Abgereist: Seine Excellenz der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Maltzahn, nach Gültz in Pommern;
der General-Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Ober— Justiz Rath Ittenbach, nach Marienbad.
Angekommen: Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden, aus der Rheinprovinz;
Se. Excellenz der Chef Präsident der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer und des Rechnungshofes des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Rath von Wolff, in Potsdam.
Aichtamtliches
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. Au gust.
Seine Majestät der Kaiser und König sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend um . Uhr, von Trondhjem kommend, vor Bergen angelangt. Die „Hohen— zollern“, welche von dem Aviso „Jagd“ begleitet war, wurde bei ihrer Ankunft von der Korvette „Stosch“, welche die Raaen bemannt hatte, und von den Geschützen der Festung Bergenhus salutirt. Die Einfahrt in den Hafen erfolgte bei prachtvollem Wetter. Bereits heute soll die „Hohenzollern“ wieder in See gehen, um zunächst Odde im Hardangerfjord anzulaufen.
Der Ober-Hofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Freiherr von Mirbach ist bis Mitte dieses Monats nach Belgien beurlaubt.
Der Kaiserliche Gesandte am Königlich rumänischen Hofe von Bülow ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Ge— schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der General-Stabsarzt der Armee, Wirkliche Geheime Ober⸗MedizinalRath, Chef des Sanitäts-Corps und der Medizinal-Abtheilung im Kriegs-Ministerium Dr. von Coler und der General-Arzt und Abtheilungs-Chef im Kriegs— Ministerium Dr. Großheim haben sich zur Theilnahme am hygienischen Kongreß nach London begeben.
Dem Regierungs⸗-A1Asessor Spickendorff zu Hannover ist die kommissarische Verwaltung des erledigten Landraths— amts im Unterwesterwaldkreise, Regierungsbezirk Wiesbaden,
übertragen worden.
Danzig, 3. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich war, wie die „D. Allg. Ztg.“ meldet, gestern Nachmittag zum Diner in dem Offizierkasino des hiesigen Husaren-Regiments und brachte daselbst auch einige Abend⸗ stunden zu. Von dort ging Seine Königliche Hoheit zu Fuß zur Kaiserlichen Werft zurück, bestieg dort eine Dampfpinasse und fuhr mit derselben zur Westerplatte, wo der Prinz einige Stunden verweilte, um dann nach der Kaiserlichen Werft, wo die „Grille“ angelegt hatte, zurückzukehren und an Bord derselben zu Übernachten. Heute früh begab sich Seine Königliche Hoheit mittels der „Grille“ zum Geschwader, um dessen Uebungen beizuwohnen. — Der Ober⸗Präsident der Provinz Westpreußen, Staats-Minister Dr. von Goßler traf am Freitag Abend hier ein und wurde am Bahnhof von den Herren Ober—⸗ Präsidial-⸗Rath von Pusch, Regierungs⸗Präsident von Holwede, Polizei⸗Direktor von Reiswitz, Regierungs⸗-Rath Kühne, Ge⸗ heimer Rath Kruse und Bürgermeister Hagemann empfangen. Nach erfolgter Begrüßung begab sich der Ober⸗Präsident in Begleitung des Ober⸗Präsidial⸗Raths von Pusch nach seinem Absteigeuartier im Hotel du Nord. Heute früh um 9ise Uhr besichtigte der Ober— Präsident zunächst seine künftige Wohnung im TDikasterial—
ebäude und ließ sich dann im Sitzungssaale des Ober⸗Prä—⸗ idiums die Beamten des Ober-Präsidiums, der Strombau⸗ verwaltung und des Provinzial-Schulkollegiums und dann nach einer längeren Konferenz mit den Herren von Pusch und Kühne die übrigen Beamten der vorerwähnten Ressorts vor⸗ stellen. Später machte er dem Regierungs-Präsidenten von Holwede in seinem Bureau einen Besuch und fuhr dann in die Stadt zurück.
Bayern.
München, 3. August. Ihre Maiestät die Königin von Sachsen ist heute Vormittag von Sigmaringen und Seine Majestät der Kön ig von Leipzig aus hier eingetroffen. Beide Majestäten haben in dem Hotel zu den „Vier Jahreszeiten“ Ab⸗ steigequartier genommen und gedenken der M. „Allg. Ztg.“ zu⸗ folge, einige Jeit im strengsten Incognito zu verweilen und namentlich die Kunstausstellung zu besuchen. Bei ihrer Ankunft wurden die Majestaten von der Großherzogin von Toscana, der Erzherzogin Luise, Braut des Prinzen Friedrich August von Sachsen, von dem sächsischen Gesandten Freiherrn von Fabrice nebst Gemahlin und dem sächsischen General-Konsul von Wilmers dörffer empfangen. .
Ein Abgesandter des Schahs von Persien ist am Sonn⸗ abend hier eingetroffen und im Hotel zum „Deutschen Kaiser“ abgestiegen, mit dem Auftrage, hier wie an allen Höfen, welche der Schah auf seiner Reise besucht hat, ein für Seine König—⸗ liche Hoheit den Prinz⸗Regenten bestimmtes Exemplar der Reiseerinnerungen des Schah's zu übergeben.
Bei sämmtlichen Infanterie⸗ Regimentern der bayerischen Armee beginnen heute die Gefechtsübungen zu dem Zweck der Einschulung der einberufenen Reservisten mit dem neuen Infanteriegewehr. Der größere Theil der Münchener Garnison hat zu diesem Zweck Quartiere in der Umgegend bezogen. Die Uebungen dauern sechs Tage.
Die von dem Prinz-Regenten genehmigte Sch ul⸗ ordnung für die humanistischen SGymnasien im Königreich Bayern ist am 1. 8. M, im Amtsblatt des Staats⸗-Ministeriums des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten publizirt worden. Mit dem Schuljahre 1891/92 treten die neuen Be⸗ stimmungen in Kraft.
Sachsen.
Dresden, 3. August. Seine Majestät der König ist am gestrigen Tage über Leipzig nach München gereist.
Hessen. Darmstadt, 1. August. Mit dem heutigen Tage wird
Die Königlich Württembergische (13.) Feld⸗ Artillerie⸗Brigade, welche bisher, wie alljährlich, auf dem Artillerie⸗Schießplatz bei Griesheim Uebungen abgehalten hat, ist im Laufe des gestrigen Tages mit der Eisenbahn nach ihren Garnisonorten in Württemberg zurückgekehrt.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 3. August. Ueber das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist am 1. d. M. nach⸗ stehendes Bulletin ausgegeben worden: „Gelbensande, den 1. August 1891. Im Krankbheitszustande Seiner Königlichen Hobeit des Großherzogs sind wesentliche Ver- änderungen nicht eingetreten. Als erfreuliche Wendung zum Bessern ist zu melden, daß die Schluckmuskeln ihre Funktion wiedergewonnen baben, die Anwendung der Miagensonde also nicht mebr nöthig ist. Dagegen bat die Unsicherheit der Hände und Füße in letzter Zeit noch zugenommen, auch treten mehrmals täglich Anfäle von nervösem Asthma auf, nach welchen der bohe Patient sich sehr angegriffen füblt, sodaß in den letzten Tagen Allerböchstderselbe das Bett nicht verlassen konnte. Die Nachtruhe ist ungestört, der Appetit zeitweise befriedigend. Müller. Martius.“ Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 3. August. Gestern Vormittag haben sich Seine Königliche Hoheit der Großherzog nach Scheveningen und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin nach Helgo— land begeben. Die Höchsten Herrschaften gedenken Anfangs nächsten Monats auf der Wartburg wieder zusammenzutreffen und dort Aufenthalt zu nehmen. Die im nächsten Monat stattfindenden Landtagswahlen haben bis jetzt noch zu keiner Bewegung geführt. Wie alljährlich, so wird auch diesmal der Sedantag in den Städten in der herkömmlichen Weise festlich begangen werden. Oldenburg. Oldenburg, 3. August. Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird, wie die „Oldbg. Ztg.“ meldet, heute mit seiner Gemahlin und deren Schwester, Prinzessin Therese von Sachsen-Altenburg, welche längere Zeit am hiesigen Hofe zu Besuch weilte, nach Altenburg reisen, um die hohe Verwandte dorthin zurückzugeleiten.
Deutsche Kolonien.
Wie das „Kol.-Bl.“ mittheilt, hat Hr. Stokes, welcher Ende Juni nach Saadani zurückgekehrt ist, sechs theils durch ihn, theils durch Lieutenant Sigl abgeschlossene Unter⸗ werfungsverträge mit nachstehenden Häuptlingen des Innern von Deutsch-Ostafrika vorgelegt: 1) mit dem Sultan Kumalisa von Nera über das Land Usukuma, vom 30. Januar 1891; 2) mit dem Sultan Mtinginia von Usongo im Uniamwesigebiete, vom 18. Februar 1891; 3) mit dem Sultan Kilema Usambu von Mwanza, vom 14. März 1891; 4 mit dem Sultan Ukondo Monangwa von Urima, vom 19. März 1891; 5) mit dem Sultan Kanigjo von Ujambara, Newamla und Kalitu, vom 20. März 1891; 6 mit dem Sultan Wasale von Samuji im Uniamwesigebiet, vom 21. März 1891. Der Wortlaut dieser Verträge ist durchgehends etwa der folgende: Der Sultan N. N. unterstellt sich, seine Nachfolger, seine Leute und sein Land Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser Wilhelm IL, König von Preußen, und dessen Nachfolgern. — Hr. Stokes hat einiges Elfenbein für das Gouvernement mitgebracht. Ein Theil der von ihm zurückgebrachten Träger ist für den Trans⸗ port des Wissmanndampfers gesichert; auch ist Hr. Stokes selbst bereit, die Expedition seinerzeit zu begleiten.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 3. August. Der Fürst zu Hohenlohe, Statt— halter in Elsaß⸗-Lothringen, ist mit seinem Sohne, dem Prinzen Alexander, gestern Abend hier eingetroffen.
Bei den diesjährigen Schlußmanövern werden, wie dem „Prg. Abdbl.“ aus Wien telegraphirt wird, alle Truppen mit Patronen aus rauchlosem Pulver versehen sein.
Im ungarischen Unterhause brachte der Handel s⸗ Minister von Baross am Sonnabend einen Gesetz— entwurf ein, betreffend die Regelung der gemeinsam mit dem Königreich Rumänien herzustellenden Bahnen und Wegeverbindungen sowie die Regelung der Verhältnisse der bereits bestehenden Verbindungen.
Wie man dem „Pest. Lloyd“ aus Wien schreibt, be— reitet die österreichische Regierung einen Gesetz— entwurf gegen mil itärische Aus spähung vor, welcher dem Reichsrath bald nach seinem Zusammentritt im Herbst vorgelegt werden soll, Des Weiteren wird dem „Lloyd“ gemeldet, daß wahrscheinlich auch die ungarische Regierung einen ähn⸗ lichen Gesetzentwurf ausarbeiten lassen werde, da die bezüglichen Strasbestimmungen hüben wie drüben nicht mehr abschreckend genug erscheinen. Außerdem sucht die österreichische Regierung dem Uebel durch eine strengere Handhabung der Fremden⸗ polizei in Galizien und in der Bukowina zuvorzukommen. Die hierauf sowie auf die genauere Ueberwachung der Grenze bezüglichen Weisungen sind an die politischen Behörden bereits ergangen.
Großzbritannien und Irland.
Die Königin hat, wie die „Allg. Corr.“ schreibt, ihre Reise nach Balmoral, welche ursprünglich auf den 20. August festgesetzt war, eigens um vier Tage verschoben, um das französische Geschwader zu begrüßen. Am 20. August wird Ihre. Majestät den französischen Offizieren zu Ehren ein Festmahl im Schlosse Osborne geben. Die Be⸗ sichtigung der Schiffe wird die Königin am 21. August vor⸗ nehmen. Der Prinz von Wales und Lord Salisbury sind beide zu der Zeit im Auslande, können also nicht an den Festlichkeiten Theil nehmen. Der Marine⸗Minister Lord George Hamilton wird das Ministerium bei dem Besuch des Ge⸗ schwaders vertreten. . . ö
Lord Salisbury tritt am Mittwoch seine Reise nach . an. In der Nähe dieser Stadt liegt sein Schlößchen „Cecil“. Dem Paxlament ist ein Blaubuch über den zwischen England und Portugal über Ost⸗-Afrika geführten Sch rift⸗ wech sel vorgelegt worden, welcher bis zum 3. Juli, dem Tage der Unterzeichnung des englisch⸗portugiesischen Vertrages, reicht.
Das Unterhaus hat gestern mit 96 gegen 39 Stimmen einen Antrag des Abg. Redmond, betreffend die Begnadigung von Daly Egan und anderen Dynamitarden, verworfen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die dritte Lesung der Bill, betreffend die Einlösung leichter Goldstücke,
Parnell's Anhänger fallen einer nach dem anderen von ihm ab. Mit großem Nachdruck erklärten, wie schon gemeldet, die beiden irischen Abgeordneten Dillon und O'Brien, nachdem sie aus ihrer Haft entlassen waren, auf einem Meeting in Dublin, daß sie die Führerschaft Hrn. Parnell's nicht anerkennen, sondern auf der Seite der Mehrheit ihrer Landsleute stehen würden. Von Versoöhnung könne nicht länger die Rede sein. Nun hat auch eine seiner Hauptstützen, das „Freeman's Journal“, die Sache Parnell's aufgegeben. Hr. Edward Dwyer Gray, der Haupt⸗ eigenthümer des Blattes, sagt in einer Zuschrift an dasselbe, daß er schon seit langer Zeit dieselbe Meinung von Orn. Parnell gehabt habe, wie die Hrrn. Dillon und O'Brien. Jetzt, wo sie sich in unzweifelhafter Weise ausge⸗ sprochen hätten, nehme er nicht Anstand zu erklären, daß er völlig mit ihnen übereinstimme. Parnell's Verletzung der Moral, seine Heirath, welche keine Heirath sei, und die Niederlage, welche er in drei Grafschaften erlitten, dies alles mache ihn als Führer der irischen Partei unmöglich. Der Dublin Expreß“ dagegen hält noch treu zu der Fahne Parnell's. Das Blatt sagt, daß die sogenannte liberale Partei in Dillon und O'Brien zwei Mitglieder von zweifel⸗ haftem Werth gewonnen habe und diese hinfort die Sklaven des englischen Führers sein würden, welchen sie früher ver⸗ spottet und verachtet hätten.
Frankreich. Paris, 3. August. Der Minister des Aeußern Ribot hielt, wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, bei dem Diner, welches gestern in dem Stadthause von Saint-Omer aus Anlaß des daselbst abgehaltenen Turnerfestes ver⸗ anstaltet wurde, eine kurze Ansprache, in welcher er, auf den Empfang des französischen Geschwaders in Kronstadt hin⸗ weisend, ausführte, diese glänzende Kundgebung freundschaft⸗ licher Empfindungen, welche die beiden großen Nationen ver⸗ einigen, habe das Land warm berührt und Niemand gleich— gültig gelassen. Frankreich könne daraus ersehen, welche Achtung ihm bezeugt werde, wo auch immer sich die fran⸗ zösische Flotte zeige. Der Kaiser von Rußland hat dem französischen Bot⸗ schafter in St. Petersburg Laboulaye den Alexander Newsky⸗Orden verliehen. Der Munizipalrath von Cherbourg richtete an den Kaiser von Rußland ein Huldigungstelegramm, in welchem dem wärmsten Dank für den dem französischen Ge⸗ schwader zu Theil gewordenen Empfang Ausdruck gegeben und die Kaiserin von Rußland anläßlich ihres Namenstages beglückwünscht wird. Ferner überreichte eine von den Unter— offizieren der Kriegsmarine abgesendete Deputation dem russischen Konsjul in Cherbourg eine aus Anlaß des Namenstages der Kaiserin von Rußland geprägte Er⸗ innerungsmedaille zur Uebersendung an die Kaiserin.
Aus Cherbourg wird weiter telegraphisch berichtet, daß die Stadt aus Anlaß des zu Ehren der russischen und griechischen Unteroffiziere Abends veran⸗ stalteten Punschs, namentlich das Rathhaus, festlich geschmückt war; die Straßen waren von bengalischem Licht erleuchtet; viele Häuser waren mit der Auf— schrift: „Es lebe Rußland!“ versehen. Eine dichtgedrängte Menschenmenge begleitete die sich nach dem Festort begebenden fremden Unteroffiziere. Bei dem Fest tauschten die Admirale Alexief und Lespes, der General Chabrignac und der Unterpräfekt Toaste von großer Herzlichkeit aus. Ein Korporal der Infanterie und ein Sergeant der Marine brachten auf die Gäste Toaste in russischer Sprache aus, was großen Enthusiasmus hervorrief.
Der Gemeinderath von Rouen hat an den Ge⸗ meinderath von St. Petersburg eine Adresse gesandt, welche seine lebhafte Sympathie gelegentlich des herzlichen Empfangs des französischen Geschwaders in Rußland und seine Freude über die immer enger sich schließenden Bande zwischen den beiden Völkern ausdruͤckt. ö
Der „Soir“ warnt vor der voreiligen Annahme, daß ein Allianzvertrag zwischen Rußland und Frank⸗ reich . sei; die beiden Regierungen ständen auf demselben Fleck, wie vor der Flottenparade. Die einzig sichtbare Folge der letzteren sei ein Ausbruch des Chauvinismus, welcher Schlimmes befürchten lasse. Durch die gegenwärtige Haltung der Franzosen laufe das Land Gefahr, sich bloßzustellen, die Vortheile zu verlieren, welche es sich durch seine Achtung gebietende Ruhe und Be— sonnenheit erobert habe, und seine Machtstellung nach Außen, seine Freiheit im Innern zu erschüttern.
Einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ zufolge soll die Er— nennung des Grafen Montebello zum Nachfolger des Bot⸗ schafters Laboulaye in St. Petersburg morgen amtlich ver⸗ öffentlicht werden. — Die Ueberreste Felix Pyat's wurden heute nach dem Friedhof Pere-Lachaise übergeführt. Das Grab erhält ein schlichtes Denkmal. — General Miribel hat für die Herbstmanöver die große Ebene zwischen Vitry⸗le⸗Frangois und St. Remy bestimmt.
Ein Telegramm des Gouverneurs von Tahiti meldet, daß der Aviso „Volage“ bei der Insel Morokau (Tuamotu) gescheitert, die Mannschaft aber gerettet sei.
In einer Correspondenz des „Temps“ aus Haiphong vom 27. Juni wird Klage geführt über die Disziplin⸗ losigkeit, welche in der Verwaltung von Tongking ein⸗ gerissen sei, sowie über die vollständige Planlosigkeit der oberen Behörden, wodurch die Niederlage der Expedition des Oberst Domine verschuldet worden sei. Als Haupt⸗ ursache der Niederlage sei anzusehen das in Folge wider⸗ sprechender Befehle um 36 Stunden verspätete Eintreffen des Avisos „Pluvier“. Oberst Domine habe sich , zurück⸗
iehen und den Train den Piraten überlassen müssen. Elf franzö⸗ i Soldaten seien getödtet, zahlreiche andere verwundet worden.
Mehrere bereits pazifizirte Dörfer seien dem Erdboden gleich⸗
gemacht worden. Auch aus anderen Gegenden werde das Vordringen der Chinesen gemeldet. Die „Liberté“ nennt die angebliche 1 Tongkings eine auf die Blendung der Wähler berechnete Spiegelfechterei. ö. .
Der chilenische Kreuzer „Presidente Pinto“ ist, wie aus Toulon gemeldet wird, heute nach Genua abgegangen.
Rußland und Polen.
Anläßlich des Namenstages der Kaiserin fand gestern in Peterhof eine Messesstatt, welcher, wie W. T. B.“ berichtet, die Kaiserlichen Majestäten und der König von Serbien beiwohnten. Zu dem darauf folgenden
die Großherzogliche Hofhaltung von Seeheim nach Jagdschloß Wolfsgarten verlegt.
angenommen.
Dejeuner begab sich der König von Serbien am Arme der en , während der Kaiser die Königin von Griechenland
U Attentat
führte.
der ersten Tafel saßen die Kaiserin, der Kaiser, der König von Serbien, die Königin von Griechenland und die Mitglieder der
Kaiserli
Vaul den Vorsitz, zur Rechten hatte dieselbe den Boisschafter Labsulaye, zur Linken den Regenten Ristitsch. An einem
dritten
der serbische Minister⸗Präsident Pasitsch und die zu dem Feste geladenen Offiziere des französischen Geschwaders Platz ge⸗ nommen. Der König von Serbien trug das Band des St. Andreas-Ordens, der Botschafter Laboulaye den ihm gestern verliehenen Alexander⸗Newsky⸗Orden. — von Giers und von Mohrenheim sind anläßlich des Namens— tages der Kaiserin zu Ehrendamen ernannt worden. fürst Georg Alexandrowitsch wurde zum Flügel-Adjutanten des
Kaisers
Der „Köln. Ztg.“ wird aus St. Petersburg berichtet: Die „Nowoje Wremja“ weist darauf hin, daß die Ankunft des Königs von Serbien, des Taufsohnes des Zaren,
noch mit ier ein und betont, unzweifelhaft werde das französisch-russische
Einvern
unter denen der Serbenstamm stets eine ehrenvolle Stelle eingenommen habe. materiellen Gedeihen des Slaventhums werde nunmehr einen
ruhigen
Regierungen der Slavenstämme könnten sich Arbeit jetzt
baren vertraue
der Kultur der Slaven zu behaupten. Augenblick sei es angenehm zu sehen, so lange ein Spielzeug in den Händen von ihm feindlichen
Element
kehre. Je fester die serbischen Regenten die russisch⸗slavische Fahne hochhielten, desto weniger drohe ihnen Gefahr, das kaum abgeschüttelte fremde Joch durch ein noch schwereres ersetzt zu sehen, desto früher beginne die volle Blüthezeit des
Slavent
Ueber das Attentat auf
fol ger mehr
theilungen veröffentlicht.
Dan in Begl sandten,
Kioto zur
Stadt
1 Stunden Länge
Dtsu 14 fahrt auf Alle in d Während
warmen Empfang des Volkes, sowohk in Kioto, wie auch in Otsu aus und dankte dem örtlichen Gouverneur warm für seine Liebens⸗ würdigkeit. des Gouverneurs, um durch dieselben nach Kioto zurückzukehren.
Die
Polizeimeister,
40 Schrit
an der Spitze, zwei hinten an den Seiten) getragen, darauf Prin; Georg von Griechenland, hinter ihm Prinz Arissugaba und pmtel diesem der Leibjäger des Kaisers, der zu Beginn der Reise von Seiner
Majestãt
folger zu befinden. Weiter folgten der tussische Gesandte, Fürst Barjutinski und die übrigen Personen, sowohl der russischen, wie auch der japanischen
Suite, u Schritt b
seilförmig ohne Zwischenraͤume zwischen zu beiden Seiten des Weges aufgestellten Polizeibeamten hin, die Einer vom Anderen acht bis zehn Schritt entfernt standen. San so Zu da, zu den Sicherheits mannschaften des Kaisers von Japan gehörig, befand sich unter diesen Polizeiposten
und zwar
er sein auserkorenes Opfer ruhig passiren lassen, ohne durch irgend Anlaß zu dem geringsten Verdacht zu geben. ;
Etwas daß der
Pässiren mußte. Kaum kam nun auf dem Rückwege die Sänfte des Großfürsten an ihm vorbei, als sprang und, den entblößten Säbel mit beiden Händen haltend, von rechts, etwas zurück zwischen der Sänfte und dem rechten Träger, mit
Schwung
sich umwandte und, Lhend, daß der Angreifer zu einem zweiten Schlage ausholte, aus der Sanfte auf die linke Seite der Straße Finaus— ; In diesem Augenblick war auch schon Prinz Georg von Griechenland aus seiner Sänfte gesprungen und hich von hinten mit seinem Bambusrohr vordere Sãänftentrãger des Großlürsten sich mit seltener Kaltblütigkeit und Bravour zwischen die Füße des Angreifers warf und ihn zur
sprang.
Erde riß.
Zugleich war auch der Sänftenträger des Prinzen Georg berbei⸗ geeilt; sehend, daß der Angreifer seinen? Säbel hatte fallen lassen, hob
er denselb
den Rücken, sodaß derselbe fast bewußtlos wurde und sich nicht auf⸗ zurichten vermochte. kunde abgespielt, sodaß die von allen Seiten herbeieilenden Polizisten den Verbrecher erst zu ergreifen vermochten, als er schon am Boden lag.
Die ersten Worte des Großfürften, als man ihn auf eine Bank des benachbarten Hauses setzte, waren; Das ist Nichts; möchten nur
die Japan
gegen sie und meine Dankbarkeit für ihre Freundlichkeit verändern kann.“
Dieselben der einige sofort zur
während desselben sprach der Zarewitsch hrltvoll mit den über das Heschehene wie erstarrten und erschütterten Wahrend dessen war der ruffifche Gefandte über die Straße gegangen, um nach dem ibn jwei Polijeibeamte banden. gebe gn, den thierischen Ausdruck seines Gesichts vergessen, als er,
ne Slomurai: (Adliger der Feudalklasseh sei. Ein tiefer, ungebändigter Daß glühte in feinen Augen, während er auf mich schaute.?
Den
des Gouverneur zurück; Seine ehen wäre.
der Ruhe und dem freundlichen Antlitz des Großfürsten. Im Haufe
des Gouy Gxtrazug
ngen. vernahm, Am
Großfürst
einen sehr herzlichen Charafler ] äbrte o M A* * rasche Entscheldung eintraf 533 e uf ö inen, ,,
ñ̃ ; ach dem russischen Geschwader übersiedein solle, war der Katfer um 4 Khre Rrachmittagh
wieder im
gang desselben erwartete und nach dem Hafen ĩ ; geleitete. der Frage übergebend, aug! Helchen! Motiben Zuda sein
folgenden Morgen, d. 3. J. (13) Mai,
Das Dejeuner war an drei Tafeln hergerichtet. An chen Familie. An der zweiten Tafel führte die Großfürstin
Tische hatten der Minister des Aeußern von Giers,
Die Fräulein Groß⸗
ernannt.
dem Hiersein der Franzosen zusammenfällt,
ehmen nicht spurlos für die Südslaven vorübergehen, Die friedliche Arbeit zum sittlichen und
Verlauf nehmen. Die nationalen gesetzmäßigen n dieser frucht⸗ mit Festigkeit und größerem Selbft— Ihre Pflicht sei es, die Selbständigkeit In einem solchen
daß Serbien, das
n widmen.
en gewesen, zum alten Freunde und Beschützer zurück—
hums.
er das Atte den Großfürsten-Thron— in Otsu (Japan) am 29. April a. St. werden nun⸗ im „Regierungsboten“ ausführliche Mit—
ach ist der Großfürst am Morgen des 29. April (11. Mai) eitung der Prinzen, beider Suiten, des russischen Ge— des Gouverneurs von Kioto in einer Sänfte von Besichtigung der beim Biwa⸗ See liegenden aufgebrochen. Auf dem ganzen Wege von — waren Polizeibeamte aufgestellt, wie auch nach Bataillone Infanterie gesandt waren. Nach einer Spazier⸗ einem kleinen Dampfer über den Biwa⸗See begaben sich as Haus des Gouverneurs, mwo ein Frühstück serbirt war. desselben sprach der Großfürst seine Freude über den
Dtsu
Um 1 Uhr 20 Minuten verließ der Großfürst das Haus Straßen wie beim Heimwege
Sänften gingen in folgender Reihenfolge: Zuerst der örtliche darauf ein japanischer Ceremonienmeister, 30 bis t weiter die Sänfte des Thronfolgers, von drei Trägern (einer
abgeschickt war, mit dem Befehl, fich beständig beim Thron⸗
nd die örtlichen Behörden. Die Straße war gegen acht reit, und der Zug, der aus ca. 50 Sänften bestand, zog sich
bereits vom frühen Morgen an. Auf dem Hinwege hatte Er wußte,
Großfürst auf dem Räckwege wieder an ihm vorbei—⸗
er auch schon aus der Reihe
einen Schlag nach dem Kopf des Großfürsten führte, welcher
auf den Kopf des Attentäters, während der
en auf und versetzte Zuda zwei Hiebe in den Hals und' in
Der ganze Vorgang batte sich in 15 bis 20 Se—⸗
er nicht denken, daß dieser Vorfall irgend wie meine Gefühle
Worte wiederholte der Zarewstsch dem Prinzen Arissugava, Sekunden spater berbeilief. Doktor Rambach war ebenfalls Stelle und legte Seiner Hoheit einen festen Verband an;
ersonen beider Gefolge.
Verbrecher zu sehen, den er in einem Hause antraf, wo Niemals werde ich“, sagte Hr. fletschend,
auf meine Frage antwortete, daß er ein
Großfsürsten Thronfolger führte man unterdeß in das Haus Hoheit sprach, als wenn Nichts ge⸗ Das Voik verneigte sich ehrfurchtsvoll, hingerissen von
een, wurde ein neuer Verband gemacht und zugleich ein
Stent um den Thronfolger von Otsu nach Kioto zu
. er Kaiser von Japan sprach, sobald er von dem Ättentat n Wunsch aus, den Zarewitfch unverzuͤglich zu sehen.
ö 3 der Kaiser den
en in dessen Schlafsimmer; die Jusammenkunft, welche
Absteigequartier dᷣes Großfürsten, welcher ihn beim Ein⸗
aus, daß Zuda keinen einzigen Komplizen gehabt, daß er selbst aber ein fanatischer Asket mit wilden Instinkten 9 fana⸗· tischem Haß gegen die Ausländer beseelt war; dieser Haß hätte noch dadurch seine Vertiefung erhalten, daß es sechs Jahre hindurch zu. den dienstlichen Pflichten Zuda's gebörte, die Ausländer zu beschirmen. Die dem Thronfolger in der alten Restoen; Kioto, die sich bisher stets durch einen fremdenfeindlichen Fanatismus ausgezeichnet, erwiesenen ungewöhnlichen Ehren hätten ihn vollends von Sinnen gebracht. Bei dem japanischen Hof⸗Minister langten übrigens Angesichts des Attentats nicht weniger als 24 000 Beileids telegramme an. In der Provinz Mie, der Heimath des Verbrechers, beichloß die Provinzialgerfammlung einmüthlg, daß hinfort Niemand bon den Einwohnern den Namen Sanso Zuda' tragen solle, da . 44 für ewige Zeiten Gegenstand des allgemeinen Abscheus ben werde.
Italien.
Nachdem die Kammern mit Anfang Juli ihre Ferien begonnen hatten, ist das Kabinet noch den letzten Monat hindurch mit der Vorberathung finanzieller, wirthschaftlicher und administrativer Vorlagen für die im Herbst beginnende Tagung beschäftigt gewesen und gönnt sich nunmehr auch seine Sommer— ruhe, Vor Anfang September werden, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, Sitzungen des Ministerraths nicht mehr stattfinden; dann sollen zuerst die wirthschaftlichen und finanziellen Maß⸗ nahmen geprüft, hierauf die lange erwarteten Anordnungen für die Kolonie Eritrea vorgenommen und im Oktober das Programm des Marchese di Rudini verkündigt werden. Der Minister⸗Präsident bringt den Sommerurlaub in Vallom— brosa (Toskana) zu, wo auch die Minister Chimirri, Branca und Luzzatti Aufenthalt nehmen.
a., Der „Osservatore Romano“ sagt in einem der den Au fsatz Crispi's in der „Contemporary review“ heftig an⸗ greifenden Artikel: die Natur der Dinge selbst, die Ver— knüpfung der Ideen und die Lehren der Geschichte hin— derten die Trennung des Vatikans von Frankreich, eine Trennung der gemeinsamen Mutter aller Völker von der ältesten Tochter, die, wie sie die Kirche stets geliebt habe, h stets ö , soziale Schicksal der Kirche eilen werde, zu deren Schutz und Schirm sie die Vors bestellt habe. ; ; ? , Schweiz.
Wie der Berner „Bund“ mittheilt, wird in den Tagen vom 21. bis 26. September in Bern ein internationaker Kongreß, betreffend Unfälle bei der Arbeit, ab— gehalten werden und haben folgende Staaten ihre Be⸗ theiligung zugesichert: Belgien, Deutschland, Frank— reich, Großbritannien, Rußland, Holland, Italien, Oesterreich-Ungarn, Schweden und Norwegen, Schweiz, Ver⸗ einigte Staaten von Nord-Amerika. Spanien habe zwar seine Betheiligung noch nicht zugesagt; es sei aber unzweifelhaft, daß auch dieser Staat vertreten sein werde, Ueber die den Kongreß zur Berathung, vorliegende Frage werde eine Anzahl Sachkundiger berichten und zwar über die Ge— staltung der Unfallversicherung in Deutschland; über die Nothwendigkeit der offiziellen Inspektionen' von Fabriken, um Vorsichtsmaßregeln zur Verhinderung von Unfällen zu treffen und spezielle gesetzliche Vorschriften, betreffend Anwendung von Apparaten, die Unfällen vorzubeugen ge— eignet sind, aufzustellen; über die Frage der Unfälle bei der Arbeit in Desterreich; über einige Unfälle in eng⸗ lischen Fabriken; Statistik der Unfälle; über den Stand der Frage dieser Unfälle in Frankreich; die Arbeiterfrage in Holland; die ing der Unfälle in Italien; den gegen wärtigen Stand der Unfallversicherung in der Schweiz; Kranken⸗, Unfall⸗ und Invaliditäts⸗Versicherung; über die amerikanische Gesetzgebung betreffend die Unfälle bei der Arbeit u. s. w. Alle diese Berichte sollen gedruckt werden.
Belgien.
Die Königin, welche sich demnächst nach Spa begeben wollte, ist laut Meldung dẽs W. T. B.“ aus Brüffel gestern Abend gegen 38 Uhr schwer erkrankt, indem Ihre Majestaäͤt von einer lang anhaltenden nervösen Krise befallen wurde. Erst nach einer Stunde trat eine solche Besserung ein, daß die Aerzte die Lebensgefahr als beseitigt ansehen konnten. Ein heute früh 7 Uhr in Brüssel, ausgegebenes Telegramm bezeichnet das Befinden der Königin als in anhaltender Besserung' be— riffen. Der König, welcher sich in Ostende aufhielt, t in Folge der Nachricht von der Erkrankung der Königin Nachts Ae Uhr in Schloß Laeken eingetroffen.
Türkei. . Nach einem der „Mgdb. Ztg.“ über London zugegangenen Telegramm aus Pera hat ein Gefecht zwischen den turki— schen Truppen und den Aufständischen in Yemen stattgefunden, in welchem die türkischen Truppen völlig sieg⸗ reich waren; es werde die baldige Niederwerfung des Auf⸗ standes erwartet.
Rumänien.
Bukarest, 2. August. Senator Professor Pony ist dem „W. T. B.“ zufolge an Stelle Theodoresco's, welcher seine Entlassung eingereicht und erhalten hat, zum Unter—⸗ richts-Mini ster ernannt worden.
Schweden und Norwegen.
(E) Stockholm, 31. Juli. Der Gesundbeitszustand der Königin ist leider, wie die Post⸗ och Inr. Tid.“ mittheilt, während der letzten Zeit nicht vollkommen befriedigend ge⸗ wesen. hre Majestät war genöthigt, ihre gewöhnlichen Spazierfahrten in der Umgegend von Skangum vorläufig auf das geringste Maß zu beschränken. Die Unpäßlichkeit fol eine Folge von Erkältung sein. Erfreulicher Weise ist aber schon einige Besserung eingetreten und ist zu hoffen, daß die frische stärkende Luft der Königin Gesundheit und Kräfte geben wird, damit sie wieder im Freien verweilen kann.
. Der König, der gegenwärtig in Gothenburg verweilt, wird am Montag die dortige Landbau⸗Ausstellung eröffnen; auch der Kronprinz und Prinz Eugen werden aus diesem Anlaß daselbst eintreffen.
(E) Christiania, 31. Juli. Das Vertheidigungs⸗ Departement hat über die Anträge und Anerbietungen der Vertheidigungs⸗Vereine und deren Wünsche wegen Ausarbeitung eines Landesvertheidigungsplanes im Staatsrathe Folgendes bemerkt:
Das Departement, das der von dem Vertheidigungs verein in Angriff genommenen patriotischen Arbeit feine volle Anerkennung zollt, wird nach dem Angeführten aufgefordert. dem von den Delegirten der Landesversammlung ausgesprochenen Wunsch entgegen zu kommen und will deshalb hiermit sich erlauben, unterthänigst in Antrag ju
versucht haben konnte, führt der Regierungs · Anjeiger⸗
bringen, daß die Ausarbeitung des gewünschten Vertheidigungsplans
o bald als möglich befoblen wird. Worauf es hierbei wesentlich an= kommt, ist, daß durch eine karigefaßte und gemeinverstãndliche Darlegung klar zu machen versucht wird, was mit angemessenem Kostenauf wand für die Lokal vertheidigung der wichtigeren Küstenpunkte ausgerichtet werden kann, damit diese so weit wie möglich gegen Ueberfälle und Brand- Satzungen feindlicher Kreuzer und anderer vereinzelt auftretender Kriege schiffe geschützt sein können, womit gleichzeitig auch für die zabl⸗ reiche Kauffahrteiflotte des Reichs an der ganzen Küste genügende Zu⸗ fuchtsorte erlangt werden würden. Außerdem muß indefsen auch darauf H ingewiesen werden, welche Orte mit Rücksicht auf die gesammte Dandesvertbeidigung oder die wirkfame Aufechterbaltung der Neutralitãt des Reichs auf widerstandekrãftigerr Weis? be⸗ festigt werden müssen, so daß der Vertheidigungsverein daraus rtnebmen kann, wo die Intereffen alle? Bürger obne Rack sicht auf, die einzelnen lokaleren Forderungen und Wänsche zu sammeln sind Das Departement will im Uebrigen zu bemerken nicht unterlassen, daß ein Vertheidigungsplan, selbst wenn derfelbe wie hier angedeutet begrenzt wird, leicht Aufklärungen und Be⸗ merkungen enthalten kann, welche sich nicht zur Vorlage für die Deffentlichleit eignen, worauf die Betreffenden bei der Abfassung der in Ftage Fstebenden Ädresse sichtlich auch aufmerksam gewesen sind. Mit Rückscht bierauf wird der norwegische Vertheidigungs verein in einzelnen Fällen nur die Auszüge aus dem aus zuarbeitenden Plane er⸗ . welche das Departement mitzutheilen für zweckmäßig erachten L 18. 2 9 — 2
. August. Für den Kronprinzen von Italien ist dem W. T. B. * zufolge für den 15. August die Rajüite auf dem norwegischen Touristendampfer „Britannia“ bestell⸗ Der Dampfer geht an diesem Tage von Neweastle nach Gergen. ab. wo er am 18. d. M. Morgens eintrifft. k nach Trondhjem erfolgt am Abend desselben V 8.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Präsid 5 is ãß ö Staaten. Präsident Harrison läßt wie „R. B.“ aus Wasphington meldet, die Nachricht der Sekretär des Innern Noble habe seine Entlassung eingereicht dementiren. ö
5 2 * z — — ** ; . Der Sekretãr des Schatzes Fo ster beantwortete, dem W. T. B. zufolge, eine Eingabe der amerikanischen jübischen Gesellschaften. betreffend die Einwanderung russischer Juden, dahin, daß die Bestrebungen, eine Auswanderung mittelloser Personen nach den Vereinigten Staaten hervor— zurufen, offenkundig mit dem Geist des Gesetzes in Wider— „spruch stünden, welches die Regierung zu beobachten ent— schlossen sei.
Chile. Aus Coq uim bo hat der „Herald“ die folgende, vom 30. Juli datirte Depesche erhalten: . Die hier stationirte Streitmacht der Regierung ist um 200 Mann aus Valparaiso verstärkt worden. Die Infurgenten“ schiffe Esmeralda und „‚Aconcagua' haben sich der britischen Bark Pedro Peral“ bemächtigt, dieselbe eine Strecke weit nach Norden bugsirt. jdoch schließlich wieder freigegel Als die ersten Nachrichten über die Bergewaltigung der Bark nach Coquimbo kamen, erhielt das britische Kriegsschiff Garnet“ den Befehl, auf jeden Fall die Frei⸗ lassung des „Pedro Peral“ zu erwirken. Derfelbe traf jedoch hier ein ebe das Friegsschiff die Insurgentenfchiffe eingeholt hatte. Das deutsche Geschwader bat sich nach JJuique begeben. Die Herrschaft der provisorischen Junta erstreckt sich jetzt bis Villenar? ö
Afrika.
(Eg ypten. Wie man englischen Blättern aus Kairo meldet, verlangt Frankreich, ehe es dem Kanalifatisns— plan der Regierung für Kairo, auf dessen Ausführung die Hälfte der städtischen Accise-Einkünfte verwandt werden soll, seine Zustimmung ertheilt, daß eine internationale Kommission
von drei Sachverständigen ernannt werde, um die Frage zu studiren, Angebote auszuschreiben und über die Annahme der geeignetsten zu beschließen, ferner daß kein Plan ohne die einstimmige Genehmigung der drei Sachverständigen ange⸗ nommen werde.
. Wie der „Times“ aus Sansibar gemeldet wird, hätten die Soma li verrätherisch eine ita lienische Station uber— fallen welche im März d. J. an der Küste ungefähr unter dem 3. Grad nördl. Breite angelegt wurde. Der Angriff sei mit einem Verlust von dreißig Mann auf beiden Seiten zurück⸗ geschlagen worden. Arabische Soldaten bilden die Garnison des Forts, in dem sich keine Europäer befinden. Es heißt, daß die Garnison von der Wasserzufuhr abgeschnitten ißt.
Congostaat,. Die am 1. August in Brüssel eingetroffene Post vom Congo bringt nach der „Frkf. Ztg.“ folgende Men richten über die Lage im Innern des Staats:
In Folge des Kampfes am Sankuru (im Ssten des Gebiets) gegen den Araber⸗Häuptling und Sklavenhändler Congo Lutete, wobei dieser vor einigen Monaten aufs Haupt geschlagen' wurde, ist die ganie Gegend des Sankuru von Sklavenbändlern gesäubert worden. Der Häuptling Congo Lutete selbst bat von dem Komman⸗ danten des Lagers bei Lusamba (am Sankuru) Amnestie er⸗ beten, und seine Bitte wurde ihm gewährt unter der Be⸗ dingung . daß er den Sklavenhandel aufgebe, die Zahl seiner Soldaten vermindere und an keine der Stationen des Staats näher als vier Tagemärsche herankomme. Der Sieg der Congotruppen bat die weitere Folge gebabt, daß ein mächtiger Baizonga⸗Häuptling, Pania Mutomvo, der bisher Verbündeter der Araber gewesen war, sich offen für die Weißen erklärt und sich und sein Volt unter ibren Schutz gestellt hat. Von allen Seiten kommen die Eingeborenen ins Lager, um die Weißen ibrer Ergebenbeit zu ber⸗ sichern und sie um Hülfe gegen die Araber anzuflehen. Auch weiter nördlich, in der Gegend der Station des Staats Benag Kamba ift die Lage zufriedenstellend; die Araber beginnen von den Sklavenlagden abzustehen und friedliche Handelsnieder—⸗ laffungen zu gründen. — Nachrichten aus Boma be⸗ stätigen den Untergang der von den Franzosen ausgerüsteten Mission Fourneau, welche nach dem Tschad⸗See marschiren sollte, um den Spuren Crampel's zu folgen. Die Reste diefer Ex vedition wurden von einem französischen Dampfer im oberen Laufe des Flusses aufgenommen und nach Brazjaville heimgebracht. Bie Expedition Crampel, welcher die erwähnte Expedition nachgesandt worden war, hat, durch die feindselige Haltung der Eingeborenen ge zwungen, nach Westen abbiegen müssen, anstatt geradeaus gegen Norden verzudringen, und ist noch weit vom Tschad⸗See entfernt. — Zugleich wird ein Cinbruch muselmännischer Sklavenbändler von den Tändern um den Tschad ⸗See ber in französisches Gebiet gemeldet. Ende Mär; sind, eine Art Avantgarde, sechs Araber, welche mit Stein“ und Perkussionsflinten bewaffnet und mit Kameelen, Pferden und Cseln ausgerüstet sind, in der Näbe der Grenze des Congosiaats, in Wadda eingetroffen, eine halbe Tagereise von Molanghav am Ubangbi⸗ fluß. Das Herannaben einer zweiten derartigen Expedition wird von Osten her signalisirt dieselbe befindet sich fuͤnf Tagemaͤrsche oberhalb Wadda. Sollten die Araber die Grenze des Congostaats über= schreiten wollen, so ist dort Alles bereit, um fie gebührend zu empfangen. Auch die Franzosen werden wohl inzwischen die nõthigen militärischen Maßnahmen getroffen haben, um die ungeladenen Gaäͤfte zu verhindern, sich auf ihrem Gebiet niederzulaffen und sich mit schwarzer Waare“ zu verproviantiren.