Wie bereits in Nr. 191 des „R. u. St.⸗A.“ mitgetheilt, sind durch Verordnung des Kaiserlichen Statthalterz, vom 19. August d. I, mehrere Vorschriften des Regulativs über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdien st abgeändert worden. Die wesentlichste dieser Aenderungen ist der Wegfall der einjährigen Beschäftigung als Referendare im Verwal tungsdienst. Der Vorbereitungsdienst findet in Zukunft nur bei den Ge— richten, der Staatganwaltschaft und den Rechtsanwälten statt. Seine einzelnen Abschnitte entsprechen der in Preußen seit dem Jahre 1888 bestehenden Einrichtung. Die Beschäftigung beim Amtsger cht erhöht sich für deren beide Abschnitte von je 6 auf je di Monate, die bei dem 6 und der Staats anwalt⸗ schaft des Landgerichts von 12 auf ĩ6 Monate; für zwei Monate ist über die Verwendung der Vorbereitungszeit keine besondere Bestimmung getroffen. Bisher war es der Entscheidung des Ministeriums überlassen, für Referendare, deren Universitäts⸗ studium mindestens 3i / Jahre betragen hat, den Vorbereitungs⸗ dienst um 6 Monate herabzusetzen. In Zukunft tritt diese Herabsetzung für Referendare, die ein Rechtsstudium von 31½ Jahren nachweisen, von Rechtswegen ein. Der zweite Abschnitt des amtsgerichtlichen Vorbereitungsdienstes mindert sich dann von 9g auf 5 Monate; die zwei Monate, über deren Verwendung hinsichtlich der anderen Referendare nichts bestimmt ist, fallen weg. Gegenstand der Staatsprüfung ist auch in Zukunft das geltende öffentliche und Privatrecht. Neu ist die Bestimmung, daß das öffentliche Recht einschließlich der Grundlagen des Ver— waltungsrechts, also nicht mehr das gesammte Verwaltungs⸗ recht, Gegenstand der Prüfung ist. Ueber die Kenntnisse im Ver⸗ waltungs recht ist nicht mehr, wie bisher, eine besondere Note zu er⸗ theilen. An den Vorschriften, welche über die Befähigung zur An— stellung im höheren Verwaltungsdienst bestehen, ist dadurch nichts geändert. Neu ist ferner, daß bei der Bestimmung des Dienstalters der Gerichts⸗Assessoren die Zeit, während welcher ein Referendar in Folge militärischer Dienstleistungen (als Einjährig Freiwilliger, durch Einziehung zu Uebangen 2c dem Vorbereitungsdienst entzogen war, soweit sie nicht auf diesen angerechnet worden ist, durch Fesisetzung eines entsprechend früheren Dienstalters berücksichtigt werden kann. Auf die Ausbildung und Prüfung der Referendare, die bereits vor dem 1. August 1891 die Be⸗ schäftigung im Verwaltungsdienst angetreten haben, finden die neuen Vorschristen, wie schon erwähnt, keine Anwendung.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wien, 19. August. Die Festartikel, welche alle Zeitungen zum gestrigen Geburtstage des Kaisers brachten, weifen darauf hin, daß in der Person des Kaisers alle Länder und Völker der österreichisch'ungarischen Monarchie den Mittel- punkt ihrer patriotischen Gefühle finden. In diesem Sinne schreibt das „Frdbl.“: ;
Der Tag des Kaisers ist ein großer Tag für die Völker und das Reich; er ist geweiht der Huldigung für einen Monarchen, der uns ein 6 des Friedens, ein milder und guter Fürst ist; er ist ein Tag des
riedens, weil in der Huldigung für unseren Herrscher aller Streit verstummt, weil an diesem Tage Friede und Eintracht einkebren in allen Gauen des Reichs, weil an diesem Tage das Band brüderlicher Liebe Alle umschlingt, welche wohl im Alltagsleben der Hader der Parteien und Fiektionen entzweit. All -Oesterreich lebt auf an diesem Feiertage; wir sehen es wieder mit patriotischer Freude, und jede Sorge um die Gegenwart und Zukunft schwindet unter dem mächtigen Eindrucke dieser Erscheinung. Die Verkörperung All - Oesterreichs ist ja unser geliebter Kaiser.
Der russische Staaterath Petr, der (wie gestern an dieser Stelle erwähnt wurde) am Sonntag in der Prager Ausstel lung auf der Orgel demonstrativ die russische Volks— hymne gespielt hat, ist, wie das „Frdbl.“ nach der „Narodni Listy“ mittheilt, vom Polizei-Direktor Steyskal vor— geladen und von diesem aufgefordert worden, bis heute Mittag 12Uhr bestimmt Prag und Oesterre ich zu verlassen. Wie dem Wolff'schen Bureau aus Prag gemeldet wird, wurden vier als Rädelsführer bei den anläßlich der Anwesenheit der russischen Gä ste auf dem Ausstellungsplatze stattgefundenen Ausschreitungen verhaftete junge Burschen mit Polizei— strafen von drei bis sieben Tagen AÄrrest belegt.
Großbritannien und Irland.
Das französische Geschwader passirte gestern Nach⸗ mittag 4 Uhr 20 Minuten Spithead und . . mit dem englischen Geschwader Geschützsalven. Das Wetter war prächtig und die Rhede mit zahlreichen Schiffen angefüllt, auf denen Tausende von Zuschauern das französische Geschwader mit lebhaften Zurufen begrüßten.
Der Standard“ schließt seine Begrüßung der fran⸗ zösischen Flotte mit den folgenden Sätzen:
Admiral Gervais und seine Offiziere und Mannschaften werden sich sicherlich davon überzeugen können daß es in England keine kriegerischen Leidenschaften giebt, daß wir keine Gedanken hegen, die mit der Größe Frankreichs unvereinbar sind, sondern nur Ge— fühle, die sich in friedlichin Salutschüssen, freundschaft lichen Festmäblern und unbeschränltem Austausch der Sym⸗ pvathie ausdrücken lassen. Nachdem unsere ritterlichen Gäste von unserem Sor verän empfangen und von den Marine⸗ und städtischen Behörden von Portsmouth bewirthet worden sind, werden sie reichliche Gelegenheit haben, London zu besuchen und hoffentlich nur angenehme Eindrücke von den Ge⸗ füblen, welche die Engländer gegen sie hegen, mit nach Hause nehmen. Eher ein Zufall als Absicht hat den Besuch ver⸗ anlaßt. Es wäre, der größte Febler von der Welt, zu glauben, daß die Einladung, welche das Geschwader so herzlich an genommen bat, einem tiefen politischen Beweggrund entsprang. Man bört beutigen Tages so viel von Bündnissen und Verbündeten. Für uns haben solche Worte keine Bedeutung. Wir sind mit jeder Nation verbündet, welche leben und leben lassen als Losung besitzt. Wir können uns nicht mit Regierungen oder Nationen verbünden, die eine Verschwötung gegen unsere Rachbarn anjetteln. Sollte jemals ein Anschlag gegen Frankreich eingefädelt werden, so kann das fran= zösische Volk überzeugt sein, daß England nicht mitmachen wird.“
Der „A. C.“ zufolge ist es jetzt endgültig entschieden, daß die Königin fich am nächsten Freitag, Nachmittags 4 Uhr, auf der Yacht Victoria and Albert“ einschiffen wird, um das vereinigte französische und englische Geschwader zu besichtigen.
Wie der Berichterstatter der Times“ in Kalkutta meldet, hat die indische Regierung dem Staatssekretär für Indien vorgeschlagen, einen politischen Agenten nach Maͤnipur zu senden und denselben mit solchen Vollmachten , die jeden Zweifel ausschließen, daß Manipur ein Theil des indischen es ist.
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Paris, 19, August. Die heutigen Abendblätter heben den friedlichen Charakter der Flottenrevue in Port s⸗ mouth hervor. Der „Temps“ erblickt in derselben die noth⸗ wendige Ergänzung zu dem Kronstädter Besuch, welche darthue, daß das französisch-russische Einvernehmen die Friedenstenden; beider Länder nicht einschränke und keineswegs die Schaffung eines Dualismus zwischen den in zwei Felder getheilten euro⸗ päischen Mächten anstrebe. Das würde auch den Anschauungen Lord Salisbury's widerstreben.
Der König von Griechenland hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, dem Minister des Aeußern Rib ot, der gegen⸗ wärtig in Montreux weilt, und dem Minister des Innern Constans das Großkreuz des Erlöser⸗Ordens zugesandt.
Die „Mgdbg. Ztg.“ führt noch einige Reden an, welche von dem Vorfitzenden bei der Eröffnung der General—⸗ räthe gehalten wurden (gl. Nr. 193 d. BL). Der Senator Adrien Hébrard, der Direktor des „Temps“, sagte in Tou louse:
Da die innere Pelitik einer musterbasten, aber im monarchischen Europa fast allein stehenden Republik mit ihrer äußeren Polttik ver⸗ wachsen ist, so haben wir in dem Maße, als der Friede sich unter uns befestigte, unseren äußeren Kredit sich mehren sehen. Denn nicht dem in sich selbst gespaltenen Frankreich, sondern dem be— schwichtigten Frankreich gönnt die Welt ihre Achtung, gönnen große Mächte ibre Freundschaft. .
Der Akademiker und Abg. Méözières sprach in Meurthe⸗ et⸗Moselle:
Wir pflegen urs sonst nicht über den Umkreis der departe⸗
mentalen Geschäfte hinaus zu verirren; aber es ist nicht möglich, einer Strömung der öffentlichen Meinung entgegen zu treten, die das ganze Land mit fortreißt. Seit der letzten Tagung hat sich etwas zugetragen, was das Herz Frankreichs in seinen Tiefen erbeben ließ.. Wir haben gefühlt, daß Frank- reich nicht allein dasteht, wir haben erkannt, daß wir fortan in der Welt Freunde besitzen, die bereit sind, uns die Hand hinzustrecken... So wollen wir der Regierung der Rep blik dafür danken, daß sie dieses zarte Geschäft so gut leitete und Bande knüpfte, die, deß bin ich überzeugt, von Dauer sein werden. Als Gegensatz zu den in den französischen Zeitungen üblichen gegen deutsche Zustände und Personen gerichteten Aeußerungen führt die „Köln. Ztg.“ folgende AÄuslassung der in Bordeaux erscheinenden „Gironde“ an:
Es ist endlich an der Zeit, daß die verständigen Zeitungen ohne Unterschied der Partei gegen die Bummheiten, Ausschreitungen und Fehler einer gewissen Presse Einspruch erbeben; es ist Zeit, vor dem uns beobachtenden Auslande jede Gemeinsamkeit mit Leuten ab⸗ zubrechen, die aus Anlaß des Besuches unserer Flotte in Portsmouth uns das demüthigende und entebrende Aussehen eines Volkes von Rasenden geben.. . Aber nicht die Nation ist es, die durch den Mund dieser Verrückten spricht, es ist neben einigen aufrichtigen Narren der unvermeidlicke Haufe von Haschern, von Skandal und Lärmschlägern, von heruntergekommenen Menschen, die sich eine Stellung machen möchten. Die französische Nation, die französische Demokratie übernimmt weder die Verant- wortung für gewisse Deklamationen noch für gewisse Dummheiten.
Rußland und Polen.
Hing des Ssewastopoler Kriegshafens berichtet
der „Grashdanin“, daß die Arbeiten bereits 1892 in Angriff
enommen werden sollen; doch werde die Hauptarbeit erst ann , können, wenn die der russischen Handels- und Dampsschiffahrts⸗Gesellschaft gehörenden Werften in den Besitz des Marine⸗Ministeriums übergegangen sein würden, sowie nach endgültiger Ausgestaltung des Fesdossiaschen Handels⸗ hafens. Der Kriegshafen soll einer allerersten Ranges und mit . betreffenden Errungenschaften der Neuzeit ausgerüstet werden.
Der „Now. Wr.“ zufolge hat das Ministerium der Volks⸗ aufklärung die Zulassung der Frauen zum Apotheker⸗ beruf beschlossen, unter der Bedingung, ha die Aspirantinnen einen vierjährigen lateinischen Kursus (also Septima—Quarta inkl) durchmachen und das betreffende Examen bestehen.
Italien.
Den Kardinälen, welche ihm am 16. d. M. ihre Glück⸗ wünsche zum Namensfeste (Joachim) darbrachten, antwortete der Papst, wie der „N. Fr. Pr.“ berichtet wird: er nehme dieselben gern an und hoffe, diesen Tag noch einmal zu er⸗ leben; er fühle sich kräftig und habe fich selten so wohl be— funden wie diesen Sommer. Im Verlaufe des Empfanges wurden ausschließlich religiöse Angelegenheiten berührt.
Niederlande.
Das neue Kabinet ist, nach einem Wolff schen Telegramm aus dem Haag von gestern, nunmehr konstituirt und wie folgt zusammengesetzt: Inneres: Tak van Poortyliet; Auswärtiges: Van Tienhoven, bisher Bürgermeister von Amsterdam; Justiz: Smidt; Finanzen: Bank ⸗Präsident Pierson; Waterstaat, Handel und Industrie:; Ingenieur Lely; Kolonien: W. van Dedem; Krieg: Oberst⸗Lieutenant Seyffardt; Marine: Marine⸗Ingenieur Jansen.
Belgien.
Der (wie in Nr. 192 d. Bl. gemeldet) am Freitag voriger Woche in der Centralsektion der Kammer von dem Berichterstatter De Smedt verlesene Bericht über die Verfassungsrevision zerfällt in vier Theile. Im ersten Theile wird das allgemeine Stimmrecht ausdrücklich und vollständig verworfen, welches beseitigt werden müsse, weil die Mehrzahl derjenigen, welche es verlangten, es nicht als Endzweck verfolgten, sondern als Mittel, Bresche in die Institutionen des Landes zu legen, um die Verwirklichung der gefährlichsten sozialistischen Lehren zu erlangen; ferner weil in allen Ländern, wo das allgemeine Wahlrecht bestehe, die Beschränkung der Volksfreiheiten als nothwendige Folge sich erwiesen habe. Das Kapazitätswahl— recht verwirft der Bericht ebenfalls, weil es nicht hinreichende Sicherheit biete und gegenwärtig am Meisten in Verruf ge⸗ kommen sei, obgleich es auch vielen Arbeitern die Wahl⸗ berechtigung geben könne. Die Vertretung nach Interessen⸗ gruppen erscheine in seiner Anwendung zu schwierig. Anzu⸗ nehmen sei das auf den Wohnsitz zu gründende Wahlsystem, da es das äußerlich geeignetste Fuͤhlmittel für den Wohlstand und die Moralität der Arheiterfamilien biete und haupt fächlich dem Familienhaupt das Wahlrecht verschaffe. Was die Art der Durchführung der Verfassungsrevision betrifft, so ver⸗ theidigt der Bericht die Ansicht, daß die Auflösung der Kammer ohne eine vorhergehende Verständigung über das Wahlsystem, das an die Stelle des jetzigen zu setzen sei, mit der Verfassung im Widerspruch stehe. Im zweiten Theil des Berichts find die Debatten wiedergegeben, die von 1091 Abgeordneten in den Ver⸗ handlungen der 6. Kammer⸗Ausschüsse geführt worden sind. Die , der Verhandlungen des Central ⸗Ausschusses umfaßt der dritte Theil des Berichts, und der vierte ist eine
Darlegung des Wahlsystems auf Grundlage des W ;
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ls Bedingun der Durchsicht. 1 fordert er 44 2. Absti sicht eine Verhandlung hlgesetz auf Grund⸗ ingt erforderliche
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genommen; er hat sich au nd Rechtslehrer durch zahlreiche geh
. Türkei.
Die Frage betreffend die Entschädigun sforderun des russischen Botschafters in ö. ug Schiffes „Moskwa“ ist, wie man der „Frkf. Ztg.“ aus Kon stant ino pel schreibt, noch in der Schwebe, dürfte aber nächster Tage erledigt werden. Hr. von Neli do w machte zur Begründung seines Standpunktes, wonach die An⸗ haltung des russischen Schiffes durch den Festungs⸗Komman⸗ danten der Dardanellen nicht berechtigt gewesen sei, die Thatfache geltend, daß auf der Moskwa“ sich weder aktive Soldaten, noch auch Reservisten oder Urlauber, sondern völlig aus deni Dienste entlassene Mannschaften befunden hätten, die, wie es auch in anderen Staaten vorkomme, noch in ihren Uniformen nach Hause befördert wurden. Die in der Note des Hrn. von Nelidow erhobene Forderung einer Geldentschädigung stützt sich hauptsächlich auf den Umstand, daß durch die Anhaltung der Moskwa“, welche eine für den Markt von Nischni⸗ Nowgorod be⸗ stimmte Ladung Thee führte, auch ein materieller Schaden verursacht worden sei, da der Erstangekommene auf Theemärkten eine Prämie erhalte, sodaß aus Verzögerungen in der Beförderung von Theeladungen ein beträchtlicher Verlust erwachsen könne. Am. 14. d. M. passirte ein russisches Schiff mit Sträflingen an Bord die Meerengen. Dieser Transport ist im Sinne der anläßlich des Zwischenfalls mit der, Kostroma“ getroffenen Vereinbarung der Pforte vorher zur Kenntniß gebracht worden.
einen Ruf erworben.
Serbien.
Belgrad, 19. August. Namens der Regentschaft richtete Ristitsch ein Geburtstags⸗Glückwunsch⸗ Telegramm an den Kaiser von Oesterreich, in wel— chem er auf's Neue in wärmster Weise für den Empfang in Ischl dankt und dem Bestreben, mit dem Nachbarstaat freund⸗ schaftliche und aufrichtige Beziehungen zu unterhalten, Worte verleiht. Der Kaiser Franz Jo seph dankte dem, W. T. B.“ zufolge gleichfalls in einem Telegramm, in welchem er die een nen Eindrücke, die der Ischler Besuch bei ihm hinter⸗ lassen habe, betont und Serbien seiner freundschaftlichen und wohlwollenden Gesinnungen versichert.
Schweden und Norwegen.
(E) Stockholm, 17. August. Die General⸗Zoll⸗ verwaltung hat, wie „Aftonbladet“ berichtet, von allen . in den Städten des Reichs, nach welchen Ein⸗ uhr von Getreide statifindet, Angaben über die Einfuhr von Roggen, Weizen und Mehl während der Zeit vom 1. bis 15. August eingefordert.
Amerika.
Hanyti. Wie „R. B. aus New York meldet, hat sich in Port- au⸗Prince das nachstehende neüe Kabinet gebildet: Minister des Aeußern: Archin; Minister für . Arbeiten: Joseph; Kriegs⸗-Minister: Montas; Kultus-Minister: Apollon; Finanz Minister: Stewart; Minister des Innern: Pierre Louis. Bei Abgang des Telegramms war auf der Insel Alles ruhig.
Asien. n Paris eingegangene amtliche Berichte besagen, wie ein Wolff'sches Telegramm berichtet, es scheine, daß das gemeinsame Vorgehen der Mächte seine Wirkung zu
äußern beginne. Die lokalen Behörden zeigten ein viel ent⸗ gegenkommenderes Verhalten als bisher.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern im 4. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Köln stattgehabten Landtag sersatzwahl wurden, wie W. T. B.“ aus Mülheim a. Rh. meldet, insgesammt 520 Stimmen abgegeben; hiervon erhielten , o h. Alois Dauzenberg zu Kaiserswerth (Centrum) Stimmen und Br. Abraham Frohwein zu Elberfeld (liberal) 12 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.
Entscheidungen des Neichsgerichts.
In Bezug auf 5. 295 deg Strafgesetzhuches: Neben der durch das agdver ge heu verwirkten Strafe ist auf Einziehung det Hewehres, des Jagdgeräths und der Hunde, welche der Thäter bei dem unberechtigten Jagen bei sich geführt hat, ingleichen der Schlingen, Neßze, Fallen und anderen Vorrichtungen zu erkennen, ohne Unterschied, ob sie dem Verurtbeilten gehören oder nicht= — hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, Lurch Urtheil vom 22. Mai 1891 ausgesprochen, daß ein bei unbefugter Jagdausübung gebrauchtes Fuhrwerk überhaupt (Wagen und Pferde) nicht in den Kreis des 5. 295 fällt und der Wagen nur dann als ‚Jagdgeräth gilt, wenn er speziell zur Verwendung bei Jagden eingerichtet ist (sog. Jagdschlitten) Pferde und Wagen des Thäters können aber auf Grund des § 40 des StG. B. eingezogen werden, wenn vom Strafrichter festgeftellt wird, daß die Jagd nur vermöge der Verwendung des Fuhrwerks zu Stande gekommen ist.
— Verbrauch übermäßiger Summen durch Auf— wand, welcher nach §. 210 3. 1 der Konkurs Ordnung die Be⸗ strafung des insolventen Schuldners wegen Bankerutts zur Folge hat, sezt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 28. Mai 1891, die Feststellung eines Uebermaßes, der Ueberschreitung derjenigen Grenzen voraus, welche für Geschäͤftz⸗ und Lebengsführung des betreffenden Schuldners durch seine Lebengzstellung sowie vor Allem durch seine gesammte Vermögenslage, durch die Leistungsfähigkeit
*
; ᷓ seines Geschäftg, durch Ermittelung derjenigen Beträge, welche ihm
als wirklich verdient juzuschreiben find, für den einzelnen Fall gejogen werden müssen.
Funst und Wissenschaft.
Angesichts der Theilnabme, die sich füt das im Märm 1392 2 Comenius Jubiläum schon jetzt in vielen Ländern
i ĩ lbehsrden verschiedener fundgiebt, baben auch die obersten Schulbeh . n
Staaten zu der Sache Stellung genommen. n n, mitunterzeichnet: anz dem Königlich vreußischen . ö
irkiiche Gebeime Sher - Regierungs- Rath * 2 k der Vereinigten Staaten defsen Chef Pr. T. W. Darris in Wasbington; der Departement ⸗ Chef im Kirchen. und Unterrichts ⸗Rinisterium Norwegens D. F. Knudsen ist Mitglitd der Comenius Gesellschaft geworden; ihre Zustimmung baben der jetzige Minister des Innern im Königreich der Niederlande Dr. jur. van Tienboven, der vormalige Volks ⸗Schulinspeltor des Rönigreichs Schweden C. J. Meverberg und der Geheime Rath zr. Bornemann aug dem Königlich sächsischen Kultus- Ministerium schrifflich zu erkennen gegeben. Besonders erfreulich ist das Vorgehen des Ober⸗Schulraths für Elsaß ⸗Lothringen, welcher beschlossen hat, den Aufruf von Straßburg auch den Schulen zugehen zu lassen. Auch eine Reihe größerer Städte (Amsterdam an der Spitze) bat in der Comenius -Gesellschaft Stifter. Rechte erworben. Das soeben zur Verfendung kommende erste Verzeichnis der Geselschafts Angehörigen weist 530 Namen angesehener Männer aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, DOesterreich⸗Ungarn, Rußland, Schweden, der Schwei und den Vereinigten Staaten auf. Anmel- dungen und Anfragen sind bis auf Weiteres an den Archie ⸗Rath Dr. Fteller zu Münfter (Westf), Beiträge an das Bankhaus Molenaar u. Co, Berlin C., zu richten. ö. .
— Aus Köln berichtet die ‚K. Ztg.: In der jüngsten Zeit sind drei alte Wandgemälde, welche sich im Chor des Do ms unmittelbar hinter dem Hochaltar befinden, durch den bekannten Restaurateur und Maler Stummel aus Kevelaer gereinigt und durch besonderes Versahren die Farben probeweise zu neuem Glanz gebracht worden. Es zeigte sich dabei, daß die allerdings ziemlich schadhaften, aber doch reftaurirbaren Gemälde, welche das Eiben Mariä, die bl. drei Könige und endlich die Heiligen Felix und Urbanus, deren Religuien im Dreikönigsschreine ruhen, Darstellen, einen hohen Kunstwerth haben. Namentlich in koloristischer Beziebung entfalten sie eine außerordentliche Pracht, die durch die Kompositionsweise mit kapellenförmiger, reich vergoldeter Architektur, welche die Bilder in Abschnitte theilt, noch gesteigert wird. Besonders interefsant sind noch die unter den Bildern herlaufenden lateinischen Spruchbänder, deren Initialen, mit der sorgfältigen Meisterschaft Alter Mönchshandschriften ausgeführt, profane Darstellungen zeigen, die mit tbeilweise cynischem Humor den weltlichen Gegensatz zur heiligen Tugend darstellen. Ueber Maler und Malzeit ist nichts Genaues bekannt, doch dürfte letztere mit der Vollendung des Domchors zu ⸗ sammenfallen. — Eine werthvolle, Neuerung hat der Dom in dem Platten · belag vor dem Hochaltar erhalten, welcher kunstvoll, in sanften Farbenwirkungen durch Mettlacher Stiftmosait hergestellt, das Uni⸗ versum im Sinne der alten Scholastik darftellt, mit der Sonne im Mittelpunkt, dem Planetensystem, dem Thierkreise, den vier Wind⸗ richtungen, den Jahreszeiten u. s. w. .
— Aus Samarkand, 17. August, wird der St. Pet. Ztg. ge⸗ meldet: Der Kapitän Barschewski ist von seiner Forschung s⸗ reise in Ostbuchara, welche er auf eigene Kosten unternommen batte, zurückgekehrt. Die Reise ist von bestem Erfolge gekrönt. Es gelang dem Forscher, ungeheure Felder und Höhenzüge mit Konglo— meraten zu entdecken, welche. Gold, Kupfer und Eisen enthielten; auch entdeckte er Naphthaquellen. Sammlungen von Insekten wurden an⸗
elegt und viele Ansichten und Typen photographisch auf genommen. 5 Januar beabsichtigt Barschewski eine Ausstellung zu ve ranstalten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte.
Aus Neurorpommern wird berichtet, daß der Winterroggen besser lohnt, als erwartet. Nach Probedrüschen auf verschiedenen Gütern hat das vierspännige Fuder 8 - 10 alte Scheffel gegeben gegen 7 Scheffel im Vorjahr. Da ca. 14 Fuder pro Morgen auf frag⸗ lichen Gütern eingefahren sind so giebt dies pro Morgen ea. 11 Scheffel oder 1600 kg pro Hektar. Der Ertrag einer Mittelernte wird für Neuvorpommern beim Roggen auf 1480 Eg für das Hektar ange⸗ nommen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Kokz an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10 259, nicht recht ˖ zeitig geftellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 3825, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Subhastations⸗Resultate.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 19. Auguft 1891 das Grundstück des Barbiers August Seiffert in der Schulstraße 33, mit 4300 M Nutzungswerth zur Gebäude steuer veranlagt, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 55 140 * festgesetzt. Für das Meistgebot von 65 200 Æ wurde der Architekt H. Tausch hier, Ersteber.
In der gestrigen Aufsichtẽrathesitzung der Deutschen Bank in Berlin wurde eine ausnahmsweise angefertigte , , , der im J. Semester erzielten Resultate vorgelegt. er Nettogewinn für das verflossene Semester beträgt demnach inklusi ve des Vortrags von 1899 6571738 660 Wenn nun auch das II. Se mester 5 gemäß binter dem ersten zurückjubleiben pflegt und für das IJ. Semester dieses Jahres der in ler der Schwieger · Frank'schen Betrügereien die Bank treffende Verlust von ca. 1 170 050 4 zur Verrechnung ge⸗ langen wird, so darf, den Eintritt außerordentlicher Ereignisse vor⸗ behalten, für das Jahr 1891 eine durchaus befriedigende Dividende in Aussicht genommen werden. Die Bilanz selbst ergab . den entsprechenden Ziffern vom 30. Juni 1890 eine fiarke Vermehrung der Wechsel! und Devisenbestände, dagegen eine Verringerung der Reports, während die übrigen Positionen im Wesent lichen unverändert Erler ä Le geaetgen Jusichtethestzzs der dentsgz — In der gestrigen Aufsichtsrathssitzung der deutschen nebersee⸗ Bank wurde die Position der Bank dargelegt. Das Geschäft ist felbstverständlich zur Zeit auf ein Minimum reduzirt und rubt faft volständig. Die Verpffichtungen in Buenos Aires betrugen am 39. Juni er. in Sold: Contocorrent Conto (a vista) 363 oo0 Doll., Depostten auf feste Termine 60 / Doll,, zusammen 269 000 Doll.; 5 in — Contocorrent · Conto (a vista) 1 790 0090 Doll., n . auf feste Termine 1011 000, zusammen 2 801 000 Doll. 5 a in Buenos Aireg folgende Aktiven gegenüber; in . Casgę fand 6e. 61 Doll.; 2 er, . . ortefeuille und ebitoren (unbeiweife 1481 009 Doll., zusammen f oo Doll.
19. An ** 8 August, aa fre
August. Een rm!
ber Deiember 410 , ver Januar 4.10 A,. ver Februar 610 ÆK ver Mär; 410 . ver April 410 AÆ, per Mai 410 A, per Juni 4,10 M0 Umsatz 170 000 kg. Kaum behauptet.
London, 19. August. (W. T. B.) An der Käüste lo Weizen⸗ ladungen angeboten.
Kopenbagen, 19 August. (B. T B) Eine Versammlung der Branntwein, Sprit ⸗ und Sefenfabrikanten beschloß, von heute ab in ganz Dänemark den Preis für Spiritus, Agquavit und achtgrãdigen Branntwein um 3 Oere pro Lster und für Hefe um 7 Oere pro Pfund zu erböhen.
NewYork, 19. August. (W. T. B.) Recht fest eröffnend, war der Börsen verkehr später schwankend. Die Börse schloß in lustloser Haltung. — Der Umsatz der Aktien betrug 246 000 Stück Der Silbervorrath wird auf 4 700 000 Unzen geschätzt. Die Silber verkäufe betrugen 36 000 Unzen, die Silberankäufe für den Staatsschatz 280 000 Unzen zu 9375 à 9886.
Submissionen im Auslande.
Niederlande.
1) 31. August, Nachmittags 2 Ubr. Nederlandsehe Zuid-Afri- Kaansehe Spoorweg-Maatschappy im Administratiegebounm der Hollandsche Vzeren-Spoorweg- Maatschappy zu Amsterdam:
Loos 34: Eiserner Oberbau für sechs Brückenbögen von je 35 m über den Vaal.
Bedingungen käuflich für 50 Cents im Gesellschafts⸗Kontor.
2) 1. September. Nachmittags 2 Uhr. Maatsehappy tot Ex- ploitatie van Staats- Spoorwegen im Centralbureau in Utrecht:
a. Loos Nr. 154: Lieferung von stählernen Platten und Klemm keilen — in zwei Abtheilungen; ;
b. Loos Nr. 155: Lieferung von stählernen Tirefonds — in 3 Abtheilungen.
Bedingungen ad a und b käuflich für je 50 Cents im genannten Centralbureau (dienst van Weg en Werken).
Verkehr S⸗Anftalten.
Bremen, 19. August. (W T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Schnelldampfer Havel“ ist gestern Nachmittag von Sout bampton mit 257 Passagieren nach der Weser weitergefahren. Der Schnellda mpfer Havel“ hat geftern Abend, der Schnell dampfer Lahn“ und der Dampfer Leipzig beute Dover passirt. Der Dampfer Straßburg“ ist gestern in Vigo angekommen. Der Dampfer Nürnberg! ist gestern von Adelaide abgegangen. Der Dampfer Hohenstaufen ist beute in Sun ez ange—⸗ kommen. Der Schnelldampfer Trave“ bat gestern Morgen die Heimreise von New⸗ York angetreten. Der Dampfer Hannover“ ging heute von Antwerpen ab. r
— 29. August. (W. T. B) Der Schnelldampfer Havel“, don New. Mork kommend, ist am 19 August Nachmittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer Gera“ ist am 19. August von Bahia nach Europa in See gegangen.
Ham burg, 19. August. (W. T. B) Hamburg ⸗Amerika nische Packtfahrt⸗ Aktien- Gefellschaft. Der Post⸗ dampfer Russia! hat heute Mittag Lizard passirt. ;
— 20. August. (W T. B.) Der Postdampfer Fürst Bis⸗ m arck bat, von New Vork kommend beute Morgen Lizard xrassirt.
London, 19. August. (W. T. B.) Der Ca stle⸗ Dampfer Roslin Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt.
Theater und Musik.
Königliches Opernhans.
Das Königliche Opernhaus eröffnete seine neue Spieljeit gestern mit dem Freischütz!. Die Vorstellung gab einen neuen Beweis von der ausgezeichneten Leistungsfäbigkeit des Königlichen In stituts: Die Orrn. Rothmühl (Max) und Krolorv Kaspar) erfreuten durch die Frische ihrer Stimmen und die Lebendig keit ihres Spiels; Frl. Leisinger sang und spielte die Rolle der Agatbe mit der ihr eigenen herzbewegenden Wärme und Anmuth, und als neues Mitglied der Oper trat Frl. Dietrich (Aennchen) auf, über deren reiche Begabung wir uns schon im Mai d J. anläßlich ihres Gastspiels als Rosine im „Barbier von Sevilla beifällig ausgesprochen hatten. Gestern rechtfertigte sie die auf sie in gesanglicher Beziehung gesetzten Erwartungen voll kommen und fübrte auch schauspielerisch die Rolle des schalkbaften und bumor⸗ vollen Mädchens mit vielem Beifall durch. Chor und Orchester standen auf der Höhe ihrer Aufgabe, und die Ausstattung, insbeson dere die. Wolfeschlucht‘, zeigte, daß das Opernhaus auch nach dieser Richtung hin anderen Theatern sehr wesentlich überlegen ist.
Am Sonnabend findet im Königlichen Opernhause eine Vorstellung des Ballets Der Seeräuber“ auf Allerhöchsten Befehl statt. Am Sonntag gebt Der Trompeter von Säkkingen! mit den Damen Hiedler und Lammert, den Hrrn. Bulß, Krolop, Mödlinger und Lieban in Scene.
Das Residenz-Theater wird mit Henry Meilhac's Pariser Sittenbild Frou-Frou“, das Direktor Sigmund Lautenburg neu einstudirt seinem Spielplan einreihen wird, am 29. d. M. die Winter⸗ Saison eröffnen.
Seitens des Comitéss zur Vorbereitung des Literarischen Kongresses ist an die hiesigen Theater das Ansuchen gestellt wor⸗ den, während der Tage vom 12. bis 16. September keine Pre⸗ mieren zu veranstalten, da die Kritiker und das gesammte litera⸗ rische Publikum Berlins in dieser Zeit durch die Theilnahme an den Veranstaltungen des Kongresses vollauf in Anspruch genommen sein dürften. Die Theaterleitungen haben diesem Wunsche in bereitwil⸗ ligster Weise entsprochen.
Mit ganz besonderer Liebenswürdigkeit haben sich die Berliner Theaterleiter dem Comits zur Vorbereitung des Berliner Schriftsteller Kongresses zur Verfügung gestellt, Allen voran der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele Hr. Graf Hochberg. Das Königliche Opernhaus veranstaltet Montag,. den 14. September, eine , , . zu welcher der General⸗Intendant die Mitglieder des
ongresses eingeladen hat. Gegeben wird der Tannhäuser.. Ferner haben die Direktoren des Deutschen Theaters, des Lessing⸗ Theaters, des Berliner Theaters, des Wallner Theaters, des Residenz⸗-Theaters und des Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters die Kongreßmitglieder ein⸗ geladen, während der Festwoche ihre Vorstellungen nach Belieben zu besuchen, und auch die Königlichen Theater haben sich dieser Einladung angeschlossen. ö
Vom 25. August an werden die meisten der hiesigen Bühnen nur einen gemeinsamen Theaterzettel an den Anschlagsäulen er ⸗ scheinen lassen. Es betheiligen sich zwölf Bühnen einschließlich der Königlichen Theater; ausgeschlossen haben sich das Kroll'sche Theater und das Berliner Theater, letztereg, weil es am Sonntag, wo es auch Nach- mittags ⸗Vorstellungen giebt, zwei Zettel braucht, die sich in den an bestimmte Raumgrenzen gebundenen Rabmen des gemeinsamen Zettels nicht einfügen laͤssen. Die Theater ersparen rund je 3000 6 gegen früher, wo die Ankündigung der Vorstellungen jedem Theater 6000 bis 7000 A kostete.
Mannigfaltiges.
Behufs weiteren Auabaues ihrer eleltrischen Beleuchtungs⸗ anlagen ist der Direktion der Berliner Elektrizttätswerke Seitens der Stadtverwaltung und der Kaiserlichen Ober · Poft. Direktion die Genehmi ·
ung zur Legung von Lichtkabeln in der Königgrätzer⸗, Matthäi⸗ irch“, Thiergarten⸗ und in der Oranienstraße, ferner auf dem Moritz in der Prinzefsinnen-· und Neuen Roßstraße sowie auf dem
latz, Nef i ten Fischmarkt, auf der Roßstraßenbrücke und in der Sophien⸗
straße ertheilt worden. Zur Legung von Kabeln in der Annen, Dresdener Luckauer⸗ Buckower ⸗ Stallschreiber⸗ Alexandrinen· und Prinzenstraße hat die Direktion ebenfalls die Genehmigung des Ma- gistrats nachgesucht.
Die Urania - Uhren und Säulen⸗Kommandit⸗Ge⸗ sellschaft beabsicktigt, auf verschiedenen Plätzen, und zwar auf dem Büschingsplatz, dem Alexanderplatz, in der Alexanderstraße in der Räbe des Königlichen Polizei⸗Präͤsidial⸗Gebäudes, auf dem Insel- perron am Friedrichshain bei der Straße am Friedrichs⸗ bain, in den Schmuckanlagen auf dem sogenannten Thusnelda⸗ platz vor dem Schönhauser Thore, in dem sich erweiternden Theile der Neuen Königsstraße bei der Linienstraße, in der Frankfurterstraße, in den Parkanlagen an der Frankfurter Allee und Memelerstraßen Ecke, auf dem Andreas Platz, auf dem Platze bei der Kreuzung der Holzmarkt⸗. Markus⸗ und Langenstraße und auf dem Bürgersteige an der Ecke der Wallner ⸗ Theater. und Iffland— straße, Urania⸗Säulen aufjustellen, und hat hierzu beim Magiftrat die Genehmigung nachgesucht.
Eine städtische Hypotheken stube soll nach dem Plane des Kãmmerers Maaß in dem neuen . Stadthaus auf dem Müblendamm errichtet werden. In dieser Stube sollen zur öffentlichen Einsicht Angaben darüber ausliegen, auf welche Häuser des städtischen Besitzes Ovpothelen aufgenommen werden sollen, bejw. welche Summen aus öffentlichen Mitteln, Stiftungen u dgl. als Hrpotheken auszuleiben sind. Man will mit dieser Hypothekenstube', für die zwei Zimmer des Neubaus in Aussicht genommen sind, einen direkten Verkehr des Geld gebenden und suchenden Publikums mit der Stadt anbahnen und sich so von den Vermittlern unabhängig machen, die z. Z. den Hvvotbekenverkehr in der Hand baben. Im Nebrigen wird der Neubau der Dammüblen vor Allem die städtische Spar kasse aufnehmen, während die bis berigen Räume dieser Anstalt in der Klosterstraße mit Bureaus der Wasserwerke besetzt werden sollen Was den Bau selbst anbetrifft, so stebt jetzt fest, daß eigentlich nur die Seitenwände steben bleiben können, und auch diese nur nach neugesicherter Fundamentirung und soweit nicht die Anlage von Fe nstern und Thüren ein Abbrechen erfordert.
Die neue städtische Irrenanstalt in Lichtenberg ist so weit volleadet, daß sie in etwa vier Wochen in Betrieb genommen werden kann. Schon jetzt hat es sich freilich berausgestellt, das mit der neuen, für 1200 Personen bestimmten Anstalt dem Bedürfniß bei Weitem noch nicht genügt ist. Das Haus wird schon bei seiner Er⸗ öff nung nabezu ganz besetzt sein; ein starkes Kontingent stellen allein diejenigen Irren, die jetzt auf städtische Kosten unter oft recht miß— lichen und ungünstigen Verhältnissen in Familien oder mit erbeblichem Geldaufwand in Privatanstalten untergebracht sind. Auch die Bies⸗ dorfer Anstalt für Epileptische wird kaum auf längere Dauer den Raumanforderungen genügen.
Nachdem bei der Direktion der Großen Berliner Pferde- eisenbahn Beschwerden eingegangen, daß die Fabrzeiten zu lange seien, bat nach der . N. A. Z. die Direktion im Einverständniß mit dem Polijei Präsidium versuchsweise für die vom Babnhof in der Manteuffelstraße abfahrenden Wagen eine kürzere Fabrzeit an⸗ geordnet. Hiernach wird von jetzt ab die Strecke Görlstzer Babnbof— Zoologischer Garten und diejenige Görlitzer Bahnhof — Behrenstraße in einer auf zwei Minuten weniger als bisher bemessenen Fahrzeit zurückgelegt, während die Linie MoritzplatzBehrenstraße um eine Minute schneller zu befahren ist.
Auf dem Jerusalemer Kirchbof ist vor wenigen Tagen das Grabdenkmal des am 7. Januar dieses Jahres verstorbenen König lichen Ober ⸗Hofkapellmeistets Wilhelm Taubert zur Aufrichtung gelangt. Von dem Sandstein⸗Hintergrunde einer mächtigen, in klas⸗ sischen Formen gehaltenen Stele hebt sich das von dem Bildhauer Fritz Zadow modellirte, in der Gießerei von Gladenbeck in Bronze gegossene Reliefbild des Meisters ab, das von einem metallenen, eine Lyra umschlingenden Lorbeerkranze umrahmt wird. Auf der Hinterseite des Denkmals ist der Anfang des in aller Welt gesungenen Taubert'schen Liedes Schlaf in guter Ruh“ in Wort und Noten eingemeißelt. Die Königliche Kapelle, welche durch ein der Würdigung des Begründers ihrer Symphoniesoirsen ge⸗ widmmetes Concert die Kosten des Monuments aufgebracht, hat sich um das Andenken ihres langjäbrigen Fübrers in pietät voller Weise wohl verdient gemacht. — Für die vielen Verehrer des Komponisten, des Schöpfers der Kinderlieder, sei noch erwähnt, daß eine von dem Bildhauer Zadow ebenfalls modellirte Porträtbüste des Meisters in der Kunstgießerei für Elfenbeinmasse und Gips von Bianconi (Koch- straße 75) zur Vervielfältigung gelangt ist.
Danzig, 18. August. Gestern ist, wie die ‚Danz. Ztg.“ be richtet, auch die Leiche des Kapitän ⸗-Lieutenants Ludewig bei Steegen an den Strand getrieben und vorläufig in der dortigen Oberförsterei untergebracht worden. Die Leiche soll heute nach dem Garnisonlazareth überführt werden, und es wird dann von der Be— stimmung der greisen Mutter des verunglückten Offisiers, welche mit ihrer Tochter hier, weilt, abhängen, ob die Beerdigung auf dem hiesigen Militär ⸗ Kirchhof stattfinden wird.
Kiel, 19. August. Vom Nord ⸗Ostseekanal wird dem Kl. Tabl. berichtet: Auf der ganzen westlichen Baustrecke des Nord- Ostseekanals, von der Wasserscheide bei Grünthal bis hinunter zur Elbe, hat man es bei der Ausführung der Erdarbeiten nirgends mit so bedeutenden Schwierigkeiten zu thun, wie in dem etwa 19 Em elb⸗ wärts von Burg belegenen Kudensee, welcher von der Kanallinie durchschnitten witd. Zur Herstellung des Kanalbettes in diesem See, der in seinen mittleren Theilen von fast, unergründlicher Tiefe zu sein scheint, soll durch denselben zunächst ein breiter, kom pakter Erddamm gelegt und dieser alsdann in der Mitte wieder aus— gebaggert werden. Zur Anlegung dieses ersten Riesendammes sind ganz kolossale Sandmassen erforderlich, welche von den ent⸗ fernten östlichen Höhen herbeizuschaffen sind. Die langen Sand- züge bewegen sich unaufhörlich Tag und Nacht und entleeren ihren Inhalt in die unersättliche Tiefe des Sees; es dürfte indeß noch mancher Tag vergehen, bis die ersten Spitzen des Dammes aus dem Wasserspiegel hervorragen werden. Auch in dem zwischen Burg und Kudensee belegenen sogen. Marschmoor bedarf es noch gewaltiger An strengungen, um die großen Erdmassen, welche zur Gewinnung fester Kanalufer in den dort lagernden tiefen, weichen Moorboden versenkt werden müssen, an Ort und Stelle zu schaffen. Der Kudensee, in welchem vor Jahren ein prähistorischer Fund, bestehend aus einem Einbaum“, gemacht wurde, wird von Geologen für eine Lagune
erklart.
Dü sseldorf, 18. Sitzung der
August. Der ersten c XWXIIL Hauptrersammlung des Vereins deutscher Ingenieure folgte ein Festessen, das etwa 500 Damen und erren im
roßen Saale der städtischen Tonhalle vereinigte. en Trink 66 auf Seine Majestät den Kgiser brachte der Vorsitzende des Vereins Hr. Maschinenfabrikant Lwowski⸗ Halle a. S., denjenigen auf die Stadt Düsseldorf der stellvertretende Vor⸗ sitßzende Hr. Maschinenfabrikant Lemmer⸗Braunschweig aus. Namens der Letzteren dankte Hr. Ober ⸗Bürgermeister Lindemann mit einem Hoch auf den Verein. Den Schluß des Tages bildete ein Gartenfest in der städtischen Tonballe.
Die heutige zweite Sitzung war den Geschäften des Vereins ge—⸗ widmet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hr. Hofrath Dr. Caro- Mannheim, zum Beisttzer im Vorstande Hr. er f. und Gewerbe Rath rief Breslau gewählt. Um die Wünsche des Vereins zu dem Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches zum Aug
druck zu bringen, wurde der Vorstand beauftragt, mit Zuziehung von