Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 20 S. 177, aus—⸗ gegeben den 15. Mai 1891;
A das unterm 7. April 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Bertrath im Kreise Malmedy durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 18 S. 143, ausgegeben den 30. April 1891;
2) das unterm 7. April 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft IL zu Sefferweich im Kreise Bitburg durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 21 S. 193, ausgegeben den 22. Mai 1891;
6) der Allerböchste Erlaß vom 13. April 1891, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Meseritz für die von demselben zu bauende Chaussee von Tirschtiegel in der Richtung auf Bentschen zum Anschluß an die von Meseritz nach Bentschen fübrende Chaussee, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 18 S. 149, ausgegeben den 5. Mai 1891;
7) das Allerhöchste Privilegium vom 3. Mai 1891 wegen Ausgabe auf jeden Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Magdeburg zum Betrage von 33 000 000 ½ Reichswährung durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 24 S. 193, ausgegeben den 13. Juni 1891;
8) der unterm 6. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zum Statut der Genossenschaft zur Melioration der Kalichteich Niederung zu Goslawitz im Kreise Oppeln durch das Amtsblatt der König, lichen Regierung zu Oppeln Nr. 23 S. 145, ausgegeben den 5. Juni 1891.
Aichtamtsliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. Juni.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die ver⸗ einigten Ausschüsse für Zoll- uad Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Aus⸗ schüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Ver⸗ kehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
Der Kolonialrath hat in seiner vierten Sitzung vom 23. d. M. die Berathung über das koloniale Gesellschaftsrecht zu Ende geführt. Der zweite Theil der Sitzung war der Frage der Förderung der Baumwollen⸗Kultur in den deutschen Schutzgebieten gewidmet. Der Berichterstatter des für diese Frage niedergesetzten Ausschusses trug an der Hand des schriftlichen Berichts die Beschlüsse des Ausschusses vor. Die⸗ selben wurden nach eingehender Berathung mit geringfügigen Abänderungen angenommen. Der Kolonialrath wurde darauf auf unbestimmte Zeit vertagt.
Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe von Schweinitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von St. Petersburg fungirt der Erste, Botschafts-Sekretär, Legations⸗Rath von Bülow als Geschäftsträger.
Der Kaiserliche Kommissar 2. i. von Puttkamer in Klein⸗Popo hat einen ihm bewilligten längeren Urlaub an— getreten. Die weitere Leitung des Kaiserlichen Kommissariats sür das Togogebiet hat der Kanzler von Kamerun Graf Pfeil übernommen.
Potsdam, 23. Juni. Heute Nachmittag fand, dem W. T. B“. zufolge, auf dem hiesigen Ulanen⸗Reitplatz von 3 dis 6 Uhr zur Feier des 151 jährigen Bestehens des Regi— ments der Gardes du Corps ein Preisturnen und ⸗Reiten der Mannschaften des Regiments statt, welchem Seine M a— jestät der Kaiser, Ihre. Majestät die Kaiserin, die drei ältesten Kaiserlichen Prinzen, Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, der Kultus-Minister Graf von Zeblitz⸗Trützschler, sämmtliche aktiven Offiziere des Re— giments mit ihren Damen sowie viele frühere Offiziere beiwohnten. Nach Beendigung der Uebungen erfolgte die Ver⸗ theilung der in Uhren bestehenden Preise durch Ihre Majestät die Kaiserin. Im Offizierkasins der Gardes du Corps war . Diner, an welchem Seine Majestät der Kaiser Theil nahm.
Bayern.
München, 23. Juni. Wie die „Allg. Ztg.“ aus Ver— anlassung der Baseler Eisenbahnkatastrophe mitiheilt, ist in Bayern zin Bezug auf die Sicherung eiserner Bahnbrücken“ die möglichste ö getroffen. Schon seit Jahren ist ein Brückenbau⸗Ingenieur engagirt, dessen ausschließliche Aufgabe die Kontrole der eisernen Brücken ist. Durch das RNeichsgesetz vom 1. Juni d. J, die Ab⸗ änderung der Gewerbeordnung betreffend, ist die Aufsicht über die Fabriken und Gewerbebetriebe wesentlich erweitert worden. In Folge hiervon wird eine Vermehrung der Fabrik⸗Inspektoren unabweisliches Bedürfniß. Wie die „Allg. Ztg.“ hört, ist Seitens des Staats⸗Ministeriums des Innern beabsichtigt, nunmehr für jeden Regierungsbezirk einen Fabrik⸗Inspektor anzustellen, welchem zugleich die Inspektion der Gewerbebetriebe überwiesen werden soll. . ist beabsichtigt, den Fabrik-Inspektoren jener
egierungsbezirke, in welchen eine besonders entwickelte Industrie sich, befindet, nach Bedürfniß noch be⸗ sondere Hülfskräfte bheizugeben. Die bezüglichen Mehrforde— rungen werden im Budgetentwurf zum Ausdruck gelangen. Nach Genehmigung dieser Forderungen Seitens des Landtages wird sodann eine Revision der Organisationsverordnung über die Fabrik⸗Inspektoren nothwendig werden.
Sachsen.
Dres den, 23. Juni. Gestern hat, wie das „Dr. J.“ mittheilt, die Verlobung Seiner Königlichen Hoheit bes Prinzen Friedrich August mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Luise, Tochter Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Großherzogs von 2 n. .
Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Augu hat sich heute nach indau am nr esd ,. , Höchstderselbe Anfang Juli hierher zurückkehren wird.
Württemberg.
Stuttgart, 23. Juni. Aus Bebenhausen erfährt der „St. A. f. W.“ daß das Befinden Seiner Majestät des Königs zwar im Wesentlichen befriedigend ist, die Erholung und Kräftigung aber nur langsame Fortschritte macht. Bei der ungünstigen Witterung der letzten Zeit konnte Seine Majestät bis jetzt sich nur wenig im Freien aufhalten, immer⸗ hin ist zu erwarten, daß die reine Waldluft und die größere Ruhe in Bebenhausen ihre günstige Einwirkung auf das Aller⸗ höchste Befinden nicht verfehlen werden, wenn auch Seine Majestät jedenfalls noch längere Zeit großer Schonung be— dürfen wird, um die Folgen der jüngst eingetretenen Ge— sundheitsstörung zu überwinden.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 23. Juni. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter hat, den, Meckl. Nachr.“ zufolge, während ihres Aufenthalts in Baden-Baden trotz der Ungunst der Witterung erfreuliche Fortschritte in der Kräftigung gemacht. Gegen Ende dieses Monats gedenkt Ihre Königliche Hoheit in Schwerin wieder einzutreffen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 23. Juni. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben sich nach der „Th. C.“ heute mit den Erbgroßherzoglichen Herrschaften und der Prinzessin Neuß nach Dornburg begeben, woselbst morgen im engsten Familienkeeise der Geburtstag des Groß— herzogs gefeiert wird. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg— Schwerin werden gleichfalls in Dornburg erwartet. Die Großherzoglichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften haben aus Anlaß des gestern Abend erfolgten Todes des Staats— Ministers a. D. Stichling den Hinterbliebenen ihre innigste Theilnahme ausdrücken lassen.
Deutsche Kolonien.
Die „Kölnische Volkszeitung“ veröffentlicht einen Brief des Missionars Schynse aus Bukumbi vom 27. März. Pater Schynse hatte damals die Reise um das Westufer des Nygnza beendet und auf derselben die bis zum 2. Grad 47 Min. reichende Bucht von Ngulula entdeckt. Pater Schynse spricht in dem Briefe die Meinung aus, daß die süd— lichen 4 his 6 Meilen des Sees für die Schiffahrt wenig geeignet seien. Ferner theilt Pater Schynse mit, daß er auch die von Emin Pascha neu angelegte deutsche Station Bukoba besucht habe, von wo Emin Pascha einen Tag vorher abmarschirt sei. Dort werde rüstig gebaut und ge— pflanzt, insbesondere Kaffee. Araber seien am See nicht mehr zu finden und der Sklavenhandel habe aufgehört.
Oefterreich⸗Ungarn.
Die Delegirten der Schweiz haben, wie „W. T. B.“ meldet, dem Ministerium des Acußern zur Kenntniß gebracht, daß sie in den Besitz der vom Bundesrath eingeholten neuen Instruktionen gelangt seien. In Folge dessen werden die am I2. d. M. unterbrochenen Handel svertrags-Verhand⸗
lungen mit der Schweiz am Donnerstag wieder auf—
genommen werden.
Wien, 24. Juni. Seine Majestät der Kaiser und“ König empfing gestern in Fiume die fremden Konsuln und hesichtigte später das Waisenhaus, die Hafenbauten und die Gebäude der Seebehörde auf das Eingehendste; weiter be⸗ suchte Allerhöchstderselbe die Marineschule, die Kaserne der Hafenlootjen und andere Sehenswürdigkeiten, überall enthusiastisch begrüßt. Als der Kaiser am britischen Geschwader vorbeifuhr, gab dasselhe einen Kanonensalut ab. An dem gestrigen Hofdiner nahmen auch die Komman— danten der Schiffe des englischen Geschwaders und zwei fran— zösische Kapitäne Theil. Am Abend fand Galavorstellung im Theater statt. Beim Eintreten in das Theater und beim Verlassen desselben wurde der Kaiser mit der Volkshymne sowie stürmischen Eljen⸗ und Evviva⸗Rafen begrüßt. Abends war die Stadt festlich beleuchtet und wurde dem Kaiser ein glänzender Fackelzug dargebracht.
In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses zog sich bei der Berathung des Dispositionsfonds der jung⸗ czechisch' Abg. Vasaty durch Angriffe gegen den Minister Dr. von Praz ak, dessen Rücktritt er sorderte, einen Ord⸗ nungsruf des Präsidenten zu. Während einer Rede des Abg Schneider, welchem der Präsident gewisse antisemitische Ausfälle als unstatthaft verwies, verließ die vereinigte deutsche Linke demonstrativ den Berathungssaal.
Großbritannien und Irland.
Tie Königin begab sich am Dienstag von Windsor nach London, um der Hochzeit der ältesten Tochter ihres Privat— sekretärs, des Generals Sir Henry Ponsonby, mit dem Obersten W. E. Montgomery beizuwohnen. Die Königin erwies, wie die „A. C. mittheilt, dem General Ponsonby auf diese Weise eine ganz besondere Ehre, weil sie seit dem Tode ihres Gemahls niemals bei einer Privathochzeit zugegen war. Die Braut empfing von der Königin, dem Prinzen und der Prinzessin von Wales und anderen hohen Persönlichkeiten sehr werthvolle Geschenke. Die Kaiserin Friedrich sandte ein mit Juwelen besetztes Gehänge.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der
General⸗Postmeister Rajikes dem „W. T. B.“ zufolge: Bei der . der Welt⸗Post Verein s⸗-Konvention werde die englische Regierung die Frage, sich hinsichtlich der Poxrtosätze innerhalb der Grenzen des britischen Reichs volle Freiheit vorzubehalten, nicht außer Augen lassen. e Wie dem „W. T B.“ von amtlicher Seite mitgetheilt wird, beabsichtigt der Parlaments-⸗Unter⸗Staatssekretär für Indien Gorst keineswegs, von seinem Posten zurückzutreten. Gorst somohl wie auch der Staatssekretar für Indien Croß hätten vollkommen eingesehen, daß die Ausführungen Gorst's anläßlich der Berathung der Manipur⸗Angelegenheit . der Mitglieder der Opposition falsch aufgefaßt worden eien.
Der „Standard“ kommt auf die Mission des Herzogs von Norfolk beim Papst im Jahre 1887 zurück und sagt: die zwischen der Königin und Leo XIII. damals geführte Correspondenz trage das Gepräge der größten Zuvorkommen⸗ heit von beiden Seiten. Die Regierung würde aber in Eng⸗ land noch großer Opposition begegnen, wenn sie mit dem Vatikan ständige diplomatische Beziehungen herstellen wollte.
Ottawa gemeldet wird, in seiner Budgetrede die Ab⸗ schaffung der Zuckersteuer an, die gegenwärtig einen jährl chen Ertrag von 3500009 Dollars abwirft.
Der im Auftrage der Regierung gebaute Doppel— schrauben-Dampfer „Intrepid“ ist auf der Londoner und Glasgower Schiff bauwerft in Goran bei Glasgow vom Stapel gelassen worden. Der Kreuzer ist 309 Fuß lang, hat 21 Geschütze, eine Bemannung von 252 Köpfen und eine Ge⸗ schwindigkeit von 20 Knoten in der Stunde. Er ist mit fünf— zölligen Stahlplatten gepanzert und besitzt einen Tonnen gehalt von 3400 t. Die Herstellungskosten betragen 200 000 Pfd. Sterl.
Der Einführung des Ober-Rabbiners von London, welche gestern Nachmittag in der Synagoge am Duke 's Place stattfand, wohnten unter Andern auch der Ober⸗ Rabbiner von Paris, der Lord-⸗Mayor, Lord Rothschild und viele hervorragende Mitglieder der jüdischen Gemeinde von
London bei. Frankreich.
Baris, 24. Juni. Der Senat lehnte, wie W. T. B.“ meldet, nach mehrtägiger Debatte den von der Deputirten⸗ kammer angenommenen Antrag, betreffen? die Bestrafung von Verstößen gegen das Gesetz vom Jahre 1884 über die Hand⸗ werker⸗Syndikate, mit 185 gegen 40 Stimmen ab. Der Antrag. richtet sich hauptsächlich gegen die Arbeitgeber. Der Jäastiz⸗ Minister Fallires hatte den Antrag befürwortet. Der Senat genehmigte sodann den Gesetzentwurf, betreffend die Zuckersteuer, indem er seine ursprüngliche Aenderung des von der Deputirtenkammer beschlossenen Textes fallen ließ. — Die Deputirtenkammer nahm bei der weiteren Berathung des Zolltarifs die Zölle auf eine große Anzahl von Artikeln, insbesondere diejenigen auf Kaffee, Kakao, Spezereien. Tabak, Materialwaaren und Oele mit den von der Kommission vorgeschlagenen Zollsätzen an und be— gann sodann die Berathung der Holzzölle; die beiden ersten Artikel derselben wurden nach den Vorschlägen der Kommission genehmigt.
Die Regierung hat dem französischen Minister-Resi— denten auf Haiti, Flesch, telegräphisch die Instruktion er— theilt, seine Schritte in Betreff des Zwischenfalls Rigaud auf die Forderung zu beschränken, daß die Hinterbliebenen Rigauds eine entsprechende Entschädigung erhielten.
Das auf der Fahrt nach Kronstadt begriffene franzö⸗ sische Geschwader, bestehend aus vier Panzerschiffen und zwei Torpedobooten, ist am Dienstag früh in Bergen (Nor⸗ wegen) eingetroffen.
Der General Ladvocat hat Angesichts der gegen ihn gerichteten Angriffe in einem Schreiben an den General Saussier die Berufung eines Untersuchungs raths ge⸗= fordert. General Saussier übermittelte das Schreiben alsbald dem Kriegs-Minister de Freycinet. — Der „Soir“ meldet unter Vorbehalt, General Ladvocat habe um seinen Ab⸗ schied gebeten.
Die Petitions kom mission der Deputirtenkammer hat zahlreiche Petitionen, welche eine Intervention der Regie⸗ rung zur Vollendung des Panama⸗Kanals verlangen, abgelehnt.
Die Niederlegung eines Theiles der bestehenden Um-⸗ wallung von Paris beschäftigt von Neuem den Qberst en Kriegsrath. Der von demselben zu begutachtende Vorschlag geht dahin, an Stelle der zwischen der Porte d'Auteuil und einem der Saillants westlich von der Avenue von Saint⸗ DOuen liegenden Befestigungswerke eine befestigte Linie herzu⸗ stellen, welche das Gehölz von Boulogne und das Feld von Longchamps, Suresnes, Puteaux, Courbervoie, Asnières, Neuilly, Levallois — Perret und Clichy einschließen soll. Die in Aussicht genommene Linie würde südlich vom Gehölz von Boulogne und von Longchamps anfangen, dem Lauf der Seine folgen, diese überschreiten, den Mont Valsrien hinan; und indem sie Courbevoie und Asnières umfaßt, wieder hinab⸗ steigen. Der Uebergang über den Fluß würde zwischen Clichy und Saint⸗Ouen zu liegen kommen. In der Nähe der Avenue von Saint-Ouen würde die Linie wieder an die bestehende Befestigung anschließen. Saint Ouen und Boulogne würden außerhalb der neuen Linie bleiben. Mit Einschluß der bei Svres ,, Befestigungswerke würden die Kosten der Neuanlage 150 Millionen Francs betragen. „Le Frogrès militaire“ erhebt Bedenken gegen die Verwirk— lichung des Planes, weil der vorgeschlagene Grundriß dem an⸗ greifenden Feinde Gelegenheit zu Längsbestreichungen bieten würde, während der für die Niederlegung in Aussicht ge— nommene Theil der Befestigung vom Jahre 1840 den Gegner zum Parallelangriff nölhige und Paris besser schütze.
Ruszland und Polen.
Nach dem im „Russ. Javaliden“ veröffentlichten Plan werden die diesjährigen Som merübungen der russischen Armee im Allgemeinen in derselben Weise abgehalten werden, wie in den früheren Jahren, und in partielle (für die ein⸗ zelnen Waffengattungen) und allgemeine fin den Lagern oder
elegentlich der sogenannten beweglichen Konzentrationen) zer—
elf Es werden im Ganzen 74 Lager bezogen werden und sollen in den meisten Militärbezirken (8 von 12) die Lagerühungen durch bewegliche Konzentrationen von zwei- bis drei wöchent⸗ licher Dauer oder doch durch Detachementsmanöver außerhalb. des eigentlichen Lager ayons beendigt werden. Es ist das, wie das genante Blatt schreibt, sehr wichtig, da auf diese Weise die Führer und die Truppen mehr denn früher Gelegenheit erhalten, in unbekanntem Terrain zu manövriren. Je nach den klimatischen Verhältnissen werden die beweglichen Konzentrationen, an denen in diesem Jahre zum ersten. Male, auch die Truppen des St. Peters⸗ burger Militärbezirks in zwei Serien, Juli und August, theil⸗ nehmen, zu verschiedenen Zeiten und auf längere oder kürzere Dauer stattfinden. Im Ällgemeinen werden sich in diesem Jahre erheblich mehr Truppen als sonst an den gemeinsamen Uebungen aller drei Waffengattungen betheiligen, so namentlich was die Reservecadres⸗Balaillone und die Festungstruppen anbetrifft. Die größten beweglichen Konzentrationen bezw. Manöver merden an der mittleren Weichsel stattfinden. Die Kavallerie⸗Divesionen haben außerdem ihre besonderen Spezial⸗ konzentrationen, desgleichen die Artillerie zur Vornahme der Schießübungen; die Entlassung der Reserven ist auf den 1/13. September festgesetzt.
Schweiz. Die Kommission des Ständergths hat sich mit sieben gegen zwei Stimmen gegen die Amnestirung der bei den Tessiner Aufständen Betheiligten ausgesprochen. Die diesjährige Herbstsession der Bun desversamm⸗
Der kanadische Finanz-Minister kündigte, wie aus
lung wird einem Beschluß des Bundesraths zufolge ausfallen.
Griechenland.
Die Polizei von Athen beschlagnahmte alle in den dortigen Buchhandlungen vorgefundenen Exemplare einer antisemitischen Broschüre. .
Nr. 25 des Central Blatts für das Deutsche Reich“ (herausgegeben im Reichsamt des Innern) hat folgenden Inhalt: Justizwefen: Erscheinen des fünsten Jahrganges der. Deutschen Justiz⸗ Statistik.. — Konsulatwesen: Ernennung; Exequgtur-Ertheilung. — Finanzwesen: Rachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Mai 1891. — Militärwesen: Feststellung der Servisklasse eines Gemeindebezirks in Folge? Einverleibung in eine andere Ge— meinde; Gekührnisse der zur Durchführung von Absperrungsmaß— regeln gegen die Rinderpest verwendeten Militärkommandos und die Erstattung der entstandenen Mehrkosten aus Reichs ⸗Civilfonds. —
Zoll und Steuerwesen: Abänderung der Ausführungsbestim mungen.
zum Branntweinsteuergesetz in Bezug auf die Hefenbrühe oder Brauerei⸗ abfälle verarbeitenden Brennereien; — Anschluß der österreichischen Gemeinde Mittelberg an das deutsche Zollgebiet. — Marine und Schiffahrt: Grundsaͤtze für die Untersuchung der Seeschiffer und See⸗ steuerleate auf Farbenblindheit. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. .
Rr. 25 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗— sundheitsamts vom 23. Juni hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Erkrankungen und Sterbefälle in der Preußischen Armee ꝛc. 1890, 2. Halbjahr. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwehnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt und Landbezirken. — Witterung. — Thierseuchen in Italien. 29. De⸗ zember 1890 bis 29. März 1891. — Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. — Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich) Abänderung der Gewerbe Ordnung. (Schluß) — COesterreich) Pferde⸗ prämiirungen, Ausstellungen 2e. — Photographiren von Leichen. — (Ungarn) Aasteckende Thierkrankheiten. — Lungenseuche. — Vieh⸗ jransßport nach Deutschland. — (Schweiz) Einfuhr italienischen Sömmerungeviehs. — (Vereinigte Staaten von Amerika) Unter⸗ suchung von Rindvieh 2c, Ausführunasbestimmungen. — Recht⸗ sprechung. (Landgericht Nordhausen und Reichsgericht) Gesundheits⸗ beschädigung im Sinne des §. 14 des Nahrungsmittelgesetzes. — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Frankreich.) Verkehr mit Wein. — Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Neort⸗ wyck'sche Heilmittel gegen Diphtherie ꝛe.
Nr. 25 des ‚„Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Rund -⸗Erlaß vom 11. Juni 18591, betreffend die Abrechnung der Staatsbauten. — Personal Nachrichten. — Nichtamtliches: Zur Frage der Schienen ⸗ beanspruchung. — Die Architektur auf der Berliner Kunst⸗Aus⸗ stellung. I — Umgestaltung der Drainagebauten von Längsdrainagen zu Querdrainagen (Fortsetzung). — Marienthaler Kapelle in Schreiberhau. — Hemmschuhe für den Verschubdienst. — Pathologi⸗ sches und pharmakologisches Institut in Königsberg, — Vermischteg: Festigkeit des Aluminiums. — Beschlag für Pendeltbüren. — Längste eiserne Eisenbahnbrücken in Eurepa. — Eisenbahnunfall bei Mönchen⸗ stein in der Schweiz.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
In einer Streitsache, in welcher der Kläger vom Rechtsanwalt X. vertreten war, war durch Landgerichtsbeschluß der Werth des Streitgegenst andes auf 25 000 AM festgesetzt worden. Rechts⸗ anwalt X. legte dagegen Beschwerde ein mit dem Antrage, den Werth auf 109 500 „ zu bestimmen. Diese Beschwerde wurde als unbegründet zurückgewiesen und der Rechtsanwalt XT. persönlich in die Kosten dieses Rechtsmittels verurtheilt. Die von hiergegen erhobene Beschwerde wurde vom Reichsgericht, V. Civilsenats, durch Beschluiß vom 6. Mail 1891, zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Das Reichsgericht hat in gleichmäßiger Rechtsprechung an dem Grundsatz festgehalten, daß die im 5. 16 Abs. 2 des Gerichekostengesetzes vorgesehene Beschwerde (gegen den Gerichts— beschluß über den Werth des Streitgegenstandes) von der Partei nur dazr benutzt werden könne, um eine Abminderung des festgesetzten Werthes zu erzielen, und daß ein Antrag auf Erhöhung, als ihren Interessen zuwiderlaufend, unzulässig sei. Daß dem Rechts⸗ anwalt X. diese Praxis nicht bekannt gewesen sein sollte, ist nicht anzunehmen. Hätte er dagegen ankämpfen wollen, so gebot es die Lage der Sache, dies in seiner Beschwerdeschrift ausdrücklich hervorzuheben. Dem Beschwerdegericht ist daher darin beizutreten, daß der Rechtsanwalt E. bei Einlegung der Beschwerde nicht für seine Partei gehandelt. sondern, von seinem dem Anwalt durch 5§. 12 der Rechtsanw. Geb. Ordn. beigelegten Rechte Gebrauch machend, im eigenen Namen den Gerichtsbeschluß angefochten hat. Daraus folgt, daß auch er persönlich die Kosten des ohne Erfolg gebliebenen Rechts⸗ mittels zu tragen hat.“
— Die Herstellung eines Saftes unter dem Namen und dem Aeußern eines bestimmten Fruchtsaftes in der Weise, daß er von diesem natürlichen Fruchtsafte nichts oder so gut wie nichts ent⸗ hält, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 8. April 1891, als Genußmittel: Nachahmung aus §. 10 3. 1 des Nahrungsmitt elgesetzes zu bestrafen.
Kunsft und Wissenschaft.
— In der ordentlichen Sitzung des Vereins für Volks kunde, welche am Freitag, 26. Juni, Abends 74 Uhr, in der Aula des Königlichen Wilhelms ⸗Gymnasiums W., Bellevuestraße 16, statt .˖ findet, werden vortragen: Hr. Professor Dr. J. Kohler: „Ueber Sitten und Glauben der indischen Staͤmme“ und Hr. Professor Dr. K. Frey; Weber staufische Burgen in Süditalien“. Hr. Stadtrgth Einst Friedel wird an der Hand von Vorlagen aus dem Märkischen Provinzial Museum sprechen über: a. Bilder aus dem Volksleben in der Gegend von Kottbus; b. Der Glückstopf, Glückshafen.
— Nach einer Meldung des W. T. B.“ ist heute in Göttingen der Wirkliche Geheime Rath, Professor Or. Wil helm Eduard Weber, bekannt als hervorragender Physiker, im Alter von 87 Jahren gestorben. Der Dahingeschiedene hat seit 1831 al ordentlicher Professor für Physik in Göttingen gewirkt und dort in gemeinsamer Arbeit mit seinem Freunde Karl Friedrich Gauß den ersten elektromagnetischen Telegraphen hergestellt. Für seine Ver⸗ dienste um die Wissenschaft war er durch Verleihung des Ordens pour le mérite ausgezeichnet worden.
— Der 19. Deutsche Aerztetag setzte gestern in Weimar seine Verhandlungen fort. Zunächst referirte Aub⸗München über den Entwurf eines bürgerlichen Gesetz buchg. In seinen Thesen bezeichnete er als dem Wesen der ärztlichen Berufẽethätigkeit nicht entsprechend, daß dieselbe den Bestimmungen über den Dienst, und Werkvertrag unterstellt werde; die rechtlichen Verhältnisse der Aerzte sollten vielmehr in einer Aerzte⸗ Ordnung besonders geregelt werden. Es wäre zu wünschen, daß zur zweiten Lesung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs ein Vertreter des Deutschen Aerzte Vereins hinzugezogen werde, auch die Landesregierungen ihre Sachverständigen ⸗ Kollegien hörten und das Gutachtenmaterial der Reichsregierung mittheilten. Diese Resolutionen wurden angenommen. Dann wurde über Abänderung des Ge⸗ setzes über die Krankenversicherung der Arbeiter“ ver—
handelt. Die von Dr. Bunck-Krefeld gemachten Vorschläge gehen auf Befürwortung verschiedener Abänderungevorschläge:
J. Der Aerzietag beschließt eine Eingabe an den Reichstag mit folgenden Abänderungsvorschlagen: 1) Die in 5. 4 Absatz 2 und §z 26a Nr. 5h beschlofsene Bestimmung, daß der freiwillige Beitritt nur solchen gestattet ist, deren steuerpflichtiges Einkommen nicht über 2000 S beträgt, muß auf § 19 Absatz 3 und §. 63 Absatz 2 aus⸗ gedehnt werden. 2) In 5§. 20 Nr.? soll den Wöchnerinnen nicht nur das Krankengeld, sondern auch freie ärztliche Behandlung und Arznei gewährt werden. 3) In 5§. 6 Absatz 1 soll es heißen: „Freie ärztliche Behandlung durch einen approbirten Arzt“, und Absatz 4 „‚Bescheinigung eines approbirten Arztes‘. ;
II. Die freie Wahl des Arztes bei den Krankenkassen entspricht sowohl den Interessen der Kassenmitglieder als auch den berechtigten Forderungen der Aerzte. Da sich dieselbe aber aus verschiedenen praktischen Gründen nicht vollständig überall durchführen läßt, so müssen wenigstens, wo dies möglich ist, den Kassenmitgliedern ver— schiedene Aerzte zur Wahl frei gestellt werden. Ueber die Art der Ausführung fowie auch über andere Verhältnisse sollte eine Verstän⸗ digung der Kassenvorsltände mit den Aerzten, resp. deren Vertretung in gemeinsamer Berathung stattfinden. Am Zweckmäßigsten ist eine Ver⸗ tretung der Aerzte im Vorstand selbst. -
III. Der Aerztetag verlangt eine Vertretung des ärztlichen Standes im Reichsversicherungsamt und in den Versicherungs⸗ anstalten für Alters und Invaliditätsversicherung.
Diese Sätze wurden mit unwesentlichen Aenderungen angenommen.
Die Wahl in den Geschäftsausschuß ergab folgendes Resultat: Dr. Graf ⸗Elberfeldj, Dr Wallichs Altona, Dr. Aub-München, Dr Krabler⸗Greifswald, Dr. Pfeiffer⸗Weimar, Dr. Brauser ⸗Regens⸗ burg, Dr. Sigel⸗Stuttgart, Pr. Becher⸗Berlin und Dr. Cnyrim⸗ Frankfurt a. M.
— Aus Vetulonia in Etrurien wird der ‚Voss. 3 die Auffindung eines prachtvollen und kostbaren Königsgrabes ge— meldet; darin fand man mehrere goldene Haleketten und:Bänder von ausgezeichneter Arbeit, die ins sechste Jahrhundert zurückgeht, und andere Dinge
— Der Todtentanz in der St. Michaelskapelle auf dem alten Friedhof zu Freiburg im Breisgau. 14 Ab⸗ bildungen mit erläuterndem Text von A. Poinsign en., Heraus gegeben vom Breisgau⸗Verein „Schau -ing⸗Land“. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagshandlung. 1891. (Querformat.) — In der Vorhalle der Michcelskapelle auf dem alten, jetzt für Be⸗ gräbnisse gefchlossenen Friedhofe zu Freiburß im Breisgau befindet sich ein dem Jahre 1757 entstammender Todtentanz, somit ein rechter Spätling auf diesem Gebiete der Freskomalerei. Wir sehen hier den Knochenmann fast durchweg in dienender Stellung, hülfreiche Hand leistend, als Warner und Begleiter; von der derben Schalkheit des Mittelalters ist fast nichts mehr übrig geblieben. Als Schöpfer dieses Bildwerks ist ein äußerst talentvoller Künstler, der Bildhauer und Architekt Wenzinger, anzusehen, welcher 1716 geboren und am 1. Juli 1797 gestorben ist. Diese Angaben hat der Stadtarchirar in Freiburg (Poinsignon), gestützt auf urkund⸗ liche Akten, in der Einladung zu dem obengenannten, in der Kunst= druckerei vos C. Wallan in Mainz hergestellten Werke ansprechend und gründlich dargelegt. Die einzelnen, ebenso scharf mie genau wiedergegebenen Bilder entwickeln ungefähr nachstehende Gedankenfolge: Die Blätter 1 bis 7 umfassen die menschlichen Lebensalter, schließen aber mit dem Mannesalter und Ehestand ab. Dann folgen die gesell schaftlichen Unterschiede und Stände des Menschen, der reiche und vor⸗ nehme Adlige, der arme und geringe Bettler, der wohlhabende Bürger, der Geistliche und endlich als breiteste Grundlage aller menschlichen Gesell⸗ schaft der Bauer, von dem die Anderen leben. Der Verfasser macht ausdrücklich geltend (Seite 6), daß bei allen diesen Bildern von irgend einer Andeutung des Tanzes auch keine Spur vorhanden sei, viel⸗ mehr tritt der Tod in prosaischer Weise lediglich als Begleiter des Menschen auf, aber immer in einer dem Sterbenden verwandten Beziehung: beim Kind als Kinderfrau, beim Schüler als Lehrer u. f. w. ‚Todten tanz“ ist somit nicht eigentlich die zutreffende Be⸗ nennung für unseren Bilder ⸗Cyelus, aber die stereotype Bezeich⸗ nung für derartige Kunstschöpfungen ist immerhin die allgemein ver⸗ ständlichste geblieben. Autz diesen Grunde hat der einsichtsvolle Herausgeber auch den Namen für die Freiburger Abbildung beibehalten.
— Ein neuer Planet ist, wie die „Köln. 3. erfährt, auf der Sternwarte zu Nizja von Hrn. Charlois entdeckt worden. Sein Ort am Himmel war am 11. Juni 14 Uhr 0,3 Minuten mittlerer Zeit von Nizza in 260 435 16“ Rectaseension und 23 6 19. 54“ südlicher Deklination. Der Planet ist außerordentlich lichtschwach, 13. Größe, kann also nur in den mächtigsten Ferngläsern gesehen werden. Mit ihm steigt die Zahl der kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter auf 311. U
— Aus Konstanz wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Nachdem der zur Gesammtversteigerung ins Auge genommene Termin verstrichen ist, gelangt die berühmte Vincent'sche Sammlung in Konstanz nunmehr am 10. September d. J. in ihrer ganzen Vollständigkeit durch Hrn. J. M. Heberle (O. Lempertz Söhne) in Köln a,. Rh. zur öffentlichen Versteigerung. Die Sammlung ist im Kapitelsaale des Kongregationsgebäudes in Konstanz ausgestellt und kann auf vor— herige Anmeldung bei den Hrrn. C. u. P. N. Vincent in Konstanz oder dem Obengenannten jederzeit besichtigt werden.
— Wie der Wien. 3. berichtet wird, wurde vor Kurzem im
Kreise Alex androwsk beim Dorfe Bogodar durch den Professor Ewarnizki ein Kurgan (Hügel) entdeckt, den er in seinem Beisein aufgraben ließ. Man fand das Grab einer Frau aus der Bronze- zeit (etwa 2000 Jahre her). In dem Grabe lag ein vorzüglich erhaltenes weibliches Skelett, umgeben von zahlreichen hochinteressanten archäͤologischen Gegenständen. Unter diesen befand sich verschiedenes Geräth mit Speiseresten, ein Krug mit krystallisirtem Reste irgend eines Getränks, eine Masse von Bernstein⸗, Serdolik⸗ und anderem steinernen Schmuck; ferner ein Ohrring aus Bronze mit einem Stein, zwei Spangen aus Bronze, ein Flacon aus Gold von sehr schöner jour-Arbeit, lederne, ausgenähte Fußbekleidung und zahlreiche andere charakteristlsche Sachen. . Mit der Wiederherstellung der durch die Pulverexplosion zer störten Glas gemälde im Vatikan, insbesondere der herrlichen, feinerzeit durch König Max II. von Bayern geschenkten Fenster mit den Kolossalbildern der Heiligen Petrus und Paulus, welche jedem Be⸗ fucher Roms in Erinnerung sind, wurde, wie die M. „Allg. tg,“ meldet, die Königliche Hof⸗Glasmalerei von F. T. Settler in München vom Papst betraut; die Fenster sind in der berühmten Anstalt bereits in Arbeit genommen. Die Kartons zu den 35 m hohen Figuren stellte Heinrich Ainmiller her, derselbe Künstler, welcher sie einstens nach Schraudolph's Entwürfen zeichnete.
— (F) Das altnordische Museum in Kopenhagen hat, wie man uns von dort unter dem 20. d. schreibt, die Mittheilung er“ halten, daß in der Nähe von Aars in Jütland schon wieder ein interessanter Alterthum s fund gemacht worden ist. In dem so⸗ genannten Schweinemoor' bei Giver sind nämlich zwei schöne und gut erhaltene Bronzehänge gefäße gefunden worden, die oben einen Durchmeffer von 9 Zoll haben. Die Gefäße standen 4 Fuß unter der Oberfläche des Moorefund und sind mit großer Sorgfalt aufgenommen worden.
Verkehr õ⸗Anftalten.
Wie alljährlich, so werden auch in diesem Sommer bei Beginn der Schul und Gerichtsferien Son derzüge zu ermäßigten Preisen von Berlin nach München, Kufstein, Salzburg, Reichenhall, Lindau, nach Frankfurt a. M., dem Rhein, Schwarzwald, den Reichs landen und der Schweiz, nach Stuttgart und Friedrichshafen zur . gelangen.
Die Beförderung findet an folgenden Tagen statt: a. nach München, Kufstein, Salzburg, Reichenhall und Lindau am 3. Juli, 14. Juli und 1. August, b. nach Frankfurt a. M. und Basel am 3. Juli, 4. Juli, 14. Juli und 8. August, e. nach Stuttgart und Friedrichfhafen am 24. Juli d. J.
Die Züge nach München gehen jedesmal um 5 Uhr 40 Min. Nachmittads, die Züge nach Frankfurt a M, Basel am 4. Juli und 8. August um 5 Ühr 20 Min. Nachmittags, und der Zug nach Stuttgart um 6 Uhr Nachmittags vom Bahnhofe am Astkanischen Platz ab. Die Züge nach Frankfurt a. M. —Basel am 3. und j4. Juli werden vom Potsdamer Bahnhofe um 5 Uhr 27 Min. Nachmittags abgelassen. .
Die betheiligten GIenbahnverwaltungen geben über diese Züge alles Nähere enthaltende Uebersichten aus, welche vom 24. d. M. ab bei den Fahrkartenausgabestellen auf dem Anhalt ⸗ Dresdner, dem Pots damer Bahnbofe, den Stadtbahnhöfen Alexanderplatz, Friedrichstraße, Zoologischer Garten, sowie bei der Auskunftsstelle der Preußischen Staatsbahnen auf Bahnhof Alexanderplatz unentgeltlich zu haben sind bezw. von doct gegen Cinsendung des Portos bezogen werden können.
Bremen, 23. Juni. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer ‚Köln' ist gestern in Antwerpen angekommen, der Dampfer Hohenzollern“ heute von Adelaide abgegangen, und der Dampfer Weimar“ gestern und der Schnelldampfer Eider“ heute Morgen in Bremerhaven eingetroffen.
— 24. Juni. (W. T B) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Eider“, von New ⸗Jork kommend, ist am 22. Juni Nachts auf der Weser angekommen. Der Reichspostdampfer Hohenzollern“ hat am 22. Juni Vorm. die Reise von Adelaide nach Colombo fortgesetzt. ;
Hamburg, 24. Juni. (W. T. B. Hamburg-⸗Amerikanische Packetfahrt ⸗ Aktien Gesellschaft. Der Postdampfer . Wie⸗ land“ hat, von New⸗Jork kommend, heute Abend Seilly passirt. — Der Postdampfer ‚Russia!“ ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New⸗Nork eingetroffen. .
— 23 Junt. (W. T. B.) Die ‚Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt ⸗Aktiengesellschaft“ hat ihre europäischen Agenten angewiesen, an Personen, welche laut Einwanderungsgesetz in Amerika nicht zugelassen werden, keine Billets zu verkaufen. Die Agenten haben für diejenigen Personen, denen die amerikanischen Be⸗ hörden den Zutritt verweigern, Retourbillets zu bezahlen.
London, 23. Juni. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ ist heute auf der Heimreise in London angekommen.
Der Union⸗Dampfer ‚Nubian“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Frl. Ida Bauer von den vereinigten Theatern in Graz setzte gestern Abend ihr Gastspiel, als Luise in Schiller's „Kabale und Liebe“ fort. Die junge Künstlerin schien sich unter dem Druck einer leichten Indisposition zu befinden, welche ihre Stimme etwas verschleiert erklingen ließ; jedenfalls fand sie gestern nicht die weichen Töne empfindsamer Zärtlichkeit, welche die Dar⸗ stellerin dieses schwärmerischen Bürgermädchens besitzen muß. Ueber der ganzen Gestalt, wie sie von Frl. Bauer verkörpert wurde, lag ein Zug von Trockenheit und Lehrhaftigkeit, welcher nur für Augen blicks wich; nur vereinzelt brach sich ein natürliches warmes Gefühl Bahn, wie in der Scene mit Lady Milford und in der Sterbescene. Eine angenehme Ueberraschung bot Hr. Stockhausßen, der sich in die Rolle des Ferdinand in anerkennenswerther Weise hineingespielt hat. Die tüchtige Leistung des Hrn. Nollet als Präsident ist schon zfter gewürdigt und ebenso die vorzügliche Verkörperung des auf— brausenden alten Musikers und zärtlichen Vaters, des Stadtmusikus Miller, durch Hrn. Kraußneck. Den geschmeidigen, katzenbuckelnden Sekretär Wurm kann wohl kaum Jeman3z mit mehr teuflischer Spitz findigkelt und selbstaefälligem Humor ausstatten, als es Hr. Mitter⸗ wurzer vermag. Die Darstellung fand reichen Beifall Seitens des gut besuchten Hauses.
Die Prima Ballerina der Wiener K. u. K. Hofoper Luigia Cerale wird im Verein mit Otto Thieme nur noch an vier Abenden im Lessing⸗Theater auftreten. Auch in der morgigen Aufführung der „Guvalleria rusticana“ singt Antonie Schläger die Santuzza.
Mit der Neueinstudirung der Operette „Der Vogelhändler“, die am Freitag wieder in Seene geht, begegnet die Direktion des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters Wünschen, die ihr aus dem Publikum zugegangen sind.
Im Kroll'schen Theater wird morgen Flotow's beifällig aufgenommene Oper „Indra“ wiederholt. Das Gastspiel Marcella Sembrich's naht sich, wie bereits mitgetheilt, seinem Schlusse, ebenso das von Lola Beeth, welche am Sonnabend als vorletzte Partie die Susanne in „Figaro's Hochzeit“ singt, während Fr. Sembrich am Freitag die Margarethe“ wiederholt. .
Die Münchener“, deren Gastspiel im Adolph Ernst-⸗Theater seinem Ende zuneigt, bringen morgen die letzte Aufführung von Anzengruber's Volksschauspiel Der ledige Hof-, während die letzten Tage ausschließlich dem erheiternden „Protzenbauer von Tegernsee“ vorbehalten sind.
Preuszische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der gestern fortgesetzten nn der 4 Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung;
2 Gewinne von 15 000 M auf Nr. 22 989. 160 735.
4 Gewinne von 16000 M6 auf Nr. 2883. 17291. 154 563. 167 400.
4 Gewinne von 5000 SC auf Nr. 91 628. 112907. 130 175. 187 129.
27 Gewinne von 3000 S auf Nr. 1656. 10176. 10 565. 10 622. 15 975. 20 436. 43 540. 56 992. 88 645. 104 827. 107 415. 120 842. 124471. 133 059. 134 311. 141 569. 153 058. 163 679. 167 778. 170 981. 171 548. NS O62. 179 091. 179 613. 180 552. 184 349. 189 123.
42 Gewinne von 1500 M auf Nr. 895. 5398. 6688. 7461. 15661. 17993. 19413. 24 866. 28 5623. 33 670. 34249. 34 561. 35 214. 45 070. 46374. 48 586. 57 334. 67 500 70 855. 78 334. 87 403. S7 757. 92251. 103 402. 103 672. 103 995. 112 806. 115 905. 121 377. 133 342. 140 148. 145 531. 152 420. 153 767. 155 624. 166713. 170 145. 172 761. 173 662. 178 693. 183 189. 185 451.
45 Gewinne zu 500 M6 Ne. 5194. 8337. 9986. 12888. 12 906. 13010. 14767. 18280. 19641. 20014. 25014. 29 008. 36 737. 37 904. 40 359. 50 536. 53 762. H3 870. 55 076. 57 039. 59 103. 61 494. 62 725. 62 7453. 64010. S5 350. 85 496. 90 828. 98 576. 103 366. 1065 882. 11 7025. 119261. 125892. 127204. 135 318. 137 172. 138011. 138 3 143 227. 143 360. 159 7181. 161 540. 176053. 178 568.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 184. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittags ⸗ giehung:
1 Gewinn von 30 000 ½υ auf Nr. S7 494.
1 Gewinn von 10 000 M auf Nr. 149 673.
4 Gewinne von 5000 S auf Nr. 52 907. 64 854. 139 899. 153 241.
34 Gewinne von 3000 S6 auf Nr. 14925. 17898. 19 607. 31 944. 34403. 37 338. 48126. 58 145. 60104. 61 048. 63 935. 64 335. 64577. 71 259. 72 455. 74 072.
87 789). 99 341. 100268. 102041. 111 951. 119308.
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