6c) Uhthoff, Dorette, Handarbeits⸗ und Zeichenlehrerin in Schwerin, . ö 65) Urban, Clara, Handarbeitslehrerin in 3 66) von Wedell, Margarete, Lehrerin in Berlin, 675 Wegener, Luise, Handarbeitslehrerin in Berlin, 68) Wegner, Margarete, Lehrerin in Danzig, 69 Wehlitz, Margarete, desgl. in Berlin, 10 Weyer, Hildegard, desgl. in Kiel, A5 Wimmer, Anna, Handarbeitslehrerin in Rathenow, RT von Winterfeld, Katharina, Lehrerin in Berlin, 3) Wolff, El ija beth, Handarbeitz lehrerin in Klötze, Ich Zollfeldt, Hedwig, desgl. in Berlin, 755 Ehbets, Elara, Lehrerin in Tempelhof, 6. 16 Zeitz, Anna, Handarbeits lehrerin in Trutenau bei anzig, 9 Bar tusch, Emilie, Lehrerin in Forst, 718 Ill r Luise, gandarbeitslehrerin in Goldap, 3 riedrichs, An na, desgl. in Kiel, 80) Haagen, Elisabeth, desgl. in Kiel, S81j von Linstow, Viktoria, desgl. in Rendsburg, 8275 von Manikowsky, Clara, Sprachlehrerin in Hersfeld, 83) Müller, Margarete, in Berlin, 8h Natorp, Selinde, Lehrerin in Essen, J S855 Nettbaum, Hermine, Handarbeitslehrerin in Greifswald, . s86) Renner, Ellen, desgl. in Kiel, 87 Strecker, Helene, desgl. in Dirschau, 855 Stephan, Gertrud, desgl. in Iserlohn, S9 von Kulesza, Luise, desgl. in Marggrabowa. Berlin, den 10. September 1891. Der Minister — der geistlichen, Unterrichta⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Im Auftrage: Kügler.
Aichtamtlich es.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. September.
Am Montag, nach Beendigung der Parade des IV. Armee⸗ Corpt, fand im Rathhaussaale zu Erfurt Paradetafel statt, bei welcher Seine Majestät der Kaiser und König folgenden Trinkspruch ausbrachte:
Ich freue Mich, Meine vollste Zufriedenheit mit dem I7. Corps heute nach gelungener Parade aussprechen zu können. Die streitbaren Söhne Thüringens, der Altmark und Sachsens in diesem Orte zu besichtigen, ist Mir eine um so größere Freude, als die ser Boden durch die Ueberlieferungen der Geschichte für unser Vater land besonders wichtig ist. In dlesem Orte hat der korsische Eroberer deutsche Fürsten auf das Schwerste gekränkt und unser niedergeworfenes Vaterland tief gedemüthigt. Damals keimte in der Seele Meines Herrn Urgroßvaters der Gedanke an den Widerstand aufs Aeußerste, der dann zur sühnenden Erhebung des Jahres 1813 heranreifte.
Vor acht Jahren war es Meines Herrn Großvaters Majestät, dessen kriegs gewohnter Blick auf dem Armee ⸗Coips ruhen durfte, welches unter dem Feldmarschall Grafen Blumenthal vor Seiner Majestät sein Manöver ausführte: lauter große, wichtige und erhebende Momente!
Das Corps, welches damals in bewährten Händen lag, hat auch in der jetzigen Zeit seinen Höhepunkt vollkommen innegehalten, und Ich hoffe, daß das Corps in jeder Beziehung, in Krieg und Frieden zu Meiner Zufriedenheit in den Händen von Eurer Excellenz sich be⸗ währen wird als gute, scharfe und schneldige Waffe.
Ich erhebe Mein Glas und trinke auf das Wobl des T. Armee⸗ Corpt und seines Führers: sie leben hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Male hoch!
Das Manöver des ITV. Armee⸗Corps am Dienstag fand bei Tröchtelborn und Zimmern-Supra statt. Seine Majestät der Kaiser und König begab Sich um 6e Uhr Morgens von Erfurt zu Wagen über Binders leben und Alach nach Töttelstedt, woselbst um Sisg Uhr die Pferde besliegen wurden. Nach der Ankunft im Manöverfelde ver⸗ sammelte Seine Majestät die Schiedsrichter für die Manövertage auf der Höhe zwischen Bienstedt und Zimmern⸗Supra um Sich, beobachtete eingehend das Gefecht auf der Fläche des Erfurter Feldes und ließ, als nach einem Entscheidungskampf das Süd⸗ Eorpt in den Besitz der Höhe gelangt war, das Gefecht abbrechen. Seine Majestät hielt bei strömendem diegen eine längere Be⸗ sprechung uber das Gefecht und nahm zum Schluß noch einen Parademarsch ab. Um 26/ Uhr traf Seine Majestät in Be⸗ gleitung des Grafen Waldersee wieder in Erfurt ein.
Abends um 7 Uhr fand im Rathhause das Diner statt, welches Seine Majestät der Kgiser und Ihre Maje⸗ stät die Kaiserin für die Provinz gaben und zu welchem die Spitzen der Behörden geladen waren. Gegen So /g Uhr brachten die Sänger vereine den Majestäten eine Serenade dar. Bald nach 9 Uhr fand der Vorbeimarsch des Fackelzuges sämmtlicher Gewerke. und Korporationen an dem Rathhause statt. Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin traten wiederholt auf den Balkon
inaus und wurden von der zahlreichen Zuschauermenge mit türmischen Jubelrufen begrüßt. Auch auf der Fahrt von dem Rathhause nach dem Regierungsgebäude wurden die Majestäten mit brausendem Jubel empfangen. — .
Im Laufe des gestrigen Tages hatte Ihre Majestät die Kaiserin das Augusta⸗-Vickoriastift, das evangelische und das ktatholische Krankenhaus, die Augustinerkirche, das Martinstift und das evangelische Waisenhaus besucht .
Heute Morgen um 6 Uhr fuhr Seine Majestät der Kaiser mittels Sonderzugs über Gotha nach i men: bei der Abfahrt bildeten die Schulen bis zum Bahnhofe Spalier. Die Ankunft in Mühlhausen erfolgte um Usę Uhr. Hier bestieg Seine Majestät, nachdem Allerhöchstderselbẽ einzelne Mitglieder der am Bahnhofe aufgestellten Kriegervereine mit Ansprachen beehrt hatte, das Pferd, um Sich sofort in das Manöver⸗ gelände zu begeben. Mittags um 1 Uhr beabsichtigte Seine Majestät nach Mühlhausen zurückzukehren und in die festlich geschmückte Stadt Seinen Einzug zu halten.
—
Wir haben von der Ankunft Ihrer Majestäten am en, Abend in Erfurt noch die Ansprache nachzutragen, mit welcher Allerhöchstdieselben beim Einzug in die Stadt von dem Ersten Bürgermeister, jetzigen Ober⸗Bürgermeister Schneider begrüßt wurden:
Allerdurchlauchtigster. Großmächtigster Kaiser. . Grohmãchtige Kaiserin. Eure Kaiserlichen und Königlichen Majestäten wollen bei dem Eintritt in die Mauern Erfurts die ehrfurchtavolle Begrüßung der städtischen Behörden huldreichst entgegennehmen.
In ihrer mehr als tausendiährigen, wechselvollen Geschichte hat unsere Stadt in unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich ge⸗ standen, und mit dem Glanze des Kaiserthums sind stolze Erinne⸗ rungen unlösbar verbunden. Noch sind die Zeiten unvergessen, in denen die mächtigen Hohenstaufen von hier aus die Geschicke Deutschlands bestimmten. Noch heute lebt das Gedächtniß an die wirksame Hülfe, welche Erfurts Bürger Kaiser Rudolph, dem Habeburger, leisten durften, um Recht und Gesetz in den thüringischen Gauen wieder herzustellen. In frischem dankbarlichstem Andenken sflehen die Stunden, während deren wir vor nunmehr acht Jahren den glorreichen Neubegründer des Reichs, des vielgeliebten Kaisers Wilhelm J. Majestät, als Gast unserer Stadt begrüßen durften.
Auch Gurer Majestäten, der Förderung der Wehrmacht gewidmeter Besuch wird einen edeutsamen Markstein in der Geschichte unseres Gemeinwesens bilden. Der brausende Jubel der . wird Euren Majestäten deren herzliche Freude aber Allerhöchstderen Anwesenheit bekunden und die Annalen unserer Stadt werden das Gedächtniß der ihr erwiesenen hohen Ehre künftigen Geschlechtern übermitteln.
Gestaften Eure Majestäͤten, daß ich den uns beseelenden Ge⸗ fühlen ehrerbietigen Dankes, wie den Gesinnungen unwandelbarer Liebe und Treue gegen das erlauchte Herrscherpaar Ausdruck verleihe, indem ich meine Mitbürger auffordere, begeistert mit mir einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und König, und Seine Durchlauchtigfte Gemahlin. Ihre Majestät, unsere Aller⸗ gnädigste Kaiserin und Königin, sie leben hoch!“
Auf der Fahrt nach dem Paradefelde bei Gamstädt am Montag wurden Ihre Majestäten beim Betreten des gothaischen Staatsgebiets, wo eine Ehrenpforte errichtet war, im Auftrage Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗Coburg und Gotha von dem Staatsrath von Wittken durch folgende, von der „Gothaischen Zeitung“ mitgetheilte Ansprache begrüßt: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser! Allergnädigster Kaiser,
König und Herr! .
Allerdurchlauchtigste, Allergnädigfte Kaiserin und Königin!
Von Seiner Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗ Coburg und Gotha, meinem gnädigsten Herrn, beauftragt, Eure Majestäten an der Landetzgrenze zu begrüßen, erfülle ich diesen Höchsten Befehl in tiefster Ehrerbietung freudigen Herzens und gebe zugleich der hohen Freude und Begeisterung Ausdruck, mit welcher die Bewohner des Herzog= thums Gotba Gure Majestäten hier im Herzen von Deutschland willkommen heißen an derselben Stelle, an welcher am 14. Septem- ber 1757 Euer Majestät großer Ahnherr Friedrich II. König von Preußen geweilt hat. .
Genebmigen Eure Majestät die Versicherung, daß die Be⸗ wohner des Herjogthums Gotha, auf das Engste verbunden mit ihrem angestammten Lander herrn unter Höchstseiner weisen, für Dꝛutsch⸗ lands Cinigkeit stets thatkräftigen und hingebungsvollen Führung, alle Zeit treu stehen werden zu Kaiser und Reich.
hrer Majestät der Kaiserin bringe ich einen Gruß aus der Stadt Gotha, wo schon die jugendliche Prinzeß Auguste Viktoria Sich alle Herzen eroberte und deren Bewohner stolz darauf sind, Aller⸗ höchstdieselbe nunmehr an der Seite Ihres Hohen Gemahls als Deutschlands Kaiserin wieder zu sehen.
Eure Majestät erscheinen heute zur Heerschau, umgeben von Allerhöchftihren getreuen Bundesgenosffen und gewähren der be wundernden Welt das weithin leuchtende Bild deutscher Einheit, deutscher Macht und deutscher Stärke und damit die sicherste Bürg⸗ schaft für die Erhaltung des Friedens. Gestatten Eure Maj stãt, daß ich auch Allerhöchftihre verbündeten Hohen deutschen Fuͤrsten ehrerbietigst und unterthänigst begrüße. .
Gott aber wolle Eure Majestät segnen und erhalten zum Heil unseres herrlichen deutschen Vaterlandes!“
Nach einem Telegramm des Kaiserlichen Gouverneurs für Deut sch⸗O sta . ist an der deutsch⸗ostafrikanischen Küste Alles ruhig. ähere Nachrichten aus dem Innern fehlen noch. Die Ankunft des Lieutenants von Tettenborn an der Küste mit dem Rest der Expedition wird erwartet.
Das „Deutsche Kolonialblatt“ theilt im Anschluß an die Meldung von dem Ueberfall der Expedition von Ze⸗ lewski durch die Wahehe aus einem Privatbrief des Lieutenants von Tettenborn vom 29. Juli (Lager am Mjombo⸗Fluß datirt) Folgendes mit;
Die Expedition war am 22. Juni von Kilwa aufgehrochen. Der Uebergang über den Rufidji fand bei Korogero auf sieben Kanoes statt. Von dort fig der Marsch über Rubehobeho, Kisatki, Hongo und Mbamba nach dem Mjombo⸗Fluß, einem Nebenfluß der Mukondokwa, woselbst ein Lager bezogen wurde. Der Wahehe⸗Häuptling Taramatengwe, welcher vor einigen Monaten friedlich's Verhalten versprochen hatte, hatte unter Bruch seines Versprechens in Mbamba 30 Menschen geraubt. Er weigerte sich auf ergangene Aufforderung zu erscheinen. Seine etwa 500 m entfernte Befestigung wurde mit 20 Gra⸗ naten und 850 Maximpatronen beschossen und nach kurzem Kampfe genommen. Die Expedition beabsichtigte, nach Heran— holung der Nachschubkarawane von Kondoa und einem Aufent⸗ halte von etwa sechs Tagen, nach dem südwestlich i Mage zu marschiren und die Wahehe in ihrem eigenen Lande aufzusuchen.
Nachdem im September 1889 eine erste internationale Konferenz für Unfallversicherung der Arbeiter in Paris statt- 66 hat, tritt künftigen Montag auf Anregung
es damals gebildeten Permanenz⸗Comités bezw. der
Schweiz in Bern eine zweite Konferenz für Unfallversicherung zusammen, auf, welcher diesmal auch Deu tschland vertreten sein wird. Die Referate, welche dort über die Erfahrungen der Staaten auf dem Gebiete der Unfallversicherung erstattet werden, sind den Theilnehmern an der Konferenz schon vorher gedruckt zugänglich gemacht worden. Auf diese Weise ist es zu erklären, daß dasjenige Referat, welches der Präsident des Reichs Versicherungsamts Dr. Boediker auf der Konferenz in Bern zu erstatten gedenkt, vorzeitig von hiesigen Blättern in einem Auszuge, der zu . Anlaß geben kann, veröffentlicht worden ist. Wir werden nach Eröffnung der Konferenz und nachdem das Referat über „die Gestaltung der Unfallversicherung in Deutschland/⸗ gehalten sein wird, in der Lage sein, darüber authentisch zu berichten.
Der Kaiserliche Botschafter am Kbniglich gr nischen 3 Staats ⸗Minister ö. von e gr en ge ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über⸗
nommen.
Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗
. Hofe Graf von Lerchenfeld⸗Köfer ing ist nach
erlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
S. M. Kreuzer Bussard“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Gertz, ist am 15. September in Aden eingetroffen und beabsichtigt, am 17. September nach Colombo (Ceylon) wieder in See zu gehen.
Kassel, 14. September. Der Ober⸗Bürgerm eister
hat, e re, „Kass. Tgbl.“ mittheilt, folgende Bekanntmachung veröffentlicht: Für die Stadt Kassel gereicht es mir zur aufrichtigen Freude, mittheilen zu können, daß Seine Maßestät der Kaiser und König mich Allergnädigst zu beauftragen geruht haben, den städtischen Behörden, wie der gesammten Bürger⸗ und Einwohner- schaft für den herzlichen Empfang und die festlichen Veranstaltungen, insbesondere den Schmuck der Häuser und Straßen, den Allerhöchsten Dank kund zu geben. Auch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben dafür in den huldvollften Worten Dank und Anerkennung aus—⸗ zusprechen die Gnade gehabt.
Indem ich mich des Allergnädigsten Auftrags hiermit entledige, bin ich überzeugt, daß Kassels Bürgerschaft mit Stolz die Allerhäöchste Anerkennung vernehmen und dadurch um so mehr beglückt sein wird, als die unvergeßliche Erinnerung an die herrlichen Kaisertage auch nicht durch den geringsten Mißton oder Unfall getrübt wird.
Kassel, den 14. September 1891.
Der Ober⸗Bürgermeister der Residenz. Geheimer Regierungs⸗Rath. Weise.
Bayern.
München, 16. September. Die Delegirten zu den Verhandlungen über den deutsch⸗österreichisch-⸗italien i⸗ schen Handelsvertrag waren gestern der Einladung der bayerischen Regierung zu einer Besichtigung des Königlichen Schlosses in Herrenchiemsee gefolgt. — 26 Nachmittag 2 Uhr werden, wie die „Neuesten Nachrichten“ melden, die Sitzungen der Delegirten fortgesetzt.
Württemberg.
Friedrichshafen, 14. September, Der Zustand Seiner Majestät des Königs ist, wie der „St-⸗A. f. W.“ meldet, auch in letzter Woche im Wesentlichen ein zufriedenstellender geblieben. Die anhaltend günstige Witterung des Frühherbstes ermöglichte längeren Aufenthalt im Freien, was bei andauern⸗ der Ruhe von ersichtlich gutem Einfluß auf die Erholung des Allerhöchsten Kranken ist.
Hessen.
Darm stadt, 15. September. Der Prxinz Christian Victor zu ,,,, ., hat heute Darmstadt wieder verlassen, um der „Darmst. Ztg.“ zufolge zu seinem Regiment in Indien zurückzukehren.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 14. September. Ihre J Hoheiten der Saz og und die Herzogin von Edinburg sind nach der „Cob. Ztg.“ mit dem Prinzen Alfred und den Prinzessinnen Maria und Victoria aus Kassel hierher zurückgekehrt. Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin . . en-⸗Meiningen ist ebenfalls hier wieder ein⸗ getroffen.
Samburg.
Hamburg, 16. September. Der „Presidente
Pinto“ ist dem „W. T. W.“ zufolge heute von hier nach Havre in See gegangen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 16. September. Der Kaiser ist, wie „W. T. B.“ meldet, nach Beendigung der Manöver gestern Abend 38 Uhr nach herzlicher Verabschiedung von der Generalität, den auswärtigen Militär ⸗Attachéß, dem Ober⸗Gespan und den agnaten unter begeisterten Ovationen der Volksmenge von Bistritz nach Temesvar abgereist. Von dort wird sich der Kaiser zur Verabschiedung von der Kaiserin, welche in nächster Zeit in Korfu längeren Aufenthalt zu nehmen gedenkt, nach Miramare begeben.
Dem „Fremdenblatt“ zufolge wird die Regierung die Vorlage, betreffend die Wiener Stadtbahn, nicht, wie ursprünglich geplant war, im Herbst, sondern erst im nächsten Frühjahr dem Parlament zugehen lassen.
m 14. d. M. fand in Prag in der Ausstellung die Erinnerungsfeier an den Besuch des Kaisers Leopold am 14. September 1791 statt. An der Feier betheiligten sich nach der „Wien. Abdpst.“ die landesfürstlichen und die autonomen Behörden sowie eine zahllose Menschenmenge.
Die „Politische Correspondenz“ ist von kompetenter Seite zu der Erklärung ermächtigt, daß die von mehreren Journalen reproduzirte Nachricht eines ungarischen Blattes, ein Soldat des Infanterie-Regiments Nr. 102 habe bei einer Uebung gegen den Hauptmann Uzelac einen scharfen Schuß abgefeuert, sowie alle daran geknüpften Einzelheiten jeder thatsäch lichen Begründung entbehren.
Frankreich.
Zu der durch die Lohengrin⸗Aufführung hervor⸗ gerufenen Stimmung schreibt man der, Köln. Ztg.“ aus Paris, 14. September: Wenn man bisher leider fast immer hatte fest= stellen müssen, daß alle Ausbrüche des Chauvinismus auf die französische Presse oder doch den größten Theil derselben zurück⸗ . werden mußten, so erfordert diesmal die Gerechtigkeit, offen zuzugeben, daß der „Lohengrinschwindel“ gegen den Willen der Presse in Scene gesetzt wird. Einige Blätter scheinen neuerdings schwankend zu werden, die überwiegende Mehrzahl aber betheiligt sich nicht nur nicht an den Hetzereien sondern tritt ihnen fogar in der entschiedensten Weise entgegen. Sehr bezeichnend ist
es, daß, während die Lohengrinfeinde fortwährend den Namen Rußlands im Runde führen, um die Seffentlichteit für ihre Zwecke einzunehmen, von der gegnerischen Partei grade in den geplanten enden Kundgebungen eine Gefahr für den neuen Zweibund gesehen wird. So schreiht der Eeclair“: J
Die Unruhen, die man für die erste Aufführung von Lohengrin vorausfagt, werden im Auslande den denkbar schlechtesten Eindruck machen und ganz besonders in Rußland. Vom Gesichtspunkte der Kunst betrachtet find sie eine Albernheit und von dem der Politik eine ungeheuere Ungeschicklichkeit. Das ist kein Patriotismus, sondern Fhauvinismus und zwar von der allerdümmsten Art. Einige Kund-⸗ gebungen von der angekändigten Art würden genügen, um das fran— zöfifchzrusstsche Bündniß aller Vortheile verlustig zu machen, die uns feit Kronstadt erwachsen sind. Das Schlimmste, wa . reich widerfahren könnte, wäre, wenn man ju der Ueberzeu⸗ gung säme, daß es sich vor der Straße fürchtet und fähig ist, vor den Drohungen einiger Schreihälse zu kapituliren. In St. Peters⸗ Burg ist man der Ansicht, daß die Regierung und nicht die Straße regieren muß. Wenn Laur und sein Gefolge es dahin brächten, unfere ruffischen Freunde zu überzeugen, daß gerade das Gegentheil in Frankreich der Fall ist, so würden wir ih h die Sympathien und das Vertrauen verlieren, das wir Rußland verstanden haben. Man bat kein Vertrauen zu den Nationen, die wie eine Wetterfahne jedem Umschwung der öffent⸗ lichen Meinung folgen; man verbündet sich nicht mit einer Regie rung, die nicht dem Drug des Pöbels zu widerstehen vermag. Wenn man sich aber vor der lächerlichen Minderheit beugen wollte, die heute Wagner auspfeifen will, würde man dann nicht mit noch viel größerer Wahrscheinlichkeit dem Willen der Menge im Augenblick einer aus⸗ wärtigen Krisis nachgeben? ; ö
Die „France“ hat unter ihren Lesern ein Plebiscit über die Frage veranstaltet, ob „Lohengrin“ aufgeführt werden solle oder nicht. Von den eingegangenen Briefen erklären sich 25 für und 74 Proz. gegen die Aufführung.
Italien.
Rom, 16. September. Der Kardinal Rotelli, welcher eben erst aus ,, hierher zurückgekehrt war, ist laut n, des W. T. B.“ in vergangener Nacht am Typhus gestorben.
einzuflöõßen
Niederlande.
Haag, 15. September. Die Generalstaaten sind heute von der Königin-Regentin mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher es dem „W. T. B.“ zufolge heißt: Die allgemeine Lage sei eine befriedigende, und die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten seien die freundschaftlichsten. Das Landheer wie die Marine erfüllten ihre Aufgaben in rühm⸗ . Weise zumal in Atchin, wo die Blokade der Küsten außerordentliche Anstrengungen verlange. Was die Finanzen betreffe, so würden di? genehmigten Aufwendungen stärkere Ansprüche an die Steuerkraft des Landes n , machen. Der Ausfall der letzten Wahlen habe bewiesen, daß es er⸗ forderlich sei, die als nothwendig erkannten Reformen in der Gesetzgebung und Verwaltung des Staats in geregelter Weise und ohne jeden Aufschub zu ver⸗ wirklichen. Dem in Vorbereitung begriffenen Gesetzentwurf über das Wahlrecht werde sich eine Revision der Provinzial⸗ und Kommunalgesetze anzuschließen haben. Ein Gesetzentwurf, betreffend die Verbesserung des Steuersystems, werde dem⸗ nächst den Kammern vorgelegt werden; in Vorbereitung sei eine Vorlage über die Reorganisation der Armee, welche, ohne zu große persönliche und finanzielle Opfer zu erheischen, dennoch die nationale Vertheidigung sicherstellen werde. Inzwischen würde es indeß nöthig werden, die nationale Miliz zur Verstärkung des Heeresbestandes zeitweise heranzuziehen. Auch betreffs der Marine seien Reformen beabsichtigt, ebenso eine Regelung der Administrativ⸗Justiz. Ferner werde ein Gesetzentwurf über den obligatorischen Schulunterricht vorgelegt werden. Nach Maßgabe der fortschreitenden Voruntersuchung über die Arbeitsverhaͤltnisse würden Gesetzentwürfe im Interesse der Sicherheit der Arbeiter und der Sicherung ihrer Zukunft in Vorschlag gebracht werden. Die Thronrede schließt mit der Erklärung, daß bie Regierung bemüht sei, die Verhältnisse in Ostindien durch Vornahme von Kulturarbeiten auf breitester Basis sowie durch Veseitigung alles dessen zu heben, was die Steigerung des Wohlstandes der Bevölkerung sowie der Kon⸗ solidation der Finanzen etwa hindern könnte. .
Türkei.
Konst antinopel, 15. September. Die „Agence de Constantinople“ ist von befugter Seite ermächtigt, die in englischen Blättern verbreitete Darstellung, wonach der Sturz des früheren Großveziers Kiamil Paschag auf, dessen England freundliche Gesinnung zurück⸗ zuführen sei, sowie die Meldung, daß die von dem englischen Botschafter White erbetene Audienz beim Sultan einen Aufschub erfahren habe, für vo llstän dig unbegründet zu erklären. Ebenso unbegründet seien die daran geknüpften Deutungen. Was die Audienz des englischen Botschafters betreffe, so habe eine solche weder in Frage gestanden, noch sei deswegen eine Spannung eingetreten. . Nach einem Telegramm des französischen Konsuls in Smyrng an den Minister des Auswärtigen Ribot hat die englische Flottenabtheilung die Gewässer von Mytilene wieder verlassen, wo sie fich lediglich zur Ab⸗ haltung von Manövern aufgehalten .
Ueber die gestern erwahnte Besetzung der Insel Sigri
theilt die „Agence de Constantinople“ neuerdings .
zur Richtigstellung mit: Am 13. d. M. Nachmittags erhielten die hiefigen Botschafter Rußlands, und Frank⸗ reichs? Depeschen aus Mytilene, in welchen mit⸗ Cg l wurde, daß eine Abtheilung des englischen
eschwaderz in der Frühe die kleine Insel Sigri besetzte, Truppen und Kanonen landete und im Begriffe sei, Sigri durch Legung von Torpedos zu befestigen. Im Kaiserlichen Palais und bei der Pforte lief die gleiche . ein. Der Minister des Auswärtigen Said Pascha ersuchte den englischen Botschaft er White telegraphisch um Auf⸗ llärung. Dieser entsandte den Dragoman der englischen Bot⸗ chaft Sandisson zu Said Pascha, um demselben mitzutheilen, aß ihm (White) von dem Vorfall nichts bekannt sei. , licherweise halte der Chef des englischen Geschwaders zeitweilig 8 . in der Nähe von Sigri ab und habe die Uebungen vielleicht durch eine Landung auf einem unbewohnten Eiland erweitert oder den Truppen sei die Landung zu ihrer Erholung gestattet worden. Bei der Legung von Torpedos, wenn solche überhaupt stattgefunden habe, habe es sich gewiß nur um blinde Torpedos gehandelt. Das Gleiche erklärte White seinen diplomatischen Kollegen. Seitdem ist die Meldung ein⸗ hangen, daß das englische Panzer-Geschwader die gelandete
annschaft und das Material wieder an Bord genommen hat und abgedampft istj
Amerika.
Canada. Dem „Reuter ' schen Bureau“ zufolge beschloß die Regierung, dem Parlament eine Adresse an die Königin zur Annahme zu unterbreiten, in welcher für Can ada und alle anderen englischen Kolonien die Freiheit erbeten wird, die Zolltarife nach Bedarf zu erniedrigen oder zu erhöhen und zu diesem Zweck die Kündigung der . begünstigungsklausel in den Handelsverträgen ge—⸗ fordert wird.
Asien.
China. Wie der „Times“ aus Shanghai vom 15.
d. M. gemeldet wird, hat die dortige Zollbehörde eine große Menge Waffen und Munition, welche für eine geheime Gesellschaft in Tschin⸗Kiang bestimmt waren, mit Be⸗ schlag 261 t. Verschiedene Ausländer sollen kompromittirt sein. Dasselbe Blatt erfährt aus Singapore, daß in Ytschan g nur das britische Konsulat und das Zollgebäude, welche sich in Häusern von Eingeborenen befinden, verschont blieben. Während saͤmmtliche Gebäude der Europäer zerstört wurden, blieben die den Chinesen gehörigen Häuser unberührt. Die Be⸗ hörden konnten nur mit Mühe die französischen Nonnen schützen. Als Ursache des Aufruhrs ist anscheinend die Ueber⸗ führung eines Kindes in das Kloster anzusehen. Die Zoll⸗ beamten bildeten eine militärische Schutz wache. Die Unruhen scheinen beigelegt zu sein. Eine in Paris eingetroffene Meldung aus Shanghai bestätigt die Nachricht, daß die Vertreter der . in Folge der in Ytsch ang statt⸗ . Ruhestörungen und nachdem sie festgestellt hatten, aß die von der chinesischen Regierung ergriffenen Maßregeln unzureichend seien, ihren Regierungen darüber Bericht
er statteten.
Indien. Kalkutta, 13. September. Die indische Regierung ist, wie die „Times“ erfährt, endlich zu einer Entscheidung über Manipur gelangt. Ein Seitenverwandter des letzten Maharajahs ist für den Thron erwählt worden, bekommt aber nur den Titel Rajah. Dieser ist ein Urenkel des Rajahs Nar Singh. Da er aber erst fünf Jahre ist, so bildet seine Minorennität eine lange Zeit, während welcher ein britischer Beamter den Staat verwalten wird. Ein Tribut wird gefordert werden, sodaß es unmöglich hält, zu sagen, der Staat sei unabhängig, Der neue Rajah von Manipur heißt Chura Chand. Er soll mit elf Kanonenschüssen begrüßt werden. Der Titel wird erblich sein und das Amt auf seine direkten Nachkommen übergehen, vorausgesetzt, daß jeder die britische Regierung anerkennt.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
In Bezug auf §. 3 Ziffer 1 des Reichs⸗Anfechtungsgesetzes vom 21. Juli 1879: „Anfechtbar sind Rechtshandlungen, welche der Schuldner in der dem anderen Theile bekannten Absicht, seine Gläubiger zu benachtheiligen, vorgenommen hat“ — hat das Reichs⸗ gericht, VI. Civilsenat, durch Urtheil vom 25. Juni 1891, in Ueber⸗ einstimmung mit der Rechtsprechung des II. Civilsenats, ausgesprochen, daß diese Bestimmung einen Betrug, eine auf Verkürzung seiner Gläubiger gerichtete Ab sicht des Schuldners und ein Mit wissen des Betruges auf Seiten des Begünstigten, mithin eine unerlaubte Handlung voraussetzt.
Kunft und Wissenschaft.
Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin hat unlängst den Versuch gemacht, durch Ausschreibung regelmäßig wiederkehrender sogenannter Monatskonkurrenzen auf die weitere Hebung des Berliner Kunstgewerbes einzuwirken. Da dieser Versuch über Erwarten gelungen ist und eine Reihe von vortrefflichen Entwürfen für verschiedene Fächer hervorgerufen hat, so wird der Verein auch während der bevorstehenden Winter⸗ Sitzungsperiode derartige Wetthewer bungen aus⸗ schreiben. Die Entwürfe, welche in den Vereinsversammlungen öffentlich ausgestellt werden, sollen einerseits jungen tüchtigen Künstlern Gelegenheit geben, sich bekannt zu machen, andererseits den Fabrikanten die Möglichkeit bieten, sich neue originelle Muster zu verschaffen, bezw. mit geeigneten Zeichnern und Modelleuren Verbindungen an⸗ zuknüpfen. Um auch das größere Publikum dabei zu interessiren, sollen vorzugsweise Entwürfe für solche Gegenstände ausgeschrieben werden, welche dem bürgerlichen häuslichen Komfort dienen.
Verkehr s⸗Anstalten.
Die Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Köln (rechtsrh.) macht Namens aller betheiligten Verwaltungen bekannt, daß die Aus⸗ nahmetarife, welche für die Beförderung von Eisen erz, abge= röstetem Schwefelkies. Kupfererzabbränden, Braunstein und Eisenschlacken im Verkehr zwischen Stationen der Preußischen und Oldenburgischen Staatseisenbahnen, der Dortmund⸗Gronau⸗ Enscheder, Eisern⸗ Siegener und Dherhessischen Eisenbahn einerseits und Stationen der Bayerischen, Belgischen, Nieder⸗ ländischen und Sächsischen Staatsbahnen, der Großen Belgischen Centralbahn, der Brölthaler, Kronberger, Georgs Marien Hütten⸗, Halberstadt ⸗ Blankenburger, Hasseĩt - Maeseycker, Hohenebra⸗ Ebeleber, Holländischen, Kerkerbach⸗, Nordbrabant⸗ Deutschen, Osterwieck Wasserlebener, Rhene⸗Diemelthal⸗, Warstein⸗ Lippstadter und Werra⸗Eisenbahn andererseits, sowie im Rheinischen Nachbarverkehr zwischen Station Georgs ⸗Marien⸗ Hütte und den deutschen Stationen der Holländischen, Nieder⸗ ländischen Staats⸗ und Nordbrabant⸗Deutschen Eisenbahn untereinander bestehen, vom 1. November d. J. ab nur noch Anwendung finden bei Berechnung der Fracht nach dem Ladegewicht der gestellten Wagen. Diese Bestimmung bezweckt die bessere Ausnutzung des an den Wagen vermerkten Ladegewichts. Es wird aber die Fracht für das wirklich verladene Gewicht, mindestens aber für 10 0900 Kg für den Wagen nach den Bestimmungen und zu den Sätzen des Spenaltarifs III. erhoben, sofern diese sich niedriger stellt. — Von demselben Tage ab gelten die im , und rheinisch ⸗westfälisch⸗nieder⸗ ländischen Verkehr bestehenden Gisenerz Ausnahmetarife für Sendungen von mindestens 50 t bereits bei Aufgabe von 45 t und diejenigen für Sendungen von mindestens 100t 6 bei Anlieferung von 90 t.
Bremen, 15. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer Havel Y ist heute Vormittag, von New Jork kommend, in Southampton, der Dampfer Straß⸗ burg vor 4 5 in Montevideo angekommen. Der Dampfer Frankfurt ist am 10. September von Buenos ⸗Aires ab⸗ gefahren. Der Dampfer Oldenburg“ ist gestern von Genua nach Australien weitergefahren. Der Dampfer Kronprinz Friedrich Wilbelm“‘ hat gestern Las Palmas Passirt. Der Dampfer Weimar“ ist heute, von Baltimore kommend, in Bremerhaven eingetroffen. Der Dampfer Braunschweig“ ist gestern von Adelaide abgegangen. Der Schnelldampfer Saale“ ist gestern Vormittag in New - York angekommen.
— 16. September. . T. B.) Der Schnelldampfer Havel“ hat am 15. September Vormittags die Reise von Southampten nach Bremen fortgesetzt und überbringt 125 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer Ohio“ hat am 165. September Vor⸗
mittags die Reise von Antwerpen nach Corunna und der Post⸗ dampfer Leipzig? am 15. September Vormittags die Reise von Antwerpen nach Oporto fortgesetzt.
Theater und Musik.
Lessing⸗Theater.
Der Fall Elsmenceau— jenes Schauspiel von A. Dum ag und Armand d'Artois, in welchem die Verfasser, wenn sie auch die Verworfenbeit zeichnen, sie doch nicht verherrlichen, sondern das Sittengesetz siegreich erscheinen und eine untreue Frau von der Hand des Gatten sterben lassen, — dies Schauspiel, welches bei seinem ersten Erscheinen eine gewisse Aufregung bervorrief, ging gestern neu ein⸗ studirt und mit theilweise neuer r eng in Scene, ohne daß die Zuschauer von den Vorgängen auf der Bühne besonders tief ergriffen schienen. Die starken Wirkungen, welche das Schauspiel hervorruft, sind epyhemerer Natur; mit dem Schicsal der Heldin des Stückes wird Niemand tiefes Mitgefühl haben können, und die That ihres Gatten, des Bildbauers Clémenceau, ist zwar nicht unwahrscheinlich in ihren Motiven, aber unwahrscheinlich durch die Art, wie sie äußerlich zu Stande kommt.
Die Darstellung war gestern nach der Neueinstudirung eine im Ensemble erfreuliche, aber in den Einzelleistungen nicht gleichwerthige. Die weibliche Hauptrolle gab, wie früher schon, Fr. Lilli Petri, welche durch ihre poetische Erschelnung und die Anmuth ihres Spiels große Wirkungen hervorruft, aber vergeblich nach den ergreifenden Tönen des Herjens ringt, welche die bestrickende Er⸗ scheinung zu einer kunstvollendeten Bühnengestalt erheben würden. Frl. Marie Meyer gab die abenteuernde Gräfin Dobronowska mit unanfechtbarer Naturtreue und mit einem Anflug ursprünglichen Humors, durch welchen sie nicht ohne Erfolg für die herzlose Mutter um Sympathien wirbt. Pierre Clémenceau wurde von Hrn. Prechtler recht geschickt dargestellt; in den ersten Scenen erschien er allerdings zuweilen zu weichherzig, fast unmännlich; besser gelangen die Momente leidenschaftlicher Erregung; jedenfall? sprach der Darsteller mit rühmlicher Deutlichkeit und traf den Ton echten. Beglültseins und wahren seelischen Leidens . glücklich. Die Mutter Clsmenceau's wurde von
r. von Pöllni z mit der an dieser Schauspielerin ge⸗ wohnten feinsinnigen Charakteristik und mit künstlerischem Ebenmaß durchgeführt, Pierre's Freund Constantin fand in Hrn. Theodor Brandt einen der Aufgabe durchaus gewachsenen Vertreter. Frl. Böhnke (Georgette) ist wohl noch erste Anfängerin, sprach ihre Rolle aber mit richtiger Betonung des Wesentlichen.
In der Vorstellung der Oper, Mignon am Freitag im König⸗ lichen Opernhause sind die Damen Rothauser und Dietrich, die Hrrn. Philipp, Oberhauser, Lieban und Krafa beschäftigt. — In der Vorstellung „Der Trompeter von Säkkingen! am Sonnabend treten die Damen Hiedler und Lammert, die Hrrn. Oberhauser, Mödlinger und Krolop auf.
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold wohnte der gestrigen Aufführung des Schauspiels „Ein Tropfen Gift“ im Berliner Theater bei. — Ernst von Wildenbruch hat seine nene Bearbeitung von ‚Väter und Söhnen“ den Mitgliedern des Berliner Theaters vorgelesen. Das Werk soll am 23. September zum Körner tage zum ersten Mal in Scene gehen.
In Victorien Sardou'g „Georgette im Residen;⸗Theater wird außer den schon erwähnten neuen Kräften auch der größte Theil des alten Personals beschäͤftigt sein, und zwar Emanuel Reicher, der den Clavel spielt, Helene Schüle in der Rolle der Diana, Sophie Berg als Mrs. Burton, Emil Lessing als Dr. Genrin und Josef Jarno als Gontran.
Am morgigen Eröffnungsabend im Concerthause werden neben den Duverturen zu Oberon“, ‚Tannhäuser ,. Mignon. u. s. w. einige Neuigkeiten, wie ein Walzer von Waldteufel, eine Balletmusik von . und einige Märsche von Hrn. Meyder, zur Auffüh⸗ rung kommen. Auch mehrere der neu gewonnenen Solisten werden sich morgen vorftellen, so die Harfenistin Fr. Margaretha Winzer mit dem Sylphentanz von Godefroid, der Cellist Hr. Albert Smit mit einem Solo von Servais und der Pistonist Or. Oskar Böhme mit einer Phantasie von Hartmann.
Die Einnahmen des Richard Wagner-Theatzers während der diesjährigen Bayreuther Festspiele beliefen sich, wie der N. Pr. Ztg.“ gemeldet wird, auf 800 000 , also auf 40 000 4 für die Vorstellung. k.
Nach einem Telegramm der Köln. Ztg.“ aus Paris ist auf den Anschlagfäulen die erste Aufführung von Lohengrin“ für heute (Mittwoch), die zweite für Freitag angezeigt.
Mannigfaltiges.
Die neuen Wasserwerke Berlins am Müggelsee, mit deren Bau im Juni 1890 begonnen wurde, werden, wie der Tägl. R. berichtet wird, in ihrer Hauptanlage Anfang des Jahres 18935 beendet sein. Das Gesammtgebiet, das zur Aufnahme der Wasserwerk. bestimmt ist, jählt 31!᷑ ha Land. Vorläufeig ist die neue Anlage auf eine Wasserleistung von 84 Millionen Liter berechnet — gegen 60 illionen Liter der Stralauer und S4 Millionen Liter der Tegeler Werke — doch ist nach Durchführung des Gesammtbaues der Friedrichshagener Wasserwerke eine Wasserlieferung von 168 Millionen Liter möglich, eine Menge, die genügen würde, um Berlin noch bei einer Einwohnerzahl von 27 Millionen zu versorgen. Die Entnahmequelle dieser ungeheuren Wassermenge bildet der Müggelsee, der bei 4 km Länge und 23 km Breite rund 40 Millionen Kubikmeter Wasser enthält, aus welchem in jeder Sekunde 10001 in die Saugkammern treten, um von dort auf die ausge⸗ dehnten Filter befördert zu werden; durch eine starke Schicht von Sand und Kies sickert das Wasser nach unten hin und kommt au einem Sammel kanal zu den Druckpu mpen, die es bis zur Station Lichtenberg heben, wobei eine Steigung von etwa 40 m stattfindet. Die Hauptrohre gehen unter ihn fn un' einer moordurchzogenen breiten Strecke westlich von Kaulsdorf und Über Friedrichsfelde zu dem erwähnten Hochbehälter bei Lichtenberg.
Die Garde⸗Infanterie ist gestern Abend und in der letzten Nacht mittels Gisenbahntransports auf dem Pots damer Bahnhof wieder bier eingetroffen. Morgen erfolgt die Entlafsung der Reserven. Die Garde Kavarlerie kehrt in etwa acht Tagen aus den Manöver gelãnden zurück.
Das neue Goßner⸗Missionshaus in der Handjerystraße zu rieden au, welches schon seit einigen Tagen vom Prof. Plath, dem rediger Kausch und zwölf Misstonszöglingen bewohnt ist, erhielt
e ch den General⸗Superintendenten D. Braun seine feier ⸗ Das von Baumeister Heinel errichtete Gebäude ist dreistäckig, hat elf Fenster Front und bjetet Raum zur Aufnahme von vierundiwanzig Zöglingen. Im Erdgeschoß liegen die Wirthschaftsräume, sowie der Buchhandelladen der Goßnermifsion. Im ersten Stock befinden sich die würdig ausgestattete Kapelle fowie die Wohnung des Yrofefsors Plath. Der zweite Stock enthält die Unterrichts und Bibliotheksräume, sowie die Amts- wohnung des P. Kausch, und im dritten Stock endlich sind die Wohn⸗ und Schlafräume der Zöglinge sowie einige Fremdenzimmer für sich hier vorübergehend aufhaltende Missionare untergebracht. Aus Anlaß 23 6 prangt das Haus in reichstem Schmuck von Laubgewinden un nen.
Der in Potsdam lebende Schriftsteller Hr. Gerhard von Amyntor hatte nach einem Besuche des Oberlin⸗Hauses in Now awes bei Potsdam in der Tägl. R. die Leiden der unglück lichen Bewohner dieses Hauses geschildert und zur Milderung ihrer
ute dur liche Weihe.
Leiden zur Spendung von Beiträgen an die wohlthätige, aber wenig