1891 / 163 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Tel.

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Elsaß⸗Lothringen.

Straßburg, 13. Juli. Bei den Gemeinderaths— wahlen in Mülhausen sind, nach einer der „Köln. Ztg.“ 1 Mittheilung, die Sozialdemokraten unter—

egen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 14. Juli. Das „Fremdenblatt“ erfährt von kom— petenter Seite, daß eine Fortsetzung der Handelsvertrags— verhandlungen mit der Schweiz in Bern von den vertrag— schließenden Theilen um so weniger in Aussicht genommen sei, als von keiner Seite der 20. Juli als Endpunkt der Ver— handlungen in Wien festgestellt worden sei, die Verhand— lungen sollten vielmehr in Wien bis zur vollständigen Beendi— gung fortdauern. Dasselbe Blatt meldet weiter, daß gleich— zeitig schon jetzt von den betheiligten Ministerien Vorarbeiten für die Verhandlungen mit Italien in Angriff genommen würden.

Die österreichisch- ungarische Zollkonferenz tritt dem „Fremdenblatt“ zufoltze am Mittwoch hier zu⸗ sammen, um über die durch das Inkrafttreten des neuen rumänischen Zolltarifs nothwendig gewordene Auf— hebung verschiedener Verkehrsbestimmungen zu berathen.

Imhm weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des unga— rischen Unterhauses beantragte, einer Mittheilung des „W. T. B.“ zufolge, nach der Annahme des Gesetzentwurfes

über die Verwaltungsreform zur Grundlage für die Spezialdebatte, der Abgeordnet? Pronay, das Ein— gehen in die Spezialdebatte bis zum 15. Sep—

tember zu vertggen. Graf Apponyi erklärte sich gleichfalls für die Vertagung, wenigstens bis zum 1. Sep— tember. Der Minister-Präsident Graf Szapary sprach sich entschieden gegen jede Vertagung aus und ersuchte, die Ab— stimmung über den Vertagungsantrag sofort vorzunehmen. Unter großer Unruhe des Hauses beantragten jedoch 20 Mit— glieder der äußersten Linken, die Abstimmung Uber den Vertagungsantrag auf heute zu verschieben, was die. Rufe: „Das ist bstruktionspolitik“, hervor— rief. Da der Antrag indeß geschäfte ordnungsmäßig ist, mußte die Abstimmung auf heute vertagt werden. In der gestrigen Abendsitzung des Liberalen Klubs dankte der Minister⸗Präsident Graf Szapary für das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder bei der gestrigen wichtigen Sitzung des Unterhauses, welches dem großen Prinzip zum Siege verholfen habe. Die Re— gierung. könne auf Grund der Erklärungen der Oppositionz der Partei keine neuen Vorschläge machen. Sollte Seitens der Opposition die Beendigung der Berathung vor dem Beginn der Delegationen zugesichert werden und die gesammte Opposition dieser Entschließung zu— stimmen, so würde die Regierung einen dahin zielenden Vor— schlag erwägen und vor der Beschlußfassung der Partei unter— breiten. Der Klub nahm die Erklärungen mit großem Beifall auf. Großbritannien und Irland.

Die Königin empfing am Freitag Nachmittag in Schloß Windsor die schwarzen Gesandten des „Königs“ von Gazaland, Huluhulu und Umfeti.

Das Unterhaus nahm in seiner gestrigen Sitzung ohne Debatte den Antrag des Ecsten Lords des Schatzes Smith an, welcher dahin lautet, daß der Abg. de Cobain, gegen den, bekanntlich ein Verhaftsbefehl erlassen ist, sich am 23. Juli im Unterhause einzufinden habe.

Frankreich.

Paris, 14. Juli. Der Präsident Carnot wohnte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag der Eröffnung der Avenue de la République, welche von der Place de la Re— publique bis zur Porte Romainville führt, bei. Die Bevö ke— rung empfing den Präsidenten mit sympathischen Kundgebun— gen, das ganze Stadtviertel war festlich beflaggt. Als der Wagen des Präsidenten. die neue Avenue paffirte, durch— brach ein Mann den von den Truppen gebildeten Kordon, zog einen Revolver aus der Tasche und that damit einen blinden Schuß in die Luft. Die Polizei bemächtigte sich sofort des Mannes, welcher wiederholt ausrief: „Ich will zeigen, daß es noch Bastillen zu zerstören giebt. Bei der Vernehmung des Verhafteten im Polizeibureau stellte sich heraus, daß man es mit einem Irrsinnigen zu thun habe.

Der fingirte Angriff auf den Hafen von Toulon durch die französische Flotte fand gestern Vormittag bei pracht— vollem Wetter statt. Mehr als 69 Kriegsschiffe gingen zu dem Angriff vor, der sich hauptsächlich gegen das Fort Saint— Mandrier richtete. Dem Manöver wohnten, außer dem Marine⸗Minister Barbey und dem Minister des Aeußern Ribot, u. A. die Militär⸗Attachés von Deutschland, Oester— reich⸗Ungarn, England, Rußland und Schweden bei. Die Minister nahmen das Frühstück an Bord des Panzerschiffes „Formidable“ ein. Der Minister des Auswärtigen Ribot toastete hierbei auf die Marine, indem er hervorhob, die Re— gierung und das ganze Land nähmen ein hohes Interesse an der Marine, auf die sie in schweren Zeiten rechneten. Die Marine leiste schon in Friedenszeiten unschätzbare Dienste, indem sie auf allen Meeren die nationalen Farben wehen lasse. Eine den Pariser Blättern zugegangene halbamtliche Mit— theilung bezeichnet die Ergebnisse der letzten See— manöver im Mittelländischen Meere als sehr be—⸗ friedigend, und hebt insbesondere hervor, daß die drei— tägigen Uebungen des Panzergeschwaders mit sehr großer Fahrgeschwindigkeit ausgeführt worden und ohne jeden Unfall verlaufen seien.

Schweiz.

Die Zahl der Unterschriften, welche zu dem Refe— rendum gegen den neuen Zolltarif bis jetzt im J eingegangen sind, beträgt gegen 40000. Der Zolltarif muß daher die Volksabstimmung passiren.

Der Prozeß wegen des Tessiner Putsches im vorigen

erbst hat gestern in Zürich begonnen. Bundesanwalt Scherb führte in seiner Anklagerede nach der „Köln. Ztg.“ aus: Eine Justizkorruption im Kanton Tessin fei nicht be⸗ wiesen; Provokationen hätten auf beiden Seiten stattgefunden; die Beeinflussung durch den Klerus sei kein Rechtsgrund und könne die liberale Erhebung nicht rechtfertigen; daher seien achtzehn Liberale des rechtswidrigen Umsturzes anzuklagen. Gegen zwei Angeklagte wurde die Anklage zurückgenommen.

Rumänien.

Bukaxrest, 14. Juli. Die gesetzgebenden Körper— schaften sind laut Meldung des „W. T. B.“ gestern mittelst Königlicher Botschaft geschlossen worden.

Schweden und Norwegen.

E). St ockholm, 1I. Juli. In einer Versammlung des Vertheidigungsvereins in Etelhem auf Gothland wurde es für nöthig erachtet, daß außer den Befestigungen bei Slite und ö noch ein befestigter Platz als Operationsbasis für mögliche Vertheidigungs bewegungen auf der Insel errichtet werde. Landeshauptmann Poignant theilte mit, daß die Regierung diese Frage keineswegs aus dem Auge gelassen habe. Schon vor mehreren Jahren sei ein Plan zu einer befestigten Stellung bei Follingbo aus— gearbeitet, später aher als ungeeignet verworfen worden. Vor drei Jahren habe Prinz Carl während seines Aufenthalts auf der Insel einen anderen Plan mit Tingstäde ais festem Punkt ausgearbeitet, und dieser sei während des neulichen Besuches des Königs Gegenstand des Studiums gewesen. Üm die Einzelheiten des Planes auszuarbeiten, würden im August mehrere Generalstabs Offiziere erwartet. Möglicherweise werde die Regierung schon dem nächsten Reichstage eine Vorlage zur Regelung dieser wichtigen Vertheidigungsangelegenheit zu⸗ gehen lassen.

Nach dem Bericht des Staatscomtoirs haben die Staats— einnahmen im ersten Halbjahre 1891 betragen: Zölle 17191 135 Kronen gegen 20 019 (85 Kronen, Branntwein— steuer 5 190 539 Kronen gegen 5 856 660 Kronen, Staats⸗ Eisenbahnen (Ueberschüsse) 3 400 900 Kronen gegen 3 606 000 Kronen oder zusammen 25 781 674 Kronen gegen 25 475 085 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Amerikta.

„Vereinigte Staaten. Die Beschlagnahme des chilenischen Kreuzers „Itatag“ wird, wie man dem „R. B.“ aus New York meldet, noch nicht so bald aufgehoben werden. Die Bundesbehörden sind geneigt, das Schiff frei⸗ zulassen, doch ist die geforderte Kaution so hoch, daß kaum an Zahlung gedacht werden kann.

Chile. Die chilenische Regierung hat dem „Reuter— schen Bureau“ die folgende Depesche zugehen lassen: Santiago de Chile 6. Juli. In der Revolution ist ein Stillstand eingetreten. In Tarapaca und Antofegasta herrscht großer Mangel an Lebensmittesn. Die Zucht im Heer der * Auf— ständischen st gelockert. Vie Regierang des Pröäsisenten hat die siebzig an Bord des Damyfers Bolivia⸗ bisher befindlichen poli⸗ tischen Gefangenen nach Iquiqgue geschickt, wo sie fich völlig frei bewegen können. Zu derselben Zeit, wo Präfident Balmacea so edelmüthig handelte, wurde eine Rebellenverschwörung entdeckt, um das bei Valparalso liegende Geschwader zu vernichten. Es gelang, sämmtlicher Verschwörer habhaft zu werden, bis auf Einen, der sich erhängte. Die Sache hat große Entrüstung hervorgerufsn. Eine Rekognoszirungs, Abtheilung bar zeitweise das LuagscoThal und Vallenar, wo Mangel an Leben mitteln herrscht, besetzt,

Asien.

Japan. Tokio, 3. Juli. Das Urtheil über den Verbrecher, welcher das Attentat gegen den russischen Thronfolßer verübte, ist bereits gefällt worden. Es hat nach einem Bericht der „Nat. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Tsuda Sanzo, ein Schizoku (8d. i. Ablömmling einer dem niederen Schwertadel angehörigen Familie) aus Uyeno, im Bezirk Athai der Provinz Iga (Regierungsbesirk Miye), wohnhaft zu Dasgmikami im Bistrikt VPasu in Omi (Regierungsbezirk Sbiga), 36 Jahre 5 Monate alt, wurde vom Ober⸗Staaté anwalt angeklagt, und folgende Thatsachen sind gegen ihn bewiesen worden: 3h daß er (Tsuda Sanzo). während er in der Schutzmannschaft des Regierung bezirkzs Shiga stand, sich die falsche Vorstellung bildete, als häste die Neise des russischen Kronprinzen nach Japan einen ganz außerordentlichen Zweck, und daß er, deshalb unwillig geworden, den Plan gefaßt habe, auf Seine Kaiserliche Hoheit ein Attentat auszu— führen. Eine Gelegenheit dazu suchte er, der genannte Tsuda Sanzo, als er bei Gelegenheit einer Reise Seiner Kaiserlichen Hoheit nach dem Regierungebezirk Shiga am 11. Februar in Sakei bei Ossu zum Wachtdienst bestimmt wurde und im unteren Theil von Kogarafaki bei Oaza auf Posten stand. Seine Kaiserliche Hoheit passirteé diefen Punkt an jenem Tage um 1 Uhr 50 Minuten Nachmittags, als Tsuda Sanzo, in der Ueberzeugung, daß sich keine andere Möglichkeit, sein Vorhaben auszuführen, bieten würde, wenn er diese Gelegenheit ver paßte, seinen Säbel zog und zwei Hiebe gegen den Kopf des Kron— prinzen fübrte, wodurch er sihn verwundete; 2) daß darauf, als Seine Kaiserliche Hoheit zu entweichen suchte, der genannte Tsuda Sanzo zu seiner Verfolgung sich anschickte, um seinen Zweck zu er reichen, aber durch andere Personen zurückgehalten und daran ver— hindert wurde. Der Gerichtshof findet, daß diese Thatsachen voll ständig erwiesen sind durch das eigene Geständniß des genannten Tsuda Sanze, durch die Aussagen des Zeugen Mukobatake Fijaburo, durch die Feststellungen der Voruntersuchung beim Amtsgericht Otsu . . . . und durch den aufgelesenen Säbel des genannten Tsuda Sanzo. Der Gerichtshof findet, daß der Gefangene Tsuda Sanzo eines erfolglosen Versubes vorbedachten Mordes schuldig ist, und ver—⸗ urtheilt ihn nach Art. 292 und Art. 111 sowie nach Abschnitt 1 des Art., 113 des Strafgesetzbuches zu lebenslänglichem Zuchthaus. (Folgen die Unterschriften der sieben Richter des Obersten Gerichts bofes) Gegeben im Amtsgericht zu Otsu am 27. Mai des 24 Jahres Meiji (1891).

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Ist beim Handelskauf hinsibtlich des Lieferungsortes, d. i. des Erfüllungsortes für den Verkäufer, Nichts bestimmt, so ge⸗ schicht nach Art. 342 des Handelsgesetzbuchs die Uebergabe der Waare an dem Orte, mo der Verkäufer zur Zeit des Vertragsabschlusses seine Handelsniederlassung hatte. Daraus, daß der Verkäufer die Zahlung von Kosten oder Auslagen der Versendung übernommen hat, folgt nach Art. 345 Absatz ? Satz? H.-G. B. für sich allein noch nicht, daß der Ort, wohin der Transport geschieht, für den Verkäufer als der Ort der Erfüllung gilt. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reichsgericht, J. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. Fe—⸗ bruar 1891, betreffend ein Lieferungsgeschäft zwischen einem Verkäufer in Hamburg und einem Käufer in Breslau, ausge— sprochen: Aus dem Umstande, daß der Vertrag mit der & gi ecif Oderstationen bei Breslau‘ geschlossen ist, was die Bedeutung hat, daß die Kosten der Uebersendung dabin nebst denjenigen für Versicherung und Fracht von dem Verkäufer zu tragen sind, läßt sich für den Vertragswillen, daß Breslau der Erfüllungsort sein solle, Nichts entnehmen. Im Gegentheil, diese Klausel bietet ein erhebliches Moment für die Annahme des gegentheiligen Ver— tragswillens aus dem Grunde, weil die Abrede, nach welcher der Verkäufer die „insurance“ übernimmt, im Handelsverkehr notorisch dahin verftanden zu werden pflegt, daß er gegen die Gefahren des Transportes der Waare nach dem Bestimmungsorte für Rechnung des Käufers, aber auf seine (bges Verkäufers) Kosten bei einer Assekuranzgesellschaft oder bei einer sonstigen dritten Person Versicherung zu nehmen hat, nicht aber, daß er die Gefahr des Transportes selbst laufen, also seinerseits dem Käufer gegenüber die

Versicherung übernehmen will und soll, woraus sich er iebt, daß nicht das Tragen der Gefabr des Transportes, fond rn . . ght sorgung der Versicherung und die Bezahlung der Prämie aus eigenen Mitteln den Gegenstand der vom Verkäufer übernommenen Verpflichtung bildet Im vorliegenden Falle erfcheint diese Aut legung um so unbedenklicher, als der Beklagte den Kläger, als dieser wegen der angeblich vertragswidrigen Beschaffenheit der gesam ten Waare deren Abnahme ablebnte und Lieferung anderer kontraktlicher Waare ver— langte, in seinem Schreiben sofort darauf verwies, daß er seinerseits den Vertrag durch Absendung guter, gesunder Waare von Damburg erfüllt habe, daß die Gefahr dis Transports der Kläger trage und es daher, wenn die Waare in Breslau beschädigt angekommen sein sollte, Sache des Klägers sei, sich an den Frachtführer und event. an die Assekuranzgesellschaft zu halten, wogegen der Kläger seinerseits, so viel ersichtlich, Nichts einzuwenden vermocht hat.“

Zum verschleierten Wucher, welcher nach 5 302d des Strafgeseßbucks (Wuchergesetz,; schwerer als der einfach Wucher zu ahnden ist, ist, nach einem Uribeil des Reichsgerichts, If. Straf⸗ senatt, vom 8. Mai 1891, der Wille der Verschleierung nur bel dem Wucherer, nicht aber bei dem Barlehnsnehmer erforderlich. Bie Strasbarkeit des Wucherers wird also dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Darlehnsnebmer die verschleierten Wucherdortheil? aus Unerfahrenheit oder aus Leichtsinn nicht erkannt hat.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Organisationsentwurf eines internatio⸗

nalen Bergarbeiter⸗Verbandes, von welchem gestern an dieser Stelle kurz berichtet wurde, hat, wie der „Vorwärts“ mittheilt, einer in Köln am 1. und 2. d. M. abgehaltenen internationalen Konferenz der Bergarbekter vor— gelegen. Vertreten waren auf der Konferenz nach dem er— wähnten Blatte die englischen Bergarbeiter durch Mr. T. Burt und Mr. B. Pickard, Beide Mitglieder des englischen Parlaments. Frankreich entsandte Arthur Lamendin gus Pas-de-Calais, Belgien Mr. Defnet, Redacteur des Brüsseler „Le Peuple“, sowie Mr. Cavrot. Seitens der Deutschen waren die bekannten Bergarbeiter Ludwig Schröder— Dortmund und Anton Struntz-Zwickau (Plauenscher Grund) anwesend. Der Entwuif, der dem für das nächste Jahr geplanten internationalen Bergarbeiterkongreß in Lon don zur endgültigen Beschlußfassung unterbreitet werden soll, enthält folgende wesentliche Bestimmungen: Der Verband soll aus Bergarbeitern jegiicher Nation, welche sich ihm anrzuschließen wünschen, bestehen. Sein Zweck ist: 1 das Zu— sammenwirken aller Bergleute der Welt herbetzuführen. 25 die Är— beit zeit auf acht Stunden inkl. Ein und Auefahrt zu beschränken, 3) Eine wirksame Beaufsichtigung und J. spektion der Berg— werke dadurch zu erreichen, daß zu den bereits in der Berg werks⸗ industrie thätigen Inspektoten und Aufsichtsbeamten Arbeiter⸗ delegircte hinzutreten, welche von den Grubenarbeitern frei gewählt und vom, Staat bezahlt werden sollen, 4) internationales Handeln bei nötbigen Gelegenheiten zu ermöglichen, 5) die Bergleute zu organisiren und alle ihre berechtigten Interessen zu wahren. 6) Alle gesetzlichen Rechte anzuwenden, um eine gerechte Durchführung' aller Arbeitskontrakte zu erlangen, sowie alle fonstigen Rechte zu wahren . humane Behandlung der Kohlenindustriearbeiter herbei zuführen.

Es soll ein Organisations⸗Comits gebildet werden, wel⸗ Hes aus mindestens zwei Repräsentanten von jeder der vertretenen Nationalitäten zu besteßen hat. Die Beamten des Verbandes sollen zu gleicher Zeit Mitgzlieder des Organifations-Comites sein. Sie setzen sich aus dem Präsidenten, dem Vize -Präsidenten, dem Schatzmeister und dem Generalsekretär zusammen. Das Organisations⸗ Comité wird von den Delegirten aller Nationen erwählt und vom ie, bestätigt. Die Wahl der Beamten wird vom Kongreß ollzogen.

Alljährlich soll ein Kongreß an einem von dem Comits be⸗— stimmten Orte und zu einer von demselben festaesetzten Zeit statt⸗ finden. Kein außerordentlicher Kongreß darf stattfinden, wenn nicht das Interesse einer ganzen Nation ihn in Folge ernster Ereigniffe bedingt. Jede Nation kann jo viele Delegirte, wie es ihr beliebt, zu dem Kongreß entsenden. Abgestimmt wird in den Comitesitzungen nach Nationen, im Kongreß hingegen nach Köpfen. Alle Beamten und PVersonen im Dienste des Comiés und des Kongresses sollen von der Ocganisation, der sie angehören, bezahlt werden.

Wie der „Hamb. Corr.“ bemerkt, hat die Delegirten⸗ Konferenz der Bergleute in Köln ersichtlich der deutschen Bewegung in Rheinland und Westfalen neuen Anstoß gegeben; die Agitatoren entfalten wieder eine große Rührig— keit und der letzte Sonntag brachte schon wieder acht öffentliche Versammlungen der Bergleute. Die Gründung von Konsumvereinen macht weitere Fortschritte, die Führer betreiben dieselben mit großer Emkgkeit. überall den Berg⸗ leuten vorpredigend, daß im Falle eines Strikes die Konsum— vereine insofern entscheidend für den Ausgang desselben sein könnten, als sie für die kritische Zeit den Bergleuten die Lebensmittel auf Borg überlassen würden. Die Strikes wären deshalb nur verloren gegangen, weil den Berg— leuten die Lebensmittel entzogen gewesen wären und so der Hunger die Ersteren gezwungen hätte, zur Arbeit zurückzukehren. Für die Unterstützungekasse scheinen jetzt auch wieder die Gelder reichlich zu fließen. Die Vorbereitungen für die Generalversammlung des Verbandes in Bochum sind in vollem Gange, dieselbe wird reichlicher, als Anfangs angenommen wurde, beschickt werden.

Die Generalkommission der Gewerkschaften Deut schlands veröffentlicht wieder einen Situationsbericht über die Ausstände, dem wir nach dem, Vorwärts“ Folgendes entnehmen:

Der Ausstand der Heizer und Kohblenzieher in Bremer— haven.ist beendet. In Barmstedt, Äscherskeben und Bern— burg sind die Verhältnisse noch unverändert, nur daß die underhei— ratheten Ausstehenden sämmtlich abgereist sind, sodaß eine wefentliche Erleichterung hierdurch eingetreten ist In allen drei Orten erwarten die Arbeiter einen günstigen Ausgang der Arbeitseinstellung, sofern der Zazug ferngehalten wird. Der Ausstand der Klempner in Göppingen ist am 22. Juni für beendet erklärt worden; dieser Ausstand ist resultatlos verlaufen.

Das Gesammtresultat der Urabstimmung über die Abänderung des allgemeinen deutschen Buch— drucker-Tarifs stellt sich nach demselben Blatt wie folgt: Eingegangene Stimmzettel I5 315, für Abänderung 13971, gegen Abänderung 1332. Zweck der Tarifänderung ist die Einführung des Neunstundentages. . .

In Leipzig trat der ‚Lpz. Zig. zufolge eine Versammlung der Former am Sonntag den Beschlüssen des Frankfurter Metall⸗ arbeiter ⸗Kongresses bei und beschloß, sich dem dort gegründeten Verbande der deutschen Metallarbeiter als Enzel⸗ mitglieder anzuschließen, dagegen dem von Mannheim ausgehenden Versuch, entgegen den Kongreßbeschlüssen einen besonderen Verband der deutschen Former zu gründen, entgegen zu treten.

In Lindow i. d. Mark haben, wie der Vorwärts“ berichtet, 28 Töpfer wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt.

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erlin fand am Sonntag abermals eine öffentliche Ver- s , n men Berlins statt, in welcher der. Magꝛb. 3: Arrnfolge der sozialdemokratische Regierungs- Baumeister a. D. Fler Vorfrag über Ziele und Zwecke des Kartells der Berliner Bau⸗ r er hielt und den Erfolg batte, daß die ungesäbr 600 Theilnehmer i mit seinen, den engeren Zäasammenschluß der Berliner Bauarbeiter efürwortenden Ausführungen einverstanden erklärten und in diesem inne in den Gewerkschaften zu wirken sich verpflichteten. Auch wurde die Beschickung des internationalen Aibeiterkongresses in Brüssel nit cinem Gewerkschaftsvertr, ter angeregt, die Beschlußfassung hier⸗ uber aber einer neuen innerhalb der nächsten vierzehn Tage zu be rufenden öffentlichen Versammlung der Bauarbeiter überlassen.

Aus Paris meldet ein Wolff ches Telegramm, daß trotz der an dieser Stelle gestern erwähnten Sonntagsversammlung der Mit- glieder der Arbeitersßndikate und Bediensteten der Eisenbahnen keine Anzeichen für den Ausbruch eines Ausstandes bei dem Personal Fer Gifenbahngesellschaften vorliegen. Selbst der Strike der BVediensteten der Srlegns; Eisenbahngesellschaft ist im Ab⸗ nebmen. In letzterer Beriebung wird noch besonders mitgetheilt, daß den gestrigen Pariser Abendblättern zufelge sämmtliche Frachtkutscher her Brleans. Eisenbahngesellschaft gestern Morgen die Arbeit wieder

aufgenommen haben. Ven 1300 Werkstätten-Arbeitern

striken noch 475. Knnft und Wissenschaft.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Bavern bat. wi die 5 Ztg.“ mittheilt, an die Wittwe des Dichters Oskar Freiherrn von Redwitz folgendes Beileidschreiben ge—= richtet: Frau Baronin Redwitz! An dem schweren Verluste, welchen Sie durch das so unerwartete Ableben Ihres Gatten erlitten, nehme Ich den innigsten Antheil. Ih habe stets die treue Anhänglichkeit des theueren Verblichenen hochgeschätzt und Mich seiner schönen, von idealem Sinne getragenen Dichtungen sehr erfreut. Wie Ich dem Lebenden aufrichtig zugethan war, werde Ich dem Dahingeschiedenen jederzeit ein ehrendes Andenken bewahren. Möge Gott Ihnen die Kraft verleihen, diese harte Prüfung mit Ergebung zu tragen! Hiebei verbleibe Ich Ihnen und Ihrer Familie mit huldvollen Gesinnungen Ihr neblge sti ee sitpolt. Prinz Regent von Bayern. Wildenwart, den 10. Juli 1891.

ö Auf dem berühmten keltischen Gräberfelde in Hallstadt ist dieser Tage von einem Obersteiger des Hallstädter Salzbergwerks eine neue irteressante Grabstätte gefunden worden, in der sich außer einem vollständigen Skelett auch Armspangen und Spiralfibeln fanden. Im Hallstädter Ortsmuseum in dem alten in den Felsen hineingebauten Gerichtsgebäude wird jetzt ein besonderes Zimmer im obersten Stock für den neuen Fund hergerichtet.

Ja Betreff der, wie berichtet, auf der Insel Milo dieser Tage entdeckten männlichen Statue ist nunmehr, wie dem „Hamb. Corr. weiter geschrieben wird, in Athen von der eigens zufammengetretenen Kommissioa von Archäologen festgestellt worden, daß die Statue zu den sogenannten Apollon Standbildern gehört und aus dem 6. Jahrhundert vor Christo stamrit. „Zu der Venus von Milo“, heißt es in dem Bericht, hat das Standbild keine Be— ziehung. Als die erste Nachricht von seiner Auffindung ein traf, hatte man in archäologischen Kreisen geglaubt, sich der Hoff nung hingeben zu dürfen, in diesem Kunstwerk vielleicht die vermuthete Ergänzung zu der im Louvre befindlichen Venus von Milo gefunden zu haben und so die ewigen Erörterungen über die Natur der gefeierten Aphrodite statue endlich abgeschlossen zu sehen. Das hetreffende Standbild ist jedoch nicht einmal an demselben Punkte der Insel, an welchem man einst das Venus⸗Kunstwerk entdeckt, aufgefunden worden. Nichtsdestoweniger ist das Werk von großem archäologischen Werth und es darf an die Spitze der uns bekannten Apollostandbilder gesetzt werden. Apollobilder von diesem Typus sind zwar eine ganze Anzahl in Griechenland ent— deckt worden; doch giebt es nur vier mit erhaltenem Kopf, von denen sich drei im Athener Museum befinden, während der vierte, welcher nach seinem Fundort der Apollo von Tenea heißt, einen Schmuck des Münchener Museums bildet. Der jetzt aufgefundene ist der größte aller dieser und vollständig erbalten bis auf die Füße. Der Verwalter der griechischen Alterthümer, Hr. Kawadias, glaubt jedoch, daß diese noch vorhanden wären. Vor geraumer Zeit ist nämlich in Milo ein Individuum wegen Grabschändung verurtheilt worden, bei welchem es sich herausstellte, daß es auch zwei Marmorfüße gestohlen und verkauft habe. Jetzt ist nun vom Ministerium ein hober Preis Demjenigen zu. gesichert worden, welcher diese Marmorfüße ans Tageslicht bringt.“

(E) In der Nähe der Kirche von Gamla Upsala in Schweden ist in diesen Tagen ein bemerkenswerther antiquarischer Silberfumd gemacht worden. Bei dem Abräumen eines Erd hügels wurden nämlich fünf schöne silberne Schalen, jede ungefähr von 0,5 1 Rauminhalt sowie vier eigenthümlich geformte 2 bis 3 Fuß lange Ketten gefunden. Die Schalen sind mit Ornamenten in altnordischem Stil und die Ketten mit Haken in Form von Drachen⸗ und Schlangenköpfen versehen. Der Fund ist nach den Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Altertbümerfunde, dem Reichs Museum in Stockholm zum Ankauf übersandt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Bekanntmachung, betreffend die Eröffnung der kleinen Jagd.

fer den Regierungsbezirk Potsdam wird als Tag der

Eröffnung der diesjährigen Jagd auf

ö und Wachteln Di enstag, der 25. August,

au

Hasen, Auer-, Birk- und Fasanenhennen, sowie Haselwild Montag, der 14. September,

festgesetzt. Potsdam, den 10. Juli 1891. Der Bezirks Ausschuß zu Potsdam. Ruffmann. Ernte ⸗Aussichten.

Ueber die Witterungsverhältnisse und den Saaten stand im Königreich Sachsen im Juni berichtet die Sächs. Landpirthschaftl. Zeitsch. das folgende: Der Witterungscharakter war in den drei ersten Wochen des Berichtsmonats naß und kühl bis zu Reif und leichten Nachtfrösten mit wenig regenfreien Tagen, in der vierten Woche und bis Monatsschluß sehr heiß mit zahlreichen Ge— witterbildungen. Dementsprechend wurde die im Mai sich ent wickelnde Treibhausvegetation zu Anfang des. Monats etwas aufgehalten, waz aber der Aehrenbildung beim Winter⸗ roggen nur zu gute kam, sodaß letzterer, obwohl viel, fach dünn stehend, doch zumeist volle, schöne Aehren zeigt und eine Mittelernte, in einzelnen Bezirken der Dresdner und Leipziger Kreishauptmannschaft eine gute Mittelernte in dieser Brot frucht erwartet werden darf. Auf Sandboden wird Mitte Juli, wenn die warme Witterung anhält, der Roggenschnitt beginnen können. Auch der günstige Weiß;enstand, mit einzelnen Ausnahmen in englischen Sorten, bat ich erhalten. Die Sommerhalm⸗ früchte, welche in diefim Jahre wegen erfolgten starken Auswinterns der Winterhalmfrüchte eine dane nf n! weit größere Fläche als sonst einnehmen, zeigen mit sehr wenig Ausnahmen einen ausge⸗ zeichneten Stand; nur hat sich in Folge der großen Nässe und der darauffolgenden qußerordentlichen Wärme daz ünkraut In denselben noch mehr entwickelt. Am Wenigsten günstig hat die naffe Witterung auf die Entwickelung der , nn, gewirkt; dieselben sind vielfach sehr ungleich aufgegangen, und die tief liegenden Felder mit schwerem Boden zeigen imehr oder weniger große Blößen oder sind stark verunkrautet. Vie Heuernte wurde vielfach durch die un— beständige Witterung verzögert, konnte aber im letzten Monatsdrittel rasch gefördert werden, sodaß diefelbe je nach Boden und Höhenlage theilweise beendet oder bis zur Hälfte eingebracht werden konnte.

Nur in einigen Bezirken des Vogtlandes mit 20 bis 23 Regentagen ist noch wenig geborgen. Die Güte des Futters ist zumeist vor züglich und nach der Menge in den meisten Bezirken mehr als er wartet worden war. Ueber den Stand des Kleenachwuchses wird vielfach geklagt, nur im Vogtlande verspricht derselbe reich lig eren Schnitt. Die Obsternte scheint besonders in Aepfeln, Birnen und Beerenobst doch reichlicher auszufallen, als Ende Mai vorauszusehen war. Die große Wärme im letzten Monatsdrittel er⸗ zeugte viele Gewitter mit heftigen Riederschlägen, welche viel Lager im Getreide verursachten, doch wurde Sachsen von verheerenden Hagelwettern, wie sie anderwärts so vernichtend auftraten, verschont; nur in der Pegauer, Geithainer, Marienberger Gegend und im oberen Theil der Amtshauptmannschaft Flöha sind Hagelwetter strich⸗ weise niedergegangen, in ersteren ist der Schaden hauptsächlich im Roggen 1/6 bis 1io, während im Flöhaer Bezirk dasselbe sehr beftig , ist und alle Feldfrüchte mehr oder weniger betroffen wurden.

Neueren Mittbeilungen aus Rußland zufolge sind die Ernte— aussichten in Ciskaukasien nach wie vor sehr befriedigend, doch wird für das Stawropolsche und theilweise auch für das Tereksche Gebiet baldiger Regen als wünschenswerth bejeichnet. Soweit sich bisher übersehen läßt, dürfte das Gesammtergebniß der bevorstehenden Ernte demjenigen früherer Jahre mindestens gleichkommen, zumal die in 2 Jahre mit Korn bebaute Fläche erheblich größer ist als vordem.

Raubthierabschuß in Norwegen. Im Jahre 1899 sind in Norwegen erlegt worden: ö51 Bären, 30 Wölfe, 49 Luchse, 47 Vielfraße, 6016 Füchse, 739 Adler und 4339 Häühnerhgbichte. Die Bären kommen noch am Zahlreichsten in den Aemtern Nordland, Buskerud, Bratsberg und Nord⸗Drontheim vor, die Wölfe in Finnmarken, Nord⸗Drontheim und Nordland, die Luchse in Buskerud und die Vielfraße besonders in Finnmarken.

Washington, 11. Juli. (W. T. B) Dem Bericht des Ackerbaubureaus zufolge beträgt der Stand des Mais 92,8, des Winterweizens 96,2, des Frühjahrsweizens 94,, des Roggens 93,9, des Hafers 87,6 und der Gerste 90,9 o/o. Die Ernte ist überall veispätet, der durchschnittliche Stand bleibt etwas hinter dem der Jahre 1888 und 1899 zurück, ist dagegen etwas besser als der des Jahres 1889. Die Beschaffenheit des eingeheimsten Winterweizens ist, soweit jetzt zu beurtheilen, die beste seit 1879.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Malta. Laut Verfügung der Lokalregierung vom 3. Juli 1891 werden die aus den Mittel meerbäfen der asiatischen Türkei ankommenden Schiffe einer siebentägigen Quarantäne unterworfen.

Dänemark.

Die unterm 2. Juli 1890 wegen des Auftretens der Cholera— Epidemie in Spanien für Jéland angeordneten gesundheitspolizeilichen Maßnahmen sind laut Bekanntmachung des Königlich dänischen Ministeriums für Island vom 1. Juni 1891 außer Kraft gesetzt worden. (Vergl. „Reichs⸗Anz.“ Nr. 193 vom 12. August 1890.)

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli ein günstiger und die Sterblich⸗ keit eine mäßig hohe (von je 1000 Einwohnern starben aufs Jahr be— rechnet 2,3), wenn man von der erhöhten Sterblichkeit der Säuglinge absiebt, die wiederum eine Vlg der nicht unerheblich gesteigerten Zahl der Sterbefälle an akuten Darmkatarrhen und Brechdurchfällen war. Die Zahl der an diesen Krankheitsformen gestorbenen Kinder stieg von 62 der Vorwoche auf 132 in der Berichtswoche. Die Theil“ nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine größere als in der Vorwoche. Von je 10000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 94 Säuglinge. Dagegen kamen akute Entzündungen, der Athmungsorgane etwas seltener zum Vorschein. Von den Infektions— krankheiten zeigten sich Masern häufiger, während Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie etwas seltener wurden und Erkrankungen an Unterleibstyphus vereinzelt blieben. Häufiger als in der Vorwoche kamen Erkrankungen am Kindbettfieber zur Anzeige, dagegen gelangten rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut seltener zur ärztlichen Beobachtung. Unter den hier anwesenden russischen Auswanderern sind vier weitere Erkrankungen und vier Todesfälle an Pocken gemeldet worden. Erkrankungen an Keuchhusten wurden seltener und mit überwiegend mildem Verlauf beobachtet. Rheumatische Beschwerden der Muskeln wurden mehr, akute Gelenk rheumatismen weniger als in der Vorwoche zur ärztlichen Behandlung

gebracht.

Handel und Gewerbe.

Die rumänische Regierung hat sich neuerdings ver— anlaßt gesehen, dem zunehmenden Zufluß von fremden Vagabun— den und subsistenzlosen Ausländern durch eine Verschärfung der Paßvorschriften entgegen zu treten. Demzufolge sind die Grenzbehörden angewiesen worden, jedem Ausländer den Eintritt nach Rumänien zu versagen, der sich nicht durch einen ord⸗ nunge mäßigen, von einem diplomatischen oder konsularischen Ver— treter Rumäniens im Auslande visirten Paß ausweisen kann. Bei den Reisenden, welche zu Schiff in einem rumänischen Cn ankommen, soll diese Paßrevision künftig an Bord des

chiffes durch die rumänischen Zollbehörden ausgeführt und das Aussteigen jeder Person verhindert werden, deren Papiere nicht in Ordnung befunden worden sind.

Die endgültige Lösung der zwischen England und den Vereinigten Staaten von Amerika bezüglich des Robben⸗ fanges in der Behringssee schwebenden Meinunge⸗ verschiedenheiten soll bekanntlich einem Schiedsgericht vorbe— halten bleiben. Inzwischen haben sich die genannten Stagten über einen modus vivendi geeinigt, wonach bis zum 1. Mai 1892 der Robbenfang in der Behringssee unterbleiben soll. Im Anschluß hieran sind in England und Amerika Ver— ordnungen ergangen, welche bei Strafe der Beschlag— nahme den Robbenfang in der Behringssee während dieses Zeitraumes ausdrücklich verbieten. Wiewohl eine Betheiligung deutscher Schiffe am Robbenfang in der Behringssee bisher nicht stattgefunden hat und auch für die Zukunft nicht zu erwarten steht, erscheint es doch angezeigt, die deutschen schiffahrttreibenden Kreise auf die erlasfsenen Verbot- und Strafvorschriften ausdrücklich hinzuweisen.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks J '. der Ruhr und in Qberschlesien. * An der Kuhr sind am 15. d. N. gestellt 10 115, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen.

Die Stille im Gefchäft dauerte auch in der vorigen Woche an. 5 scheint, als wenn die Unterbandlungen, die wegen größerer Posten Kammw ollen geschwebt haben, zu keinem Resultat geführt oder sich derart in die Länge gezogen baben, daß ein Abschluß noch in weiter Ferne liegt. An Fabrikanten wurden nur einige hundert Centner abgesetzt, Die Festigkeit, durch welche sich die jetzt beendete Londoner Auktibn auszeichnete, und von der die Woll märkte wesentlich profftict haben, hat zwar die Lage des Artikels im Allgemeinen günstig beeinflußt, aber eine Belebung des Arnkels noch nicht zur Folge

gehabt.

Berlin, 12. Juli. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. ert Irgz!

Das ‚Gewerbeblatt aus Württemberg“, heraus gegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, hat in Nr. 28 des 45. Jahrgangs vom 12. Juli 1891 folgenden Inbalt: Dienstnachrichten. Die kaufmännische Lebrlings⸗ prüfung in Stuttgart. Verschiedene Mittheilungen. Ausstel⸗ lungswesen. Aus dem Lesezimmer der K. Centralstelle 23. Halle g. d. Saale, 13. Juli. (W. T. B.) Die Stadt ver⸗ ordneten⸗Versammlung genehmigte die beantragte stãdtische Anleihe im Betrage von 7 Millionen Mark zu öffentlichen Zwecken. Dieselbe soll in? Serien je nach der Lage des Geldmarktes zu 35 oder 49 ausgegeben werden. Leipzig, 13. Juli. (W. T. B) Kam mzug⸗ Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 4.30 6, ver August 4,30 MS, per September 4,325 M, ver Oktober 4,375 MM, per No⸗ vember 4374 M, per Dezember 4,37 SM, per Januar 4.35 M, per Februar 4,325 Umsatz 205 000 kg. Behauptet. . Ham burg, 13. Juli. (W. T. B.) Der langjäbrige Direktor der Norddeutschen Bank, Peter Rauers, ist heute Nack⸗ mittag in Kissingen gestorben. .

Wien, 13 Juli. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ un garischen Staatsbahn in der Woche vom 2. Juli bis 8. Juli 771 403 Fl, Mebreinnahme 43 932 Fl. .

London, 13. Juli. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen ladungen angeboten.

Glasgow, 13. Juli. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Rohe isen betrugen in der vorigen Woche 7480 Tons gegen 11710 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 13. Juli. (W. T. B) Wolle ruhig, englische fest, Kolonialwolle belebte, Garne belebter, Spinner fest.

St. Petersburg, 13. Juli. (W. T. B.) Ziehung der russischen Prämien- Anleihe von 1864: 200 600 Rbl. Rr. 6 Ser. 18485, 75 000 Rbl. Nr. 31 Ser 3858, 40 000 Rbl. Nr. 29 Ser. 1948, 25 000 Rbl. Nr. 49 Ser. 2213, je 10 000 Rbl. Nr. 28 Ser. 18549, Nr. 39 Ser. 8710. Nr. 7 Ser. 1674, je 8000 w 1 n n 1537 Ser. 12169, Nr. 50 Ser. 47, Nr. 18 Ser. 5373, je 5000 Rbl. Nr. 17 Ser. 1376, Nr. 34 Ser. 98083, Nr. 19 Ser. 15013, Nr. 45 Ser. 1894, Nr. 29 Ser. S562, Nr. 15 Ser. 15131, Nr. 31 Ser. 12516, Nr. 34 Ser. 15605, je 1000 Rbl. Nr. 42 Ser. 647, Nr. 21 Ser. 7760, Nr. 45 Ser. 17721, Nr. 7 Ser. 15679, Nr. 25 Ser. JIol5, Nr. 18 Ser. 5261, Nr. 15 Ser. 8119, Nr. 50 Ser. 3463, Nr. 10 Ser. 14307, Nr. 37 Ser. 6075, Nr. 34 Ser. 10778, Nr. 11 Ser. 12604, Nr. 47 Ser. 2385. Nr. 42 Ser. 12740, Nr. 33 Ser. 15504. Nr. 43 Ser. 17367, Nr. 50 Ser. 3659, Nr. 5 Ser. 4649, Nr. 32 Ser. 7680, Nr. 44 Ser. 10236.

Warschau, 13. Juli. (W. T. B.) Die Einnahmen der Warschau⸗Wiener Eisenbabn-Gesellschaft betrugen im Juni 15 500 Rbl. weniger als in demselben Monat des Vorjahres.

New⸗Pork, 13. Juli. (W T. B.). Vi sible Supply an Weizen 11 866 000 RBushels, do. an Mats 3 965 000 Buspbels.

Verkehrs⸗Anftalten.

Am Sonntag, den 19. Juli d. J, kommt ein Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach Dresden und

chan dau über Röderau zur Beförderung.

Derselbe fährt 6,55 Vorm vom Bahnbof am Askanischen Platz ab und trifft in Dresden (Altstadt) 11,37, in Schandau 1ĩ2,51 Vorm ein.

Die Fahrkartenpreise betragen von Berlin nach Dresden 98 IL, 6 III. Kl., von Berlin nach Schandau 114460 6 II., 7, 0 A III. Kl. Für Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren werden Fahr⸗ karten zum halben Preise verausgabt.

Die Rückfahrt kann innerhalb acht Tagen, bei Schnellzügen gegen Lösung von Zuschlagfahrkarten, beliebig über Röderau oder Elster— werda erfolgen. Freigepäck wird nicht gewährt. Fahrtunterbrechung ist nur bei der Rückfahrt in Dresden zulässig. Bei der Rückfahrt müssen die Fahrkarten abgestempelt werden.

Der Fahrkarten Verkauf erfolgt ab 15. d. M. an den Fahr— karten⸗Ausgabestellen auf den Bahnhöfen am Askanischen Platz, in der Friedrichstraße und am Alexander⸗Platz von 9 bis 1 Uhr Vorm. und 3 bis 6 Uhr Nachm.

Bei der Fahrkarten⸗Ausgabestelle auf dem Bahnhofe am Askanischen Platz wird der Verkauf bis zur Abfahrt des Zuges fort⸗ gesetzt, bei den übrigen Billetkassen dagegen am 18. Juli d. F, 5 Uhr Nachm,, geschlossen.

Der bis zum 31. Dezember d. J. gültige Ausnahmetarif vom 1. August 1888 für Eisenerz aus dem Lahn⸗-, Dill und Sieggebiet so wie für Ruhrkoks nach den Hochofen⸗ stationen jener Gebiete bleibt, wie die Königliche Eisenbahn— Direktion Köln (rechtsrheinische Namens der betbeiligten Verwal- tungen bekannt macht, über das laufende Jahr hinaus bis auf Weiteres bestehen. (S. Ins.)

Bremen, 13. Juli. (W T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Braunschweig“ hat gestern von Southampton die Reise nach Australien fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Ful da“ ist gestern Nachmittag von Southampton nach New York weiter gefahren. Der Schnelldampfer „Ems“ ist gestern, von New York kommend, ron Southampton nach der Weser weitergefahren. Der Dampfer „Straßburg“, vom La Plata kommend, passixte gestern St. Vincent. Der Dampfer ‚Köln“ traf auf der Reise nach Brasilien heute in Antwerpen ein. Der Dampfer Bayern“ ist gesten von Singapore abgefahren. Der Dampfer Kron prinz Friedrich Wilhelm“ ist auf der Reise nach dem La Plata vorgestern in Antwerpen angekommen. Der Dampfer Nürnberg“ ist gestern in Colom bo eingetroffen. Der Dampfer „Sachsen:; ist heute in Shanghai angekommen. Der Dampfer „Salier“ ist heute von Australien in Bremerhaven angekommen. Der Dampfer Amerika“, nach Baltimore bestimmt, passirte gestern Lizard. Der Schnelldampfer Eider“ hat vorgestern Vormittag die Heimreise von New Jork nach der Weser angetreten. Der Dampfer Preußen“ ist heute von Port Said i Der Dampfer. Danz(g“ traf von Brindisi mit der Post für Ost ⸗Asien heute früh in Port Said ein.

14. Juli. (W. T. B Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“, von New⸗Vork kommend, ist am 13. d. M. auf der Weser angekommen. Der Postdampfer Frankfurt hat am 13. d. M. Mittags die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesfetzt. Der Postdampfer . Oldenburg“, von Baltimore kom⸗ mend, hat am 13. d. M. Nachmittags Dover passirt.

Ham burg, 13. Juli. (K. T. B Hamburg; Amexrikanische packetfahrt⸗ Aktien Gefellschaft. Der Postoampfer „‚Australtia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas

eingetroffen.

ö . Juli. (W. T . Packetfahrt Aktien⸗Gesellschaft. Der Postdampfer . Dania hat, von Nem ⸗Jork kommend, heute 3 Uhr Morgens Lizard passirt.

London, 15. Juli. (W. T. B.) Der Castle: Dampfer GEonway Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Unton Dampfer Tartar“' ist am Sonnabend auf der Aasreise von Southampton abgegangen. Der Union Dampfer „Nubian ist am Montag auf der Ausreise in Capetown angekommen.

14. Juli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Trojan“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Musik.

ö Kroll's Theater. . In der gestrigen Aufführung von Halsvy's Oper, Die Jüdin“ sang Fr. Frena Vinéenti die Partie der Recha unter dem fast widerspruchslosen Beifall der Hörer Die Stimme der Künstlerin

Hamburg Amerikanische

ist in der Höhenlage kräftig und gefällig, im Uebrigen nicht hinreichend

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