1891 / 168 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

lebt und inzwischen sich in verschiedene Handelsunternehmun⸗ gen eingelassen haben, sind verpflichtet, bis zum 15. 6 (a. St.), an welchem Tage die ihnen gewährte dreimonatliche Frist abläuft, in die Rayons ihrer Wohnsitz berechtigung über⸗ zufiedeln. Dasselbe Blatt berichtet, daß das Justiz:Ministerium endgültig bestimmt habe, daß Rechtsanwalts⸗Gehülfen mofaischen Glaubens, die zum Christenthum übertreten, erst drei Jahre nach diesem Uebertritt in den Vollbesitz ihrer Standesrechte gelangen.

Italien.

Wie die Mailander „Perseveranza“ meldet, sollen in dem heute stattfindenden Ministerrath die genauen In struk⸗ tionen festgestellt werden, welche den Bevollmächtigten er⸗ theilt werden sollen, die sich zu den Handels⸗ vertrags-Verhandlungen nach Bern begeben. In den Instruktionen soll, wie das genannte Blatt wissen will, von irgend welchen Rücksichten gegen Frankreich vollständig Abstand genommen werden, da man in Regierungskreisen ein Abkommen 3. diesem Staat gegenwärtig für vollständig ausgeschlossen

alte.

Die Königin von Rumänien ist in strengstem In— cognito in Venedig angekommen.

Am 15. d. M. ist in Neapel der Ober⸗Fefehls haber. der Erythräischen Kolonie General Gandolfi eingetroffen, dem'ein mehrmonatiger Urlaub bewilligt ist. Bezüglich der Neu⸗ ordnung der Verwaltung in der Kolonie am Rothen Meere verlautet, der „Köln. Itg.“ zufolge, daß der Sitz des Eivil— Gouverneurs in Massovah sein werde, während der Militär— Kommandant in Asmara stehen soll, wo militärische Thätig— keit und Wachsamkeit noch eher erforderlich und wirksam ist.

Spanien.

Die Königin-Regentin ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, mit dem König und den Prinzessinnen in bestem Wohlsein am 18. d. M. Mittags in San Sebastian ein— getroffen.

Luxemburg.

Luxemburg, 19. Juli. Anläßlich des bevorstehenden Einzuges hat das Kollegium der Bürgermeister und Schöffen ee. Protlamation erlassen, welche nach der „Luxb. Ztg.“ autet:

Mitbürger! Wir werden in einigen Tagen den festlichen Einzug Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin seiern. Seit Jahrhunderten besaßen wir keine Herrscher mehr, die unter uns lebten. Dem gegenwärtigen Geschleckt war es vorbehalten, den ersten Fürsten zu begrüßen, der in der Landes⸗Hauytstadt bofhalten wird. Seiner Königlichen Hobeit dem Großherzog wollen wir die tiefe Anhänglichkeit und die lebbafte Zuneigung darthun, die wir für Ihn und Seine erlauchte Familie empfinden! Den fremden Festgästen wollen wir zeigen, daß uns kein anderes Be—⸗ streben beseelt, als ruhig und glücklich unter dem väterlichen Szepter unseres geliebten Landesfürsten zu leben! Durch unsere würdige und maß⸗ volle Haltung werden wir beweisen, daß das luxemhurgische Volk die großen Wohlthaten der durch die Mächte gewährleisteten Neutralitãt und Selbständigkeit zu schätzen und zu verdienen weiß! Die beyorstehenden Festtage werden Epoche in der Ge— schichte unseres Landes machen! An diesem Tage mögen alle Geister sich in einem einzigen Gedanken vereinen, ein einziges Gefühl möge alle Herzen erheben, und alle Stimmen mögen in dem Einen Ruf erschallen: Hoch lebe der Großherzog! Hoch lebe die Großherzogin! Roch lebe der Erbgroßherzog! Das Kollegium der Bürgermeister und Schöffen. A. Brasseur, Bürgermeister. G. Wittenauer u. Jos. Heintz, Schöffen.

Griechenland.

Gestern fanden in ganz Griechenland die Munizipal—⸗ wahlen statt. In Athen wurde der von den Anhängern . aufgestellte Kandidat Melas zum Bürgermeister gewählt.

Dänemark.

Kopenhagen, 18. Juli. „Ritzau's telegraphisches Bureau“ meldet: „Die vielfach in aus ländischen Zeitungen verbreiteten Notizen über angebliche Meinungs verschiedenheiten im Ministerium und über den bevorstehenden Rücktritt des Conseil⸗Präsidenten Estrup find nach an bester Quelle ein⸗ gezogener Erkundigung als tendenziöse Erfindungen zu be⸗ zeichnen.“

Asten.

Persien. Den „Daily News“ wird aus Ta uris vom 17. Juli gemeldet: „Die Kurden, welche Miß Katie Greenfield entführt haben, weigern sich, dem letzten Befehl der türkijchen Bolschaft nachzuksmmen und die junge Dame in Freiheit zu setzen. Allem Anschein nach wollen sie es bis zum Aeußersten kommen lassen. Der Commandeur der persifchen Truppen Prinz Nosrat Dowleh xüstet fich zum Angriff auf die kürkischen Kurden. Die persischen Kurden sind aufgefordert worden, sich den Regierungstruppen anzuschließen. In So⸗Uj⸗Bolak herrscht völlige Anarchie.“

unsft und Wissenschaft.

Ausstellung der Königlichen akademischen Hoch⸗ schule für die bildenden Künste.

Das Studienjahr der Königlichen Kunst-Akademie zu Berlin findet ne hh seinen Abschluß durch eine Ausstellung der besten Schülerarbeiten im Akademiegebäude. Dieselbe ist seit Sonntag, 19. Juli, wiederum auf acht Tage dem Publikum unentgeltlich geöffnet und ergiebt ein außerordentlich erfreuliches Bild frischen Strebens. Diese Thatsache wird allerdings von Denen beftritten werden, welche unbedingten Anschluß an die modernste Kunstform, an Pleinair und Impressionismus for⸗ dern, und es ist vorauszusehen, daß von dieser Seite gegen die Akademie der Vorwurf erhoben wird, sie trage den Fort⸗ schritten der Zeit nicht Rechnung, pflege veraltete Kunst⸗ prinzipien.

Nun hat aber offenbar die Leitung unserer Akademie gar nicht die Absicht, sich auf derartige Experimente einzulassen. Zielbewußt verfolgt sie das Prinzip, zwar der modernen Ent⸗ wicklung Rechnung zu tragen, zugleich aber die Anstalt davor zu bewahren, daß sie zu einer künstlerischen Versuchsstation wird. Man' legt weit mehr Werth darauf, die jungen Leute zu ernstem, gediegenem Studium anzuleiten, als sie zur Bilder⸗ fabrikation durch Anerziehung einer frappirenden, aber un— soliden Technik zu dressiren.

Diese Tendenz bestimmt den Charakter der Arbeiten bereits von den Zeichenklassen an, in denen unter Leitung der Hrrn. Böse, Hanke, Brausewetter, Ehrentraut und W. Friedrich theils nach Gips, theils nach der Natur, zunächst Köpfe und Körpertheike, dann Halbakte und Akte mit Kohle und Kreide gezeichnet werden. Die . dieser Klassen hat sich natürlich nicht gerade auffallend gegen frühere Jahre verändert, doch scheint es, daß man sich bemüht, immer mehr an Stelle des todten G psabgusses die Arbeit nach dem lebenden Modell . Das Studium nach Todtenmasken, das zeitweise in der Porträtklasse fast überwog, scheint auf ein angemessenes Maß xeduzirt und der Gefahr, die das übertriebene Arbeiten nach Gipsen in sich birgt, damit vorgebeugt zu sein.

Auch die früher herrschende strenge Begrenzung des Unterrichtsstoffs, wonach Gewandstudien z. B. nur in der Gewandklasse“ angefertigt werden durften, ist einer größeren Freiheit gewichen, wovon die beiden Porträtmalklassen beson⸗ ders profitirt haben. Dabei zeigt Hrn. Koner's Klasse, in der unter anderen trefflichen Arbeiten besonders eine Aktfigur von Greve (J. Preis) zu erwähnen ist, doch noch etwas Schwankendes, weniger Zielbewußtes, was vielleicht erst bei längerer Thätigkeit dieses Lehrers an der Anstalt sich ver⸗ lieren wird, besonders wenn Koner in seinen eigenen Werken zwischen Colorismus und Hellmalerei die rechte Stellung ge— wonnen haben wird. Ausgezeichnet ist dagegen wieder Hrn. Vogel's Malklasse, ganz besonders deshalb, weil bei gewissen⸗ hafkestem Studium doch der bildmäßigen Ausgestaltung der größeren Arbeiten Rechnung getragen wird. Obgleich Vogel selbst überzeugter Vertreter der Hellmalerei ist, zwingt er noch offenbar keinem seiner Schüler die eigene Meinung unbedingt auf, sodaß die individuelle Entwickelung des Einzel⸗ den unbehindert bleibt.

Es werden hier nicht nur gute Studienköpfe, wie die von Müller⸗Schönfeld und H. Wilke, sondern auch treffliche Akt⸗ und Gewandstudien gemalt. Die „Dame in Schwarz“ von Buckup ist von außerordentlicher Frische der Bewegung, die schwarzen Stoffe in ihrem Tonwerthe höchst charakteristisch beobachtet, und vor Allem sehr gut gezeichnet. Das Gleiche gilt von der als Pendant aufgestellten Dame in Blau“ von

A. von Brandis. Unter den Akten Fällt durch leuchtende bung und gute Modellirung ein hübscher Kinderakt von ehrens, durch energische Behandlung ein männlicher Halbaklt von Stassen besonders auf. Außerordentlich günstig wirkt Vogel s Einfluß auf die private Kompositionsthätig⸗ keit seiner Schüler, die häufig ihre Studien rch passende Ergänzung zum Bilde gestalten. A. von Brandis B. hat mit seiner Nonne, die ein von der Amme getragenes Kindlein bewundert, ein Bild geschaffen, das bei weiterer Durchführung jeder Ausstellung zur Zierde ereichen würde. Genialer noch ist Fahrenkrog, dessen Phantasie geradezu un⸗ erschöpflich erscheint. Seine „Kreuzigung Christi“ ist so empfindungsvoll, so originell komponirt, wie seit Jahren keine Kreuzigung gemalt wurde, und in der Farbe von jener deko⸗ rativen Größe, die bei solchem Thema so wohl angebracht erscheint und die auch in dem farbigen Entwurf zu „Sieg⸗ mund's Tod“ wiederkehrt. Wagnerscenen finden wir hier auch von dem bereits aus der Ausstellung des Vorjahres uns bekannten Lechter, dessen zart poetische Kompositionsweise einen glücklichen Aufschwung zu energischer Kraftentwickelung ge⸗ winnt. Nimmt man die Kompositionen von Seeck, Sturtevant, von Wensierski und Strothmann hinzu, so haben wir hier eine ganze Schule jüngerer Talente, die mit gutem Glück an idealen Thematen sich in der Stilisirung der natürlichen Form versucht. Falls dieses Streben die akademische Lehrzeit über⸗ dauert, so könnte diese Richtung der jüngeren Berliner Schule eine ganz unerwartete Wendung zum längst todt gesagten Idealismus wieder geben.

Im Aktsaal, der früher von Oꝛzcar Michael, jetzt von Scheurenberg geleitet wird, sind besonders die Arbeiten von Narte und Wobring erfreulich. Die Fachklassen für Anatomie, Perspektive und Architektur halten sich in den durch die Ein⸗ fachheit ihrer Aufgaben gebotenen Grenzen. Auffallend ist dagegen die geringe Betheiligung aus den zwei Bildhauer— klassen, ferner das Nachlassen der zeitweise so blühenden Thierklasse des Professors Meyrrheim, sowie der Kupferstich⸗ und Radir⸗Ateliers.

Um so großartiger ist die Ausstellung der Bracht schen

Landschaftsklasse, deren Niveau allerdings auch deshalb un⸗ gewöhnlich hoch erscheint, weil eine Reihe älterer, schon eigentlich selbständiger Schüler, wie Schmitgen, Frenzel, Kohnert, von Eckardffein, Schlichting, Otto sich an den Arbeiten der Klasse und an deren Exkursionen betheiligen. Als ein bisher unbekanntes Talent tritt Langhammer hervor, dessen großes Küstenbild durch das zarte Silbergrau und die feinste Luft⸗ und Lichtführung lebhaft an Meister Schönleber in Karlsruhe erinnert. Schlichting und Otto zeichnen sich neben Langhammer durch wunderbar leuchtende, hellbelichtete Studien aus. So bietet denn die Fülle der hier aufkeimenden Talente einen erfreulichen Ausblick in die weitere Entwickelung der Berliner Kunst. Wenn auch an frappanten, effektvollen Leistungen kein Ueberfluß ist, eine ernsthafte, gründliche Arbeits methode läßt sich doch aus allen Arbeiten herauserkennen, womit für die Akademie, welche in erster Linie eine solide Grundlage für eigenes Schaffen zu gewähren hat, jedenfalls eine Hauptaufgabe gelöst erscheint.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Paris, 20. Juli. (W. T. B.) Der Strike der Eisenbahnbediensteten wird als beendet angesehen. Die Wiederaufnahme der Ardeit ist heute früh nahezu vollständig 1 . Werkstätten und Magazinen ohne jeden Zwischenfall erfolgt. ;

Cettinje, 20. Juli. (W. T. B) Reguläre türkische Soldaten schossen auf ein im Hafen von Scutari befind⸗ liches montenegrinisches Schiff, das von drei Kugeln getroffen wurde. Die Regierung hat das Verlangen nach Genugthuung und dem Berliner Vertrage entsprechender Sicherstellung der freien Schiffahrt gestellt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

——— —— 1Ʒnä 1

Wetterbericht vom 20. Juli, Morgens 8 Uhr.

Stationen. Wind. Wetter.

Temperatur

in 6 Celsiug

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim

5 bedeckt

Mullaghmore JI58 3 wolkig

Aberdeen. 7297 GChristiansund 757 6 wolkig Kopenhagen. I64 3 Dunst Stockholm. I64 4 wolkenloz

Uebersicht der Witterung.

Ein Depressionsgebiet mit einem Minimum unter 750 im Nordwesten Schottlands überzieht Irland, Schottland und die Westküste Norwegens, während ein Gebiet mit 765 übersteigendem Luftdrucke sich über das kontinentale Eurcpa erstreckt. Ueber Deutsch⸗ sand ist die Bewölkung wechselnd und die Luft bewegung schwach nach ausgedehnten und meist sehr ergiebigen Regenfällen und zahlreichen Gewitter erscheinungen ist die Temperatur daselbst gesunken, und liegt beute Morgen meist unter der normalen.

Maeth Piazza als Gast.) Martha. Täglich:

Abends bei brillanter

Stuttgarter Liederkranzes.

Deutsche Seewarte.

r

(Hr. Kgl. Musikdirektor Preuß).

aranda . 762 2 wolkenlos

etersburg. 1.65 1 wolkenloi

oskau. .. 764 1 halb bed. Gort. Queens -

town... 760 Cherbourg. 767

3 bedeckt 2 wolkig 765 2 wolkenlos 764 3 halb bed.) 766 3 heiter?)

766 2 wolkig?)

L heiter

Neufahrwasser 7665 2 wolkenlos

Memel ... 7566

aris. ... 768 2 halb bed. ünster. .. I66 3 beiter Karlsruhe. I68 2 Dunft 768 still halb bed. ) 769 1 wolkig 768 I heiter?) 767 Ishalb bed. 766 3 Regen 766 3 Regen 768 3 bedeckt 763 still bedeckt 769 OMD 4pwolkenlo

Dienstag:

meister

Tombola. mentalkünstlern.

stellung Uhr.

1) Gestern Nachm. Gewitter. ) Gestern Mittag Gewister und starker Regen. ) Nachmittags Ge—⸗ witter, Nachts Regen. ) Gestern Vormittag Ge⸗ witter. 3) Thau.

kůnftlern.

Theater⸗Anzeigen.

Tessing⸗ Theater. Artistische Direktion: Angelo ö i

Neumann. Dienstag: Cavalleria rusticana. 2 en Wnltat Vorher: Der Barbier von Bagdad. diese Doppel vorstellung findet bei normalen Preisen

statt.. Anfang 7 Uhr.

Triedrich - Wilhelmstãdtisches Theater. Zum 4. Dperette in 3 Akten von ö und Gene. Musik von Strasser und Weinüerl.

gesetzt vom Regisseur Binder. Federmann.

Im prachtvollen Auftreten

n, des Concerts 6 uhr.

Mittwoch: Page Fritz. Concert. Auftreten von Gesangs und Instrumental

Belle Alliance · Theater.

6 E. Niedt)

des ganzen Garten ˖ Etablissements.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Male: Page Fritz.

In Scene Dirigent: Kapell⸗

Park: Großes Park- Fest.

von Gesangs⸗ und Instru⸗ von Wien.

Ansang der Vor⸗ 7. ühr. Im Park: Doppel⸗ Th. Taube.

Rroll's Theater. Dienstag: Lakme. (Lakme: Mittwoch: Gastspiel des Hrn. Heinrich Bötel.

„Großes Concert- im Sommergarten. elektrischer desfelben. Anfang ot, der Vorstellung 7 Ubr. Dienstag, den 28. Juli: Großes Concert des Zum Besten der Ber siner AÄrmenanstalten, unter Leitung seines Musik⸗ direktors Hrn. Professor Wilbelm Förstler, sowie des vollständigen Musik. Corps des 7. Wüttt. Inf. Reg. Ne. 125 Kaiser Friedrich König von Preußen

Dienstag: Zum

54. Male: Tricoche und Cacolet. und Halepy. (Regie:

Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor. nebmstes und großartigstes Sommer Etablifs ement

Mittwoch zum vorletzten, Donnerstag zum letzten n, , n e e,.

Malen r ct. Hertel unz. Brillante Illumination

Anfang des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaters 77 Uhr

Adolph Ernst⸗ Theater. Dienstag: Ensemble⸗ Gastspiel der Wiener vom K. K. i. d. Josefstadt. Zum letzten Male Die Gigerln Posse mif Gejang in 4 Akten von Berlin: J. Wimmer. Musik von Carl Kleiber.

Mittwoch: Zum ersten Male: schwimmerin. Posse mit Gesang in 3 Akten von

Urania, Anftalt für volksthümliche Naturkum e. Am Landes ⸗Ausstellungs Park (Lehrter Bahbnbot) Geöffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorstellung im i scantihrn Theater. Näheres die Anschlag⸗ jette Beleuchtung

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt; Frl Eugenie Schneider mit Hrn. Amte richter Max Hofmann (Sprottau Guhrau).

Verehelichkt: Hr. Oberlebrer Christoph Volkmar mit Frl. Marie Hoffmann (Gr. Lichterfelde).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerichts ·˖ Assessor Neubaur (Berlin) Hrn. GFontre - Admiral Tbomsen (Wilhelmshaven) Hrn. Hauptmann von Zernicki⸗Szeliga (Berlin) Hrn. Militär⸗ Intendantur ⸗Sekretãr von Arnauld de la Perisre (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieut. Graf Waldersee (Berlin).

Gestorben; Hr. Baron Albrecht von Herzeele (Perleberg. = Hr. Sanitäts · Rath Dr. Strübing (Pyrit. Hr. Geh. Ober Reg - Rath 4. D. Carl Loewe (Detmold). Hr. Superintendent Eduard Anders (Namslau). Hr Geh. Rechnungẽ⸗ Rath Carl Walter (Berlin). Hr. Rechts- anwalt Paul London (Solau N. L). Hr. Ober⸗Postdirektor August Fabricus (Köln). Sr Departements Thierarzt. August. Jarmer (iegniß). Fr. Oberst ⸗Lieut. Ida Geisler, geb. Schneider (Schweidnitz⸗. Fr. Major Anng Schönbeck, geb. von Paczensky und Tenczin (Bad Kahlberg).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Posse in

priv. Theater

Anfang Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Drud der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlage⸗ Die, Wett. Prin. et, en R, nr nstahe gr, 3.

Fünf Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).

(12339)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 168.

*

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Boch um fand gestern eine Delegirtenversamm⸗ lung des deutschen Bergarbeiter⸗Verbandes statt, bei welcher nach einem Wolff schen Telegramm sämmtliche deutsche Reviere durch 72 Delegirte vertreten waren, Es war eine entschiedene Abnahme der Betheiligung von Bergleuten gegen früher wahrzunehmen.

In einem Bergmannsdorfe des Kreises Saar⸗ louis führte der Bischof Dr. Korum von Trier, wie die „Köln. Volksztg.“ mitiheilt, nachdem ihn die Bergleute durch einen Fackelzug geehrt hatten, in einer Ansprache, die foziale Frage streifend, aus: Es könne sich keiner den Simmel auf Erden bereiten, deshalb solle der Arbeiter nicht auf die gewissenlosen Führer hören, welche ihn nur ins Ver— derben brächten. Wie der Papst durch eine vor einigen Wochen veröffentlichte Kundgebung die Rechte und Pflichten sowohl den Arbeitgebern als den Arbeitern zugerufen habe, so habe Seine Majestät der Kaiser stets ein warmes Derz für die Arbeiter bewiesen. Darum seien dies die wahren Führer der Arbeiter; durch jede andere Führung müßten sie ins Verderben rennen. ;

In einer Posener Correspondenz der „Köln. Ztg.“ werden die wichtigsten Aufgaben des jüngst in Posen ge⸗ gründeten Provinzialvereins zur Bekämpfung der Sozialdemokratie (Vgl. Nr. 165 d. Bl.) folgendermaßen dargestellt:

Beobachtung der sozialdemokratischen Agitation, Gezenwirkung durch volksthümlsche Schriften und Vorträge, Belebrung und Unterstützung der Arbeitgeber und Nebmer bei Durchführung der sozialpolitischen Gesetze, Weckung der Sparsamkeit bei den Arbeitern, Gewährung pon Belobnungen für lange treue Dienste, Erleichterung des Er⸗ werbes von eigenen Grundftücken. In Städten besonders soll die Errichtung' von Volksküchen ohne Branntweinausschank gefördert werden, Volksabende, Gesellenvereine, Fortbildungs⸗ und Hand⸗ fertigkeitsschulen sind einzurichten. Die Bestrebungen zur Steuerung der Zuchtlossgkeit jugendlicher Arbeiter und zur Beschaffung gesunder, besserer Wohnungen für kleine Beamte und Arbeiter will der Verein fördern. Für das platte Land erstrebt er die Verbreitung gleicher, zweckmäßiger Grundsätze für die Diensiverträge, eine wohlwollende und gerechte Bebandlung der Arbeiter durch die Inspektoren und Auf- feber, die Schaffung guter Arbeiterwobnungen. die Einrichtung von Ernte. und Schulfesten und Näh. und Strickschnulen, Förderung der Mäßigkeit und Sparsamkeit.

In Leipzsfg und Umgegend gehen jetzt, wie dem Chemn. Tabl.‘ geschrieben wird, die Sozialdemokraten mit der Gründung von sogenannten Diskutirklubs vor, in denen in der Hauptsache Parteiangelegenheiten erörtert werden sollen. In einer am 17. d. M. im Starttheile Eutritz sch abgebaltenen sozlaldemoktatischen Ver- sammlung wurde ein solcher Verein für den Stadtbezirk Leipfig errichtet. In derselben Versammlung kam auch der Entwurf dis neuen Parteiprogrammes zur Berathung. Hierbei warde ganz befonders auf die Vorzüge hingewiesen, die in dem Ent⸗ wurf gegenüber dem jetzigen Programm enthalten seien. Ein end⸗ gültiger Beschluß darüber, wie sich die Anhänger der Partei zu dem Programm stellen wollen, soll erst nach eingebenderen Erörterungen des Entwurfs gefaßt werden.

Hier in Berlin haben am Sonnabend in der Fabrik für fygienische Bade⸗Einrichtungen von S Marcus sãmmt lich Lobnarbeiter die Arbeit niedergelegt. Die Aklord⸗ arbeiter werden, wie der Vorwärts“ berichtet, nach Fertigstellung shrer Atkorde ebenfalls die Arbeit einstellen. Als Grund des Aus- standes werden Lohndifferenzen angegeben.

Die Polizei in Triest entfernte der „Voss. Ztg. zufolge wegen der andauernden Gährung unter den beschäftigungslosen Arbeitern alle nicht Zuständigen. Familienvätern wurde dauernde Arbeit bei den Lagerläufern und Hafenbauten zugesichert.

Aus Gent wird der „Köln. Ztg. telegrapbisch mitgetheilt, daß sämmtliche Spinner der dortigen Baumwollfabrik de Hemptinne in den Ausstand eingetreten sind. Die Genter Arbeiterpartei beschloß, die ausständigen Spinner zu ugter · stůtzen, w Die Aus stands bewegung unter den Bediensteten der französischen Eisenbahnen hat nach der Ansicht der Eisenbahnverwaltungen ihren gab n l bereits überschritten; man nahm an, daß der größte Theil der Strikenden heute bereits die Arbeit wieder aufnehmen würde, Einstweilen ent— falten jedoch nach den letzten Wolff'schen Meldungen aus Paris die Leiter der Bewegung noch eine erhöhte Agitation. Auf der Westbahn und auch auf der Sstbahn wurden von den Brücken Steine auf die ihren Dienst thuenden Arbeiter geschleudert. Im Uebrigen haben zahlreiche Bedienstete bei der Ostbahn einen Protest gegen den Ausstand unterzeichnet, welcher die Industrie und den Handel schädige, sowie die nationale Wehrfaͤhigkeit durch Erschwerung der Mobilisation beeinträchtige. Ein Telegramm vom Sonnabend berichtete, daß der NMinister der öffentlichen Arbeiten, Yves Guyot, den Pariser Deputirten, welche bei ihm im Interesfe der strikenden Eisenbahnarbeiter erschienen waren, erklärt habe, er könne den Direktoren der Gesellschaften nicht empfehlen, Leute zu empfangen, welche bisber nur Drohungen gegen die Gesellschaften ausgestoßen hätten. Grundbedingung für eine ruhige Prüfung der Forderungen der Arbeiter sei die Be⸗ endigung des Ausstandes. Wenn die Arbeit wieder aufgenommen sei, wolle der Minister sich bemühen, auf die mögliche Besserung der Lage der Eisenbahnarbeiter hinzuwirken. Nach einer Meldung der „France. hat der Kriegs⸗Minister den Vor⸗ schlag des Generals Sesmaisons angenommen, erforderlichen Falls eine Mobilisation der Eisenbahnbediensteten anzuordnen, wodurch letztere unter die Militärgesetze gestellt würden und den Dienst versehen müßten. ;

Eine Versammlung der strikenden Eis enbahnbediensteten in Paris, welcke am Sonnabend in Tivoli⸗Vaurball stattfand, ist obn? Störung verlaufen. Nach Schluß derselben begaben sich die erwähsten Delegirten zu Wagen nach dem Palais Bourbon zur Konferenz mit den Parifer Deputirten, während die übrigen Theil⸗ nehmer sich ohne Zwischenfall zerstreuten. Das Resultat der Kon⸗ feren; bestand darsn, daß sich fünf Deputirte zu der oben erwähnten Audienz bei dem Arbeitsminister Nes Guvot begaben.

Die Arbeitssperre im Londoner Baugewerbe dauert, wie die Aug. Corr.“ vom 18. 8 M. mittheilt, fort. Seit Beginn derselben' find dem Äusschuß der vereinigten Zimmerleute und Tischler von den Gewerkvereinen' in allen Theilen des Landes etwa 165 000 Pfd. Sterl. zur Vertheilung an die beschäftigungslosen Bau⸗

Berlin, Montag, den 20. Juli

——— —— 2

handwerker, zusammen ca. 3300 Mann zugeflossen. Beide Seiten alten hartnäckig an ibren Forderungen fest und eine Beilegung des Strikes ist einstweilen noch nicht zu erwarten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Ackerbaugesellschaft in Görz veranstaltet zur Feier ihres 125 jährigen Bestehens in der Zeit vom 12. bis 27. September d. J. in Görz eine land- und forstwirth⸗ schaftkiche Ausstellung, welche für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe sowie für die der Landwirthschaft dienenden Produkte der chemischen Industrie international sein wird. Anmeldungen werden bis zum 1. August d. 8. von dem Exekutiv Comité (in der Kanzlei der Kaiserlich Königlichen Ackerbaugesellschaft zu Görz, Domplatz 8) ent— gegengenommen.

Vom 1. Juli l. JI ab ist nach der Karlsr. Ztg. die Einfuhr von OSchsen deuts cher Herkunt in die Schmeiz allgemęein ge stattet, somit auch dann, wenn dieselben nicht ausschließlich für Metzger und zur sofortigen Abschlachtung bestimmt sind.

Gefundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Tür kei.

Der internationale Gesundheiterath iu Konftantinopel hat die Quarantäne gegen die Provenienzen aus dem Golf von Alexandrette (von Suedieh bis Caratach⸗Bournon einschl) vom 7. Juli 1891 ab von 5 auf 160 Tage erhöht.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Rubr und in Qberschlesien. An der Kuhr find am 18. d. M. gestellt 10 332, nicht recht. zeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 17. d. M. agestellt 3832, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 18. d. M sind gestellt 3639, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 18. Juli. (Wochenbericht für Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrücte von Max Sabers try, a Rartoffelmehl 2. 24 Æ. Ta. Kartoffelstãrke 22 —24 , Na. Rartoffelmehl und/ Stärke 203-22 16, gelber Syruv 2383 29 Æ. Tapillair Export 3054 - 31 Æ, Cavillair⸗ Syrup 297 303 , Rartoffeljucker Capillair 294-30 *, do. gelber 2534 —29 4, Rum -⸗ Couleur 36—– 537 Æ6. Bier Couleur 36 —57 6. Dertrin, gelb und weiß, Ia. 31— 318 , do, sekunda 21 298 4, Wetzenstarke (kleinst) 43 44 46. Weizenstärke (großst.) 48 498 , Hallesche und Schlesische 43 475 M, Mais ⸗Stãrke 32 33 *. Reis⸗ Färke (Strahlen 151 49 , do. (Stücken) 46 - 47 *. Schabe⸗ stärke 33 = 35 Ms, Victoria ⸗Erbsen 198— 21 , Kocherbsen 18221, raäne Erbsen 18— 215 16, Futtererbsen 11 18 , Leinsaat 26 27, Linfen, große 34 46, do. mittel 25 34, do. kleine 20 26 4, gelb. Senf 21 -= 32 , Kümmel 36 40.00. Mais loro 15 - 16 46, Pferde bohnen 15 16 46, Buchweizen 18— 20 , inländische weiße Bohnen 21 23 „, weiße Flachbohnen 25 26 M6, ungarische Bobnen 20 - 23 , galizische und russische Bohnen 18 —20 , Wicken 133 - 143 * Danfkörner 22 - 23 , Leinkuchen 16 173 0, Weizenschale 12 - 12, Roggenkleie 123 135 , Rars kuchen 1354 144 *, Mohn, weißer S0 4 , do. blauer 48 - 54 AÆ, Hirse, weiße 2 23 M Alles per 160 kg ab Babs bei Partien von mindestens 10 000 kæ.

Leipzig, 18. Juli. (W. T. B.) Kam mzug“ Termin“ handel. La Plata. Grundmaster B. per Juli 4.35 S, ver August 4,25 6, per September 4,275 „6s, ver Oftober 4,30 S, per No- vember 4,325 6, ver Dezember 4,32 S, ver Januar 4,30 , per Februar 439 * Uwmsatz 260 900 kg Stetig.

Wien, 26. Juli. (K. T B.). Ausweis der S üdbahn in der Woche vom 9. bis 15. Juli 752 304 FI., Mindereinnahme 15 927 FI. .

Bel den 288 km langen Lokalbahnen der Oesterreichischen Lokal-Cisenbabn·Gesellschaft betrugen die provisorisch er⸗ mittelten Einnahmen für den Monat Juni 18981 137 370 Fl, und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni 1891 3832 135 Fl. Im Vorjahre berrugen die definitiven Einnahmen im Monat Juni T3 8i5 Fl. und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni

Zoo or 0 Fᷣ. . (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen

London, 18. Juli. ladungen angeboten. ; ; 19. Juli. (W. T. B) Die Blätter beziffern die Passiva der Englist Bank of River Plate auf 4 Millionen Pfund ö bie Activa werden auf 6 Millionen Pfund Sterling eschãtzt. x New York, 18. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingefübrten Waaren betrug 98176133 Dollar gegen 8638 754 Dollar in der Vorwoche; davon für Stoffe 2931726 Dollar gegen 1 977053 Dollar in der Vorwoche.

Submissionen im Auslande.

Schweden. 11. August. Registrator der Köaiglichen Eisenbahn verwaltung in Stockholm: . göh 0 Tons Stablschienen Modell 1875. Erfordert wird Normal⸗ länge von Jo m und ein Gewicht von 27,5 kg ver Meter. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehr s⸗Anstalten.

Bremen, 18. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer Elbe ist heute Morgen auf der Weser angekom⸗ men. Der Postdampfer . Straßburg * vom La Plata kommend, hat gestern Las Palsm as passirt. Der Reichs -Postdampfer Stutt⸗ gart“, von Ostasien kommend, ist heute in Antwerpen einge⸗ froffen Der Postdampfer Dresden. bat heute auf der Fahrt nach Balfsmore Lijard paffitt. Der Reichs ⸗Postdampfer Hohen · zollern“, von Australien kommend, ist gestern in Aden eingetroffen.

19. Juli. (W. T. B) Norddenrscher LlIgvr. Der Schnelldampfer Braunschweig“ ist heute auf der Reise nach Tuftralien in Senuana angekommen. Der Postdampfer Kronprinz Friedrich Wirbelm ist gestern in Vigo angekommen und bat an demselben Tage die Reise nach dem La Plata fortgesetzt. Der Pofttampfer . Berlin, von Brasil ien kommend, hat am 13. Juli Morgens Dover passirt. Der Reichs · Poftdampfer . Bavern* don Sst⸗Asten kommend, ist am 18. Juli Vormittags in Colom bo angekommen. .

Ham burg, 18. Juli. (B. T. B) Hamburg ˖ Amerikanische Packetfahrt · Aktien SesellsHaft. Der Schnelldampfer ‚Augusta Vie torig“ ist, von Hamburg kommend, heute Vor⸗ insttag in New - York angelgmmen.

Eriest, 18. Juli. (BW. T. B) Der Achille“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

Llovddampfer

1891.

W. Juli. (B. T. B) Der Lloyd dampfer Helios“ ist, von Konstantinopel kommend, heute bier angekommen.

London, 18. Juli. (W. T. B) Der Union ⸗Dam pf er Trojan“ ist auf der Ausreise gestern von Southampton ab⸗ gegangen. Der Gastle · Dampfer Doune Castle ist auf der Ausreise gestern in Capetown angekommen.

Theater und Mufik. Friedrich ⸗Wilhelmstädtisches Tbeater.

Am Sonnabend wurde die Operette Page Fritz? von Alexander Landesberg und Richard Gense, Musik von Alfred Strafser und M. von Weinzierl, zum ersten Male aufgefübrt und gewann in der Hauptsache den Beifall der Hörer. Die Musik der neuen Operette bewegt sich zumeist in den Bahnen, die man an dieser Kunststätte gewohnt ist. Die Melodien sind gefällig und leichtflüssig, aber es mangelt ihnen wie auch der Orchestration an jener Eigenart, die die Hörer fesselt und ihre Theilnahme dauernd gefangen nimmt; nur ganjz vereinzelte Gesangsnummern können den Reiß der Neubeit und ÜUrsprünglichkeit für sich in Anspruch nebmen. Diesen Mangel tbeilt die Novität allerdings mit den meisten neueren Arbeiten derselben Kunstgattung, die scheinbar neuer Zeitläufe be⸗ darf, um ihre alte siegende Kraft wieder zu bewähren. Die Handlung spielt zur Zeit des Krieges im Feldlager der Schweden in der Nähe von Nürnberg. Der Sohn des Bürgermeisters dieser Stadt, Friedl, soll beim Einzuge des Königs Gustav Adolph von Schweden diesen durch einen Zuruf als deutschen Kaiser begrüßt haben und wird zur Belobnung dafür zum Pagen des Königs bestimmt. Da es ihm jedoch an Maännlich— keit und Muth fehlt, so wird auf Veranlassung eines Vaters und auf ihren eigenen Wunsch seine beldenmüthige Pflegeschwester Friede⸗ rike in Männerkleidern zum Dienst als Page in das Lazer des Königs gebracht. Durch einen Zufall gelangt aber der furcht— fame Friedl gleickfalls ins Lager und wird Page, sodaß nun zwei Königspagen vorbanden sind. Friedl gebt auf die Bitte Friederike's, sich durch die Flucht dem für ibn ungeeigneten Soldatendienst zu entziehen, nicht ein, weil er Friederike liebt und seine von dieser nicht erwiderte Liebe stärker ist, als die Furcht vor den Kriegsgefahren. Schließlich wird das Gescklecht Friederike's entdeckt durch einen Kuß, den sie einer in das Lager gekommenen Kroatin giebt Die ganze Angelegenbeit findet eine die Betheiligten zuf riedenstellende Lösung dadurck, daß Friederike die Braut des schwedischen Obersten Tarl bon Lauenburg wird und Friedl die Kroatin Ilma beimführt. Frl Offener erntete durch ihren Gesang und das vortreffliche Spiel bei der Darstellung der Friederike lebbaften und woblverdienten Beifal; Hr Sch ulz gab den furchtsamen Friedl obne Uebertreibung in belustigendster Weise; recht gut waren auch Hr. Binder als Fürchtegott, der Bürgermeister von Nürnberg, Hr. Br oda als der Feldwaibel Erlach und Frl. Lind als die Kroatin Ilma, während Hr. von dem Bruch als Oberst Carl von Lauenburg weder durch sein Sriel noch durch feinen Gesang befriedigen konnte. Die Ein— studirung der Operette, die Dekorationen und Kostüme verdienen alle Anerkennung Wenn trotzdem die Aufnahme des Stücks durch das gut besetzte Haus doch keine besonders warme war, so muß dies dem nicht genügend ansprechenden Text zur Last gelegt werden, der für das Berliner Publikum nicht lebendig und wißzreich genug ist.

Kroll's Theater.

Im Kroll'schen Theater begann am Sonnabend, ein weues intercffantes Gastspiel: Das des Frls. Math Piazza in der Titel⸗ rolle der Oper ‚Takme“ von Delibes. Die noch senr junge Dame ftammt aus Niederländischk⸗Ostindien und, vermag durch ibre exotische Eischeinung die anmuthige gluthäugige Brahmanen⸗Tochter täuschend ju verkörpern. Die Stimme ist freilich nicht sehr voluminös, sie klingt im Piano zart und angenehm, in der Höhe jedoch scharf und neigt dann auch zum Detoniren, aber sie ift außerordentlich sorg⸗ fältig geschult. So vermochte sie die enermen Schwierigkeiten der Fiorlturen und Staccati, mit denen der Komponist das Lied vom Zauberglöckchen im zweiten Akt ausgestattet hat, aufs FFektollste zu bewältigen. In dem schönen Duett mit Mallika im ersten Akt sowie in den Scenen mit Gerald offenbarte Frl. Piazia ebenfalls Talent und sorgfältigstes Studium, namentlich auch im' Spiel, in dem sie Grazie der Bewegungen und Wahrbeit des Ausrrücks entfaltete. Das Lrrische der Rolle jagt der jungen Künftlerin freilich mehr iu als die bewegt dramatischen Momente, denen sie auch stimmlich, trotz aller Diskret ' on des begleitenden Drchesterd manches schuldig blieb. Indessen läßt sich bei ibrer großtn Jugend und ihrer Begabung die ja der fräh verstorbene Delides selbst als besonders für die Rolle geeignet erkannt bat noch eine Vervoll⸗ kommnung auch nach dieser Richtung wobl erwarten. Die Hrrn. Alma und Fricke als Gerald und Friedrich, Hr. Lurgenst ein als Brahmane sowie Frl. Rot he und Hr. Bussard als Mallika bejw. Hadji füllten die anderen Hauptrollen anerkennenswerth aus. Chor und Drchester bielten sich unter Leitung des Kapellmeisters Ruthardt wacker. Die Gastin, welche ibre Rolle deutsch mit fremdländischem Accent sang, wurde bei offener Scene wie nach den AÄkischlüssen öfter durch lauten Beifall des gut besetzten Hauses ausgezeichnet.

Phbilbarmonie.

Am Sonnabend veranstaltete der Wiener Männergesang⸗ vereln ‚Schubertbund' ein Concert zum Besten der Berliner Ferien Kolonien und konnte den rühm lichen Ruf, dessen sich der Verein erfreut, als vollauf berechtigt erweisen. Unter der Leitung des Cbormeisters und Ehrenmitgliedes des Schubertbundes, Hrn. Ernst Schmid, gelangten eine Reibe von Gesangsnummern zu einer in jeder Beiiehung tadellosen Ausführung. Das Programm begann mit einem Schubert'schen Männerchor Widerspruch“, in welchem sofort die Klarbeit und der dem Sinne des Textes durchaus entsprechende Ausdrnck des Vortrages wohlthuend bemerkt wurden. Der Chor ist aufs Sorgfältigste geschult und besitzt in allen Stimmen und Ton⸗ lagen tüchtige Sangerktäfte, die auch die nöthige technische Durch⸗ bikkung besitzen, um der verständnißvollen Leitung folgen zu können?! Dis? weiteren Nammern des Programms enthielten viel musfkalisch Interessantes, aber zumeist gehörten die Lieder der leichteren Gattung an, die überall in den deutschen Gesangvereinen gepflegt wird. Jedenfalls war die Vortragsweise durchweg zu loben, sowohl was di Dynamik als was die einbeitliche Wirkung anbetrifft. Die zahlreichen Zahörer, welche den großen Saal fast vollständig füllten, lohnten dem Schubertbund daber mit dem überaus reichen Beifall nur nach Verdienst. Viele Sangesnummern wurden „da capo“ verlangt und gegeben.

Im Lessing ⸗Theater finden nunmehr die Vorstellungen von Pietrõ Mascagni's „Cavalleria rusticana: am Donnerstag, 23. Juli, sbren Abschluß, da das Lessing Theater seine Schauspiel ˖Saison mit dem 1 August beginnt und die zwischenlie enden Tage ju den Vor— bereitungen erforderlich sind. Es sind desbalb nur noch drei Auf⸗ fübrungen dieses Werkes zu ermöglichen Um vielfacen Wünschen zu entsprechen, hat die Direktion des Ensemble . Gastspiels sich ent⸗ schloffen, den Aufführungen der „Caxalleris rustieana“ an den drei letzten Abenden Dienstag. Mittwoch und Donnerstag wieder die Cornelius sche Dper Der Barbier von Bagdad“ vorangeben zu lassen. Die Vorstellungen beginnen an diesen Tagen, wie früher, um 7 Uhr, die Preise bleiben dagegen unverändert.