Beamte der Militär⸗Verwaltung.
10. Juli. Risch, Intend. Sekretär, infolge Uebertritts zum Rechnungshof des Deutschen Reiches, die Entlassung aus dem Würt⸗ temberg. Staatsdienste ertheilt. Rudolvhi, Sekretariats ⸗Assist., zum Intend. Sekretär, Heidinger, Büreaudiätar, zum Sekretariats ⸗A ssist. bei der Militär⸗Intend., — ernannt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 12. Juli. Werner, Intend. Sekretär von der Corps⸗Intend. zum Kriegs ⸗Ministerium kommandirt.
Statiftik und Volkswirthschaft.
ek. Die Studirenden der Königlichen Technischen Hoch⸗ schule zu Berlin im Sommerhalbjahr 1891. Die Königliche Technische Hochschule zu Berlin zählt gegenwärtig 1156 immatrikulirte Studirende, welche sich auf die einzelnen Abthei⸗ lungen wie folgt vertheilen: mit 216 auf Abtheilung Lfür Architektur, mit 298 auf Abtheilung I für Bau⸗Ingenieurwesen, mit 474 auf Abtbeilung III für Maschinen ⸗Ingenieurwesen mit Einschluß des Schiff baues (383 Masch.“„Ing. und 91 Schiffbau) und 168 auf Ab— theilung IV für Chemie und Hüttenkunde Von den Studirenden gehören an: 13,7 / dem ersten Semester, 18,2 0/9 dem zweiten Semester, 9, 40/9 dem dritten Semester, 13,5 0G dem vierten Semester, 9,2 0/0 dem fünften Semester, 11,9 υ dem sechsten Semester, 5,3 ( dem siebenten Semester, 8,5 o/ dem achten Semester und 10,2 a höheren Semestern. Für das Sommer-Halbjahr 1891 wurden 168 neu und 6 von früher ausgeschiedenen Studirenden wieder immatrikulirt. Von den 168 neu immatrikulirten Studirenden sind aufgenommen worden: 381 auf Grund der Reifezeugnisse von Gymnasien, 53 auf Grund der Reifezeugnisse von Realgymnasien, 1 auf Grund des Reifezeugnisses von einer Ober -Realschule, 17 auf Grund der Reifezeugnisse bezw. Zeugnisse von außerdeutschen Staaten und 16 auf Grund des 5. 41 des Verfassungs ˖ Statuts. Unter den Studirenden befinden sich 195 oder 17,0 ο Reichs- ausländer, darunter 84 aus Rußland, 29 aus Norwegen, 14 aus DOesterreich⸗ Ungarn, 11 aus Schweden, 10 aus den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 7 aus England, je 6 aus Holland, Luxemburg und Rumänien, je 4 aus der Schweiz und Japan, je 3 aus Däne⸗ mark und Griechenland, je 2 aus Italien und Chile, je 1 aus Belgien, Serbien, Argentinien, Uruguay und Mexiko. Von den Reichsausländern gehören 13 der Abtheilung L für Architektur, 33 der Abtheilung IL für Bau-Ingenieurwesen, 77 der Abtheilung II für Maschinen⸗Ingenieurwesen mit Einschluß des Schiffbaues (73 Masch.« Ing. und 4 Schiffbau) und 73 der Abtheilung IV für Chemie und Hüttenkunde an. Die Zahl der Hospitanten und Personen, welche auf Grund der S5 35 und 586 des Verfassungs⸗Statuts zur Annahme von Unterricht berechtigt bezw. zugelassen sind, beträgt 378, welche sich zusammen— setzen; aus 269 nach §. 34 des Verfassungs ⸗ Statuts zugelassenen Hospitanten, unter welchen 12 Ausländer (je 2 aus Rumänien, Rord— amerika und Südamerika, je 1 aus Luxemburg, Norwegen, Holland, Oesterreich, Rußland und der Schweiz) befinden, aus 67 zur Annahme von Unterricht nach 5. 35 des Verfassungs— Statuts berechtigten Personen, darunter 3 Königliche Regierungs— Bauführer, 57 Studirende der Königlichen Frledrich⸗Wilhelme—⸗ Universität zu Berlin, 3 Studirende, der Berg Akademie zu Berlin und 4 Studirende der Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, und aus 42 Personen, denen nach 5. 36 des Verfassungs⸗Statuts gestattet ist dem Unterricht beizuwohnen (darunter 4 kommandirte Offiziere und 3 Maschinen-Ingenieure der Kaiserlichen Marine). Die Gesammtfrequenz stellt sich demnach für das laufende Sommer⸗Halbjahr auf 1534.
ck, Der Verein der Berliner Volksküchen von 1866, welcher am 6. Juni d. J. sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feierte, hatte gerade, im 25. Jahre seines Bestehens den höchsten Konsum und den besten Vermögensstand aufzuweisen, indem die Zahl der verabfolgten Portionen sich auf 2724 419 belief, während dag Vereinsvermögen, welches jetzt 95 280 Æ 8 3 beträgt, sich um 9130 Æ 93 3 nach der zum Jubiläum erschienenen „Festschrift“ ver⸗ mehrte, und zwar aus dem Betriebe um 6276,66 M und aus den
Zinsen um 2854,27 A Die Kaiserin⸗Augusta - Stiftung vergrößerte sich um daz von Ihrer Majestät der hoch seligen Kaiserin testamentarisch dem Verein hinterlassene
Legat von 10900 „, welche in 4prozentigen preußischen Konsols an gelegt sind. Die Zinsen werden dem Speisemarken⸗Conto Bedürf⸗ f überwiesen. Das Gesammtvermögen, welches der Verein ein schließlich der ihm übergebenen Stiftungen verwaltet, beziffert sich auf 152 465 S6 75 . In dieser Summe sind inbegriffen: 39 916,27 dem Pensionsfonds gebörend, 12 600 Æ der Kaiserin⸗ Augusta⸗ Stiftung gebörend, 145, 96 „ der Friederike Dobm-⸗Stiftung gehörend und 2000 . Henriette Krausersches Schenkunge kapital. Die Kaiserin⸗ Augusta⸗Stiftung, welche 1879 zur Erinnerung an die goldene Hochzeit des hochseligen ersten Deutschen Kaiser⸗ paaretz durch dessen Geschenk von 3000 M begründet war, ist durch das Legat der hochseligen Protektorin der Kaiserin Augusta von 10000 ½ zur Höhe von 13 000 M angewachsen. Von den Zinsen desselben werden alljährlich am Hochzeitstage des hochseligen Kaiserpaares, am 11. Juni, und am Geburtstage der hochseligen Kaiserin Augusta, am 30. September, je 400 Speisemarken und von den übrigen Zinsen während der Wintermonate 2666 Portionen an bedürftige Familien vertheilt. Aus dem Pensionsfonds für die An— gestellten in den Volksküchen, der jetzt 40 900 4A beträgt, sollen die i, in laufenden Unterstützungen an dienstunfähig gewordene
zeamte und Beamtinnen nach zehnjähriger Dienstzeit vertheilt werden; bis jetzt wurden nur sieben Personen unterstützt.
Zur Lage der Handweber in Oberschlesien.
Der Regierungs. Präsident von Breslau hatte, wie die Schweid—⸗ nitzer . Tägliche Rundschau⸗ berichtet, bei der Provinzialverwaltung um eine Aeußerung darüber ersucht, ob und bezw. bis zu welcher Höhe eventuell aus Mitteln der Provinz Beihülfen zum Zweck der Ucber— fübrung von Kindern armer Handweber Familien zur Landwirthschaft würden gewährt werden
; können. Auf eine Rückfrage ist noch die Auskunft. ertheilt worden, daß eine ö Organisation in dieser Angelegenheit nicht erforderlich erscheine und daß beabsichtigt sei, den Eltern solcher Kinder Prämien
als Entgelt für die durch die Ablenkung der Weberkinder vom Webestuhle der Eltern entzogene Arbeite kraft etwa in Höhe von 30 * für jedes Kind bis zur wirklichen Ausbildung jährlich zu ge— währen, sowie daß es nach Lage der Verhältnisse gelingen könne, speziell der Landwirthschaft etwa 500 Weberkinder zuzuführen, was die Summe von 15 O00 A erforderlich mache. Der Provinzial ˖· Ausschuß beschloß, der Regierung zu Breslau vorlaufig für 1891/92 den Betrag von 2000 MS aus seinem Dieposittonsfonds für diesen Zweck in der Voraussetzung zur Verfügung zu stellen, daß aus Staatsfonds eine . bohe Summe hierfür verwendet und daß von dem Erfolge seiner eit Mittheilung gemacht wird.
Arbeiterwohnungen.
Die Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen hat, wie die Soꝝn - Corr. mittheilt, im Geschäftsjabr 1896 18 Häufer ge— haut, wodurch die Gesammtjahl auf 247 anwächst; die gesammten bis Ende 1890 ausgelegten Baukosten betragen 1 022 221 Von diesen 242 Häusern waren bis Ende vorigen Jahres 56 in den Besitz von Arbeitern übergegangen; die darauf geleisteten Abjahlungen betragen 2089 451 66, Besonders erfreulich ift es, daß die Arbeiter, in deren Interesse die Gesellschaft , ist, der Gesellschaft ihr Zutrauen und ihre Theilnahme zujuwenden beginnen. Die Gesellschaft führt ibre Bauten in der Weise auf, daß zwischen zwei Doppel häufern ein Luft⸗
zu und giebt die Häuser auf Abzablung innerhalb 16 Jahren an die Arbeiter ab. Die Aktionäre der Gesellschaft haben auf jeden Ertrag über 4 0½ verzichtet (wirklich vertheilt wurden in den 18 Jahren des Bestehens der Gesellschaft nur 33 υ im Durchschnitt) und sich verpflichtet, etwaige Ueberschüsse über 450, im Interesse der Arbeiter der Stadt zu verwenden, ase die Gesellschaft vom Staate als
gemeinnützige anerkannt worden ist.
Arbeiterkolonien.
Die Heimathkolonie Friedrich⸗Wilhelms dorf“ erfreut
sich, wie dem Hann Cour.“ aus Geestemünde mitgetbeilt wird, einer gedeihlichen Entwickelung. Die Kolonie besitzt eine Fläche von 440 Morgen Moorboden, von welchem der kultivirte Boden recht gute Früchte trägt. Zu den bereits vorhandenen Gebäuden tritt in diesem Jahre wieder ein neues, welches eine Bäckerei, Waschküche, mehrere Handwerkerwerkstätten u. dergl enthält. In der Kolonie sind jetzt 27 Kolonisten, die durchaus Anlaß zur Zufriedenheit geben. Die Verpflegung derselben stellte sich im verflossenen Rechnungs⸗ jahre (1. Juli 1890 bis Ende Juni 1891) auf 58 pro Kopf und Tag, gegen 491 3 im Vorjahre. Diese Steigerung ist haupt⸗ sächlich auf die Erhöhung der Lebensmittelpreise zurückzuführen. An Lohn wurden 4500 ιςο gezahlt. Bepflanzt sind in diesem Jahre 80 Morgen. Die Kolonie hat an Vieh zwei Pferde, sechs Milchkühe, vier Rinder, ein Kalb, eine größere Anzahl Schweine und Federvieh. Um die Erntevorräthe alle unter Dach bringen zu können, soll im nächsten Jahre ein neuer Schuppen aus Holz sowie eine Inspektor⸗ wohnung gebaut werden, für welche eine Anleihe von 20 000 MS in Aussicht genommen ist.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber die Entstehun des Entwurfs für das neue sozialdemokratische arteiprogramm machte der Reichstags⸗Abgeordnete Bebel in seiner vorgestrigen Rede (Vgl. die gestrige Nr. 166 d. Bl.) folgende Mittheilungen, die wir nach dem Bericht des „Vorwärts“ wiedergeben:
Das neue Programm mußte so gestaltet werden, daß es that—⸗ sächlich den Meinung aus druck der Partei bildete, und es so zu bear— beiten, konnte natürlich nicht das Werk eines Einzelnen sein. Mit dem ersten Entwurf wurde Liebknecht betraut. Bebel machte an Liebknecht's Arbeit Abänderungen, der Parteivorstand beratbschlagte über beide Vorschläge, die dann Liebknecht abermals zu einem neuen Entwurf verarbeitete. Dieser Entwurf wurde an Engels, Kautsky und viele andere hervorragende Parteigenossen, an die Fraktions— mitglieder, die Mitglieder des Parteivorstandes Ac. zur Begutachtung geschickt, und von allen Seiten kamen auch Abäͤnderungsvorschläge. Der Parteivorstand ist dann in erneuter Berathung dahin überein gekommen, den von Engels für den ersten Theil des Programms ein— gesandten Entwurf definitiv vorzuschlagen, der aber auch noch Abände⸗ rungen erfuhr. Es ist demnach erst die fechste Umarbeitung, die der Partei als Programm Entwurf vorgelegt worden ist. . Der Generalrath der belgischen Arbeiterpartei, welcher den im August in Brüssel tagenden internationalen Arbeiterkongreß organisirt, veröffentlicht vom „Hamb. Corr.“ mitgetheilte Angaben über die Zusammensetzung dieses Kongresses, welcher zum ersten Male „alle Schattirungen der Sozialdemokratie und die großen kooperativen Gruppirungen Europas und Amerikas vereinigt.“ Jede bedeutende Fraktion der englischen sozialistischen Arbeiterbewegung, alle sozialistischen französischen Organisationen ohne Unterschied der Sekten und alle franzöfischen Fachgruppen entsenden Delegirte. Vom deutschen Proletarigt werden alle konstituirten Elemente, von der sozialistischen Reichstagsfraktion ab bis zu den polnischen sozialistischen Vereinigungen ihre Abgesandten haben. Ebenso sind Arbeiter-⸗Delegirte angemeldet aus Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Holland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Spanien, Italien, J Rumänien und der Schweiz. Belgien ist durch eine geographische Lage, die es in den Mittelpunkt der verschiedenen europäischen Rassen stellt, dazu berufen, das Bindeglied zu sein, welches die verschiedenen Proletarigte gruppiren muß. Diese Aufgabe wird Belgien auf dem Kongresse erfüllen.“ Die Seele des Organisations⸗ ausschusses ist der Brüsseler Arbeiterführer Volders, der eine entscheidende Stellung in der Arbeiterbewegung errungen hat. Wie dem „Vornärts“‘ aus Barmen geschrieben wird, wurde in einer am vorigen Sonntag stattgehabten Sitzung der Gewerk— schafts⸗Kommission für Elberfeld. Barmen über die von der Hamburger Generalkommmission vorgeschlagene Neu⸗= Organisation der Gewerkschaften Deutschlands fol— gender Beschluß gefaßt: Die Versammlung der Delegirten der Gewerkschafts⸗ Kommission für Elberfeld⸗Barmen macht mr Organisation der Gewerkschaften Deutschlands folgenden Vorschlag: a. Centralisirte Verbände der verwandten Berufszweige zu gründen; b. zur Verbindung dieser Organisationen eine Generalkommission ein⸗ zusetzen; e. um eine Fühlung sämmtlicher organisirten Arbeiter an den einzelnen größeren Orten zu ermöglichen, sind Gewerkschafts⸗Kommis⸗ sionen einzusetzen, welche auch in erster Linie mit der General kommission Fühlung zu nehmen haben.
In Magdeburg fand vor einigen Tagen eine von etwa 3000 Personen besuchte sozialdemokratische Volksverfammlung statt, welche dem „Vorwärts“ zufolge folgende Resolution annahm: Die Parteigenossen Magdeburgs erklären sich für vollständig freie Meinungtäußerung innerhalb der sozialdemokratischen Partei. Aus diesem Grunde verurtheilt die Versammlung das fast einmüthige Vorgehen der sozialdemokratischen Presse Parteigegossen gegenüber, die die öffentliche Aufmerksamkeit und Kritik auf die per⸗ sönlichen Ansichten des Genossen Vollmar lenkten. Ferner würde die Versammlung es bedauern, wenn die „oppositionellen Elemente“ eine neue Partei gründen würden, da sie vielmehr der Ansicht ist, daß in der sozialdemokratischen Partei alle Schattirungen des Proletariats, soweit sie sich zu sozialdemokratischen Grundsätzen bekennen, vertreten sein können. Hier in Berlin wurde in einer öffentlichen Versammlung aller in, der Wollfilz⸗, Stroh und Seiden but ⸗Fabrikation beschäftigten Arbeiterinnen am 14. d. M. das Statut eines neuen sozigldemokratischen Arbeit erinnen⸗Vereins genehmigt. Der neue Verein wird, wie der Vorwärts“ berichtet, den Namen , Verein zur Wahrung der Interessen der in der Hutfabrikation beschäftigten Arbeiterinnen Berlins und Umgegend“ führen. Aufnahme finden alle in der Filz-, Stroh. und Seidenhut- Fabrikation beschäftigten Arbeiterinnen. Der durch den letzten Ausstand im Becken von Charleroi entstandene Ausfall an Arbeits löhnen wird nach der AKöln. Ztg.“ auf 6 0900 000 Franken geschätzt. Aus Christianka wird demselben Blatt gemeldet, daß die in Drammen abgehaltene Versammlung von Arbeitervertretern wal. Nr. 166 d. Bl.) sich für Abfchaffung der Stückarbeit und Ein⸗ führung von Stundenlohn aussprach. Rach lebhafter Berathung Über die Eingriffe der Arbeitgeber in das Vereinigungsrecht der Ürbeiter wurde mit Einstimmigkeit beschlossen, dem Stort in einen Vorschlag zu übersenden, welcher Arbeitgeber mit Strafe bedroht, die auf , n, bei Augübung ihrer bürgerlichen Rechte eine Einwirkung en. erUeber den Ausstand der Bediensteten der fran— alm Eisenbahnen liegen folgende neuere Wolff 'sche n vor:
ie Zahl der ausständigen Gisenbahnarbeiter bat sich nicht ver⸗ mehrt. Der Eis enbahnverkehr nimmt seinen ungestörten Hr enft In einer gestern Nachmittag im Tivoli
auxhall stattgehabten Versammlung der strikenden Kifen.
raum von mindestens 14 Fuß bleibt; sie theilt jedem Haufe einen Garten
kenden heute in der Deputirtenkam m er durch eine Deputation von fünf Mitgliedern, denen alle übrigen Strikenden folgen sollen, überreichen zu lassen. In der gestrigen Versammlung der Arbeiter der West bahn wurden aufreizende Reden gehalten, welche bei den Anwesenden lebhafte Zustimmung erfuhren.
Aus Rom wird telegraphisch gemeldet, daß in dem Prozesse gegen die Anstifter der Unruhen vom 1. Mai sieben Angeklagte freigesprochen und 44 zu Gefängniß von drei Jahren bis zu einem Monat verurtheilt wurden.
ek. Die Immobiliar⸗Brandversicherung im Königreich Bayern für das Jahr lsss.
Nach der „Zeitschrift des Königlich baverischen statistischen Bureaus“ betrug die Zabl der in Kraft bestehenden Versicherungen bejw,. der versicherten Gehäude am Schlusse des Geschäͤftszahres 1889 im Königreich Bavern 16602246 mit einer Versicherungssumme von 3 994377 810 44, während am Schlusse des Vorjahres sich die Zabl der versicherten Gebäude auf 1585 443 mit 3 892 858 280 ( Ver⸗ sicherungssumme bezifferte. Die Zahl der Versicherungen hat sich mithin gegen das Vorjahr um 16 503 oder um 1,06 9 und die Ver⸗ sicherungssumme um 101 519 530 Æν oder um 2, 61 0 ( erböht.
Die Zahl der Brandschäden belief sich auf 2120, für welche eine Entschädigung von 4052 272 M oder O, 10 άί᷑ñ der Versicherungz⸗ summe gejahlt wurde; im Vorjahre betrug die Zabl der Brand- schäden 1812, die Entschädigung 3 689 955 4 oder O, O9 (ο der Versicherungssumme. Im Berichtsjabre sind demnach 30s oder 17 90 Brandschäden und 362 3519 S6 oder 8, 82 oo Entschädigung mehr als im Vorjahre zu verzeichnen.
Die eingebobenen Beiträge (Brandassekuranz⸗Beiträge) bezifferten sich auf 7154 180 ½ oder auf G, 19 9ι der Versicherungssumme, im Vorjahre auf 3 859 701 4 oder auf G. 10 Co der Versicherungssumme, mithin an Beiträgen ein Mehr von 3294 449 A oder von S5, 3g (s gegen das Vorjahr.
Ueber die Entstehungsursachen der 2120 Brandfälle haben die Ermittelungen das Folgende ergeben:
Erwiesen durch vorsaͤtzliche Brandstiftung: durch den Versicherten 6 Fälle, durch andere Perfonen 10 Fälle.
Muthmaßlich vorsätzliche Brandstiftung: durch den Versicherten 83 Fälle, durch andere Personen 228 Fälle.
Erwiesen fahrlässige Brandstiftung: durch den Versicherten 1 Fall, durch andere Personen 5 Fälle,
Muthmaßlich fahrlässige Brandstiftung: durch den Versicherten 18 Fälle, durch andere Perfonen 73 Falle.
Unvorsichtiges Umgeben; a. mit Streichhölzchen: erwiesen 79 Fälle, muthmaßlich o Fälle; b. mit Feuer und Licht überhaupt: erwiesen 53 Fälle, muthmaßlich 57 Fälle.
ö Baukonstruktion: erwiesen 116 Fälle, muthmaßlich alle.
Feuerungsanlagen: a. schadhafte: erwiesen 44 Fälle, muthmaßlich 149 Fälle; b. sonstige mit Feuerungsanlagen zusammenhängende Schäden: erwiesen 48 Fälle, muthmaßlich 50 Fälle. Lokomotivfeuerung: muthmaßlich 3 Fälle.
Lokomobilfeuerung: bei Braunkohlen⸗, Holz⸗ und Torfheizung: erwiesen 2 Fälle.
Gewerbe⸗ und Fabrikbetrieb (darunter auch der Betrieb in Eisen⸗ bahnwerkstätten, Brauereien, Brennereien aller Art ꝛc.): a. durch die Beleuchtung: erwiesen 4 Fälle, muthmaßlich 2 Fälle; b. durch die Heizung: erwiesen 14 Fälle, muthmaßlich 14 Fälle; c. durch die Trocknung: erwiesen 6 Fälle, muthmaßlich 6 Fälle; d durch andere Ursachen (Friktion ꝛc): erwiesen 5 Fälle, muthmaßlich 10 Fälle. Explosionen mit nachfolgendem Brand; a von Leucht ⸗ und Heiz⸗ gas: erwiesen 3 Fälle, muthmaßlich 1 Fall; b. von Mineralöl zur Speisung von Lampen und Kochern: erwsesen 7 Fälle; . aus anderen hien (Feuerwerkskörper, flüchtige Oele, Spiritus ꝛc. erwiesen
älle.
Blitzschlag: erwiesen 525 Fälle, muthmaßlich 4 Fälle. Selbstentzündung: erwiesen 2 Fälle, muthmaßlich 12 Fälle. Nachbarbrand: J Fall.
Unermittelt: 499 Fälle.
Bemerkenswerth sind die verhältnißmäßig vielen durch Blitzschlag herbeigeführten Brandfälle; dieselben machten 24,95 0/0 oder rund ein Viertel der gesammten Brandfälle aus.
Unfälle auf den russischen Eisenbahnen, Auf den xussischen Eisenbahnen sind, wie die A. RC.“ statistischen Feststellungen entnimmt, im Jahre 1889 580 Personen getödtet und 1140 verletzt worden; 1888 waren es 547, resp. 1290 Personen. Schienenentgleisungen fanden 1389 279 statt gegen 292 im Jahre 1888, Zugzusammenstöße 109 gegen 137 im Jahre 1888.
Handel und Gewerbe.
Berlin, 17. Juli. (Amtliche Preisfeststellun ür Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Pof⸗ und .
schaftsbutter Ia. 95— 97 M106, Na. 92-94 z, IIIa. —, do. abfallende So = 85 6, Land, Preußische 75 — 73 , Netz brücher äs— 78 46, Pommersche 73-738 K, Polnifche 75 -= 785 , Baver, Sennbutter — 46, do. Landbutter — M6, Schlesische
== 8 M, Halizische 0 – 73 M — Margarine 45 — 75 S½⸗ = KRäfe: Schweizer, Emmenthaler 93 98 M, Bayerischer 75 — 78 4, 3 und Westpreußischer Ia. 72— 78 6, do. Ha. Ho — 65 „S, Holländer Sb — 90 6, Limburger 38 - 44 ½, Quadratmagerkäfe 1a. 18 = 37 t, do Ila. 14 16M — Schmalz: Prima Western 17 60 Ta. 40,56 , reines, in Deutschland raffinirt 13,59 — 45,50 A6, Berliner Braten⸗ schmalz 45— 49 gde, — Fett, in Amerika raffinirt 38 SM, in Deutschland raffinirt 40-42 M — Tendenz: Butter: Meinungs⸗ läufe veranlaßten eine weitere Steigerung. Schmals: fest und
steigend. (Amtlicher Preisbericht vom
— Börse zu Düsseldorf. 16. Juli 1891. Berechnung in M für 10060 kg und, wo nicht
anders bemerkt, ab Werk) Auf dem Kohlen. und Eisen— markt hat sich seit der letzten Börse keine Aenderung vollzogen. Kohlen und Koks. 17 Gas⸗ und Flamm ⸗
kohlen: Gaskohle 12 — 14, Flammförderkohle Jo 59 — 17, Stückkohle 14 — 15, Nußkohle 12,50 - 18,50, gewaschene Nußkohle Korn J. . 14,50, do. If. 13,50 — 14,50, do. III. 159 — 1750, do. IV. 10,50—- 11190, Nußgruskohle 850 —– 9,50, Gruskohle 7— 5,ů 0. — 2) Fett- kohlen; Förderkohle 3.50 — 11, do. beste melirte 11 — 12, adh 13 —14, gew. Nußkohle Korn J. 13— 14, do. II. 13 —- 14, do. III. 11-12, do. II. 950 - 11, Kokskoble 9- 560. — 3) Magere Kohlen: , 8 -= 10.50, do. beste melirte 11 — 13, Stückkohle 16 — 17, ußkohle Korn J. 7 — 19, do. II. 18 - 20,50, Gruskohle unter 19 mm 450 - 5, Fördergruskohle 7— 8. — 4) Koks: Gichercikots 16—18, Hoch⸗ ofenkoks 13-14, Nußkoks gebrochen 17— 19. — 5) Brikets — =. Erze: 1). Rohspath 7,50 — 8,320, 2) gerösteter Spatheisenstein 1,900 —- 12559, 3) Sommorrostro f. oO. Rotterdam —, 4) Nassauischer Rotheisenstein mit eg. 50 υ Eisen S, 0, 5) Rasen⸗ erze — — Roheisen; 1) Spiegeleisen 12. 10— 1250 Mangan 8,00. 2) Weißstrabl. Eisen: Rheinisch-weftfälische Marken J. 53 00 bis 54,99, do. do. Thomaseisen 51, 60, iegener Marken Hl, o, Nassauische Marken — 3) Luxemburger Puddeleisen 39,506, 4) do. Gießereieisen Nr. III. 49,00, 5) Deutsches Gießereieisen Nr. J. 71,60, S. do. do. Nr. H. — do. do. Nr. III. 60, 09, 8) do. do. n,. Nr. L) 71090, 9) Span. , , . Marke Mudela“, oco Ruhrort — 10) 1 Roheisen Nr. II. loco Ruhrort 60,06 bis Sl, oo, 1) Engl. e,, loco Verschiffungshafen —, 65 Span. Bessemereisen Marke . Mudela. cif. Rotterdam — — 13) Deutsches Bessemereisen 63,60. — Stabeisen. Grundpreis frei Verbrauchsstelle im JI. Bezirk. Gewöhnl. Stabeisen 135,00. — Bleche. Grundpreise: 1) Gewöhnl. Bleche 159 - 155, 7 Keffelbleche 175.00, 3) Feinbleche 146, 90 - 150,009. — Draht: I) Eifenwaln⸗ draht —, 7) Stahlwaljjdraht —.
bahnarbeiter wurde beschlossen, die Forderungen der Stri⸗
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 18. Juli
1891.
3 H67Z.
——
Literatur.
Geschichte.
eschichte des Preußischen Staates von Dr. C. Bern . ; le h ve ö. , . st J K Nen . in.
. 5 el. Lieferung fördert den Text des Werkes Ten cetan Ces Feeben jährigen Krieges big zam Jahre 1803 Wie in den fräheren Äbtheilungen, so ist auch in der vorliegenden das Mestltat ernster wisfen chaftlicher Forschung mit einer anziehenden ifachen und einer vortrefflichen Charakteristik der
Darstellung der Tha und ejner . Manis ñ nden Persönlichkeiten, so namentlich der Königin ö ir n. Illustrationen stehen denen der
l Abtheilungen in keiner Weise nach und sind von den sieben kö . Bild von Chodowiecki: Zieten sitzend vor seinem König“, das Porträt König Friedrich Wilhelm's Il, von Cunningham, dien zröniglichs Famllie., im Jabre 1806 nach, dem Gemälde von Dähling und das Tischbein'sche Bild. der Königin Luise und ihrer Schwester Friederike aus dem Jahre 1795 besonders rms bnenswerth, Als hoch interessant sind ferner hervorzubeben die als 6 ge⸗ gebenen Facsimiles von Schriften, wie, der zum ersten Ma ö Tuzirte Brief König Friedrich Wilhelm 's II. an, den Grafen der ö. Jsnrläghre 17985, 'in Schreiben der Königin Luise an ihren 6 d. d Königsberg, 15. Mai 180, und die erste Seite der eigenhändig niedergefckriebenen Denkschrift des Ministers Freiherrn von Stein. d 4 Naffau, im Juni 18907, über die jweckmänige Bildung der Bberssen und der Provinzial-Finanz und Polizei Behörden in der
ßischer ie. . . , ,,, in Ver bindung mit der deutschen Geschich ke von Pr. Wilhelm Schreiber, Kenigl, waher, h faplan und Hofbenefiziat. Zweiter Band. Vom osterreichi chen rb⸗ folgekrieg bis auf die . gr. n n., .
— Eine wissenschaftli emein verf zea r 8 Eine wissenschaftliche, a 946 ,,,
Geschichte Baverns, deren erster aten Nr den fc
sprochen wurde, bat durch den obigen
len. In diesem wird erzählt: die neuere Zeit, II. Theil, i nd die ern rnr e des Kurfürsten Karl Albert. VI. (frzö) auf Desterreich, bis zum französischen Revolutionskriege und die neueste Zeit, die Erhebung Bayerns zu einem König⸗
iche bis zur Aüflöfung des Peutschen Bundes und Gründung . en e g ch Auch in diesen Abschnitten ist der Verfasser bemüht gewesen, die Greignisse und die , . darjzuftellen, wie ie sich nach einer reiflichen Erforschung der * en⸗ schriften ergeben haben; in der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts jedoch konnte der innere Zusammenbang mancher politischen . gaͤnge nicht mit der gewünschten Gründlichkeit behandelt 4 ö dem Geschichtsschreiber die Staatsarchive für diesen geit schnit noch verschlofsen sind. Dr. Schreiber bat überdies den Versuch ge— macht, die von den Geschichtsschreibern meist gänzlich beiseite gesetzten Dder nur an einzelnen Stellen mit wenigen Worten berührten um— fangreichen Bände der Landtage und Reichstagsverhandlungen mit zu berücksichtigen, soweit es der eng bemessene Raum gestattete, . früher ausgesprochene Lob eines inhaltlich bedeutenden, vielfach e⸗ lehrenden und formvollendeten Werkes gebührt auch der Fortsetzung. Dle neuere Gefchichte Baverns ist in den weiteren Rahmen Deutsch⸗ lands eingefügt, an dessen wirthschaft licher and pott sche; Men, gestaltung die bayerischen Fürsten. seit dem Jahre 1833 a mitwirkten. Einzelne der mitgetheilten Thatsachen, namentlig ei der Gründung des Zollvereins, sind zu unbefangenen Beurtheilungen der Reuzeit beachtengzwerth. Das aus Ar biven und neueren Schriften über die religiöse, soziale und kulturgeschichtliche Entwickelung . umsichtig wie einsichts voll zusammengetragene Material ist mi dankenswertber Vollständigkeit nach jenen Rücksichten in gefãlliger 3. sprechender Form wiedergegeben. Mit Goethe Worten darf , werden: ‚Aeltestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefaßt. da⸗ 3 .
Der Verfasser bewährt sich durchweg als ein , ö freund, als ein gerechter und unparteiischer Richter; für 2 . Tadel wird stets nach dem Maße der Gebühr das rechte ö. 4 der rehten Stelle gefunden. König Ludwig J. wird alt n f ö. , (Alleinherrscher in der wahrsten Bedeutung des . ö. geftellt. Das Königthum fette er l göttliches Rech . war sich aber seiner Regentenpflichten wohl bewußt. en. geistig Befäbigung und allseitige Bilzung ermöglichten es ihm, die 6 selbständig ohne Rath und Anleltung Anderer u ühren. 9 ̃. pflegte er zu sagen, ist für mich ein Bedürfniß S 459. . r hatte die Absicht, Bayern durch künstlerische Leistung berühmt zu machen
zur Hebung des Nationalgefühls und der Vaterlandsliebe unter den Deutschen, besonders den im Ausland lebenden Deutschen mitzuwirken, indem er den Letzteren als nachahmungswürdiges Beispiel der Erbaltung des Nationalbewußtseins die im Jabre 1150 aus Deutschland ausgewanderten und seitdem in Siebenbürgen an— gesiedelten Sachsen anführt. Als eins der ersten Erfordernisse zu diesem Ziele betrachtet er die Reinigung der deutschen Sprache — die er in Uebereinstimmung mit einer Schrift des Gymnasial⸗ Direktors Heß in Erfurt alt die vollendetste unter allen jetzt gesprochenen höher entwickel ˖ ten Sprachen von weltageschichtlicher Bedeutung bezeichnet — von den immer noch im Uebermaß angewendeten entbehrlichen Fremdwörtern. Er wünscht, daß der Erlernung der deutschen Sprache, der Landes und Volkskunde, zunächst im engen Rahmen der Heimathkunde im Schulunterricht immer größere Sorgfalt zugewendet und dadurch, äbnlich wie jetzt schon in Schweden, der Schweiz u. a Ländern, die Vaterlandsliebe im Kinde geweckt und gepflegt werde, damit das im Kinde niedergelegte Samenkorn im Mann sich zu reifer Frucht ent wickeln könne. Der Schrift ist wegen ihres anerkennenswerthen Endziels weitere Verbreitung zu wünschen.
Erziehung und Unterricht.
»Es beginnt zu tagen!“ Ein Wort zur Schulreform und zur Erziehung der Jugend, gerichtet an das deutsche Bürgerhaus von Hugo Götze, Mitglied des Vereins für Schulreform. Berlin 1851. Verlag von Kurt Brachvogel. (Preis 1 44) — Die Kaiserrede zur Eröffnung der Konferenz für die Schulreform und das Ergebniß der ersten Thätigkeit der letzteren sind dem Verfasser dieser an das deutsche Bürgerhaus gerichteten Schrift Anzeichen gründlicher Besserung im Gebiet unserer Schulerziehungspflege. Dem aufrichtigen Bestreben, aufhellend und ergänzend an seinem Theile zur Förderung dieses Reformwerks beizutragen, ist die vorliegende Arbeit entsprungen. In sach⸗ und fachkundiger Weise beleuchtet dieselbe die Mãängel unseres dermaligen Schulwesens, ruft die Mitarbeit des ganzen Volkes zur Lösung der Erziehungsfrage auf und beiont die Pflicht des Staats zur Heranziehung solcher allgemeinen Mitarbeit. Sie fordert Einkehr deutscher Zucht und echter Frömmigkeit in Haus und Werkstatt und zu dem Ende die vollkräftige Wirksamkeit einer von Gottesfurcht und nationaler Gesinnung durchdrungenen Lehrerschaft, Hand in Hand mit der Fan lie unter Zuhülfenahme der freien Gottesnatur und nach solcher,‚Ebnung des Feldes für die körperliche und nationale Erziehung unserer Jugend“ unverzügliche Inangriffnabme der Reorganisation des gesammlen Schulwesens mit Bezug auf die innere Gestaltung und auf die Bildung des Geistes. Im Lichte dieser Forderuag die Gutachten und Beschlüsse der Schulkonferenz; ausführlich darlegend und dieselben mit Lem Wunsche begleitend, daß besonders die bezüglich der Ueberbürdung, der Hygiene, Körperpflege u. s. w. gefaßten Beschlüsse baldigst zur Durchfuhrung gelangen möchten, folgen „Vorschläge zur Reform des gesammten Schulwesens‘, welche in der Auffassung, daß das Schul⸗ wesen des geeinigten Vaterlandes ein auf gemeinsamer Grundlage ruhendes, einheitlich ausgebautes Ganzes darstellen müsse, wesentlich darauf abzielen, eine Einheitsschule“ herzustellen, welche, wenigstens in ihren untersten Stufen, die Jugend des ganzen Volkes vereine, als das kräftigste Mittel, den Klassenhaß zu beseitigen, die zersetzenden Strömungen der neueren Zeit einzudämmen und zur Helebung und Vollentfaltung aller jugendlichen Krafte mitzuwirken. Ein Anruf an das Bürgerhaus mahnt schließlich, die Erziehung der Jugend in dem vorgefchilderten Geiste mit regem Interesse zu erstreben — zur Ehre Gottes und zum Ruhm des Vaterlandes.
Gesetze und Verordnungen. ö Das Gefangenen ⸗Transportwesen, zum praktischen Ge⸗
8 ,
Kirchlich es. 4 Die Predigt der Kirche, Klassiker Bibliothek der christ⸗ lichen Predigtliteratur, berausgegeben von Gustay Leonhardi, Licentiat der Theologie. XIII. Band. Heinrich Müller. Leipzig 1891. Druck und Verlag von Fr. Richter. (Preis 169 44) — Der kürzlich erschienene dreizehnte Band dieser auf fünfzig Bände be— rechneten Sammlung enthält in zwölf Nummern neun vollständige Predigten, unter Nr. VIII den Auszug aus einer Pfingstpredigt und unter 18 und X kleinere Auszüge aus verschiedenen Predigten des be— kannten, 1631 zu Lübeck geborenen, 1675 zu Rostock gestorbenen Geist⸗ lichen Heinrich Müller. Da seine Predigten einen seor praktischen Charakter tragen, die die Lehren der Kirche in das Leben zu übersetzen suchen, und Müller ein Meister der volksthümlichen Predigt war, so bat die Sammlung durch diesen Band, dem eine Biographie Heinrich Müller's und ein Verzeichniß seiner Schriften vorangestellt ist, eine werthvolle Bereicherung erfahren.
Landeskunde.
ck. Das kürzlich erschienene 7. Heft des fünften Bandes der vom Professor der Erdkunde an der Universität Halle Dr. A. Kirchhoff im Auftrage der Central-Kommission für wissenschaftliche Landes⸗ kunde in Deutschland herausgegebenen und im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart erscheinenden „Forschungen zur
und Volkskunde“ bringt eine anthropo—
deut schen Landez⸗ 23 nthropo geographbische Untersuchung von Dr. A. Schlatterer in Frei⸗
burg i. B. über die »Ansiedelungen am Bodensee in - . ö 2 ;
ihren natürlichen Voraussetzungen‘. Die vorliegende Abhandlung wurde als Promotiontarbeit der rhilosophischen
Fakultät der Universität Freiburg i. B. vorgelegt. Sie ist das Er— gebniß nicht sowohl literarischer Forschungen, welche nur ganz geringe Ausbeute ergaben, als vielmehr einer genaueren Kenntniß der Bodensee⸗ lande, welche der Verfasser durch längeren Aufenthalt in Konstanz und häufige Wanderungen um den See wie in seiner Umgebung sich erwarb. — Beigegeben ist eine Uebersichtskarte des Bodensees und seiner Umgebung. . Gesundheitswesen. .
Die Krankenpflege, im Wesentlichen nach Sick, Kranken- pflege, bearbeitet von Dr. med. Lorenz. Gotha, Verlag von Friedrich Andreas Perthes. Preis 1KR80 6 — Bei dem großen Interesse, das der Ausübung einer sachverständigen Krankenpflege immer weitere Kreise der gebildeten Welt entgegenbringen, ist es erfreulich, daß in der vorliegenden Schrift, die einen Theil von Zimmer's Handbibliothek der praktischen Theologie bildet, aber auch für sich allein käuflich ist, ein Arzt es unternommen hat, nach seinen Erfahrungen ein Handbuch herauszugeben., welches über das wichtige Gebiet der Kranken ⸗ flege zuverlässige und rasche Auskunft giebt. Nach einer Ein keitung, die sich mit den erforderlichen geistigen und leiblichen Eigen. schaften der zur Krankenpflege bestimmten Personen beschäftigt, giebt der Verfasser eine genaue Beschreibung darüber, wie der Aufenthalts. ort des Kranken, das Krankenbett, die Kleidung und die Nahrung des Kranken beschaffen sein müssen. Auch die Beobachtung der Kranken, die erste Hülfe bei plötzlich eintretenden Krankheitsfällen und die ver schiedenen Obliegenheiten der Krankenpfleger bei innerlich und ãußerlich Kranken werden ausführlich und klar behandelt. Dad Buch wird iich ehr geeignet zur Selbstbelebrung für männliche wie weibliche Franten. pffeger erweisen, wenngleich es in erster Linie nur für die Letzteren bestimmt ist.
— Die Pflanzen-Vergiftungen, das vorzunebmende Heilverfahren, geschildert an
ihre Erscheinungen und den in Deutschland
imis iftpflanz id. S Schüne 1, Stabs⸗ heimischen Giftpflanzen von r. med. Schünemann, Stab arzt a4. D. Braunfchweig, 1891. Verlag von Otto Salle. (Preis
geb. 1 M1) — Bei den thatsächlich immer noch sehr häufig vorkom⸗
brauch für Gerichte, Staatsanwaltschaften, Gefängnißbeamte, Land⸗ rathsämter, Poltzeiberwaltungen, Amtsvorsteher u. s. w. zusammen= gestellt von C. Kurtz, Königlich preußischer Amtsrichter. Berlin 1351. Verlag von Otto Liebmann. Preis gebd. 2.50 I. — Nie vielen Ver- schriften, welche die General · Tran port. Instruktion verändert und im Laufe der Zeit ergänzt baben, machen es häufig den damit heschãftigt on Beamten schwer, die gewöhnlich schnell erforderlichen Verfügungen für den Transport Gefangener im Augenblick genau den bestehenden Pe- ftimmungen entsprechend zu treffen. Dieses Sammel wert, welche in den Vorbemerkungen die Bestimmungen über die Veranlässung von Transporten (Vorführungen, Verhaftungen u. s. w. bespricht und das hierbei zu beobachtende Verfahren beschreibt, die General. instruttion des Königlichen Poltzei⸗Ministerit für den Transport der Verbrecher und Vagabunden vom Civilstande?“, vom 15. September 1816 und die „Etläuterungen der General · Transport: Instruktion vom 23. Juli 1817 mit den inzwischen ergangenen Abänderungen und
as V Ibilden; er wollte nicht eher ruhen, bis München . ö (S. 523). Er begeisterte sich für ein gtohes deuifsches Reich und schrieb auf den Boden der Befreiungshalle bei Kelbeim die Worte: „Seid einig, ihr Deutschen, ihr seid dann auch stark, 3 un. zern tic Volk. (S. 525) Der König war, obgleich J,, Katholik, aus religiöser Ueberzeugung und Liebe zur . . ö doch für jede Konfession besorgt, um in der ganzen , ,, en religiöfen Sinn zu erhalten (S. 160). Aber am steten Bewuß Fein seiner Königlichen Majestät duldete er keinen Widerspruch, seine Be⸗
den und' Zurechtweisungen waren derb und nicht selten ver⸗ a,,, Richtung, eine andere
etzend.! Mit der Begründung „Eine neue ; 1 6 in der 6 enthaltene, hat begonnen, dankt er 1348 ab. Sein Nachfolger Maximilian II. erkannte, daß eine
Zeit erschienen fei, in der ein Fürst nicht mehr nach den autokratischen . feines Vaters herrschen könne; Er war stolz, sich einen konstitutionellen König zu nennen; unter keinem Regenten wurden in Bavern während einer kurzen Zeit so viele Gesehesrefxrmen Dutch geführt, als unter Maximilian 11, dessen deutschen Patriotismus, Forderung der Industrie und des. Handels, wie Unterstützung . Wissenschaften der Verfasser durch viele Thatsachen ben it. 6 4 fis S. 5a) Die letzten Worte vor seinem am 10. Mãrn ! 3 er⸗ folgten Tode waren: „Ich habe stets das Beste gewollt.. Sein obn König Ludwig II betrat mit idealer Freisinnigkeit die ihm von dem . vorgejeichnete Bahn der Gesetzgebung. Sein surchtkaree Schicksa und' Ende find mit taktvoller Rücksicht erzählt. Hervorzubeben ist . Urtheil des Verfassers (S. 74), „daß durch den e,, e Prinz ⸗ Regenten in Berlin 1886 zc. die bisherige Abson ir gn des Münchener Hofes von dem Berliner beseitigt n. jenes Vertrauen hergestellt wurde, welches auf Grund der Vertrãge und der Verfassung das Wehl der deutschen Staaten im Allgemeinen und des baversschen inebesondere bedingt. Zur unparteiischen , n, des Verfaffers muß noch erwähnt werden, daß, obgleich er S. 517 den Minister von Abel als einen Staatsmann“ von großer Begabung und Geschaͤftsgewandtheit, rast sosem Eifer, vielseitiger Bildung und einer schlagferti en, . , . Beredsamkeit bezeichnet, doch das Ministerium Abel S. 518 eine bureaukratische Verwaltung mit erzwungenen katholischen . ohne innern belebenden Geist und ohne festen Halt genannt . Am Schluß diefes zweiten Bandes ist für das ganze recht vorthe . ausgestattete Werk ein sehr forgfältiges Personen und Sachregister
. n n, n. Nationalgefühl
tsche Eigenart, eu e ; 3 . ein Zeit! und Zukunftsbild von Friedlieb . (Pseudondim). Hannover 1891. Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior). Preis 69 8. In der a. liegenden kleinen Schrift hat sich der Verfasser die Aufgabe gestellt,
in einem Ünhang die wichtigeren Bestimmungen üher Auslieferung . Transport ö. Auslande verfolgter Verbrecher nach dem „Just.: Min Bl.‘ sür 1889 bringt, bildet ein bequemes Hülfsmittel für die betheiligten Beamten und Behörden, die sich durch seine Benutzung leicht vor den unangenehmen Folgen unrichtiger Anordnungen schützen können. Militärisches. ö
P ische Anleitung zur Ausbildung der Com ö Kin rin ft ö. besonderer Berücksichtigung des Ge⸗ fechts, wie dahselbe durch das Infanterie gewehr 88 bedingt wird, nach den jetzigen Vorschriften und eigenen Erfahrungen bearheitet . Hans gießgertn von Reitzenstein, Oberst, Lieutenant D. iht iim Brandenburgischen Füßilier⸗ Regiment Nr, 535. ö ⸗ E. S. Mittler u. Sohn. Preis 1ů0 M6. — Dieses in der rmte in vier Auflagen beifällig aufgenommene Werkchen ist ö der Reubewaffnung der Acmee und der Einfübrung . rauchschwachen Pulver vom Verfasser Liner neuen . e arbeitung unterzogen und in fünfter Auflage herausgegeben worden. Es behandelt zunächst das Schütz engefecht der ,, in kurzen praktischen Regeln, die durch in den Text gedruckte Skizzen erläutert werden, während zum Verständniß der Regeln für die Feuer leitung auf sieben besonderen Tafeln durch farbige , , n. die Geschoßgarben, wie sie sich in dem verschiedenen Gelãnde ae hn gestalten, veranschaulicht sind. Danach wird der Ausbildung gang . Rekruten und der Compagnie besprochen und zum Schluß 6. . wachtdienst, der Marsch und Sicherheitsdienst, sowie der Dienf w. Biwak und die Ortsunterkunft behandelt. Auch in n, , . GHestalt wird das Buch als Rathgeber bei der militärlschen Ausbi
HJ Lose Blätter zur Geschichte der 9 wickelung der militärischen 5. , . gejeichnet und mit kurzem Vert ver Kö Ftathenow, Verlag von Max Babenzien. — Von k ᷓ c *rür künstlerische Kreise interessanten Wer k 6. vor, well 6. ub mn gen r . abren 1735 (Regimen es), 1762 , n,. Kemnitzz und 1813 41815 i . reicorps), ferner bayerischer Artillerie im Jahre 1812, wür . ergischer Reiter vom 3. Reiter. Regiment von 1860 n er 3 von 1866. ,, , en , JI. re n üm 1790, Kursächsischer evauleger f ö. ö G0 bringen. Wie bei den im er Münsterscher Infanterie von 18 k Abbildungen, so ist auch bei den n ,. hervorzuheben, mit welcher der Verfasser bis in
menden Vergiftungen, welche durch Pflanzen herbeigeführt werden und die zumeist der Unkenntniß der Giftpflanzen zuzuschreiben sind, ist 8 ein dringendes Bedürfniß, durch weitere Verbreitung der Kenntniß von den Giftpflanzen nach Möglichkeit den dadurch entstebenden Un. glücksfällen vorzubeugen und da, wo sie einmal entstanden sind, über die anzuwendenden Gegenmittel zu unterrichten. Diesem Bedürfniß wird in dem vorliegenden Buche in der glücklichsten Weise abgeholfen, indem alle in Deutschland vorkommenden Giftpflanzen einschließlich der Pilze von einiger Bedeutung. eingehend beschrieben viele auch bildlich dargestellt und bei allen die Wirkungsweise und die etwa an⸗ zuwendenden Gegenmittel angegeben werden.
⸗ Naturwissenschaft. J Pflanzenwelt des Süßwassers.
Die Thier und 8. S s Unter Mitwirkung von Dr.
Linfüh in das Studium derselben. sitwirkun n. inf rs (nh S. Clessin (Ochsenfurt), Prof. Dr J. A. Forel (Morves, Schweiß), Prof. Dr. A. Gruber (Freiburg i. Br.), Prof. Pr. P. Kramer (Halle a. S.), Prof. Dr. F. Ludwig ¶ Greih Pr. W. Migula (Karlsrube), Dr. C. Plate (Marburg), Dr. G; Schmidt ⸗˖ Schwedt (Berlin,, Dr. A. Seligs (Danzig), Dr. J. Vosseler (Tü⸗
l Berli hrof. Dr. 3schokke bingen), Dr. W. Weltner (Berlin) und Prof. Er olk Vaseh herausgegeben von Dr. Otto Zacharias, Direktor der
Viologischen Station am Großen Plöner See in HDolstein. Erster an 6 7J in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig 1891. Ver⸗ lagsbuchhandlurg von J. J. Weber. — Des vorliegenden Werkes Zweck ist' klar und voll 'in seinem Titel ausgesprochen: Es soll zur Einführung in die Lebewelt des Süßwassers dienen und auf möglichst kurzem Wege die Bekanntschaft mit denjenigen Pflanzen und Thierformen vermitteln, welche am Häufigsten in unseren Tümpeln, Teichen und Seen vor⸗ fommen. Vorwiegend wendet es sich an Solche, welche sich msssen, schaftlich‚praktisch und nicht etwa bloß literarisch mit der ,,. und thiersschen Bewohnerschaft der Seen beschäftigen. Diesen wi es in erster Linie ein Drientirungsbuch sein. Dem nt prechend it es in klarer, leichtfaßlicher Form, aber doch unter vollständiger 2 des wissenschaftlichen Standpunktes verfaßt worden. Für jedes ö. gebiet ist cine Autorität als Mitarbeiter gewonnen. So behnn el Prof. F. A. Forel die. . Allgemeine Biologie eines Sißwaffersee . För. W) Migula: „Bie Algen“, „Die Flagellaten, Prof, Pi dr Ludwig: „Die Biologie der phanerogamischen Süßwasserflorga . Fr. A' Graber? / Wurzelfüßer des Süßwassers in Ban und Leben erscheinungen . Br. W. Weltner: Die Si ha sfer cen n. ö Pr. O. Zacharias: . Die Strudelwürmer“, Dr. L. S. Plate: . Die ; 6. tbiere , Pr. J. Vosseler: Die Krebsfaung unserer Gewãsser Wie hieraus ersichtlich, sind freilich nicht alle Hauptgruppen , . heimischen Wasserfaung zur Berücksichtigung gelangt, z. . wird der sachkundige Leser die Infustonstbiere, die Dydren und die höheren Würmer vermissen. Indessen ist über diese drei Gruppen in der Fachliteratur fehr viel leichter Aufschluß zu erhalten, als hinsichtlich der bebandelten Vertreter der Süßwasserfauna. Soweit es der In⸗ halt erforderte, sind Abbildungen, welche den Text ergänzen und zum besseren Verständniß desselben dienen,. beigegeben worden, größten · theils nach Originalzeichnungen der Mitarbeiter hergestellt, und alle diefe Illustrationen sind fmit Ausnahme der bloß schematischen) von vollendeter Naturtreue. In jeder Hinsicht darf dieses treffliche, wohl ,. Werk als eine dankenswerthe Gabe neuester, originaler orschung bezeichnet werden. K Eneyklopädien. ö ck. Das erste Jabresfupplement 189/3931 zu Meyer s Konversations⸗-Lexikon'. Gierte Auflage) ist nunmehr vollständig erschienen und liegt in einem n, . Bande vor. (Pr, 10 4) In demselben finden wir die sorgsame Aufspeicherung einer Fülle von zeit gemäßem Wissen, welche um so schätzenswerth erscheint, als ee sich hier
die kleinsten Details bei der Darstellung der einzelnen Uniformen zu Werke gegangen ist.
um eine genaue Aufzeichnung aller bemerkengwerthen Ereignisse.