1891 / 147 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Jun 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Wien, 25. Juni. Montag, 29. d. M., findet nach der Wien. 3.“ eine Gedenkfeier des vor 25 Jahren bei Gitschin ftatigefundenen Treffens statt. Zugleich wird an diefem Tage die in der Stadtkirche bei St. Jakob zum Andenken an die bei der Okku⸗ pation von Boßnien und der Herzegowina gefallenen Angehörigen

Marcus dem hohen Paare überreicht worden ist und daß das letztere seiner ö und Dankbarkeit über das Geschent (eine vracht⸗ vnd kunstvolle Porzellan Vase aus der Mehlem'schen Favence⸗Fabrik), das wegen seiner Herstellung in Bonn ihm besonders werthvoll sei, Aus⸗ druck gegeben habe. Die Abordnung war von dem hohen Paare zur

Gent, 22. Juni. Die eiserne Drehbrücke über die D bei Waesm unster ist nach einer Meldung der „Köln. 5. . gestür zt. Menschenleben sind nicht zu beklagen.

Erste Beilage

Tafel gezogen worden. des

Barmen, 22. Juni. Die vereinigten Brieftanbengesell⸗ schaf ten von Barmen, Remsch eid u. s. w. hatten gestern ein Wert⸗ fliegen ihrer Tauben von Spandau aus veranstaltet. Die Tauben wurden 5 Uhr 35 Min. in Spandau bei klarem Himmel und Ostwind auf⸗ gelassen. Im Verein Courier · Barmen traf bereits um 9 Uhr 565 Minuten 458 Sekunden die erste Taue ein. Um 10 Uhr 20 Minuten waren die dreißig Vereintpreise besetzt. In der Oberbarmer Brieftauben gesellschaft traf die erste Taube um 10 Uhr 15 Se⸗ kunden ein. Um 10 Uhr 24 Minuten waren“ sämmtlsche zehn Vereinepreise besetzt. Im leitenden Verein Remscheid wurde die erste Taube um 10 Ubr 2 Minuten gemeldet. Bereits um 11 Uhr 40 Minuten traf die Drahtnachricht ein, daß der Konkurs ,. sei. Die 83 Konkurspreise waren, wie die Barmer

eitung,- berichtet, innerbalb 1 Stunde 50 Minuten vergeben. Bei einer Entfernung von 4535 km ist dies als ein ausgezeichnetes Er⸗ gebniß anzusehen. Die erste Taube (Gesellschaft Courier⸗Barmen) hat die gewaltige Entfernung in 4 Stunden 40 Minuten zurückgelegt, also in jeder Minute rund 1554 m durchflogen. Es ist dies die höchste bisher festgestellte Leistung einer Brief aube.

München, 23. Juni. Die gegenwärtig auf dem Exerzierplatz von Qberwiese nfeld stattfindenden Uebungen der Königlich baverischen Mil itär-Luftschiffer⸗Abtheilung haben, wie die Münch. Alg, 3. berichtet, in der ersten Hälfte des Juni begonnen und werden bis Mitte Juli fortgesetzt werden. Täglich werden Auf⸗

fahrten im Fesselballon vorgenommen, um die Offiziere der höheren

Stäbe, sowie die Schüler der Kriegsakademie und der Artillerie. und Ingenieurschule im Erkunden gus dem Ballon auszubilden. Zu diesem Zwecke haben die Betreffenden an verschiedenen Tagen je eine Stunde oben im Ballon zu bleiben, um sich einerseits an die eigenartigen Bewegungen des Korbes zu gewöhnen, andererseits sich im Kartenlesen und im Gebrauche der Ferngläser während der Schwankungen des Korbes zu üben. Dazwischen finden dann auch an einzelnen Tagen freie Fahrten statt. Die Luftfchiffer⸗Abtheilung wird sich im Juli und August auch auf dem Lechfelde üben, und zwar gelegentlich der Schießübungen der Artillerie. Das In— teresse, welches Seitens der höheren Truppen führer diesem Dienst— zweige entgegengebracht wird, ist ein sehr bedeutendes; deshalb haben vor wenigen Tagen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Leopold und Arnulf an diesen Auffahrten theilgenommen, um genauen Einblick in das Wesen und die Ärt der Durchführung dieser Erkundung zu gewinnen. Seine Königliche Hoheit der Pinrinz Leopold betheilizte sich am 20. d. M. an einer freien Fahrt; in dem Korbe befanden sich der Hauptmann à la suite des Generalstabes Brug als Führer und Lieutenant Freiherr von Weinbach. Der Aufstieg geschah vom lebungeplatz der Luftschiff er Lehr⸗Abtheilung auf Oberwiefsenf eld gus früh st Uhr; die herrschende Windrichtung veranlaßte den Ballon, seinen Kurs über Nymphenburg, Aubing in der Rich— tung gegen Bruck bei Fürstenfeld zu nehmen, wobei in Folge der geringen Tragkraft des derzeitigen Münchener Leuchtgases nur 14100 m über dem Meere als größte Höhe erreicht wurden Die Landung erfolgte gegen 10 Uhr, 5 km ostlich von Bruck, auf einer Wiese, wozu erwähnt werden darf, daß der Landungf platz von der Höhe aus gewählt und sicher erreicht wurde Der Anker faßte sofort und hielt fest trotz einer frischen Brise, welche den Ballon aus seiner anfänglichen Kaptivlage mehrmals sanft gegen die Erde herabdruͤckte, bis die größere Menge des Gases dem Ventil entftrömt war. Die mittlere Geschwindigkeit während der Fahrt betrug 6e m für die Se—⸗ kunde. Die Fahrt vom 20. ist die erste Reise im freien Ballen, welche ein Prinz aus einem europäischen Fürstenhause unternommen hat. Der Ballon der Militär. Luftschiffer⸗Abtheilung, mit welchem heute Vormittag 109 Uhr Seine Königliche Hoheit der Prinz Arnulf, Commandeur der 1. Division, in Begleitung des Generalstabs⸗Haupt⸗ manns Brug und des Premier ⸗Lieutenants Kollmann eine freie Fahrt unternahm, ist um 115 Uhr Vormittags bei Feldgeding an der Amper, 5 km südwestlich von Dachau, gelandet.

Regiments Freiherr von Bouvard Nr. 74 aufgestellte Gedenktafel feierlich eingeweiht werden. Darauf erfolgt die Einweibung des neuen St. Petrug⸗ und Paulus Militär⸗ Friedhofs bei Kbelnitz an der Gitschin⸗Turnauer Straße, wohin die sterblichen NUeberreste zahlreicher österreichischer, sächsischer und preußischer Offiziere und Soldaten übertragen worden sind, die am 29. Juni 1866 bei Gitschin auf dem Felde der Ehre geblieben waren. Die kirchlichen Funktionen wird Bomdechant und General picar der Diözese Königgrätz Eduard Draschinger vornehmen. Als Vertreter des K. u. K. Reichs Kriegs, Ministeriums wird der Corpzz— Kommandant und kommandirende General in Josephstadt, Feld⸗ marschall Lieutenant Prinz Croy der Gedenkfeier beiwohnen.

Wien, 23. Juni. Ueber einen tragischen Fall, welcher einem sebr beliebten, erst 42jährigen Arzt das Leben kostete, wird dem Wiener „Fre- Bl.“ aus Waldzell in Ober ⸗Oesterreich gemeldet: Der hiesige Arzt Dr. Ferdinand Kröll wurde dieser Tage zu einem erkrankten Kinde geholt. Der Arzt stellte fest, daß das Kind an Diphtheritis erkrankt sei und nahm es in Behandlung. Dabei gefchah es nun, daß der Arzt von dem Kinde in den Finger gebissen wurde. Kurze Zeit darnach befiel den Arzt Unwohlsein und er mußte sich zu Bette begeben. Gleich nach der Erkrankung traten bet ihm Erschei— nungen ein, welche das Auftreten einer Blutvergiftung zur Schau trugen. Obschon dem Arzt alle mögliche Hülfe zu Theil wurde, fand er doch bald seinen Tod. Es erscheint zweifellos, daß der Biß des en Diphthexitis erkrankten Kindes die tödtlich verlaufene Blut“ vergiftung zur Folge hatte.

Meran, Vom Ser im Mart ellthal wird dem Hann. C.“ geschrieben: Der Statthalter von Tirol Graf Merveldt ist hier eingetroffen und hat sich in Begleitung des Hauptmanns Grafen Wolkenstein ins Martellthal, begeben, um die Lage des dortigen Gletschersees selbst zu besichtigen Die Meldungen einiger Blätter, daß der Ausbruch guch für Meran gefährlich werden könnte, beruht auf voller Verkennung der geographischen Verhältaisse. Martell ist ein Seitenthal vom Vintschgau, fein Gewässer, der Plimabach, mündet fast 30 Em oberhalh Merans in die Etsch. Das Thal selbst hat eine Länge von sieben Stunden und endet in seinem obersten Theil an dem Zufallferner. hinter welchem der GCitfee liegt. Am Eingang des Thals steht das Dorf Morter mit den Trümmern des gewaltigen Schlosses Ober- und Untermontan fin dem letzteren ist die Berliner Handschrift des Nibelungen⸗ liedes gefunden worden). Die Felder und Wiesen dieses Dorfes sind stark gefährdet Gin Theil des Kirchdorfes des Thals sowie das Bad Salt sind, am Berge liegend, außer Gefahr. Die Ortschaft Gant aber wird zum größten Theil unter gehen. Bei Morter im Etschthale wurde die ganze Heuernte ver nichtet. Donnerstag Abend erfolgte ein zweiter Ausbruch des Wassers, ohne aber Schaden anzurichten. Der erste Ausbruch begann Mittwoch um 12 Uhr Mittagtz und dauerte bis 5 Uhr Abends. Das Gletscher— thor ist 15 m hoch. Ungeheuere Eisblöcke wurden unter Donner

. ——

gekrach fortgeschleudert.

London, 23. Juni. Die Königin hat der A. C. zufolge am Fuße der kürzlich im Südflügel der Georgskapelle des Schlosses. Wind sor aufgestellten Marmorbildsäule des entschlafenen Kaisers Friedrich zwei Wapyenschilde mit dem preußtschen und deutschen Wappen niederlegen lassen.

St. Petersburg, 25. Juni. In einer besonderen Abtheilung der hiesigen Militär Pulverfabrik fand, wie W. T. B. meldet, eine Aether ⸗Explo ion statt, wobei ein Feuerwerker und fünf Arbeiter mehr oder weniger erhebliche Brandwunden erhielten. Einer der Arbeiter ist tödtlich verletzt. Das Gebäude ist beschädigt. Die

Ursache der Explosion war das zufällige Jerschlagen eines Glashallons

mit 2 Pud Aether.

Wetterbericht vom 25. Juni, Morgens 8 Uhr.

sp

red. in Millim

hat Ferien.

sius

Stationen. Wind. Wetter.

Temperatur * in 0 Gel

Bar. auf 0O Gr. I. d. Meeres

Anfang 7 Uh

bedeckt

2 D 21

Mullaghmore Aberdeen. woltig Christiansund wolkenlos Kopenhagen. 3 heiter Stockholm. wolkenlos

Theater⸗Anzeigen. 3 Nönigliche Schauspiele. Die Königliche Oper

Freitag ; Schauspielbaus. 168. Vorstellung. Die Kronprätendenten. Historischez Schauspiel in ᷣAuf⸗ zügen von H. Ibsen, deutsch von Adolf Strodtmann. Freitag:

z

Sonnabend: Schauspiel aus. Der nene Herr. Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 ÄUhr.

Sohn. Das Modell. Sonntag: Schluß der Saison.

Neu einstudirt:

169. Vorstellung. von Zeller. Schauspiel in? Vorgängen von

ö stellung 74 Uhr.

New Vork, 25. Juni. Ein furchtbarer Sturm hat dem R. B.‘ zufolge im Nordwesten von Jowa gewüthet und die größten Verheerungen, namentlich am Ufer des Cherockee⸗Flusses, an⸗ gerichtet. Die Brücke der Illinois Centralbahn über den Fluß ist zerstört, 75 Häuser sind eingestürzt und zahlreiche Personen er—⸗ trunken; andere Brücken haben vielfache Beschädigungen er litten; in Correctionsoille sind vier Menschen* ertrunken. Laut Nachrichten aus Sioux ⸗City ist dieser Theil des Staats sast gänzlich verwüstet und das Flußthal des Floyd in einc Aus—= debnung von 36 Meilen überschwemmt. Im Norden von Sioux⸗ City überfluthet eine große Wassermasse das Thal in der Richtung auf die Stadt hin und bedeckt weite Strecken bebauten Landes. Vlele Familien flüchten auf höher gelegene Theile des Terrains. Der , sich auf Minnesota, Nebraska und Süd. Dakota zu weiter usgedehnt.

New⸗ York, 24. Juni. In Coal-City im Staate Georgia persuchten, nach telegraphischer Meldung der . N. Pr. . ö Verbrecher aus dem Gefängniß ausjubrechen. Bei der Ver⸗ folgung kam es zu einem verzweifelten Kampfe, in welchem ein Auf⸗ seher, wei Wächter und drei der Flüchtlinge getödtet wurden.

Sen Franeisco, 24. Juni. Die gestern hier eingetroffene jabanische Post überbringt, nach der . Voss. 3, die m n . dem Untergang des Küstendempfers 7Jap?. Daß Unglück fand am 4. Juni statt. Von der Mannschaft und den Reisenden sind fünfzig Personen ertrunken.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 25. Juni. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause erklärte der Finanz⸗Minister Dr. Steinbach in Beantwor⸗ tung einer Interpellation des Abgeordneten Hallwich, er erkenne die Nothwendigkeit einer Revision der Zoll⸗ un d Staatsmonopol-Ordnung an; die in diesem Jahre stattfindenden großen. Vertrags verhand⸗ lungen verhinderten jedoch die Beschleunigung der be⸗ treffenden Arbeiten; nach Beendigung der Vertragsverhand⸗ . werde die Regierung die Revision sofort in Angriff nehmen.

Pest, 25. Juni. (W. T. B) Im Unterhause wurde heute die Vorlage, betreffend die Verstaatlichung der ungarischen Linien der österreichisch-ungarischen Staatsbahn, sowie auch die Vorlage, betreffend die Äuf— lösung des Lloysvertrags und den neuen Vertrag mit der ung arischen Da mpfschiffahrts-Gesellschaft „Adria“, auch in dritter Lesung angenommen.

Bern, 75. Juni. (W. T. B) Der Nationalrath hat dem Beschluß des Ständeraths zugestimmt, wonach das ganze Centralbghn⸗-Unternehmen angekauft und ein Gesetz über den Rückkauf und die Organisation der Eisen— bahnen erlassen werden solle. 80 Mitglieder des National⸗ raths stimmten für, 38 gegen die Vorlage, 6 enthielten sich der Abstimmung. Der Ankauf von 50 000 Aktien wurde mit 33 gegen 29 Stimmen ahgelehnt,

Bern, 25. Juni. (W. T. B) Der Ständerath hält. on seinen früheren Beschlüssen Betreffs des Banknoten Mo nopols fest, beharrt also gegenüber dem Nationalrath darauf, daß der Reingewinn der zu gründenden Monopolbank den Kantonen zufallen solle.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)

Sonnabend und Sonntag: Der verlorene

Sonnabend: Im Theater: Der Vogelhändler.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Voranzeige. Mittwoch: Gastspiel des Wiener Ensembles vom K. K. priv. Theater i. d. Josef⸗ stadt. Zum 1. Male: Die Gigerln von Wien. Posse mit Gejang in 4 Akten von J. Wimmer.

Friedrich ⸗Wilhelmstdtisches Theater. Musik von Carl Kleiber. Der Vogelhändler. Operette in 3 Akten von West und Held. Musik

Urania, Anstalt für vollsthümliche Naturkunde.

Im prachtvollen Park: Großes Doppel-Coneert. Am Landes Ausstellungs Park (Lehrter Bahnbog. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumentalkünstlern. Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang der Vor⸗ wissenschaftlichen Theater.

Näheres die Anschlag⸗ zettel.

aparanda. etersburg. oskau ...

wolkig wolkenlos wolkenlot

Cort. Queens⸗ town... Cherbourg elder. ...

amburg ..

winemünde Neufahrwasser Memel

halb bed. Regen wolkenlos

wolkenlos

ünster. .. Karlsruhe.. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin.... Wien.... Breslau...

Ile d ilix . I. Nizza .... Triest ... 1761

bedeckt heiter heiter wolkenlos wolkig heiter heiter) wolkenlos beiter

3 bedeckt 4 wolkig still woltig

) Gestern Nachmittag Gewitter mit starkem Regen.

UNebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich ö verändert; das er

Hochdruckgebiet liegt andauernd ü

Nord⸗ Europa,

flache Depressionen lagern vorm Kanal und über Südost· Europa. Bei schwacher, vorwiegend östlicher und nordöstlicher Luftströmung herrscht in Deutfch⸗ land meist heitereg, ziemlich warmes Wetter; die Temperatur liegt bis zu 4 Grad über dem Mittel.

werthe.

Im deutschen Binnenlande fanden stellen⸗

weise Gewitter mit Regenfällen statt. In Berlin

fielen 27 mm Regen.

Deutsche Seewarte.

ZJeutsches Theater. Freitag: Die Welt, in der man sich langweilt. Anfang 71 Uhr.

Sonnabend: Die Kinder der Excellenz.

Sonntag: Der Attach G.

Montag: Der Sohn der Wildniß.

Am Dienstag findet die letzte Vorstellung vor den Ferien statt.

Berliner Theater. Freitag: Der Beilchen⸗ frefser. Anfang 73 Uhr.

Sonnabend: Der Hüttenbesitzer.

Sonntag, Nachm Vz Uhr; Minna von Barn helm. Abends 7. Uhr: König Richard III.

Dienstag: Letzte Vorstellung bor den Ferien: Der Kaufmann von Venedig.

Tessing⸗ Theater. Artistische Direltion: Angelo

Neumann. Freitag: Cavaleria rusticama. Over in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher: Der Barbier von Bagdad. Oper in 2 Aufzügen von Peter Cornelius. Anfang präzise 7 Uhr.

Sonnabend: Cavalleria rusticama. Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Vorher: Der Barbier von Bagdad. Oper in 2 Aufzügen von Pietro Cornelius.

Wallner Theater. Freitag: (Letzte Woche.) Zum 28. Male: Der verlorene Sohn. Musi⸗ kalisches Schauspiel ohne Worte in 3 Akten von Michel Carrs Sohn. Musik von A. Wormser. Der junge Pierrot? Helene Odilon als Gast. Coneert⸗Flügel von C. Bechstein. Vorher: Zum 28. Male: Das Modell. Lustspiel in 1 Akt von G. Cohnitz.

Großes Garten ⸗Concert.

. des Concerts 6; Uhr, der Vorstellung .

Im Park: Großes Park⸗Fest. Rendezvous der y . Welt. 3 Musik⸗Kapellen. Große Frei⸗ otterie.

Rroll's Theater. Freitag: Drittletztes Gast⸗ spiel von Fr. Marcella Sembrich. Margarethe. , Fr. Sembrich; Faust: Hr. Birren⸗ oven.

Sonnabend: Vorletztes Gastspiel von Frl. Lola Beeth. Die Hochzeit des Figaro.

Sonntag: Vorletztes Gastspiel von Fr. Marcella Sembrich.

Täglich: „Großes Concert! im Sommergarten, Abends bei brillanter elektrischer Beleuchtung desselben. Anfang oz, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle Alliance Theater. Freitag: Zum 39. Male: Tricoche und Cacolet. Posse in 5 Aufzügen von Meilhae und Halsvy.

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor⸗ nehmstes und großartigstes Sommer⸗CEtablissement der Residenz): Großes Elite⸗ Concert. Auf— treten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illu⸗ mination des ganzen Garten⸗Etablissements. fn des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theater

r.

Sonnabend: Neu einstudirt. Zum 1. Male: Das elfte Gebot. Schwank in 3 Akten von A Teller.

Im prächtigen Garten: Großes Militär-⸗Doppel Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

Adolph Ernst⸗ Theater. Freitag: Ensemble Gastspiel der Münchener. (Letzte Woche) Der , von Tegernsee. Bauernposse mit esang und Tanz in Akten von Hartl⸗Mitius. Musik von H. Müller. Im 3. Akt: Schuhplattl⸗ Tanz. Anfang 71 Uhr.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Verw. Fr. Regierungs⸗Rath Hedwig Maurach, geb. Herzfeld, mit Hrn. Prem. »Lieut. Johannes Wahle (Berlin) Frl. Kathe Flaischlen mit Hrn. Predigtamts⸗ Kandidaten Johannes Heinrich (Kropstädt —alldorf bei

Berlin). Verehelicht: Hr. Lieut. Amlinger mit Frl. Hr. General⸗

He e retth ,, , Major z. D. vom Bomsdo it Hel ii ,

Geborgn; Cin Sohn: Hrn. Oberförster Sieg fried Badstübner (Könizswiese bei Schwarzwasser, W. Pr). Eine Tochter: Hrn. Forst ⸗Assessor Hirschfeld (Wollmirstädt auf Wollin) Hrn. Ernst von Frobel (Brieg. Hrn. Hauptmann von Hirsch Danzig). Hrn. Hauptmann Streit gen. Wenzel (Colmar i. E).

Gestorben: Hrn. Emile du Roveray Tochter Dorothea (Georgenthal bei Wehen, Nassau). . . a. D. Teophil Wotowsli (Brori⸗ erg).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: Verlag der Expedition (Sch oly.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 147.

Etatistik und Volkswirthschaft.

Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft.

Dem 6. Bericht über die Verwaltung der Knappschafts⸗ Berufsgenossenschaft für das Jahr 1890 entnehmen wir folgende Mittheilungen: Die Zahl der in 1892 Betrieben beschästigten Arbeiter ist auf 398 386 gestiegen, welche einen Gesammtlohn von 359 Millionen Mark verdienten, d. i. im Durchschnitt auf 1 Arbeiter für das Jahr 900 M Auf besonderen Antrag waren 204 höhere Be⸗ triebsbeamte mit einem Jahresarbeitsvvmrdienst von 1261 426 M versichert. Bei den Schiedsgerichten wurden 1416 Berufungen erledigt. Das Reichs⸗ Versicherungsamt entschied über 255 Rekurse, und zwar in 197 zu Gunsten der Berufsgenossenschaft und in 59 zu Gunsten der Verletzten. Die Verhandlungen über den Erlaß der Unfallverhütungsvorschriften schweben noch, doch wird der Vorstand diese wichtige Angelegenheit im Laufe dieses Jahres zu Ende führen und nöthigenfalls eine außer ordentliche Genossenschaftsversammlung deshalb einberufen. An Um⸗ lage waren einzuziehen 6 Millionen Mark, auf 100 M Lohn⸗ summe entfallen im Durchschnitt 1,665 M Umlage. Der Reservefonds hatte Ende 1890 die Höhe von 11793 611,20 16 erreicht. Die Verwaltungskosten einschliehlich der Kosten der Unfalluntersuchungen und der Feststellung der Entschädigungen, aller Schiedsgerichts und Unfallverhütungskosten bezifferten sich im Jahre 1899 auf den überaus geringen Betrag von . o der Gesammt⸗ umlage. Dieser Prozentsatz ist nur auf die einmalige Jahresausgabe ohne Berücksichtigung der Kapitaldeckung berechnet. Ordnungs⸗ strafen mußte der Vorstand in 25 Fällen, jum Gesammtbetrage von 24 4AM verfügen. Die Zahl aller Verletzten, für welche Unfallanzeigen erstattet wurden, betrug 28 879 oder 72.49 auf 1000 versicherte Per- sonen, die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle, d. h. derjenigen Unfälle, welche entweder den Tod oder eine Erwerbs unfähigkeit von mebr als 13 Wochen zur Folge hatten, belief sich auf 3403 oder 8,H auf 1000 versicherte Personen. Von den entschädi⸗ gungspflichtigen Unfällen verliefen 824 tödtlich; die Zahl der Hinter bliebenen der Getödteten betrug 1851.

Centralverein für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt.

s. Der Einladung zu einer besonderen Sitzung Behufs Er- örterung der Frage einer Höherlegung der Mühlendamm⸗ brücke in Berlin, welche Seitens des Vorstandes des Central vereins für Hebung der deutschen Fluß und Kanglschiffahrt für gestern Abend nach dem Reichstagsgebäude an die Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordneten ⸗Versammlung und des Aeltesten Kollegiums der Kaufmannschaft von Berlin ergangen war, hatte eine Anzahl von Vertretern der letzteren Körperschasten Folge geleistet. Nach Eröffnung der gut besuchten Versammlung wies der Voꝛsitzende, Professor Schlichting, als Referent zunächst gegenüber der projcktinäßigen Durchfahrtshöhe von 320 m für die Mühlendammbrücke, auf die jahrelangen Bemühungen des Vereines hin, wenigstens bei Neu- baaten für die Spreebrücken im Interesse der Binnenschiffahrt eine Höhenlage von 3, m durchzusetzen und bezog sich dann des Weiteren auf die vom Vorslande verfaßte, die Forderung einer Höherlegung der Mühlendammbrücke begründende Denkschrift, in welcher Alles zu sammengefaßt worden, was in Kürze über die Angelegenhelt zu sagen sei. Die Bestrehun gen des Vereines seien dahin gerichtet, nach Mäglich⸗ keit der Schiffahrt entgegentretende Hindernisse abzuwenden und als ein solches Hinderniß stelle sich das projeklirte Höhenmaß von z,20 im für die in Rede ftehende Brücke zweifellos dar. Referent betonte sodann die außerordentliche Bedeutung des Wasserstraßen verkehrs für die Entwickelung Berlins, welches zum ersten Binnen⸗ hafen des Deutschen Reichs ausgestaltet werden müsse, damit es in die Lage gesetzt werde, die schlesische und die westfälische Kohle, sowie die wesentlicheren land wirthschaftlichen Produkte auf möglichst direktem und billigem Wasserwege heranzuziehen. Im Interesse der Billigkeit müsse man den Bau größerer Schiffsgefäße mit einer Ladungsfähigkeit von 8 bis 10 000 Ctrn. anstreben und für solche bilde die Mühlen⸗ dammbrücke die einzige Vermittelung zwischen der Ober- und der Unter spree; da sich hier auch die einzige Schleuse befinde, so seien die Elb⸗ und Oderkähne ausschließlich auf diese Straße angewiesen. Nachdem er des Weiteren die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche sich bei dem Fehlen geeigneter Lösch⸗ und Lade Einrichtungen dem von manchen Seiten befürworteten Ballastverkehr entgegenstellten, wies Redner darauf hin, daß die Kosten der Höherlegung der Brücke sich gegen—⸗ wärtig bedeutend geringer stellen müßten, als wenn man nach Fertig—⸗ stellung der Brücke schließlich doch durch die Verkehrsverhältnisse ge⸗ nöthigt werden würde, eine Höherlegung vorzunehmen, und erklärte sodann, daß die Entscheidung in der Hand der städtischen Be— hörden liege, da die Regierung, wenn jene mit der Höherlegung der Brücke einverstanden seien, ihre Zustimmung gewiß nicht versagen würde. Nach einer kurzen Darlegung des Projektes der befürworteten Höherlegung vom technischen Gesichtspunkte aus schloß Referent seine mit Wärme vorgetragenen Ausführungen mit dem Appell an die be⸗ theiligten Kreise, durch Abwendung des gekennzeichneten Schiffahrts⸗ hindernisses die Möglichkeit zu sichern, daß Berlin durch den direkten Bezug der westfälischen Kohle auf dem Wasserwege in industrieller und, handelspolitischer Beziehung zu einem Binnenhafen erster Größe heranwachse. Darauf gab als Korreferent. Direktor Stöhler ein ausführliches Bild der Entwickelung des Berliner Schiffahrtsverkehrs und der Bestrebungen des Vereins, diesen Ver kehr als einen überaus bedeutsamen Faktor des wirthschaftlichen Ge—⸗ deihens der Stadt nach Kräften zu fördern und zu beben. Nach weiterer Geltendmachung der nach dieser Richtung hin in Betracht kommenden technisch⸗nautischen Gesichtspunkte betonte Redner, daß die Höherlegung der inzigen, den unabweislichen Forderungen des Schiffahrtsinteresses nicht genügenden Brücke einen Schlußstein der bezůglichen Vexreinsbestrebungen darstellen würde und beantragte schließ⸗ lich die Annahme folgender Resolution: „Der Ausschuß des Central vireins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt schließt sich der von dem Vorstande bezüglich der Höherlegung der Mühlendammbrücke den betheiligten Organen zugegangenen Denkschrift vom 31. Mai d. J. vollinhaltlich an und spricht die Hoff aung aus, daß die städtischen Behörden in Erkennung des vorliegenden Bedürfnisses die in der Denkschrift nachgesuchte Höherlegung der Mühlendammbrücke zur Aus führung bringen werden. Die lebhafte Diskussion, welche sich an die Referate knüpfte und an welcher sich auch mehrere Mitglieder der eingeladenen Stadtverordneten ⸗Versammlung betheiligten, führte zu einer wesentlichen Annäherung zwischen den Mitgliedern des Vereins und den bisherigen Gegnern des Projektes einer Höher⸗ legung der Mühlendammbruͤcke unter den Stadtverordneten, indem die verschiedenen Ansichten über die aus der Höherlegung etwa er⸗ wachsende Belastung des Landverkehrs, über die technische Durchführ⸗ barkeit des ganzen Projekts und über die Kostenfrage durch Rede und Gegenrede vielfach ausgeglichen wurden; außerdem konnte mitgetheilt werden, daß sich die Stadtverordnetenversammlung mit dieser An⸗ gelegenheit noch in ihrer am Donnerstag stattfindenden Sitzung be schäftigen werde. Den Schluß der angeregten Verhandlungen bildete n , , Annahme der von dem Korreferenten vorgeschlagenen

esolution.

Arbeiter ⸗Gewerkverein. In Breitenborn, Kreis Gelnhausen, haben sich eine Anzahl dorther stammender, bis dahin auswärts beschäftigter, Arbeiter zum

Berlin, Donnerstag, den 25. Juni

gemeinsamen Betriebe einer Glashütte vereinigt, die daselbst leerstehenden Glashütten gepachtet und seit Anfang April die Fabrikation von Flaschen aller Art begonnen. Das Unternehmen kämpft zunächst noch mit finanziellen Schwierigkeiten, weil der nöthige Absatz des Fabrikats fehlt.

Verbandstag

Der fünfte Verbandstag der deutschen Lohnfuhrunter⸗ nehmer findet in den Tagen des 25. bis 27. August d. J. in Hamburg statt; neben internen Berufsfragen werden auch Angelegen⸗ heiten weiteren Interesses, insbesondere Hebung des öffentlichen Huhr= wesens, Pflege und Förderung des Standesbewußtseins ꝛe., Organi⸗ sation der Unfallberufsgenossenschaft, Alters⸗ und Invaliditätsgesetz ꝛe. zur Berathung kommen. Das Organ des Verbandes Der Fuhr⸗ halter“, Berlin 80., enthält für Interessenten weitere Informationen.

Arbeitsbörse in München..

Um den Klagen über die Mängel des Dienstvermittelungs⸗ und Arbeitsnachweisgeschäftes in München abzuhelfen und das— selbe auf durchaus solide Basis zu stellen, sind dort mehrere Herren zusammengetreten, um einen gemeinnützigen Verein zu gründen, welcher die Etrichtung einer Arbeitsbörse in München bezweckt. Wenn man erwägt, schreibt die M. . Allg. Ztg?, daß es trotñz der vielen bestehenden Vermittelungsbureaus den Dienstgebern selten möglich ist, gute Dienstboten zu bekommen, während anderer⸗ seits die Dienstsuchenden sehr oft in acger Weise ausgebeutet werden, ohne daß ihnen ein Dienst nachgewiesen wird, so darf die Schaffung eines auf gemeinnütziger Basis beruhenden Arbeitsmarkts wohl als sehr zeitgemäß bezeichnet werden.

Wohl fahrtseinrichtungen, Die württembergische Metallwaarenfabrik in Geislingen hat, wie der St.. A. f. W.“ mitt zeilt, für ihre in Kuchen ansässigen 136 Ar— beiter, die bisher das Mittagessen durch ihre Angehörigen sich zu⸗ tragen ließen, soweit sie die Speiseanstalten in Geislingen nicht be—⸗ nützen wollten, einen Speisewagen herstellen lassen, mit welchem nun gemeinschaftlich das Mittagsmahl nach Geislingen geführt wird. Am Montag Mittag ist dieser Wagen zum ersten Male in die Metallwagrenfabrik gefahren. Der Wagen ist praktisch eingerichtet, ebenso die dazu gehörigen Eßgeschirre. Zunächst betheiligen sich 83 Arbeiter an dieser Essenszufuhr. Eine große Last ist den An gehörigen der Arbeiter durch diese Einrichtung abgenommen. Mu sterungs ⸗Ergehnisse. Bei dem diesjährigen Musterungsgeschäft im Regierungsbezirk Lassel hat sich gezeigt, daß die Listen der Militärpflichtigen des Jahrgangs 1871 erheblich geringere Gesammtzahlen gegen die Listen der Vorjahre auswiesen; in den Kreisen Marburg und Melsungen z B. beirug diese Minderzahl rund je etwa 100 Mann. Der Ausfall ist auf den Feldzug 1870/71 zurückzuführen.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer Correspondenz der „Wes.-Ztg.“ aus Hamburg, den 23. d. M., wird auf den Rückgang in der Ham⸗ burger Gewerkschgftsbhewegung hingewiesen, der sich besonders bei dem Verein der Maurerarbeitsleute Hamburgs bemerkbar gemacht hat. Während dieser Verein noch im Jahre 1890 eine Mitgliederzahl von 11490 aufweisen konnte, ist sie in diesem Jahre auf 561, von denen noch 124 Mitglieder mit ihren Vereinsbeiträgen bedeutend restiren, zusammengeschmolzen. Bis zum 11. d. M. hatten sich nur 308 Maurerarbeitäleute, die 413 S6 zusammensteuerten, an den Abgaben zum „Maifonds“ betheiligt. ,

In Heidel berg wurde am 20. d. M. der fünfte ordent⸗ liche Delegirtentag des Gewerkvereins der deut— schen Cigarren- und Tabackarbeiter vom Vorsitzenden des Generalraths, W. Lippold-⸗Magdeburg, eröffnet. Außer 20 Abgeordneten aus allen Theilen Deutschlands waren der Verbands anwalt, ein Vertreter des Centralraths und mehrere Gäste anwesend. Der General⸗Sekretär G. Donath⸗Magde⸗ burg gab in der Sitzung am Sonntag, wie wir der „M. 3.“ entnehmen, den Bericht über die Thätigkeit des Gewerkvereins seit dem letzten Delegirtentage (1886) und berührte dabei die Leistungen des Vereins bezüglich der Unterstützung bei Arbeitslosigkeit und bei Unfällen, der Gewährung freien Rechtsschutzes und der Reiseunterstützung. Die Mitgliederzahl habe sich um 200 vermehrt und der innere Ausbau des Vereins sich in befriedizender Weise vollzogen.

In Leipzig beschloß der Lpz. Ztg' zufolge eine von etwa 250 Personen besuchte Ver sammlung der Maurer am Dienstag Abend die Cinberufung einer Konferenz der sächsischen Maurer, die die beste Form des Anschlusses der sächsischen Maurer an den deutschen Maurerverband, welcher kürzlich auf dem Gothaer Maurerkongreß gegründet wurde, ausfindig machen soll. Die Ein berufung der Konferenz wurde einem Comits von drei Personen über- tragen, drei andere Personen wurden mit der Vertretung Leipzigs auf der Konferenz beauftragt. .

Hier in Berlin hielten, wie die Berliner ‚Volksztg: berichtet, die Blumenhändler und -Händlerinnen, welche ihre Wagre auf den Straßen und in öffentlichen Lokalen feilbieten, am 22. d. M. eine Versammlung ab, um einen „Verein der ambulanten Blumen händler und Händlerinnen? zu gründen. Die Satzungen des Ver⸗ eins bestimmen u A, daß nur ehrenhafte Personen die Mitgliedschaft des Vereins erwerben können, und daß sie sich eines muster⸗ haften Betragens zu befleißigen haben. Außer dem ideellen Zwecke, die Mitglieder in der Achtung des. Publikums zu heben, verfolgt. der Verein auch materielle Zwecke in Gestalt von geschäftlichen Vortheilen für seine Mitglieder. Eine Resolution, welche den Verein veranlassen sollte, sich der allgemeinen, d. h. sozialdemokrgtischen Arbeiterbewegung anzuschließen, gelangte, wie aus anderen Berichten zu ersehen, nicht zur Abstimmung; viel⸗ mehr bestimmt das Statut, daß die Politik aus dem Verein ausge⸗ schlossen bleibt. Eine allgemeine Schneider und Schneide rinnen⸗Versammlung nahm am Montag eine Resolution an, welche es zunächst allen Kollegen und Kolleginnen zur Pflicht macht, sich an der Agitation zur Erringung besserer Existenzbedingungen zu betheiligen und dann das Bedauern der Versammlung über das Verhalten der 66. burger und Braunschweiger Kollegen, sowie der Redaktion der Fach⸗ zeitung in Sachen der Konferenz der Konfektionsarbeiter ausspricht mit der Erwartung, daß dieselben nach ergangenem Aufruf dennoch für die Beschickung der Konferenz eintreten werden. In Rücksicht darauf, daß die Ausstände in letzter Zeit für die Arbeiter ungünstig verlaufen sind, erklärt die Versammlung, daß Ausstände soviel wie möglich vermieden werden müssen. Um nun aber dem Unternehmer⸗ thum nicht wehrlos gegenüber zu stehen, sieht die Versammlung in der Kontrolmarke ein Mittel, mit welchem ein Druck auf die Unternehmer auszuüben möglich ist. Daher verpflichten sich alle Ver⸗ sammelten, nur Waaren mit Kontrolmarken zu kaufen, soweit die⸗ selben bis jetzt eingeführt find.

1891.

Aus Antwerpen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der Norddeutsche Lloyd in Bremen hatte Heizer und Kohlenzieher in Holland werben lassen. Nachdem bereits 50 niederländische Arbeiter dorthin gereist waren, langten am 19. d. mit dem von Rotterdam kommenden Dampfer ‚Telegraaf' weitere 60 Mann hier an, um mit dem Dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm nach Bremen abzu⸗ gehen. Letzterer liegt mit dem Dampfer „Preußen“ gegenwärtig am Staden Van Dyck vor Anker. Die Heizer der beiden Schiffe hatten die Ankunft der Holländer erfahren. Als letztere sich um Mitter— nacht an Bord begeben wollten, wurden sie von den deutschen Arbei⸗ tern mit Schlägen empfangen, sodaß die Hafen⸗ und Ortspolizei ein= schreiten mußte. Etwa 30 Niederländer konnten nach Bremen einge⸗ schifft werden, die übrigen haben sich wieder nach Holland gewandt.

Aus Brüssel wird dem „Hamb. Corr.“ über die Lage der Arbeiterpartei in Belgien Folgendes geschrieben:

In der inneren Lage Belgiens ist ein bemerkenswerther Still stand eingetreten. Die Kräfte der Arbeiterpartei sind durch die letzten Ausstände wesentlich erschöpft worden; sie muß sich erst wieder sammeln und rüstet sich zu dem bevorstehenden internationalen Arbeiter⸗ Kongreß, welcher im August in Brüssel tagen soll. Während es in den arbeitenden Klassen dumpf gährt, suchen zwar die Fortschrittler und Radikalen die Fragen der Verfassungsdurchsicht und des allge⸗ meinen Stimmrechts im Flusse zu erhalten, aber ohne sonderlichen Erfolg. Die sozialistischen Agitationen werden mit jedem Tage mannigfaltiger, und so wird es nicht zu verwundern sein, wenn die in den belgischen arbeitenden Klassen vorhandene und ständige dumpfe Gährung neue Ausbrüche herbeiführt.

Literatur.

Geschichte.

ff. Quellen zur deutschen Reichs und Rechts— geschichte. Zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen von Dr SH. O Lebmann, Professor der Rechte in Marburg. Berlin 1891, Otto Liebmann. 309 Seiten, broch. 8, geb. M 9,20. In der Absicht, Lehrern und Studirenden der deutschen Rechts und Verfassunge geschichte die Benutzung des Quellenmaterials zu er— leichtern, hat der Verfasser eine Anzahl der Rechtsquellen zusammen⸗ gestellt und, mit erläuternden Anmerkungen versehen, herausgegeben. Der Inhalt der Sammlung umfaßt die deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gründung des norddeutschen Bundes; mit Stellen aus Cäsar beginnt und mit dem Entwurf zur norddeutschen Bundesverfassung schließt sie. Aus der ungebeuren Menge des in Be⸗ tracht kommenden Stoffes hat Lehmann, wie schon der Titel des Buches andeutet, vorzugsweise das ausgewählt, was auf die Geschichte der Reichsverfassung Bezug hat, und von den ausgesuchten Stücken konnten bei dem großen Umfang der meisten Dokumente auch nur die wichtigsten Theile zum Abdruck gelangen. In Folge dieser Tendenz des Buches mußte, da die Bedeutung der Reichsgeschichte in den letzten Jahrhunderten abnimmt und die Territorien in den Vorder⸗ grund treten, das Mittelalter weit mehr als die Neuzeit berücksichtigt werden; daher behandeln nur zehn der mitgetheilten Quellenstücke die Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts, während z. B. die Karo— lingerzeit entsprechend der großen Thätigkeit der Centralgese gebung dieser Epoche mit zahlreichen Kapitularien vertreten ist. bei Benutzung dieses Buches der eine oder andere Forscher manches ihm wichtig erscheinende Quellenstück vermissen wird ist, da die Auswahl eine rein subjertive sein mußte, nicht unmöglich; trotzdem ist es un⸗ zweifelhaft, daß Lehmann seinen Zweck, das Kennenlernen der wich⸗ tigsten Rechtsquellen zu erleichtern, vollauf erreicht hat.

ff Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von Dr. Richard Jecht. 67. Band. 1. Heft. Görlitz E Renner. 1891. Das vorliegende Heft enthält zwei für den Heraldiker inter⸗ essante Monographien. Hermann Knothe giebt in seiner Studie über die ältesten Siegel des oberlausitzischen Adels eine Ergänzung seiner früheren Arbeiten über die Geschichte des Adels in der Oberlaußitz. Auf einige lehrreiche Bemerkungen über das Siegel und Wappen wesen des 15. Jahrhunderts folgt eine ausführliche Beschreibung von

„IlI8 Siegeln, welcher die Abbildungen der einzelnen Siegel beigefügt

sind. Im zweiten Aufsatz behandelt Th, Heinrich die Siegel und Wappen der Stadt Görlitz. Auch hier sind der Beschreibung Ab⸗ bildungen hinzugefügt, deren letzte das gegenwärtige Wappen von Görlitz enthält.

ff Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Jacobs. 23. Jahrgang. 18909. Schlußheft. Quedlinburg, Huch. 1891. Zu⸗ nächst enthält das Hest zwei Aufsätze vom Herausgeber der Zeitschrist. Im ersten behandelt er eine Fehde zwischen dem Wernigeroder Grafen und dem Kloster Ilsenburg, welche die anarchischen Zustände im Deutschen Reiche während des 14. Jahrhunderts charakterisirt. Der Kaiser war im Norden Deutschlands ohne jeden Einfluß. Die Er— lasse des Papstes, dessen Hülfe die bedrängten Klosterbrüder anriefen, vermochten ebensowenig wie Kirchenstrafen die Grafen zum Nachgeben zu bewegen: trotz Papst und Kaiser setzten sie ihren Willen durch. In, seiner zweiten Arbeit liefert Jacobs durch die Veröffentlichung einiger Dokumente aus den Stolbergischen Archiven einen werthvollen Beitrag zur Geschichte des Bauernkriegs in den Harzgegenden. Ferner bringt das Heft aus der Feder von Fr. Bosse die Biographie des Pädagogen Johann Peter Hundecker, welcher am Ende des borigen Jahrhunderts nach dem Vorgange von Basedow und Bahrdt im Braunschweigischen eine Erziehungsanstalt gründete, die sich aber nur wenig länger als zwei Jahrzehnte zu balten vermochte. Von beson⸗ derem Interesse sind die Mittheilungen über die Art des Unterricht und die Behandlung der Zöglinge. Außerdem bringt das Heft noch eine Reihe kleinerer lokalgeschichtlicher Forschungen, sowie Bücheranzeigen und ein Verzeichniß neuer Erwerbungen des Harzvereins.

ff. Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde,. Band 6, Heft 2. Lübeck, Edmund . 1891. Vier Beiträge zur 6 Lübecks bilden den Inhalt dieses Heftes. Der Senator W. Brehmer setzt mit einer Studie über die städtischen Wassermühlen seine Arbeiten zur Bau⸗ geschichte Lübecks fort und behandelt in einem zweiten Aufsatz die Lage der Löwenstadt, einer von Heinrich dem Löwen begründeten Niederlassung, welche nur kurze Zeit bestand. Einen Beitrag zur Wirthschaftsgeschichte Lübecks veröffentlicht Gustar Heinrich Schmidt durch die Statistik des Konsums in Lübeck von 1836 bis 1368. An der Hand der Lübeck'schen Verbrauchssteuerregister berechnet er den Ver⸗ brauch an den wichtigsten Lebensmitteln und deren Preise während dieser Zeit. Zahlreiche Tabellen erleichtern die Benutzung der Berech—⸗ nungen. Endlich wird noch eine Entscheidung des Reichsgerich's vom 21. Juni 1890 mitgetheilt, welche einen seit Jahrhunderten währenden Streit zwischen Lübeck und den mecklenburgischen Großherzogthümern zu Gunsten Lübecks beendet. Das umfangreiche Erkenntniß ist bei der genauen Untersuchung des Streitfalles ein werthvoller Beitrag zur Geschichte der betheiligten Parteien. Die Mittheilungen“ des⸗ selben Vereins aus dem Jahte 1890 bringen zahlreiche kleine Ar⸗ beiten zur Geschichte der alten Hansastadt, außerdem Vereinsnachrichten und ein Verzeichniß von züngst erschienenen Schristen und Aufsätzen, welche auf die Geschichte Lübecks Bezug haben.

Sozialpolitische s..

Drei Monate Fabritarbeiter. Wir haben schon früher einmal davon Notiz genommen, daß ein Kandidat der Theologie, Namens Paul Göhre, um die Verhaͤlinisse der Fabrikarbeiter an der