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und zwar bei der Post und Telegraphie in Höhe von 2181 600 S, bei der Reichs druckerei in Höhe von 373 000 46 und bei den Eisenbahnen in Höhe von 1114000 6 Die Einnah⸗ men aus dem Bankwesen haben den Etat um 6 M5000 M6 überstiegen; auch an verschiedenen Verwaltungs-Ein— nahmen (mit Einschluß der oben erwähnten Einnahmen der Militärverwaltung) sind 732 000 6 mehr eingekommen. Aus dem Reichs-Invalidenfonds sind an Zinsen 91 990 (6 mehr vereinnahmt worden, sodaß nach Maßgabe des Minder— bedarfs bei den auf diesen Fonds angewiesenen Ausgaben an Kapital 348 000 S6 weniger zuzuschießen waren. An Zinsen aus belegten Reichsgeldern sind 16000 S weniger aufgekommen. ; 1
Im Ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reiche verbleiben, im Vergleich zum Etat 22 727 156599 4 mehr zur Reichskasse geflossen, und es ergiebt sich nach Gegen— rechnung der Mehrausgaben von 7578 95556 6 für den Reichs haushalt des Etatsjahres 1890/91 ein Ueberschuß von 15 148 201,43 6
Der Vize-Präsident des Rechnungshofes des Deutschen Reichs Mand ist von seiner Urlaubsreise nach Potsdam zurückgekehrt.
Der Königlich großbritannische Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Sir ESward Malet ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über— nommen.
Bahern.
München, 30. Juli. Prinz Ferdinand von Coburg ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Abend zum Besuch im Schlosse Biederstein eingetroffen. Die Mutter des Prinzen, Prinzessin Clementine, ist ebenfalls dort an— wesend.
Sachsen.
Dresden, 29. Juli. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Maria Josepha von Oesterreich hat gestern Abend die Prinzliche Villa zu Hosterwitz verlassen, um sich über Wien nach Reichenau zu begeben.
Hessen.
Darmstadt, 29. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog wohnte heute Vormittag auf dem Gries—⸗ heimer Artillerie⸗Schießplatz dem Schießen des Königlich Württembergischen 13. Feld⸗Artillerie⸗Regiments bei. Zu Ehren der zur Zeit hier weilenden württembergischen Offiziere findet heute Nachmittag im weißen Saale des Großherzoglichen Schlosses Tafel statt, an welcher Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Heinrich theilnehmen werden. Einladungen find ergangen an den Inspecteur der Feldartillerie, General-Lieutenant Jacobi, an den kommandirenden General des XIII. Königlich Württem⸗ bergischen Armee⸗Corps, General-Lieutenant von Wölkern, den Commandeur der 27. Division (2. Königlich Württembergische), General⸗Lieutenant von Nickisch-Rosenegk, den Commandeur der 51. Infanterie⸗Brigade, General-⸗Major von Pfaff, den mit der Führung der 13. (Königlich Württembergische) Feld⸗Ar⸗
tillerie⸗Brigade beauftragten Oberst von Hüpeden, die Regi⸗ ments⸗Commandeure Oberst-⸗Lieutenants von Dalbenden und von Flaitz, sowie an die Stabsoffiziere und Adjutanten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 29. Juli. Seine Hoheit der Herzog ist, wie auswärtige Blätter melden, am Mittwoch auf seiner Herrschaft Grein in Ober-Oesterreich eingetroffen. In Grein wird zur Erinnerung an die vor 400 Jahren erfolgte Erhebung der Stadt gegenwärtig ein Fest unter dem Patronat Seiner Hoheit gefeiert.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 29. Juli. Erzherzog Ferdinand Salvator von Toskana, von dessen in Traunkirchen erfolgtem Ab— leben gestern unter den nach Schluß der Redaktion einge⸗ gangenen Depeschen berichtet wurde, stand im Alter von drei Jahren und war der fünste Sohn und zugleich das jüngste Kind des Erzherzogs Karl Salvator und der Erzherzogin Maria Immaculata Klementine, Tochter des Königs beider Sizilien Ferdinand II. . ( U
Der Minister des Aeußeren Graf Kälnoky wbegiebt sich, . öͤsterreichischer Blätter zufolge, zum Kaiser nach Ischl,
ö. Der Handels-Minister Marquis Bacquehem hat, wie dem „Prg. Abdbl.“ geschrieben wird, bei seiner Anwesenheit in der Frucht⸗ und er nf bn. zu Czernowitz auf eine Bemerkung eines Vorstandsmitgliedes, in welcher der Hoff⸗ nung auf eine Hehung des Getreidehandels in Folge einer Erneuerung des Handelsvertrages mit Rumänien Ausdruck gegeben wurde, sich dahin ausgelassen, daß man zwar noch nicht so weit sei, daß aber die Hoffnung auf Ab⸗ schluß eines solchen Handelsvertrages Berechtigung habe.
Aus Budapest berichtet ein Wolff 'sches Telegramm, daß bei der heutigen Fortsetzung der Berathung über die Ver⸗ waltung svorlage im Abgeordnetenhause der Minister— Präsident Graf Szapary hervorhob, in den Petitionen,
welche gegen die Verwaltungs vorlage eingegangen seien, kommen
in den meisten Fällen die gleiche Schrift vor, sodaß anzunehmen sei, daß kaum einige tausend Unterschriften gesammelt worden seien. Die öffentliche Meinung Ungarns sowie zwei Drittel ber Mitglieder des Parlaments seien jedoch für die Vorlage. — Die Abgeordneten Kaas und Ugron brachten eine gegen die Konzesfionirung eines deutschen Theaters in Pest gerich—⸗ tete Interpellation ein. ⸗ —
Die „Üng. Post“ ist ermächtigt, zu erklären, daß die Gerüchte von einer Demission des Mi nisters für Landes⸗ vertheidigung, Freiherrn von Fejervary jeder Grundlage entbehren.
Großbritannien und Irland. .
Bei dem Banket, welches gestern im Mansion-House
zu Ehren der Minister gegeben wurde, hielt der Premier Marguis von Salisbury eine Rede, in welcher er laut Meldung des „W. T. B.“ erklärte: Er kenne keinen Zeitabschnitt, in welchem auf dem Gebiete der auswärtigen Politik weniger Schwierigkeiten bestanden und in welchem in der europäischen Politik eine größere Ruhe geherrscht hätte,
wie in diesem Augenblick. England sei angegangen worden, die Finanzverhältnisse Argentiniens nen zu gestalten und das Schiedsrichteramt zwischen den streitenden Parteien in Chile zu übernehmen; es komme jedoch England nicht zu, in diese Fragen einzugreifen. Die orientalische Frage sei noch nicht gelöst; die schnellen Fortschritte, welche Egypten und Bulgarien machten, ließen jedoch erhoffen, daß diese Frage der Civilisation einer dauernden Lösung ent⸗ gegengehe. Auf den Besuch Seiner Majestät des Deutschen Kaisers übergehend, hob Lord Salisbury hervor, daß die friedlichen Empfindungen, welche Seine Majestät der Kaiser in der Guildhall geäußert, den Ueberzeugungen aller Anwesenden beredten Ausdruck gegeben hätten. Im weiteren Verlaufe der Rede erwähnte Lord Salisbury den angekündigten Besuch des französischen Geschwaders in Portsmouth und betonte, England erblicke in diesem Besuch ein neues, überaus werthvolles Unterpfand für den Frieden und die Freundschaft Frankreichs. Man habe von Verträgen gesprochen, welche den Frieden der Welt bedrohen müßten. Er wisse von solchen Verträgen nichts und sei überzeugt, daß die Tragweite einfacher geschriebener Verträge sehr übertrieben werde. Für England seien Verbündete Diejenigen, welche die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Vertheilung der Länder und die Aufrechterhaltung des Friedens wollten. . .
Der Marquis von Lorne, Schwiegersohn der Königin Victoria, hat die Einladung des konservativen und liberal⸗ unionistischen Wahlvereins von Bradford angenommen, nächster Tage die Stadt zu besuchen, um eventuell als Kandidat für die nächsten allgemeinen Wahlen aufzutreten.
Ein befonders heftiger Kampf wird sich englischen Blättern zufolge bei den nächsten Wahlen in Irland entspinnen. Die Unionisten sind fest entschlossen, der irischen Partei jeden Sitz streitig zu machen, und treffen schon jetzt zu diesem Zweck die ausgedehntesten Vorkehrungen. .
Im Unterhause beschwor am Montag der Abg. Atkinson eine höchst peinliche Scene herauf, nachdem er beantragt hatte, die Stelle in dem Protokoll zu streichen, welche ihn frivoler Forderung einer Abstimmung bezichtigt. Schon die ganze letzte Woche hätten ihn die Beamten des Hauses ungerecht behandelt. Der Sprecher vermochte sich nicht schuldig zu fühlen. Er las dem Hause Briefe Atkinson's vor, in welchen dieser die Wahrheit des Protokolls anfocht, gegen seine angebliche Ver⸗ folgung protestirte und drohte, der Presse eine Abschrift seiner Schreiben zu übergeben. Der Sprecher bemerkte des Weiteren, daß Atkinson ihn am Freitag roh behandelt habe. Atkinson's Benehmen habe die ganze letzte Woche schon ein Aergerniß gebildet. Der Schatzkanzler meinte, das Haus sei wohl einstimmig der Ansicht, daß der Sprecher ge— schützt werden müsse. Er beantrage deshalb, Atkinson für den Rest der Tagung auszuschließen und ihn nicht in das Parlamentsgebäude zuzulassen. Sir W. Harcourt unterstützte den Antrag, während Sexton glaubte, daß die Ausschließung für dis eine Sitzung genüge. Nachdem der Sprecher zugegeben, daß das Benehmen Atkinson's wahr⸗ scheinlich in fehlender Selbstbeherrschung begründet sei, beschloß das Haus, wie bereits kurz gemeldet, den Abgeordneten für Boston nur auf eine Woche auszuschließen. .
In der Nacht zum Dienstag, kurz vor Mitternacht, traf das Truppenschiff „Orontes“, welches das bekanntlich wegen Insubordination verbannt gewesene 2. Garde⸗ Grenadier-Bataillon an Bord hatte, von Bermuda in Spithead ein, lief jedoch nicht in den Hafen von Ports⸗ mouth, sondern empfing den Befehl, sich sofort nach Do ver zu be⸗ geben und daselbst die Truppen auszuschiffen. Der „Orontes“ setzte daher die Fahrt während der Nacht fort und traf am Dienstag Vormittag in Dover ein.
Drei von den acht Torpedobooten, welche zu den Flottenübungen der englischen Marine von Portsmouth absegelten, haben der „A. E.“ zufolge bereits in den Hafen urückkehren müssen. Jedes Boot hatte sein eigenes Schicksal: 3 Nr. S5 barst der Cylinderdeckel, Nr. 82 gerieth auf eine Sandbank, brach einen Schraubenflügel und verbog den anderen, und dem Boot Nr. 75 ging die Schraube gänzlich verloren.
Frankreich.
Paris, 29. Juli. Der Minister des Innern Constans und der Minister der öffentlichen Arbeiten Yves Guyot haben sich der „Köln. Ztg.“ zufolge gestern nach Cahors zur Einweihung der Eisenbahn begeben. Constans wird dann nach Bagueres und Luchon gehen und dort bis zum 10. August bleiben. ;
In der Angelegenheit des Generals Ladvocat, welcher wegen der gegen ihn in der Me linit-Affäre gerichteten Angriffe von dem General Saussier die Berufung eines Unter⸗ suchungsraths verlangt hatte, ist, wie W. T. B.“ meldet, ein Bescheid des Kriegs-Ministers dahin ergangen, daß keine Veranlassung vorliege, den General Ladvocat vor den Unter⸗ suchungsrath zu laden. Der General Ladvocat möge sich durch diese Entscheidung für gedeckt erachten.
Aus Toulon wird telegraphisch mitgetheilt, daß der chilenische Kreuzer „Presidente Pinto“, welcher am 25. d. M. bei der Abfahrt nach Genua auf eine Untiefe ge⸗ rathen war, wieder flott gemacht wurde und nach Laseyne zurlickgebracht worden ist. Eine Schraube ist gebrochen und der Schiffsrumpf stark beschädigt. Der Kreuzer wird erst in einiger Zeit wieder seetüchtig sein.
Rußland und Polen.
Durch Pariser Regierungskreise wird jetzt der Wortlaut des Te legramms bekannt gemacht, welches Kaiser Alexander aus Anlaß des Befuches der französischen Flotte in Kronstadt an den Präsidenten Carnot gerichtet hat. Es lautet: V
„Die Anwefenheit des glänzenden französischen Geschwaders, welches in diesem Augenblicke vor Kronstadt ankert. ist ein neues Zeugniß für die tiefen Sympathien, welche. Frankreich und Rußland vereinen. Ich schätze mich glücklich, Ihnen meine lebhafte Genugthuung darüber auszudrücken und Ihnen für die aufrichtige Freude zu danken, die ich beim Empfang der tapferen französischen Seeleute empfinde.“
Das Telegramm, mit welchem Präsident Carnot hierauf antwortete, hat folgenden Wortlaut:
„Ich bin tief gerührt durch die Empfindungen, welche Euere Majestät aus Anlaß der Anwesenheit unseres Geschwa⸗ ders mir auszudrücken geruht haben. Unsere tapferen See⸗ leute werden den herzlichen Empfang nicht vergessen, dessen Gegenstand sie gewesen sind. Ich danke Euerer Majestät für diefen Empfang und fühle mich glücklich, in demselben ein
beredtes Zeugniß für die tiefen Sympathien erblicken zu
dürfen, welche Rußland und Frankreich vereinen.“
Am Mittwoch Abend veranstaltete der Munizipalrath von St. Petersburg im Stadthause zu Ehren der Offiziere des französischen Geschwaders einen Rout, welcher, wie, W. T. B.“ berichtet, einen glänzenden Verlauf nahm. Admiral Gervais und die französischen Offiziere, welche mit dem Kreuzer „Surcouf“ und zwei Torpedobooten dort eintrafen, wurden am Quai anglais durch den Präfekten, den Bürgermeister und die Stadträthe empfangen. Die Newa⸗Ufer waren xeich geschmückt, die Häuser mit Fahnen geziert. Die fran⸗ zösischen Gäste begaben sich zu Wagen nach dem mit russischen und französischen Fahnen geschmückten Stadthause, an dessen Rampe sie von dem Bürgermeister empfangen wurden. An dem veranstalteten Festessen nahmen die i f des Krieges, des Innern und der Wegeverbindungen und zahl⸗ reiche andere Geladene Theil. Der französische Botschafter saß zur Rechten des Bürgermeisters, zur Linken des Letzteren saß der Admiral Gervais. Vor den Plätzen der französischen. Schiffs kommandanten waren die silbernen Ehrenpokale aufgestellt, welche die Munizipalität von St. Petersburg den Offizieren des französischen Ge— schwaders zum Geschenk gemacht hat. Von dem Bürgermeister und dem Admiral Gervais sowie dem französischen Botschafter Laboulaye wurden Tischreden gehalten und Toaste auf das Wohl des Kaisers von Rußland ausgebracht. Vor dem Stadt⸗ a. und auf dem ganzen Wege von der Landunggsstelle bis zum Stadthause hatte sich eine große Menschenmenge ange⸗ fammelt, welche die franzöfischen Gäste mit enthusiastischen Zurufen begrüßte. ;. .
Die russische „St. Pet. Ztg.“ berichtet, daß am 18. d. M. im Fin anz-Ministerium eine außerordentliche Kon ferenz der Departements-Direktoren des Ministeriums und von Ver⸗ tretern des Ressorts des Innern, der Domänen und der Haupt⸗ Intendantur-Verwaltung unter dem Präsidium des Finanz Ministers stattgefunden hat. Es galt klarzustellen, wie viele Vorräthe an Getreide vorhanden und wie die Ernte— resultate seien. Auf Grund der neuesten Daten ergab sich, daß für Saatkorn und Nahrungsbedürfniß genügender Vorrath vorhanden sei, und daß es somit überflüssig erscheine, be⸗ zuͤglich des Getreideexports Prohibitivmaßnahmen zu ergreifen.
Italien.
Wie man der „Pol. Corr.“ aus Rom meldet, wird der König in der zweiten Hälfte des August den Schluß— manövern der Alpentruppen beiwohnen. ;
Vom Vatikan ist ein Schreiben des Kardinal⸗-Staatssekretärs Rampolla an den Kardinal Gibbons, Erzbischof von Baltimore, veröffentlicht worden, in welchem es dem „W. T. B.“ zufolge heißt: Die Kirche sehe es mit Befriedi⸗ gung, daß sich eine Vereinigung zur Unterstützung von Auswanderern nach Amerika gebildet habe. Indessen lasse es die Kirche nicht zu, daß, wie die deutsche Sanct-Raphael-0Gesellschaft gewollt habe, jede Auswanderergruppe eine besondere nationale Vertretung im amerikanischen Episkopat erhalte. Die Erregung, welche in Folge des darauf abzielenden Vorschlages der deutschen Sanct-Raphael-Gesellschaft unter den amerikani— schen Katholiken Platz gegriffen, müsse sich wieder legen, da der Papst teinen Vorschlag annehmen werde, welcher eine tiefgehende Verwirrung hervorzurufen geeignet wäre, wenn auch dafür gesorgt werden würde, daß die katholischen Aus⸗ wanderer der verschiedenen Länder, wie bisher schon geschehen, Geistliche ihrer Nationalität erhielten.
Portugal.
Den „Times“ wird aus Lissabon vom Montag ge⸗ meldet, daß das chilenische Kriegsschiff „Presidente Errazuriz“ trotz der Wachsamkeit der Hafen⸗Behörden einige Leute an Bord genommen habe. Der englische Geschäftsträger habe sich auf das Schiff begeben und die unter der Mann⸗ schaft befindlichen Engländer einzeln befragt, Alle aber hätten erklärt, auf dem Schiffe bleiben zu wollen, wenn die Löhne gezahlt würden. Die Polizeiboote hätten verhindert, daß sieben Personen an Bord genommen wurden. Darauf hätten die chilenischen Offiziere den Polizeibooten befohlen, in respekt⸗ voller Entfernung von dem „Presidente Errazuriz“ zu bleiben, und die Geschütze klar gemacht.
Schweiz.
Der Ständer ath hat gestern mit 20 gegen 18 Stimmen dem Beschluß des Nationalraths, betreffend das Banknoten⸗ Monopol, zugestimmt.
Niederlande.
Die Ministerkrisis fängt jetzt an, ihrer Lösung näher zu kommen. Der Zusammensetzung der neuen Kammer ent—⸗ sprechend wird, wie man der „Wes. Ztg.“ schreibt, das neue Ministerium ein entschieden liberales werden. Die König in⸗ Regentin hat sich bei der Lösung dieser ersten politischen Frage, welche ihr gestellt wird, hauptsächlich auf den Rath des Amsterdamer Bürgermeisters van Tienhoven, liberalen Mit⸗ gliedes der ersten Kammer, verlassen. Außer dem ehemaligen Minister Heemskerk hat die Regentin bis jetzt, wie gemeldet, in dieser Frage nur den Rath des Amsterdamer Bürger⸗ meisters eingeholt. Ob Hr. van Tienhoven, der Namens der Regentin mit den liberalen Parteiführern unterhandelt, auch selbst Mitglied des neuen liberalen Ministeriums werden wird,
steht noch dahin.
Belgien.
Das Antwerpener „Handelsblad“ meldet, wie sich die „Mgdb. Ztg.“ telegraphiren läßt, daß die belgische Regierung einen Gesetzentwurf, betreffend die vollständige Uebernahme des Congostaats als belgische Kolonie, vorbereite.
Griechenland.
Wie man dem „Hamb. Corr.“ aus Athen schreibt, dauert die Rückkehr der geflüchteten Juden nach Korfu fort und wird von der griechischen Regierung unterstützt. Unlängst hat Letztere das griechische General-Konsulat in Alexandrien be—⸗ vollmächtigt, 150 jüdische Flüchtlinge, welche zur Rückkehr be= reit waren, auf Kosten der Regierung zu repatriiren.
Bulgarien.
Sofia, 29. Juli. 150 bulgarische Touristen sind, dem „W. T. B.“ zufolge, mittels Separatzuges zum Besuch der Prager Ausstellung abgereist. In einigen Tagen folgt ein zweiter Separatzug nach. Die Minister Natsche⸗ vitsch und Tontscheff waren zur Abfahrt auf dem Bahn⸗ hof erschienen. Eine große Menge Menschen begleitete die Reisenden mit Beifallskundgebungen.
Montenegro.
Meldungen aus Cettinje zufolge, die dem W. T. B.“ über Wien zugehen, wurden in den letzten Tagen monte⸗ negrirntsche Sirten, welche ihre Heerden auß der Mok ra ir ne weideten, von Albanesen angegriffen und einer der Hirten getödtet. Eine andere Bande von Albanesen sei in das Dorf Radi eingefallen, aber zurückgeschlagen worden. in Berlust an Menschenleben sei hierbei nicht entstanden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Die von London aus ver⸗ breitete Washingtoner Meldung, daß Rußland in Folge von Vorstellungen der Vereinigten Stagten die Maßrgggln gegen die Juden gemildert habe, ist, wie dem „W. T. B.“ zus Wafhington gemeldet wird, vollständig unbegründet. Das Staats departement daselbst erklärt, keine bezügliche Nach—⸗ ficht erhalten zu haben;, .
Mr. Fost er, der Vertreter des erkrankten Staats sekretärs Blaine, hat sich, dem „R. B.“ zufolge, wiederum nach Cape May begeben, um mit dem Präsidenten Harrison wegen Fes mit Spanien abzuschließenden Gegenseitigkeits⸗ vertrages zu berathen. .
Die Entscheidung des Schatzamts vom 23. Juli, wonach Blecharbeitern unter gewissen Bedingungen die Einwanderung in die Vereinigten Staaten gestattet ist, selbst wenn sie Kontrakte im Auslande abgeschlossen haben, wurde auf sie Empfehlung des Einwanderungskommissars gefällt. Wie der Berichterstatter des „New York Herald“ in Washington erfährt, sind die leitenden Beamten des Schatzamts jedoch nicht ganz mit dieser Entscheidung einverstanden. Sie erklären, daß dieselbe auf einen hypothetischen Fall gegründet war, welcher noch nicht eingetreten ist.
Chile. Von der chilenischen Regierung ist dem „R. B.“ unter dem 25. Juli nachstehendes Telegramm zu⸗ gegangen: 2 .
„Die Regierurg des Präsidenten bat zwischen Santiago, Valparaiso und Concepecion 25 000 Mann aufgestellt, die sich inner⸗ kalb eines Tages vereinigen können, um den Rebellen eine Schlacht ju liefern. In Coquimbo stehen 10000 Mann, außerdem stehen der Regierung 89090 Gensdarmen zur Ver— fügung. Die Rebellen baben 4009 Mann in Atacama und in Antofogasta und Tarapaca 3009 Mann. Die Rebellen zwingen junge Leute zum Eintritt in ihr Heer, weil so viele Soldaten desertiren. Sie sind außer Stande, die Offensive zu ergreifen. Heute haben die Wahlkollegien Don Claudio Vicuna zum Präsidenten erwählt. Präsident Balmaceda wird am 18. September sein Amt feinem energischen und lovalen Nachfolger übergeben. Der neu erwählte Praͤsident ist einer der hervorragendsten chilenischen Familien entsprossen) . Jö e .
Der in San Diego (Californien) an Bord des Dampfers „Monserat“ am 26. d. M. eingetroffene Hafenkapitän von Iquique, Senor Carlos Crug, stellt seinerseits die Lage in Chile folgendermaßen dar:
Die Insurgenten hätten bei seiner am 2. d. M. erfolgzten Abreise im ganzen Lande den südlichen Theil allein ausgenommen, die Ober- band gehabt. Wenn die Insurgenten genügend Waffen hätten, würde der Kampf in der Zeit von 30 Tagen entschieden sein. Die Re—⸗ gierung gebe so viel Papiergeld aus, daß dasselbe nur den dritten Theil seines Nennwertbs werth wäre. Den Insurgenten ständen allmonatlich zwei Millionen Pesos zur Verfugung, welche ihnen als Zoll für den zur Ausfuhr gelangenden Salpeter ge—⸗ zahlt würden. Aus diesen Einnahmen bestreite die Kongreßpartei die Kosten der Kriegführung. Es würden mehrere Waffensendungen er— wartet, welche die Infurgenten vermuthlich in den Stand setzen würden, eine genügende Streitmacht auszurüsten, um der Herrschaft des Präsidenten Balmaceda ein Ende zu bereiten.
Asien.
Wie der „Ostasiatische Lloyd“ meldet, hat der Kaiser von China in Folge der Note, welche von dem fremden diplomatischen Corps an das Tsung⸗li⸗amen (Auswärtige Amt) gerichtet worden war, zur Unterdrückung der Unruhen nachstehendes vom 13. Juni datirte Edikt erlassen:
„Von dem Tsungli Jamen ist Uns eine Eingabe zugegangen, in welcher Wir gebeten werden, in Folge der mehrfachen Unruhen gegen die christlichen Missionen in den Provinzen den sämmtlichen General ⸗ Gouverneuren und Gouverneuren strikte Befehle zu geben, daß sie unverzüglich die geeigneten Maßregeln ergreifen. Im Laufe des Mai und Juni d. J., Jo be⸗ richtet das genannte Ministerium, seien in Wubhu in der Provinz Vganhui die Gebäude der christlichen Mission von verbrecherischen Individuen niedergebrannt, ebenso seien diejenigen in Tan van ⸗-bsien, Provinz Kiangsu, sowie in dem Marktflecken Wu⸗hsüeh, Provinz Hupei, rasch binter einander zerstört worden. Es sei dringend nöthig, die de, . festzunehmen und schleunigst sttenge Maßregeln zu ergreifen.
Was die christlichen Missionen der Vertragsmächte anlangt, so ist bereits in den Verträgen gesagt, daß sämmtliche Provinzial Be⸗ börden durch Kaiserlichen Befehl angewiesen sind, denselben ihren Schutz angedeihen zu lassen. Lange Jahre hindurch haben auch Chincsen und Fremde in Eintracht mit einander gelebt, wie kommt es nun, daß jetzt sich Dinge wie Niederbrennung von Missionen ereignen können und zwar mehrfach zu derselben Zeit? Ez nimmt Uns dies im höchsten Maße Wunder, und Wir ersehen daraus, daß es zahlreiche Verbrecher sein müssen, die beimliche Pläne zur Aufwiegelung schmieden, unsinnige Gerüchte verbreiten, um die Massen zu erregen, und dabei hoffen, eine Gelegenheit zum Rauben und Pluͤndern zu finden. Und so kommt es, daß selbst friedliche ünd gute Leute zur Theil nahme verführt werden und die Sache immer schlimmer wird. Wenn man aber hier nicht mit der größten Strenge vorgeht, wie kann da das Gesetz geachtet und das Land in Ruhe gehalten werden? Wir weisen daher hiermit die General- Gouverneure der beiden Kiang und der beiden Hu, sowie die Gouverneure der Provinzen Kiangsu, Nganhui und Hupei an, unverzüglich Befehle an die betreffenden Civil und Militärbeamten zu erlassen, daß die Rädelsführer ergriffen, vor Gericht gestellt und hingerichtet werden, damit eine Warnung für die Zukunft gegeben werde. Was die Religion des Westens anlangt, so ermahnt sie lediglich die Menschen zum Guten, und die Leute, die diese Religion annehmen, bleiben ebenfalls Ghinesen und sind den vokalbehörden unterstellt. Die Bevölkerung aber und die Missio 1 können in Frieden und Ruhe miteinander leben. Leider . es jedoch gewissenlose Subjekte, die sinnlose Geschichten 9. nden und sie benutzen, um Unruhen zu erregen, und ö sind die Gegenden, wo dieselben ihr Wesen treiben, an a id. Wir befehlen daher den Banner⸗Generalen, Ge⸗ Hrn duverneuren und Gouverneuren sämmtlicher Provinzen, nicht eg ge zu erlassen, und die Bevölkerung anzuweisen, daß sie 3 Aegi bin auf herumschwi rrende Gerüchte hört und Unruhen gar lee, erregt. Wenn aber anonvme Plakate angeschlagen und . Dae verbreitet werden, um die Massen aufzureizen, so sollen m i gleich unter der Hand festgenommen und auf das Falls Mh estraft werden. Die TLokalbeamten haben gegebenen bon Ar , zu treffen, um das Leben und Eigenthum aisicn tigen der Vertragsmächte, seien es Kaufleute oder , rn. ö schützen, und sie sollen nicht Lulde n, daß übelgesinnte 2 33 eselben in Gefabr ringen. Wenn solche Schutzmaß . energisch genug getroffen werden, sodaß es fchließlich zum
Aufstande kommt, so soll Uns unnachsichtig eine Anzeige der Be⸗ treffenden und ein Bericht über die Thatsachen eingereicht werden.
In denjenigen Provinzen, in welchen die Angelegenheiten Betreffs der stattgebabten Unruhen noch nicht erledigt sind, sollen die Banner⸗ Generale, General ˖ Gouverneure und Gouverneure dieselben schleunigst beilegen und nicht Lulden, daß die ihnen unterstellten Beamten aus Furcht vor Schwierigkeiten di Sache in die Länge ziehen, damit die ganze Frage endgültig erledigt wird. Diese Unsere Befehle sollen überall bekannt gegeben werden.
Das ist Unser Kaiserlicher Wille.“
Afrika.
Ueber einen neuen Boerntrekversuch wird dem „R. B.“ aus Prätoria unter dem 7. Juli berichtet:
Eine Gesellschaft bewaffneter Boern erschien am 24. Juni an der Hauptfurt des Limpopo und verlangte auf Grund der Ardendorff⸗ schen Konzession Einlaß in Maschonaland. Da sie sich jedoch weiger ten, die Bestimmungen und Gesetze der südafrikanischen Chartergesell⸗ schaft zu unterschreiben, wurde ihnen der Eintritt verwehrt. Oberst Ferreira und drei andere versuchten nun, sich mit Gewalt Einlaß zu ver⸗ schaffen und die Furt zu überschreiten, wobei der Oberst verhaftet wurde. Seine Begleiter flohen sofort nach der Transvaalseite des Flusses zurück und bemühten sich, den Rest der Boern zu Gewaltthätigkeiten aufzureizen. Von Seiten der Cbartergesellschaft erschien jetzt Dr. Jameson bei den Trekkern und gab denselben ein klares Bild des wirklichen Sachverhalts, worauf viele Trekker sich bereit erklärten, sich den Weisungen der britischen Gesellschaft zu fügen. Dem Zwischenfall wird keine besondere Bedeutung beigemessen, und der biesige britische Agent hat der Transdaalregierung eine dementsprechende Erklärung abgegeben.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der im Reichstags⸗Wahlkreis Til sit-Niederung vollzogenen Wahl dem sind „W. T. B.“ zufolge bis jetzt gezählt worden für von Reibnitz (dfr) 7780 Stimmen, Weiß (kons.) 6840, Lorenz (Soz.) 908, Hobrecht (nat. lib. 237 und Brozeit (Lithauer) 30 Stimmen. Aus 16 Bezirken fehlen zwar noch die Ergebnißwahlen, jedoch ist es sicher, daß es zwischen von Reibnitz und Weiß zur Stichwahl kommt.
Kunst und Wifsenschaft.
In Frankfurt a. M. wird in den Tagen vom 7. bis 12. September ein internationaler Clektrotechniker⸗Kon⸗ greß abgehalten werden. Das CEhrenpräsidium des Kon—⸗ gresses hat der Staatssekretär Dr. von Stephan angenommen. Der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Werner von Siemens in Cbarlottenburg übernimmt die Leitung der Eröffnungssitzung. Das reichbaltige Programm beginnt am 7. September mit einem Be—⸗ grüßungs abend Hauptversammlungen, Sektionssitzungen und Be sichtigung der Ausstellung füllen die Tage vom 8. bis 12. September aus. Am 13. schließt eine Fabrt in Sonderzügen nach Wiesbaden und ein Gartenfest im dortigen Kurpark den Kongreß. Mehr als 30 Vorträge und zur Erörterung zu stellende Fragen sind angemeldet. — Die Arbeiten an der Linie für die elektrische Kraft⸗ übertragung von Lauffen nach Frankfurt a. M. sind in vollem Gange. Eine Reihe von Arbeiterkolonnen sind, wie man der M. „Allg. Ztg.“ meldet, unter Leitung von Beamten der Reichtspost und der wurttembergischen Telegraphenverwaltung mit der Auf— stellung der Stangen, Befestigung der Isolatoren und Spannung der Leitungsdrähte beschäftigt. Die gesammte Linienanlage sowie die zum Betriebe derselben erforderlichen Maschinen sollen bis gegen Mitte August fertig sein. Inzwischen ist dem Vorstande der Internationalen elektrotechnischen Ausstellung eine Mittheilung des Reichskanzlers (Reicksamt des Innern) zugegan— gen, in welcher kundgegeben wird, daß der Reichskanzler Werth darauf legt, über die Einrichtung der Kraftühertragungsanlage und über die bei ihrem Betriebe sich ergebenden Beobachtungen und Erfahrungen genau unterrichtet zu werden. Der Reichskanzler hat mit der Be⸗ sichtigung der Pläne und Einrichtungen, mit den erforderlichen Prü⸗ fungen und Messungen die Physikalischtechnische Reichsanstalt beauf— tragt. Diese Arheiten werden voraussichtlich in Verbindung mit der wissenschaftlich technischen Prüfungskommission ausgeführt werden.
— Für das Königreich Rürttem berg ist eine staatliche Kom mission für Landesgeschichte“ konstituirt worden, in welcher die schon bisher bestehenden Bestrebungen in dieser Richtung ihre ein⸗ heitliche Konzentration finden. Die Kommission hat sich, wie man der „Karlsr. Ztg.“ schreibt, vor Allem mit den Geschichts und Alter thumsvereinen des Landes in Beziehung zu setzen und wird ihre Publikationen in die Hand nehmen. Es ist damit ein Wunsch erfüllt, der schon längere Zeit aus dem Schooß dieser Vereine laut geworden war und unter Anderem auch in der Kammer Ausdruck fand. Die hauptsächlichsten dieser Vereine, die sich schon bisher um die württembergische Landetgeschichte große Verdienste erworben haben, sind der Württembergische Alterthumsverein, der Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, der Süljgauer Alterthumsverein und der Historische Verein für das württembergische Franken. Die Vorstände dieser Vereine, Beamte des Geheimen Haus⸗ und Staatsarchivs, der Königlichen öffentlichen Bibliothek, akademische Lehrer der Geschichte und Mitglieder des Statistischen Landesamts, bilden zusammen die Kommission, die sich durch außerordentliche Mitglieder vervollständigen kann. Seine Majestät der König von Württem⸗ berg hat in die Kommission ernannt: den Archiv ⸗Direktor von Schloßberger und die Archiv⸗Räthe Stälin und von Alberti, die Tübinger Professoren der Geschichte Schäfer und von Kugler, die Bibliothekare Dr. von Heyd und Professor Wintterlin, den Vorstand der Alterthumssammlung, Professor Maver, den Konservator der Kunst⸗! und Alterthumsdenkmale Professor E. Paulus und als geschäftsleitendes Mitglied den Professor Julius Hartmann vom Statistischen Landesamt; ferner die Vorstände und Mitglieder der verschiedenen historischen Landesvereine: Freiherrn von Sw, Schad, von Mittelbiberach, Professor Egelhaaf, Pfarrer Boffert, Pfarrer Vochazer und den ständischen Archivar Hr. Adam. In Etatsfragen entscheidet das Kultus ⸗Ministerium; den Vorsitz in den Sitzungen führt der Kultus ⸗Minister oder ein von ihm bestellter Vertreter. ⸗ .
— Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph bat, wie die Wiener „Presse“ meldet, die Wiederwahl des Geheimen Raths, Direktors des Haus-, Hof⸗ und Staatsarchivs Dr. Alfred Ritter v. Ärneth zum Präsidenken, und des ordentlichen Professors an der Universität in Wien, Hofraths Dr. Josef Stefan zum, Vize Präsidenten der Kaiserlichen Akademie der Wissen⸗ schaften in Wien anf die weitere Funktionsdauer, von drei Jahren, sowie die Wabl des ordentlichen Professors an der Univerfilät in Wien Pr. Cruard Sueß zum General Sekretär und zugleich Sekretär der mathematischnaturwiff en schaft⸗ sschen Klaffe diefer Akademie, und des ordentlichen Professors derselben Universitüt Br. Alphons Huber zum Sekretär der philosophisch⸗ historischen Klasse der Ätademie für die Funktions dauer von, vier Jahren bestätigt. Weiter hat der Kaiser zu wirklichen Mitgliedern Fer Akademie ernannt, und zwar; in der philosophischbistorischen Klassè den ordentlichen Profeffor der romanischen Pbilologie an der Universität in Graz Dr. Hugo Schuchardt, und den außerordent⸗ ichen Profeffor der Geschichte des Mittelalters und der histo— lrifchen Hälfswissenschaften an der Universität in. Wien Pr. Engelbert Müblbacher; in der matbematisch naturwissenschaft sichen Klasse den außerordentlichen Professor der Phyfiologie an der
Universitãt in Wien Dr Siegmund Exner, und den Ober⸗Bergrath und Chef⸗Geologen an der Geologischen Reichsanstalt in Wien Dr. Edmund Mojsisovics von Mojsvar. Endlich hat Seine Majestãt die Wahl des Geheimen Raths Benjamin Kallay de Nagv⸗Kallo zum Ehrenmitglied der philosophisch⸗historischen Klasse dieser Akademie im Auslande genehmigt und die nachfolgenden, von der Akademie vor⸗ genommenen Wahlen von correspondirenden Mitgliedern im Inlande bestätigt, und zwar: in der pbilosophisch⸗historischen Klaffe die Wabl des ordentlichen Professors der allgemeinen Geschichte an der böhmischen Universität in Prag Dr. Konstantin Jiresck, des ordentlichen Pro⸗ fessors für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaften an der Universität in Graz Dr. Gustav Meyer, und des Archivars in Inns⸗ bruck Pr. David Ritter von Schönberr; in der mathematischnatur⸗ wissenschaftlichen Klasse die Wabl des ordentlichen Professors der Psychiatrie und Neuropathologie an der Universität in Wien, Hofraths Dr. Theodor Meynert, und des außerordentlichen Profeffors der Zoologie an derselben Universität Dr. Karl Grobben.
— Wie die A. C.“ aus London meldet, überreichte Seine Königliche Hobeit der Prinz von Wales am Montag den Chemikern W. H. Perkin und Sir Frederick Abel die Albert Denk münze der Gesellschaft der Künste. Perkin ist der Entdeder der Theerfarben, während Sir Frederick Abel sich nicht nur Verdienste um die Eisen⸗ und Stablfabrikation erworben, sondern auch als Chemiker des britischen Kriegs⸗Ministeriums im Sprengstoff⸗Devarte⸗ ment Bedeutendes geleistet hat.
. — Zwei Mitgliedern der Abordnung, die damit beauftragt ist, die Lepra in Allababad, einem im Südwesten von Indien ge⸗ legenen Landstriche, zu studiren, ist es, wie der, Tägl. Rosch. berichtet wird, gelungen, den Lepra ⸗Bazillus rein darzustellen und zu züchten. Sie haben ihre Versuche an Kaninchen angestellt. Man sah schon nach kurzer Zeit, daß sich auf den Kör— pern der Thiere, welche dieser Behandlungsmethode unter⸗ worfen wurden, die Levpraflecke ausbreiteten. Es ist das erste Mal, daß es gelang, den Bazillus dieser furchtbaren Krankheit außerhalb des menschlichen Körpers künstlich darzustellen.
— Ein prähistorischer Fund wird der Köln. Ztg. aus Sicilien gemeldet. In einer Felshöble bei Ragusa Inferiore, deren Wände mit Stalaktiten und sonstigen Kalkbildungen bedeckt sind, wurden verschiedene Gerippe und Knochenstücke gefunden, eben⸗ falls vollständig mit Kalkkrusten überzogen. An die obere Wand des Grabes war ein ganzes menschliches Gerippe angelehnt, dessen Hinter ⸗ kopf durch den Tropfsteinüberzug völlig mit der Felswand verbunden war. Außerdem lagen Knochen von Schafen und Rindvieh umher, eine Spindel von Thon, ein zweischneidiges Kieselsteinmesser und mehrere Thongefäße von roher Handarbeit. Sachverständige wollen aus der Größe und Gestalt der menschlichen Gebeine und der ganzen Beschaffenheit des Skeletts mit dem niedergedrückten Schädel schließen, daß es der arischen Rasse angehört und aus der Zeit der Sikuler und Celtiberer stammt.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Ernte⸗Aussichten in Großbritannien.
Ueber die Ernte⸗Aussichten in Großbritannien erhalten wir unter dem 23. d. M. folgende Mittheilungen:
Die Blütbezeit des Getreides hat in dem Vereinigten Königreich während des schönsten Wetters stattgefunden. Die Ernte ⸗Aussichten haben sich hierdurch wesentlich verbessert, das Getreide ist zur Zeit nur noch etwa vierzehn Tage hinter der normalen Entwickelung zurück, und man nimmt an, daß im Allgemeinen die Weizenernte in der zweiten Woche des August beginnen wird. Das voraussichtliche Er gebniß wird zur Zeit auf eine gute Mittelernte, in einzelnen Bezirken sogar auf 5 bis 100, darüber geschätzt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Egypten.
Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien bat Angesichts der bevorstehenden Rückkehr der Pilger aus Mekka am 16. Juli 1891 beschlossen, vom 18. d. M. ab das spezielle, während der Rückkehr der Pilger für die Provenienzen der arabischen Häfen des Rothen Meeres maßgebende Reglement mit der Bestimmung in Kraft zu setzen, daß die ganze Küste zwischen Kap Bab⸗el⸗Mandeb und el Tor — beide Punkte eingeschlossen — als von der Cholera verseucht an— zusehen ist.
Spanien.
Zufolge einer in der ‚Gaceta de Madrid“ vom 253. Jali 1391 veröffentlichten Verordnung der Königlich spanischen General-Direktion für das Gesundheitswesen sind gegen Provenienzen von Mekka, Medina und Djeddah Quarantänemaßregeln angeordnet worden.
London, 29. Juli. (W. T. B.) Einer Meldung des ‚Reuter⸗ 5 8 *. z 5 * 1. Hen Bureaus. aus Alexandrien zufolge starben am vergangenen Sonntag in Mekka 114, in Djeddah 30 Personen an der Cholera.
Theater und Mufik.
„Am Tage des Gerichts., das Volksschauspiel von NR. K. Rosegger, mit welchem das Lessing⸗ Theater nunmehr am Som abend eröffnet wird, bietet in der Weise des echten Volksstücks eine so vielfache Abwechselung von Ernst und Lustigkeit, von tragischen Begebenheiten und übermüthigen Schilderungen, daß für die Dar stellung neben den ersten Schauspielkräften des Lessing⸗Theaters auch die Lustspiel · Darsteller fast volljählig für die Veranschaulichung des Stückz be ansprucht werden. Die ernsten Scenen werden von Adolf Klein, Eugenie Klein, Gustav Kober, Hermine Reichenbach und Georg Molenar getragen, während in den beiteren Auftritten., aus welchen der zweite Akt sich fast ausschließlich zusammensetzt, Oscar Blencke, Franz Schönfeld und Karl Waldow zusammenwirken. Die neuen dekorativen Bilder sind aus dem Atelier der Gebrüder Falk hervor⸗ gegangen. . ] ‚.
Das Residenz⸗Theater eröffnet seine Saison am 29. August mit dem Schwank „Dr. Jojo“, dessen Titelrolle von Richard Alexander dargestellt werden wird; auch einige andere Rollen des Stückes sind durch neue Kräfte besetzt. Gleichzeitig mit diesem Schwank kommt Alexander Dumas Einakter Une visite de noces“ zur Aufführung. Nach „Dr. Jojo“ gedenkt Direktor Lautenburg das Sittenbild „‚Frou⸗Frou“ einzustudiren und auch Alphonse Daudet's Schauspiel ‚Das Hinderniß“ (L'obstacle) in Scene gehen zu lassen.
In der morgigen Aufführung des „Troubadour! im Kroll'⸗ schen Theater singt Heinrich Bötel zum letzten Mal die Partie des ‚Manrico'“. Am Sonnabend geht Kreutzer's melodiösse Oper „Das Nachtlager in Granada“ in Scene und zwar mit einem neuen Gast, dem Kammersänger Hrn. Max Büttner vom Herzoglichen Hof— Theater in Coburg als Prinz-Regent.“
In der Eröffnungs ⸗Vorstellung des Thomas ⸗Theaters, die, wie bereits erwäbnt, auf morgen verlegt worden ist, werden die
auptrollen der Norität: „Im siebenten Himmel“ von Direktor Thomas, den Damen Corbach, Dorny, Gallus, Hocke, Hove, Körnig, Schneider und Wagen und den Hrrn. Barthold, Gutherv, Kaiser, Peters, Walden und Wellhof dargestellt.
Mannigfaltiges.
„Die Durchlegung der Kaiser Wilhelm straße bis zur Hirten straß wird, wie die N. Pr. Ztg. erfährt, nachdem die Arbeiten zum Abriß des Viktoria ⸗Theaters fast beendet sind, moͤglichst beschleunigt und wahrscheinlich noch im Spätherbst dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
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