1891 / 169 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 20. Juli. Zur Entschädigung der Ge⸗ meinden für Abschaffung des Chausseegeldes hat der Staat nach der „Th. C.“ 60 000 6 zur Verfügung gestellt. Davon kommen im laufenden Halbjahr 20 000 M. und 40 609 S im Jahr 1892 zur Vertheilung. Von den jetzt zu veriheilenden 20 000 ις erhält der Kreis Meiningen 4453 6, Saalfeld 5233 6, Hildburghausen 3530 6 und Sonneberg 4711 (6

Sachsen⸗Altenburg.

Altenburg, 20. Juli. Seine Hoheit der Herzog hat der „Magd. Itg.“ zufolge den Geheimen Staatsrath Göpel zum Vorstand des Herzoglichen Ministeriums, Abtheilung der Finanzen, an Stelle des verstorbenen Geheimen Stactsraths Sonnenkalb ernannt. Derselbe behält außerdem seine Stel— lung als Vorstand der Justizabtheilung bei.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 20. Juli. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin haben sich, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, heute auf ihre Besitzungen in Oesterreich begeben.

Anhalt.

Dessau, 19. Juli. Ihre Hoheit die Erbprinzessin Leopold hat sich dem „A. St. A.“ zufolge gestern nach Bayreuth begeben.

Elsasz⸗Lothringen.

Straßburg, 20. Juli. Gestern Nachmittag, gleich nach Beendigung der Vesper und Komplet, fand im Münster der „Straßb. Post“ zufolge, die Inthronisation des Bischofs von Straßburg Dr. Fritz en statt. Derselbe schritt zwischen dem Capitular-Vikar Straub und dem Weihbischof Dr. Marbach. Nur Dr. Fritzen trug die Bischofstracht. Hinter diesen drei schritten noch Kapitular-Vikar Schmitt und mehrere Domherren. Die übrigen Domherren standen in den Chorstühlen. Als der Bischof vor dem Hochaltar an— gekommen war, wurde die päpstliche Bulle über die Ein⸗ setzungen der Bischöfe verlesen und dann wandte sich Bischof Dr. Fritzen, ohne den bereitstehenden Bischofssitz, neben welchem übrigens eine Stufe tiefer ein zweiter goldener Sessel Auf— stellung gefunden hatte, einzunehmen, und verließ wieder den Chor, geleitet von den eben genannten.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Wien, 21. Juli. Dem „Fremdenblatt“ zufolge wird der Termin für die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Serbien erst im Herbst eintreten, da nach dem Ab⸗ schluß der schwebenden Verhandlungen mit der Schweiz bereits der Beginn der Verhandlungen mit Italien bestimmt worden sei. Möglicher Weise würden die Verhandlungen mit Serbien in die Zeit während der Verhandlungen mit Italien einge— schoben. Demselben Blatte zufolge beginnen hier im e . die Verhandlungen zwischen dem Handels⸗Ministe— rium und der „Telephone-Company of Au stria“ welche die Konzession für die Herstellung des Telephons nach Prag, Graz, Triest und anderen Städten besitzt. Die Konzes⸗ sion säuft am 1. Januar 1892 ab. Ueberhaupt beabsichtige die Regierung, das ganze österreichische Telephonnetz zu ver— staatlichen.

Das Herrenhaus Abendsitzung ohne Debatte das Budget und das Finanzgesetz für 1891 sowie folgende Vorlagen: den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Befreiung von Gebühren bei der Erwerbung eines Palais für die russische Botschaft, das Berliner internationale Uebereinkommen über den SEisenbahn— Frachtenverkehr sowie die Durchführung des Uebereinkommens. Nach der hierauf vorgenommenen Wahl für die Delegationen erklärte Minister⸗Präsident Graf Taaffe im Auftrage des Kaisers den Reichsrath für vertagt.

Bei einem in Triest anläßlich der fünfundzwanzigjährigen Gedenkfeier der Seeschlacht bei Lissa abgehaltenen Bankett gedachte der Korveiten-Kapitän Labres des helden— müthigen Todes der Offiziere der Schiffe „Rr d Italia“ und „Palestro“, hob hervor, wie aus dem tapferen Gegner von einst Desterreich ein Verbündeter entstanden sei, und trank auf die herrliche stalienische Flotte und ihr ausgezeichnetes Offizier⸗ corps. Der Toast wurde mit stürmischem Beifall aufge⸗ nommen, der sich noch steigerte, als die italienische National⸗ hymne gespielt wurde. Bei einem in Pola aus der nämlichen Veranlaffung veranstalteten Diner im Militärkasino brachte der Hafen-Admiral Pitner einen Toast auf die alliirte Königliche Flotte von Italien aus.

Großbritannien und Irland.

Prinz und Prinzessin Aribert von Anhalt sind gestern über Vlissingen nach dem Haag abgereist.

Zu Beginn der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde eine Eingabe des Anwalts des erkrankten Abgeordneten De Eobain zur Kenntniß gebracht, in welcher das Haus er⸗ sucht wird, die an De Cobain gerichtete Aufforderung, sich im Unterhause zu stellen, bis dahin zu vertagen, wo De Cobain im Stande fei, den gegen ihn erhobenen Anklagen vor Gericht zu be— gegnen. Der Kanzler der Schatzkammer Goschen erklärte, Falls die Opposition den Nachtragskredit von 20000 Pfd. Sterl. zur Vermessung der Eisenbahn von Mombasa nach dem Victoria Nyanza bekämpfen wolle, werde der⸗ selbe bis zur nächsten Session zurückgestellt werden. Die Politik der Regierung werde dadurch in keiner Weise eine Aenderung erfahren. Im Laufe der Sitzung wurde durch die Beamten ein Individuum entfernt, welches von der Zuhörertribüne aus eine Broschüre in den Sitzungssaal geworfen hatte.

Zum 'ersten Mal seit seiner Krankheit nahm am 17. d. der Führer der irischen Patrioten Jusstin MeEarthy wieder an den Verhandlungen des irischen Pächtervertheidi⸗ gungsbundes theil. Das Meeting kam dahin überein, die gesammten verfügbaren Mittel, etwa 3500 Pfd. Sterl, für die sofortige Unterstützung ausgewiesener Pächter zu verwenden. Seine politischen Freunde benutz⸗ ten die Gelegen heit, M. Carthy ihren Wunsch aus⸗ zusprechen, daß er auch fernerhin an der Spitze der Partei bleiben möge. Nachdem er seine angegriffene Ge⸗ sundheit vorgeschützt, erklärte MeCarthy sich schließlich bereit, seine Stellung bis zum Schluß der jetzigen Session zu behalten. Die Führerschaftsfrage dürfte kaum vor dem Wiederzusammen⸗ tritt des Parlaments endgültig geregelt werden.

genehmigte in a gestrigen

Die „Times“ enthält weitere Einzelheiten über die Art und Weise, in welcher Baron Hirsch seinen Kolonisations⸗ plan auszuführen gedenkt. Er äußert sich zunächst über den Bericht des von ihm nach Rußland gesandten Hrn. Arnold White und fährt dann fort:

Hrn. White's Bericht macht es klar, daß bei der Organisation meines Planes jeder vermeidbare Aufschuh vermieden werden muß. Es ist meine Absicht, damit mein philanthropisches Unternehmen in prak:ischer Weise angefaßt werde, eine große englische Gesellschaft ju gründen, deren Aktien ich sämmtlich oder zum größten Theik übernehmen will. Es nimmt vielleicht Wunder, wenn ich mittbeile, daß mir hierbei nicht die Geldfrage, wohl aber die Frage, die geeigneten Persönlichkeiten zu finden, Schwierig= keiten bereitet. Mir fehlen die Direktoren dieser Gesellschaft. Männer, welche die erforderlicke Gewissenhaftigkeit und gleichzeitig die geistigen Fähigkeiten besitzen, mit einer jo komplizirten schwierigen Aufgabe feriig zu werden, lassen sich nur schwer auftreiben. Ich bin jedoch bemüht, fie zu finden. Der nächste Punkt meines Programms ift die Bildung eines großen, aus hervorragenden Mitgliedern der jůdischen Gemeinden in der ganzen eirvilisirten Welt zusammengesetzten Austschusses, welcher eine Exckutive ernennen soll, die im Verein mit den jetzt in Rußland in, der Bildung begriffenen Aus⸗ schüssen die methodische Auswanderung der Juden zu leiten hat. Man hegt vielleicht Bedenken, oh es möglich sein werde, Menschen in so großen Massen mit Erfolg von einem Theil der Welt nach einem anderen überzuführen. Es kommi jedoch momentan nicht hierauf an. Hauptsache ist es, zunächst organisirte Gemeinwesen als erste Stationen für die in größerem Maßstab erfolgende Aus— wanderung zu gründen, welche nicht ausbleiben wird, sobald der Erfolg der ersten Organisationen festgestellt ist.“

Frankreich.

Paris, 21. Jali. Der Präsident Carnot empfing laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Vormittag den deutschen Botschafter Grafen Münster.

Dem Minister des Auswärtigen Ribot ist die amtliche Anzeige zugegangen, daß die Regierung von Haiti sich berelt eiklärt hat, die von Frankreich geforderte Genug— thuung zu leisten und der Wittwe des erschossenen Rigaud einen Schadenersatz von S0 00 Fres. zu zahlen.

In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission ver⸗ las Brisson seinen Bericht über das Marinebudget, empfahl außer merkbaren Ersparnissen eine Anzahl Reformen und hob namentlich hervor, Frankreichs Streitkräfte zur See seien stets bereit auszulaufen. Brisson fordert zunächst die Schaffung verschiedener Torpedo Stationen sowie die einer zweiten Divi— sion und eines Reservegeschwaders im Kanal La Manche.

Die Professoren Eharcot und Poncet sind an das . des Kaisers Dom Pedro nach Vichy berufen worden.

Rußland und Polen.

Der Großfürst-Thronfolger wird erst Anfangs August in St. Petersburg eintreffen. Der Kaiser und die Kaiserin gedenken, ihm, wie W. T. B.“ erfährt, bis Moskau entgegen⸗ zureisen, dort einen Tag zu verbleiben und dann mit dem Thronfolger nach Gatschina zurückzukehren. Im August begiebt sich der Kaiser dann zum ersten Male zu einem Manöver der finländischen Truppen nach Finland.

Italien.

In einem am 17. Juli abgehaltenen Mini sterrath wurde ausschließlich die Finanz hage erörtert. Der Schatz— Minister Luzzatti gab, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, eine allgemeine Uebersicht und erstattete Bericht über die Pläne der einzelnen Ressort-Minister zum Zweck neuer Ersparnisse. Die Absicht, das Gleichgewicht auf diesem Wege dauernd zu befestigen, wird nach wie vor festgehalten. Für das Finanzjahr 1891.92 nimmt, der Schatz-Minister einen Fehlbetrag von 15 Millionen an, dem er aber sogleich Ersparnisse gegenüber zu stellen vermochte, die denselben auf i Millionen herabdrücken. Zur weiteren Ausgleichung des Bubgets wurden für die einzelnen Ressorts Ersparniß⸗ maßregeln besprochen, welche allgemeine Billigung fanden und in einer heute abzĩuhaltenden weiteren Berathung endgültig festgestellt werden sollen. Darnach ist das Ministerium über⸗ zeugt, das Gleichgewicht im Etat für 1891,92 erhalten und den Voranschlag für 1592,93 trotz der Vermehrung der noth⸗ wendigen Ausgaben in völligem Gleichgewicht vorlegen zu können.

Belgien.

In der Kammersitzung vom Sonnabend kamen die neuen Handels verträge zur Sprache. Klerikale Deputirte forderten, wie man dem „Hamb. Corr.“ berichtet, Schutz für bie Landwirthschaft und unter dem Protest der Liberalen Einfuhrzölle auf Mehl und auf alle nicht zur Ernährung ge⸗ hörigen Cerealien. Der klerikale Deputirte Dumont erklärte rundweg, seine Partei würde jeden Handelsvertrag abweisen, welcher nicht für die Landwirthschaft günstig sei. Der Arbeits⸗

sinister erwiderte, das Alles könne erst im November, wenn die Erneuerung der Handelsverträge zur Frage stehe, erörtert werden. Die Regierung werde iht Möglichstes für die Land⸗ wirthschaft thun. Schweden und Norwegen.

(FE) Christiania, 18. Juli. Der König ist gestern Abend mit dem Dampfer „Kong Ring“ von hier abgereist, um den Städten Christiansand, Kragerö, Risör u. s. w. einen Besuch abzustatten. Die Rückkehr erfolgt am nächsten Donners⸗ tag. Am 25. d. M. wird der König sich dann nach Moß begeben und von dort mit seiner Dampfyacht „Drott“ nach der schwedischen Westküste abreisen. Die Ankunft des Königs in Stockholm dürfte erst am 8. September erfolgen. Die Königin reiste gestern Mittag nach Skongum ab und gedenkt dort laͤngere Zeit zu verweilen.

Amerika.

Argentinien. Die Deputirtenkammer genehmigte, wie „W. T. B.“ aus Buenos-Aires meldet, gestern in erster Lesung die Herabsetzung der Steuern und Zölle auf rohen Jucker, Petroleum, Thee, Reis, Talg und Lichte.

Chile. Eine der chilenischen Gesandtschaft in Paris zu⸗ gegangene Meldung besagt, daß zwei von Cornelio Saavedra befehligte Schwadronen von der Reiterei der Kongressisten⸗ partei von dem Befehlshaber der Kavallerie der Regie⸗ rungsstruppen bei Huasco vollständig geschlagen worden seien. Saavedra befinde sich auf der Flucht; von seinen Truppen felen 150 Mann gefallen und 10 zu Gefangenen zemacht worden. Auch eine große Menge Waffen habe Saavedra auf dem Platze gelassen.

Airika.

Sansibar. Nach einer Meldung der „Times“ aus Sanssbar ist Tippu Tipp aus Dar es Salaam zum Besuch des Sultans dort eingetroffen.

Auftralien.

Samoa. Nach in Melbourne eingetroffenen Briefen aus Samoa wurde, wie „R. B.“ meldet, Mataafa von König Malietoa nach Apia berufen; Mataafa weigerte sich indes zu kommen, unter dem Vorwande, daß er befürchte, verhaftet zu werden. In Apia habe man einen Angriff auf die Stadt besorgt; Ansammlungen zahlreicher unzufriedener Ein— geborener hätten statigefunden. In Folge dessen trafen die Behörden Vorsichtsmaßregeln, wobei sie durch das Kanonenboot „Sperber“ unterstützt wurden. Auch erließen die Konsuln von Deutschland, England und Amerika zur Unterstützung der Stellung Malietoas eine Proklamation. Seitdem hat die Beunruhigung nachgelassen, zumal auch die Anhänger Mataafa's die Steuern weiter zu entrichten nicht unterließen.

Amtliche Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsamts. Nr 16. Amtlicher Theil. Rundschreiben an die Vorstände der ausschließlich dem Reichs ⸗Versicherungsamt unterstellten Berufs⸗ genoffenschaften, betreffend einige Punkte des Verfabrens bei Fest⸗ stellung der Unfallentschädigungen. Vom 20. Juni 1891. 1 13419. Bescheide und Beschlüsse.

Nr. 29 des Centralblatts der Bauverwaltung“ herausgegeben im Winisterium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt:; Amtliches; Personalnachtichten. Nichtamtliches: Elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt 34. M. J. Die Stadtpfarrkirche in Neisse und ihre Netzgewölbe. Einsturz der Birsbrücke bei Mönchenstein. Vorrichtung zum Aufhängen von Schleusenthoren Vermischtes: Preisbewerbung für Entwürfe zu einem Kaifer Wilhrlm⸗Museum in Krefeld. Preisbewerbung für eine Lutherkirche in Breslau. Preis bewerbung um ein Kreishaus in Königsberg N. M. Ehrenbezeigu igen. Besuchziffer der Tech⸗ nischen Hochschule in Berlin. Louis Boissonnet⸗ Stiftung. Preisausschreiben zur Erlangung eines Stadterweiterungsplans für München. Innere Ausstattung des Hamburger Rathhauses. . gegen die City und Südlondonbahn. Staatseisenbahnbauten in Siam.

Heft VMI bis 18 der Zeitschrift für Bauwesen“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden In= halt: Der Neubau des Reiche bankgebäudes in Lein ig, von Regierungs= Baumeister Hasak in Berlin Die Klosterkirche St. Stephani und St. Sebastiani in Frose, vom Baurath F. Maurer in Bernburg. Die Hauptbahnhofsanlagen in Frankfurt a. M., mit Zeichnungen vom Regierungs⸗Baumeister 9 Wegele in Frankfurt a. M Fortsetzung: III. Der Haupt- Personenbabnhof. Die Reinigungs (Desinfektions /) Anstalt für Viehwagen auf dem Güterbahnhof ia Düsseldorf, vom Regierungs.Baumeister Platt in Düsseldorf. Der Bau der neuen Kaimauern im Hafen von Bordegux, mit Zeichnungen vom Regierungs- Baumeister L. Brennecke in Kiel Die Eisenbahn von Jamid nach Angora, mit Zeichnungen vom Professor Dr. Forchheimer in Aachen. Berechnung freitragender Wellblechdächer, von Prof. Th. Landsberg in Darmstadt. Die Anwendung der Photographie und Bildmeß⸗ kunst in der Wasserbautechnik, von Melisrations⸗Bauinspektor Danck⸗= wertz in Königsberg i. Pr. Statistische Nachweisungen, betreffend die in den Jahren 1881 bis einschließlich 1385 vollendeten und abge— rechneten preußischen Staatsbauten aus dem Gebiete des Hochbaues. Im Auftrage des Staats-Ministers der öffentlichen Arbeiten aufge⸗ flellt von Hrn. Land ⸗Bauinspektor Wiethoff in Berlin, (Fortsetzung: Tabelle TVIlG. Ställe für Pferde und Rindvieh. Tabelle TVI H. Stallgebäude, für verschiedene Zwecke eingerichtet, und Speicher. Tabelle TVI I. Gewerbliche Anlagen)

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Sch. stand in Verhandlung mit einer Aktiengesellschaft zu Breslau wegen Ankauf eines diefer Gesellsckaft gehörigen Grundstücks. Obgleich die Hausperwalterin und deren beide Töchter ihm erklärten, daß der Schwamm im Hause sei, so hielt er dies nur für ein leeres Gerede, weil er bei der Besichtigung der zu Tage liegenden Bestand⸗ theile des Gebäudes vom Schwamm nichts wahrnahm. Ebensowenig legte er der Bemerkung von anderer Seite, daß die Untersuchung auf Schwamm mit sicherem Erfolge nur dann angestellt, werden könne, wenn die Dielen aufgerissen werden, ein Gewicht bei. Sch. kaufte das Grandstück, und es tellte sich sodann heraus, daß im Hause der Schwamm war Sch klagte nun gegen die Verkäuferin auf Rücktritt vom Vertrage, und er erstritt in der Berufungsinstanz ein obfiegendes Urtbeil. Auf die Revision der Beklagten hob das Reichsgericht, V. Civilsenat, durch Urtheil vom 2. April 1891, das Berufungkurtheil auf, indem es begründend ausführte; „Wenn J., wie er bekundet, dem Kläger bei der Besichtigung des Hauses gesagt hat, die Untersuchung auf Schwamm könne, mit sicherem Erfolge nur dann angestellt werden, wenn die Dielen aufgerissen werden, und der Kläger sich, bei der Besichtigung der zu Tage lie zenden Bestandtheile des Gebäudes beruhigt, obwohl ihm die Hausverwalterin und deren zwei Töchter erklärten, daß der Schwamm im Hause sei, so muß in diesem Benehmen des Klägers ein Mangel von Aufmerksamkeit gefunden werden, wie sie in den Geschäften des bürgerlichen Lebens von einem Jeden bei gewöhnlichen Fähigkeiten verlangt werden muß. Hat Kläger sich einen solchen Mangel an Aufmerksamkeit zu Schulden kommen lassen, welcher das Tharakteristische des groben oder mäßigen Versebens bildet, und ist er dadurch zu der, wie sich später herausgestellt bat, irrigen Ansicht ge⸗ langt, das Haus sei schwammfrei, so kann er nicht vom Vertrage zurücktreten.

Die Herstellung einer Wurst aus dem Fleische eines kre⸗ virten Hundes zum Zwecke der Täuschung im Handel und Ver kehr ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 17 Mai 1851, als das Nachmachen eines Nahrungsmittels aus 5. 10 Z. 1 des Nahrungsmittelgesetz es zu bestrafen.

Kunst und Wissenschaft.

Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde vom 4. Juli 1891.

Der Vorsitzende Or. W. Reiß berichtete zunächst über die am 28. Junt in Stendal erfolgte feierliche Enthüllung des Nachtigal⸗ Denkmals und legte dann unter Anderem das Programm für den vom 10. 7. August stattfindenden internationalen Geographen · Rongreß in Bern vor.

Premier Lieutenant Morzen berichtete über seine Reise von Kamerun nach dem Be nus Im Sommer 1889 wurde Lieutenant Morgen als Ersatz für den damals verstorbenen Lieutenant Tappenbeck der Kund'ifchen Kamerun Expedition zugetheilt, deren Führung er alsbald, nachdem auch Hauptmann Kund dienstuntzuglich, ge⸗ worden ' war, übernehmen mußte. Obwohl in afrikanischen Dingen gänzlich unerfahren, gelang es ihm doch, die Expedition durch den 5 Tage langen menschenleeren Urwald, in dem man niemals die Sonne erblickt und' welcher die Batangaküste von dem Innern trennt, glück⸗ lich hindurch zu bringen und dann nach Norden über den Sannaga bis zu dem mächtigen Wute-Höuptling Naila vorzudringen. Von hier aus versuchte der Reisende direkt nach Westen bis Kamerun zu gelangen. Nachdem er aber den großen, aus Adamana kommenden Mbamstrom entdeckt und überschritten hatte, hinderte ihn der Wider stand eines befonders kriegerischen Stammes, der Bati, an der Aus⸗ führung dieses Planes; er mußte längs des vereinigten Sannaga und Rbam nach Südwest marschiren und erreichte so auf einem

gänzlich neuen Wegg bei Malimba die Küste. An 2 Jani 1880 brach Lieutenant Morgen in Begleitung einer Handels karawane abermals von der Batangakuüste auf, errichtete bei Ngila eine neue Station und suchte nun die Erlaubniß zu erbalten nach Norden weiter vordringen zu dürfen. Als dieselbe ibm unter allerhand Vor⸗ waͤnden stets abgeschlagen wurde, brach Morgen, die Abwesenheit des Häuptlings auf einem Kriegszug benutzend, obwohl schwer an Dysenterie Kiwend, Ohne Führer allein gen Norden auf. In Stägigen Eil— märschen durch ein ebenes, monotones Grasland gelangte der Reisende nach dem erften Tibatidorf „Joko-. Hier mußte er 85 Wochen auf die Erlaubniß des Herrschers von Tibati zum Betreten des Landes warten. Amalamu, der Herscher von Tibati, ein noch sehr junger Mann, befand sich schon seit drei Jahren im Kampfe mit einem etwa vier Tagemärsche südwestlich von der Hauptstadt sitzenden Volksstamm und hatte seit dieser Zeit seine Residenz nicht betreten. Am J. Dezember gelangte der Reisende endlich in das etwa 120090 Menschen zählende Kriege lager des mächtigen Häuptlings, der ihn auf das Festlichste empfing. Unter den Feierlichkeiten spielte die Vorführung Pon Reitersplelen eine große Rolle. Am 25. Dezember brach der Reisende wieder auf und zog in großem Bogen nach NO. zu dem hier noch 150 m hreiten Mbam. Diesen überschreitend, knüpfte er in dem befuchtesten Handelsplatz Banjo an die Routen von Robert Flegel an und gelangte in Cilmärschen über Halcheka, Beli, Bakundi nach Ibi, wo er, von allen Mitteln entblößt, bei den dortigen Beamten der Royal Niger Company die freundlichste Aufnahme und Unterstützung fand. Redner nahm Gelegenheit, den Einrichtungen dieser mächtigen, den deutschen Interessen freilich sehr feindlichen Ge⸗ sellschaft, die mit einem Kapital von zwei Millionen Pfund arbeitet, das wärmste Lob zu spenden. Es kann nach den Beobachtungen des Reisenden keinem Zweifel unterliegen, daß der Muhammedanismus in dem deutschen Hinterland von Kamerun im siegreichen Vordringen gegen das Heidenthum begriffen ist und daß dasselbe darch die eifrig betriebenen Sklaven⸗ jagden der Adamene Häuptlinge rasch entvölkert wird. Die Sultane von Tibati, Banjo, Gascheka sind oft Jahre lang von ihren Wohn sitzen auf Sklavenraubzügen abwesend und leben ausschließlich von den Erträgniffen dieser Jagden, die immer weiter nach Süden aus gedehnt werden. Die erbeuteten Sklaven wandern über den Benus hinüber auf die großen Sklavenmärkte von Sokoto, Kano und Kuka. Diesem Unwesen kann nur im Verein mit England resp. mit der Niger Company gesteuert werden.

Professor W. Joe st sprach sodann über Guayana. Redner führte zurächst aus, daß dieses große, im Norden und Nordosten vom Orinoco und Atlantischen Ozean, im Süden vom Amazonas, im Westen vom Rio Negro begrenzte, etwa 1760 000 Rm große Gebiet eine vortreffliche Gelegenheit biete, die Erfolge der Kolonisations⸗ thätigkeit von 5 europäsfchen Nationen, der Spanier, Engländer, Holländer, Franzosen und Portugiesen in geographisch und klimatisch beinahe gleichartigen Provinzen desselben Landes mit einander zu ver gleichen. Politisch zerfällt das von der Natur verschwende⸗ risch ausgestattete, aber von den Menschen in unverantwort⸗ licher Weife vernachlässigte Guayana, das entschieden eines der reichsten, schönsten und merkwürdigsten Länder des Neuen Kontinents ist, in einen venezolanischen Theil, auch Estado Bolivar genannt, in das englische Demerara mit der Hauptstadt Georgetown, in das holländifche Surinam mit der Hauptstadt Paramaribo, in das französische Guayana, nach der Hauptstadt gewöhnlich Cayenne ge⸗ nannt, und in das brasilianische Guayana, welches Theile der Pro⸗ vinzen Para und Amajonas bildet. Die volitischen Grenzen seien vielfach urklar und heftig umstritten. So bestehe seit vielen Jahren ein Grenzstreit zwischen Frankreich und Brasilien. Der Grenzstreit zwischen Frankreich und Holland sei erst seit einigen Wochen durch den Schiedsspruch des Zaren zu Gunsten Hollands entschieden, nachdem der Streit durch die Auf—⸗ findung reicher Goldminen in dem umstrittenen Gebiet akut zu werden drohte. Neuerdings habe England die Grenze von Demerara über den Essequibo nach Westen vorfchoben, als in diesem Theil Guayanas ebenfalls Goldminen entdeckt wurden.

Geographisch zerfällt Guayana in zwei Theile: das gebirgige Doch and, welches meist mit Urwald bestanden ist, in dem vereinzelte Indianerstämme hausen, welche mit den in der Nähe der Küste wohnenden Eingeborenen in keiner Verbindung stehen, da sich zwischen beide die Buschneger, Nachkommen entlaufener Negersklaven, gesetzt haben, und das wunderbar fruchtbare Alluvialgebiet der Küste. Hier haben fich die Europäer nach Niederlegung des Urwaldes angesiedelt, um Zucker⸗, Kaffee-, Kakao- und Baumwoll plantagen anzulegen. Die Millionen, die hier bis zur Aufhebung der Sklaverei verdient wurden, sind ganz unberechenbar. Gegen zwei Feinde haben sich die Pflanzer vor Allem zu schützen: erstens vor dem Meer, welches bei Hochfluth fast überall höher steht, als der fruchtbare Küstensaum Guavanas, und dann vor den in der Regenzeit aus dem höheren Innern herabströmenden Wasser⸗ massen. Die Meister der Wasserbaukunst, die Holländer, haben es ver⸗ standen, die Plantagen durch Dämme gegen das Meer und gegen das Innere durch meilenlange Wälle zu schützen; durch kunstvolle Schleusen wird die Be und Entwässerung des geschützten Plantagenlandes ge⸗ regelt. Um Ebbe und Fluth dreht sich da ganze Leben und Treiben der Bewohner Guayanas. Man darf nicht vergessen, daß es z. B. in Surinam, abgesehen von der nächsten Umgebung Paramarihos, keine Landstraßen, Pfade ꝛe. giebt, daß vielmehr der ganze Verkehr auf die Wafferwege angewiesen ist uad das in einem Lande, wo alle Flüsffe täglich während 12 Stunden stromaufwärts fließen und wo ber Unterfchied des Wasserstandes der meisten Flüsse zwischen niedrig⸗ flem Stand bei Ebbe in der Trockenzeit und böchstem Stand bei Fluth in der Regenzeit da, wo die Wasser sich sauen, d. i. 36 is 460 Meilen von der Mündung, über 10 m, am Orinoco oft 20 m beträgt. Durch die ganz unberechenbaren Erdmassen, welche alljährlich von den mächtigen Flüfsen dem Meere zugeführt werden, haben sich längs der ganzen Küste Sand⸗ und Schlammbänke gebildet, und nur mit. Hälfe ortskundiger Piloten ist es bei hoher Fluth möglich, die häufig wechselnde, stets schmale Einfahrt in die breite Mündung der Ströme zu finden. Es giebt daher kaum einen öderen Anblick wie die Küsten Guavanas mit ihren allmählich über das Meeresniveau anwachsenden Schlammbänken.

Surinam ist das einzige Land, welches mit demselben Recht als als eine jüdische Kolonie hezeichnet werden kann, wie z. B. Australien eine englische. In dem kleinen seit 1866 beste henden Parlament sitzen unter 15 Mitgliedern 13 Juden. Sie stammen meijstens von enen 1644 aus Brasilien vertriebenen portugiesisch⸗amerikanischen Juden ab, die in Surinam freundlich aufgenommen wurden. Schon 1696 hatten diese Ansiedler 40 Hlantagen, 1750 bereits 115 mit 9500 Sklaven in Hesitz. Als 1863 die Sklaverei aufgehoben wurde, zogen es die meisten holländischen Plantagenbesitzer vor, sich mit dem Geld (300 Gulden), welches ihnen von der Regierung für jeden befreiten Sklaven ausgeiahlt wurde, zu begnügen und ent⸗ weder ihre Besttzungen einfach in Stich zu lassen, oder dieselben für ein Spottgeld zu verkaufen. Damals versank Surinam in den Schlaf, aus dem es bis beute noch nicht wieder erwacht ist. Ueberall erblickt man verlassene Plantagen, eingeslürzte Fabriken. Die Juden verließen damals Gugvana nicht. Sie blieben, kauften für billiges Geld verlassene Plantagen, parzellirten dieselben und ver— kauften oder verpachteten dieselben an die befreiten Neger, die hier bis auf den heutigen Tag ein faules armseliges, aber immerhin freies Leben führen. So kommt ez, daß die ganze Bevölkerung dieses frucht baren, von mit herrlichen Fischen belebten Strömen durchzogenen Landes neben Bananen ausschließlich von importirtem amerikanischem Stodfisch, Salifleisch und Reis lebt. .

Ganz anders liegen die Verhältnisse in Demerara. Es ist heute eine der blühendsten Kolonien Englands, wo 115 Zuckerfabriken trotz ungünstiger Konjunkturen noch recht viel Geld einbringen, während in Surinam, wo vor 60 Jahren 188 Fabriken bestanden, nur noch 8 existiren und in Capenne nur eine Staatsfabrik, die jedes Jahr einen erheblichen Zuschuß erfgrdert. In Demerarg verbindet eine 34 km lange Eisenbahn den Plantagenbzirk mit der Hauptstadt George⸗ town, wo 8 Zeitungen erscheinen, 11. mehr oder minder gute Hotels existiren, Basbeleuchtung, Wasserleitung, Telephonnetz, Docks,

ein prächtiger botanischer Garten; Rennbahnen ꝛc. vorhanden sind, während in Paramaribo die dre, stolz darauf ist, es er⸗ zwungen zu haben, daß in mondscheinlosen Nächten die Straßen mit Petroleumlampen erleuchtet werden. Georgetown hatte im Jahre 1890 53 400 Einwohner, Paramaribo 27 700. Das Klima von Guayana ist besser als sein Ruf. Georgetown hat allerdings zuweilen von dem aus Westindien importirten Fieber zu leiden; sonst ist aber die Sterb⸗ lichkeit nicht größer als in vielen Städ ten Europas. Es starben nach der offiziellen Statistik 1890 von 1000 Menschen 2752, in Paramaribo 32,0.

In dem dieser Tage hierselbst verstorbenen Maler und König⸗ lichen Professor Albert Kretschmer hat die Kostümkunde einen ihrer berufensten Vertreter verloren. Geboren am 27. Februar 1825 zu Berghof bei Schweidnitz als Sohn eines Oekonomen, kam er mit 17 Jahren mit feinem Bruder, dem bekannten Thiermaler Robert Kreischmer, nach Berlin, genoß bier auf der Kunst. Akademie vor⸗ wiegend den Unterricht von Karl Begas und kildete sich zum Genre. maler auß. Schon damals aber brach sich, wie das Dr. J.“ schreibt, sein Interesse für Kostüämwesen Bahn, und be stimmend für seine ganze weitere Künstlerlaufbahn wurden (Ende der 1810 er Jahre) Aufträge Seitens der General ⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele, die für die Kostümirung neuer Opern und Dramen erforderlichen Entwürfe herzustellen. Bald stellte sich die Rothwendigkeit heraus, für das immer anspruchsvoller werdende Ge— biet eine känstlerische Kraft ständig zur Verfügung zu haben, und so wurde Kretschmer 1851 (noch durch Theodor von Küstner) als technisches Mitglied an die Königlichen Theater berufen. Wie er von diesem Zeitpunkt an das Kostümwesen zu seiner Lebensaufgabe machte, so bildete es auch den Schwer⸗ punkt seiner künstlerisch⸗literarischen Thätigkeit. Die erste reife Frucht dieser Studien war das 1864 erschienene große, in Farbendruck ausgeführte Prachtwerk Die Trachten der Völker“, welches zum ersten Male die Trachten sämmtlicher Kulturvölker zur Darstellung brachte. Noch wichtiger und werthvoller war das 1870 erschienene große Werk „Die deutschen Volkstrachten“, die Frucht eines Jahrzehnte langen Quellenstudiums, von dem H. Weiß in feiner Köstün kunde in Äusdrücken der höchsten Anerkennung spricht. Der Werth diefer Sammlung wird dadurch noch erhöht, daß mit dem zunehmenden Verkehr die, alte bäuerische und Volks tracht immer mehr von der städtischen Tracht zurückgedrängt wird. Im Jahre 1889 pensionirt, wendete Professor Kreischmer zunächst seine Thäsgkeit der Begründung des . Museums für deutsche Volks- trachten' zu; ein schon länger vorbereitetes weitschichtiges Werk über die bistorische Entwickelung der einzelnen Theile der Tracht vom Mittelalter an ist Torso geblieben.

In Benz wurde, wie der N. St. 3. berichtet wird, kürzlich ein zur Jeit des dreißigjährigen Krieges in die Erde gegrabener Schatz von etwa 2560 Münzen gehoben. Die Münzen, Thaler und Schillinge im Gewicht von Über ein Kilogramm, waren in einem grau und blauen, bauchigen, steinernen Bierkruge verborgen und sind Geprägt aus der Zeit der Kaiser Rudolph JI. und Matthias (1576 bis 1615). Der Fund ist vom Grafen Flemming ⸗Benz an das Alterthum ẽ⸗ . in Stettin zur Reinigung und Bestimmung eingesandt worden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Spanien.

Die Königlich spanische General n Virektion für das Gelundheits⸗ wesen hat durch eine in der Gaceta de Madrid“ vom 11. Juli 1381 veröffentlichte Verordnung die für Provenienzen von Bonny (Golf von Guintch unterm 12. März 1888 angeordneten Quarantäne⸗Maß

regeln aufgehoben. ; Schweden.

Nach einer Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz- Kollegiums vom 3. Juli 1891 ist der preußische Kreis Herzogthum Lauenburg als vom Rotz⸗ oder Springwurm nicht mehr befallen erklärt worden.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 5. bis 11. Juli ein guter und die Sterblichkeit eine mäßig hohe. Zwar war die Zahl der an akuten Darmkrankheiten gestorbenen Rinder eine erhebiich größere als in der Vorwoche (191 gegen 134), doch blieb die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammt⸗ sterblichkeit eine mäßig hohe, sie war sogar etwas geringer als in der vergangenen Woche, indem von je 10 0090 Lebenden, aufs Jahr be⸗ berechnet, nur 96 Säuglinge (gegen 94 der Vorwoche) starben. Dagegen! kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane wesenklich seltener zum Vorschein und nahmen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle einen günstigen Verlauf. Die Infektionskrankheiten zeigten meist ein selteneres Vor— kommen. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben vereinzelt; an Maßsern, Scharlach und Diphtherie kamen weniger neue Erkrankungen als in der Vorwoche zur Anzeige, und zeigten sich Masern nur in der Tempelhofer Vorstadt in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden ebenfalls weniger gemeldet, auch Erkrankungen

an Keuchhusten wurden weniger bekannt und zeigten einen milden

Verlauf. Weitere Erkrankungen an Pocken kamen drei, an epidemischer Genickstarre eine zur Anzeige. Zahlreicher gelangten dagegen rosenartige Entzündungen des Zellengewebes der Haut zur ärztlichen Beobachtung, wie auch akute Gelenkrheumatismen in gegen die Vorwoche gesteigerter Zahl zur Behandlung gelangten.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 10 140, nicht recht ˖ zeitig gestellt keine Wagen.

Das Polizei -Präsidium veröffentlicht das Regulativ für den Gefchaͤftsbetrieb der öffentlichen Konditionir-Anstalt zu Berlin. Die öffentliche Konditionir ⸗Anstalt bezweckt dangch: 1) die

rüfung sämmtlicher Spinnfasern, als: Wolle, Seide, Baumwolle,

lachs, Hanf, Jute 2c. und der daraus gewonnenen Garne auf ihren

euchtigkelts. und Fettgehalt (Schmelze); 2) die Untersuchung der Gefpinnstfasern auf känstliche Beschwerung, d. h. die Feststellung der Menge fremder Stoffe, welche künstlich in die Garne eingeführt sind; 3a die Bestimmung der Nummer sämmtlicher Garn⸗ arten und ihrer Fadenlänge; b. die Prüfung der Garne auf Festigkeit und Elastizitaͤt; C. das Abkochen der, Seiden; d. die Ermittelung der Art und des Prozentgehaltes der einzelnen Bestandtheile in gemischten Garnen und Geweben 6 B. der Baumwolle in halbwollenen Garnen und Geweben, der Komponenten in halbseidenen Garnen und Geweben, Prüfung der Kunstwolle u. J. w.. Der Leiter der Konditionir.Anstalt ird von den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft gewählt, von dem Königlichen Polizei⸗Präsidium bestätigt, vereidet und dessen Namen amtlich bekannt gemacht. Als Leiter der Konditionir ⸗Anstalt darf nur eine folche Person gewählt werden, welche außer den zu einem ordnung; mäßigen Betrieb des qu. Geschäfts erforderlichen Fähigkeiten voll ständige Zuverlässigkeit besitzt und unbescholten ist. Die Konditionir⸗ Anstalt stellt lediglich das thatsächliche Ergebniß ihrer Untersuchungen fest. Zur Entscheidung von Streitigkeiten ist sie befugt, wenn die Partelen sich dahin geeinigt haben, daß die Entscheidung des Streit⸗ fallez durch Schiedsspruch des Leiters der Konditionir⸗Anstalt er⸗ folgen soll. Die Konditionir⸗Anstalt ist alltäglich, mit Ausnahme ber Sonn und gesetzlichen Feiertage, geöffnet. Auf Verlangen eines Jeden, welcher eine Quantität der in Betracht kommenden Waaren dorlegt oder einsendet, muß die Untersuchung derselben gegen Zahlung der in dem Tarif festgesetzten Gebühren ausgeführt werden.

Bradford, 26. Juli, (B. T. B) Wolle und Garne ruhig, in Stoffen ziemlicher Begehr.

Genua, 20. Juli. (W. T. B.) In der gestrigen Gläubiger⸗ Versammlung der falliten Gesellschaft Lavarello wurde der mit der italienischen Dampfschiffabrts-Gesellschaft La Veloce“ geschlossene Vorvertrag wegen Verkaufs der ge⸗ sammten Flotte an die Gesellschaft La Veloce! genehmigt. In der heute stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung der Gesell- schaft „La VeloFee“ wurde dieses Abkommen gleichfalls genehmigt; sämmtliche auf der Tagesordnung stehenden Anträge wurden ein stimmig angenommen,

Madrid. 21. Juli. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird Ende dieses Monats die Ausgabe von 25 Millionen Pesetas fünfprozentiger mit Verfallzeit zu Ende Januar k. J. laufenden Schatobligationen erfolgen.

Lissabon, 21. Juli. (W. T. B) Wegen des andauernden Mangels an Zahlungsmitteln ist die Situation des Geld⸗— marktes gespannt. Das Agio auf 1 A betrug gestern 1590lo.

New- Nor k, 20. Juli. (W. T. B.) Heute wurden 600 000 Dollars Gold für Frankreich bestellt.

Visible Supply an Weizen 12 472000 Bushels, do. an Mais 3 365 000 Buspbels.

Verkehrs⸗Anstalten.

Am Sonntag, den 265. Juli d. J.,, kommt ein Sonderzug zu ermäßigten Fabrpreisen von Berlin nach Coswig i. Anhalt (Park von Wörlitz) und Dessau zur Beförderung, Derselbe fährt s Uhr 30 Min. Vorm. vom Bahnhof am Askanischen Platz ab und trifft in Coswig 9 Uhr 15 Min, in Dessau 9 Uhr 46 Min. Vorm. ein. Die Rückfahrt ist am 26. Juli d. J. nur mit dem Sonderzuge, 10 Uhr Abends, aus Deffau, 1 Uhr 17 Min. Nachts in, Berlin, zulässig, dieselbe kann aber auch erst am k 8 mit sämmtlichen Personenzügen angetreten werden. Der letzte am 27. zur Benutzung mit Sonderzugfabrkarten gültige Personenzug Nr. 95 von Dessau, welcher in Wittenberg um 6 Uhr 25 Min. Nachm, eintrifft und Anschluß an den 7 Uhr 33 Min. Nachm, von Wittenberg abgehenden, Personenzug 21 Mach Berlin hat, fährt von Dessau 5 Uhr 23 Min. Nachm., von Coswig 6 Uhr 5 Min. Nachm. ab. Die Benutzung von Schnellzügen ist auch nicht unter Nachlösen von Zuschlagfahrkarten gestattet. Fahrkarten zu 5 MS für die I und 3 M für die III. Klasse, für Hin und Rück⸗ fahrt gültig, werden am Sonntag früh von den Bahnhofs-Fahr⸗ kartenausgabestellen hier, Askanischer Platz und in Groß -Lächterfelde, fowie auch schon vorher im Bureau des Invalidendank, Markgrafen⸗ straße 51 a, verausgabt.

Bremen, 26. Juli. (W. T. B.) Der Verein der Rheder des Unterwesergebiets nahm in einer Nachmittags abgehaltenen Sitzung mit großer Majorität den Antrag des Rheders Schiff Elsfleth an, daß eine Einigung innerhalb der deutschen Handels Marine in Betreff der Ruderkommandos nach dem Vorgehen des Norddeutschen Lloyd wünschenswerth sei.

Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer „Aller“ ist gestern Nachmittag von Southampton nach New ⸗-Aork weiter gefahren. Der Schnelldampfer Eider n, von New⸗Jork kommend, setzte gestern Nachmittag von Southampton die Heimreise fort. Der Bampfer „Preußen“ ist auf der Fahrt nach Ost-AUsien vor⸗ gestern in Aden angekommen. Der Tampfer „Berlin“, von Brafilien kommend, ist vorgestern von Antwerpen weiter heim gefahren. Der Dampfer „Köln“ passirte heute Dover. Der Schnelldampfer Saale“ hat vorgestern Nachmittag von New⸗ Jork die Rückreise nach der Weser angetreten.

2A. Just. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer . München“, von Baltimore kommend, hat am 20. Juli 11 Uhr Vorm. Dover passirt.

London, 20 Juli. (W. T. B) Der Castlen Dampfer „Pembroke Castse“ ist heute auf der Heimreise in Southamp— ton angekommen.

Theater und Musik.

Im Kroll'schen Theater wird die Indierin Maeth Pigzza schon am Donnerstag ihr Gastspiel in der Oper Lakme“ beschließen, da anderweitig eingegangene Verpflichtungen sie abrufen. Hr. Heinrich Bötel fetzt fein Gastspiel am Freitag als „Alessandro Stradella“ fort und tritk morgen nochmals als Lyonel neben Ernestine Heink als Nanch in Martha. auf. Am Sonnabend findet die erste Auf- fuͤhrung der Oper .Der Haideschacht“ von Franz von Holstein statt.

Dle erste Voraufführung des neuen Ausstattungsstückes Jung- Deutschland' im Belle⸗Alliance⸗Theater wird voraussichtlich am 30. Juli stattfinden. Vormerkungen auf Billets werden von heute ab an der Kasse in den Vormittagsstunden von 10—1 Uhr entgegen genommen.

Das Thomas-Theater beginnt seine nächste Saison am Sonnabend, 1. August, und zwar mit einer neuen großen Gesangs⸗ poffe. Das Personal des Theaters ist um einige bedeutende Kräfte vermehrt worden. Wie schon früher mitgetheilt, ist Fr. Gisela Schneider als erste Gesangssoubrette gewonnen worden. Ebenfalls als Soubrette wurde Frl. Dulgo, für das jugendlich komische Fach Frl. Dornv, als Naive Frl. Pügner und als erste Liebhaberin Frl. Wagen verpflichtet. Ferner sind die Hrrn. Willy Peters als Bon vivant und P. Barthold als Liebhaber in den Verband des Thomas 6 getreten. Hr. Johannes Doebber wird als Kapellmeister ein treten.

Die erste ‚Parsifal“ Auffübrung fand, wie der M. ‚Allz. Ztg.“ aus Bayreuth gemeldet wird, am 19, d. M. vor völlig ausverkauftem Hause unter Leitung des General ⸗Virektors Levi statt. Die Begeisterung steigerte sich von Akt zu Akt, und schließlich gab sich ein minutenlanger Beifall kund. Die Besetzung war folgende: Amsortas: Hr. Scheidemantel; Titurel: Hr. Schlosser; Gurnemanz: Hr. Grengg; Parsifal: 3 van Dyck; Klingeor: Hr. Liepe; Kundry: Fr. Materna. Der Vorstellung wohnten der Erz herzog Ludwig Viktor von Oesterreich, die Großherzogin Marie von Mecklenburg ⸗Schwerin, die Erbprinzessin Leopold von Anhalt und andere Fürstlichkeiten sowie viele Amerikaner und Engländer bei.

In Je na findet die erste Aufführung des Devrient schen Volks- schaufpiels Gustav Adolf“ am 25. Juli statt. Die Proben zu den Aufführungen, in denen Studenten, Lehrer und Bürger von Jena mit wirken, sind in vollem Gange.

Der ‚Stuttgarter Liederkranz“, dessen Sängerchor, wie bereits mitgetheilt, eine Sängerfahrt nach Berlin anzutreten und hier am 27. und 28. Juli in der Philharmonie, am 30. Juli im Kroll'schen Theaterfaale große Concerte zu geben und den dafür er— zielten Ertrag der Stadt Berlin zu wohlthätigen Zwecken zu über⸗ weisen beabsichtigt, ist durch Stadelbauer am 22. Juni 1824 be- gründet worden. Von. Anfang an hat der Verein es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken berübmter. Männer durch alljährliche Feste zu feiern und die Erträgnisse dieser Feste zur Errichtung von Denkmälern für die Gefeierten zu sammeln. Das erste derartige Fest fand am 9. Mai 18295 Schiller zu Ehren statt, dem fünfzehn Jahre später ein würdiges Denkmal in Stuttgart ge fetzt werden konnte. Im öffentlichen Leben Stuttgarts ist der Lieder kraͤnz ein unentbehrliches und hervorragendes Glied geworden, denn bei allen Festen steht er voran, und unter den großen deutschen Gesang⸗ vereinen nimmt er Überhaupt eine der ehren vollsten Stellungen ein. Be—⸗ sondert zwei Männer sind es, denen der Verein in künstlerischer und gesell= scaftlicher Beziehung zu großem Dank verpflichtet ist; Im. Faißt und Pro⸗ fessor Blum. Faißt, der im Jahre 1847 die musikalische Leitung des Vereins 6 verstand es in seltener Weise, seine Sängerschaar zu begeistern und zu edler künstlerischer That zu entflammen. Besonders waren es die großen Mendelssohn'schen Chorwerke Anti- gone“ und „Dedipus“, die Faißt mit seinen Sängern einübte und mit großem Erfolge in Stuttaart und Heilbronn zur Aufführung brachte. Als im Jahre 1857 Faißt seine Stellunz niederlegte, folgte