1891 / 177 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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—— K

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§. 11.

Die Bestimmungen der §§. 2 bis 10 finden auf die vsm Staate ausgegebenen Rentengüter nur . als den Rentengutsbesitzern Darlehne zur Einrichtung von Rentengütern (5. 2) gegeben werden.

§.

12.

oweit Anwendung,

Die Begründung des Rentenguls (5. 1) kann auf Antrag eines Betheiligten durch Vermittelung der Generalkommission

erfolgen.

Der Antrag ist zurückzuweisen, sofern der Begründung des Rentenguts rechtliche oder thatsaͤchliche Bedenken entgegen⸗

stehen.

Sonst hat die Generalkommission den

Vertrag über

die Begründung des Rentenguts, gegebenenfalls in Verbindung mit dem Vertrage über die Ablösung der Rente oder über die aufnehmen zu lassen und zu

Gewährung des Darlehns, bestätigen.

Den bestätigten V dem zuständigen Grundbuchrichter mit d schreibung des Eigenthums einzureichen. r bas Eigenthum an dem Rentengute durch die auf

ertrag hat die Generalkommission em Ersuchen auf Um⸗ In diesem Falle wird rund des

bestätigten Vertrages erfolgte Eintragung des Eigenthums⸗ üͤbergangs im Grundbuch erworben. .

Die Generalkommission hat sofort, nachdem sie den Antrag auf Begründung des Rentenguts für zulässig erachtet, den

Grundbuchrichter zu ers

geleitete Begründung des Rentenguts einzutragen. merkung hakt die Wirkung, daß die rechtlichen Belastungen dem Rentenguts

uchen, eine Vormerkung über die ein— Die Vor⸗ später eingetragenen privat⸗ übernehmer gegenüber

rechtsunwirksam sind. Mit der Umschreibung des Eigenthums an dem Rentengut ist die Vormerkung zu löschen. .

Auf das Verfahren und das Kostenwesen finden die für Gemeinheitstheilungen geltenden Vorschriften mit folgenden

Maßgaben Anwendung: I) Zur vertragsmäßigen

nur legitimirt, wer in anderen

Begründung des Rentenguts ist

äußerung zur Auflassung berechtigt ist.

2) Die in Folge der Begründung des Rentenguts und der Uebernahme der Rentenbankrente erforderlichen Eintragungen im Grundbuch erfolgen auf Ersuchen der Generalkommission. Auf das Erfuchen der Generalkommission findet 5. 41 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 Anwendung.

Anlage II.

zum §. 6 Nr. 4 des Gese

Fällen der freiwilligen Ver—

w

3) Für die n . des Rentenguts sind die Pausch⸗ sätze des 5. 2 Nr. 3 des Gesetzes über das Kostenwesen in Auͤgeinandersetzungssachen vom 24. Juni 1875 (Gesetz-Samml. S. 3955) zu zahlen. Wird die Uebernahme der Rentenbant⸗ rente mit der Begründung des Rentenguts verbunden, so ist nur der Pauschsatz des 8. 2 Nr. 3, nicht auch der des 5.2 Nr. 1 a. a. O. zu erheben. .

) Unter Genehmigung der Bezirksregierung kann der Gesammtbetrag derjenigen Grundsteuern, welche von den zu den Rentengütern ausgegebenen Grundstücken bisher entrichtet sind, nach der von der Generalkommission festgesetzten Taxe auf die Rentengüter vertheilt gin.

Bei denjenigen Rentengütern, welche vor dem Inkraft⸗ treten dieses Gefetzes errichtet sind, kann die Ablösung der Rente durch Vermottelung der Renienbank von dem Renten— berechtigten nur unter Zustimmung des Rentengutsbesitzers beansprucht werden. 81g

Das Gesetz, betreffend die Wiederzulassung der Vermitte⸗ lung der Rentenbanken zur Ablösung der Reallasten, vom 17. Januar 1881 (GesetzSamml. S. 5) wird von Neuem mit der Maßgabe in Kraft gesetzt, daß die in den 85. 4 und 6 bestimmte Frist fortfällt, und daß dasselbe auch auf die⸗ jenigen Ablöfungen Anwendung findet, welche nach dem 31. Dezember 18383 bei der zuständigen Auseinandersetzungs⸗ behörde anhängig geworden sind.

15.

Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen An⸗ ordnungen werden von dem Finanz-Minister und dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten und, soweit es sich um die Ausführung des §. 12 handelt, im Einvernehmen mit dem Justiz-Minister getroffen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Windsor Castle, den 7. Juli 1891.

. Wilhelm.

von Caprivi. von Boetticher. Herrfurth.

von Schelling. Freiherr von Berlepsch. Miquel. von Kaltenborn. von Heyden. Graf von Zedlitz. Thielen.

Tabelle

tzes betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern.

Für die Amortisationsperiode von 562 Jabren.

Tilgung eines mit 40 xerzinslichen Kaxitals

von? 160 M durch eine jäbrliche Rentenbank—

rente von 4 6

Demnach und in Gemäßbeit des Gesetzes ist das Ablösungskapital für eine Rentenbankrente

treffen von der sodann fälligen Rentenbankrente auf

Zinsen Kapital M60

nach Jahren

und bleiben vom Kapital

noch zu tilgen

66

im Laufe des Jahres

von 10 46

46 3

von 5 60

48 3

Bemerkungen. von von 16 35

8 8

O, 500 O0 O, 520 00 80

243

93

0 1 2 3 1 5 6 7 8 9 16

C N

e do e —-—— Q 2 O -G D C GC O O O 2 8 E S S S d o

is si

100 000 00 gh. 5 Hh 66 S8. 5630 66 gs. 159 26 7 876 77 dry 391 84 g6 53 hi gs 65 85 5. 5g? 35 ga. 65 g3 gz oa 35 255 32 82 157 gJ. 586 go Sh]

9 93d S5 65? S5. 15i 87 177 S6 164 7 S5 io Sz ois; 7 876 Si 55 S6 453 6 795.177 77 844 76. 157 75 Gols 73. is 71 857 7 335 5. 549 hb. gh ho. rj 3. 173 1. 206 3 148 57 I4 a. rg 57 457 d og 47556 4459557 17253 35 185 z6 064 z3 577 zd z d 27685 3. 56 26. 113 i617 12574

3. 77 141260 532 G. ß? 13

O CO 2 O - W dN --=

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗ Samml. S. 357) sind bekannt gemacht: ö ; 1) der Allerböchste Erlaß vom 12. März 1891, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die evangelische Kirchengemeinde

22222 231 11 219 36 2153 765 317 56 216 26 214 55 213 15 21195 316 16 308 88 2607 7 265 53 365 7h 261 36 193 97 187 9 155 86 19575 151 48 139 14 155 70 184 17 151 54 17880 175 5h 172 95 1559 166 76 165 5 1595 156 35 153 5h 145 66 144 66 140 35 136566

11111 11056 109 98 10938 109875 10810 107 43 10672 10599 10523 109444 193 62 10276 10137 100 95 9999 88 99 97 95 36 86 9574 9457 9335 9208 98077 89 40 8797 86 49 84 95 83 35 S1 69 719 95 7815 7628 7433 72 30 71019 68 006 6572 63 35 60 88 58 32 55 55 52 88 4999 465 99 43 87 4063 37 28 3374 30 09 2630 22 35 1824 13 97 955 491

Nach den vier ersten Spalten dieser Tabelle wird überbaupt jedes mit 40/0 verzinsliche Kapital durch eine, in jäbrlichen Terminen postnumerando jahlbare Rentenbankrente von 459i in 56½2 Jahren getilgt. Da die Rech⸗ nung beispielsweise 100 M Kapital angenommen hat, so drücken ihre Re⸗ sultate überall Prozente des Kapitals aus. Nachdem nun 56 Jahre hindurch die Rentenbankrente gezablt worden ist, bleiben von dem Kapitale noch

O, 097 130

M 0 2

2

D O x * N O O N C m

zu tilgen, und bei der Voraussetzung, daß dies nach z Jahre geschehe, kommen noch dazu halb⸗ jährige Zinsen mit. O 001 95 . daher denn alkdann G, u 99 O8 olð von der Rentenbankrente zu bezahlen

—— 2

9908

sind. Dies ist 450 0660 der jähr⸗ lichen Rentenbankrente, mithin der Betrag für 8 Tage, und wenn dieselbe in mindestens monatlichen Raten zu zahlen ist, so sind zur Tilgung dis Kapitals überhaupt 561 iz jahrliche Rentenzahlungen erforderlich.

CO Or X O 090 6 S OGS

Ses Sscs— —— 2 2

—— S . 2 C · . . 3 8 898

SGG G , G N O 2 O 9 STN - Q .

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N e e & . - - G Q Q 0 0 0 20000 2

8 OS —— 2

Swaroschin im Kreise Dirschau bezüglich der zur Erbauun Kirche und eines Pfarrbauses daselbst erforderlichen Landflã en des ideikommißgutes Swaroschin, durch das Amte blatt der Königlichen . ju Danzig Nr. 19 S. 141, ausgegeben den 9. Mai 1891; 27) der Allerhöchste Erlaß vom 13. April 1891, betreffend die

des revidirten Reglements der ost⸗

Genehmigung ron Abänderungen

einer

preußischen Land ⸗Feuersozietät vom 12. Mai 1884, durch außerordent · liche Beilagen zu den Amtsblättern der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 22, ausgegeben den 28. Mai 1891; der Königsichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 22, ausgegeben den 3. Juni 1891, der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 22, ausgegeben den 4 Juni 1891; . 3) das unterm 15. April 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für den Entwässerungs verband Fürstenguerweide Goldberg im Marien burger Deichverbande, Landkreises Elbing, durch das Amtsblatt der

mn , gm. zu Danzig Nr. 25 S. 179, ausgegeben den O0. Jun ö

I) das unterm 20. April 1891 Allerböchst vollzogene Statut für den Ent- und Bewässerungs verband KlackendorfKykoit im Elbinger Deichverbande, Kreises Marienburg, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Danzig Nr. 26 S. 191, ausgegeben den 27. Juni 1891; .

6) der unterm 3. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut des TschechnitzTschanscher Deichverbandes vom 17. April 1876 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 27 S. 263, ausgegeben den 3. Juli 1891;

6) das unterm 11. Mai 1891 Allerhöchst, vollzogene Statut sür die Entwässerungsgenossenschaft 11 zu Scheid im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 25 S. 254, ausgegeben den 19. Juni 1891; .

J das unterm 13. Mai 1891 Allerhböchst vollzogene Statut für die Criewener Wassergenossenschaft zu Schwedt a. O. im Kreise Angermünde durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 25 S. 230, ausgegeben den 19. Juni 1821;

s) der Allerböchste Erlaß vom 13. Mai 1891, betreffend die Verleizung des Enteignungsrechts an den Kreis Leobschütz für die zum Bau einer Chaussee von Steubendorf nach Alt. Wiendorf bis zum Anschluß an die Chaussee von Schönau nach Hotzenplotz erforder lichen Grundftuͤcke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 24 S. 151, ausgegeben den 12 Juni 1891;

g) das unterm 18. Mai 1891 Allerhöchst vollzogene Statut für die Wiesenmeliorationsgenossenschaft im Warchethale zu Bütgen⸗ bach im Kreise Malmedy durch das Amtsblatt der Königlichen Regie⸗ rung zu Aachen Nr. 25 S. 205, ausgegeben den 18. Juni 1891

10 der Allerhöchste Erlaß vom 19. Mai 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeld-⸗Tarif vom 29, Februar 1840 ange⸗ hängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die von' dem Kreife Oschersleben zur Unterbaltung übernommene Chaussee von Hornbausen bis zur Oschersleben ⸗Neindorfer Kreischausee in der Richtung auf Neu- Brandsleben, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 25 S. 203, ausgegeben den 20. Juni 1891; .

II) der Allerhöchste Erlaß vom 19. Mai 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeld⸗Tarif vom 29. Februar 1840 ange⸗ kängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die Straße von Breslau bis zum Dorfe Ransern, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 25 S. 247, ausgegeben den 19. Juni 1891; .

13) das Allerhöchste Privilegium vom 4. Juni 1891 wegen Aus- fertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises Merfeburg im Betrage von 1500 0090 M16 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 27 S. 193, ausgegeben den 4. Juli 1891;

13) der Allerhöchste Erlaß vom 8. Juni 1891, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februgr 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die in der Unterhaltung des Kreises Sangerhausen befindlichen Chauffeen 1) von der Halle Casseler Provinzial Chaussee bei Blankenheim nach Klosterrode, 2) von Obersdorf nach Pölsfeld, 3) von der Halle⸗Casseler Provinzial Chaussee nach Rosper⸗ wende, 4) von der Berga⸗Stolberger Chaussee nach Uftrungen, 5) von Wallhausen nach Brücken, 6) von der Sangerhausen⸗Kindelbrücker Provinzial⸗Chaussee nach Voigistedt, 7 von Schwiederschwenda nach Landgemeinde, 8 von der Roßla⸗Hayner Kreischaussee bei der Polka brücke nach Breitungen, 9) von Mühlhofsrain nach Krummschlecht⸗ wasser und 10) von Heringen über Auleben nach Görgbach, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 28 S. 201, ausgegeben den 11. Juli 1891; .

14) der Allerhöchste Erlaß vom 24. Juni 1891, betreffend die Genehmigung der von der Lübeck-Büchener Eisenbahngelellschaft be⸗ schloffenen Vermehrung ihres Grundkapitals durch Ausgabe weiterer Aktien im Betrage von 2316000 A, durch die Amtsblätter

für den Regierungsbezirk Hannover Nr. 27 S. 135, ausgegeben

den 3 Juli 1891, der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 28 S. 253, aus gegeben den 4. Juli 1891.

Statiftik und Volkswirthschaft. neber ficht über die Stein- und Braunkohlen⸗ Förderung Preußens. im 1. Halbjahre 1891, verglichen gegen das 1. Halbiahr 1890. (Nach vorläufigen Ermittelungen.)

Ob Viertel 1891 1890.

er⸗ iertel⸗ x 6 . ö . Förde Arbei. Förde Arbei-

Bergamts bezirk. jahr. 1 terzahi. en ig terzahl.

A. Steinkohlen.

1) Breslaan⸗ J. 5 131 698 70 852 5 286 533 64943 II 5 093 046 69 826 4 649 292 64919

Summe . 10 224 11 70 53041 9 835 820 64 951 2 3833 175 3777 154 I 1485 1265 4635 125 Summe. 16311 178 17375 15 3) Klausthal ... .. Iod 50. 3178 155 50 3 357 II. 152 337 3 5⸗27 101 25. 3 425 Summe. 308 92 35165 3041 2 3 389 4) Dortmund ... 3 3717 3288 133 8417 8 7375123 122 46 II. 8 596 13 1353270 8526 636 122048 Summe . 17 815 558 131 996 17 558 83 125 747 3 T ösd Js F VT TZ GGz bsi 35 3d II. 200736 36 060 1251068 36133 Summe J G7 7M, 35 788 4015 6529 35 907 Der ganze Staat. J. 16 7279 907 2z46 523 I6 532 479 228 556 II. 16 153 381 244 829 15 292 922 231 654 Summe 32 383 333 245729131 825 401 230 105 B. Braun⸗

kohlen.

) Brezlau 123 174 1466 135 30s 1 363 116 3675 13255 95 0609 1194

233 558 1396 255 314 1281 IT dss GSi r J VI 777 77 Jos 3 364 Ida * S3 3 is 432 23 2606 Ti Ti T in did NTX m 5 7fã

s 556 iL7] SJ 36366 ür n 715795 2268 15 Js JTSGd7 366 336 2553 141 255 1635 d d d T

I. 41677 757 78 8956 3 795 31 26781

II. 3 5539 14354 25 166] 3 479 299 25 812 Summe. S 0l6 671 28 528 7278 530 26 297

In validitäts⸗ und Alters ⸗Versicherung.

Unter den Provinzen, welche die größte Zahl der Altersrentner auf⸗ zuweifen haben, steht die Provinz Schlesien obenan; dabei vermehnt fich die Zahl der Rentenempfänger immer noch. Im Kreise Schweidnitz waren bis zum 1. Juli d. J. 178 Per sonen, im

Der ganze Staat.

gKreise Bręslau 21d, im Kreise Neumarkt 84 Personen im Genuß der Altersrente.

neber den Absatz deutscher Wagren in Tripolis

berichtet der ‚Hamb. Corr.“: Vor zehn Jahren war Deutschlands Ginfuhr nach Tripolitanien noch ganz verschwindend, da die dortigen Ginfuhthäuser nur mit. Marfeille, Italien, Triest und England ar⸗ beiteten. Seitdem dieselben sich aber unmittelbar an die Bezugs⸗ quellen wendeten, hat auf Kosten Frankreichs neben Oesterreich und Belgien vor Allem Deutschland große Fortschritte gemacht und im Jabte 1880 sein? Einfuhr gegen. das Vorjahr mehr als verdoppelt. Nach einem österreichischen Konsulats bericht nimmt Beutschland in fast allen Erzeugnissen thatkrãftig und erfolgreich die Konkurrenz auf, und macht mit seiner Einfuhr fo große Fortschritte, daß ein Perschieben der Handels verbältnisse der fremden Staaten in Tripolitanien bevorsteht. Dieser Fortschritt wird zum großen Theile der rübrigen Thätigkeit der Feutschen Ausfuhrvereine und Musterlager zugeschrieben, welche mit größter Gefälligkeit und Raschbeit jedem Ansuchen der Cinfuhrbäuser zu Tripolis nachkommen n sind besonders Seiden waaren, Schuhwaaren, Bier (lachen eherrscht den Platz), Kurzwaaren, Perren, und Damenwäsche, Möbel, Gold. und Silberpassementerie, Baubedarf. Droguen, Arzneiwaaren ꝛc., wogegen sich vortheilbaft Wolle, Felle und namentlich die vorzünlichen und billigen Südfrüchte (Gitronen und Orangen) ausführen lassen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Bergleute, welche am 19. d. M. in Bochum stattfand (Vgl. Nr. 1I68 d. Bl. u. flgd.), hat der „Rh. Westf. Ztg.“ gil genheit zu der Beobachtung der auffallenden und beachtenswerthen Thatsache gegeben, daß ganz außerordentlich wenige Bergarbeiter den Verhandlungen ihrer Abgeordneten als Zuhörer beiwohnten. Denn während die Theilnahme an allen früheren derartigen Veranstaltungen stets eine sehr große war, und beispielsweise noch in der Versammlung vom April d. J. der Raum kaum ausreichte, alle Besucher zu fassen, waren diesmal außer den 73 Delegirten höchstens zwei bis drei Dutzend Zuhörer erschienen, die noch dazu äußerst wenig Ausdauer zeigten und sich sehr bald nach und nach zurück⸗ zogen. Das Blatt glaubt hiernach mit Grund annehmen zu können, daß die geringe Theilnahme auf ein vermindertes Interesse der Verbandsmitglieder an einer Bewegung zurück— zuführen ist, die das von ihr erwartete Heil bisher in keiner Weise gebracht habe. .

Aus Saarbrücken wird der „Köln. Volksztg.“ ge— meldet, daß der Gesammtvorstand des Rechtsschutz—⸗ vereins, sowie der Kassirer Kron von der Königlichen Grubenverwaltung abgelegt worden seien.

In einer von dem Präsidenten des Rechtsschutzvereins im Saarrevier Warken nach Altenwald berufenen Volks versamm— lung, in welcher nur etwa 100 Personen anwesend waren, soll der Redacteur Braun nach einem in der Saarbr. Ztg.“ wiedergegebenen Bericht des Boten d. Sulzbachthales“ geäußert haben: Die Sozialdemokratie müsse im Sulzbachthale in Fluß gebracht werden. Die Versammlung wurde aufgelöst, als die ‚Marseillaise“ angestimmt wurde.

Aus St. Wendel berichtet die Nahe⸗Bl.- Ztg.“, daß zwei Ver⸗ sammlungen, welche von Vertrauensmännern des Rechtsschutzvereins nach Blinfen einberufen waren, nicht abgehalten werden konnten, weil Niemand von den bisherigen Getreuen‘ erschienen war.

Aus Rabenau (Sachsen) wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß die Gebülfen in der Hol;jbildbauer⸗-Werkstatt von O. . wegen 10 060 Lohnreduktion die Arbeit niedergelegt aben

In Konstanz striken die Droschkenkutscher, weil sie mit einer vom Bezirksamt herausgegebenen neuen Droschken Ordnung nicht einverstanden sind. .

Aus Stade wird der Wes. Ztg.“ über die Wirksamkeit des am 6. April d. J. in Stade gegründeten Vereins zur För— derung des Wobles der Arbeiter geschrieben: Nachdem durch die bisherigen Beitrittserklärungen die Lebensfähigkeit und die ge— deibliche Wirksamkeit des Vereins zur Förderung des Wohles der Arbeiter gesichert ist der Verein zählt gegenwärtig etwa fünfhundert Mitglieder mit einer jährlichen Beitrags summe von 3000 M9 hat am 18. Jult d. J. die Ergänzung des engeren Vorstandes durch Wabl von noch zwei Bei— sitzern aus dem Arbeiter- und Handwerkerstande, sowie die definitive Konstituirung des Gesammtvorstandes stattgefunden. Vom engeren Vorstayde ist eine Sitzung des Gesammtvorstandes auf den 53. August d. J. zu Stade anberaumt, für deren Tagesordnung u. A. nachfolgende Gegenstände in Aussicht genommen sind: Bericht des engeren Vorstandes über die bisherige Entwickelung und Thätigkeit des Vereins; Besprechung und Feststellung der Grundsätze für die von dem Verein zu Unterstützungen uad zu Wohlfabrtszwecken zu verwendenden Gelder; Anstellung eines Wanderredners und Einrichtung eines Vereinsblattes; Gründung von Lokalvereinen. Der Verein ist bereits in der Lage gewesen, einige Unterstützungen gewahren zu können.

Die Glasergehülfen in Leipzig hatten der . Lyz. Ztg.“ zufolze durch ihre Tarifkommission bei der Innung anfragen lassen, ob diese sich mit der Kommission der gemeinschaftlichen Festsetzung des Lohntarifs unterziehen wolle. Auf den ab⸗ lebnenden Bescheid der Innung, die nur mit einem nach Maßgabe des Innungsstatuts gewählten Gesellenausschusse in Unterhandlungen treten wollte, hatte man beschlossen, nochmals bei der Innung vorstellig zu werden. In einer am Montag abgehaltenen Versammlung der Gebülfen wurde die wiederum ablehnende Antwort der Innung mitgetheilt. Die Versammlung beschloß dem ungeachtet, von der Wahl eines. Gesellenausschusses abjusehen und die Tarifkommission fortbestehen zu lassen. Zum Zwecke, statistischer Erhebungen über die hiesigen Löhne, die fast überall um 153 —–50 o herabgesetzt worden sein sollen, soll in jeder Werkstelle ein Vertrauensmann gewählt werden. Die Versammlung war von etwa 100 Personen besucht; der Beschluß, der die Fortdauer des gespannten Verhältnisses zur Innung anordnete, wurde nur mit knapper Majorität gefaßt.

Aus Touloule meldet ein Wolff'sches Telegramm, daß die Bediensteten der Omnibus- und Tramwaygzesellschaften gestern Vormittag mit dem Verlangen einer Lohnerhöhung ganz plötzlich die Arbeit eingestellt haben.

Volks zählung in Frankreich. Ueber die Ergebnisse der Volkszählung in Frankreich vom 2 April 1851 erhält die Köln. Zig. nachfolgende Mittheilungen: Frankreich bat die Fremden einbegriffen, die im Ausland oder in den Kolonien weilenden Franzosen aber ausgefchlossen eine Einwohner zahl von 38 886 150 Köpfen. Das ist seit 1386 eine Vermebrung von 208 514 Menschen. Der Zuwachs kommt jedoch ausschließlich * Rechnung der Städte, und zwar etwa folgendermaßen: auf Paris 6e og. Lvon 29 000, Marseille 31 000, Bordeaux 13 000, Cannes Nina 20 009, Brest boo, Saint Etienne 15 090. Reims 15 00, n, w. 12 006, Nancy 7000, Roubaix 14 000, Tourcoing 8000, ö * dooo, Rouen 4000, Toulon 8000, Limoges 5000. Rur in Wrtements ist eine Zunahme, dagegen in 9 eine Abnahme der gem ö zu verzeichnen, und die Letztere fast in allen Land⸗ finden. In mehreren Departements ist sogar die Bevölkerungs- obgleich die Zahl der Einwohner in den Städten ju⸗ Die Departements, wo die Bevölkerung sich am „sind: Seine (Paris) 249 353, Nord 77 276, See- Rbonemündungen 30 072, Rhone 27 000, Hérault volte Pas de Calaig 21 5083. Die Departements, deren Be⸗ ng am Meisten abnahm, sind: Ober Lolre 14 128, Lot 15 000

Aveyron 13 000, Tarn 12 562, Gers 13 342, Lot⸗et ˖⸗ Garonne 13518, Dordogne 12517, Orne 12 004, Aude 12 428, Ost⸗Pyrenäen 11 113, Ariège 10 908, Vienne 10 528, Ober⸗Sasne 10282.

Sandel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. gestellt 10015, nicht recht zeitig gestellt keine Wagen. In. Oberschlesien sind am 28. 8. M. gestellt 3808, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Von „Saling 's Börsen-⸗Papiere“ ist der zweite (finanzielle) Theil, der seit einer Reibe von Jahren den besonderen Titel Salina's Börsen-⸗FJahrbuch“ führt, in fünfzebnter für das Jahr 1891/92 bestimmter Auflage im Verlage der Haude und Spener'schen Buchhandlung erschienen. Das längst als in jeder Be⸗ ziehung musterhaft bewährte Nachschlagebuch für Bankiers und Kapitalisten ist wieder von dem Statistiker W. L. Hertslet bearbeitet, sodaß also schon durch den Namen des Bearbeiters Sicherbeit für die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit des angeführten Stoffes gegeben ist. Das ebenso empfehlenswerthe wie nützliche Handbuch, dessen Aufgabe es ist, in allen Fragen der Kapi⸗ talsanlage, bei dem Ankauf und Verkauf von Werthpapieren bündige und zuverlässige Auskunft zu gewähren, ist in seiner äußeren Erschei⸗ nung und in der Anordnung des Stoffes im Wesentlichen unverändert geblieben; natürlich wurde der Inhalt durch die im Laufe des letzten Jahres neu an den Markt gekommenen Papiere erweitert und be— reichert, da sie alle der gewohnten gründlichen Erörterung in Rücksicht auf Entstehung, und Rechtsbestand unterzogen wurden. Es ift, dem Bearbeiter trotz der immer wachsenden Stoffmenge auch in diesem Jahre möglich gewesen, außer der Berliner Börse die hauptsächlichen Papiere, welche an der Frankfurter Börse marktgängig sind, in den Kreis der Besprechung zu ziehen. Das Ergänzungsheft, welches alle bis zum Herbst eintretenden Verände⸗ rungen enthält und den Nutzen des Werks wesentlich erhöht, wird auch in diesem Jabre allen Besitzern des Hauptwerks auf Bestellung unentgeltlich nachgeliefert werden.

In der gestrigen Generalversammlung der Vereinigten Breslauer Oelfabriken wurde die für 1890/91 vorgeschlagene Dividende von 10 ο— einstimmig genehmigt und dem Ausfsichtsrath und der Direktion Decharge ertheilt. Die statutenmäßig aus scheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths wurden wiedergewählt. Die Dividende gelangt von beute ab in Berlin bei dem Bankhause Jacob Landau zur Auszahlung.

Der „Köln. Ztg.“ zufolge beträgt der Gewinn der „»Harpener Bergbau- Gesellschaft“ für das abgelaufene Ge— schäftsjahr etwa 10 Millionen Mark. Hiervon sollen 4 800 000 zur Zahlung einer Dividende von 1800 dienen, ca. 5 Millionen sollen zu Abschreibungen verwandt werden. Die Vereinigungs⸗Gesell⸗ schaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier erzielte dem⸗ selben Blatt zufolge einen Gewinn von 3 Millionen Mark und be⸗ absichtigt, eine Dividende von 10 0½, gleich 1200 000 S, zu zahlen.

Leipzig, 29. Juli. (W. T. B.) Kam mzug n Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 4,174 1½, per Sep⸗ tember 4,223 Æ, ver Oktober 4,25 S, per November 4.25 (M0, per Dezember 4,27 46, per Januar 4,223 , per Februar 4 224 4, per März 4320 M6 Umsatz 55 900 kg. Ruhig.

Wien, 29. Juli. (W. T. B5 Die Alpine Montan gesells chaft? hat mit dem Kurator für die verloosten fünfprozen⸗ tigen Priorität s Obligationen der Gesellschaft einen Vergleich dahin geschlossen, daß sie dieselben, soweit sie noch im Umlauf sind, noch während dreier Monate mit 5oso verzinst und dann, je nach Wahl des Besitzers, entweder gegen 4 prozentige eintauscht oder zurückzahlt.

London, 29. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen ladungen angeboten.

New⸗York, 29. Juli (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgefübrten Produkte betrug 7184772 Dollars gegen 6 272 585 Dollars in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln ist die englische Post über Ostende vom 29. d. M. ausgeblieben; Grund: Stürmisches Wetter im Kanal.

Bremen, 29. Juli. (W T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Frankfurt“ hat gestern auf der Fabrt nach dem La Plata, der Schnelldampfer Havel“ bat heute Morgen auf der Fabrt nach New⸗York Do ver passirt. Der Schnelldampfer . Spree“ ist heute Morgen in Bremerhaven angekommen. Der Dampfer „Dresden ist gestern in Saltimore angekommen. Der Dampfer „Graf Bismarck‘ hat gestern Las Palmas passirt. Der Schnelldampfer Werra“ hat gestern Nachmittag von New-Jork die Heimreise angetreten. Der Reichs⸗-Postdampfer Braun- schweig“ bat am 28. Juli Vormittags die Reise von Suez nach Aden fortgesetzt.

30. Juli. (W. T. B.) Der Reichs⸗Postdampfer Hohenzollern“, von Australien kommend, ist am 29. Juli Mittags in Genua angekommen.

Ham burg, 29. Juli. (W. T. B). . Ham burg⸗ Amerika⸗ nische Packetfabrt / Aktien Gesellschaft. Der Postdampfer Alemannia? bat, von New⸗Jork kommend, heute Vormittags . der Postdampfer California“ heute Mittag Lizard passirt.

30. Juli. (W. T. B.) Der Schnelldampfer Augusta Victoria“ hat, von New ⸗Vork kommend, heute Morgens 5 Uhr Seilly passirt. .

London, 29. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Castle- Dampfer . Dunrobian Castle! habe gestern auf der Ausreise Lissabon passirt.

Mannigfaltiges.

Hannover, 23. Juli. Der zehnte Deutsche Turnertag wurde, wie der Münch. . A. Z.“ geschrieben wird, in den letzten Tagen unter zahlreicher Betheiligung der deutscen Turnerschaft hier abgebalten. Am 17. und 18. Juli fand die Sitzung des technischen, am 19. und 20. die des Gesammtausschusses der deutschen Turner⸗ schaft und am 21. und 22. Juli die der Abgeordneten statt. Die deutsche Turnerschaft, welche in fünfzehn Kreise eingetheilt ist, wäblt zu diesen Berathungen von 1500 Mitgliedern je einen Abgeordneten. Dem von Dr. Gottz⸗Leipzig erstatteten Geschäftsbericht ist Folgendes zu ent- nehmen: Seit 22 Jahren könne die deutiche Turnerschaft hinsichtlich ibrer äußern Entwickelung nur über Fortschritte und Zunahme an Mit gliedern und Vereinen berichten. Besonders das letzte Jahr weise in diefer Beziehung sebr erfreuliche Ergebnisse auf. Die Zahl der im Deutschen Reich und in DeutschOesterreich bestehenden Turnvereine betrage jezt 4763, somit 260 mehr als im vorigen Sahre. Auch die innere Entwickelung, das eigentliche turnerisch Leben, sel in erfreulichem Aufschwunge begrissen. Die feit dem Goburger Turntage verflossenen vier Jahre haben, be. sonders durch das Münchener VII. deutfche Turnerfest der deutschen Turnerschaft Freude und Ghre gebracht. Ez sei dort gezeigt worden, daß die kurnerische Arbeit, nicht der Glanz, und der, Festjubel, die Hauptaufgabe der deutschen Turnerschaft sei. In allen Kreisen rege fich das Streben, den Folgen geist iger Ueberbürdung durch Kraͤftigung des Körpers entgegen zuarbelten. Aber viel bleibe noch zu thun übrig, vor Allem gelte es, uberall Mitarbeiter zu werben und besonders den bis jetzt auf den Turnplätzen spärlich vertretenen Lehrerstand für die erzieherischen Ziele der deutschen Turnerschaft zu gewinnen. Heute fand als Abschluß des Tages eine Turnerfahrt zum Hermann ⸗Denkmal im Teutoburger Walde statt.

Essen a. d. Rubr, 29. Juli. Nach einer Meldung der Rbein. Westf. Ztg.“ fanden heute Mittag zwölf am neuen Essener Wasser⸗ werk beschäftigte Arbeiter und zwei Mädchen durch das Umschlagen des Schiffes, mit welchem sie bei Spillenburg über die Ruhr fubren und das sechsundzwanzig Personen enthielt, in den Wellen den Tod. Die Leichen waren bis heute Abend noch nicht aufgefunden.

Hamburg. Kapisän Kopff, der Führer des von New. York bier eingetroffenen Pestdampfers Scandia“ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft, berichtet dem Hamb. Corr.“ Folgendes: Am 25. Juli sichteten wir Vormittags ein Schiff, welches Nothsignale zeigte. Wir hielten darauf zu und waren um 11 Uhr Vormittags bald in seiner Nähe. Es war die dänische Bark Dagmar“ von Korsör, Kapitän Oscar Sörensen, von Savannah nach Hamburg bestimmt und bereits 33 Tage unter wegs. Der Kapitän signalisirte, daß er ärztliche Hülfe benöthige, da seine ganze Mannschaft bis auf den Steuermann krank sei. Wir brachten sofort ein Boot zu Wasser, welches den Schiffsarzt an Bord nahm und unter Führung des ersten Offiziers längsseite der Dagmar“ ging. Der Arjt fand nur den Kapitän, den Steuermann und einen Jungen gesund. Die übrige Besatzung war typhuskrank. Ein Matrose Carl Blohm aus Karlekrona war bereits gestorben Unser Arzt traf die nöthigen Anordnungen, bereitets die Arzneimittel und wir ver saben die Dagmar“ außerdem noch mit Fleischextrakt, Rothwein, Cognac und Hafergrütze. Weitere Hülfe glaubte Kapitän Sörensen nicht zu benöthigen, da er nach Falmouth als Nethhafen einzulaufen beabsichtigte. Wir setzten deshalb nach mebrstündigem Aufenthalt die Reise fort. Das Wetter war zur Zeit sehr günstig'. Die Direktion der Packetfahrt bat sofort der Rhederei der Dagmar“ den Bericht des Kapitän Kopff telegraphisch übermittelt.

. Jobannisbad i. B., 28 Juli. In dem hiesigen für be— dürftige Kurgäste bestimmten Hospize wurde, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau. berichtet, am 265. d. M. das Jahres fe st ge⸗ feiert, bei welchem die Herren Regierungs-Präsident Dr. von Bitter und Ober⸗Regierungs⸗Rath Grundmann aus Oppeln als Gäste an— wesend waren. Nach dem Gesange zweier Liederverse im festlich ge⸗ schmückten Raume hielt Pastor Lochmann aus Groß⸗Neudorf bei Bromberg Gebet und Ansprache. Dem Namens des Hospviz⸗Vorstandes durch Landes. Bauinspektor Sutter aus Breslau erstatteten Jahres bericht entnehmen wir u. A.,, daß seit dem Besteben der Anstalt bis Ende des vorigen Jahres 89 Gäste, in diesem Jahre allein 30 Gäste Aufnahme finden konnten. Die Einnahme betrug 345 Gulden 46 Kreuzer, die Ausgabe dagegen 3900 Gulden 68 Kreuzer. Mit dem Ausdrucke besonderen Dankes wurde Derer gedacht, welche als Gönner und Freunde des Hospizes die Anstalt unterstützt haben, unter denen erwähnt werden: die Großberzogin von Sachsen Weimar, Pastor Becker aus Breslau, Badebesitzer Steffan und der K. K. Bezicks⸗ hauptmann Ritter von Grimm, als Vertreter der Kurkommission.

London, 29. Juli. Eine Depesche des. R. B. aus Gibraltar berichtet: Seit der Hebung der Utopia“ sind 13 männliche und sieben weibliche Leichen an das Gestade gebracht worden. In dem Schiffe herrscht ein pestartiger Leichengeruch. Das Wasser im untersten Laderaum ist so mit giftigen Gasen geschwängert, daß die Centrifugal—⸗ pumpen fast nicht arbeiten. Man hat allerlei Desinfektions mittel angewandt, aber mit geringem Erfolg. Ein entsetzlicher Anblick bot sich den Arbeitern, als sie die Leiche einer Frau hervorholten, an deren Brust sich sterbend ein Säugling geklammert batte, während ihr zweites Kind das Kleid der Mutter krampfhaft umfaßt hatte.

Paris, 29. Juli. Die Beerdigung der bei dem Eisen⸗ babnunfall von Saint Mands Verunglückten fand nach einer Meldung des W. T. B.“ heute Nachmittag statt. In dem Zuge befanden sich sechszehn Leichen vagen. Der Präsident Carnot und der Minister des Innern Constans hatten Vertreter abgeordnet, die Minister für Arbeiten und für Ackerbau nahmen petsönlich an der Leichenfeier Theil. Der Maire eröffnete den Trauerzug, dem eine unabsehbare Menge folgte. Der Frkft. Ztg.“ be⸗ richtet man über das Unglück unter dem 27. Juli noch folgende Ginselbeiten/ Ein Vater hatte eben Frau und Tochter in einem Wagen untergebracht und wollte gerade selbst einneigen, als das Unglück geschah, und er mußte nun mit anseben, wie seine Famili ums Leben kam. . . . In St. Mands war man nicht sofort von dem Unfall unterrichtet; das Volksfest dauerte noch fort. Die Straßen waren illuminirt und zwischen den Schaubuden drängte sich eine grotze Volksmenge herum. . . . Die Leichen und die Schwerverwundeten boten einen schrecklichen Anblick dar. Eine Frau war ganz verkohlt.

Mürren, 26. Juli. Der „Nat. tg“ gebt folgende nähere Beschreibung über den Unfall Stanley's und sein Benehmen dabei zu: Stanley unternahm gestern Mittag in Begleitung seiner Frau und Schwägerin einen Spaziergang nach dem kaum zehn Minuten vom Hotel gelegenen Wäldchen“ gegen die Schiltalp hin. Der Boden war glatt, Stanley stolpaerte und fiel so heftig gegen einen Stein, daß er sich nicht mebr aufrichten konnte. Aerztliche Hälfe war sofort aus dem Hotel Kurhaus zur Stelle, ebenso eine Bahre mit Trägern aus dem Hotel des Alpes, in dem Stanley wohnt; der Arzt konstatirte einen Bruch der linken Fibula am Gelenk; in aller Eile wurde ein Noihverband angelegt und kaum eine balbe Stunde nach dem Unfall befand sich Stanley wohl gegipst und gebettet in seinem Hotel. Als Stanley nach dem Hotel ge— tragen wurde, lag er wimmernd mit steifem, dick umwickelten linken Bein, lang ausgestreckt wie ein Sterbender auf der Bahre, das rechte Bein oft beraufziehend, oft ausschnellend, sein Hut war abhanden ge⸗— kommen, dafür hatte er beide Arme hoch erhoben, seine zitteraden Hände durchwühlten die grauen Haare; die Augen batte er meist ge⸗ schlossen, nur zuweilen öffneien sich dieselben zu einem verzweifelten, bülflosen Blick; dabei versuchte er vergeblich, sich laut stöhnend vor Schmerz von einer Seite auf die andere zu wälzen, kurz, er machte den Eindruck eines zu Tode getroffenen, sich langsam verblutenden, aber mit dem letzten Athemzug gegen das Ende sich sträubenden Menschen. Wenn man aus den Büchern Stanleyp's weiß, dat er für die Schwächen seiner Freunde und Feinde nur hämische Bemerkungen übrig halt, daß ihm kein Mittel zu schlecht ist, wenn es gilt, seine Mitmenschen lächerlich zu machen, deren Aasehen in den Augen seiner Lehrer oder Zuhörer herabzusetzen, nur um sein eigenes beldenbaftes Ich in dellerem Licht erstraolen zu lassen dann mußte man gestern von Stanley den Eindruck einer komischen Figur bekommen. Eine Bein oder Fußverknaxung oder sonstig⸗ Verletzung mag freilich recht wehe tbun. Ein jeder Schuljange aber in Veutschland, der etwa beim Turnen gestürzt wäre, würde sich geschämt haben, sich so anzustellen. wie es gestern der immerhin nur leicht verletzte Stanley that. Ueber das Eisenbahnunglück bei Mürren, von dem wir bereits in Nr. 175 Notiz genommen haben, erhält dasselbe Blatt folgende nähere Mittheilungen; Die Bergbahn (Drahtseil, Zahnrad und Wasser) Lauterbrunnen Grütsch und der weitere Anschluß hierher, die elektrische Bahn Grütsch— Mürren, sollte in den nächsten Tagen dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Bei einer Probefahrt entgleiste nun gestern Abend ein von einer elektrischen Lokomotive gestoßener Wagen gerade auf der über den oberen Staubbach führenden Brücke und stürzte in den 8— 10 m unter derselben brausenden Bach. Die Kuppelung scheint glatt ge— brochen zu sein, denn die Lotomotive wurde nicht einmal aus den Schienen gerissen. In dem Wagen befanden sich fünf Herren, vier Ingenieure und ein Schweizer Advokat. Dieser erbielt einen an— scheinend nicht gefährlichen Stirnbruch, die vier Anderen sind, abge⸗ sehen von ein paar Beulen und Schrammen, unverletzt geblieben. Ein merlwürdiges Gläck! Die Trümmer des zerschmetterten Wagens. wurden heute Morgen aus dem Bach geschafft.