1891 / 210 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

reis um einen balben Penny (6 ) auf einen Laib, um einen viertel enny auf jwei Pfund.

Wohlthätigkeit.

Die verwittwete Fr. Kommerzien⸗Rath Tiel sch, ge Köhlisch,

bat der Tielsch'schen Arbeiter ⸗Invaliden Stiftung zu Neu ˖Altwasser bei Waldenburg in Schlesten eine Zuwendung von 5000 A gemacht.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Vorstand der sozialdemokrgtischen Partei beruft durch Bekanntmachung im Centralorgan „Vorwärts“ den Parteitag auf den 14. Oktober nach Erfurt. Die Tagetzordnung enthält außer den Formalien, die am Abend des 14. Oktober erledigt werden sollen, für die folgenden Tage folgende Punkte:

1) Geschäͤftsbericht des Parteivorstandes, Berichterstatter J. Auer. 2) Bericht der Controleure durch G. Schulz. 3) a. Die parlamen⸗ tarische Thätigkeit der Reichstagsfraktion, Berichterstatter H. Mollen⸗ buhr; b. die Taktik der Partei, Berichterstatter A. Bebel. 4 Be⸗ ratbhung des Programm⸗Entwurfes, Berichterstatter W. Liebknecht. 5) Berathung derjenigen Anträge der Parteigenossen, welche bei den voraufgehenden Punkten der Tagesordnung nicht bereits ihre Erledi⸗ gung gefunden haben. 6) Wahl der Parteileitung und Bestimmung des Ortes, wo sie ihren Sitz zu nehmen hat. .

Die Bekanntmachung weist auf die besondere Wichtigkeit

dieses Parteitages hin, auf dem die Programm-⸗Revision zum Abschluß und ein neuformulirtes Programm zur Annahme elangen soll. Der Parteitag sei die oberste Vertretung der artei, dort sei der Platz, wo alle Wünsche und Beschwerden von den Vertretern der Gesammtpartei eine den Partei⸗ interessen entsprechende sachgemäße Würdigung und Beurthei⸗ lung finden würden.

Aus Haynau wird der Voss. Ztg. telegraphisch berichtet, daß in der dortigen Thomas'schen Handschuhfabrik 56 Arbeitern gekündigt wurden, weil sie sich geweigert hatten, die Arbeiten für eine im usstand stehende Fabrik in Friedrichshagen auszu⸗ führen. (Vgl. Nr. 207) d. Bl.) Der „Vorwärts“ berichtet nach der Schles. Volkswacht! über denselben Vorgang aus Liegnitz und bemerkt, da Burg bei Magdeburg und Liegnitz für Friedrichshagen arbeiten, hörten auch in ersterer Stadt die Arbeiter auf. Den Liegnitzer Dresseuren wurde zugemuthet, die Arbeit r , ie, zu verrichten. Da dieselben sich weigerten, suchte der Besitzer Mädchen zur Erlernung der Dressur. Im Ganzen stehen in Deutschland etwa 500 Handschuhmacher im TLohnkampf.

Aus Rom schreibt man der ‚Voss. Ztg.“: Sozusagen über Nacht hat man sich in Mailand, dem ersten gewerblichen Wittel⸗ punkt Italiens, vor einen Arbeiteraus tand gestellt gesehen, der alle früheren an Umfang und Bedeutung übertrifft. Nach dem Vorgange der etwa 800 Arbeiter der Maschinenfabrik „El vetiea“ haben diejenigen der meisten anderen mechanischen und ähn—⸗ lichen Werkstätten die Arbeit eingestellt, um bessere Bedingungen zu erlangen. Auffällig ist, daß gerade der Augenblick, in welchem nach langem Siechthum das Maschinengewerbe in Mailand sich zu einer Art von Aufschwung rüstete und mehrere Werkstätten, so die Elvetica“, beträchtliche Aufträge auszuführen begonnen hatten, von den Arbeitern, die so lange über Beschästigungslosigkeit zu klagen gehabt haben, zu einer Arbeitseinstellung benutzt wird. Vielleicht schien ihnen der Augenblick, in welchem die Arbeitgeber Bestellungen übernommen und sich veitragsmäßig zur Ausführung in bestimmter Frist verpflichtet haben, günstig, um ihre Forderungen durchzusetzen. Diese Forderungen gingen Anfangs wesentlich auf Ab⸗ schaffung der Akkordarbeit, welche in manchen Fabriken erst vor wenigen Jahren auf Verlangen und im Interesse der geschickteren und fleißigeren Arbeiter eingeführt worden ist, jetzt aber auch von ihnen verworfen wird, weil der Stücklohn so herab gegangen ist, daß auch bei qufreibender Arbeit der Erwerb unzu⸗ reichend ist. Hierzu sind, sobald die Zahl der Ausständigen sich vergrößerte und das Vertrauen in den Sieg wuchs, noch andere Forderungen hinzugekommen. Einige in den letzten Tagen ab— gehaltene Versammlungen der Arbeiter haben gezeigt, daß eine grohe Einmüthigkeit und Entschlossenheit unter ihnen herrscht, daß sie trotz fehlender Vorbereitung und Geldmittel nicht an Nachgiebigkeit denken, und daß ihre Leitung in den Händen geschickter Agitatoren liegt, welche ihre sozialistischen Endziele klug zu verbergen wissen. Es wurden folgende neun Forderungen nach einstimmiger Annahme in der Arbeiterversammlung aufgestellt: 1) Abschaffung der Akkordarbeit, 2) Erhöhung des Tagelohns um 25 (o, 3) Er—⸗ höhung deg Lohns für Ueber und Sonntagsarbeit um 50 oo, 4) zehnstündige Arbeitszeit, 5) Herabsetzung der Strafarbeits⸗ zeit für Zuspätkommen auf 4. Stunde, 6) Aufhebung der Ersatzpflicht der Arbeiter für Beschädigungen an Maschinen und Werk zeugen u. s. w.. 7). Beschäftigung jedes Arbeiters an einer einzigen Maschine, 8) achttägige Lohnberechnung, 9. Verzicht auf Vor—⸗ legung des polizeilichen Leumundszeugnisses bei Annahme der Arbeiter. Vom gestrigen Tage berichtet ein Wolff'sches Telegramm aus Mailand, daß eine von den Ausständigen veranstaltete Versamm⸗ lung, in, welcher das Arbeitercomité, Delegirte der Arbeiter von 36 Etablissements und 6 Eigenthümer kleinerer Werkstätten erschienen waren, wegen Ausbleibens der übrigen Etablissementsbesitzer ergeb⸗ nißlos verlief. In einer darauffolgenden in der Arena ab— gehaltenen Versammlung, an welcher 4000 Ambeiter theilnahmen. wurde beschlossen, den Ausstand fortzusetzen. Der Anarchist Conetta wurde wegen Aufreizung zum Blutvergießen verhaftet. In einer gestern Abend abgehaltenen, von etwa 3500 Personen besuchten Versammlung der Strikenden wurde über den Vorschlag berathen, eine große Versammlung aller Arbeiter Mailands zu veranstalten, Falls die Arbeitgeber bis zum Dienstag nicht nachgeben sollten. Die Mittheilung, daß der Sozialistenführer Singer in Berlin 500 Frances für die Strikenden gespendet und die Unterstützung der Strikenden durch die Metallarbeiter Berlins zugesagt habe, wurde sehr beifällig aufgenommen.

Hier in Berlin trat Zeitungsmeldungen zufolge die erste Ver⸗ sammlung von Platzdeputirten“ der Berliner Zimmer⸗ leute am 3. d. M. zusammen, nachdem die Neuwahl einer Lohn—⸗ kommission und die Wahl der Vertrauensmänner in den einzelnen Stadttheilen vollzogen worden ist. Die Platzdeputirten und deren Versammlungen werden eine große Rolle bei der neuen Lohn⸗ bewegung der Zimmerleute spielen; sie sollen die beiden feindlichen , . (Verband und Freie Vereinigung) auf neutralem

ebiet verbinden, indem sie der Lohnkommission Verhaltungsmaß . regeln für ihre Taktik zu geben haben. In der Versammlung wurde die allgemeine Lage besprochen. Arbeit sei bereits sehr schwer zu be⸗ kommen und trotzdem würden immer noch Arbeitskraͤfte von außer⸗ halb herangezogen; auf manchen Plätzen werde schon nicht mehr zehn, sondern elf Stunden gearbeitet. Vor Allem soll nach dem Beschluß der Versammlung jetzt dahin gewirkt werden, den Frieden zwischen den beiden Vereinen anzubahnen.

Aus Stockholm wird uns geschrieben:: Die Arbeiter der Silbergrube Kärrgrufva haben noch in letzter Stunde die Arbeit wieder aufgenommen, sodaß dadurch die angedrohte Betriebseinstellung im Bergdistrikte Norberg vermieden worden ist. (Vgl. Nr. 198 d. Bl.) . Gegen mehrere Arbeiter, die am 11. August auf gewaltsame Weise die Arbeiten in der Silbergrube zu verhindern suchten, ist An⸗ klage erhoben und der Hauptagitator verhaftet worden.

Vol kgzäblung in Schweden.

(E) Das Statistische Centralbureau in Schweden hat seinen vorläufigen Bericht über die Volkszählung am 31. Dezember 1880 erstattet. Die DBevdlkerung Schwedens betrug danach 4784 5709 Per- sonen oder 10 266 Personen mehr (22 ) als Ende des Jabres 1389. Verglichen mit dem Ergebniß der Volkszählung im Jahre 1880, zeigt die jetzige eine Zunahme um 219 607 Perfonen oder 4, 8 oso

g, 5 / Von der Bevölkerungssumme von 4784 675 Per⸗ sonen entfallen 3 S5 277 auf das platte Land und 899 403 auf die Städte. Die Bevölkerung des platten Landes hat in dem letzten Jahrzehnt nur um 10 035 Personen jugenommen, die der Städte da⸗ Jegen um 208 972 Personen oder 36 o; in jwölf Läns hat die Landbevölkerung um 116 16 Personen abgenommen. Städte von mehr als 10 060 Einwohnern waren im Jahre 1889 zwölf vorhanden, im Jahre 1890 dagegen neunzehn mit einer Einwohnerzahl von 6h 7ö7 gegen 488 884 im Jahre 1880, mithin eine Zunahme von 35,2 oo. Die kleineren Städte haben eine Zunahme der Bevölkerung um 18,4 96 aufzuweisen. Ueber 20 000 Einwohner haben jetzt: Stock⸗ holm 246 154, Gothenburg 104 657, Malmö 48 504, Norrköping 37 826, Gefle 23 1484, Upsala 21 511, Carlskrona 20 613 und Helsing⸗ borg 20 416; demnächst folgt Jönköping mit 19682 Einwohnern.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 25. August bis inkl. 29. August er. zur Anmeldung gekommen: 210 Ehe⸗ schließungen, 994 Lebendgeborene, 25 Todtgeborene, 634 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Internationale Kunstausstel lung in Berlin. X.

Spanien.

L. K. Keine der bisherigen deutschen Kunst⸗Welt⸗ ausstellungen ist von Spanien so reich beschickt worden wie die diesjährige in der Reichs⸗Hauptstadt, Gerade diese . ausstellung spanischer Kunstwerke schwächt aber den sen⸗ sationellen Eindruck, welchen einzelne Bilder auf früheren Ausstellungen machten, ah. Man hat mit der Bevorzugung haarsträubender, bluttriefender historischer Stoffe als mit einer gegebenen Thatsache zu rechnen sich gewöhnt und läßt sein Urtheil von dieser Seite nicht mehr beeinflussen. Weder eine von vornherein abweisende Haltung diesen Dingen gegen⸗ über, noch staunende Verwunderung über die Kühnheit solcher Vorwürfe ist noch am Platze, zumal ein weiterer Ueberblick über die heutige spanische Kunst lehrt, daß auch von ihr gilt, was Justi gelegentlich von aller iberischen Kultur treffend bemerkt: Neben dem fahlen, dürren Roß der Romantik trabt der Esel praktischer Volksweisheit.“ Der seit den Tagen Velazquez nicht wieder von der Bildfläche spanischer Kunst verschwundene kräftige Naturalismus ist selbst ein Stück solcher prosaischer „Volksweisheit“, und seine Anwendung auf die abenteuerlichsten Stoffe ist es insbesondere, welche die Schroffheit ihres Eindrucks bedingt. Träten uns diese schauer⸗ lichen Scenen aus der Vergangenheit des Landes der Hof⸗— intriguen und der Inquisition nicht so handgreiflich vor Augen, so würden wir ihre Darstellung kaum so lebhaft als eine Beleidigung unseres ästhetischen Gefühls empfinden. Einer technisch virtuos durchgeführten Darstellung der Huldigung, welche Pedro der Erste von Portugal seiner aus dem Grabe in halbverwestem . hervorgeholten und auf den. Thron gesetzten Geliebten Ines de Castro von seinen Vasallen erweisen läßt, wie sie uns Salvador Martinez Cubells vorführt, fehlt durchaus jedes versöhnende Element; die. Grausamkeit des portu⸗ giesischen Königs wird durch diejenige des Malers übertrumpft, der uns zu Zuschauern eines solchen jedes natürliche Gefühl aufsträubenden Vorganges macht. Auch die Schilderung der Stätte, an welcher man die entleibten Gladiatoren des Amphi⸗ theaters ihrer Rüstungen entledigte, kann in der Darstellungs⸗ weise Luna y Novicio's, welche in manchen Stücken an

Verg's Heldenmuth der Numantiner auf der Wiener Welt⸗ ausstellung 1882 erinnert, nur Widerwillen erregen, an dem die rohe und nicht einmal momentan überraschende Ausführung

ihren wohlgemessenen Antheil hat. Edler in den Formen giebt sich der bereits 1577 gemalte Heilige Sebastian Ferrant's, dessen von Pfeilen durchbohrten Leib eine römische Christin Irene von den Schergen erbittet. Aber auch hier überwiegt der Eindruck des Grausigen, der von Ribera's Schöpfungen her bekannte „Lokalton des Schaffots“. Selbst eine ganz gleichgultige historische Scene, wie der „Vertrag zu Caspe“ von Parladé, hat durch die finstere Ruhe der Versammlung und die dunkle Haltung des Kolorits etwas Unheimliches; die Gestalten in ihrer langwallenden feierlichen Tracht scheinen aus den Grüften emporgestiegen, um ein ö abzuhalten. Daß die hervorragende technische Gewandtheit trotznem uns Bewunde⸗ rung abnöthigt, läßt sich so wenig bestreiten, wie bei dem Bild Sala's „Die Vertreibung der Juden“. Die leidenschaftliche Bewegung des fanatischen Priesters, der zur Vertreibung der Juden in lebhafter Rede auffordert, steht in schroffem Gegen⸗ satz zu der mumienhaften Ruhe des Königspaares, Ferdinand's und Isabellen's, auf ihrem Thronsessel im Hintergrunde und will trotz dieser Folie nicht recht packend und unmittelbar wirken. Alle diese Historienbilder setzen einen Kommentar voraus, während doch ein wirklich gelungenes Werk dieser Art seine Erklärung in sich selbst tragen soll. Die letztere Forderung erfüllt in hohem Maße Luis Aivarez' Pbilipp II, auf einer Gartenterrasse des Escorial den Vortrag seines Ministers entgegennehmend. Die gewaltige Leinwand zeigt uns nur sieben menschliche Gestalten in durchaus ruhiger Haltung, davon vier Statisten, die roth gekleideten Träger der König⸗ lichen Sänfte, der Philipp II. entstiegen ist, um sich auf einem hochliegenden Steinsitz niederzulassen, von wo der Blick bis zu den Abhängen des Guadarramagebirges sich weitet, über dessen grauen Felsmassen ein trüber gerissener Wolken himmel hängt. Doch nicht diesem Ausblick gilt die Aufmerksamkeit des Königs; in vorgebeugter Haltung zur Erde blickend, lauscht er der Verlesung einer Urkunde, die sein Minister Perez in Händen hält. Die stumme Spannung des Momentes ist von packender Wirkung, Man fühlt heraus, daß es sich um einen folgenschweren Königlichen Befehl handelt, der vollzogen werden soll, ohne daß man ein Geschichtsbuch nach dessen . zu befragen Lust verspürte. Meisterhaft ist die

harakteristik des Königs in Haltung und Geberde; alles ist auf den gleichen trübgrauen kalten Ton gestimmt und doch voll inneren Lebenz. Auch in dem zweilen Bilde Alvarez', einem Kondolenzbesuch aus karlistischer Zeit, zeigt sich der Künstler als Seelenmaler ersten Ranges, dessen Leistungen die große goldene Medaille wohl verdient haben. Insbesondere ergreifend ist die Haltung der Leidtragenden, eines Wittwers mit zwei Töchtern, während die ganze Komposition der Ge⸗ stalten in dem kalten, dunkelgrün tapezierten Raume etwas zu absichtlich arrangirt erscheint. Minder bedeutend ist das kleine Bildchen aus der Empirezeit: „Krieg im

rieden⸗ eine Baudoirscene von etwas konventioneller Zierlich⸗ eit. Diese bildet noch immer für eine ganze 36. spanischer Maler das Endziel aller Kunst. Die agudezad, die geistreiche Zuspitzung des Vortrages, verleitet oft genug zu einer Feinmalerei, welche in ihrer anhaltenden Wiederholung,

und mit derjenigen des Jahres 1870 um 397145 Personen oder

Viniegra y Lasses'z, Llaneces', Muñ oz y Cuesta' s, Arpa 3 Perea's immer wieder begegnet, etwas ermüdet, wenngleich im Einzelnen ihre 6. c Wirkung sich gar nicht bestreiten läßt. Ganz freizusprechen ist von dieser elbdigen Manier auch nicht Joss ö Gil, einer er geschsz te und bekanntesten Genremaler Spaniens, der seinen Wohnsitz gleich vielen seiner malenden Landsleute nach Rom verlegt hat. Begreiflich, daß seine kleineren Bilder, wie z. B. die mit köstlichem humor geschilderte „Katechismus⸗ stunde!, einheitlicher wirken, als die große Prozession des Mutter⸗ gottes bildes, die in der Komposition etwas unausgeglichen den Schwerpunkt der Schilderung in die bunt zusammengewürfelte Gemeinde verlegt, in welcher überaus fein charakterisirte Typen à la Fortuny uns begegnen, während das durchaus in ge⸗ deckten Tönen gehaltene Kolorit nicht frei von Einförmigkeit ist. Das Bild ist für die Sammlung des Bonner Museums wohl auf Empfehlun usti's, des feinsinnigen Kenners spanischer Kunst, angekauft worden. In der Nachbarschaft von Benlliure's kleineren ö fallen die kecken Studien des gleichfalls in Rom lebenden Schülers von For⸗ tuny, Josés Villegas, durch ihren hie und da etwas forcirten Humor und die Sicherheit der koloristischen Haltung ins Auge, während ein ausgeführtes Bild desselben Künst—⸗ lers „Betende Araber / sowie ein Damenporträt unbedeutender erscheinen. Den in Rom lebenden und hier auch ihre Modelle und Motive suchenden spanischen Künstlern müssen wir an dieser Stelle noch Lu ue y Roösellé anreihen, dessen Betende römische Bauern“ mit zu den bedeutendsten Werken der Abtheilung zählen. Die lichte Tönung des Abendhimmels, , 6. . . . raziö auengestalten in kräftigster Modellirung gestellt sind, ist von bleibendem Eindruck. . Groß ist auch die Schar spanischer Maler, welche in Paris ihren Studien obliegen; wir nannten schon Emilio Sala und Domingo Munoz, welche indeß durch die Wahl ihrer Stoffe ihren stark ausgeprägten Nationalcharakter be⸗ kunden, während Luis Jimenez offenbar einen Ausschnitt aus der französischen Wirklichkeit in seinem Krankenhausbesuch uns vorführt. Die Vorstellung“ einer Schwerkranken vor einem Kreise eifriger Studenten, unter denen sich auch eine weibliche Schülerin Aesculap's befindet, in dem peinlich sauberen aber in seiner Kahlheit überaus traurig wirkenden Krankensaal einer Universitäte klinik ist an sich ein wenig anziehender Vor⸗ wurf. Und wenn man dem Künstler auch nicht scharfe Beobachtungsgabe absprechen kann, so überwiegt doch in dem in Lebensgröße durchgeführten Bilde allzusehr der peinliche Eindruck. Man hat die Empfindung, als habe der Maler das Interesse des Mediziners, der sicherlich auch aus den hier ge⸗ malten Symptomen seine Diagnose stellen könnte, allzu aug⸗ schließlich im Auge gehabt, und die Aengstlichkeit, mit welcher er in dieser Beziehung gewissermaßen die Orthographie des Ausdrucks zu wahren bestrebt ist, überträgt sich unwillkuͤrlich auch auf den Beschauer. Derartige Momentaufnahmen lassen stets Zweifel an der Freihändigkeit des schaffenden Künstlers aufsteigen und die Mehrzahl der Beschauer vermag von dem rein stofflichen Interesse sich nicht los zumachen. Damit fehlt dem Bilde die befreiende Wirkung eines echten Kunstwerks. ö. Spanien selbst scheint die Hochschule zu Barcelona der Vorort der neuen impressionistischen Richtung der Malerei ü sein. Mit einer Reihe sehr achibarer Versuche in dieser ichtung ist Santiago Rusinol auf unserer Ausstellung erschienen; wenn einzelnen derselben, wie dem etwas extra⸗ vaganten „Bei der Lektüre“ und der Hofstudie 3313, auch noch volle Sicherheit und Reife fehlen, so lassen doch das männliche Porträt Nr. 3311 und die treffliche Studie, welche uns einen jungen Mann in einem menschenleeren entlaubten Bier⸗ garten in nachdenklicher Stimmung vorführt, erkennen, daß Rusiüol es mit seiner Kunst durchaus ernst meint und keineswegs nur einer Modeströmung aus äußeren Gründen sich angeschlossen hat. Das gilt auch von den Arbeiten Laureano Barrau»s und dem unschein⸗ baren aber sehr gediegenen kleinen Mädchen am Webstuhl“ von Juan Planelko. Ramon Casas, Pinos und Ma sG vernachlässigen in ihren Pleinairstudien gar zu augen⸗ fällig die Modellirung und kommen aus einer gewissen trockenen Stumpfheit der Töne nicht recht heraus, wenn fie auch nicht in die trübselige Graumalerei Ju an Brull's verfallen. Mehr als einen Achtungserfolg kann auch Joss Cusachs mit seinem Divisionsmanöver, dessen Farbenstellung durch die eintönigen Massen der Marschkolonnen nüchtern und langweilig wirkt, nicht erringen. Immerhin wohnt diesen Werken aber eine weit größere Kraft inne, als den einförmig rosigen und süß⸗ lichen Kindergestalten der Gräfin de Ban ue los, welche sich in ihrer Heimath allerdings einer großen Beliebtheit zu erfreuen scheinen. Unter den Landschaftern der Schule von Barcelona verdienen die in ihrer spitzigen Pinselführung an Bran⸗ caccio's neapolitaner Ansichten erinnernden Studien von Juan Roig y Soler sowie die in leuchtendes Blau ge⸗ tauchte Ansicht der Bucht von Barcelona von Eliseo Mei⸗ fren Beachtung; auch auf dem Gebiet der Stilllebenmalerei, das in der spanischen Abtheilung überhaupt bedeutender als in anderen vertreten ist, hat die Schule von Barcelona sich eines tüchtigen Meisters in Joss Mirabent zu rühmen. An Velazquezꝰ berühmten „Borrachos hat offenbar Luis Graner seine Studien zu den lustigen Zecherköpsen gemacht, die, trotzdem sie „Wasserverkäufern“ angehören, doch dem eurigen Traubensaft ihrer , nicht abhold scheinen; reilich wirkt ihr Humor nicht ganz so unmittelbar ansteckend, wie der ihrer Ahnen im Prado zu Madrid. Damit hätten wir unsere Rundschau über die Leistungen der Akademie Barcelonas, welche im Kunstleben Spaniens offenbar eine bestimmende Rolle zu spielen berufen ist, beendet. as von Schöpfungen der anderen iberischen Kunstschulen vorhanden ist, hält einen Vergleich damit kaum aus, wenn auch ehrenwerthe Leistungen, wie Silvela's Armenasyl, Antonio Munoz Degrain's Erinnerung an Granada, Ab ad ez' Hafenansicht, sowie die akademisch korrekten Heiligenbilder Tegedor's und das große Bild der Seeschlacht bei Trafalgar von Luna Madrids Kunst würdig repräsentiren und auch aus Sevilla, der Stadt Velazquez', sich einzelne moderne Klänge, wie sie in Joss Arpa's Atelierbild an⸗ klingen, vernehmen lassen. Jedenfalls darf unsere diesjährige Ausstellung sich rühmen, die Anschauungen über spanische Kunst in wesentlichen Punkten bereichert und geklärt zu haben. Auch wer den vom großen Publikum den spanischen Bildern entgegengebrachten Enthusias mus nicht theilt, wird zugeben müssen, daß Spgnien in dem Concert der kunstüͤbenden Nationen seinen Platz mit Ehren zu behaupten mit gutem Erfolge bestrebt ist.

wie sie uns in den Bildern Gallegos', Enrico Serras?,

bildlichten. Der Egyptologe Flinders Petrie folgte mit einem inter⸗

Brust heraufgezogen

Die Bibliothek des verstorbenen Professors Dr. Bujack Vorsttzenden der Alterthumsgesellschaft Prussia und Provinzial Archivars in Königsberg i Pr. ist von dem Antiquariat von Wilhelm Koch in Königsberg erworben worden. Sie ist an Werken aus dem Gebiete der deutschen und preußischen Provinzialgeschichte und Archäologie außerordentlich reich.

Ein neuer Anziehungspunkt für Einheimische und Fremde soll in Bingen durch eine permanente Christus⸗ Gem äl dea ug stel Lung geschaffen werden, die eine in ihrer Art einzige Gemäldesamm⸗ lupg werden wird. Wohl haben einzelne Kirchen und Museen herrliche ö allein es sind nur wenige; hier aber werden gute Nach- bildungen von allen derartigen Gemälden vereinigt, sodaß auch eine Vergleichung der verschiedenen Meisterwerke in Hinficht auf die Zeich nung und die Farben ganz leicht möglich ist. Wenn der jetzige Plan jur Ausführung kommt, werden schon in einigen Jahren 1900 Scenen aug dem Leben Jefu in der Galerle bildlich dargestellt sein. Viele Gemälde, namentlich Freßken, haben im Laufe der Jahrhunderte durch die Witterung und ungünstige Verhältnisse sehr gelitten und

chen allmählich dem völligen Verderben entgegen. Die Binger hfo bůhmn en geben nun, durch Benützung der alten Handzeichnun gen, arbenstizzen und dal. m., die Bilder in ihrer ursprünglichen

chönheit möglichst genau wieder und bieten so einen Ersatz für die zum Theil schon arg beschädigten Originalgemälde. Je mehr diese letzteren verfallen, desto höher steigt der Werth dieser Nachbildungen. Auf diese Weise wird man in Pingen die Meisterwerke der christ · ichen Malerei, die dermalen in Europa weit zerstreut sind, in ge⸗ treuen, großen und schönen Nachbildungen ganz leicht kennen lernen. Während die meisten Gemäldesammlungen nur mittel mäßige oder geringe Bilder haben, bietet die Christus⸗ Gemäldegalerie nur feine Nachbildungen von Gemälden ersten Rangeg. An die Nachbildungen der berühmtesten Christusgemälde werden sich Drigiralgemälde, die namentlich Wunder Jesu schön und erbaulich darstellen, anreihen. Vorträge und Abhandlungen, denen die neuesten Kunstforschungen zu Grunde liegen, werden daz Verständniß der bildlichen Darstellungen erleichtern und über die Maler und die Geschichte der ausgestellten Bilder Aufschluß geben,

Die dritte Bersammlung des Srientalisten⸗Kongresses in London am Donnerstag fand nach einem Bericht der. . Ce nicht, wie an den Vortagen, im inneren Temple, sondern in den Räumen der Rechtsgesellschaft in Carey Street statt, in welchem eine Samm lung von Antiquitäten ausgestellt war. Zuerst ergriff Hr. Car⸗ tailhac das Wort, um an der Hand von photographischen Auf⸗ nahmen über Alterthumsdenkmäler auf den Balearen zu sprechen. Die Ruinen der befestigten Dörfer wiesen auf eine Zeit hin, in welcher sie als Zufluchtsort gegen Seeräuber oder Angriffe von feindlichen Stämmen dienten. Die Steindenkmäler besäßen eine gewisse Aehnlichkeit mit denen, welche in einzelnen Theilen Griechenlands ge⸗ funden seien, während die 1709 Felggräber einen phönieischen Charakter trügen und die Bronzeschmuckgegenstände an Cypern er⸗ innerten. Prähistorische Funde in der Nähe von Bellary in Süd⸗Indien bildeten das Thema des nächsten Redners, Hrn. F. Fawecest. Er habe im letzten Juni einen Ausflug dorthin unter, nommen und in den Felsen ein gemeißelte Bilder, augenscheinlich das Werk des Menschen aus der Steinperiode, gefunden. Die Hindus hielten sie für die Schöpfung eines Gottes, woraus sich ein Schluß auf ihr hohes Alter ziehen lasse. Vie menschlichen Figuren seien auf ihnen ausnahmslos nackt dargestellt, ein Beweis dafür, daß das Volk, welches sie enfertigte, noch keine Kleidung kannte und sich vor den Hindus dort befand, da diese ihre Götter nie nackt abbilden. Von Thieren seien Hund, Fuchs, Tiger, Leopard und Elephant dar⸗ gestellt, nicht jedoch das vserd, welches diesen präbistorischen Menschen wahrscheinlich fremd geblieben war, Er glaube, daß die Bilder gewisse Episoden aus dem Leben des prähistorischen Mannes in Indien versinn

effanten Vortrag über altegvptische Gräber und Gebäude in Medu m. Diefelben gehörken in die Zeit des Anfangs der vierten Dynastie und seien die ältesten bekannten egyptischen Denkmäler. Spätere Souveräne hätten sich die dort gefundenen Pyramiden zum Muster genommen. Er habe mehrere Graͤber geöffnet und in ihnen eine Anzahl wohlerhaltener Skelelte gefunden. Es scheine, als ob die Leichen der Personen von hohem Range in der gewöhnlichen egyptischen Manler, in voller Länge und mit Steinvasen be⸗ sflattet worden seien, während andere, deren Kniee bis zur selen, offenbar der prähistorischen Zeit angehörten. Nach dem Zustand der Skelette zu schließen, seien diesen Völkern bereits Rheumatismus und andere Gelenkkrankh eiten bekannt gewesen. In den letzten jwanzig Jahren hätten die egyptischen Alter thümer mehr als in den vorangegangenen sechs Jahrtausenden ge⸗ litten. Der Sumatra⸗Forscher J. Claine berichtete sodann über die Civilisation unter den wilden Bataks und legte im Verlauf seiner Rede zahlreiche von diesen angefertigte Waffen, Juwelen, Kleiderstoffe, musikalische Instrumente und Bücher aus Folzrinde vor. Der Nachmittag wurde mit Vorträgen über egyptische Forschungen und Entdeckungen ausgefüllt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aufforstungsverein.

Die durch die außergewöhnlichen Ueberschwemmungen im No vember v. J. herbeigeführten empfindlichen Schäden an Brücken Wegen und Kulturländereien haben neuerdings im gteglern ngoͤbeyirt Arnsberg auch in weiteren Schichten der Bevölkerung die Besorgniß hervorgerufen, daß sie sich häufiger wiederholen könnten, und die Rothwendigkeit, ihnen vorzubeugen, erkennen lassen. Man ist in den Gegenden des Berglandes und in den Quellgebieten der reißenden Berg⸗ ewäffer zu der Einsicht gelangt, daß wesentlich der rasche, ungehinderte . des reichlichen Nlederfchlagswassers von den Berghängenund die hierdurch vermehrten Geröllablagerungen in den Flußläufen jene die Existen) frage vielfach berührenden Kalamitäten vermehrt hat, und denkt deshalb ernstlich an die geeignetste Selbsthülfe durch Wieder aufforstung der kahlen Hänge und Bergkuppen. Es be⸗ innen sich deshalb örtliche Aufforstungsverei ne zu inen, welche systematische Wiederaufforstungen von Privat⸗ gründen bezwecken. Cin solcher Verein hat sich bereits im Kreise Altena konftituirt unter Leitung deg Landraths. In einen Statuten bezeichnet er als Ziele: Aufforstung von Haideflächen und Dedlandereien, Erhaltung und Verbesserung der Be⸗ wirthschaftung der vorhandenen Forsten, Herstellung besserer Abfuhrwege, bessere Verwerthung, der Forsterzeu gnisse. Zur Erreichung jener Ziele ist ein Reglement, betreffend die Unterstützung der Waidkultur⸗ entworfen, auf Grund dessen die Wirksamkeit des Vereins bereits begonnen bat. Die Mittel werden von wohlhabenden Privaten, durch Mitgliederheiträge, Unter stützungen aus Kreiß⸗ und Provrnzialfonds vorläufig aufgebracht. In anderen Kreifen bereiten sich ähnliche Vereine mit gleichen Bestrebungen und Endzwecken vor.

Obstmarkt in Berlin.

Für den Obstmarkt in Berlin, 29. September bis 1. Okteber, wird foeben die Marktordnung versandt. Hiernach ist die Be⸗ schickung Jedem freigestellt, welcher von feinem Tafelobst mindestens 26 kg (von Wirthschaftgobst entsprechend mehr) zum Verkaufe anbietet. Bequen und billig und ohne jedes RKisico wird die Einrichtung für die Verkäufer von Obst dadurch, daß sie nicht selbst zum Markt zu reisen und auch nicht das ganze verkaufbare Obst hinzuschicken brauchen. Sondern sie liefern von jeder Sorte nur eine kleine Probe hin mit einem Begleitschein, in dem sie den Namen, die verkaufbare Menge und den verlangten Preis für die Sorte angeben und das Markt⸗ comits mit dem Verkauf beauftragen. Verluste an Obst und Preis- drückungen werden auf diese Weise fehr glücklich vermieden, da der Verkäufer sein Obst in Händen behält, bis der Verkauf ab— eschlossen ist. Die Veranstaltun des Obstmarktes ist ediglich zur ebung des deutschen Obstbaues und zur Besserung der Dbsthandelsverhältnifse auf Veranlassung des

veranstaltet. Es ist deshalb selbstverständlich, daß nur deutsches Obst die Vortheile des Obstmarktz genießen darf. Die Markt⸗ ordnung und das , zum Begleitschein für die Obstproben versendet der Geschäftsführer des Obstmarkts, Ober Gärtner C. Junge, Berlin NW. 21, Spenerstr. 47.

Ernte. Die Obsternte liefert in diesem Jahre in Schlesien im Allge⸗ meinen befriedigende Erträge. So ist die Ernte an Aepfeln im Durchschnitt eine gute; an Birnen und Pflaumen fast durchweg eine gute, an Wallnüssen eine mittelmäßige und an Weintrauben eine ge⸗ ringe bis mittelmäßige. Wie der Werraztg. von zuverlässiger Seite aus landwirth⸗ schaftlichen Kreisen mitgetheilt wird, ist das Gesammtergebniß der Ernte in Thüringen als ein befriedigendes anzusehen. Die Ernte habe sich verzögert, aber sie gebe keinen Anlaß zu den Noth⸗ standsschilderungen. Das Erträgniß der diesjährigen Hopfenernte im El saß schätzt man auf ca. 75 O00 Centner. Die Qualität läßt nichts zu wünschen übrig, und wird mit dem Pflücken in acht Tagen begonnen werden. Die Preise werden dann denen von 1890 (180 - 200 M pro Centner) wohl bedeutend nachstehen, da auch von den übrigen deutschen Hopfengebieten und dem Auslande gute Ernten gemeldet werden. Nach den von dem it alienischen Ackerbau ⸗Ministerium veröffent⸗ lichten Mittheilungen sind die aufgetauchten Befürchtungen, daß sich in Italien in diesem Jahre ein größerer Getreidemangel fühlbar machen dürfte, unbegründet; danach beträgt der Gesammtbedarf des Landes etwa 52 Millionen Hektoliter. Das aus 49 Kreisen bereits vorliegende Resultat beziffert sich auf 45 Millionen Hektoliter, während das Erträgniß gus den übrigen 20 Kreisen noch nicht be⸗ kannt ist. Die vorjährige befriedigende Ernte ergab im Ganzen 48 Millionen, sodaß jetzt von einem drohenden Nothstande absolut keine Rede sein könne. (E) Stockholm, 2. September. Durch Rundschreiben des Civil ˖ Departements sind sämmtliche Landeshauptleute ersucht worden, von den Länsmännern Angaben über die diesjährige Weizen und Roggenernte einzufordern und dieselben wenn möglich vor dem 15. d. M. an das Civil⸗Departement einzusenden; diese Angaben sollen nicht nur den wahrscheinlichen Ernteertrag enthalten, abgeschätzt nach dem Körnerertrag ohne Abzug für die Aussaat, sondern auch Mit theilung darüber, ob die Ernte gut eingebracht oder ob sie durch Regen Schaden erlitten bat.

Zucht und Nutzviehschau. Die K. K. Landwirthsschafts ˖ Gesellschaft in Wien veranstaltet daselbst vom 19. bis 23. September d. J. in den der VI. Sektion dieser Gesellschaft gehörigen Ausstellungsräumen im Prater eine Zucht-; und Nutzviehschau für Rinder und Schweine mit Betheiligung des In, und Auslandes. Diese Zucht und Nutzviehschau soll sich jedes Jahr wiederholen und damit eine ständige Ein und Verkaufsstelle für edle Zuchtthiere geschaffen werden, welche den Landwirthen Gelegenheit geben soll, Zuchtmgterial zu erwerben. Zur leichteren Abwickelung wird das Ausstellungẽ— comits ein Bureau errichten, welches Ein und Verkäufe vermittelt.

Am Donnerstag ist in Basel die erste Schweizerische Fischer ei⸗Ausstellung in feierlicher Weise eröffnet worden. Bei dem aus diesem Anlasse veranstalteten Bankett war als Vertreter des Bundesraths Ober⸗Forstinspektor Coaz zugegen. Ferner waren ver⸗ treten die Regierungen von Basel⸗Stadt, Basel-Land, Solothurn, Aargau, Zug, sowie das Ministerium von Elsaß⸗Lothringen. Die Ausstellung dauert bis zum 4. Oktober.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 10167, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 4 d M. gestellt 4215, nickt rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 5. d. M. sind gestellt 4057, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 5. September. (Wochenbericht für Stärke, Stärke fgbrikate und Hülsenfrücte von Max Sabers ky) Ia. Kartoffelmehl 254 271 , La. Kartoffelstärke 264 - 277 4, Na. Kartoffelmehl und ⸗Stärke 245 26 M, gelber Syrup 30-31 4, Capillair⸗ Export 3157 32 „, Capillair⸗ Syrup 31— 316 4, Kartoffelzucker gelber 299 306 Æ, do. Capillair 304 - 316 , Rum⸗Couleur 38—- 39 6. Bier ⸗Couleur 37— 38 AÆ. Dextrin, gelb und weiß, Ia. 335 355 A6, do. sekunda 29 33 4, Weizenstaͤrke (kleinst) 46 45 6, Weizenstärke (großst.) 516 23 , Dallesche und Schlesische 518 528 , Reisstaͤrke (Strahlen) 51.— 82 M, do. (Stücken) 50 - bi „, Mais⸗Stärke 34— 36 Æ*, Schabe⸗ stärke 36 - 37 6, Victoria⸗Erbsen 21— 24 M, Kocherbsen 20-23, grüne Erbsen 21—23 4M, Futtererbsen 185 —193 , Leinsaat 27 = 28, Linsen, große 40 —– 4, do. mittel 32 40, do. kleine 26 32 ,

elb. Senf 24 = 32 M, Kümmel 34 - 40 6, Mais soco 17 - 186, Pferde⸗ , 16—17 , Buchweizen 17 20 4, inländische Hh. ohnen 23— 25 „, weiße Flachbohnen 25 —28 „, ungarische Bohnen 22— 24 4, galizische und russische Bohnen 20 22 , Wicken 15 = 17 4, ,, . 23 26M, Leinkuchen 174 1851, Weizenschale 13 1444,

oggenkleie 143 155 , Rapskuchen 14K - 159 M, Mohn, blauer 48-54 MÆ, do. weißer 60— 74 M, Hirse, weiße 2— 25 M Alles per 100 Kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 k.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis zum 25. August er. 16 585 200 66 33 υο ige, 20 754 900 M 40sige, 45 338 100 4B 0υ—,ige und 9672 306 A Hosoige, zusammen 2 3609 hbo0 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 454 100 1 34 oo ige, 14 226 400 66ñ. 40ιὴβÿäge, 17 054 700 ς 44 ο ige und 2978 400 S 5H oί–ige, zusammen 49 695 600 i g Seitens der Grundftückseigenthümer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 1 002 600 M

Der „Köln. Ztg. zufolge gestaltet sich der Ruhrkohlen⸗ markt nach etwas flauerem Jull und August im September wieder fester; die Abschlüsse waren in letzter Zeit groß, die Zechen haben durchweg bis April größtentheils ausverkauft, namentlich an Fettgas⸗ und Gasflammkohlen. Preise unverändert fest, Koks und Kokskohle im Allgemeinen etwas schwächer. .

Das ‚„Gewerbeblatt aus Württemberg“, heraus gegeben von der , Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, hat in Nr. 36 des 43. Jahrgangs vom 6. September 1891 folgenden Inhalt: Die Reinigung der Kanal- und Fabrik abwäsfer. Verfchiedene Mittheilungen. Litergrische Erscheinungen. Aus dem Lesezimmer der Königlichen Centralstelle. 30.

Leipzig, 5. September. (W. T. B.) Kam mzug: Termin“ handel. La Plata. Grundmuster B. per September 3. MS, per Oktober 3, 85 6, per November 382 A, ver Dezember 3, 8a , per Januar z, Sz M, per Februar 3 87 AK, per März 3, S' 6 44, per Aprũ 3,87 , per Mal 3.87 A6, per Juni 3, 874 6 Umsatz 2650 000 kg. Ruhig.

Wien, 5. September. (W. T. B.) Bei der Oesterr eich isch⸗ Ungarsschen Bank ist entdeckt worden, daß 220 gefälschte Pfand⸗ briefeoupong à 20 Gulden an ihren Kassen eingelöst worden sind. Fine Bekanntmachung der Polizei warnt vor dem Ankaufe der sehr . Fal . . . hat 3000 Gulden für die Er⸗

reifung der er ausgesetzt. ; ö ,,, n. B.) Ausweis der Südbahn in der ere n H Rugust bis 2. September 901 824 Fl., Minder einnahme .

Ton don, 4 September. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen

ladung en angeboten. ö 2 , . (W. T. B. Die Getreidezufuhrn be⸗

trugen in der Woche vom 29. August bis 4. Se tember: englischer

. * Orts., englisches Mehl 13 907, fremdes 35 824 Sack und aß. New⸗ Jork, 5. September. (W. T. B.) Die Börse war Anfangs fest und lebhaft und schloß nach günstigem Verlauf zu den höchsten Tagescoursen. Der Umsatz der Aktien betrug 185 909 Stück. Der Silbervorrath wird auf 5 200 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 13 000 Unzen. Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 6096 923 Dollar gegen 8 762 066 Dollar in der Vorwoche; davon für Stoffe 2 361 369 Dollar gegen 2 323 375 Dollar in der Vorwoche.

Submissionen im Auslande.

6. Dänemark. 14. September, 1 Uhr. Maschinenchef für Seeland, Maskin- forvaltningens Gontoir, Bahnhof, Kopenhagen. Lieferung einer ö Steinöl, Rapsöl und Mineralöl. Bedingungen an Ort und elle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) ist die englische ö über Osten de vom 5. d. M. ausgeblieben. Grund: etriebsstörung zwischen Aachen und Rouheide.

Zur Erleichterung für das Publikum bei Verzollung der mit der Post vom Auslande eingehenden zollpflichtigen Packete besteht im Einverständnisse mit der Steuerverwaltung für Berlin die Einrichtung, daß auf Verlangen der Empfänger die zollamtliche a , , n von gewöhnlichen Packeten und von Sendungen im Einzelwerthbetrage bis zu 1000 M durch Ver mittelung von Postbeamten eifolgen kann.

Diese Sendungen werden nach der Verzollung sorgfältig wieder verpackt, amtlich verschlossen und den Empfängern mit der nächsten Packetbestellfahrt zugeführt. .

Für die Bestellung und die Erfüllung der Zollförmlichkeiten Seitens der Post wird für jedes Packet bis zum Gewichte von 5 kg eine Gebühr von 20 3 erhoben; bei schwereren Packeten tritt das tarifmäßige Bestellgeld hinzu. Für die Wiederverpackung der durch die Vermittelung der Post zollamtlich abgefertigten Packete kommt eine Gebühr nur insofern in Ansatz, als dadurch baare Auslagen für neue Verpackungsstoffe entstanden sind.

Von dem Eingange einer zollpflichtigen Postsendung wird der Empfänger bei der Bestellung der zugehörigen Packetadresse in Kennt⸗ niß gesetzt. Wünscht er die zollamtliche Schlußabfertigung durch Vermittelung der Post, so hat er die mit der Packetadresse gleichzeitig zugestellte gedruckte Erklärung zu vollziehen und beide Gegenstände dann dem Briefträger Behufs des weiteren Verfahrens wieder zurück= zugeben, oder sofern es sich um Zollpackete ohne Werthangabe handelt unter Briefumschlag an die betreffende Post⸗ verzollungsstelle zu übersenden, wofür Porto nicht berechnet wird.

Bremen, 5. September. (W. T. B.). Norddeutscher Lloyd. Der Dampfer „Habsburg“ hat gestern Dover passirt. Der Dampfer „Preußen? ist heute von Singapore abgegangen. Der Schnelldampfer Fulda“ ist gestern Nachmittag in Norden⸗ ham eingetroffen. Der Dampfer „Gera“ ist gestern von Vigo, der Dampfer ‚Hohenstaufen“ von Antwerpen abgegangen.

7. September. (W. T. B.) Der Postdampfer Olden⸗ burg“ hat am Bb. September 1 Uhr Nachmittag die Reise von Antwerven nach Southampton fortgesetzt. Der Postdampfer Graf Bismarck ist am 5. September Vormittags in Lisfabon angekommen und hat Nachmittags die Reise nach Brasilien fortgesetzt. Der Postdampfer „Habsburg“, nach Baltimore bestimmt, hat am 5. September 1 Uhr Nachmittags Lizard passirt. Der Reichs ⸗Postdampfer Bayern“, nach Ost ⸗Asien bestimmt, ist am 5. September Vormittags in Pord Said angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Hohenstaufen“, von Australien kommend, ist am 5. September 64 Uhr Abends guf der Weser an⸗ gekommen. Der Reichs Postdampfer . Danzig“ ist am 4. September 8 Uhr Abends mit der für Ost ⸗Asien bestimmten Post von Brindisi nach Port Said abgegangen.

Hamburg, 5. September. (W. T. B) Hamburg- Amerika nische Packetfahrt⸗ Aktien Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer Normannia“ ist, von New⸗Jork kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer . Fürst Bismarck“ ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗ Vork eingetroffen.

Triest, 5. September (W. T. P) Der Lloyd dampfer Thalia“ ist beute Nachmittag hier eingetroffen

London, 7. September. (W. T. B Der Union ⸗Dampfer Dane“ ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen; der Union⸗Dampfer ‚„Tartar“ auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Mufik.

Königliches Opernhaus.

Die Feier von Meyerbeer's hundertstem Geburtstag gestaltete sich am Sonnabend zu einer würdigen und eindrucksvollen. Sie be⸗ gann mit dem Vortrag der in klassischin Formen gehaltenen Duverture zu „Struensee'. Hierauf ging der Vorhang in die Höhe und jeigte die von einem grünen Hain umgebene Büste des Gefeierten. Hof⸗Schauspieler Richard Kahle sprach den von Professor Emil Taubert aus diesem Anlaß gedichteten Prolog, welcher die Bedeutung des Meifters in seiner internationalen, die Kunstanschauungen dreier Völker friedlich vermittelnden Richtung suchte und als das Wesen seiner Kunst, die Pracht des Tons und die Pracht der Schau“ bezeichnete. Es folgte die Äufführung des ersten großen Werks, mit welchem Meyerbeer seinen Ruhm begründete, Robert der Teufel“, der nahezu feinen sechzigsten Geburtstag feiert und nunmehr, nachdem er seit einer Reihe von Jahren nicht mehr gegeben war, neu einstudirt in Scene ging. Die Aufführung zeugte von großem Fleiß in der Einstudirung und zeichnete sich sowohl durch, die im Ganzen hervorragenden Leistungen der mitwirkenden Künstler, wie durch die geschmackvolle Einrichtung und nicht am Wenigsten durch die vortreffliche orchestrale Beglestung unter der Leitung des Kapellmeisters Weingärtner aut. Die Oper ist mehr als die anderen größeren Werke Meverbeer's reich an glücklich erfundenen Melodien, die leicht ins Gehör fallen und sich schnell festsetzen. Dagegen steht sie in Bezug auf dramatische Ent⸗ wickelung und tiefe Innerlichkeit sowohl der Gedanken wie ibres mussikalischen Ausdruckes den anderen, insbesondere dem Propheten“, nach. Wie sehr der Komponist hier auf den äußeren Effekt hin⸗ arbeitete, zeigt sich namentlich in dem dritten Att, insbesondere in der Kirchhoffcene, welche die stärksten Reizmittel für das Empfindungs⸗ vermögen der Zuschauer enthält, dafür aber die Ansprüche der Zuhörer weniger zu befriedigen vermag. Die Oper ent⸗ hält zugleich. und das ist ein Vorzug, eine ganze Reihe größerer mustkalisch bedeutender Partien, welche hohe Anforderungen an bie ausführenden Künstler stellen Die Träger der beiden Hauptrollen,

r. Sylva als Robert und Hr. Mödlinger als Bertram, fi. ihre reichen Mittel mit vollem Erfolge ein, wenn sich auch gegen Schluß eine Abschwächung bemerkbar machte; die bohen Töne bes Hrn. Sylva klangen dann weniger angenehm, während Hrn. Mödlinger's Baß der durchdringenden Kraft verlustig ging. Die Damenrollen waren in den Händen des Frl. Leisinger (Isabelle) und des Frl. Hiedler (Alice). Den ern , An⸗ sprüchen, welche diese Rollen in musikalischer Beziehung an ihre Trägerinnen stellen. wurden Beide vollauf gerecht; Frl. Leisinger sang die. Gnadenarie mit. wohblthuender Wärme und entledigte sich auch im Uebrigen der technischen Schwierig keiten mit dem Geschick, welches man bei einer großen Künstlerin zu erwarten berechtigt ist. Frl. Hiedler's Stimme klang frisch und hatte

Welzen 526, fremder 67 621, englische Gerste 172, fremde 21 o18, eng⸗

deutschen Pomologen⸗Vereing vom Maͤrkischen Obstbau⸗Verein

sfsch Maljgerste 17 540, fremde englischer Hafer 306, fremder

in den hohen Lagen nicht mehr die Schärfe, die ihr früher eigen war; im dritten Akt stand ibre Leistung völlig auf der Höhe der Kunst;