sich für die weltliche Herrschaft des Papstez 13 engagiren; es betrachte die römische Frage bloß als eine Karte im Spiel seiner Weltpolitik, weil es dieselbe für den beikelsten Punkt der italienischen Interessen balte. Der Vatikan dagegen babe sich fangen lassen und könne nun nicht mehr zuräck, er werde sich fortan böchstens größerer Klugheit befleißi en. Tribuna“ findet, daß der „Osservatore Romano! sich bereits demütbigst unterworfen babe. Die Unterwerfung sei freilich nur urter Zähneknirscken erfolzt und beweise Nichts, als daß die römische Kirche seit langer Zeit nicht gewobnt sei, die religiösen und die weltlichen Fragen auzeinander zu balten. So lange sich aber bierin nicht ein Umschwung rollziebe werde sie von der Gesellschaft der Gegenwart nicht unirersell für katholisch gehalten werden.
Die Delegirten für die Handelsvertrags⸗Ver⸗ handlungen mit Deutschland und Desterreich Ungarn find gestern von Rom nach München abgereist. .
Anläßlich des Festes seines Namenspatrons, des heiligen Joachim, empfing der Papst gestern die Glückwünsche der Kardinäle und Prälaten sowie zahlreicher Deputationen.
Belgien.
Der König hat, wie man der „Wes-Ztg.“ aus Brüssel meldet, die Bildung einer Nationalarmee für den Congo—⸗ st aat mittels Aushebung ausgelooster Eingeborener mit fünf— jähriger Dienstzeit angeordnet.
Der Abg. de Smet begann am Freitag vor der Central— sektion die Verlesung des Berichts über die Versassungs⸗ revision. Der Bericht verwirft das allgemeine Stimmrecht, weil dasselbe zum Zwecke der Realisirung der höchst gefähr⸗ lichen sozialistischen Theorien verlangt werde, adoptirt ein auf den Wohnsitz gegründetes Wahlsystem und erklärt die vorherige Einigung aller Parteien als Bedingung der Revision. Er fordert als Probe der Einigung vor dem Votum über die Verfassungsrevision eine Debatte über ein kommunales Wahlgesetz auf Grundlage des erwähnten Wahlsystems. — Die Kammer hat, wie die „Frkf. Zig.“ meldet, den vom Ministerium bean— tragten Nachtragskredit von 14 Millionen für die Maas⸗ Befestigungen an die Sektion zurückoerwiesen, indem sie sormaliter 160 900 Fr. abstrich. Ferner verwarf sie den Antrag Janson, der den baldigen Zusammentritt der Kammer mit Rücksicht auf ein raschss Votum über die Re— vision verlangte, und vertagte sich dann auf unbestimmte Zeit. Am Schluß der Sitzung erklärte der Ackerbau Minister, er werde die Grenzen für die Einfuhr ausländischen Viehs öffnen.
Türkei.
Dem „W. T. B.“ wird aus Paris von heute telegraphirt: „Ein Konstantinopeler Telegramm bringt allerlei Geruͤchte über angebliche Verhandlungen des Barons Hirsch mit der Pforte wegen Pachtung ausgedehnter Ländereien in Kleinasien zur Besiedelung durch jüdische Auswanderer aus Rußland. Wie von kompetenter Seite mitgetheilt wird, sind alle diese Gerüchte vollständig aus der Luft gegriffen. Es wird hinzu⸗ gefügt, daß dieses Dementi den Zweck hat, diejenigen russischen Juden, welche jene Gerüchte für wahr halten sollten, eindring— lichst vor einer überstürzten Auswanderung in die Türkei zu warnen, wo keinerlei Vorbereitungen zu ihrer Aufnahme ge— troffen sind.“
Bulgarien.
Sofia, 16. August. Der Prinz Ferdinand von Coburg wurde bei seinem vorgestrigen Eintreffen in Rustschuk von den Ministern, dem Präsidenten der Sobranje und den nordbulgarischen Deputirten empfangen. Anläßlich des Jahrestages seines Regierungsantritts hat der Prinz einen Orden für Civilverdienste gestiftet und Stambulow das Großkreuz desselben verliehen. Der Tag des Regie— rungsantritts des Prinzen Ferdinand wurde im ganzen Lande fesätlich begangen, und dem Prinzen gingen zahlreiche Huldi⸗
gungs⸗ Telegramme zu. Der Chef des Generalstabes, Oberst⸗ Lieutenant Petroff wurde zum QObersten befördert, der Kriegs⸗ Minister Major Sawow und 77 andere im Majorsrange stehende Offiziere wurden zu Oberst⸗Lieutenants ernannt. Bei dem gestrigen Gala⸗Diner hielt der Prinz Ferdinand eine Ansprache, in welcher er, wie „W. T. B.“ berichtet, der auf seiner Reise bei offiziellen Persön⸗ lichkeiten und in kompetenten Kreisen gewonnenen Ueber⸗ zeugung Ausdruck gab, daß die Anschauungen über Bulgarien sich wesentlich zu Gunsten des Landes ge— ändert hätten, und daß man das Verhalten und die Entwickelung Bulgariens mit Vertrauen verfolge. Er habe das Glück einer persönlichen Begegnung mit dem Kaiser von Desterreich gehabt und sich davon überzeugt, daß der Kaiser Bulgarien Wohlwollen und aufrichtige Sympathie entgegen⸗ bringe. Diese Erfolge seien nicht nur eine Frucht der Klugheit, mit welcher Bulgarien seine Angelegen⸗ heiten führe, sondern auch des Umstandes, daß sich die Politik Bulgariens von allen abenteuerlichen Ver⸗ suchen fern halte. — Gestern Nachmittag 3 Uhr ist der Prinz von Rustschuk nach Schloß Sandrowo bei Varna abgereist. Der Prinz hatte vorher die Mitglieder des Konsular— corps empfangen. — Die von französischen Blättern gebrachte Meldung, der Prinz Ferdinand werde sich nach Konstantinopel begeben, wird regierungsseitig für vollständig unbegründet erklärt; ein derartiges Projekt stehe nicht in Frage. Dänemark.
(E) Kopenhagen, 15. August. Der Kronprinz von Italien wird, wie die „Nat. Tid.“ vernimmt, Ende dieses Monats am hiesigen Königlichen Hofe einen kurzen Besuch abstatten.
Amerika.
Haiti. Der „New⸗Jork Herald“ vom 15. August ver⸗ öffentlicht folgende Depesche aus Port- au⸗Prince: „Nach einer stürmischen Sitzung genehmigte die Deputirten⸗ kammer ein Tadelsvotum gegen das Kabinet des Generals Hippolyte. Die Minister reichten darauf ihre Entlassung ein. Es herrscht große Aufregung in der Stadt und man befürchtet einen Aufstand. Ein Abgeordneter be⸗ schuldigte das Ministerium der Bestechlichkeit und der Un⸗ fähigkeit. Der Präsident ist mit der Bildung eines neuen Kabinets beschäftigt.“
Afsien.
China. Der „Standard“ meldet aus Shanghai vom 16. August: Die chinesischen Behörden in Peking weigerten sich, den bei den jüngsien Unruhen zu Schaden gekommenen Fremden die von den Mächten verlangte Entschädigung zu gewähren. Die diplomatischen Vertreter der Mächte hätten eine gemeinsame Flotten— Demonstrat ion angedroht, wenn die chinesische Regierung auf diesem Standpunkt verharren sollte.
In Hinsicht auf befürchtete Verwickelungen in Corea wird dem „R. B.“ aus Yokohama gemeldet, daß Ruß— land den beiden Parteien auf Corea Vorschläge, die Annexion der Insel betreffend, gemacht habe und daß die Minn-Partei bereit sei, auf den russischen Plan einzugehen. Das Organ der chinesischen Regierung schreibt hierzu: „Der chinesische Gesandte in Corea wird nicht gleichgültig zusehen, wenn sich direkt unter seinen Augen Intriguen abspielen, welche die Annexion Coreas durch Ruß— land bezwecken. Man möge davon Vermerk nehmen, daß die chinesische Flotte Befehl erhalten hat, nach Corea abzu— dampfen, und ihre Ankunft dürfte den russischen Agenten be— weisen, daß der Vertreter Chinas auf seinem Posten ist. Weder China noch Japan können gestatten, daß Coren ein Theil Rußlands wird. Es wäre wünschenswerth, daß Corea formell durch China annektirt würde, und zwar je (her, je
besser. Sollte die Lösung dieser Frage hinausgeschoben werden, bis die sibirische Eisenbahn fertiggestellt ist, so wird Rußland in der Lage sein, ein kräftiges Wort in der Angelegenheit mitzusprechen.“
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Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Kiel, 17. August. (W. T. B.) Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin verließen heute Morgen 9 Uhr 15 Minuten den Hafen an Bord der Hohenzollern“, um dem von Zoppot kommenden Manöver⸗Geschwader ent⸗ gegenzufahren. Heute Abend wird die „Hohenzollern“ im Hoeruphaff vor Anker gehn; morgen wird das ganze Geschwader vor Seiner Majestät dem Kaiser manöoriren und dann mit der „Hohenzollern“ in den Kieler Hafen einlaufen.
Berlin, 17. August. (W. T. B.). In Folge der über⸗ triebenen Steigerung der Roggenpreise liegt die Absicht vor, zur Brod⸗Ernährung der Armee Weizen heranzuziehen.
München, 17. August. (W. T. B.) Die õ sterreichisch⸗ ungarischen Delegirten zu den Handelsvertrags⸗ verhandlungen mit Italien sind gestern Abend hier eingetroffen. Erstere wohnen im Hotel „Zu den vier Jahres⸗ zeiten“, Letztere im „Englischen Hof“. Der italienische Ver⸗ treter wird heute erwartet.
Schwerin, 17. August. (W. T. B.) Ungeachtet entschie⸗ dener Abnahme der Athemnoth ist das Allgemeinbefinden des Großherzogs weniger befriedigend wegen der ungenügenden Nahrungsaufnahme und des gesunkenen Kräftezustandes. Die Nacht war unruhig. Wien, 17. August. (W. T. B.). . Nach verläßlichen In⸗ formationen mußten am 15. d. M. die Verhandlungen wegen des Handelsvertrages mit der Schweiz, da dieselben zu keiner vollen Veiständigung geführt hatten, im Hinblick auf den bereits fixirten Verhandlungstermin mit Italien auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Es wurde das bisherige Resultat der Verhandlungen protokollarisch festgesetzt, und haben die Unterhändler der drei Staaten mit dem lebhaften Wunsche und der zuversichtlichen Hoffnung sich von einander getrennt, daß die thunlichst bald wieder aufzunehmenden weiteren Verhandlungen schließlich zu einem beiderseits be⸗ friedigenden Endresultate führen werden. Die deutschen und oͤsterreichisch- ungarischen Unterhändler sind gestern Abend nach . zur Aufnahme der Vertragsverhandlungen mit Italien abgereist.
Bern, 17. August. (W. T. B.) Zwischen München⸗ buchse: und Zollikofen stießen heute früh zwei Eisen— bahnzüge, der Pariser Expreßzug und der Personenzug von Bern, zufammen. Die Zahl der Verunglückten beträgt bis jetzt ls Todte und ca. 20 Verwundete. Die Strecke Bern — Biel, auf welcher der Zusammenstoß stattfand, wird von der Jura⸗Simplon⸗Bahn betrieben.
Belgrad, 17. August. (B. T. B.) Der Regent Ristitsch und der Minister-Praäͤsident Pasitsch sind wieder hier eingetroffen. — Bei der gestrigen Vorstellung im Theater entstand ein blinder Feuerlärm. In Folge 39 . verursachten Panik wurden mehrere Personen verletzt.
Kopenhagen, 17. August. (W. T. B.) Nach Mit⸗ theilung der „Berlingske Tidende“ trifft die Prinzessin von Wales am nächsten Sonnabend hier ein. Die Ankunft des Kaisers und der Kaiserin von Rußland sowie der Königin von Griechenland wird am Montag oder Dienstag nächster Woche erwartet.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 17. August, Morgens 8 Uhr.
9 1.
Mittelwerthe.
Stationen. Wind. Wetter.
land mweist wieder Regen gefallen, 20 mm zu Königs— berg, 238 zu Wustrow; an den deuschen Küsten, sow'e am Bodensee fanden gestern Gewitter statt. Die Temperatur liegt daselbst fast überall unter dem
Belle Alliance Theater.
siten, Beleuchtungseff ecten ꝛc. Deutsche Seewarte.
Temperatur in O Celsius o C. — 409
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp.
red. in Millim.
. n
Regen 2 bedeckt 1Regen 2 bedeckt 2 heiter
Mullaghmore 748 SS Aberdeen. 7269 SO Christiansund I61 NO Kopenhagen. I57 NND Stockholm. 757 NO Haparanda . 2.61
St. Petersburg 758 Lhalb bed.
Cort Sueens⸗
m . 4 Regen Cherburg .. 1.763 2 wolkig
, , , , . 3 halb bed. 1) Samburg .. 759 3 bedechꝰ?) Swinemünde 757 3 wolkig?) J 754 3 wolkig?)
Memel .. 753 2 wolkig?)
,, L wolkenloß 15 Münster .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz Berlin ..
762 2 heiter 11 Breslau..
763 4 wolkig 17 7163 still balb bed. 16 764 2 wolkig 763 3 bedeckt / 7589 4 Regen 760 4 balb bed. 15 2 wolkenlos 17
13 Dienstag:
Ile d' Aix D. Findeisen. Nizza
i — 766 1 eiter 20 i Nachts Regen. ) Gestern Mittag Gewitter, Auftreten erster Gesange⸗ und Instrumental ⸗ Künstler.
Nachm. und Abends Regen. I) Abends und Nachts starker Regen. ) Nachts Regen. 3) Gestern Nachm. stel ing ? br. Gewitter, Abends und Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Ein neues tiefes Minimum ist westlich von Ir land erschienen und bat seinen Wirkungskreis bereits über die britischen Inseln ausgebreitet, wo mäßige bis steife südwestliche bis südöstliche Winde eingette⸗
ostwärts fortschreitenden Depressionsgebietes das Ba- rometer wieder gestiegen und bat? die Bewölkung Juan, etwas abgenommen, indessen dürfte eine Besserung des Wetters nicht zu erwarten sein, da sich die De! Abends bei
wärts ausbreiten wird. Seit gestern ist in Deutsch⸗
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. die Königlichen Theater geschlossen. — Mittwoch: Opernhaus. 154. Vorstellung. Der still halb bed. Ireischutz Oper in 3 Akten von C. M. von Weber. 1 ext zum Theil nach einem Volksmärchen; Der Mehlaũ== 6 1 bededt Freischützn, von Friedrick Kind. Antang 7 Ubr. Schauspielhaus: Das Schauspiel hat Ferien.
Tessing⸗ Theater. Dienstag: Gleiches Recht. 4 in 4 Akten von Richard Grelling. Anfang
Uhr.
Mittwoch: Thermidor. Drama in 4 Akten von Victor Sardou.
Die nächste Aufführung von Am Tage des Gerichts findet am Freitag statt.
16 2 2 2 2 .
1 Triedrich — Wilhelmstädtisches Theater. Direktion: Gmil
Male: Der alte 19. Male: Im fiebenten Himmel.
Defsaner. Sperette von M. Henschel. Musik von Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren
r n. In Scene gesetzt vom Regisseur Musik von Johannes Dorbber.
Epstein. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. vom Im prachtvollen Park: Großes Doppel Concert.
Zum vierten
Anfang des Goncerts 6 Uhr.
Mitiwoch im Theater: Der alte Defsauer. Im Park: Großes Doppel⸗Concert Gesangt⸗ und Instrumental⸗Künstlern.
Aroll's Theater. Dienstag: Margarethe.
t d. Deutschland ist auf der Rückseite ei (Faust; Hr. Emil Götze, als Gast.) , hd, Sh. et schland in. anf der ene eie Gh ne ; Benin bes en säabrade. Dou
brillanter vresston im Westen böchitwabrfcheinlis rasch sst. desselben. Anfang bz. der Vorstellung? Uhr.
der Residen;): Großes des ganzen Garten ˖ Etablifsements.
Ubr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst - Theater.
Anfang 75 Uhr.
Thomas -Theater. Alte Thomas.
Direktor Emil Thomas. Mittwoch: Dieselbe Voꝛrstellung. Der Sommergarten ist geöffnet. Anfang der Vor⸗
Dienstag: Zum 19. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen. Ballets, Waffen ⸗Requi⸗ Jung⸗Deutschland zur See. Großes Ausstattungs-Jeitbild in 4 Akten (7 Bildern) von Ernst Niedt. Im 6. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: Großes Pferderennen auf der Bühne von lebenden Pferden.
Im prachtvollen, glänzenden Sommergarten (vor- nebmstes und großartigstes Sommer ⸗ Gtablissement
Anfang deg Concerts 6 Uhr. Anfang des Theaterz
Dienstag: 185. Male: Unsere Don Jnuans. in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Bw)
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. In Vorbereitung: Der große Prophet. Der Sommer ⸗Garten ist geöffnet.
Jakobstraße Dienstag:
In Scene gesetzt Anfang 77 Uhr.
Willy Krüger (Berlin). — Frl Marie Schmidt mit Hrn. Fabrikbesitzer Adolf Mirisch (Lüben— Ohlau). — Frl. Marie von Trauschenfels mit Hrn. Oberlehrer Dr phil. Martin Braeß (Her- mannstadt Dresden). — Frl Johanna Degen⸗ hardt mit dem wissenschaftlichen und Turnlehrer Hrnu. D. Georg Kroß. — Frl. Jenny Jobl mit Orn. Eymn«siallehrer Dr. phil, Hermann Pullig (Berlin). — Frl. Martha Gumpel mit Hrn. Gutsbesitzer Ernst Hamann auf Borghoirst bei Gettorf (Berlin).
; . I⸗Concert. Auftret . ; ⸗ Dienstag bleiben faͤmmtlicher . tue r , Verebslicht; Hr. Lieutenant Paul Freibsrr zon
Hoverbeck, genannt von Schoenaich, mit Frl. Stevbani Broedermann (Hamburg). — Hr. vratt. Arzt Dr Jobannes Catejan mit Frl. Käthe Milner (Bonn — Groß Lichterfelde)ẽ — Hr. Dr. med et phil. Arthur Heffter mit Frl. Elsa Schwabe (Leipzig). Geboren: Ein Sobn: Hrn. Diakonus Pr. Ser- Zum rich (Chemnitz. — Hrn. Regierungk Rath Rodatz (Köln). — Hrn. Ingenieur C. Berndt (Gadder⸗ baum. — Hrn. Pfarrer Otterski (Drengfurth). brn. Apotheker Sümmermann (Stolzenau a. — Eine Tochter: Hrn. Prem. Lieu⸗ tenant Frbrn. von Rbeinbaben (Frankfurt a / D). — Orn Hauptmann Sceabell (Saarburg). — Hrn. Ritter gute besitzer Paul Rieger (Nabrten). Gestorben: Hr. Oberst⸗Lreutenant August Bender⸗ mann. — Hr Major von Wolfradt (Lockstedter⸗ Lager). — Hr Gutsbesitzer Hermann Behrendt 30. (Jaxen). — Hr. Justiz Rath Fr. Reimmonn gum (annover).! — Hrn. Landrath Heinichen Sohn (Soltau). — Hr. Hotelbesitzer Moritz Rede (Berlin). — Hr. Geh. Kanzlei ⸗ Rath a. D. Gott lieb Rüdiger (Berlin). — Fr. Hauptmann Toni Schoenbeck, geb. Stosch (Lübben). — Fr. Haupt mann Minna Liedke, geb. Geiseler (Berlin). — Fr. Rittergut besitzer Auguste Ackermann, geb. Uttech (Schloß Langenöls) — Verw. Fr. Ritter ˖ gutsbesitzer Karoline Strutz geb. Wünsche
Gesangpoñe
Posse mit
Auftreten von
wissenschaftlichen Theater. zettel.
Urania, Anstalt für volkstbümliche Naturkunde. Am Landes Aug stellungs ˖ Park (ebrter Babnbof) Geöffnet von 1—11 Uhr. Täglich Vorftellung im Nähere die Anschlag⸗
Dresden⸗ — Verw. Fr. Geh. Sanitäis Rath Cäcilie Oauck, geb. Kothe (Berlin). — Fr. Amts- richter Louise Meine, geb. Schmuck (Kalvörde).
Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor.
m ¶Quey—ä—ůKiů—iKãiᷣͥ— „yauͤ,)ᷣðRweł d, e, er, lin:
elektrischer Beleuchtung
Familien⸗Nachrichten.
Täglich? „Großes Concert- im Sommergarten, Verlobt: Frl. Elise Wehl mit Hrn. Hütten— meister Rudolrh Köbler (Breslau). — Frl. Marie . Enke mit Hrn eand theol Paul Müller (Pegau). — Frl. Elfriede Cornelius mit Hrn. Dr ppil.
Verlag der Expedition (Scholy.
Drug der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).
(136551)
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeiger.
M R92.
Die Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General⸗Feldmarschalls Grafen Moltke.
Der Oberst- Lieutenant von Leszczynski vom Nebenetat des Großen Generalstabes kündigt in der jüungsten Nummer des „Militär⸗-Wochenblattes“ das Erscheinen der Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des General: Feldmarjchalls Grafen Helmuth von Moltke“ (Verlag von Mittler u. Sohn, Berlin), wie folgt, an:
Im Laufe dieses Monats noch wird der zrerst fertig gestellte Band der von der Familie von Moltke unternemmenen Veröffent⸗ lichung der gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des ver⸗ ewigten Feldmarschalls im Buchbandel, erscheinen. Er tritt, obgleich nach dem Gesammtylan der Pablikation der dritte in der Reibe, als erster in die Deffentlichkeit, weil sein Inbalt, der Haupisacke nach eine kurzgefaßte Geschichte des Krieges 1370/71, Fruckreif bereit lag. Der Feldmarschall hatte diese Gesckichte im Frühjahr 1837 begannen und sie Anfang 1888 beendet, Die Ver⸗ änlaffung zu ihrer Entstehung gaben Gespräche mit seinem Mfen, dern ibm als Adjutanten beigegebenen Major von Moltke. Dieser hatte wiederbolt versuckt, den Feldmarschall zur Aufzeichnung von Erinnerungen aus seinem Leben zu bewegen, war aber stets entschie⸗ dener Ablebnung begegnete. Alles, was ich Sackliches geschrieben babe und was des Ausbebens werth ist, liegt im Archiv des General⸗ stabes; meine persönlichen Erinnerungen sind besser mit mir begraben“, batte der Feldmarschall erwidert und seinem Widerwillen gegen das Niedersckréiben von Denkwürdigkeiten unverhohlen Ausdruck gegeben. Gr war der Arsicht, der Memoirenschreiber laufe leicht Gefahr, der perssnlicken Eitelkeit zu fröbnen und große geschicktliche Thatsachen und Personen subjektiv, daher möglicherweise kleinlich, ungerecht und falsch aufzrfassen. Als er von Neuem gebeten wurde, über den Krieg 1570 71 schrijstliche Mittheilungen zu wachen, entgegnete er seinem Neffen: Ihr habt ja die vom Generalstabe berausgegebene Geschichte des Feldzuges, da steht ja Alles drin, fügte aber freilich hinzu: sie ift für die große Menge der Leser zu detaillirt und fachmännisch ge— schrieben, man müßte sie einmal auszugsweise bearbeiten.“ Als er nun am nächsten Morgen das Generalstabswerk, auf seinem Schreib—⸗ tisch bereitgelegt, vorfand, machte er sich stillschweigend an die Arbeit, ein? Riesenarbeit für einen Siebenundachtzigjäbrigen, und führte sie obne Unterbrechung so zu Ende, wie sie jetzt aus einem Gusse vorliegt. Er bändigte sie seinem Neffen ein und ist dann niemals wieder mit einem einzigen Wort darauf zurückgekommen. ;
Des Feldmarschalls Absicht war es demnach, eine gedrängte Darstellung des Krieges zu geben, und zwar lediglich an der Hand des Generalstabswerkes. Unwillkürlich und unumgänglich aber mu während der Arbeit sein Standpunkt, der des Chefs des Generalsta der Armee, in den Vordergrund treten und das Werk sich zu ei folchen Schilderung der Ereignisse vertiefen, wie diese aus den Absicht und Zielen der höchsten le tenden Stelle sich eniwickelten und in ihrem urfächlichen Zusammenhang erkannt wurden. Auf diese Weise hat der Feldmarschall ein Werk geschaffen, das den Stempel seines Geistes trägt und das in seiner erbabenen Einfachheit und krystall hellen Klarheit mit allem Recht als volkstümlich bezeichnet werden kann. Sein Inhalt, an dem kein Wort zu wenig, keines zu viel ist und jedes an der richtigen Stelle steht, bringt alles Wissenswerthe in einer Gestaltung, die es für Jedermann, mag er sein, wer er wolle, belehrend und faßlich macht, derart, daß kein anderes Werk über den Krieg vor äbnlichem oder weit bedeutenderem Umfange auch nur annäbernd den Vergleich mit diesem auszubalten vermöchte. Dabei hält es an einem Grundsatze fest, den der Feldmarschall gelegentlich seinem Neffen gegenüber ausgesprochen bat und der von der edlen Denkweise des großen Todten erneutes Zeugniß ablegt. Er sagte nãmlich: Was in einer Kriegsgeichichte vublizirt wird, it stets nach dem Erfolge appre— tirt, aber es ist eine Pflicht der Pietät und der Vaterlandsliebe, ge⸗ wiffe Prestigen nicht za zerstören, welche die Siege unserer Armee an beftimmte Persönlichteiten knüpfen.“ ö
Soviel für jet über die Geschickte des Krieges 187071. fin sich in dem demnächst erscheinenden Bande ein eldmarsckall ebenfalls seinem Neffen eingebändigter ? den angeblichen Kriegsrath in den Kriegen König I., der im Jahre 18581 aus Veranlassung eines voetischen pon Fedor von Körpen: Männer und Thaten“ geschrieben Ein Theil dieses Auffetzes ist bereits von Heinrich von Treitschke, er Feldmarschall diesen Theil oder Auszug seiner Zeit zur Ver⸗ g geftellt hatte, in der Münchener Allgemeinen Zeiturg! vom Mal d. J. veröffentlicht worden. Nunmehr liegt er vollständi und fäbrt den Nacha eis, daß ein Kriegsrath des Königs mit den tralen feiner Umgebung niemals, weder 1866 noch 1870 71 statt
das vielmehr stets und unter allen Umständen der König
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groß 1 9a deutlich erkennbar ist ein starkes Band seelis Verwandtschaft zwischen Beiden, das den Sehn antrieb, Plane und Befstrebungen, seine Freuden und r Mutterherzen anzuvertrauen. Mag der auf knappes gewiesene Lieutenant seine Jugendarbeiten nickt gebührend gewürdigt glauben, mag der gereifte Mann an den Ufern des Bosporus sich der Schönbeiten einer südlichen Natur erfreuen oder sich in die tausenjäbrigen geschichtlichen Erinnerungen Koastantinopels und der kleinasiatischen Küste vertiefen, immer ist es die Mutter, die er zur Vertrauten macht, weil er sicher ist, in Allem, was er empfiadet und denkt, eingebendstes Verstandniß zu finden. Seinen Brüdern und Schwestern ist er der beste Freund; sein vielbegehrter Rath trifft steis das Rechte, und zum Rath fügt sich schnell die Liebesthat. So erscheint er schen in jangen Jahren als der Mittelpunkt der Familie, und diese Bedeutung gewinnt sein ganzes fernereg Leben in immer höherem Maße. Die vielen Hunderte von Briefen an Neffen, Nichten und deren Kinder geben weiteres Zeugniß davon, wie stark in ihm der echt germanische Zug des Familiensinnes entwickelt war; durch ihn wurde er zu, einem wirk, fichen Patriarchen, einem Familienhaupt im böchsten Sinne, obwobl die Vorsehung ibm das heitzgewünschte Glück versagt hatte, eigene Kinder zu besitzen.
Abgeseben von diesem, zur Zeit in weiteren Kreisen noch wenig bekannten Zuge, der deshalb hier eingehender erörtert worden ist, geben die eben erwähnten Briefe, die zur Veröffentlichung ge⸗ langenden Tagebuch ⸗Aufzeichnungen und die Correspondenjen mit anderen Persönlichleiten Gelegenheit, die universelle Bildung, den durchdringenden Verstand, den feinen Takt in allen Lebenslagen
2
Berlin, Montag, den 17. August
das lebhafte Interesse für alle, Zeit und Menschen bewegenden Tagesfragen und Ereignisse, den köstlichen Humor und di Auffassung seiner Stellung zu seinen Mitmenschen aufs
zu bewundern. Wohl weisen die vorbandenen Veröffe lichungen, die „Briefe über Zastände und Begebenheiten in Türkei und das Wanderbuch“, schon diese Vorjüge auf, aber werden in noch weit höherem Maße erkennbar wer
respondenz, die sich über einen Zeitraum von mehr
erstreckt und die Lehr⸗ und Wanderjabre wie die Meisterjabre g mäßig umfaßt. Daß auch die Aufzeichnungen zur Lebensgeschichte u die Denkwürdigkeiten und Erinnerungen an ihn vieles Neue und Be— deutende bringen werden, läßt sitz schon jetzt überseben; möchte doch ron recht vielen Seiten noch dazu beigetragen werden, die Erinne⸗ rungen so reichhaltig wie möglich zu gefstalten.
So wird das Ziel, welches die Familie bei der gamen Ver⸗ sffentlichung sic gesteckt hat: ein Werk der Liebe für den Vollendeten zu schaffen und zugleich dem ganzen deutschen Vol ik für die unzähligen Beweise der Verehrung bei dem letzten Fe ebens und bei seinem Hinscheiden abzustatten, dies Ziel wird vollkommen, ja über Erwarten erreicht werden.
5.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Die Hypothekenbewegung im preußischen Staate.
In dem ersten Halbjahrheft der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ 31. Jahraang 1891) werden Mittheilungen über Eintragung und Löschung von Hypotheken im Jahre 1839,90 veröffentlicht. Mit diesen Mit— theilungen läßt sich nunmehr ein Zeitraum von vier Jahren übersehen, in welchem, zufolge einer Anregung des König— lichen Landes-Oekonomiekollegiums, alljährlich bei den Amts— gerichten und Hypothekenämtern Ermittelungen über die Be— wegung der Hypotheken in den städtischen und ländlichen Be— zirken Preußens angestellt worden ind.
Nach den Ermittelungen des Jahres 188999 sind in den städtischen Bezirken während dieses Jahres 1 434 536 513 46 Hypotheken neu eingetragen und 610 914097 „6 gelöscht worden. Dagegen wurden in den ländlichen Bezirken 651 932 579 S6 Hypotheken eingetragen und 472 890 611 46 gelöscht. Die Eintragungen neuer Hypotheken übersteigen also die Löschungen in den städtischen Bezirken um Sl4 58 Millionen Mark, in den ländlichen um 179, 13 Millionen Mark.
Bevor auf eine Würdigung dieser Zahlen eingegangen wird, mag ein Vergleich mit den Ergebnissen der Hypotheken⸗ bewegung in den Vorjahren gezogen werden.
In den städtischen Bezirken haben im Jahre 1886,87 die Eintragungen 1004,‚81 Millionen Mark, die Löschungen 570,52 Vällionen Mark, der Ueberschuß der Ein⸗ tragungen also 43429 Millionen Mark betragen. Im Jahre 1887 88: Eintragungen 1128,05 Millionen Mark, Töschungen 561,B27 Millionen Mark, der Ueberschuß der Eintragungen also 566,78 Millionen Mark. Im Jahre
Eintragungen 1348,40 Millionen Mark, Löschungen 624,41 Millionen Mark, der Ueberschuß der Ein— tragungen also 723,99 Millionen Mark. J
In den ländlichen Bezirken haben im Jahre 18536. 57 die Eintragungen betragen (24,165 Millionen Mark, die Löschungen 491 Millionen Mark, der Ueberschuß der Ein— tragung en 133,15 Millionen Mark. Im Jahre 1857,88: die Eintragungen 567,62 Millionen Mark, die Löschungen 479,50 Millionen Mark, der Ueberschuß der Eintra— gungen also ss 03 Millionen Mark. Im Jahre 1838 3809: die Eintragungen 583,12 Millionen Mark, die Loöschungen 462,19 Millionen Mark, der Ueberschuß der Ein— tragungen also 121,02 Millionen Mark.
Das Jahr 1889.90 weist also bei den städtischen wie bei den ländlichen Bezirken den größten Ueberschuß der Ein— tragungen über die Löschungen auf.
Was speziell die städtischen Bezirke anbetrifft, so hat sich in dem gedachten vierjährigen Zeitraum die buchmäßige Belastung, die von 43429 auf 566,78, weiter auf 723,99 und schließlich auf 14538 Millionen Mark stieg, inszesammt um 2539 54 Millionen Mark vermehrt; das Jahr. 1889 90 hat beinahe eine doppelte Mehrbelastung im Ver— gleich zum Jahr 1886 87 ergeben. Von der ge— sammten Mehrbelastung des städtischen Grundbesitzes im Be— trage von 2559,64 Millionen Mark während jenes vierjährigen Zeilraums fällt beinahe die Hälfte im Betrage von 1231,91 Millionen Mark auf den Bezirk des Kammergerichts zu Ber— lin. Dieser eine Beiirk allein hat für den städtischen Grund— besit in den vier Jahren eine Mehrbelastung ergeben, welche mehr als 21 mal so groß ist wie die Mehrverschuldung des gefammten ländlichen Grundbesitzes in Preußen in den vi Jahren (521,34 Millionen Mark). Was speziell Berlin (Lan gericht I) anbetrifft, so hat dessen Mehrbelastung sich im Jahre 1689,90 allein auf 256 Millionen Mark, d. h. auf mehr belaufen, als die in demselben Jahre sich auf 179 Mil⸗ lionen Mark belaufende Mehrbelastung des gesammten ländlichen Grundbesitzes in ganz Preußen! Die Zeitschrift des Königlichen Statistischen Bureaus bemerkt indeß hierzu: „So ung heuer die Steigerung der Mehrbelastung des städtischen Grundbestßs= ist, so läßt sich eine Zunahme der verhältnißmäßigen Verschul⸗ dung des städtischen Grundbesitzes aus derselben noch nicht ohne Weiteres folgern, da anerkanntermaßen der Bodenwerth des letzteren im Allgsmeinen sowohl wie ganz besonders in Berlin und den Nachbarstädten während der letzten Jahre eine ganz beträchtliche, ziffernmaäßig freilich nicht sicher nachweis bare
höhung erfahren hat.“ ö 3 Erht ens er n, er, des ländlichen Grundbesitzs ist gleichfalls eine stetig forischreitende gewesen, nur an dem Jahre [7838 mit feiner guten Ernte war ein verhältnißmäßiges Zurückbleiben zu beobachten. Insgesammt hat die Mehr⸗ delastung, die sich aus den Zahlen 133,16 . 88,030 4. 121,0 179, 13 Millionen Mark zusammensetzt, in dem in Rede stehenden vierjährigen Zeitraum 521334 Millionen Mark be⸗ tragen. Der Verkaufs werth des ländlichen Grundbesitzes ist aber bekanntermaßen nicht gestiegen, sondern gesunken; aber selbst bei gleichgebliebenem Verkaufswerth dürfte noch
1891.
ziemlich sicher auf einen gesunkenen Ertragswerth geschlossen werden, weil es bei dem erniedrigten Zinsfuße eine geringere Rente ist, welche den gleichen Kapitalwerth darstellt. Dem steht nun freilich ganz zweifellos eine beträchtliche Ersparniß an Zinsen gegenüber. Indeß läßt sich über die wirthschaftliche Bedeutung der Mehrbelastung kein abschließendes Urtheil fällen, so lange die Gesammtverschuldung des ländlichen Grundbesitzes und deren Verhältniß zum Bodenwerth nicht feststeht.
Gehen wir auf die Ergebnisse der Hypothekenbewegung in dem letzten Berichtejahre (1889 90) näher ein, so sind in den Ermittelungen dieses Jahres zum ersten Mal, seitdem über die Hypothekenbew egung alljährlich berichtet wird, die in Folge von Zwangsversteigerungen gelöschten Posten be— sonders aufgeführt. In den städtischen Bezirken belaufen sich bei einer Gesammtsumme der Löschungen von 670 Millionen Mark die auf Zwangsversteigerungen beruhenden auf rund 30, in den ländlichen Bezirken bei einer Gesammtsumme der Löschungen von 472 Millionen die auf Zwangsversteigerungen beruhenden auf rund 36 Mllionen Mark. Die Zwangsver⸗ steigerungen haben also in verhältnißmäßig höherem Maße bei den Löschungen des ländlichen Besitzes eine Rolle gespielt. Namentlich in den östlichen Provinzen sind die
treise zahlreich, in denen der ländliche Grundbefitz zum großen, mitunter sogar überwiegenden Theile nicht durch wirthschaft— liche oder familienrechtliche Erwerbungen seiner Eigenthümer, sondern im Wege erzwungener Eisetzung derselben durch neue, besser gestellte Besitzer von seinen Schulden befreit wird. In den Bezirken der O zu Königsberg, Berlin und Stettin k
Marienwerder fast ein Fünftel Löschungen auf Zwangsversteigerungen. Namentlich find es die Kreise auf der Höhe des uralibaltischen Höhenrückens, bei welchen die „Entlastung“ großentheils oder gar überwiegend im Zwangs— versteigerungz verfahren vor sich geht. In den städtischen Be— zirken dieser Landestheile ist der Antheil der bei Zwangs⸗ versteigerungen erfolgten Löschungen ein geringerer; doch hat der Bezirk des Kammergerichts, insbesondere Berlin und Um— gegend, der überhaupt eine ganz außerordentliche Bewegung der städtischen Hypotheken hat, ziemlich starke Löschungen bei Zwangsversteigẽrungen aufzuweisen. Im Verhältniß zu den TVöschungen überhaupt bleiben aber diese Zwangsversteigerungen immer noch erheblich hinter denjenigen in den ländlichen Bezirken von Ostpreußen, Westpreußen und Vommern zurück. Die Berichte der Amtsgerichte, welche den Mittheilungen über die Hypotheken⸗ bewegung beigefügt sind, machen zum Theil auch Bemerkungen über die Ursachen. Aus diesen ergiebt sich, daß die außer— ordentliche Zunahme des Ueberschusses der Eintragungen über die Löschungen im Jahre 1389,90 einmal auf die Mißernte in vielen Kreisen zurückzuführen ist, sodann aber, daß die Zu— nahme der Eintragungen in den meisten Theilen des Staats⸗ gebiets, namentlich im Westen, wesentlich mit der Er— leichterung des Realkredits zusammenhängt und insofern auch keine Verschlechterung der Lage des Grundbesitzes be— deutet. Uebereinstimmend wird ferner die Zunahme der Be— lastung auf die Eintragung von Erbtheilen und Restkauf— geldern zurückgeführt. Das Statistische Bureau faßt das Gesammtergebniß des Jahres dahin zusammen, daß die Ent⸗ wickelung im Allgemeinen, wie schon im Vorjahre, im Westen eine bessere, im Osten dagegen eine ungünstigere gewesen ist.
Zur Arbeiterbewegung.
Das Centralblatt der sozialdemokratischen Partei „Vor wärts“ veröffentlicht den ers Abschnitt des „Berichte der sozialdemokratis Partei Deutschland.« zum internationaler Arbeiter kongreß in Brüssel
ͤ MGaerntfs . s z 6 ; . in Deutschland“; schnitt behandelt die ;
b der letzten Jahre auf sozialpolitischem Gebiet in dem be— kannten Ton.
Gestern Vormittag fand internationalen sozial kongresses in der „Maison Länder waren zahlreich eingetr land Bebel, Liebknecht und In rede wurde, wie „W. T meldet, Ausdruck gegeben, daß man alle und Spaltungen bei Seite lasse lich mit der Lösung der sozialen Frage a Rach einem Telegramm der „Frkf. Ztg.“ begrüßte der list Verrycken Versammlung mit dem um ersten M sozialistischen Fraktionen
ß ; Kongreß werde sich nicht mit theoretischen, sond praktischen Fragen beschäftigen, welche sich auf die Befreiung des Proletariats beziehen. D eiterführer Vol ders bezeichnete
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Hinweis, daß
Brüsseler Sozia 3 in einem Kongreß vereinigt
Der Brüsse ler Arbei den alle Nationalitaten vereinigenden Kongreß als eine bereits gewonnene Schlacht; er theilte die Geschäftsordnung des Kon— gresses mit und sprach die Hoffnung aus, der Kongreß werde den Beginn einer neuen ruhmvollen Aera für die Partei be— zeichnen! Beide Reden wurden von Liebknecht ins Deutsche, von Frau Aveling-Marx ins Englische übersetzt. Hierauf ver— fammelten sich alle Nationalitäten, jede in besonderem Saale, Behufs Prüfung der Mandate. Nachmittags 3 Uhr fand die zweite Sitzung des Kongresses Behufs Konstituirung des Bureaus durch von den einzelnen Nationen ernannte Delegirte statt. Vaillant, ehemaliges Mitglied der Pariser Kommune, und der deutsche Reichstags-Abgeordnete Singer wurden als gemeinsame Präsidenten dieser Sitzung ernannt. Vaillant wies auf die symbolische Bedeutung dieser Wahl hin: Arbeiter zweier feindlichen Nationen reichten sich brüderlich die Hand, um gegen die die Völker verhetzenden Bündnisse zu Gunsten des Weltfriedens zu protestiren, den das inter⸗ nationale Proletariat mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Singer sprach im gleichen Sinne. Hierauf fand die Verifikation der Mandate im Plenum des Kongresses statt. Volders theilte mit, die belgische Partei habe die Anarchisten
vom Kongreß ausgeschlossen.