1891 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Jul 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches. Deutsches Rei ch.

Prenßen. Berlin, 31. Juli.

Für die Zeit vom 1. April bis zum Schluß des Monats Juni sind von Einnahmen (einschließlich der kreditirten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Ver⸗ brauchssteuern, sowie von anderen Einnahmen im Deutschen Reich zur Anschreibung gelangt:

Zölle 83 S39g 127 66 (gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ jahres 3 S544 973 M6), Tabacksteuer 2009 355 66 -= 606586), Zuckermaterialsteuer 29 189 712 M6 C— 4395 940 S6), Ver⸗ brauchsabgabe von Zucker 12861 931 6 (4 770 860 46), Salzsteuer 8 978 2706 6 (4 342 605 S6), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 3 264 7188 S6 (— 182 163 ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu der⸗ selben 30 127 591 6 ( 620 824 S), Brausteuer 6 479 618 M (— 58 246 S6), Uebergangsabgabe von Bier S03 683 S (4 15208 deñ; Summe 129 5713 752 ö. 6 602 453 S6). Spielkartenstempel 259 394 42 258 6), Wechselstempelsteuer 1 999 664 M (4 79466 6), Stempelsteuer für a. Werthpapiere 953 491 6 (— 479 58841), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 3 072 805 MS 8 138 862 AK, c. Loose zu Privatlotterien 173 154 6 57 903 6), Staatslotterien 1 393 384 M6 ( 50 345 4M), Post⸗ und Telegraphen verwaltung hh 469 39816 (42741 116466), Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 13 345 900 6 ( 162 000 A). Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungs kosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juni 1891: Zölle 74 251 S30 66 (— 5 47 204 Mνι ,, Tabacksteuer 2 682 525 S6 C 341 S40 M, Zuckermaterialsteuer 30 Hoh 544 C 1478 740 AM), Verbrauchsabgabe von Zucker 15 242 503 6 38 472 M6, Salzsteuer 9 SS9 S6 (M. Hol 694 MM), Maischbottich und Branntweinmaterialsteuer 5 666 586 M6 409 987 MS), Verbrauchsabgabe von Branntwein und uschlag zu derselben 26 427 612 S6 C 983 671 4M), rausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 6191 720 M6 ( 36 570 4); Summe 170 357 873 SV C— 5 816 824 6). Spielkartenstempel 327 184 M6 (— 16479 6).

Der Bevollmächtigte zum Bundenrath, Wirkliche Geheime Rath Selkmann ist von Berlin abgereist.

Der Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements im Kriegs-Ministerium, General⸗Lieutenant Vogel von Falken—⸗ stein ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Regierungs⸗Assessor Arnold ist der Königlichen Re⸗ ,, in Arnsberg zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Erdm annsdorf, 29. Juli. Ihre Königliche Tög die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen folgte gestern einer Einladung des Offizier Corps des Jäger⸗Bataillons von Neumann (1. Schlesisches)z Nr. 5 zu einem Gartenfest, an dem auch der kommandirende General des V. Armee⸗ Corps, General der Infanterie von Seeckt Theil nahm.

Bahern.

München, 31. Juli. Die hiesige Gemein devertre⸗ tung bewilligte laut Meldung des „W. T. B.“ in ihrer gestrigen Sitzung den Betrag von 25 090 6 zum festlichen Empfange Seiner Majestät des Kaisers.

Prinz Ferdinand von Coburg besuchte gestern die Kunst⸗Ausstellung.

Der Präsident des Königlichen Obersten Landes⸗ gerichts Dr. Karl, von Schebler ist vorgestern Nach⸗ mittag im 73. Lebensjahre nach schwerem Leiden ver⸗ storben. Der Landtags = Abgeordnete für den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden Dr, F. Knecht hat sich, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, aus Gesundheitsrüͤcksichten ver⸗ anlaßt gesehen, sein Mandat niederzulegen.

De sden, 30. Juli. Seine Majestät der König hat sich heute Vormittag nach Grimma begeben, um daselbst der 100 jährigen Feier des Bestehens des 2. Husaren⸗Regiments Nr. 19 anzuwohnen, und kehrt heute Ahend in das Hoflager nach Pillnitz zurück. Wie der „N. A. Ztg.“ gemeldet wird, ist Ihre Majestät die Königin Carola zum Chef des Re—⸗ giments ernannt worden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Weimar, 30. Juli, Seine Königliche Hoheit der Großherzog reiste, der, Weim. Ztg.“ zufolge, gestern Morgen nach Bayreuth ab, um der Aufführung von „Parsifal“ und „Tannhäuser“ im dortigen Festspielhause beizuwohnen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Gotha, 30. Juli. Der Sonder⸗Landtag des Herzog⸗ thums Gotha berieth, wie die „Weim. i. meldet, in seiner Sitzung vom 28. d. noch eine Beschwerde des Vor⸗ sitzenden des Arbeitervereins in Waltershausen. Derselbe hatte die geforderte Einreichung einer Mitgliederliste ver⸗ weigert und war deshalb polizeilich in Strafe genommen worden. Die Strafe wurde dann gezahlt, und, da eine Ein⸗ gabe an die Regierung erfolglos war, auch das Mitglieder⸗ verzeichniß eingereicht. Der Vorsitzende des Vereins wandte fich dann an den Landtag mit einer Beschwerde. Die Rechtskommission des Landtages beantragte, dieselbe an die 1 abzugeben mit der Erklärung, daß eine genügende Veran gung das Mitgliederverzeichniß einzufordern, nicht vorliege. Abg. Ritz beantragte; Uebergang zur Tages⸗ ordnung und die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes in Gemeinschaft mit den thüringischen Stagten in Erwägung zu ziehen, der für unparteüsche Entscheidung derartiger Streitfragen Bürgschaft gebe. Staatsrath Strenge führte dagegen aus, daß der Antrag der Rechtskommission sich nicht in den Grenzen der Verfassung halte; eine Kritik der Ent⸗ scheidungen stehe dem Landtage nicht zu. 5. 132 des Grund⸗ gesetzes biete fur den vorliegenden Fall keinen Anhalt, weil es sich um keinen Rechtsbruch, sondern um eine Frage der Sicherheit handele. Wenn die Regierung vorsichtig sei, handele

entfernt, chitanöse Maßnahmen gegen die Arbeiterbewegung zu befürworten, halte die Regierung diese Bewegung doch sort⸗ . in Aufsicht und werde die ihr zu Gebote stehenden ge⸗ etzlichen Mittel entsprechend zu gebrauchen wissen. Der Antrag der Rechts kommission wurde schließlich gegen 6 Stimmen ab⸗ gelehnt, dagegen der Antrag des Abg. Ritz auf Uebergang zur Tagesordnung mit 11 Stimmen angenommen. Der zweite Theil des Ritzschen Antrages wegen Einrichtung eines Ver⸗ waltungegerichtshofes wurde ebenfalls mit geringer Mehrheit angenommen.

In der heutigen Sitzung stand die Vorlage wegen Be⸗ willigung eines Beitrages von 21 000M zur Erhaltung des Herzoglichen Hof⸗Theag ters zur Berathung. Nachdem in der Kommissionssitzung der Vertreter der Regierung die bestimmte Er⸗ klärung abgegeben hatte, daß nach Ablehnung der Vorlage das Hof⸗ Theater in seiner jetzigen Gestalt eingehen werde, war die Majorität der Kommission dahin schlüssig geworden, die Be⸗ willigung der Forderung zu empfehlen und gleichzeitig die Erwartung auszusprechen, daß die Stadt Gotha, die doch neben, der Stadt Coburg den meisten Nutzen von dem Kunstinstitut habe, der Staatskasse jährlich 5000 „6 er⸗ setze. Die Minderheit dagegen trat für Zustimmung zur Regierungsvorlage ein, ohne auf den Zuschuß aus dem Stadtsäckel Gothas zu reflektiren. Der Landtag nahm nach kurzer Berathung schließlich den Antrag der Majorität mit zehn gegen neun Stimmen an, sodaß also der auf das Herzog⸗ thum Gotha entfallende Antheil.! von sieben Zehntel der ursprünglich vom gemeinschastlichen Landtage verlangten Gesammtsumme von 30 000 6 bewilligt und die Theater⸗ krise wohl als beseitigt anzusehen ist, da angenommen werden kann, daß sich der Landtag des Herzogthums Coburg diesem Votum anschließen wird.

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Oesterreich⸗ Ungarn.

Wien, 30. Juli. Der Kaiser verlieh dem Großvezier Kiamil Pascha das Großkreuz des e n, n :

Aus Budapest berichtet ein Telegramm des Wolff'schen Bureaus, daß während der heutigen Sitzung des Abgeord⸗ netenhauses eine Besprechung des Minister-Präsidenten Grafen Szapary mit den Führern der Opposition, Apponyi, Iranyi und Ugron in Anwesenheit des Führers der liberalen Partei stattfand. Der Minister⸗Präsident be— tonte im Hinblick auf das Obstruktions-Verfahren der Oppo⸗ sition die Nothwendigkeit eines von allen Parteien des Hauses im Interesse des Parlamentarismus wahrzunehmenden ordentlichen Ganges der Verhandlungen über die Verwaltungs⸗ reformvorlage und gab der Ansicht Ausdruck, daß, Falls der erste Abschnitt der Vorlage durchberathen würde, die Erledi⸗ gung des Restes derselben auf den Herbst verschoben werden könnte. Diese Unterredung der Parteiführer dürfte nun⸗ 34 Gegenstand von Verhandlungen in den Parteiklubs werden.

Die Wiener Zeitungen theilen den nachfolgenden Wort— laut der gestern an dieser Stelle erwähnten Interpellation des Abg. Ugron in Betreff der Errichtung des deutschen Theaters mit: „In Anbetracht des Umstandes, daß es be⸗ züglich des in Budapest zu errichtenden deutschen Theaters offenbar wurde, daß dasselbe eine unpatriotische, der Nation feindliche und die staatliche Einheit gefährdende Richtung zu befolgen berufen ist, ferner mit Rücksicht darauf, daß der nationale Chgrakter und das verfassungsmäßige Gefühl der Bürger der Hauptstadt ein unentbehrliches Erforderniß der Entwicklung des ungarischen Staats sind, frage ich den Minister des Innern, ob er die Seitens des Munizipiums der Hauptstadt zur Er⸗ öffnung des deutschen Theaters ertheilte Konzession auch nach der zu Tage, getretenen vaterlandsverräthe⸗ rischen Absicht zu genehmigen und zu bestätigen beab⸗ ,, = Sämmtliche Blatter in Budapest veröffentlichten gestern Erklärungen des Barons Kochmeister und Lesser's in Angelegenheit des deutschen Theaters. Baron Kochmeister erklärt, er nehme von Niemandem Lektionen in Patriotismus an, und weist auf seine lange, in Ehren zurückgelegte Lauf⸗ bahn hin. Er habe Ehrenstellen nie gesucht und das Präsidium der Handelskammer nur auf dringendes Ersuchen des Handels⸗ Ministers und sämmtlicher Mitglieder der Handelskammer angenommen. Lesser erklärt, kein anderes Ziel vor Augen gehabt zu haben, als den Kaiser für das deutsche Theater zu interessiren. Gestern beschlossen etwa 60 Journalisten in einer Konferenz, das Zustandekommen des deutschen Theaters auf jede Weise zu verhindern, da der Bau eines vierten ungarischen Theaters nothwendig sei.

Der „Mgdh. Ztg.“ wird aus Berlin telegraphirt, daß die von der österreichischͤungarischen Regierung bei der bekannten Elbinger Fabrik von Schichau in Bestellung ge⸗ gebenen zwei Kriegsschiffe fertiggestellt sind. In der nächsten Woche soll ein österreichischungarisches Marine⸗ Kommando unter der Führung mehrerer Offiziere in El bing fer, die beiden Schiffe abnehmen und nach Oesterreich

affen.

. Die Ankunft des Königz Alexander von Serbien in,. Wien wird, wie das „Frobl.“ mittheilt, nach den bisherigen Dispositionen am 9. August stattfinden, doch find mit Růück⸗ sicht auf die Dauer des Aufenthaltes des Königs in St. Petersburg Tag und Stunde der Ankunft des Königs in Wien endgültig noch nicht enge cet. Der König wird als Gast des Hofes in der Hofburg Absteigequartier nehmen. Auch in Ischl wird dem König ein feierlicher Empfang zu Theil werden. Für den Au enthalt in Ischl sind zwei, höchstens drei Tage in Aussicht genommen.

Grosßzbritaunien und Irland.

Der Kronprinz von Italien besuchte am Mittwoch, begleitet von dem italienischen Botschafter Grafen Tornielli, seinem Gefolge und den britischen Offizieren, welche den Ehren⸗ dienst bei dem Thronfolger haben, die Universilät Oxford. Der Besuch war strikt incognito. Professor Max Muller e den Prinzen am Bahnhofe und zeigte ihm die Sehens⸗ würbigkeiten der alten englischen Hochschule. Das besondere Interesse des Prinzen erregte die Bodleianische Bibliothek, welche auch reich an italienischen Handschriften und Münzen ist. Im Unterhause gab am Mittwoch die Berathung des Postens von 832 009 Pfd. Sterl. für die irische Kon⸗ stablerschaft der Opposition willkommenen Anlaß zur Kritik dieses Instituts. Sexton erhob Einwand gegen die Dahl der Konstabler, die viel zu groß sei für ein ri? and. Der irische Obersekretär vertheidigte die Mehr⸗

sie im wohlverstandenen Interesse der Allgemeinheit. Weit

forderung mit dem Hinweis darauf, daß nicht nur die

befunden worden sei, den Mannschaftsbestand vermehren. Schließlich wurde der Posten bewilligt. . 9

Glad stone kehrte, begleitet von seiner Gemahlin, am Dienstag nach London zurück. Die frische Seeluft in Lowestoft hat dem greisen Staatsmann zu völliger Genesung verholfen.

Der Minister W. H. Smith, der Leiter des Unter⸗ 83 konnte vorgestern zum ersten Male das Krankenzimmer verlassen.

Der türkische Botschafter Rustem Pascha, der sich in Frankreich auf Urlaub befand, ist gestern Morgen nach , zurlickgekehrt.

Der frühere englische Gesandte in Teheran Sir Drum⸗ mond Wolff ist in derselben Eigenschaft nach Bu ka rest versetzt und der bisherige englische Gesandte in Bukarest Sir gi Lascelles zum Gesandten in Teheran ernannt

orden.

Die beiden irischen Abgeordneten Dillon und OBrien sind nach Verbüßung der ihnen zuerkannten Gefängnißstrafen gien Vormittag in 66 in Freiheit gesetzt worden.

n Beantwortung einer ihnen dabei uͤberreichten Glückwunsch⸗ adresse sprachen sich beide gegen Parnell und dessen politische Haltung aus.

Frankreich.

nisses wird nach wie vor von der französischen Presse be⸗ handelt. Gegen den in Nr. 176 des „R. u. ö „Rußland“ erwähnten Artikel des „Grashdanin“, welcher von der russischen Presse allein sich gegen ein solches Bündniß unter Hinweis auf die Unvereinbarkeit des absolutistischen Rußland und des republikanischen Frankreich aussprach, wendet sich nun der „Siscle“ mit der Bemerkung, Frankreich werde von Rußland niemals fordern, sich 7 exponiren; Rußland möge seine Truppen für sich behalten; der militärischen Uebereinkunft sei die moralische Allianz vorzuziehen, welche sich in den Telegrammen des Zaren und Carnot's ausdrücke und endlich die vollständige rückhaltlose Anerkennung der n, nn . i

. ie Friedensfrage ist gestern auch von dem Unter⸗ richts⸗Minister Bourgeois bei der Preisvertheilung in dem Lyczum in einer Rede besprochen worden, in welcher er die Beschuldigung zurückwies, daß Frankreich den Frieden bedrohe. . wünsche mit allen ati o⸗ nen in Frieden zu leben. Der Militärstaat, wie er heute bestehe, sei allen Ideen und Wünschen Frank⸗ reichs zuwider; Frankreich wünsche nichts mehr, als seine ganze Kraft in den Dienst des Rechts zu stellen.

Paris, 30. Juli. Das Verfahren gegen Canet und Tripons in Betreff des rauchlosen Pulvers ist, wie ein Wolff'sches Telegramm mittheilt, nunmehr eingestellt worden. Der General Oudinot de Reggio ist gestorben.

Rußland und Polen.

Ueber die festlichen Veranstaltungen zu Ehren des französischen Geschwaders wird dem „W. T. B.“ aus Kronstadt weiter gemeldet: Der Herzog Alexander von Oldenburg und der Prinz Georg von Leuchtenberg statteen am Mittwoch mit ihren Gemghlinnen dem französischen Geschwader einen Besuch ab. Den Damen wurden zum Andenken Bänder in den Nationalfarben überreicht. Am Donnerstag besuchte Admiral Gervais in Begleitung der Kommandanten und Offiziere der französischen Schiffe die Befest igungs werke von Kronstadt und wohnte dem Schießen der Artillerie eines der Forts bei. Nach dem Dejeuner machten die Offiziere des russischen Generalstabes dem französischen Ge⸗ schwader einen Besuch. (Vgl. nach Schl. d. Red.)

Wie aus Moskau berichtet wird, besuchte der König von Serbien gestern dort die französische Aus stellung und wurde dabei von dem französischen General-Konsul und den Kommissären der Ausstellung empfangen.

Wie die „Mosk. Ztg. erfährt, liegt dem Kriegs⸗ Ministerium das Projekt einer 3Zweigbahn von der Station Duschak der . nach der Stadt Sserach an der Grenze Persiens und Afghanistans vor. Die Länge der Bahn ist auf 325 Werst veranschlagt. Außer strategischen Zwecken wird der Bau mit der Verstärkung des Exports nach Persien und mit der Entwickelung der Baum⸗ wollen⸗Kultur in dem Gebiet motivirt.

Italien.

Die diesjährigen Manöver der Alpentruppen werden laut weiterer Mittheilung der „Pol. Corr.“ mit einer Konzen⸗ trirung bei Cuneo beginnen, sich dann über Limone und Demonte zu den Seealpen herabziehen und nach etwa zwanzig⸗ tägiger Dauer am 23. August ihren Abschluß mit einer großen Truppenschau bei Mondovi finden, welcher der König, be⸗ gleitet vom Kriegs⸗Minister und den Generalen Bariola und Ricci, beiwohnen wird; an derselben werden acht Bataillone Alpini und zwei Gebirgsbatterien, insgesammt 8000 Mann . selben

zie derselben Correspondenz berichtet wird, beabsichtigt der Minister des Innern in Eritrea eine Err ff e ft zu errichten. Die Eingeborenen sind schlechte Arbeiter und wegen der ihnen angeborenen Trägheit für die nöthigen

Wegebauten, Befestigungsarbeiten u. s. w. wenig zu ge⸗ brauchen. Die Strafkolsnie soll auf dem Hochplateau von Keren und Asmara untergebracht werden, von wo aus die Gefangenen auf Verlangen für die nöthigen Arbeiten an die betreffenden Ortschaften geführt werden sollen.

Es ist jetzt als sicher zu bezeichnen, daß General Gan⸗ dolfi, seinem Wunsche gemäß, nicht wieder auf seinen Posten als Ober⸗Kommandirender der Kolonialtruppen nach Fritrea zurückkehren wird. Gandolfi wird zur Disposition des Kriegs⸗ Ministeriums bleiben und Chef der Abtheilung für Afrika ,, Stellung, welche früher der General Del Verme inne hatte.

Eine soeben erschienene amtliche Verlautbarung enthält die Liste derjenigen italienischen Lehr- und Erziehungs⸗5 anstalten im Aus lan de, welche von der italienischen Re⸗ 3 aus Ersparnißrücksichten als Staatsschulen aufgehoben wurden.

Wie die „Ag. Stef. aus Port Said meldet, haben sich die beiden orthodoxen Priester, welche der Mission des russischen Lieutenants Maschkow nach Abessinien an⸗ gehörten, wegen Meinungsverschiedenheiten von ihm getrennt und sind auf der Rückreise nach Rußland aus Obok dort ein⸗

getroffen. Nur Maschkow und Frau sind Anfang Juli über Harrar nach Schoa abgereist. .

Gehälter der Konstabler erhöht, sondern daß es auch für nöthig

Das Thema eines eu in er er nf gen Bünd⸗

Spanien. Die Königin⸗Regentin empfing, wie die „K. 3.“ meldet, am Mittwoch im Rathhause zu San Sebastian die dort mit reichen Geschenken eingetroffene marokkanische

Gesandtschaft. Portugal.

Aus Lissabon wird der N. Pr. Ztg.“ gemeldet, daß die Krankheit des 86 Jahre alten) Kronprinzen sich ver⸗ schlimmert habe. Die Aerzte sagen, daß sie der Feuchtigkeit des Penapalastes in Cintra zuzuschreiben sei.

Schweiz.

Im Stände rath wurde gestern ein Antrag eingebracht, durch welchen der Bundesrath ersucht wird, einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Revifion des eidgenössischen Strafrechtsverfahrens, vorzulegen. .

Das allgemeine Programm für die eidgenössische ,,, in Schwyz lautet nach der „N. Zürch. Ztg.“ wie folgt:

A. gheorꝛabend des Festes, Freitag, den 31. Juli 1891:

1) Empfang der Ehrengäste und Abordnungen, und Anweisung der Quartiere; 2) Abends halb 8 Uhr: feierliches Einläuten des Festes in allen Kirchen des Thales Schwyz; 3) Abends sz Uhr: Geschützfalven und Produktion sämmtlicher Festmusikeorps auf dem Festplaz; 4 Abends halb 9 Uhr: Vereinigung sämmtlicher Festgäfte ünd der Abordnungen der Landesbehörden in der Festhütte. Befang⸗ und Mußsfkvorträge. Um Mitternacht Räumung der Festhütte. B. Erster Festtag, Sonnabend, den 1. August 1851: 1) Morgens 5 Uhr: Geschätzsalven; 2) Morgens 6 Uhr: Tagwacht der vereinigten Musikcorps; Choral: der Schweizersalm; Y von halb 8 Uhr an Versa mmlung sämmtlicher Abordnungen der eid⸗ genössifschen und lantonalen Behörden u. s. w. im Rathhaus; um halb o Uhr feierlicher Zug der Ehrengäste und Deputationen zum Gotteg⸗ dienst in der St. Märtnskirche; dafelbst kurze Festpredigt und stille Meffe. Um sz Uhr Zug aus der Kirche auf den Festplatz. Offizielle Feftreden der Vertreter der Bundesbehörden und der Urkantone. Mustk! und Gesangsvortrag LBolkslied) zum Schlusse; ) um 12 Ühr Mittags: Gahelfrühstück in der Festhütte; 5) um 1 Uhr Nachmittags: Festspiel, Festzug; 6) um r: Festbanket in der Festhütte; I) um 7 Uhr Abends: festliches Geläute mit allen Kirchenglocken eine viertel Stunde lang; s) halb 9 Uhr: Illumination von Schwyz und Umgebung, Höhen⸗ und Freudenfeuer. Mustkstücke sämmtlicher Musikcorps auf dem Haupfplatz; von 9 Uhr bis Mitternacht freie Vereinigung in der Festhütte. 6 Zweiter Festtag, Sonntag, den 2. August 1891: I) Geschützsalven und Tagwacht wie am ersten Festtag; 2) halb 8 Uhr: feierlicher Gottesdienst nebst Festpredigt; 3) um 93 Uhr: zweite Auf⸗ führung des Festspiels; 5 um 1 Uhr: Mittagessen in der Festhütte; 5) um halb 3 Uhr Abfahrt nach Brunnen und um 3 Uhr =. ins Kütli; 6) Beginn der Rütlifeier um 4 Uhr: Rede eines Vertreters der Bundesbehörden. Aufführung der Festeantate (Tert aus Schiller's Wilhelm Tell', Musik von HBirektor Arnold) durch 500 Mitglieder schweizerischer Kunstgesangvereine. Rede eines Vertreters der Ürkantone, beiw. Uri, Volkegesang: „Von Ferne sei herzlich gegrüßet'; ) um 6 Uhr Beginn der Seefahrt für die Chren— säfte; über Gersgu Fahrt nach Beckenried. Aufenthalt. Um Uhr Fortsetzung der Seefahrt nach Treih, beim Mythenstein und Rütli vorüber nach Bauen, Isleten, Flüelen. Tellsplatte nach Brunnen. Ankunft dafelbft ca. Iz Uhr; 8) bei einbrechender Nacht Beleuchtung der Höhen und Ufer. Venetianische Nacht.

Luxemburg.

Luxemburg, 29. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin von Baden ist heute früh nach Konstanz abgereist. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog begleiteten die 6. r von Schloß Walferdingen nach dem hiesigen Bahnhof.

Belgien.

Die ihrem Abschluß entgegengehende Maasbefestigung, welche schon 72 Millionen Francs gekostet hat, erfordert noch weitere 18 Millionen Frans. Wie man der „Wes⸗gZtg.“ schreibt, dürfte diese Mehrforderung in der Kammer Anlaß zu lebhaften Debatten geben.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Der neue Gegenseitigkeits⸗ vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und San Domingo und der cubanische Gegenseitigkeits⸗ vertrag mit Spanien werden laut Mittheilung des „R. B.“ aus Wafhington im August bekannt gemacht werden,

Die „Allg. Corr.“ schreibt: „Die Staats wahlen in Ohis haben besondere Bedeutung, weil sie stets ein Jahr vor der Präsidentschaftsw ahl stattfinden und ein sicheres Kennzeichen für die Stärke der amerikanischen Parteien sind. Wenn man nach den Verhandlungen der kürzlich in Cleve—⸗ land abgehaltenen demokratischen Staatskonvvention urtheilen darf, so sind die Demokraten unter sich uneins und ihre Aussichten für den kommenden Kampf deshalb nicht die günstigsten. Die Silberfrage ist der wunde Punkt des demokratischen Wahlprogramms, und ungeachtet aller Proteste einer einflußreichen Minorität gelangte ein Programm zur Annahme, welches sich für unbeschräntte Silberprägung erklärte. Eine große Anzahl ba, ,, Zeitungen haben ihrem Unmuth üuͤber die Vorgänge in Cleve⸗ land unverhohlen Ausdruck verliehen, und einige sind sogar so weit gegangen, den Republikanern den Sieg bei den Wahlen t wünschen. Da der Kandidat der republikanischen Partei

ür den Gouverneurposten des Staats Ohio Niemand anders als Hr. Me Kinley ist, so liegt die Bedeutung, welche die , für die beiden großen amerikanischen Parteien besitzt, auf der Hand. Fast hat es den Anschein, als ob die Staatswahlen in Ohio den Anfang einer neuen politischen Aera in den Vereinigten Staaten bilden würden.“ Chile. Die Vertretung der chilenischen Kongreßpartei in Paris versendet, wie W. T. B.“ von dort meldet, eine Note, in welcher die Wahl Vicun a's zum Präfidenten von Chile als ungültig bezeichnet wird.

ee. 30 der Veröff entlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ heit

Einwoh Erkran

Tollwuth. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Veutscheg Reich Abgabe stark wirkender Arzneimittel ꝛc. (Schwein) Beschlüse des Vereins schweizer. analytifcher Chemiker, betr. Robsprit und Branntweine, Wein. Weinfarbstoffe und Milch. Geschenkliste. Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittel gesetz (Tuberkulose).

Etatistik und Volkswirthschaft.

Die Ergebnisse der Kranken versicherung in Berlin z für das Jahr 1890.

Etwa zwei Monate später als im Vorjahr, nämlich als Beilage der Rr. 298 des Gemeindeblattes der Haupt und Residenzstadt Berlin' vom 19. Juli d. J, sind die Betriebsergebnisse der in der Reichs ⸗Hauptstadt vorhandenen, unter der Aufsicht der Gewerbe ⸗Depu⸗ tation des Magistrats stehenden Orts-, Betriebs (Fabrik-), Innungs⸗ Krankenkassen und der Gemeinde ⸗Krankenversicherung fuͤr das Jahr 1890 er schienen, aus der wir im Folgenden die wichtigsten Daten jusammenstellen. Am Schluffe des Jahres 1595 bestanden in Berlin 62 Orts, 19 Betriebt⸗ und 11 Innungs⸗Krankenkassen für Gesellen und Lehrlinge, welche den Anforderungen des 5. 73 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1885 genügten, mit 262 017 bejw. 28 756 und 9öo3 Mitgliedern, während der Gemeinde ⸗Krankenversicherung nur 35 Personen an—= gehörten. Gegen das Vorjahr hat sich nur die Zahl der Betriebs. krankenkassen um 3 vermehrt; dagegen ist der Mitgliederbestand bei den Orts und Betriebskassen um 3675 bezw. 4302 Köpfe gestiegen und bei den Innungekaffen und der Gemeinde ⸗Krankenversicherung um 248 bezw. 7 Personen gesunken, sodaß eine Gesammtzunahme von 7722 Mitaliedern oder 25 60 zu verzeichnen ist. Unter der Gesammt⸗ zahl von 299 811 in den vorbezelchneten Kasseneinrichtungen gegen Kran heit versicherten Personen waren 71 652 oder 23, 90 /o weiblichen Geschlechts. gegen 23.5 5 im Jahre 1839 nur wenig mehr. Die durchschnittliche Mitgliederzahl nach den Monatsangaben des Rechnungsabschlusses war erheblich größer, nämlich 311 45 Köpfe gegen 286 593 im Vor— jahre, und zwar entfielen auf eine Orts-Krankenkasse durchschnittlich 4404 (1889 nur 4090), auf eine Betriebskasse 1486 (1420), auf eine Innungskasse 922 (845) und auf die Gemeinde ⸗Krankenversicherung Iz Mitglieder. Die größten Abweichungen von diesen Mittelzahlen nach oben weisen die allgemeine Orts ⸗Krankenkasse gewerblicher Arbeiter u. s. w. mit 70 407, die neue Maschinenbauer (Fabrik ) Kranken⸗ kasse mit 15 170, sowie die Innungskasse der Damenmäntelschneider mit 3440 Mitgliedern durchschnittlich im Jahre auf. Doch gab es außer der Betricbskrankenkasse von F. Hirt mit einem Mitgliede am Schlusse sowie im Durchschnitte des Jahres auch vier Orks. und eine Be⸗ triebskrankenkaffe mit weniger als 100 Mitaliedern; es sind dies die Kasse der Schornsteinfeger und der Zinngießer mit je 59, die der Tuchmacher mit 71, der Tuchscheerer mit 53 und der Fabrik von R. Eisenmann mit 36 Mitgliedern durchschnittlich Da insgesammt im Laufe des Berichtsjahreö 82 556 Krankheitsfälle mit 2516 696 Krankheitstagen vorkamen, so machten erstere 29,7 ιο der Mitglieder⸗ zahl (gegen 4,1 0 im Jahre 1889) gus und beließ sich die durch⸗ schnittliche Dauer eines Krankheitsfalles auf. 7,7 Tage oder nahezu 4 Wochen gegen 23,5 Tage (etwa 33 Woche) im Vorjahre. Bei den vier Kassenarten gestalteten sich die betreffenden Verhaͤltnißzahlen wie

folgt. Es betrugen: . die Krankheitsfälle die Durchschnitts dauer bei in Prozent der eines Krankheitsfalles Mitgliederzahl Tage 1896 1889 13990 1889 den Ortakrankenkassen . 29,2 338,6 N, 9 24,1 den Betriebs kassen. . 34,3 45,2 22,4 206 den Innungskassen . 22,4 19,9 23,7 20,7 der Gemeinde⸗Kranken⸗ versicherung. . 92,3 42,2 35,0 31,1 Hiernach hat sich die Zahl der Krankheitsfälle im Verhältniß zum durchschnittlichen Mitgliederbeftande im Allgemeinen sowie bei den wichtigsten Kassenarten vermindert; dagegen hat die durchschnitt- liche Dauer eines Krankheitsfalles im Ganzen sowie bei sämmtlichen Kassenarten um etwa 4 Woche zugenommen. Bei den kleinen Orts krankenkassen der Zinngießer und Zeugschmiede stieg die Verhältniß zahl der Krankheitsfälle auf 3,0 bejw. 46.0, bei den Be- triebskaffen von R. Schneider sowie Louis Prehn & Günther auf 75,4 bezw. 71,3, bei der Innungskasse der Fubrherren auf 38,407. Die Betriebskrankenkassen der beiden hierorts vor⸗ handenen Pferdebahngesellschaften wiesen die stattlichen Erkrankungs⸗ ziffern won 64,0 bezw. 61,6 o, die beiden Omnibusgesellschaften solche von 4457 bezw. 365,6 o auf, ein Beweis, daß die Thätigkeit der bei diefen öffentlichen Personenfuhrwerken bediensteten Leute in gesund⸗ heitlicher Beziehung ziemlich anstrengend ist. Die durchschnittliche Dauer eines Krankheitsfalles war am Längsten bei der Ortskranken⸗ kaffe der Silberprefser mit 44, am Kürzesten bei den Betriebskassen der Großen Berliner Pferde Eisenbahn⸗ und der Allgemeinen Berliner Dm ulbuß⸗ Aktien. Gesellschaft mit je 10,1 Tagen. Mit Tod endigten Iz65 oder 3.6 Sso aller Krankheitsfälle (gegen 3,99 / im Jahre 1889); die Zahl der Gestorbenen machte 1,08 So (gegen 12 9e im Vorjahre) der durchschnittlichen Mitgliederzahl aller Kassenarten aus.

Kunst und Wissenschaft.

8s. In ihren neuesten Mittheilungen über die mit dem Koch'schen Heilmittel gewonnenen Erfahrungen erklären Profefsor Dr. C. Lang enbuch, dirigirender Arzt am. hiesigen Lazarus ⸗Krankenhause, und sein erster Assistent, Dr. Pp. Wolff, daß sich, nachdem sie in der zweiten Hälfte des November 1890 die Be—⸗ handlung der Tuberkulose mit der Koch'schen Lomphe begonnen, be= züglich der Dosirung auf Grund sorgfältiger Beobachtung bereits

egen Ende des Jahres bei ihnen die Änsicht ausgebildet habe, die in Reaktionen seien überflüssig und schaͤdlich und die Dosirung der Injektionen sei deshalb stets so ju wählen, daß nur eine eben wahr- nehmbare Temperaturerhöhung von der Wirkung des Tuberkulins Kunde geben dürfe; bei diesem veränderten Standpunkt der Tuberkulin⸗ Anwendung hätten sich die Patienten wohler befunden, ohne in ihrer Heilung einen langsameren Schritt zu gehen. Um neben der specifisch= electlven und der chemotaktischen Kraft des Koch'schen Mittels auch die mechanische Energie desselben oder, mit anderen Worten, die Fähigkeit, eine lokale Serumtranssudation in dem Gewebe hervor jurufen, therapeutisch auszunutzen, wandte Professor Langen buch neben den Injektionen mit Koch scher Lymphe auch picrinsaures Natron und Subsimat und jzwar in manchen Fällen jedes für sich allein, in vielen auch beides zugleich an. Wäbrend der gesammten Behand⸗ lungözeit erfolgten regelmäßig wiederkehrende, sorgfältige und durch entsprechende schriftliche Notizen unterstützte fer g. Aufzeichnungen der Lungenbefunde, deren erprobter Methode die Urbeber einen nicht zu unterschaͤtzenden Einfluß auf die Gewinnung der erzielten günstigen Resultate zuschreiben. Diese Resultate gestalteten sich nach der . statistischen Darstellung folgendermaßen: it dem 6 Rovember 1856 begannen die Injektionen, welche bis zum 16. Juli d. J. an 112 Fällen von ausgesprochener Lungentuberkulose uniernommen wurden. Von diefen 113 Fällen befinden sich 13 in einem so frühen Stadium der Behandlung, daß sie für die Statisti noch nicht in Betracht kommen können; es bleiben i jene somit 9 Falle zurück. Bie dem Bericht beigefügte tabelle sche Uebersicht gewährt einen Ueberblick über die Dauer der Behandlung, über die einjeinen Stufen der bei der Aufnahme der Patenten konstatirten Lungenerkrankung (Stufe I: deutliche, aber noch eng umschriebene Affertion einer oder beider Spitzden der Lunge; 11: Erkrankung einer oder beider Spitzen im Verein mit der Infiltration eines Oberlappens; ü, Erkrankung beider Sberlappen; LI: Erkrankung beider Qberlappen und eines Unterkappeng resp. Mittellappens; V; solche Fälle, in denen trtutorisch und aukultatorisch beide Lungen so ausgedehnt erkrankt

chlenen, daß nur noch Reste der vorderen Lungentheile athmungs fähig

geblieben waren, also Fälle der schwersten, hoffnungelosesten Art). äber das ungefähre Quantum der Anfangs minimaldosen und die Zabl der Maximaldosen in jedem einzelnen Falle, über die Zahl der Ge⸗ storbenen, der Verschlechterten, der Unbeeinflußtgeblie benen, sowie über die Fälle mit einem vom Schlechteren zum Besseren aufsteigenden Grade der Heilung. Nach dieser Zusammenstellung ergiebt sich, daß 21,21 (S0 Todte zu verzeichnen waren, wobei zu berũck sichtigen ist, daß 15 dieser Gestorbenen der schwersten Form und * der mittleren Form der Lungenerkrankung angehörten, wäh⸗ rend 1 Fall mit Larynxphthise komplizirt war. Eine geringe Besserung von den restirenden 78 Fällen erfuhren 11 14,1 00, eine deutliche Befferung 1 20,5 o, eine an Heilung grenzende Besserung 13 Fälle 16,66 , eine vorläufige Heilung mit noch beftandenen mintmalen Vernarbungsresiduen 11 Fälle 14,1 0 und vorläufig unzweifelhafte Heilungen fanden in 22 Fällen 2872 9 statt. Es ergaben fich alfo im Ganzen, wenn neben den unbeeinflußt gebliebenen und verfchlechterten auch noch die 11 Fälle geringer Befferung, die vielleicht eben so sehr, als dem Tuberkulin, der auf gewendeten Hauspflege zuzuschreiben sind, außer Berechnung bleiben, 62 Fälle refp. S0 υά, auf die das Tuberkulin, sei es für fich allein, sei es in der Kombination⸗-mit Picrin und Sublimat einen wohl unlengbar günstigen und zwar in 33 Fälken 42,3 einen entweder geradezu heilenden oder an Heilung grenzenden Einfluß ausübte, ein Re— sultat, welches sicherlich nicht schlechter ausgefallen wäre, wenn den betheiligten Aerzten schon von Anfang an zugleich mit dem Tuberkulin die nach dem Verlauf von acht Monaten seiner Anwendung gewonnenen Erfahrungen zur Seite gestanden. Die Hrrn. Langenbuch und Wolff schließen ihren eingehenden und interessanten Bericht mit der Erklarung, aus der Zu— sammenstellung der I mit Tuberkulin behandelten Falle gehe wohl unabweislich hervor, daß das Koch'sche Mittel, aus- enommen 2 Fälle, in denen ein verzeihliches Verschulden Seitens der eobachter (mittelgroße, aber doch zu kräftige Dosenreichung) vor gelegen, wohl nirgends einen eigentlichen Schaden an⸗ stiftete, dagegen auf die Lungentuberkulose in höherem Maße einen heilenden Einfluß ausübte, als sich sein großer Erfinder laut seiner bekannten ersten Publi⸗ kation selbst davon versprochen hatte. Imvwischen hat Hr. Dr. Thamm -⸗Düsseldorf, wie derselbe in der neuesten Nummer Der D. M. W.“ mittheilt, gleichfalls mit Tuberkulin durch Heilung eines Falles von Gehirntuberkulose einen Erfolg erzielt.

Von Interesse für die elektrotechnische Welt ist eine Beröffentlichung des Prof. Elihu Thomson, Chefs der Thomson ;

Houston. Company, in der New Yorker Electrie World vom 4. Juli

d. J, in welcher derselbe darthut, daß auch er die Erfindung eines Gleichstromumformers, rollkommen identisch mit dem Lah—= meyer' fchen Gleichstromumformer, der gegenwärtig auf der Frank⸗ furter Ausstellung die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ausgearbeitet hat. Da Hr. Prof. Thomson gleichzeitig bemerkt, daß er bisher über seine Erfindung aus Patenkrücksichten nie etwas veröffentlicht habe, so liegt also hier abermals der interessante Fall des vollkommen unabhängigen Ausarbeitens derselben Neuerung Seitens verschiedener Erfinder vor Bezüglich der Patentrechte der Firma W. Lahmeyer u. Co. kommt die Thomfson'sche Erfindung, abgesehen von den Vereinigten Staaten, nicht in Betracht, da deren bezügliche Patente bereits vom 9. April 1889 datiren und durch eine nach diesem Datum statt⸗ findende Veröffentlichung der gleichen Erfindung Seitens eines Anderen in keiner Weise geschmälert werden.

Einen historischen Fund machten, wie die .A. R. C. berichtet, vor einigen Tagen Bauhandwerker in Retz in beim Abbruch eines einem Frl. Knuth gehörigen Hauseg. Sie fanden nämlich ein langes Ritterfchwert mit goldenem Knauf, sowie einen Wurfspeer und einen Topf mit uralten Münzen bei Aufdeckung des Baugrundes vor. Die Fundobjekte wurden von einem Berliner Antiguitätenhändler mit nach Berlin genommen, der sie im Märkischen Museum auf ihren historischen Werth prüfen lassen wird.

Am 25. August wird der Köln. Ztg. zufolge zu Corbach in Waldeck eine Feier zum Gedächtniß des 100jährigen Geburtstages des großen Diplomaten und Gelehrten Christign von Bunsen stattfinden. Cs soll bei dieser Gelegenheit eine Büste des Gefeierten enthüllt werden. Zahlreiche Gelehrte werden der Feier beiwohnen.

In der letzten Sitzung der französischen Akademie der Wissenfchaften machte, wie der Köln. Ztg.“ geschrieben wird, Janssen die Mittheilung, daß die Geldmittel nunmehr ausreichten, üm die vorbereitenden Arbeiten für die Errichtung einer Beob achtungsstation auf dem Gipfel des Mont Blanc zu beginnen. Zunächst gilt es, die Dicke des Eises zu erproben, denn nur auf ge⸗ wachfenem Fels kann der Bau errichtet werden. Diese Vorarbeiten schon bieten beträchtliche Schwierigkeiten. Ein Ingenieur Eiffel's hat den Vorschlag gemacht, in das Eis eine horizontale Galerie, in der die Arbeiter vor der Kälte und dem Sturm geschützt wären, ein⸗ zuhauen und von hier aus die Bohrungen fortzusetzen. Erweist das Gis fich stärker als 10 m, so muß der Plan aller Wahrscheinlichkeit nach aufgegeben werden. .

Km 15. (27. Juli konnte nach der .A. R. C.‘ in Kiew der Gedenktag des S5o jährigen Bestehens der ersten russifchen Bibliothek gefeiert werden. Ibr Gründer ist der Großfürft Jaroslaw J. der Weise (1018 1054), welcher 10937 den prächtigen Sophien⸗Tempel in Kiew erbauen ließ und dabei vier Jahre später, 1o4!, die erste Bibliothet in Kiew grün dete, Der Broßfürft forgte eifrigst dafür, daß viele Werke aus dem Griechischen ins Slavische überfetzt und von den schon vorhandenen Uebersetzungen zahlreiche Abschriften genommen wurden.

Handel und Gewerbe.

Das in Nr. 95 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 23. April d. J. auszugsweise mitgetheiltẽ griechische Gesetz vom 28. 16. März d. F., betreffend die zoll⸗ und abgabenfreie Einfuhr von Roh⸗ material zur Anfertigung von Stearin und Stearinkerzen, ist auf Grund eines Königlichen Dekrets vom 27. 15. v. M. am 13.1. d. M. in Kraft getreten.

Durch ein Gesetz vom 26. v. M. ist die Einfuhr von Mehl nach Paraguay von allen Zollabgaben befreit worden.

Marfeille, 30. Juli. (W. T. B.) Der hier eingetroffene Dampfer Senegal berichtet, die englische Compagnie, welche die Konzeffion zum Bau der Eisenbahn von Caif fa er⸗ balten hatte, habe den betreffenden Firman verfallen lassen. Die Kon⸗ zeffion fei in Folge dessen zurückgezogen worden.

Verkehrs⸗Anfstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal. hat die erste englische Post über Osten de vom 30. d. M in Köln den' Anschluß an Zug 9l nach Hamburg bezw. Berlin nicht erreicht. Grund: Verspätete Abfahrt des Schiffes von Dover.

Bremen, 30. Juli. (W. ,,,, . Lloyd. Der Dampfer Hohenzollern“, von Australien kommend, fuhr heute von Genug nach der Weser weiter. Der Dampfer Baltimore“ passirte auf der Fahrt nach Brasilien heute Do ver. Der Schnell⸗ dampfer Havel setzte gestern Nachmittag von Southampton die Reise nach New⸗Nork weiter fort. Der Schnelldampfer . Lahn traf gestern Morgen in New⸗Vork ein. Der Postdampfer Balti⸗ more“? hat am 29. Juli Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Lissabon fortgesetzt.

Ham burg, 30. Juli. W. T. B) Ham burg Amerikg- nische Pagetfahrt Aktien Gesellschaft. Der Schnell ˖ dampfer Au gusta Victoria“ ist, von NewYork kommend, heute Nachmittag in Southampton angekommen.

31. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer Suevia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen 5 Uhr auf der Elbe ange⸗

kommen.