sind mit Waxypen und . Emblemen, mit zahlreichen Fahnen in den Reichs- und Landesfarben sowie mit patriotischen Inschriften geziert. Sämmtliche Häuser der etwa sechzig Nummern ählenden, aber überaus freundlichen und netten Ortschaft prangen in feftlichem Fahnenschmucke.
Inmitten eines mäßig großen, sorgsam gepflegten Parks, von alten mächtigen Bäumen fast verdeckt, liegt das wohlerhaltene Schloß des Freiherrn von Widmann, ein Geviertbau von zwei Stockwerken im Renaissaneestil. Zwei schon aus der Ferne sichtbare mächtige Edthürme der gegen Westen gekehrten, in der Mitte von einem Uhr⸗ thürmchen gekrönten Hauptfagade verleihen dem ganzen Bau einen eigen thümlichen Cbargkter voll harmonischer Kraft und gefälliger Solidität. Vor der Front ragen drei hohe Masten empor, bestimmt, die Standarten der Majestäten weithin sichtbar wallen zu lassen: in der Mitte die österreichische, rechts die deutiche, links die sächsische Standarte. Den ziemlich geräumigen Schloßhof beschatten zwei große, von kleinen Hügeln emporstrebende Platanen, unter welchen Ruhebänke zum Verweilen einladen. Corridore, Stiegen und sonstige Räume sind reich mit exotischen Gewächsen geschmückt
Ueber dem Haupteingange im ersten Stockwerk führt ein gemein sames EntrLe in die Appartements beider Kaiser; im linken Flügel liegt jenes Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, im rechten dasjenige Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm, im zweiten Stockwerk jenes Seiner Majestät des Königs von Sach sen. Jedes der Appartements besteht bloß aus zwei Räumen, einem Empfangssalon und einem Schlafgemach.
Die Gemächer des Deutschen Kaisers sind die größten und von Decken mit reicher Renaissance⸗Stukkatur überwölbt; der Salon speziell enthält eine dunkelrothe Sammetgarnitur, während das saal⸗ große Schlafgemach soldatische Einfachheit zeigt. Der Empfangs salon des Kaisers Franz Joseph und jener des Königs ron Sachsen sind mit dunkelrothen Damastgarnituren eingerichtet, das Schlaf⸗ gemach des Königs von Sachsen ist in Weiß gehalten. Die zahl⸗ reichen übrigen Räume vertheilen sich auf die Speisesäle, Cerele⸗ salons und die Wohnungen der Suiten.
Außerhalb der Ortschaft, einige Minuten vom nördlichen Aus— gange, wurde auf einem Plateau eine aus fünfzehn Baracken be⸗— stehende Stallburg erbaut, in welcher der große Kaiserliche Marstall und die Hofequipagen sowie die Leibgarde ⸗Escadron untergebracht sind, während die Leibpferde und Cquipagen der Majestäten sich in den Nebengebäuden des Schlosses befinden. Der Deuische Kaifer wie der König von Sachsen führen ihre eigenen Pferde mit.
Der Reichskanzler von Caprivi und Graf Kälnoky werden im Schlosse Meyres, eine halbe Fahrstunde nördlich von Schwarzenau gelegen, gemeinsam Wohnung nehmen.
Großbritannien und Irland.
London, 2. September. Die Herzogin von Albany trat nach der „A. C.“ gestern Abend, begleitet von ihren Kindern, auf der Königlichen Jacht „Victoria C Albert“ eine 14tägige Kreuzungsfahrt im englischen Kanal an. Zuerst geht die Reise nach Torbay, von da nach Plymouth. Sonntag Morgen trifft die Macht in Falmouth ein. Westlich soll die Reise bis nach den Seilly⸗Inseln und nach St. Malo aus— gedehnt werden.
Zu der Kaiserbegegnung in Oesterreich schreibt die „Morning Post“:
Es steht ziemlich fest, daß die beiden Kaiser sich nicht allein über rauchloses Pulver und das lͤtzte Repetirgewehr, sondern über eine ganze Anzahl weiterer Gegenstände unterhalten werden. Die jüngsten Ereignisse haben die Sachlage nicht unwesentlich geändert und die Spekulation der Politiker in hohem Grade beschäftigt. Auf jeden Fall ist es einigermaßen beruhigend, daß die alljährlich stattfindende Zusammenkunft der Kaiser Deutschlands und Oesterreichs die letzte in der Reihe der internationalen Besuche dieses Sommers ist. Sie kommt sehr gelegen, um alle politischen Quidnunes daran zu erinnern, daß nach Allem, was gesagt und geschehen sein mag, der Dreibund der Hauptfaktor in der europäischen Lage bleibt und gegen alle feind—= lichen oder zum mindesten nicht freundlichen Einflüsse, welche gegen ihn ausgespielt werden, gefeit ist. So lange diese Friedensgarantie fest und unerschüttert dasteht, können der deutsche und der öster⸗ reichische Kaiser mit Ruhe und Vertrauen die Lage besprechen i . natürlichen Bundesgerossen sich der geeichen Zuversicht ingeben.
Die Einnahmen aus den indirekten Steuern beliefen sich in der Zeit vom 1. April bis 29. August auf 33 026 054 Pfd. Sterl. oder 894 849 Pfd. Sterl. weniger als in der entsprechenden am 30. August 1890 beendigten Periode des Vorjahres. Die Ausgaben beliefen sich bis zum 29. August auf 35 814562 Pfd. Sterl. oder 1344441 Pfd. Sterl. mehr als in der entsprechenden Periode des Vorjahres. Der am 29. August verfügbare Fonds belief sich auf 1679 464 Pfd. Sterl. gegen 1251 047 Pfd. Sterl. am 30. August 1890.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Paris soll Ruß— land soviel Suezkanal-Obligationen angekauft haben, wie nur möglich, um einen Einfluß auf die Entscheidungen der Suezkanalgesellschaft zu gewinnen und im gegebenen Augenblick das Uebergewicht dem französischen Element zuzu⸗
wenden. Frankreich.
Paris, 1. September. Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend mit seiner Gemahlin, der Großfürstin Marie Paulowna, hier eingetroffen.
Das Reisepro gramm des Präsidenten Carnot im Marne⸗Departement ist nach einer Mittheilung der „Köln. Ztg.“ jetzt endgültig festgestellt. Der Präsident ver— läßt am 16. September Fontainebleau und begiebt sich sofort nach Chalons, wo er um 4 Uhr Nachmittags eintrifft. Da die ganze Garnison sich im Manöver befindet, wird das in Sainte⸗Menehould liegende Kürassier⸗Regiment, das nicht zu den Manövern befohlen ist, den Ehrendienst versehen. Der Präsident steigt auf der Präsektur ab, wo er die Behörden empfängt und dann ein Essen giebt. Zu gleicher Zeit findet ein von der Gemeindebehörde zu Ehren der Generalräthe und Bürger— meister des Departements veranstaltetes Festessen statt, zu dem 00 Personen geladen werden. Nach dem Essen begeben sich die Bürgermeister in das Stadthaus, wo ein „Punsch“ servirt wird, dem der Präsident Carnot anwohnt. Später ist Nachtfest in dem Garten des Jard und auf der Promenade am Kanal. Am 17. Morgens begiebt sich der Präsident zur Parade, welche die großen Manöver abschließt und die wahr—⸗ scheinlich um 9 Uhr Morgens beginnt. Genietruppen haben in Matignicourt, wo die Parade stattfindet, eine große Tribüne für den Präsidenten und sein Gefolge errichtet; daneben werden auf . weiteren Tribünen 800 Eingeladene Platz finden. Der Generalrath hat ebenfalls eine Tribüne für 100 Personen errichten lassen. Nach der Parade kehrt der Präsident nach Vitry zurück, wo er um 2. Uhr unter einem großen, in dem Garten des Stadt⸗ hauses errichteten Zelt ein militärisches Frühstück von 180 Gedecken giebt. ann folgt der Empfang der Behörden, worauf Carnot nach Chalons zurückkehrt, wo er die Nacht verbringt. Am 18. Morgens begiebt er sich nach Reims, wo er nach dem Empfang verschiedene Anstalten besucht und
zu seinen Ehren giebt. Carnot kehrt des Abends nach Chalons zurück, um am nächsten Morgen verschiedene Schulen und sonstige Anstalten zu besichtigen. Um 2 Uhr begiebt er sich nach Epernay und von dort nach Fontainebleau zurück. Der Präsident wird in der Marne jedenfalls gut empfangen werden, da selbst die reaktionären Blätter zu Huldigungen für ihn auffordern, um darzuthun, daß ein etwaiger Krieg alle Franzosen geeinigt finden werde. Nach den letzten Nachrichten find die Truppenaufmärsche in der Marne beinahe beendet. Der Minister Präsident und Kriegs⸗Minister de Freyeinetbegiebt sich am 8. d. M. zu den Manövern und wird am 9. dem Treffen von Vandoeuyre beiwohnen. An demselben Abend wird er den Generalen ein Festmahl geben. Später wird der Minister noch einmal, und zwar in der Begleitung des Präsidenten im Manövergelände erscheinen, um der Heerschau beizuwohnen.
Der Admiral Gervais hat der „A. C.“ zufolge das , Schreiben an den Mayor von Portsmouth erichtet: ñ An Bord des Marengo“, Portsmouth, 26. August 1891.
Mein Herr Mayor! Ich tann Ihre gastliche Stadt nicht ver— lassen, ohne Ihnen noch einmal für den herzlichen Empfang zu danken, welcher von Ihnen im Namen der Municipalität von Portsz⸗ mouth den Offizieren und Mannschaften des franzöfischen Geschwaders in Ihrem herrlichen Rathhaus zu Theil ge— worden ist. Wir nehmen die angenehmsten Erinnerungen an jene Zusammenkünfte mit uns mit, und es hat uns ganz besonders gefreut, daß Sie unserer Seeleute gedachten, daß Sie diese so freundschaftlich bewillkommneten, Ihnen als Sou⸗ venir zahlreiche Schachteln Cigaretten übergaben und Sie zudem noch mit den soeben von mir empfangenen Photographien bedachten. In ibrer Aller Namen entledige ich mich mit Vergnügen des Auftrags, Ihnen und der Munieipalität der Stadt unseren aufrichtigen Dank auszusprechen
Genehmigen Sie u. s. w. Gervais.“
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 2. September. Betreffs der Gerüchte über den bevorstehenden Erlaß eines russischen Pferdeausfuhr⸗ verbots erfährt die „Nordische Telegraphen⸗Agentur“, daß die Frage einer Beschränkung resp. eines Verbots der Pserde⸗ ausfuhr aus Rußland garnicht aufgeworfen worden sei.
In diesem Jahre nehmen die Herbstsitzungen des Reich s⸗ raths sehr früh ihren Anfang. Zu den ersten Fragen der neuen Session werden gehören: Das Reformprojekt der Städteordnung, die Vorschläge der Minister der Finanzen und des Innern über die Aenderung der Regierungskontrolle bezüglich der Thätigkeit der Versicherungsgefellschaften, das Statut über die Landschaftsabgaben in den 44 innern Gouvernements, über Kirchen- und Kommunalabgaben in den baltischen Gouvernements, über Aenderung des gegenwärtigen Wechselstatuts, über Ordnung der Uebergabe von Eisenbahnen an Stadt- und Landschafts⸗Institutionen. Außerdem wird der Wegekommunikations⸗Minister u. A. die Projekte für einige neue Eisenbahnlinien, über neue Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer, der Minister der Volksaufklärung Projekte über weitere Maßnahmen zur Hebung der Volksbildung und über eine Emerital-Klasse für sammtliche Volksschullehrer, der Finanz-Minister Projekie über die Erweiterung der Rechte der . über Aenderungen des Tabacksustaws ü. s. w. vorlegen.
Ueber das Projekt der Gründung einer staatlichen
Arbeiter-Versicherungskasse von Unglücksfällen ver⸗ lautet, daß es sich dabei um obligatorische Versicherung von Arbeitern auf Fabriken, indunriellen Etablissements und Werk⸗ stätten, die nicht weniger als zehn Arbeiter haben, handelt. Die Persicherung wird den Fabrikanten zur Last gelegt. Das Recht auf Pensign erhalten Arbeiter, die in Folge irgend eines Unglücksfalls arbeitsunfähig geworden sind. Dle Wittwen derjenigen Arbeiter, die in Folge von Unglücksfällen gestorben sind, erhalten das Recht auf eine Pension von 50 Prozent des Arbeiterlohnes, die Kinder bis zur Volljährig⸗ keit resp. Verheirathung auf eine Pension von 15 bis 20 Proz. Dieses Projelt wird dieser Tage vom Finanz⸗-Minister in den Reichsrath zur Bestätigung eingebracht. Die gegenwärtig an vielen Punkten gleichzeitig in größerem oder geringerem Umfange betriebenen Militär-Uebungen sollen nach der Pol. Corr.“ in erster Reihe die Erprobung der Schlagfertigkeit und Feldtüchtigkeit der Feld⸗ und Festungs—⸗ artillerie zum Zwecke haben.
Schweiz.
Bei dem gegenwärtigen eidgenössischen Truppenzusammen⸗ zuge ist, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, zum ersten Male die neu geschaffene Einrichtung der Feldgendarmerie ins Leben getreten, was des Näheren erwähnt zu werden ver⸗ dient. Anfänglich sollte für jede der im Dienst befindlichen Divisionen ein aus 40 Mann bestehendes Gendarmerie Corps einberufen werden; da jedoch die betreffenden kantonalen Corps keine starken ,,, haben, hatte man sich auf ein ein⸗ ziges solches Corps in genannter Stärke beschränkt, bestehend aus Zürcher Kantonalpolizisten unter dem Kommando des Zürcher Polizei⸗Hauptmanns Fischer. Diesem Corps fallen heim Truppenzusammenzuge der allgemeine Polizeidienst, der Sicherheitsdienst, die Sitten⸗ und Fremdenpolizei, die Wirthschaftspolizei und das Rapportwesen zu. Die Feld⸗ gendarmerie steht direkt unter dem Befehle des Divisionärs und trägt als neutrale Truppe die weiße Feldbinde.
Niederlande.
Mit Erlaubniß der Königin⸗Regentin hat die nieder— ländische Regierung, wie der „K. Z.“ geschrieben wird, die Einladung der Regierungen von Italien und Portugal T mem mn um einen niederländischen Rechtsgelehrten zum Schiedsrichter in einer aus einer Forderung eines italieni⸗ schen Unterthanen gegen die portugiesische Regierung wegen Schadenersatzanspruchs anhängigen Streitsache zu ernennen, und ist als solcher der Staats⸗Minister und Mitglied des Staatsraths Heemskerk bezeichnet worden.
Belgien.
Ostende, 1. September. Der König hat der „K. 3.“ zufolge gestern in längerer Audienz eine Abordnung des vlämisch⸗nationg len Verbandes empfangen, welche die Beschwerden der Vlämen namentlich auch betreffend die Klassifizirung vlämischer Gemeinden als wallonische vortrug. Der Minister Debruyn war beim Empfang zugegen. Der Ant⸗ werpener Botaniker Deheucker legte in vlämischer Sprache den weck der gemachten Vorstellungen dar, worauf der Genter Advokat Prayon Vanzuylen dieselben rechtlich begründete. Als der Brüsseler Dr. Goffin seine Rede französisch begann, ersuchte ihn der König, vlämisch zu sprechen. er König trug schließlich dem Minister Untersuchung der Sache und die
Türkei.
Konstantinopel, 2. Seytember. Die Pforte ließ dem „W. T. B.“ elo gt dem Prinzen Ferdinand von Coburg für seine Glückwünsche anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung des Sultans durch den türkischen Ver— . in Sofia die Kaiserliche Genugthunng aug— rücken.
Nach einer Mittheilung des „Standard“ aus Athen haben türkische Briganten vor drei Wochen die Frau und der Sohn eines griechischen Advokaten in Hanina, der Hauptstadt des Epirus, entführt. Nach zahlreichen Aben⸗ teuern und . im Gebirge sind sie endlich von den Räubern na ahlung eines Lösegeldes von 2000 Pfund auf freien Fuß gesetzt worden. Die Briganten setzen ihr Un⸗ wesen, von den türkischen Behörden ungestört, fort und suchen sich ausschließlich Christen als Opfer aus.
Der griechische Metropolit in Janina steht unter der Anklage des Aufruhrs, weil er an der Einweihung einer Kirche in einem benachbarten griechischen Dorf theil⸗ genommen hat.
Griechenland.
Die geylante Versammlung kretensischer Nota— beln Behufs Absendung einer Abresse an die Groß— mächte ist nicht zu Stan de .
Die herannahende Session der Kammer dürfte sich der Wiener „Presse“ zufolge zu einer sehr lebhaften gestalten. Eine große Anzahl von Ge etzesprojekten, welche theils Neuerungen, theils Reformen betreffen, ist in Vorbereitung. Der Fin an z⸗ Mini st er, dessen Ziel es ist, schon das nächstjährige Budget ohne Defizit abschließen zu lassen, läßt zahlreich Projekle studiren, unter welchen sich auch solche befinden, welche, wie die Re form der Grundsteuer, die Einführung des Tabackmonopols u, A. m., auf eine mwesentliche Vermehrung der Einnahmen hinauslaufen. Allerdings werden diese, eben bloß im Studium begriffenen Projekte nicht auf einmal zur Vorlage gelangen. Auf militärischem Gebiete stehen einschneidende Reformen bevor. Zwei unter dem Vorsitze des Kronprinzen tagende Kommissionen arbeiten Entwürfe für ein neues System der Heeresergänzung und der Heeresorganisation aus.
Serbien.
Ueber den Besuch, welchen König Alexander in Be⸗ gleitung des Regenten Ristitsch jüngst in St. Petersburg abgestattet hat, erfährt die „Pol. Corr.“ nachträglich, daß Ristitsch anläßlich des in Peterhof gegebenen Galadiners ge⸗ fordert hatte, daß ihm der Vorrang vor den Botschaftern der fremden Mächte eingeräumt werde. Diesen Anspruch, so schreibt das Blatt, hätte man russischerseits in Erwägung ziehen können, wenn Ristitsch allein und nicht in Begleitung feines Königs erschienen wäre. Da aber König Alexander 39 Gast des Hofes war und Ristitsch als Begleiter des ö erschien, so war es, nach den Geboten der Hof-Etikette unzulässig, Serbien bei dem Galadiner in zwei Personen den Vorrang vor den fremden Botschaftern einzuräumen. Die Nichtberück— sichtigung des von Ristitsch erhobenen Anspruchs hatte die Zu⸗ stimmung des Zaren gefunden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. September. Nach dem heute Vormittag 10/ Uhr ausgegebenen Bulletin über das Be finden der
Kronprinzessin ist die Temperatur normal und die Besse⸗ rung anhaltend.
Dänemark.
Ueber die Beerdigung des General⸗Lieutenants z. D. von der Groeben in Helsingör erhalten wir noch folgende Mittheilung: Der General wurde mit militärischen Ehren und unter großer Theilnahme der auf Schloß Kronborg garnisonirenden Offiziere bestattet. Bei der Kirche hielten Soldaten mit florumwundenen Gewehren Wache. Zwei Oberst Lieutenants und zwei Hauptleute der Infanterie standen als Trauermarschälle am Sarge. Der König von Dänemark ließ sich durch seinen Adjutanten, Hauptmann der Leibgarde Bock vertreten, der Kriegs⸗Minister und der General des ersten General- Kommandos durch ihre Adjutanten. Ferner hatten sich der Kommandant von Kronborg, alle höchsten Offiziere der Garnison und alle dienstfreien Sffiziere in Galatracht eingefunden. Der Sarg war mit der preußischen Fahne und mit schönen Palmendekorationen geschmückt, welche auch von Offizieren der preußischen Armee gesandt waren. Nach einem Gesange hielt Pastor Bertelsen von Helsingör eine ergreifende Rede, worauf der Sarg von achtzehn Unteroffizieren auf den Leichenwagen gehoben wurde. Eine große Zahl Offiziere und Bürger begleitete den Trauerzug nach dem Kirchhofe, an dessen Eingang ein Musikcorps einen Trauermarsch intonirte. Mit Gebet und Segen wurde der Sarg beigesetzt.
Amerika.
Chile. Der „New⸗HYork Herald“ vom 1. d. M. ver⸗ öff˖ntlicht folgende Nachtichten aus Valparaiso vom 1. September:
„Die Ordnung kehrt allmählich zurück. Die provisorische Junta hat den General Baquedano als Präsidenten ad in- terim anerkannt und es besteht kein Zweifel, daß die jetzt auf der Reise von Iquique befindlichen übrigen Mitglieder der Junta das Verfahren ihrer Kollegen gutheißen werden. Die Regierungstruppen in Concepcion, Talcahuana und anderen Städten haben der Kongreßpartei mitgetheilt, daß sie bereit sind, sich den Befehlen der Junta zu fügen. Nur Coquimbo droht noch, Ungelegenheiten zu bereiten. Alles, was jetzt noch zu thun Übrig bleibt, ist, spontane Ruhe⸗ störungen zu unterdruͤcken, besonders grausame Beamte Bal⸗ maceda's vor Gericht zu bringen und die Wahlen vorzubereiten. Der frühere Minister Godoy und der Bruder Balmaceda's erklären beide, daß Balmaceda heim Beginn des Bürgerkrieges sich auf die Versicherung der r . verlassen habe, daß die Armee ihm ergeben sei. Auch die Berichte der Marine⸗Offiziere ermuthigten ihn zum Widerstande. Morgen werden einige hervorragende Beamte Balmaceda's, nachdem sie kriega⸗ rechtlich zum Tode verurtheilt worden sind, erschossen werden. Bezüglich der Silberverschiffung an Bord des britischen Kriegs⸗ schiffes Espiegle“ sagt Godoy, daß das Geld zur Bezahlung des in Montevideo gekauften italienischen Dampfers „Aquila“ dienen soelle. Die Beamten Balmaceda's in Coguimbo haben das dortige englische Kabel zerschnitten. Sie weigern sich, sich zu ergeben. Heute Abend werden die „Esmeralda“ und die „Almirante Lynch“ nach Coquimbo absegeln. Truppentrans⸗ porte werden nachfolgen. Die Schiffe „Almirante Condell“ und „Imperiale“, welche sich noch immer nicht für die neue
des Abends einem Essen anwohnt, das die Gemeindebehörde
Vlaäͤmen befriedigende Maßnahmen auf.
Ordnung der Dinge erklärt haben, sind am letzten Sonnabend
Kartoffeln 23 520 983 (gegen 23 920 4545.
oquimbo nordwärts gesegelt. Das Kongreßgeschwader . jetzt. Die erste und bis jetzt einzige Hinrichtung, welche etwas Rach üchtiges an sich hat, war die heute erfolgte Er⸗ schießung des Staatsprokurators Senor Fas. Dieser hatte bie Anklage gegen die Leute geführt, welche angeblich den Almirante Lynch“, den „Almirante Condell“ und den Imperiale / in die Luft sprengen wollten. Das Resultat war Fü. Hinrichtung Mr. Cumming's und zweier Anderer gewesen. Alle Uebrigen, welche seit der Einnahme Valpargisos hin⸗ gerichtet worden sind, haben sich gemeine Verbrechen zu schulden kommen lassen. Unter ihnen befand sich auch der Redacteur des „El Commercio“ Senor Leon Larin, welcher dabei abgefaßt wurde, als er Flugblätter vertheilte, die zu Aufruhr und Brandstistung aufwiegelten. Larin wurde ohne den Schatten eines Prozesses erschossen.“ A sien. . China. Wie den „Times“ aus Shanghai gemelde wird, ne. in Itschang am Jan Tse Kiang am 2. d. M. Unruhen stattgefunden, bei denen die Häuser der aus— ländischen Missionen zerstört worden seien. Menschen seien jedoch nicht getödtet worden. 3. Afrika. d Sansibar, 31. August. Der Sultan hat, wie den „Times“ gemeldet wird, bekannt gemacht, daß fein Sand innerhalb der Zone liegt, in welcher nach der Brüsseler Akte keine geistigen Getränke verkauft werden dürfen. Nur der General⸗Konsul darf Schankkonzessionen für den Verkauf geistiger Getränke im Kleinen an Europäer ausstellen. — Von Kismayu wird gemeldet, daß an der Somali-Küste Alles ruhig ist. Die hritische ost⸗ afrikanische Gesellschaft schließt Verträge mit den Häuptlingen der umliegenden Gebiete ab. — Major Leverson ist hier angekommen und will nach Mozambigue reisen, um ge⸗ meinsam mit dem portugiesischen Kommissär Senhor In nes
die Präliminarfragen zur Feststellung der englisch⸗ portugiesischen Grenze zu berathen.
Etatiftik und Volkswirthschaft.
Ernte ⸗Statistik für 1890,ũ91.
Nunmehr liegt auch die Ernte ⸗Statistik für das Jahr 1890,91 (in dem Juli⸗Heft e, . des . Reichs) vor. Danach betrug die gesammte Erntemenge in Tonnen an Kenn ; * oll (gegen 76z 577 im Durchschn. der letzt. 10 Jahre) Roggen . 5 867 931 (gegen 5714571), Gerste. . 2283 432 (gegen 2186 508). Hafer .. 4913 544 (gegen 4287 758.
Bie Einfuhr in den freien Verkehr betrug in Weizen ol7 668, in Roggen 5277 959, in Gerste 750 788, in Hafer 137 641 und in Kartoffeln 133 818. ! .
H Ausfuhr in Weizen betrug 1005, in Roggen 64, in Gerste 7069, in Hafer 433 und in Kartoffeln 112 192 t.
Das Aussaatquantum betrug in Weizen 336 732, in Roggen g90 069, in Gerste 2650 665, in Hafer 6265 691, in Kartoffeln o 811 Jie. .
Es blieben mithin zum Verbrauch übrig; in Weizen 3 011 942, in Roggen 5 405 787, in Gerste 2776 495, in Hafer 4 425 061 und in Kartoffeln 17 530 869 t.
Einfubr.
Die Einfuhr an Roggen hat vom Januar bis Ende Juli be— tragen 4 662 165 D. Ctr. gegen 5 523 399 in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hiervon war russischen Ursprungs 4160 793 (bezw. 4 643 737).
Die Einfuhr von Weizen betrug in demselben Zeitraum 4 008468 D. Ctr. (gegen 3733 605 im Vorjahr).
Invaliditäts- und Altersversicherung. ;
An Anträgen auf Gewährung von Altersrenten sind bei der Hanseatischen Versicherungsanstalt eingegangen im Januar 145, Februar 247, März 221, April 14. Mai 45, Juni Ha, Juli 65, August 46, mithin seit Beginn des Jahretz 937. on diesen entfallen auf das Gebiet der freien Hanfestadt Lübeck 176, Bremen 1899, Hamburg 562. Von den eingegangenen Anträgen sind bis Ende August erledigt 903 Anträge, und zwar 192 durch Rentengewäh— rung und 111 durch Ablehnung. Die Jahrtssumme der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt 125 898,69. aus, Nach den Berufézweigen vertheilen sich die 792 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei ho Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 316 Rentenempfänger, Handel und Verkehr 1II1 Rentenempfänger, sonstige Berufsarten 69 Rentenempfänger, Dienstboten ꝛc. 236 Rentenempfänger.
Zur Arbeiterbewegung. .
Die Führer der Sozialdemokratie sind bereits mit den Vorbereitungen für den Parteitag in Erfurt be⸗ schäftigt, der im Oktober stattfinden soll. Zahlreiche Berathungen und Versammlungen, schreibt man der „Mgdb. Ztg.“, werden in den nächsten Tagen stattfinden, um die Erörterung über den Programmentwurf zum Abschluß zu bringen und die Wahl der Delegirten ö Die Agitationskommission für die Provinz Schleswig⸗ i,. hat fünf in, nnen Flensburg, Itzehoe, Stten sen, Kiel, Altona) bereits einberufen. Eine zahlreiche Beschickung des Parteitages ist sicher, und nach der Stimmung, die bis jetzt in den Volksversammlungen zum Ausdruck gekommen 9 darf angenommen werden, daß der Programmentwurf im Großen und Ganzen zur Annahme gelangen wird. Die Opposition, die stärker ist, als es gelegentlich einzelner Abstimmungen in Volksversamm⸗ lungen scheint, wird hauptsächlich bein Fall Vollmar und bei der Maifeier sich bemerklich machen; sie hält nach, wie vor daran fest, daß unter allen Umständen die Maifeier am L Mai und nicht am ersten Sonntag im Mai stattfinden soll. . erregte und bewegte Debatten dürften auch bei der Be⸗ rathung über die Gewerkschafts bewegung zu erwarten sein in Verbindung mit dem Vorgehen des deutschen Metall⸗ arbeiterverbandes gegen den Reichstags⸗Abgeordneten Schwarz⸗ Lübeck und die Berufung des Formertages nach Braunschweig. Der ‚Voss. Ztg.“ wird aus Erlangen telegraphisch gemeldet,
daß gestern in der dortigen Spinnerei „Nurnberg? der Betrieb voll wieder aufgenommen wurde; die Direktion hat nachgegeben. In Leipzig stand, wie die Lpz. Ztg. berichtet, der von der Seneraltom miffion der Gew er kschaften Veutfchlands peröffentlichte Srganifationsgplan, nach dem! die Bildung großer Centralperbãnde (Unionen) angestrebt wird, in einer am 1. Sep⸗ tember abgehaltenen, von 50 bis 160 Personen besuchten Versgmmlung der in' der Bekleidungsbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zur Berathung. Sie Redner waren im großen Ganzen auch mit dem Entwurf einverstanden und brachten dies in ghher sängeren Resolutjon, die zur Änndbme gelangte, jum Ausdruck. Die Bildung von General-Kommisfionen wurde verworfen und dafür die Ernennung von General- Sekretäͤren, zur Leitung der
eine internationale Verbindung mit den Berufsgenossen anderer Länder
anbahnen. Wo dem Anschlusse an die Union gesetzliche Hindernisse
im Wege stehen, sollen Vertrauensmänner die Geschäfte der Mit-
glieder mit der Leitung vermitteln. ö
Der deutsche Formertag in Braunschweig begründet die
Schaffung einer felbsfändigen Organisation damit, daß die letzten großen
Lohnkämpfe nur durch den Indifferentismus auswaͤrtiger Kollegen zu
Ungunsten der Arbeiter ausgefallen seien und daß es als eine der Haupt ⸗
aufgaben der deutschen Former erscheine, Aufklärung unter den In⸗
differenten zu schaffen, um dieselben in die Organisation zu bekommen; es sei aber viel leichter, die Indifferenten in eine Organisation ihrer eigenen Branche, als in einen aus mehreren Branchen zusammen— ö Verband zu bekommen. — Zum Sitz des neuen Verhandes wurde Zeitungsmeldungen jufolge Lübeck gewählt; ein eigenes Organ des Verbandes soll in Hamburg erscheinen. .
Hier in Berlin traten die Böttcher Berlins und der Um⸗ gegend zu einer Versammlung am Dienstag zusammen, um die Wahl eines Del girten zur Strike Kontrollkommission vorzunehmen. Von verschiedenen Seiten ward auf die völlige Ergebnißlosigkeit
und Wirkungslosigkeit dieser mit so viel Geräusch und unter ziemlich hochgespannten Erwartungen ins Dasein gerufenen Insti⸗ tution aufmerksam und der Vorschlag gemacht, die Kosten für einen solchen Delegirten lieber zu sparen. Dem gegenüber ward, wie die Berliner „Volksztg. mittheilt, von anderer, Seite geltend ge⸗ macht, daß die centralisirten Böttcher Berlins, die in einem einzigen Jahre allein 11 000 „ Strikeunterstützungsgelder aufgebracht, auch diesen Betrag zu tragen vermöchten; sodann wurde die Wahl vorge⸗ nommen. — Die Berliner Schornsteinfegerge ellen, die bis jetzt fast gar nicht organisirt waren, beabsichtigen jetzt fester zu ⸗ sammen zu halten, um e, ihnen drohenden Lohnherabsetzung wirksam entgegentreten zu können ·
a a wird jüber den Ausstand der Metall—⸗ arbeiter telegraphisch berichtet, daß gestern etwa 400 Mechaniker kleinerer Etablissements die Arbeit eingestellt haben.
Kunst und Wissenschaft.
Nach der gestrigen Schlußsitzung unternahmen, wie W. T. B.“ meldet, die Theilnehmer an der Generalversammlung der deutschen Alterthumsvereine in Sigmaringen bei herrlichem Wetter einen gemeinsamen Ausflug nach der Hohenzollernburg. Von der Burg aus wurde ein Ergebenheits⸗Telegramm an Seine Majestät den
Kaiser gesandt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Rußland.
Die aus Egypten, Syrien und Kleinasien in Odessa eintreffenden Schiffe werden einer ö . unterzogen.
ortugal.
Durch eine im „Diario do Governo“ Nr. 187 vom 24. August 1891 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministe⸗ riums des Innern sind die Häfen der Guinea⸗Küste für rein von Gelbfieber erklärt worden. (Vergl. . Reichs Anzeiger Nr. 165 vom 16. Juli 1891.)
Auf Veranlassung des österreichischen Ministeriums des Innern hat dem Prag. Abdbl. zufolge das österreichische Handels ⸗Ministerium an sämmiliche Bahnverwaltungen einen Erlaß gerichtet, in welchem dieselben unter Hinweis auf das Ueberhandnehmen der Cholera in der asiatischen Türkei aufgefordert werden, auf die Herstellung und Erhaltung eines in sanifärer Beziehung tadelfreien Zustandes der Warteräume und sonstigen Lokalitäten, sowie auf eine J, ,. e Handhabung der Desinfektionsvorschriften schon jetzt ernstlich Bedacht zu nehmen und die in dieser Hinsicht nothwendigen Verfügungen so— fort zu treffen.
Handel und Gewerbe.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im August 1891 1370 674 00 abgerechnet worden gegen 16654 268 800 im Juli 1891 und 1 287 232 700 ½ im August 1890.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks ; . 3, und in Oberschlesien. An der , sind am 2. d. M. gestellt 9599, nicht recht⸗ itig gestellt keine Wagen. 1 oe g (er sind am 1. d. M. gestellt 3768, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Subhastations⸗Resultate. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 2. September 1891 das Grundstück in der Choriner straße 5c belegen, dem Architekten Johannes Schmidt hierselbst gehörig, zur Versteigerung. Das geringste Gebot wurde auf 92 830 festgesetzt. ür das Meistgebot von 136 000 66 wurde der Kaufmann Hermann umpel hierselbst Ersteher. — Eingestellt wurde das Verfahren
mannstraße, dem Klempnermeisfter Franz Zieglarsky hierselbst gehörig. London, ö (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ ten.
ann,. , bg. (W. T. B.) Die Nationalbank und die anderen Sir e nnen haben den Bankdiskont um ein
lbes Prozent herabgesetzt. ⸗ . , 2. . (W. T. B Wollau ktion. Angeboten 866 Ballen Buenos Aires, 534 Ballen Montevideo, 455 B. Melbourne, 2565 B. Sydney, 11 B. Neuseelgnd, 7. B. Tapwollen. Verkauft 534 B Buenos Aires, 318 B. Montevideo, 278 B. Melbourne, . B. Sydney, 11 B. Neuseeland, 6 B. Cap⸗ wolle. ise unverändert.
nn, , 2. September. (W. T. B.) Die Börse er⸗ öffnere zu hoͤheren Coursen bei ziemlich bedeutendem Geschäft, sväter allgemeine Ermattung, Schluß fest. Der Umsatz der Aktien betrug 376 600 Stück. Der Silber vorrath wird auf 5 100 9000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 135 090090 Unzen, die Silberankäufe für den Staatsschatz 679 000 Unzen zu 9825 à 9840.
Submissionen im Auslande.
Niederl ande. ; 17. September, Nachm. 1 i. . , van Binnenlandsche Zaken im Haag im Ministerialgebäude: ö. ö . von Maschinenpapier in verschiedenen Sorten für den Bedarf der ‚Algemeene Landsdrukkery“ in den Jahren 1892 und 1893. . . Bedingungen und Muster kostenlos zu beziehen von dem Directeur der Algemeene Landsdrukkery im Haag.
Verkehrs⸗An sstalten.
2. September. (W. T. B.) Norddeutscher io r mg Eq ell mn. Spree“ ist von New⸗Jork heute
ittag auf der Weser eingetroffen. . 3. September. (W. T. 9 . Am erika⸗ nische Pacetfahrt Aktien ⸗ Gesellschaft.. Der h k fk. von New Jork kommend, heute Morgen der E roffen. 9 3 6 (W. T. B. Der Union⸗Dampfer Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
Theater und Mufsik. Königliches Schauspielhaus.
der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Butt.
ersten Mal als Mitglieder der Königlichen Bühne. Frl. Tondeur gab die Titelrolle mit der ihr immer eigen gewesenen artsinnigkeit und Milde des Tons und des Gefühlsausdrucks, während Lessing' s Minna kräftigere Aecente, wenigstens je und je bören lassen muß, um gegen die Hppersentimentalität Tellheim's den durchaus nöthigen Gegenfatz zu bieten. Die Darstellerin zeigt in ihrem Wesen Vornehm⸗ heit und fast überall die künstlerisch gebotene Zurückhaltung, was in der Nähe des Frl. Conrad, die das Kammermaädchen gab, eine nicht unschwere Aufgabe ist. Die Poesie, welche Lessing gerade in die Individualität Minna 's gelegt hat, brachte Frl. Tondeur überall wirksam jur Geltung. — Hr. Blencke gab den Wachtmeister im Ganzen mit schönem Gelingen; man hätte im Spiel mebr den Ausdruck von Kraft und Urwüchsigkeit erwarten dürfen, auch, der Ton war nicht immer eindringlich genug, aber der in Berlin lãngst beliebte Künstler darf sich sagen, daß das gefährliche Unternebmen, von der niederen Komik zur individuellen Zeichnung des vornehmen Humors überzugehen, als geglückt betrachtet werden kann. Vielleicht ist das zu leise Sprechen Gre re in den ersten Scenen dem Umstande zuzuschreiben, daß die Akustik des Raumes ihm noch nicht geläufig war; ,. fand er sich von Scene zu Scene besser in seine Aufgabe, und so hatte er einen wirklichen Erfolg in der Schlußscene mit Tellheim und Franziska. Im Ensemble ver⸗ diente die Vorstellung alles Lob; die Vorzüge, welche Frl. Conrad als Franziska, Hr. Kahle als Riccaut, Hr. Krause als Just, Hr. Vollmer als Wirth, Hr. Ludwig als Tellheim entwickeln, sind zu bekannt. um noch einer erneuten Anerkennung zu bedürfen. Das Publikum folgte der Vorstellung mit sichtlichem Behagen und gab seinem Beifall kräftigen Ausdruck.
Berliner Theater. ; Gestern Abend trat Fr. Sorma zum ersten Mal in ihrem neuen , auf als Hertha in Oscar Blumenthal's Schauspiel Ein Tropfen Gift‘. Die Rolle erbebt große An⸗ sprüche an die Darstellerinnen in Bezug auf das Ausdrucksvermögen für Schmerz und Freude; sie verlangt den ergreifenden Wehlaut tiefen Leided und den quellenden Jubelruf höchster Freude: Gerade in dieser Beziehung ist Fr. Sorma von Natur besonders glücklich veranlagt; die ganze Gestalt scheint von den die Seele füllenden Bewegungen durchbebt. Nach dem zweiten und dritten Akt, welcher letztere die Erregungen des Gemüths in jähem Wechsel zeigen muß, wollte der Beifall für die Debütantin kein Ende nehmen. Freilich hatte die Künstlerin in. Hrn. Direktor Barnay (Lothar) in den schwierigsten Scenen einen genialen Mitspieler an ihrer Seite. Die übrigen Darsteller blieben in ihren Leistungen weit hinter diesem Künstlerpaar zurck. Hr. Kraußneck als Braf Wahlberg befand sich nicht recht auf der gewohnten Höhe seines Könnens, welches ihn sonst den sehr tüchtigen Künstlern anreiht. Neu besetzt war die Rolle des verarmten Baron Brendel durch Hrn. Haack, der diesen gesellschaftlichen Schmarotzer mit Anstand und sogar mit Laune gab. Die Liddy des Frl. Rug⸗ heimer vermochte durch die Farblosigkeit der Charakteristik und den Mangel an Vornehmheit keine Anziehungskraft auf das Publikum
auszuüben. Kroell's Theater.
Fr. Moran-⸗Olden setzte gestern Abend ihr erfolgreiches Gast⸗ spiel als Gräfin in der „Hochzeit des Figaro. fort und fand auch in dieser Rolle, wie schon bei ihrem früheren Gastspiel im Kö— niglichen Opernhause und vor einigen Tagen als Fidelio bei Kroll, Gelegenheit, den außerordentlichen Wohllaut und die Kraft ihrer Stimme, sowie ihre schauspielerische Begabung glänzend hervortreten zu lassen, was auch durch lebhaften Beifall, besonders am Schluß des zweiten und dritten Aktes, die wärmste Anerkennung von Seiten des Publikums fand. Da auch die übrigen Rollen gut besetzt waren. so kann die ganze Vorstellung als eine wohlgelungene bezeichnet werden. Die Rolle des Cherubin war in den bewährten Händen des Frl. Ga dski, und Frl. Schacko befriedigte als Susanne vollkommen, Pr; Leonhardt und Hr. Dreßler ernteten gleichfalls reichen Beifall als Graf Almaviva und als Figaro.
Im Deutschen Theater wird ein Lustspiel von Rudolf Stratz, Der blaue Brief“, einstudirt und wahrscheinlich gegen Ende nächster Woche zur Aufführung kommen. In der am Montag statt⸗ findenden Aufführung von „Die Stützen der Gesellschaft' tritt Frl. Marie 3. ken n fe in Frankfurt a. / Main in der Rolle der Lona Hessel erstmalig auf.
n nl, das viel besprochene Lustspiel von Alexander Dumas ils, wird nunmehr in den Spielplan des Lessing⸗ T eaters auf genommen werden. Die erste Aufführung mit Marie Reisenhofer in der Titelrolle ist für den Freitag der nächsten Woche festgesetzt.
Sarolta Szilasy, die vom PVirektor Fritsche neu verpflichtete Operettensängerin des Budapester Volkstheaters, tritt am Sonnabend im FriedrichWilhelm städtischen Theater als „Fiametta im neu einstudirten „Boccaccio“ erstmalig auf. Sophie Offeney singt den Boccaccio, Hr. Steiner den Prinzen, Hr. Alexander Klein den Faßbinder.
Im Residenz⸗Thegter gelangt am Sonnabend, den 5. d. M. „Frou Frou“ zum achten Male und zwar mit zum Theil neuer Be⸗ fetzung zur Aufführung. Die Louise wird von Rosa Bertens, der Valreas von Joseph Farno dargestellt; als Frou⸗Frou tritt Emmy Neumann vom Amberg ⸗Theater in New⸗PVork erstmalig auf.
Francesco d' Andrade singt bei Kroll am Montag zum letzten Male den „Don Juan“.
Mannigfaltiges.
Der Ober ⸗Bürgermeister Dr. von Forckenbeck ist in Berlin wieder eingetroffen.
Das Festeomits für den Literarischen Kongreß hat den Mar r ch gebeten, von dem Vorhaben, dem Kongreß zu Ehren ein Festmahl zu veranstalten, mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse Abstand nehmen zu wollen.
Der Sanitäts⸗Rath Dr. Nolte, der vorgestern sein fünfzig: lähriges Amtsjubiläum gefeiert hat, wurde der Post zufolge von Ibrer Majestät der Kgiserin Friedrich, deren Hofarzt er ist, durch ein Glückwunsch⸗Telegramm aus Homburg
erfreut.
umbinnen, 2. September. Bei einem Hausbrgnde in . kamen nach einer Meldung des ‚D. B. H.” drei Kinder in
den Flammen um.
rlitz, 2. September. Unter Theilnahme der hiesigen Ciach! hig iu: und Kommunalbehörden z. fand, wie der Voss. * tefegraphirt wird, auf dem Blockhausplateau heute Mittag 1 Uhr Fie feierliche Grundsteinlegung des Prinz Friedrich Carl— Denkmals statt.
lensburg, 2. September. Unter sehr großer Betheiligung der Glien n. fe f fand laut Meldung des. W. T. B.“ die feier ⸗ liche Enthüllung des von den Bürgern Flensburgs auf dem Marien kirchplatze errichteten Denkmals Kaiser Wilhelm's . statt.
Dresden, 1. September. Der Köln. Z.“ wird geschrieben: Der hierher zum Manöver einberufene Assistenzarzt 1. Klasse Dr meqd. Schröder, Kreisphysikus zu Zeven im Hannoverschen, verließ mit dem Leib ⸗Grenadier Regiment die Kaserne, als beim Blasen der Musik sein Pferd scheute und den Reiter so unglücklich abwarf. daß sofort der Tod eintrat. Das sächsische Sanitäts. Offizier ⸗ Corps, General⸗Arzt Dr. Roth an der 9h. widmet dem verunglückten Kameraden der sich erst vor einigen Wochen verheirathet hatte) einen
In der gestrigen Vorftellung von Lessing's Mäinng von
Geschäfte der zu Unlonen mentretenden Centralverbände der Arbeiter eines Gewerbes an n 6 Va et * sollen gleichzeitig
Barnhelm“ fahen wir Frl. Tondeur und Hrn. Blencke zum
herzlichen Nachruf.
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