche Bedürfniß, den wirth · schastlichen Werth der Zeit und das eigene Interesse und den Zweck der Eifenbahnverwaltung, bestehend in der thunlichsten Erleichterung des Waarenaustausches, verstößt, in weiterer Erwägung, daß die Beseitigung, der genannten Fehler in der Tarifbildung im Interesse der wirthschaftlichen Ge rechtigkeit und des gedeihlichen Waarenaustausches auf weitere Ent ˖ fernungen dringend geboten und durch die allgemeine Einführung von Gütertarifen mit abgestaften Einheitssätzen, die auf weitere Entfernungen für 1it und 1 km niedriger sind als auf nahe, zu erreichen ist.
die Bildung der Gütertarife mit gestuften Einheitssätzen an— zunehmen und sofort im Wige einer allgemeinen Tarifreform durch- zuführen, mit dem Anheimstellen, im Interesse der Ertragsfãhigkeit
den Urheber der bekannten
der Eisenbabn die Reform vorläufig auf Entfernungen über 400 km mst ftaffelweifer Rückwirkung bis zu 300 km zu beschränken.
Der General⸗Berichterstatter Herr von folgende Anträge: e. ö .
de ere, ee afl eln, das 3
a den Staatshaushalts ⸗Gtat für das Jahr vom 1. i 1891592 in der fung; in welcher derselbe aus . . des Hauses der Abgeordneten hervorgegangen ist, anzunehmen;
b dem Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Staats⸗ baushalts Etats für das Jahr vom 1. April 1851592, in der Faffung, welche diefer Eafwurf von dem Haufe der Abgeordneten erhalten hat, die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen;
II. die im Nachstebenden aufgeführten Regierungs vorlagen:
a. den Bericht, betreffend die Bauausführungen und Be⸗ schaffungen der Eisenbabnverwaltung während des Zeitraums . 1. Oktober 1389 bis dahin 1890 — Nr. 23 der Druck achen —,
b den Bericht, betreffend die Ergebnisse des Betriebs der für Rechnung des preußischen Staats verw Fi i = el e. 1889/90 . Nr. 31 der kö ö
3. Kenntnißnabme für erledigt zu erklären.
raf Udo zu Stolberg-Wernigerode beklagte an
der Hand der letzten Volkszählung u gn ü ler des
flachen Landes zu Gunsten der großen Städte und die geringe
6 der Bevölkerung des Ostens im Vergleich zum esten und empfahl verschiedene Mittel zur Abhülfe.
Der Präsident des Staats-Ministeriums, Reichskanzler von Caprivi erklärte, daß auf die wirthschaftlichen Ver— hältnisse des Ostens Klima, Bodenbeschaffenheit, der universelle Zug vom Osten nach dem Westen und der Drang der Be— völkerung in die großen Städte mit der Stärke von Natur— gesetzen wirkten. Dagegen könne nicht ein einzelnes, sondern nur eine Reihe von Mitteln helfen. Was an der Regierung liege, werde geschehen.
Herr von Wiedebach flagte an, ob in der nächsten Session ein Gesetzentwurf über den Kontrakibruch der länd— lichen Arbeiter vorgelegt werden würde.
Graf von Hohenthal warf einen längeren Rückblick auf die Arbeiten der abgelaufenen Session und bedauerte bei dieser Gelegenheit, daß die Landgemeindeordnung trotz des rech! der konservativen Partei zu Stande gekommen
e.
Der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichs kanzler von Caprivi verzichtete darauf, auf die Angriffe des Grafen Hohenthal gegen einzelne Minister einzugehen und beschränkte sich auf die Erklärung, daß das aanze Staats⸗ Ninisterium bie Verantwortung für das Vorgehen des . des 6 trage. ff
Freiherr von Manteuffel erklärte, Gra ohenthal habe nicht im Namen seiner Partei, sondern 1. 8 , 44 . 5 ;
Fraf von der ulenburg (Beetzendorf) tadelte an der Rede des Grafen Hohenthal, daß sie w die nöthige Ehrfurcht vor dem Throne erkennen lasse, da die Minister doch auf Allerhöchsten Wunsch zu ihrem Amt berufen seien, und daß Graf Hohenthal wohl Unabhängigkeit mit Ueber— ö. zan e hg
raf von Hohenthal fragte den Präsidenten d
Aus druck Ueberhebung am , Iii u ö Präsident Herzog von Ratibor verneinte dies, drückte jedoch sein Bedauern aus, daß die Praxis es zulasse, in so weitgehender Weise, wie es Graf Hohenthal gethan habe, über den Rahmen der Generaldiskussion hinauszugehen.
ö Finanz Minister Dr. Miquel gab darauf eine Ueber⸗ sicht über die Finanzen des abgelaufenen Etate jahres und hob hervor, daß die Einnahmen, welche die Kommunen aus den Ueberweisungen hätten, diesen zum großen Schaden gereichen könnten. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen wäre sowohl aus sozialpolitischen als aus finanziellen Gründen nothwendig gewesen. Beide Häuser des Landtages müßten den Ansturm gegen die Tarife vereint abwehren, da eine Ermäßigung der ar eine Schmälerung der Einnahmen aus der Eisenbahn
Graf von Hohenthal lehnte darauf die „Insinuation“ des Minister⸗-Präsidenten ab, als wenn er mit a , Presse in Verbindung stände. Es verdiene nicht Tadel, sondern Anerkennung, wenn er den Muth habe, seine Dankbarkeit und ö, . ö zu dokumentiren.
r Präsident Herzog von Ratibor rügte,
Ausdruck „Insinuation“ nicht parlamentarisch sei. J
Damit schloß die Generaldiskussion.
Bei Schluß des Blattes begann die Spezialdiskussion.
— In der heutigen (107.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten wurde zunächst der vom 3 , in ab⸗ 6 Jas . . Entwurf eines Ergänzungs⸗
betreffend die Vorausleist ⸗ bauten, angenommen. ,
Die Wahl des Abg. Conrad (Graudenz) für d 2. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Mari ö . . g gsbez arienwerder wurde für
Es folgte die Berathung von Petitionen.
Die Petition der Gemeinde Kaseburg auf der Insel Usedom wegen Einrichtung einer Dampffähre über die Kaiser⸗ fahrt wurde der Staatsregierung zur Berücksichtigung über— wiesen. Ueber Petitionen verschiedener Justiz-Subaltern— , w , der Lokal⸗
nit denjenigen der Provinzialbehörden gi , über. t n ,,. ᷣ olgte der Bericht der Kommission für das Ju st izwese über Petitionen von Vorsitzenden ind reel. . . betreffend den Schutz der Landwirthschaft gegen den Kontrakt⸗ bruch der ländlichen Arbeiter. Berichterstatter Abg. Graf , fa erg, . der Kommissionen die er Königlichen Staatsregi ü
ö. g. g ; sregierung zur Erwägung
g. Rickert beantragte die Petition von der Tages—⸗ ordnung abzusetzen, eventuelUl über die Petition zur 3 ordnung überzugehen. Man könne doch unmöglich den wenigen in der heutigen Sitzung erschienenen Abgeordneten eine präjudizielle Entscheidung überlassen.
Abg. Gerlich widersprach beiden Anträgen. Das Haus nn n , , . welche sich für die Land⸗
e ens aus der Zun ü 2 . 36. . Zunahme er Kontraktbrüche achdem noch die Abgg. Hobrech und Freiherr von ö. ich dem Prinzipalantrag des Abg. ger re if, 9 wurde die Petition von der Tagesordnung abgesetzt. 3 ie Petition des Gemeinderaths von Neimasbach, betreffend ö ufbringung der Schullasten daselbst, wurde durch Ueber⸗ , Tagesordnung erledigt, die Petition der Gemeinde⸗ . ,, und des Schulvorstandes zu Ascheberg estfalen, betreffend die Einrichtung einer fünften Schul
lasse daselbst, wurde der Königlichen Stagtsregie Erwägung überwiesen. (Schluß ch Blattes) gierung zur
Cunst und Wissenschaft.
Im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums ißt r ausgestellt die Sammlung türkischer und persischer . fliesen, welche das Museum aus dem Nachlaß des Sir Frederick Smythe in Konstantinopel erworben bat. Dieselben bilden große Felder und Thüreinfassungen und stammen zumeist aus der Blüthezeit des XVI. Jahrhunderts. Als Ergänzung dieser Sammlung sind Fayencen, Bronzen. Teppiche, Seidenstoffe, Stickereien und Bücher ⸗ einbände gleicher Zeit und Herkunft ausgestellt, welche die in den Fliesen entbaltenen Ornamente in vielgestaltiger Verwendung zeigen. . — s. Die gestrige, überaus zablreich besuchte Sitzung der Ber liner mediginischen Gesellschaft eröffnete der Vorsitzende Pro⸗ fessor Ru d. Virchow, mit einer Reibe geschäftlicher Mittheilungen. Nachdem die Gesellschaft die Wahl zweier Ehrenmitglieder vorge— nommen, deren Namen der Vorsitzende vorläufig noch geheim zu balten bat, machte Geheimer Sanitäts-Rath Fürbringer einige Mittheilungen zur Kenntniß der Gefahren der Tuberkulin⸗ kuren. Der Vortragende bezog sich auf seine bekannten früheren Ausführungen über die beregte Frage und betonte, daß er die Thatsache des Vorhandenseins der in Rede stebenden Ge— fahren in diesem Kreise nicht zu erörtern nöthig habe, dessen Mitglieder den betreffenden anatomischen und physischen Demonstra—⸗ tionen des Vorsitzenden beigewohnt. Stehe also jene Thatsache fest, so sei doch die Kenntniß von der Häufigkeit der konkreten Gefahr weniger verbreitet, und hier sei es nothwendig, objektive Vergleiche zwischen gleichartigen Fällen vorzunehmen, in welchen eine Behand- lung mit Tuberkulin stattgefunden und in welchen das nicht der Fall gewesen. Redner glaubt, daß zu diesem Zweck eine sorgfältige Statistik aufgemacht werden müsse. Zu einer solchen hat er den ersten Schritt gethan, indem er seit Beginn dieses Jahres alle im Krankenbause Friedrichshain gestorbenen Phthisiker bebuft Studiums der inneren Organe seciren ließ. Bis zum 1. Juni d. J. sind 156 derartige Fälle vorgekommen, Narunter, befanden sich 1412, in welchen keine Behandlung mit Tuberkulin stattgefanden. Als Ergebniß der angestellten Unter suchungen fand der Vortragende, daß der Prozentsatz der Fälle von käsiger Pneumonie bei Anwendung des Koch'schen Mittels 33 *, bei anderweitiger Behandlung 18 betrug. Noch ungünstiger stellte sich das Verhältniß für die Tuberkulin. Behandlung bei Miliartuberkulose, bei welcher die nach Koch'scher Methode Behandelten einen Prozentsatz von 45 ½ gegenüber 6oo der anderweitig Behandelten aufm iesen. Ve den Fällen allgemein tuberkulöser Erscheinungen stellten sich bei Behandlung mit Tuberkulin bezw. auf anderem Wege die Sätze von 21 0/0 und 10ö½ heraus. Unter besonderer Betonung des namentlich bei Miliartuberkulose für den Werth des Koch'schen Mittels so ungünstig ausgefallenen Resultats schränkte der Vortragende anderer seits die Beweiskraft seiner statistischen Zusammenstellungen mit einem Hinweise auf die geringe Zahl der mit Tuberkulin behandelten, im Verbältniß zu der Zabl der übrigen, von ihm beebachteten Fälle, sowie auf die Thatsache ein, daß die Erfolge der Koch'schen Met bode seit Ainwe. dung kleingter Dosen sich weit günstiger darstellten, als in der ersten Zeit der Benutzung des Tuberkulins, wo man in möglichst boher Dosirung das Heil gesucht habe. Nichtsdestoweniger r ürde aber die Fortsetzung einer Statistik in der ven dem Vortragenden bezeichneten Richtung unter größerer Berücksichtigung von Fällen, in denen die Koch'sche Behandlung auch bei kleiner Dosengebung stattgefunden, im Interesse der Wissenschaft und der leidenden Mensckheit nur erwünscht sein können. Nachdem darauf der Vor— sitzende die Ergebnisse seiner letzten bis zum 9. Mai d. J reichenden Beobachtungen mit der Koch'schen Methode, die er seiidem vollständig aufgegeben, zur Mittheilung gebracht, erklärte Professor Ewald im Anschluß an die letzten Ausführungen des Vortragenden, daß er den Eindruck gewonnen, bei vorsichtiger Dosirung befänden sich die mit Tuberkulin behandelten Kranken in ganz zufrieden stellendem Zustande. Ehe, er sich jedoch ein abschließendes Urtheil bilde, setze er die Beobachtungen auch an den kereits entlassenen Patienten fort, indem er sie in Zwischenräumen von acht zu acht Tagen von Neuem untersuche und den Befund seiner Beobachtungen durch Zeichnungen in einem für diesen Zweck bestimmten Album fixire. Diese interessante und lehrreiche Samm— lung lag der Gesellschaft zur Ansicht vor. Den letzten Gegenstand der Tages ordnung bildete ein umfassender und mit allgemeiner leb⸗ hafter Aufmerksamkeit verfolgter Vortrag des Geheimen Medizinal— Raths Professor Wgldeyer über einige neue Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Anatomie des Nervenfystem.. *
F Ueber die Resultate der Plankton ⸗Expediti ist ei wiff en chaftlicher Streit entstanden, der ne , ung i rell l chin . Leiters der Crpediltion, Professors Bm tor Hensen in Kiel Verlag von Lipsius und Tischer in Kiel, Preis 3 ) hervorgerufen bat. Zur Orientirung sei daran erinnert, daß im Jahre 1889 eine Expedition zur Durchforschung des Planktons im Atlantischen Ocean ausgerüstet wurde, für welche Seine Majestät der Kaiser 10 000 M spendete, während die Berliner Akademie der Wissenschaften aus den Ersparnissen der Humboldt-Stiftung 24 000 A6 beisteuerte Mit der Leitung derselben wurde Professor Hensen in Kiel betraut, wodurch ihm Gelegenheit geboten wurde, seine bis dahin auf die Ostsee, das Kattegat und die Nordsee beschränkten Plankton Studien auf den Ocean auszudehnen. An der Expedition, welche drei Monate währte, nabmen auch die Kieler Zoologen Brandt und Dahl, der Botaniker Schütt, der Batteriologe Fischer, der Geograph Kümmel und der Marinemaler Richard Esfchke ihell Die Forschungsfahrt ging zunächst westwärts durch den Nord⸗ gllantis chen Ocean, um den Golfstrom und das sogenannte Sargasso= Meer, d. h. die Anhäufungen schwimmenden Seetangs, welche einer reichen Tbierwelt zum Aufenthalt dienen, ju durchschneiden und dann südwärts nach Brasilien, um über die Azoren zurückzukehren, wobei zahl⸗ reiche Fänge gemacht wurden. Die genaue Analyse des durch dieselben ge⸗ wonnenen sehr reichhaltigen Materials beansprucht Zeit. Bis jetzt liegen daher nur ganz vorläufige Berichte von du Bois Reymond (Be—⸗ richt über die Wirksamkeit der Humboldt Stiftung für Naturforschung und Reisen. Sitzungeberichte der Königlich prerßischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1890), von Brandt (Ueber die biologischen Untersuchungen der Plankton Expedition. Verhandl. der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1889) und von Hensen (Einige Ergebniffe der Plankton ˖ Expedition. Sitzungsbericht der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1890) vor. Gleichwohl hat bereits Professor Haeckel, ramentlich im „Ausland! und in seinen Planktonstudien', seinen Tadel und seinen Spott über die Plankton Expedition erhoben, welche er als ganz verfehlt bezeichnet, indem er sie mit der Erdumsegelung der englischen Korvette Challenger“ der englischen Expedition in Parallele stellt, obwohl die Hauptaufgabe der letzteren die Erforschung der Tiefe war und sie sich nur daneben dem Studium der Fauna und Flora der Küsten und Inseln, den physikalischen und chemischen Verhälinissen des Meeres und endlich der pelagischen Fauna gewidmet hat, während die Aufgabe der Plankton ⸗ Expedition eine neue originelle und bisher noch nicht in Angriff genommene war. Das vorliegende Buch bezm eckt zunächst, Haeckel's eigentlichen Angriff als jeglicher Begründung entbehrend hinzustellen und ihn durch Tha sachen zurügzuweisen. Im Weiteren geht dann der Verfasser auf allgemeine Fragen der Ent- wickelungslehre ein, um darzuthun, daß dem Professor Haeckel, welcher seine Studien als die „unnöthigsten, unnützesten, ungeschicktesten mißglücktesten und thörichtsten von der Welt - schil dere, erhebliche und muthwillige Vergehen gegen die Wissenschaft in unwiderleglicher Weise nachgewiesen seien und daß derselbe nach wie vor leichtfertig mit der Vererbung, mit den Grundgesetzen der Natur, mit Stamm- bäumen und Entwickelungs vorgängen, genau wie ein thätiger und rücksichteloser Parteiführer“ spiele. Er, der Verfasser, gehe auf
in dem Bestreben, die Naturgesetze zu studiren, sich allein von ihnen,
deren Ausdruck das Gescheben in der Natur seien, leite lassen. Was er je in der Naturwissenschaft . habe . 1e! thue, sei einzig, selbst in der Polemik, das Bestreben, das senige, was für die wahre und wirkliche Aeußerung dieser Gesetze in der Natur gehalten werden müsse, jur Geltung und zur Herrschaft zu bringen. Er babe früher in diefer Richtung mit Haeckel eins zu sein geglaubt, jttzt sei das nicht mehr so; denn er habe den Eindruck, daß derselbe bestrebt sei, die Natur- erscheinungen nach den von ihm proklamirten Normen zu moduliren. — Im Anhange findet sich u. A. ein Abdruck des Berichtg an die Akademie. Nach diesem findet die bisher gültige Ansicht, daß die Meeresbewobner in Schagren verbreitet seien, und daß man je nach Glück und Gunst, nach Wind, Strömung und Jahreszeit, bald auf dichte Massen, bald auf bewohnte Flächen komme, in der That bis zu einem gewissen Grade auf die Häfen Anwendung; für das offene Meer berichtigt sich unsere Kennfniß dabin, daß dort normal eine gleichmäßige Vertheilung stattfindet, die nur innerhalb weiter Jonen entsprechend den klimatischen Verhältnissen Dichtigkeit und Bestandtheile wechselt. Man wird jetzt in jedem Falle der Ab— weichung von solchem Verhalten nach den Ürsachen suchen müssen, welche dabei gewirkt haben, und wird nicht mehr das Vorkommen von Üün.⸗ gleichmäßigkeiten als gegebenen Ausgangzvunkt für bezügliche For schungen nibmen können. Im Allgemeinen ist die Masse des Plank tons im Meere nicht besonders groß Allerdings erhielt die Expedition im Norden Fänge von 2700 und 1800 gem unter dem Quadratmeter, während die größten von Hensen früher in der Ostsee gemachten Fänge, im Herbst nur 500, einzelne im Frühjahr allerdings kis 2700 eem betrugen; dabei handelte es sich in der Ostsee nur um Tiefen von 20 m, während auf dem Ocean im Norden eine Tiefe von 400 m durchfischt wurde. Da sich die Massen im Ocean bis zu dieser Tiefe, wenngleich mit abnehmender Dichtigkeit vertheilen so ist es unzweifelhaft, daß dort selbst bei großen Fangen die Dichtig⸗ keit des Planktons nur gering ist Obgleich überall Plankton vor— gefunden wurde, war doch die Menge desselben unter und nahe den Tropen relativ gering, nämlich im Mittel achtmal geringer, als im Norden bis zu den Neufundlands⸗Bänken hinunter. Jeder einzelne dieser Fänge wird über hundert verschiedene Formen enthalten, aber ö an Masse ist doch eine auffallend hervortretende gesicherte ö Ss Die Dresdner Kunstgenossenschaft veranstaltete a 1. Juni in Dresden eine Trauerfeier zum Gedächtniß an . Altmeister, Bildhauer Proftssor Dr. Ernst Julius Hähnel in der Aula des Königlichen Polptechnikams. Die Büste Haͤhnel's war in— mitten reichen Pflanzenschmucks aufqestellt, überragt von der um—⸗ florten Fahne der Kunstgenossenschaft; ein Lorbeerkranz mit Trauer— schleife dekränzte die Büste des Verewigten. Einleitend spielte Hr. Kammervirtuos Heß den Trauermarsch in B-moll von Beethoven; darauf sang der akademische Gesangverein ein für die Feier verfaßtes Requiem von Clemens Braun, wonach Hr. Heß Häbnels Lieblingsstück, das Adagio aus der J. Beethoven⸗ schen Symphoxie, unter dessen Klaͤngen Hähnel zu sterben ge— wünscht hatte, vortrug. An Stelle des Professors Dr. Lücke, der kurz vor der Feier abgesagt hatte, sprach Professor Dr. Treu einige Worte ehrenden Andenkens aus dem Stegreif, in denen er u. A. fagte Was jetzt als das Größte an einem Künstler gepriesen würde, daß er nam lich eine Perlonlichkeit sei, eine Persönlichkeit, die in ihrem Schaffen ihr inneres Ideal vor die Welt hinzustellen vermöge als ibr eigenes und eigenartiges, das habe Hähnel unzweifelhaft gehabt. Die Kunst gehe jetzt andere Wege als Hähnel gegangen sei, und mit Recht. Wenn aber aus den Wüklichkeitsbeobachtungen unserer Zeit sich die künst lerische Kraft wieder sammeln werde zum Suchen eines neuen Ideals dann werde man auch Hahnel's mit neuer Verehrung gedenken und sein Andenken in Ehren halten. Ein Chor aus Mozart's Zaubeiflöte mit besonders untergelegtem Text schloß die Feier.
Der Professor der Theologie Johann Glosl, früher Dom Hülfsprediger in Berlin, dann Professor in Halle, ist nach einer telegraphischen Meldung der ‚Voss. Ztg.“ nach einer wegen Blind— darmentzündung vorgenommenen Operation in Erlangen gestorben.
In Bonn ist der als Germanist woblbekannte Universikäts. Pro- fessor Anton Birlinger am 15. Juni verstorben. Die Wissenschaft verliert in ihm, wie die Köln. Ztg. schreibt, einen rüstigen Arbeiter, der mit. unermũdlichem Fleiß, ausgebreiteter Sachkunde und scharfem Spürsinn das Material der germanistischen Pbilologie in dankens⸗ werthester Weise bereichert hat; einen bescheidenen, selbstlosen Forscher dem die Liebe zum Kleinen hervorragend eigen war und dem es des . gan 2. Fülle 1 wissenschaftlichen Kleinguts um- sichtig aufzuspeichern, aus dessen Verarbeitung no icher schöne Gewinn zu ziehen bleibt. .
Land⸗ und Forstwirthschaft.
. ch Ernte. ;
Dem Vernehmen nach ist die diesjährige Ernte in z als eine gute zu bejeichnen. Das ier ze cfesne, , te sichtlich sogar noch dasjenige des Vorjahres übertreffen, obwohl letzteres bereits als ein vorzügliches Erntejahr gelten konnte.
Nach einer Weldung des Pariser Temps“ aus Algier ist die dortige Getreideernte, welche fast beendet ist, qualitativ sehr schön und reichlicher als in Durchschnitisjahren. .
. Ernte Aussichten. Aus Serbien erfahren wir, daß sich in Folge des Ende vorigen Monats eingetretenen Regenwetters die dortigen Saaten von der un— günstigen Einwirkung der vorher herrschenden Dürre erholt haben und nunmehr einen guten Stand zeigen. .
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok ., nr nr n n g , e. . n der Ruhr sind am 17. d. M. ĩ iti air, 1 . j gestellt 10 561, nicht rechtjeitig n erschlesien sind am 16. d. M. gestellt 3585, nich rechtzeitig gestellt keine Wagen. ,,
— Subhastations⸗Resulta te.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 16. und 17. Juni 1891 die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteige⸗ rung; Gontardstraße 4 den Baumeistern Friedrich Overbeck und Georg Lü dicke hierselbst zu gleichen Rechten und Antheilen ge— hkörig und mit 17000 Æ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt Das geringste Gebot wurde auf 1400 festgefetzt. Für das Mäͤßst. gebot von 300 909 n wurde der Kaufmann Ed. Ullendorff Beuthstraße 4, Ersteher. — Lübeckerstraße 49, dem Maurer? volier Hermann Du car und dem Tischler Johannes Schubert hie rselbst zu gleichen Rechten und Antheilen gehoͤrig. Das geringste Gebot wurde auf 0 500 6 festgesetzt Für das Meistgebot von 105 000 6 wurde der Kaufmann Bernhard Samuel Krämer, Pots damerstraße 40, Ersteber. Straße Nr. 26a, Abtheilung XIII 1 des Bebauungeplanes und in der Elbinger straße 13, den Ack itelten Jobannes Eppen und Georg Wiechert zu gleichen Rechten und Antheilen gehörig. Das geringste Gebot wurde auf 21 263 4 festgesetzt. Fůr das Meistgebot von 243 000 ½ wurde der Kaufmann Louis Lewin, Schönebergerstr. 25, Ersteher. Steinmetz. straße 41, dem Bildhauer Adolph Paul Haußmann gehörig. Das geringfte Gebot wurde auf 234 006 6 sestgesetzt. Für das Meist⸗= gebot von 254 500 M wurde der Rentier Robert Mosler, Frieden. straße 31, Ersteber. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangẽversteigerung. betreffend das Grundstück am Stralauer Platz, / z Königstadt Band 28 Nr. 2017, dem Kaufmann Paul Gottfried Moedebeck gehörig, und die Termine am J. Fuli 1851.
— Vom Berliner Wollmarkt wird berichtet: e Terrain des eigentlichen Wollmarkts, dem V
bis gestern Abend eingetroffen per Ostbahn 1166515 kg, per
Stettiner Bahn 5 O46 kg per Hamburger Bahn 6067, 5 kg, per Jieder⸗
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